Pits Mappe - Anke Westermann

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Anke Westermann
Stadtland /-Projekte
Methodik
Methodik
Eine Hauptstrategie meiner Rauminstallationen ist es, vorhandene Situationen, Räume, bestehende funktionale Systeme aufzugreifen und
diese durch minimale Interventionen neu zu definieren, zu öffnen, und
dabei skulptural gedacht gewissermassen von innen nach aussen
“umzustuelpen”. Ich nutze dabei Hohlräume, Volumina, Schachteln,
Serien, Doppelungen und Spiegelungen um auf das Einwirken und
Suchen nach vemeintlichen Weltsystemen zu verweisen, welche in
einem lapidaren Ding, einer profanen Fassade oder Alltagskulisse die
Struktur der Konventionen erkenntlich machen.
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Durch Verunsicherungen im Sichtbaren werden die wirksamen Bedingungen der Grenzziehungen und Umbauungen deutlich, welche das
Erleben in Folge des Erlernten, Konventionellen bestimmen. Meine
Eingriffe lenken Handlung und Zeitablauf; sie werden zu sinntragenden
und sinnumstrukturierenden Elementen, entfalten dabei das Moment
eines Widerstands gegenüber dem verbleibenden Zeit-Raum, der die
übrige Welt andeutet, bildet so eine Differenz, um zu einer neuen Erkenntnis zu gelangen. Es entsteht eine instabile Einheit, die in der Unwägbarkeit ihrer Wahrnehmung mit dem Blick auf ein mögliches
Gesamtbild den Betrachter dazu herausfordert, entstandene Leerstellen selbständig zu erkennen und auszufüllen.
Ziel meiner Arbeit ist es also Schauplätze zu schaffen in denen sich Betrachter und Beteiligte mit den Wechselwirkungen von Innen und Aussen, umbautem, definiertem Raum und nicht konventionell definiertem,
ausserhalb liegenden Terrain auseinandersetzen. Die Gegenüberstellung von unbegrenzten und begrenzenden Dingen dient dem Sichtbarmachen des bereits Sichtbaren als Teil des Bildes einer gesuchten,
größeren Ganzheit.
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Grünfläche Zolastraße, Berlin-Mitte, 2017
Projektor
Eine von mehreren geplanten temporären Interventionen im öffentl.
Stadtraum Termin: Juni 2017, Dauer: 10 Tage
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Die Installation wird angebunden an „The Real Estate Show Extended/Berlin“, eine Gruppenausstellung zum Thema „Gentrifzierung, Immobilienspekulation und der Ausverkauf der Stadt“ 03.06.-24.06.2017
Kunstpunkt Berlin, Schlegelstr.6, 10115 Berlin.
Standort der Projektor-Installation ist das Grundstück zwischen Linienstrasse, Zolastrasse, Torstrasse, eine landeseigene Fläche, die sehr
lange in der Diskussion war, an private Investoren veräußert zu werden.
Das Projekt thematisiert daher einerseits die weiter fortschreitende Verdichtung des Stadtraums, der auch immer mehr öffentliche Grünflächen zum Opfer fallen.
Gleichzeitig ist es der Auftakt für eine längerfristige Ausstellungstätigkeit, die eingebettet werden soll in das hier derzeit in Gründung befindliche Nachbarschafts-Gartenprojekt Zola_Garten. Diese, von mir
parallel initierte, erfolgreiche Anwohnerinitiative wird vom Umwelt- und
Grünflächenamt Mitte unterstützt.
Das rechts beschriebene Objekt/ Raumzeichnung funktioniert dabei als
visuelles Zeichen, dass neben der Kritik des “Neubaus” auf einen
schützenswerten, kulturellen Raum mit Zukunftspotential verweist.
Projektor plant dafür eine freistehende, mit Neonröhren bestückte
Holzkonstruktion.Darin sind offene Diskussionaformate mit Fachleuten,
Theoretikern und interessierten Anwohnern geplant.
Das Objekt wird ergänzt durch eine abendliche Beamerprojektion/ Slideshow auf der angrenzenden Hausfassademit Beiträgen von 14 Berliner KünstlerInnen
Projektskizze/ Masse: ca 4,00x2,40x3,60m
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Projektor
Baukasten für eine imaginäre Stadt
/Konzeptueller Hintergrund
Der Ausgangspunkt für Projektor ist ein modulares System, aus dem eine
Raumskulptur erwächst, die wie ein "Projektor" für subjektive Phänomene
im gebauten Stadtraum wirkt. Er verwendet skalierte Elemente gebauter
Architektur, modifiziert und kombiniert sie neu miteinander.
Der Projektor projiziert individuelle Vorstellungen aus dem Galerieraum
nach “draussen”. Er ist ein modularer Werkzeugkasten, mit dem man sich
eine andere Stadt vorstellen kann.
Projektor referiert in drei Stufen aus der Galerie (Modell,Tisch, innen) auf
den öffentlichen Raum (aussen).
Die Experimentalanordnung beinhaltet
a) Orts- und Materialrecherche bzw. dem daraus resultierenden
Materialfundus präsentiert in einem
b) Tisch-Modell
b) Interventionen im Stadtraum (Objektmodule, Laserprojektionen)
Die prozessual von den Besuchern zu benutzenden und von weiteren Autoren mitzugestaltenden spielerisch abstrahierten temporären „Bauprojekte“ beider Phasen zitieren Elemente der Stadt und kombinieren sie mit
anderen Versatzstücken und individuellen Beiträgen.
Projektor errichtet dabei mit den geschaffenen Raumkörpern ein ganz
neues ungewöhnliches, gedachtes heterogenes Architekturgefüge an zentralen Orten der Stadt.
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Die Installationen verweisen wiederum zurück auf einen Raum der Vorstellungen und Debatten, in dem diese Interventionen Spuren hinterlassen sollen; um so auf konkrete Raumdefinitionsoptionen und ihre
gesellschaftlichen Potentiale einzuwirken.
Ziel ist also eine Auseinandersetzung mit Methoden der (sozialen) Raumkonstruktion, die so auf spielerische Weise dazu beitragen kann, zukünftige
stadtplanerische Prozesse zu optimieren.
Alle im Verlauf des Projekts von den Besuchern zu benutzenden und mitzugestaltenden spielerisch abstrahierten skalierbaren temporären „Bauprojekte“ verwenden als Grundbausteine vorzugsweise Elemente aus der
konkreten Formensprache der Moderne und entwickeln sie weiter in Kombination mit weiteren Architektur-Versatzstücken und individuellen Beiträgen.
Damit entstehen erweiterbare baukastenartige Installationen direkt im öffentlichen Raum, die helfen, den aesthetisch-diskursiven Gestaltungsraum spielerisch zu erweitern.
Es geht generell um das, was ich als Tatsache der sozialen Konstruktion von
Raum empfinde, bei der neben den Betrachtern besonders auch Künstlerkollegen, Architekten Studierende, Vereine, und weitere soziale Netzwerke
Möglichkeiten der Ausgestaltung, des "Mitspielens" bekommen. So geht es
im Projektverlauf darum, einen Gestaltungsraum zu definieren, in dem individuelle künstlerische Handlungsmöglichkeiten sich, mit eher einfachem Materialaufwand, in einer größtmöglichen direkten öffentlichen Wahrnehmung
sich in Modell und unmittelbar „vor Ort“ entfalten können.
Dieser Ansatz der Vielstimmigkeit entspricht meinem Verständnis von Raumkonstruktion, wie es in vielen meiner Werke zum Ausdruck kommt und wie
ich ihn im Stadtraum beobachten kann.
Stets soll dabei auch der leere Raum, die "Leerstelle", konkret sichtbar gemacht werden, umfasst, umgestülpt, transformiert und so als Objekt selbst
erkennbar. So soll mein Thema der inversen Räumlichkeiten partizipativ als
utopischer Raumentwurf umgesetzt werden.
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HBK Braunschweig, 1996
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Ein geleertes Ateliergebäude aus den 1960er Jahren wurde mit
einem 10 cm hohen, unbehandelten Holzfußboden und einer Wand
aus unversetzt gestapelten Porenbetonblöcken ausgekleidet.
