Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 3 Aug./Sept. 2008 Ozean Lebensräume Wohnen auf dem Grund des Meeres Unerforscht Neuste Technik bringt Licht ins Dunkel KMU-Umfrage Wissensfaktor wird immer wichtiger Globale Inflation Hoher Ölpreis zeigt Wirkung National Gallery Credit Suisse wird neuer Partner Kofi Annan Einstiger UN-Generalsekretär im Gespräch Bulletin plus Klassische Musik NOTFALL MYANMAR Nach dem Zyklon Nargis sind Hunderttausende obdachlos, ohne Nahrung und ohne Trinkwasser. Die Not der Menschen ist unermesslich! Unsere Teams vor Ort leisten den betroffenen Menschen erste Hilfe, aber diese Hilfe reicht bei weitem nicht aus. Mehr als 250 MSF-Mitarbeiter leisten direkte Hilfe vor Ort. Mit einer Spende können Sie diese Teams unterstützen. Danke! PK 12-100-2 www.msf.ch/spende Tel. 0848 88 80 80 Editorial Die Fische habens gut. Schliesslich wird die Oberfläche des Planeten Erde zu 71 Prozent von Ozeanen bedeckt. Und diese verlieren sich noch in kilometertiefen Schluchten und Gräben, umsäumt von gigantischen Unterwassergebirgen und endlosen Weiten. Dort unten in den Tiefen der Meere muss die Freiheit wahrlich grenzenlos sein. Wie eng muss den Fischen dagegen die kleine Welt der Erdbewohner erscheinen, die sich weniger als einen Drittel der Oberfläche teilen. Kommt dazu, dass die Menschen ihren Wohnraum, niedergepresst von der Schwerkraft, nur zweidimensional nutzen können. Wollen sie einmal wie die Vögel oder Fische in die dritte Dimension hinauf- oder hinabsteigen, müssen sie sich in blecherne Kisten mit Flügeln oder aber in monströse Seegurken aus Stahl zwängen. Schmunzeln werden die Fische wohl auch über die unbeholfenen Muschelschalen, mit denen sich die Erdbewohner von einer Insel zur nächsten bewegen und sich dabei an der Meeresoberfläche schutzlos Wind und Wetter aussetzen. Gleichwohl sehen sich die Menschen nur zu gerne als die Herrscher der sieben Weltmeere. Ganz nebenbei ist die in diesem Zusammenhang gängige Zahl Sieben eher willkürlich gewählt. Die Geografen unterscheiden heute lediglich drei Ozeane: den Indischen, den Pazifischen und den Atlantischen Ozean. Doch wurden früher je nach Sichtweise und Machtverhältnissen noch weitere Nebenmeere dazugezählt, wie zum Beispiel das Karibische, das Gelbe und das Schwarze Meer, die Ost- oder Nordsee oder das Mittelmeer. Gold Winner Foto: Cédric Widmer Gold Winner 1. Rang Doch zurück zu den vermeintlichen Herrschern der Meere: Laut dem amerikanischen Meeresforscher Stephen Hammond sind heute kaum mehr als zehn Prozent der Ozeane erforscht ! Oder noch wahnwitziger ausgedrückt: Wir wissen praktisch nahtlos Bescheid über die Topografie und die Beschaffenheit der Mondoberfläche, schicken Sonden und Satelliten zum Mars, aber was in den Tiefen der Ozeane vor unserer Haustür schlummert, darüber wissen wir praktisch nichts. In einer Zeit, in der die natürlichen Rohstoffe, aber auch der Lebensraum der Menschen immer knapper werden, wächst unweigerlich das Interesse an den weissen Flecken unserer Weltmeere. Allerdings darf es bei den Meeren zu keinem so unkontrollierten Raubbau kommen wie auf dem Festland. Der Klimawandel führt uns eindringlich vor Augen, wie verletzlich unser Blauer Planet ist. Die Ozeane sind wichtig fürs Überleben – nicht nur der Fische. Daniel Huber, Chefredaktor Bulletin 03 Solway Firth, Cumbria, England, 28. März 2006, 12.00 Uhr Inhalt 18 05 27 _ Business 28 _ Alois Bischofberger Ein letzter Rück- und Ausblick des abtretenden Chefökonomen 30 _ Vermögensverwaltung Die Credit Suisse verstärkt ihr Engagement in Indien 31 _ Nachfolgeseminar Strategien für CEO s von Familienunternehmen aus Lateinamerika 32 _ Ship Finance Führende Position dank 65 Jahren Erfahrung 33 _ Accessibility Barrieren beim Zugang zu Bankgeschäften abbauen 34 _ Riva Zukunftweisende Partnerschaft mit dem italienischen Hersteller von Luxusyachten 35 _ Invest Aktuelle Analysen und Trends 43 _ Wirtschaft 44 _ KMU -Umfrage Wissen wird immer mehr zum entscheidenden Rohstoff 48 _ Island Schafft das Land den Sprung vom Emerging Market zum Industrieland? 52 _ Globale Infl ation Hohe Öl- und Lebensmittelpreise treiben die Infl ation in die Höhe 54 _ Digitale Defl ation Der meistgefragte Rohstoff Information verbilligt sich Schwerpunkt Ozean Im Nördlichen Eismeer geht ein Meeresforscher kopfüber den Geheimnissen der Ozeane auf den Grund. Lediglich zehn Prozent der Ozeane, die 72 Prozent der Erdoberfläche bedecken, sind erforscht. 06 _ Ozeane bremsen Erddrehung Wenn der Tag dank dem Mond und den Gezeiten immer länger wird. 08 _ Weg vom Festland Auf der Suche nach neuen Lebensräumen drängt sich immer mehr der Meeresgrund auf. 14 _ Zurück in die Zukunft Die Seefahrt sucht nach neuen Antriebsformen und greift auf Wind und Sonne zurück. 18 _ Geheimnisse gründen tief Modernste Technik bringt Licht in das unerforschte Leben der Ozeane. 22 _ Ehrgeiziges Hafenprojekt «Tanger Med» soll Marokko zum Dubai des Mittelmeerraums machen. 51 _ Bulletin plus «Klassische Musik» 57 _ Sponsoring 58 _ National Gallery Credit Suisse wird neuer Partner des ehrwürdigen Museums 60 _ Kunstsommer Schweiz Hodler, Balthus, Segantini laden zum Besuch 61 _ Fussball Ein Dankeschön an Jakob Kuhn 62 _ Mission Südafrika Ottmar Hitzfeld soll die Schweizer Fussballer an die WM 2010 führen 63 _ Gesellschaft 64 _ «bike to work» Der Umwelt und der Gesundheit zuliebe mit dem Rad zur Arbeit 65 _ Love Ride Muskelkranke Kinder profi tieren vom grössten Schweizer Biker-Treffen 66 _ World Science Summit 2008 Credit Suisse unterstützt Weltwissenschaftsgipfel 68 _ Children’s Storefront Kindern in Harlem zu einer besseren Ausbildung verhelfen Coverfoto: www.oceanexplorer.noaa.gov 70 _ Leader Kofi Annan Der ehemalige UNO -Generalsekretär im Gespräch Der «Forest Stewardship Council» (FSC) setzt mit 10 Prinzipien und Kriterien den Standard für eine umwelt- und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung. Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC -Anteil), aus europäischem Zellstoff, hergestellt von der ISO -14001zertifi zierten Ziegler Papier AG , Grellingen. Service 62 _ Impressum 43 _ Wissenswert 56 _ Nachlese 74 _ @propos und Online-Link Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/infocus Solway Firth, Cumbria, England, 27. März 2006, 5.20 Uhr Wie Ebbe und Flut den Lauf der Zeit verändern Fotos Seite 4 und 6 : Michael Marten (www.michaelmarten.com) Ozean Gezeiten « Mein Tag müsste mindestens 30 Stunden haben, damit ich alles erledigen kann.» Irgendwann in ferner Zukunft könnte der häufig geäusserte Wunsch Wirklichkeit werden – allerdings erst nach sehr, sehr langer Zeit. Daran arbeiten Tag für Tag die riesigen Ozeane der Erde und der Mond. Bekanntlich sind 71 Prozent der Erdoberfläche mit Ozeanen bedeckt. Die grossen Wasservorkommen sorgen unter anderem dafür, dass das Leben in der uns bekannten Form existieren kann. Doch so merkwürdig es klingen mag, die Weltmeere beeinflussen auch die irdische Tageslänge. Allerdings brauchen sie dazu die Hilfe des Mondes. Dieser umkreist die Erde auf einer leicht elliptischen Bahn und hat heute eine mittlere Entfernung von 384 0 0 0 Kilometern. Dem Mond werden von den Menschen viele Einflüsse zugeschrieben. Häufig wohl viel mehr, als er tatsächlich ausübt. Ein vom Mond verursachtes Phänomen ist allerdings ganz offensichtlich und jeden Tag zweimal zu beobachten – die Gezeiten. Zweimal am Tag steigen die Ozeane an, um danach wieder auf ein tieferes Niveau zu fallen. Ebbe und Flut zeigen sich als Folge der Umkreisung des Mondes auf der ganzen Welt als immerwährender Rhythmus. Die Gezeitenkräfte bewirken sogar, dass auch der feste Erdkörper durch die Gravitationswirkung von Mond und Sonne eine Defor mation erfährt, die in Äquatornähe etwa einen halben Meter erreichen kann. jedem Jahrhundert um etwa zwei Millisekunden zu. Auf ein Menschenleben bezogen ist so eine Zeitspanne so gut wie nichts. Denkt man allerdings in astronomischen Massstäben, sieht die Sache anders aus. Tatsächlich hat diese geringe Zunahme bereits einen Einfluss auf unseren Kalender. Denn so klein diese Abweichung auch sein mag, sie führt dennoch dazu, dass diese Zeitverzögerung regel mässig korrigiert werden muss. Aus diesem Grunde wurde letztmals am Ende des Jahres 1998 eine Schaltsekunde eingeschoben. Über sehr lange Zeiträume betrachtet, macht sich diese Zeitverzögerung noch deutlich mehr bemerkbar. Korallen speichern die Tageslänge Untersucht man Korallen aus der Gegenwart, weisen diese im jährlichen Skelettzuwachs über 360 Anwachslinien auf – was einer Anwachslinie pro Tag entspricht. Forscher untersuchten die Wachstumsringe von fossilen Korallen und fanden heraus, dass vor 400 Millionen Jahren ein Erdentag nur 22 Stunden dauerte und das Jahr mehr als 400 Tage hatte. Dreht man die Uhr noch weiter zurück, auf rund 900 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung, kommt man auf eine Tageslänge von nur etwa 18 Stunden. Das damalige Jahr hatte rund 490 Tage. Seither hat sich die Rotationsgeschwindigkeit der Erdkugel durch die Gezeitenreibung auf die heutigen 365,26 Umdrehungen pro Jahr verringert und damit zu unserem gewohnten und selbstverMond und Ozeane bremsen die Erddrehung ständlichen 24 -Stunden -Tag geführt. Früher glaubte man, dass die Nautilusschalen einen perfekten Das regelmässige Spiel von Ebbe und Flut führt dazu, dass durch die Reibung der Meere auf dem Erdboden die Erddrehung langsam, Mondkalender aufzeichnen, indem sie bei jedem Mondumlauf einen aber sicher gebremst wird. Für die Verlangsamung der Erdrotation Anwachsring produzieren. Die beiden Forscher Peter Kahn und sind jedoch nicht nur die Wasserozeane verantwortlich. Auch die Stephen Pompea machten mit einem Artikel Ende der Siebziger«inneren Ozeane», bestehend aus Magma, verursachen Reibungs- j ahre Furore. Sie zeigten anhand der Nautilusschalen auf, dass sich effekte, die zur Bremsung der Erddrehung beitragen. die Erde früher schneller drehte und der Mond unseren Planeten Glücklicherweise ist der Verlust der Geschwindigkeit der Erd- in viel geringerem Abstand umkreiste. Aus ihren Untersuchungen rotation sehr gering. Zurzeit nimmt die Tageslänge auf der Erde in folgerten sie, dass sich der Mond seit Urzeiten etwa einen Meter pro Jahr von der Erde entfernt hat. Neueste Messungen zeigen jedoch, dass diese Zahl viel zu hoch geschätzt war. Ein Tag hat 24 Stunden. Was auf den ersten Blick sehr banal erscheint, war nicht immer so und wird auch nicht so bleiben. Denn der Mond bremst mit Hilfe der Ozeane die Erddrehung, womit der Tag langsam, aber sicher länger wird. Text: Andreas Walker Mondrotation gebremst Die Gezeitenreibung hat die Drehung des Mondes um seine Achse bereits so weit gebremst, dass er uns heute immer dieselbe Seite zuwendet. Ausser den Apollo-Astronauten hat noch nie ein Mensch direkt die Rückseite des Mondes gesehen. Die Gezeitenkräfte zwischen Erde und Mond bewirken ausserdem im System Erde Mond, dass sich unser Trabant pro Jahr etwa um 3,8 Zentimeter von der Erde entfernt. In 15 Milliarden Jahren würde eine einzige Erddrehung rund 48 heutige Tage lang dauern. Ebenso bräuchte der Mond für eine Erdumdrehung 48 Tage. In dieser sehr fernen Zukunft würden sich Erde und Mond immer die gleiche Seite zukehren. Allerdings wird dies kein Mensch mehr erleben. Nach heutiger Kenntnis wird sich unsere Sonne in etwa fünf Milliarden Jahren zu einem roten Riesenstern aufblähen, der etwa 100 - mal heller ist als die heutige Sonne und der sich bis zur Merkurbahn ausdehnen wird. Auf unserer Erde wird dann ein «Backofenklima» herrschen, in dem die Ozeane verdampfen und die Erdoberfläche glühend heiss wird, sodass alles Leben ausgelöscht wird. Danach kollabiert unsere Sonne zu einem weissen Zwerg. Wenn die Sonne dieses Stadium erreicht hat, besitzt sie noch etwa die halbe Masse der heutigen Sonne, ist jedoch nur noch etwa so gross wie unsere Erde. < Credit Suisse Bulletin 3/08 07 08 Ozean Wohnraum Leben in den Tiefen der Meere Credit Suisse Bulletin 3/08 Ozean Wohnraum Der Druck unter Wasser zerbröselt Kartoffelchips, und wer spricht, klingt wie Mickymaus. Trotzdem hat der Mensch nie aufgehört, davon zu träumen, auf dem Grund der Meere Kolonien zu errichten. Foto: Pierre Mion, National Geographic Image Collection Text: Ute Eberle Credit Suisse Bulletin 3/08 09 Ozean Wohnraum Ob Lloyd Godson wohl in die Annalen der Unterwasserbesiedlung eingehen wird ? Als der Mann, der den entscheidenden Schritt schaffte – der Neil Armstrong der Ozeaneroberung sozusagen? Wenn ja, dann werden die Menschen, die in 100 oder 150 Jahren über Godson lesen und dabei vielleicht in ihrem Unterwasserwohnzimmer sitzen, hinter grossen Acrylfenstern, die den Blick freigeben auf Korallengärten; auf Tunnel, welche die Bungalows der Nachbarn verbinden; auf Mini -U-Boote, die für ausgedehnte Trips vor den Häusern vertäut sind; dann also werden es sich jene Menschen vermutlich nicht verkneifen können zu lächeln. Sie werden feixen über Godsons postautogelb bemaltes, fensterloses Unterwasserhabitat aus Stahl, das so sehr an einen überdimensionierten Werkzeugkasten erinnert. Darüber, dass es nicht im Meer sass, sondern auf dem Grund eines überfluteten Steinbruchs. Über die 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, die darin herrschten, und über die Enge. Nur zweieinhalb Meter breit, drei Meter lang und zwei Meter hoch war das Refugium, in dem der 29 -Jährige im April vergangenen Jahres zwölf Tage unter Wasser lebte. Eine Campingliege, ein stationäres Fahrrad, ein Chemieklo, ein paar an die Wand geklebte Bilder – viel mehr passte nicht hinein. Es fällt ja jetzt schon schwer, nicht über Godson zu schmunzeln. Schon weil der Meeresbiologe aus Australien in den Videodepeschen, mit denen er sich fast täglich bei der Aussenwelt meldete, so ansteckend gut gelaunt wirkt. Wenn er etwa vom Bett aus angelt, indem er die Rute über die offene Einstiegsluke am Boden seines Habitats hält – und doch nichts fürs Abendessen fängt. Wenn er im Schummerlicht auf den zwei Minitrommeln herumscheppert, die er von seiner Freundin bekommen hat. Oder wenn er leicht konsterniert feststellt, dass Moskitos seine Unterwasserbehausung infiltriert haben. Algenkolonien für die Sauerstoffproduktion Diese Zeitvertreibe mögen banal wirken. Dennoch hat der Meeresbiologe in den Augen mancher Grossartiges erreicht. Nicht, dass er es länger unter Wasser ausgehalten hätte als je ein Mensch vor ihm. Diese Ehre gebührt – noch – einem Mann namens Rick Presley, der 1992 ganze 69 Tage im nassen Element ausharrte. Doch Godson war der Erste, der gezielt versuchte, sich von der Infrastruktur des Landes unabhängig zu machen. Er produzierte zumindest einen Teil seines Sauerstoffs selbst, indem er sein Habitat mit einer Algenkolonie ausstattete. Täglich strampelte er mehrere Stunden auf dem Ergometer, um die Pumpe anzutreiben, die Wasser durch die Sauerstoff produzierenden Pflanzen spülte – und erzeugte so auch gleich den Strom, um seinen Laptop zu speisen. Die Algen absorbierten zudem das Kohlendioxid, das Godson ausatmete, und sie eigneten sich sogar zum Konsumieren. «Das Besiedeln des Meeresgrunds gehört zu den letzten Dingen, die noch unerreicht sind», sagte Godson nach seiner Rückkehr an Land. «Wenn wir es intelligent angehen, könnte das Bauen von Unterwasserkolonien eine der grössten Errungenschaften des 21. Jahrhunderts werden.» Einer, den Godsons Erfahrungen ungemein interessierten, war Dennis Chamberland, ein Bio-Ingenieur und langjähriger Mitar beiter der US -Raumfahrtbehörde NASA . Denn der Amerikaner möchte im Frühjahr kommenden Jahres selbst unter Wasser ziehen. 80 Tage will der erfahrene Taucher dann gemeinsam mit seiner Frau Claudia und einem weiteren Begleiter in einem privat finanzierten Habitat vor der Küste Floridas verbringen. Und das ist nur zum Aufwärmen gedacht. Läuft alles nach Plan, wird Chamberland Credit Suisse Bulletin 3/08 bereits 2012 eine permanente Kolonie auf dem Boden des Meeres gründen. Interessenten können sich auf seiner Website bereits um einen Platz bewerben. « Ich spreche von einer Unterwasserstadt, einem Wohnort für ganze Familien», wirbt der Amerikaner. Leben im Meer – warum eigentlich nicht ? Rein rational ist das äusserst sinnvoll. Schliesslich bedeckt Wasser gut zwei Drittel der Oberfläche unseres Planeten. Land dagegen ist mit nur 15 Milliarden Hektar vergleichsweise rar und an manchen Orten – wie Macao – drängeln sich bereits fast 10 000 Menschen pro Quadratkilometer trockenen Bodens. Erste Langzeitversuche in den Sechzigerjahren Technologisch ist das Überleben unter Wasser ebenfalls kein Problem, wie wir seit dem 7. September 1962 wissen. Damals wurde der Belgier Robert Stenuit zum ersten «Aquanauten» der Geschichte. 26 Stunden sass er in einer vier Meter langen Aluminiumröhre, die 60 Meter tief im Mittelmeer baumelte. Fast zeitgleich zogen die Franzosen Albert Falco und Claude Wesly in die See. Unter dem Kommando des legendären Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau verbrachten sie im September 1962 eine ganze Woche in einem Habitat namens « Conshelf I», einem fünf Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Stahlzylinder, der jenseits von Marseille zehn Meter tief auf dem Meeresgrund verankert wurde. Schläuche vom Land versorgten die Aquanauten mit Luft, Infrarotstrahler wärmten sie, Schaumgummi an den Wänden hielt ihre Behausung trocken und ein Plattenspieler bot ihnen Unterhaltung. Kuriertaucher brachten Essen und zweimal pro Tag schwamm ein Arzt in die unterseeische Wohntonne, um sicherzustellen, dass Falco und Wesly den dauerhaft erhöhten Druck gut vertrugen. Damit war der Auftakt gemacht und es folgte eine Phase intensiven Experimentierens mit dem Wohnen im Meer. 65 Habitate errichtete die Welt in den folgenden zwei Jahrzehnten. Manche lagen mit fünf Metern Tiefgang kaum unter der Wellengrenze, andere – wie das «Sealab III » der US -Marine – mit 300 Metern in einer Zone tintiger Dunkelheit. Selbst Länder, die gar nicht über eine Küste verfügen – wie die Tschechoslowakei –, beteiligten sich am Run auf die neue Lebensform. Zu den bizarrsten Konstruktionen, die in jenen Tagen auf dem Ozeanboden errichtet wurden, gehörte ein Gummizelt, das US -Forscher 1964 in 130 Metern Tiefe nahe der Bahamas aufschlugen. (Die beiden Aquanauten, die darin übernachteten, wurden mehrfach aus dem Schlaf gerissen, als ein mächtiger Zackenbarsch bei seiner Jagd auf Sardinen gegen die Gummiblase rumste.) Andere Habitate beeindruckten durch ihre bemerkenswert luxuriöse Ausstattung. «Die Behausungen verfügen über fast jeden gewohnten Komfort wie Klimaanlagen, nagelneue Küchen, Kühlschränke, Telefone und Betriebsfernsehen», schrieb das US -Magazin «Time» 1963 über «Conshelf II», einen Nachfolger von Falcos und Weslys Unterwasserrefugium. «Sollten sich die Bewohner drinnen langweilen, legen sie ihren Tauchapparat an und treten durch die ‹Haustür›: ein Loch im Boden. Draussen können sie nach Belieben umherstreifen und schmackhaftes Meeresgetier sammeln, um es dann in ihren Traumküchen zuzubereiten.» Insgesamt verbrachten in jenen Tagen über 800 Aquanauten Zeit unter Wasser. Die ausdauerndsten lebten durchgehend zwei Monate in der Tiefe. Es war die Ära, in der der Forschungsdrang der Menschheit ohnehin hohe Wellen schlug. Der Kalte Krieg trieb die Grossmächte an, das noch Unbekannte zu erobern. Und neben dem All war > Fotos: Carolina Sarasiti, www.biosub.com.au | Handout, Getty Images | OAR/National Undersea Research Program (NURP), U.S. Navy | Créations Jacques Rougerie 10 Ozean Wohnraum 1 2 3 4 5 Vordere Doppelseite Das 1963 unter der Leitung von Jacques -Yves Cousteau verwirklichte Unterwasserrefugium «Conshelf II » lag im Roten Meer. Über 800 Aquanauten lebten bis zu zwei Monate dort. 1 Der 29 -jährige Meeresbiologe Lloyd Godson verbrachte in der zweieinhalb mal drei Meter grossen Stahlkiste 12 Tage unter Wasser. 2 Bahnbrechend an Lloyd Godsons Versuch war die Tatsache, dass er zumindest einen Teil seines Sauerstoffs mit Hilfe von Algenkolonien selber herstellte. 3 Das «Sealab III » der US -Marine lag vor der Küste Kaliforniens in einer Tiefe von 300 Metern. 4 Die Vision «Village sous -marin» wurde 1973 im Auftrag der US -Raumfahrt agentur NASA und der US -Ozeanografiebehörde NOA A entwickelt. Die Station sollte Langzeitforschungsaufenthalte in 40 Metern Tiefe ermöglichen. 5 Das 1977 gebaute «Galathée» war ein teilweise mobiles, frei schwebendes Unterwasserhabitat für den Einsatz in küstennahen Zonen. Die 56 Kubikmeter grosse Station kann bis zu sieben Bewohner beherbergen. Credit Suisse Bulletin 3/08 11 12 Ozean Wohnraum 1 2 3 4 5 Vor der Küste Neuenglands soll dereinst in 180 Metern Tiefe die 370 Quadratmeter grosse Tiefseestation Ocean Base One gebaut werden, die bis zu 60 Bewohnern Platz bieten soll. 2 Der Weg zur Ocean Base One führt über ein Manta-Unterseeboot, das an einer speziellen Dockingstation anlegt. 3 und 4 Das «Poseidon Undersea Resort » (Bild 3 : Zimmer von aussen) soll auf dem FidschiArchipel vor Mystery Island 2009 Wirklichkeit werden (www.poseidonresorts.com). In rund 20 Metern Tiefe sollen 24 Wohneinheiten 5-Stern-Luxus bieten. Dazu gibts unter anderem auch ein Gourmet-Restaurant sowie eine Bibliothek. 5 Die Vision «City in the Ocean» wurde vom französischen Architekten Jacques Rougerie entworfen und soll dereinst vor der Küste von Abu Dhabi nicht nur 320 Meter in den Himmel ragen, sondern auch viel Lebensraum unter Wasser bieten. 1 Credit Suisse Bulletin 3/08 Ozean Wohnraum das vor allem der «innere Kosmos» (wie man die Welt unter Wasser damals nannte). Visionäre schwärmten von Meeressiedlungen, deren Bewohner allenfalls gelegentlich an Land kommen würden. Sie würden ihre Tage damit verbringen, unterseeische Mineralien abzubauen, nach Öl zu bohren oder Förderplattformen zu warten. Es wurde selbst darüber nachgedacht, Kernkraftwerke auf dem Meeresgrund zu errichten. «Schon morgen», prophezeite der Aquanaut pionier Stenuit, « wird ein Siedler seinen Grund und Boden durch die Bullaugen seiner Unterwasser-Ranch überblicken.» Doch zunächst kam es nicht dazu. Ein paar Aquanauten starben bei Tauchunfällen und das Erschrecken darüber war so gross, dass einige Projekte eingestellt wurden. Auch begann sich abzuzeichnen, dass die Ölindustrie – ein früher Sponsor von Unterwasserhabitaten – Dinge wie Bohrungen billiger von Robotern und ROVs (Remotely Operated Vehicles) ausführen lassen konnte. Und das er wachende Umweltbewusstsein bremste die einstige Begeisterung für den Plan, die Meere hemmungslos auszubeuten. Selbst die spek takulären Mondlandungen wirkten sich aus Sicht der Aquanauten nachteilig aus, denn sie monopolisierten die Aufmerksamkeit – die breite Öffentlichkeit vergass die Idee, die Ozeane zu besiedeln. Fotos: JMS Naval Archtiects & Salvage Engineers | Poseidon Undersea Resorts | Créations Jacques Rougerie Mehr Menschen leben im All als unter Wasser Heute leben dank der Internationalen Raumstation mehr Menschen im All als unter Wasser. Sieht man von einigen militärischen U-Booten ab, die nomadenhaft in der Tiefsee patrouillieren, besucht der Mensch die unermessliche Weite der Meere noch immer nur zu Stippvisiten. Bis zu sechs Gäste etwa können sich nächteweise in der « Jules’ Undersea Lodge» einmieten, einem ausgemusterten Unterwasserhabitat aus den Siebzigerj ahren, das gut sechs Meter tief in einer Mangrovenlagune in Key Largo, Florida, liegt. Ganz in der Nähe ist die «Aquarius» aufgebockt, die einzige Überlebende der einstigen Flotte unterseeischer Forschungshabitate. Meeresbiologen quartieren sich für gewöhnlich zehn Tage in ihr ein, um die umliegenden Korallen zu studieren. Privatsphäre dürfen sie dabei freilich nicht verlangen. Gerade einmal 14 Meter lang und drei Meter breit ist die eher spartanisch eingerichtete «Aquarius» für sechs Bewohner ausgelegt. Doch noch immer gibt es Menschen, die den Traum von einer per manenten Präsenz unter den Wellen nicht aufgegeben haben – und die überzeugt sind, dass die Zeit reif für einen neuen Anlauf ist. Dennis Chamberland ist denn auch nicht der Einzige, der ernsthaft an entsprechenden Projekten arbeitet. So ist etwa ein Meeresbiologe der Universität von Connecticut derzeit dabei, Geld für gleich zwei hochmoderne Unterwasser habitate aufzutreiben. In bereits zwei bis vier Jahren hofft Richard Cooper, Gründer der gemeinnützigen Ocean Technology Found ation, in einem noch nicht näher benannten tropischen Gewässer mit dem Bau einer zweistöckigen Meeresbehausung zu beginnen. Anders als fast alle bisherigen Unterwasserprojekte soll die Station, die für 18 und 40 Meter Tiefe geplant ist, auch für Laien zugänglich sein – etwa für Freizeittaucher, die mehr Zeit im Nass verbringen wollen. Langfristig jedoch möchte Cooper ein noch weit ehrgeizigeres Projekt angehen: eine mit 370 Quadratmetern baumarktgrosse Tiefseestation vor der Küste Neuenglands. Der niedrigste Punkt der Ocean Base One läge 180 Meter unter der Oberfläche. Zwei Kabinen würden darin bis zu 60 Bewohnern Platz bieten. Dabei würde der Luftdruck des einen Abteils künstlich auf dem Level der Oberfläche gehalten, um schnelle Ausflüge ans Land zu ermögli- chen. In einer zweiten Kabine würde dagegen der Druck der Umgebung herrschen: 19 Bar. Dies soll den Bewohnern erlauben, ausgedehnte Ausflüge unter Wasser zu unternehmen, ohne sich um die «Bends» sorgen zu müssen. So bezeichnen Taucher jenes schmerzhafte und potenziell tödliche physische Phänomen, bei dem der erhöhte Druck unter Wasser Gase im Blut komprimiert, die zu sprudeln beginnen, wenn der Betroffene zu schnell auftaucht. Erst gegen Ende ihres Aufenthalts müssten diese Aquanauten schrittweise an die Verhältnisse des Landes akklimatisiert werden – ein Prozess, der fast sieben Tage beanspruchen dürfte. Zwischen 50 und 70 Millionen Dollar werde es kosten, Ocean Base One zu bauen, schätzt Cooper. 5-Stern-Luxussuiten mit Blick auf Korallenriffe Damit wird sein Projekt vermutlich deutlich billiger ausfallen als das «Poseidon Undersea Resort », ein Unterwasserhotel, das derzeit für die Südsee entwickelt wird. Denn das soll 5 -Sterne -Luxus auf dem Grund des Ozeans bieten. Geplant sind transparente Aufzüge, welche die Besucher zwölf Meter tief ins Wasser fahren, von wo sie trockenen Fusses eine von 24 Suiten betreten, die entlang eines Korallenriffs aufgereiht werden sollen. Grossflächige Acrylfenster (auch die Decke wird teils durchsichtig sein) werden es den Gästen erlauben, selbst vom Bett oder vom zimmereigenen Whirlpool aus zu beobachten, wie sich ringsherum die Fische im himmelblauen Wasser tummeln. Ebenfalls unter den Wellen liegen werden wohl ein Restaurant, ein Konferenzsaal, eine Hochzeitskapelle und ein Wellnesszentrum. Nach mehreren Rückschlägen soll das Luxusetablissement nun 2009 nahe einer privaten Insel im Fidschi-Archipel eröffnet werden. Reservieren darf man bereits ab 15. September dieses Jahres – vorausgesetzt, man verfügt über die 15 000 Dollar, die der Aufenthalt im Unterwasserhotel, inklusive Flug zur Privat insel, Gerüchten zufolge kosten wird. Noch grandioser soll das «Hydropolis Undersea Resort » ausfallen, das für die exklusive Jumeirah-Küste vor Dubai entworfen wurde. Vorgesehen sind durchsichtige Tunnel, durch die Besucher von der landgelegenen Rezeption zu den Zimmern laufen, die 20 Meter tief im Persischen Golf gebaut werden sollen. Das zehn Hektar grosse Hotel (dessen Bau ebenfalls bereits Verzögerungen erlebte) soll unter anderem 220 Räume, ein Kino, eine Klinik für Schönheitsoperationen und einen unterseeischen Ballsaal enthalten, heisst es. Auch für den Persischen Golf geplant ist die «City in the Ocean», ein bereits optisch futuristisch anmutendes Projekt, das der französische Architekt Jacques Rougerie im Auftrag von Abu Dhabi erdacht hat. Wie Neptuns Zacken ragen in der Modellzeichnung drei 320 Meter hohe Wohntürme über die kreisrunde Siedlung hinaus, die komplett im Wasser errichtet werden und auch unterseeische Einheiten enthalten soll. Selbst wenn sich viele dieser visionären Projekte noch im frühen Planungsstadium befinden – für jene, die sich nach einem Leben unter den Wellen sehnen, scheinen die Aussichten besser als seit Jahrzehnten. «Bald werden Familien unter Wasser wohnen und arbeiten. Kinder werden dort zur Schule gehen und eine neue Generation wird dort geboren werden – die ersten Bürger einer Ozeanzivilisation, deren wichtigste Aufgabe es sein wird, auf die Weltmeere aufzupassen und sie zu beschützen», schwärmt Meereskolonialist in spe Chamberland voller Zuversicht. «Das ist keine Illusion oder Träumerei, sondern ein Plan, der Schritt für Schritt verwirklicht werden kann.» < Credit Suisse Bulletin 3/08 13 14 Ozean Schifffahrt Volle Fahrt zurück in die Zukunft Credit Suisse Bulletin 3/08 Ozean Schifffahrt Foto: Amory Ross Peter Schenzle trägt die Zukunft auf seiner Gürtelschnalle: die «Maruta Jaya». Der Segelfrachter wurde bereits in den Achtzigerjahren von einem deutsch-indonesischen Forschungsteam für den Warentransport zwischen den indonesischen Inseln entwickelt. Das Segelwerk, auch « Rigg» genannt, des Dreimastschoners stammte vom Schiffsbauingenieur Schenzle, der damals für die Hamburgische Schiffsbauversuchsanstalt ( HSVA ) arbeitete. Mit 1050 Quadratmetern hat das so genannte Indosail -Rigg eine gewaltige Segelfläche, die dem 63 Meter langen Frachter starke Vortriebskräfte garantiert. Zudem ist das Schiff mit einem 140 - PS -Diesel-Elektro-Antrieb ausgerüstet. Die Segel werden elektrisch gerefft und eingestellt. Entsprechend braucht es auch keine grosse und kostspielige Crew wie auf den alten Windjammern. Doch im Vergleich zu einem Motorschiff dieser Grössenordnung verbraucht die «Maruta Jaya» rund 70 Prozent weniger Treibstoff. Der Greenpeace -Schoner «Rainbow Warrior II» wurde ebenfalls mit einem Indosail-Rigg ausgestattet. Seit 1989 hat das Schiff bei ver schiedenen Testfahrten bis zu 40 Prozent Treibstoff eingespart. Schenzles Entwicklung ist also ein Erfolg. Und doch wurde sie von der kommerziellen Schifffahrt noch nicht aufgenommen, auch wenn grosse Werften wie die Kieler Lindenau diverse Indosail -Projekte vom Tanker bis zum Kreuzfahrtschiff in ihren Schubladen liegen haben sollen. Umweltzerstörungen durch Havarien, Luftverschmutzung in Hafenstädten und so weiter. Mit der rasant steigenden Welthandelsflotte steigen auch die Probleme. Erst kürzlich, am « Europäischen Tag der Meere», diskutierte das Europaparlament darüber, Emissionszertifikate und hohe Steuern und Gebühren für schwere Frachter einzuführen, um den Schadstoffausstoss endlich zu verringern. «Gerade in der Schifffahrt », erklärt Schenzle, «gibt es ein hohes Potenzial, Nachhaltigkeit umzusetzen. Seetransport ist zehn Mal so effizient wie die Eisenbahn oder die Strasse. Und sogar hundert Mal so effizient wie die Luftfahrt. Allerdings sind die komplette Seefahrt und die dazugehörige Logistik, die Hafenanlagen, die Umschlags- und Ladetechnik – das gesamte Denken – seit über 100 Jahren auf den billigen Ölpreis ausgerichtet. Deswegen passieren Veränderungen nur sehr langsam und schleppend und in sehr kleinen Schritten.» Seitdem Dampf- und Motorschiffe die Windschiffe Ende des 19. Jahrhunderts von den Ozeanen in Bücher und Museen verdrängten, seien sie – so heisst ein weitläufiges Vorurteil – vor allem etwas für verspielte Romantiker. Tatsächlich interessieren sich aber auch kluge Visionäre für die scheinbar altmodischen Windschiffe. Bereits 1967 legte der Hamburger Ingenieur Wilhelm Prölss Pläne für einen modernen Segelfrachter mit einem revolutionären Rigg vor – dem Dynarigg , einem Konstrukt aus riesigen, drehbaren Masten ohne Tauwerk, das es einem 150 Meter langen Schiff er90 Prozent der Waren auf dem Seeweg möglichen sollte, bis zu 50 Grad gegen den Wind zu segeln. Die Nun zwingen steigende Schwerölpreise und strenge Umwelt- und Segel konnten zwischen den Rahen per Knopfdruck eingefahren Klimaschutzauflagen die konservativen Reedereien, immer mehr und ausgerollt werden und bildeten vom Mastboden bis zur Spitze über alternative Antriebe wie den kostenlosen Wind nachzudenken, eine durchgehende Fläche. Das Schiff sollte die Atlantiküberqueum Treibstoff zu sparen und damit umweltschonender und nach- rung nach Prölss’ Berechnungen mit einer Geschwindigkeit von bis haltiger zu operieren. Immerhin werden 90 Prozent aller Waren- zu 20 Knoten schaffen. Prölss glaubte, dass solche Schiffe spägüter weltweit mit Schiffen transportiert. Die Seefahrt bläst aber tes tens im 21. Jahrhundert wieder über die Ozeane fahren würden. auch rund fünf Prozent der weltweiten CO 2 -Emissionen in die Und das zu einer Zeit, als Nachhaltigkeit, Ölpreis und Umweltschutz Atmos phäre sowie Schwefel- und Stickoxide, und sie verursacht noch kein Thema waren. Prölss starb 1974 . Sein Schiff hat er nie fahren sehen. Zwar bekundeten Reeder seit der ersten Ölkrise 1973 immer wieder Interesse am Dynarigg, doch immer nur so lange, bis der Ölpreis wieder auf ein erträgliches Mass gesunken war. Die ölgetriebene Schifffahrt ist für rund So mussten fast vier Jahrzehnte vergehen, bis Prölss’ Idee fünf Prozent der weltweiten CO2 -Emisrealisiert wurde. 