Panorama der Tschechischen Musik PERSÖNLICHKEITEN Zu den wichtigsten Komponisten der tschechischen Musik und gleichzeitig auch zu den Jubilaren des Jahres 2014 gehört neben Smetana, Dvořák und Janáček unzweifelhaft auch Dvořáks Schüler und Schwiegersohn Josef Suk (1874–1935), Komponist spätromantischer Musik und langjähriges Mitglied des Tschechischen Quartetts. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Streicherserenade Es-Dur, die Musik zu Zeyers Märchen Raduz und Mahulena, die symphonische Tetralogie Asrael, Ein Sommermärchen, Reife und Epilog. Ein weiterer Autor, dessen Schaffen sich im internationalen Repertoire durchsetzt hat, ist Bohuslav Martinů (1890–1959). Zu seinen wichtigsten Werken gehören die surrealistische Oper Julietta oder das Traumbuch (1939) und Griechische Passion (vollendet 1961). Auch die Namen und das Werk weiterer Schöpfer, die gerade ein Jubiläum feiern, treten in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit – aus dem Barock ist das vor allem der Komponist, Organist und Dichter Bohuslav Matěj Černohorský (1684–1742), der langfristig in der Emigration in Italien tätig war. Zu seinen besten Werken gehören das Offertorium Laudetur Jesus Christus von 1729. Ein weiterer typischer Schöpfer dieser Zeit, den man den „tschechischen Bach“ nennt, ist Jan Dismas Zelenka (1679–1745), der in Dresden, Wien und Italien wirkte. Er schuf etwa 200 Kompositionen und bestach im kontrapunktischen Denken. Bei der Krönung von Karl VI. zum König von Böhmen wurde sein Werk Sub olea pacis et palma virtutis aufgeführt, das die Zuschauer auch anlässlich des Internationalen Musikfestivals Prager Frühling 2004 werden erleben können. Komponist der ersten tschechisch gesungenen Oper Über den Ursprung von Jaroměřice (1730) ist František Václav Míča (1694–1744). Ein Beispiel für die barocke Kirchenmusik, die aus volkstümlichen Traditionen schöpft, ist die Weihnachtsmesse Hej, Meister des tschechischen Kantors Jakub Jan Ryba (1765–1815). Als die erste sog. Nationaloper der Romantik wird der Einakter Im Brunnen (1867) von Vilém Blodek (1834–1874) angesehen. Zu den außerordentlichen Persönlichkeiten der Periode nach dem 1. Weltkrieg gehört der Komponist, einflussreiche Musikkritikerund Publizist (in Hamburg und Wien) Josef Bohuslav Foerster (1859–1951), der Ehemann der bekannten Sopranistin Berta Lauterer, der auch ein Freund Gustav Mahlers war. Er komponierte 189 Werke. Die Musik fasste er als eine spirituelle, reine Kunst auf. Er widmete sich vor allem Chorwerken und dem geistlich motivierten Schaffen. Bei den Opern hebt sich die realistische Eva (1897) ab. Eine ganze Komponistengeneration beeinflusste als herausragender Künstler und Pädagoge Vítězslav Novák (1870–1949). Aus der Zeit des romantischimpressionistischen Stils werden am häufigsten das symphonische Gedicht Von der ewigen Sehnsucht (1904) und das Orchesterwerk Melancholische Lieder über die Liebe (1906) genannt. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erregte das Avantgardeballett Signorina Gioventù (1926–28) aufsehen. Ein außerordentlich vielseitiger Avantgardekünstler war der Schauspieler, Regisseur und Komponist Emil František Burian (1904–1959). 1933 gründete er das Theater „D 34“, schuf einen spezifischen Ausdruckstyp, die sog. Voice Band, und er ist der Schöpfer von Der Krieg (1935), eines Volksdramas mit Liedern und Tänzen. Im Konzentrationslager Auschwitz kamen 1944 die jüdischen Prager Komponisten Hans Krása (1899–1944), dessen bekanntestes Werk die Kinderoper Brundibár ist, und Viktor Ullman (1898–1944) um. Seine Oper Der Sturz des Antichrist (1935) wurde in das Repertoire des Nationaltheaters in Prag aufgenommen. Aus der Periode der 60er Jahre dringt besonders das Werk von Miloslav Kabeláč (1908–1979) in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, eines Künstlers, der bewusst vom sozialistischen Regime nach 1968 übergangen wurde. Zu den attraktivsten Werken dieses Komponisten der sog. neuen Musik gehören Das Mysterium der Zeit, Eufemias mysterion und Acht Inventionen für Percussion. Von den zeitgenössischen Komponisten wird vor allem das Orgelwerk von Petr Eben (1929–2007) und das Schaffen von Marek Kopelent (*1932) gespielt. Im Jahr 2014 möchten wir der musikalischen Öffentlichkeit auch die Jubiläen bedeutender Dirigenten und Interpreten in Erinnerung rufen. Oskar Nedbal (1874–1930) war als Dirigent der Tschechischen Philharmonie und des Tonkünstlervereins in Wien tätig, 1923 wurde er Chef des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava. Rafael Kubelík (1914–1996) ist seit Mitte der 30er Jahre eng mit der Geschichte der Tschechischen Philharmonie verbunden. 