Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 1 HörPunkt: Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Z AHLEN prägen unser Leben: Schon bei der Geburt werden wir in Zahlen gefasst, mit Länge und Gewicht. In der Schule bekommen wir Noten und im Berufsleben dann einen Lohn. Zahlen beherrschen die Wirtschaft, Zahlen regieren die Politik. Aber Zahlen haben auch ihre spielerische Seite: Wir zählen beim Jassen, vor dem Einschlafen zählen wir Schäfchen, wir zählen die Schritte beim Tanz. Und wir kennen Glücks- und Unglückszahlen. Für manche sind Zahlen schlicht die wichtigste kulturelle Errungenschaft der Menschheit. Grund genug also, dem Thema Zahlen einen ganzen Tag zu widmen. Wiederholungen von 17 bis 24 Uhr Anmeldung Name/Vorname Mitgliedernummer E-Mail Adresse PLZ/Ort Tel. (P) Tel. (G) Name der Begleitperson Mitgliedernummer E-Mail Datum/Unterschrift Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt. Bei Reisen des SRF Kulturclubs ist der Abschluss einer Annullations-/ Assistancekostenversicherung obligatorisch. Ich wünsche/wir wünschen entsprechende Unterlagen. Ich verfüge/wir verfügen über eine eigene Reiseversicherung. 7 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Tempel in Selinunte, antike griechische Polis im Westen Siziliens. Schmerzloser Abgang Foto: shutterstock Rundreise von Palermo über Agrigento und Syrakus nach Catania Reicher Kulturschatz auf Sizilien Donnerstag, 23. April, bis Dienstag, 28. April 2015 D ORISCH verzierte Marmorsäulen, die Kunstwerke des Dädalus und die Quelle der Arethusa – die antiken Überreste sind auf Sizilien sehr präsent. Sie sind ebenso Teil des reichen Kulturerbes auf der Insel wie der mittelalterliche normannische Kirchenbau und die Barockpracht des 17. und 18. Jahrhunderts. Auf dieser Rundreise durch Sizilien werden die vielfältigen historischen Prägungen der Insel sichtbar. Dabei kommt auch der kulinarische und musikalische Genuss nicht zu kurz. Die Rundreise beginnt in der Hauptstadt der Insel, in Palermo: Hier werden Sie neben der mittelalterlichen Baukunst der Araber und der Normannen, die die Stadt geprägt haben, auch den Dom von Monreale besichtigen können, der für seine byzantinischen Goldgrundmosaike berühmt ist. Einen Besuch wert ist auch der Palazzo Gangi: Der Barockpalast diente als Kulisse für den berühmten französisch-italienischen Spielfilm «Il Gattopardo» (1963) von Luchino Visconti. In den sizilianischen Städten finden sich grosse kulturelle Schätze, etwa das Tal der Tempel auf dem Gelände der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Grosse kulturelle Leistungen gingen auch von Syrakus aus: Die Stadt, einst eine griechische Kolonie, war grösser als Athen. Sie hat viele kluge Köpfe hervorgebracht, etwa den Dichter Theokritos oder den berühmten Mathematiker und Physiker Archimedes. Sizilien gehörte damals zur «Magna Graecia», zu jener süditalienischen Region, die von griechischen Siedlern seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurde. Das Reiseprogramm Tag 1: Flug ab Zürich via Rom nach Palermo, Ankunft am Nachmittag. Willkommensgetränk auf den Terrassen des «Grand Hotel Villa Igiea» mit Aussicht auf die Bucht von Palermo. Das Hotel wurde am Ende des 19. Jahrhunderts vom renommierten Jugendstilarchitekten Ernesto Basile renoviert. Abendessen in einem Fischrestaurant im Badeort Sferracavallo. Übernachtung in Palermo. Tag 2: Am Morgen Stadtrundgang in Palermo: Besichtigung architektonischer Meisterwerke im normannischen und arabischen Baustil und Besuch des Palazzo Gangi. Mittagessen mit sizilianischen Spezialitäten. Am Nachmittag Führung durch den Dom von Monreale. Besuch des Teatro Massimo, des drittgrössten Opernhauses Europas. Auf dem Programm: die komische Oper «Le Toréador» und die sizilianische Oper «Cavalleria Rusticana». Blick hinter die Kulissen und Treffen mit einem der Künstler. Tag 3: Fahrt nach Erice: Besichtigung der Stadt, die wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung liegt. Pasticceria-Kurs und eine Degustation im Ort. Mittagszeit zur freien Verfügung. Weiterfahrt nach Selinunte, eine ehemalige griechische Kolonie, Besuch des archäologischen Parks. Danach Olivenöl-Degustation. Abendessen mit lokalen Gerichten, begleitet von traditioneller Musik. Übernachtung in Agrigento. Tag 4: Besichtigung des Tals der Tempel der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Am Nachmittag Fahrt nach Piazza Armerina, berühmt für die Villa Romana del Casale und ihre Mosaike mit Jagdszenen und den «Mädchen im Bikini». Abendessen mit regionalen Spezialitäten. Tag 5: Weiterfahrt nach Noto, eine Kleinstadt, die vom sizilianischen Barockstil geprägt ist und zum UNESCO-Welterbe gehört. Degustation des sizilianischen Wassereises Granita im berühmten Caffé Sicilia. Am Nachmittag Rundgang in Syrakus und auf der vorgelagerten Halbinsel Ortigia. Besuch des antiken Theaters und des «Ohrs des Dionysos». Besichtigung von Caravaggios Meisterwerk «Die Beerdigung der Santa Lucia» in der gleichnamigen Kirche. Abendessen auf einem Landgut zu Klängen klassischer Barockmusik. Übernachtung in Catania. Tag 6: Rückflug am Mittag vom Flughafen Catania über Rom nach Zürich. Individuelle Anreise nach Basel Gabriela Kaegi, Musikredaktorin Radio SRF 2 Kultur, im Gespräch mit Violeta Dinescu Barbara Bleisch, Redaktorin und Moderatorin Sternstunde Philosophie SRF 1 «Nosferatu», der legendäre Horrorfilm von Wilhelm Murnau, 1922. Foto: zVg Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel «Nosferatu» Sonntag, 2. November 2014, 11.00 Uhr « E lautet der Untertitel des Stummfilms INE Symphonie des Grauens» – so «Nosferatu» von Friedrich Wilhelm Murnau, des legendären Horrorfilms von 1922. Mitglieder des SRF Kulturclubs haben nun die Gelegenheit, diesen Stummfilmklassiker mit Livemusik von Violeta Dinescu zu geniessen. Kathedrale von Palermo. Foto: shutterstock Das Drehbuch für Murnaus düsteren Film über einen Vampir stammt von Henrik Galeen in Anlehnung an den Roman «Dracula» von Bram Stoker. In Galeens Skript tritt ein Vampir in der Gestalt des Grafen Orlok auf. Dieser dringt in eine Kleinstadtidylle ein und verbreitet Pest und Tod, bis sich eine Frau opfert und den Spuk des Untoten beendet. Obwohl es inzwischen Hunderte von Verfilmungen von Stokers Roman gibt, gilt Murnaus «Nosferatu» als eine der besten. Ebenso unzählig sind die Varianten mit musikalischer Begleitung. Die rumänische Komponistin und Pianistin Violeta Dinescu hat für diesen Stummfilm nun ihrerseits eine neue Musik für Bläser, Perkussion und Klavier geschrieben. Zusätzlich öffnet sie elektronische Hallräume immer dann, wenn die weibliche Hauptfigur, Ellen Hutter, von unheilvollen Traumvisionen gequält wird. Diese Frau opfert sich, um «Nosferatu» den Sonnenaufgang vergessen zu lassen und damit dem Spuk des Untoten ein Ende zu setzen. Sie wird musikalisch zur Gegenspielerin des Vampirs: Unter dem schrillen Aufschrei einer Schalmei zerbröckelt dieser am Ende im Sonnenlicht zu Staub. Violeta Dinescu (*1953) studierte am Konservatorium Ciprian Porumbescu in Bukarest Komposition und Klavier und ist heute Professorin für Angewandte Komposition in Oldenburg. Bei ihrer Pauschalpreis pro Person CHF 2’950.− im Doppelzimmer Zuschlag Doppelzimmer zur Alleinbenützung: CHF 350.– Anmeldeschluss: 30. November 2014 Eingeschlossene Leistungen > Linienflüge (Economy) inkl. Taxen und Gebühren > 5 Übernachtungen in charmanten 4*-Hotels mit Frühstück > Transfers vor Ort im modernen Reisebus > Im Programm aufgeführte Mahlzeiten > Eintritte und Gebühren gemäss Programm > Experten-Führungen zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen > cotravel-Reiseleitung ab Zürich > Trinkgelder Mindest-/Maximalbeteiligung: 15/25 Personen. Die Anmeldungen werden an den Reiseveranstalter cotravel weitergeleitet. Es gelten die «Allgemeinen Reise- und Vertragsbedingungen» von cotravel. Programmänderungen aus organisatorischen Gründen ausdrücklich vorbehalten. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Foto: Wikipedia Mario Boehler G EGEN den eigenen Tod kann sich kein Mensch versichern. Gegen ein qualvolles Sterben hingegen schon, sagt Saskia Frei, Präsidentin der Sterbehilfeorganisation «Exit». Wird einem das Leben lästig oder der Zerfallsprozess zum Graus, lässt sich die schmerzlose Abkürzung wählen via todsicheres Schlafmittel. Diese Versicherung findet regen Absatz: Über 78’000 Mitglieder zählt «Exit» heute, täglich werden es mehr. Dass Frei die Metapher der Versicherung benutzt, kommt nicht von ungefähr: Viele Mitglieder betonen, wie sehr es sie beruhige, für den eigenen Abgang vorgesorgt zu haben, um auch im Sterben selbstbestimmt zu bleiben. Selbstbestimmung ist ein hohes Gut – so hoch, dass es vielen Menschen undenkbar scheint, als gebrechliche Personen von anderen abzuhängen. Doch ist diese Gleichsetzung von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit richtig? Fest steht: Menschen sind von Kindsbeinen an aufeinander angewiesen, und die gegenseitige Abhängigkeit ist uns mitunter Antrieb zur Fürsorge. Allerdings will auch «Exit» helfen, und zwar jenen Menschen, die ihr Leben nicht mehr ertragen können und ohne Hilfe Dritter nur eine gewaltsame Form des Suizids wählen könnten. Dabei gilt die Hilfe von «Exit» nicht nur Menschen, die unter einer Krankheit leiden, sondern auch den Lebenssatten, die das eigene Leben bilanzieren und finden, es sei Zeit für einen Abgang. Der Zeitpunkt wird geplant, die Todesart ebenso. Verwandte kommen dabei nicht selten unter Druck: Sie möchten den Willen des Gegenübers respektieren, und gleichwohl haben sie das Bedürfnis, den geliebten Menschen vom Suizid abzuhalten. Für den Palliativmediziner Roland Kunz bringen sich Suizidenten aber nicht nur um, sondern sie bringen sich auch um die wertvolle Erfahrung des langsamen Sterbens, das vielen Menschen nochmals neue Horizonte eröffne. In der Sternstunde Philosophie spreche ich mit Saskia Frei und Roland Kunz über Sterben und Tod – und über Abhängigkeit und Vertrauen. 8 9 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Suche nach einer neuen passenden Klangwelt habe sie die Grundstruktur des Films aufgenommen: «Seine visuelle Sprache ist in ihren Zusammenhängen von jener Art, wie sie auch für musikalische Strukturen charakteristisch sind. Murnau ist es so gelungen, eine Korrespondenz zwischen sichtbaren und unsichtbaren Elementen des Films zu kreieren.» Preis pro Person: CHF 45.− Anmeldeschluss: 20. Oktober 2014 Filmszene «Nosferatu». Foto: zVg Eingeschlossene Leistungen > Gespräch mit Violeta Dinescu > Kinoticket für «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» Programm 11.00 11.30–12.45 Filmvorführung «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» mit Ion Bogdan Stefanescu (Flöte), Doru Roman (Schlagzeug) und Sorin Petrescu (Klavier) Sternstunde Philosophie SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 11–12 Uhr Der planbare Tod KULTURCLUB.CH Das Schloss Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz. Streifzug nach Lenzburg Auf den Spuren des Dramatikers Frank Wedekind Sonntag, 26. Oktober 2014, 13 bis 17.30 Uhr V OR 150 Jahren in Hannover geboren, zog Frank Wedekind im Alter von acht Jahren mit Eltern und Geschwistern in die Schweiz. Er verbrachte seine Jugendjahre auf Schloss Lenzburg. Die Familie Wedekind führte ein bewegtes Leben, bevor sie in die Schweiz zog. Franks Vater war im amerikanischen Goldrausch reich geworden, fühlte sich nach seiner Rückkehr nach Hannover politisch aber nicht mehr zu Hause. Aus Opposition gegen das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich verliess er ein Jahr später das Land und zog in den Aargau, wo er das Schloss Lenzburg kaufte. Obwohl Frank hier mit fünf Geschwistern aufwuchs, langweilte er sich auf dem Schloss hoch über der Stadt. Doch der fantasiebegabte Jüngling wusste diese zu vertreiben und liess sich immer wieder etwas einfallen. So ritt er auf dem Rücken des Schlossesels ins Städtchen hinab, galoppierte über den Friedhof, stiftete seine Schulfreunde zu deftigen Streichen an und verdrehte gestandenen Ortsbürgerinnen mit seinen Liebesgedichten den Kopf. In frechen Schmähversen rächte er sich ausserdem bei seinen Lehrern für Arrest und Strafarbeiten. Ein einschneidendes Erlebnis während seiner Zeit in der Kantonsschule in Aarau verarbeitete er im Theaterstück «Frühlingserwachen». Frank Wedekind habe schon als junger Mensch erkannt, wie skandalträchtig ein scheinbar geordnetes und sittsames Gemeinwesen wie eine aargauische Kleinstadt sein kann, hielt einer seiner Herausgeber, Rolf Kieser, in einem Referat über Wedekind fest: «Und wenn er keine Skandale entdecken konnte, erfand er seine eigenen, wie die Ge- Das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs › www.kulturclub.ch › Oktober 2014 mittelhersteller Maggi in Kemptthal. Auch dort liess er sich etwas einfallen: Er pries die Suppenwürfel und Streuwürze in Versform an. Nach dem nachmittäglichen Spaziergang im Schlosshof und durch die Lenzburger Altstadt liest Andreas Müller-Crepon Textpassagen aus dem Werk des Dramatikers. Konzipiert und begleitet wird der Streifzug von der Literaturwissenschaftlerin Martina Kuoni. schichte seiner Jugend in Lenzburg überaus deutlich nachweist.» Der Streifzug nach Lenzburg ist diesem aussergewöhnlichen Schriftsteller gewidmet, dessen gesellschaftskritische Theaterstücke ihn zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche machten. Seine ersten Texte schrieb er in Lenzburg, und sein erstes Geld verdiente er als Werbeleiter beim Nahrungs- «Barock – mon amour» › Wir Zahlenmenschen › Geteilte Verantwortung › Programmhinweise › HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen › Reise nach Sizilien › Streifzug: «Nosferatu» › Schmerzloser Abgang › Streifzug nach Lenzburg › Museumstipp Pauschalpreis pro Person: CHF 95.− Anmeldeschluss: 15. Oktober 2014 Programm Individuelle Anreise nach Lenzburg 13.00 Begrüssung Eingang Museum auf Schloss Lenzburg 13.00–15.30 Rundgang im Schlosshof und durch Lenzburg 15.30–16.30 Imbiss im Hotel «Krone» 16.30–17.30 Lesung mit Andreas Müller-Crepon HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Museumstipp: Kunstmuseum Winterthur Édouard Vuillard D AS Kunstmuseum Winterthur verfügt von den öffentlichen Schweizer Sammlungen über die umfangreichste Werkgruppe des 1868 geborenen französischen Künstlers. Die Ausstellung konzentriert sich auf Intérieurs mit Figuren aus den 1890er-Jahren, die Familienszenen aus dieser Zeit, die Landschaften von 1900 und die kurz darauf entstandenen Akte, ebenso wie auf die Intérieurs mit der am Tisch sitzenden Mutter und die Landschaften aus der Bretagne von 1908, an denen bei Vuillard der Übergang zu einem neuen Malstil sichtbar wird. Die Auswahl der Gemälde vermittelt einen vertieften Einblick in die Themenkreise des Malers und ermöglicht es zugleich, die Winterthurer Bilder in ihrem Kontext zu betrachten. Kunstmuseum Winterthur Museumstrasse 52, 8400 Winterthur Tel. 052 267 51 62, www.kmw.ch Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 20 Uhr Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr Montag geschlossen Ausstellung bis 23. November 2014 Mitglieder können den Museums-Jahrespass mit einer Ermässigung von CHF 25.– beziehen. Pro Person CHF 130.– statt CHF 155.– (exkl. Porto und Verpackung, CHF 4.–). Bestellung: www.museumspass.ch mit dem Vermerk «Mitglied SRF Kulturclub» oder Tel. 061 365 32 95. Impressum: KULTURCLUB.CH ist das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs Auflage: 9000 Exemplare Gedruckt auf Offsetpapier Soporset, FSC Mixed www.kulturclub.ch Veranstaltungsinfo Kartenbestellungen Redaktion: Sabine Bitter Layout: BUC AG, Basel Druck: Schwabe AG, Muttenz Schweizer Radio und Fernsehen SRF Kulturclub Postfach, 4002 Basel Geschäftsleiterin: Beatrice Denss [email protected] Tel. 061 365 32 95 Tel. 061 365 32 31 Tel. 0848 20 10 10 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 10 Hüpfspiel «Himmel und Hölle» Foto: edu Albrecht Dürer, das magische Quadrat aus Melencolia I 9.00–10.00 Der Siegeszug der Zahlen Die Frage nach dem «Wie viel?» dominiert unser Leben. Wie ist es zu dieser Quantifizierung der Gesellschaft gekommen und was bedeutet sie? 10.00–11.00 Homo numericus Wie lernen Kinder zählen? Und wer hat die Zahlen überhaupt erfunden? 