Die Heizkörper wurden durch hellbraune Holzkästen umschlossen.
An dem dabei offen gelassenen Bereich vor der Glasschiebetür leitete
ein Holzsteg den Bentrachter in den davor liegenden Garten. Auf dieser durch die angrenzende Gebäude eingefassten Grünfläche wurde
ein detailgetreu gefertigtes 1:10-Modell (Betonguss) des Gebäudes
vis-à-vis dazu aufgestellt. So konnte sich der Besucher im Ausstellungsraum anhand des Modells mit seinem eigenen Ort und den eigenen Vorstellungen über Kunst auseinandersetzen. Gleichzeitig
Der andere Raum
reflektiert die Arbeit über das Sichtbarmachen von Innen und Aussen den Raum an sich und öffnet dabei bis dahin gültige Ausstellungskonventionen des 20. Jahrhunderts.
Material: Beton, Porenbeton, Holz, Glas, Pflanzen, 150 qm, Höhe: 7 m
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Gotlindestraße 44, Berlin-Lichtenberg, 2007
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Material: Gewächshaus, Steine, Pflanzen, Licht, Kunstwerke
Grösse: 600 qm, Höhe: 4 m, Künstlerbeteiligungen: 70
Ein leer stehendes Gewächshaus, in dem sich zwischenzeitlich einige
Pflanzen unkontrolliert vermehrt hatten, diente als Rahmen bzw. architektonische “Hülle” für das auf 50 Tage angelegte Projekt 01/01. Kernstück dieser prozessual angelegten Rauminstallation war ein auf 5x5 m
Grundfläche errichteter, nach oben und an einer Seite türbreit offener
Raum aus weißen Porenbetonblöcken.
Der im Gewächshaus für die Dauer der Ausstellung inszenierte zellenartige Ausstellungsraum führte dabei die Idee des klassischen Ausstellungsraums der Moderne fort und wollte ihn dabei erweitern. Die
“weiße Zelle“ war in der Interpretation der Ausstellungsmacher nicht
abgekapselt von der “realen Welt“, sondern pflanzte sich in vermeintlich alltägliche Kontexte ein. Das Gewächshaus war in diesem Falle
nicht eine Produktionsstätte, es diente als Prototyp der Metapher einer
Biosphäre. Der in dieser modellhaften (Biosphären-) Situation zu errichtende Raum unterschied sich vom Kanon der Moderne dadurch, dass
er durch eine klar definierte Türöffnung stets den Blick von innen nach
außen und umgekehrt frei hielt und auch ein Hinein- und Herausgehen
möglich machte. Das Fehlen der Raumdecke in der Zelle erweiterte die
Sicht und gestattete einen verschleierten Blick durch das transluzente
Kunststoffmaterial der Gewächshauskonstruktion auf eine / unsere
letztendlich aus Erfahrungen bestehende, nun aber jenseitige “reale
Welt“.
Die weiße Zelle war in diesem Gesamtwerk das Innerste, welches es
zu betreten galt. Die Rückkehr hieraus wurde zur Reise durch ein metaphorisches “Selbst“. Der Schritt vor das Haus wurde schließlich zum
cultural clash mit der nunmehr inkohärenten “realen Welt“. Somit war
01/01 nicht nur die Konzeption einer Ausstellungssituation, sondern
verstand sich als Skulptur, die in der Entwicklung u.a. hergeleitet war
von der Arbeit BRIX.
01/01
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Diese begehbare weiße Zelle blieb während des gesamten Ausstellungsverlaufs leer, während im restlichen Gewächshaus und dessen unmittelbarer Umgebung 70 Arbeiten befreundeter KünstlerInnen platziert
wurden, die dabei in einen Dialog mit ihrem jeweiligen Platz traten, sodass ganz neue Bedeutungszusammenhänge entstanden. Dabei war
es für den Betrachter nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, welche Objekte dieser als Gesamtskulptur gedachten Rauminstallation von
den Eingeladenen stammten und welchen der bereits vorhandenen Elementen so eine erweiterte Bedeutung zukam. Die zu 01/01 eingereichten Objekte wurden innerhalb des Projektzeitraums, der durch vier
aufeinander- folgende Ausstellungseröffnungen strukturiert war, nach
und nach platziert, sodass sich die Ausstellung nicht nur durch die
wechselnden Jahreszeiten, Wetter- und Lichtverhältnisse im fortwährenden Wandel befand.
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WestGermany, Berlin, 2007
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Das Fenster zur Bar des WestGermany wurde mit einer orangenen Folie
abgedeckt. Im hinteren Raum wurden auf dem Grundriss eines ehemaligen Behandlungsraums Wände auf halber Höhe errichtet.
Während der Ausstellung diente dieser Counter zur Bewirtung der Gäste
und der Durchführung einer Dartperformance im hinteren Raumteil.
"Wo immer Anke Westermann ihre 100 weißen Ytong-Steine zu einem
modulhaften Counter aufschichtet, entsteht in unmittelbarer Umgebung
dieser "bricks" das BRIX. In dem flexibel und grenzenlos gedachten
Raumprojekt erprobt sie an wechselnden Orten seit 1997 mit Aktionen,
Spielen und Ausstellungen verschiedenste kuratorische Konzepte.
Auf den freiliegenden Fundamenten der Raumruine WestGermany hat
sich das BRIX nun Stein für Stein eine Wand zur Bar hin hochgemauert.
Dieser teilweise Wiederaufbau und Umbau bestehender Strukturen wird
weitergedacht von Jeroen Jacobs und Lucio Auri, die einer Dunkelziffer
von befreundeten Künstlern den Auftrag gaben, für genau diese Ausstellung eigene und andere Poster zu entwerfen - a possibility for a social
billboard, no, a foyer front room attraction, no,a syndrome space in a
syndrome space. Hinter einem Gebüsch wird gegrillt”.
BRIX
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Galerie Toolbox, Berlin, 2017
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Site_x meint etwas zwischen Landschaft und Architektur.
Ein modulares Objekt auf der Wand, das fünf Bilder kombiniert, die
ihren Ursprung in besonderen Sitiutionen haben, in der sich die
Künstlerin befand- eingefrorene Momente mitthilfe der Fotografie.
Durch die Verwendung von Wandfarbe auf den Fotoprints eliminiert
Westermann Teile der ursprünglichen Umgebung der fokussierten
Objekte. Dadurch verlieren sie die Zeit und ihre Verbindung zur Welt,
werden zu etwas verlorenem aber auch gleichzeitig zu etwas
neuem, universellen.
Mit dem Arrangement auf alltäglichem Konstruktionsmaterial werden
die einzelnen Elemente dabei wieder zu dreidimensionalen Objekten
und bilden zusammen eine neues offenes, multi-referentielles System, das vom Betrachter unterschiedlich gedeutet werden kann.
Wandfarbe auf Fotoprints Styropor,Mossgummi,, 200x150x 6cm
SITE_x
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Gedok-Galerie, Stuttgart, 2013
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Das Ausstellungsprojekt Transitor greift typische Merkmale des Stuttgarter Stadtraums auf und überträgt sie modellhaft in den Galerieraum. Grundlage sind Fotos aus dem unmittelbaren Umfeld der
Galerie. Es wurden für die Rauminstallation die dort vorhandenen
Ausstellungssockel horizontal gelegt und aufeinander gestapelt und
so zu einem mehrstufigen Ensemble zusammengestellt.
Auf den jeweiligen “Standflächen” wurden jeweils das gleiche Foto
an beiden Seiten aufgeklebt. Eine Seite zeigt dann immer die
Spiegelung der anderen Seite. So entsteht eine Dreidimensionalität der verwendeten Architektur-Versatzstücke.
