BiBo-Artikel vom 27.11.2014 zur Zentrumsplanung

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Ein schöner Gemeindeplatz und neue
Wohnungen für Bottmingen
Text: Gemeinderat Bottmingen
An der Gemeindeversammlung sind
die Quartierpläne «Zentrum I» und
«Zentrum II» mit grosser Mehrheit
angenommen worden. Damit könnte
für Bottmingen der alte Traum von
einem neuen Zentrum bald Realität
werden. Geplant sind ein verkehrsfreier Gemeindeplatz mit unterirdischer
Autoeinstellhalle und neue Wohnungen für Jung und Alt. Am 8. Dezember
entscheiden die Einwohnerinnen und
Einwohner von Bottmingen über das
Projekt.
Der Platz vor der Gemeindeverwaltung könnte einen schönen Dorfkern bilden – wären da nicht der
Autoparkplatz, die brach liegende
Grasfläche und die baufälligen Häuser und Scheunen zwischen Gemeindeverwaltung und Therwilerstrasse.
Das soll sich bald ändern. In einem
langen und sorgfältigen Planungsprozess hat die Gemeinde zusammen
mit der Kantonalen Denkmalpflege
und privaten Partnern ein Projekt
ausgearbeitet (siehe BiBo vom 16.
Oktober 2014).
Man trifft sich auf dem Gemeindeplatz
Herzstück der Zentrumsplanung ist
der verkehrsfreie Gemeindeplatz.
Die Menschen sollen sich auf dem
Platz wohlfühlen und ihn auf verschiedenste Weise nutzen. «Er ist für
alle da und es gibt bereits viele gute
Ideen», erklärt Urs Hänggi, Abteilungsleiter Raumplanung, Bau und
Umwelt der Gemeinde Bottmingen.
Der Wochenmarkt, Theateraufführungen, Konzerte, Kino, Ausstellungen oder Feste – vieles ist möglich.
«Der neue Gemeindeplatz stiftet
Bottmingen eine neue Identität»,
sagt Hänggi.
Auch die Umgebung des Gemeindeplatzes erhält ein neues Gesicht. Das
Gelände direkt vor der Gemeindeverwaltung wird eben gestaltet und
zurückhaltend möbliert sein. Auch
der alte Brunnen wird auf dem neuen Platz stehen. Gegen das Talholzschulhaus hin wird das Areal immer
grüner. Rasenflächen, Bäume sowie
Sitzstufen machen aus dem heutigen
Durchgangsort einen Aufenthaltsort.
Fusswege erschliessen den Platz von
allen Seiten. Velofahrerinnen und
Fussgänger können das Areal ohne
Hindernis durchqueren, und die Kinder gehen sicher und ohne Autoverkehr zur Schule.
Ein Gemeindeplatz alleine macht
aber noch kein attraktives Zentrum.
Aus diesem Grund hat die Gemeinde schon früh private Partner und
Bauherren in die Zentrumsplanung
einbezogen – einerseits die Erbengemeinschaft Wiesner mit ihrem Gartenbaubetrieb an der Therwilerstrasse, und andererseits die AG Burgrain.
Die Immobiliengesellschaft mit Sitz in
Frenkendorf kam mit der Gemeinde
in Kontakt, weil sie an einer Projektentwicklung der baufälligen «Stöcklin-Liegenschaften» interessiert war,
für welche die Gemeinde schon lange nach einer Lösung suchte.
Besitzer der 1935 gegründeten AG
Burgrain ist der Architekt Georg
Schmid. Er erbte die Firma von seinem Vater Paul Sacher. Mitglied des
Verwaltungsrates ist unter anderem
auch der Landschaftsarchitekt Thomas Stauffer, der mit seiner Firma
Schönholzer + Stauffer die Gestaltung des neuen Gemeindeplatzes
ausgearbeitet hat.
Zentrumsgestaltung kommt vor die
Gemeindeversammlung
An der Gemeindeversammlung vom
8. Dezember legt die Gemeinde den
Einwohnerinnen und Einwohnern
von Bottmingen folgende Anträge
zur Abstimmung vor:
Der Verkauf der «Stöcklin-Liegenschaften» an der Therwilerstrasse
9, 11 und 13 mit einem Landanteil
von 1439 m2 und einem nördlich
des Talholzschulhauses gelegenen
Landanteils von 2655 m2 an die AG
Burgrain, sowie die Abtretung von
Nutzungsrechten (Wegrechte etc.)
zum Betrag von insgesamt CHF 3,2
Mio.