11.00–12.00 Zahlen? Aber natürlich! Können auch Hühner, Bienen und Salamander zählen? Und besteht vielleicht sogar unser ganzes Universum nur aus Zahlen? 12.00–12.30 Zahlenzauber 13 gilt als Unglückszahl, 666 als Zahl des Teufels, 8 ist in China eine Glückszahl. Sind Zahlen magisch? Und ab wann wird Zählen zum Zwang? 13.00–14.00 Viel-Zahl Warum zählt «viel» mehr als «wenig»? Und was verbirgt sich genau hinter dem Schlagwort Big Data? 14.00–15.00 Dunkelziffern «Zahlen lügen nicht», sagt der Volksmund. Zu Recht? Das soll die Auswertung einer Online-Umfrage unter HörerInnen zu äusserst delikaten Fragen zeigen. Durch das Zahlendickicht führt als live-Gast der Psychologe Jörg Hupfeld von der Universität Bern. 15.00–16.00 Musikalisches Intermezzo Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 2 «Barock – mon amour» E RWARTEN Sie hier bitte weder einen Wikipedia-Eintrag noch eine kunstgeschichtliche Definition. Lust auf ein Experimentchen? Ja? Nehmen Sie also ein Blatt Papier oder eine leere Textdatei, einen Stift beziehungsweise die Tastatur und schreiben Sie unsortiert und ohne länger nachzudenken alles auf, was Ihnen zum Stichwort «Barock» einfällt. Sie haben drei Minuten Zeit. Bei mir stand nachher Folgendes auf dem Blatt: «Versailles, Sonnenkönig, Casanova, de Sade, Dreissigjähriger Krieg, Warlords, Händel in London, Countertenöre; was trägt der Mann von Welt, was die Frau? Aufklärung, Glamour, Selbstdarstellung wie in Social Media, Image und Blick hinter die Fassade; Libertinage, endet mit Französischer Revolution; üppig, überladen, schwülstig; Gegenreformation und Absolutismus, Simplicissimus; Bürgertum wird reicher, Bauern arm, Gegensätze; empirische Wissenschaft: Francis Bacon; Symmetrie; Zeremoniell, Lully, Kant und Friedrich der Grosse, Voltaire, Rousseau, Kloster Einsiedeln, Molière, Rubens, Monteverdi, Bach; 17./18. Jahrhundert: Wie lebten meine Vorfahren?» Und nun dürfen Sie mich schlagen, weil ich das Wichtigste bestimmt vergessen habe, oder weil mir das Zentrale an diesen zwei Jahrhunderten erst gegen Schluss der Gedankenkette eingefallen ist. Gut, natürlich haben die Redaktorinnen und Redaktoren solche Schlagwortlisten hinterher abgeglichen, ergänzt, strukturiert und durchdacht, Themen daraus priorisiert und andere gestrichen, weil es in der zweiten Oktoberhälfte in den Programmen von SRF ja nicht nur um den Barock gehen kann. Aber etliche dieser Themen sind in den letzten Wochen gewachsen, barockes Beiwerk haben wir nicht entfernt, sondern herausgearbeitet und poliert. Und zu einem – wie ich denke – anregenden Wimmelbild einer Epoche assembliert, die bis heute nachwirkt. «Barock – mon amour», der trimediale Programmschwerpunkt der Abteilung Kultur, bringt in der zweiten Oktoberhälfte Unterhaltung und Erheiterung, Aufklärung, Information und Hintergrund, dazu Spielfilme, eine Hörspiel-Soap – und viel Musik. Raphael Zehnder, Redaktor Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur «Barock – mon amour» 15.–30. Oktober auf Radio SRF 2 Kultur, SRF 1, SRF 2 und online auf srf.ch/kultur Weitere Informationen auf Seite 4 2 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 «A LLES ist Zahl», soll der griechische Philosoph Pythagoras gelehrt haben. Ganz so apodiktisch sehen es heute zwar nur noch wenige. Aber dass die Menschheit ohne die Erfindung der Zahlen nicht da wäre, wo sie heute ist, daran zweifelt kaum jemand. Ohne Zahlen kein technischer Fortschritt, keine Landung auf dem Mond, keine sicheren Medikamente, keine Autobahnbrücken. Ohne Zahlen kein Wohlfahrtsstaat mit seinen Steuern und monetären Auffangnetzen. Ohne Zahlen kein Handel. Denn überall wird gezählt, gerechnet, wird die Welt in Zahlen gefasst. «Von allen Hilfsmitteln, welche der menschliche Geist zur Erleichterung seines Lebens, das heisst der Arbeit, in welcher das Denken besteht, bis jetzt erschaffen hat, ist keines so folgenreich und so untrennbar mit seiner innersten Natur verbunden, wie der Begriff der Zahl», hielt etwa der deutsche Mathematiker Richard Dedekind im ausgehenden 19. Jahrhundert fest. Doch zunehmend macht sich ob der Vorherrschaft der Zahlen auch Unbehagen breit. Bücher wie «Die Tyrannei der Zahlen», «Wie Zahlen die Welt regieren» oder «Verdammte Lügen und Statistiken» zeugen davon. In der Tat nimmt die Macht der Zahlen zuweilen groteske Züge an. Ratingagenturen stossen mit ihren Milchbüch«Die Macht leinrechnungen ganze der Zahlen nimmt Volkwirtschaften in den Abgrund. In der zuweilen groPolitik besteht nur teske Züge an.» noch, wer gute Zahlen präsentieren kann, nicht, wer die besseren Argumente hat. Mit dem sogenannten New Public Management verkommt das Führen von Organisationen zur Zahlenakrobatik. Und auch die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zählt nur noch, wenn ihr Nutzen für unsere Gesellschaft, beispielsweise das Bestäuben unserer Obstbäume durch Wildbienen, mit einem Preisschild in Franken und Rappen versehen wird. Sogar im ganz Privaten vergewissern sich viele Menschen ihrer selbst zunehmend mithilfe von Zahlen, indem sie mit Smartphones ihr ganzes Leben vermessen, jeden Schritt per App zählen, ihre Schlafphasen minutiös erfassen oder die verbrannten und verspeisten Kalorien gegeneinander aufrechnen. «Quantified Self» heisst diese Bewegung. So neu, wie der Name klingt, ist das allerdings nicht – man denke nur an die Tradition, von einem neugeborenen Menschlein ausser dem Namen gerade mal drei Kennzahlen auf die Geburtsanzeige zu schreiben: Geburtsdatum, Grösse, Gewicht. Als gebe es nichts Interessanteres über einen Menschen zu berichten. Geteilte Verantwortung Sonntag, 19. Oktober, 21.00–24.00 Antonio Vivaldi: Ottone in Villa, Oper in drei Akten D Foto: zVg Pascal Biber, Wissenschaftsredaktor Radio SRF 2 Kultur Wir Zahlenmenschen Ohne Zahlen werden wir zunehmend sprachlos. «Wenn man messen kann, worüber man spricht, und es in Zahlen ausdrücken kann, dann weiss man etwas darüber. Wenn man es nicht in Zahlen ausdrücken kann, dann ist das Wissen dürftig und unzureichend», schrieb der britische Physiker Lord Kelvin gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Mathematiker Christian Hesse ergänzt Anfang des 21. Jahrhunderts: «In der modernen Welt gibt es mehr Zahlen als Wörter.» Und es werden immer mehr Zahlen. Big Data ist das Schlagwort der Stunde. Immer leistungsfähigere Computer erlauben uns immer schneller, immer «Big Data ist grössere Datenberge zu durchkämmen: Milliodas Schlagwort nen von Teilchenkollider Stunde.» sionen am Forschungszentrum CERN, Messdaten von unzähligen Sensoren rund um den Globus für Klimamodelle, aber auch die digitalen Spuren, die wir Menschen in den Weiten des Internets hinterlassen. Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter hätten gar das Potenzial, unser Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge umzukrempeln, glauben Euphoriker. Mit Big Data die Welt verstehen zu können, das ist also das Versprechen. Denn je mehr Daten wir haben, desto genauere Modelle können getestet, desto genauere Vorhersagen gemacht werden. Das lässt sich gut am Beispiel «Google flu trends» zeigen. Dieses Computerprogramm von Google versprach, in Echtzeit Grippewel- len anhand der Eingaben in die Suchmaske identifizieren zu können, während die staatlichen Gesundheitsbehörden dafür Wochen brauchen. Die These: Wenn die Grippewelle anrollt, suchen auch immer mehr Menschen im Internet nach Begriffen wie «Grippe», «Fieber» oder «Medikament». Die ersten Resultate dieses Programms lösten Begeisterungsstürme aus. Doch bald schon folgte die Ernüchterung: «Google flu trends» schoss weit übers Ziel hinaus und sagte viel mehr Grippeerkrankungen voraus, als es dann tatsächlich waren. Gleichzeitig verpasste es 2009 die Schweinegrippe. Das war Wasser auf die Mühlen der Kritiker: «Mehr» sei eben nicht immer «besser», warnten sie. Trotz der Vorherrschaft der Zahlen in unserem Leben scheint ein beträchtlicher Teil der Menschheit mit Zahlen – insbesondere mit ganz grossen Zahlen – ganz und gar nicht klarzukommen. «Die «Viele kommen Unfähigkeit, in ausmit grossen Zahlen reichender Weise mit den fundamentalen nicht klar.» Begriffen von Zahl und Wahrscheinlichkeiten zurechtzukommen, plagt viel zu viele ansonsten recht gebildete Menschen», schreibt der Mathematiker John Allen Paulos in seinem Bestseller «Zahlenblind». Was bedeutet zum Beispiel die Aussage, dass es morgen mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent regnen wird? Das fragte der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer für eine Studie ganz unterschiedliche Menschen. Einige meinten, es werde am nächsten Tag während 30 Prozent der Zeit regnen, also rund acht Stunden, andere, dass es in 30 Prozent der Region regnen würde. Eine Frau hatte sogar eine ganz pfiffige Erklärung: «30 Prozent bedeuten: Nur drei von zehn Meteorologen denken, dass es regnen wird.» Dabei meinen Meteorologen mit einer solchen Aussage, dass es in drei von zehn Tagen mit einer entsprechenden Ausgangslage tatsächlich regnet. Doch das menschliche Gehirn scheint sich mit solchen Prognosen im Besonderen und mit Zahlen im Allgemeinen eben eher schwerzutun. Trotzdem können wir von Zahlen nicht lassen. Das schweizerische Bundesamt für Statistik sammelt denn auch unermüdlich alles, was sich halbwegs in Zahlen fassen lässt. Auf der Landkarte der Vermessung gibt es keine weissen Flecken mehr. Gar keine? Doch! Wenn es ums Hyperprivate geht, ist noch nicht alles ausgezählt. Darum lädt Sie SRF zur munteren Zählerei unter srf.ch/wissen ein. Am Oktober-HörPunkt erfolgt die Auswertung. Ein Zahlenexperte wird zudem zeigen, welchen Unfug man mit solchen Zahlen auch treiben kann. Zahlen lügen nicht? Wir werden es sehen. HörPunkt Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Siehe auch Seite 7 ER britische Historiker Christopher Clark hat mit seinem Buch «Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog» in den letzten Monaten viele Diskussionen ausgelöst. Denn der Professor für Neuere Europäische Geschichte in Cambridge weicht ab von der weitverbreiteten Meinung, wonach der Erste Weltkrieg allein durch die Expansionslust und Aggression des deutschen Kaiserreichs verursacht worden sei. Clark zieht eine andere Bilanz: Deutschland habe zwar wesentlich zu den Spannungen zwischen den damaligen europäischen Grossmächten beigetragen und die politische Krise im Sommer 1914 geschürt, aber es trage nicht die alleinige Schuld. Wie Deutschland und Österreich-Ungarn seien damals auch Frankreich und das russische Zarenreich bereit gewesen, das Risiko eines Kriegs in Kauf zu nehmen. Sie alle waren bestrebt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und eine imperiale Politik zu betreiben. Clark zeigt dies etwa am Beispiel Italiens auf, das 1911 in Nordafrika und im Mittelmeer das Osmanische Reich angriff und sich drei Provinzen unter den Nagel riss: Tripolitanien und die Cyrenaika im Gebiet des heutigen Libyen sowie den Dodekanes, eine Inselgruppe in der östlichen Ägäis. Mit dem imperialen Übergriff des Königreichs Italien wurde, so Clark, auf der Balkanhalbinsel eine Reihe von Konflikten ausgelöst. In seinem Buch «Die Schlafwandler» rückt er den Balkan als Schauplatz imperialer Auseinandersetzungen in den Vordergrund. Er weist dabei etwa auch auf die Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich hin, die hier ausgetragen wurden. Diese Region sei aber in der Geschichtsschreibung lange an den Rand gedrängt worden. Für den britischen Historiker ist deshalb klar, dass alle kontinentalen Grossmächte an der Verantwortung für den Ersten Weltkrieg beteiligt sind. Dieser Krieg wäre ausserdem, so Clark, zu verhindern gewesen – aber keine dieser Mächte habe sich darum bemüht, dafür eine Strategie zu entwickeln. Auch da sei die Verantwortung geteilt. Libretto: Domenico Lalli Concerto Copenhagen Lars Ulrik Mortensen, Leitung Sine Bundgaard, Sopran (Cleonilla) Sonia Prina, At (Ottone) Sophie Junker, Sopran (Caio Silio) Leif Aruhn-Solén, Tenor (Decio) Sakari Oramo. Foto: zVg KLASSIK – IM KONZERTSAAL Dienstag, 7. Oktober, 22.30–24.00 Mit musikalischer Spannung … Boost! J. Brahms: Violinkonzert D-Dur op.77 D. Ammann: Boost E. Elgar: Enigma-Variationen Leonidas Kavakos, Violine BBC Symphony Orchestra Leitung: Sakari Oramo Konzert vom 28. April 2014, Kulturcasino Bern Aufführung vom 31. Juli 2014 im Theater Republique, Kopenhagen Dienstag, 21. Oktober, 22.30–24.00 Von den ersten und letzten Dingen, alt und neu M.-A. Charpentier: Pastorale sur la Naissance de N.S.J.C. G. Toro Pérez: Hacia el umbra, 2013, Uraufführung M.-A. Charpentier: Extremum Dei Judicium Vokalensemble Zürich Les Récreations, Paris Donnerstag, 9. Oktober, 20.00–22.00 Esa-Pekka Salonen: Karawane für Chor und Orchester S. Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 16 H. Berlioz: Symphonie fantastique op. 14 Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier, Leitung Yuja Wang, Klavier Zürcher Sing-Akademie (Einstudierung: Tim Brown) Konzert vom 10./11. Sept. 2014 Tonhalle Zürich German Toro Perez und Simon Könz, Elektronik, Peter Siegwart, Leitung Konzert vom 23. Januar 2014 Kirche St. Peter, Zürich Donnerstag, 23. Oktober, 20.00–22.00 Bläserserenade Zürich M. Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung. Bearbeitung von David Walter Ph. Racine: Noir (2014, Uraufführung) I. Strawinsky: Oktett Zürcher Bläseroktett Konzert vom 7. Juli 2014, Aula Sonntag, 12. Oktober, 21.00–24.00 Camerata Zürich J. Dowland: Lachrymae A. Raskatov: Obikhod für vier Männerstimmen und Streichorchester G. Bryars: Cadman Requiem The Hilliard Ensemble Graziella Contratto, Leitung Konzert vom 20. September 2014 Dienstag, 14. Oktober, 22.30–24.00 Alte und neue Kammermusik F. E. Thurner: Quatuor brillant C-Dur op. 33 für Oboe und Streichtrio R. Kelterborn: Fünf Stücke für Oboe und Klavier (Uraufführung) F. Cerha: Neun Bagatellen für Streichtrio U. Mamlok: Fünf Phantasiestücke für Oboe und Streichtrio W. A. Mozart: Klavierquartett Es-Dur KV 493 Konzert vom 15. Dezember 2013 Zürcher Hochschule der Künste Sabine Bitter Redaktorin Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur 1914 – Europa am Abgrund Donnerstag, 30. Oktober, 9–9.30 Uhr Kontext: Geteilte europäische Verantwortung – Christopher Clark im Gespräch Weitere Sendungen zur Reihe 1914 im Überblick auf Seite 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Deborah York, Sopran (Tullia) 3 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Schulhaus Hirschengraben Zürich Dienstag, 28. Oktober, 22.30–24.00 «Fremd bin ich eingezogen» SENDEREIHE «Barock – mon amour» Donnerstag, 16. Oktober 9.00–10.00 Uhr Kontext: «Der König tanzt und die Zicke kriegt» – Das barocke Auftaktmagazin Donnerstag, 16. Oktober bis Mittwoch, 29. Oktober jeweils 8.10 Uhr Hörspiel: «Versailles, mon amour» Freitag, 17. Oktober 20.00–21.00 Uhr Passage: Hype des Barock. Ein Blick hinter die Kulissen von Versailles Samstag, 18. Oktober 21.00–21.55 (1/2) Hörspiel: «Die Tagebücher des Samuel Pepys» von Hannelore Hippe Mittwoch, 22. Oktober 20.00–20.45 Uhr (2/2) Sonntag, 19. Oktober 8.30–9.00 Uhr Perspektiven: «Ein Hui und Pfui auf die Welt»: Der Barockpoet Abraham a Santa Clara Sonntag, 19. Oktober 11.55–12.45 Uhr (1/2) SRF 1 Sternstunde Kunst: «Barock! Von St. Peter zu St. Paul» Zweiteilige BBC-Dokumentation Sonntag, 26. Oktober 10.00–11.00 Uhr (2/2) F. Schubert: Die Winterreise D 911 Mauro Peter, Tenor Helmut Deutsch, Klavier Konzert vom 19. Juni 2014 Opernhaus Zürich Donnerstag, 30. Oktober, 20.00–22.00 Pavillon Suisse: 100 Jahre Schweizerischer Musikerverband J.