Insgesamt entsteht so eine unmittelbare Wechselwirkung
Transitor
zwischen Innen- und Aussenraum anhand einer modellhaften
Neuinterpretation des Stadtraums
Material: Sockel, Holz, Fotodrucke, Video, 10x8x2,50 m
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Fals #4,
Fotocollage, 10x15 cm, 2013
Transitor- Postkarte
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Ausstellungsansicht
Aussicht,
Karten-Spiel, 35 Fotos durch das Fenster der Galerie,
je.10x10 cm Pappe, variabel anordbar, ges.60x60 cm, 2013
Wind,
Video-loop, 5 min., 2013
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Fotoserie, 1994/2017
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Fenster
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Frise Künstlerhaus Hamburg, 2009
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Die Eigenschaft eines aus mehreren zusammenhängenden Räumen bestehenden Ausstellungsraums, wie er in der FRISE gegeben ist, wurde
für das Projekt 0X/01 aufgegriffen und gedanklich weitergeführt. Beginnend im mittleren Raum wächst dafür, einem dezentralen Prinzip folgend, eine nach und nach den gesamten Ausstellungsraum
einnehmende und schließlich bis ins Foyer und den Straßenraum hineinragende labyrinthische Raumskulptur aus transluzenter Folie und
Weidenholz. Bei jeder der drei aufeinander folgenden Ausstellungs- eröffnungen besetzt diese Skulptur neues Territorium. In den einzelnen
semitransparenten “Kammern” werden dabei auf die Ausstellungsidee
bezogene Arbeiten weiterer zu dem Projekt eingeladener Künstler aus
Hamburg, Berlin und anderen Orten platziert. Durch die Folie als alles
verbindendes Element fügen sich diese Einzelarbeiten visuell zu einem
Bild zusammen und gehen dabei neue inhaltliche Verbindungen ein.
0X/01 konzipiert die FRISE-Kunstkammer somit als ein nicht geschlossenes semipermeables System. 0X/01 reflektiert dabei die Parameter
des Ausstellens und Einordnens von Kunst an sich und stellt wesentliche Fragen nach dem Künstler als originärer Einzelpersönlichkeit und
seiner Korrespondenzen / Divergenzen / Überschneidungen zu anderen
Autoren. Mit der Ausstellung wurde das Jahresthema “Nets & Nodes“
im Künstlerhaus FRISE eröffnet.
Material: Reisig, Folien, Kunstwerke
Grösse: 600 qm, Höhe: 4 m, Künstlerbeteiligungen: 40
0X/01
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Phönix-BB, Berlin, Mai 2016
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Anke Westermann bezieht sich mit der Installation 1#1SITE auf die
sog. "Verdichtung" des Stadtraums. Durch eine Verkleinerung des ohnehin schon kleinen Ausstellungsraums verweist die Installation auf das
Verschwinden von gestaltbaren Freiräumen und thematisiert anhand
einer offenen Struktur grundlegende Fragen zu "Bauen" (also Räumlichkeit) und Zeitlichkeit.Das dominierende Material dieser Arbeit verweist zum einen auf ihr langjähriges BRIX-Projekt und ist dabei
zugleich Vorbote auf den geplanten Neubau auf dem Grundstück des
heutigen Phoenix-BB.Die Ausstellung wird komplettiert durch architekturbezogene Skulpturen, Foto und Videoprojektion.
1#1SITE
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Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, Juli 2015
Bauen Berge Bücher
BAUEN BERGE BÜCHER, von und mit Anke Westermann, ist ein disziplinübergreifendes Projekt zwischen Kunst und Architektur. Es bezieht sich
auf den Berliner Stadtraum, könnte in seiner Methodik aber auch beispielhaft für viele Städte stehen.
BAUEN BERGE BÜCHER sucht anhand einfacher Interventionen nach
einer Grammatik der Stadt. Das Projekt betrachtet aus künstlerischer Perspektive vorhandene Raummuster und bezieht dabei Architekturgeschichtsschreibung und -theorie ein. Es folgt dabei den einem nonlinearen
Zeitmodell und verbindet somit unterschiedliche Zeitschichten und Wahrnehmungsebenen miteinander um, zunächst im Sinne einer Heterotopie,
Platz zu schaffen für individuelle Perspektiven.
Gezeigt wird so in und um die Wechselstuben auf dem Stadtgrün Almstadt- Ecke Rosa-Luxemburg-Straße ein kleiner Ausschnitt aus Westermanns tischgroßem Stadtmodell Projektor, ferner wird die Stadtlandschaft
mit Bergen bereichert und an ihrer in immer neuen Formaten wieder auftauchenden BRIX–Bar die neue Werkübersicht Anke Westermann-Atlas
vorgestellt.
Die Buchhandlung pro qm am Ort hat parallel bis 22 Uhr geöffnet und
stellt eine Auswahl zum Thema passender Bücher vor. Die Bar wird betrieben von Spike und dem Verein zur Förderung von Kunst & Kultur am
Rosa-Luxemburg-Platz.
Die Präsentation findet in den Wechselstuben, einer temporären Rauminstallation von Michael Beutler am Rosa Luxemburg Platz statt.
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Projektor-Modell
Berliner Fenster
Die Konzeption setzt zu dem Thema “Was ist draussen?” den Begriff
Fenster in den Mittelpunkt und spielt mit dem Verhätnis von Innen und
Aussen in mehrfacher Hinsicht.
Das Vorhaben versetzt für einen Monat lang den U-Bahn-Fahrgast, der
in Fahrtrichtung vom Alexanderplatz Richtung Hönow unterwegs ist, in
die Lage, innerhalb des Zuges den jeweilig passierten Aussenraum zu
sehen und erleben in Form von Fotos von ausgesuchten Fassadendetails, die im “Berliner Fenster” auf den Monitoren in ca 10 sec Abstand
gezeigt werden.
Dafür wird zwischen 16-18h das komplette “Berliner Fenster” jeweils 1
Stunde gebucht, um möglichst viele Passanten auf dem Nachhauseweg
zu erreichen. Also sobald man beispielsweise Tierpark passiert, sieht
man im Berliner Fenster Fotos aus der Umgebung von Tierpark, bei
Biesdorf-Süd sieht man Fotos der Umgebung von Biesdorf-Süd usw.
Die Abfolge der Bilder wird ganz genau an den Fahrplan der U5 angepasst so dass eine Synchronität von Abbildung und Strecke gewährleistet ist,
-> Beispielfotos Seite 21
Entwurf für Wettbewerb Was ist draussen?
U5, NgbK Berlin, 2014
Berliner Fenster
Diese „Diaschau“ wird zusätzlich mit einem Navigationsgerät gekoppelt.
Da die Bildschirme des U-Bahn-eigenen “Berliner Fensters” immer zweigeteilt sind, läuft dann jeweils auf dem linken Bildschirm eine handelsüblichen Navis ähnliche, also grafisch sehr vereinfachte, den Standort
beschreibende Karten- bzw. Stadtplanansicht, auf dem der Alexanderplatz als Zentrum markiert und die Strecke der U5 mit dem Cursor markiert und nach und nach „abgefahren“ wird.
Auf dieser Grafik werden nur größere Straßen als einfache Linien aufgezeigt, größere Grünflächen und Wasserflächen werden als solche grün
und blau eingefärbt, Auf die Kennzeichnung von Häuserblocks und weitere Details des Stadtplans wird dabei bewußt verzichtet.
Zusätzlich werden um den Alexanderplatz, ähnlich wie bei einer Dartscheibe, einige immer größer werdende rote Kreise gelegt.
-> siehe Zeichnung Seite 17
Anders als bei sonst üblichen Navigationsgeräten ändert sich die Darstellungsansicht während der Fahrt nicht, der Alexanderplatz bleibt so in
der grafischen Darstellung immer im Zentrum der interaktiven Karte und
so wird stets der gesamte Streckenverlauf der U5 und die eigene Position auf dem Stadtplan während der Fahrt zu erkennen sein.
Die Art der Darstellung erinnert insgesamt auch etwas an unberührte
Landschaften oder Grafiken für Erdbeben, die das Epizentrum anzeigen, je größer der Kreis, desto „weiter draussen“.
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----------------------------------------------------Pro Haltestelle werden etwa 10 Architekturobjekte direkt aus der näheren Umgebung bzw. aus den Zwischenstrecken zwischen den Bahnhöfen am Ort fotografiert. Formal werden sie ähnlich reduziert sein, wie
die, die auf den folgenden Seite als Grundlage einer vorangegangenen
Installation dienten. Diese Fotos sind an Fassaden und somit immer
an realen Fenstern oder Türen ausgerichtet, so dass der Blick nach
aussen gleichzeitig eine Umkehrung erfährt, da die Fenster aus dieser
Perspektive wieder auf etwas inneres verweisen.
