Pwani Feeds Manufacturers Limited

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114 GLOBAL GROWING CASEBOOK
JOSIAH MACHARIA
Pwani Feeds
Manufacturers Limited
ÜBERBLICK
Diese Fallstudie beschreibt die Erfolgsgeschichte von Pwani Feeds, einem
führenden Tierfutterproduzenten in Kenia. Shem Mwaura, Inhaber von Pwani
Feeds, ist ein kenianischer Unternehmer. Bevor er Pwani Feeds gründete,
arbeitete er in einer Mühle und führte ein Lebensmittel- und Getreidegeschäft mit
seiner Frau.
1995 beschloss Mwaura, ein Unternehmen für Eier- und Futterhandel in
Thika, Zentralkenia, zu gründen. Das ursprüngliche Geschäftsmodell basierte auf
zwei Ideen: Erstens, Eier von lokalen Bauern einzusammeln und diese am Markt
von Mombasa zu verkaufen, und zweitens zugleich die Bauern mit Futter zu
versorgen, das sie sich sonst nicht besorgen konnten. Nach drei Jahren erweiterte
Herr Mwaura sein Unternehmen und stellte nun selbst auch Tier- und Geflügelfutter her. Er eröffnete eine Produktion in Mombasa und stellte FuttermittelFachleute ein, um hochwertige Produkte zu entwickeln.
Pwani Feeds richtete Eiersammelzentralen in der Küstenregion ein und
entwickelte ein einzigartiges „Zustellungsrouten-Geschäftsmodell“ für die Zentralprovinz. Den Bauern wurden dieselben Preise garantiert, die andere Händler
boten, was Pwani aber auszeichnete, waren die kostenlose Zusatzdienstleistungen. Am meisten profitierten die Bauern von den direkten Futterlieferungen
des Unternehmens, da sie ihnen Zeit und Transportkosten sparten. Außerdem
wurden Beratungsdienstleistungen (Dokumentation, Tiergesundheitswesen und
ein Modellbauernhof) kostenlos geboten. 2006 wurde das Unternehmen um die
Stiermast erweitert.
Der sozialökonomische Wert dieses Falles liegt nicht nur in der Tatsache, dass
das Pwani Modell 300 Arbeitsplätze in zwei Fabriken geschaffen hat und dadurch
Armut gelindert hat, sondern auch in der Förderung der Gleichberechtigung der
Geschlechter – 70 Prozent der kenianischen Geflügelbauern sind Frauen.
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
115
EINLEITUNG
Herr Shem Mwaura, Geschäftsführer von Pwani Feeds, hatte sich gerade in den
neuen Büroräumen in Thika, einer Stadt im Zentrum Kenias, niedergelassen. Die
Entscheidung, den Unternehmenssitz von der Küstenstadt Mombasa nach Thika
zu verlegen, gründete auf seiner Überzeugung, dass bei der bereits gut funktionierenden Infrastruktur des Unternehmens die Zeit reif war für die Errichtung von
Niederlassungen im ganzen Land. Um dies zu tun, mussten skalierbare Systeme
und Strukturen im Hinterland Kenias errichtet werden, die eine reibungslose
Organisation und die Schaffung einer effizienten logistischen Transportstruktur
sicherstellten. Bis zu diesem Zeitpunkt produzierte Pwani Feeds Tierfutter,
hauptsächlich Milchvieh- und Geflügelfutter, wobei das Unternehmen mit dem
Gros der Erzeugnisse die Küsten- und Zentralregion Kenias belieferte.
LANDWIRTSCHAFT & FUTTERHERSTELLUNG IN KENIA
Landwirtschaft bildet den Lebensunterhalt von ca. 80 Prozent der kenianischen
Bevölkerung. Sie schafft Arbeitsplätze für 70 Prozent der arbeitetenden
Bevölkerung und hat einen Anteil am kenianischen BIP in Höhe von 53 Prozent
LAGE VON THIKA UND MOMBASA
KENIA
THIKA
NAIROBI
MOMBASA
116
GLOBAL GROWING CASEBOOK
– 26 Prozent direkt und 27 Prozent indirekt (durch ihren Konnex zu Verarbeitung
und Dienstleistungen). Sie trägt durch Steuern auch 45 Prozent zur Staatskassa
bei. Der Hauptteil der landwirtschaftlichen Produktion Kenias kommt aus
gemischter Landwirtschaft (Pflanzenanbau und Tierhaltung). Die Viehwirtschaft
besteht hauptsächlich in Milchvieh- und Geflügelzucht (und zu einem geringeren
Teil in Schweinezucht).
MILCHWIRTSCHAFT IN KENIA
Kenia hat eine der größten Milchwirtschaften im sub-saharischen Afrika. Der
Sektor entwickelte sich über einen Zeitraum von 90 Jahren in mehreren Stufen.
Die ersten 60 Jahre waren von Großbetrieben beherrscht, inzwischen werden
80 Prozent der gesamten Milchproduktion von Kleinbauern generiert. Der Handel
mit Molkereiprodukten hat sich über drei Marktphasen entwickelt:
¯ bis 1969 als offener Markt mit zahlreichen unabhängigen Molkereien;
¯ zwischen 1969 und 1992 gab es eine öffentliche Monopolverwaltung;
¯ seit 1992 als regierungsunterstützter liberalisierter Markt.
Bis 1992 unterlag das Molkereiwesen Kenias der staatlichen Kontrolle. Richtlinien
und Preise wurden von der Regierung festgelegt und diese bestimmten, welche
industriellen Akteure überleben konnten. Das verantwortliche Komitee zur
Regelung der Milchindustrie war das Kenya Dairy Board. Im Laufe der Geschichte
konnte sich Kenia größtenteils selbst mit Molkereiprodukten versorgen. Die
Produktion lag bei 3,1 Mrd. Liter pro Jahr. Obwohl diese Menge den inländischen Verbraucherbedarf decken konnte, bestand weit mehr Bedarf für den
Exportmarkt. Kenia hatte geschätzte 3,3 Mio. Milchkühe und die kenianische
Milchindustrie basierte, wie bereits erwähnt, hauptsächlich auf kleinbäuerlicher
Milchproduktion. Ungefähr 600 000 Kleinbauern produzierten 70 Prozent der
vermarkteten Milch des Landes. Zirka 56 Prozent dieser Milch wurde unpasteurisiert auf dem informellen ungeregelten Markt verkauft, was öffentliches
Bedenken bezüglich der Hygiene- und Sicherheitsstandards erregte.
