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Neues zur FeLV-Infektion
und zur FeLV-Impfung
Hans Lutz und Regina Hofmann
Einleitung
Die FeLV-Infektion hat im Laufe der letzten 15 Jahre in vielen Ländern und Gegenden Europas zahlenmäßig an Bedeutung
verloren. Dies ist einerseits auf die Einführung einfach durchzuführender Testverfahren zum Nachweis der Virämie und andererseits auf den vermehrten Einsatz wirkungsvoller Impfstoffe zurückzuführen.
Gelegentlich kommt es aber in Beständen, die als FeLV-frei beurteilt wurden, zu
Reinfektionen, die zunächst schwierig zu
erklären sind. Heute wissen wir, dass die
Pathogenese der FeLV-Infektion sehr vielgestaltig sein kann und dass die dem Kliniker zur Verfügung stehenden Testverfahren zwar virämische Tiere zuverlässig
erkennen lassen, dass es daneben aber viele
Verlaufsformen gibt, die mit den üblichen
Testverfahren nicht ohne weiteres diagnostiziert werden.
Es ist das Ziel des vorliegenden Beitrages, neuere Entwicklungen der Kenntnis der
Infektionspathogenese zu beschreiben.
FeLV-Nachweisverfahren
FeLV ist ein Gamma-Retrovirus, das vor
über 45 Jahren entdeckt wurde [8]. Es
wurde bald klar, dass es für verschiedene
Erkrankungsformen verantwortlich sein
kann: Nicht regenerative Anämie, Immunschwächen sowie Tumoren (hauptsächlich
Lymphome und myelopolyferative Erkrankungen) sind die wichtigsten Erkrankungen, die durch ein langdauernde FeLVVirämie verursacht werden [3].
Indirekter Immunfluoreszenztest Zu Beginn der FeLV-Forschung beruhte die Diagnose der FeLV-Infektion bei privat gehaltenen Hauskatzen fast ausschließlich auf
dem in den frühen 1970er Jahren einge-
10
führten indirekten Immunfluoreszenztest,
mit dem in getrockneten Blutausstrichen
FeLV-Antigene im Zytoplasma der Leukozyten und Thrombozyten nachgewiesen
werden konnten [4]. Daneben wurde während vielen Jahren FeLV im Plasma infizierter Katzen auch mittels Zellkulturtechniken nachgewiesen [12].
ELISA Die Beobachtung, dass bei virämischen Katzen große Mengen von FeLV-Proteinen im Blut auftreten, war die Grundlage für die Entwicklung eines Doppel-Antikörper-ELISAs, mit dem im Blut und Plasma von FeLV-virämischen Tieren das
Innenkörperprotein p27 nachgewiesen
werden kann [10].
Diese ELISA-Technik erlaubt heute die
rasche und zuverlässige Erfassung von p27Antigen im Blut virämischer Katzen und
damit die Diagnose der Virämie.
Zum Nachweis von p27-Antigen stehen
in den medizinischen Laboratorien ELISAVerfahren zur Verfügung; in der tierärztlichen Praxis kann die Infektion innerhalb
von wenigen Minuten rasch und zuverlässig mittels des ELISA-Snap-Tests oder der
Immunchromatographie diagnostiziert
werden.
Real-Time-PCR Während vieler Jahre
wurden gelegentlich einzelne Testresultate beobachtet, die als fraglich positiv beurteilt wurden. Mit dem Aufkommen von
PCR-Techniken und insbesondere der
Real-Time-PCR-Methode wurde es möglich, die Pathogenese der FeLV-Infektion
mit einem zusätzlichen und hoch empfindlichen Verfahren zu bestätigen [5, 7]. Es
wurde klar, dass unter Feldbedingungen
die meisten Katzen in der Lage sind, die
FeLV-Virämie zu überwinden. Gleichzeitig
blieben diese nun als immun zu bewertenden Tiere im Blut jedoch in der PCR positiv
für FeLV-Provirus [5].
Die PCR eignet sich daher hervorragend,
um zweifelhaft positive Schnelltestresul-
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tate zu bestätigen: Wenn ein fraglich positives p27-Resultat von einer Katze stammt,
die gleichzeitig in der PCR positiv ausfällt,
dann ist das p27-Resultat mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt positiv [9].
