Fakten zu Naturgefahren und Gebäudeschutz

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Fakten zu Naturgefahren und Gebäudeschutz
Einführung ins Thema
Naturgefahren wie Hagel, Sturm und starker Regen verursachen in der Schweiz regelmässig
Schäden in Millionenhöhe. Dabei geht es primär um direkte Schäden an Gebäuden. Für die
Kantonalen Gebäudeversicherungen summieren sich diese Gebäudeschäden im Durchschnitt
der letzten zehn Jahre auf ca. 240 Mio. Franken pro Jahr. Oft haben aber auch die indirekten
Schäden, die sich zum Beispiel durch einen Betriebsunterbruch oder Aufräumarbeiten ergeben,
für die Betroffenen einschneidende Konsequenzen.
Die Schäden nehmen tendenziell zu: Schuld daran sind einerseits die Launen der Natur, andererseits die dichtere Bebauung und Nutzung sowie die empfindlichere Bauweise. Mit Schäden
durch Naturgefahren ist in Zukunft noch mehr zu rechnen: Als Folge der Klimaerwärmung werden
wir immer mehr Wetterextreme erleben, welche die Häufigkeit und Heftigkeit von Naturereignissen
verstärken können.
Beispiel Hochwasser: Das Wallis,
Nidwalden, das St. Galler Rheintal
und die Region Burgdorf sind besonders exponiert. Auf der Grundlage
der kantonalen Gefahrenkarten haben
Forscherinnen und Forscher des
Mobiliar Lab für Naturrisiken der
Universität Bern berechnet, dass
es hier zahlreiche Gemeinden gibt, in
denen über 80 Prozent der Gebäude
gefährdet sind. Betrachtet man den
Anteil der Bevölkerung einer Region,
die in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet wohnt, stechen
zusätzlich die Region Interlaken/Meiringen, das Glarnerland und das Sarganserland als besonders
gefährdet ins Auge.
Ein anderes, überraschendes Bild ergibt sich beim Vergleich der Gefährdung in absoluten Werten:
Klar an der Spitze steht die Stadt Zürich. Hier befinden sich fast 4 000 Gebäude, in denen knapp
80 000 Personen zuhause sind, in gefährdeten Gebieten. Aber auch in St. Gallen, Sion, Winterthur, Luzern und Biel leben tausende von Menschen in Überschwemmungsgebieten. Der Wert der
exponierten Gebäude beträgt in jeder dieser Städte mehrere Milliarden Franken.
Wozu Gebäudeschutz vor Naturgefahren?
Gebäudeschutz vor Naturgefahren verlängert die Lebensdauer von Bauteilen und gehört damit
zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen beim Bauen. Wer bei einem Um- oder Neubau
frühzeitig an Schutzmassnahmen denkt, kann diese mit wenig Aufwand realisieren. Die
Investitionen machen sich bezahlt: Über die Lebensdauer eines Gebäudes oder dessen Bauteile
betrachtet, übersteigt der finanzielle Nutzen die für Schutzmassnahmen aufgewendeten Kosten oft
deutlich. Beispielsweise muss bei mehr als der Hälfte aller Gebäude in der Schweiz mindestens
einmal mit einem heftigen Hagelschlag mit Hagelkörnern ≥ 3 cm gerechnet werden. Mit der Wahl
hagelresistenter Materialien und dem rechtzeitigen Einziehen der Storen lassen sich Schäden
verhindern.
Neben finanziellen Nachteilen bleiben einem im Ereignisfall auch Umtriebe und Ärger erspart. Und
letztlich dient ein guter Gebäudeschutz der Sicherheit und Lebensqualität der Bewohner. Er kann
weitere zum Teil nicht ersetzbare Schäden an Sachwerten vermeiden – ein Gewinn für alle
Beteiligten. Trotz Gebäudeschutz gibt es allerdings kein Nullrisiko – ein Restrisiko bleibt.
Wo bestehen welche Gefahren?
Gefahrenkarten zeigen, ob und wie stark ein Grundstück durch Hochwasser und andere
ortsbezogene Naturgefahren gefährdet ist. Hagel, Sturm und starker Regen können allerdings
überall in der Schweiz auftreten.