GEFLÜGELHALTUNG IN KENIA
Geflügel macht ca. 1,7 Prozent des gesamten landwirtschaftlichen BIP aus. Nach
Angaben des Berichts vom Ministerium für Viehwirtschaft 2007 waren die
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
117
geschätzten Geflügelproduktionsmengen wie folgt: 21.000 Tonnen Geflügelfleisch,
im Wert von 3,5 Mrd. KSh (33,6 Mio. Euro; Stand 2007) sowie 1,22 Mrd. Eier
(53 Prozent aus Misch- und 47 Prozent aus kenianischem Bestand) im Wert von
9,7 Mrd. KSh (92,7 Mio. Euro).
Die Erreichung eines optimierten genetischen Potenzials in der Hühnerpopulation
hing von drei Hauptfaktoren ab:
¯ Das Umfeld, in dem die Hühner aufgezogen werden, sollte so bewirtschaftet
werden, dass die Vögel mit guter Durchlüftung, guter Luftqualität, angenehmen Temperaturen und ausreichend Platz ausgestattet sind.
¯ Die Nahrungsaufnahme für Küken unterliegt strengen Regeln, um sicher
zu stellen, dass sie mit allen nötigen Nährstoffen versorgt werden. Geflügel
bezieht alle notwendigen Nährstoffe durch die richtige Mischung an geeignetem Futter und der Verabreichung von Futter und Wasser im richtigen
Verhältnis (für den genauen Eierproduktions-Prozess siehe Seite 125).
¯ Effektive sanitäre Anlagen und Programme zur Krankheitsvorbeugung sind
ein drittes wesentliches Element. Verfahren der Nutztierhaltung müssen das
Eindringen von Krankheiten verhindern, und wenn die Prävention versagt,
müssen Krankheiten früh erkannt und diagnostiziert werden.
TIERFUTTER-HERSTELLUNG IN KENIA
Die meisten Tierfutterhersteller in Kenia praktizieren die sogenannte
Mischfutter-Produktion (Karuri 2010). Das bedeutet, dass sie am selben Standort
Futter für Rind, Geflügel und Schweine produzieren. Das erste Unternehmen,
das Mischfutter in Kenia produzierte, wurde in den 1950er Jahren gegründet.
Seitdem ist die Futterindustrie nicht nur in Hinblick auf das produzierte
Futtervolumen gewachsen, sondern auch durch die Etablierung von Richtlinien
zur Futterqualitätssicherung. 1976 gründete die Regierung das Kenya Bureau
of Standards (KEBS). Bis zum Ende des Jahrzehnts wurden genaue Vorgaben
für Geflügel-, Milchvieh- und Schweinefutter definiert. 2010 gab es bereits
94 Mischfutterhersteller in Kenia, die meisten davon zur Gänze in kenianischer
Hand. Die Tierfutterproduktion bewegte sich zwischen weniger als 1.000 Tonnen
pro Jahr bei Kleinunternehmen und 100.000 Tonnen bei Großunternehmen. Die
größeren Müller verwendeten computergesteuerte Technologien (importierte
Fließbandmischer), die größere Produktionsmengen erreichten, während kleinere
Müller arbeitsintensive Produktionstechnologien mit geringen Investitionskosten
118
GLOBAL GROWING CASEBOOK
anwendeten. Die gesamte installierte Futterproduktionskapazität lag bei
843.000 Tonnen, wovon nur 44,5 Prozent genutzt wurden. Diese geringe Nutzung
– welche zeitweise zur Schließung einiger Mühlen führte – hatte ihren Grund
in der mangelnden Verlässlichkeit der Versorgung mit Qualitäts-Rohstoffen/
Futterinhaltstoffen und in einigen Fällen im Unvermögen der Bauern, Futter zu
erwerben (sie zogen es vor, das Futter auf ihrem eigenen Hof anzubauen).
Die Ziele der Mischfutter-Herstellung waren:
Futter zu produzieren, das sicher ist für den tierischen Gebrauch;
¯ Futter zu produzieren, das sicherstellt, dass das dadurch erzeugte Nahrungsmittelprodukt sicher ist für den menschlichen Konsum;
¯ Futter zu produzieren, das die Ernährungsbedürfnisse des Tieres deckt;
¯ einen Profit durch die Futterherstellung zu erwirtschaften.
¯
KEBS war dafür zuständig, die Erfüllung der ersten drei Qualitätsanforderungen
sicherzustellen. Futterhersteller wurden strengen Zertifikations- und Standardisierungsprozessen unterzogen, bevor sie ihr Futter verkaufen durften. Die
Hersteller wurden alle drei Jahre neu zertifiziert um sicherzustellen, dass sie ihre
Qualitätsstandards aufrechterhielten, doch konnte KEBS jederzeit eine Futterqualitätsprüfung durchführen.
Die Pwani Feeds Produktionsstätte in Thika
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
119
PWANI FEEDS
Shem Mwaura, Gründer von Pwani Feeds, arbeitete als Angestellter von Unga
Feeds, einer der führenden Mühlen Kenias, in der Küstenstadt Mombasa.
Daneben eröffnete er 1995 ein Lebensmittel- und Getreidegeschäft, das seine Frau
führte. Mit der Zeit begannen sie Eier zu verkaufen, sehr erfolgreich, denn in der
Küstenregion war der Absatz für Eier aufgrund der vielen Touristenhotels plus
der Essgewohnheiten der Bevölkerung enorm groß. Herr Mwaura erkannte eine
Chance und kündigte bei Unga, um sich auf das Eiergeschäft zu konzentrieren.
Nach der Kündigung reiste Herr Mwaura in die Zentralprovinz Kenias, die
für ihre große Eierproduktion bekannt ist. Er studierte die Region und die dort
angewandten Eierproduktionstechniken. Mit dem neu erlangten Wissen eröffnete
Mwaura ein Geschäft in Thika in der Zentralprovinz, 50 km von der Hauptstadt
Nairobi entfernt und 500 km von Mombasa, wo seine Frau nach wie vor das
Geschäft führte.