Kürzlich konnten wir nachweisen, dass
eine FeLV-Infektion nicht zwingend zu
einem positiven PCR oder einem positiven
p27-Resultat führt: In seltenen Fällen äußert sich die Infektion nur im Anstieg der
gegen das FeLV gerichteten Antikörper [1,
11].
Dann ist offenbar der Virusload derart
gering, dass sich weder Virusantigen noch
Provirus im Blut sicher nachweisen lassen.
Dennoch können solche Tiere Träger der
Infektion sein [1]. Ob und wie oft es bei solchen Tieren zur Virämie und damit zur Ausscheidung von Virus kommt, ist nicht bekannt.
Nachweis im Speichel Zwischen der FeLVVirämie und der Ausscheidung von FeLVRNA im Speichel besteht eine fast perfekte Korrelation. Deshalb ist es möglich, die
Diagnose einer FeLV-Virämie anstatt aus
einer Blutprobe durch die Untersuchung
einer Speichelprobe mittels Real-Time-RTPCR zu stellen [2].
Im Hinblick auf die relativ hohen Kosten der RT-PCR dürfte der Nachweis von
FeLV-RNA im Speichel bei einzelnen Katzen allerdings nicht oft zur Anwendung
kommen. Die Speicheluntersuchung dürfte aber dann von Bedeutung sein, wenn es
darum geht, aggressive Katzen zu testen,
bei denen die Blutentnahme ohne Narkose fast nicht möglich ist.
Zudem eignet sich die Untersuchung
von Speichelproben bei der routinemäßigen Überprüfung der FeLV-Freiheit ganzer Bestände.
Wenn in einem Bestand von 30 Katzen eine
einzige virämisch ist, lässt sich dies anhand einer einzelnen Untersuchung von
gepoolten Speichelproben nachweisen.
Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; S1: 10 – 13
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FeLV-Vakzinierung
FeLV-Impfstoffe erwiesen sich als hoch
effizient zum Schutz von Katzen vor persistierender Antigenämie und Virämie und
damit zum Schutz vor den typischen mit
der FeLV-Virämie assoziierten tödlichen
Erkrankungen.
Die Vakzinierung führt zur signifikanten Verlängerung der Lebenserwartung bei
geimpften Katzen. Einige der neueren FeLVVakzinen führen auch unter experimentellen Bedingungen zu hohen Schutzraten
von über 90 % (preventable fraction).
Allerdings konnte kürzlich gezeigt werden, dass vakzinierte Katzen nach experimenteller Infektion durch i.p. Injektion von
FeLV zwar vor den Langzeitfolgen der Virämie und der Antigenämie geschützt sind,
dass diese aber nicht vor dem Angehen
einer FeLV-Infektion geschützt werden
konnten.
Auch bei geimpften Katzen kommt es
nach experimenteller Infektion zu einer
minimalen Virusreplikation sowie zur Integration von Provirus-DNA in die DNA von
verschiedenen Wirtszellen [6].
Die FeLV-Impfung wird als sogenannte
Non-core-Vakzine betrachtet. Dies bedeutet, dass die Notwendigkeit einer Vakzinierung bei jeder einzelnen Katze im Impfgespräch, das zwischen Tierarzt und Besitzer stattfinden soll, individuell und sorgfältig bestimmt werden muss.
Bei Katzen, die keinen Auslauf ins Freie
haben und auch während der Ferienabwesenheit des Besitzers nie in einem Katzenheim untergebracht werden müssen, ist
das Risiko einer Exposition gegenüber der
FeLV-Infektion minimal. Solche Tiere benötigen keine Impfung.
Im Gegensatz zur Katze ohne Auslauf
sollte jede Katze gegen FeLV-Infektion geimpft werden, wenn sie Auslauf hat oder
durch Unterbringung in einem Katzenheim
ein gewisses Risiko läuft, durch FeLV infiziert zu werden.
