Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Übersicht Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Sprecherin: Prof. Dr. med. Margot Zöller (kommissarisch) Zelluläre und Molekulare Pathologie (D0100) Prof. Dr. med. Hermann-Josef Gröne 06221 42-3243, FAX 06221 42-3262 e-mail: [email protected] Pharmakologie und Tumortherapie (D0200) Prof. Dr. med. Jens W. Zeller 06221 42-3312, FAX 06221 42-3346 e-mail: [email protected] Experimentelle Therapie (D0300) N.N. 06221 42-3350 Rekombinante Antikörper (D0500) Prof. Dr. Melvyn Little 06221 42-3450, FAX 06221 42-3462 e-mail: [email protected] Tumorprogression und Tumorabwehr (D0600) Prof. Dr. med. Margot Zöller 06221 42-2454, FAX 06221 42-4760 e-mail: [email protected] Klinische Kooperationseinheit Molekulare Hämatologie / Onkologie (D0700) Prof. Dr. med. Radek Skoda (02/00-12/01) 06221 42-3351, FAX 06221 42-3352 Klinische Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie (D0800) Prof. Dr. med. Klaus-Michael Debatin 06221 42-3363, FAX 06221 42-3362 0731 502-7700, FAX 0731 502-6681 (Ulm) e-mail: [email protected] Klinische Kooperationseinheit Dermato-Onkologie (D0900) Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf 0621 383-2127, FAX 0621 383-2163 e-mail: [email protected] Der Forschungsschwerpunkt stellt sich die Aufgabe, in der Zusammenführung von grundlagen- und klinisch orientierten Arbeitsgruppen Voraussetzungen für die Entwicklung neuer therapeutischer und diagnostischer Verfahren zu schaffen. Dies soll über eine intensive Kooperation zwischen den grundlagenorientierten Abteilungen des Forschungsschwerpunktes und den klinischen Kooperationseinheiten erzielt werden. Da ein einzelner Forschungsschwerpunkt nicht das gesamte Spektrum der Tumordiagnostik und experimentellen Therapie abdecken kann, ist darüber hinaus in Absprache zwischen den Grundlagenorientierten und den klinischen Kooperationseinheiten eine Zentrierung auf bestimmte Fragestellungen erforderlich, wobei z. Zt. die Erarbeitung immuntherapeutischer Konzepte als eine der zentralen Fragestellungen aufgegriffen wurde. Aufgrund der Fluktuation im Bereich der klinischen Kooperationseinheiten ist darüber hinaus in diesem Schwerpunkt ein hohes Maß an Flexibilität erforderlich. Es sei abschließend vermerkt, dass eine der zentralen Einheiten des FS leider im Berichtszeitraum nicht wiederbesetzt werden konnte. Die Arbeiten der Abteilung Zelluläre und Molekulare Pathologie (D0100) befassen sich mit Mechanismen der Abstoßung von Tumorgewebe und allogen-transplantierter Organe. Eine Arbeitsgruppe der Abteilung beschäftigt sich mit der detaillierten histomorphologischen Analyse von transgenen Tieren mit modernen morphologischen Verfahren. Eine weitere Arbeitsgruppe der Abteilung betreibt eine spezielle Diagnostik an humanen Gewebsproben. In die Abteilung integriert ist die zentrale Tumorbank des DKFZ. Im Zentrum der Aktivitäten der Arbeitsgruppe Pharmakologie und Tumortherapie (D0200) stehen Untersuchungen zum retroviralen Transfer des Multidrug-Resistenzgens in hämatopoetische Stammzellen. Daneben werden Verfahren zur Verbesserung des Adenovirus-assoziierten Transfers in hämatopoetische Stammzellen untersucht. Die Arbeitsgruppe Rekombinante Antikörper (D0500) befasst sich zum einen mit Fragen der Methodik zur Verbesserung der Herstellung rekombinanter Antikörper. Daneben wird die Möglichkeit eines therapeutischen Einsatzes z. B. über zytolytische Konjugate erprobt. Im Focus der Forschung der Abteilung Tumorprogression und Tumorabwehr (D0600) steht die Suche nach Molekülen, die für die Tumorprogression verantwortlich sind, sowie die Klärung der dem Phänomen der Metastasierung zugrunde liegenden Mechanismen. Eine therapeutische Nutzung der erzielten Ergebnisse wird vornehmlich über die Etablierung neuer Vakzinierungsverfahren angestrebt. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 163 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Übersicht Die klinische Kooperationseinheit Molekulare Hämatologie / Onkologie (D0700) hat sich zum einen auf immuntherapeutische Ansätze im Kontext allogener Stammzelltransplantation konzentriert. Im Zentrum der Arbeiten stehen vor allem Genomanalysen bei malignen hämatologischen Erkrankungen sowie Untersuchungen zur Stammzellbiologie. Der Leiter Prof. Skoda hat einen Ruf nach Basel angenommen. Die klinische Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie (D0800) wurde im Berichtszeitraum nach Berufung des Abteilungsleiters an die Universitätskinderklinik Ulm von diesem weiterhin kommissarisch geleitet. Die Abteilung befasst sich mit der Regulation des physiologischen Zelltodes (Apoptose) bei hämatologischen Erkrankungen und dem Transfer der erzielten Ergebnisse in die Leukämietherapie bei Kindern. Die klinische Kooperationseinheit Dermato-Onkologie (D0900) untersucht schwerpunktmäßig Fragen der Chemoresistenz und erarbeitet neue Vakzinierungsstrategien beim malignen Melanom. Daneben werden Möglichkeiten eines in vivo Gentransfers untersucht. 164 Die Abteilung Experimentelle Therapie (D0300) ist vakant und im Berichtszeitraum leider nicht wiederbesetzt worden. Die am DKFZ verbliebene Arbeitsgruppe Toxikologie und Chemotherapie befasst sich vornehmlich mit den Wirkmechanismen von Zytostatika. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Abteilung D0100 Zelluläre und Molekulare Pathologie Abteilung Zelluläre und Molekulare Pathologie (D0100) Leiter: Prof. Dr. med. Hermann-Josef Gröne Wissenschaftliche Mitarbeiter: Richard Jennemann Dr. sc. hum. Yanhua Li Dr. rer. nat. Roger Sandhoff Dr. rer. nat. Qiang Sun Dr. med. David Trick Doktoranden: Zhen Li Shijun Wang Ärzte im Praktikum: Jeannette Bachmann Thomas Büch Gastwissenschaftler: Prof. Dr. rer. nat. Herbert. Wiegandt, Universität Marburg, (01/00 - ) Technisches Personal: Mahnaz Bonrouhi Sylvia Kaden Ursula Naab Claudia Schmidt Martina Volz Sekretariat: Anita Meeske-Ferrai Rebekka Hauck Iris Moll Ulrike Rothermel Benita von Tümpling-Radosta Christine Zesch Tumorbank (D0101) Dr. med. dent. Elisabeth F. Gröne Technisches Personal: Mariana Enulescu Sebastian Ronellenfitsch Histopathologische Spezialdiagnostik Prof. Dr. med. H.-J. Gröne Technisches Personal: Elisabeth Röbel Gabriele Schmidt Die Abteilung fungiert als Bindeglied zwischen Grundlagen-orientierter Forschung im DKFZ und der klinischen Diagnostik und Therapie. Die Abteilung versucht dieser Aufgabe Rechnung zu tragen, indem sie 1. kliniknahe wissenschaftliche Fragestellungen bearbeitet, 2. in der histopathologischen Analyse von Tierexperimenten, insbesondere transgenen Tieren mit Arbeitsgruppen des DKFZ kooperiert, 3. selbst eine spezielle humane histopathologische Diagnostik durchführt und 4. humanes Material Abteilungen des DKFZ zur genomischen und proteomischen Aufarbeitung zur Verfügung stellt (Tumorbank). Der wissenschaftliche Schwerpunkt der Abteilung ist die Aufklärung der Mechanismen der Abstoßung von Tumorgewebe und allogentransplantierten Organen. Hierbei wird die Rejektion allogen-transplantierter Organe als Modellsystem für die Rejektion eines malignen Tumors angesehen. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen steht die Analyse der Interaktion von Monozyten/ Makrophagen mit Endothelzellen und Tumorzellen. Rolle immunkompetenter Zellen insbesondere von Monozyten/Makrophagen bei der Rejektion von Gewebe Ein Ziel unserer Arbeiten ist die Aufklärung von zellulären und molekularen Mechanismen, die zur Abstoßung von Geweben führen. Experimentelle allogene Transplantationen solider Organe werden hierbei als relevante Modellsysteme angesehen, da der Beginn einer Rejektion,die Qualität und die Schwere des Abstoßungsvorgangs bei experimentellen allogenen Transplantationen genau definiert werden können. Im Vordergrund unseres Interesses steht hierbei die Interaktion von Monozyten mit Endothelzellen und Tumorzellen. Monozyten sind immunkompetente Zellen, die zur Synthese zahlreicher Substanzen befähigt sind, die die Abstoßung eines Gewebes bewirken. Monozyten werden deshalb von uns als die wesentlichen Effektorzellen einer Rejektion angesehen. Endothelzellen sind in soliden transplantierten Organen die primär vom Rejektionsprozess betroffenen Zielzellen. Sie sind als erste Zellen des abgestoßenen Organs einer humoralen und zellulären Abstoßungsantwort ausgesetzt. Wir erhoffen uns von der Analyse der Interaktion von Monozyten und Endothel in allogen-transplantierten Organen Erkenntnisse, die zu diagnostischen und therapeutischen Anwendungen führen könnten. Chemokine als wesentliche Modulatoren der Frühphase einer allogenen Rejektion H.