Das Geschäft in Thika sollte eine Sammelstelle für regional erzeugte Eier
sein, bevor diese nach Mombasa transportiert wurden. Um mehr Produzenten
zu bewegen, ihm ihre Eier zu liefern, begann Mwaura, in seinem Geschäft
Geflügelfutter von diversen Herstellern zu führen. Die Bauern kamen mit Eiern
und gingen mit Futter. 1998 lieferte er pro Woche 1.500 Paletten (mit 30 Eiern pro
Palette) nach Mombasa. Ungefähr zu der Zeit hatte Herr Mwaura die Idee, seinen
Profit weiter zu erhöhen, indem er sein eigenes Futter produzierte.
GRÜNDUNG VON PWANI FEEDS MANUFACTURERS GMBH
Nach der Entscheidung, eine eigene Fabrikation für Tier- und Geflügelfutter
zu gründen, stellte sich für Herrn Mwaura die Frage des Standorts. Zur Wahl
standen Mombasa und Thika. Zwei Faktoren waren dabei von Bedeutung:
¯ Bezugsquellen für Rohstoffe und
¯ Zielmärkte für die Produkte (Geflügelbauern).
Eine Prüfung der Verfügbarkeit der benötigten Rohstoffe ergab, dass die meisten
Rohstoffe in der Küstenregion leicht und kostengünstig zu erhalten waren.
Die wichtigsten Rohstoffe waren: Weizenkeime, Maiskeime und Weizenkleie,
alles Nebenprodukte von Weizen- und Maismühlen. In der Küstenregion gab es
fünf Mais- und Weizenmüller, welche die benötigten Rohstoffe in großen Mengen
produzieren. Die Müller hatten nirgends Abnehmer für diese Nebenprodukte,
120 GLOBAL GROWING CASEBOOK
DIE WICHTIGSTEN PRODUKTE VON PWANI FEEDS
GEFLÜGELFUTTER Von der Woche 1 bis zur Woche 7 werden die Vögel mit
Kükenfutter gefüttert, bis zur 15. Woche werden sie auf ein Aufzuchtfutter
umgewöhnt. Ab der Woche 16 an werden sie mit Legehennenfutter genährt, bis
sie ca. in der 18. Woche beginnen, Eier zu legen. Sie werden nach der Woche 70
als Fleisch verkauft und erhalten oft gute Preise. Für Masthühnchen (broiler
birds) empfiehlt, dass jeder Vogel zumindest 850 g First Grow Broiler starter
Futter und 2.000 g First Grow Broiler Finisher Futter oder Pellets frisst, um ein
optimales Gewicht von 1,5 kg zu erreichen (danach werden sie verkauft). Bis ein
Küken das Schlachtgewicht erreicht, braucht es etwa 42 Tage.
MILCHVIEHFUTTER Die empfohlene Menge an Milchviehfutter hängt von der
Menge der erzeugten Milch ab. Eine Kuh, die 20 Liter Milch am Tag gibt, wird
als ertragreich erachtet. Kühe, die weniger als 20 Liter pro Tag geben, mit
Ertragreich-Milchviehfutter zu ernähren, das teurer ist als Standardfutter,
wäre nicht wirtschaftlich. Eine Kuh, die weniger als vier Liter am Tag gibt,
braucht kein Standard-Milchviehfutter, da sie die Kosten nicht hereinbringt.
SCHWEINEFUTTER Das Sau- und Ferkelfutter ist geeignet für junge Schweine
unter zwei Monaten. Danach beginnen sie, Schweinemastfutter zu fressen.
Das erhalten sie noch zwei bis drei Monate, bevor sie geschlachtet werden.
KANINCHEN-PELLETS Diese müssen den Kaninchen ihr Leben lang (vier bis
fünf Monate) verabreicht werden. Sie fressen 100 g Futter pro Tag.
GEFLÜGELFUTTER
TIERFUTTER
LEGEHENNENFUTTER
¯ Legehennenfutter
¯ Aufzuchtfutter
¯ Kükenfutter
MILCHVIEHFUTTER
¯ Standard Milchviehfutter
¯ Ertragreich-Milchviehfutter
¯ Kälber-Pellets
MASTHÜHNERFUTTER
¯ First Grow Broiler starter Futter
¯ First Grow Broiler Finisher Futter
¯ First Grow Broiler Finisher Pellets
SCHWEINE
¯ Sau- und Ferkelfutter
¯ Schweinemastfutter
KANINCHEN
¯ Kaninchen-Pellets
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
121
da es in dieser Region damals keine Tierfutterhersteller gab. Somit entstanden
sowohl für die Müller als auch für Herrn Mwaura, der die Nebenprodukte zu
günstigen Preisen erwerben konnte, eine günstige Situation.
Die Küstenregion brachte somit gewisse Vorzüge für die Produktion mit sich,
allerdings befanden sich die meisten Abnehmer, die Geflügelfarmer, in der Nähe
von Thika. Die Entscheidung war also, entweder die Fabrik in Mombasa Town,
in der Nähe der Rohmaterialien, zu errichten und das Endprodukt nach Thika
zu transportieren (wo der Großteil der Kunden war) oder die Fabrik in Thika zu
bauen und die Rohmaterialien von Mombasa zu liefern. Da die Rohmaterialien
unhandlicher waren als das fertige Produkt, fiel die Entscheidung, die Fabrik in
Mombasa zu errichten. Pwani Feeds GmbH wurde 1999 registriert und errichtet.
EINSTELLUNG VON MITARBEITERN
Nachdem das Unternehmen offiziell registriert war, standen die Inhaber vor der
Herausforderung, die richtigen Mitarbeiter einzustellen. Sie benötigten:
¯ hochqualifizierte Fachberater, die die Zuverlässigkeit von potenziellen
Rohstofflieferanten bewerten und Lieferverträge entwerfen konnten;
¯ Personen, die Erfahrung in der Futterproduktion hatten und hochqualitatives
Futter herstellen konnten;
¯ mehrere Mitarbeiter für die Vermarktung der Produkte.
Wegen des begrenzten Budgets fungierten die Mwauras bei der Personaleinstellung
als ihre eigenen Berater und vertrauten auf Mwauras Erfahrungen aus seiner
Arbeit bei der Unga GmbH.