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Wenn die Installation schon am Alexanderplatz beginnt, würden insgesamt 200 Fotos gezeigt, wenn der Wettbewerb die Installation erst
an Tierpark zuläßt, wären es insgesamt 100 Fotos . Somit wechselt das
Bild bei einer Fahrtzeit Tierpark-Hönow von 17 min alle 10 sec .
Projektzentrale: Die Fotos werden zusätzlich in einer guten Qualität ausgedruckt und zeitgleich als Rauminstallation im Projektraum am Cecilienplatz für einen Monat (Kontext: Monat der Fotografie) zu sehen sein.
Darüber hinaus sind interessierte Anwohner eingeladen, über den gesamten Zeitraum der Ausstellung, eigene Objekte und Fotos aus ihrem
Viertel mitzubringen, die nach und nach in diese wachsende, interaktive
Rauminstalltion integriert werden.
geplanter Realisierungszeitraum: November 2015
Zeichnung Navi,
Buntstift, 40x40 cm, 2014
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Sirius
Realisierter Wettbewerbsbeitrag “Helle Mitte”,
Alice-Salomon-Platz Berlin-Hellersdorf, 2012
Die Stadt als Kunstraum: SIRIUS. Apparat für Menschen und Vögel, eine
Stadtraum-Installation auf dem Alice-Salomon-Platz in Berlin Hellersdorf.
Als Auseinandersetzung mit den Ursprungsvisionen einer konstruktivistischen Utopie einer technisierten Gesellschaft, deren Spuren sich in der
Planung der Plattenbau-Siedlung Hellersdorf wiederfinden, stellte die Intervention einen reflektiven Bezug zu den Programmen der Russischen
Revolution und der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in Russland her.
In Referenz zur „Lenin-Tribüne“ von El Lissitzky stand somit am 20. Oktober 2012, also genau 95 Jahre nach der Oktoberrevolution, eine rote
Hebebühne Modell Haulotte 16 TPX, Arbeitshöhe 15,44 Meter, auf dem
Alice-Salomon-Platz. Die Aussichtsplattform bleibt jedoch leer. Die sich
auf dem Platz versammelnden Menschen mussten vergeblich nach
einen neuen „Lenin“ Ausschau halten.
Oben an der Plattform waren statt einer Schrifttafel ein Monitor und eine
closed circuit Videokamera angebracht. Die Kamera filmte aus der Vogelperspektive den Platz, ein spezielles Computerprogramm registrierte
dabei alle Bewegungen und übersetzte diese in konfettiänliche Pünktchenkaskaden, die direkt in das am Monitor gezeigte Bild integriert wurden, so dass jeder Besucher anhand seiner Bewegungen das gezeigte
Bild unmittelbar modifizieren konnte.
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Ein Futterautomat streute zusätzlich in regelmäßigen Zeitabständen von
der Plattform aus konfettiähnlichen Puffreis umher, und so auch zu der
Schar von Tauben, die dabei unterhalb dieser “Tribüne” saßen und sich
als weiteres „Volk“ mit den BesucherInnen mischten.
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Material: Hebebühne, Kamera, Monitor, Futterautomat,Tauben
100m x100m x16m
Sirius-Enrwurf
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Fotoserie,, 2000/02
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Himmel
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Skulpturen, Beispiele
Entopolis
In Zusammenarbeit mit einer Kita in Mitte entsteht an einem ungenutzten öffentlichen Bereich am Spreekanal in der Nähe des Schlossplatzes
ein temporärer Kinderzoo als ein künstlerisches Abbild der aktuellen
städteplanerischen Phase.
Projektentwurf, 2012
Entopolis
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Indische Laufente
Die zu erwartende Aufmerksamkeit von Presse und Öffentlichkeit soll
zu spielerischer Reflektion über die Möglichkeiten alternativer kreativer
und kultureller Nutzungsszenarien der noch bestehenden Leerflächen
im Berliner Zentrum anregen.
Umgebung= Referenzen für Skulpturen/ Behausungen
Die Künstlerin produziert dafür eine Siedlung aus farbigen Keramikskulpturelementen nach dem Modell der derzeitigen Randbebauung des
Schlossplatzes, die gleichzeitig als Behausung für die Tiere nutzbar ist.
Die als “Bewohner” ausgewählten Tierrassen symbolisieren kulturelles
Miteinander: Deutsches Reichshuhn und indische Laufente leben auf
einer Fläche zusammen.
Dreimal täglich erfolgt die Fütterung über eine Automatik. Schautafeln
vor Ort erklären die Besonderheiten der Tiere.
Die Installation kann vom anderen Ufer und der angrenzenden Brücke
aus sowie über webcam im Internet beobachtet werden.
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verschiedene Orte, 1997/2007
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Eine Stadtlandschaft aus Keramikplatten auf verschieden hohen Säulen,
darauf viele Kugeln und modellhafte Gebäude mit Referenz auf umliegende Architektur (HBK-Campus).
Minigolf
Material: glasierte Keramik, 20 qm, Höhe: 1 m
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Sirius Siedlung
Projektentwurf im Rahmen eines Lehrauftrags, 2013
Sirius Siedlung
Inhaltlich anknüpfend an das Projekt Sirius, realisiert 2012 in Berlin-Hellersdorf, (siehe Seite 18) soll eine modellhafte Modularchitektur für eine
zukünftige (utopische) Siedlungsform entwickelt werden.
Dafür werden zunächst Baukörper aus zweidimensionalen geometrischen Grundfiguren nach festgelegten Regeln gefertigt.
Die Sirius-Siedlung wird dabei aufgebaut nach Art eines Spiels, das auf
universalen Methoden basiert: Umkehrung, Skalierung, Prozessualität,
Reduktion der Mittel/Materialien - im Rahmen eines Neudenkens von
Raum/Stadt/Architektur.
Ich sehe das Projekt als eine Recherche in die (soziale) Entwicklung von
Formen im Raum und als eine Untersuchung der Formensprache des
Gebauten, die von den generativen Regeln der Besiedlung statt dem
einzelnen Objekt des Gebäudes ausgeht.
Mich interessiert dabei die Entstehung eines Ortes als Bildhauerthema
und die Schaffung von Raum mittels regelhafter Objektanordnungen, jedoch nicht als Architektur im herkömmlichen Sinne.
Im Kontext der Bild-Hauerei hat es mich immer beschäftigt, das Verhältnis zwischen Zwei- und Drei-Dimensionalem in einer Weise zu denken
und umzusetzen, die einem Architekten eher ungewohnt sind. Also weniger anwendungsbezogen, weniger "designorientiert”, weniger monumental sondern von einer minimalistischen Formensprache ausgehend,
die Offenheiten einer prozessualen, sozialen Selbstorganisation eines
“Bild-Baus” ermöglicht.
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Das Ziel von Sirius-Siedlung ist somit nicht in erster Linie Häuser zu
bauen, sondern vom bereits Gebauten zu abstrahieren, und Formen zu
finden, die sich im iterativen Prozess des Anbauens, aus den Bausteinen
eines reduzierten Formenrepertoirs modular zusammensetzen. Die Modellhaftigkeit selbst ist das Endprodukt, wobei als utopischer Raum das
an eine Stadt angrenzende Land gedacht wird, wie bei Gartensiedlungen
und Künstler-Kolonien,
Im Laufe des Entwicklungsprozesses von Sirius-Siedlung werden zunächst einzelne Objekte/Skulpturen entwickelt, die auf Gebäude verweisen, also als Hohlkörper konzipiert sind, welche man zu einem
komplexen Gebilde zusammenfügen kann, das sich in Fläche und Höhe
kontinuierlich ausbreitet und dabei eine wachsende Vielheit bildet. Das
Aneinanderfügen dieser Körper birgt in sich die Schaffung freier Flächen.
Oberhalb dieser Flächen entstehen wieder neue, ungeplante Räume, die
von den angrenzenden Baukörpern definiert werden.