Bruttokredit von CHF 1,92 Mio. für
den Einkauf der Gemeinde in die
unterirdische Autoeinstellhalle,
welche die AG Burgrain unter dem
Dorfplatz erstellt (40 Parkplätze,
Kostenschätzung CHF 42’000 pro
Parkplatz, Kostendach pro Parkplatz
CHF 48’000).
Bruttokredit von CHF 1,6 Mio für die
Gestaltung des künftigen Dorfplatzes mit öffentlichem Grünbereich.
Bild Zentrum1: Visualisierung des neuen Gemeindeplatzes mit Sicht auf die Neubauten nördlich des Talholzschulhauses: «Ein Café wäre
ideal auf dem Gemeindeplatz», sagt Architekt Johannes Feld.
«Diese Verbindung ist ein Zufall»,
sagt Urs Hänggi. Die Gemeinde hat
schon vor vier Jahren bei der Neugestaltung des Mibo-Areals mit dieser
Firma zusammengearbeitet – also
lange Zeit vor der Kontaktaufnahme
mit der AG Burgrain.
Zentrum langfristig aufwerten
Georg Schmid ist Investor und Architekt in einer Person. Zusammen mit
seinen Partnern Johannes Feld und
Jonas Wuest führt er das Architekturbüro F.A.B. - Forschungs- und Architekturbüro. Für Schmid die ideale
Kombination, um hochwertige und
nachhaltige Architekturprojekte zu
entwickeln. «Wir wollen mithelfen,
das Bottminger Zentrum langfristig aufzuwerten und sind nicht am
schnellen Gewinn interessiert», sagt
Georg Schmid. Mit dieser Grundhaltung ist die AG Burgrain ein idealer
Partner für die Gemeinde Bottmingen.
Aber warum interessieren sich die
Architekten für die baufälligen
«Stöcklin-Liegenschaften»? «Wir legen Wert darauf, mit historisch Gewachsenem sensibel umzugehen»,
sagt Georg Schmid. Die «Stöcklin-Liegenschaften» mit der sehr präsenten
Giebelfassade direkt an der Therwilerstrasse beeindruckten ihn. Bald
war jedoch klar, dass eine Sanierung
der maroden Bauten keinen Sinn
mehr machen würde. Da das Ensemble unter Volumenschutz steht, sind
die Auflagen für Neubauten streng.
Gemeinsam mit der kantonalen
Denkmalpflege und der AG Burgrain
als Investorin entwickelte das Team
ein Konzept, um die «Stöcklin-Liegenschaften» durch Neubauten zu
ersetzen.
Die neuen Gebäude müssen das gleiche Volumen und dieselbe Dachform
haben wie die alten Häuser. So will
es die Denkmalpflege. Trotzdem sollen die Neubauten nicht einfach die
alten Gebäude rekonstruieren. «Wir
wollen die historische Substanz mit
zeitgenössischer Architektur neu interpretieren. Gleichzeitig sollen sich
die Gebäude in ihr Umfeld einfügen», erklärt Georg Schmid. «Es ist
uns wichtig, Wohnungen zu bauen,
die den Bedürfnissen heutiger und
zukünftiger Mieterinnen und Mieter
entsprechen.»
Bild Zentrum 2:
Auf dem neuen Dorfplatz sollen sich Menschen begegnen und aufhalten können.
Bild «Stöcklin-Liegenschaften»:
In den «neuen Stöcklin-Liegenschaften» sind Laden- und Gewerberäume sowie Mietwohnungen geplant.
In den oberen Etagen sind 1.5- bis 3.5-Zimmerwohnungen vorgesehen. Auch
Alterswohnungen sind denkbar. Mit Laden- und Gewerberäumen im Erdgeschoss werden die neuen «Stöcklin-Liegenschaften» Teil des lebendigen Dorfkerns. «Die Leute sollen sich dort gerne aufhalten. Ein Café wäre ideal auf
dem Gemeindeplatz», sagt Johannes Feld. Erste Abklärungen laufen bereits.
Neue Wohnungen im Bottminger Zentrum
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die AG Burgrain bereits mit der Gemeinde
Bottmingen an der Zentrumsplanung. «Für uns war von Anfang an wichtig,
auch die wirtschaftliche Dimension einzubeziehen. Denn nur so können wir
sicherstellen, dass wir die gemeinsame Vision auch umsetzen können», erklärt Georg Schmid. So wurde es früh im Planungsprozess klar, dass die Sanierung der «Stöcklin-Liegenschaften» als einzelnes Projekt nicht finanzierbar
ist. Zu schlecht sind der Baugrund und ihr baulicher Zustand, zu streng die
Auflagen der Denkmalpflege, und zu schwierig ist ihre Lage an der stark befahrenen Therwilerstrasse.
