Zentralblatt der Bauverwaltung : Nachrichten d. Reichs

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Zentralblatt der Bauverwaltung.
621
Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten,
Berlin, 23. November 1912.
XXXII. Jahrgang.
95.
Erscheint Mittwoch u. Sonnabend. -• Sohrift1eitun(f: W. Wilhelmetr. 79a. — Gesohaftstelle und Annahma dar AnzBlflen: W, Wilhelmstr. «0. — B6*ufl»prels: Vierteljährlich 3 Mark.
Einschließlich Abtrügen, Post- oder Strüifbandüusendmijf 3,75 Mark; desgl. für das Ausland 4,30 Mark.
INHALT: Amtlich«: Dienst-Nachrichten. — Wohtamtllcfies: Die neuen Gerichts gebäu de in Köln, Hannover und Halberstadt — Die Rostgefahr bei Eisen- und Eisenbetonhochbauten. — Die erste mit Zwischensttitzen versehene Personen-Bergseil&ch-wfebebaiin deutscher Bauart, — V e r m i s c h t e s : — Xeubau des Köaigliohen Opernhauses in. Berlin- — Wettbewerbe um Plänu zu einem Rathaus in Auerbach i. Vogtlande und um Entwütfe für Möbel des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe in Berlin. — B ü ö h e r s o h a u .
__
Amtliche Mitteilungen.
Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den
Stadtbaumeistern Ferdinand Bußmann in Schwelm und Heinrich
Wiese in Saarbrücken den Königlichen Kronen-Orden IV. Klasse
zu verleihen sowie dem Regierungsrat v. Lüp'ke, Vorsteher der
Königlichen Meßbildanstalt in Berlin, die Erlaubnis zur Anlegung
der ihm "verliehenen IV. Klasse mit der Krone des Königlich bayerischen Verdienst-Ordens vom Heiligen Michael zu erteilen, ferner
dem besoldeten JJ ei geordneten Lothar Schoenfelder in. Biberfeld
den Charakter als Baurat zu verleihen.
Versetzt sind: die Wasserbauiuspektoreo Qartmann von Beeskow
nach Graudenz (im Bereich der Weichselstrombauverwaltung) und
Dauter von Graudenz nach Beeskow (im Bereich der Verwaltung
der Märkischen Wasserstraßen),
Versetzt sind ferner: der Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Michelsen von Delitzsch nach Münster und die Regierungsbaumeister des Wasser- uod Straßen bau fache ö Jordan von Ffirstenwalde flach hingen, Gramberg von Kulm nach Fiirstenwal.de und
Procter von Oderberg i. d. Mark Bach Kulm.
Zu Regieruogs bau meistern sind ernannt: die Regier ungsbaufükrer
Max Hoffmann aus Saarbrücken (Wasser- und Straßenbaufach); —
Bruno Geier aus Berlin und Walter Fraukenberg aus Sommerfeld,
Kreis Krossen (Eisenbabnbauf'ach); — Johaones Bräuning aus Zioten,
Kreis Heiligeobeil (Masehinenbaiifacb).
[Alle Rechte vorbehalten.)
Deutsches Reich.
Militärbauverwaltung, Preußen. Der Intendantur- und
Baurat Geheime Baurat Meyer VOÜ der Intendantur des Gardekorps
ist in den Ruhestand getreten.
Der GarDisonbauinspektor Baurat v. Zychlinski, früher Techo.
Hilfsarbeiter bei der Intendantur des VIIL Armeekorps, ist gestorben.
Bayern.
Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern
Verweser, haben Sich Allergnädigst bewogen gefunden, dem Staatsrat i. a. o, D., Präsidenten der K. Eisenbahndirektion Regensburgj
Heinrich Ritter v. Endres die II. Klasse des Verdienst-Ordens vom
Heiligen Michael zu verleihen und den mit Titel und Rang eines
ordentlichen Professors ausgestatteten außerordentlichen Professor
für Technische Physik an der K. Technischen Hochschule München
Ür. Oskar Knoblauch zum ordentlichen Professor für Technische
Physik an der Allgemeinen AbteüuDg dieser Hochschule in etatmäßiger Weise zu ernennen.
Württemberg.
Seine Majestät der König habea Allergnädigst geruht, dem Oberingenieur und Prokuristen der Firma Friedrich Krupp A.-G. Grusonwerk in Magdeburg Ferdinand Oaier den Titel "und Rang eines
Baurnts zu verleihen und den Eisenbahnbauiuspektor Ackermann
bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen auf Ansuchen iß den
Ruhestand z-u veirsetzeü.
Nichtamtlicher Teil.
Schriftleiter: Otto Sarrazin und Friedrich Schnitze.
Die neuen Gericlitsgebäude in Köln, Hannover und Halberstadt.
Abb. 1. Gerichtsgebäude in Köln, Ansicht am Reichenspergerplatz
622
23. Nraitor 1912.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
;
Abb. 2. Erdgeschoß.
Neubau des Gerichtsg-ebäudes in Köln.
Abb. 3. Lageplan.
I. Der Neubau des Glerlcktsg-ebäudes iu Köln.
Nach Fertigstellung des Gerichtsgebäudes am Appellhot' in
Köln im Jahre 1393 (1883 d. Bl.,
S. 457; 1S93, S. 513) erwiesen
sich die für die Gerichtsbehörden
geschaffenen Räume infolge des
stetig anwachsenden Geschäftsbetriebes bald wieder als unzureichend , so daß man sich
genötigt sah, nach und nach
eine große Zahl von Abteilungen iu abgemieteten Häusern
unterzubringen. Die hierdurch
unvermeidlichen Störungen des
Geschäftsbetriebes führten zur
Planung eines Neubaues, der
zur Entlastung des alten Gebäudes für die Aufnahme des
Oberlandesgerichts und der
Zivüabteilungen des Land- und
Amtsgerichts dienen sollte. Die
Strafabteilungen dagegen behielten ihren Sitz am Appellhofplatz.
Der am 7. Oktober 1911
seiner Bestimmung übergebene
Neubau am Reichenspergerplatz
erhebt sich in vier Geschossen
auf einem von vier Straßen
umzogenen Baublock (Abb. 3).
