Baden Vortrag Georg Schneck formatiert für Homepage

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AKA-Tagung vom 11. bis 14. Juni 2015 in Oberkirch (Baden)
Aus der Geschichte Badens
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!
Oberkirch - Klammer auf - Baden - Klammer zu. Das sagt eigentlich schon viel. Baden das sagt vielen von uns wenig! Wir haben uns an den Begriff Baden-Württemberg
gewöhnt, traditionell das „Musterländle“ unter den 16 Bundesländern.
Wenn ich „Baden“ höre, dann erinnere ich mich an meine Mutter, eine Badenerin, wie sie
nach der Volksabstimmung 1951 entsetzt ausrief: „Jetzt hamts unser Badnerland
verkauft!“. Die AKA-Tagung in 0berkirch und meine badischen Wurzeln haben mich
veranlasst, ein bisschen der Geschichte Badens nachzuspüren.
Wie überall in unseren Landen siedelten auch am Oberrhein zunächst Kelten, bis diese
um die Zeitenwende von den Römern besiegt wurden. Die Römer fühlten sich in dem
klimatisch bevorzugten Rheintal offenbar recht wohl. Davon gibt eine Reihe von Resten
römischer Badeanlagen bis heute Zeugnis.
In der Zeit der Völkerwanderung drangen die Alemannen nach Südwesten vor und nach
und nach ging das römische Imperium unter Plötzlich stürmten die Hunnen, ein
Nomadenreitervolk aus dem Osten, plündernd und brandschatzend nach Westen vor. 451
brachte ein Heer aus Westgoten und römischen Legionen dem sagenumwobenen
Hunnenkönig Attila auf den Katalaunischen Federn eine entscheidende Niederlage bei.
Der Merowinger Chlodwig, der das römische Gallien erobert hatte, besiegte 506 endgültig
auch die Alemannen und band Alemannien fest in das Fränkische Reich ein.
Nach dem Tod Karls des Großen im Jahr 814 übernahm Ludwig der Fromme d.as Reich
der Franken. Er war aber nicht stark genug, dieses riesige Reich zusammenzuhalten, so
dass es schließlich 845 im Vertrag von Verdun unter seinen drei Söhnen aufgeteilt wurde.
Das Elsass und das heutige Baden-Württemberg lagen nun innerhalb der Grenzen des
0stfränklschen Reichs Ludwigs des Deutschen. Doch gegen Ende des 9. Jahrhunderts
ging die karolingische Epoche zu Ende und im 10. Jahrhundert bildeten sich im
0stfränkischen Reich Stammesherzogtümer aus.
Ich knüpfe hier an meine Ausführungen in Dillingen an und erinnere daran, dass das
Stammesherzogtum Schwaben vom Lech im Osten bis nach Meran im Süden, bis in die
Gegend von Stuttgart im Norden reichte und im Westen das Elsass einschloss. Der letzte
Hohenstaufer, Konradin, war zwar 1262 noch zum Herzog von Schwaben erkoren worden,
doch endete er 1268 in Neapel auf dem Schafott. Das Stammesherzogtum Schwaben
zerfiel in einzelne Grafschaften und in die reichsstädtischen und reichsklösterlichen
Herrschaften und in die Hochstifte. Der sprichwörtliche schwäbische Flecklesteppich
breitete sich nicht nur im heutigen Bayerisch-Schwaben, sondern genauso am Oberrhein
aus.
Es fällt uns heute meist schwer, mittelalterliche Geschichte zu verstehen, weil wir gewohnt
sind, in Ländern und Nationen zu denken. Im Mittelalter ging es aber weniger um
Stammesgrenzen sondern vielmehr um wetteifernde, ja konkurrierende Adelsdynastien.
