Landschaftssensibles Bauen im Naturpark am Beispiel der

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Universität für Bodenkultur Wien
Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und
Naturschutzplanung
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
am Beispiel der Einfamilienhausbebauung
Masterarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
Diplomingenieurin (Dipl.Ing.in).
Eingereicht von
Carina Krausler Bakk. techn.
Betreuerin:
Univ. Prof. Dr. agr. habil. Dr. rer. silv. Dipl.-Ing. Ulrike Pröbstl-Haider
Wien, März 2016
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Eidesstattliche Erklärung
Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst,
andere als die angegebenen Quellen nicht genutzt und die den Quellen wörtlich oder
inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher
in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen
Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Ort, Datum
Unterschrift
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
I.
Carina Krausler
Abstract
Keywords: tourism, architecture, destination choice
The local landscape is of high relevance for the destination choice in central Europe. The
landscape character is influenced by the geological formation, the land use and in many
cases also by the construction of private houses. Their integration into the landscape, the
use of local material and the traditional construction of the private houses characterizes the
village. This unique character could be used for marketing purposes, however many tourism
destinations in Austria are not aware of the high relevance of private buildings for the
overall landscape character and destination choice. In several rural destinations a high
amount of new modern buildings with a more or less unspecific generic style is about to
change the landscape character. The presented case study analyses the situation in the
Nature Park Pöllauer Valley in the south-eastern part of the Austrian Alps by asking tourists
and potential tourists about their perception and their preferences. In an online survey the
respondents had to evaluate different types of private buildings and to decide whether
these are likely to support or to disturb the character of the destination. The findings
underline the importance of the landscape for the destination choice and the relevance of
housing exterior.
Schlagwörter: Einfamilienhausbau, Bebauungsrichtlinien, Tourismus, Architektur
Der Einfamilienhausbau hat einen großen Einfluss auf das Landschaftsbild. Er prägt dieses
genauso wie Wiesen, Felder und Wälder. Der Tourismus im Naturpark Pöllauer Tal lebt von
seiner einzigartigen Landschaft. Sie ist gemeinsam mit dem Ortsbild für den Tourismus von
großer Bedeutung, da diese die Urlaubsortwahl beeinflussen. Durch unpassende
Baugrundstücke, Bebauungstypen und unüberlegte Auswahl von Fassadenfarben könnte es
zu Störungen im Landschaftsbild kommen. Weiterhin könnten regional untypische Hausstile
übernommen werden. Austauschbare moderne Baustile und Bauelemente könnten sich
negativ auf die örtliche Baukultur und das Erlebnis für die Erholungssuchenden auswirken.
Diese Arbeit beschäftigt sich damit, welche Gestaltungsgrundsätze es beim Bauen von
Einfamilienhäusern gibt und wie der Tourismus beeinflusst wird. Der zweite Teil der Arbeit
besteht aus der Auswertung einer Befragung. Teilnehmer waren Personen, die an einem
Seite I
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Besuch des Naturparks Pöllauer Tal interessiert sind bzw. bereits dort waren. Es zeigt sich,
dass das Landschaftsbild ein zentraler Grund für die Urlaubsortwahl ist. Verschiedene
Elemente von Einfamilienhäusern schneiden unterschiedlich gut ab, z.B. ist das Satteldach
die bevorzugte Dachart, auf eine symmetrische Fensteranordnung wird viel Wert gelegt und
Häuser mit einer weißen Fassadenfarbe kommen besser als die mit einer anderen bei den
Befragten an.
Seite II
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
II.
Carina Krausler
Danksagung
Als erstes möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mir das Studium ohne Sorgen
erst ermöglicht und mich immer unterstützt haben.
Danke an meine Betreuerin, Frau Univ. Prof. Dr. agr. habil. Dr. rer. silv. Dipl.-Ing. Ulrike
Pröbstl-Haider für die Betreuung meiner Arbeit. Weiters möchte ich mich bei Frau Dipl.-Ing.
Dr.nat.techn. Lydia Matiasch für die Hilfe bei der statistischen Auswertung bedanken. Ein
großer Dank gilt auch Frau MA Melanie Ollinger vom Zentralen Informatikdienst der
Universität für Bodenkultur für die rasche technische Umsetzung meines Fragebogens und
den unzähligen Änderungen.
Danke an alle meine Studienkolleginnen und -kollegen, die mich im Laufe des Studiums
begleitet haben und zu Freunden wurden. Im Speziellen an Ines Haider, für die langen
Gespräche über unsere Masterarbeiten, sowie das Korrekturlesen.
Ein Dank auch an alle meine Freunde für das Verständnis, dass sie in stressigen Prüfungsund Abgabedeadline-Zeiten kaum etwas von mir hatten.
Und zum Schluss noch ein Danke an meinen Freund, der mich immer wieder motiviert hat
fertig zu schreiben und mich wieder aufgebaut hat, wenn es nicht so funktioniert hat, wie ich
wollte.
Seite III
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Inhaltsverzeichnis
I.
Abstract ............................................................................................................................... I
II.
Danksagung ....................................................................................................................... III
Inhaltsverzeichnis......................................................................................................................IV
1
Einleitung............................................................................................................................ 1
2
Stand des Wissens.............................................................................................................. 3
2.1
Beispielgebiet Naturpark Pöllauer Tal ......................................................................... 3
2.1.1
Naturpark ............................................................................................................. 4
2.1.2
Der Naturpark Pöllauer Tal................................................................................... 4
2.1.3
Auswahl des Naturparks Pöllauer Tal als Beispielgebiet...................................... 5
2.2
Gesetzliche Grundlagen............................................................................................... 6
2.2.1
Flächenwidmungsplan.......................................................................................... 6
2.2.2
Bebauungsplan ..................................................................................................... 7
2.2.3
Steiermärkisches Ortsbildgesetz .......................................................................... 8
2.3
Baukulturgeschichte im Untersuchungsraum ............................................................. 9
2.4
Traditionelle Haustypen im Beispielgebiet................................................................ 12
2.4.1
Oststeirischer Riegelhof ..................................................................................... 14
2.4.2
Dreiseithof .......................................................................................................... 14
2.4.3
Vierseithof .......................................................................................................... 15
2.4.4
Oststeirisches Berglandhaus .............................................................................. 15
2.5
Gestaltungsgrundsätze im Einfamilienhausbau ........................................................ 16
2.5.1
Bauplatz.............................................................................................................. 16
2.5.2
Materialwahl ...................................................................................................... 17
2.5.3
Fassadenfarbe .................................................................................................... 18
2.5.4
Dachgestaltung................................................................................................... 19
2.6
Ortsbild ...................................................................................................................... 22
2.7
Tourismus .................................................................................................................. 24
Seite IV
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2.7.1
Landschaft als Tourismusfaktor ......................................................................... 24
2.7.2
Architektur als Tourismusfaktor......................................................................... 25
2.7.3
Architekturtourismus ......................................................................................... 29
2.7.4
Tourismus und Architektur................................................................................. 30
2.7.5
Tourismusarchitektur ......................................................................................... 31
2.7.6
Beispiele traditioneller Gebäudenutzung im Tourismus ................................... 34
2.8
Moderne Architektur................................................................................................. 37
2.8.1
Architekturkritik ................................................................................................. 38
3
Hypothesen ...................................................................................................................... 40
4
Methode........................................................................................................................... 41
5
4.1
Literaturrecherche..................................................................................................... 41
4.2
Fragebogen ................................................................................................................ 41
4.2.1
Erstellung des Fragebogens................................................................................ 42
4.2.2
Fotos für den Fragebogen .................................................................................. 43
4.2.3
Zielgruppe........................................................................................................... 44
4.2.4
Technische Umsetzung des Fragebogens .......................................................... 45
4.2.5
Auswertung der Daten ....................................................................................... 45
Ergebnisse ........................................................................................................................ 47
5.1
Demografische Verteilung der Testpersonen............................................................ 47
5.2
Fragengruppe 1.......................................................................................................... 50
5.3
Fragegruppe 2............................................................................................................ 55
5.4
Fragegruppe 3 & 4 - Auswertung der Häuserfotos ................................................... 63
5.4.1
Haus 1................................................................................................................. 64
5.4.2
Haus 2................................................................................................................. 66
5.4.3
Haus 3................................................................................................................. 69
5.4.4
Haus 4................................................................................................................. 71
Seite V
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
5.4.5
Haus 5................................................................................................................. 73
5.4.6
Haus 6................................................................................................................. 75
5.4.7
Haus 7................................................................................................................. 78
5.4.8
Haus 8................................................................................................................. 81
5.4.9
Haus 9................................................................................................................. 83
Fragegruppe 5 ...................................................................................................................... 86
6
Diskussion......................................................................................................................... 91
6.1.1
Übersicht der Gestaltungselemente der einzelnen Häuser ............................... 91
6.1.2
Übersicht der Häuserbenotung nach Mittelwerten gereiht .............................. 97
6.2
Diskussion der Hypothesen und Teilhypothesen ...................................................... 99
6.2.1
Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Bauwerke ................................ 99
6.2.2
Der Einfluss der Baukultur auf den Tourismus................................................. 100
6.2.3
Das Landschaftsbild.......................................................................................... 101
6.2.4
Ortsbild............................................................................................................. 101
6.2.5
Grelle Gebäudefarben...................................................................................... 102
6.3
Diskussion der Forschungsfragen ............................................................................ 103
7
Zusammenfassung.......................................................................................................... 105
8
Quellenverzeichnis ............................................................................................................VI
9
8.1
Abbildungsnachweis ................................................................................................... XI
8.2
Diagrammverzeichnis ............................................................................................... XIII
8.3
Tabellenverzeichnis ..................................................................................................XIV
Anhang..............................................................................................................................XV
Seite VI
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
1 Einleitung
Der Einfamilienhausbau hat einen Einfluss auf das Landschaftsbild. Er prägt dieses genauso
wie Wiesen, Felder und Wälder. Wie wichtig ist dieser, gerade in einem Naturpark wie dem
Pöllauer Tal? Wie wichtig ist das Landschaftsbild sowie das Ortsbild für den Tourismus?
Können
sie
die
Urlaubsortwahl
beeinflussen?
Durch
eventuell
ungeeignete
Bebauungsgrundstücke, unterschiedliche Architektursprachen und unüberlegte Auswahl von
Fassadenfarben könnte es möglicherweise zu Beeinträchtigungen im Landschaftsbild
kommen. Es wäre möglich, dass sich austauschbare moderne Baustile und Bauelemente
negativ auf die örtliche Baukultur und das Erlebnis für die Erholungssuchenden auswirken
könnten. Es werden stetig neue Gebäude in die Landschaft eingefügt, dabei gibt es
unterschiedliche Möglichkeiten, nach welchen Grundsätzen Gebäude errichtet werden
können. Im Folgenden werden einige kurz beschrieben.
Die ‚Lederhosen Architektur‘ beschreibt Gebäude, die nach außen hin dekorative Elemente
regionaler Baukultur übernommen haben, aber welche in Proportion und Funktion nicht mit
alten Traditionen übereinstimmen. Als Beispiel hierzu anzuführen wären Hotels, die alten
Bauernhöfen nachempfunden sind, diese allerdings in Größe um einiges übersteigen und
damit unproportional wirken (HAYASHI-REIMERS 2013: S.44). Die ‚Gewachsene Architektur‘
bezieht sich auf Bauten, die ein Gesamtkonzept besitzen. Bei ihnen wird auf die Topografie
und die ortsgegebenen Bedingungen Rücksicht genommen. Meistens entstehen diese
Gebäude aus dem notwendigen Bedarf an mehr Fläche. Aus ihnen entwickelten sich die
traditionellen Haustypen. Dem gegenüber steht das ‚Bauen ohne regionalen Bezug‘. Hier
werden ortsfremde Baustile übernommen, welche sich deutlich von den Regionstypischen
abheben. Hier finden sich sowohl moderne Gebäude als auch andere kopierte Baustile, die
absolut nicht in die Region passen. Oft sind es markante Gebäude in Einzelstellung wie
Kirchen oder Museen, die einen besonderen Stellenwert haben. Aber eine Vielzahl an
Einfamilienhäusern nach Vorbild mediterraner Villen neben Fachwerkhäusern und
würfelförmigen Bauten mit Flachdach führen zu einem Formenmischmasch und zu einem
großen
Durcheinander
im
Ortsbild
(HAYASHI-REIMERS
2013:
S.45).
Unter
der
‚Rekonstruktion‘ versteht man die originalgetreue Nachbildung von zerstörten Häusern oder
den Nachbau von historischen Gebäuden. Nach alten Vorbildern werden möglichst genaue
Kopien mit Hilfe regionaler Ressourcen erstellt (HAYASHI-REIMERS 2013: S.46). Eine gute
Seite 1
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Möglichkeit für landschaftssensibles Bauen ist die ‚Neuinterpretation regionaler Bauten‘.
Traditionelle Baukultur wird hier mit modernen Techniken kombiniert und weiterentwickelt.
Tradition bedeutet nicht das bedingungslose Übernehmen von althergebrachten Werten,
sondern die ständige Weiterentwicklung von altem Wissen. Es wird nichts kopiert, sondern
es wird in Abstimmung mit dem Bauplatz und dessen Topografie etwas Neues gebaut. Der
Vorteil hierbei ist, dass sich ein regionstypischer Baustil (weiter-) entwickeln kann. Dieser ist
nicht ‚Rückständig‘ und ‚Unlebbar‘ wie traditionelle Baukultur oft bezeichnet wird, sondern
wird durch neue Bautechniken aufgewertet. Nur die positiven und brauchbaren Dinge
werden aus der Tradition übernommen und durch neue stimmige ergänzt. Dadurch entsteht
ein nachhaltiger Baustil, der durch ständige Weiterentwicklung immer aktuell bleibt, und mit
den regionstypischen Bauwerken ein stimmiges Ortsbild ergibt (HAYASHI-REIMERS 2013:
S.46ff).
Diese Gestaltungsgrundsätze zeigen, dass es mannigfaltige Möglichkeiten in der
Einfamilienhauserrichtung gibt. Diese beeinflussen das Landschaftsbild. Es stellt sich die
Frage, ob es eine Neigung zu immer ähnlicheren Bauwerken, die nicht abhängig von einer
Region sind, gibt. Wie könnte dieser Tendenz zur Uniformierung von Baukultur entgegen
gewirkt werden? Hat diese einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Urlaubsregion von
Touristinnen und Touristen? Es lässt sich eine Vielzahl von Gästebefragungen finden,
allerdings setzt sich kaum eine von denen damit auseinander wie sich Architektur auf Gäste
auswirkt und wie diese wahrgenommen wird (PLA’TOU 2007: S.195). Was in der Baukultur
von Einfamilienhäusern wird von Besucherinnen und Besuchern als störend empfunden?
Oder haben die Bauwerke in der Landschaft keinen Einfluss auf Touristinnen und Touristen?
Was wünschen sie sich von der Bautätigkeit im Tourismusgebiet? Wie wirken sich das
Landschaftsbild und das Ortsbild auf den Tourismus aus? Durch Befragungen soll versucht
werden einen Einblick in die Materie zu erhalten. Diese Arbeit soll sich damit befassen, ob
dies gerade im Hinblick auf ein Tourismusgebiet, welches sich in einem Naturpark befindet,
toleriert werden kann. Wie nehmen Touristinnen und Touristen Architektur wahr? Ist sie
ihnen wichtig? Oder hat die Ausgestaltung von Wohnhäusern im Tourismusgebiet keinen
Einfluss auf den Tourismus? Es soll versucht werden, Antworten auf diese Fragen zu
erlangen.
Seite 2
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2 Stand des Wissens
In diesem Kapitel wird der theoretische Rahmen dieser Arbeit anhand einer
Literaturrecherche dargestellt. Das Beispielgebiet Naturpark Pöllauer Tal wird vorgestellt
sowie die gesetzlichen Grundlagen des Hausbauens in der Steiermark kurz angerissen.
Danach wird auf die Baukulturgeschichte und Gestaltungsmaßnahmen bei Häusern
eingegangen. Zum Schluss wird die Rolle der Architektur im Tourismus thematisiert.
2.1 Beispielgebiet Naturpark Pöllauer Tal
Der Naturpark Pöllauer Tal befindet sich in der österreichischen Oststeiermark, im Bezirk
Hartberg-Fürstenfeld (siehe Abbildung 1). Das Tal, durch das die Safen fließt, ist einige
Kilometer von der Bezirkshauptstadt Hartberg entfernt. Es besteht aus der Marktgemeinde
Pöllau, welche seit dem Jahr 2015 mit den Gemeinden Rabenwald, Saifen-Boden, Schönegg
bei Pöllau und Sonnhofen zusammengelegt ist, und Pöllauberg. Durch das Pöllauer Tal führt
keine der bedeutenden Hauptverkehrsstraßen, auch an den Zugverkehr ist es nicht
angeschlossen. Die nächste Autobahnabfahrt ist die Anschlussstelle Hartberg der
Südautobahn. Im Naturpark sind 8.313 Menschen mit Hauptwohnsitz gemeldet (Pöllau
6.090, Pöllauberg 2.223 Einwohner). Das Naturparkgebiet setzt sich aus Pöllau mit 88,87 km²
und Pöllauberg mit 33,80 km² zusammen (BEZIRK HARTBERG-FÜRSTENFELD 2015, a&b,
o.S.).
Abb. 1: Verortung Pöllau (Hofinger o.J.)
Seite 3
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2.1.1 Naturpark
Ein Naturpark wird vom jeweiligen Bundesland genehmigt. In diesem Fall ist es gesetzlich im
Steiermärkischen Naturschutzgesetz verankert (STEIERMÄRKISCHES NATURSCHUTZGESETZ
1976: o.S.). In ihm lebt und wirtschaftet die ortsansässige Bevölkerung. Es darf wie in jeder
anderen Gemeinde, welche sich nicht in einem Naturpark befindet, auf ausgewiesenen
Bauplätzen
gebaut
werden.
Meist
wird
der
Naturpark
als
Natur-
oder
Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und wegen seiner besonderen Kulturlandschaft für
touristische Zwecke beworben und genutzt. Der Naturpark hat die vier Kernaufgaben
Naturschutz, Erholung, Bildung und Regionalentwicklung. Beim Schutz der Natur gilt der
Leitsatz „Schützen durch Nützen“, daher werden die landwirtschaftlichen Flächen nachhaltig
bewirtschaftet (TOURISMUSVERBAND NATURPARK PÖLLAUER TAL 2015: o.S.). Somit wird
das ökologische Gleichgewicht der Natur bewahrt, bei gleichzeitigem Nutzen dieser durch
den Menschen. Damit wird nicht nur die ökologische Funktionsfähigkeit gesichert, sondern
es wird auf eine nachhaltige Lebenssituation der ansässigen Bevölkerung geachtet. Durch die
Stärkung der Regionalwirtschaft, vor allem im Bereich der Vermarktung regionaler Produkte
wird
die
Regionalentwicklung
durch
die
regionale
Wertschöpfung
gefestigt.
Erholungssuchende - sowohl Gäste als auch Einheimische - sollen durch Ruhe, Aktivität
und/oder Bildungsangebote auf ihre Kosten kommen. Die Bildung im Bereich des
Naturschutzes ist ein wichtiger Eckpfeiler des Naturparks, es soll Wissen weitervermittelt
werden (STEIERMÄRKISCHES NATURSCHUTZGESETZ 1976: o.S.).
2.1.2 Der Naturpark Pöllauer Tal
„Wo Menschen Hirschbirnen lieben“ ist der Leitsatz des Naturparks Pöllauer Tal. Er gibt den
Hinweis auf die Streuobstwiesen, welche für das Landschaftsbild des Naturparks prägend
sind. 1983 wurde der Region des Pöllauer Tals der Titel ‚Naturpark‘ vom Land Steiermark
verliehen. Zur Stärkung der Regionalwirtschaft wird die Pöllauer Hirschbirne als regionales
Produkt stark vermarktet. Sie bildet auch die Grundlage der Genussregion Pöllauer
Hirschbirne. Es gibt vielfältige kulturelle Veranstaltungen im Naturpark Pöllauer Tal
(TOURISMUSVERBAND NATURPARK PÖLLAUER TAL 2015: o.S.).
Seite 4
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2.1.3 Auswahl des Naturparks Pöllauer Tal als Beispielgebiet
Die Auswahl des Beispielgebietes fiel auf den Naturpark Pöllauer Tal wegen seiner
einzigartigen Kulturlandschaft und seiner Tourismusnutzung. Die Tradition und die
Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild maßgeblich. Durch den Leitsatz „Schützen
durch Nützen“ wird sehr viel Wert auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft
gelegt (TOURISMUSVERBAND NATURPARK PÖLLAUER TAL 2015: o.S.). Die regionale
Wertschöpfung soll gesichert und eine nachhaltige Lebenssituation der Bevölkerung muss
gewährleistet werden. Interessant hierzu ist, dass es keine einheitlichen Regeln für eine
nachhaltige Bebauung gibt. Es gibt keinen typischen Baustil für diese Region, den man als
Vorbild nehmen könnte. Es existieren viele verschiedene Bauformen von Einfamilienhäusern
nebeneinander. In dieser Arbeit soll durch eine Befragung herausgefunden werden, ob diese
Vielzahl an unterschiedlichen Bauformen einen Einfluss auf Touristinnen und Touristen hat
und, ob diese sich durch eine nachhaltige Baukultur angesprochen fühlen würden. Es wäre
auch denkbar, dass diese Form der Baukultur künftig als Werbe- und Imageträger für den
Naturpark Pöllauer Tal dienen könnte.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2.2 Gesetzliche Grundlagen
In diesem Kapitel werden die gesetzlichen Grundlagen des Bauens für das Bundesland
Steiermark näher betrachtet, da alle Bauvorhaben im Beispielgebiet diesen unterliegen.
Grundsätzlich wird zwischen Überörtlicher und Örtlicher Raumplanung unterschieden. Die
Überörtliche Raumplanung wird direkt vom Land Steiermark übernommen. Die Planung
bezieht sich auf das gesamte Bundesland oder einen bestimmten Teilbereich, es werden
Leitziele und Sachinhalte festgelegt, an die sich die örtliche Stadt- und Raumplanung halten
muss. Zu den Instrumenten der Überörtlichen Raumplanung, die für das Beispielgebiet
wichtig
sind,
zählen
das
Landesentwicklungsprogramm,
Steiermärkische
diverse
Raumordnungsgesetz,
Sachprogramme
und
das
das
Regionale
Entwicklungsprogramm für die Planungsregion Hartberg. Die Örtliche Raumplanung wird von
der
Gemeinde
übernommen.
Hierzu
zählen
Örtliches
Entwicklungskonzept,
Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan (LAND STEIERMARK – AMT DER STEIRISCHEN
LANDESREGIERUNG 2015 a: o.S.). Die beiden Letzteren sind für Bauherrinnen und Bauherren
von besonderer Bedeutung, da sie wichtige Angaben enthalten, welche direkt für deren
Parzelle gelten. In den folgenden Unterkapiteln werden nur die wichtigsten Instrumente kurz
vorgestellt.
2.2.1 Flächenwidmungsplan
Der Flächenwidmungsplan unterliegt der Örtlichen Raumplanung, er wird von der Gemeinde
erstellt und darf den vorangegangen Planungsinstrumenten nicht wiedersprechen. Er
besteht aus einem Plan, der dazugehörigen schriftlichen Erläuterung und einem
Erläuterungsbericht. Auf diesem Plan muss das gesamte Gemeindegebiet dargestellt sein
und er muss dieses räumlich in die Nutzungsarten Bauland, Verkehrsflächen und Freiland
gliedern
(STEIERMÄRKISCHES
RAUMORDNUNGSGESETZ
2010:
§25-39).
Ein
vorausschauendes Planen ist notwendig, um mögliche, in Zukunft auftretende Konflikte
zwischen den Nutzungsarten, zu vermeiden. Dies geschieht durch eine entsprechende
Gliederung und Abstufung der Nutzungsarten. Zu einer vorausschauenden Planung zählt der
Gemeinde Chancen für ihre Entwicklung offen zu halten (WEBER 2006: S.89f). Betreffen
Flächen rechtswirksame Überörtliche Planungen, Gebiete für die durch Bundes- oder
Landesgesetze Nutzungsbeschränkungen bestehen und Gebiete, die durch Hochwasser,
Seite 6
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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hohen Grundwasserstand, Vermurung, Steinschlag, Erdrutsch oder Lawinen und dergleichen
gefährdet sind, so müssen diese ersichtlich gemacht werden. Der Flächenwidmungsplan ist
parzellenscharf, das bedeutet, dass für jede einzelne Parzelle deren Nutzung genau
festgelegt ist. Ein Einfamilienhaus darf nur – bis auf wenige Ausnahmen – auf einer als
Bauland ausgewiesenen Fläche errichtet werden. Hierfür gibt es mehrere definierte
Baugebietsklassen, welche definierte mindest- und höchstzulässige Bebauungsdichten
haben. Auch kann eine maximalzulässige Höhe des Gebäudes festgelegt werden
(STEIERMÄRKISCHES RAUMORDNUNGSGESETZ 2010: §25-39). An diese Bestimmungen muss
sich die Bauherrin bzw. der Bauherr halten da sie auf der betreffenden Parzelle gültig sind.
2.2.2 Bebauungsplan
Der Bebauungsplan besteht aus einem Plan, einem Verordnungstext und einem
Erläuterungsbericht.
Der
Mindestinhalt
des
Bebauungsplanes
besteht
aus
den
Ersichtlichmachungen und Festlegungen. Zu Ersterem gehören Inhalte aus den
vorangegangenen Planungsinstrumenten (zum Beispiel Flächenwidmungsplan, räumliches
Leitbild etc.), der Übernahme der Bebauungsdichten aus dem Flächenwidmungsplan und
den Grundstücksgrenzen (WEBER 2006: S.119f). Zu den Festlegungen gehören die
Abgrenzung des Geltungsbereiches, genauere Angaben zu den Verkehrs- und Freiflächen, die
Art der Bebauungsweise (offene, gekuppelte, geschlossene Bebauung), Maximalhöhen der
Gebäude, Mindestabstand zu öffentlichen Verkehrsflächen und die bauliche Ausnutzbarkeit
der
Bebauungsfläche (Bebauungsgrad, Bebauungsdichte). Darüber
hinaus können
zusätzliche Bestimmungen festgelegt werden. Die Nutzung der Gebäude, Detailangaben zu
Gebäudehöhen (Mindest- und Maximalhöhen), die Stellung der Gebäude auf der Parzelle
inklusive nicht bebaubarer Flächen (mittels Baugrenzlinien, Baufluchtlinien, Firstrichtungen,
Gebäudetiefen etc.) kann fixiert werden. Auch können im Bebauungsplan zur Ausgestaltung
der Gebäude die Proportionen der Baukörper, Dachformen, Materialien, Farben,
Oberflächenbehandlungen etc. festgehalten werden. Zum Außenbereich der Häuser lassen
sich Angaben, wie zum Beispiel über Geländegestaltung, Einfriedungen, Pflanzgebote finden
(STEIERMÄRKISCHES RAUMORDNUNGSGESETZ 2010: §40-41). Der Bebauungsplan ist in
Österreich nicht verpflichtend zu erstellen. Die Bauherrin bzw. der Bauherr müssen diese
Seite 7
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
festgelegten Vorschriften befolgen. Die Naturparkgemeinden Pöllau und Pöllauberg haben
keinen Bebauungsplan für das gesamte Bebauungsgebiet erlassen.
2.2.3 Steiermärkisches Ortsbildgesetz
Das steiermärkische Ortsbildgesetz wurde 1977 erlassen. Es ist die rechtliche Grundlage zum
Schutz ganzer Ortsbilder oder deren Teilbereiche. Die Landesregierung legt die Schutzzonen
für die Gemeinde fest. Die Gemeinde hat dann die Aufgabe, ein Ortsbildkonzept zu
entwickeln. Darin sollen Maßnahmen festgehalten werden, die zur Erhaltung oder
Verbesserung der Zonen dienen. Auch kann bestimmt werden, welche Bereiche nicht
verbaut werden sollen. Charakteristische Baumerkmale wie Gebäudehöhe, Dachform, Neigung und –Deckung, Fassadengestaltungen (inklusive Fenster, Türen etc.), Balkone und
Erker etc. können fixiert werden (STEIERMÄRKISCHES ORTSBILDGESETZ 1977: o.S.). Es
können ganze Gebäude geschützt werden. Das Ortsbildkonzept muss mit dem Örtlichen
Entwicklungskonzept und dem Flächenwidmungsplan abgestimmt werden. Hilfestellung und
Beratung erhält die Gemeinde durch Ortsbildsachverständige. Diese werden vom Land in
eine Liste eingetragen und können aus dieser von der Gemeinde gewählt werden. Die
Ortsbildkommission wird vom Amt der steirischen Landesregierung eingerichtet. Sie erstellt
Gutachten, gibt Vorschläge und Empfehlungen an die Gemeinden bezüglich des
Ortsbildschutzes ab.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
2.3 Baukulturgeschichte im Untersuchungsraum
Um zu verstehen, warum in der heutigen Zeit so gebaut wird, ist es notwendig, sich etwas
mit der Baukulturgeschichte auseinanderzusetzen. Die ersten belegbaren Besiedelungen in
der Steiermark fanden ca. 4.000 v. Chr. statt (KRASSER und URTHALER 2003: S.8). Im Pöllauer
Tal wurde durch den Fund eines Steinbeils die Besiedelung in der Steinzeit belegt
(PURKARTHOFER o.J.: S.58). Die sesshafte Bevölkerung bewirtschaftete und formte dadurch
das Land. Das Gebiet des Naturparks Pöllauer Tal wurde in erster Linie landwirtschaftlich
geprägt. Bauern und Bäuerinnen haben das heutige Gebiet mit regelmäßigem Feldbau,
Viehzucht und durch ihre Sesshaftigkeit gestaltet. Die Errichtung von Gebäuden war in erster
Linie abhängig von wirtschaftlichen Überlegungen und der Notwendigkeit des Neubaus. Der
Neubau fand erst nach eingehenden Überlegungen statt. Bis zur Jahrhundertwende wurden
Bauwerke
zweckmäßig
und
rational
errichtet,
Grundrisse
waren
von
der
Bewirtschaftungsform abhängig und wurden oftmals von bereits bestehenden Gebäuden im
Ort übernommen. Für die Region typisch waren rechteckige Gebäudeformen und ein
Geschoß. In der Steiermark betrug das Verhältnis des Baukörpers von Länge zu Breite
üblicherweise zwei zu eins (MISSONI 1989: S.44.). Das Dach war meist als steiles,
symmetrisches
Satteldach
ausgebildet.
Der
Dachgiebel
wurde
parallel
zu
den
Höhenschichtlinien gebaut. Das Deckmaterial des Daches bestand anfangs aus Stroh, danach
kamen Dachschindeln aus Holz und später aus Ziegel hinzu (KRASSER und URTHALER 2003:
S.46).
Beim Bauen war man auf lokale Rohstoffe angewiesen. Unter anderem entstanden dadurch
die für eine Region traditionellen Häusertypen (WALDMANN 1996: S.17). Landwirtinnen und
Landwirte verwendeten Materialien, die sie selbst auf ihrem Grund besaßen. Die Situierung
von Häusern wurde von natürlichen und geologischen Gegebenheiten und von der
Wirtschaftsweise bestimmt. Durch die landwirtschaftliche Tätigkeit des größten Teils der
Bevölkerung
ergaben
sich
die
Streusiedlungen
bzw.
Einzelhofsiedlungen
im
Untersuchungsgebiet. Um die wirtschaftlichere Nähe zu den eigenen Feldern zu haben,
verteilten sich einzelne Hofgruppen oder wenige Häuser in der Region. Der Großteil der
Bevölkerung in handwerklichen Berufen siedelte sich in zentralen Orten an. So entstanden
die Ortskerne, meist in unmittelbarer Umgebung zu einer Kirche. Im Freiland waren die
Topografie und das Klima ausschlaggebend für die Gebäudesituierung. Höhenunterschiede
im Gelände – wie sie im Pöllauer Tal auf dem Großteil der Bauplätze vorkommen – wurden
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
bei der Planung des Baukörpers bewusst berücksichtigt und genutzt. Es wurde mit dem
Gelände gebaut, große Erdumschichtungen waren damals mit einem hohen Aufwand
verbunden. Das Gebäude wurde dem Gelände angepasst. Es wurde versucht, die
topografischen Gegebenheiten gut auszunützen, um alltägliche Arbeiten zu erleichtern.