Als Flächengrundrasterform soll ein Achteck dienen. Die Achteckform
kann in einzelne Abschnitte, ähnlich wie bei einem Origami-Spiel in viele
verschiedene geometrische Grundformen aufgeteilt werden. Diese sollen
dann von den einzelnen "Mitspielern", also auch anderen Künstlern, Architekten und Studierenden anhand von vorgegebenen standatisierten
Musterbögen aus fester Pappe zu jeweils ihrem eigenen dreidimensionalen Baukörper- Modul in Art einer benutzbaren “Schachtel” zusammengefügt werden.
Die einzelnen Baukörper werden von den eingeladenen Akteuren auf
Grundlage des zweidimensionalen Musterbogens individuell gestaltet ,
wobei sich generativ jeweils neue Formen an die bereits bestehenden Baukörper anfügen lassen. Dabei bleibt offen, wieviele Baukörperelemente der
jeweilige Akteur "bastelt" und sowohl vertikal als auch horizontal kombiniert.
Vorgabe ist immer eine (rekursive) Kompatibilität mit dem bestehenden System.
Dieses deutet auf einen Möglichkeitsraum für offene Partizipation innerhalb
einer endlichen Zahl von Regeln und eröffnet eine unendliche Zahl von Ergebnissen.
Die skulpturale Formensprache der Sirius-Siedlung im Modell erinnert dabei
sowohl an Kunst des Informel als auch an aktuelle "Computerarchitektur".
Hierbei steht weniger der Computer als Konstruktionswerkzeug im Vordergrund, sondern die Mikro- und Makroästhetik generativer Algorithmik. Sie
hat den Anspruch einer skulpturalen und damit gleichzeitig modellhaft architektonischen Formensprache für eine utopischen Siedlungs- und damit
auch einen neuen Gesellschaftsentwurf, der auf den Prinzipien der Selbstorganisation, sowie einem nachhaltigen Umgang mit knappen Ressourcen
beruht.
Drei Arbeitsschritte
1/ generatives „Pappe“-Modell in Tischgröße,.
Dafür wird ein geeignetes haltbares Plattenmaterial verwendet, also strapazierfähiger und haltbarer als einfache Pappe. Aus zweidimensionalen aufgefalteten Flächen werden dreidimensionale Körper. Empirie und Software
kann dabei zum Einsatz kommen.
2/ Installation im Galerieraum .
/a Zwei bis fünf Einzelmodule von dem „Tischmodell“ werden skaliert und
als begehbare Skulpturen im menschlichen Maßen ausgeführt und in einem
Collage, found footage, 2013
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Galerieraum ausgestellt. Das Raumempfinden innerhalb der "Zellen" im
1:1 Maßstab wird ungewöhnlich, unwirklich sein, die Wahrnehmung von
Zeit und Raum wird sich beim Betrachter beim Betreten dieser Räume
verändern.
Software kann dabei zum Einsatz kommen.
nen. Auch Nahrungsmittelanbau, autarke Energieversorgung soll dabei
Teil der Konzeption werden.
Neue Modelle des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinanders
sollen darin ausprobiert werden können, Workshops, Festivals und Veranstaltungen können stattfinden.
/b Ganze Siedlungsmodelle aus Schritt 1 werden für die Ausstellung in
Schritt 2 zusätzlich in verschiedene Landstriche, die die Mitwirkenden interessant dafür finden, recherchiert haben, per Fotomontage "hineinprojeziert", z.B. mal ins Hochgebirge, in eine Wüste oder auf eine Insel, den
Mond etc.
Das sind dann fiktive Landart-Projekte sie würden als Fotoarbeiten umgesetzt und gezeigt mit der raumfüllenden Skulptur aus Schritt 2 zusammen.
Es geht in diesem Projekt somit nicht um die Thematisierung von Fragestellungen einer gewachsenen Stadt, sondern wie in meiner Arbeitsreihe
Archipelago (siehe Anke Westermann- Atlas, Seite 109, 80) um das Besiedeln, also das Pionierhafte. Es geht auch nicht um eine konkrete
Stadtgründung, sondern um die Beschränkung auf eine experimentelle
utopische Form, wie ein Camp bzw. Lager, für einen befristeten Zeitraum
angedacht, als Modellexperiment.
3/ wirklich bewohnbare Siedlung,
zu realisieren im Berliner Umland 2020 zur IBA in Berlin,
zunächst angelegt für 5 Jahre.
Grundlage für Sirius-Siedlung im Aussenraum ist ein freie Fläche, die
durch ein Parzellensystem, das möglichst viele Variationsmöglichkeiten
beinhaltet (Wabenformen- Achteck), auf denen dann aus ein oder mehreren Modulen, entsprechend der individuellen Nutzungsweise, ökologisch
nachhaltige, also bei Bedarf wiederverwertbare Einzelgebäude- entwickelt
aus den Modellen in Schritt 1 und 2- errichtet werden.
Man soll dort tatsächlich leben und arbeiten können und gemeinschaftliche Räume und Flächen sollen dem Wissens- und Ideenaustausch die-
Als Künstlerin, die sich mit Raum beschäftigt, arbeite ich stets an den
Schnittstellen gesellschaftlicher Fragestellungen und Produktion, die weitreichende ästhetische Konsequenzen für den Alltag haben.
len Regeln sich auf einer freien Fläche in den 2020er Jahren eine
menschliche Siedlung ganz neu und beispielhaft entwickeln könnten.
Beginnen soll das Projekt als Hochschulprojekt für Studierende, mit Recherchen zu verwandten Projekten wie Dropcity, aktellen Architekturdiskursen und historischen Gesellschaftsutopien wie z.B. die der russischen
Konstruktivisten und den Vertretern der bauhausnahen Designer und
Architekten.
Studie, Faltung, 2013
Heutige individualisierte industrielle Massenproduktion (Stichwort 3d
Druck, neue Materialien) erlaubt schlussendlich den urbanen Lebensraum
neu zu denken. Utopismus setzt auf die Möglichkeit eines Neuanfangs,
also räumlich gedacht auf eine leere Fläche.
Nutzen wir also die Gelegenheit, uns mit diesem Projekt darüber Gedanken zu machen mit welchen innovativen gesellschaftlichen und territoria-
Durch die Einbeziehung von Studierenden in die Planungs- und Umsetzungsprozesse wird Teamfähigkeit, Offenheit gegenüber und Verarbeitung von Informationen aus anderen Bereichen geübt, was ich für eine
künstlerische Ausbildung in der heutigen Zeit sehr notwendig finde.
Studie, Flächenverteilungen, 2012
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Maerzbau schafft 100 Paletten, die zuvor der Lagerung von Porenbetonblöcken dienten, in einen Galerieraum. Aus einem daraus ausgelegten
Boden wachsen einige dieser Paletten zu Stapeln in die Höhe, so dass
eine raumgreifende, den Betrachter etwas beengende Skulptur entsteht.
Andere künstlerische Beiträge werden im Verlauf der Ausstellungsdauer
nach und nach in diese Installation integriert.
So wird innerhalb des vorhandenen Galerieraums ein eigener bühnenartiger Raum definiert, der die festgelegten Positionen von Akteur und Betrachter ständig ausser Kraft setzt .
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Material: Galerie, Paletten, Kunstwerke,
Grösse:160 qm, Höhe: 4 m, Künstlerbeteiligungen: 25
Brunnentsraße 29, 10119 Berlin, März 2008
Maerzbau
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0X/02
Projektentwurf, 2014
In dieser neuen Werkreihe will ich mich mich grundlegenden Fragen zur
Entstehung von Raum auseinandersetzen. Die Beziehung zwischen
Bodenfläche und Wand werden dabei zunächst anhand einfacher architektonischer Modelle untersucht.
Die Arbeiten haben inhaltlich mit früheren Fotoarbeiten zu tun, schlagen
aber auch einen Bogen zu architektonischen Arbeiten wie z.B. Minigolf
(siehe Anke Westermann-Atlas, S. 44).
Für 0X/02 will ich Fassadenstrukturen bzw. einzelne Architekturelemente vorhandener Gebäude in Berlin und Brandenburg fotografieren
und dann in Keramikreliefs übersetzen.