Diese drei meteorologischen
Naturgefahren und Hochwasser
waren gemäss der Schadenstatistik
der Vereinigung Kantonaler
Feuerversicherungen (VKF) in den
letzten zehn Jahren für fast 95
Prozent der Gebäudeschäden
verantwortlich. Gut 5 Prozent gehen
auf das Konto des Schnees, minimal
sind die Anteile von Rutsch/Sturz
sowie von Lawinen.
Die Hagelgefährdung ist während der
Gewittermonate von Anfang Mai bis
Ende September besonders hoch. Die grössten Hagelkörner sind dabei auf der Alpennordseite im
Jura, Mittelland, in den Voralpen und in der Nordostschweiz sowie auf der Alpensüdseite im
Südtessin zu erwarten.
Schutz vor Naturgefahren, c/o VKF, Bundesgasse 20, 3001 Bern
www.schutz-vor-naturgefahren.ch
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Wie gross ist das Schadenpotenzial?
Heute gibt es in allen Kantonen Gefahrenkarten, die aufzeigen, ob und wie stark ein Grundstück
durch Hochwasser und andere ortsbezogene Naturgefahren gefährdet ist. Die Karten sagen aber
nichts über mögliche Schäden aus. Eine Übersicht über die Risiken ermöglichen erst die
Kenntnisse über das sogenannte Schadenpotenzial. Ca. 270 000 Gebäude (rund 13 Prozent aller
Gebäude der Schweiz) befinden sich in Gebieten, die durch Hochwasser gefährdet sind. In diesen
gefährdeten Zonen wohnen gut 1.1 Mio. Personen oder 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung.
Der Neuwert der exponierten Gebäude beträgt knapp 480 Mrd. Franken. Zusätzliche Informationen
dazu finden Sie auf www.hochwasserrisiko.ch.
Die Gesamtschadensumme an Gebäuden schwankt von Jahr zu Jahr
beträchtlich (± 98 Prozent des
langjährigen Mittelwerts der Elementarschäden aller Kantonalen
Gebäudeversicherungen KGV).
Gemäss VKF Schadenstatistik waren
die beiden teuersten Schadenjahre
1999 mit 720 Mio. Fr. und 2005 mit
540 Mio. Fr. für gut ein Drittel aller
Schäden der letzten 20 Jahre verantwortlich. Insgesamt entstanden in diesem Zeitraum in den 18 KGV-Kantonen Gebäudeschäden
in der Höhe von 3.6 Mrd. Franken. Für die Betroffenen können die indirekten Schäden, die sich
zum Beispiel durch einen Betriebsunterbruch oder Aufräumarbeiten ergeben, mindestens so
einschneidende Folgen haben wie der eigentliche Gebäudeschaden.
Welchen Einfluss hat die Bauweise auf die Schäden?
Im Gegensatz zu den Brandschäden sind die Gebäudeschäden durch Naturgefahren in den letzten
Jahrzehnten angestiegen. Dies liegt primär an der Zunahme der Sachwerte, an der zunehmend
verletzlichen Bauweise und der Art der Gebäudenutzung. Ein direkter Zusammenhang zwischen
den beobachteten Schäden und der Klimaerwärmung ist nicht erwiesen. Die Zunahme der
Wetterextreme dürfte die Häufigkeit und Heftigkeit von Naturereignissen aber verstärken.
Einige Beispiele für die Unterschiede zwischen traditioneller, robuster und moderner Bauweise:
– Grosse Vordächer schützten früher die Fassade vor Regen und Hagel – heute sind viele
Fassaden der Witterung direkt ausgesetzt.
– Viele Kunststoffprodukte sind deutlich weniger robust gegen Hagelschlag als Glas.
– Aussendämmungen an Fassaden sind anfälliger auf mechanische Beanspruchung als massive
Mauern – sie müssen gut vor Hagel und dem Eindringen von Feuchtigkeit geschützt werden.
– Heute werden Untergeschosse viel intensiver genutzt als früher, für die Haustechnik, Serveranlagen, Tiefgaragen, Arbeitsräume etc. Bei einem Ereignis sind deshalb die Schäden grösser.