Meist situierte man Gebäude parallel zum Hang und nicht auf Kuppen oder Kämmen, was
zum Schutz des Gebäudes vor Wind und Wetter beitrug. Bevorzugt wurden Südhanglagen,
um eine vermehrte Sonneneinstrahlung zu nutzen. Oft wurde auch ein ‚Hausbaum‘ vor das
Haus gepflanzt. Dieser erfüllt mehrere Funktionen: Im Sommer wird das Haus beschattet
und somit wird es vor einer zu starken Erwärmung geschützt. Im Winter kommt genügend
Sonnenlicht zum Haus um es zu wärmen. Außerdem gliedert sich das Gebäude durch den
Baum optisch in die Landschaft ein (KRASSER und URTHALER 2003: S.93). Er hilft beim
Einschätzen von Höhen und setzt das Bauwerk damit in ein maßstäbliches Verhältnis zur
Umgebung. Um- bzw. Zubauten fanden früher nur unter einer wirklichen Notwendigkeit
statt. Meist aufgrund einer Anpassung auf eine Änderung der Familienverhältnisse oder
einer neuen Bewirtschaftungsweise. Die Auswahl an Material richtete sich rein auf das was
lokal verfügbar war. Zubauten waren meist eine Verlängerung des Hauses, erst wenn dies
nicht mehr möglich war, wurde Hangabwärts ein zweites Gebäude parallel zum ersten
errichtet. Meistens wurden diese beiden Trakte durch eine Scheune verbunden und somit
eine Hofsituation erzeugt (MAYER 1993: S.22f).
In den Aufbaujahren nach den Weltkriegen wurde wo es sich rentierte, zuerst beschädigte
Häuser renoviert und wenn nötig wurden Zu- und Umbauten vorgenommen. Junge Ehepaare
wollten ihr eigenes Zuhause und nicht mehr bei den Eltern leben. Auch für den Nachwuchs
sollte es genügend Platz geben und man wollte nicht wie früher oft üblich, dass die gesamte
Familie in einem Zimmer schläft (MAYER 1993: S.158). Die ländliche Bevölkerung, die zum
Großteil aus Landwirtinnen und Landwirten bestand, wollte am Fortschritt teilhaben und das
bedeutete für diese, sich am Städtischen zu orientieren. Die Stadt wurde zum Vorbild, es
entstand ein neuer Lebensstil. Das Haus wurde zum Aushängeschild der neuen
Lebenshaltung (MAYER 1993: S.159).
Bis zum Ende der 1950er Jahre war das Bauen sehr stark an die örtlichen Handwerker und an
die regionalen Rohstoffe gebunden. Man hat sich stark an den jeweils regionalen
Bautraditionen orientiert. In den 1960er und 1970er Jahren wollte jedes Ehepaar sein
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eigenes – neues – Haus bauen, sofern es finanziell möglich war (MAYER 1993: S.159). Es
wurde großzügig gebaut, auch wenn dies bedeutete, dass man etliche Zimmer oder den
zweiten Stock aus ökonomischen Gründen nicht sofort und manchmal auch nie ausbauen
konnte. In der von landwirtschaftlichen Tätigkeiten dominierten Gegend und den
dazugehörigen Haustypen, gab es kaum Vorbilder für diese neu geplanten Häuser. Daher
wandte man sich eher städtischen Haustypen zu oder errichtete Häuser mit quadratischem
Grundriss und einem Steildach, ähnlich denen, die in der Zwischenkriegszeit beworben
wurden. Es wurden zweigeschossige Bauten errichtet, welche die bis dahin üblicherweise
einstöckigen Häuser ablösten. Mehrgeschossig zu bauen war notwendig, um den
gesteigerten Platzbedarf bewerkstelligen zu können, ohne viel Baugrund zu verbrauchen. Oft
wurde mit billigen Rohstoffen gebaut, wurden die Gebäude falsch proportioniert, und
ortsunübliche Dachformen übernommen (MAYER 1993: S.161f). Es waren dank neuer
technischer Innovationen und dem Wandel in Konstruktionsverfahren in den 1960er Jahren
neue Bauformen möglich (WALDMANN 1996: S.3). Im Trend lagen große Fenster, weil diese
durch neue Produktionsverfahren möglich und leistbar wurden. Beliebt waren große
Balkone, auch wenn diese, nachdem das Haus auch einen Garten mit Terrasse hatte, kaum
genutzt wurden. Durch den größeren Platzbedarf der Bewohner stieg auch der
Flächenverbrauch der Landschaft an (MAYER 1993: S.163).
Anfang des Einundzwanzigsten Jahrhunderts existiert kein für die Region typischer Baustil,
da das Pöllauer Tal zwei verschiedene Siedlungsräume umfasst. Alte (Bauern-) Hausformen
lassen sich nicht eins zu eins übernehmen, da die Bedürfnisse der heutigen Bauherrinnen
und Bauherren dies nicht ermöglichen. Es gibt eine Vielzahl von diversen Möglichkeiten für
Grundrisse, Dachtypen, Dachfarben, Fassadenfarben, Fenster, Erker etc. aus der es zu
wählen gilt (WALDMANN 1996: S. 4). Das ergibt mannigfaltige Kombinationsmöglichkeiten
bei der Planung eines neuen Gebäudes. Es stellt sich bei vielen momentan, im
Einundzwanzigsten Jahrhundert, gebauten Einfamilienhäusern die Frage, ob diese in das
Landschaftsbild der Region passen. Nach Mayer werden „die überwiegende Anzahl der
Häuser […] weiterhin ohne die Hilfe eines Architekten gebaut […]“ (MAYER 1993: S.168).
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2.4 Traditionelle Haustypen im Beispielgebiet
Das Pöllauer Tal umfasst zwei verschiedene Siedlungsräume. So sind die Ausläufer des
alpinen Raums durch zweigeschossige Häuser – mit meist dem Obergeschoss aus Holz –
geprägt, die anderen Bereiche am Talboden und Eingang des Tales von meist
eingeschossigen Vierseithöfen. Es kommen allerdings auch Riegelhöfe und Dreiseithöfe vor.
Die Abbildung 2 stellt die typischen Hauslandschaften der Steiermark in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts dar. Hier werden die unterschiedlichen Gebäudetypen skizziert. Für das
Beispielgebiet interessant sind die eingekreisten Objekte.
Abb. 2: Hauslandschaften der Steiermark (Verein für Heimatschutz in Steiermark 1949)
Für die 1949 gültigen Bezirkshauptmannschaften Weiz und Hartberg ist folgendes für die
berücksichtigungswerten Bauformen der Hauslandschaft zusammengefasst: „Drei- und
Vierseithöfe, oststeirisches Berglandhaus, Stein- und Holzbau, eingeschossig, Satteldach mit
Schopf, Dachneigung um die 45 Grad, Stroh-, Bretter- und Schindeldächer, Holzbau mit
vorspringendem abgewalmtem Dach und Gangl an der Giebelseite“ (VEREIN FÜR
HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK 1949: S.15).
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Der Verein für Heimatschutz in der Steiermark schlägt 1949 für die Neugestaltung von
ländlichen Bauten einige Bautypen vor. Wie in Abbildung 3 zu sehen, ist das für die
Südoststeiermark ein eingeschossiges Gebäude mit einem 45 Grad geneigtem Satteldach.
Durch die Dachneigung kann das Dachgeschoß ausgebaut werden. Die Fassade ist mit einer
kompletten Holzverkleidung oder Blockholz angedacht. Auf der Giebelseite des Hauses war
angedacht, dass das Dach so weit vorgezogen wird, sodass es mit einem Balkon abschließt
(VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK 1949: S.15).
Abb. 3: Beispiele für die Neugestaltung ländlicher Bauten 1949 (Verein für Heimatschutz in Steiermark 1949)
Die in den folgenden Unterkapiteln vorgestellten Gebäudetypen kommen unter anderem im
Beispielgebiet vor.
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2.4.1 Oststeirischer Riegelhof
Der Oststeirische Riegelhof (Abbildung 4) entstand oftmals erst durch einen Zubau, der
parallel zum ersten Gebäude hangabwärts errichtet worden ist. Das Wohngebäude hat einen
rechteckigen Grundriss. Die Längsseite des Hauses steht üblicherweise horizontal zum Hang.
Unterhalb des Wohngebäudes wird parallel dazu ein zweites Gebäude – meistens ein
Wirtschaftsgebäude – errichtet (MISSONI 1989: S.43).
Abb. 4: Oststeirischer Riegelhof (Missoni 1989)
2.4.2 Dreiseithof
Der Dreiseithof kommt in der Oststeiermark häufig vor. Er besteht aus zwei parallelen
Gebäuden, die durch ein querstehendes Gebäude an einer Seite verbunden sind. Daraus
ergibt sich eine Hofsituation, die auf einer Seite offen ist. In der Regel wurde das erste
Gebäude parallel zum Hang erbaut, später folgte aus Bedarf parallel ein Zweites in ähnlicher
Form zum Ersten. Verbunden wurden diese beiden oft durch einen Schuppen. Abbildung 5
zeigt einen sanierten Dreiseithof, bei dem auch der Verbindungstrakt ausgebaut ist (VEREIN
FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK 1949: S.12).
Abb. 5: Dreiseithof (Angebotsgruppe Landlust o.J.)
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2.4.3 Vierseithof
Der Vierseithof ist in der Oststeiermark ebenfalls weit verbreitet. Der vorherrschende Typ in
der Hartberger Gegend ist an allen Seiten geschlossen und weist an der Vorderseite des
Hofes zwei schmale Giebel auf, wie man gut in der Abbildung 6 erkennen kann (VEREIN FÜR
HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK 1949: S.12). Die Firsthöhe des Satteldaches ist meistens
durchgehend auf derselben Höhe. Die traditionelle Dacheindeckung erfolgte üblicherweise
mit Stroh oder Biberschwanzziegeln. Eine andere Vierseithofform, die auch Einfluss auf das
Beispielgebiet hat, ist die hauptsächlich im Burgenland vorkommende Form mit
ziegelgedecktem Dach und säulentragenden Laubengang an der hofseitigen Wohnhausfront
(KRASSER & URTHALER 2003: S.38).
Abb. 6: Oststeirischer Vierseithof (Verein für Heimatschutz in Steiermark 1949)
2.4.4 Oststeirisches Berglandhaus
Das Oststeirische Berglandhaus ist traditionell in Stein- und Holzbauweise erbaut worden.
Der Grundriss ist rechteckig mit einem Verhältnis von Länge zu Breite von zwei zu eins wobei
die Lange Seite parallel zum Hang errichtet wurde (MISSONI 1989: S.44). Das eingeschossige
Gebäude hat ein Satteldach mit einer Dachneigung um 45 Grad. Die Dacheindeckung war
üblicherweise aus Stroh, Brettern oder Schindeln (VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN
STEIERMARK 1949: S.15).
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2.5 Gestaltungsgrundsätze im Einfamilienhausbau
Der sensible Umgang mit dem Bauplatz, die Materialienauswahl beim Bau, die Wahl der
Fassadenfarbe und die Dachgestaltung sind wichtige Punkte bei der Planung eines Neubaus.
In den folgenden Kapiteln werden Gestaltungsgrundsätze des nachhaltigen Hausbauens
erläutert.
2.5.1 Bauplatz
„In der Regel ist das Bauwerk dem Gelände anzupassen und nicht das Gelände dem
Bauwerk“ (MISSONI 1989: S.35).
Dieses Zitat zeigt ganz deutlich, dass die Topografie des Bauplatzes wichtig ist und diese
nicht unüberlegt geändert werden sollte. Bei der Auswahl des Bauplatzes wäre es
vorteilhaft,
wenn
folgende
Grundsätze
nach
Missoni
eingehalten
werden:
landschaftscharakterlich wertvolle Flächen wie exponierte Lagen an „Kuppen und Graten,
Waldränder und Gewässerufer, freie Wiesen und Felder sollen grundsätzlich nicht verbaut
werden.“ Außer es existieren bereits Gebäude an diesen Stellen und das neue Haus kann gut
in die vorhandene Situation integriert werden (MISSONI 1989: S.34).
Der Landschaftscharakter darf durch die Situierung des neuen Gebäudes nicht gestört
werden (MISSONI 1989: S.34). Im Idealfall fügt sich das geplante Haus gut ins Landschaftsbild
ein, das Gebäude verbindet sich mit der Landschaft und bildet so einen fließenden
Übergang. Um dies zu ermöglichen wäre es wichtig, dass der ursprüngliche Verlauf des
Geländes erhalten bleibt. Wenn sie sich optisch einfügen, ist es möglich auch sehr moderne
ortsuntypische Gebäude gut in das Landschaftsbild zu integrieren. Vor Witterungseinflüssen
geschützte Orte, wie zum Beispiel Geländevertiefungen, wären günstige Hausbauplätze.
Baugrundstücke in Hanglagen benötigen eine gründliche Planung des Gebäudes. Das Haus
soll dem Gelände angepasst werden und nicht umgekehrt (MISSONI 1989: S.35). Bei
geringen Höhenunterschieden kann eine leichte Höhendifferenz der Wohnebenen, die mit
wenigen Stufen miteinander verbunden werden, helfen diese auszugleichen. Größere
Höhenunterschiede können mit Hilfe von Viertel- bzw. Halbgeschoßen ausgeglichen werden.
Auf diese Weise entsteht ein individuelles Haus, das auf die topografischen Eigenheiten des
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Bauplatzes eingeht. Auf Anböschungen und Einebnungen sollte verzichtet werden, auch
wenn diese technisch möglich und einfach zu bewerkstelligen sind (MISSONI 1989: S. 37).
Durch den im Beispielgebiet typischen länglichen Grundriss wurde das Gebäude traditionell
parallel zum Hang errichtet. Damit fügt es sich gut in die Landschaft ein. Musste ein zweiter
Trakt errichtet werden, wurde dieser parallel zum Ersten darunter erbaut. Um eine
Eingliederung des Hauses in die Umgebung zu erleichtern, wäre es gut, in der Nähe zu
Bäumen bzw. Baumgruppen zu bauen. Nach Missoni kann das Gebäude damit leichter in die
Landschaft eingeordnet und in einen maßstäblichen Vergleich gebracht werden (MISSONI
1989: S.36).
2.5.2 Materialwahl
Die Materialwahl spielt bei der Gestaltung eines Hauses eine wichtige Rolle. Bis zur Mitte des
zwanzigsten Jahrhunderts war man auf regionale Rohstoffe angewiesen und arbeitete mit
dem, was zur Verfügung stand (MAYER 1993: S.22). Gebaut wurde mit Mitteln, die man oft
selbst im Besitz hatte. Nachdem der Großteil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig
war, hatten die Bauherrinnen und Bauherren meistens einen eigenen Wald, wo sie Holz
schlägern konnten. Viele Landwirtinnen und Landwirte hatten auch einen eigenen kleinen
Steinbruch, um Steine für den Hausbau zu fördern. Stroh stellte ein beliebtes Material zur
Dachdeckung dar. Durch die Verwendung der unterschiedlichen lokalen Materialien und die
nötigen Anpassungen an klimatische Gegebenheiten ergaben sich regionstypische
Bauwerke. Die in weiterer Folge entstandenen Materialien, wie bearbeitetes Holz und
bearbeiteter Stein, Ziegel, Metalle sowie Glas(-scheiben), waren kostbar. Genauso wurde mit
ihnen auch umgegangen, sie wurden solange wieder- und weiterverwendet bis sie nicht
mehr zu gebrauchen waren. Je nach Bearbeitungsweise wiesen ein und derselbe Baustoff
unterschiedliche Oberflächen auf und wurden dementsprechend anders genutzt.
Heute, im Einundzwanzigsten Jahrhundert, gibt es eine Vielzahl von verschiedenen
Materialien, Oberflächenbeschaffenheiten und Hausbauweisen. Damit ist es möglich,
nahezu jeden Wunsch an das künftige Haus zu verwirklichen. Eine Weiterentwicklung der
Materialien und Produktionsweisen stellen für regionale Handwerksbetriebe eine große
Chance dar. Neue Entwicklungen in Produktionsmethoden haben im Bregenzerwald bewirkt,
dass sich Unternehmen mit diesen auf einem internationalen Markt positionieren konnten.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Eine Weiterentwicklung von Handwerkstraditionen gepaart mit neuen Bau- und
Gestaltungsideen kann sich zudem positiv auf Unternehmen und Region auswirken (PLA’TOU
2007: S.167).
Die Steiermark gilt als das ‚Grüne Herz Österreichs‘, da sie mit 57% Waldanteil das
Bundesland mit dem höchsten Waldanteil in Österreich ist (LAND STEIERMARK – AMT DER
STEIRISCHEN LANDESREGIERUNG 2015 b: o.S.). Deswegen wurde der Rohstoff Holz in
bearbeiteter Form sehr oft im Hausbau verwendet. Holz in Form von Brettern, Schindeln,
Schalungen etc. stellte schon immer einen wirksamen Schutz vor Wind und Wetter dar. Dazu
kommt, dass es ein gutes Gestaltungselement des Gebäudes ist. Holz ‚altert‘, das bedeutet
es verändert mit der Zeit durch Witterungs- und Nutzungseinflüsse stark seine Farbe (von
hellbraun
zu
grau),
es
bekommt
unregelmäßige
Schattierungen.
Auch
die
Oberflächenbeschaffenheit ändert sich. Diese Eigenschaft des Holzes muss den
Bauherrinnen und Bauherren bewusst sein (MISSONI 1989: S.87). Traditionell wird die
Oberfläche unbehandelt gelassen. Natürlich belassene oder nur lasierte Holzverkleidungen
hinterlassen einen ursprünglichen Eindruck, weil man die Maserung sieht. Deswegen und
durch die ungleiche Alterung des Holzes, gliedert sich das Bauwerk besser in das
Landschaftsbild ein. Weiters hat Holz als regionaler Baustoff nicht nur ökologische Vorzüge
sondern auch ökonomische, da es aus der Region bezogen werden kann (AMT DER
STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.17).
2.5.3 Fassadenfarbe
Bis zum 19. Jahrhundert war die Farbgestaltung der Fassaden auf einige wenige Farben
beschränkt. Die Farbgebung war vor allem von den Färbungen der Baustoffe abhängig.
Daneben wurden Erdtöne und Grüntöne verwendet. Heute existiert eine Vielfalt an
unterschiedlich möglichen Gestaltungsvarianten bei der Art und Farbe der Fassade. Es wäre
gut, wenn die Material- und Farbauswahl immer in Einklang mit den in der Umgebung
stehenden Gebäuden und der Natur getroffen werden würde. Bei der Wahl von Farben
sollte auf ruhige, zurückhaltende und natürliche Farben zurückgegriffen werden (KRASSER &
URTHALER 2003: S.95). Grau- und Erdtöne passen am besten in die Landschaft, sie
harmonieren mit der Umgebung und fügen sich ins Landschaftsbild ein (AMT DER
STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.17). Grundsätzlich sollten in der Natur
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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vorkommende, getrübte und erdige Farben Verwendung finden (MISSONI 1989: S.93f). Diese
zeichnen sich durch eine geringe Sättigung und Helligkeit aus. Stark leuchtende Farben
stellen einen zu starken Kontrast zu der umgebenden Natur und den umliegenden
Bauwerken dar. Das Gebäude wirkt zu auffällig und störend, es gliedert sich schlecht in die
Umgebung ein. Meistens ist es schon von weitem zu sehen, es sticht aus dem
Landschaftsbild
heraus.
Dies
sollte
vermieden
werden,
um
das
harmonische
Landschaftsensemble zu schützen (AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008:
S.16f). Auch ein mehrfarbiger Anstrich der Fassade ist eine Möglichkeit. Er kann zu einer
besseren Einbeziehung des Bauwerks in die Umgebung beitragen. Eine Kombination von
Fassadenanstrich und Holz wäre ein Weg zur besseren Verbindung von Gebäude und
Landschaft (MISSONI 1989: S.94).
Die Farbe Weiß wird gerne als Fassadenfarbe gewählt. Im Freiland wird sie meistens als
störend empfunden, weil sie einen zu harten Kontrast zur Landschaft bildet (MISSONI 1989:
S.93).
Eine
gute
Alternative
stellen
abgedämpfte
Weißtöne
dar
(AMT
DER
STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.17).
Glänzende Oberflächen, welche das Sonnenlicht reflektieren, stören das Landschaftsbild. Sie
stechen dem Betrachter schon von weitem ins Auge und heben sich stark von der Umgebung
ab. Daher sollten sie vermieden werden (AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG
2008: S.18).
Auch zu berücksichtigen, bei der Auswahl der Fassadenfarbe, sind andere Gebäudeteile, wie
zum Beispiel Fenster, Türen und das Dach. Vorteilhaft wäre es, wenn die Gestaltung der
Hausfassade bereits vor Baubeginn festgelegt werden würde und die Farben aller einzelnen
Bauteile aufeinander abgestimmt werden. Damit würde man ein stimmiges Gesamtbild des
Hauses erhalten.
2.5.4 Dachgestaltung
Spezielle Dachtypen prägen vielfach eine Region. Sie entwickelten sich auf Grund von
klimatischen Bedingungen, regional erhältlichen Rohstoffen und der Art der Nutzung. Die
Konstruktion des Daches ergab sich aus dem verfügbaren Baumaterial und mit Bedacht auf
die ortstypische Witterung.
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In der Beispielregion Pöllauer Tal ist das Satteldach die traditionelle Dachform. Vom
Dachfirst aus gehen üblicherweise zwei entgegengesetzt geneigte Dachflächen aus. Der
Winkel beträgt etwa 45° und flacher (VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK 1949:
S.32). Die Dachneigung wird von der Häufigkeit der Starkregenfälle und der Schneelast
beeinflusst. Bei häufigen Starkregenereignissen bietet sich ein steilerer Neigungsgrad an, um
das Wasser rasch abzuführen und die Trocknung des Daches zu beschleunigen. Bei höheren
Schneemengen im Winter ist ein Dach mit niedrigerem Neigungsgrad von Vorteil, da es den
Schnee besser hält und es seltener zu Dachlawinen kommt. Daher wurde in höheren Lagen
traditionell ein Satteldach mit geringerem Neigungsgrad gebaut. Der Konstruktion eines
Satteldaches liegt ein Sparren- oder Pfettendach zugrunde, welches recht kostengünstig und
einfach gefertigt werden kann (siehe Abbildung 7). Das Sparrendach hat eine geringere
Tragfähigkeit als das Pfettendach und ist die ältere Dachunterkonstruktion. Diese wurde
traditionell mit den beiden leichteren Deckmaterialen Stroh bzw. Holzschindeln gedeckt.
Dachziegel aus Ton und Beton sind schwerer, daher muss die Unterkonstruktion auch mehr
tragen können. Diese Funktion erfüllt das Sparrendach (KRASSER & URTHALER 2003: S.4445).
Abb. 7: links Pfettendachstuhl, rechts Sparrendachstuhl (Krasser & Urthaler 2003, eigene Bearbeitung 2015)
Um ein geschlossenes Ortsbild zu erhalten, ist es wichtig, neben den Gebäudehöhen und Farben ein Augenmerk auf die Dächer zu legen. Nicht nur die Ausrichtung der Dachfirste und
die Dachneigung, sondern auch die Dachfarbe und –Beschaffenheit spielen eine wichtige
Rolle. Ursprünglich wurden Dachschindeln aus Holz sowie Eindeckungen aus Stroh
verwendet. Beide Dachdeckungstypen bekamen mit der Zeit eine unterschiedliche
natürliche Grauabstufung, welche sich sehr gut ins Landschaftsbild einfügte. Genauso
bekamen alte Tonziegel einen grauen Überzug und passten damit besser ins Landschaftsbild.
Heutige Ziegel nehmen diese Graufärbung schlechter an, da sie schwerer verwittern. Auf
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Grün gefärbte Dachziegel sollte verzichtet werden, da sie das natürliche Grün von Wiesen
und Wäldern nicht nachahmen können, und deswegen im Landschaftsbild hervorstechen
AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.19). Eine bessere Alternative
hierzu bieten Dachbegrünungen, welche einen ökologisch höheren Wert als Dachziegel
aufweisen. Auch Kiesflächen auf Dächern fügen sich gut in das Landschaftsbild ein, wenn die
Umgebung und die Auswahl des Kieses passend sind (AMT DER STEIERMÄRKISCHEN
LANDESREGIERUNG 2008: S.18).
Wichtig ist, dass bei der Farbauswahl des Daches auf die umstehenden Gebäude Rücksicht
genommen wird. Es sollten der bestehenden Dachlandschaft ähnliche Farben und Strukturen
für die neuen Dächer verwendet werden, um eine harmonische Dachlandschaft zu erhalten
(MISSONI 1989: S.89). Häuser in Einzellagen gliedern sich mit grauen Dächern besser in die
Umgebung ein. Es wäre gut, wenn die Dachfarbe und die Fassadenfarbe aufeinander
abgestimmt werden. Durch die Verwendung von regionalem Baumaterial können einerseits
noch einmal Kosten gespart werden und andererseits ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet
werden (AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.18f).
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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2.6 Ortsbild
Das Ortsbild „… setzt sich aus der infrastrukturellen Komposition von Gebäuden, Straßen,
Gassen, Plätzen, Gärten, Gewerbezonen, Parkanlagen usw. zusammen…“ (CASSENS 2013:
S.148). Es spielt bei der Urlaubsortwahl eine entscheidende Rolle. In der Gästebefragung
Graubünden Winter 2012/13 und Sommer 2013 gaben 95% der Befragten an, dass ein
authentisches Siedlungsbild und eine intakte Landschaft für sie sehr wichtig sind (RUSCHETTI
et al. 2014: S.6). Das Zusammenspiel der einzelnen passenden Bauelemente ergibt ein
harmonisches Gesamtbild. Ähnliche Gebäudehöhen, Anzahl der Geschoße und Breite der
Häuser sowie dieselbe Ausrichtung von Dächern und ähnliche Dachfarben verbinden
mehrere Gebäude optisch und bewirken ein zusammenhängendes Ortsbild (MISSONI1989:
S.26). Vor dem Bau eines neuen Gebäudes wäre es gut, wenn die Planerin bzw. der Planer
sich mit den Besonderheiten des Ortes auseinandersetzt, damit das neue Haus sich gut in die
bestehende Siedlungsstruktur eingliedert. Gestaltungsbrüche wirken sich negativ auf das
Ortsbild aus. Minderwertige Qualität und Ästhetik reichen aus, um das ganze Baugefüge zu
stören und es disharmonisch wirken zu lassen. In oben genannter Studie gaben jeweils mehr
als 70% der Befragten an, dass sie „das ‚Durcheinander‘ von verschiedenen Baustielen und
Bauten, die von der regional üblichen Bauweise abweichen…“, stört (RUSCHETTI et al. 2014:
S.6).
Historisch
gewachsene
Ortsbilder
sind
ein
bauhistorisches
Erbe,
welches
als
Identitätsmerkmal zum kulturellen Reichtum eines Ortes zählt. Deshalb ist es wichtig dieses
zu erhalten. Das Steiermärkische Ortsbildgesetz gibt seit 1977 die rechtliche Basis für den
Erhalt dieser besonderen Ortsbilder (siehe Kapitel 2.2.3). Bis dahin war der Schutz ganzer
Gebäudegruppen im Denkmalschutz eher ein Ausnahmefall. Das Ortsbild ist ein „lebender
Organismus dessen Attraktivität ständige Erhaltung benötigt“ (ZSILINCSAR 2005: S.77). Das
attraktive Ortsbild „…kann das lokale wie regionale Image und Selbstwertgefühl fördern,
Ortsgebundenheit festigen, die Attraktivität als Wohn- und Wirtschaftsstandort steigern, den
Tourismus beleben, dem Bau- und Baunebengewerbe durch Baukörpersanierungen, die
Umsetzung von Fassadenfärbelungsplänen und Ortverschönerungsmaßnahmen zusätzliche
Impulse verleihen“ (ZSILINCSAR 2005: S.87).
Der Ortskern der Gemeinde Pöllau im Beispielgebiet Pöllauer Tal „…zeigt aus der Distanz
betrachtet ein ausgewogenes Verhältnis von bebauten zu unbebauten Flächen, von relativ
Seite 22
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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kompakten Siedlungsteilen, die durch Waldstücke und Freiflächen abgegrenzt werden“
(SCHAFLER & PRETTERHOFER 2011: S.19). Im Ortskern der Gemeinde Pöllau dominiert das
ehemalige Augustiner-Chorherrenstift (siehe Abbildung 8). Durch die kompakte Bebauung
rundherum gliedert es sich in das Ortsbild ein, obwohl es sehr groß ist. Durch die Begrenzung
mit Waldstücken und Freiflächen entsteht ein gutes Verhältnis zwischen bebauter und
unbebauter Fläche (SCHAFLER & PRETTERHOFER 2011: S.51).
Abb. 8: Ortskern der Gemeinde Pöllau (eigenes Foto 2015)
In der Gemeinde Pöllauberg prägt die Wallfahrtskirche das Ortsbild. In deren unmittelbaren
Nähe wurde durch die Errichtung einer Ferienhaussiedlung das harmonische Verhältnis der
Bebauung gestört (SCHAFLER & PRETTERHOFER 2011: S.20). Diese Ferienhäuser basieren alle
auf demselben Grundriss und wurden auf einen gerodeten Hang gesetzt. Die Topografie des
Hanges wurde nicht in die Planung miteinbezogen. Die Gebäude sind viel zu hoch und passen
damit nicht zur übrigen Bebauung. Hier findet sich das immer größer werdende Problem der
Verdichtung durch nicht in die Landschaft passende Gebäude, häufig mit fehlender
Eingrünung. Dieses Bauprojekt in unmittelbarer Nähe zur Wallfahrtskirche hätte zur
besseren Umsetzung einer sensibleren Planung bedurft. Gerade bei so empfindlichen Orten,
wie der unmittelbaren Umgebung von Tourismusattraktionen, wäre es gut wenn beim Bau
von Gebäuden eine Beratung durch fachkundige Planerinnen und Planer erfolgen würde
(SCHAFLER & PRETTERHOFER 2011: S.20f).
Abb. 9: Feriensiedlung Pöllauberg (Schafler & Pretterhofer 2011, eigene Bearbeitung 2015)
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2.7 Tourismus
In den folgenden Kapiteln wird der Einfluss der Architektur auf den Tourismus dargestellt. Es
wird zuerst erläutert warum Landschaft und Architektur wichtige Tourismusfaktoren sind.
Der Architekturtourismus wird vorgestellt sowie einige Beispiele im In- und Ausland von
touristisch genutzten traditionellen Bauwerken gezeigt.
Der Tourismus stellt im Beispielgebiet Pöllauer Tal eine wichtige Einnahmequelle dar, viele
Betriebe sind davon abhängig. Die Tourismusregion wirbt mit ihrer einzigartigen
Kulturlandschaft, zu welcher auch die bebaute Umwelt zählt. Nicht nur große Hotels und
Tourismuseinrichtungen prägen das Ortsbild, sondern vor allem die Vielzahl an
Wohnhäusern. Da es im Alpenraum aufgrund des Klimawandels zu einer immer höheren
Schneeunsicherheit bzw. zu einem Schneemangel kommt, wird sich der Tourismus vom
Winter- zum Sommertourismus hin verschieben. Deswegen wäre es sinnvoll wenn neue
Trends gesetzt werden würden und es wäre die Entwicklung neuer Tourismusangebote
erforderlich. Um sich von anderen Tourismusregionen zu unterscheiden, wäre es gut, sich
auf eine Zielgruppe zu konzentrieren und interessante Attraktionen für diese zu schaffen. Für
die Wettbewerbsfähigkeit wäre es wünschenswert, nachhaltige Konzepte zu erarbeiten.
Auch das Marketing wird immer wichtiger, um so viele Menschen wie möglich
anzusprechen. Dabei wird die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft einer Region zu
einem wichtigen Tourismusfaktor (HAYASHI-REIMERS 2013: S.26).