-J. Gröne, Z. Li, Q. Sun, S. Wang In Kooperation mit: Peter Nelson Ph.D., Medizinische Poliklinik, Arbeitsgruppe Klinische Biochemie der LMU München und Amanda Proudfoot, Ph.D, Serono Genf, Schweiz Die Transplantation allogener solider Organe in der Ratte ist ein geeignetes System um die Mechanismen, die für die Generation und die Aufrechterhaltung einer Rejektion oder Toleranz gegenüber einem immunologischen Prozess notwendig sind, zu erarbeiten. Die bekannten Unterschiede der MHC-Loci von Spender und Empfänger ermöglichen es, die Schwere der Allograft-Rejektion festzulegen; der Beginn und der Verlauf der Transplantat-Rejektion wie auch ihre morphologischen Phänomene sind gut definiert. Eine Toleranzinduktion bei allogener Organtransplantation oder eine Rejektionsinduktion bei malignem Tumorwachstum wären von großem klinischen Nutzen. Tierexperimente und klinische Daten weisen darauf hin, daß eine kurzfristige, frühe Inhibition der vaskulären Alloreaktivität wesentlich zur langfristigen Allograftakzeptanz beitragen könnte. Durch die Inhibition der Arretierung von T-Zellen und Monozyten an das Endothel mit Hilfe der Blockade von Chemokinrezeptoren im Transplantat konnten Chemokine von unserer Arbeitsgruppe als wichtige pathogenetische Faktoren bei der Transplantatrejektion erkannt werden. Chemokine sind chemotaktische Peptide mit einem Molekulargewicht zwischen 6 und 15 k/Da, die wie ihre zugehörigen Rezeptoren von zahlreichen Zellen, unter anderem von Endothelzellen, Leukozyten und Fibroblasten syn- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 165 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie 166 thetisiert werden. Das ß-Chemokin-RANTES ist ein potentes Chemokin für die Chemotaxie von Monozyten, dendritischen Zellen und T-Zellen. Aufgrund des Nachweises einer Expression des ß-Chemokin-RANTES in tubulären Epithelien abstoßender Nierentransplantate und atherosklerotischen Plaques von Coronararterien transplantierter Herzen wurde begonnen, die Rolle des Chemokin: RANTES bei der akuten Abstoßung allogener Transplantate funktionell zu untersuchen. Die intravenöse Gabe des antagonistischen Chemokin-Analogs Met-RANTES bewirkte eine Reduktion der akuten Entzündung und eine Abnahme der Abstoßung im allogenen Nierentransplantat. Durch Met-RANTES konnte in allogen transplantiertem Dünndarm die Mikrozirkulation weitgehend normalisiert werden. Ein nicht peptiderger Antagonist für einen Rezeptor von RANTES: CCR1 bewirkte mit niedrig dosiertem Cyclosporin eine erhebliche Verlängerung der Überlebenszeit eines allogenen Herztransplantates in der Ratte. In vitro Untersuchungen zum möglichen Mechanismus dieser CCR1-Antagonismus-Wirkung ergaben, daß unter physiologischen Flußbedingungen die Arretierung von Monozyten an aktiviertes mikrovaskuläres Endothel durch eine Blockade RANTES-zugehöriger Chemokinrezeptoren unterdrückt wurde. Diese Untersuchungen demonstrierten die funktionelle Bedeutung von Chemokinen für die Rejektion eines allogenen transplantierten Organs. Neue Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe haben sich mit der Expression und Wirkung von Chemokinen in nicht hämatopoetischen Zellen beschäftigt. Da die Expression von Proteinen in embryonalem Gewebe, in entzündeten und tumorösem Gewebe wieder auftreten kann, wurde die Expression von Chemokinen bei der Entwicklung der menschlichen Niere analysiert. Chemokine, die proliferative und angiogenetische Effekte besitzen und ihre Rezeptoren wurden zellspezifisch bei der Ontogenese der Niere nachgewiesen. Für das Chemokin SLC und den zugehörigen Rezeptor CCR7 konnte eine antiapoptotische Wirkung dokumentiert werden. Die Transkription mehrerer Chemokine kann durch den Transkriptionsfaktor NFkB gesteigert werden. NFkB reguliert zusätzlich die Expression von Adhäsionsmolekülen. Durch die Perfusion einer Niere vor allogener Transplantation mit einem NFkB-Decoy Oligodeoxynucleotid in kationischen Liposomen, die bevorzugt von hypoxischem peritubulärem Endothel aufgenommen wurden, wurde die frühe postischämische Endothelialitis eines Transplantates signifikant gemindert. Es wurde insbesondere die Adhäsion von Monozyten an das mikrovaskuläre Endothel und die monozytäre Infiltration in der Niere gehemmt, sowie die interstitielle Rejektion reduziert. Diese Experimente unterstützen insgesamt die Annahme, daß Chemokine die Interaktion von Endothel und immunkompetenten Zellen in einer Alloreaktivitätsreaktion wesentlich beeinflussen. Weitere Analysen zur Rolle von Chemokinen in der Frühphase der Abstoßung eines allogenen Transplantates sind geplant 1. in Chemokinrezeptor knock-out Mäusen und 2. in Experimenten, die weitere, teils von Viren spezifisch synthetisierte, teils synthetisch gewonnene Chemokinrezeptoranaloga einsetzen. Abteilung D0100 Zelluläre und Molekulare Pathologie Analyse der Rolle von Sauerstoff-reaktiven Spezies und endothelialen Wachstumsfaktoren bei der Gewebsrejektion K. Sun, Y. Li, H.-J. Gröne In Kooperation mit: Dr. med. Tomislav Stojanovic, Chirurgische Klinik der Universität Göttingen, Prof. Dr. rer. nat. Ernst Malle, Klinische Biochemie der Universität Graz, Österreich, Dr. med. Ton J. Rabelink, Innere Medizin Universität Utrecht, Niederlande In der Interaktion von Endothel und Monozyten und T-Zellen bei der akuten vaskulären Rejektion kommt dem Aktivierungszustand der Endothelzellen eine wesentliche Rolle zu. Ein wichtiger Modulator der endothelialen Funktion ist das Radikal NO. Das durch die endotheliale NO-Synthase konstitutiv synthetisierte NO besitzt mehrere Endothel-zytoprotektive Eigenschaften (Hemmung der Thrombozytenadhäsion/aggregation, Verminderung der Endothelpermeabilität, Hemmung der Proliferation glatter Muskelzellen und Vasodilatation). In einem allogenen Rattennieren-Transplantationsmodell konnten wir belegen, daß die Inhibition der konstitutiven endothelialen NO-Synthese zu einer deutlichen Verschlechterung der Transplantatfunktion und zu einer ausgeprägten vaskulären Abstoßung des Organs führt. Es gelang somit einen nicht-immunologischen Einfluß auf die Alloreaktivität des Nierentransplantates zu nehmen. Dieser tierexperimentelle Befund könnte durchaus klinische Bedeutung besitzen, da Inhibitoren der NOSynthase (L-ADMA, L-NMMA) beim akuten Nierenversagen, das direkt nach Transplantation bei einem nicht geringen Prozentsatz allogen Transplantierter vorliegt, akkumulieren können und über eine Inhibition der endothelialen NO-Synthase frühe Rejektionsphänomene verstärken könnten. In Erweiterung dieser Untersuchungen konnten wir durch die selektive Hemmung der induzierbaren NOSynthase, die bei Rejektion überwiegend von immunkompetenten Zellen (z.B. Monozyten/Makrophagen) exprimiert wird und wegen hoher generierter NO-und O2-Mengen zytotoxische Effekte auslöst, eine Reduktion interstitieller Rejektionsphänomene erreichen. Supplementierung von L-Arginin und Tetrahydrobiopterin als Vorstufen und Cofaktoren der NO-Synthese reduzierten die Superoxidanion Generation und erhöhten die NO-Synthese durch die endotheliale NO-Synthase. Es wurde eine wesentliche funktionelle und strukturelle Verbesserung im allogenen Nierentransplantat erreicht. NO spielt somit eine konzentrations- und zeitabhängige, bimodale Rolle bei der Rejektion von Geweben. Wir haben durch weitere Untersuchungen die Relevanz der O2- Synthese im allogenen Nierentransplantat analysiert. Durch eine Inhibition der O2--produzierenden Xanthinoxidoreduktase und eine Überexpression dieses Enzyms konnten wir bereits die Bedeutung dieses oxidativen Enzyms bei der akuten Rejektion von allogenen Geweben belegen. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Rolle von Glycosphingolipiden (GSL) in Tumoren und bei immunlogischen Prozessen R. Sandhoff, R. Jennemann, B. von TümplingRadosta, H. Wiegandt, H.-J. Gröne Unter den Glykokonjungaten, Glykoproteine und Glykolipide, die auf der Oberfläche eukaryotischer Zellen exprimiert werden, sind Glykolipide strukturell gut charakterisiert. Glykosphingolipide (GSL) lokalisieren mit Cholesterin in „Rafts“, Membrandomänen, die zur Signalübertragung wichtig sind. GSL stellen essentielle Bindungspartner für virale und bakterielle Strukturen dar. Wir haben zeigen können, dass GSL ihr Expressionsprofil in Tumoren (Nierenzellkarzinom) ändern und zur Charakterisierung von Tumoren dienen können. In Experimenten an für spezifische GSL mutierten Mäusen wurde der Degradationsmechanismus für komplexe sulfatierte GSL (Sulfatide) aufgeklärt. Da wir belegten, dass Sulfatide bei der Differenzierung von Monozyten differentiell exprimiert werden, werden weitere Untersuchungen zur Funktion von GSL in immunkompetenten Zellen an knockout Mäusen durchgeführt. Histopathologische Analyse transgener Tiere I. Berger,F.Amelung., H.