-F. Michel: Fanfare pour un jubilé (Uraufführung) R. Wagner: Einzug der Gäste auf die Wartburg, aus «Tannhäuser» u. a. Jubiläumsorchester des Schweizerischen Musikerverbands Chöre des Opernhauses Zürich und des Konzert Theaters Bern Festkonzert vom 6. Oktober 2014 im Opernhaus Zürich Newsletter des SRF Kulturclubs Wünschen Sie zusätzliche Programmangaben zu den Sendungen von Radio SRF 2 Kultur? Wir schicken Ihnen zweimal wöchentlich einen Newsletter mit den aktuell verfügbaren Informationen zu ausgewählten Sendungen. Bestellen Sie den Newsletter unter www.kulturclub.ch «SRF Kulturclub Newsletter» WORT UND MUSIK LESUNG WORT Samstag, 4. Oktober, 14.00–16.00 Diskothek: Marc-Antoine Charpentier, Missa «Assumpta est Maria» Eine Messe ganz ohne barocken Pomp und Prunk schuf Charpentier mit seiner Missa «Assumpta est Maria» gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das sechsstimmige Werk strahlt vielmehr Wärme und Innigkeit aus. Es gehört zu den am meisten eingespielten Werken des französischen Komponisten, der vor allem für eine «Te Deum»-Vertonung (oder zumindest deren Anfang) berühmt ist. Gert Westphal liest in 9 Folgen: «Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge» von Rainer Maria Rilke Ein grossartiger Vorleser interpretiert die Prosa eines grossen Lyrikers: Gert Westphal liest den einzigen Roman von Rainer Maria Rilke. Der Text von 1910 markiert den Durchbruch zur literarischen Moderne. Seine bildstarke Sprache ist eine Herausforderung. Freitag, 3. Oktober, 20.00–21.00 Passage: Marie Jalowicz Simon. Überleben im Berlin der Nazis Die 1922 geborene deutsche Jüdin Marie Jalowicz Simon überlebte die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin – im Untergrund und stets mit der Angst, geschnappt zu werden. In ihren Erinnerungen schildert sie ihren Kampf ums Überleben und erzählt von ihrer verzweifelten Einsamkeit in einer feindlich gesinnten Welt. SENDEREIHE 1914 – Europa am Abgrund Sonntag, 12. Oktober, 16.00 Parlando: Yankee Songs of War and Peace Montag, 20. Oktober, 9.00 Kontext: Die Schweiz im Generalstreik Donnerstag, 30. Oktober, 9.00 Kontext: Erster Weltkrieg – Geteilte europäische Verantwortung Donnerstag, 30. Oktober, 10.00 Reflexe: 1914/2014 – Lernen wir aus der Geschichte? JAZZ COLLECTION Dienstag, 7. Oktober, 15.00–15.40 Folge 5 Malte reflektiert über die Gestalt der «Liebenden», wie sie sich in historischen Darstellungen erhalten hat. Und er plädiert für die Liebe als einen Akt der Arbeit, statt sich dilettantisch von den leichten Genüssen verderben zu lassen. Es folgen weitere Kindheitserinnerungen, ergänzt durch Abelones Erzählung von ihrer Begegnung mit dem alten Graf Brahe. Beim Diktieren seiner Memoiren sucht dieser mit aller Macht nach der Vergegenwärtigung einer kaum noch greifbaren Vergangenheit. Dienstag, 14. Oktober, 15.00–15.40 Folge 6 Malte berichtet vom Tod seines Vaters. Wie er verspätet in Kopenhagen eintraf, um dort mit ansehen zu müssen, wie an dem Verstorbenen ein «Herzstich» vorgenommen wurde, um das endgültige Ableben zu sichern: Malte, der letzte seiner Familie, sinniert in der Folge über Sterben, Tod und Todesfurcht. Samstag, 4. Oktober, 22.00–24.00 Der Jahrhundert-Klarinettist Rolf Kühn Er war nicht einfach irgendein deutscher Klarinettist, der in den 1950erJahren in die USA emigrierte. Rolf Kühn war der Mann der Stunde in New York. Warum er 1962 dennoch wieder nach Deutschland zurückkehrte, was er damit verlor und was er gewann, diskutiert seine Biografin Maxi Sickert. Dienstag, 14. Oktober, 21.00–22.00 Esperanza Spalding Hier spielt das Klischee mit: Esperanza Spalding ist jung, attraktiv und musikalisch sehr begabt. Und sie spielt Bass, dieses Monster von Instrument, welches sie überragt und unter ihren Händen wohlig knurrt wie ein Bär. Gast ist der Zürcher Kontrabassist und Bassgitarrist Heiri Känzig. Dienstag, 21. Oktober, 15.00–15.40 Folge 7 Malte überlässt sich dem Strom der Gedanken: So wird das Störgeräusch eines Büchsendeckels zur Versuchung eines Heiligen. Dann erinnert er sich an jenes kleine, grüne Buch aus der Kindheit, das zwei unvergessliche Geschichten enthielt. Damit war Malte als Kind zu einem Leser geworden. Esperanza Spalding. Foto: zVg Sonntag, 5. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Die Chance» von Stewart O’Nan Stewart O’Nan, ein Meister der subtilen Zwischentöne, blendet immer wieder in die Abgründe von Beziehungen. In seinem neuen Buch «Die Chance» steht ein Paar im Zentrum: Die Ehe ist zerrüttet, der Job verloren, der Schuldenberg immens. Nun fahren die beiden nochmals an den Ort ihrer Hochzeitsreise, an die Niagarafälle. Steward 0’Nan. Foto: zVg Sonntag, 12. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Wildauge» von Katja Kettu Katja Kettu ist eine der grossen, international aufkommenden finnischen Schriftstellerinnen mit einer sehr eigenen, expressionistischen Sprache. In «Wildauge» hat sie das Tabuthema des Lapplandkriegs so urgewaltig umgesetzt wie niemand zuvor. Sie beschreibt, was der Krieg mit Menschen macht und wozu die Liebe fähig ist. HÖRSPIEL Mittwoch, 1. Oktober, 20.00–20.55 «räuber.schuldengenital» von Ewald Palmetshofer Im Familienhorrorstück des österreichischen Autors kommen zwei Söhne nach Hause und bringen aus erbschaftstechnischen Gründen die Eltern um. Das Hörspiel erzählt vom Vergehen einer Welt, die ihrem Ende nichts entgegenzuhalten hat als die Utopie der ultimativen Bereicherung. Samstag, 4. Oktober, 21.00–22.00 «Mein liebstes Krokodil» von Thomas Hürlimann Er war ein berühmter Schriftsteller, sie eine begnadete Schauspielerin: Anton Tschechow und Olga Knipper liebten sich, doch ihre Liebe lebten sie hauptsächlich in ihren leidenschaftlichen Briefen aus. Sie stand in Moskau auf der Bühne, er musste sich immer wieder auf die Krim zurückziehen, um seine Krankheit zu kurieren. Mittwoch, 8. Oktober, 20.00–20.55 «Dr Madam ihre Mössiö» von Guy Krneta Nach zehn Ehejahren trennen sie sich. Sie rechtfertigen sich, schreien, werden rührselig, aggressiv. Und alles in indirekter Rede: nicht zueinander, sondern übereinander. Das tönt befremdend, kommt aber genau so emotional daher, als würden sie sich Auge in Auge gegenüberstehen. Das Hörspiel basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück. Samstag, 11. Oktober, 21.00–21.30 «Chuegloggeglüt» von Ernst Burren Ein Dorf, tief in der Nacht, mitten im Mittelland: Der Lehrer Thierstein geht auf die Weide, macht das Gatter auf und vertreibt die Kühe. Weil er es nicht mehr ausgehalten hat, das ewige Geläute. Weil es ihm den Schlaf raubt, das ewige Gezeter und Getue der Schüler und Eltern, Bauern und Politiker. Samstag, 25. Oktober, 21.00–21.50 «Das grosse Schweigen» von David Chotjewitz Eine Persiflage auf den alltäglichen Wahnsinn in einer Hörspielredaktion, inklusive verquaster Textanalysen und irritierender Hörbeispiele – natürlich alles live on air. Reizüberflutung und Hören als Seinsform sind das Thema, mit dem zwei Menschen im Studio auf Sendung gehen. Zur Entspannung bieten sie das grosse Schweigen an. Das Boot ist nicht voll. Foto: zVg RELIGION – PERSPEKTIVEN In Zusammenarbeit mit LUCERNE FESTIVAL am Piano bietet Ihnen Sonntag, 5. Oktober, 8.30–9.00 Bischof in muslimischen Stammlanden Jemen, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate sind mehrheitlich muslimische Länder. Dennoch leben dort etwa eine Million Katholiken. Für sie zuständig sind aber nur 55 Priester und ein Bischof: Paul Hinder, ein Kapuziner aus dem Thurgau, seit fast zehn Jahren in Abu Dhabi. Wie lebt es sich als Katholik in der Golfregion? der SRF Kulturclub vergünstigte Karten für folgende Konzerte an: Sonntag, 5. Oktober, 9.30–10.30 Römisch-katholischer Gottesdienst aus der Kirche St. Mauritius Zermatt Das Gleichnis von den untreuen Weinbergpächtern mahnt zum verantwortungsvollen Umgang mit dem, was uns von Gott geschenkt ist. Die Kritik Jesu hat etwas die Zeiten Überdauerndes. Leif Ove Andsnes. Foto: Özgür Albayrak Mahler Chamber Orchestra Leif Ove Andsnes, Leitung und Klavier L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Sonntag, 12. Oktober, 8.30–9.00 Lieben und glauben auf Römisch-Katholisch Das Verständnis von Ehe, Liebe und Familie hat sich bei Katholikinnen und Katholiken stark gewandelt. Viele fordern von der Kirchenleitung Änderungen der offiziellen Sexualmoral. Eine grosse Bischofssynode in Rom könnte Mitte Oktober tatsächlich die Weichen neu stellen für ein neues Verständnis von Liebe und Partnerschaft. Marc-André Hamelin. Foto: Sim Canetty-Clarke Marc-André Hamelin, Klavier J. Haydn: C. Debussy: M.-A. Hamelin: F. Liszt: Klaviersonate B-Dur Hob. XVI:41 Images, 1ère Série Variations on a Theme of Paganini Bénédiction de Dieu dans la solitude S 173 Nr. 3 / Venezia e Napoli S 162 Karten Kategorie 1: CHF 176.– (statt CHF 220.–) Karten Kategorie 2: CHF 152.– (statt CHF 190.–) Karten Kategorie 1: CHF 120.– (statt CHF 150.–) Karten Kategorie 2: CHF 96.– (statt CHF 120.–) zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr Diese Angebote berechtigen nicht zur Rückgabe oder zum Umtausch bereits bestellter Karten. Zwischenverkauf vorbehalten. Anmeldeschluss: 15. November 2014. Anmeldung Reise des SRF Kulturclubs nach Sizilien Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für die Reise vom 23. bis 28. April 2015: Sonntag, 26. Oktober, 8.30–9.00 Auf zu neuen Ufern – Kirchenumnutzungen Kirchgänger gibt es immer weniger. Oft predigen Pfarrerin und Pfarrer vor fast leeren Rängen. Deshalb überlegen sich die Kirchgemeinden, wie die oft unter Denkmalschutz stehenden Kirchen umgenutzt werden können. Anhand der Kirchenumnutzungen in Basel wird gezeigt, was möglich ist und wo die Grenzen liegen. 1 Person Doppelzimmer zur Alleinbenützung 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Doppelzimmer Streifzug nach Lenzburg auf den Spuren von Frank Wedekind Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Streifzug am 26. Oktober 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Film «Nosferatu» am 2. November 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Mit dem SRF Kulturclub ins Konzert Ich bestelle/wir bestellen folgende Eintrittskarten: STERNSTUNDEN SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 10.00–11.00 Religion: Das Boot ist nicht voll Die Volksbewegung «Freiplatzaktion» ermöglichte es in den 1970er-Jahren zahlreichen chilenischen Flüchtlingen, in die Schweiz einzureisen und privat unterzukommen. Sie war als Reaktion auf die Weigerung der Behörden entstanden, die Flüchtlinge nach dem Sturz Allendes aufzunehmen. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Konzert 2: «Rezital 6» Sonntag, 30. November 2014, 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Mittwoch, 26. November 2014, 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Kategorie 1 1 Konzertkarte Mittwoch, 26. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Konzert 2: «Rezital 6» Kategorie 1 1 Konzertkarte Sonntag, 30. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Bezahlung der Konzertkarten ausschliesslich mittels Kreditkarte. Eurocard American Express Kartennummer Visa Verfalldatum / Senden Sie den Talon an: Schweizer Radio und Fernsehen, SRF Kulturclub, Postfach, 4002 Basel. 5 6 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Sicherheitscode Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 2 «Barock – mon amour» E RWARTEN Sie hier bitte weder einen Wikipedia-Eintrag noch eine kunstgeschichtliche Definition. Lust auf ein Experimentchen? Ja? Nehmen Sie also ein Blatt Papier oder eine leere Textdatei, einen Stift beziehungsweise die Tastatur und schreiben Sie unsortiert und ohne länger nachzudenken alles auf, was Ihnen zum Stichwort «Barock» einfällt. Sie haben drei Minuten Zeit. Bei mir stand nachher Folgendes auf dem Blatt: «Versailles, Sonnenkönig, Casanova, de Sade, Dreissigjähriger Krieg, Warlords, Händel in London, Countertenöre; was trägt der Mann von Welt, was die Frau? Aufklärung, Glamour, Selbstdarstellung wie in Social Media, Image und Blick hinter die Fassade; Libertinage, endet mit Französischer Revolution; üppig, überladen, schwülstig; Gegenreformation und Absolutismus, Simplicissimus; Bürgertum wird reicher, Bauern arm, Gegensätze; empirische Wissenschaft: Francis Bacon; Symmetrie; Zeremoniell, Lully, Kant und Friedrich der Grosse, Voltaire, Rousseau, Kloster Einsiedeln, Molière, Rubens, Monteverdi, Bach; 17./18. Jahrhundert: Wie lebten meine Vorfahren?» Und nun dürfen Sie mich schlagen, weil ich das Wichtigste bestimmt vergessen habe, oder weil mir das Zentrale an diesen zwei Jahrhunderten erst gegen Schluss der Gedankenkette eingefallen ist. Gut, natürlich haben die Redaktorinnen und Redaktoren solche Schlagwortlisten hinterher abgeglichen, ergänzt, strukturiert und durchdacht, Themen daraus priorisiert und andere gestrichen, weil es in der zweiten Oktoberhälfte in den Programmen von SRF ja nicht nur um den Barock gehen kann. Aber etliche dieser Themen sind in den letzten Wochen gewachsen, barockes Beiwerk haben wir nicht entfernt, sondern herausgearbeitet und poliert. Und zu einem – wie ich denke – anregenden Wimmelbild einer Epoche assembliert, die bis heute nachwirkt. «Barock – mon amour», der trimediale Programmschwerpunkt der Abteilung Kultur, bringt in der zweiten Oktoberhälfte Unterhaltung und Erheiterung, Aufklärung, Information und Hintergrund, dazu Spielfilme, eine Hörspiel-Soap – und viel Musik. Raphael Zehnder, Redaktor Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur «Barock – mon amour» 15.–30. Oktober auf Radio SRF 2 Kultur, SRF 1, SRF 2 und online auf srf.ch/kultur Weitere Informationen auf Seite 4 2 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 «A LLES ist Zahl», soll der griechische Philosoph Pythagoras gelehrt haben. Ganz so apodiktisch sehen es heute zwar nur noch wenige. Aber dass die Menschheit ohne die Erfindung der Zahlen nicht da wäre, wo sie heute ist, daran zweifelt kaum jemand. Ohne Zahlen kein technischer Fortschritt, keine Landung auf dem Mond, keine sicheren Medikamente, keine Autobahnbrücken. Ohne Zahlen kein Wohlfahrtsstaat mit seinen Steuern und monetären Auffangnetzen. Ohne Zahlen kein Handel. Denn überall wird gezählt, gerechnet, wird die Welt in Zahlen gefasst. «Von allen Hilfsmitteln, welche der menschliche Geist zur Erleichterung seines Lebens, das heisst der Arbeit, in welcher das Denken besteht, bis jetzt erschaffen hat, ist keines so folgenreich und so untrennbar mit seiner innersten Natur verbunden, wie der Begriff der Zahl», hielt etwa der deutsche Mathematiker Richard Dedekind im ausgehenden 19. Jahrhundert fest. Doch zunehmend macht sich ob der Vorherrschaft der Zahlen auch Unbehagen breit. Bücher wie «Die Tyrannei der Zahlen», «Wie Zahlen die Welt regieren» oder «Verdammte Lügen und Statistiken» zeugen davon. In der Tat nimmt die Macht der Zahlen zuweilen groteske Züge an. Ratingagenturen stossen mit ihren Milchbüch«Die Macht leinrechnungen ganze der Zahlen nimmt Volkwirtschaften in den Abgrund. In der zuweilen groPolitik besteht nur teske Züge an.» noch, wer gute Zahlen präsentieren kann, nicht, wer die besseren Argumente hat. Mit dem sogenannten New Public Management verkommt das Führen von Organisationen zur Zahlenakrobatik. Und auch die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zählt nur noch, wenn ihr Nutzen für unsere Gesellschaft, beispielsweise das Bestäuben unserer Obstbäume durch Wildbienen, mit einem Preisschild in Franken und Rappen versehen wird. Sogar im ganz Privaten vergewissern sich viele Menschen ihrer selbst zunehmend mithilfe von Zahlen, indem sie mit Smartphones ihr ganzes Leben vermessen, jeden Schritt per App zählen, ihre Schlafphasen minutiös erfassen oder die verbrannten und verspeisten Kalorien gegeneinander aufrechnen. «Quantified Self» heisst diese Bewegung. So neu, wie der Name klingt, ist das allerdings nicht – man denke nur an die Tradition, von einem neugeborenen Menschlein ausser dem Namen gerade mal drei Kennzahlen auf die Geburtsanzeige zu schreiben: Geburtsdatum, Grösse, Gewicht. Als gebe es nichts Interessanteres über einen Menschen zu berichten. Geteilte Verantwortung Sonntag, 19. Oktober, 21.00–24.00 Antonio Vivaldi: Ottone in Villa, Oper in drei Akten D Foto: zVg Pascal Biber, Wissenschaftsredaktor Radio SRF 2 Kultur Wir Zahlenmenschen Ohne Zahlen werden wir zunehmend sprachlos. «Wenn man messen kann, worüber man spricht, und es in Zahlen ausdrücken kann, dann weiss man etwas darüber. Wenn man es nicht in Zahlen ausdrücken kann, dann ist das Wissen dürftig und unzureichend», schrieb der britische Physiker Lord Kelvin gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Mathematiker Christian Hesse ergänzt Anfang des 21. Jahrhunderts: «In der modernen Welt gibt es mehr Zahlen als Wörter.» Und es werden immer mehr Zahlen. Big Data ist das Schlagwort der Stunde. Immer leistungsfähigere Computer erlauben uns immer schneller, immer «Big Data ist grössere Datenberge zu durchkämmen: Milliodas Schlagwort nen von Teilchenkollider Stunde.» sionen am Forschungszentrum CERN, Messdaten von unzähligen Sensoren rund um den Globus für Klimamodelle, aber auch die digitalen Spuren, die wir Menschen in den Weiten des Internets hinterlassen. Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter hätten gar das Potenzial, unser Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge umzukrempeln, glauben Euphoriker. Mit Big Data die Welt verstehen zu können, das ist also das Versprechen. Denn je mehr Daten wir haben, desto genauere Modelle können getestet, desto genauere Vorhersagen gemacht werden. Das lässt sich gut am Beispiel «Google flu trends» zeigen. Dieses Computerprogramm von Google versprach, in Echtzeit Grippewel- len anhand der Eingaben in die Suchmaske identifizieren zu können, während die staatlichen Gesundheitsbehörden dafür Wochen brauchen. Die These: Wenn die Grippewelle anrollt, suchen auch immer mehr Menschen im Internet nach Begriffen wie «Grippe», «Fieber» oder «Medikament». Die ersten Resultate dieses Programms lösten Begeisterungsstürme aus. Doch bald schon folgte die Ernüchterung: «Google flu trends» schoss weit übers Ziel hinaus und sagte viel mehr Grippeerkrankungen voraus, als es dann tatsächlich waren. Gleichzeitig verpasste es 2009 die Schweinegrippe. Das war Wasser auf die Mühlen der Kritiker: «Mehr» sei eben nicht immer «besser», warnten sie. Trotz der Vorherrschaft der Zahlen in unserem Leben scheint ein beträchtlicher Teil der Menschheit mit Zahlen – insbesondere mit ganz grossen Zahlen – ganz und gar nicht klarzukommen. «Die «Viele kommen Unfähigkeit, in ausmit grossen Zahlen reichender Weise mit den fundamentalen nicht klar.» Begriffen von Zahl und Wahrscheinlichkeiten zurechtzukommen, plagt viel zu viele ansonsten recht gebildete Menschen», schreibt der Mathematiker John Allen Paulos in seinem Bestseller «Zahlenblind». Was bedeutet zum Beispiel die Aussage, dass es morgen mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent regnen wird? Das fragte der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer für eine Studie ganz unterschiedliche Menschen. Einige meinten, es werde am nächsten Tag während 30 Prozent der Zeit regnen, also rund acht Stunden, andere, dass es in 30 Prozent der Region regnen würde. Eine Frau hatte sogar eine ganz pfiffige Erklärung: «30 Prozent bedeuten: Nur drei von zehn Meteorologen denken, dass es regnen wird.» Dabei meinen Meteorologen mit einer solchen Aussage, dass es in drei von zehn Tagen mit einer entsprechenden Ausgangslage tatsächlich regnet. Doch das menschliche Gehirn scheint sich mit solchen Prognosen im Besonderen und mit Zahlen im Allgemeinen eben eher schwerzutun. Trotzdem können wir von Zahlen nicht lassen. Das schweizerische Bundesamt für Statistik sammelt denn auch unermüdlich alles, was sich halbwegs in Zahlen fassen lässt. Auf der Landkarte der Vermessung gibt es keine weissen Flecken mehr. Gar keine? Doch! Wenn es ums Hyperprivate geht, ist noch nicht alles ausgezählt. Darum lädt Sie SRF zur munteren Zählerei unter srf.ch/wissen ein. Am Oktober-HörPunkt erfolgt die Auswertung. Ein Zahlenexperte wird zudem zeigen, welchen Unfug man mit solchen Zahlen auch treiben kann. Zahlen lügen nicht? Wir werden es sehen. HörPunkt Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Siehe auch Seite 7 ER britische Historiker Christopher Clark hat mit seinem Buch «Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog» in den letzten Monaten viele Diskussionen ausgelöst. Denn der Professor für Neuere Europäische Geschichte in Cambridge weicht ab von der weitverbreiteten Meinung, wonach der Erste Weltkrieg allein durch die Expansionslust und Aggression des deutschen Kaiserreichs verursacht worden sei. Clark zieht eine andere Bilanz: Deutschland habe zwar wesentlich zu den Spannungen zwischen den damaligen europäischen Grossmächten beigetragen und die politische Krise im Sommer 1914 geschürt, aber es trage nicht die alleinige Schuld. Wie Deutschland und Österreich-Ungarn seien damals auch Frankreich und das russische Zarenreich bereit gewesen, das Risiko eines Kriegs in Kauf zu nehmen. Sie alle waren bestrebt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und eine imperiale Politik zu betreiben. Clark zeigt dies etwa am Beispiel Italiens auf, das 1911 in Nordafrika und im Mittelmeer das Osmanische Reich angriff und sich drei Provinzen unter den Nagel riss: Tripolitanien und die Cyrenaika im Gebiet des heutigen Libyen sowie den Dodekanes, eine Inselgruppe in der östlichen Ägäis. Mit dem imperialen Übergriff des Königreichs Italien wurde, so Clark, auf der Balkanhalbinsel eine Reihe von Konflikten ausgelöst. In seinem Buch «Die Schlafwandler» rückt er den Balkan als Schauplatz imperialer Auseinandersetzungen in den Vordergrund. Er weist dabei etwa auch auf die Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich hin, die hier ausgetragen wurden. Diese Region sei aber in der Geschichtsschreibung lange an den Rand gedrängt worden. Für den britischen Historiker ist deshalb klar, dass alle kontinentalen Grossmächte an der Verantwortung für den Ersten Weltkrieg beteiligt sind. Dieser Krieg wäre ausserdem, so Clark, zu verhindern gewesen – aber keine dieser Mächte habe sich darum bemüht, dafür eine Strategie zu entwickeln. Auch da sei die Verantwortung geteilt. Libretto: Domenico Lalli Concerto Copenhagen Lars Ulrik Mortensen, Leitung Sine Bundgaard, Sopran (Cleonilla) Sonia Prina, At (Ottone) Sophie Junker, Sopran (Caio Silio) Leif Aruhn-Solén, Tenor (Decio) Sakari Oramo. Foto: zVg KLASSIK – IM KONZERTSAAL Dienstag, 7. Oktober, 22.30–24.00 Mit musikalischer Spannung … Boost! J. Brahms: Violinkonzert D-Dur op.77 D. Ammann: Boost E. Elgar: Enigma-Variationen Leonidas Kavakos, Violine BBC Symphony Orchestra Leitung: Sakari Oramo Konzert vom 28. April 2014, Kulturcasino Bern Aufführung vom 31. Juli 2014 im Theater Republique, Kopenhagen Dienstag, 21. Oktober, 22.30–24.00 Von den ersten und letzten Dingen, alt und neu M.-A. Charpentier: Pastorale sur la Naissance de N.S.J.C. G. Toro Pérez: Hacia el umbra, 2013, Uraufführung M.-A. Charpentier: Extremum Dei Judicium Vokalensemble Zürich Les Récreations, Paris Donnerstag, 9. Oktober, 20.00–22.00 Esa-Pekka Salonen: Karawane für Chor und Orchester S. Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 16 H. Berlioz: Symphonie fantastique op. 14 Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier, Leitung Yuja Wang, Klavier Zürcher Sing-Akademie (Einstudierung: Tim Brown) Konzert vom 10./11. Sept. 2014 Tonhalle Zürich German Toro Perez und Simon Könz, Elektronik, Peter Siegwart, Leitung Konzert vom 23. Januar 2014 Kirche St. Peter, Zürich Donnerstag, 23. Oktober, 20.00–22.00 Bläserserenade Zürich M. Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung. Bearbeitung von David Walter Ph. Racine: Noir (2014, Uraufführung) I. Strawinsky: Oktett Zürcher Bläseroktett Konzert vom 7. Juli 2014, Aula Sonntag, 12. Oktober, 21.00–24.00 Camerata Zürich J. Dowland: Lachrymae A. Raskatov: Obikhod für vier Männerstimmen und Streichorchester G. Bryars: Cadman Requiem The Hilliard Ensemble Graziella Contratto, Leitung Konzert vom 20. September 2014 Dienstag, 14. Oktober, 22.30–24.00 Alte und neue Kammermusik F. E. Thurner: Quatuor brillant C-Dur op. 33 für Oboe und Streichtrio R. Kelterborn: Fünf Stücke für Oboe und Klavier (Uraufführung) F. Cerha: Neun Bagatellen für Streichtrio U. Mamlok: Fünf Phantasiestücke für Oboe und Streichtrio W. A. Mozart: Klavierquartett Es-Dur KV 493 Konzert vom 15. Dezember 2013 Zürcher Hochschule der Künste Sabine Bitter Redaktorin Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur 1914 – Europa am Abgrund Donnerstag, 30. Oktober, 9–9.30 Uhr Kontext: Geteilte europäische Verantwortung – Christopher Clark im Gespräch Weitere Sendungen zur Reihe 1914 im Überblick auf Seite 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Deborah York, Sopran (Tullia) 3 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Schulhaus Hirschengraben Zürich Dienstag, 28. Oktober, 22.30–24.00 «Fremd bin ich eingezogen» SENDEREIHE «Barock – mon amour» Donnerstag, 16. Oktober 9.00–10.00 Uhr Kontext: «Der König tanzt und die Zicke kriegt» – Das barocke Auftaktmagazin Donnerstag, 16. Oktober bis Mittwoch, 29. Oktober jeweils 8.10 Uhr Hörspiel: «Versailles, mon amour» Freitag, 17. Oktober 20.00–21.00 Uhr Passage: Hype des Barock. Ein Blick hinter die Kulissen von Versailles Samstag, 18. Oktober 21.00–21.55 (1/2) Hörspiel: «Die Tagebücher des Samuel Pepys» von Hannelore Hippe Mittwoch, 22. Oktober 20.00–20.45 Uhr (2/2) Sonntag, 19. Oktober 8.30–9.00 Uhr Perspektiven: «Ein Hui und Pfui auf die Welt»: Der Barockpoet Abraham a Santa Clara Sonntag, 19. Oktober 11.55–12.45 Uhr (1/2) SRF 1 Sternstunde Kunst: «Barock! Von St. Peter zu St. Paul» Zweiteilige BBC-Dokumentation Sonntag, 26. Oktober 10.00–11.00 Uhr (2/2) F. Schubert: Die Winterreise D 911 Mauro Peter, Tenor Helmut Deutsch, Klavier Konzert vom 19. Juni 2014 Opernhaus Zürich Donnerstag, 30. Oktober, 20.00–22.00 Pavillon Suisse: 100 Jahre Schweizerischer Musikerverband J.-F. Michel: Fanfare pour un jubilé (Uraufführung) R. Wagner: Einzug der Gäste auf die Wartburg, aus «Tannhäuser» u. a. Jubiläumsorchester des Schweizerischen Musikerverbands Chöre des Opernhauses Zürich und des Konzert Theaters Bern Festkonzert vom 6. Oktober 2014 im Opernhaus Zürich Newsletter des SRF Kulturclubs Wünschen Sie zusätzliche Programmangaben zu den Sendungen von Radio SRF 2 Kultur? Wir schicken Ihnen zweimal wöchentlich einen Newsletter mit den aktuell verfügbaren Informationen zu ausgewählten Sendungen. Bestellen Sie den Newsletter unter www.kulturclub.ch «SRF Kulturclub Newsletter» WORT UND MUSIK LESUNG WORT Samstag, 4. Oktober, 14.00–16.00 Diskothek: Marc-Antoine Charpentier, Missa «Assumpta est Maria» Eine Messe ganz ohne barocken Pomp und Prunk schuf Charpentier mit seiner Missa «Assumpta est Maria» gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das sechsstimmige Werk strahlt vielmehr Wärme und Innigkeit aus. Es gehört zu den am meisten eingespielten Werken des französischen Komponisten, der vor allem für eine «Te Deum»-Vertonung (oder zumindest deren Anfang) berühmt ist. Gert Westphal liest in 9 Folgen: «Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge» von Rainer Maria Rilke Ein grossartiger Vorleser interpretiert die Prosa eines grossen Lyrikers: Gert Westphal liest den einzigen Roman von Rainer Maria Rilke. Der Text von 1910 markiert den Durchbruch zur literarischen Moderne. Seine bildstarke Sprache ist eine Herausforderung. Freitag, 3. Oktober, 20.00–21.00 Passage: Marie Jalowicz Simon. Überleben im Berlin der Nazis Die 1922 geborene deutsche Jüdin Marie Jalowicz Simon überlebte die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin – im Untergrund und stets mit der Angst, geschnappt zu werden. In ihren Erinnerungen schildert sie ihren Kampf ums Überleben und erzählt von ihrer verzweifelten Einsamkeit in einer feindlich gesinnten Welt. SENDEREIHE 1914 – Europa am Abgrund Sonntag, 12. Oktober, 16.00 Parlando: Yankee Songs of War and Peace Montag, 20. Oktober, 9.00 Kontext: Die Schweiz im Generalstreik Donnerstag, 30. Oktober, 9.00 Kontext: Erster Weltkrieg – Geteilte europäische Verantwortung Donnerstag, 30. Oktober, 10.00 Reflexe: 1914/2014 – Lernen wir aus der Geschichte? JAZZ COLLECTION Dienstag, 7. Oktober, 15.00–15.40 Folge 5 Malte reflektiert über die Gestalt der «Liebenden», wie sie sich in historischen Darstellungen erhalten hat. Und er plädiert für die Liebe als einen Akt der Arbeit, statt sich dilettantisch von den leichten Genüssen verderben zu lassen. Es folgen weitere Kindheitserinnerungen, ergänzt durch Abelones Erzählung von ihrer Begegnung mit dem alten Graf Brahe. Beim Diktieren seiner Memoiren sucht dieser mit aller Macht nach der Vergegenwärtigung einer kaum noch greifbaren Vergangenheit. Dienstag, 14. Oktober, 15.00–15.40 Folge 6 Malte berichtet vom Tod seines Vaters. Wie er verspätet in Kopenhagen eintraf, um dort mit ansehen zu müssen, wie an dem Verstorbenen ein «Herzstich» vorgenommen wurde, um das endgültige Ableben zu sichern: Malte, der letzte seiner Familie, sinniert in der Folge über Sterben, Tod und Todesfurcht. Samstag, 4. Oktober, 22.00–24.00 Der Jahrhundert-Klarinettist Rolf Kühn Er war nicht einfach irgendein deutscher Klarinettist, der in den 1950erJahren in die USA emigrierte. Rolf Kühn war der Mann der Stunde in New York. Warum er 1962 dennoch wieder nach Deutschland zurückkehrte, was er damit verlor und was er gewann, diskutiert seine Biografin Maxi Sickert. Dienstag, 14. Oktober, 21.00–22.00 Esperanza Spalding Hier spielt das Klischee mit: Esperanza Spalding ist jung, attraktiv und musikalisch sehr begabt. Und sie spielt Bass, dieses Monster von Instrument, welches sie überragt und unter ihren Händen wohlig knurrt wie ein Bär. Gast ist der Zürcher Kontrabassist und Bassgitarrist Heiri Känzig. Dienstag, 21. Oktober, 15.00–15.40 Folge 7 Malte überlässt sich dem Strom der Gedanken: So wird das Störgeräusch eines Büchsendeckels zur Versuchung eines Heiligen. Dann erinnert er sich an jenes kleine, grüne Buch aus der Kindheit, das zwei unvergessliche Geschichten enthielt. Damit war Malte als Kind zu einem Leser geworden. Esperanza Spalding. Foto: zVg Sonntag, 5. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Die Chance» von Stewart O’Nan Stewart O’Nan, ein Meister der subtilen Zwischentöne, blendet immer wieder in die Abgründe von Beziehungen. In seinem neuen Buch «Die Chance» steht ein Paar im Zentrum: Die Ehe ist zerrüttet, der Job verloren, der Schuldenberg immens. Nun fahren die beiden nochmals an den Ort ihrer Hochzeitsreise, an die Niagarafälle. Steward 0’Nan. Foto: zVg Sonntag, 12. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Wildauge» von Katja Kettu Katja Kettu ist eine der grossen, international aufkommenden finnischen Schriftstellerinnen mit einer sehr eigenen, expressionistischen Sprache. In «Wildauge» hat sie das Tabuthema des Lapplandkriegs so urgewaltig umgesetzt wie niemand zuvor. Sie beschreibt, was der Krieg mit Menschen macht und wozu die Liebe fähig ist. HÖRSPIEL Mittwoch, 1. Oktober, 20.00–20.55 «räuber.schuldengenital» von Ewald Palmetshofer Im Familienhorrorstück des österreichischen Autors kommen zwei Söhne nach Hause und bringen aus erbschaftstechnischen Gründen die Eltern um. Das Hörspiel erzählt vom Vergehen einer Welt, die ihrem Ende nichts entgegenzuhalten hat als die Utopie der ultimativen Bereicherung. Samstag, 4. Oktober, 21.00–22.00 «Mein liebstes Krokodil» von Thomas Hürlimann Er war ein berühmter Schriftsteller, sie eine begnadete Schauspielerin: Anton Tschechow und Olga Knipper liebten sich, doch ihre Liebe lebten sie hauptsächlich in ihren leidenschaftlichen Briefen aus. Sie stand in Moskau auf der Bühne, er musste sich immer wieder auf die Krim zurückziehen, um seine Krankheit zu kurieren. Mittwoch, 8. Oktober, 20.00–20.55 «Dr Madam ihre Mössiö» von Guy Krneta Nach zehn Ehejahren trennen sie sich. Sie rechtfertigen sich, schreien, werden rührselig, aggressiv. Und alles in indirekter Rede: nicht zueinander, sondern übereinander. Das tönt befremdend, kommt aber genau so emotional daher, als würden sie sich Auge in Auge gegenüberstehen. Das Hörspiel basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück. Samstag, 11. Oktober, 21.00–21.30 «Chuegloggeglüt» von Ernst Burren Ein Dorf, tief in der Nacht, mitten im Mittelland: Der Lehrer Thierstein geht auf die Weide, macht das Gatter auf und vertreibt die Kühe. Weil er es nicht mehr ausgehalten hat, das ewige Geläute. Weil es ihm den Schlaf raubt, das ewige Gezeter und Getue der Schüler und Eltern, Bauern und Politiker. Samstag, 25. Oktober, 21.00–21.50 «Das grosse Schweigen» von David Chotjewitz Eine Persiflage auf den alltäglichen Wahnsinn in einer Hörspielredaktion, inklusive verquaster Textanalysen und irritierender Hörbeispiele – natürlich alles live on air. Reizüberflutung und Hören als Seinsform sind das Thema, mit dem zwei Menschen im Studio auf Sendung gehen. Zur Entspannung bieten sie das grosse Schweigen an. Das Boot ist nicht voll. Foto: zVg RELIGION – PERSPEKTIVEN In Zusammenarbeit mit LUCERNE FESTIVAL am Piano bietet Ihnen Sonntag, 5. Oktober, 8.30–9.00 Bischof in muslimischen Stammlanden Jemen, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate sind mehrheitlich muslimische Länder. Dennoch leben dort etwa eine Million Katholiken. Für sie zuständig sind aber nur 55 Priester und ein Bischof: Paul Hinder, ein Kapuziner aus dem Thurgau, seit fast zehn Jahren in Abu Dhabi. Wie lebt es sich als Katholik in der Golfregion? der SRF Kulturclub vergünstigte Karten für folgende Konzerte an: Sonntag, 5. Oktober, 9.30–10.30 Römisch-katholischer Gottesdienst aus der Kirche St. Mauritius Zermatt Das Gleichnis von den untreuen Weinbergpächtern mahnt zum verantwortungsvollen Umgang mit dem, was uns von Gott geschenkt ist. Die Kritik Jesu hat etwas die Zeiten Überdauerndes. Leif Ove Andsnes. Foto: Özgür Albayrak Mahler Chamber Orchestra Leif Ove Andsnes, Leitung und Klavier L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Sonntag, 12. Oktober, 8.30–9.00 Lieben und glauben auf Römisch-Katholisch Das Verständnis von Ehe, Liebe und Familie hat sich bei Katholikinnen und Katholiken stark gewandelt. Viele fordern von der Kirchenleitung Änderungen der offiziellen Sexualmoral. Eine grosse Bischofssynode in Rom könnte Mitte Oktober tatsächlich die Weichen neu stellen für ein neues Verständnis von Liebe und Partnerschaft. Marc-André Hamelin. Foto: Sim Canetty-Clarke Marc-André Hamelin, Klavier J. Haydn: C. Debussy: M.