2006 lief die « Maltese Falcon» vom Stapel, eine sionen verantwortlich und damit eine Superyacht, die mit einem vom niederländischen Konstrukteur enorme Umweltbelastung. Nun sucht Gerard Dijkstra weiterentwickelten Dynarigg ausgerüstet wurde. sie verstärkt nach alternativen Antrieben Die Yacht mit drei jeweils 58 Meter hohen Masten und einer Seund findet dabei zwei alte Bekannte: gelfläche von 2396 Quadratmetern finanzierte der US -Milliardär Tom Perkins. «Der hat mir erzählt, dass er schon lange davon träumden Wind und die Sonne. te, dieses Rigg zu bauen», erzählt Schenzle, «weil er der Meinung war, dass diese Idee zu gut ist, um nicht verwirklicht zu werden.» Auf seiner Jungfernfahrt über den Atlantik schaffte der «Falke » eine Spitzengeschwindigkeit von rund 24 Knoten (rund 43 km/h). Text: Ingo Petz Windschiffe als Touristenattraktion Bei touristischen Kreuzfahrten im oberen Preissegment haben neuartige Windschiffe durchaus das Potenzial, sich eine Marktnische zu erobern. Dies beweisen die Erfolge der beiden Windjammer «Sea Cloud» und «Sea Cloud II» sowie der «WindCruiser ». Dass aber moderne Frachter, die allein mit Hilfe der Windkraft fahren, die Motorschiffe im grossen Massstab verdrängen könnten, halten Experten für unwahrscheinlich. « Reine Segelschiffe könnten vielleicht gewisse Nischen besetzen», so Schenzle. «Aber realistischere Lösungen sind im Moment kombinierte Antriebe, also Wind- > Credit Suisse Bulletin 3/08 15 Ozean Schifffahrt Umweltsünder Schifffahrt Lange galt die Schifffahrt als besonders umweltfreundlich. Dabei sind die rund 40 000 Frachter, Kreuzfahrtschiffe, Fischtrawler und Fähren in einem ähnlichen Masse wie der Flugverkehr für rund fünf Prozent der weltweiten CO2 -Emissionen verantwortlich. Durch das starke Wachstum der Welthandelsflotte, haben Experten ausgerechnet, werden die Emissionen bis zum Jahr 2020 schätzungsweise um 75 Prozent steigen. In jüngster Zeit häufen sich die Forderungen, die Schifffahrt umweltpolitisch an die Kandare zu nehmen. Die Experten des Weltklimarates ( IPCC ) beispielsweise empfahlen in einem Bericht von 2007 ausdrücklich, Tanker und Frachter mit Zusatzsegeln aufzurüsten – als eine Massnahme, um den Treibstoffverbrauch und damit den CO2 -Ausstoss einzudämmen. schiffe mit Motoren oder Motorschiffe mit einer Windunterstützung.» Denn die Entwicklungskosten für revolutionäre Schiffe wie beispielsweise für den vom Dänen Knud E. Hansen konzipierten 215 Meter langen Segelfrachter «Windship 1» sind immens. Und die Risikobereitschaft der Reeder hat enge Grenzen, nämlich die der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität. Zudem ist die Verladetechnik nicht für grosse Schiffe mit mehreren Masten entwickelt worden. Deswegen, meint Schenzle, seien kurzfristige Lösungen interessanter und attraktiver, wie sie beispielsweise von der Firma SkySails angeboten werden. Das Hamburger Unternehmen produziert Flugdrachen, die Tanker und Frachter mit der Kraft des Windes über die Meere ziehen. Stefan Wrage, Gründer von SkySails, geht davon aus, dass Reeder mit seinem Zusatzantrieb bis zu 35 Prozent Treibstoff einsparen können. Bei einem kleinen, 87 Meter langen Frachter wären das immerhin rund 280 000 Euro pro Jahr. Bis 2015 will Wrage 1500 Drachen verkaufen. Im März dieses Jahres beendete die MS Beluga SkySails, der erste Grossfrachter, der von einem 160 Quadratmeter grossen Drachen gezogen wird, seine Jungfernfahrt. Der Erfolg der Hamburger zeigt, dass alternative Antriebskonzepte auch von Reedereien nicht mehr nur als romantische Spinnerei abgetan, sondern mittlerweile sehr ernst genommen werden. «Solche kleinen Neuerungen sind wichtig», urteilt Heinz Otto vom Bundesverband WindEnergie ( BWE ) in Hamburg. «Aber sie können nur der Einstieg in die nachhaltige Schiffsbetriebstechnik sein. Denn die Windnutzung hat ein noch viel grösseres Potenzial, um Energie einzusparen und damit Emissionen zu verringern.» Otto wirbt seit über 30 Jahren bei Politikern und Reedereien für windbetriebene Schiffe. Eine Arbeit, die er als «sehr mühsamen Kampf» bezeichnet. «Die Reeder sind Gefangene ihres weltweiten Konkurrenzdrucks», erklärt er, «sie haben einfach keine Zeit investiert, um eine Zukunft nach dem Öl zu durchdenken.» Schon in den Achtzigerjahren hatten japanische Reeder Tanker und Frachter wie den «Usuki Pioneer » oder den «Shin Aitoku Marumit » mit starren Segelkonstruktionen versehen, die bei der Hafeneinfahrt zusammengeklappt werden konnten. Allerdings setzten sich diese Neuerungen trotz ihres Erfolges nicht durch, da die Wartungs- und Reparaturkosten unerwartet hoch waren und der niedrige Ölpreis niemanden zum langfristigen Sparen und Umdenken zwang. Credit Suisse Bulletin 3/08 Ein anderer Zusatzantrieb, der gerade seine Wiederentdeckung erlebt, ist der Flettner-Rotor. Er wurde bereits in den Zwanzigerjahren in Norddeutschland entwickelt. Auch diesem Antrieb wird eine grosse Zukunft vorausgesagt. Der Rotor besteht aus einem senkrecht stehenden, rotierenden Zylinder, der zwar nicht besonders schön aussieht, aber durch den so genannten Magnus-Effekt eine sehr effektive Schubkraft erzeugt. Bei gleicher Angriffsfläche kann er die zehnfache Triebkraft eines normalen Segels entwickeln. Bläst der Wind gegen den rotierenden Zylinder, wird er auf der vorderen Zylinderseite mitgerissen und strömt dort schneller. Auf der rückwärtigen Zylinderseite wird er abgebremst und strömt langsamer. Die daraus resultierenden Sog- und Staudruckkräfte erzeugen die Vorwärtsbewegung. Zurzeit wird ein 130 Meter langer Frachter mit vier Flettner-Rotoren in einer Kieler Werft gebaut. «Der Vorteil gegenüber einem Segel ist ein deutlich geringerer Platzbedarf bei höherem Schub», sagt Jacob-Heye Waldecker, Schiffbau -Projektingenieur bei Lindenau. Der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau hatte in den Achtzigern das Forschungsschiff « Alcyone» bauen lassen, das ebenfalls mit Hilfe aktiver Strömungsbeeinflussung fuhr. Allerdings wird die «Alcyone» nicht über Rotoren betrieben, sondern über ein so genanntes Turbosail, das bis zu 30 Prozent der Vortriebsleistung generiert. Auch die reine Sonnenenergie könnte der Schifffahrt den Weg in eine umweltfreundlichere Zukunft weisen. Bereits seit den Achtzigern wurde in verschiedenen Projekten mit Solarantrieben, Solarfolien für Segel oder den Tragflächen von Flugzeugen nachempfundenen Solarflügeln experimentiert. 2007 gelang dem Schweizer Katamaran «Sun21» die erste Atlantiküberquerung – nur mit Hilfe der Sonnenenergie. Allerdings schafft das kleine, 14 Meter lange Boot lediglich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf bis sechs Knoten. Als Antrieb für grosse Handelsschiffe wird die Solaren ergie aufgrund ihrer begrenzten Leistungsfähigkeit und ihres grossen Flächenbedarfs somit wohl unbrauchbar bleiben. Aber denkbar ist, dass reine Solarboote wie beispielsweise kleine Fähren oder Ausflugsboote zur Erkundung von küstennahen Naturschutzgebieten oder Seen die Motorschiffe verdrängen, vor allem in sonnenreichen Regionen. Zudem ist natürlich ein Hybridantrieb mit Solarenergie denkbar, so wie ihn der australische «Solarailor » nutzt. Das Boot bietet Platz für 600 Personen und spart mit seinem Solarantrieb rund 40 Prozent Treibstoff. Intelligente Kombination aller alternativen Antriebe Eine sehr futuristische Vision hat die schwedische Reederei Wallenius Wilhelmsen entwickelt. Auf der Expo 2005 in Japan stellte sie die «Orcelle» vor, einen Trimaran- Frachter, der Platz für 10 000 Autos bietet und der nur mit regenerativer Energie betrieben wird – und zwar mit Wind, Seegang, Solarenergie und zwischengespeichertem Wasserstoff. Auch Schenzle hält solche abenteuerlustigen Projekte künftig für notwendig. «Die intelligente Kombination von Windkraft und Solarenergie als Antriebe der Zukunft ist ja nur der erste Schritt », sagt er. «Wenn wir wirklich einmal ernsthaft die Chance zum vollends emissionsfreien Seetransport nutzen wollen, dann muss sich vieles ändern. Nicht nur in der technischen Hardware, sondern auch vom Energie management der Erzeuger und Verbraucher an Bord bis zur flexiblen Organisation saison- und wetterabhängiger Reisezeiten und Hafenabfertigungen im Rahmen der Transportkette.» Mit anderen Worten: Die Schifffahrt der Zukunft steht erst an ihrem Anfang. < Fotos: Amory Ross | SkySails | Alexis Rosenfeld, Science Photo Library | Dylan Cross 16 Ozean Schifffahrt 1 2 3 4 E instiegsseite und 1 «Maltese Falcon»: Die 88 Meter lange Superyacht wurde im Auftrag des US -Milliardärs Tom Perkins gebaut. Sie verfügt über ein spezielles Segelwerk (Dynarigg), bei dem die drei Grosssegel fest an drehbaren Masten befestigt sind. 2 Erstflug des SkySails-Zugdrachenantriebs auf der MS Beluga SkySails. 3 Die im Auftrag von Jacques -Yves Cousteau konstruierte «Alcyone» verfügt über zwei abgewandelte Flettner-Rotoren. Bei diesen so genannten Turbosails wird ebenfalls der Magnus-Effekt des Windes an Zylindern ausgenutzt, doch kommt es im Innern zu keiner Rotation. 4 Der in der Schweiz gebaute Katamaran «Sun21» überquerte als erstes Motorboot ausschliesslich mit Hilfe von Sonnenenergie den Atlantik und fuhr am 8. Mai 2007 im Hafen von New York ein. Credit Suisse Bulletin 3/08 17 18 Ozean Entdecker Geheimnisse des Ozeans gründen tief Credit Suisse Bulletin 3/08 Foto: Peter Batson, DeepSeaPhotography.com Ozean Entdecker Die Bedeutung der Ozeane für das Leben auf dem Planeten Erde ist unbestritten. Sie sind nicht nur für den Welthandel und das Wohlergehen der Konjunktur entscheidend, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil des Lebenser haltungssystems Erde. Die Ozeane spielen eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des Sauerstoff-Kohlenstoff-Gleichgewichts in der Atmosphäre und in der Regulierung des Erdklimas. Das sind die Fakten, die bisher erwiesen sind. Aber in den Weiten der Weltmeere wimmelt es noch von unentdeckten Lebewesen und Ressourcen, die für die Menschheit von unermesslichem Wert sein können. «Um herauszufinden, was dort draussen darauf wartet, entdeckt zu werden, müssen wir noch viel mehr in die Forschung investieren», sagt Steve Hammond, Direktor des Office of Ocean Exploration (OOE ) der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Technologische Fortschritte haben die Meereswissenschaften grundlegend verändert und ermöglichen es, in immer grössere Tiefen vorzudringen. Trotzdem sind rund 90 Prozent der Ozeane noch unerforscht. «Es wurde schon oft gesagt und trifft tatsächlich zu: Wir wissen mehr über die Oberfläche von Mond und Mars als über die Topografie unseres eigenen Planeten. Und obwohl es sicher wichtig ist, andere Planeten zu erkunden, ist es mindestens ebenso wichtig, dass wir unseren eigenen erforschen und verstehen», betont Hammond, der seit über 40 Jahren als Ozeanograf arbeitet. Die Meeresforschung ist in vielerlei Hinsicht mit der Weltraum- und Planetenforschung vergleichbar. Beide liefern neue Erkenntnisse über den Ursprung und das Innenleben unseres Planeten. Und wie im Weltraum ist auch die bemannte Erforschung des unwirtlichen Meeresbodens kostspielig, schwierig und bisweilen gefährlich. Um den Gefahren und Komplikationen des erhöhten Drucks in der Tiefe zu begegnen, besteht ein Trend zur unbemannten Erforschung mittels teurer, aber leistungsfähiger ferngesteuerter Fahrzeuge ( ROV ) und, seit kurzem, autonomer Unterwasserfahrzeuge ( AUV ). Diese neuen Technologien machen es möglich, mehr von dieser unermesslichen Umgebung zu erforschen. Während der zweiten Amtszeit von Bill Clinton wurde eine präsidiale Kommission zur Erforschung der Meere gebildet mit dem Auftrag, die Entwicklung eines Meeresforschungsprogramms ins Auge zu fassen, das die Erkundung unbekannter und wenig bekannter Meeresgebiete sowie wissenschaftliche Fortschritte ermöglichen sollte. Die Ergebnisse der Kommission, veröffentlicht in einem Bericht mit dem Titel «Discovering Earth’s Final Frontier: A US Strategy for Ocean Exploration», zeigten, dass die Ozeane eine Grundlage des Lebens auf diesem Planeten darstellen und für die Wirtschaft, die öffentliche Gesundheit und die Umwelt von Bedeutung sind. Die Kommission schrieb ausserdem Geschichte, als sie eine nationale Strategie für die Erforschung der Weltmeere erarbeitete – weltweit die erste ihrer Art. Aufgrund dieser Strategie gründete die NOAA als zivile Meeresbehörde der USA 2001 das Office of Ocean Exploration (OOE ). «Das Forschungsprojekt der NOAA dringt an Orte vor, wo noch nie zuvor ein Mensch war, und führt entsprechende Untersuchungen durch, um zu ermitteln, was an einer bestimmten Stelle des Meeres vor sich geht, und die dortigen Lebensformen zu erkunden», erklärt Hammond. Eine der Hauptaufgaben des OOE ist die Kartierung des Meeresbodens, um einen grundlegenden Rahmen und Kontext für die Erforschung zu liefern. Einige der bekanntesten Meeresbodenkarten wurden vor mehreren Jahrzehnten von der National Geographic Society und der US Navy veröffentlicht. Karten jüngeren Datums beruhen auf der Satellitenaltimetrie, und zusammen bieten diese Karten einen Einblick in die oftmals erstaunlich komplexe Topografie des Meeresbodens. Aber nach Ansicht von Experten sind sie zu wenig detailgenau. «Diese gut bekannten Karten könnten den Eindruck vermitteln, dass es nicht mehr viel zu entdecken gibt », meint Hammond, der zugleich betont, dass «die Ozeane bis heute nahezu unerforscht sind». Die Meere bleiben ein Geheimnis Der französische Meeresforscher JacquesYves Cousteau war mit seinen weltweit ausgestrahlten Dokumentarfilmen für die Ozeane, was Neil Armstrong für den Mond – er führte den Menschen ein bislang unbekanntes Universum vor Augen. Trotz seines viel beachteten Lebenswerks und der Arbeiten unzähliger anderer Forscher weiss die Menschheit heute noch immer mehr über die Oberfläche des Mondes als die der Ozeane. Text: Michèle Bodmer Nach Ansicht von Hammond, der zunächst als leitender Wissenschaftler und seit vier Jahren als Direktor beim OOE arbeitet, kennen wir bei einem Grossteil der Ozeane die Topografie des Meeresbodens nicht im Detail. Wir wissen auch nicht wirklich, wie das Meer funktioniert, das gilt insbesondere für die Tiefsee. «Auf jeder Mission werden bemerkenswerte Entdeckungen gemacht, von denen jede auf ihre Art bedeutend ist. In den Ozeanen lebt eine unglaubliche Vielzahl von Arten, nicht nur Fische. Es gibt auch Wir bellose und Mikroorganismen, die das Potenzial für biomedizinische und andere technische Anwendungen bieten», so Hammond. Mit Hilfe von akustischer Überwachungstechnologie, Kartierungen, ROV und hochauflösenden Kameras ist es den Wissenschaftlern des OOE gelungen, Vulkane auf dem Meeresboden zu lokalisieren, Eruptionen zu filmen und wertvolle Wasserproben aus den Tiefen des nordöstlichen und westlichen Pazifiks zu sammeln. «Wir haben Mikroorganismen entdeckt, die in Wassertemperaturen von über 100 Grad Celsius leben und in einem giftigen Chemikaliengemisch, das aus Schloten aufsteigt, aufblühen», erklärt Hammond. Diese und andere seltsame Mikroorganismen, die nach tiefen Vulkanausbrüchen in gewaltigen Heisswasserfontänen entdeckt wurden, waren der Schlüssel zur Entdeckung riesiger, über die ganze Welt verteilter mikrobieller Ökosysteme, die in vulkanisch aktiven Zonen unter dem Meeresboden existieren. > Credit Suisse Bulletin 3/08 19 Ozean Entdecker 1 2 3 Der Schwarze Anglerfisch ist ein zwergenhafter Tiefseeräuber. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen und leben als ständige Parasiten am Weibchen, bis die Blutgefässe der beiden Tiere miteinander verwachsen. Das Männchen zerfällt allmählich und wird zur reinen Spermienquelle. 2 Drei Borstenwürmer leben im Hohlraum dieser Muschel, die während einer NOAA -Expedition von einem bemannten Tauchboot geborgen wurde. 3 Röhrenwürmer bedecken einen Sulfidschlot (Zooarium), der von NOAA -Wissenschaftlern in den Tiefen vor der Westküste Nordamerikas im Pazifischen Feuerring, einer Kette von aktiven Vulkanen, entdeckt wurde. 1 Mikrobiologen, die Proben aus solchen Fontänen untersucht haben, vermuten, dass die Biomasse der Ökosysteme unter dem Meeresboden mit der Biomasse aller Lebensformen an Land konkurrieren könnte. «Viele dieser Mikroorganismen leben in einer an Schwermetallen reichen Chemikaliensuppe, die für jedes Landlebewesen toxisch wäre», erläutert Hammond. «Mikrobiologen sagen gerne, dass die Entdeckung dieser Organismen vergleichbar ist mit der Entdeckung von Leben auf einem anderen Planeten. Aber es kommt noch besser: Diese Mikroorganismen haben auch das Potenzial, wenn sie genetisch verändert werden, pharmazeutische Anwendungen zu ermöglichen oder Produktionsprozesse zu katalysieren. Oder sie könnten für die Säuberung der Umwelt eingesetzt werden.» Anders gesagt, Mikroorganismen aus der Tiefe könnten in verschmutzten Landstrichen zum Einsatz gelangen, um diese durch die selektive Entfernung toxischer Substanzen zu säubern. Die Ozeane drohen zu übersäuern Nach jüngsten Erkenntnissen der Ozeanografen des OOE gibt es auf dem Meeresboden hunderte von Vulkanen, die nicht nur einzigartige Ökosysteme beherbergen, sondern unter anderem auch das Treibhausgas Kohlendioxid (CO 2 ) ausstossen. Obwohl Unterwasservulkane bereits seit Jahrmillionen CO 2 ins Meer abgeben, beginnen Meeresforscher erst jetzt zu verstehen, welche Rolle diese neuen Quellen von ozeanischem CO 2 im globalen KohlenCredit Suisse Bulletin 3/08 stoffkreislauf der Ozeane spielen. Das Meer bindet ausserdem atmosphärisches CO 2, und dieser Prozess erhöht den Säuregrad der Ozeane, da die Menschen erheblich zum Anstieg des CO 2 -Gehalts in der Erdatmosphäre beitragen. «Wenn man CO 2 ins Wasser gibt, entsteht Kohlensäure», erklärt Hammond. «Diese Versauerung hat das Potenzial, die Biologie des Meeres beträchtlich zu stören. Unterwasservulkane, die CO 2 ausstossen, tragen zur Versauerung des umliegenden Wassers bei und können deshalb als äusserst wertvolle natürliche Labors angesehen werden, die uns helfen zu verstehen, wie das Leben im Meer auf erhöhte Säure kon zentrationen reagiert und was zu erwarten ist, wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt.» Gemäss Hammond hat der Planet in seiner geologischen Vergangenheit bereits mehrere Zyklen der Meeresversauerung durchlaufen. Deshalb fragen sich heute manche Leute, was denn die Aufregung soll. Der Unterschied besteht darin, dass, obwohl der Planet solchen Zyklen schon früher ausgesetzt war, heute auch von Menschen verursachtes CO 2 in die Erdatmosphäre gelangt. «Die Wahrheit ist, dass wir den natürlichen Zustand des Meeres messbar verändern», meint Hammond. Obwohl die Diskussionen darüber wohl noch Jahre dauern werden, was gegen diese alarmierende Tatsache zu tun ist, werden die Forscher des OOE ihren Teil dazu beitragen, Politiker, Wissenschaftler und die Öffentlichkeit mit Informationen zur Meeresökologie zu versorgen, die für weit reichende Entscheidungen wesentlich sind. Fotos: David Shale, DeepSeaPhotography.com | www.oceanexplorer.noaa.gov 20 Ozean Entdecker 4 5 6 7 21 8 In 190 Metern Tiefe überlagern sich hydrothermale Spalten und Korallenriffgemeinschaften. 5 Die «Okeanos Explorer » wird demnächst vom Offi ce of Ocean Exploration der NOAA in Dienst genommen. 6 An aktiven Rauchschloten kommt es zu Ausfällungen von Eisen-, Kupferund Zinksulfid aus 230 ºC heisser Flüssigkeit. 7 Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug «Hercules» wird für biologische und geologische Untersuchungen in der Tiefsee eingesetzt. 8 Ein Eistaucher schaut durchs Einstiegsloch zurück an die Oberfläche. Der Taucher gehörte zu einem internationalen Team von Wissenschaftlern, welches das Kanadische Becken im arktischen Ozean erkundete. 4 «Die Meeresforschung ist genau für diese Formen der politischen und gesellschaftlichen Diskussion relevant. Wir sind darauf angewiesen, dass die Forscher ihre Untersuchungen fortsetzen und ausdehnen, damit wir verstehen, wie sich das Meer verändert, und angemessen darauf reagieren können», erklärt Hammond. Ein Flaggschiff für die Meeresforschung Aus diesem Grund wird das Office of Ocean Exploration demnächst ein globales Forschungsschiff in Dienst nehmen, das ausschliesslich für die Meeresforschung unterwegs sein wird. Bisher hat das OOE die Wasserfahrzeuge der NOAA sowie amerikanische Hochschulschiffe eingesetzt, aber dieses Schiff namens «Okeanos Explorer» macht es möglich, das ganze Jahr über weltweite Forschungsexpeditionen zu unternehmen. Alles, was die Wissenschaftler entdeckten, werde dank einer innovativen Satellitenverbindung und High-Definition-Breitbandvideo online und in Echtzeit in Nachrichtenredaktionen, Hörsälen und Wohn zimmern zu sehen sein, erklärt Hammond. «Wir wollen, dass Zuschauer und Wissenschaftler auf der ganzen Welt dabei sind, wenn unsere Ozeanografen ihre Entdeckungen machen. Das hat es in dieser Art bisher noch nie gegeben. Wir sind überzeugt, dass die ‹Okeanos Explorer› so etwas wie Cousteaus ‹Calypso› werden wird – also ein berühmtes Meeresforschungsschiff, an das sich die Leute noch lange erinnern werden.» < Prinzipien der Meereskompetenz Bei der Meereskompetenz geht es um die Erkenntnis, dass das Meer für das Verständnis des Planeten Erde von zentraler Bedeutung ist. Um die Entwicklung der Meereskompetenz zu fördern, haben die NOAA und andere Organisationen sieben Prinzipien erarbeitet. 1. Die Erde verfügt über einen grossen Ozean mit einer Vielzahl von Eigenschaften. 2. Das Meer und das Leben im Meer bestimmen die wesentlichen Charakteristika der Erde. 3. Das Meer ist ein wichtiger Einflussfaktor für Wetter und Klima. 4. Das Meer macht die Erde bewohnbar. 5. Das Meer unterstützt eine grosse Vielfalt an Lebensformen und Ökosystemen. 6. Das Meer und die Menschen sind untrennbar miteinander verbunden. 7. Das Meer ist weitgehend unerforscht. Weitere Informationen unter: www.coexploration.org/oceanliteracy www.oceanexplorer.noaa.gov Credit Suisse Bulletin 3/08 22 Ozean Tanger Am Schnittpunkt der Handelsströme Credit Suisse Bulletin 3/08 Ozean Tanger Text: Beat Stauffer Foto: Driss Manchoube Die marokkanische Stadt Tanger will mit einem gewaltigen Hafenprojekt ein zweites Dubai an der Meerenge von Gibraltar werden. Bis 2015 soll «Tanger Med» mit öffentlichen und privaten Mitteln in der Höhe von drei Milliarden Euro zu einem der führenden Warenund Container-Umschlagplätze des Mittelmeerraums ausgebaut werden. Credit Suisse Bulletin 3/08 23 Ozean Tanger Ksar es-Sghir war bis vor kurzem ein von der Welt abgeschiedener Ort am Ufer des Mittelmeers, gut 30 Kilometer östlich von Tanger. Ein marokkanisches Dorf wie tausend andere auch: Ein paar wenige kleine Läden, einfache Cafés und Restaurants entlang der Hauptstrasse, eine Moschee, bescheidene Wohnhäuser sowie ein paar Dutzend Neubauten in einem undefinierbaren Stil; hingeklotzt von Rückkehrern aus Europa. Im Café sitzt Mourad, ein kräftiger Mann Mitte dreissig. Kleidung und gegerbte Haut verraten seine bäuerliche Herkunft. Er trinkt einen Kaffee. Sein Blick schweift über die alten Gärten mit Olivenbäumen zur Mündung eines kleinen Flusses ins Meer. «In Ksar es-Sghir ist eine neue Zeit angebrochen», sagt Mourad trocken. «Nichts ist mehr, wie es bisher war.» Was dies genau be deutet, lässt sich erst ausserhalb des Dorfes erahnen. Da werden mit einem Mal die gewaltigen Infrastrukturarbeiten sichtbar, die in Angriff genommen oder bereits vollendet worden sind. Im Minutentakt dröhnen denn auch schwere Sattelschlepper und riesige Bau maschinen durch die Hauptstrasse. Eine neue Autobahn und eine Eisenbahnlinie schwingen sich auf einer kühn angelegten Trasse über Brücken und Dämme durch die hügelige Landschaft. Keine fünf Kilometer ausserhalb des Dorfs steht man schliesslich vor den gewaltigen Anlagen des neuen Container- und Fährhafens, der hier in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft worden ist. spiegelt. Eine tief greifende soziale Unrast ist die Folge, welche die Fundamente der Alaouitenmonarchie jederzeit erschüttern könnte. Und da ist eine erstarkte islamistische Be wegung, die der Frustration breiter Bevölkerungsschichten immer fordernder Ausdruck verleiht. Manche Beobachter meinen denn auch, dass nur noch ein gewaltiger Schritt nach vorn den Fortbestand des heutigen politischen Systems garantieren könne. So ist es kein Wunder, dass die treibende Kraft hinter Tanger Med der marokkanische König Mohamed VI. ist. In Rekordzeit hat er das anspruchsvolle Projekt, in das der marokkanische Staat bereits mehr als eine Milliarde Euro an Steuergeldern investiert hat, durchgepeitscht. Die absolutistischen Befugnisse des Monarchen, fehlende Einsprachemöglichkeiten sowie der geschickte Entscheid, die Umsetzung des Projekts einer eigens gegründeten Agentur namens Tangier Med Special Agency ( TMSA ) zu übertragen, haben diese rasche Umsetzung überhaupt erst ermöglicht. Angesichts der Schwerfälligkeit der marokkanischen Verwaltung muss dies als reife Leistung bezeichnet werden. Die Idee, die strategisch einzigartige Lage von Tanger wirtschaftlich zu nutzen, ist naheliegend. Denn der neue Tiefseehafen befindet sich nicht nur direkt an der Meerenge von Gibraltar, die Jahr für Jahr von mehr als 100 000 Schiffen durchquert wird, sondern auch am Kreuzungspunkt der Warenströme in west-östlicher und nord-südlicher Richtung. Dazu kommt, dass bis heute nur wenig Gigantische Containerbrücken aus China Häfen existieren, in denen Containerschiffe der neusten Ge neration Die einst von Surfern als Geheimtipp gehandelte, abgelegene Bucht und Supertanker – sie weisen eine Länge von rund 400 Metern mit ihrem schönen Sandstrand ist nicht wiederzuerkennen. Von auf – anlegen können. Aufgrund des enorm gestiegenen Wareneiner weit ins Meer hinausragenden Mole geschützt, ist hier ein austausches zwischen Europa, dem Maghreb, den USA und dem hochmoderner Tiefseehafen mit einem 80 0 Meter langen Pier, Fernen Osten besteht laut Experten ein dringender Bedarf an gigantischen Containerbrücken sowie riesigen Umlade - und Stapel- neuen Tiefseehäfen, in denen die Containerfracht auf andere, flächen entstanden. Das gesamte Gelände hinter der eigentlichen kleinere Schiffe oder auf die Strasse und die Schiene umgeladen Hafenanlage befindet sich noch im Rohbau. Wie überdimensionierte werden kann. Genau dafür ist Tanger prädestiniert. So erscheinen Insekten fahren grosse Baumaschinen mit ohrenbetäubendem die hochtrabenden Pläne, mit Tanger Med nach dem Vorbild von Gekreisch durch das aufgewühlte Erdreich und modellieren das Dubai eine weltweit bedeutende Drehscheibe für den internatioweiträumige Gelände. Schon bald werden hier Lagerhallen, Ver- nalen Güterverkehr ins Leben zu rufen, durchaus realistisch. waltungsgebäude, Umschlagplätze und riesige Hangars entstehen. Beteiligung der Genfer Reederei MSC «Als im März dieses Jahres die ersten fünf gewaltigen Containerbrücken aus China per Schiff angeliefert und montiert wurden», Für die Realisierung des neuen Tiefseehafens hat die marokkasagt Mourad, «ist es mir beinahe schwindlig geworden.» Irgendwie nische Regierung die weltbesten Firmen mit Erfahrung in der Verwagten weder Mourad noch seine Kollegen aus dem Dorf richtig wirklichung derartiger Grossprojekte engagiert. Zu ihnen gehören dran zu glauben, dass die hochfahrenden Pläne tatsächlich um- etwa der französische Baumulti Bouygues und die weltgrösste gesetzt würden. Doch vor gut einem Jahr, im Juli 2007, nahm der Reederei A. P. Møller-Maersk, aber auch die in Genf ansässige erste Terminal den Betrieb auf. Nun arbei tet Mourad, der noch vor Mediterranean Shipping Company MSC , die je nach Berechnungskurzem von der Landwirtschaft und dem Schmuggel lebte, auf einer art Nummer zwei oder drei der Branche ist. Diese Firmen haben der zahlreichen Baustellen von «Tanger Med» – und erhofft sich, sich zu Konsortien zusammengetan, die im Auftrag der TMSA den auch ein kleines Stück vom Fortschritt und Wohlstand abschneiden neuen Tiefseehafen und die dazugehörige Infrastruktur errichten. zu können, der sich hier auf drastische und unübersehbare Weise Marokko ist es schliesslich auch gelungen, diese internationalen Firmen sowie die EU zur Mitfinanzierung des Projekts zu gewinnen; ankündigt. Das Projekt Tanger Méditerrannée – kurz Tanger Med genannt – rund zwei Drittel der gesamten Baukosten von rund drei Milliarden ist das ehrgeizigste Projekt Marokkos. Es soll entscheidend dazu Euro sollen auf diese Weise finanziert werden. Nur ein Jahr nach der offiziellen Einweihung des Hafens durch beitragen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern. Und die sind alles andere als gering: Ein immer noch viel zu König Mohamed VI. soll noch in diesem Sommer ein zweiter Terhohes Bevölkerungswachstum, Heerscharen von arbeitslosen oder minal dem Betrieb übergeben werden. Doch damit nicht genug; zu prekären Bedingungen angestellten jungen Menschen; Hundert- bereits sind die Ausschreibungen für eine zweite Ausbauetappe im tausende schliesslich, die am Rand der grossen Städte knapp an Gang, die bis 2012 realisiert werden soll. Damit würde Tanger Med der Armutsgrenze leben. Und überall der drängende Wunsch nach in absehbarer Zeit der bedeutendste Hafen Afrikas und einer der einem besseren Leben, wie es das so nahe und dennoch für die ganz grossen Frachthäfen im gesamten Mittelmeerraum sein. Doch allermeisten unerreichbare Europa Tag für Tag via TV -Kanäle vor- Tanger will nicht nur eine der wichtigsten Drehscheiben für den > Credit Suisse Bulletin 3/08 Foto: TMSA 24 Ozean Tanger Tanger Med I Containerterminals 1 und 2; Kapazität 3 Millionen TEU Fahrzeugterminal; Kapazität 1 Million Fahrzeuge (eröffnet 2007) CT3 CT4 CT1 Tanger Med II Containerterminals 3 und 4; Kapazität 5 