Ein schöner Gemeindeplatz und neue Wohnungen für Bottmingen Text: Gemeinderat Bottmingen An der Gemeindeversammlung sind die Quartierpläne «Zentrum I» und «Zentrum II» mit grosser Mehrheit angenommen worden. Damit könnte für Bottmingen der alte Traum von einem neuen Zentrum bald Realität werden. Geplant sind ein verkehrsfreier Gemeindeplatz mit unterirdischer Autoeinstellhalle und neue Wohnungen für Jung und Alt. Am 8. Dezember entscheiden die Einwohnerinnen und Einwohner von Bottmingen über das Projekt. Der Platz vor der Gemeindeverwaltung könnte einen schönen Dorfkern bilden – wären da nicht der Autoparkplatz, die brach liegende Grasfläche und die baufälligen Häuser und Scheunen zwischen Gemeindeverwaltung und Therwilerstrasse. Das soll sich bald ändern. In einem langen und sorgfältigen Planungsprozess hat die Gemeinde zusammen mit der Kantonalen Denkmalpflege und privaten Partnern ein Projekt ausgearbeitet (siehe BiBo vom 16. Oktober 2014). Man trifft sich auf dem Gemeindeplatz Herzstück der Zentrumsplanung ist der verkehrsfreie Gemeindeplatz. Die Menschen sollen sich auf dem Platz wohlfühlen und ihn auf verschiedenste Weise nutzen. «Er ist für alle da und es gibt bereits viele gute Ideen», erklärt Urs Hänggi, Abteilungsleiter Raumplanung, Bau und Umwelt der Gemeinde Bottmingen. Der Wochenmarkt, Theateraufführungen, Konzerte, Kino, Ausstellungen oder Feste – vieles ist möglich. «Der neue Gemeindeplatz stiftet Bottmingen eine neue Identität», sagt Hänggi. Auch die Umgebung des Gemeindeplatzes erhält ein neues Gesicht. Das Gelände direkt vor der Gemeindeverwaltung wird eben gestaltet und zurückhaltend möbliert sein. Auch der alte Brunnen wird auf dem neuen Platz stehen. Gegen das Talholzschulhaus hin wird das Areal immer grüner. Rasenflächen, Bäume sowie Sitzstufen machen aus dem heutigen Durchgangsort einen Aufenthaltsort. Fusswege erschliessen den Platz von allen Seiten. Velofahrerinnen und Fussgänger können das Areal ohne Hindernis durchqueren, und die Kinder gehen sicher und ohne Autoverkehr zur Schule. Ein Gemeindeplatz alleine macht aber noch kein attraktives Zentrum. Aus diesem Grund hat die Gemeinde schon früh private Partner und Bauherren in die Zentrumsplanung einbezogen – einerseits die Erbengemeinschaft Wiesner mit ihrem Gartenbaubetrieb an der Therwilerstrasse, und andererseits die AG Burgrain. Die Immobiliengesellschaft mit Sitz in Frenkendorf kam mit der Gemeinde in Kontakt, weil sie an einer Projektentwicklung der baufälligen «Stöcklin-Liegenschaften» interessiert war, für welche die Gemeinde schon lange nach einer Lösung suchte. Besitzer der 1935 gegründeten AG Burgrain ist der Architekt Georg Schmid. Er erbte die Firma von seinem Vater Paul Sacher. Mitglied des Verwaltungsrates ist unter anderem auch der Landschaftsarchitekt Thomas Stauffer, der mit seiner Firma Schönholzer + Stauffer die Gestaltung des neuen Gemeindeplatzes ausgearbeitet hat. Zentrumsgestaltung kommt vor die Gemeindeversammlung An der Gemeindeversammlung vom 8. Dezember legt die Gemeinde den Einwohnerinnen und Einwohnern von Bottmingen folgende Anträge zur Abstimmung vor: Der Verkauf der «Stöcklin-Liegenschaften» an der Therwilerstrasse 9, 11 und 13 mit einem Landanteil von 1439 m2 und einem nördlich des Talholzschulhauses gelegenen Landanteils von 2655 m2 an die AG Burgrain, sowie die Abtretung von Nutzungsrechten (Wegrechte etc.) zum Betrag von insgesamt CHF 3,2 Mio. Bruttokredit von CHF 1,92 Mio. für den Einkauf der Gemeinde in die unterirdische Autoeinstellhalle, welche die AG Burgrain unter dem Dorfplatz erstellt (40 Parkplätze, Kostenschätzung CHF 42’000 pro Parkplatz, Kostendach