Stadtbeleuchtung von Paris aus dem Weltall gesehen (Quelle: Wikipedia) Lichtverschmutzung Eine kurze Infobroschüre Lichtverschmutzung Lichtverschmutzung Inhalt 1. Was ist Lichtverschmutzung 2. Himmel ohne Sterne 3. Auswirkungen auf den Biorhythmus 4. Insektensterben 5. Auswirkungen auf Fledermäuse 6. Lichtemissionen vermeiden 7. Quellen 3 Lichtverschmutzung Was ist Lichtverschmutzung Unsere Nacht wird immer heller. Durch eine Vielzahl an künstlichen Lichtquellen wie Werbetafeln, Straßenbeleuchtung, die Beleuchtung von Gewerbeflächen und vielem mehr, wird die Nacht zum Tag gemacht. Immer seltener findet man unbeleuchtete natürliche Ecken, selbst auf dem Land. Dabei wäre es für unsere Ökosysteme und auch uns selbst wichtig, die Nacht und ihre Dunkelheit wieder öfter auf natürliche Weise wahrnehmen zu können. Künstliches Licht beeinflusst das Leben vieler Tiere, ruft Verhaltensänderungen hervor und endet mitunter tödlich. Ganze Zugvogelschwärme können durch unterschiedliche Licht­ konzentrationen fehlgeleitet werden. Außerdem kann Licht eine Barriere darstellen, die ganze Populationen einiger Tierarten voneinander isoliert. Abbildung 1: Lichtglocke über Jena aus 7 km Entfernung (Quelle: Wikipedia) Aber brauchen wir wirklich so viele Lichter? Es gibt viele Möglichkeiten die Lichtemissionen einzuschränken, ohne das für uns Sicherheitsrisiken entstehen. Daher nein, wir können und müssen der Natur wieder mehr Raum geben. Im folgenden finden Sie Beispiele für die Auswirkungen der Lichtverschmutzungen und Möglichkeiten, wie sie verringert werden können. 4 Lichtverschmutzung Himmel ohne Sterne Das sich die Nacht verändert hat fällt schon durch einen Blick Richtung Himmel auf. Wann haben Sie das letzte Mal die Milchstraße sehen können? Sogar auf dem Land sind zum Teil nur noch 10% der Sterne wahrnehmbar, die eigentlich sichtbar wären. Abbildung 2: Das Sternbild Orion, aufgenommen unter dunklem (links) und lichtverschmutztem Himmel (rechts) (Quelle: Wikipedia) 5 Lichtverschmutzung Auswirkungen auf den Biorhythmus Licht stört den Biorhythmus vieler Arten. Zeiten von Aktivität und Nahrungssuche werden verschoben. Dadurch wird Stress verursacht, wodurch der Organismus anfälliger für Krankheiten ist. Aber auch wir werden in unserem Nachtzyklus gestört. Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen und Erschöpfung, da ihr Körper nachts nicht zur Ruhe kommt. Unsere innere Uhr gerät aus dem Gleichgewicht. Abbildung 4: Warnschild vor Lichtverschmutzung aus dem Sternpark Schwäbische Alb. Das Logo stellt stilisiert einige Auswirkungen der Lichtverschmut­ zung dar: Blendung und Gesundheitsgefahr für den Menschen, Anlockwirkung auf Insekten, Aufhellung des Sternenhimmels. (Quelle: Wikipedia) 6 Lichtverschmutzung Insektensterben Auf viele Insektenarten wirkt Licht, vor allem UV­Licht, stark anziehend. Durch erhöhte Aktivität unter den Lichtquellen kommt es zu Erschöpfung und Verbrennungen, die oft tödlich enden. Einige ihrer Prädatoren haben sich an das Licht angepasst und durch Massenansammlungen unter den Lichtquellen werden die Insekten zur leichten Beute. Durch die Anziehung des Lichtes verschwinden zudem viele Arten aus ihren natürlichen Habitaten, wodurch die Populationen immer kleiner werden. Außerdem gibt es einige Arten, die nur kurze Lebensspannen von wenigen Tagen haben, und somit wichtige Zeit für die Reproduktion verlieren. Zwar ist die Reproduktionsrate unter den Lichtquellen