-A. Hamelin: F. Liszt: Klaviersonate B-Dur Hob. XVI:41 Images, 1ère Série Variations on a Theme of Paganini Bénédiction de Dieu dans la solitude S 173 Nr. 3 / Venezia e Napoli S 162 Karten Kategorie 1: CHF 176.– (statt CHF 220.–) Karten Kategorie 2: CHF 152.– (statt CHF 190.–) Karten Kategorie 1: CHF 120.– (statt CHF 150.–) Karten Kategorie 2: CHF 96.– (statt CHF 120.–) zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr Diese Angebote berechtigen nicht zur Rückgabe oder zum Umtausch bereits bestellter Karten. Zwischenverkauf vorbehalten. Anmeldeschluss: 15. November 2014. Anmeldung Reise des SRF Kulturclubs nach Sizilien Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für die Reise vom 23. bis 28. April 2015: Sonntag, 26. Oktober, 8.30–9.00 Auf zu neuen Ufern – Kirchenumnutzungen Kirchgänger gibt es immer weniger. Oft predigen Pfarrerin und Pfarrer vor fast leeren Rängen. Deshalb überlegen sich die Kirchgemeinden, wie die oft unter Denkmalschutz stehenden Kirchen umgenutzt werden können. Anhand der Kirchenumnutzungen in Basel wird gezeigt, was möglich ist und wo die Grenzen liegen. 1 Person Doppelzimmer zur Alleinbenützung 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Doppelzimmer Streifzug nach Lenzburg auf den Spuren von Frank Wedekind Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Streifzug am 26. Oktober 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Film «Nosferatu» am 2. November 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Mit dem SRF Kulturclub ins Konzert Ich bestelle/wir bestellen folgende Eintrittskarten: STERNSTUNDEN SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 10.00–11.00 Religion: Das Boot ist nicht voll Die Volksbewegung «Freiplatzaktion» ermöglichte es in den 1970er-Jahren zahlreichen chilenischen Flüchtlingen, in die Schweiz einzureisen und privat unterzukommen. Sie war als Reaktion auf die Weigerung der Behörden entstanden, die Flüchtlinge nach dem Sturz Allendes aufzunehmen. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Konzert 2: «Rezital 6» Sonntag, 30. November 2014, 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Mittwoch, 26. November 2014, 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Kategorie 1 1 Konzertkarte Mittwoch, 26. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Konzert 2: «Rezital 6» Kategorie 1 1 Konzertkarte Sonntag, 30. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Bezahlung der Konzertkarten ausschliesslich mittels Kreditkarte. Eurocard American Express Kartennummer Visa Verfalldatum / Senden Sie den Talon an: Schweizer Radio und Fernsehen, SRF Kulturclub, Postfach, 4002 Basel. 5 6 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Sicherheitscode Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 2 «Barock – mon amour» E RWARTEN Sie hier bitte weder einen Wikipedia-Eintrag noch eine kunstgeschichtliche Definition. Lust auf ein Experimentchen? Ja? Nehmen Sie also ein Blatt Papier oder eine leere Textdatei, einen Stift beziehungsweise die Tastatur und schreiben Sie unsortiert und ohne länger nachzudenken alles auf, was Ihnen zum Stichwort «Barock» einfällt. Sie haben drei Minuten Zeit. Bei mir stand nachher Folgendes auf dem Blatt: «Versailles, Sonnenkönig, Casanova, de Sade, Dreissigjähriger Krieg, Warlords, Händel in London, Countertenöre; was trägt der Mann von Welt, was die Frau? Aufklärung, Glamour, Selbstdarstellung wie in Social Media, Image und Blick hinter die Fassade; Libertinage, endet mit Französischer Revolution; üppig, überladen, schwülstig; Gegenreformation und Absolutismus, Simplicissimus; Bürgertum wird reicher, Bauern arm, Gegensätze; empirische Wissenschaft: Francis Bacon; Symmetrie; Zeremoniell, Lully, Kant und Friedrich der Grosse, Voltaire, Rousseau, Kloster Einsiedeln, Molière, Rubens, Monteverdi, Bach; 17./18. Jahrhundert: Wie lebten meine Vorfahren?» Und nun dürfen Sie mich schlagen, weil ich das Wichtigste bestimmt vergessen habe, oder weil mir das Zentrale an diesen zwei Jahrhunderten erst gegen Schluss der Gedankenkette eingefallen ist. Gut, natürlich haben die Redaktorinnen und Redaktoren solche Schlagwortlisten hinterher abgeglichen, ergänzt, strukturiert und durchdacht, Themen daraus priorisiert und andere gestrichen, weil es in der zweiten Oktoberhälfte in den Programmen von SRF ja nicht nur um den Barock gehen kann. Aber etliche dieser Themen sind in den letzten Wochen gewachsen, barockes Beiwerk haben wir nicht entfernt, sondern herausgearbeitet und poliert. Und zu einem – wie ich denke – anregenden Wimmelbild einer Epoche assembliert, die bis heute nachwirkt. «Barock – mon amour», der trimediale Programmschwerpunkt der Abteilung Kultur, bringt in der zweiten Oktoberhälfte Unterhaltung und Erheiterung, Aufklärung, Information und Hintergrund, dazu Spielfilme, eine Hörspiel-Soap – und viel Musik. Raphael Zehnder, Redaktor Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur «Barock – mon amour» 15.–30. Oktober auf Radio SRF 2 Kultur, SRF 1, SRF 2 und online auf srf.ch/kultur Weitere Informationen auf Seite 4 2 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 «A LLES ist Zahl», soll der griechische Philosoph Pythagoras gelehrt haben. Ganz so apodiktisch sehen es heute zwar nur noch wenige. Aber dass die Menschheit ohne die Erfindung der Zahlen nicht da wäre, wo sie heute ist, daran zweifelt kaum jemand. Ohne Zahlen kein technischer Fortschritt, keine Landung auf dem Mond, keine sicheren Medikamente, keine Autobahnbrücken. Ohne Zahlen kein Wohlfahrtsstaat mit seinen Steuern und monetären Auffangnetzen. Ohne Zahlen kein Handel. Denn überall wird gezählt, gerechnet, wird die Welt in Zahlen gefasst. «Von allen Hilfsmitteln, welche der menschliche Geist zur Erleichterung seines Lebens, das heisst der Arbeit, in welcher das Denken besteht, bis jetzt erschaffen hat, ist keines so folgenreich und so untrennbar mit seiner innersten Natur verbunden, wie der Begriff der Zahl», hielt etwa der deutsche Mathematiker Richard Dedekind im ausgehenden 19. Jahrhundert fest. Doch zunehmend macht sich ob der Vorherrschaft der Zahlen auch Unbehagen breit. Bücher wie «Die Tyrannei der Zahlen», «Wie Zahlen die Welt regieren» oder «Verdammte Lügen und Statistiken» zeugen davon. In der Tat nimmt die Macht der Zahlen zuweilen groteske Züge an. Ratingagenturen stossen mit ihren Milchbüch«Die Macht leinrechnungen ganze der Zahlen nimmt Volkwirtschaften in den Abgrund. In der zuweilen groPolitik besteht nur teske Züge an.» noch, wer gute Zahlen präsentieren kann, nicht, wer die besseren Argumente hat. Mit dem sogenannten New Public Management verkommt das Führen von Organisationen zur Zahlenakrobatik. Und auch die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zählt nur noch, wenn ihr Nutzen für unsere Gesellschaft, beispielsweise das Bestäuben unserer Obstbäume durch Wildbienen, mit einem Preisschild in Franken und Rappen versehen wird. Sogar im ganz Privaten vergewissern sich viele Menschen ihrer selbst zunehmend mithilfe von Zahlen, indem sie mit Smartphones ihr ganzes Leben vermessen, jeden Schritt per App zählen, ihre Schlafphasen minutiös erfassen oder die verbrannten und verspeisten Kalorien gegeneinander aufrechnen. «Quantified Self» heisst diese Bewegung. So neu, wie der Name klingt, ist das allerdings nicht – man denke nur an die Tradition, von einem neugeborenen Menschlein ausser dem Namen gerade mal drei Kennzahlen auf die Geburtsanzeige zu schreiben: Geburtsdatum, Grösse, Gewicht. Als gebe es nichts Interessanteres über einen Menschen zu berichten. Geteilte Verantwortung Sonntag, 19. Oktober, 21.00–24.00 Antonio Vivaldi: Ottone in Villa, Oper in drei Akten D Foto: zVg Pascal Biber, Wissenschaftsredaktor Radio SRF 2 Kultur Wir Zahlenmenschen Ohne Zahlen werden wir zunehmend sprachlos. «Wenn man messen kann, worüber man spricht, und es in Zahlen ausdrücken kann, dann weiss man etwas darüber. Wenn man es nicht in Zahlen ausdrücken kann, dann ist das Wissen dürftig und unzureichend», schrieb der britische Physiker Lord Kelvin gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Mathematiker Christian Hesse ergänzt Anfang des 21. Jahrhunderts: «In der modernen Welt gibt es mehr Zahlen als Wörter.» Und es werden immer mehr Zahlen. Big Data ist das Schlagwort der Stunde. Immer leistungsfähigere Computer erlauben uns immer schneller, immer «Big Data ist grössere Datenberge zu durchkämmen: Milliodas Schlagwort nen von Teilchenkollider Stunde.» sionen am Forschungszentrum CERN, Messdaten von unzähligen Sensoren rund um den Globus für Klimamodelle, aber auch die digitalen Spuren, die wir Menschen in den Weiten des Internets hinterlassen. Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter hätten gar das Potenzial, unser Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge umzukrempeln, glauben Euphoriker. Mit Big Data die Welt verstehen zu können, das ist also das Versprechen. Denn je mehr Daten wir haben, desto genauere Modelle können getestet, desto genauere Vorhersagen gemacht werden. Das lässt sich gut am Beispiel «Google flu trends» zeigen. Dieses Computerprogramm von Google versprach, in Echtzeit Grippewel- len anhand der Eingaben in die Suchmaske identifizieren zu können, während die staatlichen Gesundheitsbehörden dafür Wochen brauchen. Die These: Wenn die Grippewelle anrollt, suchen auch immer mehr Menschen im Internet nach Begriffen wie «Grippe», «Fieber» oder «Medikament». Die ersten Resultate dieses Programms lösten Begeisterungsstürme aus. Doch bald schon folgte die Ernüchterung: «Google flu trends» schoss weit übers Ziel hinaus und sagte viel mehr Grippeerkrankungen voraus, als es dann tatsächlich waren. Gleichzeitig verpasste es 2009 die Schweinegrippe. Das war Wasser auf die Mühlen der Kritiker: «Mehr» sei eben nicht immer «besser», warnten sie. Trotz der Vorherrschaft der Zahlen in unserem Leben scheint ein beträchtlicher Teil der Menschheit mit Zahlen – insbesondere mit ganz grossen Zahlen – ganz und gar nicht klarzukommen. «Die «Viele kommen Unfähigkeit, in ausmit grossen Zahlen reichender Weise mit den fundamentalen nicht klar.» Begriffen von Zahl und Wahrscheinlichkeiten zurechtzukommen, plagt viel zu viele ansonsten recht gebildete Menschen», schreibt der Mathematiker John Allen Paulos in seinem Bestseller «Zahlenblind». Was bedeutet zum Beispiel die Aussage, dass es morgen mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent regnen wird? Das fragte der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer für eine Studie ganz unterschiedliche Menschen. Einige meinten, es werde am nächsten Tag während 30 Prozent der Zeit regnen, also rund acht Stunden, andere, dass es in 30 Prozent der Region regnen würde. Eine Frau hatte sogar eine ganz pfiffige Erklärung: «30 Prozent bedeuten: Nur drei von zehn Meteorologen denken, dass es regnen wird.» Dabei meinen Meteorologen mit einer solchen Aussage, dass es in drei von zehn Tagen mit einer entsprechenden Ausgangslage tatsächlich regnet. Doch das menschliche Gehirn scheint sich mit solchen Prognosen im Besonderen und mit Zahlen im Allgemeinen eben eher schwerzutun. Trotzdem können wir von Zahlen nicht lassen. Das schweizerische Bundesamt für Statistik sammelt denn auch unermüdlich alles, was sich halbwegs in Zahlen fassen lässt. Auf der Landkarte der Vermessung gibt es keine weissen Flecken mehr. Gar keine? Doch! Wenn es ums Hyperprivate geht, ist noch nicht alles ausgezählt. Darum lädt Sie SRF zur munteren Zählerei unter srf.ch/wissen ein. Am Oktober-HörPunkt erfolgt die Auswertung. Ein Zahlenexperte wird zudem zeigen, welchen Unfug man mit solchen Zahlen auch treiben kann. Zahlen lügen nicht? Wir werden es sehen. HörPunkt Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Siehe auch Seite 7 ER britische Historiker Christopher Clark hat mit seinem Buch «Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog» in den letzten Monaten viele Diskussionen ausgelöst. Denn der Professor für Neuere Europäische Geschichte in Cambridge weicht ab von der weitverbreiteten Meinung, wonach der Erste Weltkrieg allein durch die Expansionslust und Aggression des deutschen Kaiserreichs verursacht worden sei. Clark zieht eine andere Bilanz: Deutschland habe zwar wesentlich zu den Spannungen zwischen den damaligen europäischen Grossmächten beigetragen und die politische Krise im Sommer 1914 geschürt, aber es trage nicht die alleinige Schuld. Wie Deutschland und Österreich-Ungarn seien damals auch Frankreich und das russische Zarenreich bereit gewesen, das Risiko eines Kriegs in Kauf zu nehmen. Sie alle waren bestrebt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und eine imperiale Politik zu betreiben. Clark zeigt dies etwa am Beispiel Italiens auf, das 1911 in Nordafrika und im Mittelmeer das Osmanische Reich angriff und sich drei Provinzen unter den Nagel riss: Tripolitanien und die Cyrenaika im Gebiet des heutigen Libyen sowie den Dodekanes, eine Inselgruppe in der östlichen Ägäis. Mit dem imperialen Übergriff des Königreichs Italien wurde, so Clark, auf der Balkanhalbinsel eine Reihe von Konflikten ausgelöst. In seinem Buch «Die Schlafwandler» rückt er den Balkan als Schauplatz imperialer Auseinandersetzungen in den Vordergrund. Er weist dabei etwa auch auf die Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und dem russischen Zarenreich hin, die hier ausgetragen wurden. Diese Region sei aber in der Geschichtsschreibung lange an den Rand gedrängt worden. Für den britischen Historiker ist deshalb klar, dass alle kontinentalen Grossmächte an der Verantwortung für den Ersten Weltkrieg beteiligt sind. Dieser Krieg wäre ausserdem, so Clark, zu verhindern gewesen – aber keine dieser Mächte habe sich darum bemüht, dafür eine Strategie zu entwickeln. Auch da sei die Verantwortung geteilt. Libretto: Domenico Lalli Concerto Copenhagen Lars Ulrik Mortensen, Leitung Sine Bundgaard, Sopran (Cleonilla) Sonia Prina, At (Ottone) Sophie Junker, Sopran (Caio Silio) Leif Aruhn-Solén, Tenor (Decio) Sakari Oramo. Foto: zVg KLASSIK – IM KONZERTSAAL Dienstag, 7. Oktober, 22.30–24.00 Mit musikalischer Spannung … Boost! J. Brahms: Violinkonzert D-Dur op.77 D. Ammann: Boost E. Elgar: Enigma-Variationen Leonidas Kavakos, Violine BBC Symphony Orchestra Leitung: Sakari Oramo Konzert vom 28. April 2014, Kulturcasino Bern Aufführung vom 31. Juli 2014 im Theater Republique, Kopenhagen Dienstag, 21. Oktober, 22.30–24.00 Von den ersten und letzten Dingen, alt und neu M.-A. Charpentier: Pastorale sur la Naissance de N.S.J.C. G. Toro Pérez: Hacia el umbra, 2013, Uraufführung M.