Um das Reich verwalten zu können, haben schon die Frankenkönige bzw. -kaiser Grafen
eingesetzt. Dies waren ursprünglich königliche Beamte, die in ihrem Gau für Gericht,
Steuern und Heerbann verantwortlich waren. Allerdings entwickelten sich die Grafen im
Laufe der Zelt zu Besitzern eigener Hoheitsbezirke.
Ich zitiere wieder einmal aus der „Kleinen Geschichte Tirols“, in der Michael Horcher
schreibt: „Auf die Treue der Herzöge konnten sich die Herrscher vielfach nicht verlassen,
was umso schwerer wog, als deren Stellung und Besitz vererbt wurden. Vor allem
bayerische und schwäbische Adelssippen betrieben eine zielstrebige Politik der
Konzentration von Besitz und Rechtstiteln und lagen oft im Streit mit König und Reich“.
Und wenig später stellt Michael Horcher fest: „Durch Eheschließungen, Erbschaften,
Kaufverträge, aber auch durch blutige Fehden oder sonstige Gewaltanwendungen
bemühten sich die Adelssippen erfolgreich um die Festigung ihrer erblichen Position und
die Ausdehnung ihrer Herrschaft.“
Auf diesem Hintergrund wird vielleicht auch die Geschichte Badens verständlich.
Interessanterweise liegt der Ursprung der Markgrafschaft Baden nämlich in Verona. Denn
Herzog Berthold I. von Kärnten hatte zwei Söhne: Hermann I., den Ahnherrn der
Markgrafen von Baden und Berthold II., der die Linie der Herzöge von Zähringen
begründete. Hermann I. verwaltete die dem Herzogtum Kärnten angegliederte
Markgrafschaft Verona und am 0berrhein die Grafschaft im Breisgau. Als Hermann I. im
Jahr 1073 Frau und Kind verließ und Mönch in Cluny wurde, gingen die Markgrafenwürde,
die Grafschaftsrechte im Breisgau und ein Anteil am Besitz Bertholds I. an Hermann II.
über, das Übrige am Besitz Bertholds I. fiel an die Zähringer.
Berthold I. von Kärnten hatte sich am nördlichen Rand der Schwäbischen Alb um die
Burgen Teck und Limburg eine Herrschaft geschaffen, in der ihm, wie bereits erwähnt,
seine Nachkommen folgten. Vielerorts verzahnten sich die markgräflichen und die
zähringischen Besitzungen am mittleren Neckar, doch durch die Konkurrenz anderer
Adelsfamilien war es nicht gelungen, ein zusammenhängendes Territorium zu schaffen.
Um 1100 wurde Hermann II. noch immer nach der Limburg benannt, doch wenig später
erwarb er mit Hilfe Kaiser Heinrichs IV. die Burg Hohenbaden über dem heutigen BadenBaden und 1112 nannte er sich erstmals Markgraf von Baden. Obwohl sie in Verona nicht
mehr amtierten, firmierten die Markgrafen von Baden bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
als Markgrafen von Verona. Die Markgrafenwürde verschaffte ihnen einen Rangvorsprung
gegenüber ihren gräflichen Nachbarn.
Das Interesse der Markgrafen von Baden am mittleren Neckarraum blieb ungebrochen.
Durch die Ehe von Hermann II. mit Judith von Backnang wurde der markgräfliche Besitz
am Neckar vergrößert und Hermann III. erwarb um 1153 aus der Hand König Friedrichs I.
Besigheim. Friedrich II. brachte Markgraf Hermann V. in den Besitz der Stadt Pforzheim.
Hermann V. war es auch, der den ihm zugefallenen Ort Stuttgart zur Stadt erhob, doch
1245 gelangte Stuttgart auf dem Heiratsweg an die Grafen von Württemberg. Nachdem sich am mittleren Neckar immer mehr die Grafen von Württemberg breit
machten, lenkte Rudolf I., der Sohn Hermanns V., sein Interesse stärker dem
markgräflichen Besitz in Baden zu. Er begann den Ausbau der Burg Hohenbaden und
erlangte am Oberrhein ehemals staufische Positionen. Dabei konzentrierte er slch auf das
Umfeld seiner markgräflichen Stützpunkte in Baden, heute Baden-Baden, Ettlingen,
Durlach und Pforzheim.