ROHMATERIALIEN UND ANBIETER
Um an Lieferanten heranzutreten, benötigten die Mwauras Kenntnis über die
diversen Zutaten zur Herstellung von hochqualitativem Futter. Daher war es
äußerst wichtig, einen Experten für Futterformeln mit entsprechender Erfahrung einzustellen. Sie schrieben die freie Stelle – Produktionsleiter – aus und
wurden fündig. Der neue Produktionsleiter entwickelte eine Futterrezeptur und
bestimmte die erforderlichen Rohstoffe. Entsprechend seiner Vorgaben nahmen
sie Kontakt mit diversen Anbietern auf und schlossen Lieferverträge ab.
122
GLOBAL GROWING CASEBOOK
BENÖTIGTE MENGE PRO
PREIS PRO
PREIS PRO TONNE
TONNE OUTPUT (KG)
KG (KSH)
OUTPUT (KSH)
2.880
KOHLENHYDRATE
WEIZENKEIME
240
12
MAISKORN
200
25,6
5.111
MAISKEIME
120
10
1.200
WEIZENKLEIE
80
9
720
780
PROTEINE (ANIMALISCHE AND PFLANZENPROTEINE)
GRASMEHL
15
52
SOJAMEHL
20
48
960
SONNENBLUMENKERNE
100
8
800
BAUMWOLLSAMEN
50
12
600
OMENA FISCH
50
53
2.650
MINERALSTOFFE
KALKSTEIN
85
4
340
KNOCHENMEHL
30
19
570
SALZ
4
5
20
DCP
3
36
108
LYSIN
1
450
450
500
VORGEMISCH
2
250
METHIONINE
0,5
450
SUMME PRODUKTIONSKOSTEN PRO TONNE OUTPUT
225
17.914
KOSTEN PRO
70 KG SACK (KSH)
KOSTEN ROHSTOFFE
1.254
ARBEIT
10
STROM (für die Produktion)
10
VERWALTUNG
80
TRANSPORT (der Rohstoffe)
70
JUTESACK
30
SUMME WEITERE KOSTEN
200
GESAMTKOSTEN
TABELLE 1: Produktionskosten von Hühnerfutter
1.454
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
123
KOSTENANALYSE FÜR LEGEHENNEN-FUTTER (LAYERS MASH)
Sie suchten lange, um die kostengünstigste Futterrezeptur bei gleichbleibender
Qualität zu entwickeln. Tabelle 1 zeigt eine Aufstellung zu den Rohmaterialien
und den Kosten von Legehennen-Futter. Die gleiche Analyse wurde für alle
anderen Produkte erstellt. Sobald die Produktionskosten jedes Produkts feststanden, recherchierte die Geschäftsführung die Preise anderer Unternehmen
und konnte dann eine eigene Preisliste erstellen.
Nachdem die Logistik der Inbetriebnahme der Produktion ermittelt, über die
Rohstofflieferanten entschieden und Mitarbeiter eingestellt waren, konnte die
Produktion im Oktober 1999 starten.
GESCHÄFTSMODELL-ENTWICKLUNG
Die Einführung eines neuen Produktes am Markt war nicht leicht. Das MarketingTeam (zwei Außenstellenmitarbeiter und zwei Handelsvertreter) mussten einen
Weg finden, Pwani Feeds von anderen Marktakteuren abzuheben.
EINFÜHRUNG VON PWANI FEEDS IN DER KÜSTENREGION
Das Management-Team legte viel Wert auf den Aufbau von Vertrauen zwischen
Unternehmen und Bauern. Das Marketing Team musste sorgsam ausgewählt
werden und Außenfeldmitarbeiter mit Erfahrung im Tiergesundheitswesen
umfassen. Die Marketingstrategie enthielt den Besuch auf Bauernhöfen und eine
kostenfreie Beratung zu den bestmöglichen Landwirtschaftsmethoden. Wenn
zum Beispiel ein Geflügelbauer einen Spezialisten brauchte, um seinen Stall zu
inspizieren und zu bestätigen, dass dieser für die gegebene Anzahl an Hühnern
dem erforderlichen Standard entsprach, erhielt er diese Beratung kostenlos von
den Außenfeldmitarbeitern. Diese berieten die Bauern auch bei Fragen zu erforderlichen Impfungen und unterrichteten und unterstützten sie in der Dokumentation.
Die meisten Bauern führten die Fütterung und Tränkung ihrer Hühner manuell
durch. Es gab kaum technische Hilfsmittel, da deren Einrichtung teuer war und
die meisten Höfe zu klein waren, um solche Ausgaben zu rechtfertigen.
124 GLOBAL GROWING CASEBOOK
Geflügelbauern schätzten die von Pwani Feeds zur Verfügung gestellte kostenlose Beratung
wie auch das hochwertige Futtermittel.
BERATUNG UND HAUSTÜR-SERVICE
Die Bauern schätzten die kostenlosen Dienstleistungen und die qualitativ hochwertigen Futterprodukte, die von Pwani Feeds angeboten wurden. Mit der Zeit
erkundigten sie sich bei den Pwani-Außendienstmitarbeitern, ob die Lieferung
der Futterprodukte (zusammen mit dem Beratungsdienst) auch auf regelmäßiger
Basis möglich wäre. Das Management-Team von Pwani Feeds erkannte, dass
Verbesserungen des landwirtschaftlichen Wissens und effizientere Dienstleistungen
den Bauern helfen würden, ihr Einkommen und ihre Produktivität zu verbessern.
So wurde das Fundament für ein Win-win-Geschäftsmodell gelegt, das das hervorstechende Merkmal, der USP, von Pwani Feeds wurde. Die Außendienstmitarbeiter
formierten sich zu einem Umsetzungsteam und reisten durch ländliche Gebiete. Mit
ihren Bemühungen erreichten sie 200 Bauern. Das Team wählte fünf Küstenstandorte mit Wachstumspotenzial aus: Mtwapa, Kilifi, Malindi, Ukunda und Mombasa
und Umgebung. Die Distanz zwischen den Standorten – 20 bis 60 Kilometer – war
gezielt gewählt und förderte die Etablierung von Outlets, wo Bauern ihre Bestellungen für Futter aufgeben und Liefertermine für die Eierabgabe festlegen konnten.