2.7.1 Landschaft als Tourismusfaktor
„Die Rituale des Landschaftsgebrauchs (Wandern, Seilbahnfahren, das Befahren von Passund Höhenstraßen) haben dazu beigetragen, dass aus schönen Landschaften, nationale
Landschaften wurden […]“ (TSCHOFEN 2004: S.152). Dieses Zitat von Bernhard Tschofen
zeigt, wie wichtig das Landschaftsbild im Tourismus ist und wieviel der Tourismus zur
Identitätsbildung einer Region oder eines ganzen Landes beiträgt. Die Natur- und
Kulturlandschaft ermöglicht diverse Sportarten, Aktivitäten und Erlebnisse sowie vielfältige
Erholungsmöglichkeiten, dazu die regionalen Besonderheiten in Kultur und Bewirtschaftung.
In der Landschaft finden sich somit Aktivitätsräume, Regenerationsräume und Orte der
Bildung.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Die einmalige Landschaft ist die ‚Corporate Identity‘ – die unverwechselbare Identität der
Tourismusregion. Sie zieht Touristinnen und Touristen an, da sich diese eine typische
Naturlandschaft wünschen. Sie wollen eine möglichst ‚schöne‘ Landschaft wobei hier nicht
unbedingt eine richtige Naturlandschaft gewünscht wird. „Heute wird die Ideallandschaft als
[…] harmonisch empfundener Wechsel von Feld, Wald, Wiese, Wasser gesehen, eingestreut
ein paar Dörfer, eine Burgruine o.ä. In den Grundzügen entspricht noch heute die idealisierte
vorindustrielle und kleinteilige Agrarlandschaft unserer Vorstellung von einer ‚schönen‘
Landschaft im Allgemeinen“ (HAYASHI-REIMERS 2013: 10ff, S.34).
2.7.2 Architektur als Tourismusfaktor
„Alle wesentlichen Lebensfunktionen wie Wohnen, Arbeiten, Erholung, soziale Kontakte etc.,
werden in Innenräumen verrichtet, auch bei den allermeisten Aufenthalten in Frei- und
Naturräumen spielt die bauliche Aus- und Rahmengestaltung dieser Bereiche eine wichtige
Rolle“ (PLA’TOU 2007, S.37). Dieses Zitat zeigt auf, wie viel Einfluss die gebaute Umwelt auf
Menschen hat. Die Baukultur ist ein wesentlicher Bestandteil der Urlaubserfahrung. Nach
Seibold, sollte sie sich im besten Fall davon abheben, was die Zielgruppe ständig sieht. Denn
Touristinnen und Touristen wollen in der Urlaubsdestination etwas anderes erleben, als sie
daheim tagtäglich sehen (SEIBOLD 2008: S.117). Sie wollen Ruhe und Erholung finden,
Tradition erleben, Produkte aus der Region genießen. Sie wollen eine authentische
Erfahrung erleben, die sie nur in ihrer Urlaubsregion machen können. Somit ist nicht nur die
Natur, sondern auch das gebaute Umfeld ein wichtiges Potential im Tourismus. Das Bild, mit
dem sich die Gemeinde bewirbt, ist meistens der ausschlaggebende Grund, warum eine
Reise dorthin geplant wird (ROMEISS-STRACKE 2008: S.93). Es wird ein historisch
gewachsenes Ortsbild gewünscht, in welchem die einheimische Bevölkerung lebt und
arbeitet, sowie gastfreundlich ist. Die bekannten Sehenswürdigkeiten sind ebenso wichtig
wie kleinere ortstypische Bauten (HAYASHI-REIMERS 2013: S.35f). Das entsprechende
Ortsbild besteht oft in den Tourismuskatalogen, allerdings sieht es in der Realität meist ganz
anders aus. Gerade an Ortseinfahrten bzw. in Ortsrandlage sollten sich die Gemeinden um
ein besseres Erscheinungsbild bemühen (SEIBOLD 2008: S.120). Denn hier entsteht der erste
Eindruck der Gemeinde bei den Gästen. Und dieser ist wichtig, denn im Gedächtnis von
Touristinnen und Touristen bleibt mehr von der gebauten Umwelt hängen, da sie sich zum
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Großteil in dieser aufhalten und bewegen und diese mit allen Sinnen wahrnehmen
(HAYASHI-REIMERS 2013: S.80).
Erholungssuchende wollen eine ‚ideale Landschaft‘ erleben, so wie sie in der Malerei des 15.
Jahrhunderts dargestellt wurde. Diese existiert jedoch nicht mehr. Die Grenzen zwischen der
‚Stadt‘ und dem ‚Land‘ verschwimmen seit der Industrialisierung zunehmend (PROMINSKI
2004: S.65). Nach Hayashi-Reimers wird der landschaftsschonende Umgang mit der
Landschaft vernachlässigt (HAYASHI-REIMERS 2013: S.11). Das ‚Land‘ wurde immer mehr der
‚Stadt‘ angepasst. Der Begriff ‚Zwischenstadt‘ prägt diesen Mix zwischen Stadt und Land
(PROMINSKI 2004: S.66). Heute unterscheiden sich die neuen Gebäude am Land kaum mehr
von jenen in der Stadt. Die ortstypische Baukultur geht immer mehr verloren. Dabei wäre
eine traditionelle Baukultur nicht nur wichtig um die Identität der Region zu erhalten,
sondern sie kann auch zu einem wichtigen Potential für einen neuen Tourismusfaktor
werden. Sie kann als „[…] eine wertvolle Ressource zur nachhaltigen Entwicklung einer
Destination […]“ angesehen werden (PECHLANER & SCHÖN 2010: S.1). Aber auch das
Gegenteil, eine anspruchsvolle moderne Architektur, kann kulturelle Nachhaltigkeit schaffen.
Diese sollte eine baukulturelle Grundlage erzeugen, die für zukünftige Nutzungen brauchbar
ist (PLA’TOU 2007: S.160).
„Architektur übernimmt eine wichtige Rolle als materialisierte Geschichte, Zeitzeuge und
‚Geschichtenerzähler.“ (PLA’TOU 2007: S.47). Sie ist ein wichtiges Instrument, um
Vergangenes erlebbar zu machen. Aber auch Neubauten sind Zeitzeugen. Sie zeigen die
Einstellung der Gemeinde hinsichtlich Architektur und durch Neubauten die Lebendigkeit der
Gemeinde. Um den Tourismusfaktor ‚Baukultur‘ zu erhalten, ist ein Augenmerk auf eine
nachhaltige Raumplanung notwendig. Eine Einigung seitens der Gemeinde auf eine
gemeinsame Tourismusstrategie wäre wünschenswert. Weiter wäre es gut, wenn ein
Augenmerk auf ‚Baukultur im Tourismus‘ gelegt und nicht nur kleinräumige Maßnahmen
gesetzt werden würden. Problematische Gebäude verbessern oder abgetragen und ein
Konzept zu erarbeiten würde verhindern, dass es in Zukunft erst gar nicht zu Problembauten
kommen kann (ROMEISS-STRACKE 2008: S.93). Es wäre gut, wenn der Trend in Richtung
nachhaltiger, ressourcenschonender und innovativer Architektur gehen würde. Es wäre von
Bedeutung, wenn dem Tourismus eine wichtige Rolle in der Raumplanung zugeschrieben
werden würde. Tourismus als eigene Kategorie wie Wohnen, Arbeiten, Industrie etc. wäre
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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erstrebenswert, da vieles für den Tourismus geplant wird (zum Beispiel Hotels, Restaurants,
Kurhäuser, Freizeitparks, Schwimmbäder, Tourismusinformationen etc. (ROMEISS-STRACKE
2008: S.11). Es wäre vorteilhaft, wenn das Architekturbewusstsein in der Bevölkerung
gestärkt werden würde. Denn darunter befinden sich die zukünftigen Bauherrinnen und
Bauherren, die mit ihrem Eigenbau maßgeblich zum Erscheinungsbild ihrer Heimatgemeinde
beitragen.
Genauso
ist
es
wichtig,
bei
Großprojekten
frühzeitig
professionelle
Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, um Widerständen vorzubeugen (PLA’TOU 2007: S.10).
Ein gutes architektonisches Leitkonzept kann helfen, die Region aufzuwerten und neue
Perspektiven für den Tourismus zu schaffen. Der Baulandschaft wird ein immer wichtigerer
Stellenwert in der Landschaftsästhetik beigemessen. Weiters soll es „eine Neuinterpretation
des traditionellen und historisch gewachsenen regionalen Baustils [geben]. Dabei werden
alte Bausubstanz und regional charakteristische Baustile erhalten, regionales Handwerk
genutzt und mit zeitgenössischer Architektur und modernem Design zusammengeführt“
(INNERHOFER 2010: S.25). Es wird Altes mit Neuem vereint. Oder es wird durch
Neuinterpretation von Traditionellem mit lokal verfügbaren Rohstoffen ein gänzlich neuer
Baustil geschaffen, der zukünftig für die Region charakteristisch wird. Es wäre
wünschenswert, sich nicht von kurzzeitigen Trends leiten zu lassen, sondern an
längerfristigen und wertbeständigen Lösungen zu arbeiten um einen zeitgemäßen und
zukunftsorientierten Baustil zu entwickeln.
Eine Studie über die Wahrnehmung von Architektur bezüglich Urlaub und Reisen versuchte
die Vorlieben von Touristinnen und Touristen bei Hotelarchitektur herauszufinden. Dabei
wurden den Befragten abstrakte Hotelgebäude vorgelegt und diese sollten mit
Zwischenstufen entscheiden zwischen „zieht mich an“ oder „stößt mich ab.“ Es ergab sich,
dass „die Präferenz der überwiegenden Mehrzahl der Touristen [bei] eher konventionelle[n],
kleinteilige[n], romantisch-gefällige[n] Bauformen…“ liegt (ROMEISS-STRACKE 2010: S.1517). Die Frage, was Erholungssuchende wirklich wollen, lässt sich nicht so leicht
beantworten. Ein Teil erwartet sich in der Urlaubsregion typische kleinteilige Bauformen
(ROMEISS-STRACKE
2010:
S.17). Die
diesem
Wunsch
nachkommenden,
schlecht
umgesetzten, neuen Gebäude weisen regionstypisch z.B. Balken oder Vertäfelungen auf,
aber das Verhältnis passt nicht. Sie sind meistens viel zu groß, da ein Hotel natürlich viel
mehr Platz in Anspruch nimmt, als ein altes Bauernhaus. Schmuckelemente werden
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angebracht, um dem Gebäude ein ortstypisches Aussehen zu verleihen. Jedoch sind diese
unproportioniert und haben keine ihrer ursprünglichen Funktionen. So entstehen schlecht
kopierte, inszenierte Gebäudetypen, die dem ursprünglichen Häusertyp nicht gleichen
(ROMEISS-STRACKE 2008: S.29).
Moderne Architektur wird nicht komplett abgelehnt, wie die Grundlagenstudie ‚Architektur
macht Gäste‘ zeigt (PLA’TOU 2007). Sie ist eine der wenigen Forschungen über die
Vernetzung von neuer Architektur und Tourismus in Österreich. Es wurden in dieser Studie
erstmals Befragungen gemacht, inwieweit neue hochwertige Architektur wirtschaftlich ist.
Dabei gaben 88% der Betreiber an, dass sich die Investition in anspruchsvolle Architektur
lohnt. Eine gute Architektur kann als Visitenkarte des Unternehmens angesehen werden. Die
Gäste fühlen sich wohl und behalten das Ambiente in positiver Erinnerung. Weiters ist für
80% der Befragten die moderne Architektur ein wichtiges Werbepotential. Das
Marketingpotential durch hochwertige Architektur wird jedoch relativ wenig genutzt
(PLA’TOU 2007: S.3f).
Wie man anhand der ‚Weinarchitektur‘ sehen kann, wird das Thema Architektur und
Tourismus in der Südsteirischen Weinstraße (Österreich) durchaus thematisiert. Moderne
Weinkeller und Präsentationsräume werden seit einigen Jahren wirkungsvoll für touristische
Zwecke eingesetzt (DREYER et al. 2015: S.86f). Auch in Niederösterreich und dem
Burgenland lassen sich einige gute Beispiele für Weinarchitektur finden.
Architektur kann als ein wichtiges Element im Tourismusmarketing genutzt werden. Sie gibt
der Marke ein Aussehen und steigert den Wert des Angebotes. Bauwerke mit
unverwechselbarem Charakter können identitätsstiftend wirken und steigern den kulturellen
Erlebniswert des Angebotes. Sie geben einen neuen Anhaltspunkt, um sich mit der
regionalen Identität und Kultur auseinanderzusetzen, was wiederum zur regionalen
Innovationskraft beitragen kann. Da gute zeitgenössische Architektur auf Fotos in Szene
gesetzt werden kann, ist die Vermarktungswirkung hoch. Mit besonderen Gebäuden erzielt
man eine hohe Medienpräsenz. Das Potential, das traditionelle Wohnhäuser bieten, wird im
Tourismus kaum beachtet. Diese könnten genauso als Werbemittel genutzt werden
(PLA’TOU 2007: S.6ff).
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2.7.3 Architekturtourismus
Architekturtourismus ist eine immer stärker werdende Tourismussparte. Spätestens seit
Bilbao und dem danach benannten ‚Bilbao-Effekt‘ wird der ‚Architekturtourismus‘ bewusst
wahrgenommen. Bilbao ist eine nordspanische Stadt, welche ursprünglich nichts weiter als
eines der großen spanischen Industriezentren und damit touristisch nicht sehr attraktiv war.
Durch das 1997 eröffnete Guggenheim Museum Bilbao des Architekten Frank O. Ghery
erlebte die Stadt einen regelrechten Aufschwung. Das Museum wurde zu einer so gefragten
Sehenswürdigkeit, dass Touristinnen und Touristen in erster Linie deswegen nach Bilbao
kommen und die Stadt in erster Linie mit dem Guggenheim Museum Bilbao in Verbindung
gebracht wird (HAARICH & PLAZA 2010: S. 1). Es steht als Alleinstellungsmerkmal und zieht
Gäste an. Moderne Architektur kann also dazu beitragen, dass unbekannte Orte zu
Tourismusdestinationen werden. Des Weiteren tragen die Medien dazu bei, da sie Bilder
dieser neuen und aufsehenerregenden Sehenswürdigkeiten verbreiten. So wird das
Bedürfnis der Besucherinnen und Besucher geweckt, diese selbst einmal bewundern zu
können. Hinzu kommt, dass diese attraktiven modernen Gebäude einen sehr hohen
Wiedererkennungswert besitzen. Wenn Urlauberinnen und Urlauber davor stehen, können
sie sofort zuordnen, um welches Gebäude es sich handelt (ROMEISS-STRACKE 2008: S.11).
Dabei sind nicht nur neue und sehr spektakuläre Bauwerke im Blickfeld der Touristinnen und
Touristen, auch der Erhalt und die Restaurierung historischer Gebäude wird immer größerer
Bedeutung beigemessen (ROMEISS-STRACKE 2010: S.14f). Der Großteil des Kulturtourismus
ist eigentlich Architekturtourismus, da sich die meisten Sehenswürdigkeiten aus alten und
neuen Bauwerken ergeben. Somit ist der Architekturtourismus keine neue Erfindung. Er wird
nur immer stärker in den Vordergrund rücken da, es immer mehr architekturinteressierte
Touristinnen und Touristen gibt. Mit immer mehr und öfter reisenden Personen und deren
höherem Bildungsstand steigt das Bewusstsein an Baukultur. Gäste nehmen die gebaute
Umwelt immer bewusster und vor allem kritischer wahr, sie stellen höhere Ansprüche an die
Baukultur in der Tourismusregion (ROMEISS-STRACKE 2008: S.10).
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2.7.4 Tourismus und Architektur
Der Tourismus nimmt den Wert der Architektur nur spärlich wahr. Dabei ist nach HayashiReimers „die Interaktion von Landschaft und regionaler Baukultur essentielle Grundlage für
einen erfolgreichen Tourismus“ (HAYASHI-REIMERS 2013: S.37). Dieses Zitat zeigt wie wichtig
Architektur im Tourismus ist. Hochwertige Architektur ist nicht nur nachhaltig, sondern lässt
sich auch sehr gut für Werbung nutzen. Die Verbindung zwischen Architektur und Tourismus
besteht schon seit Langem, nur ist das im Bewusstsein der verantwortlichen Touristikerinnen
bzw. Touristiker und Architektinnen bzw. Architekten noch nicht angelangt. Dabei
interagieren sowohl Tourismus als auch Architektur mit vielen anderen Disziplinen (PLA’TOU
2007: S.49). Das Problem besteht darin, dass in der Ausbildung von beiden Berufsgruppen
sehr wenig Verständnis für die andere Seite vermittelt wird. Architektinnen und Architekten
lernen im Studium nichts über den Tourismus, wie Analysen von Studiengängen ergaben
(ROMEISS-STRACKE 2008: S.13f). Gleichzeitig ist der Gestaltungswille bei den meisten
Architektinnen und Architekten sehr groß und die Integration von einzelnen Gebäuden in die
Landschaft und in die umgebende Bebauung nicht beliebt (ROMEISS-STRACKE 2010: S.20).
Der Tourismus wird seitens der Raumplanung als ressourcenverbrauchend und
umweltbelastend wahrgenommen (PECHLANER & KOFINK 2008: S.124). Umgekehrt sind
Touristikerinnen und Touristiker oft wenig informiert über Architektur und Raumplanung.
Vor allem Letzteres sehen sie als einschränkend. Nicht alle wissen was sie hinsichtlich
Gebäudeaussehen und Interieur benötigen, um ihre Zielgruppe anzusprechen, weil das in
ihrer Ausbildung kaum bis gar nicht vorkommt (ROMEISS-STRACKE 2008: S.13f). Hier wäre
eine bessere Ausbildung der Touristikerinnen und Touristiker bzw. eine kompetente
Beratung von Fachleuten notwendig. Es wäre gut, wenn die Verflechtung der beiden
Disziplinen angestrebt werden würde (PLA’TOU 2007: S.193). Touristikerinnen und
Touristiker
würden
davon
profitieren,
wenn
sie
einen
Einblick
in
die
Gestaltungsmöglichkeiten bekommen und lernen, wie sie größere Bauvorhaben planen und
bewältigen. Professionelle Beratung mit Architektinnen und Architekten, die auf die
Bauherrin bzw. den Bauherren eingeht, wäre wünschenswert. Hier wird eine bessere
Zusammenarbeit zwischen Architektinnen bzw. Architekten und Touristikerinnen bzw.
Touristiker sowie eine bessere fachübergreifende Ausbildung gefordert (PLA’TOU 2007:
S.49). Auch ein wichtiger Beitrag wäre eine explizite Forschung darüber, was bei
Tourismusarchitektur wichtig ist und worauf Gäste bei den Bauwerken in ihrer Urlaubsregion
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Wert legen. Es existiert im Moment nur sehr wenig Literatur darüber. Aber diese wäre
erforderlich, um das Segment des ‚Architekturtourismus‘ weiter ausbauen und stärker
forcieren zu können.
2.7.5 Tourismusarchitektur
Meistens werden mit Tourismusarchitektur einige wenige eigens für Gäste geschaffene
Bauwerke, wie zum Beispiel Hotels und Bäder, gemeint. Allerdings besteht diese vielmehr
aus dem Gesamtbild aller raumprägender Gegebenheiten. Ein einzelnes Gebäude erhält erst
mit seiner Umwelt eine Raumwirkung. Daher sind Architektur, Städtebau und
Landschaftsplanung
gleichermaßen
an
dieser
beteiligt.
Bestandteile
der
Tourismusarchitektur sind Bauten für Reisen (Haltestellen, Parkplätze, Flughäfen etc.),
Unterkünfte (Hotels, Campingplätze etc.), Kultur und Konsum (Museen, Plätze, Parks,
Gastronomie etc.) sowie Sport und Erholung (Bäder, Sportstadien, Parks etc.). Für diese
haben sich die verschiedensten Baustile entwickelt, oft eine Mischung von nachgeahmter
regionaler Architektur oder schnell erbaute Großanlagen um die steigende Nachfrage zu
decken (HAYASHI-REIMERS 2013: S.37f). Nach Hayashi-Reimers ist das Zusammenspiel von
Nachhaltigkeit,
Symbol,
Atmosphäre
und
Entwicklungs-
und
Bewusstseinsprozess
maßgeblich um eine gelungene Tourismusarchitektur zu erhalten (HAYASHI-REIMERS 2013:
S.74).
Nachhaltigkeit wird sowohl im Tourismus als auch beim Hausbau immer wichtiger.
Nachhaltiges Bauen setzt voraus, dass man sich erst einmal mit dem Begriff der
Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Nachhaltigkeit ist ein Prinzip zur Ressourcennutzung, bei
dem die Stabilität und die natürliche Regenerationsfähigkeit eines Systems im Vordergrund
stehen. Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit (siehe Abbildung 10) beschreibt drei
gleichwertige Säulen auf denen die Nachhaltigkeit ruht. Diese drei Säulen sind Ökologie,
Ökonomie und Soziales.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Abb. 10: Die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Studentenwerk Dresden o.J.)
Die Ökologische Nachhaltigkeit befasst sich mit dem Umgang der natürlichen Ressourcen. Es
darf immer nur so viel entnommen werden wie nötig und es muss darauf geachtet werden,
dass sich das ökologische System wieder regenerieren kann. Die ökonomische Nachhaltigkeit
beschreibt die Wirtschaftsweise einer Gesellschaft. Diese muss stabil betrieben werden
können und darf nicht auf Kosten der nachkommenden Generationen gehen. Die soziale
Nachhaltigkeit beschäftigt sich mit der Verteilungsgerechtigkeit von sozialen Gruppen. Alle
Säulen sind gleich wichtig und stehen miteinander in Wechselwirkung. In der Theorie kann
die Nachhaltigkeit nur mit einem Ausgleich aller drei Säulen erreicht werden (LAND TIROL
2015: o.S.).
Für die Baukultur lassen sich einige Leitsätze davon ableiten. Der gesamte Lebenszyklus
eines Hauses soll nachhaltig geplant sein. Von der Rohstoffbeschaffung über die Errichtung
und Nutzung des Gebäudes, weiter über die Instandhaltung und Modernisierung bis hin zu
einem eventuellen Rückbau und Recycling. Die ökonomische Säule der Nachhaltigkeit wird
bei den meisten Bauprojekten berücksichtigt. Der Kosten/Nutzen Faktor wird genau
abgewogen. Die Errichtungs-, Nutzungs- und Rückbaukosten zählen hierzu. Die ökologische
Säule der Nachhaltigkeit beschreibt die Schonung natürlicher Ressourcen. Hier wird Wert
gelegt auf einen nachhaltigen Umgang mit Baumaterialien und einer Errichtung auf dem
neuesten Stand der Technik um zum Beispiel die Energiekosten gering zu halten. Die soziale
Nachhaltigkeit ist beim Einfamilienhausbau ein sehr wichtiger Faktor. Die BewohnerInnen
sollen sich wohl fühlen, daher müssen Faktoren wie Beleuchtung, Geräuschpegel und
Anordnung der Räume stimmig sein. Mithilfe einer durchdachten Planung, Konstruktion und
richtigen Materialauswahl lassen sich diese Dinge schon in der Planungsphase bewirken.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Ressourcen sollen in erster Linie lokal bezogen werden, damit die Wertschöpfungskette in
der Region gefördert wird (BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ, BAU UND
REAKTORSICHERHEIT o.J.: o.S.). Der Einfluss regionaler Traditionen im Hausbau hat ihre
Berechtigung, immerhin sind regionale Bautypen auf Grund der lokalen Gegebenheiten
entstanden. Allerdings bedeutet Nachhaltigkeit nicht, dass Traditionen so beibehalten
werden müssen, wie sie sind. Vielmehr bedeutet Nachhaltigkeit, dass altes überliefertes
Wissen angepasst wird, und einer ständigen Veränderung unterliegt, damit sie den
Bedürfnissen neuer Generationen gerecht wird (WEIERMAIR 2008: S.115).
Nach einer gründlichen Analyse und nach Gesprächen mit möglichst allen Beteiligten erfolgt
eine umfassende Planung, welche zukunftsfähig ist. Bei der Ausführungsplanung wäre es gut
wenn darauf geachtet wird, dass die Kosten sich im Rahmen bewegen und die Gestaltung
nicht aufgrund von Budgetkürzungen leidet. Es sollte berücksichtigt werden, dass qualitativ
hochwertige - im besten Fall regionale - Materialien eine längere Lebensdauer haben
(HAYASHI-REIMERS 2013: S.74ff). Abbildung 11 zeigt die Merkmale gelungener
Tourismusbaukultur.
Abb. 11: Merkmale einer gelungenen Tourismusbaukultur (Hayashi-Reimers 2013)
Nach Auffassung von Hayashi-Reimers (HAYASHI-REIMERS 2013: S:77) wird das neue
Bauwerk zur Visitenkarte für die/den BauherrIn bzw. das Unternehmen und es kann ein
Symbol für die/den BauherrIn und die Region werden. Mit einer ansprechenden Gestaltung
hat es einen hohen Wiedererkennungswert und es lassen sich bestimmte Wertvorstellungen
auf das Gebäude übertragen. Nicht zu unterschätzen sind die Marketingoptionen, die sich
dadurch bieten. Es definiert ein bestimmtes Image und kann für den Ort zu einem wichtigen
Tourismusfaktor werden (HAYASHI-REIMERS 2013: S.77f).
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Nach Hayashi-Reimers bestimmt die Atmosphäre, die ein Bauwerk vermittelt, ob sich die
Gäste wohl fühlen (HAYASHI-REIMERS 2013: S.79). Nicht nur die Bauweise und die
Materialwahl, sondern auch die Geräuschkulisse, bestimmen, ob der gebaute Raum positiv
oder negativ gesehen wird. Er wird mit allen Sinnen wahrgenommen. Eine vorrausschauende
Planung berücksichtigt die unterschiedlichen Zonen, die benötigt werden wie zum Beispiel
Ruhezonen nicht neben einer Lärmbelasteten. Auch schaut sie darauf, dass das Gebaute in
Zukunft leicht veränderbar ist, um sich an neue Gegebenheiten anpassen zu können. Es ist
wichtig, dass sich das Design komplett durch das Gebäude zieht und Form, Material und
Gestaltung darauf abgestimmt sind. Die Ästhetik besteht aus einer Vielzahl von aufeinander
abgestimmten Faktoren, die in sich logisch sein sollen (BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT,
NATURSCHUTZ, BAU UND REAKTORSICHERHEIT o.J.: o.S.).
Bewusstseins-
und
Entwicklungsprozesse
sind
wichtig,
um
eine
nachhaltige
Tourismusarchitektur zu schaffen. Es wäre wünschenswert, dass die Verantwortung, die jede
Bauherrin und jeder Bauherr trägt, dieser bzw. diesem bewusst ist. Mit dem Hausbau wird in
die Umwelt eingegriffen. Damit hat die Hausherrin bzw. der Hausherr eine soziale
Verpflichtung. Auch die Einbeziehung von Expertinnen und Experten verschiedenster
Fachrichtungen sollte forciert werden (HAYASHI-REIMERS 2013: S.82f).
2.7.6 Beispiele traditioneller Gebäudenutzung im Tourismus
Auch die Erhaltung historischer Gebäude und deren Nutzung treten immer mehr in den
Vordergrund. Diese können touristisch genutzt werden indem sie z.B. als Ferienwohnung
vermietet werden. Dadurch ist die Tradition für Touristinnen und Touristen direkt erlebbar.
Die große Chance, die sich mit der touristischen Nutzung historischer Gebäude bietet, ist der
Erhalt, die Belebung und die Aufwertung alter Gebäude. Mit der Nutzung von leerstehenden
Häusern kann unter Umständen auch ein Dorf wiederbelebt werden, indem es zu einem
‚Hoteldorf‘ wird. Dabei werden ungenutzte Gebäude zu Ferienhäusern oder –Wohnungen
umgenutzt. Oftmals bietet dann ein Café oder Gasthaus in der Nähe Frühstück in
Kooperation mit der Vermieterin bzw. dem Vermieter an, um ein ‚Bed&Breakfast‘ Angebot
zu ermöglichen.
Dass die Vermietung von traditionellen Bauwerken funktioniert, zeigt sich anhand des
Beispiels der Ferienhausnutzung aus Istrien, Kroatien. Dort sind traditionelle Steinhäuser zu
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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finden, welche immer stärker touristisch genutzt und vermarktet werden. Es wurde eine
Umfrage zu ländlicher Authentizität im Hinblick auf diese traditionellen Steinhäuser erstellt
(MEDICA et.al. 2010). In dieser wurde gefragt, ob Touristinnen und Touristen ein Gebäude in
der Region kaufen würden, was 67% der Befragten bejahten. Neun Prozent sagten, sie
würden vielleicht einen Kauf in Betracht ziehen, 24% sagten ‚nein‘ dazu. Weiter wurde
gefragt, ob sie die traditionelle Hausbauweise der ländlichen Gegend respektieren würden,
worauf 67% mit ‚ja‘ antworteten. Die charakteristischen Merkmale der Region sollen
erhalten bleiben, da sie Touristinnen und Touristen anziehen und ein wettbewerbsfähiges
Produkt ergeben. Das haben auch einige Vermieterinnen und Vermietern erkannt und so hat
zum
Beispiel
‚Istrian
Experience‘
dreiunddreißig
traditionelle
Steinhäuser
im
Hochpreissegment zur Vermietung an Gäste. Diese Ferienhäuser weisen eine hohe
Belegungsrate auf (MEDICA et.al. 2010: S.78-86).
Auch in der Schweiz werden alte Bauten touristisch genutzt. Der Schweizer Heimatschutz
betreibt die Stiftung ‚Ferien im Baudenkmal‘. Denkmalgeschützte Gebäude werden
restauriert und zum Teil umgebaut, damit sie als Ferienwohnungen oder –Häuser verwendet
werden können. Finanziert wird die Restauration von der öffentlichen Hand, von Stiftungen,
Großspendern oder Sponsoren. Auf ihrer Homepage bittet die Stiftung auch Privatleute um
Spenden. Es wurde ein vielschichtiges Angebot an Ferienwohnungen in verschiedensten
Bauten bereits realisiert (STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL o.J., a: o.S.). 2014 wurden 28
traditionelle Bauwerke mit schöner Inneneinrichtung gut organisiert vermarktet. Die Anzahl
der vermieteten Ferienwohnungen konnte jedes Jahr kontinuierlich gesteigert werden. Die
Mieter stammen hauptsächlich aus städtischen Gegenden der deutschsprachigen Schweiz
(STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL o.J., b: o.S.). Der Nutzen daraus ist vielseitig: Die
Feriennutzung birgt keinen großen Eingriff, das Gebäude wird aber gleichzeitig wieder belebt
(INNERHOFER 2010: S.42-45). Es bleibt an sich erhalten und verfällt nicht, durch die
Einnahmen aus der Vermietung können laufende Kosten gedeckt werden. Darüber hinaus
bietet das ‚Wohnen im Baudenkmal‘ ein neues Touristikprodukt, welches Touristinnen und
Touristen die Baukultur direkt erlebbar macht (STIFTUNG FERIEN IM BAUDENKMAL 2015:
o.S.).
In Österreich gibt es auch Beispiele für Ferienwohnungen in traditionellen Gebäuden. In
Kärnten wurde am Rande des Nationalparks Nockberge das ‚Almdorf Seinerzeit‘ errichtet.
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Dafür wurden 28 traditionelle Almhütten neu erbaut. Die Umsetzung der Idee zum ‚Almdorf
Seinerzeit‘ wurde sehr konsequent verfolgt. Zur Errichtung dieses Hotels war viel Zeit für die
Planung und den Erhalt von Genehmigungen notwendig. Wichtig war dem Bauherren und
Betreiber auch die Verwendung lokaler Ressourcen – sowohl im Bau als auch in der
Bewirtschaftung. Strom wird aus dem nahen Wasserkraftwerk verwendet, Hackschnitzel und
Brennholz stammen aus der Umgebung. Lebensmittel werden von Bauern und Bäuerinnen
aus der Region bezogen. Es existiert ein Hauptgebäude, in dem sich unter anderem die
Rezeption befindet. Die Gäste beziehen dann eigene Almhütten, in welchen durch die
Mitarbeiter eine kurze Einführung über die wichtigsten Dinge, wie z.B. das Beheizen der
Öfen mit Brennholz, abgehalten wird. Man konzentriert sich auf das Wesentliche und die
Sehnsucht nach Ruhe und dem Ursprünglichen wird erfüllt. Das Motto lautet: „Zurück zu den
Wurzeln, Verzicht auf alles Unnötige, aus der Einfachheit eine Stärke zu machen.