Millionen TEU (Eröffnung 2012) CT2 Fährhafen Kapazität 7 Millionen Passagiere, 700 000 Lastwagen Lagerungsterminal Ölterminal STEP (Eröffnung 2009) Logistikfreizone 0m 500 m 1000 m Im Juli 2007 nahm der erste Terminal von Tanger Med I seinen Betrieb auf. Bis zu 400 Meter lange Containerschiffe können an der neu gebauten Pier anlegen. Bis 2015 soll die Kapazität des strategisch ideal gelegenen Hafens kontinuierlich auf 3,5 Millionen Container pro Jahr hochgefahren werden. Diese Seite Satellitenbild und Planungsskizze: Zusätzlich zum Containerhafen entsteht ein Fährhafen für sieben Millionen Passagiere und 700 000 Fahrzeuge im Jahr. Bereits begonnen wurde auch mit der Planung und Realisierung von Tanger Med II. Dieser zweite Containerhafen soll bis im Jahr 2012 fertiggestellt sein. Vordere Doppelseite Credit Suisse Bulletin 3/08 25 26 Ozean Tanger Mythos Tanger Nur wenige Städte zehren so stark von einem Mythos wie Tanger. Die Stadt an der Meerenge von Gibraltar und damit an der Stelle, wo sich die Wasser von Mittelmeer und Atlantik mischen, kann auf eine mehr als dreitausendjährige bewegte Geschichte zurückblicken. Es ist eine Geschichte, die von der ständigen Vermischung und Befruchtung aller Mittelmeerkulturen, von Handel und von militärischen Eroberungszügen geprägt ist. Den heutigen, eher abenteuerlichen Ruf verdankt Tanger in erster Linie seinem Sonderstatus als Stadt unter internationaler Verwaltung zwischen 1923 und 1956. In dieser relativ kurzen Periode wurde Tanger zum Fluchtort für Orientsucher und Literaten, für Exzentriker, Milliardärinnen und Liebhaber hübscher Jungs und nicht zuletzt auch zum Horchposten für Spione in der Zeit des Kalten Kriegs. Bis 1956 war Tanger auch die wichtigste Touristendestination Marokkos. Mit der Erlangung der marokkanischen Unabhängigkeit verlor die Stadt ihr internationales Statut und damit auch ihre einzigartige Ausstrahlung. Nun wurde Tanger zunehmend zum Zentrum für Schlepper und Schmuggler, zum Warteraum für Flüchtlinge, zum Umschlagplatz für dubiose Geschäfte aller Art, als Stadt schliesslich, in der «Drogenbarone» aus dem Rifgebirge das Sagen hatten. Der Amtsantritt des heutigen Königs Mohamed VI. im Jahr 1999 stellt für Tanger eine Zäsur dar: Im Gegensatz zu seinem verstorbenen Vater Hassan fördert Mohamed VI. die Stadt nach Kräften und verbringt auch regelmässig Ferien in seinem Palast. internationalen Handel im Mittelmeerraum werden, sondern seine exzellente Lage auch als Produktionsstandort nutzen. Bereits seit zehn Jahren besteht in der Nähe des Flughafens eine Freihandelszone, die Tanger Free Zone, in der sich inzwischen etwa 150 Unternehmen angesiedelt haben. Weitere Logistik- und Industriefreizonen auf einer Fläche von insgesamt zehn Quadratkilometern entstehen nun in unmittelbarer Nähe des neuen Hafens. Dort können die aus der ganzen Welt angelieferten Güter – etwa Textilien, Auto mobil- und Flugzeugkomponenten – weiterverarbeitet werden. Bereits heute ist Tanger ein begehrter Standort für die Just-intime-Produktion; die Auslieferung der hergestellten Produkte an die grossen Verbraucherzentren in Europa ist von Tanger aus innert 24 bis 48 Stunden möglich – ein gewaltiger Vorteil gegenüber den Produktionsstätten im Fernen Osten. All diese Standortvorteile haben auch den französischen Automobilkonzern Renault überzeugt. Zusammen mit seinem japanischen Schwesterunternehmen Nissan will er in der neu geschaffenen Industriezone von Tanger ein Werk errichten, in dem bereits ab dem Jahr 2010 Fahrzeuge für den gesamten Maghreb, aber auch für die Ausfuhr nach Europa montiert werden. Grosse Pläne bestehen auch im Tourismussektor: Entlang der noch weitgehend unerschlossenen Küste in der Umgebung von Tanger sollen tausende neuer Hotelbetten entstehen. Insgesamt – so erhoffen sich die marokkanischen Behörden – werden auf diese Weise in den nächsten zehn Jahren Credit Suisse Bulletin 3/08 in der Region Tanger gegen 150 000 Arbeitsplätze geschaffen. All diese Projekte haben eine Aufbruchstimmung erzeugt und einen noch nie gesehenen Bauboom ausgelöst. «Ich spüre heute eine starke Hoffnung in der Stadt », sagt etwa der Schriftsteller und Kolumnist Lotfi Akalay. «Denn all die neuen Projekte bestehen nicht nur auf dem Papier, sondern sind sehr konkret erlebbar.» Tanger vollziehe zurzeit eine «tief greifende und positive Verwandlung». Das ist nicht selbstverständlich in einer Stadt, die während der letzten 50 Jahre stagnierte und in der vor nicht allzu langer Zeit lediglich Drogenbarone und Schlepperbosse als Investoren auftraten. Akalay gibt damit wohl die Meinung der überwiegenden Mehrheit der Tangerois wieder, die in den gigantischen Projekten eine einmalige Chance für ihre Stadt und die Region erblicken. Und Tanger putzt sich tatsächlich heraus. Überall werden baufällige Gebäude renoviert, werden Strassen, Plätze und andere Infrastrukturanlagen erneuert. Angesichts dieser Aufbruchstimmung haben kritische Stimmen einen schweren Stand. Nur vereinzelt wagen es Intellektuelle und Künstler, die rasante Entwicklung kritisch zu hinterfragen. Gefahr von sozialen Spannungen? Zu ihnen gehört der Wirtschaftsprofessor Najib Boulif, der die islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung ( PJD ) als Abgeordneter im Parlament vertritt. Boulif ist nicht prinzipiell gegen das Projekt Tanger Med. Doch er kritisiert vor allem den Umstand, dass die sozialen Folgen des Megaprojekts vollkommen ausser Acht gelassen worden seien. «Bis zum Jahr 2012 wird in der Region von Ksar es-Sghir eine neue Stadt mit über 120 000 Einwohnern entstehen», sagt Boulif. «Das wird das Leben der dortigen Bevölkerung vollkommen verändern und eine gewaltige Dynamik auslösen.» Viele der Bewohner würden von den Ereignissen richtiggehend überrumpelt, befürchtet der Professor. Eine solche Entwicklung sei schlecht und führe unweigerlich zu sozialen Spannungen. Bedenken äussert auch der aus Marokko stammende Ökonome Najib Harabi, der an der Fachhochschule Nordwestschweiz unterrichtet. Zwar erachtet Harabi die Wahl des Standorts Tanger aus strategischer Sicht als hervorragend. Doch die lokale Bevöl kerung sei viel zu wenig einbezogen worden, so Harabi; es sei ein typisches « Top - down »-Vorgehen, bei dem alle wichtigen Entscheide auf höchster Regierungsebene getroffen worden seien. Dennoch glaubt Harabi daran, dass Tanger Med gesamthaft für Marokko positive Auswirkungen haben wird. Der Politologe und Publizist Omar Brouksy zweifelt hingegen daran, dass das Riesenprojekt das Land wirklich voranbringen kann. Marokkos Probleme seien vielmehr struktureller Art, und deshalb könne auch ein Bauprojekt wie Tanger Med keine wirkliche Lösung bringen. Auch in Ksar es-Sghir wissen die Menschen, dass sich das Rad nicht mehr zurückdrehen lässt. «Alle wollen jetzt möglichst viel von Tanger Med profitieren», sagt Mourad. Sie verkaufen Land, bewerben sich um einen Arbeitsplatz oder hoffen vielleicht auf kleinere Aufträge von den Firmen, die sich schon bald im Industriegebiet ansiedeln werden. «Sollen wir etwa Rücksicht nehmen auf die Alten, die immer noch vom früheren beschaulichen Leben träumen?», ruft er ungehalten aus. Hundertmal lieber arbeite er im ultramodernen Hafen statt DVD s, Medikamente und spanischen Käse über den Zoll zu schmuggeln. Für Mourad und viele andere in Ksar es-Sghir spricht einiges dafür, dass mit Tanger Med eine neue, bessere Zeit angebrochen ist. < Credit Suisse Business 27 Business Informationen aus der Welt der Credit Suisse Übersicht 28_ Alois Bischofberger_Seine letzte ökonomische Einschätzung 30_Indien_Vermögensverwaltung 32 _Ship Finance_65 Jahre Erfahrung 33_ Accessibility Day 34_Riva_Erfolgreiche Partnerschaft 31_Nachfolgeseminar Italien von seiner blühenden Seite Es ist reizvoll, ein Land auf den Spuren seiner Gärten und Parks zu entdecken, und umgekehrt können Touristen einem privaten Gartenbesitzer entscheidend bei der Finanzierung des teuren Unterhalts helfen. Um diese beiden Anliegen zu koordinieren, gründete Judith Wade 1997 den Zusammenschluss «I Grandi Giardini Italiani», dem mittlerweile 70 der schönsten historischen Gärten Italiens in 13 Regionen angehören (im Bild das Centro Botanico Moutan in Vitorchiano). «Die Credit Suisse ist seit 2006 Partner der Grandi Giardini », erklärt Franco Müller, Head Market Area Italy. «Einerseits unterstützen wir gerne die Absicht, historische Gärten für die Nachwelt zu erhalten. Anderseits bieten uns die Gärten auch eine ideale Plattform für Konzerte oder andere Anlässe.» Der Einsatz von Grandi Giardini hat sich gelohnt: Bereits werden die Gärten von jährlich über fünf Millionen Personen besucht. tg www.grandigiardini.it Fotos: Grandi Giardini | Credit Suisse Bank -now honoriert Umweltbewusstsein «Mit unserem neuen Angebot Lease -now Eco geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, gleichzeitig die Umwelt und den eigenen Geldbeutel zu schonen», erklärt Erich Wild, CEO von Bank-now. Entscheidet sich ein Kunde für einen schadstoffarmen Personenwagen, profitiert er mit der Finanzierung durch Lease -now Eco von einem Vor- zugszins, der rund ein Prozent unter dem marktüblichen Zinssatz liegt. Zudem gehen pro abgeschlossenem Lease -now Eco-Vertrag 50 Franken als Spende an Klimaprojekte. Zurzeit entsprechen rund 500 Fahrzeugmodelle den Anforderungen von Lease-now Eco. Kriterium ist ein CO 2 -Ausstoss bis maximal 140 g/km, was dem EU -Ziel 08/09 entspricht. Banknow ist seit Anfang 2007 als rechtlich eigenständige Tochter gesellschaft der Credit Suisse Group in den Bereichen Kredit- und Leasinggeschäfte tätig. Bank-now beschäftigt rund 270 Mitarbeitende, verteilt auf den Hauptsitz Horgen sowie 21 weitere Filialen in der Schweiz. schi www.bank-now.ch www.lease-now.ch/eco Auf dem Meer in Kiel und Monaco Die Unternehmer familie Muhrmann besitzt mit der neuen UCA eine Hochseeyacht der Extra- klasse. Der 26 Meter lange MaxiRacer ist die grösste je in Deutschland gebaute Hightech-Regattayacht aus Kohlefaser: ein Traum für jeden Segler, mit der UCA einmal die Nordsee befahren zu können. Dank einer Partnerschaft mit Klaus Muhrmann kann dies die Credit Suisse Deutschland viermal im Jahr jeweils rund einem Dutzend Kunden der Unternehmerberatung ermöglichen. Startpunkt des drei Tage dauernden Abenteuers ist der Kieler Yachtclub. Bei Windgeschwindigkeiten bis zu 36 Knoten stellt das Segeln mit der UCA eine Heraus- forderung dar, die man nie mehr vergisst. Bereits seit 15 Jahren ist die Credit Suisse Monaco Partner des Yacht Club de Monaco. Die Zusammenarbeit konzentriert sich in erster Linie auf die Segelregatta Credit Suisse Primo Cup sowie das traditionelle Yachtmen’s Dinner, dem normalerweise auch Fürst Albert beiwohnt. tg www.uca5000.de www.yacht-club-monaco.mc Minergie – ein Gebot der Stunde Liegenschaften sind die mit Abstand grössten Energiefresser der Schweiz. Sie verbrauchen über 50 Prozent der gesamten Energie und verursachen rund 45 Prozent des CO 2 -Ausstosses. Deshalb wurde vor zehn Jahren der zertifizierte Baustandard Minergie geschaffen. Würde dieser konsequent angewendet, könnte der Energieverbrauch im Gebäudebereich um 60 bis 70 Prozent gesenkt werden – notabene mit Komfortgewinn. Die Credit Suisse wendet bei ihren Neu- und Umbauten den Minergiestandard konsequent an und weist deshalb mehr minergiezertifi zierte Bürofl ächen auf als jedes andere Schweizer Unternehmen. Folgerichtig unterstützte die Credit Suisse im Juni die erste Internationale Minergie -Fach tagung als Patronatspartner. schi www.credit-suisse.com/wohnen Credit Suisse Unternehmertum künstlerisch umgesetzt Art & Entrepreneurship – mit der Möglichkeit, per Website an der Kunstauktion teilzunehmen. Die Credit Suisse, die ihre Gründung den Visionen des Unternehmers Alfred Escher verdankt, erachtet Unternehmerinnen und Unternehmer als treibende Kraft hinter unzähligen Innovationen in Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Anfang 2008 hat die Credit Suisse zusammen mit der Kuratorin Michelle Nicol die Wanderausstellung « Art & Entrepreneurship» realisiert. 19 junge Künstler aus aller Welt haben dafür ihre Vorstellungen der fünf Unternehmereigenschaften «vision», «knowledge», «network», «family» und «contributing to society» umgesetzt. Entstanden ist eine anregende Ausstellung, die im März in Dubai und Ende Juni in New York auf ausgesprochen grosses Interesse stiess. Nächstmals zu erleben sind die Kunstwerke vom 4. bis 6. September in Berlin, am 17./18. September in Moskau sowie vom 9. bis 12. Oktober in Genf. Am 24. November findet als Abschluss in London eine Auktion der Kunstwerke statt. Der Erlös geht je zur Hälfte an die Künstler und die gemeinnützige Organisation Room to Read. schi www.credit-suisse.com/ artandentrepreneurship Credit Suisse Bulletin 3/08 28 Credit Suisse Business Rückblick «Dieser massive Anstieg des Ölpreises überraschte uns alle» Ende Juni trat Alois Bischofberger, während 22 Jahren Chefökonom der Credit Suisse, in den Ruhestand. Im Interview mit dem Bulletin schaut er einerseits zurück auf seine 35 Jahre bei der Credit Suisse und anderseits gibt er ein letztes Mal eine ökonomische Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten Monaten. Bulletin: Können Sie sich noch an Ihren zweite Ölpreisschock, verbunden mit einem massiven Anstieg der Infl ationsraten. Paul damaligen SKA erinnern? Volcker, der 1979 neu eingesetzte Chairman Alois Bischofberger: Ja, sehr gut. Ich hatte des Federal Reserve Board, musste die Indamals meinen Arbeitsplatz an der Selnau- fl ation mit einer markant restriktiven Geldstrasse in der Nähe des Paradeplatzes. Dort politik bekämpfen und war damit zum Glück hat mich mein Chef am ersten Tag den ver- letztendlich erfolgreich. Aber damals stiegen schiedenen Kolleginnen und Kollegen im die kurzfristigen Zinsen in den USA auf Haus vorgestellt, unter anderem auch den 20 Prozent. In der Schweiz lagen sie bei Redaktoren des Bulletin. Wie Sie sehen, war 12 Prozent, was natürlich zu einer deutlichen ich mit dem Bulletin vom ersten Tag an eng Abschwächung der Wirtschaft führte. verbunden. Haben sich die Zeitspannen oder ersten Arbeitstag vor 35 Jahren bei der Aber einen Computer gabs damals noch nicht an Ihrem Arbeitsplatz. auch die Ausprägungen der Zyklen in den vergangenen Jahrzehnten verändert ? Nein, das war damals noch sehr mechanisch und handgestrickt. Ja, die Ausschläge waren in den Siebzigerund auch noch in den frühen Achtzigerjahren Wie präsentierte sich das wirtschaftausgeprägter. Das hat sich in den verganliche Marktumfeld ? genen Jahren sowohl nach unten wie nach Damals, also Anfang 1973, war eine sehr oben etwas eingeebnet. Dafür gibt es für spannende Zeit. Das war noch vor der ersten mich zwei Gründe: zum einen den Rückgang grossen Erdölkrise. Diese Zeit war geprägt der Infl ationsraten seit den frühen Achtzigervom Übergang zu fl exiblen Wechselkursen. jahren, zum anderen die Globalisierung. In Das Floating der Währungen führte insbe- der heutigen, globalisierten Welt profi tieren sondere zu einer massiven Aufwertung des wir davon, dass die Entwicklungen in den Schweizer Frankens gegenüber dem US - verschiedenen Volkswirtschaften und Re gioDollar. Durch die Erstarkung des Frankens nen nicht völlig synchron verlaufen. So wird sank der Kurs des Dollars innerhalb von zum Beispiel heute der Abschwung in den wenigen Jahren von zirka 4.30 Franken auf USA durch eine gute Konjunktur in den aufetwas mehr als 2 Franken. strebenden Schwellenländern zum Teil aufDie Wirtschaft ist geprägt von Zyklen. gefangen. Wie viele Berg- und Talfahrten Sie sprachen vorher von einer eher haben Sie während Ihrer Zeit bei der mechanischen Arbeitsweise in den Anfängen Credit Suisse verfolgt ? Ihrer beruflichen Karriere. Heute sorgen Es müssen deren vier gewesen sein. moderne Kommunikationssysteme für eine Gibt es einzelne Zyklen, die in Ihrer regelrechte Datenflut. Wie hat sich die Erinnerung speziell herausragen? Arbeit eines Bankökonomen verändert ? Noch gut kann ich mich an die Krise Mitte der Siebzigerjahre erinnern. 1975 und 1976 erlebten wir in der Schweiz eine tiefe Rezession, bei der das Bruttoinlandsprodukt in nur zwei Jahren um zehn Prozent sank. Dann folgte in den späten Siebzigerjahren der Die Informationsfl ut und insbesondere auch die Geschwindigkeit, mit der sich Informationen verbreiten, sind heute tatsächlich gewaltig. Die neuen technischen Hilfsmittel haben unsere Arbeit stark verändert, aber nicht unbedingt vereinfacht. Wir müssen aus dieser Credit Suisse Bulletin 3/08 immensen Fülle von Informationen die richtigen und wichtigen Daten herauspicken, um aus diesen schliesslich einigermassen zutreffende Schlussfolgerungen zu ziehen. Was war rückblickend Ihre grösste Fehleinschätzung? Keine sticht besonders krass hervor. Es kam aber natürlich immer wieder vor, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Können Sie dafür ein konkretes Beispiel nennen? Sehr überraschend kam für mich der massive Anstieg des Erdölpreises, wie wir ihn momentan erleben. Sehr spannend muss für Sie sicher auch das Jahr 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer gewesen sein. Wie absehbar war der Zusammenbruch des Ostblocks für Sie als Ökonom ? Dass dieser Zusammenbruch nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen irgendwann kommen musste, zeichnete sich bereits in den Achtzigerjahren ab. Und natürlich gab es auch schon vorher Zweifel an der Beständigkeit des kommunistischen Systems. Doch in den Achtzigerjahren häuften sich die Anzeichen, dass vor allem die Sowjetunion mit ihren enormen Rüstungsausgaben immer mehr an ihre wirtschaftlichen Grenzen kam oder sie sogar schon überschritten hatte. Dann wurde auch immer mehr der schwache Zustand der verschiedenen Ostblock-Wirtschaften bekannt. Aber dass es 1989 schliesslich so schnell gehen würde, das überraschte mich dann doch. Stehen wir heute wieder an einem globalen Wendepunkt der wirtschaftlichen Machtverhältnisse? Ja, ich denke schon. Wir sind heute im Bereich der Energie und der industriellen und landwirtschaftlichen Rohstoffe mit einem markanten Preisauftrieb konfrontiert. Es zeigt Credit Suisse Business 29 sich immer mehr, dass diese Preissteigerungen nun doch auf die Konsumentenpreise übergreifen. Zudem dürften die Rohstoffnotierungen im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich hoch bleiben. Dieser Strukturwandel führt global gesehen zu einer Neuverteilung des Wohlstands und der Einkommen. Davon profitieren werden insbesondere die Rohstoff produzierenden Volkswirtschaften. Sie werden dadurch Kapital akkumulieren können, das sie wiederum Unternehmen in westlichen Ländern zur Verfügung stellen werden. Die Bedeutung vieler Schwellenländer wird also eindeutig steigen. Auch wird die Aufgabe der Zentralbanken schwieriger, weil der Infl ationsdruck auf der einen Seite tendenziell steigt und das Wachstum auf der anderen tendenziell sinkt. Entsprechend steht die Geldpolitik vor der Heraus forderung, den Teuerungsauftrieb zu bekämpfen, ohne die sowieso schwächere Konjunktur abzuwürgen. Wie gut ist die Schweiz gegen diese Umwälzungen gewappnet ? «Die Schweiz ist eines jener Länder, die Nutzen aus dem Anstieg der Rohstoff- und Rohölpreise ziehen können», sagt Alois Bischofberger, während 22 Jahren Chefökonom der Credit Suisse. Die Schweiz ist eines jener Länder, die Nutzen aus dem Anstieg der Rohstoff- und Rohölpreise ziehen kann, weil ihre Industrien Produkte im Bereich der Energieersparnis respektive der effi zienteren Nutzung von Energie anbieten. Diese Güter und Dienst leistungen werden sich einer erhöhten Nachfrage erfreuen. Als Folge der steigenden Preise wächst zudem der Wohlstand in den Rohstoff produzierenden Ländern. Es entsteht eine Mittelschicht, die am Kauf von Konsumgütern interessiert ist. Auch in diesem Bereich steht die Schweiz gut da, gerade im Luxussegment. Nehmen wir unsere Uhrenindustrie, der es heute nicht zuletzt dank des Aufschwungs in den Schwellenländern sehr gut geht. Wird der Schweizer Finanzplatz und damit auch die Schweizer Finanzbranche in den nächsten zehn Jahren an Bedeutung Zur Person Der heute 64-jährige Alois Bischofberger trat 1973 in die Credit Suisse ein und wurde 1986 Chefökonom der Bank. 1997 wurde er zusätzlich zum volkswirtschaftlichen Berater der Geschäftsleitung und 2004 zum Chefökonomen der Credit Suisse Group berufen. Alois Bischofberger war bis 2006 während 15 Jahren Schatzmeister der Stiftung für wissenschaftliche Forschung an der Universität Zürich. Zudem war er Mitglied verschiedener Foto: Stefan Walter Fachorganisationen, darunter die International Conference of Commercial Bank Economists, der Council of Economists des Conference Board und die Société Universitaire Européenne de Recherches Financières. Alois Bischofberger ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. verlieren oder gewinnen? Die Konkurrenz wird auf jeden Fall intensiver. Neue Finanzplätze wie zum Beispiel Singapur werden mit Sicherheit eine wichtigere Rolle spielen. Umso wichtiger ist es, dass der Finanzplatz Schweiz seine Wettbewerbsfähigkeit beibehält und sich verstärkt in diesem immer intensiveren globalen Wettbewerb behauptet. Ich denke, dass die Rahmenbedingungen nach wie vor günstig sind, weil die Schweiz ein guter Standort für Finanzdienstleistungen ist, nicht zuletzt aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und ihres guten Rufs in diesem Geschäft. Daniel Huber Credit Suisse Bulletin 3/08 30 Credit Suisse Business Indien – ein Markt von zunehmender Bedeutung Die Credit Suisse verstärkt ihr Engagement in Indien Die Credit Suisse weitet ihre Geschäftstätigkeit in Indien aus. Wie sie am 22. Mai in Mumbai bekanntgab, will sie innerhalb der nächsten drei Jahre zu den drei wichtigsten Vermögensverwaltern gehören. Einsatz für Indien: Mickey Doshi (links) und Puneet Matta. Indien bald die Nummer drei der Weltwirtschaft «Indien hat das Potenzial, sich bis 2050 zur drittgrössten Wirtschaftsmacht der Welt nach China und den USA zu ent wickeln, mit grossem Abstand vor Japan, Brasilien und Russland», betont auch Mickey Doshi, Länderverantwortlicher der Credit Suisse Indien. Diese anhaltende überdurchschnittliche Dynamik verdankt Indien nicht zuletzt der Tatsache, dass es eines der Länder mit der jüngsten Bevölkerung ist. «In den nächsten 20 Jahren nimmt die arbeitsfähige Bevölkerung Indiens von knapp 700 Millionen auf über 950 Millionen Menschen zu. Indien ist gewillt und imstande, die dazu nötigen Arbeitsplätze zu schaffen.» Prozentual noch stärker, nämlich um 30 Prozent jährlich, schnellt die Zahl vermögen der PrivatpersoCredit Suisse Bulletin 3/08 nen empor. Bis ins Jahr 2012 wird gemäss Analysen die Zahl der Haushalte mit Finanzanlagen von über einer Million US -Dollar auf 300 000 ansteigen – und dementsprechend das zu verwaltende Vermögen die 1000 -Milliarden-Marke überschreiten. Eine nationale Besonderheit ist, dass die Inder ihr Geld grösstenteils im Lande selbst anlegen. dukten, die auch die Beratung bei Kapitalbeschaffung, Börsengängen und bei der Nachfolgeplanung einschliesst. Dabei bringen wir unser weltweites Netzwerk und Know-how ein.» Drei Viertel der vermögenden Inder sind Jungunternehmer, die nun nach dem ersten Jahrzehnt der Expansion mehr und mehr an finanzielle Sicherheit und Vorsorge denken. «Bis anhin betrieben viele Firmeninhaber keine strikte Trennung zwischen Unternehmenskapital und Privatvermögen», führt Mickey Doshi aus. «Die Unternehmensgewinne fl ossen direkt in die nächsten Wachstumspläne. Je mehr das Vermögen allerdings wuchs, desto mehr stieg bei den Unternehmern das Bedürfnis nach Beratung, wie sie die Vermögensanteile entfl echten, ihre privaten Assets sichern und für die nächste Generation langfristig anlegen können.» Integrierte Lösungen anbieten Die Credit Suisse gestaltet diesen Prozess aktiv mit. Nachdem sie Anfang 2008 vom Securities and Exchanges Board of India ( SEBI ) eine Portfolio-Manager-Lizenz für Indien erwarb, hat sie nun am 22. Mai das Vermögensverwaltungsgeschäft in Indien offi ziell eröffnet. Als dessen Leiter gab Puneet Matta, der seit 18 Jahren im indischen Bankensektor tätig ist, ambitiöse Ziele bekannt: «Wir starten mit rund 20 Mitarbeitenden, doch schon bald sollen es 40 sein. Nach Mumbai werden wir auch in Neu-Delhi und Bangalore Büros er- Inder auch im Ausland beraten Im Ausöffnen. In drei Jahren wollen wir zu den drei land leben vergleichsweise wenige Inder – wichtigsten Vermögensverwaltern in Indien rund 25 Millionen. Auch sie richten sich geschäftlich und privat sehr stark auf ihre gehören.» Wie wird das möglich sein? «Unsere gros- Heimat aus. «Allein im Jahr 2007 sind 27 Milse Stärke ist die Strategie der integrier ten liarden Dollar von im Ausland lebenden Bank», so Matta weiter. «Wir profitieren da- Indern in Indien investiert worden», erklärt von, dass wir im Investment Banking bereits Raj Sehgal, Market Leader für Indien in seit über zehn Jahren erfolgreich in Indien Dubai. Die Credit Suisse hat zur Betreuung tätig sind und dass ausgesprochen viele der im Ausland lebenden Inder spezialisierte Kunden integrierte Lösungen benötigen. Es Teams in Dubai, London, Singapur und Zürich herrscht eine grosse Nachfrage nach Pro- aufgebaut. Andreas Schiendorfer Foto: Credit Suisse Am 12. Mai 2000 überschritt die Bevölkerung Indiens die Milliardengrenze. Kein anderes Land wächst derzeit schneller. Indien beeindruckt aber keineswegs nur mit seinem demografi schen, sondern auch mit seinem wirtschaftlichen Wachstum. Und daran dürfte sich auch in Zukunft nichts ändern. An der von der Credit Suisse in Hongkong organisierten Asian Investment Conference verlieh jedenfalls der indische Finanzminister Shri Palaniappan Chidambaram seiner Zuversicht Ausdruck, dass sein Land für die nächsten fünf bis zehn Jahre ein Wachstum von jährlich neun Prozent erreichen werde. Credit Suisse Business Credit Suisse Investment & Family Business Program in Zürich 31 of Global Management. Für ihn stellt das Thema Nachfolge ein entscheidendes Element für ein erfolgreiches Familienbusiness dar. Und hier sieht er ein grosses Potenzial, weshalb sein Ziel des Seminars in erster Familienunternehmen machen in Lateinamerika 98 Prozent aller Linie eine Veränderung des Bewusstseins Firmen aus. Davon bleibt jedoch kaum ein Drittel in Familienhänden. ist: «Ich will meinen Teilnehmern vermitteln, Mit dem Investment & Family Business Program geht die Credit Suisse dass die Herausforderung entscheidend und auf das Bedürfnis der Kunden nach ausgereiften und individuellen riesig ist, wenn es um die Nachfolgeregelung Strategien für eine Nachfolgeregelung ein. und Kontinuität eines Familienunternehmens geht. Viele Unternehmer glauben, dass, nur weil die Familienmitglieder gut miteinander In Amerika und Lateinamerika generieren Finanzstrategien entgegen. Indem die Credit auskommen, auch der Betrieb automatisch Familienunternehmen bis zu drei Viertel des Suisse den Teilnehmern andere Perspektiven gut geführt sei und man sich auch geschäftgesamten Bruttoinlandsprodukts – und zäh- aufzeigt und den Zugang zu Wissen und lich verstehe. Das ist ein grosser Irrtum. Das len deshalb zu den wichtigsten Grundpfeilern Information vermittelt, will sie Unternehmer allein reicht nicht für eine erfolgreiche Fühder Wirtschaft. Allerdings überleben zwei unterstützen, die ein finanziell gesundes und rung.» Weitere wichtige Aspekte seien das Drittel dieser Unternehmen die ersten fünf strategisch durchdachtes Business aufbau- Denken hin zu nachhaltigen, individuellen Jahre ihres Bestehens nicht, und nur zwölf en möchten. So erhielten die Teilnehmer die Strategien, eine offene KommunikationskulProzent können ihre Firma bis in die dritte Gelegenheit, sich über aktuelle Trends und tur und das Bewusstsein der Einzigartigkeit Generation retten. Diesen Tatsachen trug Prognosen des Finanzmarktes zu informieren einer Firma. Mit diesem Inhalt vermochte die Credit Suisse auch heuer Rechnung und und dank verschiedener Redner einen Ein- Professor Poza schliesslich auch viele Teillud bereits zum zweiten Mal zum Invest- blick in die Strategie der Credit Suisse zu nehmer des Seminars zu begeistern. ment & Family Business Program ins Zen- gewinnen. Der Fokus jedoch lag auf dem Mit dem Rahmenprogramm schliesslich trum Bocken in Horgen bei Zürich ein. Dort zweitägigen Seminar, in dem sich die CEO s wurde der Kreis wieder geschlossen: Die traf sich Mitte Mai dieses Jahres eine Grup- intensiv mit den Herausforderungen einer Teilnehmer waren zu einem Rundgang durch pe von 24 lateinamerikanischen aktuellen erfolgreichen Strategie, Führung und Nach- die Fabrik von BMW Sauber Formel 1 eingeund zukünftigen CEO s von Familienunterneh- folgeregelung ihrer Firma auseinandersetzen laden – auch diese ein ehemaliges Familienmen zu einem Seminar zum Thema Nachfol- konnten. Dieses fand unter der Leitung eines unternehmen – wo sie anschliessend durch ge. Dieses Angebot kommt dem Bedürfnis führenden Experten im Bereich Management den Chef Dr. Mario Theissen einen Einblick der Kunden nach ausgereiften und individuell von Familienunternehmen statt, Professor in die momentane Entwicklung und Situation auf das eigene Unternehmen ausgerichteten Er nesto J. Poza von der Thunderbird School der Firma erhielten. Regula Gerber Fotos: Rainer Wolfsberger | Credit Suisse Eine gut vorbereitete Nachfolge trägt massgebend zum Erfolg bei Professor Ernesto J. Poza: «Wenn Wissen und Geist einer Firma über Generationen hinweg weitervermittelt werden, ist das für ein Familienunternehmen von unschätzbar grossem Wert.» Wolfgang Rother im Gespräch mit Dr. Mario Theissen (rechts), der trotz des momentan strengen Rennkalenders die Zeit fand, den Teilnehmern Rede und Antwort zu stehen. Credit Suisse Bulletin 3/08 32 Credit Suisse Business Schiffsfinanzierungen sind ein wichtiges Geschäft Der Welthandel findet fast ausschliesslich zur See statt Die Finanzierung von Frachtschiffen ist für Banken wie die Credit Suisse ein wichtiges Geschäft. Die Auftragsbücher der Schiffswerften sind weltweit gut gefüllt. Die Flotten wachsen momentan im zweistelligen Prozentbereich. Und auch in den kommenden Jahren wird eine grosse Nachfrage nach Seetransportkapazitäten erwartet. Fast 95 Prozent des Welthandels werden über See abgewickelt. Drei Viertel der Schiffsneubauten werden über normale Bankkredite fi nanziert. 