Das Team erkannte, dass es mit den nahe an den Bauern gelegenen Outlets diese
rechtzeitig mit Futter-Produkten versorgen konnte und das zu den richtigen Preisen.
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
125
DER EIER-PRODUKTIONSPROZESS
VOR-LEGE-PERIODE: Bevor Küken auf die Farm kommen, wird der
Hühnerstall gereinigt und mit Qualitätsstreu bedeckt. Die Küken werden
in der kühlen Tageszeit transportiert, weil sie ihre Körpertemperatur erst
regulieren können, wenn sie zwei Wochen alt sind.
FÜTTERUNG: Die Futterkosten machen rund 70 Prozent der
Produktionskosten aus. Daher ist es wichtig, bei einem serösen Müller
einzukaufen. Die Fütterung erfolgt altersentsprechend in drei Phasen (siehe
Übersicht über die wichtigsten Produkte von Pwani Feeds.)
PRODUKTIONSPHASE: Die Vögel beginnen Eier zu legen, wenn sie zwischen
18 und 22 Wochen alt sind und erreichen eine Spitzenproduktion in der
Woche 35 (95 Prozent der Produktion). Nach dem Höhepunkt nimmt die
Produktion auf ungefähr 50 Prozent in der Woche 70 ab. 50 Prozent ist der
ungefähre Break-even Punkt, wenn die Kosten der Inputs dem Marktpreis
der Eier entsprechen. Wenn die Produktion unter 50 Prozent sinkt, muss der
Landwirt entscheiden, ob er mit der Produktion weitermacht oder den Vogel
ausscheidet.
1. VOR-LEGEPERIODE
2. KÜKEN (Wochen 1–7)
Fütterung mit
Kükenfutter
3. LEGEHENNENENTWICKLUNG
(Wochen 8–15)
Fütterung mit Aufzuchtfutter
6. SCHLACHTUNG
DER VÖGEL
(ab Woche 70)
5. POST-SPITZENPRODUKTIONSPERIODE
(Wochen 36–70)
4. SPITZENPRODUKTIONSPERIODE (Wochen 16–35)
Fütterung mit
Legehennenfutter
Die Pwani-Zweigstellen wurden eröffnet und die Strategie funktionierte. Kein
anderer Mitbewerber lieferte Produkte direkt an die Bauernhöfe, und zudem bot
nur Pwani Feeds Beratungsdienste für Bauern an, ein Angebot das mit der Zeit
von immer mehr Bauern in Anspruch genommen wurde. Innerhalb eines Jahres,
hatte sich Pwani Feeds in der Küstenregion als Marktführer in der Produktion
und im Verkauf von Geflügelfutter etabliert.
126 GLOBAL GROWING CASEBOOK
Pwani Futtermittel, bereit für den Verkauf.
ERÖFFNUNG EINES MODELL-BAUERNHOFS
Das Management-Team spürte, dass das Unternehmen ein Beispiel voranstellen
sollte. Es entstand die Idee, einen Modell-Bauernhof zu gründen. Diesen sollten
Bauern besuchen können, um dort praxisrelevantes Wissen zu sammeln. Der
Bauernhof diente zudem auch als Testumfeld für neue Futterkombinationen vor
der Markteinführung, um sicherzustellen, dass der hohe Standard aufrechterhalten werden konnte. Im April 2002 erwarb das Unternehmen ein Grundstück
im Kilifi Distrikt in der Küstenregion. Zunächst wurden 2.000 Legehennen
gekauft. Mit der Zeit wuchs die Zucht auf 10.000 Vögel an – die alle Pwani Futter
konsumierten. Ihre Eierproduktion betrug mehr als 300 Paletten pro Tag. Da
jedes ausgewachsene Tier 140 Gramm Futter pro Tag verbrauchte, war der Modelbauernhof ein interner Kunde, der täglich 20 mal 70 kg-Säcke Futter verbrauchte.
Der Modell-Bauernhof wurde sehr beliebt und wurde sowohl von Bauern als auch
von Bildungsinstituten der Küstenregion regelmäßig besucht. Es wurden auch
fünf Milchkühe erworben und auf dem Hof untergebracht.
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
127
DER VERTRIEB VON PWANI FUTTER IN ZENTRALKENIA
Sobald das Futter in der Fabrik in Mombasa produziert war, wurde es in
das Geschäft in Thika Town geliefert, das nach wie vor als Eiersammelstelle
fungierte. Nach einiger Zeit hörte das Geschäft logischerweise auf, Futter anderer
Produzenten zu führen, und verkaufte nur mehr Pwani Feeds Produkte. Und
wie in der Küstenregion zuvor, wurden auch hier Außenstellenmitarbeiter in das
Einzugsgebiet entsandt und begannen kostenlose Beratung anzubieten.
AB-HOF-ERWERB VON EIERN
Die Herangehensweise in der Zentralprovinz war die, bei den Stammkunden
anzusetzen, die ihre Eier ins Geschäft lieferten. Pwani Feeds hatte vor, ähnlich
wie in der Küstenregion Verkaufsstellen einzurichten. Jedoch zeigte sich nach
KOSTEN
(KSH)
Eintags-Küken
80,00
FUTTER-KOSTEN
2 KG KÜKEN-MISCHUNG
(von Tag 1 bis Woche 8; 1.950 KSh pro 70 kg Sack)
7 KG AUFZUCHT-MISCHUNG
(von Woche 8 bis 18; 1.550 KSh pro 70 kg Sack)
56,00
155,00
52 KG LEGEHENNEN-MISCHUNG
(während der Legezeit; 1.700 KSh pro 70 kg Sack)
1.263,00
ZWISCHENSUMME 1
1.554,00
STERBLICHKEIT (geschätzte 10 Prozent)
ZWISCHENSUMME 2
ANDERE PRODUKTIONSKOSTEN (Brutzeit, Wasser,
Arbeit etc.; geschätzte 10 Prozent)
GESAMTKOSTEN
155.40
1.709,40
170,95
1.880,35
KOSTEN PRO EI (280 Eier pro Legehenne und Jahr)
KOSTEN PRO PALETTE (30 STÜCK)
6,72
201,60
TABELLE 2: Kosten für die Ei-Produktion pro Huhn im ersten Jahr
128 GLOBAL GROWING CASEBOOK
Das Futtermittel wird direkt
an die Bauern geliefert.
dem Besuch etlicher Farmen, dass die Bauern der Zentralprovinz wesentlich
weiter von einander entfernt waren. Verkaufsstellen wie in der Küstenregion
einzurichten, erwies sich als unrentabel. Daher wurde nur ein Geschäft eröffnet
und ein „Zustellungsrouten-Geschäftsmodell“ für Zentralkenia entwickelt. In
diesem Modell wurden Zustellungsrouten für konkrete Wochentage festgelegt. Zu
den entsprechenden Lieferterminen würden Lastwagen den Bauern Futter liefern
und Eier abholen. Dieses System war als Ab-Hof-Erwerb von Eiern bekannt.