-J. Gröne Die Abteilung hat eine Arbeitsgruppe, die sich speziell mit der konsultativen histopathologischen Diagnostik transgener Tiere beschäftigt. Die umfassende morphologische Analyse transgener und knock-out Tiere ist für die Interpretation der Bedeutung eines überexprimierten oder nicht-exprimierten Gens entscheidend. In der morphologischen Analyse werden neben einer konventionell-morphologischen Aufarbeitung moderne Verfahren der Pathomorphologie eingesetzt: Immunhistologie, In situ Hybridisierung, ultrastrukturelle Untersuchung am Transmissionselektronenmikroskop. Histopathologische Spezialdiagnostik H.-J. Gröne Es wurde eine Arbeitsgruppe für histopathologische Spezialdiagnostik eingerichtet, die in ausgewählten Gebieten der Pathologie eine wissenschaftlich orientierte Diagnostik durchführt. Es wird so erreicht, dass (1) die in der Abteilung tätigen Pathologen die für die Beratung anderer Abteilungen des DKFZ und für ihre eigene wissenschaftliche Arbeit notwendige humanpathologische Expertise behalten, (2) humanes Material verschiedenen Abteilungen des DKFZ zur Verfügung gestellt werden kann (3) die Abteilung selbst, das humane Material in korrelativen Untersuchungen zu experimentellen Befunden einsetzen kann und (4) das Deutsche Krebsforschungszentrum seit Gründung der Abteilung, eine von der Deutschen Ärztekammer anerkannte Ausbildungsstätte für Pathologie ist. Im Bestreben, objektivierbare supplementäre Techniken in die humane histopathologische Diagnostik einzuführen, haben wir am Beispiel des Prostatakarzinoms, des häufigsten malignen Tumors des Mannes, Gen-Expressionsanalysen Abteilung D0100 Zelluläre und Molekulare Pathologie mit cDNA Chips durchgeführt. Es wurde eine hohe spezifische Detektionsrate von malignen Prostatatumoren mit dieser Methode gefunden. Unsere zukünftigen Bemühungen werden auf die Etablierung von Genexpressionsanalysen an präcancerösen Läsionen im Biopsiematerial gerichtet sein. Tumorbank E. Gröne, M. Enulescu, S. Ronellenfitsch In Kooperation mit: Klinikum Aschaffenburg, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe (Prof. Dr. Teichmann), Klinikum Göppingen, Institut für Pathologie (Frau Prof. Dr. Sorger), Universitätskliniken Heidelberg: Urologische Klinik Prof. Dr. Stähler Die Tumorbank der Abteilung ist eine Serviceeinrichtung für das DKFZ um primäre immortalisierte Zellkulturen und seit Anfang 1999 nicht fixiertes, gefrorenes, nicht tumoröses und tumoröses humanes Material zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsgruppe bemüht sich, durch engen Kontakt mit den koopierierenden Kliniken Gewebe fachgerecht diagnostiziert zu sammeln und zu katalogisieren, um der Abteilung selbst und anderen Abteilungen des DKFZ genomische und proteomische Untersuchungen an diesem Material zu ermöglichen. 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Jens Zeller Wissenschaftler Dr. Rüdiger Port Dr. Renate Port Dr. Stephanie Laufs Ioulian Topaly * Chemoprotektion von humanen mobilisierten peripheren Blutvorläuferzellen nach retroviralem Transfer des humanen Multidrug-Resistenzgens (MDR1) und Transplantation in NOD/SCID-Mäuse Studenten/Doktoranden cand.med. Simone Berlinghoff cand.med. Thomas Büch cand.med. Eike Buß cand.med. Bernhard Gentner cand.med. Moritz Schad Zsuzsanna Nagy (med.biol.) Marlon Romano Veldwijk (med.biol.) Technische Assistenten Bernhard Berkus Hans-Jürgen Engel Sigrid Heil (1/2) Sekretärin Brigitte Pétillon (1/3, 01/02 -) 170 * Finanzierung extern Die Arbeitseinheit „Pharmakologie der Krebsbehandlung“ besteht aus den Arbeitsgruppen von W. Jens Zeller und Rüdiger Port. Die Forschungsarbeit von W.J. Zeller konzentriert sich vor allem auf sensibilisierende und protektive Ansätze in der Krebschemotherapie. R. Port’s Forschungsarbeit befaßt sich mit pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Modellen. Die Gruppe von W.J. Zeller kooperiert mit PD Dr. S. Fruehauf und Prof. Dr. A.D. Ho, Abt. Innere Medizin V der Universität Heidelberg; Ziel dieser Kooperation ist die Optimierung der Hochdosis-Chemotherapie mit Blutstammzellsupport unter Einsatz präklinischer Modelle (Stammzellexpansion, Zytostatikaresistenz-Gentransfer), die experimentelle Therapie der chronischen myeloischen Leukämie sowie die Entwicklung neuer Strategien für die Behandlung von Sarkomen. S. Laufs, B. Gentner, K.Z. Nagy, B. Schiedlmeier*, A.J. Schilz**, K. Kühlcke**, C. Baum***, H.G. Eckert**, S. Fruehauf****, W.J. Zeller *Heinrich-Pette-Institut, Hamburg; **EUFETS GmbH, Idar-Oberstein; ***Medizinische Hochschule, Hannover; ****Medizinische Klinik und Poliklinik V, Universität Heidelberg Humane periphere Blutvorläuferzellen wurden mit dem neuen retroviralen SF91m3-Vektor, der das humane MDR1-Gen enthält, transduziert und anschließend in NOD/SCID-Mäuse transplantiert. Mit diesem Versuchsansatz konnten wir zeigen, daß der retrovirale Transfer des MDR1-Gens in humane mobilisierte periphere Blutvorläuferzellen diesen Zellen einen Schutz gegenüber MDR1abhängiger Chemotherapie in vivo vermittelt. Weiterhin konnte eine Expansion der MDR1-transduzierten, im NOD/ SCID-Modell angegangenen Zellen mit hoher P-Glykoprotein-Expression nach Chemotherapie gezeigt werden. Der durchschnittliche Anteil humaner Leukozyten im chimären NOD/SCID-Mausknochenmark lag zwischen 56%78%. Das Angehen der humanen Zellen in Mäusen, die mit MDR1-transduzierten Zellen transplantiert wurden, war genauso hoch wie bei den Mäusen, die mit Mock-transduzierten Zellen transplantiert wurden. Dies zeigt, daß mit dem verwendeten Transduktionsprotokoll und dem verbesserten SF91m3-Vektor während des 6-7 wöchigen Beobachtungszeitraums die Hämatopoese regelrecht verläuft. Mit Hilfe von MDR1-provirusspezifischer quantitativer PCR konnte eine durchschnittliche Gentransferrate der im NOD/ SCID-Mausmodell repopulierenden humanen Zellen von 9.4%-12.3% festgestellt werden. Ein Anteil von 59% (33%-92%) SF91m3-transduzierter repopulierender Zellen zeigte einen Rh-123 dull Phänotyp. Diese Daten legen nahe, daß eine Vektorintegration pro MDR1-transduzierter Zelle mit dem hier verwendeten Trasnduktionsprotokoll stattgefunden hat, was das Risiko der Insertionsmutagenese soweit als möglich minimiert. Das gute „Angehen“ der Zellen in den Mäusen, die hohe Gentransferrate, sowie die starke Genexpression ermöglichten nun die Untersuchung einer Chemoprotektion in vivo. Den chimären Mäusen wurde eine subletale Dosis an Paclitaxel verabreicht. Anschließend konnte festgestellt werden, daß die Zahl humaner Zellen in Mäusen, die mit MDR1-transduzierten Zellen transplantiert wurden, signifikant weniger abfiel, als in Mäusen, die mit Mock-transduzierten Zellen transplantiert wurden (p<0.05), woraus der Schluß der Chemoprotektion MDR1-transduzierter Zellen gezogen werden kann. Ein Vergleich mit transduzierten, unbehandelten Mäusen zeigt eine signifikante 1.4-1.8-fa- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie che Erhöhung in der Zahl der genmarkierten (p<0.05-0.01) oder P-Glykoprotein-exprimierenden (p<0.01) humanen Zellen in transduzierten, Paclitaxel-behandelten Mäusen. Eine immer wieder auftauchende Frage im Zusammenhang mit der Transplantation retroviral transduzierter hämatopoetischer Stammzellen ist, ob und wieviele solche(r) Stammzellen erfolgreich transduziert wurden. Durch klonale Analyse dieser Zellen mittels ligationsmediierter PCR (LM-PCR) konnte eine hohe Zahl gleichzeitig aktiver humaner Stammzellklone acht Wochen nach Transplantation analysiert werden. Es ist nun von Interesse, ob durch die Chemotherapie bestimmte Klone selektiert werden und es zu einer oligoklonalen Hämatopoese kommt, oder ob die Myeloprotektion polyklonal getragen wird. Publikationen (* = externe Koautoren) Schiedlmeier B.*, Schilz A.J.*, Kuehlcke K.*, Laufs S., Baum C.*, Zeller W.J., Eckert H.G.*, Fruehauf S.*: Multidrug resistance 1 gene transfer can confer chemoprotection to human peripheral blood progenitor cells engrafted in immunodeficient mice. Hum Gene Ther. 13(2): 233-42, 2002. Buss E.C., Schiedlmeier B.