2006 bestellten Reeder Schiffsneubauten im Rekordwert von 231,5 Milliarden Dollar, wie der Schiffsmakler Clarkson PLC berichtet. «Nach Jahren, in denen die Er trags lage enttäuschend war, erfreut sich der Seetransport seit fünf Jahren eines richtiggehenden Booms. Das wiederum erfreut unsere Kundschaft», bestätigt John Häfelfinger, stellvertretender Leiter Ship Finance der Credit Suisse. «Obwohl das Kreditvolumen beträchtlich angestiegen ist, bleibt die Bank bei den Parametern sehr konservativ, was von der erstklassigen Kundschaft so erwartet und geschätzt wird», so Häfelfinger weiter. Doch was macht die in Basel ansässige Einheit Ship Finance der Credit Suisse genau? Schiffsfinanzierungen bereits seit 1943 Die Credit Suisse eröffnete ihre erste Schiffsfi nan zierungsgesellschaft 1943 unter dem Namen Schweizerische Schiffshypothekenbank. Heute trägt sie den Namen Credit Suisse Ship Finance, und sie gehört, was das Kre dit volumen angeht, zu den zehn grössten Schiffsfinanzierungsgesellschaften. Rund 600 Schiffe werden fi nanziert, der grösste Teil der Kredite geht nach Griechenland, Italien, Deutschland, Hongkong, Grossbritannien und Russland. Zu den Kunden der Credit Suisse Bulletin 3/08 Credit Suisse gehören einige der weltweit bank Offered Rate). Dazu kommt noch eine bekanntesten Reedereien. Die Mehrzahl be- Prämie, deren Höhe von der Bonität des Krefi ndet sich noch immer im Besitz von ver- ditnehmers abhängt. Die Rückzahlungen mögenden Privatleuten. «Aufgrund der welt- erfolgen meist vierteljährlich. Die Kredite umspannenden Organisation der Credit müssen getilgt sein, bevor das Schiff 20 Suisse können diese Kunden einen grossen Jahre alt ist. Nutzen aus der langjährigen Erfahrung der Bank in Private Banking, Investment Ban- Nachfrage nach neuen Containerschiffen king und Asset Management ziehen», betont Schätzungen zufolge werden etwa 90 ProHäfelfinger. «Wir setzen unsere Kunden mit zent aller weltweit produzierten Fertigwaren den anderen Divisionen der Bank in Verbin- in Seecontainern transportiert. Gegenwärtig dung, wann immer sie für unsere Produkte stehen Schif fe mit einer Gesamttonnage von etwa 6,4 Millionen TEU in den Auftragsbüoder Dienstleistungen Interesse zeigen.» chern der Werften, wobei 1 TEU einer 20Schwerpunkt kommerzielle Frachtschiffe Fuss-Containereinheit entspricht. Wenn man Um die Risiken zu verringern und sich nicht weiss, dass die grösste Containerschiffsreein Nischenmärkten zu verlieren, vergibt die derei der Welt, die dänische A. P. MollerCredit Suisse ausschliesslich Kredite für Maersk, über eine Gesamttonnage von etwa kommerzielle Hochseeschiffe wie Container- 1,9 Millionen TEU verfügt, kann man sich eine schiffe, Öl- und Produkttanker, Massengut- Vorstellung von der Grösse des Auftragsfrachter, Chemikalien- und Gastransporter. volumens machen. Heute werden in der Diese Strategie hat sich gelohnt, denn seit Regel grössere Containerschiffe mit mehr mehr als 20 Jahren hat die Schiffsfi nanzie- als 4000 TEU nach gefragt. Clarkson PLC rung der Credit Suisse keinen einzigen Kre- schätzt, dass dieses Jahr die Containerdit abschreiben müssen. Ein Frachtschiff schifffl otte um rund 1,2 Millionen TEU wachkostet je nach Grösse und Alter zwischen 20 sen wird. 2009 dürften sogar 1,8 Millionen und 180 Millionen Dollar. Die Credit Suisse TEU hinzukommen. «Alle diese Schiffe brauchen eine solide bietet Schiffseignern Kredite für Schiffsneubauten vor und nach Fertigstellung, die Finanzierung. Somit bieten sich für unseren üblicherweise 60 bis 70 Prozent des jewei- Bereich vielfältige Geschäftsmöglichkeiten», ligen Marktwertes abdecken. Diese Kredite ist sich Meike Mättig, Leiterin Execution and sind immer abgesichert. Die Verzinsung er- Support von Ship Finance der Credit Suisse, folgt in der Regel nach LIBOR (London Inter- sicher. Dorothée Enskog Fotos: « ORION» BULKERS GmbH & Co. KG | Credit Suisse Die Credit Suisse verfügt über 65 Jahre Erfahrung in Ship Finance. « Accessibility Day» bei der Credit Suisse 200 sprechende Bancomaten und neu auch Kontoauszüge in Blindenschrift Im Rahmen der «informatica08» fand im Uetlihof der Credit Suisse der «Accessibility Day» statt, der zeigte, welche Chancen Informationstechnologien für Menschen mit Behinderungen bieten. Die Credit Suisse nimmt in diesem Bereich eine Pionierrolle in der Schweiz ein. dig zu tätigen, die bislang die Assistenz einer sehen den Person erforderten», erklärt Markus Riesch, Leiter Forschung und Entwicklung der Stiftung «Zugang für alle». René Jaun erblindete vor zehn Jahren vollständig. Heute bewertet er für die Stiftung «Zugang für alle» die Barriere freiheit von Internetseiten. Er erläuterte auf der «Accessibility»-Tagung die typischen ProDie Stolpersteine der Informatik Noch grammierungsfehler bei nicht barrieresind längst nicht alle Barrieren im Alltag freien Seiten: Blinde User erkennen durch beseitigt. Doch haben gerade die grossen eine spezielle Software den Inhalt der InterFortschritte in der Informations- und Kom- netseiten. Hierbei ist entscheidend, dass munikationstechnologie vielen Menschen die Links zu weiteren Seiten mit adäquamit Behinderungen zu etwas mehr Un- ten Text beschreibungen unterlegt sind. abhängigkeit und Selbstständigkeit verholfen. Allerdings baut die moderne IT Barrierefreies Online - Banking Die nicht nur Hindernisse ab, sondern schafft Credit Suisse legt grossen Wert auf die gleichzeitig wieder neue. «Umso wichtiger barrierefreie Programmierung ihrer Interist es deshalb, die Möglichkeiten der In- netseiten. Bislang sind das Direct Net, der formations- und Kommunikationstech- Privatkunden-Bereich und das elektro ninologie konsequent an den Bedürfnis- sche Magazin «In Focus» barrierefrei und sen aller Benutzer auszurichten», betonte von der Stiftung «Zugang für alle» zertiClaude Honegger, CIO Switzerland der fiziert. «Alle Prozesse in der IT wollen wir zukünftig so gestalten, dass Accessibility Credit Suisse. Das Internet ist ein wichtiges Instru- bei der Programmierung berücksichtigt ment für die Entwicklung zu mehr Eigen- wird», versichert Alireza Darvishy, Projektständigkeit der Betroffenen. «Dank des In- leiter der «Accessibility»-Tagung. So solternets ist es blinden Menschen erstmals len neue Internetseiten so flexibel sein, möglich, bestimmte Geschäfte selbststän- dass sich Schriftfarbe, Schriftgrösse und Hintergrund leicht verändern lassen. «Accessibility» steht für den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen. Mit viel Humor schilderte der seit seiner Geburt gehbehinderte Fernsehmoderator Alex Oberholzer, dass in seiner Studienzeit die grösste Herausforde r ung nicht das Stu dium, sondern die vielen Stufen zur Bibliothek waren. Der «Accessibility Day» der Credit Suisse hatte wirklich keine Barrieren. Credit Suisse auf Pionierpfaden Bis Jahresende werden in der Schweiz 200 Bancomaten umgebaut, deren Funktionen über Kopfhörer abgehört werden können. Ausserdem steht der Service in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch zur Verfügung. «Das sind die ersten viersprachig kommunizierenden Bancomaten der Welt », schätzt Darvishy. Gleichzeitig wurde die Höhe der Bancomaten so abgesenkt, dass Kunden mit Rollstühlen alle Tasten erreichen. Ab August ist der Kontoauszug in Blindenschrift oder extragrosser Schriftgrösse verfügbar. Anja Papp FÜR MICH. Die Klafs Sauna- und Wellness-Welt. Sauna / Sanarium Dampfbad / Dusche SANOSPA / Whirlpool Weitere Informationen erhalten Sie in unserem kostenlosen 170seitigen Übersichtskatalog. Klafs AG Oberneuhofstrasse 11 CH-6342 Baar Telefon 041 760 22 42 Fax 041 760 25 35 [email protected], www.klafs.ch Weitere Geschäftsstellen in: Bern, Ried-Brig VS, Chur GR, Clarens VD, Dietlikon ZH, Roggwil TG. 34 Credit Suisse Business Eine Partnerschaft im Zeichen von Tradition und Innovation Riva: Wenn Brand und Lifestyle sich verbinden Die Meere bieten der Credit Suisse die Grundlage für wichtige Geschäfte (Artikel «Ship Finance» auf Seite 32). Darüber hinaus finden zu Wasser einzigartige Veranstaltungen mit Gästen, Kunden und Mitarbeitenden statt. Besonders attraktiv und exklusiv sind in Partnerschaft mit Riva organisierte Anlässe wie die Riva Trophy oder der Besuch in der Schiffswerft am Iseosee. Credit Suisse Bulletin 3/08 2008 führte die Riva Trophy nach Miami und Palma de Mallorca. Im August folgt ein gemeinsamer Anlass in Porto Cervo auf Sardinien, und im September wird die Schiffswerft in Sarnico besucht. die lose Zusammenarbeit. «Mit der Credit Suisse haben wir eine tolle Partnerschaft im Bereich Kommunikation und Events », bestätigt Ferruccio Rossi. «Das hat 2007 mit der gemeinsamen Organisation von Anlässen in Portofino, Saint-Tropez und Cala di Volpe in Sardinien begonnen. Unsere Reederfamilie organisiert die Riva Trophy, und es werden Wettbewerbe im Wasser und an Land mit Galadinners organisiert. So verbringen wir jeweils drei einzigartige Tage miteinander.» Andreas Schiendorfer Fotos: Riva Es gibt nicht viele Unternehmen, die älter sind als die 1856 gegründete Credit Suisse und einen vergleichbar wertvollen Brand besitzen. Riva gehört zweifellos dazu. Gegründet wurde die Cantieri Riva in Sarnico am Iseosee bereits im Jahr 1842 durch Pietro Riva. Ab den 1920 er-Jahren spezialisierte sich Serafi no Riva in der dritten Generation auf Rennboote, während sich sein heute 86jähriger Sohn Carlo ab 1949 mehr und mehr auf die luxuriöse Ausstattung seiner Boote konzentrierte und so den «Mythos Riva» begründete. Seit 2000 gehört die Riva-Gruppe mit Produktionsstandorten in Sarnico, La Spezia und Ancona zum Ferretti-Konzern. Die Riva-Luxusyachten kosten im Minimum 1,3 Millionen Euro, doch sind die Auftragsbücher weit voraus gefüllt. Das Erfolgsrezept ? «Unser Motto heisst ‹Tradition und Innovation›», erklärt Ferruccio Rossi, Verwaltungsratsdelegierter von Riva. «Tradition in unserer Arbeitsweise und Philosophie, verbunden mit Innovation, weil wir stets vorwärtsschauen müssen.» Neues Design, neue Technologie, neue Projekte: Jedes Boot hat eine andere Farbe, ein eigenes Holz, eine andere Verkleidung, sodass jedes zum Einzelstück wird. «Tradition und Innovation sind natürlich verbindende Elemente zwischen unseren Unternehmen», ergänzt Franco Müller, Head Market Area Italy. «Und es kommt die Passion hinzu: die Leidenschaft, mit der wir unsere Arbeit verrichten, vor allem aber auch die starke emotionale Bindung, die wir bei Kunden und Mitarbeitenden für die RivaBoote feststellen.» Bei Riva verbinden sich Qualität, Eleganz und guter Geschmack. Deshalb intensivierte die Credit Suisse im letzten Jahr Credit Suisse Invest 35 Credit Suisse Invest Analysen und Prognosen Übersicht 36_Ausblick Global 38_Ausblick Schweiz 40_Prognosen 42 _Investment Focus Highlights Juli 2008 Inhalt Die Schwellenländer dürften auch in den kommenden Jahren den grössten Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum leisten. Stark steigende Rohstoffpreise und möglicherweise deutlich restriktive Zentralbanken stellen jedoch Risiken dar. Ausblick Global Internationale Notenbanken werden restriktiver, da die Inflation noch immer am Steigen ist. In den USA steht jedoch unter anderem die prekäre Lage an den Finanzmärkten raschen Zinserhöhungen im Wege. Schwellenländer dominierende Kraft in der Weltwirtschaft Ausblick Schweiz Leichte Abschwächung, weiterhin robuster Konsum Investment Focus Water Als Ressource unterschätzt wie keine Andere Aktienmarkt Aufgrund hoher Lebensmittel- und Ölteuerung bei einer gleichzeitigen Neigung der Zentralbanken zu Zinserhöhungen bleibt das Umfeld für Aktien schwierig. Wir bevorzugen defensive Titel aus den Sektoren Pharma, IT und Telekom. Rohstoffpreise haben eine beeindruckende Performance abgeliefert. Aufgrund von steigenden Zinsen verlieren Rohstoffe jedoch derzeit an Attraktivität und wir raten Anlegern daher zu Vorsicht und Diversifikation. Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro unterbewertet. Daran dürfte sich jedoch kurzfristig wenig ändern, da die gestiegene Volatilität an den Währungsmärkten durch den stärkeren Zinsvorteil des Euro ausgeglichen wird. Credit Suisse Bulletin 3/08 36 Credit Suisse Invest Ausblick Global Die Weltwirtschaft ist im ersten Halbjahr stärker gewachsen als erwartet. Die Schwellenländer tragen den Löwenanteil zum globalen Wirtschaftswachstum bei, und daran sollte sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Steigende Rohstoffpreise und Zinserhöhungen von vielen Zentralbanken dürften jedoch die Dynamik etwas bremsen. Wir sind daher vorsichtig, was Aktien anbelangt, und auch die übermässigen Renditen von Rohstoffen dürften zumindest kurzfristig der Vergangenheit angehören. Konjunktur Leichte Abschwächung nach starkem Jahresbeginn Die Weltwirtschaft ist in der ersten Jahreshälfte insgesamt stärker gewachsen als von vielen erwartet. In den USA zeigte sich zwar eine deutliche Abschwächung, jedoch blieb das Wachstum positiv. Für die USA lässt sich eine deutliche Veränderung in der Zusammensetzung der Nachfrage feststellen. Während die Binnenwirtschaft, vor allem der private Konsum (aufgrund hoher Energiepreise, strafferer Kreditbedingungen und einer Verschlechterung am Arbeitsmarkt) schwach ist, profi tieren die Exporteure von der robusten globalen Nachfrage. Die aufstrebenden Volkswirtschaften haben im letzten Jahr entscheidend zum globalen Wachstum beigetragen (siehe Chart). Während vor allem hohe Infl ation und möglicherweise notwendige restriktive Massnahmen der lokalen (Geld-)politik Risiken darstellen, dürften diese Länder ihre globale Führungsrolle behalten. th Aufgrund des geringeren Ausmasses der Kreditkrise, neuen Handelsverflechtungen und starker Binnennachfrage dürften aufstrebende Volkswirtschaften robust bleiben. Quelle: IMF, BIZ, Credit Suisse YoY%, 2007 7 6 5 4 3 2 1 0 –1 Reales BIP Realer Konsum Reale Investitionen USA EMU andere Industriestaaten Entwicklungsländer Global Zinsen und Obligationen Notenbanken weiterhin auf Straffungskurs Der globale Infl ations- und Zinstrend zeigt weiter nach oben. Die Infl ation für den Euroraum ist mit rund 4%, doppelt so hoch als das Infl ationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB ), und in mehreren Schwellenländern hat die Infl ation inzwischen zweistellige Werte erreicht (vgl. Abbildung). Die EZB zeigt sich fest entschlossen, die Infl ation zu bekämpfen, und hat im Juli die Leitzinsen angehoben. Das Finanzsystem weist nach wie vor Stresssymptome auf. So sehen sich beispielsweise einige der grössten US-Finanzinstitute mit extrem hohen Finanzierungskosten konfrontiert. Dies stellt ein Hindernis für die Fed und andere Zentralbanken dar, die aufgrund dieser Umstände die Zinsen eher tiefer halten könnten, als wenn sie sich nur auf die Infl ation und die Realwirtschaft konzentrieren würden. th Die Inflation ist weltweit angestiegen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in den aufstrebenden Volkswirtschaften. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse YoY% 9 8 7 6 5 4 3 2 1 01.00 01.01 BRIC CPI Credit Suisse Bulletin 3/08 01.02 G3 CPI 01.03 01.04 01.05 01.06 01.07 01.08 Credit Suisse Invest Aktienmarkt Inflationsängste lasten schwer auf Aktien Die globalen Aktienmärkte befi nden sich nach wie vor in einer schwierigen Situation, hauptsächlich aufgrund der unvermindert stark ansteigenden Öl- und Lebensmittelpreise. Zentralbanken sehen sich weltweit gezwungen, dem steigenden Infl ationsdruck mit Zinserhöhungen entgegenzutreten, was sich wiederum negativ auf die Aktienmärkte auswirkt. Der anstehenden Berichtssaison in den USA dürfte unserer Ansicht nach entscheidende Bedeutung zukommen. Allgemein wird mit einem Gewinnrückgang von 8% gegenüber dem Vorjahr gerechnet, wobei insbesondere Finanzdienstleister und zyklische Konsumgüterhersteller schlecht abschneiden dürften. Wir empfehlen Investoren in diesem schwierigen Umfeld, sich auf defensive globale Sektoren wie Pharma, IT und Telekom zu konzentrieren, die noch immer ein positives Gewinnwachstum aufweisen. db Mit einem erwarteten KGV 2008 von 12.2 für den MSCI World sind Aktien attraktiv bewertet. Quelle: Credit Suisse, Reuters 26 24 22 20 18 16 14 12 10 01.90 01.92 01.94 01.96 01.98 01.00 01.02 01.04 01.06 01.08 MSCI World Index KGV nächste 12 Monate Durchschnitt (+/– 1 Standardabweichung) Währungen USD auf Käufe ausländischer Zentralbanken angewiesen Der US-Dollar dürfte unserer Meinung nach auf drei Monate weiter unter Druck bleiben. Dollarnegative Faktoren sind ein tiefes Zinsniveau, schwaches Wachstum des privaten Konsums, die Abschwächung auf dem Immobilienmarkt sowie ein hohes Leistungsbilanzdefi zit, um nur einige zu nennen. Es ist zwar richtig, dass der US-Dollar inzwischen gegenüber den europäischen Währungen deutlich unterbewertet ist. Doch für eine nachhaltige Dollarerstarkung müssten vor allem ausländische private Investoren die US-Wertschriftenmärkte als attraktiv erachten. Dies scheint zumindest im ersten Quartal noch nicht der Fall gewesen zu sein, haben doch ausländische Notenbanken praktisch 100% des US-Leistungsbilanzdefizits fi nanziert. Während wir auf zwölf Monate eine leichte Dollarerholung erwarten, sollten Anleger auf drei Monate gegenüber dem Greenback weiterhin vorsichtig bleiben. mh Rohstoffe Rohstoffe – Die Unsicherheit steigt Der Aufwärtstrend bei den Rohstoffpreisen hat sich auch im Juni fortgesetzt. Abhängig vom Index haben Rohstoffe mittlerweile eine YTD -Performance von 25%–45% erreicht. Zwar denken wir, dass der langfristige Trend auch weiterhin nach oben zeigt, dennoch raten wir Investoren zu mehr Vorsicht bei direkten Rohstoffi nvestments. Das Umfeld für Rohstoffe wird derzeit schwieriger. Das weltweite Wirtschaftswachstum schwächt sich ab, und aufgrund hoher Infl ationsraten haben Zentralbanken weltweit damit begonnen, die Zinsen zu erhöhen. Da Rohstoffe keine Zinsen oder Dividenden abwerfen, machen höhere Zinsen eine Anlage in Rohstoffe weniger attraktiv. Zudem gibt es politische Initiativen, um den Rohstoffpreisanstieg zu begrenzen. Als Folge davon sollten Rohstoffi nvestoren in den nächsten Monaten mehr Volatilität und eine tiefere Rendite erwarten. tm Das US -Handelsbilanzdefizit ist zwar jüngst gesunken, aufgrund des tiefen Zinsniveaus in den USA sind es aber vor allem ausländische Zentralbanken, die das Defizit finanzieren – im 1. Quartal zu 100%. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse % 120 100 80 60 40 20 0 –20 –40 03.00 03.01 03.02 03.03 03.04 03.05 03.06 03.07 03.08 Anteil des US Leistungsbilanzdefizits, welches durch ausländischen offiziellen Sektor finanziert wird Rohstoffe mit beeindruckender Performance seit Jahresbeginn Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Index, January 2008 = 100 150 140 130 120 110 100 90 01.08 02.08 03.08 04.08 05.08 06.08 07.08 Dow Jones AIG Commodity Index CRB Index S&P GSCI Commodity Index Rogers International Commodity Index UBS Constant Maturity Commodity Index Credit Suisse Bulletin 3/08 37 38 Credit Suisse Invest Ausblick Schweiz Die Indikatoren für die Schweizer Wirtschaft zeigen erste Anzeichen von Schwäche, wenngleich gerade das Exportwachstum deutlich von den Schwellenländern unterstützt wird. Auch der private Konsum dürfte robust bleiben, da die Beschäftigungs- und Lohnentwicklung Impulse liefern. Sollte es zu deutlichen Lohnsteigerungen kommen, besteht weiterhin das Risiko einer Zinserhöhung seitens der SNB . Wir halten den Schweizer Aktienmarkt für attraktiv, da viele Unternehmen über Preissetzungsmacht verfügen, werden jedoch vorsichtiger. Der Schweizer Franken dürfte schwach bleiben, da die Zinsdifferenz gegenüber dem Euro gestiegen ist. Konjunktur Privatkonsum gewinnt an konjunktureller Bedeutung Der Privatkonsum tritt aktuell als konjunkturelles Standbein stärker hervor. Die privaten Konsumausgaben dürften 2008 das Vorjahresniveau um 1.9% übersteigen. Im kommenden Jahr ist mit einer weiterhin robusten, jedoch weniger schwungvollen Konsumkonjunktur zu rechnen (+1.6%). Feste Umsatzaktivität und hohe Kundenfrequenz im Detailhandel sind Zeugen der Konsumdynamik. Positive Impulse kommen insbesondere von der Arbeitsmarktentwicklung. Die Beschäftigung steigt spürbar an. Zudem bleiben die Frühindikatoren der Arbeitsnachfrage mehrheitlich freundlich. Die Arbeitslosenrate sinkt auch 2008 weiter. In der Spitze ist ein Rückgang bis auf 2.3% bzw. bis auf 2.6% im Jahresmittel 2008 wahrscheinlich. Auch setzt die Lohn- und Gehaltsentwicklung konsumanregende Impulse. Die Lohntüte dürfte 2008 so stark gefüllt werden wie seit sieben Jahren nicht mehr. Das freundliche Konsumbild wird indes durch die aktuelle Eintrübung der Konsumentenstimmung etwas relativiert. mn Top-Thema Die Euro 08 – ein Konjunkturturbo? Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist zu konstatieren, dass bei einem Schweizer Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) von knapp CHF 480 Mrd. der Effekt des sportlichen Grossanlasses Euro 08 zu klein ist, um ihn von anderen makroökonomischen Vorgängen zu unterscheiden. Die positiven gesamtwirtschaftlichen Effekte dürften insgesamt kaum nennenswert ausfallen und einen geringen Beitrag zum BIP in der Höhe von maximal 0.1% – 0.2% im Sommerhalbjahr beisteuern. Insgesamt dürften sich die positiven wirtschaftlichen Effekte auf einzelne Branchen (v.a. Hotellerie, Restauration, Detailhandel) konzentrieren. Zudem regte die Euro 08 die Produktion öffentlicher Güter an, im Einzelnen: Image, Erlebnisnutzen, kollektive Begeisterung. Dies hebt den individuellen Wohlstand der Schweizer Bevölkerung, und das zu einem Zeitpunkt, in dem konjunkturelle Unsicherheit die Konsum- und Investitionsstimmung der privaten Haushalte belastet. mn Credit Suisse Bulletin 3/08 Early Birds der Arbeitsnachfrage weiter auf Nordkurs Quelle: BFS, Jobpilot Index Index 400 1.10 350 1.08 300 1.06 250 1.04 200 1.02 150 1.00 100 0.98 50 0.96 0 Q1 1998 Q1 2000 Q1 2002 Q1 2004 Q1 2006 Q1 2008 Index der offenen Stellen (BfS) Jobpilot-Index Indikator der Beschäftigungsaussichten (BfS) Publicitas Index Freundlicher Geschäftsgang im Detailhandel Quelle: KOF Index 60 50 40 30 20 10 0 –10 –20 –30 – 40 – 50 04.94 04.96 04.98 Geschäftsgang Detailhandel 04.00 04.02 04.04 04.06 Geschäftsgang Detailhandel (glatte Komponente) 04.08 Credit Suisse Invest Zinsen und Obligationen Weiterhin unverändertes Zinsziel der SNB Die SNB beliess den Leitzins im Juni unverändert. Zwar geht sie davon aus, dass die Infl ation 2008 deutlich höher ausfallen wird als ursprünglich erwartet, doch die Abschwächung der Weltwirtschaft dürfte mittelfristig zu einer Entlastung führen. Allerdings zeigen sich nun erste Anzeichen von Überhitzung am Arbeitsmarkt. Die Lohnstückkosten steigen stark an, und dies beinhaltet das Risiko einer dauerhaft höheren Infl ation. SNB -Direktor Thomas Jordan betonte, dass die SNB mit einer Zinserhöhung reagieren müsse, falls die Gewerkschaften einen vollen Ausgleich der Teuerung durchsetzen könnten. Eine Zinserhöhung im September erscheint somit denkbar. Der Geldmarkt preist derzeit sogar drei Zinserhöhungen ein, was unserer Ansicht nach jedoch überzogen ist. Daher besteht leichtes Abwärtspotenzial bei den Anleihenrenditen. mt Ein starker Anstieg der Lohnstückkosten birgt Risiken für die Preisstabilität. Eine Zinserhöhung der SNB im September bleibt daher eine Option. Quellen: Datastream, Credit Suisse YoY %-change YoY %-change 12 1.6 10 1.4 8 1.2 6 4 1 2 0.8 0 0.6 –2 0.4 –4 0.2 –6 0 –8 06.98 Defensive Sektoren bevorzugen Im Vergleich zu den übrigen europäischen Aktienmärkten sind wir langfristig gegenüber Schweizer Aktien weiterhin positiv eingestellt. Hiesige Blue Chips sind attraktiv bewertet, profi tieren von einer unvermindert starken Nachfrage aus den Schwellenländern und einem tiefen Schweizer Franken. Zudem verfügen zahlreiche Schweizer Unternehmen dank ihrem guten Image und dem hohen Qualitätsstandard ihrer Produkte über eine starke Preissetzungsmacht. Dies erlaubt es ihnen, steigende Rohstoffkosten über Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben. Gegenüber den nach wie vor herrschenden Unsicherheiten an den globalen Aktienmärkten sind jedoch auch Schweizer Aktien nicht immun, weshalb wir vorwiegend Engagements in defensiven Sektoren wie z. B. Pharma und Telekom empfehlen. db 06.02 06.00 Lohnstückkosten Aktienmarkt 39 06.04 06.06 06.08 Kerninflation (3M Durchschnitt) Der Swiss Leader Index, der die 30 liquidesten Schweizer Aktien abbildet, verlor seit Jahresbeginn 21% (per 14.07.2008). Quelle: Credit Suisse, Bloomberg SLI Index performance seit Jahresanfang 1300 1250 1200 1150 1100 1050 1000 17.1.08 Währungen Franken im Spannungsfeld von Zinsen und Volatilität Derzeit handelt der Schweizer Franken (CHF ) zum Euro ( EUR ) weiterhin auf historisch hohen Niveaus. Langfristige Modelle wie z. B. die Kaufkraftparität zeigen, dass der EUR deutlich überbewertet ist. Kurzfristig stellen jedoch die Zinsdifferenz sowie die Volatilität die Haupteinfl ussgrössen dar. Diese beiden Einfl ussgrössen wirken derzeit in entgegengesetzte Richtungen. Der Zinsnachteil des CHF zum EUR ist weiterhin sehr hoch, was den EUR unterstützt. Diese Zinsdifferenz dürfte sich erst auf zwölf Monate leicht einengen, weshalb wir längerfristig eine Erstarkung des Frankens erwarten. Die höhere Volatilität ist positiv für den CHF. Unter Berücksichtigung der Volatilität ist die Attraktivität des CHF als Finanzierungswährung für Carry Trades deshalb markant tiefer als noch 2007. Dies spricht unserer Meinung nach für ein Kursniveau um die EUR/CHF 1.60 im Dreimonatshorizont. mh 14.2.08 13.3.08 10.4.08 8.5.08 5.6.08 3.7.08 Wenn man den Zinsvorteil des EUR in das Verhältnis zur Volatilität (risikobereinigte Zinsdifferenz) setzt, ist der EUR weit weniger attraktiv als noch im 2007 Quelle: Bloomberg, Credit Suisse EUR/CHF in % 1.68 0.60 1.66 0.55 0.50 1.64 0.45 1.62 0.40 1.60 0.35 1.58 0.30 1.56 0.25 0.20 1.54 01.07 05.07 EUR/CHF Wechselkurs 09.07 11.07 Carry (EUR 3-Monats-Libor dividiert durch implizite Volatilität EUR/CHF 3 Monate) Credit Suisse Bulletin 3/08 40 Credit Suisse Invest Überblick Prognosen 15. Juli 2008 Aktien und Rohstoffe: Ausgewählte Indices Reales BIP -Wachstum in % Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Auswahl Kurs YTD Ausblick 3M 12 M Ziele CH 2007 2008 E 2009 E 3.2 1.9 1.6 S&P 500 1’228.30 –16.3 % 1’350 EWU 2.7 1. 7 1.3 SMI 6’573 .15 –22.5 % 8’400 USA 2.9 1.2 1.6 FTSE-100 5’233.50 –18.9 % 6’000 GB 2.8 1.8 1.5 Euro Stoxx 50 3’167.39 –28.0 % 3’500 Japan 2.2 1.3 2.0 12’754.56 –16.7 % 15’000 Gold 978.95 19.9% 1’000 Öl 145.42 41.9% 125 457.896 11.63% 465 2007 2008 E 2009 E CH 1.1 2.2 1.4 EWU 2.2 3 .7 2.5 USA 3.2 4.5 3.0 GB 2.3 3.2 2.4 Japan 0.3 2.0 1.6 Nikkei 225 Dow Jones AIG Commodity Index Devisen ( Wechselkurse) Quelle: Bloomberg, Credit Suisse USD/CHF 15. 7. 2008 3M 12 M 1.01 0.99 – 1.03 EUR/CHF 1.61 1.54 – 1.58 JPY/CHF 0.96 0.99 – 1.03 EUR/USD 1.59 1.52 – 1.56 USD/JPY 105 98 – 102 EUR/JPY 167 152 – 156 EUR/GBP 0.79 0.82 – 0.84 GBP/USD 2.01 1.85 – 1.89 EUR/SEK 9.48 8.95 – 9.15 EUR/NOK 8.03 7.40 – 7.60 AUD/USD 0.98 0.88 – 0.92 NZD/USD 0.77 0.68 – 0.72 USD/CAD 1.00 0.98 – 1.02 Schweizer Wirtschaft ( Veränderung gegenüber Vorjahr in %) Quelle: Credit Suisse 2007 2008 E 2009 E Bruttoinlandprodukt (real) 3.1 1.9 1.6 Privater Konsum 2.1 1.9 1.6 Öffentlicher Konsum 0.1 0.2 0.3 Ausrüstungsinvestitionen 7.2 3.7 1.6 –2.9 – 3.1 –2.2 Exporte 9.9 3.5 3.5 Importe 5.2 2.5 3.8 Bauinvestitionen Beschäftigung 2.7 1.6 0.5 Arbeitslosenquote (%) 2.8 2.6 2.7 Credit Suisse Bulletin 3/08 Inflation in % Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Kurzfristzinsen 3M -Libor Quelle: Bloomberg, Credit Suisse 15. 7. 2008 3M 12 M CHF 2.80 2.9 – 3.1 EUR 4.96 4.6 – 4.8 USD 2.79 3.1– 3.3 GBP 5.82 4.8 – 5.0 JPY 0.92 0.7 – 0.9 Rendite 10-j. Staatsanleihen Quelle: Bloomberg, Credit Suisse 15. 7. 2008 3M 12 M CHF 3.09 2.9 – 3.1 EUR 4.39 4.6 – 4.8 USD 3.82 3.1 – 3.3 GBP 4.86 4.8 – 5.0 JPY 1.56 1.7 – 1.9 Credit Suisse Invest 41 Wichtige Information Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch eine Auf forderung seitens oder im Auftrag von Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten oder zur Teilnahme an einer spezifi schen Handelsstrategie in irgendeiner Rechtsordnung. Der Bericht wurde ohne Berücksichtigung der Zielsetzungen, der fi nanziellen Situation oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene Investition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten Anleger gerichtete Empfehlung dar. Verweise auf frühere Entwicklungen sind nicht unbedingt mass gebend für künftige Ergebnisse. Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die Credit Suisse als zuverlässig erachtet. Dennoch kann keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen geleistet werden. Credit Suisse lehnt jede Haftung für Verluste aus der Verwendung dieses Berichts ab. WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STA ATEN VERSANDT, DORTHIN MITGENOMMEN ODER AN US - PERSONEN ABGEGEBEN WERDEN. Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken. Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt, die der Zulassung und Re gulierung durch die Eidgenössische Bankenkommission untersteht. Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung der Credit Suisse weder ganz noch auszugsweise vervielfältigt werden. Copyright © 2008 Credit Suisse Group und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten. Impressum Invest Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Martin Neff (mn), Dr. Anja Hochberg (ah), Marcus Hettinger (mh), Tobias Merath (tm), David Brönnimann (db), Fabian Heller (fh), Hervé Prettre (hp), Thomas Herrmann (th) Marketing Veronica Zimnic E-Mail [email protected] Internet www.credit-suisse.com/infocus Inserate Pauletto Gmbh, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16, 8008 Zürich, Telefon und Fax +41 43 268 54 56 Druck NZZ Fretz AG Nachdruck gestattet mit dem Hinweis « Aus dem Bulletin der Credit Suisse» Credit Suisse Bulletin 3/08 42 Credit Suisse Invest Investment Focus Das Investment Focus ist eine thematische Publikation basierend auf Ideen der Credit Suisse Research Abteilung. Neben den wichtigsten Fakten zu attraktiven Investmentthemen wird diese Präsentation durch die Vorstellung von passenden Anlagelösungen ergänzt. Unterschätzte Ressource Water Boomender Luxusgütermarkt Luxury Natürliche Ressourcen, einst frei verfügbar, Die Anzahl reicher Menschen steigt stetig an werden je länger je mehr zu knappen, ja so- und Wohlstand ist zu etwas geworden, was gar zu Luxusgütern. nun für eine breitere Bevölkerungsschicht erTrinkwasserreserven beispielsweise ver- reichbar wird. Luxus bezeichnet etwas das ringern sich zusehends. Grösstenteils lässt über das übliche Mass (den Standard) hinsich dies auf den verschwenderischen Ver- ausgeht und ist für einige erstrebenswert, brauch natürlicher Reserven zurückführen nicht aber erreichbar, für andere jedoch eine (im selben Zeitraum, in dem sich die Weltbe- Möglichkeit seinen Erfolg auszudrücken. völkerung verdoppelt hat, ist der WasserverEin Schlüsselaspekt einer Luxusmarke ist brauch auf das Vierfache angestiegen). An- das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer grossderseits führt auch die globale Erwärmung artigen, wertvollen Tradition. Alter und eine zum Abschmelzen der Gletscher (welche ei- «Story» sind Voraussetzungen für die Schafnen Anteil von 69% aller Süsswasserreser- fung einer solchen Marke und genau diese schaffen Markteintrittsbarrieren. ven ausmachen). Es müssen beträchtliche Investitionen in Es gibt einige Möglichkeiten wie sie in die Wasserversorgungsinfrastruktur getätigt diesen Markt investieren können über die sie werden um den Wasserverbrauch sparsamer mehr im Investment Focus Luxury erfahren und effi zienter zu machen. Davon wiederum können. profi tieren ausgewählte Unternehmen. Lesen Sie mehr über Investitionsmöglichkeiten im Investment Focus Water. Auf der Überholspur Emerging Markets Emerging Markets ( EM ) wurden lange Zeit unterschätzt und von Investoren als zu riskant eingestuft. Das Bild der EM s hat sich in den letzten Jahren jedoch drastisch geändert, dies vor allem aufgrund der hohen Dynamik dieser Länder. EM s zeigen hohe Eigenkapitalrenditen und starke makroökonomische Daten. Durch politische Stabilität und eine vernünftige Geld- und Konjunkturpolitik haben sie das Vertrauen vieler Anleger gewonnen. Sie entkoppeln sich immer mehr vom Wirtschaftswachstum in den westlichen Ländern und legen ein eigenes Tempo vor. Im Investment Focus Emerging Markets zeigen wir Ihnen die interessantesten Regionen und wie sie an deren Aufwärtstrend partizipieren können. Die Credit Suisse bietet eine breite Palette an Anlagelösungen wie Strukturierte Produkte, Alternative Anlagen, Foreign Exchange Produkte und Mutual Funds zu diesen und weiteren Themen an. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren persönlichen Kunden berater oder an untenstehenden Kontakt. Kontakt Maria Dolores Lamas, Managing Director, Head of Financial Products & Investment Advisory Telefon +41 44 333 31 22 E-Mail [email protected] Internet www.credit-suisse.com/structuredproducts Intranet http://buffet.csintra.net/focus Credit Suisse Bulletin 3/08 Credit Suisse Wirtschaft 43 Wissenswert Aus dem ABC der Finanzwelt Waves and Ripples Kurzfristige Marktbewegungen und ihre Auswirkungen Shark Watchers Fotos: Walter Bibikow, Getty Images | Yellow Dog Productions, Getty Images | Getty Images | Steven Puetzer, Prisma Firmen, die An- und Verkäufe von Aktien beobachten Flipper Investoren, die auf schnelle Gewinne setzen In der Finanzwelt gibt es viele Metaphern, die auf das Meer zurückgehen. Sie wurden in den Dreissigerjahren von Robert Rhea, einem der ersten Marktanalysten, geprägt. Langfristige Marktbewegungen werden zum Beispiel als «Tides» (Gezeiten) bezeichnet und die tägliche Bewegung des Marktes als «Wave» (Welle). Investoren, die sich täglich mit dem Markt beschäftigen, beobachten also die täglichen Wellen des Marktes. Kurzfristige Marktbewegungen werden «Ripples» genannt. Man könnte den Ausdruck als Kräuselung oder Wellung übersetzen, doch ein Ripple kann mehr sein als ein Kräuseln des Wassers. Wie bei einem ins Wasser geworfenen Stein, der weite Ringe an der Wasseroberfl äche ziehen kann, können einzelne Ereignisse weitreichende Konsequenzen haben. Solche Konsequenzen nennt man «Ripple Effects». Ein aktuelles Beispiel ist die Subprime-Krise. Das Geschehen in den USA hat weltweit Ripple Effects zur Folge gehabt. Auch die momentan ansteigenden Konsumgüterpreise sind ein Ripple Effect der teureren Rohstoffe. jbo «Whale Watching» ist ein bekannter Sport tierliebender Abenteurer. Analog gibt es natürlich auch ein «Shark Watching», das es Haifreunden erlaubt, ihre Lieblinge zu beobachten. Aber hier geht es nicht um eine Tour hinaus aufs Meer. Die Haifi sch-Metapher ist in der Finanzwelt weit verbreitet. So gibt es neben «Finanzhaien» auch «Haifi schBeobachter », Shark Watchers. Das sind Firmen, die den Handel mit Aktien beobachten. Sie verfolgen die Bewegungen der Aktie ihres Kunden im Markt und analysieren die An- und Verkäufe dieser Aktie. Ziel ist es, Parteien zu identifi zieren, die Aktien anhäufen, um so eine unerwünschte Übernahme möglichst schnell zu erkennen. Das ermöglicht dem Kunden eine rechtzeitige Abwehr. Zur Abwehr gibt es spezifi sche Massnahmen, die man Shark Repellents, also Haifi schabwehr, nennt. Beispiele für solche Abwehrmethoden sind «Safe Harbour»-Strategien. Hierbei kann sich zum Beispiel eine Firma A, die fi nanziell nicht gut genug dasteht, um einen nötigen Kredit aufnehmen zu können, mit der Firma B zusammentun, die besser gestellt ist. B nimmt also den Kredit auf, leiht ihn an A weiter und kann gleichzeitig von einer Steuererleichterung profi tieren. Trotz der guten Absicht, die hinter Shark Repellents steckt, sind diese nicht immer erfolgreich, da sie zur Schwächung eines Unternehmens führen können. jbo Wir erinnern uns: Flipper war der freundliche Delfi n, der in den Siebzigerjahren die Kinder vor den Bildschirm lockte. Die Flipper der Finanzwelt sind nicht so freundlich. Flipper sind Händler, die den schnellen Gewinn suchen. Sie halten eine Aktie oft nur kurz, zwischen 24 und 48 Stunden, oder handeln mit IPO -Aktien bereits vor dem Börsengang, um selbst dann Gewinne zu erzielen, wenn die Aktie noch Startschwierigkeiten hat. Flipper sind durch ihren täglichen Einsatz sehr anfällig auf kurzfristige Marktbewegungen. Sie können an einem Tag ein Vermögen machen und es am nächsten wieder verlieren. Ihre Strategie ist das Gegenteil derjenigen von Warren Buffett. Sie beobachten eine Aktie nicht über Jahre und investieren dann langfristig. Sie zeichnen sich eher durch Spekulationen auf schnelle Gewinne aus. Obgleich Hollywood den Unterhaltungswert von Flippern erkannt hat und mit deren Darstellung in Filmen immer wieder die Kassen füllt, verlieren die Flipper in der wirklichen Welt meist mehr, als sie gewinnen. So haben sie mit unserem nassen Serien-Freund vor allem Folgendes gemeinsam: Sie sind schnell, tauchen überall da auf, wo etwas läuft, und machen nebst bemerkenswerten Saltos nicht selten grandiose Bauchlandungen. jbo Credit Suisse Bulletin 3/08 44 Wirtschaft KMU Wird Wissen trotz Datenflut knapp? Wissen Informationen Daten Erkennen/Erfahren von Muster Erkennen/Erfahren von Zusammenhang Credit Suisse Bulletin 3/08 Wirtschaft KMU In der modernen Wissensgesellschaft wird Wissen immer mehr zur zentralen Ressource der Wirtschaft und zu einer Grundlage des Zusammenlebens. Das bestätigt auch die diesjährige KMU -Umfrage der Credit Suisse, die ganz im Zeichen des Megatrends Wissensgesellschaft steht. Text: Christian Etzensperger und Claude Maurer, Credit Suisse Economic Research Historisch unterscheidet man anhand des dominanten Produktionsfaktors zwischen Agrar-, Industrie - und Wissensgesellschaft. In der Agrargesellschaft war der Boden die dominante Ressource. Er blieb es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Die darauffolgende Industriegesellschaft fusste anfangs auf dem Faktor Arbeit. Als die Arbeitskräfte knapp wurden, substituierte man sie sukzessive durch Maschinen, für deren Antrieb man natürliche Ressourcen einsetzte. In der Schweiz wurde man bezüglich Bodenschätzen kaum fündig. Dank gutem Bildungs sys tem ( Volksschule, Hochschulen, Berufslehre) war hingegen die Ressource Humankapital nicht knapp. gesellschaft: Die Welt ist unübersichtlich geworden. Trotz der Datenflut ist Wissen eine knappe Ressource geblieben. Der Kontrast zwischen Datenflut und knappem Wissen wirkt nur auf den ersten Blick paradox. Rohe Daten sind eine blosse Ansammlung von Symbolen, eine a priori sinnleere Flut von Einsen und Nullen. Diese Daten müssen zuerst in einen Zusammenhang gebracht werden, womit sie zu Informationen werden. Auch Informationen sind keineswegs knapp. Informationsfirmen wie Bloomberg oder Reuters speisen sie unablässig in ihre Kanäle ein. Unzählige Informationen werden täglich bekannt gegeben, übermittelt, gedruckt, hochgeladen oder präsentiert. Wissen ist aber nicht gleich der Summe solcher Informationshäppchen. Hartes und weiches Wissen Wissen impliziert nämlich stets die Fähigkeit, eine Prognose zu machen, also eine Aussage, die über das hinausgeht, was in einer Information schon steht. Wissen beinhaltet also das Erkennen von Mustern und Gesetzmässigkeiten. Weiter können hartes, fakti sches Wissen und weiches, auf Erfahrung beruhendes Wissen unterschieden werden. Hartes Wissen kann formuliert > Standardisierung von Dienstleistungen Wie beurteilen Sie den Ausbildungsstand Ihrer Mitarbeitenden? Deshalb setzte die Tertiarisierung, der Wandel von der Industrie - über die Dienst leistungs- zur Wissensgesellschaft, hierzulande früh ein. Einerseits wurden Dienst leistungen im Vergleich zu Produkten immer wichtiger. Auch wurden Produkte zunehmend von Dienstleistungspaketen begleitet, die mehr Wertschöpfung generierten als die Produkte selbst. Andererseits wurden Dienst leis tungen technologischer. Unter steigendem Kostendruck setzte die Standardisierung und Automatisierung von Dienstleistungen ein, was die Wissensintensität auch erhöhte. Kennzeichnendes Merkmal der Wissensgesellschaft ist eine noch nie dagewesene Datenflut. Gibt man bei Google beispielsweise «Wissen» ein, erscheinen mehr als 100 Millionen Einträge. Würde ein Erwerbstätiger pro Sekunde seiner Arbeitszeit jeweils die Information eines Eintrags erfassen, so wäre er damit über 20 Jahre lang beschäftigt. Wie viele zusätzliche Einträge bis dann bestünden, ist kaum abzuschätzen. Auch dies ist bezeichnend für die Wissens- Fast 80 Prozent der KMU erachten den Ausbildungsgrad ihrer Mitarbeitenden als gut oder sogar sehr gut. Quelle: Credit Suisse Economic Research KMU-Umfrage 2008 20% Sehr gut ausgebildet 3% Weiss nicht /Keine Angabe 57% Gut ausgebildet 2% Ungenügend ausgebildet 18% Genügend ausgebildet Wer ist in Ihrem Unternehmen zuständig für Innovationen? Innovation ist Chefsache: 84 Prozent der Befragten siedelten die Wissensentstehung bei der Direktion an. Quelle: Credit Suisse Economic Research KMU-Umfrage 2008 Geschäftsleitung Mitarbeitende Projektleiter/Abteilungschef Keine spezielle Person/Instanz Eine spezielle Abteilung 0% 20% 40% 60% 80% 100% Credit Suisse Bulletin 3/08 45 46 Wirtschaft KMU Chancen und Risiken der Megatrends Erachtete 2007 noch eine Mehrheit die Globalisierung als Risiko, überwiegen heute die positiven Stimmen. Quelle: Credit Suisse Economic Research KMU-Umfrage 2008 Technologie Wissensgesellschaft Wertewandel Konsequenzen für die Unternehmen Globalisierung Demografie Ressourcenknappheit 0% eher Chancen 10% weder noch 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% eher Risiken Hitparade der Megatrends Die Megatrends der Zukunft bergen für die kleinen und mittleren Unternehmen ( KMU ) mehr Chancen als Risiken. Dies zeigt die diesjährige Umfrage der Credit Suisse unter knapp 1600 KMU. Der Optimismus ist mit der Hochkonjunktur leicht gestiegen. 52 Prozent ( Vorjahr: 48 Prozent) der KMU bewerten die Auswirkungen der sechs Megatrends (technologischer Fortschritt, Wissensgesellschaft, Wertewandel, Globalisierung, Demografie und Ressourcenknappheit) zusammengenommen als chancenreich. Für knapp 25 Prozent (Vorjahr: 29 Prozent) überwiegen die Risiken. Dies ergibt einen Überhang (Chancen minus Risiken) an optimistischen Antworten von 27 Prozent ( Vorjahr: +19 Prozent). Vor allem die Globalisierung wird in der aktuellen Umfrage deutlich optimistischer eingeschätzt als letztes Jahr. 2007 wurde sie noch überwiegend als Risiko gesehen; 2008 sind nun aber die Optimisten in der Überzahl. Die Tatsache, dass viele Unternehmen angesichts des ausgetrockneten Schweizer Arbeitsmarkts Personal nur im Ausland rekrutieren konnten, dürfte diesen Stimmungsaufschwung mit beeinflusst haben. Pessimistischer eingeschätzt als 2007 wird einzig die Ressourcenknappheit. Für dieses Verdikt dürfte hauptsächlich die Rohstoffpreisentwicklung verantwortlich sein. Als am chancenreichsten wird der technologische Fortschritt eingeschätzt. Beinahe 80 Prozent der KMU stimmt er optimistisch. Auch in der Wissensgesellschaft – dem diesjährigen Schwerpunktthema – erkennen die KMU überwiegend Chancen. Der Überhang an zuversichtlichen KMU beträgt beinahe zwei Drittel. In der Tat spricht einiges für diesen Optimismus, wie Sie der Studie entnehmen können. Ebenfalls als wirtschaftlich positive Entwicklung werden der facettenreiche Wertewandel sowie der Aufsteiger des Jahres 2008 – die Globalisierung – taxiert. Hinsichtlich des Megatrends Demografie halten sich Chancen und Risiken die Waage. Bezüglich der Ressourcenknappheit fallen die Umfrageergebnisse dagegen pessimistisch aus. Für eine Mehrheit der KMU überwiegen die Risiken bei diesem Megatrend. Credit Suisse Bulletin 3/08 und etwa in einer Betriebsanleitung niedergeschrieben werden. Damit ist es konservierbar und transportierbar und letztlich auf eine andere Person übertragbar. Weiches Wissen hingegen ist intuitiv und entzieht sich der geschlossenen Form einer Anleitung oder eines Lehrbuches. Weiches Wissen dreht sich ums Know- how, nicht ums Know-what. Fahrradfahren ist ein anschauliches Beispiel hierfür. Bevor das Internet zu einer Selbstverständlichkeit wurde, galten die Konzentration und der einfachere Austausch von Infor matio nen als eigentliche Begründung für die Exis tenz der Unternehmung. Daten und Informationen waren knappe Güter, mit denen man in abgeschotteten Forschungs- und Entwicklung sabteilungen ( F & E ) hantierte. Die damaligen Wissensarbeiter waren eine Elite in weissen Kitteln, die das eingezäunte Gärtchen ihrer Kompetenz sorgsam pflegten. Generierte die Forschung eine gewinnversprechende Innovation, wurde diese wenn möglich mit einem Patent vor Trittbrettfahrern geschützt. In der Wissensgesellschaft, wo Wikipedia, Google, Open Source und Time to Market längst Eingang in den Sprach gebrauch gefunden haben, wirkt das (karikierte) F& E -Modell antiquiert. Sicher ist, dass die Veränderung der Umwelt Anpassungen innerhalb der Unternehmung erfordert. Dank virtueller Vernetzung und globaler Datenflut ist nicht mehr die Information an sich der Flaschenhals, sondern ihre durch menschliche Intelligenz gefilterte und aufbereitete Form, das Wissen. Innovationen in diesen Prozessen sind folglich die künftigen Erfolgsfaktoren. Für den Schritt in die Wissensökonomie sind qualifizierte Arbeitskräfte zwingend. In der Schweiz scheint diese Voraussetzung erfüllt. Knapp vier von fünf KMU gaben in der diesjährigen KMU -Umfrage an, dass der Bildungsstand ihrer Mitarbeitenden, gemessen an deren Tätigkeit bzw. Funktion, gut bis sehr gut ist. Arbeitskräfte sind aber derzeit knapp. Auch hier ist das Verdikt eindeutig: 84 Prozent der KMU bekunden momentan Schwierigkeiten, eine freie Stelle innert vernünftiger Frist zu besetzen. Beinahe die Hälfte bewertet diese Schwierigkeiten sogar als sehr gross. Trotzdem stimmt der Megatrend Wissensgesellschaft die KMU optimistisch (siehe Textbox). In der Tat spricht einiges für diesen Optimismus. Das kapitalintensive F& E -Modell lag für die meisten KMU aufgrund der fehlenden Finanzkraft immer schon ausser Reichweite. Laut Umfrage können oder wollen sich nur drei Prozent der KMU eine spezielle Abteilung leisten. Die kurzen Wege in der KMU und die Vernetzung erweisen sich als Wettbewerbsvorteile in der modernen Wissensgesellschaft. Die Umfrage zeigt aber: Die KMU spielen ihre Vorteile nicht genügend aus. Laut Umfrage gilt die Wissensentstehung in den KMU als Chefsache. 84 Prozent der Befragten äussern sich entsprechend. Chefsache wird aber allzu wörtlich genommen. Nur 36 Prozent antworten, dass sie die Mitarbeitenden in die Wissensentstehung einbeziehen ( Mehrfachnennungen möglich). Es ergibt aber keinen Sinn, sich ausschliesslich auf das Wissen Einzelner abzustützen. Denn genauso wie im Internet Informationen breit gestreut sind, verteilen sich im Unternehmen Wissen und gute Ideen über sämtliche Mitarbeitende. Die Umfrage zeigt auch, dass die KMU eine zu technologische Sicht der Innovationen haben. Das Potenzial der Prozessinnovationen wird unterschätzt. Die Mehrheit der KMU setzt auf Produktinnovationen, mehr als ein Drittel sogar ausschliesslich. design made in germany Fazit: Know-how statt Know-what Wissen wird nicht knapp. Allerdings hat es sich auch nicht dramatisch vermehrt, wie die Expansion des Internets und die digitale Datenflut glauben machen könnten. Vielmehr hat die Datenflut traditionelle Strategien und Methoden der Wissensgewinnung obsolet gemacht. Darauf müssen die Unternehmen reagieren. Den im Vergleich zu Grosskonzernen agilen KMU dürfte dies wenig Kopfzerbrechen bereiten. Dennoch kann festgehalten werden, dass der bewusste Umgang mit der Ressource Wissen noch wenig entwickelt ist. Besonders in Bezug auf Prozessinnovationen sowie den Einbezug aller Mitarbeitenden besteht unausgeschöpftes Potenzial. Deshalb will die Credit Suisse am Schluss der Studie den KMU mit konkreten Handlungsempfehlungen beratend zur Seite stehen. < Die KMU -Umfrage wurde Ende Januar 2008 im Rahmen des «Forums Zukunft KMU » lanciert. An der Umfrage nehmen sowohl Kunden als auch Nichtkunden der Credit Suisse teil. Die jährlich erscheinende Publikation dazu finden Sie im Internet unter www.credit -suisse.com/research (Schweizer Wirtschaft /Branchen). Modus Executive 284/81 Klare Haltung in jeder Position. Modus Executive ist seit 14 Jahren ein Garant für Form, Funktion und Ergonomie. Rücken, Sitz und Armlehne sind in feinstem Leder eingefasst. Sie können sich auf luxuriösen Sitzkomfort einstellen. www.wilkhahn.ch 48 Wirtschaft Island Stürmische Zeiten für Island BIP Credit Suisse Bulletin 3/08 Krónur Wirtschaft Island Island durchlebte in den vergangenen Jahren eine Achterbahnfahrt. Insbesondere in den Jahren 2005 und 2006 liess die boomende Wirtschaft den Wohlstand und den Konsum, aber auch die Nachfrage ausländischer Investoren nach isländischen Aktien und Anleihen in die Höhe schiessen. Diesem Höhenflug setzte die internationale Hypothekenkrise ein schmerzhaftes vorzeitiges Ende. Text: Sven Schubert, FX Research, und Elena Guglielmin, Credit Research Island zählt zu den reichsten Ländern der Erde, wenn man das Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) pro Kopf als Massstab nimmt. Schenkt man dem Human Development Report Glauben, so ist Island sogar das Land mit der höchsten Lebensqualität vor Schweden und Norwegen. Islands Ratings, sei es für den Sovereign selbst oder auch für Unternehmen, befinden sich auf Augenhöhe mit denen der industrialisierten Nachbarn. Demnach sollte kein Zweifel bestehen, dass Island zu den Industrienationen zu zählen ist. Allerdings lassen isländische Anlagen in den letzten Jahren andere Schlussfolgerungen zu. Seit dem Ausbruch der Hypothekenkrise im Juli 2007 haben lediglich der Turkmenistan- Manat, der Guinea- Franc und die Seychellen-Rupie eine schlechtere Performance als die Isländische Krone aufzuweisen. Seitdem wertete die Krone gegenüber dem US -Dollar um insgesamt 21 Prozent ab. Die Ergebnisse scheinen noch extremer, führt man sich vor Augen, dass der US -Dollar gegenüber den meisten Währungen der Welt selbst deutlich verloren hat, gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken zirka 15 Prozent. Die isländische Wirtschaft verzeichnete in dieser Dekade eine Achterbahnfahrt mit durchschnittlich zwar hohen Wachstumsraten von zirka vier Prozent, jedoch einer äusserst volatilen Inlandsnachfrage, die in dieser Zeitspanne bereits zwei Kontraktionsphasen ( 2001 und 2007 ) durchlebt hat. Die erhöhte Volatilität ist auf die stark gestiegenen makroökonomischen Ungleichgewichte zurückzuführen. Die Wechselkursvolatilität steht dem in nichts nach und war in den letzten Jahren sogar deutlich höher als die vieler Emerging Markets. Der isländische Wirtschaftsboom der Jahre 2004/05 mit Wachstumsraten von über sieben Prozent wurde von einem starken Konsum – im Umfeld eines äusserst gezügelte Appetit internationaler Investoren engen Arbeitsmarktes mit Arbeitslosenraten sorgten für eine starke Nachfrage nach unter vier Prozent – angetrieben. Auch der Aktien und Anleihen. Insbesondere risikostarke Zustrom an ausländischen Arbeits- behaftete Anlagen wurden verstärkt gekräften konnte die Situation nicht entspan- sucht, da diese eine attraktive Risikoprämie nen, da das Beschäftigungswachstum eben- aufwiesen. Neben der Hausse an den interfalls einen hohen Anstieg verzeichnete. nationalen Aktienmärkten legte auch der lokale Index OMX ICEX 15 zwischen 2003 Externe Faktoren erhöhten Verwundbarkeit und dem Ausbruch der Hypothekenkrise um Stark gestiegene Immobilienpreise – beein- stattliche 500 Prozent zu. Über den gesteiflusst durch niedrige Hypothekenzinssätze – gerten Wohlstand der in Aktien investierten unterstützten den Konsum über eine Belei- Isländer war diese Entwicklung auch zuträghung zukünftiger Erträge ebenfalls. Neben lich für stärkeren Konsum. Auch führten die Privatisierung und die dem starken Konsum erfuhren Investitionen starke Impulse. Atemberaubende Investiti- damit verbundene starke Expansion des onsprojekte in den Aluminium- und Energie- isländischen Bankensektors zu einem deutsektor, die auch auf Kritik von Umweltschüt- lich besseren Zugang zu kreditfinanziertem zern stiessen, wurden von der Regierung Konsum für private Haushalte. Insbesongenehmigt. Des Weiteren haben auch ex- dere Kredite in Fremdwährung erfreuten terne Faktoren zu einem boomenden Kon- sich grösster Beliebtheit. Starke Kapitalzusum beigetragen. Die hohe Liquidität an den flüsse sorgten für eine signifikante Aufwerinternationalen Finanzmärkten und der un- tung der Krone von 27 Prozent zwischen > Volatile Krone Die Volatilität der Isländischen Krone war in den letzten Jahren höher als die vieler Emerging Markets. Quelle: Bloomberg, Credit Suisse Volatilität in % 30 25 Turbulenzen im isländischen Bankenmarkt Türkei-Krise Brasilien-Krise Herabstufung des Island-Ratings 20 15 10 5 0 00 01 02 03 04 05 06 07 08 Durchschnitt Zentral- und Osteuropa Durchschnitt Lateinamerika Isländische Krone Durchschnitt G10 Credit Suisse Bulletin 3/08 49 50 Wirtschaft Island Isländische Banken Die ungünstigen Marktbedingungen des vergangenen Jahres haben sich auf die isländischen Banken noch negativer ausgewirkt als auf andere. Das liegt zum einen an ihrer überwiegend auf das Grosskundengeschäft ausgerichteten Struktur, vor allem jedoch an der schlechten Stimmung an den Märkten. Das Bankensystem in Island ist durch eine starke Konzentration gekennzeichnet. Das Vermögen der drei grössten kommerziellen Banken Kaupthing, Glitnir und Landsbanki macht zusammen knapp 90 Prozent des Gesamtvolumens aus. Doch scheint der Markt für Bankdienstleistungen übersättigt; eine Konsolidierung hat bisher kaum stattgefunden. Das Geschäftsmodell der Grossbanken beruht überwiegend auf dem Grosskundengeschäft. Das Handelseinkommen ist in den vergangenen zwei Quartalen aufgrund schwieriger Marktbedingungen zurückgegangen. Die grundlegenden Gewinne aus dem Kerngeschäft der drei Banken zeigen aber weiterhin ein solides Wachstum; darüber hinaus haben die Institute ihre Anlagenbasis verbreitert. Die Qualität der Anlagen ist solide, Risiken aus dem Geschäft mit Subprimes und komplexen Paketen sind vernachlässigbar. Die Expansion ins Ausland hat vor allem bei Kaupthing die Einnahmendiversifizierung gefördert, wodurch das Institut gut vor Marktschwankungen geschützt ist. Ausserdem zeichnen sich die isländischen Banken durch hohe Kosteneffizienz und eine solide Kapitalausstattung aus. Die Liquidität – im Grosskundengeschäft der entscheidende Faktor – ist bei den drei grössten Banken solide bis hoch. Trotz ihrer insgesamt gesunden Grundlage sind die isländischen Banken nervösen Reaktionen der Märkte ausgesetzt, vor allem aufgrund der Befürchtung, die Institute könnten angesichts ihrer dominierenden Grösse in der heimischen Wirtschaft im Bedarfsfall nicht von der Regierung aufgefangen werden. Inzwischen hat sich die Stimmung leicht gebessert, gleichzeitig hat die isländische Regierung begonnen, vorausschauender auf die Ungleichgewichte in der heimischen Wirtschaft zu reagieren. Anstieg der Volatilität. Der Auslöser ist an ers ter Stelle bei makroökonomischen Ungleichgewichten zu suchen, die eine grosse Angriffsfläche für externe Schocks bieten. Das hohe Leistungsbilanzdefi zit von derzeit 15 Prozent wird vornehmlich über so genannte Portfolioinvestitionen (Aktien- und Anleihenzufl üsse) fi nanziert. Diese weisen eine deutlich höhere Volatilität auf als Direktinvestitionen. Während Port folioinvestitionen schnell liquidierbar sind und relativ sensibel auf die Entwicklungen an den internationalen und isländischen Finanzmärkten reagieren, haben Nettodirektinvesti tionen ( NDI ) ein strategisches Anlageziel. So fallen beispielsweise Mehrheitsbeteiligungen ausländischer Investoren an isländischen Unternehmen sowie «Investitionen auf der grünen Wiese» in diese Kategorie. NDI sind demnach nicht so schnell liquidierbar und reagieren weniger sensibel auf temporäre Veränderungen an Finanzmärkten. Der Auslöser für den erneuten Verfall der Isländischen Krone seit Anfang 2008 ist jedoch insbesondere im Zusammenhang mit den Turbulenzen im isländischen Bankensektor zu suchen. Ausländische Banken verlangen für Kredite an isländische Banken mittlerweile eine deutliche Risikoprämie, die dazu geführt hat, dass die Zinsdifferenz zwischen Island und dem Ausland geschrumpft ist. Keine Erholung der Krone vor 2009 2000 und 2005 und somit für eine Besser- Effekt auf das Kreditwachstum vorerst bestellung der im Ausland verschuldeten Haus- schränkt, denn die Hypothekarkreditsätze halte, was wiederum zu einem Anstieg des blieben im selben Zeitraum nahezu konstant. Konsums und des real verfügbaren Einkom- Der stockende Transmissionsmechanismus mens führte. erklärt sich einerseits durch die Tatsache, dass Hypothekenzinssätze in Island für eine Stark betroffen von der Hypothekenkrise deutlich längere Zeitperiode fixiert sind als In den Jahren 2006 und 2007 zeigte die is- in vielen anderen Ländern. Anderseits sorgte ländische Wirtschaft Anzeichen einer Über- der Wettkampf um Marktanteile zwischen hitzung, die Infl ation stieg auf über neun Pro- den Privatbanken und dem staatlichen zent. Zusätzlich stiegen die makroökono- Housing Financing Fund (HFF ) für anhaltend mischen Ungleichgewichte der isländischen niedrige Zinsen. In einem Umfeld überschüssiger LiquidiVolkswirtschaft. Der starke Konsum und die grossen Investitionsprojekte sorgten in Kom- tät auf den internationalen Finanzmärkten bination mit einer niedrigen isländischen Mitte der Dekade und hohem Risikoappetit Sparquote für stark ansteigende Importe internationaler Investoren stellte sich die und somit für ein steigendes Leistungsbilanz- Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits als defizit, das auf internationalen Finanzmärk- relativ einfach dar. Der Ausbruch der Hypoten finanziert werden musste. Ende 2006 thekenkrise änderte jedoch die isländischen erreichte das Defizit extreme 25 Prozent im Bedingungen deutlich und brachte die IslänVerhältnis zum BIP. Die Isländische Zentral- dische Krone und den Bankensektor einbank reagierte zwar und erhöhte den Leit- deutig unter Druck. zinssatz seit 2004 um zirka zehn Prozent auf Die Isländische Krone verzeichnete in nunmehr 15,5 Prozent, allerdings blieb der den vergangenen Jahren einen enormen Credit Suisse Bulletin 3/08 Um die Isländische Krone auf dem derzeitigen Niveau zu stabilisieren, könnten weitere Zinserhöhungen notwendig werden, gar bis zu 20 Prozent. Positiv zu werten ist die Tatsache, dass die Isländische Zentralbank ihre Devisenreserven kürzlich deutlich aufgestockt hat. Skandinavische Zentralbanken haben ihr zusätzlich Kreditlinien eingeräumt. Dies hat sicherlich eine noch stärkere Korrektur der Krone verhindert. Entscheidend für eine Erholung der Krone wird jedoch die Entwicklung des isländischen Bankensektors sein. Die Liquiditätssituation der Banken muss durch die Zentralbank weiter verbessert werden. Allerdings erwarten wir auch, dass erst dann mit einer nachhaltigen Aufwertung gerechnet werden kann, wenn die Hypothekenkrise keine Belastung mehr für die Finanzmärkte darstellt und die isländische Wirtschaft über eine anhaltend restriktive Geldpolitik verfügt, die die makroökonomischen Ungleichgewichte weiter reduziert. Damit ist allerdings nicht vor 2009/2010 zu rechnen. < Bulletin plus – zum Kulturengagement der Credit Suisse Der Klassiksommer erklingt in den schönsten Tönen. Beim gesellschaftlichen Engagement der Credit Suisse spielt die klassische Musik seit der Gründung eine zentrale Rolle. Vor rund 25 Jahren wurden die traditionellen Vergabungen mäzenatischen Charakters durch eine konsequente Sponsoringtätigkeit ergänzt. In der Schweiz arbeitet die Credit Suisse partnerschaftlich mit den wichtigsten Orchestern, Institutionen und Festivals zusammen, nicht zuletzt in der Nachwuchsförderung. Seit 2006 wird diese Strategie weltweit umgesetzt – mit erfreulichem Erfolg. Salzburger Festspiele, New York Philharmonic, Bolshoi Theatre ... Bestellen Sie das Bulletin plus Klassische Musik und schenken Sie es anderen Musikfreunden. 