Bei diesem System lieferte Pwani Feeds die Produkte (Geflügel- und Milchviehfutter) den Bauern bis an die Tür und erwarb im Gegenzug direkt am Hof die
Eier der Bauern. Lieferwagen, beladen mit verschiedenen Futtersorten und leeren
Paletten nahmen eine festgelegte Route, um die Futtermittel an Bauern auszuliefern und gleichzeitig die Eier abzuholen. Wenn ein Bauer zum Beispiel 500 Hühner
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED
129
hatte, von denen 80 Prozent Legehühner waren, würde er rund 13 Paletten pro Tag
füllen. Dies entspricht über 90 Paletten pro Woche. Um 500 Hühner eine Woche
mit Futter zu versorgen (jedes Huhn konsumiert 140 Gramm Futter pro Tag) benötigt er sieben 70 kg Säcke „Layers Mash“ (Legehennen-Futter). Wenn der aktuelle
Marktpreis einer Palette Eier bei 200 KSh liegt, wäre der Gesamtwert der Eier des
Bauern 18.600 KSh (93 x 200). Wenn die Kosten eines 70 kg Sackes „Layers Mash“
bei 1.700 KSh liegen, dann lägen die Kosten für die wöchentliche Lieferung von
sieben Säcken bei 11.900 KSh. Demzufolge würde Pwani Feeds sieben Säcke Futter
liefern, 93 Paletten Eier abholen und dem Bauern 6.700 KSh zahlen.
Anmerkung: Um die Rentabilität der Geflügelhaltung festzustellen, muss der
Bauer die Kosten des gesamten Betriebs, angefangen vom Erwerb der Eintagsküken bis zu der Zeit der Schlachtung der Vögel berechnen. Diese Zahlen variieren
in Abhängigkeit vom Futterlieferanten, sind aber eine geeignete Schätzung.
Die Vorteile für den Bauern waren, dass er seinen Hof nicht verlassen musste,
weder um Futter in den urbanen Zentren zu erwerben noch um einen Markt für
seine Eier ausfindig zu machen. Ein weiter Vorteil für den Bauern war, dass Pwani
Feeds für alle Bruchschäden nach der Abholung der Eier aufkam. Für all diese
Vorteile verlangte Pwani Feeds keinen Aufpreis und zahlte den Bauern genau
denselben Preis, den Makler und andere Zwischenhändler in der Stadt geboten
hätten. Der Bauer konnte sich also Transportkosten und Zeit ersparen.
Es war jedoch trotzdem notwendig, den Kundenstamm entlang der gegebenen Routen zu erweitern, um die betriebsgrößenbezogenen Kostenvorteile
zu maximieren. Das strategische Team setzte weiterhin auf das zweigleisige
Geschäftsmodell, bediente also sowohl die Input- als auch die Output-Seite der
KOSTEN
(KSH)
ERWERB DER MÜHLE
ERWERB VON ERSATZTEILEN
TRANSPORT DER MÜHLE
VERTRAGSKOSTEN FÜR SANIERUNG UND EINRICHTUNG
SONSTIGES
GESAMTKOSTEN
TABELLE 3: Kosten der Sanierung und Einrichtung der Fabrik
4.500.000
750.000
50.000
900.000
300.000
6.500.000
130
GLOBAL GROWING CASEBOOK
OKT 2005
NOV 2005
DEZ 2005
JAN 2006
FEB 2006
MAR 2006
THIKA
125
250
500
525
750
800
MOMBASA
375
400
425
425
400
425
TABELLE 4: Futtermenge in Tonnen, produziert von beiden Fabriken
in den ersten 6 Betriebsmonaten der Fabrik in Thika
von-Hof-zum-Konsumenten Wertschöpfungskette. Auf der Input-Seite bot Pwani
Feeds eine Reihe von Gütern und Dienstleistungen einschließlich landwirtschaftlicher Produkte und Beratungsdienste. Auf Outputseite bot Pwani Feeds
Rückkaufeinrichtungen und eine Plattform für die Vermarktung.
Das System wurde sehr populär bei den Bauern. Es dauerte nicht lange,
und die Lieferroute des Unternehmens erreichte einen zunehmend wachsenden
Kundenstamm, der schließlich zwei Lastwägen erforderte, um alle Kunden
effektiv bedienen zu können.
EXPANSION DER FUTTERPRODUKTION IN DIE ZENTRALREGION
Anfang 2005 war die Nachfrage nach Pwani Futter sehr hoch und eine angemessene Versorgung mit Futter aus der Fabrik in Mombasa wurde zur Herausforderung. Die Pwani Geschäftsführung beschloss, eine weitere Mühle in Thika Town
zu errichten oder zu kaufen. Nach Durchführung der relevanten Machbarkeitsstudien entschied sich die Geschäftsführung für den Kauf einer Mühle, die der
Murang’a Farmers District Cooperative Union gehörte, aber heruntergekommen
und mutwillig zerstört worden war (da die Besitzern unfähig gewesen war, Futter
rentabel herzustellen). Herr Mwaura kontaktierte die Cooperative Union und
begann mit den Verhandlungen zum Kauf der Mühle. Die Mühle musste saniert
werden, und Herr Mwaura beauftragte Buhler East Africa (die Errichter der
Mühle), die Mühle wiederherzustellen und betriebsfähig zu machen.
Der Betriebsleiter der Produktionsstätte in Mombasa beaufsichtigte die Sanierungsarbeiten bis zu ihrer Fertigstellung. Die Arbeiten dauerten drei Monate,
von Anfang August 2005 bis Ende Oktober. Danach prüfte Buhler die Mühle noch
einmal und bestätigte, dass sie wiederhergestellt und betriebsfähig war.