Bodenständig – natürlich, echt“ (LANDSCHÜTZER 2010: S.48-59).
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2.8 Moderne Architektur
Die Moderne Architektur steht oft in der Kritik. Für die Gegner ist sie nicht lebbar,
unpraktisch und viele meinen, das Aussehen ist furchtbar und passt nicht in die Region. Für
die Befürworter ist sie Ausdruck eines neuen Lebensgefühls, Fortschritt und Kunst (FLAGGE
2012: S.14). Welche der beiden Gruppen hat Recht? Eine allgemein gültige Antwort wird
man auf diese Frage nicht finden. Ein Bauwerk ist auch immer eine Sache der Öffentlichkeit.
Die Bauherrin bzw. der Bauherr errichtet es zwar für sich, um darin zu wohnen, aber es ist
immer für Außenstehende sichtbar (FLAGGE 2012: S.15). Deshalb ist für jede
Umbaumaßnahme am Haus eine Genehmigung seitens der Gemeinde nötig.
Der Begriff der ‚Moderne‘ kann nur schwer definiert werden. In der Architektur werden als
modern zum Teil sehr unterschiedliche Leitbilder und Schulen seit dem 20. Jahrhundert bis
in die Gegenwart bezeichnet. „Gemeinsamer Nenner war zunächst der unerbittliche, nicht
nur auf ästhetische Fragen beschränkte Kampf gegen den Historismus und nach dem Ersten
Weltkrieg die Gegnerschaft ganz allgemein gegen Traditionen und Konventionen“ (GRUNSKY
1998: S.27). Die Grundbegriffe der Moderne wurden also schon vor dem Zweiten Weltkrieg
gelegt. Aber erst ab der Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts fand sie richtigen Einzug. Es
wurde Wert darauf gelegt, dass kein neuer Stil entsteht, der auf einem alten aufbaut.
Vielmehr war es wichtig, dass wirtschaftlich gebaut wird, die Funktion im Vordergrund steht
und die Konstruktion mit modernen Mitteln (Beton, Stahl und Glas) realisiert wird. Heute
versteht man unter modernen Häusern häufig solche, die sehr futuristisch anmuten und
‚anders‘ als die üblichen Gebäude sind (GRUNSKY 1998: S.28). Meist sind sie würfelförmig,
besitzen ein Flachdach, sind sehr auffällig und heben sich deutlich von der übrigen Bebauung
ab.
„Das Unbehagen an der globalisierten Architektur der glatten, kalten Fassaden, an den
Kisten, Würfeln oder Stangen aus Beton, Glas und Stahl wächst… dem Gegenüber steht eine
Sehnsucht nach „Verortung“, nach „Früher“, nach Authentizität“ (ROMEISS-STRACKE 2010:
S.14). In einer Welt die immer schneller wird und sich schneller verändert, steigt das
Bedürfnis nach etwas Beständigem. Viele Menschen wünschen sich die Beibehaltung
traditioneller Werte und damit auch traditioneller Hausbauweisen. Sie sehen im Bau von
modernen Häusern eine Abkehr von der Tradition und den Verlust der regionalen Identität.
Denn wenn die Häuser einander ähnlich sind und sich die für den Ort typische Hausbauweise
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überall in der Region wiederspiegelt, ergibt sich eine Einheit. Diese ist charaktergebend und
fördert den Wiedererkennungswert der Gemeinde. Auch der Denkmalschutz zur Erhaltung
wichtiger Gebäude trägt dazu bei. Es hängt davon ab, ob ein Gebäude eine positive oder
negative Emotion ausstrahlt, um von der Bevölkerung angenommen zu werden.
Kritiker sehen auch eine Gefahr in der Uniformierung von Baukultur. Es werden die
verschiedensten Häusertypen nebeneinander gebaut. Egal ob ein mediterraner Baustil
neben einem Fachwerkhaus und einem modernem würfelförmigen Haus mit Flachdach
steht. So könnte eine immer größere Mischung an verschiedenen Gebäudetypen und damit
ein inhomogenes Ortsbild entstehen. Gleichzeitig könnten die modernen Häuser überall auf
der Welt stehen, sie sind nicht mehr an eine Region gebunden. Der typische Charakter einer
Region kann dadurch langsam verloren gehen.
Doch ist das Bauen von modernen Häusern wirklich ein Problem? Die Befürworter meinen,
es braucht die Moderne und die Weiterentwicklung im Bauen, um Fortschritt zu erlangen.
Mit neuen Techniken und neuen Standards kann eine Verbesserung der Wohnsituation
erreicht werden. Hätte der Mensch nicht stetig an der Weiterentwicklung seiner Unterkunft
gearbeitet, würden wir noch in Höhlen oder einfachen Holzhütten leben. Ein Fortschritt im
Bau ist notwendig, um durch neue Technologien einerseits mehr Komfort für die
Bewohnerinnen
und
Bewohner
zu
erhalten
und
andrerseits,
um
immer
ressourcenschonender zu bauen. Im Moment wird viel in die Erforschung erneuerbarer
Energien gesteckt und die Bauweise so optimiert, dass weniger Energie benötigt wird.
2.8.1 Architekturkritik
Es ist nicht einfach, zu belegen welches Gebäude ‚gut‘ und welches ‚schlecht‘ geplant bzw.
ausgeführt ist. Manche Bauwerke spalten die Meinungen. Sowohl Befürworter als auch
Gegner haben Anspruch auf ihren Standpunkt. Um herauszufinden was gut und was schlecht
ist, sollten sachliche Gründe gefunden werden, um ein Für und Wieder zu belegen. Es wäre
gut, wenn eine objektive Kritik möglich wäre, die am besten einen Kriterienkatalog
durchgeht und das Gebäude anhand dessen bewertet. Nach Stead „ist es fraglich, ob es
kritische Experten gibt, die ein definitives Urteil über ein Gebäude fällen können, da es nicht
gesichert ist, dass es eine kritische Objektivität gibt. Der Kritiker müsste hierfür ausreichend
Abstand von der Arbeit haben“ (STEAD 2007: S.81, eigene Übersetzung). Er müsste folglich
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mit der Architektur bestens vertraut sein, aber gleichzeitig seinen Blickpunkt nüchtern und
objektiv schildern. So kann eine objektive Architekturkritik entstehen.
Architekturkritik ist nach Flagge „kulturelle Auseinandersetzung und gleichzeitig technische,
konstruktive, materielle, ökonomische Beschreibung, psychologische Forschung, politischer
Diskurs, Gesellschaftskritik“ (FLAGGE 1997: S.47). Sie ist eine komplexe Wissenschaft, die im
besten Fall den - dem kritisierten Bauwerk vorangegangenen - Entstehungsprozess
miteinbezieht. Der visuelle Teilaspekt sowie die städtebauliche und funktionale Vernetzung
in die Umgebung sind meist Grundlage dieser. Ein kritisches Auseinandersetzen mit jedem
Bauwerk wäre wünschenswert. Laut Flagge wäre auch die Diskussion von nicht gut
gestalteten Bauwerken erstrebenswert, denn die zehnte Lobpreisung eines großen
Vorzeigeobjektes wird kaum jemand lesen wollen (FLAGGE 1997: S.39f). Auch die Analyse
von Gebäuden im Gebrauch wäre erwünscht, da diese Aufschluss über die praktische
Verwendung des Gebäudes bringt. So könnten positive und negative Beispiele dabei helfen
zukünftige Bauten zu planen.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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3 Hypothesen
Architekturkritik lässt sich nicht einfach bewerkstelligen, da es schwierig ist objektive Urteile
zu erhalten. Touristinnen und Touristen nehmen das Landschaftsbild eventuell anders wahr
als Einheimische. Sie sollen bewerten welche Gebäude bzw. Gebäudemerkmale ‚gut‘ und
welche ‚schlecht‘ sind, sowie welche sie im Naturpark gerne sehen würden. Mit Hilfe einer
Befragung als Teil einer partizipativen Architekturkritik sollen folgende Hypothesen,
Teilhypothesen und Forschungsfragen beantwortet werden.
In der vorliegenden Masterarbeit sollen folgende Hypothesen erforscht werden:

Das Landschaftsbild wird durch nicht ins Landschaftsbild passende Bauwerke
beeinträchtigt.

Die Baukultur im Naturpark hat Einfluss auf den Tourismus in der Region.
Diese Hypothesen entstanden auf Grund von eigenen subjektiven Beobachtungen und
eingehender Literaturrecherche. In dieser Masterarbeit soll anhand einer Online-Befragung
untersucht werden, ob potentielle Touristinnen und Touristen diese Hypothesen bestätigen
oder widerlegen.
Von diesen beiden Hypothesen wurden folgende Teilhypothesen abgeleitet:

Das Landschaftsbild ist ein wichtiger Faktor der Urlaubsortwahl.

Touristinnen und Touristen befürworten mehrheitlich traditionelle Bauformen.

Das Ortsbild eines Tourismusortes hat Einfluss auf den Tourismus.

Leuchtend bunte Gebäudefarben wirken sich störend auf das Landschaftsbild aus.
Weiter lassen sich folgende Forschungsfragen ableiten:

Wie kann der Tendenz zur Uniformierung von Baukultur entgegen gewirkt werden?

Welche Bauwerke oder Teile von Bauwerken werden von Touristinnen und Touristen
als störend empfunden?

Welche Anforderungen an die Bautätigkeit im Tourismusgebiet müssen gestellt
werden?
 Was wünschen sich Touristinnen und Touristen von der Bautätigkeit im
Tourismusgebiet?
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4 Methode
In den folgenden Unterkapiteln werden die verwendeten Methoden der Literaturrecherche
und des Fragebogens näher vorgestellt und begründet, warum diese Methoden für die
Forschungsarbeit gewählt wurden.
4.1 Literaturrecherche
Der theoretische Teil der vorliegenden Arbeit basiert auf einer methodischen
Literaturrecherche. Es wurde sowohl eine Recherche in Bibliotheken, als auch eine
Internetrecherche betrieben. Nach Sichtung des zusammengetragenen Materials wurde
dieses systematisch ausgewertet und zusammengefasst (siehe Kapitel 2). Dies bildet die
theoretische Basis dieser Arbeit, die durch den empirischen Forschungsteil des Fragebogens
und dessen Auswertung ergänzt wird.
4.2 Fragebogen
Der empirische Forschungsteil dieser Arbeit wurde mittels Online-Fragebogens erarbeitet.
Dieses Messinstrument wurde gewählt, weil mit dieser die Zielgruppe am Schnellsten und
Leichtesten erreicht werden kann. So können viele Personen unabhängig ihres Standortes
befragt werden. Die Befragten müssen den Fragebogen nicht sofort ausfüllen, sie können
wählen, zu welchem Zeitpunkt sie ihn beantworten wollen (JACKOB et.al. 2009: S.164). Es
entsteht kein Mehraufwand für Reisen zu den Befragten und damit ergibt sich eine
Zeitersparnis. Auch können Kosten eingespart werden, da nichts gedruckt oder telefoniert
werden muss (CENGIZ 2013: S.29). Es können viel mehr Personen innerhalb kürzester Zeit
befragt werden, als mit einem klassischen Fragebogen in Papierformat, somit erhält man
eine höhere Probandenzahl. Weitere Vorzüge sind die rasche Verfügbarkeit der Ergebnisse
ohne Eingabefehler, was eine hohe Datenqualität bringt (Weinreich et al. 2008: S.149). Hinzu
kommt ein sehr schneller Rücklauf der ausgefüllten Fragebögen und eine sofortige
Auswertbarkeit dieser (JACKOB et al. 2009: S.352). Ein wesentlicher weiterer Vorteil ist die
Möglichkeit Fotos im Online-Fragebogen zu verwenden. Die Testpersonen können durch
Email-Adressen und Facebook sehr rasch erreicht werden und man erhält eine große
Stichprobe. Durch die rasche und einfache Beantwortung des Fragebogens von zu Hause aus,
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wird der Fragebogen eher beantwortet. Der Stand der Umfrage ist jederzeit verfügbar und
Anpassungen können jederzeit vorgenommen werden.
Der Online-Fragebogen hat auch Nachteile. Im Vorfeld ist die Vorbereitung des Fragebogens
sehr zeitintensiv, da alle Fragen klar und ohne Missverständnisse formuliert werden müssen.
Es ist eine sehr unpersönliche Fragemethode, es entsteht kein persönlicher Kontakt
zwischen Fragestellerin und Testperson und damit wird auch die Chance zur Nachfrage bzw.
Präzisierung verbaut. Das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann kaum
beeinflusst werden. Die Stichprobengröße ist oft abhängig von der Verfügbarkeit an EmailAdressen.
4.2.1 Erstellung des Fragebogens
Bei der Erstellung des Fragebogens wurde als erstes eine Literaturrecherche nach ähnlichen
Fragebögen gemacht. Bis auf die Studie ‚Gästebefragung Graubünden Winter 2012/13 &
Sommer 2013‘ (RUSCHETTI et al. 2014) wurde keine ähnliche Studie gefunden. Danach
wurden anhand der Hypothesen und Forschungsfragen dieser Arbeit Fragen bzw.
Statements für den Fragebogen ausformuliert.
Am Anfang des Fragebogens stehen einige einfache kurze Fragen, um den/die Befragte/n an
das Thema heranzuführen. Danach kommen Aussagen, wo mithilfe von Ratingskalen
zwischen ‚Sehr wichtig‘, ‚Wichtig‘, ‚Weniger wichtig‘ und ‚Unwichtig‘, oder ‚Stimme zu‘,
‚Stimme eher zu‘, ‚Stimme weniger zu‘ und ‚Stimme nicht zu‘ bzw. ‚Gefällt mir sehr gut‘,
‚Gefällt mir gut‘, ‚Gefällt mir weniger‘ und ‚Gefällt mir nicht‘ unterschieden werden kann
(RAAAB-STEINER et al. 2010: S.54). Zu jeder dieser Ratingskalen gibt es auch die
Antwortmöglichkeit ‚Ich weiß nicht‘. Danach kommen Fragen zu Bildern. Zum Schluss
kommen allgemeine demografische Fragen für die statistische Auswertung des Fragebogens.
Bei den Fragen handelt es sich um geschlossene Fragen mit fixen Auswahlmöglichkeiten
(RAAAB-STEINER et al. 2010: S.48). Bis auf die Frage nach dem Wohnort und der letzten nach
der Emailadresse, sofern die Probanden Interesse an den Ergebnissen haben, sind alles
Pflichtfragen. Das bedeutet, dass die Probanden nicht auf ‚weiter‘ klicken können, wenn
nicht alles ausgefüllt ist. Die letzte Frage wurde deswegen eingebaut, da das Programm
‚LimeSurvey‘ nach jedem ‚weiter‘ alle Ergebnisse der vorangegangenen Fragegruppe
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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zwischenspeichert. Da es oft vorkommt, dass Befragte bei der letzten Fragegruppe nicht auf
‚Abschicken‘ klicken wird diese nicht gespeichert. Dieses Problem wird mit einer für die
Auswertung unwichtigen Frage umgangen. Gleichzeitig wird Interessierten die Möglichkeit
geboten, die Ergebnisse zu erhalten.
4.2.2 Fotos für den Fragebogen
Ein großes Anliegen war die Verwendung von Häuserfotos im Fragebogen, um eine positive
oder negative Tendenz von Architektur unter den Befragten herauszufinden. Die
Beschaffung dieser Fotos gestaltete sich zunächst als aufwändig, da sie einige Kriterien
erfüllen mussten, um miteinander vergleichbar zu sein. Die Häuser sollten immer im selben
Winkel und bei möglichst gleichem Wetter, ohne Verdeckung durch Zäune, Bäume etc. von
der Straßenseite aus aufgenommen werden. Dies war nicht einfach, da vor den meisten
Häusern hohe Zäune, Hecken und Bäume stehen und eine gute Aufnahme nicht immer
möglich war. Hierfür waren mehrere Exkursionen notwendig. Es wurden insgesamt knapp 30
Häuser aufgenommen, wovon die meisten in den letzten 25 Jahren erbaut wurden. Die
Aufnahme älterer Häuser war kaum möglich, da diese immer gut begrünt waren und kaum
ganz freistanden. Die Häuser wurden einander an Hand ihrer Qualität und Eignung für den
Fragebogen gegenübergestellt. Es wurde darauf geachtet, möglichst verschiedene
Häusertypen für den Fragebogen zu verwenden. Daher wurde von Häusern, die einander in
der Bauweise ähnlich waren, nur eines verwendet. Alle Fotos wurden in „Adobe Photoshop“
soweit beschnitten, so dass nur das Haus bildfüllend darauf zu sehen war. Aber um eine
optische Durchgängigkeit im Fragebogen zu erreichen, wurde bei allen Fotos dasselbe
Format verwendet. Dies hatte zur Folge, dass bei manchen Häuserfotos mehr von der
Auffahrt und/oder dem Vorgarten zu sehen war, als bei anderen. Alle Fotos wurden
geringfügig bezüglich des Farbkontrasts und der Belichtung nachbearbeitet, um allen
Häusern eine ähnliche Ausgangslage zu geben. Bei manchen Fotos waren PhotoshopKorrekturen notwendig. Meistens handelte es sich um
Kleinigkeiten,
wie die
Unkenntlichmachung von Autokennzeichen. Bei einem Foto musste ein Stapel Steine vor
einer Garage wegretuschiert werden sowie in der Auffahrt davor Pflastersteine ‚verlegt‘
werden (siehe Abbildung 12). Dies wurde gemacht, damit die Befragten nicht durch störende
Seite 43
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Elemente im Vordergrund beeinflusst werden. Für die endgültige Fassung des Fragebogens
wurden neun Häuserfotos verwendet.
Abb. 12: Originalbild links, Retusche rechts (eigene Aufnahme 2015, eigene Bearbeitung 2015)
Dazu wurde noch ein ‚Stimmungsbild‘ mit Blick auf den Ortskern von Pöllau und ein weiteres
aus einer anderen Perspektive verwendet. Zweiteres wurde im Original sowie in zwei
Bildmanipulationen genutzt. Diese wurden in ‚Adobe Photoshop‘ durchgeführt, wobei die
Hausfassaden bei einem in etwa fünf Prozent der Fälle und beim anderen in etwa dreißig
Prozent der Fälle bunt gefärbt wurden (siehe 9. Anhang).
4.2.3 Zielgruppe
Die Zielgruppe des Fragebogens sind Personen, die bereit sind, einen Tagesausflug oder
Kurzurlaub im Beispielgebiet „Pöllauer Tal“ zu machen oder bereits gemacht haben, also
(potentielle) Touristen sind. Um die Zielgruppe zu erreichen wurde das sogenannte
„Snowball Sampling“ verwendet. Hier bekommen einige Akteuere den Link zum Fragebogen
und sollen diesen anderen, ihnen bekannten Personen, weiterempfehlen. Der Nachteil dabei
ist, dass nur Menschen, die in demselben Netzwerk sind, angesprochen werden
(PRZYBORSKI et al. 2014: S.184). Die Zielgruppe wurde via Email und Facebook kontaktiert.
Gleichzeitig wurde gebeten, die Umfrage weiterzuleiten, um möglichst vielen Personen den
Fragebogen zugänglich zu machen und eine breite Streuung der Umfrageteilnehmerinnen
und -teilnehmern zu erhalten.
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4.2.4 Technische Umsetzung des Fragebogens
Die Universität für Bodenkultur Wien stellt das Programm ‚LimeSurvey‘ auf einem der
eigenen Server zur Verfügung. Der zuvor in ‚Microsoft Word‘ erstellte Fragebogen wurde
vom Zentralen Informatikdienst der Universität für Bodenkultur Wien in ‚LimeSurvey‘
eingepflegt. Zunächst war die Online-Umfrage für Pre-Tests testweise verfügbar, ohne dass
die Ergebnisse gespeichert wurden. Der Fragebogen wurde von unterschiedlichen Personen
getestet, um Unklarheiten auszuschließen und Fehler zu beheben. Nach Ausbesserung der
hauptsächlichen Rechtschreibfehler ging die Umfrage für die Befragung vom 1. Bis
19.10.2015 (19 Tage) online. Im Kapitel 9. Anhang ist der gesamte Fragebogen zu finden.
4.2.5 Auswertung der Daten
Der Online-Fragebogen wurde per Email und Facebook geteilt, mit der Bitte um
Weiterverbreitung, damit er einem möglichst großen Personenkreis zugänglich gemacht
wird. Es haben ihn insgesamt 368 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgefüllt, davon 255
vollständig und 113 unvollständig. Es wurden ausschließlich die vollständigen Datensätze
analysiert. Diese Umfrageergebnisse wurden von einer ‚Microsoft Excel‘-Datei in das
Programm ‚SPSS 17‘ eingelesen und von diesem analysiert und ausgewertet. Einige Variablen
mussten zur statistischen Analyse umcodiert werden. Als erstes wurden Häufigkeitsabfragen
gemacht. Der Zusammenhang zwischen zwei kategorialen oder ordinal skalierten
Merkmalen wurde mittels Chi-Quadrat Unabhängigkeitstest getestet. Im Falle eines
signifikanten Zusammenhanges bei zwei ordinal skalierten Merkmalen wurde zusätzlich
getestet, ob ein linearer Zusammenhang besteht. Der Chi-Quadrat Unabhängigkeitstest ist
allerdings nur asymptotisch gültig. Voraussetzung ist, dass die minimal erwartete
Zellhäufigkeit mindestens 1 beträgt (HEDDERICH & SACHS 2016: S.704). Wird diese
Voraussetzung nicht erfüllt, müssen Kategorien zusammengelegt werden, um diesen Wert
zu erreichen. Dies passiert bei den Altersklassen, hier wurden drei Gruppen mit 0-29 Jahren,
30-49 Jahren und über 50 Jahren erstellt. Es mussten die Kategorien ‚sehr wichtig‘ und
‚wichtig‘ zu ‚wichtig‘ sowie ‚weniger wichtig‘ und ‚unwichtig‘ zu ‚unwichtig‘ bzw. ‚stimme zu‘
und ‚stimme eher zu‘ zu ‚Zustimmung‘ und ‚stimme weniger zu‘ und ‚stimme nicht zu‘ zu
‚Ablehnung‘ zusammengefasst werden. Weiter wurden die Kategorien ‚Kurzurlauber‘ und
‚Urlauber‘ beim Gästetyp zusammengefasst. Die Kategorie ‚Ich weiß nicht‘ wurde bei den
statistischen Signifikanztests nicht berücksichtigt, da sie die Ergebnisse verfälschen könnte.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Die Nullhypothese, die der Chi-Quadrat Unabhängigkeitstest testet, besagt immer, dass die
Variablen voneinander unabhängig sind. Das Ergebnis ist die asymptotische Signifikanz,
welche größer sein muss als 0,05 um die Nullhypothese anzunehmen. Ist sie kleiner als 0,05
besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang. Die asymptotische Signifikanz wird mit
„p“ angegeben. Generell wurden der Zusammenhang der einzelnen Faktoren mit dem
Geschlecht, den Altersklassen und dem Gästetyp geprüft. Vereinzelt wurden andere
Zusammenhänge überprüft. Der Zusammenhang mit der Bildung wurde nicht untersucht, da
über 80% der Befragten einen Matura- bzw. Hochschulabschluss haben und die Tests hier
nicht aussagekräftig genug wären. Die Diagramme wurden in ‚Microsoft Excel‘ erstellt. Im
folgenden Kapitel werden die Ergebnisse präsentiert.
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5 Ergebnisse
In den folgenden Kapiteln werden die Ergebnisse der Befragung dargestellt.
5.1 Demografische Verteilung der Testpersonen
Im Folgenden wird die demografische Zusammensetzung der Befragten näher betrachtet.
Das Geschlechterverhältnis ist relativ ausgewogen, 52,55% Frauen und 47,45% Männer
haben den Fragebogen ausgefüllt.
Altersverteilung in Jahren
40,00%
20,00%
0,00%
30,59%
27,06%
14,51%
18,04%
5,88%
3,92%
0-19
20-29
30-39
40-49
50-59
über 60
Diagramm 1: Altersverteilung (N=255)
Diagramm 1 zeigt die Altersverteilung der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die
größte Altersklassee der Befragten nimmt mit 30,59% die der 20-29 Jährigen ein. Dies hat
den Grund, dass der Fragebogen im Freundeskreis der Verfasserin verteilt wurde und dieser
sich aus hauptsächlich Personen in diesem Alter zusammensetzt. Als zweite Gruppe kommt
mit 27,06% die der 40-49 Jährigen, gefolgt von den 50-59 Jährigen (18,04%). An vierter Stelle
liegt mit 14,51% die Gruppe der 30-39 Jährigen. Die vorletzte Gruppe der über 60 Jährigen
mit 5,88% lässt sich durch die geringere Internetpräsenz dieser Gruppe erklären.
Überraschend ist, dass die jüngste Gruppe der bis 19 Jährigen den letzten Platz belegt
(3,92%). Erklärung dafür könnte sein, dass sich diese nicht vom Fragebogen angesprochen
gefühlt haben. Im Durchschnitt war die Befragte bzw. der Befragte 39 Jahre alt. Die
Altersangabe bewegt sich zwischen 13 und 75 Jahren.
Höchster erreichter Bildungsabschluss
52,55%
Fachschule
0,39%
Sonstiges
7,45%
Abschluss an
einer
Hochschule
5,88%
Matura/Abitur
3,53%
Lehre/Meister
30,20%
Pflichtschule/H
aupt/Mittelschule
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
Diagramm 2: Höchster erreichter Bildungsabschluss (N=255)
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Wie in Diagramm 2 zu sehen ist besitzt über die Hälfte der Befragten einen
Hochschulabschluss, fast ein Drittel hat Matura. Vergleichsweise sehr gering fällt der Anteil
der Pflichtschulabsolventen mit 3,5% aus. Knapp 6% der Probanden haben eine Lehre
absolviert, 7,5% eine Fachschule.
Derzeitige Beschäftigungsform
Sonstiges
Pensionist/in bzw.
Rentner/in
Hausfrau/Hausmann
Student/in
Schüler/in oder in
Berufsausbildung
Landwirt/in
Selbständige/r oder
Freiberufler/in
Fach-/Arbeiter/in
Leitende/r
Angestellte/r
Angestellte/r
45,00% 39,61%
40,00%
35,00%
30,00%
25,00%
17,25%
16,86%
20,00%
12,16%
15,00%
10,00%
3,53%
1,18% 3,14%
1,18% 2,75% 2,35%
5,00%
0,00%
Diagramm 3: Derzeitige Beschäftigungsform (N=255)
Die derzeitige Beschäftigungsform zeigt Diagramm 3. Fast vierzig Prozent der
Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer gaben an, ein Angestelltenverhältnis auszuüben.
Über
17%
sind
Studentinnen
und
Studenten.
Fast
17%
bekleiden
leitende
Angestelltenposten. Selbständig oder Freiberufler sind zwölf Prozent der Befragten. Der Rest
setzt sich aus Facharbeitern, Pensionistinnen und Pensionisten, Landwirtinnen und
Landwirten, Hausfrauen und Hausmännern in absteigender Reihenfolge zusammen.
Hauptwohnsitz nach Bundesland
60,00% 49,02%
50,00%
40,00%
22,75%
30,00%
12,55%
20,00%
6,27% 1,96%
2,75%
1,96%
1,18%
0,78%
0,78%
10,00%
0,00%
Diagramm 4: Hauptwohnsitz nach Bundesland (N=255)
Seite 48
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Diagramm 4 zeigt den Hauptwohnsitz der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern. Der
Großteil von ihnen stammt aus Österreich, nur knapp zwei Prozent stammen aus dem
Ausland (Deutschland, Südtirol, Ungarn). Die größte Gruppe mit 49% kommt aus Wien,
gefolgt von Niederösterreich (knapp 23%). Am drittstärksten sind mit knapp dreizehn
Prozent die Steirer vertreten, danach kommen die Burgenländer mit sechs Prozent. Kärntner
(drei Prozent), Oberösterreicher (2 Prozent) kommen vor den beiden Schlusslichtern
Salzburg und Tirol (je unter einem Prozent).
Einwohnergröße des Wohnortes
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
52,55%
30,20%
10,20%
einem Dorf (bis einer Kleinstadt
4.000 Einwohner)
(bis 10.000
oder auf dem
Einwohner)
Land
7,05%
einer Stadt
(10.000 bis
100.000
Einwohner)
einer Großstadt
(über 100.000
Einwohner)
Diagramm 5: Einwohnergröße des Wohnortes (N=255)
Die Einwohnergröße des Wohnortes der Befragten gibt Diagramm 5 an. Fast 53% der
Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben an, dass sie in einer Großstadt über 100.000
Einwohnern leben. Dies deckt sich auch mit der Angabe, dass 49% der Probanden in Wien
wohnen. 30% gaben an, dass sie in einem Ort mit 4.000 Personen oder weniger leben. 10%
haben ihren Lebensmittelpunkt in einer Kleinstadt bis 10.000 Einwohnern. 7% sind in einer
Stadt bis 100.000 Bewohnern zu Hause.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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5.2 Fragengruppe 1
Der erste Frageblock des Fragebogens waren einführende Fragen in das Thema Tagesausflug
bzw. Urlaub in einem Naturpark. Dabei sollten die Befragten angeben, welchem Gästetyp sie
sich zuordnen, mit wem sie die Tagesausflüge bzw. Urlaube unternehmen und welche Art
von Unterkunft sie nutzen.
Wenn Sie einen Naturpark besuchen, welchem Gästetyp
würden Sie sich am ehesten zuordnen?
54,51%
60,00%
41,18%
40,00%
20,00%
4,31%
0,00%
Tagesgast
Kurzurlauber (1-3
Nächtigungen)
Urlauber (mehr als 3
Nächtigungen)
Diagramm 6: Gästetyp (N=255)
In Diagramm 6 ist die Verteilung des Gästetyps zu sehen. Dabei geben fast 55% der
Befragten an, dass sie Tagesgäste sind. 41% ordnen sich dem Gästetyp Kurzurlauber, welcher
mit ein bis drei Nächtigungen definiert ist, zu. Nur 4% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
geben an, dass sie Urlaub mit mehr als drei Nächtigungen in einer Naturparkregion machen.
Der
geringe
Anteil
an
Urlauberinnen
und
Urlaubern
kann
womöglich
damit
zusammenhängen, dass es einen Trend zu Kurzurlauben gibt. 2014 betrug die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in Österreich 3,5 Tage (STATISTIK AUSTRIA
2015, b).
Mit wem unternehmen Sie meistens
Tagesausflüge/Urlaube?
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
43,92%
38,43%
2,35%
11,76%
0,39%
3,14%
Diagramm 7: Begleitpersonen (N=255)
Als zweite Frage kam die der Begleitpersonen bei Tagesausflügen bzw. Urlauben, diese
Verteilung zeigt Diagramm 7. 44% der Befragten gaben an, dass sie mit dem Partner bzw. der
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Partnerin unterwegs sind. Mit der Familie oder den Kindern unternehmen 38% bzw. zwei
Prozent der Probanden einen Tagesausflug bzw. Urlaub. Zwölf Prozent sind mit Freunden
oder Kollegen unterwegs und drei Prozent alleine. Nur knapp 0,4% nehmen eine organisierte
Reise in Anspruch.
In welcher Art von Unterkunft übernachten sie
hauptsächlich?
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
52,16%
18,43%
14,90%
4,31%
0,78%
2,35%
5,88%
1,18%
Diagramm 8: Art der Unterkunft (N=255)
Diagramm 8 gibt Auskunft über die Art der Unterkunft, die in Anspruch genommen wird.
Diese Frage führte zu einem Missverständnis. Es sollte gefragt werden, welche Unterkunft im
Naturpark genutzt wird. Dabei hätten die Tagesgäste ‚keine Übernachtung‘ wählen müssen.
Wie in Diagramm sechs zu sehen, geben gut 55% der Befragten an Tagesgäste zu sein,
allerdings bei der Frage nach der Übernachtung geben nur 18% an nicht im Naturpark zu
übernachten. Folglich hätte die Frage präziser formuliert werden müssen. Daher muss diese
Frage als Frage nach dem allgemeinen Urlaubsverhalten gewertet werden.
