60 3 Hülle ist Zeichen - Kern ist Wohnen Bauhaus Universität Weimar | Lehrstuhl Wohnungsbau | Prof Walter Stamm_Teske | 603 Wohnblock Amsterdam | WS07/08 | Note: 1,3 | Max Niggl - standort Borneo-Sporenburg weist eine hohe Planungsintensität mit einer hohen Konzentration von Wohnbebaung. So gibt gibt es keine zufälligen Nebenflächen, öffentliche nutzbare Stadträume wie sie eine gewachsene Stadt charakterisieren. Anspruchsvolle Reihenhaussiedlungen mit urbaner Dichte, jedoch ohne Öffentlichkeit. Zusammengehalten wird der Städtebau nur durch die verstreuten Solitäre, an denen sich die öffentlichen Funktionen konzentrieren. Orientierungspunkte im Häusermeer, wie auch 60x60x60. Durch diese Doppelfunktion, Landmarke nach außen und urbane Wohnqualität im Inneren, die dadurch notwendige Verbindung von Öffentlichkeit und Wohnen, erklärt sich der Entwurf. wohnen Die drei ringförmigen Wohnriegel sind von aussen klar zu erkennen und definieren in iher homogenen Horizontalität im Wechsel mit den öffentlichen Ebenen das klare Bild des Baukörpers. Im Inneren wird der Block durch Variation aufgelockert. Innen und Außen wechselt sich ab, die stets übereinander liegende Erschließung öffnet sich abwechselnd von einem Mittelgang zu dem Laubengang eines Innenhofes. Je weiter man nach oben gelangt, desto mehr Freiraum wird ausgeschnitten, wodurch intimere Höfe und Blickbeziehungen entstehen, bis zum völligen Freiraum. Dabei folgt die Struktur einem Raster definiert durch ein modulares Wohnungssystem. Der äußere Ring besteht durchgehend aus Modulen von 7x5 m welches die klare Erschließung und das homogene Fassadenbild nach außen ermöglicht, lediglich der innere Ring variiert. Im unteren Riegel befinden sich innnen ebenfalls die 7x5 m Module und eine Mittelgangerschließung abwechselnd mit Innenhöfen und Laubengängen. Im mittleren Riegel wechseln sich innen 4x5 m Module mit versetzten und größeren Innenhöfen und Laubengängen ab. Im obersten Ring stößt die Erschließung inklusive der Lifte nach außen zu einem kompletten Ring mit Laubengangerschließungen. Der Block wird dabei komplett aufgelöst. Grundriss 2 OG Grundriss 13 OG Neben der Möglichkeit ein Modul als Studentenwohnung zu bewohnen sind durch die Verbindung mehrer Module auch verschiedenste Wohnungstypen möglich. So können zwei oder drei Module zu einer Wohnung zusammengfügt werden oder ein zusätzliches Modul als Atelier genutzt werden. Die Kombination mit einem Modul darüber ergibt eine Maisonettewohnung, und auch die Nutzung über die komplete Tiefe eines Riegels ist möglich. Ähnlich der Vielfalt der Kombinationen ist auch die Vielfalt der Nutzer. Trotz der äußeren Geschlossenheit und des solitären Charakters entsteht im Inneren so durch die verschiedenen Elemente eine klar strukturierte, aber vielschichtige urbane Wohnqualität. die raumwand Um die Flexibilität des modularen Wohnungsprinzipes zu gewährleisten wird im Grundriß ein durchlaufender Funktionsstreifen installiert, in dem alle Schächte und Installationsleitungen geführt werden Diese Schicht zoniert den Raum als 8cm Wand. Verschiedene Funktionen werden in diese Raumwand integriert die den Raum zu beiden Seiten bespielt. Die Rückwand der Toilette wird zum Bücherregal, die Rückseite der