Das ist deshalb wichtig, da mit dem Test
eine vorbestehende Virämie bzw. Antigenämie erkannt werden kann. Sollte zum Zeitpunkt der Impfung eine Infektion mit Virämie oder Antigenämie vorbestehen, ist das
Risiko sehr groß, dass ausgerechnet diese
Katze später an einer für FeLV-Infektion typischen Erkrankung erkrankt und daher als
Vakzine-Versager beurteilt wird.
Bislang gibt es bei der FeLV-Vakzinierung – im Gegensatz zur Vakzine gegen
felines Calicivirus, felines Herpesvirus und
felines Parvovirus – keine publizierten Angaben über die Dauer der Immunität nach
einer Impfung. Im Hinblick auf die mit zunehmendem Alter der Katze abnehmende
Empfänglichkeit gegenüber der FeLV-Infektion empfehlen aber die Mitglieder der
ständigen Impfkommission (STIKO) des
Bundesverbands der praktizierenden Tierärzte sowie die Mitglieder der Gruppe
ABCD:
Katzen im Alter von mehr als 3–4
Jahren müssen lediglich alle 2–3 Jahre
geimpft werden [9].
Literatur
Gomes-Keller MA, Gonczi E, Grenacher B et al.
Fecal shedding of infectious feline leukemia
virus and its nucleic acids: a transmission
potential. Vet Microbiol 2009; 134: 208–217
Gomes-Keller MA, Gonczi E, Tandon R et al.
Detection of feline leukemia virus RNA in
saliva from naturally infected cats and correlation of PCR results with those of current
diagnostic methods. J Clin Microbiol 2006;
44: 916–922
Hardy WD, Hess PW, MacEwen EG et al. Biology
of feline leukemia virus in the natural environment. Cancer Res 1976; 36: 582–588
Hardy WD, Hirshaut Y, Hess P. Detection of the
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oncornaviruses by immunofluorescence. Bibl
Haematol 1973; 39: 778–799
Hofmann-Lehmann R, Huder JB, Gruber S et
al. Feline leukaemia provirus load during
the course of experimental infection and in
naturally infected cats. J Gen Virol 2001; 82:
1589–1596
Hofmann-Lehmann R, Tandon R, Boretti FS et al.
Reassessment of feline leukaemia virus (FeLV)
vaccines with novel sensitive molecular
assays. Vaccine 2006; 24: 1087–1094
Jackson ML, Haines DM, Taylor SM et al. Feline
leukemia virus detection by ELISA and PCR
in peripheral blood from 68 cats with high,
moderate, or low suspicion of having FeLVrelated disease. J Vet Diagn Invest 1996; 8:
25–30
Jarrett WF, Crawford EM, Martin WB et al. A
virus-like particle associated with leukemia (lymphosarcoma). Nature 1964; 202:
567–569
Lutz H, Addie D, Belák S et al. Feline leukaemia ABCD guidelines on prevention and
management. J Feline Med Surg 2009; 11:
565–574
Lutz H, Pedersen NC, Durbin R et al. Monoclonal antibodies to three epitopic regions of
feline leukemia virus p27 and their use in
enzyme-linked immunosorbent assay of p27.
J Immunol Methods 1983; 56: 209–220
Major A, Cattori V, Boenzli E et al. Exposure of
cats to low doses of FeLV: seroconversion
as the sole parameter of infection. Vet Res.
2010; 41 (2): 17 Epub 2009 Oct 28
Rangan SR, Moyer PP, Cheong MP et al. Detection and assay of feline leukemia virus
(FeLV) by a mixed-culture cytopathogenicity
method. Virology 1972; 47: 247–250
Hans Lutz und Regina Hofmann
Veterinärmedizinisches Labor
Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
Winterthurerstraße 260 · 8057 Zürich
Wenn die Vorgeschichte einer zu
impfenden Katze unklar ist, ist vor jeder
Vakzinierung ein FeLV p27-Test durchzuführen.
Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; S1: 10 – 13
Lutz et al., Impfung individuell
11
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Unter diesen Bedingungen kommt der
RT-PCR eine große Bedeutung zu, da die
Kosten einer einzelnen Reaktion durch die
Zahl der getesteten Tiere dividiert werden
können [2].
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