Nach dem Tod Rudolfs I. im Jahr 1288 kam es zu Erbteilungen und zum Absinken der
Markgrafen unter den fürstlichen Rang. Erst 1361 konnte Rudolf IV. die markgräflichen
badischen Besitzungen wieder vereinen und so langsam den sozialen Wiederaufstieg
beginnen. Den wirklichen Anschluss an den Fürstenstand schaffte aber erst Markgraf
Bernhard I.. Er vermehrte seine Markgrafschaft um die Herrschaft Hochberg um
Emmendingen und um die linksrheinische Grafschaft Sponheim. Allerdings blieb es bei
einzelnen, isolierten Herrschaften entlang des 0berrheins. Trotzdem bestätigte Kaiser Karl
IV. 1762 erstmals, dass es sich bei der Markgrafschaft um ein „Fürstentum“ handelt. Die
seit den Stauferkaisern traditionelle Nähe der Markgrafen von Baden zum Königshaus
brachte im 15. Jahrhundert eine enge Anbindung an die Habsburger. So heiratete
Markgraf Karl I. 1447 Katharina von Österreich und besiegelte damit ein enges politisches
KlienteI-Verhältnis zum Kaiserhaus, das sich über die katholische Linie der Markgrafen bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts erhalten hat.
Einen weiteren politischen Nutzen versprach man sich 1465 von einem Heiratsvertrag der
beiden Dynastien Baden und Württemberg. Doch dies verhinderten die Kurfürsten von der
Pfalz. Die Kurpfalz blieb als königsgleicher Fürstenhof die Hegemonialmacht im
Südwesten des Reichs. Erst der Dreißigjährige Krieg verschob diese Machtverhältnisse.
Durch das Rötteler Gemächt von 1490 war die Markgrafschaft Hachberg an den
Markgrafen Christoph I. gekommen. Außerdem erwarb er die luxemburgische Herrschaft
Rodemachern. So hatte es Baden zu seiner größten Ausdehnung bis zur Zeit Napoleons
gebracht.
Gegen seine Söhne Philipp, Ernst und Bernhard konnte sich Christoph I. dagegen nicht
durchsetzen. Während nach dem Willen des Vaters sein Sohn Philipp die Markgrafschaft
ungeteilt erben sollte, schmiedeten die Söhne Teilungspläne. Widerstrebend sah sich
Christoph I. gezwungen, in seinem Testament 1515 der Dreiteilung des Landes
zuzustimmen und sich aus der Herrschaft zurückzuziehen. Philipp erhielt mit der unteren
Markgrafschaft die eigentlichen Kernlande Badens, Ernst trat die Regierung im Besitz um
Emmendingen und im Markgräfler Land, an Bernhard wurde auf die linksrheinischen
Gebiete verwiesen.
Nachdem Philipp 1533 ohne männlichen Erben verstorben war, versuchten Ernst und
Bernhard zunächst, das Erbe des Bruders gemeinsam zu regieren, doch 1535
entschlossen sie sich zur Aufteilung. Als Luther 1518 in Heidelberg seine Thesen
vorstellte, fand, er unter den Studenten zahlreiche Anhänger. Während sich die
Reformation in kleineren Herrschaften im Südwesten oder auch im Herzogtum
Württemberg rasch durchsetzte, blieben die größeren Territorien am Oberrhein entweder
unentschlossen oder sie steuerten einen entschieden antireformatorischen Kurs. Die
beiden badischen Landesteile zeigten sich Luthers Reformationsanstößen zwar
aufgeschlossen, aber sie waren keine Vorkämpfer der Reformation. Ab 1569 gingen sie in
konfessionellen Fragen endgültig unterschiedliche Wege.