Küche dient als Schuhregal oder ist offen. Die Raumwand kann sowohl Räume trennen und verbinden, als auch selber Räume bilden. Dabei unterscheidet sie sich von bekannten Modulwänden in denen alles integriert und ausklappbar ist. Diverse Elemente wurden bewußt aus der Wand gelöst, sie bildet lediglich den Funktionskern. Die Installation der Raumwand ermöglicht eine kompakte Anordung innerhalb der Wohnungen, lässt aber dennoch Freiraum für den Nutzer. öffentlichkeit So gibt es in der Gebäudehülle drei klar nach außen ablesbare öffentliche Ebenen. Eine Sockelzone ist nicht vorhanden, das Erdgeschoss mit dem großen Innenhof wirkt vielmehr als Straßenraum und dient als dialogische Verbindung zwischen Gebäude und Stadt. Breite Treppen leiten hinein und führen hindurch. Außen liegen zweigeschossige Läden, teilweise mit Orientierung nach innen, die komplette Erschließung liegt im Inneren. Darunter befindet sich das Parkhaus mit 60 Stellplätzen für das blockinterne Car-Sharing-Konzept, welches die Bewohner nutzen können, und 50 Individualparkplätzen. Die mittlere Zwischenebene ist die öffentlichste und urbanste. Durch die komplett offene Fassade entsteht ein interner Freibereich, ein städtischer Platz innerhalb des Gebäudes, der von jedem genutzt und bespielt werden kann. Als bauliche Repräsentanten stehen lediglich vier Boxen mit jeweils verschieden Themen, wie KULTUR, FREIZEIT, AKTION und CAFÈCLUB. Möglich ist tagsüber ein Café, abends eine Filmvorführung, ein temporäres Basketballfeld, ein Markt, ein Theaterspiel oder ein Straßenfest, eine Vernissage oder ein Beachclub. Die verschiedenen Nutzungen können sich von jeder Box aus ausweiten, überlagern, und vermischen, in zeitlicher Abfolge oder nebeneinander auftreten, sie nehmen sich öffentlichen Raum und geben ihn wieder frei wodurch dieser immer wieder neu bespielt wird. Die Statik des Hauses verbirgt sich ebenfalls hinter den Glasboxen. Außerdem lassen sich die Boxen im unteren Berreich durch Schiebetüren vollkommen öffnen Die obere Zwischenebene hat einen privateren Charakter als die Mittlere und eine geschlossene Fassade. Obwohl öffentlich sind hier konstantere Nutzungen, wie ein Fitnesscenter, ein Pool oder ein Kino möglich. Die Nutzer sind zielgerichteter als in der mittleren Ebene, in der man auch einfach flanieren kann. Film Sport Markt Cafe Galerie Basketball Cafe Kultur Cafe Ausstellung Theater Nutzungsvariante A Nutzungsvariante B Nutzungsvariante C Standardnutzung räumliche Mehrfachnutzung räumliche Mehrfachnutzung Zwischenraum Galerie Gastronomie |Aussicht Gastronomie |Aussicht Bar Sport Shopping Zwischenraum So werden durch eine unterschiedliche Definition der Raumwand zwei verschiedene Zonen gebildet: 1 - statische zone Die Raumwand übernimmt Hauptfunktion. Die Nutzung des angrenzenden Raumes oder Bereiches wird durch die Raumwand definiert, so bei Toilette/Bad, Küche, Garderobe. Durch die integrierten Basisfunktionen wird der Raum bestmöglichst ausgenutzt. 