Schutz vor Naturgefahren, c/o VKF, Bundesgasse 20, 3001 Bern
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Wo gibt es die grössten Hochwasserschäden?
Die grössten Hochwasserschäden werden in den Städten verursacht, wo hohe Werte konzentriert
sind. «Während in vielen Gemeinden im Alpenbogen grosse Teile der Bevölkerung und Gebäude
überschwemmungsgefährdet sind, kommt es dort zu den grössten Hochwasserschäden, wo hohe
Werte konzentriert sind – nämlich in den Städten», sagt Veronika Röthlisberger vom Mobiliar Lab
für Naturrisiken des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung der Universität Bern.
Jeder zweite Überschwemmungsschaden geht auf starken Regen und oberflächlich abfliessendes
Regenwasser zurück. Deshalb können auch Gebäude weit ab von Flüssen oder Seen gefährdet
sein. Das belegen Statistiken der Gebäudeversicherung Zürich, die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss des Kantons Luzern sowie eine breit abgestützte Studie von Daniel Bernet von der
Universität Bern («Flood damage claims reveal insights about surface runoff in Switzerland»).
Welche Zerstörungskraft entwickelt Hagel?
Massgebend für die Zerstörungskraft
von Hagel ist die Grösse des einzelnen Hagelkorns. Hagelkörner bis
zu 3 cm Durchmesser werden häufig
beobachtet und können bei nicht
hagelgeprüften Bauprodukten bereits
zu massiven Schäden führen (Dellen
in Storen und dünnen Blechen,
Durchschlag von Lichtkuppeln oder
Abdichtungen aus Kunststoff, Abschlagen des Putzes an Fassaden
etc.). Bereits bei kleineren Hagelkörnern besonders gefährdet sind
Lamellenstoren: Sie machen ca. ein
Drittel aller Hagelschäden aus und
sollten bei Unwettern immer hochgezogen werden – denn moderne Fensterscheiben sind robust. Der Ersatz der Storen nach einem
Gewitter mit Hagel kann hingegen mehrere Wochen andauern.
Schutz vor Naturgefahren, c/o VKF, Bundesgasse 20, 3001 Bern
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Was nützen Schutzmassnahmen?
Prävention zahlt sich aus: Oft verhindern einfache Massnahmen Schäden, die während der
Lebensdauer eines Gebäudes sogar mehrmals auftreten könnten. Schutzmassnahmen sollen aber
auch verhältnismässig und wirtschaftlich sein. Durch den frühzeitigen Einbezug des Faktors
Naturgefahren in die Planung können die Kosten stark reduziert und architektonisch überzeugende
Lösungen realisiert werden. Neubauten können so erstellt werden, dass über deren gesamte
Lebensdauer (50 Jahre oder länger) kein Schaden eintritt.
«Werden nur schon die geltenden Baunormen konsequent umgesetzt, lassen sich viele Schäden
vermeiden, insbesondere bei Sturm, Schnee und Starkregen. Für Hagel- und
Überschwemmungsereignisse gibt es mittlerweile sehr wirksame Vorkehrungen», sagt Frank
Weingardt, Abteilungsleiter Elementarschadenprävention bei der Aargauischen
Gebäudeversicherung. Mirco Heidemann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Naturgefahren bei der
Gebäudeversicherung des Kantons Zürich bekräftigt: «Vor allem bei Hochwasser mit geringen
Wassertiefen lässt sich mit einfachen Massnahmen ein guter Schutz erreichen.» Der Experte denkt
dabei an das Platzieren von Gebäudeöffnungen wie Türen, Lichtschächten und Fenster über der
maximalen Überschwemmungshöhe oder das Anbringen einer Schwelle bei der Garagenzufahrt.
Die Plattform für Eigentümer, Bauherren, Architekten und Ingenieure mit dem OnlineNaturgefahrencheck zum Gebäudeschutz finden Sie hier: www.schutz-vor-naturgefahren.ch
Weitere Informationen:
Rolf Meier, Medienstelle Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF),
Telefon 031 320 22 82, E-Mail: [email protected]
Schutz vor Naturgefahren, c/o VKF, Bundesgasse 20, 3001 Bern
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