Über die Hälfte der Befragten gibt an, in einem Hotel zu übernachten, fünfzehn Prozent in
einer Ferienwohnung. Sechs Prozent kommen Privat unter und vier Prozent in einem
Jugendgästehaus. Zelten gehen zwei Prozent der Befragten und mit Campingwagen sind
unter einem Prozent der Teilnehmerinnen und -teilnehmer unterwegs.
Die nächste Frage ist die Einstellungsfrage „Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Aspekte bei
einem Ausflug bzw. Urlaub in einem Naturpark?“ in Form einer Matrix. Dabei konnten die
Testpersonen immer zwischen den Ausprägungen ‚sehr wichtig‘, ‚wichtig‘, ‚weniger wichtig‘,
‚unwichtig‘ und ‚Ich weiß nicht‘ wählen. Diagramm 9 zeigt auf einen Blick, dass der Großteil
der Aspekte für die Befragten positiv gewertet wird.
Seite 51
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Aspekte bei einem Ausflug bzw.
Urlaub in einem Naturpark?
Kultur erleben
Region, Land und Leute kennen lernen
Regionale Produkte verkosten
Ruhe genießen
Baukultur ansehen
An der frischen Luft sein
Action und Abenteuer erleben
Zeit mit Familie/Freunden verbringen
Neue Bekanntschaften schließen
Natur erleben und genießen
Erholen, relaxen, entspannen
Körperlich aktiv sein, Sport betreiben
0%
Sehr wichtig
Wichtig
10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Weniger wichtig
Unwichtig
Ich weiß nicht
Diagramm 9: Wichtigkeit diverser Aspekte (N=255)
Von allen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern am Wichtigsten gehalten wurde der
Aspekt ‚Natur erleben und genießen‘. 70,59% der Befragten gaben an, dass er für sie ‚sehr
wichtig‘ bzw. für 26,27% ‚wichtig‘ ist. Bloß 3,14% der Befragten fanden ihn ‚weniger wichtig‘.
Die Antwortmöglichkeit ‚unwichtig‘ und ‚Ich weiß nicht‘ hat niemand angekreuzt. Es gibt
sowohl
einen
signifikanten
Zusammenhang
(p=0,021)
als
auch
einen
linearen
Zusammenhang (p=0,21) zwischen diesem Aspekt und dem Geschlecht (N=255). Fast alle
Frauen (99,3%) gaben an, dass ihnen dieser Punkt ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘ ist. Bei den
Männern sind es 94,2%. Zwischen diesem Aspekt und den Altersklassen (p=0,260) und dem
Gästetyp (p=0,795) existiert kein signifikanter Zusammenhang.
Sehr ähnlich wie beim Ersten verhält sich die Verteilung beim Aspekt ‚an der frischen Luft
sein‘, hier wurden die beiden letzten Antwortmöglichkeiten auch nicht verwendet. Für
59,61% ist ‚an der frischen Luft sein‘ ‚sehr wichtig‘, für 35,69% ‚wichtig‘ und für nur 4,71%
weniger wichtig. Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen diesem Aspekt und
dem Geschlecht (p=0,172), der Altersklasse (p=0,155) sowie dem Gästetyp (p=0,058). Die
Anzahl der Fälle war bei diesem Aspekt immer 255.
‚Erholen, relaxen und entspannen‘ ist für beinahe der Hälfte der Probanden ‚sehr wichtig‘
und für 44,31% ‚wichtig‘. Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen diesem
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Aspekt (N=255) und dem Geschlecht (p=0,833), den Altersklassen (p=0,288) und dem
Gästetyp (p=0,237).
‚Zeit mit Familie/Freunden verbringen‘ ist über 90% der Befragten ‚sehr wichtig‘ oder
‚wichtig‘. Es konnte festgestellt werden, dass es einen statistisch signifikanten
Zusammenhang dieses Aspektes mit dem Gästetyp gibt (p=0,046; N=255). Auch konnte hier
ein linearer Zusammenhang festgestellt werden, die asymptotische Signifikanz liegt bei
0,047. 94,2% der Tagesgäste findet diesen Aspekt wichtig, bei den Urlauberinnen und
Urlaubern sind es 87,1%. Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen ‚Zeit mit
Familie/Freunden verbringen‘ und Geschlecht (p=0,177) bzw. den Altersklassen (p=0,292)
gesehen werden.
‚Ruhe genießen‘ hat für die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer einen hohen
Stellenwert (87,1% ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘). Es wurde kein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen diesem Aspekt (N=254) und dem Geschlecht (p=0,072), den
Altersklassen (p=0,908) und dem Gästetyp (p=0,816) gefunden.
Für insgesamt 76,1% ist ‚Regionale Produkte verkosten‘ ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Für
diesen Aspekt (N=254) konnte kein signifikanter Zusammenhang mit Geschlecht (p=0,312),
Altersklassen (p=0,635) und Gästetyp (p=0,058) gefunden werden.
‚Region, Land und Leute kennen lernen‘ erhält 73,3% in der Frage nach ‚sehr wichtig‘ und
‚wichtig‘. Es gibt keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen ‚Region, Land und
Leute kennen lernen‘ und dem Geschlecht (p=0,852), den Altersklassen (p=0,211) sowie dem
Gästetyp (p=0,458). Die Anzahl der getesteten Fälle waren 254.
‚Körperlich aktiv sein, Sport treiben‘ wollen 69,8% der Befragten. Es existiert kein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Punkt (N=254) und dem Geschlecht
(p=0,741), der Altersklasse (p=0,423) und dem Gästetyp (p=0,528).
‚Kultur erleben‘ hat für 56,9% der Personen eine große Bedeutung. Für diesen Aspekt
(N=254) konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit Geschlecht (p=0,253),
Altersklassen (p=0,184) und Gästetyp (p=0,756) gefunden werden.
‚Baukultur ansehen‘ finden 24,3% der Befragten als ‚unwichtig‘ und 39,2% als ‚weniger
wichtig‘. Nur elf Prozent der Befragten halten diesen Aspekt für ‚sehr wichtig‘. Zwischen
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diesem Aspekt und dem Geschlecht (p=0,126) und Gästetyp (p=0,328) konnte kein statistisch
signifikanter Zusammenhang gefunden werden. Es konnte ein statistisch signifikanter
Zusammenhang dieses Punktes mit der Altersklasse nachgewiesen werden (p=0,000). Auch
existiert hier ein linearer Zusammenhang (p=0,000). 59% der Befragten, die über 50 Jahre alt
sind, ist ‚Baukultur ansehen‘ ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Bei der Altersklasse der 0-29
Jährigen sind es 18,6%, bei den 30-49 Jährigen 36,8%. Die Anzahl der getesteten Fälle bei
diesem Aspekt waren 253.
Für 51% ist ‚Action und Abenteuer erleben‘ ‚weniger wichtig‘ und für 13,7% ‚unwichtig‘. Das
deckt sich mit dem angegebenen hohen Ruhe- und Erholungsbedürfnis der Befragten. Kein
signifikanter Zusammenhang konnte zwischen diesem Aspekt und dem Geschlecht ermittelt
werden (p=0,179; N=253). Ein signifikanter Zusammenhang zwischen ‚Action und Abenteuer
erleben‘ und den Altersklassen konnte nachgewiesen werden (p=0,000). Auch gibt es einen
linearen Zusammenhang (p=0,000; N=253). Je jünger die Befragten waren, desto eher war
ihnen der Aspekt ‚sehr wichtig‘ bzw. ‚wichtig‘ (55,2% der 0-29 Jährigen). 86,9% der Älteren
fanden diesen Aspekt nicht wichtig. Einen weiteren signifikanten Zusammenhang gibt es
zwischen ‚Action und Abenteuer erleben‘ und dem Gästetyp (p=0,027; N=253). Der lineare
Zusammenhang ergibt eine asymptotische Signifikanz von 0,027, somit existiert auch ein
linearer Zusammenhang. Urlauberinnen und Urlauber lehnen ‚Action und Abenteuer
erleben‘ deutlicher ab (72,4%) als Tagesgäste (59,1%).
Den für die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer unwichtigsten Aspekt hat ‚Neue
Bekanntschaften schließen‘ (49% ‚unwichtig‘ und 40,4% ‚weniger wichtig‘). Zwischen diesem
Aspekt und dem Geschlecht (p=0,269), der Altersklasse (p=0,762) und dem Gästetyp
(p=0,204) konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden werden (N=252). Es
sind auch sehr wenige Personen alleine unterwegs, der Großteil ist mit Familie und Kindern
auf Tagesausflügen bzw. im Urlaub und will Zeit mit ihnen verbringen (52,94% ‚sehr
wichtig‘).
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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5.3 Fragegruppe 2
In Fragegruppe 2 werden Einstellungsfragen gestellt. Als erstes, welche Faktoren die
Entscheidung in den Naturpark Pöllauer Tal zu kommen, beeinflussen. Danach Fragen zum
Landschafts- und Ortsbild. Zum Schluss eine Frage zum Einfluss greller Hausfassaden.
Welche Faktoren beeinflussen Ihre Entscheidung ob Sie den Naturpark
Pöllauer Tal besuchen?
Naturnahe Landschaft
Architektonische Besonderheiten
Zusammenpassen von Landschaft und Siedlung
Stimmiger dörflicher Charakter
Attraktive Angebote für Erholung und Tourismus
Naturerlebnisangebote
Gut erreichbar mit PKW/Motorrad
Besondere regionale Produkte
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Sehr wichtig
Wichtig
Weniger wichtig
Unwichtig
Ich weiß nicht
Diagramm 10: Faktoren Besuch Naturpark (N=255)
Bei der Frage „Welche Faktoren beeinflussen Ihre Entscheidung ob Sie den Naturpark
Pöllauer Tal besuchen?“ in Form einer Matrix konnten die Befragten zwischen den
Ausprägungen ‚sehr wichtig‘, wichtig‘, ‚weniger wichtig‘, ‚unwichtig‘ und ‚Ich weiß nicht‘
wählen (siehe Diagramm zehn). Der Faktor, der den Befragten am Wichtigsten ist, ist die
‚Naturnahe Landschaft‘. ‚Naturerlebnisangebote‘ landen auf dem zweiten Platz. Demnach
haben die beiden Aspekte, die den größten Einfluss auf die tatsächliche Entscheidung haben
den Naturpark Pöllauer Tal zu besuchen, mit Natur zu tun. Auf Platz drei kommt der Faktor
‚Zusammenpassen von Landschaft und Siedlung‘. Folglich finden sich unter den Top drei zwei
Begriffe, die das Landschaftsbild beschreiben. Demnach ist dieses ein zentrales
Entscheidungselement bei der Wahl um diesen Naturpark zu besuchen. Dazu ist der Punkt
‚stimmiger dörflicher Charakter‘ auf dem fünften Platz.
Für 55,7% der Befragten ist der Faktor ‚Naturnahe Landschaft‘ ‚sehr wichtig‘ und für 37,3%
‚wichtig‘. Für diesen Faktor (N=255) konnte kein signifikanter Zusammenhang mit Geschlecht
(p=0,229), Altersklassen (p=0,922) und Gästetyp (p=0,560) gefunden werden.
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‚Naturerlebnisangebote‘ finden insgesamt 83,1% der Befragten ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘.
Für diesen Faktor konnte kein signifikanter Zusammenhang mit Geschlecht (p=0,421),
Altersklassen (p=0,601) und Gästetyp (p=0,851) gefunden werden (N=255).
Auf Platz drei bei dieser Frage kommt der Faktor ‚Zusammenpassen von Landschaft und
Siedlung‘. Dieser ist für ein Viertel der Befragten ‚sehr wichtig‘ und für 48,2% immerhin
‚wichtig‘. Es besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Faktor
(N=253) und den Altersklassen (p=0,002). Auch konnte ein linearer Zusammenhang
nachgewiesen werden (p=0,000). Je älter die Befragten sind umso wichtiger ist ihnen das
Zusammenpassen von Landschaft und Siedlung. 61,6% der Personen bis 29 Jahren, 76,4%
der Befragten zwischen 30 und 49 Jahren und 86,9% der Personen über 50 Jahren finden
diesen Faktor ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Kein statistisch signifikanter Zusammenhang
zwischen ‚Zusammenpassen von Landschaft und Siedlung‘ und Geschlecht (p=0,509) sowie
Gästetyp (p=0,221) konnte bewiesen werden (N=253).
Es halten 65,9% den Punkt ‚stimmiger dörflicher Charakter‘ für ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘.
Es gibt einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen diesem Faktor und den
Altersklassen sowie dem Gästetyp. Bei den Altersklassen beträgt die asymptotische
Signifikanz 0,002 und beim linearen Zusammenhang beträgt sie 0,001. Die Zustimmung wird
mit steigendem Alter größer (51,7% der 0-29 Jährigen, 72,6% der 30-49 Jährigen, 75,4% der
über 50 Jährigen). Beim Gästetyp beträgt die asymptotische Signifikanz 0,008. Auch besteht
hier ein linearer Zusammenhang (p=0,008). Urlauberinnen und Urlauber halten den
‚stimmigen dörflichen Charakter‘ eher für wichtig als Tagesgäste. Kein signifikanter
Zusammenhang existiert zwischen dem ‚stimmigen dörflichen Charakter‘ und dem
Geschlecht (p=0,485). Die Anzahl der Fälle betrug bei allen Tests 254.
‚Attraktive Angebote für Erholung und Tourismus‘ ist für 71% der Studienteilnehmerinnen
und -teilnehmern ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Es braucht also gute Angebote um den
Naturpark für Urlauberinnen und Urlaubern attraktiv zu machen. Es gibt einen statistisch
signifikanten Zusammenhang zwischen diesem Faktor und den Altersklassen (N= 254;
p=0,009). Dieser Zusammenhang ist linear (p=0,008). Je jünger die Befragten sind, desto
eher stimmen sie dem zu (77% der 0-29 Jährigen, 75,5% der 30-49 Jährigen, 55,7% der über
50 Jährigen). Es wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Faktor
und dem Geschlecht (p=0,441) bzw. dem Gästetyp (p=0,709) festgestellt (N=254).
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Die ‚gute Erreichbarkeit mit PKW/Motorrad‘ ist für 67,1% ‚sehr wichtig‘ bzw. ‚wichtig‘. Für
ein Viertel der Befragten ist dieser Punkt ‚weniger wichtig‘ und für 7,1% ‚unwichtig‘. Der
Naturpark Pöllauer Tal ist öffentlich nicht gut bzw. nur schwer erreichbar. Der Großteil der
Befragten legt aber ohnehin Wert auf die gute Erreichbarkeit mit motorisiertem
Individualverkehr. Kein statistisch signifikanter Zusammenhang konnte zwischen diesem
Faktor (N=253) und dem Geschlecht (p=0,337), der Altersklasse (p=0,885) und dem Gästetyp
(p=0,122) nachgewiesen werden.
‚Besondere regionale Produkte‘ genießen ist für 54,1% der Befragten ein ‚sehr wichtiger‘
oder ‚wichtiger‘ Grund um den Naturpark zu besuchen. Zwischen diesem Faktor (N=254) und
dem Geschlecht (p=0,751) sowie Gästetyp (p=0,078) konnte kein statistisch signifikanter
Zusammenhang beim Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest gefunden werden. Es konnte ein
statistisch signifikanter Zusammenhang mit der Altersklasse nachgewiesen werden (p=
0,031) Auch existiert ein linearer Zusammenhang (p=0,019). Die Zustimmung nimmt mit
steigendem Alter zu (unter den 0-29 Jährige 48,3%; 30-49 Jährige 50,9%; über 50 Jährige
68,9%).
Für 32,5% sind ‚architektonische Besonderheiten‘ ein ‚sehr wichtiger‘ bzw. ‚wichtiger‘ Grund.
49% halten dies für ‚weniger wichtig‘ und 17,6% für ‚unwichtig‘. Also sind Architektonische
Besonderheiten nur für ein Drittel der Befragten von Bedeutung. Dieses Drittel besteht
hauptsächlich aus Personen über 50 Jahren. Hier gaben 49,2% der Befragten über 50 Jahren
an, dass ‚architektonische Besonderheiten‘ für sie ‚sehr wichtig‘ bzw. ‚wichtig‘ sind. Es
existiert ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Faktor und den
Altersklassen. Die asymptotische Signifikanz beträgt 0,001. Auch gibt es einen linearen
Zusammenhang (p=0,000). Die Zustimmung nimmt mit steigender Altersklasse zu, sind es
19,8% der 0-29 Jährigen, so sind es 34% der 30-49 Jährigen und schließlich 49,2% der über
50 Jährigen, für die ‚architektonische Besonderheiten‘ wichtig sind. Es konnte mit dem ChiQuadrat Unabhängigkeitstest kein statistisch signifikanter Zusammenhang dieses Faktors mit
dem Geschlecht (p=0,091), und dem Gästetyp (p=0,204) nachgewiesen werden (N=253).
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Gebäude prägen das Landschaftsbild und tragen zum Charakter des
Naturparks bei. Welchem der nachstehenden Statements stimmen Sie
in diesem Zusammenhang zu bzw. welchen stimmen Sie nicht zu?
Häuser haben einen Einfluss auf meine
Wahrnehmung der Landschaft.
Mit Holz verkleidete Häuser gefallen mir sehr gut.
Ich finde es wichtig, dass Häuser durch
Bepflanzung begrünt werden, da sie sich so besser
ins Landschaftsbild einfügen
Ein intaktes Landschaftsbild ist mir als UrlauberIn
wichtig, um mich in der Region wohl zu fühlen.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Stimme zu
Stimme eher zu
Stimme weniger zu
Stimme nicht zu
Ich weiß nicht
Diagramm 11: Statements Landschaftsbild (N=255)
Die Statements zur Frage „Gebäude prägen das Landschaftsbild und tragen zum Charakter
des Naturparks bei“ wurden in einer Matrixform mit den Ausprägungen ‚stimme zu‘, ‚stimme
eher zu‘, ‚stimme weniger zu‘, ‚stimme nicht zu‘ und ‚Ich weiß nicht‘ gestellt. Das Statement
„ein intaktes Landschaftsbild ist mir als UrlauberIn wichtig, um mich in der Region wohl zu
fühlen“ ist für 94,5% der Befragten wichtig (60,4% ‚stimme zu‘, 34,1% ‚stimme eher zu‘). Ein
geringer Prozentsatz (5,5%) benötigt kein intaktes Landschaftsbild um sich im Naturpark
wohl zu fühlen. Dies deckt sich gut mit den vorangegangenen Aussagen nach dem großen
Einfluss der naturnahen Landschaft auf die Wahl des Naturparkbesuchs (siehe Diagramm 11)
und dem Bedürfnis Natur zu genießen (siehe Diagramm 9). Kein statistischer Zusammenhang
konnte zwischen diesem Statement (N=255) und dem Geschlecht (p=0,366), der Altersklasse
(p=0,054) und dem Gästetyp (p=0,839) festgestellt werden.
Dem Statement „Häuser haben einen Einfluss auf meine Wahrnehmung der Landschaft“
stimmen die Hälfte der Befragten zu und 40,8% ‚stimmen eher zu‘. Es gibt keinen statistisch
signifikanten Zusammenhang zwischen dem Statement (N=251) und dem Geschlecht
(p=0,556), den Altersklassen (p=0,172) und dem Gästetyp (p=0,995).
76,9% ‘stimmen zu‘ bzw. ‚stimmen eher zu‘, dass ihnen „mit Holz verkleidete Häuser sehr
gut gefallen“. Hier gibt es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen diesem
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Statement (N=254) und dem Geschlecht (p=0,118), den Altersklassen (p=0,633) und dem
Gästetyp (p=0,646).
Das Statement „ich finde es wichtig, dass Häuser durch Bepflanzung begrünt werden, da sie
sich so besser ins Landschaftsbild einfügen“ findet bei 65,5% der Teilnehmerinnen und
Teilnehmern Zustimmung oder eher Zustimmung. 34,1% geben an, dass sie dem weniger
oder nicht zustimmen. Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem
Statement (N=252) und dem Geschlecht (p=0,144), den Altersklassen (p=0,731) und dem
Gästetyp (p=0,903) nachgewiesen werden.
Im Folgenden geht es um die Ortszentren der Naturparkgemeinden.
Welchen der nachstehenden Aspekte stimmen Sie in diesem
Zusammenhang zu bzw. welchen stimmen Sie nicht zu?
Es ist gleichgültig, wie das Ortsbild aussieht,
solange die touristischen Angebote stimmen.
Ein gutes Ortsbild ist für mich ein klares
Siedlungsbild mit regionaltypischer Bebauung.
Bauwerke, die von der regional üblichen Bauweise
abweichen, beeinflussen meine Wahrnehmung
des Ortsbildes negativ.
Ein großes Durcheinander von mehreren Baustilen
stört mich in der Wahrnehmung eines Ortsbildes.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Stimme zu
Stimme eher zu
Stimme weniger zu
Stimme nicht zu
Ich weiß nicht
Diagramm 12: Aspekte Ortsbild 1 (N=255)
Die dritte Fragenmatrix in dieser Fragengruppe beschäftigt sich mit dem Ortsbild der
Naturparkgemeinden. Die Frage lautet: „Im Folgenden geht es um die Ortszentren der
Naturparkgemeinden. Welchen der nachstehenden Aspekte stimmen Sie in diesem
Zusammenhang zu bzw. welchen stimmen Sie nicht zu?“ Es war eine Abstimmung zwischen
‚stimme zu‘, ‚stimme eher zu‘, ‚stimme weniger zu‘, ‚stimme nicht zu‘ und ‚Ich weiß nicht‘
möglich. Zur besseren Lesbarkeit des Diagramms wurde diese eine Fragenmatrix in zwei
Diagramme gesplittet (siehe Diagramm 12 und 13).
Seite 59
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Das Ortsbild ist den Befragten nicht egal, wie Diagramm 12 zeigt. Bei dem Aspekt „Es ist
gleichgültig, wie das Ortsbild aussieht, solange die touristischen Angebote stimmen.“ geben
45,5% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an, dass sie nicht zustimmen bzw. 38,8%
eher nicht zustimmen. Nur 12,9% stimmen dem zu oder eher zu. Für diesen Aspekt und dem
Geschlecht (p=0,681), der Altersklasse (p=0,144) sowie dem Gästetyp (p=0,118) konnte kein
statistisch signifikanter Zusammenhang festgestellt werden (N=248).
„Ein großes Durcheinander von mehreren Baustilen stört mich in der Wahrnehmung eines
Ortsbildes.“ ist ein Statement, dem 63,5% der Befragten zustimmen oder eher zustimmen.
35,7% stimmen dem allerdings nicht oder eher nicht zu. Dieser Aspekt (N=253) hat einen
statistisch signifikanten Zusammenhang mit den Altersklassen (p=0,030). Auch kann hierfür
ein linearer Zusammenhang nachgewiesen werden (p=0,009). Das bedeutet, dass die
Zustimmung mit steigendem Alter linear zunimmt. Kein statistisch signifikanter
Zusammenhang konnte zwischen diesem Statement und dem Geschlecht (p=0,106) sowie
dem Gästetyp (p=0,251) festgestellt werden.
Bauwerke, die von der regional üblichen Bauweise abweichen, beeinflussen die
Wahrnehmung des Ortsbildes negativ für knapp die Hälfte der befragten Personen. Es
existiert kein statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Aspekt „Bauwerke, die
von der regional üblichen Bauweise abweichen, beeinflussen meine Wahrnehmung des
Ortsbildes negativ“ (N=251) und dem Geschlecht (p=0,231), den Altersklassen (p=0,147) und
dem Gästetyp (p=0,284).
Zwei Drittel der Probanden stimmen dem Statement „Ein gutes Ortsbild ist für mich ein
klares Siedlungsbild mit regionaltypischer Bebauung.“ zu oder eher zu. Für diesen Aspekt
und dem Geschlecht (p=0,380), der Altersklasse (p=0,510) sowie dem Gästetyp (p=0,867)
konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden (N=246).
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Im Folgenden geht es um die Ortszentren der Naturparkgemeinden.
Welchen der nachstehenden Aspekte stimmen Sie in diesem
Zusammenhang zu bzw. welchen stimmen Sie nicht zu?
Ich empfinde moderne Architektur mit grellen
Farben in der Naturparkgemeinde störend.
Mein Erholungserlebnis ist durch verwahrloste,
leerstehende Bausubstanz beeinträchtigt.
Wenn in einem Ort viele moderne Bauten stehen,
bedeutet das für mich, dass die Gemeinde
lebendig ist.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Stimme zu
Stimme eher zu
Stimme weniger zu
Stimme nicht zu
Ich weiß nicht
Diagramm 13: Aspekte Ortsbild 2 (N=255)
Diagramm 13 zeigt die weiteren Aspekte der oben genannten Frage. „Wenn in einem Ort
viele moderne Bauten stehen, bedeutet das für mich, dass die Gemeinde lebendig ist.“
stimmen mehr Befragte weniger und nicht zu (52,5%) als zu und eher zu (43,1%). Es existiert
ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen diesem Aspekt und dem Gästetyp (N=
244; p=0,021). Weiter konnte ein linearer Zusammenhang gefunden werden (p=0,021).
51,9% der Tagesgäste stimmen diesem Aspekt zu, hingegen nur 37,2% der Urlauberinnen
und Urlauber. Kein statistisch signifikanter Zusammenhang konnte zwischen diesem Aspekt
und dem Geschlecht (p=0,080) und den Altersklassen (p=0,688) nachgewiesen werden
(N=244).
Etwa sechzig Prozent der Probanden geben an, dass ihr Erholungserlebnis durch
verwahrloste, leerstehende Bausubstanz beeinträchtigt ist. Zwischen dem Aspekt und dem
Geschlecht gibt es einen statistisch signifikanten Zusammenhang (p=0,032). Auch konnte ein
linearer Zusammenhang nachgewiesen werden (p=0,032). 86,6% der Männer und 55,4% der
Frauen stimmten diesem Aspekt zu. Weiter konnte ein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen diesem Aspekt und den Altersklassen bewiesen werden (p=0,007).
Dazu gibt es einen linearen Zusammenhang der beiden (p=0,002). Je älter, die Befragten
sind, desto mehr stimmen sie dem Aspekt zu (48,8% der 0-29 Jährigen, 65,4% der 30-49
Jährigen, 73,3% der über 50 Jährigen). Es konnte kein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen diesem Aspekt und dem Gästetyp (p=0,653) gefunden werden. Die
Anzahl der getesteten Fälle bei diesem Aspekt betrug 248.
Seite 61
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Dem
Aspekt
„Ich
empfinde
moderne
Carina Krausler
Architektur
mit
grellen
Farben
in
der
Naturparkgemeinde störend.“ wird von 25,1% zugestimmt bzw. von 31,8% eher zugestimmt.
26,3% der Befragten stimmen dem weniger zu und 15,3% stimmen dem nicht zu. Für diesen
Aspekt und dem Geschlecht (p=0,319), der Altersklasse (p=0,690) sowie dem Gästetyp
(p=0,115) konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden
(N=251).
In der nachfolgenden Frage ging es darum, mit Hilfe von drei Fotos eine genauere
Differenzierung zu finden, ab wieviel Prozent grelle Gebäudefarben auf die Befragten
störend wirken oder, ob sie immer bzw. nie störend sind. Dabei war das Originalfoto, ein
Foto mit fünf Prozent und eines mit dreißig Prozent veränderten Hausfassaden (bunt
gefärbt) zu sehen. Diagramm 14 zeigt die Häufigkeitsverteilung dieser Fälle.
Ab wieviel Prozent finden Sie grelle Hausfassaden als
störend?
35,00%
30,00%
25,00%
20,00%
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
30,20%
25,49%
Ich finde sehr
bunte
Hausfassaden
überhaupt nicht
störend.
Ich finde sehr
bunte
Hausfassaden
grundsätzlich
immer störend.
24,71%
Ca. 5% bunte
Hausfassaden.
19,61%
Ca. 30% bunte
Hausfassaden.
Diagramm 14: grelle Hausfassaden (N=255)
Ein Viertel der Befragten findet sehr bunte Hausfassaden überhaupt nicht störend
wohingegen dreißig Prozent angeben, dass sie grelle Hausfassaden grundsätzlich immer
störend finden. Knapp ein Viertel findet bereits fünf Prozent der bunten Hausfassaden als
störend und etwa zwanzig Prozent finden dreißig Prozent der veränderten Hausfassaden ist
zu viel an grellen Farben. Zusammengerechnet lehnen 74,5% der befragten Personen grelle
Hausfassaden, bei zumindest einem gewissen Prozentsatz, ab. 56,9% gaben in der
vorhergehenden Frage an, dass sie moderne Architektur mit grellen Farben im Naturpark
störend finden. Es konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den vier
Antwortmöglichkeiten und dem Geschlecht (p=0,911), den Altersklassen (p=0,236) sowie
dem Gästetyp (p=0,452) gefunden werden (N=255).
Seite 62
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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5.4 Fragegruppe 3 & 4 - Auswertung der Häuserfotos
In diesem Kapitel werden die verwendeten Häuserfotos einzeln vorgestellt und beschrieben
sowie deren Auswahl begründet. Alle Häuser sind freistehende Einfamilienhäuser und
wurden, ohne durch Zäune, Bäume, Hecken etc. verdeckt zu werden, aufgenommen. Im
Anschluss auf die Beschreibung jedes Hauses erfolgt eine Auswertung der zugehörigen
Studienergebnisse, welche Bezug auf die Fotos haben. Jedes der Häuser kommt in zwei
Fragegruppen (Fragegruppe drei und vier) vor. Bei der dritten Fragegruppe wird zunächst
das Foto des Einfamilienhauses gezeigt und gefragt „Wenn Sie das Haus mit Schulnoten von
eins bis fünf benoten müssten, welche Note würden Sie ihm geben?“ Diese angegebene
Ratingskala ist eine Ordinalskala, bei der die Abstände zwischen den Noten streng
genommen nicht gleich groß sein müssen. Aber um einen Vergleich zwischen den einzelnen
Häusern darstellen zu können, wurde in der Auswertung angenommen, dass die Abstände
zwischen den einzelnen Noten immer gleich groß sind. Damit kann ein Mittelwert gebildet
werden. In einem weiteren Schritt wurde die Tendenz zur Mitte betrachtet. Diese
Mittelwertorientierung besagt, dass bei einer mehrstufigen Ratingskala Befragte gerne die
Mitte statt den beiden Extremen wählen. Daher wurde eine Umcodierung der Daten
vorgenommen. Die mittlere Antwortmöglichkeit (Note 3) wurde dabei als fehlender Wert
angegeben, die Noten 1 und 2 wurden zum Wertelabel ‚1‘ und die Noten 4 und 5 wurden
zum Wertelabel ‚0‘. Das Wertelabel ‚1‘ bedeutet eine positive Einstellung zum Haus, das
Wertelabel ‚0‘ eine Negative. Diese beiden Häufigkeiten werden einander gegenübergestellt,
um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, ob das Gebäude eher angenommen oder
abgelehnt wird. Diese Frage wird im Folgenden als „Benotung generell“ bezeichnet.
Unter der Frage mit der Benotung des Hauses gibt es eine Fragenmatrix zu einzelnen
Gebäudeteilen des Hauses. Es soll eine Aussage darüber getroffen werden, wie sehr den
Befragten die einzelnen Hausteile der Dachgestaltung, Dachfarbe, Fassadenfarbe und
Fensteranordnung gefällt. Hierbei gab es die Antwortmöglichkeiten ‚gefällt mir sehr gut‘,
‚gefällt mir gut‘, ‚gefällt mir weniger‘, ‚gefällt mir nicht‘ und ‚ich weiß nicht‘. Diese
Fragestellung wird im Kapitel 6.1.1 noch einmal mit allen Häusern gemeinsam behandelt.
Bei der vierten Fragegruppe wurde als erstes ein Stimmungsbild aus dem Naturpark gezeigt,
damit die Befragten eine Vorstellung davon bekommen, wie die Siedlungsstruktur des
Naturparks aussieht. Danach wird wieder jedes Häuserfoto gezeigt. Die Frage dazu lautet
Seite 63
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
„Stellen Sie sich vor, Sie wären in einem Beratungsgremium des Naturparks. Wie würden Sie
dieses Haus hinsichtlich der Eignung für den Naturpark Pöllauer Tal bewerten?“ Hier wurde
wieder eine Ratingskala mit Schulnoten von 1 bis 5 angegeben. Es soll untersucht werden, ob
es einen Unterschied gibt, wenn das Haus generell betrachtet wird oder, ob der Hintergrund
des Standortes Naturpark Pöllauer Tal eine Auswirkung auf die Benotung hat. Ausgewertet
werden die Ergebnisse wie oben beschrieben bei der Fragegruppe drei. Danach werden
diese Ergebnisse einander gegenübergestellt.