52 Wirtschaft Weltweite Inflation Stärkere Inflation in den Schwellenländern Eine Tankfüllung oder Heizöllieferung kostet heute wesentlich mehr als noch vor ein paar Monaten. In vielen Ländern werden Güter des täglichen Bedarfs, darunter Nahrungsmittel, immer teurer. Das spiegelt sich in den weltweit steigenden Inflationsraten. Ein Trend, der seinen Preis fordert – aber nicht überall den gleich hohen. Europa +6% China +22.1% Text: Marcel Thieliant, Research Analyst, Zürich Steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise spiegeln die Entwicklung auf den Weltmärkten wider und sind derzeit die treibenden Kräfte für die höhere Inflation. Nicht nur der Ölpreis hat sich seit 2001 nahezu versiebenfacht, auch die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel haben sich im gleichen Zeitraum fast verdoppelt. In der Folge hat sich die Inflation weltweit beschleunigt, insbesondere in Schwellenländern wie China und Brasilien. Credit Suisse Bulletin 3/08 Dort sind die Inflationsraten deutlich höher als in den anderen Ländern, was teilweise damit zu tun hat, dass die Konsumenten in Schwellenländern einen höheren Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben als in hoch entwickelten Ländern. In China stiegen die Nahrungsmittelpreise im April gegenüber dem Vorjahr um 22,1 Prozent, verglichen mit nur 6 Prozent im Euroraum. Dies lässt sich damit erklären, dass die Preise des Nahrungsmitteleinzelhandels auch von anderen Faktoren abhängen; hierzu gehören etwa die Miete des Geschäftslokals, die Löhne der Angestellten oder jene der Fabrikangestellten. Weil die Löhne und Mieten in den Industrieländern einen grösseren Einfluss auf die Nahrungsmittelpreise haben, sind die Preise des Nahrungsmitteleinzelhandels im Euroraum weniger stark gestiegen als die weltweiten Preise. Die Spekulation wurde als Grund für den steilen Anstieg der Nahrungsmittelpreise Wirtschaft Weltweite Inflation angeführt, aber im Wesentlichen liegen den Preissteigerungen fundamentale Faktoren zugrunde. Auf der Nachfrageseite haben die Konsumenten in den Schwellenländern mit zunehmendem Wohlstand ihre Ernährungsgewohnheiten geändert. Der Durchschnittsverbrauch an Fleisch, dessen Produktion besonders viel Getreide und Wasser beansprucht, hat in den Schwellenländern rasant zugenommen. Auf der Angebotsseite verzeichneten mehrere Kulturpflanzen in den letzten Jahren stagnierende oder sogar rückläufige Ernten, was teilweise auf Klimaänderungen zurückzuführen ist. Historisch gesehen folgen die Inlandspreise für Nahrungsmittel nicht immer den weltweiten Preisschwankungen. Das liegt zum Teil an regulatorischen Verzerrungen wie Subventionen und Zöllen sowie der damit verbundenen Abschottung der inländischen Nahrungsmittelpreise von der Entwicklung auf den Weltmärkten. Dennoch war der zuletzt starke Anstieg der weltweiten Nahrungsmittelpreise in den meisten Ländern mit einer deutlichen Zunahme der Nahrungsmittelinflation verbunden. Die höheren Ölpreise lassen sich weitgehend mit einer nach wie vor robusten Konjunktur in vielen Schwellenländern erklären, auch wenn sich das Wachstum in den USA und anderen Industrieländern verlangsamt hat. Die trotz markant gestiegener Preise starke Nachfrage aus den Schwellenländern ist zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass viele Entwicklungsländer versucht haben, die Inlandspreise durch Subventionen nach oben zu begrenzen, um ihre Volkswirtschaften vor der Entwicklung auf den internationalen Energiemärkten abzuschirmen. In China beispielsweise haben sich die Benzinpreise seit 2000 nur verdoppelt, während sie in den USA fast um das Dreifache gestiegen sind. Die Ölnachfrage dürfte sich abschwächen, sobald sich die Konsumenten anstelle von künstlich tief gehaltenen Inlandspreisen mit Preisen konfrontiert sehen, die näher am Weltmarktniveau liegen. Dies sollte überdies helfen, das Nachfragewachstum einzudämmen und weitere Preisanstiege zumindest kurzfristig zu begrenzen. Andererseits sind die Bedenken hinsichtlich der Vorräte wie schon bei den Nahrungsmitteln in jüngster Zeit gewachsen. Die Internationale Energieagentur (IEA ) hat angedeutet, dass sie ihre langfristigen Vor ratsprognosen nach unten korrigieren werde, was in den letzten Wochen zu einer markanten Neubewertung der langfristigen Preiserwartungen geführt hat. Die steigende Inflation hat die Kaufkraft amerikanischer Konsumenten bereits gesenkt. So gaben die Konsumenten in den USA im ersten Quartal beispielsweise 109 Milliarden Dollar für Benzin aus. Dies entspricht einer Zunahme von rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die steigen de Inflation hat auch negative Auswirkungen auf die Gewinne der Unternehmen, sofern diese die höheren Faktorkosten nicht weitergeben können. Insbesondere in den USA , wo sich die Inlandsnachfrage momentan abschwächt, bekunden die Unternehmen Mühe, ihre Preise zu erhöhen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass eine höhere Inflation zu höheren Inflationserwartungen und somit zu Lohnerhöhungen führt. Aus höheren Löhnen könnten wiederum höhere Preise resultieren, falls die Unternehmen versuchen, ihre Gewinnmargen zu wahren. Im Extremfall entsteht daraus eine Lohn-Preis-Spirale. Es gibt mehrere Gründe, weshalb das Risiko einer länger anhaltenden Inflation in den Schwellenländern grösser ist. Die Löhne sind nach wie vor niedrig, und oft mangelt es an qualifiziertem Personal. Demgegenüber sehen sich Arbeitnehmer in den Industrieländern weiterhin einem internationalen Wettbewerb ausgesetzt, was ihre Lohnforderungen begrenzen dürfte. Ausserdem haben sie in den letzten Jahren von einer stabilen Inflation auf niedrigem Niveau profitiert. Viele werden deshalb die zurzeit hohen Inflationsraten als vorübergehendes Phänomen erachten, das die Realeinkommen zwar kurzfristig schmälern wird, aber schon bald wieder nachlassen könnte. Demgegenüber haben die Konsumenten in den Schwellenländern in jüngster Zeit immer wieder Phasen hoher Inflation erlebt und dürften deshalb befürchten, dass diese zurückkehren. Nahrungsmittel machen einen beträchtlichen Anteil am Warenkorb von armen Konsumenten in den Schwellenländern aus, weshalb der steile Anstieg der Nahrungsmittelpreise zu einer existenziellen Bedrohung werden kann. Aus diesem Grund dürften die Arbeitnehmer in den Schwellenländern hartnäckiger Lohnerhöhungen fordern als in den Industrieländern. Viele Unternehmen in den Industrieländern haben die Preise ihrer Produkte zwar angehoben, um den höheren Faktorkosten Rechnung zu tragen, aber die meisten konnten diese Kostensteigerungen wegen der rückläufigen Nachfrage nicht vollumfänglich weitergeben. In den meisten Schwellenländern bleibt der Konsum dagegen robust, und viele Unternehmen arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Ihnen bieten sich daher mehr Anreize und Möglichkeiten, die Preise zu erhöhen. < Schwellenländer tragen die Hauptlast Höhere Nahrungsmittelpreise bergen grössere Risiken für Schwellenländer, da die Bevölkerung ärmer ist und ein grösserer Anteil der Ausgaben auf Nahrungsmittel entfällt. Quelle: World Bank, inländische Quellen, Credit Suisse Philippinen Vietnam* Thailand* China Malaysia* Indonesien Südafrika Brasilien Euroraum Indien USA 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% Gewichtung von Nahrungsmitteln im Konsumentenpreisindex ( KPI ) Bevölkerung mit weniger als 1 Dollar pro Tag in % der Gesamtbevölkerung (* unter 2%) Credit Suisse Bulletin 3/08 53 Wirtschaft Digitale Deflation Mehr fürs Geld dank digitaler Deflation Während die Preise der meisten Rohstoffe steigen, sinken die Kosten des vielleicht wichtigsten Rohstoffs – Information – rapide. Dieses Phänomen wird als digitale Deflation bezeichnet, eine Entwicklung, die deflationären Technologien eigen ist. Text: Steven Soranno, Equity Research Analyst, New York Digitale Bits sind für die Wirtschaft, was Nanopartikel für die Physik sind. Schrumpft Materie grössenmässig unter die «Nano schwelle», ändern sich die Grundregeln der Physik. Einer wirtschaftlichen Grundregel zufolge können die Unternehmen für verbesserte Produkte höhere Preise verlangen, weil die Konsumenten diesen einen höheren Wert zuschreiben. Aber Produkte, die mit der Digitalisierung in Berührung kommen, sinken im Preis, obwohl sie qualitativ besser werden. Ein Leitsatz der Informationstechnologie, das Moore’sche Gesetz, besagt, dass sich der Preis von Computer- oder Halbleiterleistung etwa alle 18 Monate halbiert, was erstaunlicherweise noch immer Gültigkeit hat. Der Preis für die Speicherung Credit Suisse Bulletin 3/08 und Übertragung/Bandbreite von Information sinkt dennoch viel schneller. Nehmen wir ein Beispiel neueren Datums: Das iPhone debütierte 2007 für 599 Dollar. In diesem Jahr folgte ein erheblich verbessertes Modell – zu einem Drittel des Preises. Hatte sich Apple beim Preis für das erste iPhone gründlich verkalkuliert ? Nein. Das Unternehmen schuf mit dem Anfangsmodell vielmehr eine neue Produktkategorie, indem es Geräte für den Telefonmarkt produzierte, diese aber weiterentwickelte und damit im Wesentlichen den Mobildatenmarkt auf baute. Im neuen Markt wird Mehrwert durch Dienstleistungen geschaffen, die über das digitale Netz bereitgestellt werden. Apple versucht das Gerät möglichst preis- wert unter möglichst viele Nutzer auf der ganzen Welt zu bringen. Man verkaufe die margenstarken Rasierklingen und ver scherble die margenschwachen Halter umsonst dazu. Rasierklingen von Gillette entsprechen den Geschäftsmail-, Werbe - und SpielDiens ten von Apple und Research in Motion. Das iPhone ist nur ein Beispiel einer digitalen Umwälzung, die bewirkt, dass etablierte Industrien durch digitale Technologien neu erschaffen werden. Die Preise in diesen Branchen sinken rapide, und wirtschaftlicher Mehrwert lässt sich viel effizienter erzeugen. Sinkende Preise bedeuten aber nicht, dass die Unternehmen unrentabel werden. In einer Informationswirtschaft ist die Produktionsleistung direkt mit der Foto: Apple 54 Wirtschaft Digitale Deflation Rate der Informationsübertragung verbunden. Höhere Informationsübertragungsraten verbessern die Ideenerzeugung, Gedankenentwicklung und Innovation und helfen so, die Produktivität weltweit zu steigern. Während die Fundamentaldaten zur Nachfrage aus den Schwellenländern die globale Infrastruktur unter Druck setzen, reduziert das verstärkte digitale Fundament der globalen Infrastruktur den zugrunde liegenden Inflationsdruck. So revolutioniert beispielsweise die Digitalisierung das Bildungsdilemma, indem sie die Ausbreitung von Bildung in Regionen ermöglicht, die sich bisher kein tragfähiges System leisten konnten. Flachbildschirme und Breitbandanschlüsse, über die der Unterricht von Lehrern in Südafrika und Grossbritannien in äthiopische Schulzimmer übertragen wird, sind nur ein Beispiel. Während die Entwicklung der Schwellenländer die weltweite Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht und die Löhne in die Höhe treibt, vergrössert die erweiterte globale Bildungsinfrastruktur das Angebot. Ein höheres Arbeitskräfteangebot dürfte zusammen mit einer höheren organisatorischen Produktivität – ermöglicht durch die Digitalisierung – dafür sorgen, dass die Weltwirtschaft bedeutend produktiver wird und dass sich zwischen Arbeitskräfteangebot und -nachfrage wieder ein Gleichgewicht einstellt. bes ten Regalflächen – bestimmt. Im Zeital- schäft vor Ort gekauft, das andere heute ter der sozia len Vernetzung und der Pro dukt- über das Internet. Das erste Produkt hat bewer tung durch Amazon-Kunden können für den Konsumenten eine Nutzbarkeit von die Konsumenten rasch auf Informationen 65 Prozent, während die übrigen 35 Prozent über den wahren Wert von Produkten zu- die Ineffizienz darstellen, die sich aus der greifen und sind nicht auf ein von den Ver- Tatsache ergibt, dass die Produktauswahl marktern gestaltetes «Wertimage» angewie- in den Geschäften vor Ort beschränkt ist sen. In den eigenen vier Wänden haben die und die Vermarkter eine wahrgenommene Konsumenten heute Zugang zu einer viel Nutzbarkeit geschaffen haben, welche die brei teren Produktauswahl, als es noch vor tatsächliche Nutzbarkeit übertrifft. Das anzehn Jahren vorstellbar war. Angesichts der dere Produkt hat einen Nutzbarkeitsfaktor schwindenden Bedeutung ihrer herkömm- von 80 Prozent bei weniger Verschwendung, lichen Marketinginstrumente müssen Einzel- weil die Konsumenten aus einem grösseren händler zunehmend vom Preis Gebrauch Angebot auswählen konnten und im Internet machen, nicht zuletzt weil ein wachsender problemlos Zugang zu Bewertungen von Teil des globalen Vermögens auf die Internet- bisherigen Käufern haben. Aufgrund herkömmlicher Inflationszahlen ergeben sich generation entfällt. Beim Einkaufen können die Konsumen- zwischen den beiden keine Kostenunterten heute in weniger als fünf Minuten effi- schiede. Aber Produkt 1 kostet effektiv 1.67 zientere Preisvergleiche anstellen als noch Dollar pro Nutzbarkeitseinheit, Produkt 2 vor wenigen Jahren in fünf Tagen. Diese dagegen 1.25 Dollar, also rund 25 Prozent Revolution der Informationsverfügbarkeit weniger. Die zugrunde liegenden Effekte erhöht die Macht des Konsumenten gegen- werden von üblichen Inflationszahlen somit über dem Unternehmen und steigert die Be- nicht erfasst. deutung von kundenorientierten Faktoren Wirkung auf die Inflation nutzen wie Preis und Leistung. Diese Eigenschaften ermöglichen den Kunden zudem, Pro- Die Auswirkungen der Digitalisierung auf dukte mit höherer individueller Nutzbarkeit das globale Wirtschaftssystem sind vielfältig zu kaufen, was das Wirtschaftssystem noch und multidimensional. Während sich dieses effizienter werden lässt, weil somit weniger System einem grundlegend neuen ParadigDoppelanschaffungen getätigt werden, we- ma angleicht, dürfte sich sein unmittelbarer niger verschwendet und eine höhere Produk- Einfluss auf die Inflation immer stärker bemerkbar machen. Diejenigen, die dies vertivität generiert wird. Informationsaustausch virtuell fördern Nehmen wir zum Beispiel zwei Produkte, stehen, werden sich im Laufe der EntwickTelepräsenz-Technologien wie Videokonfe- die je zehn Dollar kosten. Das eine wurde lung dieses Paradigmas einen wichtigen renzen oder virtuelle Sitzungen breiten sich Anfang der Neunzigerj ahre in einem Ge- Vorteil verschaffen können. < rasant aus und helfen, Reisekosten – und CO 2 -Emissionen – einzusparen und gleichEntwicklung hin zu digitalen Gratisprodukten zeitig die Informationsübertragungsraten zu Physisch vorhandene Produkte, die Geld kosten, sind heute gratis als digitale Version mit erheblich verbesserter Funktionalität erhältlich. Quelle: Credit Suisse erhöhen. Viele Fortune - 500 -Unternehmen haben Massnahmen zugunsten des virtuPhysisches Produkt, das Geld kostet Digitale Gratisversion ellen Büros ergriffen. Ziel ist es, die FixkosFotoalben Photobucket ten zu senken und den InformationsausKalender iCal tausch unter den Mitarbeitenden zu fördern. Filme/Shows YouTube Das grösste Hindernis dieser Initiativen liegt Telefonieren Skype in der Regel in der organisatorischen TrägPost/Briefe/Schreibwaren Yahoo! Mail heit und nicht in der technischen MachbarDokumente Adobe Acrobat keit. Wir gehen davon aus, dass die organiSchreibmaschinen AbiWord satorische Trägheit unwiderruflich den GeMicrosoft Office Google Docs boten der Effizienz und des Wettbewerbs Karten Google Maps weichen wird, insbesondere weil immer Versand Amazon free shipping mehr Vertreter der «digitalen Generation» Plattenspieler Microsoft Media Player ins Erwerbsleben eintreten. Zeitungen CNN -Website Vor dem Internetzeitalter wurde das BranBücher pagebypagebooks.com ding weitgehend von der Werbung in den Musik Pandora.com Massenmedien, zum Beispiel im Fernsehen, Videospiele Candystand.com und von der Kontrolle der Endverbraucherverteilung – dazu gehörte die Sicherung der Credit Suisse Bulletin 3/08 55 56 Wirtschaft Nachlese Blogging for Business Everything You Need to Know and Why You Should Care Von Shel Holtz und Ted Demopoulos Taschenbuch 247 Seiten ISBN-13 : 978 -1419536458 Blue Ocean Strategy How to Create Uncontested Market Space and Make the Competition Irrelevant Von W. Chan Kim und Renée Mauborgne Gebundene Ausgabe 256 Seiten ISBN-13 : 978 -1591396192 © getAbstract. Unter www.getabstract.com fi nden Sie eine fünfseitige Zusammenfassung dieses Buchs. Finanzanlagen – eine Herausforderung für KMU Geheftete Broschüre 36 Seiten Herausgeber Credit Suisse Economic Research Credit Suisse Bulletin 3/08 Warum sollten Unternehmen, egal ob gross oder klein, Blogging als Teil ihrer Unternehmensstrategie in Betracht ziehen? Dieser Frage geht «Blogging for Business» auf den Grund. Wie Audio, Video und Print ist Blogging im Prinzip nichts anderes als ein Kommunikationsmittel. Einen Blog zu eröffnen, bedeutet jedoch mehr, als sich einfach nur dem aktuellen Blogtrend anzuschliessen. Wie die Autoren betonen, sollte die Eröffnung eines Blogs einem bestimmten Zweck dienen. «Die besten Unternehmensblogs wurden eingerichtet, um ein bestimmtes Unternehmensziel zu unterstützen. Wer herausfi nden will, welche Art von Blog für ihn in Frage kommt, sollte zunächst seine Schwerpunkte und Ziele defi nieren, um zu bestimmen, wo die eigenen Möglichkeiten liegen.» Bereits seit mehreren Jahren betreiben Unternehmen wie Sun Microsystems, IBM und Boeing Blogs als Teil ihrer Kommunikationsstrategie. Auf die Frage, warum er so viel Zeit auf seinen Blog «verschwende», antwortete Jonathan Schwartz, CEO von Sun Microsystems, im Mai 2008: «Weil ich im Hinblick auf unsere Strategie und unsere unternehmerische Tätigkeit auf Klarheit setze – und das nicht nur alle zwölf Monate in unserem Jahresbericht.» Seine Antwort ist unter http://blogs.sun.com/jonathan nachzulesen. Wer die Eröffnung eines Blogs zur Erweiterung seiner Kommunikationsstrategie in Erwägung zieht, fi ndet in diesem Buch Informationen zum Verständnis der Funktionsweise von Blogs und praktische Hinweise zum Erstellen, Bekanntmachen und Verwalten von Unternehmensblogs sowie zur Auswertung der Ergebnisse. Im Plauderton werden auch die technischeren Aspekte des Themas verständlich und interessant dargestellt. So kommen die Autoren ihrem Ziel, noch mehr Unternehmen für die Blogosphäre zu gewinnen, sicher ein gutes Stück näher. mb Lassen Sie die Konkurrenz hinter sich und bringen Sie Ihr Unternehmen in neue, profi tablere Gewässer. «Blue Ocean Strategy» weist den Weg. Das Buch liefert einen klaren Rahmen zur Bestimmung und Umsetzung herausragender Strategien in allen Bereichen der Industrie. W. Chan Kim und Renée Mauborgne warten mit inspirierenden Untersuchungen zum Einfl uss innovativer Ideen auf alte Industrien auf. Innerhalb eines bestehenden Marktes entwickeln Firmen Strategien, um miteinander in Konkurrenz zu treten und sich Vorteile gegenüber ihren Rivalen zu verschaffen. Ein mörderischer Konkurrenzkampf entsteht, der das Wasser blutrot färbt. Der Verlust von Marktanteilen, Gewinn- und Wachstumseinbussen schaffen einen «roten Ozean». Das unternehmerische Anliegen sollte sich folglich auf die Entwicklung einer Blue-Ocean-Strategie konzentrieren. Allein die faszinierenden Beispiele von Firmen, die ihre Blue-Ocean-Strategie entwickelt haben, machen dieses Buch lesenswert. Manager können die Regeln und Prinzipien mit Hilfe der Hinweise der Autoren problemlos befolgen. Ein wichtiger Ratgeber für alle, die das von Konkurrenzhaien heimgesuchte Gewässer gegen die Ruhe des offenen blauen Meeres eintauschen möchten. © getAbstract Barliquidität in Form von sofort verfügbaren Zahlungsmitteln erhält dem Unternehmen die Zahlungsfähigkeit und ist Treibstoff für das Wachstum. Sie bringt aber keine oder nur wenig Erträge. Eine Studie der Credit Suisse hat nun ergeben, dass die durchschnittliche Barliquidität seit dem Jahr 2000 sowohl im Verhältnis zum Umsatz als auch zur Bilanzsumme deutlich angestiegen ist und mittlerweile mehr als acht Prozent beträgt. Dementsprechend werden die verschiedenen Anlage möglichkeiten zu wenig genutzt. Es ist jedoch für die Unternehmen – die globalen Konzerne genauso wie die KMU, die in dieser Studie speziell angesprochen werden – wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig, die Mittelbewirtschaftung mit Planung und Weitsicht auf die Ziele und Bedürfnisse des Unternehmens abzustimmen. Da in der Praxis jeder Fall etwas anders gelagert ist, liefert die Studie keine Patentrezepte. Doch die minutiöse Analyse der aktuellen Situation ist geeignet, die Aufmerksamkeit der Verantwortlichen auf diesen wichtigen, im Tagesgeschäft oft vernachlässigten Aspekt zu lenken. schi Credit Suisse Sponsoring 57 Sponsoring Informationen aus der Welt der Credit Suisse 58_National Gallery in London wird neuer Partner der Credit Suisse 60_Sehenswerter Schweizer Kunstsommer Fussball-Ära geht zu Ende 62 _Mission Südafrika: Der Ball rollt weiter Übersicht 61_Eine Nachwuchsförderung im Film Bereits zum vierten Mal Fotos: Niklaus Spoerri, remote.ch | Olivier Maire, Photopress findet vom 25. September bis 5. Oktober das Zurich Film Festival unter der Leitung von Direktor Karl Spoerri statt. Wiederum werden 24 Wettbewerbsfi lme in den Sparten «Bester Spielfilm», «Bester Dokumentarfilm» und «Bestes Debüt » um das «Goldene Auge» sowie Regie - und Promotionspreise in der Gesamthöhe von 200 000 Franken antreten. Wer wird nach dem Produzenten Albert S. Ruddy neuer Jurypräsident ? Wem wird nach Stephen Frears (2006) und Oliver Stone (2007) die Ehrung « A Tribute to» zuteil ? Erstmals wird dieses Jahr auch ein Golden Icon Award für Schauspieler oder Filmemacher ver geben. schi www.zurichfilmfestival.org fünf Qualifikationsturnieren und einem Final turnier Ende Oktober unter dem Namen Credit Suisse Junior Tour. «Wettkampferfahrung ist enorm wichtig. Wenn wir Jungen und Mädchen schon früh ermöglichen, unter Druck Leistungen zu erbringen, leistet die Credit Suisse Junior Tour einen grossen Beitrag zur Förderung junger Talente», sagte Sandra Caviezel, Leiterin Spon soring Credit Suisse Private Banking, am RoundtableGespräch an lässlich des SwissGolf Day im Golfclub Breitenloo. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf die Unterstützung der Spieler beim Übertritt vom Amateur- zum Profi status gelegt. Diesem Zweck dient die Credit Suisse Challenge, die seit 2006 im Golfclub Wylihof ausgetragen wird. tg Gewinnt Sir Robert Charles in Bad Ragaz ? Aus der europäischen Tour der Berufs-Seniorengolfer ist das Bad Ragaz PGA Seniors Open nicht mehr wegzudenken. Um den Titel spielen vom 8. bis 10. August alle Sieger der letzten Jahre: Carl Mason (England, Sieger 2007), Juan Quiros (Spanien, Sieger 2006), Terry Gale (Australien, Sieger 2005) sowie Horacio Carbonetti (Argentinien, Sieger 2003 und 2004). Zwei Stars aus unterschiedlichen Generationen gehören ebenfalls zum engsten Favoritenkreis: der 51-jährige italienische Ryder- Cup-Held Costantino Rocca, Zweiter im Vorjahr, sowie der bereits 72-jährige Neuseeländer Sir Robert Charles, der dieses Jahr beim New Zealand Open sensationell den Cut auf der regulären Tour geschafft hat. tg Der historische Sieg weckt Hoffnungen Zu Beginn der Golf-Nachwuchsförderung Wieder ein Stechen in CransMontana? Vom 4. bis 7. Sep- Die Credit Suisse unterstützt den Schweizer Golfsport seit vielen Jahren – seit 1993 die Swiss Golf Foundation (SGF ), seit 1999 die Association Suisse de Golf (ASG) und seit 2005 auch die Swiss PGA , den Dachverband der GolfProfessionals in der Schweiz. Von der Nachwuchsförderung profitieren alle ASG -Golfclubs in vielfältiger Weise. An den Credit Suisse Junior Golf Academies können Jugendliche in zwei Camps kostenlos unter professioneller Anleitung dreieinhalb Tage intensiv trainieren. Zudem laufen seit 2006 die Nachwuchsmeisterschaften für die Kategorien U16 und U18 mit tember wird in Crans-Montana wiederum das Omega European Masters ausgetragen. Bei Redaktionsschluss war die Startliste noch nicht definitiv bekannt, doch besteht kein Zweifel daran, dass am wichtigsten Golfturnier in der Schweiz ein hochkarätiges Teilnehmerfeld, angeführt von Lee Westwood und Rory McIlroy, mitmacht. Vielleicht wird es wieder so spannend wie 2007, als sich der Australier Brett Rumford (Bild oben) erst im Stechen gegen den Engländer Philipp Archer durchsetzte. Dritter wurde mit einem Schlag Rückstand der Waliser Bradley Dredge. tg diesjährigen Formel-1-Saison hätten wohl die wenigsten geglaubt, dass die Zielsetzung von BMWMotorsportdirektor Mario Theissen – erster Sieg für das BMW Sauber-Team – realistisch sein könnte. Doch es folgte Podestplatz um Podestplatz. Und der grossartige Doppelsieg von Robert Kubica vor Nick Heidfeld am 8. Juni auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal hat nun alle Zweifler endgültig eines Besseren belehrt. Kubica setzte sich mit diesem Sieg auch in der Jahreswertung vorübergehend vor Hamilton an die Spitze. Fährt BMW -Sauber nun gar um den Weltmeistertitel mit? Verfolgen Sie das Renngeschehen hautnah auf www.credit-suisse. com/f1. schi Credit Suisse Musik in den Bergen Neben dem Fussball wartete der Sommer 2008 auch mit einigen kulturellen Überraschungen auf. So feierte das Estival Jazz im Tessin seinen vielbeachteten 30 . Geburtstag, während beim Festival d’Opéra Avenches mit Graziella Contratto erstmals eine Frau am Dirigentenpult stand. Und zum Glück für Kulturinteressierte ist der Sommer noch längst nicht zu Ende. Ebenfalls von der Credit Suisse unterstützt – und zwar seit 1986 – wird das Davos Festival, das vom 26 . Juli bis 9 . August zahlreiche Spitzenbegabungen der klassischen Musik versammelt. Das Festival ist einzigartig, da es Gelegenheit bietet, Nachwuchstalente im intimen Rahmen zu hören – Talente notabene, denen man später sehr oft wieder in den grossen Sälen der Welt begegnet. Die kontinuierlich steigenden Besucherzahlen und die Tatsache, dass viele Erstbesucher zu treuen Gästen werden, sagen alles über die aussergewöhnliche Qualität des Festivals. Spitzenleistungen ohne Berührungsängste, musikalische Tradition ohne Erstarrung: Das alles sind Gründe, die einen Ausflug nach Davos musikalisch reizvoll machen. Seit 2007 steht das Davos Festival übrigens unter einer neuen Leitung. Die Intendantin ist keine Unbekannte: Sie heisst Graziella Contratto. nm Credit Suisse Bulletin 3/08 58 Credit Suisse Sponsoring Historische Partnerschaft mit der National Gallery Credit Suisse unterstützt die National Gallery bei der Förderung der Kunst des Entdeckens Die Credit Suisse ist seit kurzem Partner der National Gallery. Die dreijährige Partnerschaft beinhaltet unter anderem die Finanzierung einer grösseren Ausstellung pro Jahr. Den Auftakt macht «Radical Light», die im Juni eröffnet wurde. Nicholas Penny, Direktor der Gallery, äussert sich zur speziellen Vereinbarung und zur Ausstellung. Bulletin: Dass ein britisches Museum überhaupt eine Partnerschaft mit einem Welche Aspekte dieser Geschäftsbeziehung sind für die Gallery noch von privaten Unternehmen wie der Credit Bedeutung? Suisse eingeht, ist eher ungewöhnlich. Langfristig sehe ich für uns den grössten Vorteil darin, dass wir von der Credit Suisse lernen können, die Dinge aus globaler Perspektive zu betrachten. Diese Sicht fehlt uns bisher noch. Auch können wir unsere Zusammenarbeit mit anderen Institutionen verbessern, insbesondere in Asien. Das ist wichtig, denn immer mehr Besucher kommen aus China und Indien nach London. Die Credit Suisse verfügt in dieser Hinsicht über Erfahrung, hat sie doch im vergangenen Februar bereits die Asien-Tournee der New Yorker Philharmoniker mitfi nanziert. Ich werde zwar kaum die halbe Belegschaft der Gallery nach China schicken, plane aber weitere Partnerschaften mit Institutionen in Asien. Was waren Ihre Beweggründe? Nicholas Penny: Eine solche Zusammenarbeit war für uns sehr erstrebenswert, weil wir uns dadurch nicht ständig um die fi nanzielle Unterstützung sorgen müssen. Ein Direktor verbringt viel Zeit mit der Suche nach fi nanziellen Mitteln, die ihm anderenfalls für die Planung von Ausstellungen und die Qualitätskontrolle zur Verfügung stünde. Wer unternahm den ersten Schritt ? Wir sind auf die Credit Suisse zugegangen, weil sie bereits 2004 die Ausstellung «Raphael: From Urbino to Rome» gesponsert hatte. Es lag auf der Hand, sie auch für diese Ausstellung über den italienischen Divisionismus anzufragen, da die Credit Suisse in einiDie National Gallery erhält staatliche gen Monaten die gleiche Ausstellung am Unterstützung. Weshalb ist das Zürcher Kunsthaus mitfi nanziert. Man antwor- Sponsoring von Unternehmen so wichtig? tete uns: «Lassen wir diese Ausstellung einen Tatsache ist, dass die National Gallery immer Moment beiseite. Wir sind auf der Suche schon eine öffentlich-private Partnerschaft nach einer Galerie, mit der wir eine weiterge- war. Es gab von Anfang an eine Vereinbarung hende Partnerschaft eingehen können.» Wir zwischen der Privatwirtschaft und der öffentstaunten nicht schlecht und waren natürlich lichen Hand. Es waren Privatpersonen, welhoch erfreut, das zu hören (lacht). che die Notwendigkeit einer Nationalgalerie Was umfasst diese Partnerschaft ? erkannten. Sie dachten dabei auch an den Der Hauptzweck dieser in einem ersten Louvre und an das äusserst erfolgreiche MuSchritt auf drei Jahre beschränkten Partner- sée Napoléon. Die National Gallery war ein schaft besteht darin, Ausstellungen zu spon- Zugeständnis des Parlaments an einen kleisern, wie aktuell «Radical Light », und unser nen Kreis von Interessenten, die ihre Kunstgut etabliertes Ausbildungsprogramm zu un- werke spendeten. Das war im Jahr 1824. Die terstützen. Die Credit Suisse wird spezielle Sammlung vergrösserte sich durch Zukäufe Ausbildungsprojekte für Schul- und Gemeinde- und Spenden und wurde 1831 in das heutige organisationen einbringen, die sie bereits un- Gebäude am Trafalgar Square verlegt. Es sei terstützt. Die Vereinbarung umfasst einen darauf hingewiesen, dass die Gallery unter Aspekt, der für die breite Öffentlichkeit wich- der Leitung eines Kuratoriums steht und der tig ist: Wir lassen das Museum jeweils mitt- Staat keinen direkten Einfl uss hat. Eine weiwochs auch am Abend bis 21 Uhr geöffnet. tere wichtige Tatsache, von der viele nichts Dieser wesentliche Bestandteil unseres Ange- wissen, ist, dass die Werke der Gallery zu bots wird ein anderes, jüngeres Publikum in rund einem Drittel durch Schenkung oder die Gallery locken. Vermächtnis erworben wurden, und das ist Credit Suisse Bulletin 3/08 viel. Berücksichtigt man nur die Werke einiger berühmter Maler, ist dieser Anteil sogar noch höher. Wann begann die Gallery nach Firmensponsoren zu suchen ? Das war 1991, als der Sainsbury-Flügel eröffnet wurde. Er bot uns viel Platz, um grössere Ausstellungen zu zeigen. Kommen wir zur Ausstellung « Radical Light ». Wie würden Sie sie umschreiben ? Es ist eine grossartige Ausstellung, denn sie befasst sich mit einer Kunstrichtung, die praktisch unbekannt ist. Kunsthistorikern ist der Divisionismus zwar bekannt, aber viele, die in Grossbritannien Kunstgeschichte studierten, haben diese Werke kaum je gesehen. Dennoch handelt es sich nicht um eine jener Ausstellungen, deren Erfolg von vornherein feststeht, da ihr Thema wenig bekannt ist. Ihr wohnt eine Dimension des Entdeckens inne, und obwohl die Gemälde eher melancholisch, beunruhigend und ge spenstisch anmuten, hinterlassen sie zugleich einen tiefen Eindruck. Es geht um ernsthafte Kunst, die von den Besuchern ein gewisses Mass an emotionalem Engagement erfordert. Das ist ein Risiko, da die Leute heute auf sofortige Befriedigung aus sind. Warum gehen Sie bei einer Ausstellung ein solches Risiko ein ? Bis zu einem gewissen Grad sollten Ausstellungen stets etwas Neues bieten. Man kann eine neue Seite eines Künstlers kennenlernen, der bereits bekannt ist und allen gefällt, oder man zeigt den Leuten Aspekte der Kunst, die sie noch nicht kennen. Das gehört zu unserer Mission. Wenn die Gallery nur Bilder zeigen würde, die allen bekannt sind und gefallen, gäbe es heute nicht viele solche Werke. Beispielsweise stiessen viele der Bilder, welche die Gallery im 19. Jahrhundert erworben hatte, nur bei einer Minderheit auf Interesse und entsprachen nicht dem Geschmack des breiten Publikums. Dieser As- Credit Suisse Sponsoring 59 pekt wird oft vergessen, wenn man an die Entstehung grosser Sammlungen denkt. Können Sie die Bewegung des Divisionismus etwas genauer erklären ? Handelt es sich überhaupt um eine Bewegung? Es ist eine Bewegung. Doch wie defi niert man in der Malerei eine Bewegung? Die einfachste Form einer Bewegung ergibt sich, wenn einige Künstler oder Schriftsteller vereinbaren, der gleichen Gruppe anzugehören und sich einen Namen zu geben. Es gibt auch lose assoziierte Künstlergruppen, die ihren Namen oft von Kritikern erhalten. Die Impressionisten sind ein solches Beispiel. Bei den Divisionisten war es dasselbe. Man kannte sich und hatte gemeinsame Ideen und Vorstellungen. Die Leute werden sofort erkennen, dass diese Bilder vieles gemeinsam haben. Zu den offensichtlichsten Ähnlichkeiten gehört das Auftragen der Farben in einer Vielzahl von Punkten und Strichen, ähnlich wie beim französischen Pointillismus. Die Werke der National Gallery reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert. Sie deckt dadurch auch einiges des umstrittenen Gebiets ab, bei dem man nicht genau weiss, ob die Kunst deshalb wichtig ist, weil sie den Futurismus und Modernismus vorwegnimmt, oder weil es sich um den Höhepunkt verschiedener Formen der realistischen Malerei und der Naturmalerei handelt. Fotos: Galleria d’Arte Moderna, Milano (Gam 1718) © Comune di Milano. All rights reserved | Alexander Sauer | The National Gallery London Angesichts des Namens der Aus stellung gehe ich davon aus, dass auch das Licht eine bedeutende Rolle spielt. Ich hätte gleich zu Beginn erwähnen sollen, dass die Darstellung des Lichts der grosse gemeinsame Nenner ist. Die Bewegung entstand auch durch die Erforschung der Optik und Physik des Lichts. Licht ist manchmal geradezu schmerzhaft, dies gilt beispielsweise für sehr helles Sonnenlicht, aber auch für die Lichtverhältnisse am frühen Morgen, wenn Gegenstände nur schwer zu unterscheiden sind. Es geht nie um einfache Formen des Lichts. Welches sind Ihre weiteren Pläne «Morning» von Vittore Grubicy de Dragon (1851–1920) ist eine Leihgabe der Mailänder Galleria d’Arte Moderna für die «Radical Light »-Ausstellung. Mehr als 60 Gemälde sind zu sehen. Unten links Die National Gallery am Londoner Trafalgar Square. Unten recht s Direktor Nicholas Penny hat grosse Hoffnungen für die Ausbildungsabteilung der National Gallery. Penny ist seit März dieses Jahres im Amt. Oben für das Museum ? Zurzeit versuche ich mich darauf zu konzentrieren, gewisse unerwünschte Entwicklungen zu verhindern (lacht). Ich habe noch viel vor mit der Gallery. Als seriöser Wissenschaftler, oder vielmehr als wissenschaftlich orientierter Kurator, aus dem ein Direktor geworden ist, bin ich bestrebt, unsere Aus- und Weiterbildungsarbeit auszubauen, damit wir zu einem Zentrum des vertieften Studiums der Kunstgeschichte werden. Michèle Bodmer Radical Light: Italiens divisionistische Maler Sainsbury-Flügel, 18. Juni –7. September 2008: täglich 10.00 –18.00 Uhr; mittwochs 10.00 –21.00 Uhr www.nationalgallery.org.uk Organisiert wird die Ausstellung von der National Gallery in London und dem Kunsthaus Zürich. Credit Suisse Bulletin 3/08 60 Credit Suisse Sponsoring Ein sommerlicher Gang durch die Schweizer Kunstmuseen Der ganze Weltzauber der Farben und Schatten «Das Kunstwerk wird eine neu erfasste Ordnung der Dinge offenbaren und schön sein durch die Idee des Ganzen, die es enthüllt», sagt Ferdinand Hodler. Und weiter: «Der ganze Weltzauber der Farben und Schatten leitet sich vom Licht ab.» Wer gedacht hat, Hodler bereits bestens zu kennen, wird ihn nach dem Besuch der Ausstellung «Ferdinand Hodler. Eine symbolistische Vision» im Kunstmuseum Bern und dem Studium des Standards setzenden Katalogs in einem neuen Licht sehen und sich seinem Weltzauber umso lieber zuwenden. Tatsächlich gehört Ferdinand Hodler zu den am meisten unterschätzten Schweizer Künstlern. In der Wahrnehmung der breiten Öffentlichkeit wird er nämlich nach wie vor auf sein Image als kämpferischer Nationalkünstler reduziert, das entstanden ist im Zeichen des geistigen Widerstands vor dem Zweiten Weltkrieg. Die bis zum 10. August dauernde Ausstellung zeigt Hodlers eigenständigen Beitrag zum europäischen Symbolismus auf. Von zentraler Bedeutung unter den 150 präsentierten Bildern sind die symbolistischen Hauptwerke des Kunstmuseums Bern, die dank Léonard Gianadda, Kunstmäzen und Direktor der Fondation Pierre Gianadda in Martigny, restauriert wurden. Oben Hodler. Der Tag, erste Fassung, 1899, Öl auf Leinwand, Kunstmuseum Bern. Ein Gang ins Wallis lohnt sich ebenfalls: Unten links Balthus. La Toilette de Cathy, 1933, Öl auf Leinwand, Paris, Centre Georges Pompidou. In der Fondation Pierre Gianadda wird aus Unten recht s Giovanni Segantini. Mittag in den Alpen, 1891, Öl auf Leinwand, Segantini Museum. Anlass seines hundertsten Geburtstags der 2001 verstorbene Künstler Balthus mit einer In Lugano realisierten das städtische und und Modell» feiert das Segantini Museum Retrospektive gewürdigt. Gezeigt wird bis das kantonale Kunstmuseum mit «Enigma den 150. Geburtstag von Giovanni Segantini. zum 23. November seine ganze Schaffens- Helvetia» ihre erste gemeinsame Ausstellung. Das Museum selbst wurde vor genau 100 breite mit Porträts, Landschaften und natür- Sie bietet einen Überblick über das Kunst- Jahren eingerichtet. Andreas Schiendorfer lich den verführerischen Nymphen, die letzt- schaffen in der Schweiz und vermag dank lich das «Mysterium Balthus» begründeten. interdisziplinärem Ansatz dem Betrachter Die Credit Suisse unterstützt das Museo d’Arte in Lugano seit 1992, die Fondation Wie soll man die Ausstellung angehen? Der «die Kunst, Bräuche und Mythen der moderPierre Gianadda in Martigny seit 1996 und Künstler selbst liefert die Antwort: «Balthus nen Schweiz» gewinnbringend zu erhellen. das Kunstmuseum Bern seit 2005. Die Seganist ein Maler, über den man nichts weiss. Und Mit der bis zum 14. September dauernden tini- Ausstellung wird vom Jubiläumsfonds nun, lasst uns die Bilder betrachten.» Sonderausstellung «Segantinis Magd: Muse der Credit Suisse Foundation mitfi nanziert. Credit Suisse Bulletin 3/08 Fotos: Peter Lauri Photographie, Bern | Jean- Claude Planchet | Fredy Lochau, Foto Flury, Pontresina In den Museen ist es kühl und still – ein Grund hineinzugehen. Zudem kann man das «Geheimnis Schweiz» ergründen. Die Ausstellung «Enigma Helvetia» in Lugano und die Begegnungen mit Ferdinand Hodler in Bern, Balthus in Martigny und Segantini in St. Moritz bringen wertvolle neue Erkenntnisse. Credit Suisse Sponsoring Seit 1993 Hauptsponsor des Schweizerischen Fussballverbands Ein Dankeschön an Jakob Kuhn und seine Fussballfamilie Fotos: Andreas Meier | Photopress | Sebastian Schiendorfer Die im Juni in der Schweiz und in Österreich durchgeführte Fussballeuropameisterschaft bleibt in guter Erinnerung. Und der zurückgetretene Nationaltrainer Jakob Kuhn ebenso. 