Nach dem Bauprogramm
waren 1 Plenarsaal, 33 Sitzungssäle, 400 Geschäftszimmer und
einige Wohnungen für Unterbeamte des Oberlandes-, Laodund Amtsgerichts zu beschaffen.
Um ein Gebäude dieses Umfaugs möglichst übersichtlich
für den Verkehr zu gestalten,
ist in seine Hauptachse hinter
dem Haupteingans eine große
durchgehende
lialle gelegt
worden, in die alle nicht an
den Straßen liegenden Flure
strahlenförmig einmünden. Die
Verlegung des Haupteingangs
an die Platzfront war durch
die Verkehrsverhältnisse geboten, Zwei weitere Nebeneingänge
dienen als Entlastung des Haupteingangs hauptsächlich dem Verkehr der Beamten und Rechtsanwälte (Abb. 2 u. 5).
Die in Barockformen gehaltenen Außenfronten zeigen bis auf die
Flächen der Rücklagen Sandstüinverblenduüg (Abb. 1, G u. 7). Während
die Nebenfrouten der Hülcfarather- und Blumenthaistraße einfacher
behandelt sind, ist den nach dem Platz zu gekehrten drei Hauptfronten bei reicherer architektonischer Gliederung auch bildliauerischer Schmuck zuteil geworden. So sind die Verdatungen an
den Risaliten der Platzfront mit Darstellungen des germanischen,
röinigchen, mittelalterlichen und neuen Rechts geschmückt; eine
Gerichtsszene ist auf dem großen 20 m breiten Giebelfeld des
Mittelbaues dargestellt. Die Uoffronten sind iu Waschputzmanier
ausgeführt. Die in deutscher Art mit Moselschiefer gedeckten
Dächer sind durch eine Reihe von Giebeln und Mansarden ausbauten belebt.
DaB Dach des Mittelbaues wird von einem G5 ra hohen mit Kupfer
bekleideten Dachreiter gekrönt. Von den J oiienräumen ist die
Treppenhalle (Abb. 9) durch Abmessungen und Anlage besonders
ausgezeichnet. Auch der Plenarsitzungssaal des Oberlandesgerichts
(Abb. 8) ist hervorzuheben. Der innere Ausbau ist im übrigen in
der bei großen Gerichtsgebäuden üblichen Weise durchgeführt. Rrwäbneuswert sind die in den drei unteren Geschossen massiv
hergestellten Flurgewölbe in verschiedenartiger Ausführung. Bei
größeren Hallen, am weitestgehenden in der Hauptballe, sind
ßetongewölbe verwendet. Reichen Schmuck bei Verwendung wertvollerer Materialien haben nur die Halle und der Plenarsitzungslsaa erhalten. Erwähnung verdienen die Glasmalereien von Joseph
Scherer in Berlin. Die Sitzungssäle und Dienstzimmer der Präsidenten sind durchweg mit Stuckdecken und Eichenholzpaneelen ausgestattet.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
Nr,
Abb. 4. Querschnitt.
Flügel an der Blumenthaistraße.
a Sekretariat für Justjzprüfungen. b Schreibstube für Straf sarhrm.
c Krater Staatsanwalt.
Außer den üblichen Einrichtungen für den inneren Betrieb,
Abb. 5.
wie Zentralheizungsanlage, elekErstes Stockwerk.
trische Beleuchtung?-, Klingel-,
Fernsprech- und UhreDanlage,
Akten- und Personenaufzüge, ist auch eine ausgedehnte Entstaubungsanlage ausgeführt worden.
Die anschlagsmäßigen Gesamtbaukosten betragen: für das Geschäftsgebäude 4 373 000 Mark, für tiefere Gründung 134000 Mark,
für Nebenanlagen 745 000 Mark, für innere Einrichtung 510000 Mark,
für Bauleitung 154 G00 Mark, zusammen1 Ä 246 100 Mark.
Der Bau wurde innerhalb von 4 ,'a Jahren fertiggestellt. Der
Entwurf ist im Ministerium der öffentlichen Arbeiten aufgestellt
worden. Die Ausführung und örtliche Leitung lag unter der Aufsicht
der Königlichen Regierung in Köln in den Händen des Baurats Ahrns,
dem der Regierungsbaumeister Lucht während der ganzen Bauzeit
und der Regierungsbaumeister Erberich während der Rohbäuansführiing zugeteilt waren.
Eine eingehendere Veröffentlichung des Neubaues ist in der Zeit-:
schrift für Bauwesen in Aussicht genommen. •
Die Rostgefahr bei Eisen- und Eisenbetonlioclilbauten. C.Vt.
Nach einem Bericht des de"m Generalkonsulat in Neuyork beigegebenen Wasserbauinspektors Quedefeld.
Viel häutiger als in Europa
igt in Amerika die Verwendung
von Eisen- und Stahlgeripp.en
bei Hochbauten. Ist doch die
Herstellung zehn- und mehrstöckiger sogenannter Wolkenkratzer nur durch die Übertragung sämtlicher Lasten auf
ein sachgemäß gebautes Eisengerippe möglich geworden. Da
neaerdinga aber auch in den
europäischen Großstädten der
Eisengerippebau bei Geschäftshäusern immer weitere Fortschritte macht, so ist die
Frage, ob das mit Mauerwerk
öder Beton verkleidete Eisenträgerwerk auch der naheliegenden Rostgüfabr tatsächlich
gewachsen sein wird, häufig
erörtert worden. Wenn die
tragenden Eisenteile, die iufolge ihrer Ummautelung nicht
mehr sichtbar sind, stark
rosten sollten, so läge allerdings die Gefahr nahe, daß
die mit Eisengerippe ausgeführten Bauten nur eine recht
beschränkte Haltbarkeit aufweisen.
623
Abb. G. Ansicht an- der Merlostraße.
Neubau des Gerichtsgebäudes in Kola.
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Zentralblatt der Bauverwaltung.
23. November 1911
iSraro ^.EW^f m
Abb. 7. Ansicht an der Weißen burger Straße.
Abb. 8. Sitzungssaal des Uberlandesgerichta.
Neubau des G-erichtigebäudes in Köln.