pro Parkplatz CHF 48’000). Bruttokredit von CHF 1,6 Mio für die Gestaltung des künftigen Dorfplatzes mit öffentlichem Grünbereich. Bild Zentrum1: Visualisierung des neuen Gemeindeplatzes mit Sicht auf die Neubauten nördlich des Talholzschulhauses: «Ein Café wäre ideal auf dem Gemeindeplatz», sagt Architekt Johannes Feld. «Diese Verbindung ist ein Zufall», sagt Urs Hänggi. Die Gemeinde hat schon vor vier Jahren bei der Neugestaltung des Mibo-Areals mit dieser Firma zusammengearbeitet – also lange Zeit vor der Kontaktaufnahme mit der AG Burgrain. Zentrum langfristig aufwerten Georg Schmid ist Investor und Architekt in einer Person. Zusammen mit seinen Partnern Johannes Feld und Jonas Wuest führt er das Architekturbüro F.A.B. - Forschungs- und Architekturbüro. Für Schmid die ideale Kombination, um hochwertige und nachhaltige Architekturprojekte zu entwickeln. «Wir wollen mithelfen, das Bottminger Zentrum langfristig aufzuwerten und sind nicht am schnellen Gewinn interessiert», sagt Georg Schmid. Mit dieser Grundhaltung ist die AG Burgrain ein idealer Partner für die Gemeinde Bottmingen. Aber warum interessieren sich die Architekten für die baufälligen «Stöcklin-Liegenschaften»? «Wir legen Wert darauf, mit historisch Gewachsenem sensibel umzugehen», sagt Georg Schmid. Die «Stöcklin-Liegenschaften» mit der sehr präsenten Giebelfassade direkt an der Therwilerstrasse beeindruckten ihn. Bald war jedoch klar, dass eine Sanierung der maroden Bauten keinen Sinn mehr machen würde. Da das Ensemble unter Volumenschutz steht, sind die Auflagen für Neubauten streng. Gemeinsam mit der kantonalen Denkmalpflege und der AG Burgrain als Investorin entwickelte das Team ein Konzept, um die «Stöcklin-Liegenschaften» durch Neubauten zu ersetzen. Die neuen Gebäude müssen das gleiche Volumen und dieselbe Dachform haben wie die alten Häuser. So will es die Denkmalpflege. Trotzdem sollen die Neubauten nicht einfach die alten Gebäude rekonstruieren. «Wir wollen die historische Substanz mit zeitgenössischer Architektur neu interpretieren. Gleichzeitig sollen sich die Gebäude in ihr Umfeld einfügen», erklärt Georg Schmid. «Es ist uns wichtig, Wohnungen zu bauen, die den Bedürfnissen heutiger und zukünftiger Mieterinnen und Mieter entsprechen.» Bild Zentrum 2: Auf dem neuen Dorfplatz sollen sich Menschen begegnen und aufhalten können. Bild «Stöcklin-Liegenschaften»: In den «neuen Stöcklin-Liegenschaften» sind Laden- und Gewerberäume sowie Mietwohnungen geplant. In den oberen Etagen sind 1.5- bis 3.5-Zimmerwohnungen vorgesehen. Auch Alterswohnungen sind denkbar. Mit Laden- und Gewerberäumen im Erdgeschoss werden die neuen «Stöcklin-Liegenschaften» Teil des lebendigen Dorfkerns. «Die Leute sollen sich dort gerne aufhalten. Ein Café wäre ideal auf dem Gemeindeplatz», sagt Johannes Feld. Erste Abklärungen laufen bereits. Neue Wohnungen im Bottminger Zentrum Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die AG Burgrain bereits mit der Gemeinde Bottmingen an der Zentrumsplanung. «Für uns war von Anfang an wichtig, auch die wirtschaftliche Dimension einzubeziehen. Denn nur so können wir sicherstellen, dass wir die gemeinsame Vision auch umsetzen können», erklärt Georg Schmid. So wurde es früh im Planungsprozess klar, dass die Sanierung der «Stöcklin-Liegenschaften» als einzelnes Projekt nicht finanzierbar ist. Zu schlecht sind der Baugrund und ihr baulicher Zustand, zu streng die Auflagen der Denkmalpflege, und zu schwierig ist ihre Lage an der stark befahrenen Therwilerstrasse. Die Gemeinde bot der AG Burgrain deshalb an, den Neubau der alten Häuser mit einem zweiten Projekt zu verknüpfen: Nördlich des