Vielfältiger Fächer

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Thema des Monats
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Vielfältiger Fächer
Das Auditorium des Schulzentrums in Yarm/England
ist ein fächerförmiger Bau, dessen Fassade mit
Spitzrauten aus Zink bekleidet ist. Für die gerundete
Bühne wurden diese per Hand hergestellt.
Text: Frank Neumann | Fotos: Rheinzink
www.dachbaumagazin.de
U
m die senkrechten Mauer­
scheiben wirken sie buchstäblich herum­
gewickelt und unterstreichen damit die
Form des konisch zulaufenden Gebäudes:
Handgearbeitete Spitzrauten aus Titan­
zink prägen das neue Auditorium der Yarm
School. Weiterhin erhielten die Pultdächer
eine Doppelstehfalzdeckung aus Zinkblech.
Das multifunktionale Veranstaltungsgebäu­
de erhielt kürzlich den RIBA North East
Award 2013, die regional höchste Auszeich­
nung des renommierten Royal Institute of
British Architects.
Yarm ist eine kleine, historisch bedeutsa­
me Stadt im Nordosten Englands im Coun­
ty North Yorkshire, unmittelbar am Fluss
Tee gelegen. Auf eine ebenfalls lange Tra­
dition kann die Ende des 16. Jahrhunderts
gegründete Yarm School zurückblicken,
die heute eine angesehene Privatschule ist.
Um die schulischen Angebote zu erweitern,
wurde das Architekturbüro Associated Ar­
chitects aus Birmingham beauftragt, eine
neue Gesamtkonzeption für das Schulge­
lände zu entwickeln.
Multifunktionaler Kulturbau
Herzstück dieses Projekts sollte ein „mög­
lichst multifunktionaler Veranstaltungsort“
sein, erklärt die verantwortliche Architektin
Barbara Bott die Anforderungen der Schu­
le. Vor Kurzem wurde das auf 800 Personen
ausgelegte Princess-Alexandra-Auditorium
nun fertiggestellt: Die Einweihung fand in
Anwesenheit seiner Namensgeberin, der
britischen Prinzessin Alexandra, statt.
Das Raumprogramm des Gebäudes
gleicht eher dem eines Kulturzentrums für
Musik, Theater und Tanz als einer klassi­
schen Aula. Auf der ebenen Fläche des Saals
finden Prüfungen und die täglichen Ver­
sammlungen statt. Die flexible, aufsteigende
Bestuhlung wird hingegen nur bei Konzer­
ten und Schauspielaufführungen eingesetzt.
Gute Sicht dank Fächerform
Die Wahl der Gebäudegröße und des Fassa­
denmaterials erfolgte mit Rücksicht auf die
historischen Gebäude der unter Denkmal­
schutz stehenden Schulanlage. Die schwie­
rige Topografie, die Nähe zum Fluss und
die Tatsache, dass das Gebäude in einem
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Thema des Monats
▴▴Deutlicher Kontrast: Das neue Auditorium hebt sich durch die kleinteilige Zinkfassade von den umgebenden, denkmalgeschützten Schulgebäuden ab
Überschwemmungsgebiet liegt, haben zu
der Entscheidung geführt, die Erdgeschossebene weit über dem eigentlichen Gelände­
niveau zu positionieren und das komplette
Sockelgeschoss aus WU-Beton zu bauen.
Das Gebäude wurde aus funktiona­
len Gründen als Fächer gestaltet, denn
fächerförmige Zuschauersäle bieten er­
fahrungsgemäß das beste Sicht- und
Klangerlebnis. Durch die nach Norden aus­
gerichteten Fenster des sägezahnähnlichen
Dachs kommt das Auditorium bei Prüfun­
gen fast ohne künstliche Beleuchtung aus.
Zudem ist es möglich, die Oberlichter und
die Seitenfenster zu verdunkeln.
flächen um die Stirnseiten der Wände bis
zum Anschluss an die Fensterbänder. Auch
am Dachabschluss wird das Rautenmuster
bis zur Gebäudekante geführt. Die Detail­
planung sei hier eine große Herausforde­
rung gewesen, betont Architektin Barbara
Bott: „Ich wollte keinerlei sichtbare Befesti­
gungen, Abdeckungen oder Abdeckbleche.“
Die Erstellung der Verlegepläne und die
Ausführung der Metallarbeiten übernahm
der Handwerksbetrieb NJM Roofing Ltd.
aus Gateshead. Die Metallfachleute mon­
tierten auf der gesamten Fassade – bis auf
die gerundete Bühne – 600 × 450 mm große
Spitzrauten aus dem Standardsortiment des
Herstellers.