Die Erfahrungen, welche in Amerika beim Abbruch derartiger
Wolkeakratzer gesammelt worden sind, haben daher besondere
Wichtigkeit.
Im Jahre 1910 wurde das 1896 erbaute Gillender Building in
Neuyork, Ecke Wall und Nassau Street, abgebrochen. Es war ein
16 Stockwerke hohes Gebäude mit einem noch ?ier Stockwerke
höheren Turmaufbau und bestand aas eitlem Eisenbau mit Ziegelverblendung. Alle Eisenteile waren, den Forderungen der Baupolizei
bei feuersicheren Gebäuden entsprechend, mit wenigstens 2,5 cm Beton
umgeben. Nicht weil es baufällig war, sondern um dem größeren
„Bankers Trust Building" Platz zu machen, wurde es abgerissen. Sein
Abbruch wurde in technischen Kreisen mit großer Aufmerksamkeit
verfolgt, da hier zum eTstea Male die Möglichkeit geboten wurde,
festzustellen, wie sich die Eisenteile solcher Gebäude im Laufe der
Jahre halten. Professor Toch von der chemischen Abteilung der
Universität Neuyork untersuchte den Zustand des Eisens, seiner Anstrichfarben usw. Seine Ermittlungen, die möglicherweise etwas
einseitig sein mögen, da er gleichzeitig Vertreter einer Farbenfabrik ist,
die er aber durch eine große Zahl von Aufnahmen belegt hat und
denen trotz allgemeiner Aufmerksamkeit von keiner Seite widersprochen worden ist, haben ergeben, daß das Eisen fast durchweg
tadellos erhalten war. Nur an zwei Stellen hat er nennenswerte
KostbildUDgen gefunden» und zwar an der für die Standfestigkeit
des Gebäudes besonders wichtigen Säule Ecke Wall und Nassau
Street und zweitens in den Säulen und Trägern des letzten Feldes
in der Nagsau Street. An der Ecksäule hat er drei größere Rostflecke gefunden, die davon herrühren sollen, daß Feuchtigkeit
durch das Mauerwerk gedrungen und an die Säule gelangt war.
Bei den Roststellen des letzten Feldes soll ein Zwischenraum zwischen
ßeton und Eisen die Rostbildung ermöglicht haben. Außerdem hat
er noch zwei Niete gefunden, die eine fortschreitende Verrostung
zeigten. Es stellte sich heraus, daß das Öl der Lein Ölfarben, mit
denen die Eisenteile gestrichen waren, von den Zementsalzen völlig
vernichtet worden war, so daß nur die trockene Farbhaut noch auf
dem Eisen haftete. Die Tochschen Untersuchungen haben sich nicht
darauf erstreckt, wie lange das Eisen voraussichtlich noch tragfähig
gewesen wäre.
Im allgemeinen kann wohl vorausgesetzt werden» daß eine Rostbildung, die so stark ist, daß die Tragfähigkeit des Eisens gefährdet
wird, sich durch Absprenguugen der Mauerwerksumkleidungen rechtzeitig bemerkbar machen wird. Tatsache ist, jpd^nfalls, daß bisher noch
kein Wolkenkratzer — die ältesten stehen über 20 Jahre — wegen Zerstörung des Eisens durch Rost zusammengebrochen ist und auch keine
größeren Beschädigungen an den Eisenteilen bekannt geworden sind
Nr. »5.
Zentralblatt der Bauverwaltimg.
Übrigens huldigt man in Amerika nicht mehr allgemein der in
Deutschland weit verbreiteten Ansicht, daß etwas Rost an Eisen, die
in Zement gebettet werdeD, nicht schade. Eine etwaige auf dem
Elsen befindliche Roatschicht verbindet sich zwar gut mit dem Zement,
achließt aber eioe feste Verbindung zwischen Eisen und Zement aus,
da die Rostschicht mit dem Eisen selber Dur lose zusammenhängt.
Tatsächlich ist demnach au solcben Stellen das Eisen ungeschütztDa nun jeder Beton porös ist und auch kleine Risse bekommt, so
siod die Vorbedingungen zum Weiteirosten, da Wasser und Luft hinzutreten können, gegeben. Schon während der Bauzeit kann Feuchtigkeit eindringen und die ursprünglich vorhandene dünne Rostscbicht
verstärken, so daß es sehr wohl zu Zementabaprengungen kommen
kann. Detiu da Rost einen etwa 4,4 mal größeren Raum einnimmt
als das metallische Eisen, so ist det Druck, den rostendes Eisen auf
die Umhüllung ausübt, sehr beträchtlich. Dem stehen allerdings die
Forschungen des Deutscheu Ausschusses für Eisenbeton gegenüber,
aus welchen sich ergibt, daß stark rostige Eisen im Beton einen
bedeutend höheren Gleitwiderstand liefern als das gewöhnliche
Handelseisen. Immerhin besteht noch ein wesentlicher Unterschied,
ob Eisen von kleinem Querschnitt mit Beton umstampft wird, oder
ob große Trägerprofile eiobetonieit werden, Beobachtungen, ob
ganze Träger sich fest mit der Betonumbüllung verbinden, sind in
zweifelsfreier Form bisher noch nicht angestellt worden.
Eine andere erheblich« Gefahr für die Wolkenkratzer ist in
elektrolytischen Einwirkungen zu suchen. Denn daß in den Eisengerippen slaadig elektrische Ströme fließet], die teils von den Lichtund Kraftanlagen, teils von umherirrenden Strömen der Straßenbahnen und schließlich von der Luftelektrizität — da die Wolkenkratzer als riesige Blitzableiter anzusehen sind — herriihren} unterliegt kaum einem Zweifel. Solche Ströme, deren Einfluß vielleicht
etwas unterschätzt wird, haben schon wiederholt Stahlbolzen der
Nenyorker Hochbahn, mit denen die eisernen Tragwerke auf dem
Mauerwerk befestigt wareD, zerstört und sind die Ursache der vollständigen Zerstörung eines Eisenbetongebäudes in der Nähe von
Neuyotk gewesen. In diesem Gebäude, vor dem zwei Gleise einer
elektrischen Bann liefen, während etwa 100 m hinter seiner Rückseite
die Kraftanlage dieser Bahn lag, zeigten sich ein Jahr nacb Fertigstellung mit den Eiseneinlagen gleichlaufende Risse, die immer mehr
an Tiefe zunahmen. Der Beton der Decken und Säulen liel schließlich
ab, so daß nach vierjährigem Bestände das Gebäude zerstört war.
