20. Ausgabe - erscheint dreimonatlich - Dezember 2004 Montage eines Niedrigenergie- bzw. Passivhauses in Holzständerbauweise, Sicht auf den Südgiebel Niedrigenergie- bzw. Passivhaus nach Fertigstellung, Sicht auf den Nordgiebel PREISVERGLEICH KLASSISCHER STEINBAU UND HOLZSTÄNDERBAU: VORTEILE FÜR DEN HOLZBAU DIE ÖKOLOGISCHE DIMENSION Der folgende Preisvergleich soll den Bauherren in einer klaren Form unter Berücksichtigung der wesentlichen Elemente deutlich machen, dass das Bauen mit Holz nicht teurer ist als die bekannte klassische Bauweise, sondern dass der Holzbau auch preislich eher Vorteile aufweist. Wesentlich für das Verständnis des Vergleiches sind die folgenden Elemente: In Tabelle 1 werden die verschiedenen Wandaufbauten dargestellt mit den sich daraus ergebenden Isolierkapazitäten (Der U-Wert ist dabei die neue Bezeichnung für den alten Isolierwert K). Die Gebäudebeschreibung verdeutlicht die Dimensionen. Es handelt sich um ein klassisches Einfamilienhaus mit einer Gesamtwohnfläche von ca. 160 m2. Der dann folgende erste Vergleich errechnet ausgehend vom Holzbau, der als Ausgangspunkt genommen wird, die sich in den anderen Baussystemen ergebenden Minder- oder Mehrkosten. Dabei werden die Kosten für die Außenwand, die Kosten für die unterschiedlichen Wandstärken und der sich aus den U-Werten ergebende Heizbedarf verglichen. Der zweite Vergleich vergleicht die vier Aufbauten, wenn sie so erstellt werden, dass gleiche Isolierwerte erreicht werden. Bauen mit Holz erfüllt die Forderung nach einer ökologischen und nachhaltigen Bauweise in fast schon perfekter Weise, wenn das Holz aus hiesigen Wäldern kommt: Die Produktion im Wald erfolgt mit „biologischer Solartechnik“. Der Energieaufwand zur Herstellung von technisch getrocknetem Bauholz verbraucht nur ca. 15% der im Holz gespeicherten Energie. Bei der Herstellung entstehen keine “Abfallstoffe“. In der Holzwirtschaft werden alle Resthölzer stofflich oder energetisch verwertet. Die Gesamtbetrachtung (Ökobilanz) zeigt, dass der Energieaufwand zur Erstellung einer 100 m² Wohnung in Holztafelbauweise nur 2/3 des Aufwandes für ein klassisches Steinhaus beträgt. Schließlich ist ein Haus aus Holz auch am Ende seiner Lebensdauer problemlos recycelbar, da heute auf chemischen Holzschutz weitgehend verzichtet werden kann. Bei dem dargestellten Vergleich handelt es sich um Holzbauwandelemente, die standardmäßig im Niedrigenergiehausbau benutzt werden. Für Niedrigenergiehäuser herrscht in der Fachwelt dahingehend Übereinstimmung, dass diese Häuser nicht mehr als 50 bis 70 kWh/m²/a Heizenergie benötigen. Dies entspricht einem äquivalenten Verbrauch von ca. 5 - 7 l Heizöl je m²/a. VERGLEICH DER VERSCHIEDENEN MAUERWERKE UND EINES HOLZSTÄNDERSYSTEMS 1) Holzständer + Vorsatzschale 2) Mauerwerk (Isolierstein) 3) Mauerwerk, Dämmung + Vorsatzschale 4) Mauerwerk, Wärmedämmverbundsystem (WDVS) Gipsfaserplatte 10 mm, OSB 15 mm, Ständer mit Isolierung (λ 0.04) Holzweichfaserplatte 18 mm, Luft 3 cm, Ziegel 9 cm Gipsputz 15 mm, Isoliersteinmauerwerk 36,5 cm, (λ 0.13) Außenputz 15 mm Gipsputz 15 mm, Blähtonblockstein 19 cm, Dämmung 5 cm (λ 0.04) Luft 3 cm Ziegel 9 cm Gipsputz 15 mm, Blähtonblockstein 19 cm, WDVS 10 cm (λ 0.04), Außenputz 15 mm U-Wert 0,2455 U-Wert 0,351 U-Wert 0,4859 U-Wert 0,3218 Außenwandsysteme Die folgenden Außenwandsysteme sind die am häufigsten verwendeten „Standard-Systeme“. (Beschreibung von innen nach außen) Gesamtstärke Außenwand €/m² Rohbau Außenwand Geringere Kosten für Außenwand Mindestbreite Fundament Erforderliche Zusatzfläche (m²) wegen Wandstärke Zusätzliche Baukosten wegen Wandstärke U-Wert Außenwand U-Wert Gebäude Heizölverbrauch l / Jahr Zusätzl. Heizkosten € / Jahr Heizkosten (10 Jahre) zusätzliche Baukosten geringere Kosten für Wand = Kostenbilanz 1) Holzständer + Vorsatzschale 2) Mauerwerk (Isolierstein) 3) Mauerwerk + Dämmung + Vorsatzschale 4) Mauerwerk + Wärmedämmverbundsytem U-Wert 0,351 U-Wert 0,4859 U-Wert 0,3218 Beschreibung U-Wert 0,2455 Vergleich der „Standard-Systeme“ bei gleicher Nutzfläche bezogen auf das nachstehende Gebäude 30,50 cm 86,00 €/m² 29 cm 0,246 31 1.759 l 39,50 cm 37,50 cm 85,00 €/m² 52,00 €/m² 161,29 m² x -1 €/m² 161,29 m² x 34 €/m² = -161,29 € = -5.483,86 € min. 29 besser 39 cm 39 cm 0,09 m x 38 m 0,07 m x 38 m = 3,42 m² = 2,66 m² 3,42 m² x 5,5 m x 2,66 m² x 5,5 m x 200 €/m³ 200 €/m³ = 3.762,00 € = 2.926,00 € 32,00 cm 86,00 €/m² 161,29 m² x -0 €/m² = -0,00 € 29 cm 0,015 m x 38 m = 0,57 m² 0,57 m² x 5,5 m x 200 €/m³ = 627,00 € 0,351 35 2.919 l 1.160 l x 0,40 €/l = 464,00 € 0,486 40 3.075 l 1.316 l x 0,40 €/l = 526,40 € 0,322 34 2.886 l 1.127 l x 0,40 €/l = 450,80 € 4.640,00 € 3.762,00 € -161,29 € + 8.240,71 € 5.264,00 € 2.926,00 € -5.483,86 € + 2.706,14 € 4.508,00 € 627,00 € -0,00 € + 5.135,00 € Resultat des Vergleichs der Standardbausysteme Dieser Vergleich zeigt, dass bei der Gegenüberstellung aller relevanten Faktoren wie - Heizölverbrauch auf 10 Jahre, - zusätzliche Baukosten für Wandstärke, - geringerer Kostenaufwand für Wandsystem der Holzständerbau der Gewinner ist. Gebäudebeschreibung Das Gebäude, welches für die Wärmewertberechung in diesem Vergleich verwendet wurde, sieht wie folgt aus: Breite 9 m, Länge 10 m Traufhöhe 4,2 m, Firsthöhe 7,5 m (Durchschnittshöhe 5,5 m) unterkellert, indirekter Zugang zum Keller über Garage, Garage anliegend am Gebäude auf Ost-Seite, Firstausrichtung Nord-Süd U-Wert Fenster 1,34 (U-Wert Glas 1,10) U-Wert Dach 0,21 (Dachziegel, Latten, Holzweichfaserplatte Celit 18 mm, Dämmung 18 cm, Dampfbremse, Bekleidung) U-Wert Boden 0,66 (Bodenfliesen, Estrich 6 cm, PU-Dämmung 4 cm, Betondallen 15 cm) Somit ergeben sich folgende Werte: Außenumfang des Gebäudes von 38 m, Fläche der Außenhülle : 189,30 m², wovon: ○ Fläche der Außenwand: 161,29 m² ○ Fläche der Fenster: 28,01 m² Vergleich bei ähnlichen U-Werten Gesamtstärke Außenwand €/m² Rohbau