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED 131
Am Montag, dem 31. Oktober 2005 nahm der Betriebsleiter – zusammen mit
einer Gruppe von zehn Mitarbeitern, die zwei Wochen zuvor eingestellt und in
die Futtermittelherstellung eingewiesen worden waren – die Fabrik in Thika in
Betrieb und ließen die erste Ladung Geflügelfutter vom Stapel, zur Begeisterung
aller Anwesenden. Die Lastwägen von Pwani Feeds transportierten Eier nach
Mombasa und kehrten mit den nötigen Rohstoffen (ausgenommen einiger sperriger Materialien, die in Nairobi beschafft wurden) zurück. Innerhalb von drei
Monaten produzierte und verkaufte die Pwani Feeds Fabrik in Thika mehr Futter
als die Fabrik in Mombasa. Tabelle 5 zeigt die Futtermengen, die pro Tag von
beiden Fabriken verkauft wurden, in Tonnen, wobei die Verkaufsmenge von Thika
bis 2006 doppelt so hoch war wie die von Mombasa. Dieser Trend hält bis heute an.
MÄSTUNG VON STIEREN FÜR DEN VERKAUF
Herr Mwaura hörte nicht auf, nach Expansionsmöglichkeiten für sein Unternehmen zu suchen, und stieß auf ein neues Unterfangen: die Mästung von
Stieren. 2006 machte er eine Pilotstudie, um die Rentabilität seiner Idee zu
prüfen. Er erwarb 50 Stiere aus Dürregebieten der Küstenregion. Da viele
Hirten nach Käufern suchten (aufgrund des Weidelandmangels), erwarb er die
Stiere äußerst kostengünstig zu 85 KSh pro kg Lebendgewicht. Der Großteil der
gekauften Stiere wog 150 bis 200 kg.
Herr Mwaura stelle fest, dass Hühnerkot, gemischt mit einigen Zusatzstoffen
und Ergänzungen, ein sehr effektives Stiermastfutter ergab. Die Herstellung
war relativ simpel und billig, da er in der Küstenregion ungefähr 10.000 Hühner
züchtete. Die Vögel produzierten ungefähr eine Tonne Hühnerkot pro Tag. Ein
Nebenprodukt der Geflügelhaltung wurde daher zu einem Beitrag zur Stiermast.
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
THIKA
–
–
–
–
–
–
8.75
25.00
29.25
33.00
38.00
45.25
MOMBASA
5.00
7.00
7.50
8.00
9.00
10.00
12.50
14.00
15.00
16.25
18.00
22.00
TOTAL
5.00
7.00
7.50
8.00
9.00
10.00
21.25
39.00
44.25
49.25
56.00
67.25
TABELLE 5: Pwani Feeds Wachstumstrends: 1999-2010 durchschnittlich verkauftes Futter in Tonnagen pro Tag
132
GLOBAL GROWING CASEBOOK
STÜCKKOSTEN
GESAMTKOSTEN
(KSH)
(KSH)
KAUFPREIS (150 kg Stier)
85/kg
12.750
TRANSPORTKOSTEN (10 Stiere
gleichzeitig über rd. 100 km)
25/km
250
HALTUNGS- UND MÄSTUNGSKOSTEN
12.000
GESAMTKOSTEN
VERKAUFSPREIS (300 kg Stier)
PROFIT
12.000
25.000
200/kg
60.000
35.000
TABLE 6: Kosten der Mästung eines Stieres
Die Stiere wurden gemästet, bis ihr Lebendgewicht zirka 300 bis 350 kg betrug.
Sie brauchten vier bis sechs Monate, um das gewünschte Gewicht zu erreichen.
Die folgenden Faktoren wurden in Betracht gezogen und untersucht, um das
Profitpotenzial des Unternehmens zu bestimmen:
¯ Kaufpreis/Gewicht
¯ Transportkosten
¯ Mästungs- und Haltungskosten
¯ Verkaufspreis
Um einen erstklassigen Preis zu erzielen, benötigte man ein Ziellebendgewicht
von 300 kg. Die Gesamtkosten betrugen 25.000 KSh. Der durchschnittliche
Verkaufspreis eines Stiers betrug 60.000 KSh, was einen Gewinn von 35.000 KSh
erbrachte. Nach der Pilotstudie wurde entschieden, dass das Unternehmen zwei
Lieferungen zu je 200 Stieren pro Jahr nehmen würde.
HANDEL MIT EIERN
2010 hatte Pwani Feeds einen Kundenstamm von beinahe 2000 Landwirten,
die über alle Regionen der Zentralprovinz verstreut waren. Von diesen Bauern
wurden ungefähr 4.285 Paletten Eier pro Tag produziert. Pwani Feeds holte jede
Woche 30.000 Paletten Eier ab, welche dann zum Verkauf nach Mombasa Town
transportiert wurden. Da Pwani Feeds eine verlässliche Lieferkette für Eier
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED 133
aufgebaut hatte, dadurch dass sie die Eier direkt von den Höfen abholte, konnte
sie ihren Konsumenten in Mombasa eine beständige Versorgung garantieren.
Diese Garantie zog vermehrt Konsumenten für Pwani Feeds an, wurde aber
zeitweise zum logistischen Albtraum, wenn die Nachfrage das Angebot übertraf.
Eine hohe Nachfrage führte im Allgemeinen auch zu höheren Preisen. Um das
Vertrauen und die Zuversicht ihrer Zulieferlandwirte zu steigern (und damit auch
ihr Kerngeschäft, den Futterverkauf, zu fördern), gab Pwani Feeds die zusätzlichen Profite immer an die Bauern weiter, indem sie die Eier zu erhöhten Preisen
pro Palette kaufte.
RENTABILITÄT VON GEFLÜGEL- UND NICHT-GEFLÜGEL-FUTTER
Obwohl das Kerngeschäft von Pwani Feeds nach wie vor die Geflügelfutterproduktion war, hielt der Großteil ihrer Kunden auch Milchvieh oder Schweine und
manche auch Kaninchen. Um das breite Spektrum der Bedürfnisse der Bauern zu
decken, wurde die Produktion von unterschiedlichen Tierfuttern mehr zu einer
Notwendigkeit als zu einer Option. Die Diversifikation ihres Futterbestandes
stellte sich als ziemlich profitabel heraus, wie man in Tabelle 7 sehen kann,
welche die Mengen an Geflügel- und Nicht-Geflügel-Futter, die zwischen Jänner
und Juni 2009 verkauft wurden, miteinander vergleicht.