-A. Charpentier: Extremum Dei Judicium Vokalensemble Zürich Les Récreations, Paris Donnerstag, 9. Oktober, 20.00–22.00 Esa-Pekka Salonen: Karawane für Chor und Orchester S. Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 16 H. Berlioz: Symphonie fantastique op. 14 Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier, Leitung Yuja Wang, Klavier Zürcher Sing-Akademie (Einstudierung: Tim Brown) Konzert vom 10./11. Sept. 2014 Tonhalle Zürich German Toro Perez und Simon Könz, Elektronik, Peter Siegwart, Leitung Konzert vom 23. Januar 2014 Kirche St. Peter, Zürich Donnerstag, 23. Oktober, 20.00–22.00 Bläserserenade Zürich M. Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung. Bearbeitung von David Walter Ph. Racine: Noir (2014, Uraufführung) I. Strawinsky: Oktett Zürcher Bläseroktett Konzert vom 7. Juli 2014, Aula Sonntag, 12. Oktober, 21.00–24.00 Camerata Zürich J. Dowland: Lachrymae A. Raskatov: Obikhod für vier Männerstimmen und Streichorchester G. Bryars: Cadman Requiem The Hilliard Ensemble Graziella Contratto, Leitung Konzert vom 20. September 2014 Dienstag, 14. Oktober, 22.30–24.00 Alte und neue Kammermusik F. E. Thurner: Quatuor brillant C-Dur op. 33 für Oboe und Streichtrio R. Kelterborn: Fünf Stücke für Oboe und Klavier (Uraufführung) F. Cerha: Neun Bagatellen für Streichtrio U. Mamlok: Fünf Phantasiestücke für Oboe und Streichtrio W. A. Mozart: Klavierquartett Es-Dur KV 493 Konzert vom 15. Dezember 2013 Zürcher Hochschule der Künste Sabine Bitter Redaktorin Kunst und Gesellschaft Radio SRF 2 Kultur 1914 – Europa am Abgrund Donnerstag, 30. Oktober, 9–9.30 Uhr Kontext: Geteilte europäische Verantwortung – Christopher Clark im Gespräch Weitere Sendungen zur Reihe 1914 im Überblick auf Seite 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Deborah York, Sopran (Tullia) 3 4 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Schulhaus Hirschengraben Zürich Dienstag, 28. Oktober, 22.30–24.00 «Fremd bin ich eingezogen» SENDEREIHE «Barock – mon amour» Donnerstag, 16. Oktober 9.00–10.00 Uhr Kontext: «Der König tanzt und die Zicke kriegt» – Das barocke Auftaktmagazin Donnerstag, 16. Oktober bis Mittwoch, 29. Oktober jeweils 8.10 Uhr Hörspiel: «Versailles, mon amour» Freitag, 17. Oktober 20.00–21.00 Uhr Passage: Hype des Barock. Ein Blick hinter die Kulissen von Versailles Samstag, 18. Oktober 21.00–21.55 (1/2) Hörspiel: «Die Tagebücher des Samuel Pepys» von Hannelore Hippe Mittwoch, 22. Oktober 20.00–20.45 Uhr (2/2) Sonntag, 19. Oktober 8.30–9.00 Uhr Perspektiven: «Ein Hui und Pfui auf die Welt»: Der Barockpoet Abraham a Santa Clara Sonntag, 19. Oktober 11.55–12.45 Uhr (1/2) SRF 1 Sternstunde Kunst: «Barock! Von St. Peter zu St. Paul» Zweiteilige BBC-Dokumentation Sonntag, 26. Oktober 10.00–11.00 Uhr (2/2) F. Schubert: Die Winterreise D 911 Mauro Peter, Tenor Helmut Deutsch, Klavier Konzert vom 19. Juni 2014 Opernhaus Zürich Donnerstag, 30. Oktober, 20.00–22.00 Pavillon Suisse: 100 Jahre Schweizerischer Musikerverband J.-F. Michel: Fanfare pour un jubilé (Uraufführung) R. Wagner: Einzug der Gäste auf die Wartburg, aus «Tannhäuser» u. a. Jubiläumsorchester des Schweizerischen Musikerverbands Chöre des Opernhauses Zürich und des Konzert Theaters Bern Festkonzert vom 6. Oktober 2014 im Opernhaus Zürich Newsletter des SRF Kulturclubs Wünschen Sie zusätzliche Programmangaben zu den Sendungen von Radio SRF 2 Kultur? Wir schicken Ihnen zweimal wöchentlich einen Newsletter mit den aktuell verfügbaren Informationen zu ausgewählten Sendungen. Bestellen Sie den Newsletter unter www.kulturclub.ch «SRF Kulturclub Newsletter» WORT UND MUSIK LESUNG WORT Samstag, 4. Oktober, 14.00–16.00 Diskothek: Marc-Antoine Charpentier, Missa «Assumpta est Maria» Eine Messe ganz ohne barocken Pomp und Prunk schuf Charpentier mit seiner Missa «Assumpta est Maria» gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Das sechsstimmige Werk strahlt vielmehr Wärme und Innigkeit aus. Es gehört zu den am meisten eingespielten Werken des französischen Komponisten, der vor allem für eine «Te Deum»-Vertonung (oder zumindest deren Anfang) berühmt ist. Gert Westphal liest in 9 Folgen: «Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge» von Rainer Maria Rilke Ein grossartiger Vorleser interpretiert die Prosa eines grossen Lyrikers: Gert Westphal liest den einzigen Roman von Rainer Maria Rilke. Der Text von 1910 markiert den Durchbruch zur literarischen Moderne. Seine bildstarke Sprache ist eine Herausforderung. Freitag, 3. Oktober, 20.00–21.00 Passage: Marie Jalowicz Simon. Überleben im Berlin der Nazis Die 1922 geborene deutsche Jüdin Marie Jalowicz Simon überlebte die Zeit des Nationalsozialismus in Berlin – im Untergrund und stets mit der Angst, geschnappt zu werden. In ihren Erinnerungen schildert sie ihren Kampf ums Überleben und erzählt von ihrer verzweifelten Einsamkeit in einer feindlich gesinnten Welt. SENDEREIHE 1914 – Europa am Abgrund Sonntag, 12. Oktober, 16.00 Parlando: Yankee Songs of War and Peace Montag, 20. Oktober, 9.00 Kontext: Die Schweiz im Generalstreik Donnerstag, 30. Oktober, 9.00 Kontext: Erster Weltkrieg – Geteilte europäische Verantwortung Donnerstag, 30. Oktober, 10.00 Reflexe: 1914/2014 – Lernen wir aus der Geschichte? JAZZ COLLECTION Dienstag, 7. Oktober, 15.00–15.40 Folge 5 Malte reflektiert über die Gestalt der «Liebenden», wie sie sich in historischen Darstellungen erhalten hat. Und er plädiert für die Liebe als einen Akt der Arbeit, statt sich dilettantisch von den leichten Genüssen verderben zu lassen. Es folgen weitere Kindheitserinnerungen, ergänzt durch Abelones Erzählung von ihrer Begegnung mit dem alten Graf Brahe. Beim Diktieren seiner Memoiren sucht dieser mit aller Macht nach der Vergegenwärtigung einer kaum noch greifbaren Vergangenheit. Dienstag, 14. Oktober, 15.00–15.40 Folge 6 Malte berichtet vom Tod seines Vaters. Wie er verspätet in Kopenhagen eintraf, um dort mit ansehen zu müssen, wie an dem Verstorbenen ein «Herzstich» vorgenommen wurde, um das endgültige Ableben zu sichern: Malte, der letzte seiner Familie, sinniert in der Folge über Sterben, Tod und Todesfurcht. Samstag, 4. Oktober, 22.00–24.00 Der Jahrhundert-Klarinettist Rolf Kühn Er war nicht einfach irgendein deutscher Klarinettist, der in den 1950erJahren in die USA emigrierte. Rolf Kühn war der Mann der Stunde in New York. Warum er 1962 dennoch wieder nach Deutschland zurückkehrte, was er damit verlor und was er gewann, diskutiert seine Biografin Maxi Sickert. Dienstag, 14. Oktober, 21.00–22.00 Esperanza Spalding Hier spielt das Klischee mit: Esperanza Spalding ist jung, attraktiv und musikalisch sehr begabt. Und sie spielt Bass, dieses Monster von Instrument, welches sie überragt und unter ihren Händen wohlig knurrt wie ein Bär. Gast ist der Zürcher Kontrabassist und Bassgitarrist Heiri Känzig. Dienstag, 21. Oktober, 15.00–15.40 Folge 7 Malte überlässt sich dem Strom der Gedanken: So wird das Störgeräusch eines Büchsendeckels zur Versuchung eines Heiligen. Dann erinnert er sich an jenes kleine, grüne Buch aus der Kindheit, das zwei unvergessliche Geschichten enthielt. Damit war Malte als Kind zu einem Leser geworden. Esperanza Spalding. Foto: zVg Sonntag, 5. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Die Chance» von Stewart O’Nan Stewart O’Nan, ein Meister der subtilen Zwischentöne, blendet immer wieder in die Abgründe von Beziehungen. In seinem neuen Buch «Die Chance» steht ein Paar im Zentrum: Die Ehe ist zerrüttet, der Job verloren, der Schuldenberg immens. Nun fahren die beiden nochmals an den Ort ihrer Hochzeitsreise, an die Niagarafälle. Steward 0’Nan. Foto: zVg Sonntag, 12. Oktober, 11.00–12.00 52 Beste Bücher: «Wildauge» von Katja Kettu Katja Kettu ist eine der grossen, international aufkommenden finnischen Schriftstellerinnen mit einer sehr eigenen, expressionistischen Sprache. In «Wildauge» hat sie das Tabuthema des Lapplandkriegs so urgewaltig umgesetzt wie niemand zuvor. Sie beschreibt, was der Krieg mit Menschen macht und wozu die Liebe fähig ist. HÖRSPIEL Mittwoch, 1. Oktober, 20.00–20.55 «räuber.schuldengenital» von Ewald Palmetshofer Im Familienhorrorstück des österreichischen Autors kommen zwei Söhne nach Hause und bringen aus erbschaftstechnischen Gründen die Eltern um. Das Hörspiel erzählt vom Vergehen einer Welt, die ihrem Ende nichts entgegenzuhalten hat als die Utopie der ultimativen Bereicherung. Samstag, 4. Oktober, 21.00–22.00 «Mein liebstes Krokodil» von Thomas Hürlimann Er war ein berühmter Schriftsteller, sie eine begnadete Schauspielerin: Anton Tschechow und Olga Knipper liebten sich, doch ihre Liebe lebten sie hauptsächlich in ihren leidenschaftlichen Briefen aus. Sie stand in Moskau auf der Bühne, er musste sich immer wieder auf die Krim zurückziehen, um seine Krankheit zu kurieren. Mittwoch, 8. Oktober, 20.00–20.55 «Dr Madam ihre Mössiö» von Guy Krneta Nach zehn Ehejahren trennen sie sich. Sie rechtfertigen sich, schreien, werden rührselig, aggressiv. Und alles in indirekter Rede: nicht zueinander, sondern übereinander. Das tönt befremdend, kommt aber genau so emotional daher, als würden sie sich Auge in Auge gegenüberstehen. Das Hörspiel basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück. Samstag, 11. Oktober, 21.00–21.30 «Chuegloggeglüt» von Ernst Burren Ein Dorf, tief in der Nacht, mitten im Mittelland: Der Lehrer Thierstein geht auf die Weide, macht das Gatter auf und vertreibt die Kühe. Weil er es nicht mehr ausgehalten hat, das ewige Geläute. Weil es ihm den Schlaf raubt, das ewige Gezeter und Getue der Schüler und Eltern, Bauern und Politiker. Samstag, 25. Oktober, 21.00–21.50 «Das grosse Schweigen» von David Chotjewitz Eine Persiflage auf den alltäglichen Wahnsinn in einer Hörspielredaktion, inklusive verquaster Textanalysen und irritierender Hörbeispiele – natürlich alles live on air. Reizüberflutung und Hören als Seinsform sind das Thema, mit dem zwei Menschen im Studio auf Sendung gehen. Zur Entspannung bieten sie das grosse Schweigen an. Das Boot ist nicht voll. Foto: zVg RELIGION – PERSPEKTIVEN In Zusammenarbeit mit LUCERNE FESTIVAL am Piano bietet Ihnen Sonntag, 5. Oktober, 8.30–9.00 Bischof in muslimischen Stammlanden Jemen, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate sind mehrheitlich muslimische Länder. Dennoch leben dort etwa eine Million Katholiken. Für sie zuständig sind aber nur 55 Priester und ein Bischof: Paul Hinder, ein Kapuziner aus dem Thurgau, seit fast zehn Jahren in Abu Dhabi. Wie lebt es sich als Katholik in der Golfregion? der SRF Kulturclub vergünstigte Karten für folgende Konzerte an: Sonntag, 5. Oktober, 9.30–10.30 Römisch-katholischer Gottesdienst aus der Kirche St. Mauritius Zermatt Das Gleichnis von den untreuen Weinbergpächtern mahnt zum verantwortungsvollen Umgang mit dem, was uns von Gott geschenkt ist. Die Kritik Jesu hat etwas die Zeiten Überdauerndes. Leif Ove Andsnes. Foto: Özgür Albayrak Mahler Chamber Orchestra Leif Ove Andsnes, Leitung und Klavier L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15 L. v. Beethoven: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Sonntag, 12. Oktober, 8.30–9.00 Lieben und glauben auf Römisch-Katholisch Das Verständnis von Ehe, Liebe und Familie hat sich bei Katholikinnen und Katholiken stark gewandelt. Viele fordern von der Kirchenleitung Änderungen der offiziellen Sexualmoral. Eine grosse Bischofssynode in Rom könnte Mitte Oktober tatsächlich die Weichen neu stellen für ein neues Verständnis von Liebe und Partnerschaft. Marc-André Hamelin. Foto: Sim Canetty-Clarke Marc-André Hamelin, Klavier J. Haydn: C. Debussy: M.-A. Hamelin: F. Liszt: Klaviersonate B-Dur Hob. XVI:41 Images, 1ère Série Variations on a Theme of Paganini Bénédiction de Dieu dans la solitude S 173 Nr. 3 / Venezia e Napoli S 162 Karten Kategorie 1: CHF 176.– (statt CHF 220.–) Karten Kategorie 2: CHF 152.– (statt CHF 190.–) Karten Kategorie 1: CHF 120.– (statt CHF 150.–) Karten Kategorie 2: CHF 96.– (statt CHF 120.–) zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr zuzüglich CHF 10.– Bearbeitungsgebühr Diese Angebote berechtigen nicht zur Rückgabe oder zum Umtausch bereits bestellter Karten. Zwischenverkauf vorbehalten. Anmeldeschluss: 15. November 2014. Anmeldung Reise des SRF Kulturclubs nach Sizilien Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für die Reise vom 23. bis 28. April 2015: Sonntag, 26. Oktober, 8.30–9.00 Auf zu neuen Ufern – Kirchenumnutzungen Kirchgänger gibt es immer weniger. Oft predigen Pfarrerin und Pfarrer vor fast leeren Rängen. Deshalb überlegen sich die Kirchgemeinden, wie die oft unter Denkmalschutz stehenden Kirchen umgenutzt werden können. Anhand der Kirchenumnutzungen in Basel wird gezeigt, was möglich ist und wo die Grenzen liegen. 1 Person Doppelzimmer zur Alleinbenützung 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Doppelzimmer Streifzug nach Lenzburg auf den Spuren von Frank Wedekind Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Streifzug am 26. Oktober 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel Ich melde mich/wir melden uns definitiv an für den Film «Nosferatu» am 2. November 2014: 1 Person 2 Personen (Voraussetzung: Paarmitgliedschaft) Mit dem SRF Kulturclub ins Konzert Ich bestelle/wir bestellen folgende Eintrittskarten: STERNSTUNDEN SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 10.00–11.00 Religion: Das Boot ist nicht voll Die Volksbewegung «Freiplatzaktion» ermöglichte es in den 1970er-Jahren zahlreichen chilenischen Flüchtlingen, in die Schweiz einzureisen und privat unterzukommen. Sie war als Reaktion auf die Weigerung der Behörden entstanden, die Flüchtlinge nach dem Sturz Allendes aufzunehmen. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Konzert 2: «Rezital 6» Sonntag, 30. November 2014, 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Mittwoch, 26. November 2014, 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal Konzert 1: «Klavier-Konzert 2» Kategorie 1 1 Konzertkarte Mittwoch, 26. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Konzert 2: «Rezital 6» Kategorie 1 1 Konzertkarte Sonntag, 30. November 2014, KKL Luzern Kategorie 2 2 Konzertkarten Bezahlung der Konzertkarten ausschliesslich mittels Kreditkarte. Eurocard American Express Kartennummer Visa Verfalldatum / Senden Sie den Talon an: Schweizer Radio und Fernsehen, SRF Kulturclub, Postfach, 4002 Basel. 5 6 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Sicherheitscode Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 1 HörPunkt: Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Z AHLEN prägen unser Leben: Schon bei der Geburt werden wir in Zahlen gefasst, mit Länge und Gewicht. In der Schule bekommen wir Noten und im Berufsleben dann einen Lohn. Zahlen beherrschen die Wirtschaft, Zahlen regieren die Politik. Aber Zahlen haben auch ihre spielerische Seite: Wir zählen beim Jassen, vor dem Einschlafen zählen wir Schäfchen, wir zählen die Schritte beim Tanz. Und wir kennen Glücks- und Unglückszahlen. Für manche sind Zahlen schlicht die wichtigste kulturelle Errungenschaft der Menschheit. Grund genug also, dem Thema Zahlen einen ganzen Tag zu widmen. Wiederholungen von 17 bis 24 Uhr Anmeldung Name/Vorname Mitgliedernummer E-Mail Adresse PLZ/Ort Tel. (P) Tel. (G) Name der Begleitperson Mitgliedernummer E-Mail Datum/Unterschrift Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt. Bei Reisen des SRF Kulturclubs ist der Abschluss einer Annullations-/ Assistancekostenversicherung obligatorisch. Ich wünsche/wir wünschen entsprechende Unterlagen. Ich verfüge/wir verfügen über eine eigene Reiseversicherung. 