*, Ho A.D.*, Zeller W.J., Fruehauf S.*: The FBMD-1 stroma cell line secretes a unique moiety which can increase retroviral transduction of lineage-committed and primitive human peripheral blood progenitor cells. Cancer Gene Ther.8(6): 440-9, 2001. Schiedlmeier B.*, Kühlcke K.*, Eckert H.G.*, Baum C.*, Zeller W. J., Fruehauf S.*: Quantitative Assessment of Retroviral Transfer of the Human Multidrug Resistance-1 Gene to Human Mobilized Peripheral Blood Progenitor Cells Engrafting in NOD/SCID Mice. Blood 95: 1237-1248, 2000. Schilz A.J.*, Schiedlmeier B.*, Kühlcke K.*, Fruehauf S.*, Lindemann C.*, Zeller W.J., Grez M.*, Fauser A.A.*, Baum C.*, Eckert H.G.*: MDR1 gene expression in NOD/SCID repopulating cells after retroviral gene transfer under clinically relevant conditions.Mol. Ther. 2(6): 609-618, 2000. Schiedlmeier B.*, Buss E.C., Veldwijk M.R., Zeller W.J., Fruehauf S.*: Soluble bone marrow stroma factors improve the efficiency of retroviral transfer of the human multidrug-resistance 1 gene to human mobilized peripheral blood progenitor cells. Hum. Gene Ther. 10: 1443-1452, 1999. Fruehauf S.*, Wermann K., Buss E.C., Hundsdoerfer P., Veldwijk M.R., Haas R.*, Zeller W.J.: Protection of hematopoietic stem cells from chemotherapy-induced toxicity by multidrug-resistance 1 gene transfer. Rec. Results Cancer Res. 144: 93-115, 1998. Neue Strategien für die Behandlung von Sarkomen mittels Gen-Transfer von Suizidgen-enthaltenden „Rekombinante Adeno-Assoziiertes-Virus-2-Vektoren“ M.R. Veldwijk, S. Berlinghoff,J. Topaly*, S. Laufs, S. Fruehauf* and W.J. Zeller *Medizinische Klinik und Poliklinik V, Universität Heidelberg. Rekombinante Adeno-assoziiertes-Virus-2 (rAAV-2)-Vektoren werden sowohl für die klinische Gentherapie bei Erbkrankheiten als auch präklinisch zur Behandlung von Krebs eingesetzt. In diesem Projekt konnten wir mit einem rAAV-2-Vektor, welcher das “green fluorescent protein“ (GFP) enthält, eine hohe Infektionsrate von verschiedenen soliden Tumoren gegenüber erreichen. Aus einer Reihe von 8 soliden Tumorzelllinien und primären peripheren Blutstammzellen (PBSZ), die mit rAAV-2-Überständen infi- D0200 Pharmakologie der Krebsbehandlung ziert worden sind (funktionaler Titer: 200 IU/Zelle), erhielten wir die höchste Infektionsraten bei einer Weichteilsarkom-Zelllinie (HS1; Mittelwert: 96% GFP+ Zellen) und bei Brustkrebszellen (T47D; Mittelwert: 83%, MCF-7; Mittelwert: 85%); bei 5 weiteren Zelllinien (1 Ovarialtumor, 1 Keimzelltumor, 1 Osteosarkom und 2 kleinzellige Bronchialkarzinome) wurden niedrigere Infektionsraten erreicht (3%-12%); die niedrigste Infektionsrate zeigte sich bei PBSZ (max. 4%). Diese Resultate zeigen, daß Sarkome und Brustkrebszellen die geeignetsten Zielzellen für rAAV2-vermittelte Suizid-Gentherapie sind. Die erste Anforderung, um diese Vektoren in Zell-kill-Experimenten zu verwenden, ist die Klonierung von neuen rAAV-2-Vektoren, welche ein geeignetes Suizidgen enthalten. Deshalb wurde das Thymidinkinase (TK)-Gen in Kombination mit dem Prodrug Ganciclovir gewählt. Drei neue TK-rAAV-2-Vektoren wurden kloniert. Da einige dieser neuen Vektoren kein Markergen (GFP) enthielten und deshalb auch nicht mit dem Fluoreszenz-abhängigen funktionalen Titrierungsverfahren titriert werden konnten, wurde ein optimiertes Titrierungsverfahren entwickelt, welches auf einer „real-time quantitative“ Polymerase-Ketten-Reaktion (RQ-PCR), die Markergen-unabhängig ist, basiert. Vier Sarkomzelllinien wurden ausgewählt (HS-1, HT1080, RDES und SK-N-MC) und eine komplette Abtötung aller Tumorzellen nach Infektion mit einem rAAV-TK/eGFP-Vektor und Behandlung dieser Zellen mit Ganciclovir (2,5 µg/ml) konnte nachgewiesen werden, wobei in der Kontrollgruppe über 95% der Zellen überlebten. Für diese Zelllinien sind weiterhin Xenotransplantationsmodelle etabliert worden. In „proof of principle“-Experimenten sind Mäuse mit rAAV-TK/eGFPtransduzierten und Ganciclovir behandelten Tumorzellen transplantiert worden. Diese Tiere überlebten das Experiment (>5 Monate), während die Tiere, die nicht-transduzierte Zellen bekamen, innerhalb eines Monats verstarben. Diese Daten zeigen das vielversprechende Potential von rAAV-2-bassierten Suizidvektoren für die zukünftige klinische Anwendung. Publikationen (* = externe Koautoren) Veldwijk MR, Topaly J*, Laufs S, Zeller WJ and Fruehauf S* (2002). Rapid determination of adeno-associated virus 2 vector titers using an optimized real-time quantitative polymerase chain reaction-based titration assay that meets clinical laboratory standards. Mol Ther, Accepted for publication. Fruehauf S*, Veldwijk MR, Berlinghoff S, Basara N, Baum C*, Flasshove M, Hegewisch-Becker S, Kröger N, Licht T, Moritz T, Zeller WJ and Laufs S (2002). Gene therapy for sarcoma. Cells Tissues Organs, Accepted for publication. Veldwijk MR, Fruehauf S*, Schiedlmeier B, Kleinschmidt JA and Zeller WJ (2000). Differential expression of a recombinant adenoassociated virus 2 vector in human CD34+ cells and breast cancer cells. Cancer Gene Ther 7: 597-604. Veldwijk MR, Schiedlmeier B, Kleinschmidt JA, Zeller WJ and Fruehauf S* (1999). Superior gene transfer into solid tumour cells than into human mobilised peripheral blood progenitor cells using helpervirus-free adeno-associated viral vector stocks. Eur J Cancer 35: 1136-1142. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 171 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Experimentelle Kombinationstherapie der chronischen myeloischen Leukämie unter Einschluß des Tyrosinkinaseinhibitors STI571. Publikationen (* = externe Koautoren) J. Topaly*, M. Schad, S. Fruehauf*, W.J. Zeller Topaly J.*, Zeller W.J., Fruehauf S.* : Synergistic activity of the new ABL-specific tyrosine kinase inhibitor STI571 and chemotherapeutic drugs on BCR-ABL-positive chronic myelogenous leukemia cells.Leukemia 15: 342-347, 2001. *Med. Klinik und Poliklinik V, Universität Heidelberg Die chronische myeloische Leukämie (CML) wird durch die reziproke Translokation zwischen den Chromosomen 9 und 22 verursacht, bei der das BCR-ABL-Fusionsgen entsteht, das eine erhöhte Tyrosinkinase (TK)-Aktivität aufweist. Durch die Entwicklung des TK-Inhibitors STI571 (Novartis Pharma) ist es zu einem Durchbruch in der Therapie dieser Erkrankung gekommen. Je nach Erkrankungsstadium sprechen bis zu 90% der CML-Patienten mit einer Normalisierung des Blutbildes und ca. 50% der Patienten mit weitgehenden zytogenetischen Remissionen auf eine Behandlung mit STI571 an. Nichtsdestotrotz kommt es bei einem Teil der Patienten unter STI571-Therapie zu einem Rezidiv der Erkrankung. 172 D0200 Pharmakologie der Krebsbehandlung Topaly J.*, Fruehauf S.*, Ho A.D.*, Zeller W.J.: Rationale for combination therapy of chronic myelogenous leukemia with imatinib and irradiation or alkylating agents: implications for pretransplant conditioning. Br J Cancer 86: 1487-1493, 2002. Eine weitere Verbesserung der Behandlung ist durch eine Kombinationstherapie zu erwarten. In dieser Arbeit wurde systematisch untersucht, welche Substanzen in Kombination mit STI571 CML-Zellen synergistisch abtöten. Für die quantitative Auswertung der Kombinationseffekte wurde die Median-Effect-Methode von Chou und Talalay angewendet. Nach dieser Methode wird ein Kombinationsindex (CI) berechnet, der bei Werten <1 auf Synergismus, >1 auf Antagonismus und =1 auf Additivität hindeutet. Es hat sich gezeigt, dass CI-Werte meistens mit steigender Wachstumshemmung abnehmen, was einem verstärkten Synergismus entspricht. Die Auswertung der CI-Werte bei IC75 (75% Wachstumshemmung) ergab einen signifikanten Synergismus in der CML-Zelllinie BV173 für die STI571Kombinationen mit Cytarabin, Etoposid, Mitoxantron, Treosulfan, Mafosfamid, Idarubicin, Carboplatin, Thiotepa, Dexamethason und g-Bestrahlung. Ein Teil dieser Kombinationen wurde auch in anderen CML-Zelllinien getestet und führte zu ähnlichen Ergebnissen. CI-Werte der Kombinationen mit Gemcitabin, Busulfan, Hydroxyurea, Docetaxel, Fludarabin, Methotrexat, Cladribin, Nimustin und Topotecan unterschieden sich nicht signifikant von 1 (rein additiver Effekt). Ergebnisse aus dem Colony-FormingAssay mit primärem CML-Material entsprachen tendenziell den Beobachtungen im MTT-Assay. Untersuchungen mit BCR-ABL-negativen Zelllinien und primären Zellen zeigten keine Verstärkung der zytostatischen Wirkung chemotherapeutischer Substanzen oder der g-Bestrahlung durch STI571. Demzufolge führt STI571 zu einer Erweiterung des therapeutischen Index zytostatischer Substanzen und der g-Bestrahlung. Aufgrund unserer Daten ist eine klinische Studie entstanden, welche die Effektivität und Verträglichkeit einer STI571-basierten Kombinationstherapie in der myeloischen Blastenkrise der CML testen soll. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Es wurden pharmakokinetische Modelle für Signal-ZeitDaten entwickelt, die gleichzeitig im Tumor und im Kreislauf erhoben wurden, und es wurde gezeigt, dass wegen der Variabilität der Kinetik im Kreislauf gleichzeitige Messungen im Tumor und im Kreislauf erforderlich sind, wenn man quantitative Aussagen über die Kinetik des Kontrastmittels im individuellen Tumor machen will [1]. Pharmakokinetische und pharmakodynamische Daten aus der Klinik und der Arzneimittelentwicklung werden mit Populationsmodellen ausgewertet [Sheiner et al., J. Pharmacokin. Biopharm. 19 (1991), 11S - 24S]. Schwerpunkt war die Untersuchung der Dosis- und Zeit-Wirkungs-Beziehung von Erythropoetin bei Kindern mit renaler Anämie. Die Dosierung ist in diesem Fall schwierig, da die Wirkung sehr variabel ist und über mehrere Monate anhält. Bei geringer Überdosierung treten ernste Nebenwirkungen auf. Ziel der Untersuchung ist, die Grundlage für ein Computer-gestütztes Verfahren zur individuellen Dosisoptimierung zu schaffen. 6 relative Signalintensitaet 2 3 4 5 Eines der Hauptprobleme bei der Behandlung solider maligner Tumoren mit Arzneistoffen ist die Erzielung ausreichend hoher Wirkstoffkonzentrationen im Tumor für ausreichend lange Zeit. Über die Arzneistoffkonzentrationen, die tatsächlich in menschlichen Tumoren zustandekommen, ist wenig bekannt. Die dynamische KernresonanzTomographie (“dynamic magnetic resonance imaging”, dMRI) erlaubt es, Konzentrationsverläufe von Kontrastmitteln nichtinvasiv im Gewebe zu verfolgen. Mögliche Anwendungen liegen in der Differentialdiagnose maligner und benigner Tumoren und in einer frühen Erfassung von therapeutischen Effekten. Bei den meisten Tumoruntersuchungen wird nicht der gleichzeitige Verlauf der Konzentration des Kontrastmittels im Kreislauf berücksichtigt. 173 1 Kooperationen mit: M.V. Knopp, Onkologische Diagnostik und Therapie, DKFZ; W.E. Hull, AG Zentrale Spektroskopie, DKFZ; O. Mehls, Universitäts-Kinderklinik Heidelberg; R.W. Jelliffe, School of Medicine, University of Southern California, Los Angeles, USA. Zusatzfinanzierung: DFG (Pharmakodynamik von Erythropoetin) 0 5 10 6 R.E. Port Abb.: Dynamische NMR-Tomographie, Signal-Zeit-Verlauf in der Aorta nach Kurzinfusion des Kontrastmittels Gadopentetat (0,1 mmol/kg) bei zwei verschiedenen Patientinnen. Senkrechte gestrichelte Geraden: Beginn und Ende der Infusion. Durchgezogene Kurven: Modellvorhersage auf Grund der mittleren Populationsparameter, des Körpergewichts und des ersten Messwerts. Gestrichelte Kurven: Modellvorhersage auf Grund individueller Bayes-Parameter. Bei der ersten Patientin entsprechen die Messwerte etwa dem, was auf Grund der mittleren Populationsparameter, des Körpergewichts und des ersten Messwerts zu erwarten ist. Damit sind die individuellen Bayes-Parameter ähnlich den mittleren Populationsparametern und beide Modellkurven sind nahezu gleich (obere Abbildung). Bei der zweiten Patientin weichen die Messwerte erheblich von der Erwartung ab. Dies wird überwiegend als Folge zufälliger interindividueller Variation gedeutet. Das Ergebnis sind stark abweichende individuelle Bayes-Parameter und damit ein Auseinanderklaffen der beiden Modellkurven (untere Abbildung). relative Signalintensitaet 2 3 4 5 Pharmakokinetik/Pharmakodynamik (D0201) D0200 Pharmakologie der Krebsbehandlung 1 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie 0 Publikationen (* = externer Koautor): [1] Port RE, Knopp MV, Brix G*: Dynamic contrast-enhanced MRI using Gd-DTPA: Interindividual variability of the arterial input function and consequences for the assessment of kinetics in tumors. Magn Reson Med 45, 1030 - 1038, 2001 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 5 Zeit (min) 10 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie D0301 Arbeitsgruppe Toxikologie und Chemotherapie Arbeitsgruppe Toxikologie und Chemotherapie (D0301) Leiter: Prof. Dr. med. Martin R. Berger 06221 42-3310, FAX: 06221 42-3313, E-mail: [email protected] Gastwissenschaftler Dr. Spiro M. Konstantinov (09 - 11/00, 05 - 08/01, Sofia, Bulgarien) Dr. Milka Georgieva (03 - 06/00, 10 - 12/00, 03 - 05/01, Sofia, Bulgarien) Prof. Dr. Iana Tsoneva (10 - 11/01, Sofia, Bulgarien) Doktoranden Cristina Voß ( - 12/01) Hassan Adwan (10/99 - ) Michael Conzelmann ( - 09/01) Christoph Dieterle ( - 09/01) Maike Leible (10/00 - ) Jan Sänger (10/00 - ) Tobias Bäuerle (09/01 - ) Technisches Personal Aysen Danisman-Marsch ( - 03/01) Helmut Opitz ( - 09/00) Birgit Kaiser (1/2 Stelle, 10/00 - ) Gerd Braun (02/01 - ) 174 Ziele und Aufgaben der Arbeitsgruppe sind eng an den verbesserten Nachweis geringer Mengen von Tumorzellen und an die Entwicklung und toxikologische Beurteilung von Substanzen gekoppelt, die Krebswachstum hemmen. Der Nachweis von wenigen Tumorzellen ist durch molekularbiologische Techniken prinzipiell möglich geworden, muss für jede Tumorart in der Praxis aber erst etabliert werden. Diese Arbeit ist sinnvoll, weil geringe Mengen an Tumorzellen therapeutisch leichter positiv beeinflussbar sind. In diesem Zusammenhang ist die Detektion von Tumorzellen zu sehen, die mit Hilfe von Mutationen des Kras Gens oder mittels epithelialer Marker (Cytokeratin 20, Guanylylcyclase C) nachgewiesen wurden. Neue, mehr selektiv antineoplastisch wirksame Verbindungen beeinflussen häufig die Signaltransduktion der Zelle. Alkylphosphocholine, eine neue Gruppe membranwirksamer Verbindungen, hemmen das Krebswachstum konzentrationsabhängig (sowohl zytotoxisch als auch Apoptose- auslösend und differenzierend). Die Identifizierung der molekularen Wirkungen ist ein weiteres mittelfristiges Forschungsziel. Die Wirkung auf Metastasen im Knochen und in der Leber wird an spezifischen Modellen untersucht, die pathophysiologisch den klinischen Vorbildern möglichst nahe kommen. Nachweis von disseminierten Kolonkarzinomzellen (D0301-1) M.R. Berger, C. Dieterle, M. Conzelmann In Zusammenarbeit mit Dr. U. Linnemann, Städtisches Klinikum Nord, Nürnberg Kolonkarzinome weisen in der Hälfte aller Fälle Mutationen des K-ras Gens auf. Der sensitive Nachweis dieser Mutation mittels PCR-RFLP wurde ausgenutzt, um geringe Mengen derartig mutierter Kolonkarzinomzellen am Resektatrand und in der Leber von Patienten nachzuweisen, die wegen eines Kolonkarzinoms operiert wurden. Die Sensitivität des K-ras Nachweises ist durch molekularbiologische Methoden gegenüber der Histologie deutlich verbessert. Eine Ausweitung der Diagnostik auf weitere Gewebe wie Lymphknoten und Knochenmark ist geplant. Das Vorhandensein von disseminierten Tumorzellen in der Leber erlaubt eine genauere Klassifizierung der Patienten [13]. Alkylphosphocholine (D0301-2) M.R. Berger, S.M. Konstantinov In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. H. Eibl, Max Planck Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen; Prof. Dr. C. Unger, Klinik für Tumorbiologie, Freiburg Alkylphosphocholine sind Verbindungen, die sich - wegen ihrer hohen Ähnlichkeit mit natürlichen Membranbestandteilen - in Zellmembranen anreichern und dort Wirkungen auslösen, die als antineoplastisch, antiviral und antileishmanial charakterisiert werden können. Der Mechanismus der antineoplastischen Wirkung beruht - zumindest teilweise - auf der Auslösung von Apoptose in den exponierten Krebszellen. Untersuchungen zu Struktur-Wirkungsbeziehungen haben gezeigt, daß Alkylphosphocholine mit einer Kettenlänge von 22 Kohlenstoff-Atomen sowie einer Doppelbindung in der Alkoholkette intravenös applizierbar werden und deshalb als eigene Untergruppe gewertet werden können. Insgesamt ist diese Gruppe von antineoplastischen Verbindungen arm an schädlichen Nebenwirkungen und weist Eigenwirkungen auf, wie die Stimulation von hämatopoetischen Zellen, die diese Gruppe als Bestandteil einer Kombinationschemotherapie besonders geeignet erscheinen lassen [4-6]. Tiermodelle zur Metastasierung (D0301-3) M.R. Berger,H. Adwan, M. Leible, J. Sänger In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. G. Golomb, Hebrew University of Jerusalem, Israel; Dr. M. Seelig, Abteilung für Chirurgie, Städtisches Klinikum, Ludwigshafen Da der