Durch Untersuchungen wurde einwandfrei festgestellt, daß in deü
Einlagedrähten der Decken und Säulen starke elektrische Ströme
kreisten, die entweder von der Kraftanlage der elektrischen Bahn
oder von der des Gebäudes selbst herrührten. Diese Ströme
hatten derartig starke Rostbildungen aa den Drahteinlagen des Gebäudes verursacht, daß der Beton von den Eisendrähten abgesprengt
und dadurch das ganze Haus zerstört wurde. In einer Veröffentlichung der Eog. News 1911, Bd. (lö, Nr, 23, von H. P. Braun wird
die Ursache der Zerstörung des Gebäudes dem Entstehen von geschlossenen Stromkreisen zwischen den zur Beleuchtung des Gebäudes dienenden Beleuehtungsdrahten und den Eiseneinlagtm des
Betons zugeschrieben. Ermöglicht wurde ein derartiges Vorkommnis
durch zahlreiche feuchte Stellen im Beton. Die gut isolierten Drähte
•waren in Rühren eingebettet, welche durch Schrauben au den Eiseneinlagen des Betons befestigt waren. Infolge der in diese Röhren
eingetretenen Luftfeuchtigkeit wurde mit der Zeit zwischen den
Drähten und den Röhren eine leitende Verbindung hergestellt
Solche Vorkommnisse mahnen zur größten Vorsicht beim Verlegen
von elektrischen Leitungen und eisernen Rohren in Häusern, die
zusammenhängende Eisengerippe enthalten, Deutsche Forschungen
haben ebenfalls bestätigt, daß Erdströme das Eisen zerstören können,
wenn sie in einer bestimmten Stärke auftreten. Nach den Vorschriften des Erdstrom ausschuases des Deutschen Vereins von
Gas- uod Wasserfachmäanern, des Verbandes deutscher Elektrotechniker und des Vereins deutscher Straßen- und Kleinbahn Verwaltungen sind in die Erde verlegte Rohrleitungen durch die
umherirrenden Ströme dann als gefährdet zu betrachten, wenn
die Stromdichte 0,75 Milliampere für 1 qdtn übersteigt. Ähnliche
Wirkungen werden selbstverständlich bei den in Hochbautun eingebetteten Eisen durch umherirrende Ströme von entsprechender
Stärke eintreten.
Die bisherigen sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Erfahrungen in Amerika gemahnen zwar zur Vorsicht bei Verwendung
des Eisengerippe- und Eisenbetonbaues — vor allem ist Sorge zu
tragen, daß das Eisen nicht in stark gerostetem Zustande mit Beton
umgeben wird und daß umherirrende Ströme vom Gebäude ferngehalten werden —, zeigen aber auch, daß bei Anwendung der erforderlichen Sicherheitsmaßüahmeo von einer die Haltbarkeit des
Gebäudes im Laufe der Jahre ia Frage stellenden Rostgefabr •wohl
nicht gesprochen werden kann.
W.
625
Die erste mit Zwischenstiitzen versehene
Personen-Bergseilscliwebebalm deutscher
Bauart jf.*<l*6 IT. 6£Y,
Von Professor M. Buhle in Dresden.
Während die Luftseilbahnen sich für leblose Güter, namentlich
für Massengüter, in etwa vier Jahrzehnten zu einem der vornehmsten,
zuverlässigsten und wirtschaftlichsten Beförderungsmittel ausgebildet
und darum weiteste Verbreitung, insbesondere von Deutschland aus,
im In- und Auslande gefunden haben, stehen sie für den Personenverkehr erst am Anfang ihrer Entwicklung.
Die Schweiz hat diesen neuen Gedanken im Jahre
1908 zuerst
1
ausgeführt, indem sie durch den Wetterhornaufzug
)
die
Pläne des
verstorbenen Regierungsbaumeisters Feldmann 2 ) (jenes bewährten
Mitarbeiters an den Elberlelder und Los chwitz-Dresdener Schienenschwebebahnen) nach tatkräftiger Unterstützung durch den bekannten , leider auch schon heim gegangenen Bergingenieur Emil
Strub (bis jetzt einmalig) verwirklichte.
Im Gegensatz zu der großen Spannweite (5G0m! schiefe Länge3)
*) Schweizerische Bauzeitung 1908, Nr. 24 u. 25, sowie Buhle
„Seilschwebebahnen für Personenbeförderung'\ Deutsche Bauzeitung
1910, S, 728 u. f.
s) Zentralblatt der Bauverwaltung 1902, S. 477 u. f. (Bergbahn
für steile
Felswände).
3
) VOT einigen Wochen ist der Betrieb einer Personen-Seilachwebebahn eröffnet worden, welche die J. Pohlig A.-G., Köln, in Rio de
Janeiro gebaut hat. Die Bahn verläuft in zwei mächtigen Spannungen
/
•
'
Abb. 9. Halte am Haupteiügang.
Neubau des Gerichtsgebff.ud.es in Köln.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
626
23. November
und starken Steigung des Wetterhornaufzuges haben die gegenwärtig
an zahlreichen Orten der Alten und Neuen Welt von den führenden
heimischen und fremdländischen Seilbahnbauanstalten geplanten
Seilachwebebahnen für Personenbeförderung in der Regel nur geringe
Steigungen und verhallnismäßig kleine Spannweiten (im Mittel 40 bis
9 0 m , gelegentlich auch wohl bis zu etwa 200m)- d . h . durch die
Zwischenstützen erhalten diese neuesten Berg- oder Gipfelbahnen die
Eigenart der gewöhnlichen Luftseil bahnen für Lastenförderung,
während umgekehrt der Feldmannsche Bergaufzug hervorgegangen
war aus den durch Erweiterung der Spannweiten entstandenen Drahtseilverladebahneo, wie sie u . a . in des Verfassers Aufsatz im Zentralblatt der Bauverwaltung 1902, S. 270 u. f. geschildert sind. — Diese
auch für große Lasten bei Steinbrüchen/) Brücken-Ab- und -Neubauten, 6 ) beim Bau von Leuchttürmen ,fi) Talsperren, Kanälen,
Schleusen, Flußuferbauten, für Schiff bauplittze, gefährdete Landuügsstellen 7 ) usw. sehr in Aufnahme gekommenen Bahnen werden beute
auch wohl Kabel-Hoch- oder -Luftbahnen oder auch kurz einfach
Kabelbahnen genannt.
tv
"v''-'" >-l Abb. 1. Seitenansicht des Wagens.