Die Gemeinde bot der AG Burgrain deshalb an, den Neubau der alten Häuser mit einem zweiten Projekt zu verknüpfen: Nördlich des Talholzschulhauses soll die AG Burgrain Gemeindeland kaufen können, um dort zwei neue
Mehrfamilienhäuser mit rund 28 Mietwohnungen zu bauen. Im langen Planungsprozess wurden viele Varianten untersucht. Die Denkmalpflege hat die
geplanten Baukörper mit Flachdächern bevorzugt, die aussehen wie ineinander geschobene Würfel. Mit den Neubauten könnte die Gemeinde mehr
Familien ins Dorfzentrum holen – ein echter Gewinn. Die Idee gefiel auch
den Architekten: «Wir wollen lebenswerte Gebäude mit einem hohen architektonischen Anspruch bauen», erklärt Johannes Feld.
Die neuen Bauten fügen sich in die Umgebung zwischen dem historischen
Dorfkern und den Schulhausbauten ein. Ausserdem bilden sie einen Abschluss des neuen Gemeindeplatzes. Auch in der Höhe sollen sich die Neubauten eingliedern. Einige der alten Giebeldach-Häuser an der Bruderholzstrasse
überragen die geplanten Bauten. In den neuen Liegenschaften werden die
Mieterinnen und Mieter im Grünen direkt am Gemeindeplatz leben. «Wir
wollen die Mietwohnungen langfristig halten», erklärt Georg Schmid. «Und
wir wollen dazu beitragen, dass ein attraktives Dorfzentrum nicht nur geplant wird, sondern dass es auch realisiert werden kann.»
Aus Scheunen werden Mehrfamilienhäuser
Aber zurück zur Therwilerstrasse. Dort stehen auch die alten Scheunen der
Erbengemeinschaft Wiesner, die schon lange nicht mehr nutzbar sind. Es war
der richtige Zeitpunkt, um ein Bauprojekt mit der Zentrumsplanung der Gemeinde zu verknüpfen. Nun sollen die beiden Scheunen durch zwei Mehrfamilienhäuser ersetzt werden. Die Entwürfe stammen von Markus Wahl von
Staehelin, Gisin und Partner Architektur und Stefan Kutschke von ARC.GES.
Markus Wahl ist in Bottmingen aufgewachsen und mit der Gemeinde eng
verbunden: «Die Scheunen sind mir ans Herz gewachsen, denn ich bin als Bub
oft daran vorbeigelaufen. Ihre Zeit ist jedoch abgelaufen. Mit den Neubauten wollen wir Leben in das neue Zentrum bringen.» Geplant sind 13 Familienwohnungen mit 3.5 bis 4.5 Zimmern. «Die Wohnungen werden vom Flair
des Gemeindeplatzes profitieren», ist Markus Wahl überzeugt. Auch Bauherr
Lukas Wiesner ist optimistisch: «Die Umnutzung der Scheunen ist ein Gewinn
für Bottmingen. An so zentraler Lage neuen Wohnraum zu schaffen, ist sinnvoller, als leerstehende Scheunen zu unterhalten.»
Auch für Autos gibt es Platz
Weil der neue Gemeindeplatz künftig autofrei sein wird, braucht es Parkplätze für die Neubauten und für die Gemeindeverwaltung. Der Quartierplan
sieht vor, dass dafür eine gemeinsame Einstellhalle mit rund 80 Plätzen unter
dem Gemeindeplatz realisiert werden soll. Die AG Burgrain
würde nebst den Parkplätzen für die geplanten Neubauten
auch diejenigen für die Gemeinde erstellen. Diese will die
Hälfte der Parkplätze kaufen und einen Teil davon öffentlich zugänglich machen. Ein neuer Dorfkern für Bottmingen
ist in greifbarer Nähe. Wenn die Anträge von der Gemeindeversammlung angenommen werden (siehe Kasten), können die Bauarbeiten bald starten. «Für uns ist es ein grosses
Glück, dass die Erbengemeinschaft Wiesner und ein seriöser Investor an der Zentrumsentwicklung mitwirken», sagt
Urs Hänggi. «Das Projekt ist allerdings ein Gesamtpaket. Es
funktioniert nur, wenn es nicht auseinandergerissen wird.»
Es ist ein Paket mit Zukunft – für die Bottmingerinnen und
Bottminger.
Georg Schmid (rechts i.B.) ist Architekt und
Investor in einer Person. Zusammen mit Jonas
Wuest (links i.B.) und Johannes Feld führt er
das Architekturbüro F.A.B. - Forschungs- und
Architekturbüro, das Pläne für die neuen
«Stöcklin-Liegenschaften» und die geplanten
Mehrfamilienhäuser nördlich des Talholzschulhauses entworfen hat.
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