Primärtumor meist therapeutisch beherrscht werden kann, ist das Auftreten von Metastasen oft die finale Etappe einer Krebserkrankung. Tiermodelle, die diese Krankheitsstufe modellieren sollen, sind technisch aufwendiger und können nur jeweils besondere Aspekte der Metastasierung darstellen. Ein Rattenmodell zur Metastasierung von kolorektalen Tumoren in die Leber wurde DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie D0301 Arbeitsgruppe Toxikologie und Chemotherapie dazu so modifiziert, daß ein Markergen die Quantifizierung der Tumorzellen nach intraportaler Injektion in die Leber auch bei diffuser Metastasierung ermöglicht [7]. Ein weiteres Rattenmodell stellt die Metastasierung in den Knochen nach. Dazu werden ebenfalls mit einem Markergen versehene Mammakarzinomzellen in einen Seitenast der A. femoralis injiziert und bilden danach im Bereich des distalen Ober- und proximalen Unterschenkels lytische Metastasen (Abb. 1). Derzeit laufende Therapiestudien mit diesen Modellen werden dazu beitragen, verbesserte Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Schimanski, C.C.; *Sutter, C.; *Linnemann, U., Berger, M.R.: Sampling technique influences the detection of K-ras mutations in normal appearing mucosa of colorectal cancer patients. Int. J. Oncol. 15, 391-398 (1999) [2] Schimanski, C.C.; *Linnemann, U., Berger, M.R.: Sensitive detection of K-ras mutations augments diagnosis of colorectal cancer metastases in the liver. Cancer Res. 59, 5169-5175 (1999) Abb. 1: Darstellung einer osteolytischen Metastase von MDA-MB231 Zellen in der Tibia einer Ratte. [3] Schimanski, C.C., *Linnemann, U., *Arbogast, R., Berger, M.R.: Extended staging results from the detection of isolated tumor cells in the liver of colorectal cancer patients Oncol. Rep 8: 185-188 (2001) [4] Berger, M.R., Sobottka, S., Konstantinov, S.M., *Eibl, H.: Erucylphosphocholine is the prototype of i.v. injectable alkylphosphocholines. Drugs of Today, 34 (Suppl. F), 73-81 (1998) [5] Konstantinov, S.M., *Eibl, H., Berger M.R.: BCR-ABL influences the antileukaemic efficacy of alkylphosphocholines. Br. J. Haematol., 107 365-374 (1999) [6] Konstantinov, S.M., Berger M.R.: Human urinary bladder carcinoma cell lines respond to treatment with alkylphosphocholines. Cancer Lett. 144, 153-160 (1999) [7] Wittmer, A., *Khazaie, K., Berger, M.R.: Quantitative detection of lac-Z-transfected CC531 colon carcinoma cells in an orthotopic rat liver metastasis model. Clin. Exp. Metastas. 17, 369-376 (1999) DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 175 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie D0302 Kooperation mit der Abteilung für Molekulare Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg Kooperation des DKFZ mit der Abteilung für Molekulare Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg (D0302) Leiter: Prof. Dr. med. Magnus von Knebel-Doeberitz : 06221 562876, Fax -5981, E-mail: [email protected] Differentielle Genexpression in soliden Tumoren (insb. Kolonkarzinom) Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Robert Kösters Dr. Johannes Gebert Dr. med. Matthias Kloor Dr. med. Nicolas Wentzensen Dr. Svetlana Vinokourova Dr. Michael Linnebacher Dr. Jeannine Lacroix Dr. Susanne Dihlmann Dr. med. Stefan Wörner Dr. med. Peter Findeisen Im Projektbereich 1 werden mit Hilfe differentieller Analyseverfahren der Genexpression Gene identifiziert, die in Tumorzellen exprimiert werden, in normalen, nicht transformierten Geweben jedoch nicht. Wir nutzen hierbei einen „evidence basierten“ Ansatz. Diese Gene dienen als Ansätze für die Entwicklung neuer Verfahren für die Krebsfrüherkennung, den Nachweis disseminierter Tumorzellen in verschiedenen klinischen Proben, wie beispielsweise Lymphknoten, Knochenmark, peripherem Blut etc. Ferner werden diese differentiell exprimierten Gene auch für die Entwicklung neuer Tumorvakzine verwendet (siehe Projektbereich 6). Es konnten etwa 30 neue Gene identifiziert und validiert werden. U.a. konnten gänzliche neue, bisher nicht bekannte Sequenzen mit hoher differentieller Expression vor allem in koloektalen Karzinomen isoliert und charakterisiert werden, die sich sowohl als Diagnostikum wie auch als Angriff für eine gezielte Immuntherapie eignen. Gastwissenschaftler Carmen Gurrola Diaz Doktoranden Anja Germann Christine Fallsehr Corina Ziegert Eva Geiger 176 Technische Assistenten Özlem Mutluer Irina Voehringer Simone Klein* Gabriele Russell Beate Kuchenbuch Heike Sartor Kooperationen: Prof.Dr. M. Büchler, Chir. Univ. Klinik, Heidelberg; Prof.Dr. M. Wiesel, Urolog. Univ.-Klinik, Heidelberg; Prof.Dr. P. Drings, Thoraxklinik, Heidelberg; Dr.F. Bosch, Univ.-HNO-Klinik, Heidelberg; Prof.Dr. W. Dippolt, St. Vincenz- u. Elisabeth-Hospital, Mainz; Dr. J. Hoheisel, Prof.Dr. M. Little, DKFZ; Prof.Dr. W. Ansorge, Dr. P. Bork, EMBL, Heidelberg; Dr. J. Coy, MTMLaboratories AG, Heidelberg Drittmittel: BMBF-Fortsetzungsantrag 2002: 1 BAT IIa, 1 BAT Vc, Sachmittel Euro 160.000; Forschungsförderung der Univ.: 1 BAT Vb, Sachmittel DM 19.996 * DKFZ finanziert Die Abteilung für „Molekulare Pathologie“ ist im Oktober 2001 neu eingerichtet worden. Sie ging aus der ehemaligen Sektion für Molekulare Diagnostik und Therapie der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg hervor und stellt eine Kooperationseinheit zwischen dem DKFZ und dem Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg dar. Hauptfokus der Abteilung ist die Entwicklung neuer Verfahren für die Krebsfrüherkennung, die Krebsdiagnostik und Prävention solider Tumoren. Die Arbeiten werden vom DKFZ durch die Bereitstellung von Laborkapazität und anderen Unterstützungen gefördert. Die wissenschaftliche Arbeitsschwerpunkte der Abteilung gliedern sich in 7 Hauptprojekte: · Projekt 1: Differentielle Genexpression in soliden Tumoren (insb. Kolonkarzinom) · Projekt 2: Molekulare Pathogenese mikrosatelliten instabiler Tumore · Projekt 3: Neue Diagnostika für die Krebsfrüherkennung und den Nachweis disseminierter Tumorzellen · Projekt 4: Karzinogenese durch humane Papillomviren, Aspekte für Diagnostik und Früherkennung · Projekt 5: konditionelle (transgene) Tiermodelle der Krebsentstehung · Projekt 6: Tumorimmunologie und Vakzineentwicklung · Projekt 7: Tumorzellsensitivierung und Krebsprävention Publikationen Dihlmann et al., Cancer Res. 59: 1857-1860, 1999 Klaes et al., Eur. J. Cancer 35: 733-737, 1999 Koesters et al., Genomics 61: 210-218, 1999 Gebert et al., Int.J.Oncol. 16:169-179, 2000 Dihlmann et al., Oncogene 20: 645-653, 2001 Molekulare Pathogenese mikrosatelliten instabiler Tumore Im Projektbereich 2 werden vor allem Gene identifiziert, die in mikrosatelliten instabilen Tumoren (MSI+) spezifische Mutationen aufweisen (sog. frame shift-Mutationen) (Wörner et al., 2001). Diese Frameshiftmutationen führen zu neuen Peptidsequenzen in den Tumorzellen, die sich sowohl für die Diagnostik als auch die immunologische Prävention und Therapie dieser Tumoren sehr gut nutzen lassen. Im Rahmen dieses Projektes arbeiten wir insbesondere intensiv an der Entwicklung eines präventiven Impfstoffes für das hereditäre nicht-kolorektale Karzinom (Linnebacher et al., 2001). Im Projektbereich 2 wurde ferner ein interdisziplinäres Zentrum für den erblichen Dickdarmkrebs (HNPCC) durch Unterstützung der Deutschen Krebshilfe aufgebaut, in dessen Rahmen ein sehr umfangreiches Diagnostik und Beratungsprogramm für Patienten mit erblichen Formen des kolorekalen Karzinoms unterhalten wird (siehe hierzu auch die Homepage des Programms www.hnpcc.de). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Kooperationspartner: Dr. P. Bork, EMBL, Heidelberg; Prof.Dr. CM Becker, Inst. für Biochemie der Univ. Erlangen; Prof. Dr. J. Rüschoff, Inst. für Pathologie, Städt. Kliniken, Kassel; Prof.Dr. H. Vogelsang Techn. Universität, München; Dr. R. Ridder, MTMLaboratories, Heidelberg Drittmittel : Krebshilfe HNPCC (1999-2002): 1 BAT IIa, 1 BAT Vc, Verbrauch Euro 1.35 Mio für 6 Jahre, Tumorzentrum HD/MA (1997-2001): 1 BAT IIa/4, Sachmittel p.a. DM 10.000 Publikationen: Sutter et al., Molecular and Cellular Probes 13: 157-165, 1999 Wörner et al., Int. J. Cancer 93, 1: 12-19, 2000 Wüllenweber et al., Dis. Colon and Rectum 44: 1281-1289, 2000 Grips et al., Nervenarzt 73: 177-182, 2002 Neue Diagnostika für die Krebsfrüherkennung und den Nachweis disseminierter Tumorzellen Im Projektbereich 3 wurden neue Verfahren zum Nachweis disseminierter Tumorzellen in verschiedenen Organsystemen, wie beispielsweise Lymphknoten, peripherem Blut, Knochenmark und anderen mehr entwickelt und im Rahmen breitangelegter klinische Studien evaluiert. Dem Nachweis disseminierter Tumorzellen in den verschiedenen Organsystemen konnte eine erhebliche prognostische Bedeutung zugemessen werden. Kooperationspartner: Prof. Dr. K. Pantel, Univ.