Die einzelnen Reliefs können dann zu größeren Collagen aneinandergefügt und an der Wand präsentiert werden. (Der Bezug zu den mittlerweile aus dem Stadtbild verschwundenen Reliefarbeiten aus der Zeit
des sozialistischen Realismus ist dabei bewußt mitgedacht.)
In einer zweiten Phase werden dann auch Reliefplatten um ausgewählte Grundrisse von öffentlichen Plätzen herum angeordnet, so dass
dabei nach oben sowie einseitig offene „Schachteln“ entstehen, bei
denen die Fassadenstrukturen jeweils nach innen (zu dem Platz ) wie
Tapeten zeigen.
Diese individuellen Grundrisse werden also ebenfalls skaliert und als
Bodenreliefs künstlerisch ausformuliert und danach mit den vertikalen
Fassaden-Reliefplatten zu architektonischen Objekten zusammengefügt.
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Skizzen, Plätze
siehe Rob Krier
Berlin-Mitte
Fotografie, 2015
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Diese so entwickelten Skulpturen bzw. offenen “Zellen“ kann man
schließlich auch in unterschiedlichen Formationen als variables Ensemble zu einem größeren Gefüge im Sinne eines jeweils individuellen
wie idealtypischen Siedlungsmodells zusammenstellen. Die Winkel
der Flächenbegrenzungen werden dabei eher unregelmäßig sein, also
keinem rechteckigen Raster folgen, sondern in der Art eines OrigamiPuzzle ohne feste Anordungsvorgabe kombinierbar.
Wie auch in vielen meiner vorangegangenen Projekte erfahren Innen und Aussenraum in diesen Skulpturen eine Umkehrung. Hier geschieht dies durch die Fassadenausrichtung nach innen der Objekte.
überhinaus mit einer speziellen Kamera durchschreiten, jeweils immer von
einem in den dahinterliegenden Raum gelangen, wie in einem Computerspiel. Ohne dieses technische Hilfsmittel können die Räume der Skulptur
nur aus der Vogelperspektive wie ein “Raummuster” betrachtet werden.
Interessieren tut mich dabei, dass nicht der gebaute Innenraum, sondern
die äußere Hülle eines Gebäudes maßgeblich auf den öffentlichen Raum
einwirkt, und praktisch zur Tapete im öffentlichen Raum wird. Und im
Grunde dabei eine mediale Realität wird, da wir nur sie betrachten, aber
dabei das Haus als ein Objekt gar nicht wirklich erfassen können. Wir erfahren Stadt so auch im täglichen Leben. Als Kulisse öffentlichen Lebens.
Unsere Aussen-Räume werden stadtplanerisch genau strukturiert; und je
Es enstehen dabei ungewöhnliche architektonische Skulpturen, also
Hohlkörper, die die wesentlichen Informationen innenliegend haben.
Zusätzlich wirken die thematisierten Gebäude “vom jeweiligen Platz
aus betrachtet” alle invers, da die die öffentlichen Flächen und Plätze
umgebenden Häuser statt als Bau- Körper anwesend zu sein, auf
eine Fläche/ Relief reduziert werden.
Bei der Auswahl der „Vorlagen“ will ich auch auf Fassadenelemente
bereits verschwundener Gebäude wie solche nach der Wende abgerissene
der Ost-Moderne und Plattenbauten zurückgreifen, um damit einer bisherigen Stadtentwicklungspolitik spielerisch Alternativen aufzuzeigen.
Berlin-Mitte, Fotografie, 2011
Schließlich hätte man mit diesen variabel kombinierbaren Raummodulen ein Baukastensystem, mit dem man sich auch unter Einbeziehung der Ausstellungsbesucher eine eigene „Ideale Stadt“ bauen
kann, bei der dann Architekturideen aus verschiedenen Zeiten nebeneinander stehen können, und so ein interessantes heterogenes Gefüge entsteht, das grundlegende Fragen zum Leben in einer Stadt
eröffnet, aber daneben auch ganz klassisch als handgefertigte, modulierte Skulptur anzuschauen ist und dabei Fragen zur Aktualität von
zeitgenössischer Skulptur stellt.
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Da Berlin aus einzelnen Dorfstrukturen, die nur durch ihre stetige Ausdehung sich schließlich zu einem zusammenhämgenden Stadtgefüge entwikkelt haben, entstanden ist, reflektiert die Arbeit in der Kombination ländlicher
und städtischer Plätze wie Gebäude gleichzeitig das vieldiskutierte Verhältnis Stadt/ländlicher Raum in einer spielerischen Form am Beispiel Brandenburg/Berlin.
mehr Fassaden rstauriert und neue Häuser in Baulücken gestellt werden,
desto mehr ändert und verdichtet sich die “Tapete” unseres gemeinsamen, öffentlichen Raums in der Stadt, welcher ja hauptsächlich durch
die offenen Flächen und Plätze gegeben wird, die auch weiterhin als
Möglichkeitsräume fungieren könnten, da sie (anders als Innenräume)
nicht so eindeutig in ihren Funktionen vorstrukturiert sind, wenn auch so
ästhetisch vorgeprägt.
Der Ausstellungsbesucher kann seine eigens modellierte “Stadt“ darBerlin-Mitte, Fotografie, 2015
Berlin-Mitte, Fotografie, 2015
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Stadtraumprojekt, 2015
Stattplan
Das Ziel des interaktiven und dabei auch durchaus didaktischen Kunstprojekts Stadtland ist eine spielerische Auseinandersetzung mit dem
Thema Stadtentwicklung.
Es baut auf dem jeweilig bestehenden Flächensystem einer realen
Stadt auf. Dazu wird ein sog. Schwarzplan verarbeitet zu einem Spielfeld, das in der ersten Phase im Innenraum auf einer Tischfläche präsentiert werden kann, und später in einem größeren Maßstab auf ein
robusten begehbaren Plane für den outdoor-Bereich gedruckt wird.
Dieser Spielplan weist dabei schematisch in feldartigen Farbflächen
bestehende Grünflächen, Baugrundstücke, Gewässer und größere
Strassen auf.
Einfache Bauelemente im Sinne eines Kinder-Baukasten wie Würfel,
Quader, Dreieck maßstabsgetreu aus Styrodur gesägt bzw. für die
outdoor-Version aus leichtem Kunststoff gefertigt, bilden die Grundelemente, mit denen die Teilnehmer des Projekts archetypische Gebäude
zusammensetzten können. Die so entwickelten „Häuser“ werden in der
nächsten Stufe an der Vorder- und Rückseite mit Fassadengestaltungen, die direkt dem heutigen Stadtbild entnommen wurden, per
Magnet befestigt.
Dafür werden im Vorfeld einzelne Gebäude von der Künstlerin ausgewählt, fotografiert und an den Umrisskanten ausgeschnitten und auf ein
robustes Trägermaterial aufgezogen. Unterschiedliche Baustile und zeitgeschichtliche Epochen finden dabei Berücksichtigung.
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Diese dem Spielfeldmaßstab entsprechenden „Stadt-Module“ können
frei auf dem Stadtplan platziert und auch wieder verschoben werden.
Stattplan
Procedere mit einer aktiven Teilnehmergruppe::
Man wird für die erste Stufe und Vorbereitungsphase Rundgänge durch
die Stadt organisieren, nach denen die Teilnehmer dann die vorhandenen Gebäude aus der Erinnerung platzieren sollen. Die ganze Gruppe
kann dabei mitdiskutieren und mitentscheiden.
Danach erfolgt die „Auflösung“ also der Vergleich mit dem realen Stadtraum. Danach werden die Elemente zunächst genau dem Vorbild gemäß
angeordnet. darauf folgt eine Runde, in der jeder einzelne „Mitspieler“ individuelle Verschiebungen nach jeweils eigenem „gusto“ vornehmen
kann. Nach jeder dieser individuellen Formulierungen diskutiert die
Gruppe, die vor- und Nachteile dieser Neuordnung gemeinsam. und
dabei soll diskutiert werden, wie sich so eine „Verschiebung“ auf das gesamte Stadtgefüge auswirkt.