7 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Tempel in Selinunte, antike griechische Polis im Westen Siziliens. Schmerzloser Abgang Foto: shutterstock Rundreise von Palermo über Agrigento und Syrakus nach Catania Reicher Kulturschatz auf Sizilien Donnerstag, 23. April, bis Dienstag, 28. April 2015 D ORISCH verzierte Marmorsäulen, die Kunstwerke des Dädalus und die Quelle der Arethusa – die antiken Überreste sind auf Sizilien sehr präsent. Sie sind ebenso Teil des reichen Kulturerbes auf der Insel wie der mittelalterliche normannische Kirchenbau und die Barockpracht des 17. und 18. Jahrhunderts. Auf dieser Rundreise durch Sizilien werden die vielfältigen historischen Prägungen der Insel sichtbar. Dabei kommt auch der kulinarische und musikalische Genuss nicht zu kurz. Die Rundreise beginnt in der Hauptstadt der Insel, in Palermo: Hier werden Sie neben der mittelalterlichen Baukunst der Araber und der Normannen, die die Stadt geprägt haben, auch den Dom von Monreale besichtigen können, der für seine byzantinischen Goldgrundmosaike berühmt ist. Einen Besuch wert ist auch der Palazzo Gangi: Der Barockpalast diente als Kulisse für den berühmten französisch-italienischen Spielfilm «Il Gattopardo» (1963) von Luchino Visconti. In den sizilianischen Städten finden sich grosse kulturelle Schätze, etwa das Tal der Tempel auf dem Gelände der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Grosse kulturelle Leistungen gingen auch von Syrakus aus: Die Stadt, einst eine griechische Kolonie, war grösser als Athen. Sie hat viele kluge Köpfe hervorgebracht, etwa den Dichter Theokritos oder den berühmten Mathematiker und Physiker Archimedes. Sizilien gehörte damals zur «Magna Graecia», zu jener süditalienischen Region, die von griechischen Siedlern seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurde. Das Reiseprogramm Tag 1: Flug ab Zürich via Rom nach Palermo, Ankunft am Nachmittag. Willkommensgetränk auf den Terrassen des «Grand Hotel Villa Igiea» mit Aussicht auf die Bucht von Palermo. Das Hotel wurde am Ende des 19. Jahrhunderts vom renommierten Jugendstilarchitekten Ernesto Basile renoviert. Abendessen in einem Fischrestaurant im Badeort Sferracavallo. Übernachtung in Palermo. Tag 2: Am Morgen Stadtrundgang in Palermo: Besichtigung architektonischer Meisterwerke im normannischen und arabischen Baustil und Besuch des Palazzo Gangi. Mittagessen mit sizilianischen Spezialitäten. Am Nachmittag Führung durch den Dom von Monreale. Besuch des Teatro Massimo, des drittgrössten Opernhauses Europas. Auf dem Programm: die komische Oper «Le Toréador» und die sizilianische Oper «Cavalleria Rusticana». Blick hinter die Kulissen und Treffen mit einem der Künstler. Tag 3: Fahrt nach Erice: Besichtigung der Stadt, die wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung liegt. Pasticceria-Kurs und eine Degustation im Ort. Mittagszeit zur freien Verfügung. Weiterfahrt nach Selinunte, eine ehemalige griechische Kolonie, Besuch des archäologischen Parks. Danach Olivenöl-Degustation. Abendessen mit lokalen Gerichten, begleitet von traditioneller Musik. Übernachtung in Agrigento. Tag 4: Besichtigung des Tals der Tempel der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Am Nachmittag Fahrt nach Piazza Armerina, berühmt für die Villa Romana del Casale und ihre Mosaike mit Jagdszenen und den «Mädchen im Bikini». Abendessen mit regionalen Spezialitäten. Tag 5: Weiterfahrt nach Noto, eine Kleinstadt, die vom sizilianischen Barockstil geprägt ist und zum UNESCO-Welterbe gehört. Degustation des sizilianischen Wassereises Granita im berühmten Caffé Sicilia. Am Nachmittag Rundgang in Syrakus und auf der vorgelagerten Halbinsel Ortigia. Besuch des antiken Theaters und des «Ohrs des Dionysos». Besichtigung von Caravaggios Meisterwerk «Die Beerdigung der Santa Lucia» in der gleichnamigen Kirche. Abendessen auf einem Landgut zu Klängen klassischer Barockmusik. Übernachtung in Catania. Tag 6: Rückflug am Mittag vom Flughafen Catania über Rom nach Zürich. Individuelle Anreise nach Basel Gabriela Kaegi, Musikredaktorin Radio SRF 2 Kultur, im Gespräch mit Violeta Dinescu Barbara Bleisch, Redaktorin und Moderatorin Sternstunde Philosophie SRF 1 «Nosferatu», der legendäre Horrorfilm von Wilhelm Murnau, 1922. Foto: zVg Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel «Nosferatu» Sonntag, 2. November 2014, 11.00 Uhr « E lautet der Untertitel des Stummfilms INE Symphonie des Grauens» – so «Nosferatu» von Friedrich Wilhelm Murnau, des legendären Horrorfilms von 1922. Mitglieder des SRF Kulturclubs haben nun die Gelegenheit, diesen Stummfilmklassiker mit Livemusik von Violeta Dinescu zu geniessen. Kathedrale von Palermo. Foto: shutterstock Das Drehbuch für Murnaus düsteren Film über einen Vampir stammt von Henrik Galeen in Anlehnung an den Roman «Dracula» von Bram Stoker. In Galeens Skript tritt ein Vampir in der Gestalt des Grafen Orlok auf. Dieser dringt in eine Kleinstadtidylle ein und verbreitet Pest und Tod, bis sich eine Frau opfert und den Spuk des Untoten beendet. Obwohl es inzwischen Hunderte von Verfilmungen von Stokers Roman gibt, gilt Murnaus «Nosferatu» als eine der besten. Ebenso unzählig sind die Varianten mit musikalischer Begleitung. Die rumänische Komponistin und Pianistin Violeta Dinescu hat für diesen Stummfilm nun ihrerseits eine neue Musik für Bläser, Perkussion und Klavier geschrieben. Zusätzlich öffnet sie elektronische Hallräume immer dann, wenn die weibliche Hauptfigur, Ellen Hutter, von unheilvollen Traumvisionen gequält wird. Diese Frau opfert sich, um «Nosferatu» den Sonnenaufgang vergessen zu lassen und damit dem Spuk des Untoten ein Ende zu setzen. Sie wird musikalisch zur Gegenspielerin des Vampirs: Unter dem schrillen Aufschrei einer Schalmei zerbröckelt dieser am Ende im Sonnenlicht zu Staub. Violeta Dinescu (*1953) studierte am Konservatorium Ciprian Porumbescu in Bukarest Komposition und Klavier und ist heute Professorin für Angewandte Komposition in Oldenburg. Bei ihrer Pauschalpreis pro Person CHF 2’950.− im Doppelzimmer Zuschlag Doppelzimmer zur Alleinbenützung: CHF 350.– Anmeldeschluss: 30. November 2014 Eingeschlossene Leistungen > Linienflüge (Economy) inkl. Taxen und Gebühren > 5 Übernachtungen in charmanten 4*-Hotels mit Frühstück > Transfers vor Ort im modernen Reisebus > Im Programm aufgeführte Mahlzeiten > Eintritte und Gebühren gemäss Programm > Experten-Führungen zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen > cotravel-Reiseleitung ab Zürich > Trinkgelder Mindest-/Maximalbeteiligung: 15/25 Personen. Die Anmeldungen werden an den Reiseveranstalter cotravel weitergeleitet. Es gelten die «Allgemeinen Reise- und Vertragsbedingungen» von cotravel. Programmänderungen aus organisatorischen Gründen ausdrücklich vorbehalten. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Foto: Wikipedia Mario Boehler G EGEN den eigenen Tod kann sich kein Mensch versichern. Gegen ein qualvolles Sterben hingegen schon, sagt Saskia Frei, Präsidentin der Sterbehilfeorganisation «Exit». Wird einem das Leben lästig oder der Zerfallsprozess zum Graus, lässt sich die schmerzlose Abkürzung wählen via todsicheres Schlafmittel. Diese Versicherung findet regen Absatz: Über 78’000 Mitglieder zählt «Exit» heute, täglich werden es mehr. Dass Frei die Metapher der Versicherung benutzt, kommt nicht von ungefähr: Viele Mitglieder betonen, wie sehr es sie beruhige, für den eigenen Abgang vorgesorgt zu haben, um auch im Sterben selbstbestimmt zu bleiben. Selbstbestimmung ist ein hohes Gut – so hoch, dass es vielen Menschen undenkbar scheint, als gebrechliche Personen von anderen abzuhängen. Doch ist diese Gleichsetzung von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit richtig? Fest steht: Menschen sind von Kindsbeinen an aufeinander angewiesen, und die gegenseitige Abhängigkeit ist uns mitunter Antrieb zur Fürsorge. Allerdings will auch «Exit» helfen, und zwar jenen Menschen, die ihr Leben nicht mehr ertragen können und ohne Hilfe Dritter nur eine gewaltsame Form des Suizids wählen könnten. Dabei gilt die Hilfe von «Exit» nicht nur Menschen, die unter einer Krankheit leiden, sondern auch den Lebenssatten, die das eigene Leben bilanzieren und finden, es sei Zeit für einen Abgang. Der Zeitpunkt wird geplant, die Todesart ebenso. Verwandte kommen dabei nicht selten unter Druck: Sie möchten den Willen des Gegenübers respektieren, und gleichwohl haben sie das Bedürfnis, den geliebten Menschen vom Suizid abzuhalten. Für den Palliativmediziner Roland Kunz bringen sich Suizidenten aber nicht nur um, sondern sie bringen sich auch um die wertvolle Erfahrung des langsamen Sterbens, das vielen Menschen nochmals neue Horizonte eröffne. In der Sternstunde Philosophie spreche ich mit Saskia Frei und Roland Kunz über Sterben und Tod – und über Abhängigkeit und Vertrauen. 8 9 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Suche nach einer neuen passenden Klangwelt habe sie die Grundstruktur des Films aufgenommen: «Seine visuelle Sprache ist in ihren Zusammenhängen von jener Art, wie sie auch für musikalische Strukturen charakteristisch sind. Murnau ist es so gelungen, eine Korrespondenz zwischen sichtbaren und unsichtbaren Elementen des Films zu kreieren.» Preis pro Person: CHF 45.− Anmeldeschluss: 20. Oktober 2014 Filmszene «Nosferatu». Foto: zVg Eingeschlossene Leistungen > Gespräch mit Violeta Dinescu > Kinoticket für «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» Programm 11.00 11.30–12.45 Filmvorführung «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» mit Ion Bogdan Stefanescu (Flöte), Doru Roman (Schlagzeug) und Sorin Petrescu (Klavier) Sternstunde Philosophie SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 11–12 Uhr Der planbare Tod KULTURCLUB.CH Das Schloss Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz. Streifzug nach Lenzburg Auf den Spuren des Dramatikers Frank Wedekind Sonntag, 26. Oktober 2014, 13 bis 17.30 Uhr V OR 150 Jahren in Hannover geboren, zog Frank Wedekind im Alter von acht Jahren mit Eltern und Geschwistern in die Schweiz. Er verbrachte seine Jugendjahre auf Schloss Lenzburg. Die Familie Wedekind führte ein bewegtes Leben, bevor sie in die Schweiz zog. Franks Vater war im amerikanischen Goldrausch reich geworden, fühlte sich nach seiner Rückkehr nach Hannover politisch aber nicht mehr zu Hause. Aus Opposition gegen das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich verliess er ein Jahr später das Land und zog in den Aargau, wo er das Schloss Lenzburg kaufte. Obwohl Frank hier mit fünf Geschwistern aufwuchs, langweilte er sich auf dem Schloss hoch über der Stadt. Doch der fantasiebegabte Jüngling wusste diese zu vertreiben und liess sich immer wieder etwas einfallen. So ritt er auf dem Rücken des Schlossesels ins Städtchen hinab, galoppierte über den Friedhof, stiftete seine Schulfreunde zu deftigen Streichen an und verdrehte gestandenen Ortsbürgerinnen mit seinen Liebesgedichten den Kopf. In frechen Schmähversen rächte er sich ausserdem bei seinen Lehrern für Arrest und Strafarbeiten. Ein einschneidendes Erlebnis während seiner Zeit in der Kantonsschule in Aarau verarbeitete er im Theaterstück «Frühlingserwachen». Frank Wedekind habe schon als junger Mensch erkannt, wie skandalträchtig ein scheinbar geordnetes und sittsames Gemeinwesen wie eine aargauische Kleinstadt sein kann, hielt einer seiner Herausgeber, Rolf Kieser, in einem Referat über Wedekind fest: «Und wenn er keine Skandale entdecken konnte, erfand er seine eigenen, wie die Ge- Das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs › www.kulturclub.ch › Oktober 2014 mittelhersteller Maggi in Kemptthal. Auch dort liess er sich etwas einfallen: Er pries die Suppenwürfel und Streuwürze in Versform an. Nach dem nachmittäglichen Spaziergang im Schlosshof und durch die Lenzburger Altstadt liest Andreas Müller-Crepon Textpassagen aus dem Werk des Dramatikers. Konzipiert und begleitet wird der Streifzug von der Literaturwissenschaftlerin Martina Kuoni. schichte seiner Jugend in Lenzburg überaus deutlich nachweist.» Der Streifzug nach Lenzburg ist diesem aussergewöhnlichen Schriftsteller gewidmet, dessen gesellschaftskritische Theaterstücke ihn zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche machten. Seine ersten Texte schrieb er in Lenzburg, und sein erstes Geld verdiente er als Werbeleiter beim Nahrungs- «Barock – mon amour» › Wir Zahlenmenschen › Geteilte Verantwortung › Programmhinweise › HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen › Reise nach Sizilien › Streifzug: «Nosferatu» › Schmerzloser Abgang › Streifzug nach Lenzburg › Museumstipp Pauschalpreis pro Person: CHF 95.− Anmeldeschluss: 15. Oktober 2014 Programm Individuelle Anreise nach Lenzburg 13.00 Begrüssung Eingang Museum auf Schloss Lenzburg 13.00–15.30 Rundgang im Schlosshof und durch Lenzburg 15.30–16.30 Imbiss im Hotel «Krone» 16.30–17.30 Lesung mit Andreas Müller-Crepon HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Museumstipp: Kunstmuseum Winterthur Édouard Vuillard D AS Kunstmuseum Winterthur verfügt von den öffentlichen Schweizer Sammlungen über die umfangreichste Werkgruppe des 1868 geborenen französischen Künstlers. Die Ausstellung konzentriert sich auf Intérieurs mit Figuren aus den 1890er-Jahren, die Familienszenen aus dieser Zeit, die Landschaften von 1900 und die kurz darauf entstandenen Akte, ebenso wie auf die Intérieurs mit der am Tisch sitzenden Mutter und die Landschaften aus der Bretagne von 1908, an denen bei Vuillard der Übergang zu einem neuen Malstil sichtbar wird. Die Auswahl der Gemälde vermittelt einen vertieften Einblick in die Themenkreise des Malers und ermöglicht es zugleich, die Winterthurer Bilder in ihrem Kontext zu betrachten. Kunstmuseum Winterthur Museumstrasse 52, 8400 Winterthur Tel. 052 267 51 62, www.kmw.ch Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 20 Uhr Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr Montag geschlossen Ausstellung bis 23. November 2014 Mitglieder können den Museums-Jahrespass mit einer Ermässigung von CHF 25.– beziehen. Pro Person CHF 130.– statt CHF 155.– (exkl. Porto und Verpackung, CHF 4.–). Bestellung: www.museumspass.ch mit dem Vermerk «Mitglied SRF Kulturclub» oder Tel. 061 365 32 95. Impressum: KULTURCLUB.CH ist das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs Auflage: 9000 Exemplare Gedruckt auf Offsetpapier Soporset, FSC Mixed www.kulturclub.ch Veranstaltungsinfo Kartenbestellungen Redaktion: Sabine Bitter Layout: BUC AG, Basel Druck: Schwabe AG, Muttenz Schweizer Radio und Fernsehen SRF Kulturclub Postfach, 4002 Basel Geschäftsleiterin: Beatrice Denss [email protected] Tel. 061 365 32 95 Tel. 061 365 32 31 Tel. 0848 20 10 10 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 10 Hüpfspiel «Himmel und Hölle» Foto: edu Albrecht Dürer, das magische Quadrat aus Melencolia I 9.00–10.00 Der Siegeszug der Zahlen Die Frage nach dem «Wie viel?» dominiert unser Leben. Wie ist es zu dieser Quantifizierung der Gesellschaft gekommen und was bedeutet sie? 10.00–11.00 Homo numericus Wie lernen Kinder zählen? Und wer hat die Zahlen überhaupt erfunden? 11.00–12.00 Zahlen? Aber natürlich! Können auch Hühner, Bienen und Salamander zählen? Und besteht vielleicht sogar unser ganzes Universum nur aus Zahlen? 12.00–12.30 Zahlenzauber 13 gilt als Unglückszahl, 666 als Zahl des Teufels, 8 ist in China eine Glückszahl. Sind Zahlen magisch? Und ab wann wird Zählen zum Zwang? 13.00–14.00 Viel-Zahl Warum zählt «viel» mehr als «wenig»? Und was verbirgt sich genau hinter dem Schlagwort Big Data? 14.00–15.00 Dunkelziffern «Zahlen lügen nicht», sagt der Volksmund. Zu Recht? Das soll die Auswertung einer Online-Umfrage unter HörerInnen zu äusserst delikaten Fragen zeigen. Durch das Zahlendickicht führt als live-Gast der Psychologe Jörg Hupfeld von der Universität Bern. 15.00–16.00 Musikalisches Intermezzo Cclub_Oktober_2014_Internet_10_Club_Oktober_2014_Internet 17.09.14 17:28 Seite 1 HörPunkt: Donnerstag, 2. Oktober 2014 Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Z AHLEN prägen unser Leben: Schon bei der Geburt werden wir in Zahlen gefasst, mit Länge und Gewicht. In der Schule bekommen wir Noten und im Berufsleben dann einen Lohn. Zahlen beherrschen die Wirtschaft, Zahlen regieren die Politik. Aber Zahlen haben auch ihre spielerische Seite: Wir zählen beim Jassen, vor dem Einschlafen zählen wir Schäfchen, wir zählen die Schritte beim Tanz. Und wir kennen Glücks- und Unglückszahlen. Für manche sind Zahlen schlicht die wichtigste kulturelle Errungenschaft der Menschheit. Grund genug also, dem Thema Zahlen einen ganzen Tag zu widmen. Wiederholungen von 17 bis 24 Uhr Anmeldung Name/Vorname Mitgliedernummer E-Mail Adresse PLZ/Ort Tel. (P) Tel. (G) Name der Begleitperson Mitgliedernummer E-Mail Datum/Unterschrift Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt. Bei Reisen des SRF Kulturclubs ist der Abschluss einer Annullations-/ Assistancekostenversicherung obligatorisch. Ich wünsche/wir wünschen entsprechende Unterlagen. Ich verfüge/wir verfügen über eine eigene Reiseversicherung. 