-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg; Dr. J. Weitz, Sloane-Kettering-MemorialHospital, New York, USA; Dr. P. Kienle, Dr. M. Koch, Chir. Univ. Klinik Heidelberg; MTM-Laboratories, Heidelberg Drittmittel: Tumorzentrum HD/MA (1997-2001): 1 BAT IIa/2 1 BAT Vc, Sachmittel p. a. DM 15.000; Tumorzentrum HD/MA (20022006): 1 BAT IIa/2 1 BAT Vib, Sachmittel p.a. DM 20.000 D0302 Kooperation mit der Abteilung für Molekulare Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg ser Marker derzeit evaluiert. Die bisherigen Daten weisen daraufhin, dass durch diesen neuen Marker das bisherige Verfahren des Pap-Abstrichs sehr sinnvoll ergänzt und wesentlich genauer durchgeführt werden kann. Ferner konnte im Rahmen dieses Projektbereichs durch den Nachweis der Integration von humanen Papillomviren ein neues Verfahren für den Nachweis der Progression von Vorstufen des Zervixkarzinoms zum invasiven Karzinom entwickelt und validiert werden. Beide Verfahren wurden umfangreich durch Patentanmeldungen geschützt und an ein mit dem DKFZ neugegründetes Unternehmen, die MTMlaboratories AG in Heidelberg auslizensiert. Kooperationspartner: Dr. H. Hoffmann, MTM-Laboratories, Heidelberg; Prof.Dr. U. Petry, Univ.-Frauenklinik, Hannover; Prof.Dr. P. Melsheimer, Univ.-Frauenklinik, Heidelberg; Prof.Dr. A. Schneider, Univ.-Frauenklinik, Jena; Prof.Dr. V. Schneider, Inst. für Pathologie, Freiburg; Dr. V. Heilmann, Univ.-Frauenklinik, Ulm; Prof.Dr. K. Shah, Johns-Hopkins-Medical-School, Dept. of Molecular Microbiology and Immunology, Baltimore, USA; Prof.Dr. R. Kurman, Johns Hopkins Medical School, Dept. of Pathology, Baltimore, USA; Prof.Dr. D. Jenkins, Queen’s Medical Center, Dept. of Pathology, Nottingham, UK; Prof.Dr. T. Rajkumar, Institute of Pathology, Madras, Indien Drittmittel : Krebshilfe (Folgeantrag) (1999-2002): 1 BAT IIa/2 1 BAT Vc/2, Sachmittel p.a. DM 20.000; Krebshilfe 2000-2001 : 1 BAT IIa/2, Sachmittel p.a. DM 25.000; Tumorzentrum HD/MA (2002-2006): 1 BAT IIa/2 1 BAT VIb 177 Publikationen : Nindl. et al., Int. J. Cancer 81: 666-668, 1999 Snijders et al., J. Clin. Pathol. 52: 498-503, 1999 Klaes et al., Cancer Research 59 (24): 6132-6136, 1999 Klaes et al., Int. J. Cancer 92 (2): 276-284, 2000 Publikationen Luft et al., Int. J. Cancer 92 (1): 9-17, 2000 Weitz et al., Clin. Cancer Research 5: 1830-1836, 1999 v. Knebel Doeberitz, Zentralbl. Gynaekol. 123: 186-191, 2001 Weber et al., British Journal of Cancer 82 (1): 157-60, 2000 v. Knebel Doeberitz, Disease Markers 17: 123-128, 2001 Weitz et al., Annals of Surgery 232 (1): 66-72, 2000 Wentzensen et al., Oncogene 21: 419-426, 2002 v. Knebel Doeberitz et al., Zentralbl. Chir. 125 Suppl. 1:16-20, 2000 Preise: 2000 Christoph-Wilhelm-Hufeland-Preis Güdemann et al., Journal of Urology 164: 532-536, 2000 Koch et al., Arch Surg. 136: 85-89, 2001 Lacroix et al., Int. J. Cancer 92 (1): 1-8 Weitz et al., Langenbecks Arch Chir. Forumsband 29: 149-152, 2000 Weitz et al., Dtsch. Ges. f. Chir., Chir. Forum 30: 109-111, 2001 Lacroix et al., Semin. Surg. Oncol. 20: 252-264, 2001 Weber et al., World. J. Surg. 26: 148-152, 2002 Karzinogenese durch humane Papillomviren, Aspekte für Diagnostik und Früherkennung Im Projektbereich 4 entwickeln wir vor allem Verfahren, durch die dysplastische Zellveränderungen an der Zervix uteri spezifischer und mit höherer Genauigkeit nachgewiesen werden können. Durch die detaillierte Analyse der Transformationsmechanismen, durch die humane Papillomviren zur Karzinogenese der Anogenitalkarzinome (insbesondere Zervixkarzinom) beitragen, konnten wir Marker ableiten, die sowohl als spezifische Früherkennungsmarker als auch als Progressionsmarker klinisch von Bedeutung sind. So konnten wir zeigen, dass das p16ink4a-Protein ein hochspezifischer Marker für auftretende Dysplasien der Zervix uteri ist. In interanionalen Studien wird die- Konditionelle (transgene) Tiermodelle der Krebsentstehung Im Projektbereich 5 entwickeln wir transgene und nicht transgene Tiemodelle der Krebsentstehung, durch die Tumoren konditionell in Nagern hervorgerufen werden können. In diesen Modellen konnten ebenfalls differentiell exprimierte Gene nachgewiesen werden, gegen die spezifische Vakzinierungsverfahren entwickelt werden. Ziel dieses Projektbereiches ist es vor allem zu prüfen, ob durch präventive Vakzinierungsverfahren gegenüber differentiell exprimierten Tumorantigenen ein präventiver Impfschutz und Immunität gegenüber in vivo induzierbaren Tumoren hervorgerufen werden kann. Kooperationspartner: Prof.Dr. Bujard, ZMBH, Heidelberg; Prof.Dr. Groene, DKFZ Drittmittel: Tumorzentrum HD/MA (1997-2001): 1 BAT IIa/2 1 BAT Vc, Sachmittel p. a. DM 15.000 Publikationen: Kösters et al., Cancer Research 59 (16): 3880-3882, 1999 Kösters et al., Carcinogenesis 22 (11): 1885-1890, 2001 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie D0302 Kooperation mit der Abteilung für Molekulare Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg Tumorimmunologie und Vakzineentwicklung Tumorzellsensitivierung und Krebsprävention Im Projektbereich 6 werden mögliche induzierbare Immunmechansimen gegenüber differentiell exprimierten Antigenen (siehe Projekt 1,2,4) überprüft Ziel dieses Projektes ist es, optimierte Vakzinierungsverfahren zu entwikkeln, die vor allem für die immunbasierte Krebsprävention Verwendung finden sollen. Ferner werden im Rahmen diese Verfahren Immunmechanismen bei Tumorpatienten überprüft, die sich gegen die differentiell exprimierten Antigene richten. Im Projektbereich 7 werden Mechanismen untersucht, die zum einen Tumorzellen gegenüber genotoxischen Agentien resistenter machen, bzw. den gegenteiligen Effekt hervorrufen, in dem sie die Wirksamkeit der antineoplastischen Therapie verstärken. So konnte insbesondere in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Jörg Schlehofer (ATV / DKFZ) nachgewiesen werden, dass die Infektion von Tumoren durch Adeno-assoziierte Viren zu einer erheblichen Steigerung des Effektes einer Chemooder Strahlentherapie führt. Beobachtungen im Tierexperiment zeigten ferner, dass die Nebenwirkungen der Chemotherapie durch eine begleitende Infektion durch AAV erheblich reduziert werden kann. Molekulare Mechanismen, durch die diese Effekte auftreten werden gegenwertig umfangreich charakterisiert. Kooperationspartner: Prof.Dr. G. Gaudernack, Radium-Hospital, Oslo, Norwegen; Prof.Dr. H.G. Rammensee, Interfakultäres Inst. für Zellbiologie der Univ., Abt. Immunologie, Tübingen; Prof.Dr. M. Büchler, Chir. Univ. Klinik, Heidelberg Drittmittel : Verein zur Förderung der Krebsforschung: 1 BAT IIa;1 BAT IIa/2,1 BAT Vb, Sachmittel DM 360.000; Forschungsförderung der Univ.: 1 BAT Vb ¾, Sachmittel DM 35.000 Publikationen: Haack et al., Cancer Gene Therapy 7 (10): 1357-1364, 2000 Linnebacher et al., Int. J. Cancer 93 (1): 6-11, 2001 Kooperationspartner: Prof.Dr. J. Schlehofer, ATV, DKFZ Drittmittel: 1 BAT IIa, 1 BAT IIa 1/2, 1 BAT Vc Verbrauchsmittel; Forschungsförderung der Univ.: 1 BAT Vb Publikationen: Hillgenberg et al., Eur. J. Cancer 35 (1): 106-110, 1999 Eisold et al., Int. J. Cancer, in press Schwarzbach et al., International Journal of Oncology, in press 178 Patente Titel Land Anmeldungs Nr Patent Nr Method for Early diagnosis of carcinomas DE DE 198 29 473.5-52 DE 19829473C2 Method for Early diagnosis of carcinomas PCT PCT/DE99/02094 WO0001845A2 Method for Early diagnosis of carcinomas US Method for Early diagnosis of carcinomas AU 58487/99 Method for Early diagnosis of carcinomas BR Method for Early diagnosis of carcinomas BY a20010082 Method for Early diagnosis of carcinomas CA 2336153 Method for Early diagnosis of carcinomas CN 99807911.1 Method for Early diagnosis of carcinomas CZ PV 2000-4922 Method for Early diagnosis of carcinomas EP 99 945 931.6 EP1092155 Method for Early diagnosis of carcinomas HU Method for Early diagnosis of carcinomas IL 140338 Method for Early diagnosis of carcinomas IN Method for Early diagnosis of carcinomas JP 2000-558235 Method for Early diagnosis of carcinomas KR 10-2001-700026 Method for Early diagnosis of carcinomas MX 012852 Method for Early diagnosis