73 Länderspiele der Schweizer Nationalmannschaft hat Jakob «Köbi» Kuhn als Trainer entscheidend geprägt. Die Bilanz fällt positiv aus: 32 Siege – 18 Unentschieden – 23 Niederlagen. Oder anders ausgedrückt: drei End rundenteilnahmen in Folge, die Europameisterschaft 2004 in Portugal, die Weltmeis terschaft 2006 in Deutschland und die Europa meisterschaft 2008 in der Schweiz und in Österreich. Resultatmässig schnitten die Schweizer an der WM 2006 erfolgreicher ab als in der Schweiz, doch spielerisch wussten sie an der Heim- EM durchaus zu gefallen. Noch sind die Schweizer nicht gut genug, um nach dem Titel zu greifen, doch so beherzt, dass sich die junge «Nati» in die Herzen der Bevölkerung spielte beziehungsweise ihren Platz dort behauptete. In dieser Hinsicht war die dritte Partie gegen Portugal die entscheidende: Kuhn, der den Begriff der Fussballfamilie kreierte, hat erreicht, dass die Familie auch zusammenhält, wenn die bewusst hoch gesteck ten Ambitionen sich nicht erfüllen. Die Credit Suisse, welche den Schweizer Fussball schon vor der Ära Kuhn förderte und ihn auch in Zukunft fördern wird, ist dank bar, dass sie Jakob Kuhn während seiner Amtszeit begleiten durfte. Es waren sieben fette Jahre (denen keine magere folgen sollen), gerade auch in menschlicher Hinsicht. Die Zusammenarbeit mit Jakob Kuhn, beispielsweise beim Drehen mehrerer unvergesslicher Fernsehspots, bei Kundenanlässen und natürlich im Umfeld der Nationalmannschaft, war für die Mitarbeitenden des Sponsorings der Credit Suisse ausgesprochen angenehm. Auch sonst hat die Credit Suisse mit Blick auf die Europameisterschaft allen Grund zur Zufriedenheit, für das Wetter war sie ja, fürwahr, nicht zuständig. Doch der Hauptsponsor hat in Feusisberg den Berufsleuten – Spielern wie Medienschaffenden – ihre Arbeit erleichtert und hat den Fans mit verschiedenen Aktionen zahlreiche positive Erlebnisse ermöglicht. Andreas Schiendorfer Gilt auch für uns: «Merci Köbi !» Mit te links Der erste Schweizer Sieg an einer Europameisterschaft. Mit te recht s Journalisten aus aller Welt im Medienzentrum in Feusisberg. Unten links Öffentliche Anlässe der Credit Suisse: Daniel Gygax erfüllt im Flughafen Zürich Autogrammwünsche. Unten recht s Attraktive Kundenanlässe: Benedikt Weibel (rechts), Dele gierter des Bundesrats der Euro 2008, bespricht mit Stéphane Chapuisat (Mitte) und Hans Baumgartner, Leiter Firmenkunden Schweiz – KMU, den Auftritt im Stade de Suisse. Oben Credit Suisse Bulletin 3/08 61 62 Credit Suisse Sponsoring Die Fussballer bleiben am Ball Impressum Die Mission Südafrika hat begonnen Der neue Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hat keine Zeit für Experimente. Nach einem einzigen Vorbereitungsspiel beginnt im September die WM -Qualifikation. Und im Oktober könnte bereits eine Vorentscheidung fallen. Herausgeber Credit Suisse Postfach 2 CH- 8070 Zürich Telefon +41 44 333 11 11 Fax +41 44 332 55 55 Redaktion Daniel Huber (dhu) (Head of Publications), Marcus Balogh ( ba), Michèle Bodmer (mb), Dorothée Enskog (de), Regula Gerber (rg), Mandana Razavi (mar), Andreas Schiendorfer (schi ) E-Mail redaktion.bulletin @ credit -suisse.com Mitarbeit an dieser Ausgabe Ute Eberle, Ingo Petz, Beat Stauffer, Andreas Walker; A nja Papp; Joy Bolli ( jbo), Christian Etzensperger, Claude Maurer, Sven Schubert, Steven Soranno, Marcel Thieliant; Michael Krobath (mk); Peter Hossli, Urs Schwarz, Cornelia Stauffer; Andreas Thomann (ath) Internet www.credit-suisse.com/infocus Marketing Veronica Zimnic (vz) Korrektorat text control, Zürich Übersetzungen Credit Suisse Sprachendienst Gestaltung www.arnold.inhaltundform.com: Daniel Peterhans, Arno Bandli, Monika Häfliger, Petra Feusi (Projekt management ) Inserate Pauletto GmbH, Miriam Dudek, Kleinstrasse 16, CH- 8008 Zürich, Telefon und Fax 043 268 54 56 Beglaubigte WEMF -Aufl age 2007 145 733 ISSN -Registrierung ISSN 1423-1360 Druck NZZ Fretz AG /Zollikofer AG Kaum ist die Europameisterschaft vorbei, wartet auf die Nationalmannschaft schon das nächste Grossereignis: Im September beginnt die Qualifi kation für die WM 2010. Chef der Mission Südafrika ist der neue Nationalcoach Ottmar Hitzfeld. Von den Medien als Messias gefeiert, wird vom Erfolgstrainer nicht nur die WM -Qualifi kation erwartet, sondern auch, dass er mit dem jungen und talentierten Team die Lücke zu den besten Nationen schliesst. Die Zeit für lange Experimente fehlt, ein einziges Freundschaftsspiel – am 20. August in Genf gegen Zypern – muss reichen. Deshalb ist anzunehmen, dass er mehrheitlich am bisherigen Team festhält. Offen ist, welches System Hitzfeld wählt. Und – falls er sich wie bei den Bayern für 4-4-2 entCredit Suisse Bulletin 3/08 scheidet – auf wen er neben Alex Frei als zweite Sturmspitze setzt. Ist es Blaise N’Kufo, der unter Jakob Kuhn nie so richtig in Fahrt gekommen ist ? Eren Derdiyok ? Oder entdeckt er gar eine neue Perle? Der Weg nach Südafrika sieht aus wie ein Spaziergang. Doch er könnte sich zur anspruchsvollen Bergtour entwickeln, denn auf die Schweiz warten unangenehme Gegner. Am 6. September muss die Schweiz in Israel und am 10. September in Zürich gegen Luxemburg bestehen, und im Oktober folgen das Heimspiel gegen Lettland sowie das Auswärtsspiel gegen Griechenland. Bereits diesen Herbst könnte also eine Vorentscheidung fallen. Hitzfelds Magie muss schnell wirken. Wir glauben daran. Michael Krobath Erschei nt im 114. Jahrgang ( 5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und englischer Sprache). Nachdruck von Texten gestattet mit dem Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse ». Adress änderungen bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts an Ihre Credit Suisse Geschäftsstelle oder an: Credit Suisse, ULAZ 12 , Postfach 100, 8070 Zürich. Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften. Hinweise auf die frühere Performance garantieren nicht notwendi gerweise positive Entwicklungen in der Zukunft. Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könnten vor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits für Transaktionen von Gesellschaften der Credit Suisse Group verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen Ansichten sind diejenigen der Credit Suisse zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.) Credit Suisse ist eine Schweizer Bank. Fotos: Steffen Schmidt, Keystone, Photopress | Cédric Widmer Ottmar Hitzfeld hat bewiesen, dass er auch mit scheinbar kleinen Teams Grosses leisten kann: 1984 stieg er mit dem SC Zug in die Nationalliga B auf, 1985 wurde er mit Aarau Cupsieger. Redaktions kommission René Buholzer (Head of Public Policy), Monika Dunant (Head of Communications Private Banking), Urs P. Gauch (Leiter Firmenkunden Schweiz-Grossunternehmen), Fritz Gutbrodt (Head Chairmans Offi ce), Angelika Jahn (Investment Services & Products), Hubert Lienhard (Asset Management Distribution Services), Andrés Luther (Head of Group Communications), Charles Naylor (Head of Corporate Communications), Fritz Stahel (Credit Suisse Economic Research), Christian Vonesch (Head of Private & Business Banking Aarau) Credit Suisse Gesellschaft 63 In der Gesellschaft Die Credit Suisse ist überzeugt, dass die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Übersicht 64_« bike to work» 65_Love Ride 66_Science Festival 68_Children’s Storefront 69_News international Etwas für die eigene Gesundheit und die Umwelt tun: Im Juni nahmen rund 1000 Mitarbeitende der Credit Suisse an der nationalen Aktion «bike to work» teil und legten den Arbeitsweg oder einen Teil davon mit dem Fahrrad zurück; so auch Kimchi Mazzetti-Nguyen in Genf. Nichts spricht dagegen, die Aktion freiwillig fortzusetzen. Im Gegenteil: Erst jetzt kommen die wirklich sonnigen Tage! Der Sommer lädt zum Radfahren ein. Credit Suisse Bulletin 3/08 64 Gesellschaft «bike to work» Die Schweiz ist ein Land der Radfahrer Erfreulich viele Mitarbeitende der Credit Suisse haben im Juni an der Aktion «bike to work» teilgenommen – ein Engagement im Zeichen der Emissionsreduktion und der Gesundheitsförderung im Unternehmen. Text: Cornelia Stauffer Auf der Suche nach Mitarbeitenden, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, wird man bei der Credit Suisse erfreulicherweise schnell fündig. «Ich fahre jeden Tag, bei jedem Wetter mit meinem Citybike zur Arbeit », erzählt Marco Lucheschi. «Da ich in Lugano wohne und arbeite, benötige ich für die drei Kilometer nur rund acht Minuten.» Am Morgen wecke ihn die frische Luft und auf dem Rückweg könne er gelegentlich Angestautes abstrampeln, ergänzt Lucheschi, der auch in seiner Freizeit regelmässig Velotouren unternimmt. Die Teilnahme an der Aktion «bike to work» war für ihn deshalb eine Selbstverständlichkeit – und gleichzeitig eine willkommene Chance, Teamkollegen zu animieren, ebenfalls mit dem Rad zur Arbeit zu kommen – und dies im Idealfall nicht nur im Juni. « Jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, schädliche Emissionen zu vermeiden, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit », erklärt Ulrich Körner, CEO Credit Suisse Schweiz. «Deshalb unterstützen auch wir die Aktion ‹bike to work›.» Die Credit Suisse befindet sich mit dieser Einstellung in guter Gesellschaft. Dieses Jahr sind bereits 873 Schweizer Unternehmen an der von der NonProfit-Organisation «Pro Velo» lancierten Aktion beteiligt. Die Aktion sei umso wertvoller, so Körner weiter, weil durch die Teilnahme auch gleichzeitig ein Beitrag zur Gesundheitsförderung im Unternehmen geleistet werden könne. Um die Aktion zusätzlich zu fördern, wurde laut Koordinator Otti Bisang, Credit Suisse Public Policy – Sustainability Affairs, ein Wettbewerb für Viererteams ausgeschrieben. «Der Preis steht sicher nicht im Vordergrund, aber wir ver suchen damit, den Teamgedanken zu stärken», so Bisang. «Der Juni gehört in der Schweiz zu den regenCredit Suisse Bulletin 3/08 intensiven Monaten. Gerade bei schlechtem Wetter ist die Motivation, aufs Fahrrad zu steigen, sicher grösser, wenn eine gewisse Sozialkontrolle durchs Team spielt.» Der Erfolg, den die Aktion bei den Mitarbeitenden der Credit Suisse hatte, gab ihm Recht. Insgesamt haben sich 950 Personen für diese Aktion angemeldet, wobei viele von ihnen eine Kombination zwischen Bahnund Radfahrt gewählt haben. Zudem weiss Bisang von vielen, die während dieser Zeit inoffiziell, gewissermassen ausser Konkurrenz, mitgemacht haben, weil sie zwar nicht täglich, aber immerhin sporadisch mit dem Rad zur Arbeit fahren wollten. «Die Emissionseinsparungen, die ein einzelner Mitarbeitender an einem Arbeitstag auf diese Weise macht, sind natürlich nicht riesig, aber wenn man das Autofahren einen Monat lang konsequent durch Radfahren ersetzt, summiert sich das. Multipliziert man dies alles mit der Anzahl Aktionsteilnehmer und berücksichtigt man zu dem, wie viele andere Schweizer Unternehmen ebenfalls mitmachen, so ist der Beitrag zum Umweltschutz doch weit mehr als nur symbolisch.» Otti Bisang ist überzeugt, dass die Ak tion das Umweltbewusstsein bei den Mitarbeitenden der Credit Suisse gefördert hat: «Die Teilnehmenden von ‹bike to work› werden sicher auch in ihrer Freizeit vermehrt Rad fahren. Und wer regelmässig Rad fährt, ist sensibilisierter und dadurch auch motivierter, noch mehr für die Umwelt zu tun – etwa indem man darauf achtet, weniger Kopien zu machen oder den Computer während der Mittagspause abzuschalten.» Ulrich Körner sieht diese Aktion in einem weiteren wichtigen Zusammenhang: «Die Credit Suisse ist als erstes Grossunternehmen in der Schweiz bereits seit 2006 treibhausgasneutral. Sie will dieses Ziel bis 2009 auch weltweit erreichen. Wir wollen unseren Energieverbrauch also nicht nur stabilisieren, sondern weltweit senken. Die Aktion ‹bike to work› findet daher auch im Rahmen unserer globalen Corporate -Citizenship-Initiative ‹Bekenntnis zum Klimaschutz› statt », so Körner. Selbstverständlich begeisterte die Aktion auch Angehörige anderer Nationalitäten. So benötigte beispielsweise Kimchi MazzettiNguyen in Genf für den Hin- und Rückweg zur Arbeit mit dem Fahrrad rund 40 Minuten. «Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eine halbe Stunde Sport zu treiben», erklärt die fitte Vietnamesin, die in ihrer Heimat mit dem Velo als Haupttransportmittel aufgewachsen sei. Sie radle aus Leidenschaft und lasse sich daher weder durch Regen noch durch Schnee von ihrer Fahrt abhalten. « Ich mache auch jedes Jahr bei den autofreien Tagen ‹slowUp› mit », ergänzt Kimchi Mazzetti-Nguyen. < slowUp – ein Land bewegt sich Auf einem 30 Kilometer langen Strassenstück wurde im Jahr 2000 ein autofreier Erlebnistag für Velofahrer realisiert. Mittlerweile nehmen über 400 000 Personen an 13 Veranstaltungen teil. «Im Rahmen des Corporate Volunteering unterstützen Freiwillige der Credit Suisse Procap bei der Begleitung von Menschen mit einem Handicap. Das ist eine Bereicherung für alle Teilnehmer, insbesondere auch für unsere Mitarbeitenden», erklärt Zahra Darvishi vom Volunteering Office. Im Dienste eines guten Zwecks We i n k l i m a s c h rä n ke Einen Tag pro Jahr für eine gute Sache verbringen? «Selbstverständlich», lautete die Antwort von zahlreichen Mitarbeitenden der Credit Suisse in der Schweiz. Sie haben die Ärmel hochgekrempelt und sich als Freiwillige in wohltätigen Organisationen engagiert. Text: Urs Schwarz Foto: Urs Schwarz Obwohl die Freiwilligenarbeit in der Schweiz eine lange Tradition hat, steckt das Corporate Volunteering noch in den Kinder schuhen. 2006 schenkte die Credit Suisse diesem Thema in der Schweiz erstmals Beachtung. Auf Initiative von Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden Schweiz, engagierten sich die Bank und ihre Mitarbeitenden für den Suppentag, eine Aktion der Schweizer Wohltätigkeitsorganisation Schweizer Tafeln, die sich für die Bekämpfung der Armut in der Schweiz einsetzt. Durch den Erfolg der Aktion sind die Mitarbeitenden und die Bank in Sachen Corporate Volunteering auf den Geschmack gekommen. Im Rahmen ihrer weltweiten Corporate Citizenship Initiative hat die Credit Suisse das Corporate-Volunteering-Programm im April 2008 offiziell auch in der Schweiz lanciert. Hierzulande arbeitet die Bank mit sieben Non-Profit-Organisationen aus den Bereichen Community Development und Bildung zusammen. «Die Zielsetzungen dieser Organisationen decken sich voll und ganz mit den unsrigen», erklärt Fritz Gutbrodt, Marcel Huly (rechts) und Biker Max trafen sich an der Wohltätigkeitsveranstaltung Love Ride Switzerland. Leiter Chairman’s Office, Credit Suisse. «Volunteering ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Unternehmenskultur», unterstreicht auch Ulrich Körner, CEO Credit Suisse Schweiz. «Sein Nutzen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, fördert es doch nicht nur die Sozial- und Fachkompetenz, sondern trägt auch zur Reputation unseres Unternehmens bei.» Zu den Partnern gehört neben dem Schwei zerischen Roten Kreuz auch das Bergwaldprojekt, das sich für die Erhaltung der Bergwälder einsetzt. Procap, Plusport und Love Ride Switzerland sind Initiativen zugunsten von Behinderten, während die Stiftung «Hoffnung für Menschen in Not» Unterstützung für Bedürftige bietet. Die Organisation Young Enterprise Switzerland verfolgt ein anderes Ziel: jungen Menschen wirtschaftliches und finanzielles Grundwissen zu vermitteln, um sie besser auf die Herausforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Neben der Unterstützung dieser offiziellen Partnerorganisationen fördern die einzelnen Geschäftsregionen in der Schweiz auch lokale Freiwilligenprojekte. Mitarbeiten de der Credit Suisse werden ermuntert, sich einen Tag pro Jahr freiwillig für ein Projekt einer Partnerorganisation der Bank einzusetzen, für den sie von der Credit Suisse entschädigt werden. Der Love Ride Switzerland, der am 4. Mai in Dübendorf bei Zürich stattfand, ist eine jährliche Benefi zveranstaltung, bei der sich die Bikerszene trifft, um Spenden für Wohltätigkeitsorganisationen zu sammeln, welche muskelkranke und behinderte Kinder unterstützen. Zahlreiche Mitarbeitende der Bank nutzten die Gelegenheit, an der Veranstaltung mitzuwirken. So auch Marcel Huly. Der Junior Banker half bei der Regelung des Verkehrs der über 10 000 angereisten Motorradfahrer mit. < Nur EuroCave bietet 100% Schutz bei der Lagerung Ihrer Weine. Schützen Sie sich vor Kopien, vertrauen Sie dem Original EuroCave! Nur EuroCave widmet sich seit 30 Jahren ganz der Innovation rund um die perfekte Weinlagerung. Das erworbene Know-How ist auf dem Markt unerreicht. Dank konstanter Temperatur, permanenter Zuluft, optimaler Luftfeuchtigkeit, Vibrationsund Lichtschutz garantiert Ihnen das Original das Klima eines Naturkellers. Achtung vor verlockenden Kopien: Sie bieten nur die Funktion eines normalen Kühlschrankes und schaden Ihren Weinen! Ein intensiver Vergleich lohnt sich – um böse Überraschungen zu verhindern! EuroCave – mehrfach kopiert, aber nie erreicht! Jetzt den Katalog anfordern: KLIMAWATT AG Generalvertretung EuroCave Seestrasse 18, 8802 Kilchberg Telefon 044 716 55 44 www.klimawatt.ch Gesellschaft Klimawandel Radikale Wege finden Um verheerende Folgen des Klimawandels abzuwenden, verlangten Wissenschaftler und Stadtplaner an dem von der Credit Suisse unterstützten World Science Summit in New York radikale Massnahmen. Text: Peter Hossli Der Physiker Steven Chu, Direktor des Lawrence Berkeley National Laboratory, spricht deutliche Worte: «Schaffen wir bis 2050 nicht die Klima umkehr, dann geht in den USA die Produktion der Nahrungsmittel um 20 Prozent zurück.» Auf den Bergen, so seine Begründung, liege dann zu wenig Schnee, um in Kalifornien die Felder mit Wasser zu versorgen. «Amerika wird hungern.» Ausser Frage stehe, dass Wälder verdorren und Küsten überflutet werden, sagte Nobelpreisträger Chu. «Nur mit umwälzender Technologie lässt sich eine Klimakatastrophe noch abwenden.» Er war erster Redner der Gesprächsrunde «Radikale Wissenschaft für einen sich erwärmenden Planeten» am World Science Summit Ende Mai in New York. Etliche angesehene Wissenschaftler würden derzeit nonstop über revolutionäre Ideen nachdenken, beschrieb er die Aufbruchstimmung unter Forschern. Forschung an synthetischen Pflanzen Chu skizzierte, wie mit Hilfe der Nanotechnologie neuartige Solarzellen entstehen. Dann stellte er genveränderte Gräser vor, aus denen weit komplexere Zuckerarten und somit hochwertigere Biokraftstoffe gewonnen werden sollen, als das mit Mais oder Zuckerrohr möglich sei. Es werde an synthetischen Pflanzen gearbeitet, die mit Photosynthese Energie erzeugen. Zum Schluss zeigte Chu ein Bild der Erde, aufgenommen vom Mond. «Ist der Blaue Planet nicht wunderschön?», fragte er. «Er ist einmalig und nicht ersetzbar.» Ein Ansinnen, das der chinesische Umweltminister Zhenhua Xie teilt. Das rasante Wachstum seines Landes sei «nicht nachCredit Suisse Bulletin 3/08 haltig», sagte er. Handle sein Land nicht rasch, würde der Wirtschaftsboom irreparable Schäden anrichten. Wohl deshalb erteilte die chinesische Regierung dem britischen Ingenieurbüro Arup den Auftrag, auf einer Insel bei Shanghai die umweltfreundliche Modellstadt Dongtan zu bauen. ArupDirektor Peter Head stellte das Projekt vor und erklärte, warum jede Stadt der Welt sich an Dongtan orientieren müsse. «Vor 100 Jahren standen jedem Menschen acht Hektaren Land zur Verfügung», sagte er. «Heute sind es noch zwei, doch leben wir so, als ob diese Verschiebung nie passiert wäre.» Bis 2010 will Head die erste Phase abschliessen. Vorerst 7000 Menschen ziehen dann in Dongtan ein und leben umweltneutral. Auf eine halbe Million Menschen könne die Stadt im Lauf der Jahrzehnte anwachsen. Sie liegt am Meer, sodass Materialien per Schiff ankommen. Strom wird in Dongtan durch Wind und in von organischem Abfall betriebenen Kraftwerken erzeugt. Umweltfreundlich sind die Baustoffe der Häuser. Das Wasser wird rezykliert. Es gibt ein hervorragendes öffentliches Verkehrssystem, dazu Fahrrad- und Fusswege. Sämtliche Autos fahren mit Brennstoffzellen oder Elektrizität. Die Stadt sei daher weit ruhiger, was ihre Lebensqualität stark erhöhe, sagte Head. In unmittelbarer Nähe von Dongtan sollen die meisten Lebensmittel der Bewohner wachsen. Das ist Dickson Despommier nicht nahe genug. «Wir brauchen die Fläche von Brasilien, um bis 2050 drei Milliarden Menschen mehr zu ernähren», sagte der Professor für Umweltschutz und Gesundheit an der Columbia University. «Brasilien ist aber verge- ben.» Da bereits 80 Prozent des globalen Agrarlandes bebaut seien, will er mitten in Städten Kohl und Kartoffeln, Wein oder Weizen anpflanzen. Bis zum Jahr 2030 würden 80 Prozent der Menschen in Städten leben. «Dort, wo Menschen leben, muss das Essen wachsen», so Despommier. «Das ist nicht nur möglich, es ist zwingend. Nur wenn wir die Natur allein lassen, kann sie sich erholen.» Wohn-, Büro- und Pflanzhäuser Seit acht Jahren entwickelt er mit seinen Studenten das kuriose Konzept der vertikalen Landwirtschaft. Gläserne Wolkenkratzer sollen sowohl Treib-, Wohn- und Büro häuser sein. Bewässern will er die Pflanzen mit städtischem Abwasser. Solarzellen entlang der Hochhäuser liefern die Energie für die vertikalen Bauernhöfe. Er hofft, in der Stadt Incheon bei Seoul einen ersten Turm errichten zu können, in dem Reis und Erdbeeren angepflanzt, aber auch Hühner und Shrimps gezüchtet werden. Nicht primär der Staat, vor allem der Privatsektor sei die treibende Kraft hinter revolutionären Projekten, lautete der Konsens der Debatte. «Investoren haben erkannt, dass sie mit radikalen Ideen die Erde retten und Geld verdienen können», sagte Peter Head. Ob sich das Klimaproblem nicht von selbst löse, wenn das Fass Rohöl dereinst 250 Dollar koste, lautete eine Frage aus dem Publikum. «Das reicht nicht aus», sagte Physiker Chu und erinnerte an den Ölschock der Siebzigerjahre. Kaum fielen die Preise, sank die Dringlichkeit. «Wir befinden uns in einer Krise. Menschen sind aber eine Gattung, die Krisen gut meis tert.» < Fotos: Charly Kurz 66 Gesellschaft Klimawandel 67 Peter Head ist der Direktor der britischen Ingenieurfirma Arup. Er entwickelt in China die umweltfreundliche Modellstadt Dongtan. «Die Zukunft ist grün» Bulletin: Eine grüne Modellstadt neu aufzubauen, scheint realistisch, aber wie verwandeln Sie bestehende Metropolen in grüne Städte? Peter Head: Es braucht dazu Partnerschaften zwischen der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand. Deren Ziel muss es sein, den Ausstoss von Kohlenstoffen zu vermindern. Wir haben Modelle erstellt, in denen Städte und Regionen mit 100 000 bis 200 000 Menschen in einem Zeitraum von 30 Jahren begrünt werden können. Wie soll das gehen? Im Vordergrund stehen bessere öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad- und Fussgängerzonen. Die Nahrungsmittelproduktion muss in oder an den Rand von Städten verlegt werden. Städte sollen dichter bebaut werden, sodass Freiräume für Parks entstehen. Der Traum von der Modellstadt existiert seit Jahrzehnten. Projekte in Brasilien, in Mexiko oder in Australien führten aber zu leblosen Kunststädten. Head: Oft fehlt bei geplanten Städten die Authentizität. Es ist wichtig, die Kultur, die Geschichte und die natürliche Umgebung eines Ortes zu verstehen und bei der Planung einzubeziehen. So kann eine kulturell dynamische Stadt entstehen, die organisch wächst. In der Regel entscheidet der Markt über das Wachstum einer Stadt. Der Markt lässt Ende Mai fand in den ehrwürdigen Hallen der Columbia University in New York der von der Credit Suisse unterstützte World Science Summit statt. Unten Anlässlich der hochdotierten Podiumsdiskussion rund um die Erderwärmung diskutierten von links nach rechts: Steven Chu, Direktor des Lawrence Berkeley National Laboratory; Peter Head, Direktor bei der britischen Firma Arup, Professor Dickson Despommier, Columbia University; Andy Karsner, Assistant Secretary for Energy; Walter Isaacson, Präsident und CEO des Aspen Institute. Oben sich nicht planen. Head: Der Plan einer Modellstadt muss sich am kommerziellen Wert des Landes orientieren. Wir schaffen nur Rahmenbedingungen für den Privatsektor, umweltgerecht zu bauen. Effiziente Nutzung von Ressourcen wird der künftige Antrieb für Wirtschaftswachstum sein. Die Zukunft ist grün. Sowohl in Europa wie in Asien und den USA gibt es Initiativen für grünere Städte. Warum gerade jetzt ? Head: Anleger haben den Umweltschutz als Investmentmöglichkeit erkannt. Viele Führungskräfte sehen ihn als gutes Geschäft. Sprach man früher von Corporate Responsibility, ist der Umweltschutz heute ein knallhartes Geschäft geworden. hoss Credit Suisse Bulletin 3/08 68 Gesellschaft Volunteering Eine unkonventionelle Schule in Harlem The Children’s Storefront «The Children’s Storefront », eine gebührenfreie Privatschule im New Yorker Stadtbezirk East Harlem, will ihren Schülern eine solide Ausbildung anbieten. Das jährliche Betriebsbudget von 3,6 Millionen Dollar wird fast vollständig über Private finanziert. Die Credit Suisse gehört zu den wichtigsten Spendern von Geld, aber auch von Freiwilligenarbeit. Text: Dorothée Enskog «The Children’s Storefront » wurde 1966 vom Dichter Ned O’Gorman als «Auffangzentrum» für Kinder aus Harlem gegründet. Seither hat sich die Einrichtung zu einer eigenständigen Schule für Kinder vom Vorschulalter bis zur achten Klasse entwickelt. Harlem, der Stadtteil, in dem die Schule liegt, kämpft mit Sozialproblemen verschiedenster Art und weist ein mittleres Einkommen von 16 600 Dollar sowie die höchste Dichte an Notunterkünften und Drogenbehandlungszentren des gesamten Stadtbezirks Manhattan auf. Neben einem geordneten und abwechslungsreichen Unterrichtsplan verfügt die Schule in Harlem auch über ein Nachmittags- und Bereicherungsprogramm, um die akademische Entwicklung der Schüler zu fördern und ihnen nach Schulschluss und während der Sommerferien, wenn manche von ihnen unbeaufsichtigt und somit anfällig für negative Einflüsse sind, einen sicheren Hort zu bieten. Banker leisten positiven Beitrag In diesem Jahr sind rund 170 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben, die neben dem regelmässigen Unterricht in Fächern wie Mathematik, Geschichte und Englisch auch von einer breiten Palette ausserschulischer Aktivitäten wie Gospelchor, Kunst, Leichtathletik und afrikanischem Tanz profitieren. Bei der Koordination all dieser Aktivitäten wird das 40 -köpfige Schulpersonal von 70 Freiwilligen unterstützt, die im Schulzimmer und in der Bibliothek wie auch hinter den Kulissen beim Spendensammeln und in der Verwaltung aushelfen. Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung werden ebenfalls angeboten, und hier macht sich das Engagement der Mitarbeitenden Credit Suisse Bulletin 3/08 der Credit Suisse bemerkbar. Im letzten die Beteiligung an einem Theaterprojekt mit Jahr leisteten mehr als 110 Mitarbeitende Kindergärtnern in einem Pflegeheim. der Bank insgesamt 430 Stunden FreiwilliZiel der Schule ist es, die Kinder nicht nur genarbeit für die « Children’s Storefront », akademisch auf das Erwachsenenleben vorzubereiten, sondern ihnen in Zusammenarhauptsächlich in Form von Nachhilfe. beit mit Familien und Gemeindemitgliedern Banker leisten positiven Beitrag auch den sozialen und emotionalen RückZweimal im Monat besucht eine Gruppe jun- halt zu bieten, den sie für die Weiterbildung ger Investmentbanker zusammen mit Mana- benötigen. «Wir wollen jedes Kind dazu beging Director Eileen Urban die Schule, um fähigen, sein Potenzial zu erreichen, indem den Kindern Nachhilfeunterricht zu erteilen. wir den Schülern die Möglichkeit zu einer «Zu viert oder fünft helfen wir Zweit-, Dritt- hervorragenden Ausbildung geben. Wir komund Viertklässlern in den wichtigsten Fä- binieren die offene Aufnahmepolitik des chern, vor allem Mathematik und Lesen. Ich amerikanischen Schulsystems mit dem rigodenke, die involvierten Nachwuchsbanker rosen akademischen Lehrplan einer Privatsind mit Freude bei der Sache, denn die schule. Dieser Ansatz hat sich als äusserst Kinder zeigen sich fleissig und interessiert », erfolgreich erwiesen», erklärt die Leiterin erklärt Urban. der «Children’s Storefront », Kathy Egmont. Ein weiterer «Volunteer » ist Managing Fast 93 Prozent aller «Storefront »-AbsolDirector George Weiksner, der sich über venten machen den Highschool-Abschluss 100 Stunden im Jahr als Mitglied des Schul- und 75 Prozent besuchen danach ein Colvorstands engagiert, Karriereberatung bie- lege. Diese Zahlen liegen deutlich über der tet, Nachhilfeunterricht erteilt und an Hallo- Durchschnittsrate von 33 Prozent für Highween Kürbisse bemalt. «Es ist für mich eine school-Abschlüsse in der Stadtgegend. sehr bereichernde Erfahrung», sagt er. «Für Banker leisten positiven Beitrag Kinder aus heruntergekommenen Stadtquartieren ist Schulbildung das wichtigste « Wenn Kinder die Highschool nicht abMittel, die vielen Benachteiligungen zu über- schliessen, hat das enorme Folgekosten. winden, denen sie sich gegenübersehen. Ich Die Arbeitslosigkeit unter jenen, die keinen ermuntere andere dazu, von dieser Möglich- Abschluss besitzen, ist doppelt so hoch wie keit Gebrauch zu machen und etwas für das bei jenen mit einem Bachelor », sagte Rob Wohl ihrer Gemeinde zu tun.» Shafir, CEO der Region Americas, anlässlich «The Children’s Storefront » ist die wich- der jährlichen Frühlingsgala der Schule tigste Wohltätigkeitsorganisation der Invest- am 19 . Mai in New York. «Eine Investition in ment Banking Division der Credit Suisse in ‹The Children’s Storefront› macht sich desNew York. «Wir sammeln auch an unserer halb definitiv bezahlt », erklärte er vor 500 Weihnachtsfeier Geld für die Schule», sagt Gönnern der Schule. Die Credit Suisse war Urban. Zu den weiteren Projekten in der Ehren gast der Veranstaltung und spendete Pipeline gehören eine Büchersammelaktion, der Schule in diesem Jahr einen Betrag Weihnachtsgeschenke für die Schüler und von 250 000 Dollar. < Gesellschaft Meldungen 69 Kurze Meldungen Drei Millionen für die Katastrophenhilfe in China und Myanmar gesammelt In der Geschäftsregion Asia Pacifi c lassen Mitarbeitende der Credit Suisse von Zeit zu Zeit ihre Geschäftsgarderobe zu Hause und erscheinen stattdessen in Jeans zur Arbeit. Doch nicht ohne Folgen: Die Jeansträger verpfl ichten sich zu einer Geldspende für einen wohltätigen Zweck. Das Geld, das die Mitarbeitenden am bisher letzten « Jeans Day» Ende Mai 2008 spendeten, ging an Hilfs- und Wiederaufbauprojekte in China und Myanmar. Am 12. Mai 2008 hatte ein Erdbeben der Stärke 7,9 auf der Richterskala die nordwestchinesische Provinz Sichuan erschüttert. Das Erdbeben hinterliess 80 000 Tote oder Vermisste und über fünf Millionen Obdachlose. Zehn Tage zuvor hatte ein Wirbelsturm Südostasien heimgesucht. Der Zyklon «Nargis» zerstörte weite Teile Myanmars und forderte 130 000 Tote oder Vermisste. Mit der « Jeans Day»-Spendenaktion vom 23. Mai 2008 kamen allein durch die Mitarbeitenden der Credit Suisse in der Region Asia Pacifi c fast 500 000 Franken zusammen. Weitere 200 000 Franken wurden von Mitarbeitenden der Bank über andere Kanäle gespendet. Der Katastrophenhilfsfonds der Credit Suisse Foundation besserte die Spendenaktion der Mitarbeitenden durch den doppelten Beitrag auf, sodass insgesamt über zwei Millionen Franken überwiesen werden konnten. Ausserdem leistete das Unternehmen zwei Sofortspenden in Höhe von je 500 000 Franken für Nothilfeprojekte in Myanmar und China. Der gesamte Spen denbetrag beläuft sich somit auf über drei Millionen Franken. de Führende CEOs befassen sich mit dem Thema Klimawandel Am 20. Juni 2008 wurde dem japanischen Premierminister Yasuo Fukuda, der im Juli Gastgeber des jährlichen G8-Gipfels auf Hokkaido (Japan) ist, ein an die Führer der G8-Staaten gerichteter Bericht mit detaillierten Empfehlungen zum Klimawandel für die Zeit nach 2012 vorgelegt. Die « CEO Climate Policy Recommendations to G8 Leaders» werden von den CEO s der 100 grössten multinatio na len Unternehmen unterstützt, darunter auch Brady Dougan, CEO der Credit Suisse. Diese Gruppe von CEO s der weltgrössten Unternehmen plädiert für ein neues, «umweltpolitisch wirksameres und wirtschaftlich effi zienteres» politisches Rahmenwerk als Nachfolger des Kyoto-Abkommens. Die Empfehlungen gehen von einer starken Führungsrolle aller Regierungen, insbesondere jener der wichtigsten Wirtschaftsmächte, aus. mb Fotos: Credit Suisse Innovative Mittelbeschaffung für Bildungsprojekt in Pakistan «Dragon’s Den» heisst eine beliebte britische Fernsehshow, bei der künftige Unternehmer ihre Geschäftsideen möglichen Investoren vorstellen. Die Credit Suisse in London hat dieses Konzept für einen gemeinnützigen Zweck übernommen: Bei der ersten Charity Dragon’s Den Competition wurden fünf Finalisten von einer internen Jury, die total 100 000 Pfund verteilen konnte, ins «Kreuzverhör » genommen. Den Hauptpreis gewann Ali Atif, der die Organisation The Citizen Foundation ( TCF ) unterstützt, welche in Pakistan bislang 455 Schulen gebaut hat. Diese werden von rund 55 000 Schülern und Schülerinnen besucht, die sonst keine Bildungschance erhalten hätten. Als besonders preiswürdig wurde die Mittelbeschaffung erachtet: Atif und seine Freunde gründeten eigens die Firma CV Boosters, in der freiwillige Finanzspezialisten Schulung und Beratung anbieten, sei es beim Schreiben von Bewerbungsbriefen oder Führen von Vorstellungsgesprächen. Der gesamte Erlös fl iesst zur TCF nach Pakistan. Den zweiten Preis gewann Giles Keating mit dem Projekt VoiceMail4All, das Obdachlosen in London einen kostenlosen Voicemail-Zugang zur Verfügung stellt, damit potenzielle Arbeitgeber leichter mit ihnen in Kontakt treten können. (Siehe auch www.credit-suisse.com/verantwortung) schi «Giving Back Awards» in New York würdigen Freiwilligenarbeit Am 30. April war die Credit Suisse Americas Foundation zum dritten Mal Gastgeberin der «Giving Back Awards». An diesem Event werden tausende von Mitarbeitenden der Credit Suisse gewürdigt, die sich während des Jahres freiwillig in gemeinnützigen Organisationen engagieren. «Die ‹Giving Back Awards› bieten der Credit Suisse Gelegenheit, sich bei allen Mitarbeitenden zu bedanken, die in ihrem Umfeld einen herausragenden Beitrag geleistet haben», sagte Eric Eckholdt, Exeku tivdirek tor der Foundation, an der Veranstaltung. «Dieser Anlass bietet den Anwesenden ausserdem Einblick in die Vielfalt der freiwilligen Einsätze, die wir leisten.» Die Veranstaltung wurde von fast 500 Mitarbeitenden in New York besucht und über Videokonferenz für Mitarbeitende in ganz Nord- und Lateinamerika übertragen. Robert Shafi r, CEO Asset Management und CEO Region Americas der Credit Suisse, eröffnete die Veranstaltung. In seiner Rede betonte er die Zielsetzung der Bank, etwas an die Gemeinden, in denen sie tätig ist, zurückzugeben. Ausserdem gelte es, den Einsatz der Mitarbeitenden für Organisationen zu würdigen, die von der Credit Suisse unterstützt werden. «Es ist wichtig, dass wir diejenigen Personen anerkennen und belohnen, die helfen, diesen Geist innerhalb der Bank zu entwickeln», erklärte er. Ausgezeichnet wurden herausragende Beiträge in den folgenden Kategorien: «Most Valuable Volunteer », «Branch Offi ce of the Year », «Department/Division of the Year », «Fundraiser of the Year », «Innovator of the Year », «Leadership, Mini-Grant of the Year », «Champion of the Year », «Rookie of the Year » und «Unsung Heroes». Die jährlich stattfi ndende Veranstaltung wird von der Credit Suisse Americas Foundation unterstützt. Die Stiftungsräte der Foundation überreichten den zahlreichen Mitarbeitenden und Teams für ihre herausragenden Leistungen im vergangenen Jahr die «Giving Back Awards». mb Credit Suisse Bulletin 3/08 Leader Kofi Annan «Der Klimawandel verursacht eine gefährliche Kettenreaktion» Interview: Mandana Razavi Eineinhalb Jahre sind vergangen, seit Kofi Annan sein Amt als Generalsekretär der Vereinten Nationen an seinen Nachfolger übergeben hat. Doch der Mann, der von der Öffentlichkeit als «moralisches Gewissen der Welt» bezeichnet wird, setzt sich weiterhin für die Schwächsten ein – und mobilisiert dafür die Stärksten. Bulletin: Nach Ablauf Ihrer Amtszeit als Generalsekretär der Vereinten Nationen haben Sie sich neuen Projekten zugewandt: Zusammen mit dem Aus senministe rium der Schweiz und der Stadt Genf haben Sie das «Global Humanitarian Foto: Larry W. Smith, epa, Keystone Forum» gegründet. Wie kam es dazu? Kofi Annan: Wir haben uns die humanitäre Situation in der Welt angesehen und uns dabei gefragt, wie wir als Gesellschaft am besten an diese Probleme herangehen können. Wir wollten uns diesem Thema auf systematische Weise annähern, um nachhaltig etwas bewirken zu können. So kamen wir auf die Idee, ein Forum zu gründen, das sich auf globaler Ebene mit den humanitären Problemstellungen unserer Zeit befasst. Wir versuchten, möglichst viele Experten und Meinungsführer aus ganz unterschiedlichen Bereichen – wie etwa aus Universitäten, Regierungen, der Privatwirtschaft, dem Militär oder aus Nichtregierungsorganisationen – zu überzeugen und an einen Tisch zu bringen. Das Forum wurde letzten Oktober ins Leben gerufen. Wie geht es weiter ? Das erste Jahrestreffen fand am 24 . und 25 . Juni statt. Wir haben beschlossen, uns im ersten Jahr auf den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der prekären humanitären Situation in den ärmsten Ländern zu konzentrieren und mit vereinten Kräften nach Lösungen zu suchen. Erstaunlicherweise denken auch heutzutage noch viele Menschen, dass der Klimawandel etwas ist, das irgendwann einmal – in ferner Zukunft – auf uns zukommt. Sie betrachten die Entwicklungen der Umwelt gewissermassen als abstraktes Problem. So wissen zwar viele, dass es wichtig ist, die Treibhausgasemissionen weltweit drastisch zu reduzieren, um drohende Umweltkatastrophen zu verhindern, aber die Menschen sind sich viel zu wenig im Klaren darüber, dass der Klimawan del bereits stattfindet und unsere Umwelt schon stark davon betroffen ist. Dabei ist es entscheidend, die Dringlichkeit dieses Problems zu erkennen, zumal der Klimawandel einen direkten Einfluss auf das Leben der Menschen hat – besonders auf jene in den Entwicklungsländern. So verursacht er in einigen Ländern lange und schwere Trockenperioden, die wiederum fatale Auswirkungen auf die Produktivität der Landwirtschaft haben. Als Folge davon nehmen Unterernährung und Krankheiten dramatisch zu. Sie verweisen hier also auf das Phänomen einer Kettenreaktion? Genau. In manchen Regionen dehnt sich die Wüste mit einer Geschwindigkeit von über sieben Kilometern pro Jahr aus. Es ist absolut zwingend, so rasch als möglich Massnahmen zu ergreifen, um diese gefährlichen Entwicklungen unter Kontrolle zu bringen und diese Regionen zu entlasten. Die Menschen dieser Länder sind die ärmsten, die am leichtesten verwundbaren und die mit den geringsten Ressourcen. Wir müssen dringend einen Weg finden, sie zu unterstützen, und ihnen helfen, sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Noch sind die Auswirkungen des Klimawandels nicht für alle spürbar. Wie dramatisch ist die Situation wirklich? Wie dramatisch die Situation in einigen Ländern bereits ist, sehen und hören wir immer wieder: So leben beispielsweise die Menschen zahlreicher Städte, die sich nahe am Meeresspiegel befinden, in ständiger Bedrohung vor Überflutung. Der Präsident der Malediven, der an einem unserer Semi- > Credit Suisse Bulletin 3/08 71 Leader Kofi Annan nare in Genf teilnahm, berichtet, dass die Einwohner der Malediven das Meer über Jahrtausende hinweg als «mächtigen Freund» und Quelle des Lebens angesehen hätten. Die Einstellung der einheimischen Menschen habe sich in den letzten Jahren jedoch grundlegend geändert. Das Meer sei für sie zum Feind geworden, denn der stetig ansteigende Meeresspiegel bedrohe mittlerweile ihre gesamte Existenz. Sie seien daher gezwungen, unverzüglich Massnahmen zu ergreifen, um sich zu schützen. Welchen Beitrag kann die Privatwirtschaft leisten? In seiner zehnjährigen Tätigkeit als Generalsekretär stellte Kofi Annan in diversen Krisensituationen sein diplomatisches Geschick eindrucksvoll unter Beweis: So bemühte er sich um die Zustimmung des Iraks zu den Resolutionen des Sicherheitsrats und unterstützte den Übergang zu einer Zivilregierung in Nigeria. Nach der Unabhängigkeitserklärung OstTimors und den darauffolgenden Ausschreitungen und Terrorakten der indonesischen Milizen im September 1999 beauftragte er eine UN -Delegation mit der Übergangsverwaltung und dem Ziel, Ost-Timor zur Gründung eines unabhängigen Staates zu verhelfen. Weiter setzte Annan die Bekämpfung von HIV und Aids auf die Traktandenliste der UNO, die bis zum damaligen Zeitpunkt eine adäquate Auseinandersetzung mit diesem Thema versäumt hatte. Ein weiteres Beispiel seines Schaffens war die Lancierung des Global Compact, dessen Ziel es ist, den Herausforderungen der Globalisierung in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umwelt zu begegnen. Die Amtszeit Kofi Annans endete am 31. Dezember 2006. Seither hat er sich unter anderem als Chef vermittler in der kenianischen Krise betätigt und engagiert sich mit dem Global Humanitarian Forum und der Alliance for a Green Revolution in Africa weiterhin tatkräftig im humanitären Bereich. Kofi Annan ist in zweiter Ehe mit der schwedischen Rechtsanwältin Nane Lagergren verheiratet und hat zwei Kinder aus erster Ehe. Credit Suisse Bulletin 3/08 Wir erwarten vom Privatsek tor, dass er mit weiteren Innovationen aufwartet – etwa indem sowohl Know-how als auch fi nanzielle Mittel in «grüne Technologien» investiert werden. Ich bin der Überzeugung, dass es sich für diejenigen, die ihr Fachwissen, ihre Kreativität und ihr Geld in diesen Geschäftsbereich fl iessen lassen, langfristig lohnen wird. Ich glaube, dass die Entwicklung «Greening of the World» ähnlich wichtig für unsere Gesellschaft werden könnte wie einst die industrielle Revolution. Viele kreative Köpfe und innovative Firmen fokussieren momentan auf dieses Thema. Und ich denke, sie sind auf dem richtigen Weg. Und abgesehen von den erhofften Innovationen aus der Wirtschaftswelt ? Natürlich gibt es diverse andere Instrumente, mittels derer die Privatwirtschaft uns unterstützen kann. So könnte man nach Möglichkeiten suchen, um den Bauern Risikoversicherungen anzubieten, die sie bei Ernteausfällen auffangen, oder man könnte Menschen Zugang zu finanziellen Mitteln ermöglichen, die normalerweise keinerlei Zugang zu Geld haben und die auch niemanden zum Thema Finanzierung um Rat fragen können. Der Privatsektor kann einen weiteren wichtigen Beitrag leisten, indem er den Aufbau von kleinen und mittelgrossen Unternehmen in Entwicklungsländern unterstützt und fördert. Dies nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch indem man die Menschen vor Ort bei Vertragsverhandlungen und in Finanzangelegenheiten berät. Ganz besonders Mikrounternehmungen sind auf das Knowhow und die Kompetenz grösserer Wirtschaftskonzerne angewiesen, um ihr Geschäft zum Laufen zu bringen. Erfreulicherweise engagieren sich immer mehr Wirtschaftsunternehmen im Bereich der Mikrofinanz. Doch egal auf welchem Weg sich der Privatsektor einbringen will: Es ist wichtig, sicherzustellen, dass der eingeschlagene Weg nachhaltig ist. Nur nachhaltig geplante Massnahmen büssen nicht schon nach kurzer Zeit ihre Wirkung ein. Viele grosse Unternehmen haben in den letzten Jahren den Global Compact unterzeichnet, einen Pakt, der zwischen Unternehmen und der UNO geschlossen wird, mit dem Ziel, die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Greift der Global Compact Ihrer Meinung nach überhaupt noch weit genug? Das Ziel und die Absichten des Global Compact waren sicherlich ein guter Anfang. Wir haben den Global Compact 1999 in Davos lanciert. Mittlerweile haben fast 4000 Unternehmen aus aller Welt den Global Compact unterschrieben. Das ist ein beachtlicher Erfolg. Aber wenn ich mir die Situation der Umwelt heute anschaue, denke ich, dass noch mehr getan werden sollte. Wir müssen alle noch besser zusammenarbeiten, um die Treibhausgasemissionen weiter redu zieren zu können. Es sollten dringend weitere Anpassungen in diversen Bereichen wie etwa Infrastruktur und Verkehr vorgenommen werden. Es gilt jedoch einen Weg zu finden, der auch den ärmeren Ländern ermöglicht, mit diesen Anpassungen umgehen zu können. Denn all diese Anpassungen, die zur Reduktion der Treibhausgase dringend nötig sind, werden eine gewaltige Menge an finanziellen Mitteln verschlingen. Also müssen wir uns so schnell als möglich um neue Finanzierungsmöglichkeiten bemühen. Vielleicht sollten wir es eher so sehen: Je grösser die Herausforderung, desto besser können wir unsere Kreativität und Innovationskraft unter Beweis stellen. Das Global Humanitarian Forum ist keineswegs das einzige Projekt, für das Sie sich engagieren. Als Vorsitzender der Alliance for a Green Revolution in Africa ( AGRA ) bemühen Sie sich um die Verbesserung der Lage in Ihrer Heimat. Was steht hinter diesem Projekt ? Für dieses Projekt war die grosse Besorgnis über die mangelnde Produktivität der afrikanischen Bauern – und damit die Besorgnis um den generellen Mangel an Nahrung in Afrika – ausschlaggebend. Daher habe ich vor ungefähr fünf Jahren eine Studie beim InterAcademy Council in Auftrag gegeben. Das ist ein Zusammenschluss von verschiedenen renommierten wissenschaftlichen Instituten und Akademien aus aller Welt. In der Studie sollte die Situation der afrikanischen Agrarwirtschaft analysiert werden: Wir wollten feststellen, wo genau die Pro- Foto: Mathias Luedecke 72 Leader Kofi Annan bleme liegen und in welchen Bereichen Verbesserungsmöglichkeiten bestehen, damit man so rasch als möglich eine Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft erreichen und die Bauern besser unterstützen kann. Die InterAcademy hat einen sehr fundierten Bericht abgeliefert, den wir dann diversen Führungskräften und einflussreichen Personen in ganz Afrika zukommen liessen. Der Bericht stiess auf grosses Interesse und der Stein kam ins Rollen: Vor zwei Jahren haben wir die Alliance for a Green Revolution ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder sind etwa die Bill & Melinda Gates Foundation oder die Rockefeller Foundation. Die Kernidee war, Möglichkeiten zu finden, den Kleinbauern zu helfen: Sie sind die Hauptnahrungslieferanten in Afrika. Wir möchten sicherstellen, dass die Bauern und Bäuerinnen alles Nötige erhalten, um produktiv wirtschaften zu können. Und ich spreche hier bewusst von den Bäuerinnen, denn es sind vielfach die Frauen, die die Felder bewirtschaften. Angesichts der immer noch schwierigen Situation in Afrika scheinen die Ziele, die man sich gesteckt hat, ambitioniert. Wie gehen Sie bei der AGRA vor, um sie zu erreichen? Wir müssen versuchen, den Bauern qualitativ hochwertige res Saatgut zu besorgen, damit sie höhere Erträge erwirtschaften können. Wichtig ist auch, dass es besonders widerstandsfähig gegenüber Pflanzenschädlingen ist. Zudem müssen wir nach Wegen suchen, die Bodenqualität zu verbessern. Durch das Klima und die ständige Hitze ist der Boden in Afrika stark beansprucht und ausgelaugt. Wenn wir hier eine Lösung finden, könnten die Erträge der Landwirtschaft signifikant gesteigert werden. Ein ganz zentraler Punkt ist auch die Sicherstellung einer zuverlässigen Wasserversorgung. Zudem arbeiten wir daran, Lösungen für die Lagerung von Lebensmitteln zu suchen. Wir möchten mit Afrika zusammen an sämtlichen Aspekten der Wertschöpfungskette arbeiten, die den Anschluss des Kontinents an den Markt verbessern, und hoffen, dass wir durch all diese Massnahmen in zirka fünf Jahren die afrikanische Nahrungsmittelkapazität verdoppeln oder sogar verdreifachen können. < Kofi Annan war Gastreferent am ersten Credit Suisse Salon, der am 23. April im Museum Rietberg in Zürich stattfand. 73 Lebensweg eines Krisenmanagers Sein Verständnis für fremde Kulturen und sein Verhandlungsgeschick sind legendär. Erworben hat Annan diese Eigenschaften bereits in der Jugend. Als Kofi Atta Annan am 8. April 1938 als ältester Sohn einer grossen, wohlhabenden Familie in Ghana das Licht der Welt erblickte, waren die Vereinten Nationen noch nicht einmal gegründet. Die Organisation, die später seinen Lebensweg massgeblich prägen würde, sollte erst sieben Jahre später ins Leben gerufen werden. Kofi Annan verbrachte den grössten Teil seiner Kindheit in Kumasi, einer Provinzhauptstadt an der Goldküste. Sein Vater war ein angesehener Geschäftsmann und Regionalpolitiker, dessen Tätigkeit es mit sich brachte, dass Kofi und seine Geschwister häufig die Schule wechseln mussten. Die Kinder waren von Anfang an mit unterschiedlichen Kulturen konfrontiert: So lehrte man sie in der Familie afrikanische Bräuche, zugleich stand das Land damals noch unter britischer Kolonialherrschaft. Toleranz, Anpassungsfähigkeit und Verständnis für andere Kulturen waren also Werte, die sich Annan früh aneignete. Mit 16 Jahren kam er auf ein Eliteinternat, wo man erstmals bemerkte, was für ein geschickter Redner und Vermittler er war. Neben seinen ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten fiel auch sein sportliches Talent als Sprinter auf. Annans Internatszeit endete 1957, dem Jahr der Unabhängigkeit Ghanas. Er kehrte in seine Heimatstadt Kumasi zurück und begann mit dem Wirtschaftsstudium. Die neue Situation der Unabhängigkeit in Ghana rief in ihm den Wunsch hervor, sich – wie schon sein Vater – politisch zu engagieren, um sich am Aufbau des «neuen» Landes beteiligen zu können. Er trat dem Studentenrat bei. An einem Studentenkongress wurde ein Vertreter der Ford-Stiftung auf den charismatischen jungen Mann aufmerksam. Er riet Annan, sich für ein Stipendium in den Vereinigten Staaten zu bewerben. Er bekam tatsächlich einen Platz an einem College in Minnesota, verliess seine Heimat und setzte sein Studium auf einem anderen Kontinent fort. Er beteiligte sich weiterhin oft an Rhetorikwettbewerben und hielt bewegende Reden über das Gefälle zwischen Arm und Reich, gewann sogar einen landesweiten Wettbewerb. 1961 schloss er sein Studium in Minnesota ab und folgte dann einem Freund in die Schweiz, um dort noch ein weiteres Jahr am Hochschulinsti tut für inter- nationale Studien der Universität Genf zu studieren. Wie viele seiner Kommilitonen bewarb sich auch Annan um einen Job bei den Vereinten Nationen, 1962 erhielt er schliesslich eine befristete Stelle bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Er erhielt ein Folgeangebot und trat eine Stelle als Verwaltungs- und Finanzfachmann an. Nach drei Jahren bei der WHO zog es ihn jedoch zurück nach Afrika. Er nahm einen Posten als Personalreferent bei der UN -Wirtschaftskommission in Äthiopien an. Danach arbeitete er bei den Notfallstreitkräften der Vereinten Nationen in Ismailia und schliesslich, wieder zurück in Genf, im Büro des Hohen Flüchtlingskommissars. Anschliessend übernahm er die Personalleitung der United Nations Emergency Force in Kairo. Von 1975 bis 1976 verliess Annan die UNO, um endlich in seine Heimat Ghana zurückzukehren und die Förderung des Tourismus vor Ort zu organisieren. Doch auch in Ghana hielt es ihn nicht lange: Wieder kehrte er zu den Vereinten Nationen zurück und arbeitete als Beigeordneter Generalsekre tär in unterschiedlichen Positionen. Im Jahr 1993 wurde Annan vom damaligen UNO - Generalsekretär Boutros Boutros- Ghali zum Untergeneralsekretär mit dem Aufgabenbereich Friedenssicherung ernannt. 1995 wurde er als Sonderbeauftragter des Generalsekretärs nach Zagreb entsandt. Seine Leistungen im Zusammenhang mit der Organisation verschiedener Kriseneinsätze in Somalia, Ruanda und dem ehemaligen Jugoslawien verschafften Kofi Annan Anerkennung auf dem internationalen diplomatischen Parkett. Am 13 . Dezember 1996 wurde Annan vom UN - Sicherheitsrat als erster Schwarzafrikaner zum UN - Generalsekretär gewählt. In seiner zehnjährigen Tätigkeit als Generalsekretär der Vereinten Nationen trug Annan wesentlich zur Bewältigung diverser schwieriger politischer Situationen bei. Für seine zahlreichen Verdienste um die Menschlichkeit wurde Kofi Annan 2001 mit dem Friedensnobel- preis geehrt. Er übergab sein Amt am 31. Dezember 2006 dem damaligen südko- reanischen Aussenminister Ban Ki-moon. Seither engagiert sich Kofi Annan weiterhin – und aus tiefster Überzeugung – für die Ärmsten dieser Welt. mar Credit Suisse Bulletin 3/08 74 Auf einen Klick www.credit-suisse.com/infocus @propos Meine California Connection Meine beste Freundin lernte ich in Malibu kennen. Wir waren eine kleine Gruppe von Jungredakteuren, die ihren Uniabschluss seit ein oder zwei Jahren in der Tasche hatten. Wir arbeiteten für verschiedene Magazine eines Verlagshauses, das zu Fuss keine zehn Minuten vom Strand entfernt lag. Die Bezahlung war mickrig, das Arbeitspensum gross, doch wir jungen Schreiberlinge wussten das Optimum aus unserem attraktiven Standort herauszuholen: Im Sommer vergnügte sich unsere Clique über Mittag jeweils beim Wellenreiten. Eines Tages stiess eine junge Frau dazu. Trotz viel guten Willens konnte sie eines nicht verbergen: Sie war absolut keine Wassernixe. Tapfer versuchte sie immer wieder, auf einer Welle zu reiten – bis sie schliesslich, wie zu befürchten war, selbst von einer erfasst und ver- [email protected] schluckt wurde. Mit bangen Blicken hielten wir von unseren Surfbrettern aus Ausschau nach ihrem auftauchenden Kopf. Nach einer gefühlten Ewigkeit strandete sie schliesslich – etwas ramponiert, wie uns schien. Sie erhob sich sogleich wieder, gab zu unser aller Verwunderung ein herzhaftes Lachen von sich, schüttelte den Sand von ihrem Badeanzug, ergriff ihr Brett und stürmte zurück zu uns ins Wasser. Das war der Moment, in dem unsere Freundschaft besiegelt wurde. Eine Freundschaft, die auch nach elf Jahren immer noch hält. Das Ungewöhnliche daran ist, dass ich seit acht Jahren in Zürich lebe. Das Band, das uns zwischen meinen alljährlichen Ferien in Kalifornien zusammenhält, heisst E-Mail. Viele mögen kritisieren, dass die E-Mail-Kommunikation die echte Kommunikation zerstört hat. Ich bin da ganz anderer Meinung. Für meine Freundin und mich ist es das zentrale Kommunikationsmittel. Mindestens zwei, drei Mal pro Woche erwarte ich morgens in der Inbox eine ausführliche, vor Witz und Häme nur so strotzende Replik auf mein E-Mail-Elaborat vom Vortag. Diese Mail – dieser Link zu meiner Vergangenheit, zu meinem Geburtsstaat Kalifornien, zu meiner Freundin – versetzt mich jeweils für den ganzen Rest des Tages in gute Laune. Und abends verfasse ich dann eine meiner Ansicht nach um einiges witzigere, aber ebenso ausführliche Antwort, an der sie sich ihrerseits beim Morgenkaffee ergötzen kann. Also: Bringen Sie Ihre Finger in Stellung und senden Sie Ihren Freunden und Verwandten noch heute einen elektronischen Brief. Sie werden es nicht bereuen. credit-suisse.com/infocus Seit über 50 Jahren sind Rundstrecken-Rennen in der Schweiz verboten. Die Schweiz kennt auch keine Automobilindustrie. Insofern mutet es schon fast wie ein Wunder an, dass am vergangenen 8 . Juni gleich zwei in der Schweiz produzierte Fahrzeuge einen Doppelsieg in der prestigeträchtigsten Rennserie der Welt einfuhren. Dem Polen Robert Kubica kam die Ehre zu, im Grand Prix von Kanada am Steuer seines BMW Sauber F1.08 den ersten Sieg seines Rennstalls in der Formel 1 zu holen. Dank seinem Teamkollegen Nick Heidfeld, der als Zweiter durchs Ziel raste, wurde daraus gleich ein doppelter Erfolg. Dieser historische Sieg hat vor allem einen Vater: Peter Sauber. 1993 war es, als der Rennsportpionier mit seinem im Jahr 1970 gegründeten Team in die Formel 1 zog. Ein veritabler Sprung ins Haifischbecken, mussten doch in den letzten Jahren die meisten der kleinen Privatteams früher oder später vor den finanzstarken Automobilgiganten kapitulieren. Nicht so Peter Sauber, dessen Rennstall sich 13 Jahre lang mehr als wacker schlug und mitten im idyllischen Zürcher Oberland eines der effizientesten Teams der modernen Formel 1 aufbaute. Mehr als einmal konnten die Leute aus Hinwil einem der Grossen ein Bein stellen. Sechsmal fuhr ein SauberCredit Suisse Bulletin 3/08 Der Rennsportpionier steht den Bulletin-Lesern Rede und Antwort Fahrer aufs Podest, und im Jahr 2001 schaffte man sogar den hervorragenden vierten Platz in der Konstrukteurswertung. Erfolgreich verlief auch die Regelung der Nachfolge: Mit BMW übernahm ein Weltkonzern mit einer renommierten Rennsportgeschichte Anfang 2006 die Führung. Die Autos wurden weiterhin in Hinwil gebaut, wo auch der moderne Windkanal steht. Die Motoren und die Getriebe kamen neu aus München. Mit den grösseren finanziellen Mitteln stellte sich auch der grosse Erfolg ein: In nur zwei Saisons fanden die Boliden aus Hinwil den Anschluss an die absolute Spitze. Das freut nicht nur die zahlreichen Fans, sondern auch die Credit Suisse, seit 2001 « Official Partner » des Rennstalls. ath Die Bulletin-Leser haben die einmalige Gelegenheit, Peter Sauber in unserem Online -Forum ihre Fragen zu stellen. Die Antworten werden zeitversetzt im Internet aufgeschaltet, zudem wird der Fragesteller per E-Mail benachrichtigt, sobald die Antwort auf seine Frage eingetroffen ist. Das Forum startet am 4. August und läuft bis zum 14. August. Mehr Infos unter: www.credit-suisse.com/f1. Fotos: Cédric Widmer | Martina Meier, Eva- Maria Züllig Online -Forum mit Peter Sauber Empfehlenswerte Fluggesellschaften sind deutlich angekreuzt. –QUALITÄT, SWISS MADE. – Wir sind dem Symbol verpflichtet, mit dem wir uns schmücken dürfen. Das Schweizerkreuz steht für einen hohen Anspruch an Qualität in allen Bereichen unseres Angebots. Ein Anspruch, dem wir täglich gerecht werden wollen. SWISS wurde an den Business Traveller Awards 2007 als beste Airline im Europaverkehr ausgezeichnet. Dabei wurden speziell unser Kabinenpersonal, der Kabinenkomfort und der Service am Boden als überdurchschnittlich bewertet. Auf SWISS.COM erfahren Sie, was wir sonst noch alles tun, um unseren Gästen jeden Flug so angenehm wie möglich zu gestalten. SWISS.COM Ihre Pension in Ihren Händen. von Clariden Leu. Mit MyPension hat Clariden Leu ein transparentes und flexibles Anlagekonzept für die Zeit nach Ihrer Pensionierung entwickelt. Als anspruchsvoller Kunde bestimmen Sie über die Anlage Ihres Kapitals. Dabei entscheiden Sie nicht nur, wie hoch Ihr regelmässiges Einkommen sein soll, sondern auch, auf welche Performance Sie am Kapitalmarkt abzielen. Profitieren Sie von unserer Kompetenz im Private Banking und den Vorzügen einer individuellen Beratung. Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter 058 205 50 50 oder über Ihre E-Mail: [email protected] a CREDIT SUISSE GROUP company www.claridenleu.com/mypension