Talholzschulhauses soll die AG Burgrain Gemeindeland kaufen können, um dort zwei neue Mehrfamilienhäuser mit rund 28 Mietwohnungen zu bauen. Im langen Planungsprozess wurden viele Varianten untersucht. Die Denkmalpflege hat die geplanten Baukörper mit Flachdächern bevorzugt, die aussehen wie ineinander geschobene Würfel. Mit den Neubauten könnte die Gemeinde mehr Familien ins Dorfzentrum holen – ein echter Gewinn. Die Idee gefiel auch den Architekten: «Wir wollen lebenswerte Gebäude mit einem hohen architektonischen Anspruch bauen», erklärt Johannes Feld. Die neuen Bauten fügen sich in die Umgebung zwischen dem historischen Dorfkern und den Schulhausbauten ein. Ausserdem bilden sie einen Abschluss des neuen Gemeindeplatzes. Auch in der Höhe sollen sich die Neubauten eingliedern. Einige der alten Giebeldach-Häuser an der Bruderholzstrasse überragen die geplanten Bauten. In den neuen Liegenschaften werden die Mieterinnen und Mieter im Grünen direkt am Gemeindeplatz leben. «Wir wollen die Mietwohnungen langfristig halten», erklärt Georg Schmid. «Und wir wollen dazu beitragen, dass ein attraktives Dorfzentrum nicht nur geplant wird, sondern dass es auch realisiert werden kann.» Aus Scheunen werden Mehrfamilienhäuser Aber zurück zur Therwilerstrasse. Dort stehen auch die alten Scheunen der Erbengemeinschaft Wiesner, die schon lange nicht mehr nutzbar sind. Es war der richtige Zeitpunkt, um ein Bauprojekt mit der Zentrumsplanung der Gemeinde zu verknüpfen. Nun sollen die beiden Scheunen durch zwei Mehrfamilienhäuser ersetzt werden. Die Entwürfe stammen von Markus Wahl von Staehelin, Gisin und Partner Architektur und Stefan Kutschke von ARC.GES. Markus Wahl ist in Bottmingen aufgewachsen und mit der Gemeinde eng verbunden: «Die Scheunen sind mir ans Herz gewachsen, denn ich bin als Bub oft daran vorbeigelaufen. Ihre Zeit ist jedoch abgelaufen. Mit den Neubauten wollen wir Leben in das neue Zentrum bringen.» Geplant sind 13 Familienwohnungen mit 3.5 bis 4.5 Zimmern. «Die Wohnungen werden vom Flair des Gemeindeplatzes profitieren», ist Markus Wahl überzeugt. Auch Bauherr Lukas Wiesner ist optimistisch: «Die Umnutzung der Scheunen ist ein Gewinn für Bottmingen. An so zentraler Lage neuen Wohnraum zu schaffen, ist sinnvoller, als leerstehende Scheunen zu unterhalten.» Auch für Autos gibt es Platz Weil der neue Gemeindeplatz künftig autofrei sein wird, braucht es Parkplätze für die Neubauten und für die Gemeindeverwaltung. Der Quartierplan sieht vor, dass dafür eine gemeinsame Einstellhalle mit rund 80 Plätzen unter dem Gemeindeplatz realisiert werden soll. Die AG Burgrain würde nebst den Parkplätzen für die geplanten Neubauten auch diejenigen für die Gemeinde erstellen. Diese will die Hälfte der Parkplätze kaufen und einen Teil davon öffentlich zugänglich machen. Ein neuer Dorfkern für Bottmingen ist in greifbarer Nähe. Wenn die Anträge von der Gemeindeversammlung angenommen werden (siehe Kasten), können die Bauarbeiten bald starten. «Für uns ist es ein grosses Glück, dass die Erbengemeinschaft Wiesner und ein seriöser Investor an der Zentrumsentwicklung mitwirken», sagt Urs Hänggi. «Das Projekt ist allerdings ein Gesamtpaket. Es funktioniert nur, wenn es nicht auseinandergerissen wird.» Es ist ein Paket mit Zukunft – für die Bottmingerinnen und Bottminger. Georg Schmid (rechts i.B.) ist Architekt und Investor in einer Person. Zusammen mit Jonas Wuest (links i.B.) und Johannes Feld führt er das Architekturbüro F.A.B. - Forschungs- und Architekturbüro, das Pläne für die neuen «Stöcklin-Liegenschaften» und die geplanten Mehrfamilienhäuser nördlich des Talholzschulhauses entworfen hat.