5.4.1 Haus 1
Haus Nummer eins (Abbildung 13) ist ein Bungalow,
die Wohnfläche ist hierbei auf eine Ebene verteilt.
Die Fassade ist in einem helleren Gelb mit einem
hellen Grauton, bei der etwas zurück gesetzten
Fenster- und Türfront im Eingangsbereich, gehalten.
Der Grauton spiegelt sich außerdem im Bodenbelag
Abb. 13: Haus 1 (eigenes Foto 2015)
beim Eingang wieder. Die weißen Sprossenfenster
mit ebenfalls weißen Fensterläden und der weißen Tür sind sehr symmetrisch angelegt. Die
Garage befindet sich auf der rechten Seite des Hauses und ist dem Gebäude zurück versetzt.
Das Haus hat ein dunkelgrau/schwarzes sehr steiles Walmdach, welches farblich einen
dunklen Kontrast zur Fassadenfarbe und den weißen Fenstern darstellt.
Schulnoten Haus 1
35,0%
30,0%
25,0%
20,0%
generell
15,0%
im Naturpark
10,0%
5,0%
,0%
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 15: Schulnoten Haus 1 (N=255)
Seite 64
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Diagramm 15 zeigt die Verteilung der Bewertung nach Schulnoten für Haus eins. Auffällig ist,
dass das Gebäude generell mehr Leute mit Note 2 bewertet haben, bei der Eignung für einen
Naturpark allerdings mehr Personen Note 4 vergeben haben. Die beiden Benotungen
hängen
statistisch
signifikant
miteinander
zusammen.
Sowohl
der
Chi-Quadrat
Unabhängigkeitstest als auch der lineare Zusammenhang liefern eine asymptotische
Signifikanz von 0,000. Die Befragten, bleiben zu 42,6-69,2% bei derselben Note. Sie wechseln
bei den Noten 1 und 2 bei der Benotung generell eher zu einer Note schlechter. Bei Note 4
und 5 (generelle Bewertung) wird, wenn gewechselt wird, mehr zu einer einem Grad
besseren Note gewechselt. Notensprünge um zwei Noten sind selten.
Der Mittelwert beträgt für die Benotung generell 3,07 und für den Naturpark 3,17. Wenn
man sich die Einstellung der Befragten ohne Note 3 ansieht dann bewerten 50,29% der
Personen das Haus generell positiv und 49,71% negativ. Mit der Eignung im Naturpark sind
es 41,57% positive und 58,43% negative Bewertungen. Im Hinblick auf den Naturpark
verschiebt sich das Verhältnis um 8,72% ins Negative.
Bewertung Hausteile Haus 1
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 16: Bewertung einzelner Hausteile Haus 1 (N=255)
Diagramm 16 zeigt die Bewertung der einzelnen Hausteile für das erste Haus. Die relativ
symmetrische Fensteranordnung gefällt knapp 68% der Befragten ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Hier
lässt sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Fensteranordnung und
dem Geschlecht (p=0,001) sowie den Altersgruppen (p=0,000) berechnen (N=253). Auch
lässt sich ein linearer Zusammenhang nachweisen (Geschlecht p=0,001; Altersklasse
p=0,000; N=253). Frauen gefällt diese Fenstergruppierung besser als Männern (77,4 zu
Seite 65
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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58,3%). Bei den Altersklassen nimmt die Zustimmung mit steigendem Alter ab (86,2% der 029 Jährigen; 61% der 30-49Jährigen; 55,7% der über 50 Jährigen).
Die in Gelb und Grau gehaltene Fassade gefällt einem guten Drittel nicht und einem
weiteren Drittel weniger. Es kann ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der
Fassadenfarbe und dem Geschlecht (p=0,046) sowie den Altersklassen (p=0,002) festgestellt
werden (N=255). Auch kann bei diesen ein linearer Zusammenhang gefunden werden
(Geschlecht p=0,046; Altersklasse p=0,023; N=255). 41,8% der Frauen gefällt die
Fassadenfarbe ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Bei den Männern sind es hingegen 29,8%. Weiter gefällt
sie 50% der Befragten zwischen 0 und 29 Jahren, 34,4% der über 50 Jährigen und 25,5% der
30-49 Jährigen.
Die schwarze Dachfarbe findet bei rund siebzig Prozent der Befragten Zustimmung. Die
Bewertung dieser ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,323) sowie den Altersklassen
(p=0,633; N=252). Bei dem Walmdach ist keine eindeutige Tendenz zu erkennen. Sie verläuft
zwar leicht positiv, bekommt aber in den Kategorien ‚gefällt mir sehr gut‘, ‚gefällt mir
weniger‘ und ‚gefällt mir nicht‘ annähernd gleich viele Bewertungen (zwischen 21,1% und
23,9%). Nur ‚gefällt mir gut‘ erhält 32,5%. Dafür ist ein Zusammenhang der Bewertung mit
den Altersklassen zu erkennen. 42,8% der 0-29 Jährigen gaben an, dass ihnen das Walmdach
‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ gefällt. Bei den 30-49 Jährigen waren es 36,2% und bei den über 50
Jährigen 21%. Der Zusammenhang ist statistisch signifikant (p=0,014) und linear (p=0,011;
N=253). Auch ein signifikanter Zusammenhang mit dem Geschlecht ist gegeben (p=0,008).
Dieser ist linear (p=0,008; N=253). 60,1% der Frauen gefällt das Dach, bei den Männern sind
es nur knapp 40%.
5.4.2 Haus 2
Haus Nummer zwei (Abbildung 14) besteht aus einem
zweistöckigen rechteckigen Baukörper, der mit der
Längsseite zur Straße weist und dem noch ein
kleinerer rechteckiger Baukörper im Eingangsbereich
vorangesetzt ist. Dieser weist im Erdgeschoß eine
moderne Form des Säulenganges auf und hat im
Abb. 14: Haus 2 (eigenes Foto 2015)
Seite 66
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Obergeschoß einen Balkon auf der gesamten Frontseite. Jener ist in diesem Bereich mit
einer breiten Fensterfront ausgestattet. Die weiteren Fenster sind klein gehalten und liegen
sowohl symmetrisch von der Mitte aus gesehen als auch direkt übereinander. Das Dach ist
ein Satteldach mit den Dachgiebeln auf den Seiten beim hinteren Baukörper und der
Giebelseite des vorderen Baukörpers straßenseitig. Beide Dächer haben dieselbe Firsthöhe.
Das Dach hat außerdem rechts und links zwei Dachgauben. Es ist mit roten Dachziegeln
eingedeckt. Die Fassade ist in einem Ockergelb mit weißen Absätzen rund um die Fenster
und die Säulen gehalten. Erreichbar ist das Haus über einige Stufen, da der Bauplatz eine
leichte Geländeerhöhung von der Straßenseite gesehen aus nach hinten hat.
Schulnoten Haus 2
40
35
30
25
20
generell
15
Naturpark
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 17: Schulnoten Haus 2 (N=255)
Die Benotung für Haus zwei zeigt Diagramm 17. Auffallend ist, dass mehr Personen dem
Haus die Note 1 bei der Eignung für den Naturpark als generell verleihen. Damit die
Signifikanztests aussagekräftig sind, müssen hier die Noten 1 und 2 sowie 4 und 5
zusammengesetzt werden. Es existiert ein statistisch signifikanter sowie linearer
Zusammenhang zwischen den beiden Benotungen (beide p=0,000). Ein Drittel der Personen,
die in der ersten Benotung die Noten 1 und 2 gewählt haben, wählen in der zweiten
Bewertung die Note 3. Etwa die Hälfte der Stimmen für Note 3 bleibt auch in der zweiten
Benotung dabei. 24,4% wählten eine bessere Note, 22% eine Schlechtere.
Der Notendurchschnitt generell liegt bei 2,54 und im Naturpark bei 2,37. Damit schneidet
das Haus im Naturpark nur geringfügig besser ab. Das Haus generell wird wenn man die
Seite 67
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Tendenz zur Mitte weg lässt von 76% der Befragten positiv bewertet. Dieser Wert steigert
sich um drei Prozent im Naturpark.
Bewertung Hausteile Haus 2
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 18: Bewertung einzelner Hausteile Haus 2 (N=255)
Die Bewertung einzelner Hausteile zeigt Diagramm 18. Die Fensteranordnung gefällt sechzig
Prozent der Befragten ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Hier gibt es einen statistisch signifikanten
Zusammenhang mit den Altersklassen (p=0,006) sowie einen linearen Zusammenhang
(p=0,003; N=254). Die Zustimmung nimmt mit steigendem Alter ab. Keinen signifikanten
Zusammenhang gibt es mit dem Geschlecht (p=0,082). Die ockergelbe Fassadenfarbe mit
weißen Absätzen findet bei gut vierzig Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Ablehnung. Es ergibt sich ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der
Fassadenfarbe (N=252) und dem Geschlecht (p=0,042) sowie den Altersklassen (p=0,029).
Auch kann bei diesen ein linearer Zusammenhang gefunden werden (Geschlecht p=0,042;
Altersklasse p=0,011; N=252). 65,9% der Frauen gefällt sie ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘, bei den
Männern sind es 53,3%. Die Zustimmung zur Fassadenfarbe nimmt mit zunehmenden Alter
ab (70,9% der 0-29 Jährigen, 56,2% der 30-49 Jährigen, 50,8% der über 50 Jährigen).
Die dunkelrote Dachfarbe kommt bei über achtzig Prozent der Befragten gut an. Es gibt
einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Dachfarbe (N=253) und den
Altersklassen (p=0,015). Dieser Zusammenhang ist nicht linear (p=0,145). Mit dem
Geschlecht gibt es keinen signifikanten Zusammenhang (p=0,272). Das Satteldach gefällt
über 75% ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Es existiert ein statistischer Zusammenhang zwischen der
Dachart (N=254) und den Altersklassen (p=0,001). Dieser ist linear (p=0,000). Etwa 40% der
Seite 68
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
0-29 sowie der 30-49 Jährigen finden es gut. Bei den über 50 Jährigen sind es nur 20,4%.
Kein statistisch signifikanter Zusammenhang besteht zwischen Dachgestaltung und
Geschlecht (p=0,128).
5.4.3 Haus 3
Haus
Nummer
drei
(Abbildung
15)
ist
ein
zweistöckiges Haus, das aus zwei miteinander
verbundenen Baukörpern besteht. Dem hinteren
länglichen Trakt ist ein annähernd quadratischer
vorgesetzt. Das Dach ist ein steiles Satteldach, das bis
auf die Höhe des Erdgeschoßes runtergezogen wurde.
Der Giebel des vorderen Baukörpers ist straßenseitig,
Abb. 15: Haus 3 (eigenes Foto 2015)
die des Hinteren ist seitlich. Die Dachziegel sind in einem dunklen Rotbraun gehalten. Die
Fassadenfarbe ist ein Mittelblau mit leichtem Lilastich und weißen Umrahmungen. Die
Sprossenfenster in brauner Holzoptik sind relativ symmetrisch verteilt. Am vorderen
Baukörper ist ein Carport aus Holz mit einem flachen Dach angebaut.
Schulnoten Haus 3
30
25
20
generell
15
Naturpark
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 19: Schulnoten Haus 3 (N=255)
Diagramm 19 zeigt die Verteilung der Schulnotenbewertungen von Haus drei. Es gibt einen
statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den beiden Benotungen (p=0,000). Dieser
ist linear (p=0,000). Bei der Note 1 bis 4 bleiben rund 50% der Befragten, bei Note 5 sind es
Seite 69
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
80%. Von Note 1 wechseln 29,5% auf Note 2 und 13,6% auf Note 3. Hier gibt es den einzigen
größeren Wechsel über zwei Noten hinweg. 16,4% der Personen, die bei der Benotung
generell Note 2 wählten, wechselten auf Note 1 und 28,4% auf Note 3. Der Wechsel der
Noten 3 bis 4 geht etwa gleich stark eine Note rauf und runter.
Der Mittelwert ist bei der Bewertung generell mit 2,86 etwas besser, bei der Eignung für den
Naturpark beträgt er 2,94. Die Betrachtung der Benotung ohne die Note 3 zeigt keinen
großen Unterschied zwischen den beiden Bewertungen. Im Naturpark wird das Haus
lediglich knapp zwei Prozent weniger positiv benotet. Die positive Bewertung liegt bei
55,08% bzw. 56,92%.
Bewertung Hausteile Haus 3
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 20: Bewertung einzelner Hausteile Haus 3 (N=255)
Einzelne Hausteile für Haus drei wurden bewertet, wie Diagramm 20 darstellt. Für die
Fensteranordnung findet sich keine klare Tendenz. Allerdings gibt es einen statistisch
signifikanten Zusammenhang zwischen der Fassadenfarbe und den Altersklassen (p=0,004),
sowie einen linearen Zusammenhang (p=0,001; N=254). Die Zustimmung nimmt mit
steigendem Alter ab. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Geschlecht kann
nicht festgestellt werden (p=0,98). Keine klare Aussage lässt sich über die Fassadenfarbe
treffen. Zwischen dieser (N=254) und Geschlecht (p=0,177) sowie Altersklassen (p=0,051)
lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang finden.
Die rotbraune Dachfarbe gefällt 75% ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Es existiert kein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen dieser (N=252) und dem Geschlecht (p=0,080) sowie
Seite 70
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
den Altersklassen (p=0,354). Das Satteldach kam bei über sechzig Prozent der Befragten ‚gut‘
oder ‚sehr gut‘ an. Es gibt einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen diesem
und den Altersklassen (p=0,020), der außerdem linear ist (p=0,016; N=254). 41,1% der 0-29
Jährigen und 37,3% der 30-49 Jährigen gefällt das Satteldach ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Bei den
über 50 Jährigen sind es nur 21,5%. Die Bewertung der Dachart ist vom Geschlecht
unabhängig (p=0,143).
5.4.4 Haus 4
Haus Nummer vier (Abbildung 16) ist ein modernes
zweistöckiges Haus mit Flachdach. Über dem
mittigen Eingangsbereich ist das obere Stockwerk
etwas zurück versetzt. Auf der von der Straßenseite
aus gesehen linken Vorderseite des Gebäudes ist ein
Carport angebaut, welches über die linke Hauskante
Abb. 16: Haus 4 (eigenes Foto 2015)
hinausgeht. Auf der anderen Seite befindet sich im
ersten Stockwerk ein Balkon, über den das Dach vorgezogen wurde. Darunter befindet sich
eine Terrasse. Das gesamte Haus inklusive Carport ist in Weiß gehalten, nur der nach hinten
versetzte mittige Teil im Obergeschoß ist Hellgrau. Die Balkon- bzw. Terrassentüren auf der
rechten Vorderseite liegen symmetrisch übereinander. Die beiden anderen Fenster im
Obergeschoß sind klein und mit der langen Seite horizontal verbaut und nahe an
Hauskanten.
Schulnoten Haus 4
35
30
25
20
generell
15
Naturpark
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 21: Schulnoten Haus 4 (N=255)
Seite 71
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Die Schulnotenverteilung für Haus vier zeigt Diagramm 21. Auffallend ist hier, dass dem Haus
generell mehr Befragte die Noten 1 und 2 vergeben haben, bei der Eignung für den
Naturpark allerdings mehr die Noten 4 und 5.
Die beiden Benotungen haben eine
asymptotische Signifikanz von 0,000 und haben somit einen statistisch signifikanten
Zusammenhang. Auch liegt ein linearer Zusammenhang vor (p=0,000). Bei dieser Bewertung
zeigt sich ein starker Wechsel ins Negative um bis zu drei Noten. 85,7% der Befragten
bleiben bei Note 5. Auffallend ist, dass 29% der Personen bei Note 4 bleiben, aber auch je
29% eine Note besser und schlechter wählen. Das ist die einzige Note, bei der viele Befragte
auch positiver als vorangegangen bewerten. Befragte, die die Noten 1 bis 3 in der generellen
Bewertung vergeben, wechseln in der Benotung hinsichtlich des Naturparks auf schlechtere
Noten.
Der Mittelwert für das Haus vier beträgt generell 2,59 und im Naturpark 3,16. Damit
verschlechtert sich dieser um knapp mehr als eine halbe Note. Wird diese Benotung ohne
Note 3 in positive und negative Bewertungen geteilt erhält man für das Haus generell 71%
positive Bewertungen. Dem hingegen bekommt das Haus bei der Eignung für den Naturpark
44,2% positive Stimmen, das sind um 27% weniger.
Bewertung Hausteile Haus 4
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 22: Bewertung einzelner Hausteile Haus 4 (N=255)
Diagramm 22 zeigt die Bewertung spezieller Hausteile. Die unsymmetrische Verteilung der
Fenster gefällt 57% der Befragten ‚weniger‘ oder ‚nicht‘. Es lässt sich kein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen der Fensteraufteilung (N=254) und dem Geschlecht
(p=0,253) sowie den Altersklassen (p=0,095) feststellen. Die weiße Fassadenfarbe findet
Seite 72
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
größere Zustimmung, über achtzig Prozent der Befragten finden Gefallen daran. Auch hier
sind die Farbe (N=254) und das Geschlecht (p=0,457) sowie die Altersklassen (p=0,240)
unabhängig voneinander.
Die Dachfarbe ist bei diesem Beispiel nicht direkt sichtbar, daher kreuzen hier achtzehn
Prozent ‚ich weiß nicht‘ an. Jedoch scheint die (erahnte) Farbe auch zu gefallen, 56% gefällt
sie ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Wird der Zusammenhang der Dachfarbe (N=209) mit den
Altersklassen betrachtet, kann festgestellt werden, dass es einen statistisch signifikanten
Zusammenhang gibt (p=0,002). Dieser ist linear (p=0,002). Es stehen der Dachfarbe etwa je
42% der beiden jüngeren Altersgruppen positiv gegenüber. Bei den über 50 Jährigen sind es
nur 15,4%. Die Bewertung der Dachfarbe und das Geschlecht sind voneinander unabhängig
(p=0,625). Beim Flachdach scheiden sich die Geister, hier ist im Diagramm 22 kein klares
Ergebnis abzulesen. Weiter kann auch kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen
der Dachart (N=253) und dem Geschlecht (p=0,175) sowie den Altersklassen (p=0,196)
gesehen werden.
5.4.5 Haus 5
Haus
Nummer
fünf
(Abbildung
17)
ist
ein
zweistöckiges Haus, welches aus zwei größeren
verbundenen Baukörpern besteht. Der hintere
Baukörper ist länger als der Vordere, welcher auf der
straßenseitig rechts gelegenen Seite an den Hinteren
anschließt. Die Giebelseite des Satteldachs ist beim
Abb. 17: Haus 5 (eigenes Foto 2015)
vorderen Baukörper nach vorne zur Straße hin
orientiert, beim Hinteren zu den Seiten. Das Dach ist
mit roten Dachziegeln gedeckt. Die Fassade ist in Gelb gehalten mit weißen Umrandungen
und einem Trennstrich zwischen Ober- und Untergeschoß. Im Untergeschoß befinden sich
zwei kleinere Sprossenfenster, als im Obergeschoß. Das Untergeschoß des vorderen
Baukörpers weist an der straßenseitig links gesehenen Seite eine Einsparung auf. Daher ist es
schmäler als das Obergeschoß. Die Fenster sind jedoch immer von der jeweiligen Mitte des
Geschoßes aus gesehen platziert, so dass diese nicht genau untereinander liegen.
Seite 73
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Schulnoten Haus 5
45
40
35
30
25
generell
20
Naturpark
15
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 23: Schulnoten Haus 5 (N=255)
Diagramm 23 zeigt die Schulnotenbewertung für Haus fünf. Interessant ist, dass die
Bewertungen für das eine oder andere Extrem (Note 1 und 5) bei der Benotung generell
nicht sehr ausgeprägt sind, im Gegensatz zu den anderen Häusern. Die meisten Befragten
wählten eine Note zwischen 2 und 4. Bei der Eignung für den Naturpark wählten mehr
Befragte Note 1 und 2 als bei der Benotung generell. Es existiert ein statistisch signifikanter
Zusammenhang zwischen den beiden Benotungen (p=0,000). Auch gibt es einen linearen
Zusammenhang (p=0,000). Die Abweichung von der ersten Benotung auf die Zweite geht in
Richtung positiv um eine Note. Allerdings wechseln auch zwischen 9,1 und 15% auf eine
Note schlechter. Von Note 1 wechseln 30% auf Note 2.
Der Mittelwert für Haus fünf generell beträgt 3,03 und bei der Eignung für den Naturpark
2,74. Wenn man die Bewertung ohne Note 3 ansieht, benoten etwa gleich viele Menschen
das Haus positiv wie negativ. Bei der Eignung für den Naturpark ist ein eindeutigeres
Ergebnis abzulesen, hier benoten 64% der Befragten das Haus positiv.
Seite 74
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Bewertung Hausteile Haus 5
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 24: Bewertung einzelner Hausteile Haus 5 (N=255)
In Diagramm 24 wird die Bewertung ausgesuchter Hausteile vorgestellt. Die unsymmetrische
Fensteranordnung wird vom Großteil der Befragten negativ bewertet. Es existiert kein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Fensteranordnung (N=254) und dem
Geschlecht (p=0,421) sowie den Altersklassen (p=0,586). Die gelbe Fassadenfarbe mit
weißen Umrahmungen gefällt sechzig Prozent ‚weniger‘ oder ‚nicht‘. Die Bewertung der
Farbe (N=254) ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,322) bzw. den Altersklassen (p=0,208).
Die Dachfarbe gefällt 69% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘.
Sie hat einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit den Altersklassen (p=0,048), dieser
ist nicht linear (p=0,357). Die Bewertung der Dachfarbe ist unabhängig von dem Geschlecht
(p=0,653; N=252). Das Satteldach findet bei über sechzig Prozent der Befragten Zustimmung.
Auch zwischen der Dachart (N=253) und dem Geschlecht (p=0,453) bzw. den Altersklassen
(p=0,102) kann kein signifikanter Zusammenhang bewiesen werden.
5.4.6 Haus 6
Haus Nummer sechs (Abbildung 18) besteht aus drei
Stockwerken. Im ersten und zweiten Stock gibt es
mittig einen Hausvorsprung, der von zwei Säulen im
Erdgeschoß getragen wird. Dieser Vorsprung ist mit
einer horizontalen Holzverschalung verkleidet und
Abb. 18: Haus 6 (eigenes Foto 2015)
Seite 75
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
hat symmetrisch platzierte Fenster, welche je Stockwerk gleich gestaltet sind. Darunter im
Erdgeschoß befindet sich mittig der Eingang. Links davon ein breites Garagentor, rechts ein
Fenster mit schiebbarem hölzernen Fensterladen. Dasselbe Fenster findet sich direkt
darüber im ersten Stock sowie gespiegelt auf der linken Seite (allerdings mit geschlossenem
Fensterladen). Die Fenster und die Türe sind Schwarz, das Garagentor in Grau gehalten. Die
Fassade im Erdgeschoß ist in einem dunkleren Grauton gehalten, die beiden Säulen in Weiß.
Das Obergeschoß ist in Weiß gehalten. Das sehr flache Satteldach ist dunkelgrau/schwarz
gedeckt. Die Giebelseite weist im Bereich des Vorsprunges zur Straßenseite, an der
restlichen Hausfront an die Seiten des Grundstückes.
Schulnoten Haus 6
40
35
30
25
20
generell
15
Naturpark
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 25: Schulnoten Haus 6 (N=255)
Diagramm 25 zeigt die Benotung von Haus sechs. Die Gegenüberstellung der Benotung
generell und der Eignung im Naturpark zeigt bei der Betrachtung des Diagramms ein relativ
ähnliches Bild. Die Anzahl der Noten eins und vier sind bei beiden annähernd gleich, die
Noten 2 und 3 haben bei der Bewertung generell mehr Stimmen erhalten. Fast doppelt so
viele Befragte wählten bei der Eignung im Naturpark Note 5 als bei der Bewertung generell.
Es kann ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden Benotungen
festgestellt werden (p=0,000). Dieser ist linear (p=0,000). 69,8% bleiben bei Note 1 bzw.
61,1% bei Note 2. 22,6% der Befragten wechseln von Note 1 zu Note 2. Bei Note 2 und 3
wechseln knapp gleich viele auf eine Note besser und eine Note schlechter. Bei Note 4
bleiben 41,2%, 35,3% wechseln auf Note 3. Dafür bekommt Note 4 50% der Stimmen, die
vorher Note 5 bekamen. Auf der schlechtesten Note bleiben 33,3%.
Seite 76
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Der Mittelwert für das Haus generell beträgt 2,39 und in Hinblick auf den Naturpark 2,45.
Das Haus erhält generell um drei Prozent mehr positive Stimmen als bei der Eignung für den
Naturpark (78,72% zu 75,79%).
Bewertung Hausteile Haus 6
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 26: Bewertung einzelner Hausteile Haus 6 (N=255)
In Diagramm 26 wird die Bewertung spezieller Hausteile dargestellt. Die symmetrische
Fensteranordnung gefällt 67% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern ‚sehr gut‘ oder
‚gut‘. Hier gibt einen statistisch signifikanten Zusammenhang der Fensteranordnung und der
Altersklassen (p=0,015), welcher auch linear ist (p=0,020; N=253). Personen über 50 Jahre
gefällt die Fensteranordnung weniger gut als den jüngeren Befragten. Die Bewertung der
Fensteranordnung ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,198). Die in Weiß und Grau
gehaltene Fassadenfarbe mit Holzelementen finden 78% der Befragten positiv. Es kann ein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Fassadenfarbe (N=255) und den
Altersklassen (p=0,038) festgestellt werden. 84% der 30-49 Jährigen mögen die Farbe, bei
den 0-29 Jährigen sind es 79,5%, bei den über 50 Jährigen 67,2%. Die Wahl der
Fassadenfarbe ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,562).
Die schwarze Dachfarbe gefällt 57% der Befragten ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Der relativ hohe
Anteil der ‚ich weiß nicht‘ Antworten lässt sich mit der schlechten Sichtbarkeit auf das Dach
erklären, man sieht nur einen kleinen Seitenteil der Dachziegel. Es existiert ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen der Dachfarbe (N=205) und dem Geschlecht
(p=0,019) sowie den Altersklassen (p=0,000). Ebenso gibt es einen linearen Zusammenhang
dieser (Geschlecht p=0,019; Altersklassen p=0,000). 60,4% der Frauen gefällt die Farbe, bei
Seite 77
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
den Männern sind es nur 39,6%. Beim Vergleich der Altersklassen zeigt sich, dass nur 16%
der über 50 Jährigen die Dachfarbe gefällt. Bei den beiden anderen Altersklassen war die
Zustimmung bei je ca. 42%. Die Dachgestaltung finden über sechzig Prozent der Befragten
positiv. Hier gibt es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Satteldach
(N=245) und den Altersklassen (p=0,000). Dieser ist linear (p=0,000). Die geringste
Zustimmung gibt die Altersgruppe der über 50 Jährigen mit 16,1% an. 40,6% der 30-49
Jährigen sowie 43,2% der 0-29 Jährigen gefällt die Dachgestaltung ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Hier
kann außerdem ein statistisch signifikanter Zusammenhang der Dachgestaltung (N=245) mit
dem Geschlecht nachgewiesen werden (p=0,039). Der lineare Zusammenhang ist gegeben
(p=0,040). 58,1% der Frauen und 41,9% der Männer gefällt das Satteldach ‚sehr gut‘ oder
‚gut‘.
5.4.7 Haus 7
Haus Nummer sieben (Abbildung 19) ist ein erst
2015 fertig gestelltes moderneres Haus. Es ist zwei
einhalb
Stockwerke
hoch,
das
Dach
wurde
ausgebaut. Das Erdgeschoß ist leicht in den Hang
hinein gebaut. Im Erdgeschoß wurde die Garage vor
das Haus gesetzt und neben der Garage eine Art
Abb. 19: Haus 7 (eigenes Foto 2015)
Tunnel zum Hauseingang zurück gebaut. Im ersten
Stock befinden sich zwei Fenster, die beide ihre
längere Seite horizontal haben. Das straßenseitig gesehen linke Fenster ist circa viermal so
lang wie das Rechte. Im obersten Stockwerk befindet sich ein Fenster, das etwa gleich lang
ist wie das größere im ersten Stock, allerdings ist es etwas höher und mit den anderen
Fenstern versetzt. Alle Fenster sowie die Türe sind schwarz. Das Dach des Hauses ist ein sehr
flaches Satteldach mit der Traufseite zur Straße hin und es ist schwarz gedeckt. Die Garage
hat ein Flachdach. Das Haus hat eine weiße Fassade der oberen Stockwerke und die Fassade
im Eingangsbereich sowie der Garage sind in Weiß gehalten. Die Garage hat einen etwa
60cm breiten dunkelgrauen Streifen an der Seite sowie oben. Das Garagentor ist in hellgrau
gehalten. Das Erdgeschoß ist in hellgrau abgesetzt, wovon man allerdings von der
Straßenseite aus nur den linken Teil sieht. Dieses Foto wurde in Adobe Photoshop
Seite 78
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
manipuliert, da es im Originalen einen Stoß mit Verlegsteinen vor dem Garagentor hat. Diese
wurden wegretuschiert und das Stück vor der Garage digital mit einer Pflasterung versehen.
Schulnoten Haus 7
40
35
30
25
20
generell
15
Naturpark
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 27: Schulnoten Haus 7 (N=255)
Die Schulnotenverteilung für Haus sieben zeigt Diagramm 27. Hier zeigt sich, dass für die
Eignung im Naturpark mehr schlechte Noten vergeben werden. Es existiert ein statistisch
signifikanter sowie linearer Zusammenhang zwischen den beiden Benotungen (beide
p=0,000). Auffallend ist, dass nur 30,4% der Befragten bei der Note 2 bleiben, bei Note 3 nur
26,1%. Den höchsten Anteil der gleichgebliebenen Stimmen hat Note 5 mit 85,2%.
Gewechselt wird stark über mehrere Noten hinweg ins Negative.
Der Mittelwert für dieses Haus liegt bei der generellen Bewertung 3,09 bei und bei der
Eignung im Naturpark bei 3,49. Die positive Bewertung dieses Hauses liegt generell bei
45,5%, bei der Eignung für den Naturpark nur mehr bei 28%.
Seite 79
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Bewertung Hausteile Haus 7
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 28: Bewertung einzelner Hausteile Haus 7 (N=255)
Diagramm 28 zeigt die Bewertung einzelner Hausteile von Haus 7. Die sehr unsymmetrische
Fensteranordnung kommt bei 76% der Befragten nicht gut an. Es besteht ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen dieser und den Altersklassen (p=0,003; N=252).
Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht linear (p=0,930). Die Bewertung der
Fensteranordnung ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,350). Die weiße Fassadenfarbe mit
grauen Absätzen gefällt 75% ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Bei dieser (N=254) kann kein statistisch
signifikanter Zusammenhang mit dem Geschlecht (p=0,888) und den Altersklassen (p=0,293)
festgestellt werden.
Da die schwarze Dachfarbe am Foto nur schlecht sichtbar ist antworteten 27% der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ‚ich weiß nicht‘ auf die Frage nach der Dachfarbe. 42%
gefällt die Dachfarbe ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘, 31% gefällt sie ‚weniger‘ oder ‚nicht‘. Hier existiert
ein statistisch signifikanter Zusammenhang der Dachfarbe mit den Altersgruppen (p=0,000,
N=186). Dieser ist linear (p=0,000). Am meisten gefällt sie der Altersgruppe der 30-49
Jährigen, gefolgt von den 0-29 Jährigen (39,8%). Am wenigsten Anklang findet sie bei den
über 50 Jährigen (12%). Die Bewertung der Dachfarbe ist unabhängig vom Geschlecht
(p=0,624). Die Frage, ob die Dachgestaltung gefällt oder nicht war nach Ansicht des Fotos
nicht einfach zu beantworten, da das sehr flache Satteldach kaum sichtbar ist. 52% der
Befragten gefällt es ‚weniger‘ bis ‚nicht‘. 37% finden Gefallen daran. Die Dachgestaltung
(N=228) hat einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit den Altersklassen (p=0,000),
welcher linear ist (p=0,025). Die größte Zustimmung gibt die Altersklasse der 30-49 Jährigen
Seite 80
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
an. 53,7% dieser gefällt das flache Satteldach ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Bei den 0-29 Jährigen sind
es 35,8%. Am wenigsten gefällt das Dach der Altersgruppe der über 50 Jährigen (10,5%). Die
Wertung der Dachgestaltung ist nicht abhängig vom Geschlecht (p=0,323).