Die Ernestinische Linie von Baden-Durlach führte per Edikt die Reformation ein, während
die Bernhardinische Linie von Baden-Baden gegen mancherlei Widerstände die
Rekatholisierung durchsetzte.
Während. Karl II. in Durlach sparsam lebte, hielt Philipp II. in Baden-Baden prunkvoll Hof.
Der Umstand, dass sein Nachfolger weiter Schulden machte, diente den Durlachern 1594
als Vorwand, die Markgrafschaft Baden-Baden zu besetzen. Die Okkupation dauerte bis
1622.
1648 beendete der Westfälische Frieden den Dreißigjährigen Krieg,
Markgrafschaften stark in Mitleidenschaft gezogen hatte.
der beide
In Baden-Baden kam 1677 Ludwig Wilhelm an die Regierung, der als kaiserlicher Offizier
unter seinem Beinamen „Türkenlouis“ berühmt wurde. Von 1685 bis 1692 hatte er mit
großem Erfolg gegen die Osmanen gekämpft. Als Ludwig Wilhelm in sein Land
zurückkehrte, fand er es zerstört vor, denn 1589 waren die Franzosen im Pfälzer
Erbfolgekrieg eingefallen. Im Gegensatz zu Ludwig Wilhelm war der Markgraf von BadenDurlach kein Feldherr. Er floh vor den Franzosen nach Basel. Als Markgraf Ludwig
Wilhelm das Kommando am Rhein 1691 übernahm, ruhten alle Hoffnungen auf ihm, dem
Türkensieger, denn die Lage war verzweifelt. Schon seit 1688 hatten die Franzosen alle
Festungen am Rhein besetzt. Gegen die gut aufgestellte Armee Ludwigs XIV. konnte
Ludwig Wilhelm nur eine bunt zusammengewürfelte Koalitionsstreitmacht ins Feld führen,
mit der eine Verteidigung am Rhein wegen seiner Länge unmöglich war. Deshalb ließ der
kaiserliche Generalleutnant - den undurchdringlichen Schwarzwald im Rücken – eln
System von Verteidigungslinien anlegen, einen Vorläufer des Westwalls, und führte eine
Art Volkskrieg gegen kleine französische Truppenteile. Erst 1697 gab Ludwig XIV. vier
Festungen zurück. Straßburg und das Elsass blieben französisch und der Oberrhein
wurde zur Grenze zwischen Frankreich und dem Süden des Reichs.
Nachdem sein Schloss in Baden-Baden zerstört war, ließ Markgraf Ludwig Wilhelm ab
1697 in Rastatt ein neues Schloss bauen. Carl III. Wilhelm von Baden-Durlach gab seine
Residenz ebenfalls auf und gründete Karlsruhe.
Im Spanischen Erbfolgekrieg hatte sich Ludwig XIV. mit dem bayerischen Kurfürsten Max
Emanuel einen starken Verbündeten im Rücken der Oberrheinfront gesichert. Während
1702 der Marsch einer französischen Armee zum bayerischen Kurfürsten noch verhindert
werden konnte, zogen die Franzosen 1703 doch zu ihrem Verbündeten und konnten erst
1704 bei der Schlacht von Höchstädt ausgeschaltet werden. Markgraf Ludwig Wilhelm
wurde in den Kämpfen zweimal verwundet und erlag nach langer Krankheit 1707 diesen
Verletzungen. Wie bedeutend er für die Verteidigung am Oberrhein war, zeigte sich noch
im selben Jahr, als erneut eine französische Armee in rechtsrheinisches Gebiet vorstieß.
An dieser Situation änderte sich bis zu den Friedensschlüssen von Utrecht und
Baden/Schweiz wenig.