1948 ging er ins Ausland und leitete so berühmte Orchester wie das Chicago Symphony Orchestra, das ROH Covent Garden und das Orchester des Bayerischen Rundfunks in München. Nach 1989 gastierte er wieder in Prag mit der Tschechischen Philharmonie. Die Sopranistin Tereza Stolzová (1834–1902) war eine außergewöhnliche Interpretin der Rollen von G. Verdi und auch eine Freundin dieses Komponisten. Milada Šubrtová (1924–2011) gehört zu den überzeugendsten Sängerinnen in der Rolle der Rusalka in der gleichnamigen Oper von A. Dvořák. Der Pianist Rudolf Firkušný (1912–1994), der im Ausland lebte, war insbesondere in den USA ein geschätzter Interpret, der sich vor allem um die Propagierung des Klavierwerks von B. Martinů verdient machte. Das Jahr der Tschechischen Musik 2014 möchte auch an einzigartige Personen aus anderen Musikgenres, die ein Jubiläum feiern, erinnern. Zu den ausdrucksstärksten Jubilaren gehört die Jazzsängerin Eva Olmerová (1934–1993), der Multi-instrumentalist und Komponist Karel Velebný (1931–1989), der Sänger von Protestsongs und politische Exilant Karel Kryl (1944–1994), aus der jüngeren Generation der Jazzmusiker Pavel Klikar (*1954), Gründer des Ensembles Musica Antiqua Bohemica, das sich der authentischen Interpretation von Barockmusik widmet. ORTE Die Tschechische Republik ist reich an zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten, die mit Musik verbunden sind. St.-Georgs-Basilika auf der Präger Burg \\ \\ Neurenaissancegebäude mit Dekorationen der damals jungen tschechischen Künstler. Symbol der tschechischen Wiedergeburt. > www.narodni-divadlo.cz Prag, Nationaltheater Seit dem 12. Jahrhundert gibt es Belege für geistliche Spiele mit musikalischen Einlagen, die der Benediktinerorden des Klosters im Gebiet der Prager Burg veranstaltete. > www.hrad.cz Erzbischöfliches Schloss und Gärten in Kroměříž \\ \\ Neurenaissancegeb äude, ursprünglich das Haus der Kunst, dann Parlament, heute Sitz der Tschechischen Philharmonie und Ausstellungsräume der Rudolfinum-Galerie. Im Dvořák-Saal des Rudolfinums finden die meisten Konzerte des Internationalen Musikfestivals Prager Frühling statt > www.ceskafilharmonie.cz Rudolfinum Zu den interessanten Musikarchiven gehört das Archiv des Erzbischöflichen Schlosses in Kroměříž. Zum Schloss gehört ein Gartenkomplex, im Schloss befindet sich eine führende europäische Gemäldegalerie. Das Objekt ist im Denkmalverzeichnis der UNESCO eingetragen. > www.azz.cz \\ Einzigartige komplett erhaltene Theaterbühne mit einem Archiv authentischen Repertoires und authentischer Kostüme. Im Gebiet des Schlosses und des Parks findet jährlich das Internationale Musikfestival Český Krumlov statt. > www.auviex.cz > www.ckrumlov.cz Barocktheater in Český Krumlov \\ Jugendstilgebäude, Sitz des Symphonieorchesters der Hauptstadt Prag – FOK. Der Smetana-Saal des Obecní dům ist der zweithäufigst genutzte historische Saal insbesondere für angesehene Orchesterkonzerte. > www.obecni-dum.cz > www.fok.cz Gemeindehaus (Obecní dům) \\ In der verkleinerten Kopie des Schlosses Versailles hatte im Saal der Vorfahren 1730 die erste Oper zu einem tschechischen Text – Über den Ursprung von Jaroměřice von František V. Míča Premiere. > www.zamek-jaromerice.cz Antonín-Dvořák-Museum \\ Historisches Rokokogebäude, seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Zentrum des Prager Musiklebens. 1787 wurde hier die auf Bestellung komponierte Oper Don Giovanni begeistert aufgenommen. > www.narodni-divadlo.cz Bedřich-Smetana-Museum Jaroměřice nad Rokytnou > www.nm.cz/Ceske-muzeum-hudby/Oddeleni-CMH/ Muzeum-Antonina-Dvoraka/ Prag, Ständetheater > www.nm.cz/Ceske-muzeum-hudby/Oddeleni-CMH/ Muzeum-Bedricha-Smetany/ EREIGNISSE KLASSISCHE MUSIK Prager Frühling Internationales Musikfestival, gegründet 1946 > www.festival.cz SmetanaS litomyšl Internationales Opernfestival, gegründet 1949 > www.smetanovalitomysl.cz mähriScher herbSt Internationales Musikfestival, gegründet 1965 > www.mhf-brno.cz/moravsky-podzim JanáčeKS mai Internationales Musikfestival, gegründet 1975 > www.janackuvmaj.cz čeSKý Krumlov Internationales Musikfestival, gegründet 1991 > www.czechmusicfestival.com Saiten deS herbSteS Internationales Musikfestival, gegründet 1995 > www.strunypodzimu.cz dvořáKS Prag Internationales Musikfestival, gegründet 2008 > www.dvorakovapraha.cz concentuS moraviae / tSchechiSche träume Internationales Musikfestival, gegründet 1995/2004 > www.concentus-moraviae.cz > www.ceskesny.cz FOLKLORE JAZZ WORLD Strážnice Internationales Folklorefestival, gegründet 1945 > www.nulk.cz internationaleS JazzFeStival Gegründet 1978 > www.jazzfestivalpraha.cz colourS oF oStrava Internationales Multigenre-Festival, gegründet 2002 > www.colours.cz SchleSiSche tage Internationales Folklorefestival, gegründet 1965 > www.slezskedny.wz.cz internationaleS dudelSacKFeStival Internationales Folklorefestival, gegründet 1987 > www.folklornisdruzeni.cz/ mezinarodni-dudacky-festival internationaleS JazzFeStival KarlSbad Gegründet 1983 > www.jazzfest.cz Das Jahr der Tschechischen Musik 2014 > www.yearofczechmusic.cz Kurator: Lenka Dohnalová panorama der tschechischen musik