5.4.8 Haus 8
Haus Nummer acht (Abbildung zwanzig) ist ein
modernes Gebäude mit Flachdach auf welchem sich
eine
aufgestellte
Photovoltaikanlage
befindet.
Straßenseitig sieht man nur einen Stock, der nach
rechts in den Hang gebaut ist. Die Fassade des
zurückgesetzten Ecks auf der linken Hausseite ist in
dunklem Rot gefärbt, passend dazu sind die drei
Abb. 20: Haus 8 (eigenes Foto 2015)
Fenster auch in einer ähnlichen Farbe gehalten. Der Rest der Hausfassade ist weiß. Das linke
Fenster hat eine sehr geringe Höhe und wirkt durch die Länge sehr schmal. Das mittlere
Fenster ist sehr hoch und nicht breit. Und das rechte Fenster ist ähnlich dem Linken, es ist
jedoch etwas höher als dieses. Alle Fenster sind schmal und lang gehalten sowie
unregelmäßig verteilt.
Schulnoten Haus 8
45
40
35
30
25
generell
20
Naturpark
15
10
5
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 29: Schulnoten Haus 8 (N=255)
Die Schulnotenverteilung für Haus acht zeigt Diagramm 29. Auffallend ist, dass es sehr
wenige Stimmen für Note 1 gibt, diese sind dafür bei der Bewertung generell und für den
Seite 81
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Naturpark annähernd gleich. Die Bewertung generell hat bei den Noten 2, 3 und 4 mehr
Stimmen als bei der Bewertung für die Eignung im Naturpark. Dafür stimmen 42% der
Befragten mit Note 5 bei der Eignung für den Naturpark ab. Um bei den Signifikanztests ein
aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten mussten die Noten 1 und 2 sowie 3 und 4
zusammengefasst werden. Es ist ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den
beiden Benotungen gegeben (p=0,000). Die asymptotische Signifikanz des linearen
Zusammenhangs ist 0,000, also ist ein solcher gegeben. Die Noten verschieben sich bei der
Bewertung des Hauses im Naturpark ins Negative.
Der Mittelwert bei der Bewertung generell beträgt 3,5, bei der Eignung für den Naturpark
3,8. Nur 31% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bewerten das Haus generell
positiv, bei der Eignung für den Naturpark erhält es mit einem Viertel der Stimmen die
schlechtesten Bewertungen aller Häuser.
Bewertung Hausteile Haus 8
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 30: Bewertung einzelner Hausteile Haus 8 (N=255)
Die Bewertung für Haus acht zeigt Diagramm dreißig. Die sehr unsymmetrische
Fensteranordnung gefällt 53% der Befragten ‚nicht‘ und 24% ‚weniger‘. Zwanzig Prozent
geben an, dass ihnen diese ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ gefällt. Es existiert ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen der Fensteranordnung (N=250) und dem Geschlecht
(p=0,007) sowie den Altersklassen (p=0,009). Auch kann ein linearer Zusammenhang
nachgewiesen werden (Geschlecht p=0,007; Altersklassen p=0,007). 28,6% der Männer
stimmen ab, dass ihnen die Fensteranordnung ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ gefällt, bei den Frauen
sind es gut die Hälfte weniger. 10,3% der 0-29 Jährigen sehen die Fensteranordnung positiv,
Seite 82
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
bei den beiden älteren Altersklassen sind es etwa 27%. Bei der weiß-roten Fassade kann
keine eindeutige Tendenz herausgelesen werden, der einen Hälfte gefällt sie ‚sehr gut‘ bis
‚gut‘, der anderen ‚weniger‘ bis ‚nicht‘. Allerdings sieht man hier einen Zusammenhang der
Fassadenfarbe und dem Geschlecht. Männern gefällt sie besser als Frauen (57 zu 43,6%).
Dieser Zusammenhang ist statistisch signifikant (p=0,033) und linear (p=0,033; N=254). Die
Bewertung der Fassadenfarbe ist unabhängig vom Alter (p=0,181).
Bei diesem Flachdach ist die Dachfarbe nicht zu sehen gewesen, daher gaben auch 27% ‚ich
weiß nicht‘ an. 49% der Befragten finden an dieser (nicht zu sehenden) Dachfarbe ‚weniger‘
bis keinen Gefallen. Es existiert kein Zusammenhang zwischen der Dachfarbe (N=187) und
dem Geschlecht (p=0,325) oder den Altersklassen (p=0,240). Die Bewertung der
Dachgestaltung fällt negativ aus. 42% der Teilnehmerinnen und Teilnehmern gefällt sie
‚nicht‘, dreißig Prozent gefällt sie ‚weniger‘. Das Dach finden 27% positiv. Die Zustimmung
bzw. Ablehnung des Flachdaches (N=253) ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,316) sowie
von den Altersklassen (p=0,268).
5.4.9 Haus 9
Haus Nummer neun (Abbildung 21) hat ein-ein-halb
Stockwerke, wobei sich durch den Dachausbau ein
weiteres vollständig nutzbares Stockwerk ergibt. Das
Dach ist aus zwei im rechten Winkel stehenden
Satteldächern zusammengesetzt. Daher ist die
Giebelseite des einen Daches straßenseitig. Das Dach
Abb. 21: Haus 9 (eigenes Foto 2015)
ist mit roten Dachziegeln gedeckt. Die oberen
Sprossenfenster sind etwas kleiner als die Unteren. Die Fenster sind symmetrisch
angeordnet, wobei die oberen Fenster etwas näher zueinander stehen. Sie sind so wie die
Eingangstüre in einem hellen Braun gestrichen. Alle Fenster sind mit Blumenkästen
versehen. Die Fassade besteht aus dunkel gestrichenem Holz, welches horizontal angebracht
wurde.
Seite 83
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Schulnoten Haus 9
60
50
40
generell
30
Naturpark
20
10
0
Note 1
Note 2
Note 3
Note 4
Note 5
Diagramm 31: Schulnoten Haus 9 (N=255)
Haus neun hat einen Notendurchschnitt von 2,24 generell und 1,61 im Naturpark. Der
Mittelwert bei der Eignung für den Naturpark Pöllauer Tal hat sich um 0,63 verbessert. Das
bedeutet, dass die Befragten dieses Haus besser bewerten, wenn es in einem Naturpark
steht als wenn es nicht in einem Naturpark steht. Auffällig ist, dass 56,5% der Befragten Note
1 bei der Eignung für den Naturpark auswählen, was um 32,6% mehr ist als bei der Frage
nach der Bewertung generell. Alle anderen Noten haben bei der zweiten Bewertung weniger
Nennungen als in der ersten (siehe Diagramm 31). Um bei den Signifikanztests ein
aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten mussten die Noten 1 und 2 sowie 3 und 4
zusammengefasst werden. Die Benotungen haben einen statistisch signifikanten
Zusammenhang (p=0,000). Es existiert ebenso ein linearer Zusammenhang (p=0,000). 73,2%
der Befragten, die bei der ersten Benotung die Noten 1 oder 2 gewählt haben blieben in der
Bewertung im Naturpark dabei. Die Hälfte der Personen, die zuerst für Note 3 abgestimmt
haben, wanderte zu den Noten 4 und 5.
Ohne die Tendenz zur Mitte ist zu sehen, dass sehr deutlich mehr positive Wertungen für das
Haus da sind als Negative. Haus neun hat sowohl generell als auch bei der Eignung für den
Naturpark (mit 95,7% positiven Wertungen) ein sehr positives Ergebnis.
Seite 84
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Bewertung Hausteile Haus 9
Fensteranordnung
Fassadenfarbe
Dachfarbe
Dachgestaltung
0%
10%
Gefällt mir sehr gut
20%
30%
Gefällt mir gut
40%
50%
Gefällt mir weniger
60%
70%
80%
Gefällt mir nicht
90%
100%
Ich weiß nicht
Diagramm 32: Bewertung einzelner Hausteile Haus 9 (N=255)
Die Bewertung der einzelnen Hausteile sieht überwiegend positiv aus (siehe Diagramm 32).
Die symmetrische Fensteranordnung gefällt über achtzig Prozent der Befragten ‚sehr gut‘
oder ‚gut‘. Es gibt keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der
Fensteranordnung (N=253) und dem Geschlecht (p=0,482) sowie den Altersklassen
(p=0,264). Die Fassadenfarbe, in diesem Fall eine dunkel gestrichene Holzfassade, kam bei
über siebzig Prozent ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘ an. Hier zeigt sich ein statistisch signifikanter
Zusammenhang mit dem Alter (p=0,000), welcher linear ist (p=0,000; N=253). Je älter die
Befragten sind, desto mehr gefällt ihnen die Fassade (56,3% der 0-29Jährigen, 77,1% der 3049 Jährigen, 83,6% der über 50 Jährigen). Die Fassadenfarbe hängt nicht mit dem Geschlecht
zusammen (p=0,151).
Die Dachfarbe wird von fast 70% der Befragten positiv aufgenommen. Es existiert hier kein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dieser (N=252) und dem Geschlecht
(p=0,325) bzw. den Altersklassen (p=0,666). Über 80% der Studienteilnehmerinnen und –
Teilnehmern gefällt das Satteldach ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Die Bewertung der Dachgestaltung
(N=254) ist unabhängig vom Geschlecht (p=0,971) sowie von den Altersklassen (p=0,797).
Seite 85
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Fragegruppe 5
Die fünfte Fragegruppe behandelt das Interesse an Architektur allgemein und die
Befürwortung einiger Managementaspekte seitens der Naturparkgemeinden.
Interessieren Sie sich für Architektur?
60,00%
40,00%
40,78%
38,43%
19,22%
20,00%
0,00%
Sehr
Mäßig
Eher weniger
1,18%
0,39%
Überhaupt
nicht
Ich weiß nicht
Diagramm 33: Architekturinteresse (N=255)
Die erste Frage dieser Fragengruppe lautet „Interessieren Sie sich für Architektur?“ Hier
geben 40,78% der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer an, dass sie sich sehr für
Architektur interessieren. 38,43% sind mäßig interessiert und 19,22% eher weniger.
Überhaupt kein Interesse an Architektur haben 1,18% der Befragten (siehe Diagramm 33).
Für die Signifikanztests (N=254) wurden die Antwortmöglichkeiten ‚eher weniger‘ und
‚überhaupt nicht‘ zu ‚weniger bis kein‘ zusammengefasst, da eine statistische Auswertung
sonst unzuverlässige Ergebnisse geliefert hätte. Bei diesem Test zeigt sich, dass es einen
Zusammenhang zwischen dem Architekturinteresse und dem Geschlecht gibt (p=0,001).
Auch gibt es einen linearen Zusammenhang dieser beiden (p=0,003). 52,9% der Männer
geben an, dass sie sich sehr für Architektur interessieren, hingegen nur 30,1% der Frauen.
46,6% dieser sagen, dass sie sich mäßig für Architektur begeistern können (29,8% der
Männer antworten ebenso). Wenig bis kein Architekturinteresse haben 23,3% der Frauen
und 17,4% der Männer. Weiter gibt es einen statistisch hoch signifikanten Zusammenhang
zwischen dem Architekturinteresse und dem Alter (p=0,000). Auch gibt es einen linearen
Zusammenhang, die asymptotische Signifikanz beträgt hier auch 0,000. Sehr an Architektur
interessiert sind vor allem die Altersklassen der 30-49 Jährigen und die der über 50 Jährigen.
Bei den 0-29 Jährigen geben 50,2% an, dass sie mäßig Architekturinteresse haben.
Kein statistisch signifikanter Zusammenhang konnte zwischen dem Architekturinteresse und
dem Gästetyp nachgewiesen werden (p=0,398). Das Architekturinteresse hat einen
signifikanten Zusammenhang mit dem Aspekt ‚Baukultur ansehen‘ (Diagramm 9). Die
asymptotische Signifikanz beträgt 0,000. Ebenso existiert ein linearer Zusammenhang
Seite 86
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
(p=0,000). 59,3% der Personen, die sehr an Architektur interessiert sind, gaben auch an, dass
Baukultur ansehen für sie ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘ ist. ‚Architektonische Besonderheiten‘
(Diagramm 10) steht ebenfalls mit dem Architekturinteresse in einem statistisch
signifikanten Zusammenhang (p=0,000). Dieser Zusammenhang ist ebenfalls linear
(p=0,000). Sehr architekturinteressierte Menschen geben eher an, dass architektonische
Besonderheiten ihre Entscheidung ob sie den Naturpark Pöllauer Tal besuchen wollen,
beeinflussen.
Ein
weiterer
signifikanter
Zusammenhang
wurde
zwischen
Architekturinteresse und dem Statement ‚Wenn in einem Ort viele moderne Bauten stehen,
bedeutet das für mich, dass die Gemeinde lebendig ist‘ gefunden (N=243, p=0,030). Hier gibt
es allerdings keinen linearen Zusammenhang (p=0,053). Sehr architekturinteressierte
Menschen gaben an, dass sie dem Statement zustimmen. Ein Zusammenhang wurde auch
zwischen dem Architekturinteresse und dem Statement ‚Ich empfinde moderne Architektur
mit grellen Farben in der Naturparkgemeinde störend‘ gefunden (p=0,018). Der lineare
Zusammenhang ist gegeben (p=0,014). Sehr architekturinteressierte Personen finden
moderne Architektur mit grellen Farben in der Naturparkgemeinde eher als nicht störend.
Die
zweite
Frage
dieser
Gruppe
ist
in
Form
einer
Fragenmatrix
mit
den
Antwortmöglichkeiten ‚stimme zu‘, ‚stimme eher zu‘, ‚stimme weniger zu‘, ‚stimme nicht zu‘
und ‚Ich weiß nicht‘. Die Fragestellung lautet: „Die Gemeinden im Naturpark können auf die
Bauentwicklung
in
ihren
Gemeinden
einwirken.
Welchen
der
nachstehenden
Managementaspekte stimmen Sie in diesem Zusammenhang zu bzw. welchen stimmen Sie
nicht zu?“ Die Frage wurde in zwei Grafiken dargestellt (Diagramm 34 und 35).
Seite 87
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Die Gemeinden im Naturpark können auf die Bauentwicklung in ihren
Gemeinden einwirken. Welchen der nachstehenden
Managementaspekte stimmen Sie in diesem Zusammenhang zu bzw.
welchen stimmen Sie nicht zu?
Die Gemeinden im Naturpark sollten moderne
Bauten erlauben.
Die Gemeinden im Naturpark sollten bei der
Ausweisung von Bauland umliegende historische
Gebäude berücksichtigen.
Die Gemeinden im Naturpark sollten historische
Gebäude erhalten und sanieren.
Die Gemeinden im Naturpark sollten die
Siedlungsentwicklung begrenzen.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Stimme zu
Stimme eher zu
Stimme weniger zu
Stimme nicht zu
Ich weiß nicht
Diagramm 34: Managementaspekte Naturparkgemeinden 1 (N=255)
Der überwiegende Teil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ist sich einig, die
Gemeinden im Naturpark sollten historische Gebäude erhalten und sanieren sowie bei der
Ausweisung von Bauland umliegende historische Gebäude berücksichtigen. Demnach spielen
historische Gebäude im Naturpark eine Rolle. Der Aspekt ‚Die Gemeinden im Naturpark
sollten historische Gebäude erhalten und sanieren‘ hat keinen statistisch signifikanten
Zusammenhang mit dem Geschlecht (p=0,610), der Altersklasse (p=0,445) und dem Gästetyp
(p=0,368). Die Anzahl der Fälle beträgt 254. Beim Aspekt ‚Die Gemeinden im Naturpark
sollten bei der Ausweisung von Bauland umliegende historische Gebäude berücksichtigen‘
konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Geschlecht (p=0,865), der
Altersklasse (p=0,815) und dem Gästetyp (p=0,821) gefunden werden (N=249).
Für die Begrenzung der Siedlungsentwicklung sprach sich ein Drittel der Befragten aus.
44,3% stimmten dem eher zu. Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem
Aspekt ‚Die Gemeinden im Naturpark sollten die Siedlungsentwicklung begrenzen‘ und dem
Geschlecht. Die asymptotische Signifikanz beträgt hier 0,000. Auch ist ein linearer
Zusammenhang gegeben (p=0,000). 90,7% der Männer stimmen dem zu, hingegen nur
68,3% der Frauen. Weiter gibt es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen
dem Aspekt und den Altersklassen (p=0,000). Dazu lässt sich ein linearer Zusammenhang
Seite 88
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
finden (p=0,000). Je älter die Befragten werden umso mehr stimmen sie dem zu (59% der 029 Jährigen, 87,1% der 30-49 Jährigen, 93,3% der über 50 Jährigen). Kein statistisch
signifikanter Zusammenhang konnte zwischen dem Aspekt und dem Gästetyp gesehen
werden (p=0,067). Die Anzahl der geprüften Fälle beträgt 244.
Ein Drittel der Befragten findet, dass moderne Häuser im Naturpark erlaubt sein sollten, ein
weiteres Drittel spricht sich eher dafür aus. Eine starke Ablehnung dagegen haben nur 5,5%
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Aspekt ‚Die Gemeinden im Naturpark sollten
moderne Bauten erlauben‘ und das Geschlecht (p=0,696), die Altersklassen (p=0,077) sowie
der Gästetyp (p=0,515) haben keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Die Anzahl
der geprüften Fälle war 254.
Die Gemeinden im Naturpark können auf die Bauentwicklung in ihren
Gemeinden einwirken. Welchen der nachstehenden
Managementaspekte stimmen Sie in diesem Zusammenhang zu bzw.
welchen stimmen Sie nicht zu?
Die Gemeinden im Naturpark sollten Beratung für
BauherrInnen anbieten.
Die Gemeinden im Naturpark sollten klare Regeln
für regionstypisches Bauen vorgeben.
Die Gemeinden im Naturpark sollten keine
Vorgaben für das Hausbauen im Naturpark geben.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Stimme zu
Stimme eher zu
Stimme weniger zu
Stimme nicht zu
Ich weiß nicht
Diagramm 35: Managementaspekte Naturparkgemeinden 2 (N=255)
Drei Managementaspekte behandeln die direkte Beeinflussung auf das Bauen seitens der
Naturparkgemeinden. Eine Beratung für Bauherrinnen und Bauherren seitens der
Gemeinden findet die Mehrheit der Befragten gut, 62,4% von ihnen stimmen dem klar zu.
Für diesen Aspekt und dem Geschlecht (p=0,479), der Altersklasse (p=0,751) sowie dem
Gästetyp (p=0,410) konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang nachgewiesen
werden (N=246).
Klare Regeln für regionstypisches Bauen wünschen sich 60% der Studienteilnehmerinnen
und -teilnehmer. Bei diesem Aspekt konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit
dem Geschlecht (p=0,157), der Altersklasse (p=0,169) und dem Gästetyp (p=0,063) gefunden
werden (N=253).
Seite 89
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Gar keine Vorgaben für das Hausbauen im Naturpark lehnen 49,4% der befragten Personen
ab, 25,1% sind eher dagegen. Zwischen dem Aspekt und den Altersklassen gibt es einen
statistisch signifikanten Zusammenhang. Die asymptotische Signifikanz beträgt 0,006. Auch
kann ein linearer Zusammenhang mit dem Alter nachgewiesen werden (p=0,013). Die größte
Ablehnung fanden Vorgaben für das Hausbauen im Naturpark in der Altersgruppe der 30-49
Jährigen (84,6%), dicht gefolgt von der Gruppe der über 50 Jährigen (81,7%). Die Ablehnung
ist bei der Altersgruppe der 0-29 Jähriger rund zwanzig Prozent weniger hoch (65,5%). Kein
statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Aspekt und dem Geschlecht (p=0,881)
sowie dem Gästetyp (p=0,203) konnte festgestellt werden.
Seite 90
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
6 Diskussion
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Befragung mit Hilfe der Literatur diskutiert und
die vorher aufgestellten Hypothesen werden bestätigt oder verworfen.
6.1.1 Übersicht der Gestaltungselemente der einzelnen Häuser
Im Folgenden werden die einzelnen Bewertungen der Hausteile einander gegenübergestellt
und es wird versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu finden. Hierfür wurden die
beiden Antwortmöglichkeiten ‚gefällt mir sehr gut‘ und ‚gefällt mir gut‘ zur Kategorie
‚positiv‘ zusammengefasst sowie die beiden anderen Antwortmöglichkeiten ‚gefällt mir
weniger‘ und ‚gefällt mir nicht‘ zur Kategorie ‚negativ‘. Die Antwortmöglichkeit ‚ich weiß
nicht‘ wurde hierbei nicht berücksichtigt. Die Dachgestaltung, Dachfarbe, Fassadenfarbe und
Fensteranordnung der Häuser wurden vereinfacht beschrieben und in Tabelle 1 vermerkt
um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen.
Dachgestaltung
Dachfarbe
Fassadenfarbe
Fensteranordnung
Haus Nr. 1
Walmdach
Schwarz
Gelb + Grau
symmetrisch
Haus Nr. 2
Satteldach
Rot
Blau
symmetrisch
Haus Nr. 3
Satteldach
Rot
Gelb
symmetrisch
Haus Nr. 4
Flachdach
-
Weiß
unsymmetrisch
Haus Nr. 5
Satteldach
Rot
Gelb
unsymmetrisch
Haus Nr. 6
Satteldach
Schwarz
Haus Nr. 7
Flaches
Satteldach
Weiß + Grau +
Holz
symmetrisch
Schwarz
Weiß + Grau
unsymmetrisch
Haus Nr. 8
Flachdach
-
Weiß + Rot
unsymmetrisch
Haus Nr. 9
Satteldach
Rot
Holz
symmetrisch
Tabelle 1: Übersicht Merkmale aller Häuser (N=255)
Im Folgenden werden die Bewertungen der einzelnen Gebäudemerkmale aller Häuser
miteinander verglichen.
Seite 91
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Dachgestaltung
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
45,5
54,5
24,8
75,2
37,8
62,2
48,2
38,7
51,8
61,3
36,7
63,3
18,5
58,3
72,7
81,5
41,7
27,3
negativ
positiv
Diagramm 36: Bewertung der Dachgestaltungen (N=255)
Diagramm 36 zeigt die Bewertung der Dachgestaltung der Häuser. Haus eins hat ein
Walmdach, welches mehr positiv als negativ bewertet wird. Die Häuser zwei, drei, fünf,
sechs und neun haben ein Satteldach – wenn auch in unterschiedlichen Ausführungen. Diese
Häuser wurden alle besser bewertet als jene mit einem anderen Dachtyp. Die positive Bilanz
liegt bei den Häusern drei, fünf und sechs zwischen 61,3% und 63,3%. Haus zwei liegt auf
Platz zwei mit 75,2% und Haus neun ist Spitzenreiter mit 81,5% positiver Zustimmung. Haus
sieben besitzt ein sehr flaches Satteldach, welches am Foto kaum zu sehen ist. 58,3%
bewerteten es als negativ. Ein Flachdach haben die Häuser vier und acht. Bei Haus vier gibt
es kein sehr eindeutiges Ergebnis, wohingegen das Flachdach bei Haus acht mit 72,7%
deutlich negativ beurteilt wird. Die Altersklasse der 0-29 Jährigen gefällt das Dach von Haus
eins, zwei und drei besser als den beiden älteren Altersklassen. Dafür finden die 3049jährigen Befragten das Dach von Haus sieben besser als die jüngere und als die ältere
Altersgruppe. Frauen finden mehr Gefallen am Dach von Haus eins und sechs als Männer.
Es lässt den Schluss zu, dass ein Satteldach deutlich positiver beurteilt wird als ein anderer
Dachtyp. Um ein geschlossenes Ortsbild zu erhalten, ist eine einheitliche Dachlandschaft
wichtig. Dabei ist sowohl die Ausrichtung der Dachfirste, als auch die Dachneigung von
Bedeutung. Das Satteldach ist für die Region des Naturparks Pöllauer Tal die traditionelle
Dachform. Daher sollte seitens der Naturparkgemeinden darüber nachgedacht werden, ob
das Satteldach nicht im Bebauungsplan vorgeschrieben werden sollte. Ein einheitliches
Siedlungsbild, welches sich in die Landschaft einfügt, ist für die Attraktivität als
Tourismusgemeinde wichtig.
Seite 92
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Dachfarbe
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
29,8
17,4
23,8
31,6
30,6
29,7
30,6
41,9
66,8
70,2
82,6
negativ
76,2
68,4
69,4
70,3
69,4
58,1
positiv
33,2
Haus 1 Haus 2
Schwarz
Rot
Haus 3
Rot
Haus 4
keine
Haus 5 Haus 6 Haus 7 Haus 8
Rot
Schwarz Schwarz keine
Haus 9
Rot
Diagramm 37: Bewertung der Dachfarbe (N=255)
Bei den Dachfarben kann keine eindeutige Präferenz gesehen werden, wie Diagramm 37
zeigt. Haus zwei, drei, fünf und neun haben rote Dächer. Die positive Bewertung dieser liegt
zwischen 69,4% und 82,6%. Haus eins, sechs und sieben haben schwarze Dacheindeckungen,
wobei diese bei Letzterem nur schwer zu sehen ist. Bei Haus sieben beträgt die Zustimmung
der Befragten 58,1%. Haus eins und sechs gefällt jeweils etwa 70%. Die Dachfarbe bei Haus
vier ist eigentlich nicht zu sehen, da es ein Flachdach besitzt. Trotzdem erhält es von 68,4%
der Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer eine positive Bewertung. Ebenso ein Flachdach
besitzt Haus acht, welches die negativste Bewertung der Dachfarbe erhalten hat. Es kann
kein eindeutiges Ergebnis, was den Befragten an Dachfarben besser und was schlechter
gefällt, herausgelesen werden. Die Signifikanztests besagen, dass die Dachfarben der Häuser
vier, sechs und sieben der jüngsten Altersklasse der 0-29 Jährigen besser gefallen als den
beiden älteren Altersklassen. 60,4% der Frauen gefällt die schwarze Dachfarbe von Haus
sechs, bei den Männern sind es nur 39,6%. Wichtig ist, dass sich bei Hausansammlungen die
Dachfarben der einzelnen Häuser einander ähneln, damit sie sich optisch verbinden und eine
zusammengehörige Dachlandschaft erzeugen. Die Dachtypen sind somit entscheidender als
die Dachfarben.
Seite 93
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Fassadenfarbe
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
40,1
63,9
48,0
21,6
52,0
Haus 2
Blau
Haus 3
Gelb
25,2
50,0
59,6
82,3
59,9
36,1
Haus 1
Gelb &
Grau
17,7
78,4
40,4
Haus 4
Weiß
Haus 5
Gelb
74,8
50,0
Haus 6 Haus 7 Haus 8
Weiß, Weiß & Weiß &
Grau & Grau
Rot
Holz
28,4
71,6
negativ
positiv
Haus 9
Holz
Diagramm 38: Bewertung der Fassadenfarbe (N=255)
Die Bewertung der Fassadenfarbe zeigt Diagramm 38. Auffallend ist, dass die Häuser mit
einer weißen Fassadenfarbe oder mit weiß als Hauptfarbe meist besser abschneiden als
Häuser mit einer anderen Farbe. Haus vier führt mit 82,3% positiven Bewertungen. Es ist bis
auf eine kleine hellgraue Fläche in Weiß gehalten. Die Häuser sechs und sieben sind
ebenfalls weiß, wobei beide Häuser noch andersfarbige Fassadenelemente besitzen. Haus
sechs hat das Erdgeschoß in Grau gehalten, die oberen Stockwerke in Weiß. In der Mitte hat
es eine helle Holzfassade. Haus sieben hat ebenfalls eine weiße Fassade mit wenigen grauen
Elementen. Diese drei Hausfassaden kamen bei den Studienteilnehmerinnen und teilnehmern am besten an. Alle haben gemeinsam, dass ihre Fassade mit sehr viel Weiß und
wenigen grauen Akzenten gestaltet ist. Haus acht ist ebenfalls zu zwei Dritteln mit einer
weißen Fassadenfarbe ausgestattet. Das restliche Drittel ist in dunkelrot gehalten. Bei dieser
Bewertung fanden gleich viele Befragte die Fassadenfarbe positiv wie negativ. Insgesamt
belegt sie den drittletzten Platz. Die favorisierte Farbe ist demnach Weiß, meist mit in
Verbindung mit grauen Akzenten. Diese Fassaden bekommen mehr positive Bewertungen
als andere. Dabei fügt sich die Farbe Weiß laut der Literatur meistens nicht gut in das
Landschaftsbild ein und es sollten möglichst, nur abgedämpfte Weißtöne verwendet werden
(AMT DER STEIRISCHEN LANDESREGIERUNG 2008: S.17). Weiß kommt aber in der Befragung
nicht immer gut an, in Verbindung mit Rot wird es bei weitem weniger positiv beurteilt. Die
Kombination mit anderen stärkeren Farben müsste noch getestet werden, um eine klare
Aussage treffen zu können.
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Haus neun belegt mit 71,6% positiven Bewertungen den vierten Platz. Es besitzt eine dunkel
gestrichene Holzfassade. Haus sechs hat ebenfalls einen Teil der Fassade mit natürlich
belassenem Holz verkleidet und liegt auf dem zweiten Platz. Holzfassaden kommen demnach
relativ gut bei den Befragten an. Der Vorteil von Holzfassaden ist, dass sie sich optisch sehr
gut in das Landschaftsbild einfügen, weil das Holz, wenn es unbelassen ist, ‚altert‘. Das
bedeutet, dass es eine unregelmäßige Schattierung bekommt. Auch kann der Rohstoff Holz
aus der Region bezogen werden, was die Wertschöpfung regional fördert. Weiters
ermöglicht eine Holzfassade die Verbindung von Tradition und Moderne. Gerade wenn es,
wie im Fall von Haus sechs, mit einer weißen Fassade kombiniert wird.
Haus zwei ist in Blau gehalten, dies fanden sechzig Prozent der Befragten positiv. Die Häuser
eins, drei und fünf besitzen eine vorwiegend gelbe Fassade. Dies kam bei den Befragten
nicht gut an. Haus drei ist in einem eher gedämpften Gelbton gehalten und hat mit etwas
über fünfzig Prozent positiven Wertungen die besten Bewertungen der gelben Häuser
erhalten. Haus eins und fünf haben beide ein helleres Gelb als Fassadenfarbe. Wohingegen
Haus fünf mit sehr viel Gelb und weißen Fensterumrahmungen am vorletzten Platz verweilt,
ist Haus eins mit seiner Gelb und Grauen Fassade auf dem letzten Platz gelandet.
Überraschend ist, dass die Farbe Gelb die letzten Plätze bekleidet. Bei den Befragten ist die
gelbe Fassadenfarbe bei allen drei gelben Häusern nicht sehr beliebt.