Es scheint, als wollten die Vorzüge der von der Bodengestaltung
bis zu einem gewissen Grade unabhängigen Bauart der Personenschwebebahn mit Zwischensätzen, vor allem ihre große Wirtschaftlichkeit, da die technischen Hilfsmittel einen sicheren Betrieb gewährleisten, ihr ein weites Anwendungsgebiet, insbesondere in den.
schwierigen Geländeverhältnissen der Gebirge gewinnen.
Die erste Tiroler Bahn dieser Art, eine Schwebebahn mit einfachem Tragseil und fast nur hölzernen Stützen, war die im Jahre 1908
eröffnete Kohlernbahn bei Bozen. Der Verkehr auf dieser Bahn war
ein sehr lebhafter; nicht nur juDge Leute benutzten sie etwa aus
Sportlust, sondern gerade ältere Leute, namentlich auch Damen, die
sich auf der Hühe von Bauern- und llorrenkohlern ergehen und
die Aussicht auf den prachtvollen Rosengarten aus nächster Nähe
genießen wollten. Die Bahn wurde so stark benutzt, daß sich die
Reisenden vor den Bahnhöfen in langen Zügen stauten und geduldig
harrten, bis sie befördert wurden. Die Bahn begann in 345 m Meereshübe an der sogenannten Kohlstatt und führte auf einen 1140 m
hohen BergvOispruug in die Mähe des Weilers Bauernkohlcrn. Der
zu überwindende Ilöhununterschied betrug also 795 m bei 1500 m
Länge. Das Neiguugsverbiiltnis wechselte zwischen 35 und 80 vFL
Die Fahrtdauer war etwa 15 Minuten. Die recht engen, kaum sechs
Fahrgäste fassenden Wagen 8 ) hingen an einem Rollengestell, das sich
auf dem Laufseil, von einem endlosen Zugseil angetrieben, bewegte.
Ein in dem unteren Bahnhof aufgestellter 45 pferdiger Motor besorgte den Betrieb, der offenbar so wirtschaftlich war, daß sich der
Besitzer, Joseph Staffier iu BozeD, nachdem ihm die Erlaubnis zur
weiteren Beförderung von Reisenden wegen des Fehlens von Sicherbeits-, Fang- und Bremsvorrichtungen und wegen der verwendeten
hölzernen Unterstützungen versagt wurde — ein Unfall hatte n i c h t
stattgefunden, das sei ausdrücklich betont —, ohne weiteres entschloß,
die alte Bahn durch eine neue mit eisernen Stützen zu ersetzeD, die
allen Anforderungen der Aufsichtsbehörden gerecht würde. Die alte
Bahn Lat nach ihrer Außerdienstsetzung noch zur Beförderung der
Baustoffe für die von dem bekannten üause A d o l f ß l e i c h e r t u. Ko.
in Leipzig und Wien nach ihrer eigenen Bauart aufgeführte n e u e
K o h l e r e t b a h n (Abb. 3) gedient und ist zur Zeit völlig niedergerissen; auch von den Triebwerkteilen hat nichts für den Neubau
Verwendung finden können.
Bei der unlängst in wenig mehr als einem Jahre fertiggestellten
neuen Bahn, deren Eröffnung nach den erfolgreich durchgeführten
Probefahrten unmittelbar bevorsteht, besteigt man die bequemen
Wagen (Abb. 1) in der unteren, nahe am Eisackilusse gelegenen
Haltestelle und fährt alsdann in etwa 13 Minuten vollkommen stoßfrei zu dem 840 m höher auf dem Rücken des Bauernkohlern gelegenen oberen Bahnhof. Die 1650 m langen Tragseile werden t o n
12 kräftigen eisernen Stützen (Abb. 3) getragen. Auf der Strecke
verkehren im Pendelbetrieb zwei Wagen, die außer dem Wagenbegleiter je 15 Reisende aufzunehmen vermögen; ein Wagen fährt
Abb. 2. Seilstütze.
vom Hafenrande aus zuerst auf die Flöhe der Morro da Urca und
dann auf die Spitze des IMo cTAssuear. Der erste Streckenteil ist
575, der zweite 800 m laug; beide überwinden einen Höhenunterschied
zwischen ihren unteren und oberen Endpunkten von je 200 m. Der
Betrieb der beiden Strecken ist unabhängig von einander, und zwar
verkehrt vorläufig auf jeder ein Wagen, der IG Fahrgäste aufnehmen
kann; für später ist eine Vergrößerung der Wagenzahl in Aussicht
genommen.
4
) B u h l e , „Massentransport" (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt,
1908), S. 161 u. f; derselbe, Zeitsehr. d, Ver. deutsch. Ing, 1910,
S. 2214 u. f. (vollständige Berechnung).
*} W e t t i c h , Deutsche Bauzeitung 19] 1, S. 163 u. f,
<•'
«)
Zentralblatt der Bauverwaltung 1904, S. 148 u. f.
.•' '•' •
7
} Zentralblatt der Bauverwaltung 1009, S. 498 u. f.
8
) Vergl, Deutsche Bauzeitung 1910, S. 858, Abb. 26.
Kr.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
627
bergwärts, während der
andere sich zum Tal hinabbewegt. Jeder Wagen
ist pendelnd an einem
Laufwerk aufgehängt,das
mit acht Rädern auf
zwei stählernen Tragseileu von rd. 45 mm
Durchmesser läuft. Zur
Milderung
etwaiger
Läagsschwiagungeü des
Wagenkastens dient eine
Dümpfungsbremse; etwaige quer zur Fahrbahn gerichtete Schwingungen machen die Laufseile mit, die an den
Stutzen auf Wälzlagerschulieo aufgelagert sind,
ao daß jede Entgleisungsgefahr beseitigt ist.