Die Kriegszeit von 1688 bis 1714 hinterließ am Oberrhein wirtschaftlich ruinierte und
weithin verwüstete Landstriche, in denen bis zu 50 % der Bevölkerung umgekommen oder
ausgewandert war.
Schon seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts hatte sich das Verhältnis zwischen
den beiden badischen Markgrafschaften entspannt; dies war Voraussetzung für den
Erbverbrüderungsvertrag von 1765, worin der Übergang aller Gebiete Baden-Badens an
Baden-Durlach nach Aussterben der männlichen Linie des Hauses Baden-Baden geregelt
und die katholischen Einrichtungen Baden-Badens garantiert wurden. Der Erbfall trat 1771
ein, so dass Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach am 21. Oktober 1771 in Rastatt
Besitz von der benachbarten Markgrafschaft Baden-Baden ergreifen konnte.
Mit der Erbschaft war auch die Übernahme gewaltiger Schulden verbunden. Aber KarlFriedrich betrieb eine vorausschauende, auf Reformen und Sparsamkeit ausgerichtete
Politik. Nachdem er 1785 auch die Leibeigenschaft abschaffte, ging er als ein überaus
fortschrittlicher, im Dienste der Aufklärung wirkender Fürst in die Geschichtsbücher ein.
Ale 1789 in Paris die Französische Revolution ausbrach, war die Markgrafschaft Baden
durch Ihre geografische Nähe zu Frankreich ganz unmittelbar betroffen. Der Markgraf
entsandte Truppen in südbadische Gebiete, dennoch kam es zu revolutionären Aktionen.
Doch die umsichtige Politik Karl Friedrichs verhinderte ein ernsthaftes Übergreifen der
Revolution auf Baden. Folgenreicher waren für Baden die vielen Kriege, in die Frankreich
seit 1792 mit den übrigen europäischen Großmächten verwickelt war. Die kleine, territorial
zerstreute Markgrafschaft drohte zum Spielball der Großmächte zu werden.
Zunächst stand Baden auf der Seite der Gegner Frankreichs. Es wurde zum
Aufmarschgebiet für österreichische Truppen. Der Krleg entwickelte sich zugunsten
Frankreichs und 1796 besetzten französische Truppen Rastatt. In dieser für Baden
existenzbedrohenden Lage gelang es, mit Frankreich einen Separatfrieden auszuhandeln.
Als Preis dafür verzichtete der Markgraf auf seine linksrheinischen Besitzungen.
Außerdem musste er sich verpflichten, sich künftig nicht mehr gegen Frankreich zu stellen.
Unterm Strich zahlte sich dies für den Markgrafen aus, denn 1803 im
Reichsdeputationshauptschluss gehörte Baden zu den Gewinnern. Karl Friedrich wurde
zum Kurfürsten erhoben und dank Napoleons Wohlwollen wurden seinem
Herrschaftsgebiet umfangreiche Besitzungen zugeschlagen. Als Entschädigung für die an
Frankreich verloren gegangenen linksrheinischen Gebiete erhielt Baden Teile der
rechtsrheinischen Kurpfalz mit Mannheim und Heidelberg, den rechtsrheinischen Besitz
der Bistümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speyer, und die freien Reichsstädte
Offenburg, Gengenbach, Zell am Harmersbach, Überlingen und Pfullendorf wie auch die
Gebiete vieler Abteien und Stifte.
Im Frieden von Pressburg 1805 gingen viele große Teile von Vorderösterreich an Baden,
namentlich der Breisgau mit der Stadt Freiburg und die Stadt Konstanz.
Im Juli 1806 sagten sich 16 deutsche Reichsstände, darunter Baden, vom Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation los und schlossen sich zum Rheinbund zusammen.
Sie verpflichteten sich gegenüber Napoleon zu militärischem Beistand und zur Stellung
großer Truppenkontingente. Diese neuerliche Bindung an Frankreich zahlte sich aus.