Außenwand Mehrkosten für Außenwand Mindestbreite Fundament Zusätzliche Fläche (m²) wegen Wandstärke Zusätzliche Baukosten wegen Wandstärke Kostenbilanz 1) Holzständer + Vorsatzschale 2) Mauerwerk (Isolierstein) 3) Mauerwerk + Dämmung + Vorsatzschale 4) Mauerwerk + Wärmedämmverbundsystem U-Wert 0,2461 U-Wert 0,2464 U-Wert 0,2435 Beschreibung U-Wert 0,2455 Zum Vergleich sind alle Bausysteme auf den vom Holzständerbau vorgegebenen U-Wert 0,2455 angepasst. 30,50 cm 86,00 €/m² 29 cm 56,50 cm 124,00 €/m² 161,29 m² x 38,00 €/m² = 6.129,02 € 49 cm 0,26 m x 38 m = 9,88 m² 9,88 m² x 5,5 m x 200 €/m³ = 10.868,00 € + 16.997 € 45,50 cm 86,00 €/m² keine 49 cm 0,15 m x 38 m = 5,70 m² 5,70 m² x 5,5 m x 200 €/m³ = 6.270,00 € + 6.270 € 36,00 cm 90,00 €/m² 161,29 m² x 4,00 €/m² = 645,16 € 29 cm 0,055 m x 38 m = 2,09 m² 2,09 m² x 5,5 m x 200 €/m³ = 2.299,00 € + 2.944,16 € Fazit des erstellten Vergleichs ist, dass bei gleicher Dämmung eine Holzständerwand kostengünstiger ist als ein vergleichbares Steinbausystem. In diesem Vergleich wurden folgende positiven Eigenschaften der Holzbauweise nicht in Zahlen umgesetzt bzw. berechnet: - Es wird eine geringere Grundstücksfläche benötigt. Dies ist vor allem in städtischen Baugebieten relevant. - Die Bauzeit ist erheblich schneller, da keine Trocknungszeiten anfallen und ein hoher Vorfertigungsgrad möglich ist. - Da geringere Lasten vom Fundament aufgenommen werden müssen, sind kostengünstigere Fundamente möglich (aus diesem Grund ist diese Bauweise für „schwierige“ Grundstücke besonders geeignet) - Schnelle Bauerstellung bedeutet geringere Doppelbelastung der Bauherren durch zusätzliche Mietkosten Die angewandten Preise sind geschätzte Durchschnittswerte für Ostbelgien BRANDSCHUTZ IM HOLZBAU Zu Beginn ein interessanter Hinweis: Untersuchungen auf europäischer Ebene zeigen, dass es in Holzhäusern nicht öfter brennt als in Steinhäusern. Darüber hinaus hängen die potentiellen Gefahren für einen Brand nach Erkenntnissen finnischer Brandversuche im Wesentlichen von der Inneneinrichtung und von den räumlichen Gegebenheiten ab. Die Holzkonstruktion bei einem modernen Holzbau beteiligt sich frühestens nach 20 Minuten am Brand. Die Gefahren gehen also eher von den Möbeln, den Vorhängen, den Tapeten usw. aus, und die Praxis hat gezeigt, dass im Realfall die Entstehung (giftiger) Dämpfe, die dann zu Erstickungen führen, ein viel brisanteres Thema ist als die Holzkonstruktion. Die Mehrheit der Opfer stirbt an einer Rauchgasvergiftung, denn Rauch ist schneller als das Feuer, und lautlos. SICHER BRENNT HOLZ, ABER HOLZ BRENNT SICHER! Obwohl Holz ein brennbarer Baustoff ist, weist es im Brandfall ein günstiges Verhalten auf. Beim Verbrennen bildet die entstehende Holzkohle eine natürliche Dämmschicht, die das ungeschädigte Holz vor weiterer Aufheizung (und thermischer Zersetzung) schützt. Auch wenn beispielsweise bei einem Vollbrand Temperaturen von über 1.000°C erreicht