Jeder Wagen wird durch
zwei Zugseile von der Autriebmasehine aus über
die Strecke gezogen.
Selbst wenn eins der
zwei Tragseile bezw. Zugseile reißen sollte, würde
doch das andere halten,
das ebenfalls für die
volle Last beinessen ist.
Hinsichtlich dieser
Teile sowie auch für die
Sicherheitsvorrichtuugen
an den Wagen, auf der
Strecke, am Antriebe, auf
den Bahnhöfen usw. ist
danach gestrebt worden,
alle Möglichkeiten aufzuschließen , die menschlichem firmessen nach
eine Gefährdung von
Abb. 3. Personen-Seilschwebebahn (Bauart Bleichert) auf dem Kohlererberg bei Bozen. • . , , .
Leben und Gesundheit
der Reisendon und der
Bedienungsmannschaft mit sich bringen konnten, überhaupt Betriebsfübrer auf den Erdboden niedergelassen. Daa Seil deg Sackes ist
störungen zu verursachen vermöchten.
dabei durch eine Bremsöse gezogen, so daß beim Ablassen eine geIn das Laufwerk der Wagen sind zwei unabhängig voneinander
fahrdrohende Geschwindigkeitsteigeruug ausgeschlossen ist.
"wirkende Brems- oder Fangvorrichtungen eingebaut, die von selbst
Auch in den Haltestellen sind Sicherheitsmaßnahmen, der verin Tätigkeit tretun, sobald ein Tragseil, ein Zugseil oder beide Zug- schiedensten Art getroffen. Zunächst ist der Maschinist vorhanden,
seile reißen, oder wenn die vorgeschriebene Geschwindigkeit überder die Strecke übersieht; dann sind zwei selbsttätige Bremsen
schritten wird. Diese Fangvorrichtungen können außerdem durch
angeordnet, die bei Störungen einfallen, aber auch von Hand beden Wagenbegleiter von Iland in Tätigkeit gesetzt und von ihm
tätigt werden können. Daa selbsttätige Einfallen dieser Bremsen
durch einfache Handgriffe wieder gelöst werden. Sobald die Fangerfolgt, wenn der Ilauptstrom ausbleibt, wenn die Fahrgeschwindigvorrichtung einfallt, schließen sich an acht Stellen stählerne Klemmkeit zu groß wird, wenn ein Tragseil, ein, oder zwei Zugseile zu
backen fest an die Tragseile und halten infolge der hierdurch erBruche gehen, wenn der einlaufende Wagen den Endpunkt zu überzeugten Reibung den Wagen unbedingt fest. Gleichzeitig wird hierfahren droht und wenn der Wagenführer auf der Strecke die Wagendurch der elektrische Strom für dun Antriebmotor abgestellt und
bremsen einfallen läßt.
die Bremse der Aotricbmaschine zum Einfallen gebracht.
Die Endbabnhöfe sind durch Fernsprecher und Meldeleitungen
Der Betrieb der Bahn erfolgt durch elektrisch en Strom, Nun
miteinander verbunden. Das Abfahren der Wagen kann erst erfolgen,
ist in dem oberen Maschinenhaus ein elektrischer Speicher angeordnet,
wenn sich die Haltestellen durch Licht- und Hörzeichen untereinander
welcher an Stelle des llauptmotors eingeschaltet werden kann, so
verständigt haben und wenn die Meldungen bestätigt sind. Außerdaß beim Ausbleiben des Jlauptstromes der Bahnbetrieb noch
dem ist längs der Strecke ungefähr in Höhe der Wagenbordkante
stundenlang aufrechtzuerhalten ist. Irgend eine Störung ia der
eine Fernsprechleitung verlegt, mittels deren der Wagenführer an
Hauptleitung oder in dem elektrischen Kraftwerk zwingt daher die
jeder Stelle der Strecke eine Verbindung und Verständigung mit den
Fahrgaste nicht zu einem unfreiwilligen Verweilen auf dem Gipfel
Endhaltestellen herbeiführen kann.
oder in den Bahnhöfen.
Für alle Bauteile siod nur die besten Stoffe gewählt; für die
Sollte ein Wagen beim Versagen des Antriebes doch einmal auf
tragenden Teile ist vorzugsweise Gußstahl bezw. Niekelstahl ver^
der Strecke liegeu bleiben, so kann er, wenn auch nur ein Zugseil
wendet, und die Ausführung ist mit peinlichster Sorgfalt durchnoch unbeschädigt ist, durch eine Hilfswinde in die Haltestelle hereingeführt. So hat man gesucht, in jeder Beziehung allen Anforderungen
gezogen werden. Außerdem ist in den Bahnhöfen noch ein Hilfsgerecht zu werden, die von den Behörden aufgestellt sind, welche
wageu vorhanden, durch den man die Fahrgäste von der Strecke
diesem verhältnismäßig neuen BeförderuDgsmittel gegenüber mit
hereinholen kann. Schließlich ist jeder Wagen mit einer besonderen
Recht die größte. Vorsicht walten lassen.
Einrichtung, einer Art Sack mit festem Boden \(M\>ehen, welcher
Die bei der Bergfahrt langsam wachsende Aussicht auf den
durch den Boden des Wagens an einem Seil hinabgelassen werden
Rittner, den ganzen Bozener Kessel, das Ortlergebiet und den Schiern
kann. Hiermit werden im Notfalle die Fahrgäste durch den Wagenbietet einen großartigen Naturgenuß.
•
Vermischtes.
Zum Neubau des Königlichen Opernhauses in Berlin (vgl. S. 247,
329 u. 568 d. ßl.). Die Akademie des Bauwesens hat die Begutachtung der ihr durch den Minister der öffentlichen Arbeiten zu-
gefertigten Entwurfsskizzen zum Neubau des Königlichen Opernhauses in Berlin abgeschlossen und von Gb eingegangenen Arbeiten
fünf als in erster Linie beachtenswert bezeichnet. Es sind dies in
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Zentralblatt der Baliverwaltung.