Baden wurde zum Großherzogtum erhoben und erhielt den größten Teil des
fürstenbergischen Territoriums, das Fürstentum Leiningen, den Teil der Grafschaft
Wertheim links des Mains und die Landgrafschaft KlettgauIm Grenzvertrag von Paris trat 1810 Württemberg Gebiete im mittleren Schwarzwald und
das Oberamt Stockach an Baden ab.
Trotz der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 erreichte
Großherzog Karl auf dem Wiener Kongress die Bestätigung seiner Neuerwerbungen,
womit der Bestand des Landes und die Mitgliedschaft im Deutschen Bund gesichert
waren.
Aus dem ehemaligen FIecklesteppich war ein geschlossenes Staatsgebiet geworden, das
sich vom Bodensee bis zum Odenwald erstreckte. Um die neu erworbenen Besitzungen in
den Staatsverband zu integrieren und ein Regieren des Landes überhaupt möglich zu
machen, bedurfte es nun innerer Reformen. Ohne Rücksicht auf Traditionen wurde die
Verwaltung zentralistisch ausgerichtet.
1818 gab Großherzog Karl seinem Land eine Verfassung. Damit wurde Baden zu einer
konstitutionellen Monarchie und übernahm diesbezüglich eine Vorreiterrolle im Deutschen
Bund. Trotz aller Reformen, der Unmut der Bevölkerung mit den herrschenden Dynastien
wuchs und entlud sich in der Revolution 1848/49, in der Baden eine deutschlandweite
Ausstrahlung hatte, doch der Badische Aufstand vom Mai und Juni 1849 wurde durch
preußisches Militär niedergeschlagen.
Im Deutschen Krieg von 1866, in dem Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in
Deutschland kämpften, beteiligte sich Baden zunächst nur widerwillig auf der Seite
Österreichs, bis es schließlich den Austritt aus dem Deutschen Bund erklärte. Als
Frankreich 1870 dem Norddeutschen Bund den Krieg erklärte, galt für die süddeutschen
Staaten der Bündnisfall und in Baden herrschte die große Sorge, das Land könnte wegen
seiner Grenzlage zum Kriegsschauplatz werden.
Nach der Schlacht von Sedan trat auch Baden dem Norddeutschen Bund bei und dem
badischen Großherzog Friedrich fiel die Aufgabe zu, im Spiegelsaal von Versailles das
erste Hoch auf Kaiser Wilhelm, seinen Schwiegervater, auszubringen. Baden war nun
nicht mehr Grenzregion zu Frankreich, denn das Elsass und Lothringen waren wieder
Reichsland geworden.
Geblendet von den Erfolgen des 70 er-Krieges zogen am 1. August 1914 auch in Baden
die Soldaten mit markigen und patriotischen Worten gen Westen, doch schon bald war
klar, dass es diesmal keinen Blitzkrieg gibt. Die Nähe zur Front ließ badische Städte zum
Ziel feindlicher Angriffe aus der Luft werden. Hiezu kam im Laufe des Krieges eine
katastrophale Versorgungslage der Zivilbevölkerung. So wurde der Boden für die
Revolution von 1918/19 bereitet.
Der letzte Kanzler des Deutschen Kaiserreichs, Prinz Max von Baden, betrieb die
Abdankung von Kaiser Wilhelm II., um zumindest die Monarchie zu retten, doch die
Revolution gebar die Weimarer Republik. Die großherzogliche Familie war in der Nacht
des 11. November aus der Residenz in Karlsruhe geflohen. Am 22. November erklärte
Großherzog Friedrich II. für sich, seinen Nachfolger und dessen Nachkommen den
Thronverzicht. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Baden wieder zum Grenzland im Deutschen
Reich. Besonders schwerwiegend erwies sich für Baden die im Versalller Vertrag
bestimmte Einrichtung einer 50 km breiten entmilitarisierten Zone rechts des Rheins.