Wie aus Tabelle 7 ersichtlich ist, war das Nicht-Geflügel-Futter rentabler als
das Geflügelfutter. Da Pwani Feeds jedoch auch einen Umsatz von 1.440.000 KSh
durch den Verkauf von Eiern mit dem Ab-Hof-Erwerbs-System erwirtschaftete,
erachteten sie auch dieses Geschäft als rentabel. Heute ist Pwani Feeds unter
den Top 10-Geflügel- und Tierfutterherstellern in Kenia (von insgesamt über
VERKAUFTE 70 KG-SÄCKE
GEFLÜGEL-
NICHT-GEFLÜGEL-
FUTTER
FUTTER
18.000
22.200
VERKAUF (KSH)
22.500.000
41.055.000
BETRIEBSKOSTEN (KSH)
17.945.940
35.280.174
GEWINN (KSH)
4.554.060
5.774.826
20,2 %
14,1 %
GEWINN-QUOTE
TABELLE 7: Profitabilität von Geflügel- und Nicht-Geflügelfutter im Vergleich
134 GLOBAL GROWING CASEBOOK
90 Herstellern) mit einem Jahresumsatz von über 850 Mio. KSh (verglichen mit
dem Umsatz des Marktführers von 1,5 Mrd. KSh).
DIE ZUKUNFT
Die meisten Geschäftstätigkeiten Pwani Feeds waren soweit strikt auf die
Zentral- und Küstenprovinzen Kenias beschränkt, aber es bestehen Pläne, das
Unternehmen auf andere Regionen auszuweiten und in den staatlich geförderten
Markt der Fischfutterherstellung einzusteigen.
NORDÖSTLICHES UND WESTLICHES KENIA
Das Rift Valley und die westliche Provinz bergen großes Potenzial, insbesondere
für die Milchwirtschaft. Der nördliche Teil der Ostprovinz wäre besonders für das
Stiermastgeschäft geeignet. Die Mwauras hatten jetzt die nötige Infrastruktur
installiert und ein machbares Geschäftsmodell und erwägen, Zweigstellen im
ganzen Land zu eröffnen. Jedoch sind die schlechten Straßenbedingungen in
Kenia ein großes Hindernis bei der landesweiten Expansion. Möglicherweise
wird Pwani Feeds mit kleineren, diesen neuen Märkten näher gelegenen Mühlbetrieben zusammenarbeiten oder diese aufkaufen, um die gewünschte Geschäftserweiterung zu erreichen.
FISCHPELLETS
Eine weitere künftige Geschäftsmöglichkeit ist die Produktion von Fischfutter.
Die kenianische Regierung hat mit ihrem neuen Konjunkturprogramm 2009
landesweit die Fischzucht eingeführt. Die Mwauras arbeiteten an einer Strategie,
um in den Fischfuttermarkt einzutreten, derzeit mangelt es aber an der nötigen
Produktionsstätte und dem Rohmaterial, um mit der Produktion zu beginnen.
SOZIALE AUSWIRKUNGEN
Die größten sozialen Auswirkungen verdanken sich dem Kerngeschäft, dem
Geflügelwirtschaftsmodell, welches direkt mit den Bauern interagiert, obwohl
FALLSTUDIE: PWANI FEEDS MANUFACTURERS LIMITED 135
inzwischen auch andere Geschäftszweige verfolgt werden. Mit ihrem Ab-HofErwerbssystem für Eier ermöglichen sie Landwirten, entfernt gelegene Märkte
zu bedienen und ihre Eier (und geschlachteten Vögel) zu verkaufen, ohne ihren
Hof verlassen zu müssen. Dies erwies sich als ausschlaggebend, da die Geflügelwirtschaft in Kenia einige soziale Dominoeffekte hat, wie zum Beispiel die
Förderung der Geschlechtergleichstellung. Frauen führen ungefähr 70 Prozent
der Geflügelproduktionsstätten. Das System führte zu einer Verminderung der
Armut und ermöglichte den berufliche Aufstieg von Bauern, da sie gute Preise für
ihre Produkte, technische Unterstützung und qualitativ hochwertiges Tierfutter
erhielten. Außerdem stellen Geflügel und Geflügelprodukte eine wichtige Säule
der Nahrungssicherung dar.
Zusätzlich trägt Pwani Feeds direkt und indirekt zur Arbeitsplatz- und
Wohlstandsbildung bei. Direkt, da 300 Angestellte in ihren Fabriken und als
Außenstellenmitarbeiter arbeiten. Indirekt, da jeder Geflügelbauer mindestens
drei Landarbeiter zur Hilfe am Hof anstellt. Da Pwani Feeds direkt mit ungefähr
3.000 Bauern zusammenarbeitet (2.000 in Zentralkenia und zirka 1.000 in der
Küstenregion), bedeutet das die Schaffung von über 9.000 sekundären Beschäftigungen. Darüber hinaus wurden weitere Arbeitsplätze in der medizinischen
Versorgung der Vögel geschaffen, wie auch in der Produktion von Futter- und
Wassertrögen.
LITERATUR:
Export Processing Zone (2009): Dairy Industry in Kenya
Karuri, J. (2010): Overview of Kenyan Feedstuff Industry. Challenges and the Way Forward. Association of
Kenya Feed Manufacturers, Vol. 2, p. 3
Mbugua, H. C. W. (2010): Poultry Farming. Association of Kenya Feed Manufacturers, Vol. 2, p. 6
Mbugua, P. N. (2010): Climate Change and the Mixed Feed Industry in Kenya. Association of Kenya Feed
Manufacturers, Vol. 2, p. 30
AUTOR:
JOSHIA MACHARIA ist Ökonom und Forscher an der Strathomore Business
School in Nairobi, Kenia.
BEARBEITUNG: DIANA KYD-REBENBURG, ICEP
BETREUUNG: CHRISTOPH EDER, ICEP
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