7 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Tempel in Selinunte, antike griechische Polis im Westen Siziliens. Schmerzloser Abgang Foto: shutterstock Rundreise von Palermo über Agrigento und Syrakus nach Catania Reicher Kulturschatz auf Sizilien Donnerstag, 23. April, bis Dienstag, 28. April 2015 D ORISCH verzierte Marmorsäulen, die Kunstwerke des Dädalus und die Quelle der Arethusa – die antiken Überreste sind auf Sizilien sehr präsent. Sie sind ebenso Teil des reichen Kulturerbes auf der Insel wie der mittelalterliche normannische Kirchenbau und die Barockpracht des 17. und 18. Jahrhunderts. Auf dieser Rundreise durch Sizilien werden die vielfältigen historischen Prägungen der Insel sichtbar. Dabei kommt auch der kulinarische und musikalische Genuss nicht zu kurz. Die Rundreise beginnt in der Hauptstadt der Insel, in Palermo: Hier werden Sie neben der mittelalterlichen Baukunst der Araber und der Normannen, die die Stadt geprägt haben, auch den Dom von Monreale besichtigen können, der für seine byzantinischen Goldgrundmosaike berühmt ist. Einen Besuch wert ist auch der Palazzo Gangi: Der Barockpalast diente als Kulisse für den berühmten französisch-italienischen Spielfilm «Il Gattopardo» (1963) von Luchino Visconti. In den sizilianischen Städten finden sich grosse kulturelle Schätze, etwa das Tal der Tempel auf dem Gelände der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Grosse kulturelle Leistungen gingen auch von Syrakus aus: Die Stadt, einst eine griechische Kolonie, war grösser als Athen. Sie hat viele kluge Köpfe hervorgebracht, etwa den Dichter Theokritos oder den berühmten Mathematiker und Physiker Archimedes. Sizilien gehörte damals zur «Magna Graecia», zu jener süditalienischen Region, die von griechischen Siedlern seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. kolonisiert wurde. Das Reiseprogramm Tag 1: Flug ab Zürich via Rom nach Palermo, Ankunft am Nachmittag. Willkommensgetränk auf den Terrassen des «Grand Hotel Villa Igiea» mit Aussicht auf die Bucht von Palermo. Das Hotel wurde am Ende des 19. Jahrhunderts vom renommierten Jugendstilarchitekten Ernesto Basile renoviert. Abendessen in einem Fischrestaurant im Badeort Sferracavallo. Übernachtung in Palermo. Tag 2: Am Morgen Stadtrundgang in Palermo: Besichtigung architektonischer Meisterwerke im normannischen und arabischen Baustil und Besuch des Palazzo Gangi. Mittagessen mit sizilianischen Spezialitäten. Am Nachmittag Führung durch den Dom von Monreale. Besuch des Teatro Massimo, des drittgrössten Opernhauses Europas. Auf dem Programm: die komische Oper «Le Toréador» und die sizilianische Oper «Cavalleria Rusticana». Blick hinter die Kulissen und Treffen mit einem der Künstler. Tag 3: Fahrt nach Erice: Besichtigung der Stadt, die wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung liegt. Pasticceria-Kurs und eine Degustation im Ort. Mittagszeit zur freien Verfügung. Weiterfahrt nach Selinunte, eine ehemalige griechische Kolonie, Besuch des archäologischen Parks. Danach Olivenöl-Degustation. Abendessen mit lokalen Gerichten, begleitet von traditioneller Musik. Übernachtung in Agrigento. Tag 4: Besichtigung des Tals der Tempel der antiken ehemaligen griechischen Stadt Akragas bei Agrigento. Am Nachmittag Fahrt nach Piazza Armerina, berühmt für die Villa Romana del Casale und ihre Mosaike mit Jagdszenen und den «Mädchen im Bikini». Abendessen mit regionalen Spezialitäten. Tag 5: Weiterfahrt nach Noto, eine Kleinstadt, die vom sizilianischen Barockstil geprägt ist und zum UNESCO-Welterbe gehört. Degustation des sizilianischen Wassereises Granita im berühmten Caffé Sicilia. Am Nachmittag Rundgang in Syrakus und auf der vorgelagerten Halbinsel Ortigia. Besuch des antiken Theaters und des «Ohrs des Dionysos». Besichtigung von Caravaggios Meisterwerk «Die Beerdigung der Santa Lucia» in der gleichnamigen Kirche. Abendessen auf einem Landgut zu Klängen klassischer Barockmusik. Übernachtung in Catania. Tag 6: Rückflug am Mittag vom Flughafen Catania über Rom nach Zürich. Individuelle Anreise nach Basel Gabriela Kaegi, Musikredaktorin Radio SRF 2 Kultur, im Gespräch mit Violeta Dinescu Barbara Bleisch, Redaktorin und Moderatorin Sternstunde Philosophie SRF 1 «Nosferatu», der legendäre Horrorfilm von Wilhelm Murnau, 1922. Foto: zVg Streifzug ins kult.kino Atelier in Basel «Nosferatu» Sonntag, 2. November 2014, 11.00 Uhr « E lautet der Untertitel des Stummfilms INE Symphonie des Grauens» – so «Nosferatu» von Friedrich Wilhelm Murnau, des legendären Horrorfilms von 1922. Mitglieder des SRF Kulturclubs haben nun die Gelegenheit, diesen Stummfilmklassiker mit Livemusik von Violeta Dinescu zu geniessen. Kathedrale von Palermo. Foto: shutterstock Das Drehbuch für Murnaus düsteren Film über einen Vampir stammt von Henrik Galeen in Anlehnung an den Roman «Dracula» von Bram Stoker. In Galeens Skript tritt ein Vampir in der Gestalt des Grafen Orlok auf. Dieser dringt in eine Kleinstadtidylle ein und verbreitet Pest und Tod, bis sich eine Frau opfert und den Spuk des Untoten beendet. Obwohl es inzwischen Hunderte von Verfilmungen von Stokers Roman gibt, gilt Murnaus «Nosferatu» als eine der besten. Ebenso unzählig sind die Varianten mit musikalischer Begleitung. Die rumänische Komponistin und Pianistin Violeta Dinescu hat für diesen Stummfilm nun ihrerseits eine neue Musik für Bläser, Perkussion und Klavier geschrieben. Zusätzlich öffnet sie elektronische Hallräume immer dann, wenn die weibliche Hauptfigur, Ellen Hutter, von unheilvollen Traumvisionen gequält wird. Diese Frau opfert sich, um «Nosferatu» den Sonnenaufgang vergessen zu lassen und damit dem Spuk des Untoten ein Ende zu setzen. Sie wird musikalisch zur Gegenspielerin des Vampirs: Unter dem schrillen Aufschrei einer Schalmei zerbröckelt dieser am Ende im Sonnenlicht zu Staub. Violeta Dinescu (*1953) studierte am Konservatorium Ciprian Porumbescu in Bukarest Komposition und Klavier und ist heute Professorin für Angewandte Komposition in Oldenburg. Bei ihrer Pauschalpreis pro Person CHF 2’950.− im Doppelzimmer Zuschlag Doppelzimmer zur Alleinbenützung: CHF 350.– Anmeldeschluss: 30. November 2014 Eingeschlossene Leistungen > Linienflüge (Economy) inkl. Taxen und Gebühren > 5 Übernachtungen in charmanten 4*-Hotels mit Frühstück > Transfers vor Ort im modernen Reisebus > Im Programm aufgeführte Mahlzeiten > Eintritte und Gebühren gemäss Programm > Experten-Führungen zu Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen > cotravel-Reiseleitung ab Zürich > Trinkgelder Mindest-/Maximalbeteiligung: 15/25 Personen. Die Anmeldungen werden an den Reiseveranstalter cotravel weitergeleitet. Es gelten die «Allgemeinen Reise- und Vertragsbedingungen» von cotravel. Programmänderungen aus organisatorischen Gründen ausdrücklich vorbehalten. KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Foto: Wikipedia Mario Boehler G EGEN den eigenen Tod kann sich kein Mensch versichern. Gegen ein qualvolles Sterben hingegen schon, sagt Saskia Frei, Präsidentin der Sterbehilfeorganisation «Exit». Wird einem das Leben lästig oder der Zerfallsprozess zum Graus, lässt sich die schmerzlose Abkürzung wählen via todsicheres Schlafmittel. Diese Versicherung findet regen Absatz: Über 78’000 Mitglieder zählt «Exit» heute, täglich werden es mehr. Dass Frei die Metapher der Versicherung benutzt, kommt nicht von ungefähr: Viele Mitglieder betonen, wie sehr es sie beruhige, für den eigenen Abgang vorgesorgt zu haben, um auch im Sterben selbstbestimmt zu bleiben. Selbstbestimmung ist ein hohes Gut – so hoch, dass es vielen Menschen undenkbar scheint, als gebrechliche Personen von anderen abzuhängen. Doch ist diese Gleichsetzung von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit richtig? Fest steht: Menschen sind von Kindsbeinen an aufeinander angewiesen, und die gegenseitige Abhängigkeit ist uns mitunter Antrieb zur Fürsorge. Allerdings will auch «Exit» helfen, und zwar jenen Menschen, die ihr Leben nicht mehr ertragen können und ohne Hilfe Dritter nur eine gewaltsame Form des Suizids wählen könnten. Dabei gilt die Hilfe von «Exit» nicht nur Menschen, die unter einer Krankheit leiden, sondern auch den Lebenssatten, die das eigene Leben bilanzieren und finden, es sei Zeit für einen Abgang. Der Zeitpunkt wird geplant, die Todesart ebenso. Verwandte kommen dabei nicht selten unter Druck: Sie möchten den Willen des Gegenübers respektieren, und gleichwohl haben sie das Bedürfnis, den geliebten Menschen vom Suizid abzuhalten. Für den Palliativmediziner Roland Kunz bringen sich Suizidenten aber nicht nur um, sondern sie bringen sich auch um die wertvolle Erfahrung des langsamen Sterbens, das vielen Menschen nochmals neue Horizonte eröffne. In der Sternstunde Philosophie spreche ich mit Saskia Frei und Roland Kunz über Sterben und Tod – und über Abhängigkeit und Vertrauen. 8 9 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 Suche nach einer neuen passenden Klangwelt habe sie die Grundstruktur des Films aufgenommen: «Seine visuelle Sprache ist in ihren Zusammenhängen von jener Art, wie sie auch für musikalische Strukturen charakteristisch sind. Murnau ist es so gelungen, eine Korrespondenz zwischen sichtbaren und unsichtbaren Elementen des Films zu kreieren.» Preis pro Person: CHF 45.− Anmeldeschluss: 20. Oktober 2014 Filmszene «Nosferatu». Foto: zVg Eingeschlossene Leistungen > Gespräch mit Violeta Dinescu > Kinoticket für «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» Programm 11.00 11.30–12.45 Filmvorführung «Nosferatu» mit Livemusik des «Trio Contraste» mit Ion Bogdan Stefanescu (Flöte), Doru Roman (Schlagzeug) und Sorin Petrescu (Klavier) Sternstunde Philosophie SRF 1 Sonntag, 12. Oktober, 11–12 Uhr Der planbare Tod KULTURCLUB.CH Das Schloss Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz. Streifzug nach Lenzburg Auf den Spuren des Dramatikers Frank Wedekind Sonntag, 26. Oktober 2014, 13 bis 17.30 Uhr V OR 150 Jahren in Hannover geboren, zog Frank Wedekind im Alter von acht Jahren mit Eltern und Geschwistern in die Schweiz. Er verbrachte seine Jugendjahre auf Schloss Lenzburg. Die Familie Wedekind führte ein bewegtes Leben, bevor sie in die Schweiz zog. Franks Vater war im amerikanischen Goldrausch reich geworden, fühlte sich nach seiner Rückkehr nach Hannover politisch aber nicht mehr zu Hause. Aus Opposition gegen das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich verliess er ein Jahr später das Land und zog in den Aargau, wo er das Schloss Lenzburg kaufte. Obwohl Frank hier mit fünf Geschwistern aufwuchs, langweilte er sich auf dem Schloss hoch über der Stadt. Doch der fantasiebegabte Jüngling wusste diese zu vertreiben und liess sich immer wieder etwas einfallen. So ritt er auf dem Rücken des Schlossesels ins Städtchen hinab, galoppierte über den Friedhof, stiftete seine Schulfreunde zu deftigen Streichen an und verdrehte gestandenen Ortsbürgerinnen mit seinen Liebesgedichten den Kopf. In frechen Schmähversen rächte er sich ausserdem bei seinen Lehrern für Arrest und Strafarbeiten. Ein einschneidendes Erlebnis während seiner Zeit in der Kantonsschule in Aarau verarbeitete er im Theaterstück «Frühlingserwachen». Frank Wedekind habe schon als junger Mensch erkannt, wie skandalträchtig ein scheinbar geordnetes und sittsames Gemeinwesen wie eine aargauische Kleinstadt sein kann, hielt einer seiner Herausgeber, Rolf Kieser, in einem Referat über Wedekind fest: «Und wenn er keine Skandale entdecken konnte, erfand er seine eigenen, wie die Ge- Das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs › www.kulturclub.ch › Oktober 2014 mittelhersteller Maggi in Kemptthal. Auch dort liess er sich etwas einfallen: Er pries die Suppenwürfel und Streuwürze in Versform an. Nach dem nachmittäglichen Spaziergang im Schlosshof und durch die Lenzburger Altstadt liest Andreas Müller-Crepon Textpassagen aus dem Werk des Dramatikers. Konzipiert und begleitet wird der Streifzug von der Literaturwissenschaftlerin Martina Kuoni. schichte seiner Jugend in Lenzburg überaus deutlich nachweist.» Der Streifzug nach Lenzburg ist diesem aussergewöhnlichen Schriftsteller gewidmet, dessen gesellschaftskritische Theaterstücke ihn zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche machten. Seine ersten Texte schrieb er in Lenzburg, und sein erstes Geld verdiente er als Werbeleiter beim Nahrungs- «Barock – mon amour» › Wir Zahlenmenschen › Geteilte Verantwortung › Programmhinweise › HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen › Reise nach Sizilien › Streifzug: «Nosferatu» › Schmerzloser Abgang › Streifzug nach Lenzburg › Museumstipp Pauschalpreis pro Person: CHF 95.− Anmeldeschluss: 15. Oktober 2014 Programm Individuelle Anreise nach Lenzburg 13.00 Begrüssung Eingang Museum auf Schloss Lenzburg 13.00–15.30 Rundgang im Schlosshof und durch Lenzburg 15.30–16.30 Imbiss im Hotel «Krone» 16.30–17.30 Lesung mit Andreas Müller-Crepon HörPunkt: Von 1 bis viel – Macht und Magie der Zahlen Museumstipp: Kunstmuseum Winterthur Édouard Vuillard D AS Kunstmuseum Winterthur verfügt von den öffentlichen Schweizer Sammlungen über die umfangreichste Werkgruppe des 1868 geborenen französischen Künstlers. Die Ausstellung konzentriert sich auf Intérieurs mit Figuren aus den 1890er-Jahren, die Familienszenen aus dieser Zeit, die Landschaften von 1900 und die kurz darauf entstandenen Akte, ebenso wie auf die Intérieurs mit der am Tisch sitzenden Mutter und die Landschaften aus der Bretagne von 1908, an denen bei Vuillard der Übergang zu einem neuen Malstil sichtbar wird. Die Auswahl der Gemälde vermittelt einen vertieften Einblick in die Themenkreise des Malers und ermöglicht es zugleich, die Winterthurer Bilder in ihrem Kontext zu betrachten. Kunstmuseum Winterthur Museumstrasse 52, 8400 Winterthur Tel. 052 267 51 62, www.kmw.ch Öffnungszeiten: Dienstag 10 bis 20 Uhr Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr Montag geschlossen Ausstellung bis 23. November 2014 Mitglieder können den Museums-Jahrespass mit einer Ermässigung von CHF 25.– beziehen. Pro Person CHF 130.– statt CHF 155.– (exkl. Porto und Verpackung, CHF 4.–). Bestellung: www.museumspass.ch mit dem Vermerk «Mitglied SRF Kulturclub» oder Tel. 061 365 32 95. Impressum: KULTURCLUB.CH ist das monatlich erscheinende Magazin des SRF Kulturclubs Auflage: 9000 Exemplare Gedruckt auf Offsetpapier Soporset, FSC Mixed www.kulturclub.ch Veranstaltungsinfo Kartenbestellungen Redaktion: Sabine Bitter Layout: BUC AG, Basel Druck: Schwabe AG, Muttenz Schweizer Radio und Fernsehen SRF Kulturclub Postfach, 4002 Basel Geschäftsleiterin: Beatrice Denss [email protected] Tel. 061 365 32 95 Tel. 061 365 32 31 Tel. 0848 20 10 10 KULTURCLUB.CH Oktober | 2014 10 Hüpfspiel «Himmel und Hölle» Foto: edu Albrecht Dürer, das magische Quadrat aus Melencolia I 9.00–10.00 Der Siegeszug der Zahlen Die Frage nach dem «Wie viel?» dominiert unser Leben. Wie ist es zu dieser Quantifizierung der Gesellschaft gekommen und was bedeutet sie? 10.00–11.00 Homo numericus Wie lernen Kinder zählen? Und wer hat die Zahlen überhaupt erfunden? 11.00–12.00 Zahlen? Aber natürlich! Können auch Hühner, Bienen und Salamander zählen? Und besteht vielleicht sogar unser ganzes Universum nur aus Zahlen? 12.00–12.30 Zahlenzauber 13 gilt als Unglückszahl, 666 als Zahl des Teufels, 8 ist in China eine Glückszahl. Sind Zahlen magisch? Und ab wann wird Zählen zum Zwang? 13.00–14.00 Viel-Zahl Warum zählt «viel» mehr als «wenig»? Und was verbirgt sich genau hinter dem Schlagwort Big Data? 14.00–15.00 Dunkelziffern «Zahlen lügen nicht», sagt der Volksmund. Zu Recht? Das soll die Auswertung einer Online-Umfrage unter HörerInnen zu äusserst delikaten Fragen zeigen. Durch das Zahlendickicht führt als live-Gast der Psychologe Jörg Hupfeld von der Universität Bern. 15.00–16.00 Musikalisches Intermezzo