Nachdem die badische Wirtschaft durch den Verlust Elsass-Lothringens schon
bedeutende Absatzgebiete eingebüßt hatte, fiel in der entmilitarisierten Zone auch noch
das Militär als Wirtschaftsfaktor weg. Außerdem machte sich ein Gefühl der Unsicherheit
und des Bedrohtseins breit, dies um so mehr, als die Franzosen schon Anfang 1919 Kehl
und seine Umgebung, im Februar 1923 Offenburg und Appenweier mit den umliegenden
Gemeinden und im März die Rheinhäfen Mannheim und Karlsruhe besetzten. Die Badener
fühlten sich vom Reich im Stich gelassen. Der wirtschaftliche Vorsprung, den die badische
Wirtschaft zur Jahrhundertwende vor seinem östlichen Nachbarn, Württemberg, errungen
hatte, war dahin.
Dass unter derartigen Umständen die nationalsozialistischen Ideologen einen fruchtbaren
Nährboden fanden, ist nicht verwunderlich. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen wurde in
Baden ab 1937 am Westwall gebaut. Er sollte mit seinen Bunkern, Gräben und
Panzersperren einen Schutzwall gegenüber Frankreich bilden, ein Versuch, den schon
einmal der „Türkenlouis“ unternommen hatte.
Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. 9. 1939 begann der Zweite
Weltkrieg. England und Frankreich erklärten dem Deutschen Reich den Krieg,
unternahmen aber zunächst nichts, was die Ruhe in Westeuropa hätte stören können. Am
10. Mai 1940 begann die deutsche Offensive im Westen und schon am 18. Juni traf die
deutsche Wehrmacht in Straßburg ein. Nach dem Sieg über Frankreich wurde Baden mit
dem Elsass zum „Gau Baden-Elsass“ vereinigt und man begann, das politische Zentrum
von der alten badischen Residenzstadt Karlsruhe nach Straßburg zu verlegen, dem nach
dem Endsieg die Rolle der Gauhauptstadt zugedacht war.
Nachdem der Traum vom Endsieg geplatzt war, fand sich Baden als geteiltes Land
wieder. Das industriell geprägte Nordbaden war von den Amerikanern, der
landwirtschaftlich geprägte Süden von den Franzosen besetzt.
Die wirtschaftliche Notlage nach dem Krieg und die Teilung des alten Landes Baden in
zwei Besatzungszonen ließen Pläne für dle Gründung eines „Südweststaates“ reifen.
Darin sollten die alten Länder Baden, Württemberg und die Hohenzollerschen Lande
vereinigt werden. Doch insbesondere in Mittel- und Südbaden gab es viele, die eine
Dominanz Württembergs befürchteten und deshalb die Wiederherstellung des alten
Landes Baden betrieben.
Gegen die Stimmen der südbadischen Bevölkerung wurde in einer Volksabstimmung 1951
der Südweststaat gebilligt und 1952 das Bundesland Baden-Württemberg gegründet.
Aufgrund einer Klage des Heimatbundes Baden entschied das Bundesverfassungsgericht
1956, dass die badische Bevölkerung wegen des umstrittenen Wahlmodus' nochmals
abstimmen dürfe. Erst 1970 kam es zu dieser Volksabstimmung, an der sich diesmal die
Württemberger nicht beteiligen durften. Eine überwältigende Mehrheit von 81,9 % stimmte
nun für den Verbleib in Baden-Württemberg. Heute, fast 65 Jahre nach der ersten Volksabstimmung haben wir uns an das BindestrichBundesland Baden-Württemberg gewöhnt und ich denke, auch die Badener haben sich
arrangiert, um so mehr, als sie ins Herz Europas gerückt sind. Trotzdem, ihren Stolz und
ihre Identität haben die Badener bewahrt, wie es sich in folgender Redensart ausdrückt:
„Schwobe schaffe, Badener denke.“
„Schwobe“ - damit meinen sie die Württemberger!
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