2 - flexible wohnzone Die Raumwand übernimmt nur Nebenfunktionen wie Aufbewahrung oder Raumtrennung. Möbelwie Bett, Tisch und Sofa sind bewußt nicht integriert. Der ganze Raum kann frei genutzt, angepasst und gestaltet werden. Beide Zonen werden von der Raumwand unterschiedlich bespielt. Die neutrale Flexibilität aus dem Wohnungsbau der Moderne wird vermieden, vielmehr entsteht eine Flexible Vielfalt! Höchstmögliche Effizienz des Raumes in Symbiose mit extremem Individualismus. grundrißtypen Die meisten Elemente der Raumwand sind beidseitig orientiert und können je nach Grundriß variieren und auf die jeweiligen Raumbedürfnisse der Wohnung reagieren. Das Küchenelement, welches im Typ A auch die Garderobe bildet und den Raum teilt, ist in Typ B offen ausgeführt und lässt einen offenen Raum entstehen. Ein Fenster zum Mittel- oder zum Laubengang betont die Durchlässigkeit des Raumes. Zudem wird durch diese Aus- und Einblicke die Erschließung miteinbezogen und das Gebäude belebt. Der Gang wird zur Straße, zum öffentlichen Raum einer nachbarschaftlichen Struktur. Die Verbindung von Öffentlichkeit und Wohnen wird hier wieder aufgenommen. Abgetrennte Bereiche lassen sich in den Geschoßwohnungen durch zusätzliche Schiebewände schaffen. In den Maisonettewohnungen wird automatisch eine räumliche Trennung vollzogen. Steht die gesamte Gebäudetiefe zur Verfügung wie bei Typ C, F und auch dem herausgehobenem Beispiel vom Typ D, entsteht durch die Verbindung der funktionalen Raumwände zu einem Mittelblock zwei vollkommen seperate Bereiche, ideal für unterschiedliche Nutzungen oder Wohngemeinschaften. momentan ist jedoch das ausgeführte bsp das noch am schwierigsten zu lösende. Typ A 2 3 Typ B 5 Geschoßwhg 32 m2 Geschoßwhg 64 m2 Raumprogramm 1 1 - Küche+ Wohnen (1) -abgetrennter Schlafraum (2) - Gaderobe hinter der Küche (3) Raumprogramm 7 - Küche (1 ) - Wohnraum + Essraum (4) - Arbeitsberreich (5) - Bad und Klo (6) - Fenster zum Lauben gang (7) -Große Variabilität Nutzer - Studenten - Zeitarbeiter - Alleinstehende 6 4 Nutzer - Paar - Mutter mit Kind - Alleinstehender Typ E Typ F 6 6 4 8 Maisionette 128 m2 Raumprogramm 9 Raumprogramm 8 1 8 - Küche (1 ) - Wohnraum + Essraum (4) - Arbeitsberreich (5) - Bad und Klo (6) -Individualberreiche unten (8) 10 6 - Küche + Wohnen im EG (4) - Schlafen und ev. Wohnraum im OG (8) - abgetrennter Wohnberreich mög lich (9) - Bad (6) - Gaderobe (10) - Zentraler Lese+ Fernsehbereich Nutzer Nutzer 5 Maisionette 103 m2 - Paar - Familie - WG 8 - Paar - Paar + Kind - max 4 Personen fazit Die beiden Systeme, das modulare Wohnungssystem und die interne Organisation durch die Raumwand ermöglichen eine maximale Vielfalt bei angemessener Wirtschaftlichkeit.. Die Raumwand erzeugt eine flexible Vielfalt, es lassen sich die verschiedensten Grundriße von 33 m² für den Studenten oder Single bis zum 200 m² Loft kombinieren. Durch die große Variabilität der Wohnungen kann auf die unvorhersehbare Variabilität der Nutzer reagiert werden. Aus der Kombination der verschiedenen Nutzer und Nutzungen entstehen zahlreiche Synergieeffekte. So können exklusivere Wohnungen die Kleineren mitfinanzieren un durch die soziale Mischung wird ein Gleichgewicht geschaffen, was den sozialen Abstieg des Blockes verhindert. Durch die Integration der öffentlichen Bereiche wird vermieden wird, daß die Siedlung zu einer reinen Schlafstadt verkommt. Nachbarschaften und städtische Strukturen innerhalb des Gebäudeblockes werden gefördert. Ein urbanes Wohnprojekt.