werden, bleibt die Temperatur im Holz einen Zentimeter unterhalb der verkohlten Schicht unter 100°C. Festigkeit und Steifigkeit sind nahezu identisch wie bei Holz unter Normaltemperatur. Zwangsspannungen, wie sie bei Stahltragwerken im Brandfall auftreten und schlimmstenfalls zum Einsturz führen können, sind im Holzbau vernachlässigbar. Das deckt sich überdies mit den praktischen Erfahrungen der Feuerwehren, die wissen, dass eine brennende Holzkonstruktion nicht plötzlich ihre Tragfähigkeit verliert und deshalb für Rettungsmaßnahmen länger zugänglich bleibt, ohne dass die Gefahr für die Retter zu groß wird. Alle diese von vielen Untersuchungen und Simulationen bestätigten Tatsachen haben dann auch die Versicherungsgesellschaften überzeugt, so dass für die Feuerversicherung eines Holzhauses keine höheren Kosten entstehen als für ein Steinhaus. HOLZERLEBNISTAG 2005 Der vom Förderverein und vom Kompetenzzentrum organisierte Holzerlebnistag 2005 mit Besuchsmöglichkeiten in Betrieben und Holzhäusern, forstwirtschaftlichen Demonstrationen und vielen interessanten Animationen für Erwachsene und Kinder findet am 4. und 5. Juni 2004 statt. Betriebe, die sich noch beteiligen wollen, werden gebeten, das Kompetenzzentrum Holz zu kontaktieren. HOLZ ALS BEKLEIDUNGSMATERIAL AUßEN Nicht jedes Holzhaus muss eine Außenbekleidung aus Holz vorsehen. Andere Materialien wie Stein, Verputz usw. sind durchaus denkbar. Aber auch Holzfassaden erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die Möglichkeiten gehen von behandelten und unbehandelten Bretterschalungen (z.B. in Lärche, Douglasie) über Dreischichtplatten aus Nadelholz, Fassadensperrholz, Furnierschichtholz bis zu zementgebundenen Flachpressplatten. Dabei stehen die Genehmigungsbehörden dem Einsatz von Holz an der Fassade zunehmend positiver gegenüber, soweit sich dieser Einsatz dann auch der orttypischen Bauweise anpasst. WENN SIE WEITERE INFORMATIONEN SUCHEN Das Kompetenzzentrum Holz hält für Interessenten Informationspakete zu den Themen Bauen mit Holz, Heizen mit Holz, Niedrigenergiebauweise, Holzfassaden und Holz im Außeneinsatz bereit. Im Internet finden sie eine Fülle von Informationen zum Bauen mit Holz. Wirklich weiterhelfen können Ihnen folgende Seiten: • • • • • www.infoholz.de mit einem umfassenden Angebot an Informationen, themensortiert und mit vielen Downloads. www.zuschnitt.at: Online-Version des Magazins »Zuschnitt« von proHolz Austria mit vielen holzrelevanten Themen. www.dataholz.com: sehr empfehlenswerte Seite mit Informationen zum Holzbau mit detaillierten Lösungsvorschlägen zu Dach-, Wand- und Bodenaufbauten. www.lignum.ch: generelle Informationen zum Forst, Sägerei- und Holzbaubereich mit Informationen zur Holzbehandlung und zur Modulbauweise zum Downloaden. www.minergie.ch: Website mit Informationen zur Reduzierung des Energieverbrauches mit Bildergalerie zu Objekten und in den wichtigen Dokumenten auch Baufachinformationen.