Research Institute of Organic Agriculture Forschungsinstitut für biologischen Landbau Institut de recherche de l’agriculture biologique Anfälligkeit für innere Parasiten bei Schaf und Ziege Felix Heckendorn 22. November 2012 Anfälligkeit… › Befall mit inneren Parasiten › Auswirkungen ↑ › Krankheitssymptome › Leistungseinbussen www.fibl.org › Befall mit inneren Parasiten › Auswirkungen ↓ › RESILIENZ ‚gedeihen unter widrigen Bedingungen‘ 2 Magen-Darm Strongyliden (MDS) www.fibl.org 3 Schafherde – gleiche Rasse www.fibl.org 4 Weisse versus Rote › Parasitologisch › Tiefe MDS Eiausscheidung › Wenige adulte Parasiten › Immunologisch › Insgesamt stärkere Immunantwort gegen MDS › Humoral › Zellulär www.fibl.org › Parasitologisch › Hohe MDS Eiausscheidung › Viele adulte Parasiten › Immunologisch › Insgesamt schwächere Immunantwort gegen MDS › Humoral › Zellulär 5 Schafe und Ziegen – gleicher Befund www.fibl.org 6 Ziegenherde – Kanton St.Gallen 2011 2000 1800 EPG (Wurmeier pro Gramm Kot) 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anzahl Tiere www.fibl.org 7 Praktische Bedeutung › Selektive Entwurmung › Nicht alle Tiere einer Herde haben eine Behandlung mit einem Entwurmungsmittel (Anthelminthika) nötig › Zucht – Selektion › Möglichkeit, Tiere zu selektionieren, die weniger anfällig sind auf MDS www.fibl.org 8 Selektive Entwurmung – warum? › Weniger chemischsynthetische Medikamente › Anthelminthika Resistenz › Kosten › Rückstände www.fibl.org 9 Selektive Entwurmung – wie? › Identifizierung jener Tiere mit behandlungswürdigen MDS Infektionen › Kostengünstig › Möglichst durch Züchter machbar › Eiausscheidung im Kot › 15 Euro / Tier, zu teuer › Durchfall › Nicht spezifisch genug › LG Zunahme (Schaf) › Funktioniert (…) › Milchleistung (Ziege) › Wenig Daten, Potenzial › FAMACHA© › Bei Haemonchusdominanz vielversprechend www.fibl.org 10 Selektive Entwurmung – wie II? › Forschung zum Thema wurde intensiviert › Neue (alte) Ansätze › › › › Ziege (Haarkleid) Ziege (FAMACHA) Schaf (FAMACHA) Milchschafe & Ziege (Milchleistung) › Kostengünstiger Test zum Nachweis des Haemonchus-Anteils in der MDS Population www.fibl.org 11 Praktische Bedeutung › Selektive Entwurmung › Nicht alle Tiere einer Herde haben eine Behandlung mit einem Entwurmungsmittel (Anthelminthika) nötig › Zucht – Selektion › Möglichkeit, Tiere zu selektionieren, die weniger anfällig sind auf MDS www.fibl.org 12 Wann/wie ist Selektion möglich? › › › › Die Eigenschaft ‚Geringe Anfälligkeit für MDS‘ muss erblich sein Es braucht gute (verlässliche) phänotypische oder genetische Parameter, um die Ausprägung der Eigenschaft am Einzeltier zu messen Parameter sollten kostengünstig zu erheben sein Keine Nachteile auf Leistung! www.fibl.org 13 Mögliche Parameter für Selektion › Genetisch › ……. › Phänotypisch › › › › › MDS Eiauscheidung FAMACHA (H.c.) Milchleistung Haematokrit (H.c.) Immuneffektoren im Blut (Antikörper, IFN, Interleukine, etc.) www.fibl.org 14 Zucht – Selektion I › In Australien & Neuseeland seit 30 Jahren (Schaf) › Australien – Merino › Neuseeland – Romney › Selektion aufgrund von MDS Eiausscheidung www.fibl.org 15 Zucht – Selektion II › Selektion von MDS-resistenten Schafen in Australien & Neuseeland › Über alle verfügbaren wissenschaftlichen Studien gesehen: keine negativen Auswirkungen auf Leistung (LG Zuwachs, Fruchtbarkeit) oder andere Gesundheitsparameter (Clostridien, …) › Resistente Böcke werden sukzessive in die Praxis integriert www.fibl.org 16 Zucht – Selektion III › Rest der Welt - Schafe? › England, Frankreich, Spanien betreiben seit mehreren Jahren Zuchtprogramme für Parasitenresistenz, Widderprüfstationen › MDS Eiausscheidung › Südafrika, USA: Seit < 10 Jahren Zuchtprogramme › FAMACHA › Deutschland: Abklärende Studien zur Machbarkeit wurden durchgeführt. Noch kein Zuchtprogramm etabliert › Schweiz (Milchschafe): Seit 2010, Widderweide zur Selektion von MDS resistenten Widdern. Miniselektionsprogramm, noch nicht für sämtliche Zuchttiere www.fibl.org 17 Zucht – Selektion IV › Rest der Welt - Ziege? › Im Vergleich zu Schafen viel, viel weniger Informationen zur Machbarkeit einer Selektion auf MDS Resistenz! › Guadeloupe (Frankreich): Einzige Langzeitselektionsstudie bei Ziegen. Resultate vielversprechend! › Australien: 2001-2003, Abklärende Studie genetisches Potential von Sannenziegen (Heritabilitäten, Zusammenhänge mit Produktionsfaktoren). Wenig Tiere, wenig vielversprechende Erblichkeiten von Eiausscheidung. › Schweiz (2011-2013): Abklärende Studie genetisches Potential von Sannen-, und Gämsfarbene Ziegen (Heritabilitäten, Zusammenhänge mit Produktionsfaktoren). Aktuell! www.fibl.org 18 Zucht – Selektion V: Schweizer Projekt › 1‘500 Ziegen aus 20 Herden (Betrieben) in Projekt › Phänotypische Parameter › › › › MDS Eiauscheidung Hämatokrit FAMACHA Milchleistung › 2 Erhebungen Frühsommer 2012, Herbst 2012 › Schätzung von Heritabilitäten der phänotyp. Param. www.fibl.org 19 Zucht –Selektion VI: Schweizer Projekt www.fibl.org 20 Schaf- und Ziegenrassen mit reduzierter MDS Anfälligkeit www.fibl.org 21 Rassenunterschiede - Schaf › › Rassen aus tropischen und subtropischen Klimaregionen oft weniger anfällig als Mitteleuropäische Rassen Züchterisch weniger bearbeitete Rassen aus Mitteleuropa z.T. weniger anfällig auf MDS als züchterisch bearbeitete Rassen. Anfälligkeit ↑ Anfälligkeit ↓ Scottish Blackface - Finn-Dorset Romanov - Lacaune Florida native - Ramboulliet Zwergziege www.fibl.org 22 Neue wissenschaftliche Publikationen… www.fibl.org 23 Schweizer Schafrassen – Studie von 2007 › Unterscheiden sich Schweizer Schafrassen bezüglich ihrer Anfälligkeit auf Magen-Darm Würmer ? › Rassen › › › › Weisses Alpenschaf Walliser Schwarznase Engadinerschaf Spiegelschaf www.fibl.org 24 Schweizer Schafrassen - Experiment › › Experimenteller Parasit: Haemonchus contortus Allgemein a) Junge Tiere (≤ 3 Monate) sind stärker von MDW betroffen als ältere Tiere (≥ 7 Monate) Urquart et. al. 1979, Barger et. al. 1999 b) Eine einmalige Infektion in jungem Alter (≤ 3 Monate) führt zu einer gewissen adaptiven Immunität bei Folgeinfektionen (≥ 7 Monate) Die gewählten 4 CH Fleischschafrassen unterscheiden sich bezüglich A & B www.fibl.org 25 Schweizer Schafrassen - Resultate 8000 WAS FEC Schwarznasen Spiegel Engadiner 6000 4000 2000 0 14 16 18 20 22 24 Days p.i. 26 28 14 16 18 20 22 24 Days p.i. 26 28 14 16 18 20 22 24 Days p.i. 26 28 14 16 18 20 22 24 Days p.i. 26 28 30 • Keine Unterschiede in der MDS Eiausscheidung zwischen den Rassen • 7 Monate alte Tiere nicht weniger MDS Eier aus als 3 Monate alte Tiere www.fibl.org 26 Schweizer Schafrassen - Resultate 3000 * ** ** Sp ieg el WA S Sc hw arz na se n 1000 ** ** 2000 En ga din er Anzahl Magen-DarmWürmer 4000 1 1 0 1 2 1 2 2 2 Anzahl Infektionen www.fibl.org 27 Zusammenfassung › Es gibt innerhalb von Ziegen-, bzw. Schafherden grosse Unterschiede in der Anfälligkeit für MDS › Konsequenzen daraus sind: › Selektive Entwurmung nur jener Tiere die eine Behandlung nötig haben › Selektion – Zucht auf geringe MDS Anfälligkeit wäre möglich, wenn das Merkmal ‚geringe Anfälligkeit‘ erblich ist › Selektion Zucht in Australien/Neuseeland mit Schafen erfolgreich, in Mitteleuropa noch in den Anfängen. › Es gibt Schafrassen, die ‚als ganze Rasse‘ weniger anfällig sind auf MDS (tropische vs. europäische…) www.fibl.org 28 Vielen Dank! www.fibl.org 29