Es können dabei auch mal mehrer Bauelemente übereinandergestapelt
werden, und so höhere Häuser, die die übliche Traufhöhe überschreiten,
ausprobiert werden. Auch eigene, ganz neue Fassadengestaltungen, die
die Teilnehmer aus standartisierten Elementen für Fenster, Türen, Dächern, die die Künstlerin ebenfalls im Sinne unterschiedlicher historischer
wie aktueller Baustile zuvor entwickelt hat und dafür per Magnettafel zur
Verfügung stellt, können in einer weiteren Projektstufe (dann für „Fortgeschrittene“ bzw. ältere Kinder) Verwendung finden .
Den verwandten Gebäuden können dann auch noch per Etikett jeweils
bestimmte Nutzungen zugewiesen werden: Post, Bank, Rathaus, Geschäfte, Gastronomie, Polizei, Kino, Theater, Bibliothek, Kindergarten,
Wohnhaus, Hotel, Fabrik, Handwerksbetriebe, Apotheke, Krankenhaus,
Museum etc.
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Da nur eine kleinere Auswahl der gesamten Bausubstanz der Stadt als
„Bauklötze“ zur Verfügung steht, werden so gleichzeitig die dabei freibleibenden Flächen und deren Benutzbarkeit den Teilnehmern bewusst gemacht. Also auch die Gestaltung der in einer Stadt entstehenden
öffentlichen Räume nachgedacht.
Somit können in der nächsten Phase auch freie Flächen thematisch ausgewiesen werden als Marktplatz, Spielplatz, Friedhof, öffentlicher Gemeinschaftsgarten, Gemeindeforum/Agora, Park usw.
Auch eigene Entwürfe für Skulpturen oder „Stadtmöbel“ wie Bänke und
Bushaltestellen können in einer weiteren Stufe ergänzt werden.
Die Arbeit fördert die Raumwahrnehmung, das Bewusstsein für Baustile
und deren zeitgeschichtliche Kontexte, die bewusstere Wahrnehmung
der alltäglichen Zusammenhänge und deren Entstehungsgeschichte in
einem erweiterten Sinne der
Entstehung von Siedlungen
allgemein sowie die Handlungsoptionen eines einzelnen in einer lebendigen
demokratischen Gesellschaft und ihrer Strukturentwicklungsdebatte.
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Stattplan am Beispiel Jüterbog,
Brandenburg
Fotoobjkete , 2015
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Geplant sind dafür zwei mannshohe, eher leichte, aber nicht durch Wind
bewegbare, Kugeln (Material GFK, dm150 cm), die jeweils an einem festgelegten Standort (siehe Übersichtsplan) mittels eines am Boden befestigten Halterings genau platziert werden. Von diesem jeweiligen Punkt
aus wird zuvor ein 360° Panoramafoto der Umgebung gemacht. (Ricoh
Theta S- Fotokamera)
Mit jeweils diesem ortspezifischen Foto wird diese Kugel komplett „beklebt“. (wetterfeste Kugel- und Druck-Herstellung: Firma Korropol). Somit
entsteht ein auf die Kugeloberfläche übertragenes unmittelbares Abbild
des Stadtraums samt Grünelementen, so dass die Kugel dabei zunächst
wirkt wie eine Spiegelkugel, die die Umgebung reflektiert.
Projektentwurf, 2016
hUBBLE
Startposition 2 / Marzahner Promenade 30
Der Titel nimmt Bezug auf die Siedlung Marzahn als „Satellitenstadt“.
Die geplanten spielerisch von den Passanten zu benutzenden Objekte
schärfen und verändern die Raumwahrnehmung und weisen dabei
gleichzeitig auf die bisherigen und kommenden Veränderungen des umgebenden Stadtraums hin.
Die Arbeit ermöglicht eine neue Perspektive auf die Marzahner Promenade und zeigt dabei symbolisch Handlungsoptionen für die Menschen
auf, interpretiert so auch das Thema „aktive Zentren“ auf eine ganz eigene Weise. hUBBLE ermöglicht den Blick von „Innen“ und „Aussen“.
Eine spielerische Reflektion von Ursprung und Werdegang, Original und
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Abbild kommen im Vexierbild der im Moment “festgefrorenen” Spiegelkugel zum Ausdruck.
Startposition 1 / Victor-Klemperer-Platz
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Bei dem freien Spiel mit der Kugel sollen Anwohner und Passanten Mut, Interesse und Freude entwickeln, ihre Umgebung so
spielerisch neu zu erfahren und auch zukünftig mit-zu-gestalten.
Neben der Warhnehmungsschärfung und einer Ermutigung, aktiv
an der Entwicklung und Gestaltung der unmittelbaren Nachbarschaft mitzuwirken, weist die Arbeit in ihrer Modifizierbarkeit auf
abstrakte Weise auch auf noch weiterhin relevante gesellschaftspolitsche Entwicklungen wie Verdrängung, also ein „Displacement“ der angestammten Anwohner hin.
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Sobald man aber als Passant die Kugel bewegt und weiterrollt, also von ihrem
Ursprungsstandort entfernt, entsteht eine Differenz. Sie gibt also nicht mehr
ihren unmittelbaren Umraum exakt wieder, sondern visualisiert durch die
Verschiebung eine Transformation.
Die Kugeln können tagsüber durch die gesamte Fußgängerzone gerollt werden.
(außer Treppen /-nicht verfügbare Flächen-) Am nächsten Morgen stehen die
Kugeln dann wieder auf ihrer „Startposition“.
Die über den jeweiligen Tag entstehenden neuen Konstellationen werden von
der Künstlerin fotografisch dokumentiert, und in einer Broschüre zusammengefasst.
Standorte/Startpositionen und mögliche Wege
Größenverhältnis
Passant im Oktober 2016
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Fotoserie, 2015
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Pitch
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Projektentwurf für die Freundschaftsinsel in Potsdam, 2015
Das Vorhaben hat die Eigenschaften des BKV-Gebäude bzw. der
Freundschaftinsel als Ausgangsinteresse.
Zunächst geht es mir darum, das ganze Gebäude wie eine Skulptur
aufzufassen, die in den Garten gestellt wurde bzw. im Sinne der Ausstellungsidee so wie ein Glaskubus über die Gartenarchitektur von Karl
Foerster "gestülpt" wurde. Also d.h. ,dass das vorhandene Raster
(Beete, Wege usw) der Gartengestaltung fast nahtlos in den Innenraum
fortgesetzt werden soll. Innen und Aussen, "Realraum" und Kunstraum
werden dadurch visuell miteinander verknüpft.
Die einzelnen Arbeiten der Künstler haben untereinander gewisse formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Innerhalb der Ausstellung ist
so nicht auf Anhieb erkennbar, welche Arbeit von welcher KünstlerIn ist.
So stellt sich auch die Frage zur Autorschaft und den üblichen Gepflogenheiten des Kunstbetriebs, der so viel auf das genialische Individuum
und "Markennamen" setzt. Aber viele Gedanken und Themen sind ja
durchaus kollektiv, entstehen im Gespräch, oder auch ganz unbewusst.
Und nicht nur die sehr bekannten Künstler sind interessante oder gute
Künstler. Also ist es auch eine gewisse Kunstmarktkritik.
Kunst ist ja im Grunde immer ein Abbild, eine Interpretation des Lebens/ der realen Welt, so wird bei diesem Ausstellungskonzept dieses
Verhältnis zwischen Kunst und (hier kultivierter) Natur ganz direkt sichtbar gemacht. Also ganz buchstäblich zeigt uns die transparente
"Schachtel" einen künstlichen/künstlerischen Innenbereich im vegetativen Aussen. Das Raster/die Struktur/Architektur des Gartens wird dafür
auf die normalerweise ausgesparte Fläche des Gebäudes ergänzt, aber
dort nicht mit echten Pflanzen bestückt, sondern umfasst Artefakte von
5 KünstlerInnen.
Einerseits werden die Einzelarbeiten dabei etwas "verwurstet" bzw. gewissermaßen "kompostiert", wie man es auch nennen mag, so dass ein
neues großes Ganzes daraus entsteht. Aber trotzdem sollen die beteiligten Künstler als Individuen mit ihren einzelnen Arbeiten respektiert und
ernst genommen werden und nach einer Weile wird man sicherlich auch
sehen, welche Arbeiten von wem sind, aber man muss ein bisschen suchen.Dabei beziehen sich, kommunizieren Objekte an vielen Stellen direkt mit Bildern, siehe Beispiele. Dabei geht es im Grunde wieder um die
gleiche Denkfigur wie oben, (quasi eine Übertragung/Übersetzung), also
hier konkret als Objekt/Bild -Beziehung.