oft erhöht, allerdings finden sich in der Nähe der Lichtquellen meistens keine geeigneten Eiablageplätze, sodass es nicht zum Schlupf kommt. Hinzu kommt, dass die Weibchen vieler Insektenarten nach der Eiablage sterben. Abbildung 5: Tote Insekten in einer Straßenlaterne (Quelle: Wikipedia) 7 Lichtverschmutzung Auswirkungen auf Fledermäuse Einige Fledermausarten meiden Licht. Man vermutet, dass sie dadurch in ihrer Orientierung eingeschränkt sind und auch ihre Augen nicht vor starkem UV­Licht geschützt sind, sodass sie erblinden können. Die Beleuchtung von Rast­ oder Schlafplätzen stellt somit eine Störung dar und führt zur Aufgabe dieser Plätze. Auch wird durch die Beleuchtung die Zeit der Nahrungssuche eingeschränkt. Ganze Flugstraßen werden verlegt und Populationen voneinander isoliert. Aber es gibt auch Fledermausarten, die das Licht nicht meiden und ihre Jagd auf beleuchtete Bereiche mit Ansammlungen von Insekten konzentrieren. Dieses weicht nicht nur von ihrem natürlichen Verhalten ab, sondern stellt auch eine Gefahr dar. Denn einige Prädatoren, wie Turmfalken, haben sich ebenfalls an die Beleuchtung angepasst und nutzen das Licht um sie erbeuten zu können. 8 Lichtverschmutzung Lichtemissionen vermeiden Lichtemissionen einzuschränken unterstützt nicht nur die Natur, sondern senkt auch die Energiekosten. Wenn Beleuchtung wirklich von Nöten ist, sollte man sich immer drei Fragen stellen: Wo? Vor allem an Gewässern, Waldrändern und Hecken sollte Beleuch­ tung gemieden werden. Auch an Naturschutzgebieten sollte darauf verzichtet werden. Außerdem gibt es spezielle Computerpro­ gramme, welche vor einer Installation bei der möglichst umwelt­ schonenden Planung helfen. Wie? Zu allererst sollten Halogenlampen vermieden werden. Für Städte gilt, dass Natriumdampf­Lampen als Beleuchtung weniger schäd­ lich sind. Außerdem sind auch LED­Lampen für die Außenbe­ leuchtung effektiv und beispielsweise für Insekten weniger attraktiv. Kugelleuchte Strahlt in alle Richtun­ gen; starke Lichtverschmutzung Standard­Straßenlaterne Nach oben abgeschirmt; reduzierte Lichtver­ schmutzung Alternative Gerichtete Beleuchtung, Seiten abgeschirmt; kaum Lichtverschmutzung 9 Lichtverschmutzung Dort, wo Beleuchtung benötigt wird, sollten die Lichtstrahlen möglichst gerichtet sein. Auch Lichtbarrieren können umliegende Bereiche schützen. Ebenso ist es sinnvoll, die Lichtquelle so niedrig wie möglich aufzuhängen. Außerdem kann die Beleuchtungsstärke häufig reguliert werden, denn nicht immer ist volle Beleuchtung wirklich nötig. Wann? Die Zeiten der Beleuchtung können reguliert werden. Wenn möglich sollten unbelichtete Zeiträume auch nachts eingestellt werden, dabei können Zeitschaltuhren oder Bewegungssensoren sehr hilfreich sein. 10 Lichtverschmutzung Quellen E.PATRIARCA, P. (2010): Bats and light pollution. Avigliana. Bats and Lighting in the UK: Bats and the Built Environment Series (2008). H.ALDER (1993): Licht: Hindernis auf Flugstrassen. Schaffhausen. Tiroler Landesumweltanstalt (Hrsg.) (2003): Die helle Not: Künstliche Lichtquellen ­ ein unterschätztes Naturschutzproblem. Innsbruck. mit freundlicher Unterstützung des Büro Echolot. Lichtverschmutzung ­ Eine kurze Infobroschüre 1. Auflage 01/2017; © 2017, NAJU Münster; Zumsandestraße 15, 48145 Münster, www.nabu­muenster.de/naju Text: Daniela Reich Redaktion: Marcus Wilhelm; Druck: Franke & Franke, Münster; gedruckt auf 100 % Recyclingpapier