Die Fassadenfarbe von Haus eins, zwei, drei und sechs finden mehr Anklang bei der jüngsten
Altersklasse der 0-29 Jährigen, als bei den beiden Älteren. Das Haus neun mit der dunklen
Holzfassade finden wiederum die Befragten über 50 Jahre besser als die jüngeren
Altersgruppen. Frauen favorisieren Haus eins und zwei mehr als Männer, bei denen gibt es
mehr positive Zustimmung bei Haus acht als bei den Frauen.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Fensteranordnung
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
31,7
68,3
39,4
60,6
51,2
48,8
57,1
42,9
16,6
32,4
75,2
76,6
78,8
83,4
67,6
24,8
23,4
21,2
negativ
positv
Diagramm 39: Bewertung der Fensteranordnung (N=255)
Die Fensteranordnung in Diagramm 39 bringt ein eindeutiges Ergebnis. Die Häuser auf Platz
eins bis fünf haben alle eine symmetrische Anordnung ihrer Fenster. Die Fenster der
restlichen Häuser sind nicht gleichmäßig verteilt. Am besten kommt die Fensteranordnung
von Haus neun bei den Befragten an. Diese ist, wie bei dem auf Platz drei liegenden Haus
sechs, streng an einer Achse gespiegelt. Bei Haus eins, welches auf dem zweiten Rang liegt,
sind die Abstände zwischen den Fenstern bzw. der Türe auch immer gleich groß. Bei Haus
zwei lässt sich die Hausfront auch spiegeln, hier liegt das einzelne Fenster im Obergeschoß
genau mittig, die beiden Fenster im Erdgeschoß sind im selben Abstand von der gedachten
Symmetrieachse entfernt. Haus drei besitzt ebenfalls eine symmetrische Aufteilung der
Fenster. Allerdings lässt das große Fenster Mitte des Obergeschoßes die äußeren Fenster
noch kleiner wirken als sie sind. Die Häuser sieben und acht haben beide sehr schmale
langgezogene Fenster, die unsymmetrisch angeordnet sind. Dies kommt bei den Befragten
am schlechtesten an. Die Fensteranordnung der Häuser eins, zwei und sechs kommt bei der
Altersklasse der 0-29 Jährigen besser an als bei den Älteren. Mehr positive Zustimmung bei
den Frauen erhält die Fensteranordnung bei Haus eins, dafür finden Männer Haus acht
besser als Frauen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine symmetrische Fensteraufteilung
den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern sehr wichtig zu sein scheint. Daher lässt sich
die Empfehlung aussprechen, dass Fenster und Türen für ein besseres Gesamtbild des
Hauses symmetrisch angeordnet sein sollten.
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6.1.2 Übersicht der Häuserbenotung nach Mittelwerten gereiht
Nach der Auswertung jedes einzelnen Hauses folgt die Reihung dieser Häuser nach den
Mittelwerten, um einen Überblick zu erhalten, welche am besten und welche am
schlechtesten abgeschnitten haben.
Platz 1
Platz 2
Platz 3
Platz 4
Platz 5
Platz 6
Platz 7
Platz 8
Platz 9
generell
Haus 9
Haus 6
Haus 2
Haus 4
Haus 3
Haus 5
Haus 1
Haus 7
Haus 8
Naturpark
Haus 9
Haus 2
Haus 6
Haus 5
Haus 3
Haus 4
Haus 1
Haus 7
Haus 8
Tabelle 2: Übersicht der Häuserbenotung nach Mittelwerten gereiht (N=255)
Tabelle 2 zeigt die Reihung der Häuser nach Mittelwerten. Auf Platz eins liegt bei beiden
Benotungen Haus neun und auf dem letzten Platz Haus acht. Das laut der Studie beste Haus,
Haus neun, liegt auch in den Bewertungen der einzelnen Häuserteile beim Dach und der
Fensteranordnung auf Platz eins. Das Dach ist ein Satteldach, welches bei allen Häusern
positiv bewertet wurde. Die sehr symmetrische Ausrichtung der Fenster kommt dem Haus
ebenfalls zu Gute. Die dunkle Holzfassade belegt Platz vier, sie lässt das Haus kleiner und
traditioneller erscheinen. Das sind mögliche Gründe, warum das Haus in der
Gesamtbewertung so gut abgeschnitten hat. Das in der Studie am letzten Platz gelegene
Haus acht ist ein modernes Haus mit Flachdach. Die Kombination aus dem Flachdach, den
unregelmäßigen Fenstern und der dunkelrot-weißen Fassadenfarbe hat dem Haus nicht viele
positive Stimmen gebracht, wie die Bewertung der einzelnen Hauselemente bestätigt. Außer
bei der Fassadenfarbe (drittletzter Platz) landen die anderen Hauselemente auf dem letzten
Platz. Dieses Haus gefällt den Befragten am wenigsten, was auch nicht verwunderlich ist. Auf
dem Flachdach steht eine Photovoltaik-Anlage, welche das unruhige Bild noch mehr stört.
Die Fenster wirken wahllos verteilt, sind sehr schmal und jedes ist unterschiedlich groß. Das
macht einen sehr unruhigen Gesamteindruck des Hauses. Die Studie hat außerdem gezeigt,
dass eine symmetrische Anordnung der Fenster am besten ankommt.
Haus sechs liegt bei der Bewertung generell auf Platz zwei, die Kombination von Modernem
(Fenster und Fensterläden) und Traditionellem (Holzelemente) ist in diesem Fall sehr gut bei
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den Befragten angekommen. Dazu kommt die in Weiß und Grau gehaltene Fassade mit
einem Teil Holzfassade.
Haus zwei liegt auf Platz drei, die recht symmetrische Ausrichtung der Fenster und das
Satteldach haben hier ihren Beitrag geleistet. Bei der Bewertung im Naturpark ist es genau
anders herum, Haus zwei liegt auf dem zweiten Platz und Haus sechs auf dem Dritten.
Gründe hierfür könnten sein, dass Haus sechs doch etwas moderner wirkt als Haus zwei.
Haus vier, das moderne Weiße mit Flachdach, liegt bei der Bewertung generell auf Platz vier,
rutscht aber bei der Bewertung im Naturpark auf Platz sechs ab. Der Verlust von zwei
Plätzen könnte daher kommen, dass die Befragten moderne Häuser eher weniger für einen
Naturpark geeignet halten. Dafür steigt Haus fünf von Platz sechs in der generellen
Bewertung auf Platz vier im Naturpark. Haus eins belegt den drittletzten Platz. Das
Walmdach von Haus eins liegt bei der Bewertung im Mittelfeld, die Dachfarbe ebenso, die
Fensteranordnung hat das zweitbeste Ergebnis gebracht. Allerdings hat die Fassadenfarbe
den letzten Platz belegt. Das Nicht-Gefallen der Hausfarbe dürfte einen großen Einfluss auf
den Gesamteindruck ausüben. Den vorletzten Platz macht Haus sieben. Das Dach war
schwer zu beurteilen, die unsymmetrische Aufteilung der langgestreckten Fenster wurde
auch negativ beurteilt (vorletzter Platz). Doch die Fassadenfarbe erzielte mit dem dritten
Platz ein sehr gutes Ergebnis. Es lässt also die Annahme zu, dass eine gute Fassadenfarbe die
restliche, nicht durchdachte Gestaltung, nicht aufwerten kann.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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6.2 Diskussion der Hypothesen und Teilhypothesen
Die beiden Hypothesen und die vier Teilhypothesen werden in eigenen Unterkapiteln
erläutert und diskutiert. Die beiden Hypothesen folgen als Erstes, danach werden die
Teilhypothesen besprochen.
6.2.1 Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Bauwerke
Bauwerke lassen sich nicht aus der Landschaft ausklammern. Sie prägen das Landschaftsbild
genauso wie Hügel, Täler und Wälder. Dass das Landschaftsbild ein sehr wichtiger Faktor für
Touristinnen und Touristen ist, beweist die Befragung. Jede Frage zum Landschaftsbild zeigt,
dass es für die Befragten von großer Bedeutung ist. Sei es als Faktor, warum sie den
Naturpark besuchen (wollen), oder als Wohlfühlfaktor. Für die Werbung als Tourismusregion
ist es essentiell, es ist das wichtigste Werbeschild für Tourismusangebote. Daher ist es sehr
verwunderlich, warum es keine, für das gesamte Naturparkgebiet geltende, besonderen
Leitlinien für das Bauen in einer solch vom Landschaftsbild abhängigen Region gibt. Die
Region als Tourismusregion lebt von ihrer Landschaft. Die Hypothese, das Landschaftsbild
wird durch nicht ins Landschaftsbild passende Bauwerke beeinträchtigt, wird bestätigt.
„Häuser haben einen Einfluss auf meine Wahrnehmung der Landschaft“ sagen über die
Hälfte der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer. Zusammen mit den Befragten, die dem
eher zustimmen, erhält dieses Statement 92,2% an Beipflichtung. Gebäude haben demnach
einen maßgeblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Landschaftsbildes. Dies kann positiv
oder negativ sein. Sticht ein Gebäude aus seiner Umgebung hervor, kann es das
Landschaftsempfinden stören. Dies ist nicht so einfach rückgängig zu machen. Gemeinden,
die solche Gebäude haben, könnten sich dieser nur durch Abriss oder durch
Umbaumaßnahmen entledigen. Das alles würde aber erspart bleiben, wenn sie
vorrausschauend planen würden und einen Bebauungsplan mit gewissen Vorgaben erstellen
würden. Ein Konzept um die Beeinträchtigung durch unpassende Bebauung zu vermeiden,
wäre für jede Gemeinde wünschenswert.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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6.2.2 Der Einfluss der Baukultur auf den Tourismus
Die Hypothese „Die Baukultur im Naturpark hat Einfluss auf den Tourismus in der Region“
kann bestätigt werden. Dem Statement „Häuser haben einen Einfluss auf meine
Wahrnehmung der Landschaft.“ Stimmen 92,2% der Studienteilnehmerinnen und Teilnehmern zu oder eher zu. Ein „Stimmiger dörflicher Charakter“ und das
„Zusammenpassen von Landschaft und Siedlung“ ist den Befragten mit 65,9% bzw. 73,3%
‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Je älter die Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer werden
umso
wichtiger
werden
ihnen
diese
beiden
Punkte.
Die
Wahrnehmung
des
Landschaftsbildes hängt von den Bauwerken in diesem ab. Fügen sich diese in die Landschaft
ein und ergeben ein harmonisches Gesamtbild oder stechen sie hervor und stören das Bild?
Das Landschaftsbild ist der wichtigste Faktor, warum der Naturpark besucht wird. Ist dieses
in den Augen der Touristinnen und Touristen nicht mehr attraktiv, werden sie ihn nicht mehr
besuchen. Und unattraktiv kann er durch unpassende Bauwerke in der Landschaft werden.
Daher hat auch die Baukultur über das Landschaftsbild einen Einfluss auf den Tourismus in
der Region.
Allerdings geben 63,5% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass das direkte „Baukultur
ansehen“ für sie ‚weniger wichtig‘ oder ‚unwichtig‘ ist. Positiv finden diesen Punkt vor allem
die Altersklasse der über 50 Jährigen (59% dieser stimmten mit ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘
ab). „Architektonische Besonderheiten“ sind auch nur für 32,5% der Befragten ein
Entscheidungsfaktor warum sie den Naturpark besuchen würden. Das Interesse steigt mit
zunehmendem Alter. Während bei den unter 30 Jährigen nur 19,8% interessiert sind, sind es
49,2% der Personen, über 50 Jahre. Man könnte annehmen, dass ältere Menschen hierfür
eine größere Zielgruppe darstellen. Das Desinteresse an „Baukultur ansehen“ überrascht, da
der Architekturtourismus in den letzten Jahren immer häufiger wird und auch der
Kulturtourismus zu einem großen Teil aus architektonisch besonderen Bauwerken wie z.B.
Kirchen besteht. Hier geht es konkret um Bauwerke, die aus der Masse hervorstechen, die
auch als Werbemittel dienen könnten. Daher stellen sich mehrere Fragen. Sind spezielle
architektonische Tourismusangebote im Naturpark notwendig? Sind besondere Bauwerke
speziell im Naturpark ein Tourismusmagnet? Kommen Touristinnen und Touristen nur
wegen der Landschaft und wollen sie keine herausragende Architektur sehen? Hier ist
weitere Forschung notwendig.
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6.2.3 Das Landschaftsbild
Eine Teilhypothese besagt „das Landschaftsbild ist ein wichtiger Faktor der Urlaubsortwahl“.
Bei der Frage nach den Faktoren, welche die Entscheidung der Befragten beeinflussen, den
Naturpark Pöllauer Tal zu besuchen, hat sich als zentrales Entscheidungselement das
Landschaftsbild heraus kristallisiert. Denn von den drei Faktoren mit den meisten positiven
Nennungen (‚sehr wichtig‘ und ‚wichtig‘ zusammengefasst) haben zwei mit dem
Landschaftsbild zu tun. Die „Naturnahe Landschaft“ bekommt 92,9% positive Bewertungen
und ist der wichtigste Grund für die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer um den
Naturpark zu besuchen.
Weiter ist 73,3% der Befragten das „Zusammenpassen von
Landschaft und Siedlung“ ‚sehr wichtig‘ oder ‚wichtig‘. Dieser Punkt wird mit steigendem
Alter immer bedeutender, bei den über 50 Jährigen sind es 86,9%. Dass ein intaktes
Landschaftsbild den potentiellen Urlauberinnen und Urlaubern wichtig ist, um sie sich in der
Region wohlzufühlen, wird in einer anderen Frage bestätigt. 94,5% der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer stimmen dem eher zu oder zu. Das zeigt, dass das Landschaftsbild eines der
wichtigsten Merkmale einer Tourismusregion ist. Wie bereits in der Literaturrecherche
erwähnt, ist die Landschaft die ‚Corporate Identity‘ einer Tourismusregion. Sie macht die
Region unverwechselbar und ist dessen Aushängeschild. Gerade in einem Naturpark ist der
Wunsch nach Erholung und Erlebnissen in dieser einmaligen Landschaft hoch. Jede
Tourismusgemeinde soll sich dessen bewusst sein und das Landschaftsbild aktiv vor
Beeinträchtigungen schützen.
6.2.4 Ortsbild
Eine weitere Teilhypothese ist „das Ortsbild eines Tourismusortes hat Einfluss auf den
Tourismus.“ Touristinnen und Touristen werden ausbleiben, wenn das Ortsbild nicht passt,
auch wenn die touristischen Angebote stimmen. Nur für 13% der Befragten ist das Ortsbild
gleichgültig, solange die Attraktionen passen. Ein durchgängiges Ortsbildkonzept ist für einen
Tourismusort demnach von großer Bedeutung um auch zukünftig wettbewerbsfähig sein zu
können. Ein klares Siedlungsbild mit regionaltypischer Bebauung bedeutet für 65,5% der
Befragten ein gutes Ortsbild. Ein großes Durcheinander von mehreren Baustilen stört 63,5%
der Befragten in der Wahrnehmung eines Ortsbildes. Die Zustimmung zu diesem Aspekt
nimmt mit steigendem Alter linear zu. 73,3% der über 50 Jährigen finden, dass ihr
Erholungserlebnis durch verwahrloste, leerstehende Bausubstanz beeinträchtigt ist. Ebenso
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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hängt dieser Aspekt mit dem Geschlecht zusammen, 86,6% der Männer stimmen dem zu.
Viele
verschiedene
Baustile
innerhalb
eines
Ortes
nehmen
63,5%
der
Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer negativ wahr. Die diversen ortsunüblichen Baustile
sollten demnach kritisch betrachtet werden. Um ein stimmiges Ortsbild zu erhalten, sollte
zumindest auf gleiche Gebäudehöhen und die Breite der Häuser sowie auf eine einheitliche
Dachlandschaft geachtet werden. Neue Gebäude sollten sich im besten Fall an den bereits
Vorhandenen orientieren und sich in den Bestand integrieren. Es ist aus der Sicht der
Touristinnen und Touristen nicht unbedingt notwendig, ausschließlich traditionelle
Bauformen zu verwenden. Bei dem Statement „Bauwerke, die von der regional üblichen
Bauweise abweichen, beeinflussen meine Wahrnehmung des Ortsbildes negativ“ ist kein
eindeutiges Ergebnis zustande gekommen, da die Hälfte der Befragten dem zustimmt und
die andere Hälfte es ablehnt. Es kommt vermutlich darauf an, wie sehr diese Bauwerke
anders gestaltet sind und ob sie sich trotz oder gerade deswegen in das Ortsbild einfügen.
Die Teilhypothese „Touristinnen und Touristen befürworten mehrheitlich traditionelle
Bauformen“ kann somit nicht bestätigt aber auch nicht verworfen werden.
6.2.5 Grelle Gebäudefarben
Sehr bunte Fassadenfarben erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Aber sie sind im
Landschaftsbild gut zu sehen, stechen hervor und fügen sich oft schwer in die Landschaft ein.
Eine Teilhypothese lautet: „Leuchtend bunte Gebäudefarben wirken sich störend auf das
Landschaftsbild aus.“ 56,9% der Befragten stimmen „Ich empfinde moderne Architektur mit
grellen Farben in der Naturparkgemeinde störend“ zu oder eher zu. Nach der Visualisierung
durch Bilder steigt dieser Wert auf insgesamt 74,5%, die grelle Gebäudefarben immer oder
zumindest ab einem gewissen Prozentsatz ablehnen. Daher sollte bei der Wahl der
Fassadenfarbe auf kräftige Farben verzichtet werden. Man kann keinen Prozentsatz
festlegen, wieviel bunte Fassaden landschaftsverträglich sind. Vor allem kann man der einen
Bauherrin, dem einen Bauherrn, keine bunte Fassade erlauben und der bzw. dem anderen
sie verbieten, um einen Prozentsatz nicht zu überschreiten. Drei Viertel der
Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer finden grelle Gebäudefarben störend. Dieser hohe
Prozentsatz sollte seitens der Gemeinden zur Kenntnis genommen werden und es sollten
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Maßnahmen getroffen werden, um eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch grelle
Hausfassaden zu vermeiden.
6.3 Diskussion der Forschungsfragen
Welche Bauwerke oder Teile von Bauwerken werden von Touristinnen und Touristen als
störend empfunden?
Einige Hausteile wurden bei der Befragung nicht gut bewertet. Die Häuser mit flachen
Dächern schnitten alle schlechter ab, als solche mit Satteldach. Daher ist die Empfehlung
auch ganz klar zu einem Satteldach auszusprechen. Gerade, das Haus mit dem Flachdach
und der Photovoltaikanlage darauf, schnitt am schlechtesten ab. Die unsymmetrische
Fensteranordnung der Gebäude gefiel den Befragten auch deutlich weniger, als solche mit
symmetrischer Anordnung. Am Schlechtesten schnitten zwei Häuser mit flachen Dächern
und sehr unregelmäßigen, unterschiedlich großen Fenstern ab. Diese Kombination wird vom
Großteil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern abgelehnt.
Wie kann der Tendenz zur Uniformierung von Baukultur entgegen gewirkt werden?
Die Uniformierung von Baukultur ist ein weltweites Phänomen. Es werden Baustile
übernommen, die in einer vollkommen anderen Region bzw. einem anderen Land entwickelt
wurden. Diese passen optisch nicht in das Landschaftsbild und zu den bereits vorhandenen
Bauwerken. Entgegen gewirkt werden kann dieser Tendenz, indem man die regionale
Identität stärkt und den Bauherrinnen und Bauherrn gewisse Vorgaben für das Hausbauen
gibt. Im optimalsten Fall wird ein Haustyp aus einem Traditionellen weiterentwickelt oder
ein gänzlich neuer und für die Region und das Landschaftsbild passender Hausstil entwickelt.
Das kann in der Zukunft einen neuen Impuls für den Tourismus geben. Denn es hätte das
Potential, das neue Aushängeschild einer Region zu werden. Wichtig ist auch, dass die
Gemeinden regulierend eingreifen und nicht alle Baustile genehmigen.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Welche Anforderungen an die Bautätigkeit im Tourismusgebiet müssen gestellt werden?
Die wichtigste Anforderung an die Bautätigkeit im Tourismusgebiet ist, das Haus in die
Landschaft zu integrieren bzw. im Ort den umliegenden Gebäuden ähnlich zu gestalten. Zu
große Gestaltungsbrüche sind zu vermeiden, um ein einheitliches Siedlungsbild zu erhalten.
Im Idealfall werden Satteldächer vorgeschrieben. Auf eine symmetrische Fensteraufteilung
sollte
geachtet
werden. Grelle
Fassadenfarben
sollten
vermieden
werden. Die
Tourismusgemeinden sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie die Bautätigkeit durchaus
steuern können, um die Zukunft des Tourismus nicht zu gefährden. Daher sollten sie sich auf
Regeln für den Hausbau einigen und Beratungen für Bauherrinnen und Bauherren anbieten.
Was wünschen sich Touristinnen und Touristen von der Bautätigkeit im Tourismusgebiet?
Drei Viertel der Befragten finden, dass die Siedlungsentwicklung begrenzt werden sollte. Vor
allem Männer (90,7%) und Personen über 50 Jahre (93,3%) stimmten dem stark zu. Dies
passiert in den meisten Gemeinden ohnehin bereits und ist im Flächenwidmungsplan
festgeschrieben. Es sollte an bestehende Siedlungen angeschlossen und Baulücken gefüllt
werden. Bei der Ausweisung von neuem Bauland in unmittelbarer Nähe zu historischen
Gebäuden wünschen sich die Befragten eine Rücksichtnahme auf diese. Es wäre gut, wenn
die Tourismusgemeinden historische Bausubstanz erhalten und sanieren, das ist der Wunsch
des Großteils der Befragten. Denkbar wäre eine ähnliche Feriennutzung wie die in der
Schweiz praktizierten „Ferien im Baudenkmal.“ Wertvolle alte Bauten können so wieder
genutzt werden und die Instandhaltung deckt sich durch die Einnahmen durch die
Vermietung an Touristinnen und Touristen. Bei Neubauten, finden sechzig Prozent der
Befragten, sollten die Gemeinden klare Regeln für den Bau vorgeben. Zumindest Vorgaben
wie Dacharten und –farben und ähnliche Gebäudehöhen und –breiten sollten
vorgeschrieben werden. Eine eigene Beratung seitens der Gemeinden für Bauherrinnen und
Bauherren befürwortet die Mehrheit der Befragten. Dies wäre auch eine gute Gelegenheit,
die bei Bauwerberinnen und Bauwerbern meist unliebsamen Vorgaben seitens der
Gemeinden, verständlich zu machen. Des Weiteren wäre durch eine optimale Beratung
durch Personen, die das Gebiet gut kennen, eine Gestaltungsaufwertung des neu geplanten
Gebäudes möglich.
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7 Zusammenfassung
Das Landschaftsbild ist für eine Tourismusregion von großer Bedeutung. Für Touristinnen
und Touristen ist es der wichtigste Faktor, warum sie überhaupt eine Tourismusregion
besuchen. Häuser haben einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Landschaft. Der
Einfamilienhausbau greift in die Gestaltung der Landschaft ein und prägt diese. Durch
unpassende
Baugrundstücke,
Bebauungstypen
und
unüberlegte
Auswahl
von
Fassadenfarben kommt es immer häufiger zu Beeinträchtigungen im Landschaftsbild. Oft
werden Bebauungsgrundsätze außer Acht gelassen und für die Region völlig untypische
Hausstile übernommen. Dies bewirkt eine Uniformierung von Baukultur und eine völlige
Mischung unterschiedlichster Häuser nebeneinander. Um diesem Trend entgegen zu wirken
muss die regionale Identität gestärkt werden und im besten Fall ein für die Region passender
Hausstil entwickelt werden.
Das Ortsbild ist für Touristinnen und Touristen ein weiterer wichtiger Faktor für die
Entscheidung einen Tourismusort zu besuchen. Es können die touristischen Angebote
passen, aber wenn das Ortsbild unattraktiv ist, werden die Besucherinnen und Besucher
ausbleiben. Daher ist das Augenmerk auch auf die Gestaltung des Ortsbildes zu legen.
Für den Einfamilienhausbau ergibt die Studie, dass bei den Befragten das Satteldach in
unterschiedlichen Ausführungen als Dachtyp am besten ankommt. Dieses ist für die Region
des Naturparks Pöllauer Tal auch die typischste Dachform. Es sollte daher angedacht
werden, ob dieses nicht in den Bebauungsplan aufgenommen und vorgeschrieben wird. Eine
einheitliche Dachlandschaft verbindet das Ortsbild optisch und lässt es als Einheit wirken. Bei
der Dachfarbe konnten keine eindeutigen Ergebnisse gefunden werden. Die Dachform ist
entscheidender als die Farbe. In der Literatur werden eher rote Dachfarben in
Siedlungslagen für die Region angegeben. Auf alle Fälle sollten neue Eindeckungen auf die
umliegenden Dachfarben Rücksicht nehmen und ihnen angeglichen werden. So kann eine
einheitliche Dachlandschaft entstehen.
Bei den Fassadenfarben wird die Farbe Weiß bevorzugt. Die untersuchten Häuser haben alle
zu der weißen Fassade graue Gestaltungselemente. Allerdings findet Weiß als Hauptfarbe
nicht immer so viel Zustimmung. Mit dunkelroten Flächen stößt es auf mehr Ablehnung.
Holzfassaden bzw. die Kombination von Holz mit weißer Fassadenfarbe kommen bei den
Befragten gut an. Die Häuser mit gelber Fassade belegen die letzten Plätze. Grelle
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Fassadenfarben werden vom Großteil der Befragten abgelehnt. Sie sollten vermieden
werden, da sie aus dem Landschaftsbild herausstechen und sich nicht wie gedämpfte Farben
in dieses einfügen.
Die Anordnung der Fenster und Türen sollte symmetrisch erfolgen. Alle Häuser mit einer
solchen Aufteilung erlangten bei der Befragung die ersten Plätze. Für ein besseres
Gesamtbild des Gebäudes ist es also wichtig, dass die Anordnung symmetrisch erfolgt.
Spezielle architektonische Angebote scheinen im Naturpark nicht von Bedeutung zu sein.
Hier zeigt sich wenig Interesse seitens der Touristinnen und Touristen. Nur für ein Drittel der
Befragten wäre es ein Grund, die Region zu besuchen. Diese Zielgruppe bildet vor allem den
Personenkreis, der über 50 Jahre alt ist.
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
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8.1 Abbildungsnachweis
Deckblatt Bokulogo: http://www.boku.ac.at/ [Entnommen am 12.8.2015] & Blick auf Pöllau,
eigenes Foto 2010
Abbildung
1:
HOFINGER
Niko
(o.J.):
Pöllau.
Online
im
WWW
unter
URL:
http://www.innweb.at/map/maps/16581.png [Entnommen am 12.8.2015]
Abbildung 2: VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK (Hrsg.) (1949): Steirische
Landbaufibel. Otto Müller Verlag, Salzburg, S.14.
Seite XI
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Abbildung 3: VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK (Hrsg.) (1949): Steirische
Landbaufibel. Otto Müller Verlag, Salzburg, S. 15.
Abbildung 4: MISSONI G. (1989): Bauen und Landschaft – Steiermark. Amt der
Steiermärkischen Landesregierung Fachabteilungsgruppe Landesbaudirektion, Fachabteilung
Ia mit dem Verein „Heimatschutz in der Steiermark,“ ohne Ort, S. 43.
Abbildung 5: ANGEBOTSGRUPPE LANDLUST (o.J.). Online im WWW unter URL:
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Abbildung 6: VEREIN FÜR HEIMATSCHUTZ IN STEIERMARK (Hrsg.) (1949): Steirische
Landbaufibel. Otto Müller Verlag, Salzburg, S. 35.
Abbildung 7: KRASSER A. & URTHALER C. (2003): Form – Funktion – Tradition – Die
Entwicklung der Bauformen in der Südsteiermark und ihre Zukunftsperspektiven. Graz,
Techn. Univ. Graz, Dipl.-Arb, S.45.
Abbildung 8: Ortskern der Gemeinde Pöllau, eigenes Foto 2015
Abbildung 9: SCHAFLER R. & PRETTERHOFER P. (2011): BAUKULTUR im „Naturpark Pöllauer
Tal“ - Fotodokumentation_Juli 2011. Ohne Verlag, Ohne Ort, S.44.
Abbildung 10: STUDENDENWERK DRESDEN (o.J.): Die drei Säulen der Nachhaltigkeit. Online
im
WWW
unter
URL:
http://www.studentenwerk-dresden.de/mensen/oekologie-
qualitaet.html [Entnommen am 12.8.2015]
Abbildung 11: HAYASHI-REIMERS M. (2013): Architektur als Chance für den Tourismus.
München, Techn. Univ. München, Dissertation, S. 47.
Abbildung 12: Haus 7 vor und nach der Bearbeitung, eigenes Foto 2015
Abbildung 13: Haus 1, eigenes Foto 2015
Abbildung 14: Haus 2, eigenes Foto 2015
Abbildung 15: Haus 3, eigenes Foto 2015
Abbildung 16: Haus 4, eigenes Foto 2015
Abbildung 17: Haus 5, eigenes Foto 2015
Seite XII
Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
Carina Krausler
Abbildung 18: Haus 6, eigenes Foto 2015
Abbildung 19: Haus 7, eigenes Foto 2015
Abbildung 20: Haus 8, eigenes Foto 2015
Abbildung 21: Haus 9, eigenes Foto 2015
8.2 Diagrammverzeichnis
Diagramm 1: Altersverteilung (N=255) .................................................................................... 47
Diagramm 2: Höchster erreichter Bildungsabschluss (N=255) ................................................ 47
Diagramm 3: Derzeitige Beschäftigungsform (N=255) ............................................................ 48
Diagramm 4: Hauptwohnsitz nach Bundesland (N=255)......................................................... 48
Diagramm 5: Einwohnergröße des Wohnortes (N=255) ......................................................... 49
Diagramm 6: Gästetyp (N=255)................................................................................................ 50
Diagramm 7: Begleitpersonen (N=255).................................................................................... 50
Diagramm 8: Art der Unterkunft (N=255)................................................................................ 51
Diagramm 9: Wichtigkeit diverser Aspekte (N=255)................................................................ 52
Diagramm 10: Faktoren Besuch Naturpark (N=255)................................................................ 55
Diagramm 11: Statements Landschaftsbild (N=255) ............................................................... 58
Diagramm 12: Aspekte Ortsbild 1 (N=255) .............................................................................. 59
Diagramm 13: Aspekte Ortsbild 2 (N=255) .............................................................................. 61
Diagramm 14: grelle Hausfassaden (N=255)............................................................................ 62
Diagramm 15: Schulnoten Haus 1 (N=255) .............................................................................. 64
Diagramm 16: Bewertung einzelner Hausteile Haus 1 (N=255) .............................................. 65
Diagramm 17: Schulnoten Haus 2 (N=255) .............................................................................. 67
Diagramm 18: Bewertung einzelner Hausteile Haus 2 (N=255) .............................................. 68
Diagramm 19: Schulnoten Haus 3 (N=255) .............................................................................. 69
Diagramm 20: Bewertung einzelner Hausteile Haus 3 (N=255) .............................................. 70
Diagramm 21: Schulnoten Haus 4 (N=255) .............................................................................. 71
Diagramm 22: Bewertung einzelner Hausteile Haus 4 (N=255) .............................................. 72
Diagramm 23: Schulnoten Haus 5 (N=255) .............................................................................. 74
Diagramm 24: Bewertung einzelner Hausteile Haus 5 (N=255) .............................................. 75
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Landschaftssensibles Bauen im Naturpark
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Diagramm 25: Schulnoten Haus 6 (N=255) .............................................................................. 76
Diagramm 26: Bewertung einzelner Hausteile Haus 6 (N=255) .............................................. 77
Diagramm 27: Schulnoten Haus 7 (N=255) .............................................................................. 79
Diagramm 28: Bewertung einzelner Hausteile Haus 7 (N=255) .............................................. 80
Diagramm 29: Schulnoten Haus 8 (N=255) .............................................................................. 81
Diagramm 30: Bewertung einzelner Hausteile Haus 8 (N=255) .............................................. 82
Diagramm 31: Schulnoten Haus 9 (N=255) .............................................................................. 84
Diagramm 32: Bewertung einzelner Hausteile Haus 9 (N=255) .............................................. 85
Diagramm 33: Architekturinteresse (N=255)........................................................................... 86
Diagramm 34: Managementaspekte Naturparkgemeinden 1 (N=255) ................................... 88
Diagramm 35: Managementaspekte Naturparkgemeinden 2 (N=255) ................................... 89
Diagramm 36: Bewertung der Dachgestaltungen (N=255)...................................................... 92
Diagramm 37: Bewertung der Dachfarbe (N=255) .................................................................. 93
Diagramm 38: Bewertung der Fassadenfarbe (N=255) ........................................................... 94
Diagramm 39: Bewertung der Fensteranordnung (N=255) ..................................................... 96
8.3 Tabellenverzeichnis
Tabelle 2: Übersicht Merkmale aller Häuser (N=255).............................................................. 91
Tabelle 2: Übersicht der Häuserbenotung nach Mittelwerten gereiht (N=255) ..................... 97
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9 Anhang
Fragebogen Naturpark Pöllauer Tal
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