Dabei legen die Arbeiten in ihrer Zusammenstellung, ( es soll richtig voll
und etwas "wild" werden) eine Assoziation zu Blüten und Pflanzen bzw.
einem Garten nahe. Einer guten Gartengestaltung liegt ja eine ausgeklügelte Choreografie zu Grunde, damit zu jeder Jahreszeit etwas blüht
und das Bild immer stimmig ist. Daran wird sich also kuratorisch orientiert. Auch konkrete Analogien zu Gewächsen auf der Freundschaftsinsel würden dann dabei entstehen.
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Surrender
Die ganze Sache steht in der Tradition der Poliflur-Projekte: 01/01, Der
Garten im Museum, 0X/01, Maerzbau; und wär daher eine Fortsetzung
und nochmalige Präzisierung meines Anliegens.
Allerdings soll hier auf das stetige Weiterwachsen der Ausstellungen, das
in diesen 4 Projekten immer Strategie war, verzichten werden, um eine
klare, konzentrierte Ausstellung zu haben.
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Die beteiligten Künstler sind Anke Westermann/ Isabelle Dyckerhoff/
Peter Fleschhut/ Armin Chodzinski/ Stella Sander.
Hier eine erste Auswahl Arbeiten von allen fünf Künstlern.
Auf den Seiten 74,75,77 sind schon jeweils Bilder von Peter Fleschhut
mit Objekten von mir direkt kombiniert.
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Projektentwurf. 2016
Benther Berg, Region Hannover
Es wird eine Skulptur unmittelbar am Waldrand platziert, die an einen
Heissluftballon erinnert. Allerdings fehlen Korb, Flaschen, Seile, Technik
und die Fahrer.Dieses Objekt suggeriert also einerseits die Landung von
Menschen an diesem Ort. Gleichzeitig ist die konkrete Form des Ballons
eine, die beim Abflug entsteht, wenn begonnen wird, heiße Luft in das
Balloninnere zu leiten.
Es bleibt also etwas rätselhaft, wie dieses Objekt dorthin gekommen ist.
Der Passant wird sich beim entdecken des Objekts und seinen Überlegungen dazu, vorstellen, wer wohl damit angekommen sein könnte oder
ob er vielleicht selber damit über diese weitläufige Landschaft fliegen
könnte. Gedanklich verbindet diese Arbeit somit alle Orte der Intraregionale miteinander und verweist gleichzeitig auf einen größeren Zusammenhang, die weltweite Migrationsthematik.
Thalisse
Referenz-Modell für die Technik
der Weiden-Innenkonstruktion
Um nicht nur ausschließlich gedanklich spazieren zu fliegen, werden an
einem besonderen Tag vom Bergkamm aus, eine größere Anzahl von
Luftballons fliegen gelassen, die in der Weite der Landschaft ihren Maßstabsbezug verlieren, und so vielleicht auch kleine bemannte Objekte sein
könnten.
Die Arbeit greift dabei die in der Gegend typischen Weiden als Grundmaterial auf, um damit eine, im Boden befestigte, stabile Innenkonstruktion
zu fertigen. Sie wird direkt an die Stoffhülle angepasst und fest mit ihr verbunden. Der Innerraum des Objekts ist von der Öffnung aus einsehbar, so
dass, sobald man sich ein wenig hinunterbeugt, durch die bunten Farben
des Stoffs ein kaleidoskopartiges Farbenspiel entsteht.
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rechts: Objekt ca. 7,80m x 3,60m x 3,20m Öffnung vorn ca. 90cm. Material: Weidenkonstruktion, wetterbeständiger Stoff
Vorbild/
gewünschte Imagination
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Eröffnungs- bzw. Sonderveranstaltung: Luftballone fliegen vom Bergkamm
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Projektentwurf. 2012
Sideways
Während der Herbsttage mag ein aufmerksamer Landschaftsbeobachter
auf besonders anmutige aber gleichsam unabsichtliche Arragements von
Strohballen treffen, die aus geernteten Getreidefeldern hergestellt
werden. Als ein Zwischenglied industrieller Agrarproduktion, in welcher
Strohballen als Energiespeicher für nachwachsende Brennstoffe
oder für die Tierhaltung dienen, verweisen diese ebenso auf ein
beliebtes künstlerisches Sujet der Erntezeit in der Lanschaftsmalerei.
Zugleich sind Heuballen ausgiebig portraitiert in digitaler Fotografie
im Internet und dienen als Nachkomme dieses Sujets.
Ich plane eine Intervention in welcher der latente Zustand einer
Quasi-Land-Art-Skulptur sich auf eine bespielhafte Weise entfaltet um
die Erfahrung der Bewegung und die Wahrnehmung beim Vorbeiziehen
von Spaziergängern, Fahradfahrern oder Pendlern im Zug zu verändern,
um die Normen und Potentiale heutiger Lanschaftsarchitektur zu
hinterfragen.
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Eine Dramatisierung von Raum und Bewegung wird erreicht durch:
1) die Anwendung eines strikt geordneten Aufstellungsplans, statt der
ungenauen Beliebigkeit mit welcher die Strohballen von Erntemaschinen
verteilt werden.
2) Die Umsetzung einer "reverse perspective" (welche der zentralen Perspektive vorangeht und in orthodoxer, byzanthinische Ikonographie verwendet wird
3) das Erreichen eines zeitlichen und raeumlichen Dehnungseffektes, der
um einen speziellen Brennpunkt herum organisiert ist, der sich auf dem
Weg befindet, und als Verlangsamung interpretiert werden kann, als eine
Wahrnehmungsverzerrung oder mentale Übung.
Sideways
Indem ich die räumlichen und zeitlichen Gesetzlichkeiten verändere,
mit welchen wir die heutigen Agrarlandschaften wahrnehmen, im
Vergleich zu einer historisch gegebenen Erzählung von Naturschönheit,
gegenüber einem kulturell akzeptierten Wissen von Wirtschaft,
Technologie, Wissenschaft und Kunst. Ich will damit ein Beispiel geben,
das andere dazu ermuntert Strohballenfelder neu zu sehen, um so beispielhaft auf Gestaltungsmöglichkeiten im ländlichen Raums zu verweisen.
Projektform:
Während einer Gruppenintervention (mit Handies und Gps) werden in
einem existierenden Getreidefeld das einen geplanten Seitenweg/Pfad
und in der Nähe befindliche Nahverkehrszuglinie kreuzt, sämtliche
vorhandenen Strohballen nach einem genauen mathematischen System
umgeordnet. Durch die Anwendung der Rückwärtsperspektive werden die
einzelnen Elemente auf einer Matrix angeordnet welche den Raum
krümmt, so dass die näher aneinanderliegenden Elemente weniger weiter
weg erscheinen.
Die Perspektive focussiert auf einen zentralen Kreuzungspunkt (Fluchtlinie)
aus welchem der Blick am gleichmässigsten erscheint und Fotographien
gemacht werden. Aus dem fahrenden Zug ebenso wie anderen Punkten
auf dem Pfad entstehen verschiedene andere Blickwinkel die nicht notwendigerweise zu einer optischen Illusion führen. Zusätzlich können die
Strohballen gedreht werdn sodass die Fluchtlinien auf eine bestimmten
weit entfernteren Punkten verweisen, z.b. Brüssel als die Haupstadt
Europas.
re: Computersimulation, 2012
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84
Feld, Fotografie, 1994
Computersimulation, 2012
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Anke Westermann
Almstadtstr 43
10119 Berlin
030-24723111
[email protected]
www.ankewestermann.de
© Anke Westermann 2017
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