▴▴Um die Ecke gewickelt: Die Spitzrauten ließen
sich gut an die Mauerscheiben anpassen
▴▴Im Detail: Die Kanten der sich überlappenden
Rauten schaffen eine plastische Oberfläche
Spitzrauten für die Fassade
Die Fassade des Neubaus haben die Hand­
werker komplett mit blaugrauen Titan­
zink-Spitzrauten von Rheinzink bekleidet.
Durch das einheitliche Material auf über
400 m² hebt sich das Auditorium von den
umliegenden Gebäuden deutlich ab und
wirkt größer, als es tatsächlich ist. Beson­
ders augenfällig ist die plastische Oberflä­
chenstruktur, die durch die Kanten der sich
überlappenden Rauten verursacht wird.
Diese Kanten bilden ein weithin sichtbares
Muster: Es zieht sich von den planen Wand­
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dachbau magazin 12 | 2014
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Handarbeit schafft Unikate
Deutlich abgesetzt vom Zuschauerraum
ist die halbrunde Bühne, die sich nach au­
ßen als geschlossener Kopfbau präsentiert.
Die gerundete und zudem um fast 10 Grad
nach innen geneigte Wandfläche, der sich
die Zinkbekleidung ebenfalls wie eine zwei­
te Haut anschmiegt, stellt nicht nur das ar­
chitektonische Highlight des Gebäudes dar,
sondern war auch die größte Herausforde­
rung für die Handwerker.
Nachdem die Architekten zunächst die
Montage auf einer gerundeten, kassettenar­
tigen Trägerkonstruktion in Erwägung ge­
zogen hatten, entschieden sie sich bei den
gerundeten Fassadenflächen für vergleichs­
weise kleine Rauten. „Jede einzelne Raute
wurde anhand einer Schablone erstellt und
vor Ort per Hand ausgeschnitten, um die
geometrische Form des Gebäudes zu treffen
und eine perfekte Reihung zu erzielen“, be­
schreibt die Architektin die komplizierten
Verlegearbeiten. „Die Rauten verringern
sich in der Größe zum Boden hin und wer­
den nach oben hin größer. Auf diese Weise
schaffen sie die optische Illusion eines senk­
rechten Musters auf der geneigten und ge­
rundeten Fassade.“
Blickfang. Eine neue Oberflächenbeschich­
tung sorgt hier für die langlebige Nutzung
in Innenräumen.
■
Von außen nach innen
Die mustergültige Perfektion in Entwurf
und Ausführung der Fassade war ein we­
sentlicher Baustein für die Auszeichnung
des Auditoriums mit dem renommierten
Architekturpreis RIBA Award, der jedes
Jahr in einem mehrstufigen Verfahren die
besten Gebäude Großbritanniens auszeich­
net. Detailüberlegungen wie eine innen
liegende Regenwasserführung zugunsten
der optisch ungestörten Titanzinkfassa­
de oder die Abkantung der Rauten für ei­
nen verletzungsfreien Schulbetrieb waren
weitere Bausteine, die zur Prämierung mit
dem RIBA North East Award geführt ha­
ben. Noch wichtiger dürfte der Jury des
Royal Institute of British Architects aber
die Fortführung des Außenraums in den
Innenraum gewesen sein: Auch im Foyer
dienen Spitzrauten aus Zinkblech als Wand­
bekleidung und sind zugleich ein optischer
S TECK BRIEF
Objekt/Standort:
Auditorium der Yarm School
UK-Yarm TS 15
Architekt:
Associated Architects
UK-Birmingham B1 1SE
Fassadenarbeiten:
NJM Roofing Ltd.
UK-Gateshead NE11 0NJ
Produkte:
Spitzrauten in den Oberflächenqualitäten prepatina blaugrau und
Interieur blaugrau
Hersteller:
Rheinzink GmbH & Co. KG
D-45711 Datteln | www.rheinzink.de
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