23. N«v«mber 1913.
Selbstzweck dienen dürfe, begründet er durch den Satz: der künstlerische Garten ist ein Organismus, ein Ganaes mit verschieden gestalteten Gliedern, für das der Gartenkünstler die Mittel finden und
fühlen muß; das Haua oder bei Öffentlichen Anlagen die Stadt mit
ihrer Bevölkerung ist das Herz in diesem Organismus.
Die neue Auflage des Buches ist trefflich ausgestattet. Ibm
sind zahlreiche, zum Teil farbige Abbildungen nach Photographien
beigegeben. Aus dem besonderen Teile seien folgende Abschnitte
hervorgehoben: Die Pflanzen. Diese werden betrachtet Dach
ihrer Lebensdauer und praktischen Verwendung, nach ihrem Rindruck (Physiognomie und Charakter) und für die Ausfüllung
des Raumes (öodenbedeckungspflanzen, Busch- und Stockpnanzen,
Kronenpflaozen, Kletterpflanzen). Der Inhalt des Gartens. Hier
liuden aich allgemeine Ausführungen über Bepflanzuog und eine
Zusammenstellung von Pflanzen mit Hauspflanzencharakter sowie
für Gärten, die nach Baugedanken gestaltet sind (geometrische und
Arcbitekturgärten). Hecken- und Grenzpflanzungen nach baulichen und nach Naturmotiven. Dann folgen Abschnitte über den
Kindergarten, den Bauerngarten als ländlichen Bausgarten
und den geometrischen Garten. Die Ausführungen über den
Architekturgarten (Seite 179 bis 218) stammen von dem Regierungsbaumeister Otto Stahn. Es werden die Beziehungen zwischen
Haus und Garten, ferner die Nebenaalagen und Zugangswege, Gartenbauten, Terrassen, Laubengäoge, Gartenhäuser, Gartenplastik und
Garteomöbel behandelt. Der Naturgartea. Nach einer ausführlichen Besprechung der Gartengestaltung nach Naturmotiven wird
eine Übersicht der PflaQzengesellschaften im Garten nach Naturmotiven gegeben. Baumgänge und Dausbäume. „Wie ein Dorfplatz durch die Dorfbäutne charakterisiert wird, so das Haus durch
den Hausbauin, der nach alter Sitte vom Hausherrn gepilanzt seine
besondere Bedeutung für Haus und Familie hat." Ferner möge kurz
hingewiesen werden auf die weiteren Abschnitte über Rasen» Blumentlur, Bodengeataltucg, Wasser, Gesteine, urwüchsige Bauwerke, Wege,
Bücherschau.
Farben- und Bildwirkung und über Parkanlagen. Besondere ErGartengestaltung der Neuzeit. Von Willi Lange. Unter Mitwähnung verdient der Schlußabachnitt „Mein Garten". Er enthält
wirkung für den Architekturgarten von Otto Stahn. 3. Auil.
Leipzig 1912. J. J. Weber. XV u. 440 S. in gr. & mit 321 Abb., eiue anheimelnde und liebevolle Schilderung des Gartenbeinis des
Verfassers, das in Wannsee gegenüber Kleists Grab liegt. Wer den
16 farbigen Tafeln und 2 Plänen, Geb. 12 JC,
Zauber eines mit dem Wohnhause innig verwachsenen Gartens geDie neuzeitliche Bewegung im Städtebau und die Bestrebungen
nießen und die künstlerischen Gedanken Langes verwirklicht sehen
zur Förderung dea Heimatschutzes und der bodenständigen Bauweise
will, besuche gelegentlich dieses Gartenheim.
haben auch der Gartenkunst neue Aufgaben zugewiesen. Der Neigung
Das fesselnd geschriebene Buch wird Architekten und Gartenzu einer individuellen Gestaltung der Ortsteile und Straßenzüge sowie
künstlern
sowie technischen und nichttechnischen Verwaltungsbeamten,
namentlich des Landhauses entspricht das Verlangen, auch den
die im Städtebau oder bei der Förderung des Heimatachutzes mitgärtnerischen Anlagen einen gleichartigen Charakter zu geben. Man
wirken, nützliche Anregung bieten, auch wenn sie in manchen grundbemüht sich, den Haasgarten der Art des Hauses möglichst anlegenden Fragen nicht mit dem Verfasser übereinstimmen. In gleicher
zupassen uud die schematischen Bilder zu meiden, die bisher viele
Weise kann eine andere Arbeit Langes „Land- und Gartensiedluflgen,
Durchschnittsgiirten in einseitiger Anwendung der geometrischen
Leipzig 1910", die eine gewisse Ergänzung des hier besprochenen
oder architektonischen Formen zeigten. Auf diesem Wege ist der
Buches bildet, empfohlen werden.
Krenzlin.
Verfasser- des angeführten Buches — der Königlicher GartenbauZur Statik der Stöchwerkrahmeiu Von Ingenieur Richard
direktor und Abteilungsleiter an der Königlichen Gärtnerlehranstalt
YVuczkowski. Zweite neu bearbeitete und erweiterte Auflage.
in Berlin-Dahlem ist und der unter den neuzeitlichen Gartenkünstlern
Berlin 1912. Wilhelm Ernst u. Sohn. 20 S. in 8° mit 14 Abb. Geh. 1,60^.
einen hervorragenden Platz einnimmt — ein bahnbrechender Führer.
