Sperrfrist: 21. Mai 2015, 18:00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, bei der Eröffnung der JürgenRose-Ausstellung am 21. Mai 2015 in München Jeder von Ihnen hat beim Besuch der Theater im Herzen dieser Stadt schon Kostüme und Bühnenräume von Jürgen Rose gesehen. Im Nationaltheater, im Residenztheater und in den Münchner Kammerspielen hat dieser ideenreiche Kostüm- und Bühnenbildner die Ästhetik zahlreicher Produktionen nachhaltig geprägt. Der Rosenkavalier von Richard Strauss, Giuseppe Verdis Don Carlo, Vincenzo Bellinis Norma oder Così fan tutte und Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart – die Inszenierungen dieser Werke verbindet bei aller Unterschiedlichkeit vor allem eines: -2- Ihre Räume und Kostüme sind Schöpfungen von Jürgen Rose. John Crankos Julia und Tatjana, John Neumeiers Kameliendame, Odile, Odette und Ludwig II. – sie alle tanzen in Roses Kostümen und bewegen sich in den von ihm gestalteten Bühnenräumen. Jürgen Roses umfangreiches Werk, das mehr als fünf Jahrzehnte umspannt, ist in seiner Vielfalt wohl einzigartig: Jürgen Rose hat sich allen drei Gattungen des Theaters mit gleicher Intensität gewidmet und hierfür etwa 300 Mal Bühnenräume und Kostüme imaginiert und realisiert. Jürgen Roses Karriere hat in der Schule ihren Anfang genommen, die seine ersten Theaterbesuche initiiert hat. -3- Die Aufführungen des Landestheaters Darmstadt unter der Leitung des renommierten Intendanten Gustav Rudolf Sellner haben Rose eine neue Welt eröffnet, die er unbedingt näher kennenlernen wollte. Drei Tage nach seinem Abitur betrat er das Theater als unbezahlter Bühnenbildassistent – und bis heute hat ihn diese Kunst nicht losgelassen. Am Darmstädter Theater hat Rose dem Bühnenbildner Jörg Zimmermann assistiert, der ihn in den Folgejahren mehrfach weiterempfohlen hat, sowie dem Regisseur Werner Düggelin, der ihn als Bühnen- und Kostümbildner für eine Inszenierung in Stuttgart verpflichtet hat. Im Jahr 1960 wurde Jürgen Rose auf Empfehlung von Zimmermann von den Münch- -4- ner Kammerspielen engagiert, wo er 40 Jahre seines kreativen Schaffens verbrachte. Während der Probenarbeiten in Darmstadt hatte Rose in der Theaterkantine John Cranko getroffen, der dort eine neue Balletttruppe zusammenfügte. John Cranko hatte ein untrügliches Gespür dafür, Talente zu entdecken und sie in ihrer individuellen Ausprägung zu fördern. Im Jahr 1962 kreierte Rose für Crankos Romeo und Julia Bühne und Kostüme – und markierte damit den Beginn des sogenannten Stuttgarter Ballettwunders, das Rose bis zu Crankos plötzlichem Tod im Jahr 1973 entscheidend mit gestaltete. Nach dem Ballett folgte das Schauspiel. -5- Für seine Antritts-Inszenierung an den Münchner Kammerspielen im Jahr 1976 engagierte Dieter Dorn Cornelia Froboess als Minna von Barnhelm und Helmut Griem als Tellheim. Beide wünschten sich Jürgen Rose als Ausstatter, und so ging Roses Erfolgsgeschichte an den Kammerspielen weiter. Dorn und Rose, diese Konstellation, hat uns viele beeindruckende Theaterabende geschenkt − an den Kammerspielen, am Residenztheater und der Bayerischen Staatsoper. 40 Schauspiele und 17 Opern haben die beiden bislang gemeinsam erarbeitet: Troilus und Cressida, König Lear, Käthchen von Heilbronn, Così fan tutte – -6- um nur einige Titel zu nennen. Sir Peter Jonas hat Jürgen Rose schließlich darin gefördert, selbst Regie zu führen. Seine Norma und der Don Carlo sind auch in dieser Spielzeit zu sehen: Für deren Aufführungen werden die Original-Kostüme aus der Ausstellung auf die Bühne zurückgetragen – sie sind Gegenwart und Geschichte des Theaters zugleich. An Jürgen Roses Lebenswerk sehen wir: Die Kunst des Theaters beruht auf Synergien, auf der Bündelung einzelner persönlicher Potenziale. Auch die Kulturpolitik hat gerade in unserer Zeit vermehrt auf solche Strategien zu setzen. -7- Das Deutsche Theatermuseum und die Bayerische Akademie der Schönen Künste haben hier ihre Möglichkeiten gebündelt, um Jürgen Roses Werk zusammen zu würdigen. Gratulation zu dieser gelungenen Zusammenarbeit! Den beiden Ausstellungen wünsche ich den verdienten Erfolg und hohe Besucherzahlen.