In eingehendster Weise wird die Berechnung eines dreistöckigen
Sein Ziel ist die künstlerische Vereinigung von Gartengestaltungen
Rahmens über ein Feld unter Berücksichtigung der Einspannung der
nach architektonischen und nach Naturgedanken. Seine LebensDeckenbalken an den Säulenköpfen und der Säulenfüße an den unteren
aufgabe sieht er darin, dem vernachlässigten Naturmotiv volle GleichBalkon behandelt. Die Berechnungsart führt zu sehr zusammenberechtigung neben dem Baugedanken in der Gartenkunst zu verschaffen. Unter künstlerischer Pflanzung nach Naturmotiven — für gesetzten, aber brauchbaren Formeln. Nur durch Verwendung des
Rahmens war es möglich, den Bau des Lazenhofes in Wien, bei
die Lange die Bezeichnung „biologische Gestaltung" prägt — versteht
welchem die Balken eine Stützweite von 21 m bei gewöhnlicher
er die Gestaltung, die das Leben der Pflanze in Gemeinschaft mit
Stockwerkböhe besitzen, in Eisenbeton auszuführen, ohne zu riesenihrem eigenartigen Standorte, also die Natur, zum künstlerischen
hafte Abmessungen zu erhalten. Für die im Hochbau häufig vorMotiv für die Gartenschöpfung wählt, im Gegensatz zu geometrischen
kommenden fünf- und sechsstöckigen Rahmen über mehrere Felder
und architektonischen Gartenschöpfungen. Sie ist ihm nicht Nachwürde jedoch die Berechnungsart so schwierige und unübersichtahmung der Natur, sondern freies menschliches Schaffen nach Naturliche Formeln ergeben, daß aus praktischen Gründen von ihrer Vergesetzen, eine Steigerung der Natur. Auf einem charakteristischen
wendung Abstand genommen werden müßte.
Sal.
Standorte sollen sich im Garten Pflanzen zusammenfinden, die nach
ihrer Physiognomie in der Natur zu charakteristischen GenossenMuster-Kostenanschlag für Neubuuarbeiteu« Zum Gebrauch
schaften vereint uns entgegentreten könnten. Die Baum arten geben
für Baubeamte, Techniker und Bauunternehmer unter besonderer
den Grundton der in Frage kommenden Pflanzengenossenschaften an.
Berücksichtigung der für die deutsche Heeresverwaltung geltenden
Die ganze Pflanzung ist gleichzeitig auf Farbentöne innerhalb der
Bestimmungen aufgestellt und herausgegeben von Max Trautmann.
naturgesetzlichen Zusammengehörigkeit abzustimmen. Die besten
4. Auil. Breslau 1912. Paul Fürstur. XV u. 236 S. in 8°. Geb. und
Wirkungen sind nach Langes Ansicht durch eine Vereinigung verdurchschossen 4,50 JC.
schiedener Gestaltungsmotive zu gewinnen. Dabei sollen aber die
Die ersten Auflagen sind an dieser Stelle bereits besprochen
einzelnen Motive — Bau- und Naturmotive — in demselben Gelände
(vgl. Jahrg. 1899, S. 256 und Jahrg. 1904, S. 259). Die neue Auflage
künstlerisch und nach dem Zweck des Gartens begründet sein und
war erforderlich, weil die alte, die dritte, schon seit längerer Zeit
in klarer Scheidung voneinander ausgeführt werden. Die Möglichkeit
vergriffen war, der beste Beweis für die Brauchbarkeit des Buches.
einer Vereinigung von Gestaltungsmotiven, die er überall für gegeben
Alle wichtigen Neuerungen wurden natürlich bei der Umarbeitung
hält, wird durch verschiedene Abbildungen veranschaulicht. Durch
der neuen Auflage berücksichtigt durch Verbesserung und Vereine stärkere Betonung des Naturgedankens will Lange auch das
mehrung der einzelnen Nummern des Kostenanschlags. Wie schon
heutige Bestreben unterstützen, die Wohnung als kennzeichnende
bei früheren Auflagen bemerkt, entsprechen die Einheitspreise
Lebensäußerung des einzelnen Bewohners aufzufassen, an sie den
Stettiner Verhältnissen, Form und Ausstattung des Buches, das
Garten anzugliedern, Haus und Garten zur künstlerischen Einheit,
in erster Linie für Militärbauämter und sonstige amtliche Stellen
zum Gartenheime zu führen. Daß die Gartenanlage nicht dem
bestimmt ist, hat sich nicht geändert.
alphabetischer Reihenfolge die Eatwurfsskizzen der Herren Martin
Dülfer in Dresden, Jürgensen u. Bachmann in Charlotten bürg,
Otto March in Chaxlottenburg, Karl Moritz in Köln und Richard
Seel in Berlin.
Preisbewerbuiiff für Vorentwttrfe zu einem Bathans in Auerbach i. Vogtlande, ausgeschrieben unter sächsischen Architekten
(S. 451 d. Bl.). Es ist zuerkannt worden: ein erster Preis (1500 Mark)
dem Architekten lömil Ebert in Chemnitz, je ein dritter Preis
(450 Mark) demüArchitekten H. J. Berthold in Fa. H. J. Berthold
u. ®ipl.*3ttg. J° - Diethelm in Dresden sowie dem Architekten
und Baumeister Johannes Bornmiiller in Leipzig (Mitarbeiter Fritz
BornmüUer in Leipzig), Zum Ankauf (je 200 Mark) sind der
Stadtgemeinde empfohlen worden die Entwürfe vom Architekten
Alexander Tandler und vom Architekten Kürt Herfurth, beide
in Dresden.
Einen Wettbewerb am Entwürfe tut Möbel schreibt der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin bis 9t Januar 1913 aus.
Die Möbel sollen in eine Vierzimmerwohnung passen und den
Anschaffungspreis von 5000 Mark nicht überschreiten. Verlangt
werden Entwürfe zu einem Büfett und einer Kredenz, oder zu einem
Herrenbücherschrank und einem Herrenschreibtisch, oder zu einem
Damenschreibtisch und einem Damenzimmerschrank, oder zu einem
Schlafzimmerschrank uud eioem Bett. Je ein Preis von 600, 400
und 200 Mark sowie 20 Ankäufe zu je 75 Mark sind vorgesehen.
Das Preisgericht bilden Prof. Alfred Grenander, Adolf Gustävel,
Direktor der Städtischen Tischlerschule in Berlin, Wilhelm Kümmel,
Möbelfabrikant, Otto Ladetnann, Möbelfabrikant in Berlin, und
Architekt Karl Richard Henker in Charlottenburg. Der Verein
für deutsches Kunstgewerbe, Berlin W9, BellevuestraÜe 3 (Künstlerhaus), gibt die Bedingungen kostenfrei ab.
Vorlag Ton Wilhelm B r n s t A Sghn, Berlin- —Für den niöht*mtliohen Teil Ter*ntworÜiob: O. Sarrazin, Berlin. — Druck der Buchdruckers! Gebrüder BrnBt, Berlin.
Nr. 95.
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