of carcinomas NO 2000 6681 Method for Early diagnosis of carcinomas PL Method for Early diagnosis of carcinomas RU 2001 102 598 Method for Early diagnosis of carcinomas SK Method for Early diagnosis of carcinomas SG 200007667-9 Method for Early diagnosis of carcinomas TR Method for Early diagnosis of carcinomas ‘HK’ Für mikrosattelliteninstabile (MSI+)-Tumore DE 10032608.0 relevante Gene und ihre Genprodukte Für mikrosattelliteninstabile (MSI+)-Tumore PCT PCT/DE01/02510 relevante Gene und ihre Genprodukte Verfahren zur Früherkennung von HPV-as- DE 19506561 DE19506561 soziierten Karzinomen bzw. von hochgradigen durch HPV verursachten Dysplasien Method of early detection of HPV-associated US US6027891 carcinomas and extreme dysplasias caused by HPV Early recognition process of HPV-asEP 96 904 706.7 EP0811079 sociated carcinomas or High-grade HPV-caused dysplasias Early recognition process of HPV-assoc..... PCT WO9626293A2 Early recognition process of HPV-assoc..... JP 8-525305 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Status granted pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending pending Erfinder von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. von Knebel-Doeberitz, M. pending von Knebel-Doeberitz, M. granted von Knebel-Doeberitz, M. granted von Knebel-Doeberitz, M. granted von Knebel-Doeberitz, M. pending von Knebel-Doeberitz, M. pending von Knebel-Doeberitz, M. Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie D0500 Rekombinante Antikörper Rekombinante Antikörper (D0500) Leiter: Prof. Dr. Melvyn Little Postdocs Dr. Sergey Kipriyanov (- 30.4.00) Dr. Michael Hoffmann (- 31.3.00) Dr. Monika Zewe-Welschof (- 31.3.01) Dr. Peter Röttgen (- 31.12.00) Dr. Fabrice Le Gall (- 30.8.00) Dr. Timo Kürschner (1.2.00-31.3.00) Dr. Jürgen Recktenwald (1.9.01-) Dr. Björn Cochlovius Doktoranden Petra Rohrbach (- 31.3.00) Timo Kürschner (- 31.1.00) Wolfgang Schmitt (-31.10.01) Ingrid Choi (- 31.7.01). Die Arbeitsgruppe Rekombinante Antikörper untersucht die Erstellung hochkomplexer Immunglobulin-Genbanken, wobei mittels spezieller Expressionsvektoren eine klonale Selektion spezifisch bindender Antikörper im Prokaryotensystem vorgenommen werden kann. Ziel ist es, humane monoklonale Antikörper in vitro zu generieren, um Fragmente dieser Antikörper klinisch einzusetzen. Hierzu werden Konjugate von Fv-Fragmenten der Antikörper mit Effektormolekülen oder Toxinen hergestellt. Über die Herstellung multivalenter und multispezifischer Antikörper kann die Avidität erhöht werden und es bieten sich weitere Konjugationsmöglichkeiten. Bei der Kopplung der Antikörperfragmente an Effektormoleküle stehen menschliche RNAsen im Vordergrund. Die Überprüfung der Wirksamkeit im Tiermodell ist bereits erfolgt. In der Therapie von humanen Lymphomen sollen speziell rekombinante bispezifische Antkörper (Diabodies und Tandem-Diabodies) mit Spezifität für CD16 x CD30 und CD3 x CD19 eingesetzt werden. Präklinische Studien konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden. In weiteren präklinischen Studien sollen Kombinationstherapien aus aktiver Vakzinierung, z.B. mittels Antigen-beladener dendritischer Zellen und dem Einsatz von Diabodies /Tandem-Diabodies erprobt werden. Im Mai 2000 wurde die Firma Affimed Therapeutics AG als Spin-off der AG Rekombinante Antikörper von Prof. Melvyn Little gegründet. Ziel ist die Entwicklung von neuen therapeutischen Reagenzien auf der Basis von rekombinanten Antikörpern. Hierfür wurden umfangreiche synthetische und native Antikörperbibliotheken etabliert, um humane Antikörper mit geringen Nebenwirkungen zu isolieren. Experimentelle Therapie mit rekombinanten Antikörpern 1) Herstellung und Screening von Antikörperbibliotheken P. Rohrbach, T. Kürschner,P. Röttgen, M. Little Wir haben Methoden und Vektoren entwickelt, die es ermöglichen, die grundlegenden Prinzipien der humanen Antikörper-Immunantwort in Bakterien zu imitieren. Unsere aus menschlichem Blut hergestellten hochkomplexen Immunglobulin-Genbanken oder „synthetische“ humane Immunglobulin-Genbanken mit Zufallssequenzen an der Antigenbindungsstelle dienen als Repertoir für die Isolation klinisch relevanter Antikörper. Spezifische Antikörper werden mit der Phage-Display-Technologie aus der Bibliothek selektioniert. Wir haben damit die Möglichkeit, humane monoklonale Antikörper in vitro, d.h. ohne die Notwendigkeit zur Immunisierung, herzustellen. 2) Diabodies für die Lyse von Tumorzellen S. Kipriyanov, B. Cochlovius, F. Le Gall, M. Little In Zusammenarbeit mit: Dr. Gerd Moldenhauer, Dr. Gudrun Strauss, Dr. Jochen Schumacher, Dr. Claus-Wilhelm von der Lieth, Dr. E. Ronald Matys, DKFZ. Wir haben mehrere bispezifische Antikörper in einer sogenannten “Diabody”-Form konstruiert, die nur aus den variablen Domänen von vorhandenen Mausantikörpern bestehen. Diese sehr kompakten und rigiden Moleküle sind weniger immunogen als die viel größeren parentalen Antikörper und erlauben eine bessere Penetration des Tumorgewebes. In vitro Assays mit Zellkulturen zeigten, daß die Diabodies eine effiziente Lyse von malignen B-Zellen ermöglichen. 3) Mulitivalente rekombinante Antikörper F. Le Gall, S. Kipriyanov, B. Cochlovius, M. Little In Zusammenarbeit mit: Dr. Gerd Moldenhauer, DKFZ Um eine höhere Avidität und eine längere in vivo Retentionszeit zu erreichen, haben wir einen tetravalenten bispezifischen „Tandem Diabody“ konstruiert. In vivo Versuche mit dieser innovativen Form eines rekombinanten Antikörpers zeigten klarer Vorteile gegenüber den kleineren herkömmlichen Diabodys. Wir konnten z.B. eine komplette Heilung eines menschlichen Burkitt Lymphoms in einem SCID Mausmodell erreichen. 4) Targeting von Thrombosen mit rekombinanten Antikörpern M. Zewe-Welschof, S. Kipriyanov, M. Little In Zusammenarbeit mit: Prof. Dr. Christof Bode, Dr. Karl-Heinz Peter und Justin Gräber (Ludolf Krehl Klinik, Univ. Heidelberg) In einer Zusammenarbeit mit der Gruppe von Prof. Dr. Bode wurden rekombinante Antikörper gegen Fibrin und gegen aktivierte Blutplättchen hergestellt. Der Antikörper gegen Fibrin wurden aus vorhanden Hybridomzellen iso- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 179 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie liert.. Der Fibrin-Antikörper wurde mit Hirudin fusioniert. Eine Faktor Xa Spaltstelle zwischen dem Antikörper und Hirudin ermöglicht, dass das Hirudinmolekül an einer Thrombose abgespalten wird. Nur das freigesetzte Hirudin und nicht das Fusionsprotein kann Thrombin inhibieren. Ein künstlich erzeugter Blutpfropfen konnte mit diesem Fusionsprotein aufgelöst werden. [11] Cochlovius, B., Kipriyanov, S.M., Schäfer, H., Moldenhauer, G., Bähre, A., LeGall, F., Knackmuss, S. and Little, M.: Therapy of Burkitt’s lymphoma in SCID mice by human PBL in combination with bispecific CD19xCD3 and CD19xCD16 diabodies. J. Immunol. In press. 5) Herstellung von menschlichen Immuntoxinen [13] Kipriyanov, S.M., Cochlovius, B., Moldenhauer, G., Little, M.: Der bispezifische CD3xCD19 Diabody für die Therapie von B-ZellLymphomen und -Leukämien. In: Kneba, Dreger, Pantel (eds) Antikörpertherapie in der Hämatologie und Onkologie, Springer Verlag, Heidelberg (2001). M. Zewe-Welschof, B. Cochlovius, W. Schmitt, M. Little Um nicht-immunogene Immuntoxinen herzustellen, wurde das Gen für eine humane pankreatische RNase isoliert. Ein Fusionsprotein des Genprodukts mit einem rekombinanten Antikörper gegen ein internalisierendes Antigen konnte maligne B-Zellen bei relativ niedrigen Konzentrationen effizient lysieren. Zusatzfinanzierung: BMBF (1 Wissenschaftler), Mildred Scheel Stiftung (1 Wissenschaftler), EU (1 Wissenschaftler), Sander Stiftung (1 Wissenschaftler). Publikationen (* = externe Koautoren) 180 D0500 Rekombinante Antikörper [1] Schmidt, S., Arndt, M., Braunagel, M., Moldenhauer, G. and Little, M.: Construction and purification of a single-chain Fv antibody binding to the T-cell differentiation antigen CD28. J. Int. Soc. Tumor Targeting 1, 82-89 (2000). [2] *Peter, K., *Graeber, J., Kipriyanov, S., Zewe-Welschof, M., *Runge, M.S., *Kübler, W., Little, M. and *Bode, C.: Construction and functional evaluation of a single chain antibody fusion protein with fibrin-targeting and thrombin inhibition after activation by factor Xa. Circulation 101, 1158-1164 (2000). [12] Kipriyanov, S.M., Cochlovius, B., LeGall, F., Little, M.: Recombinant antibody technology for developing diagnostic and therapeutic products. In: Kieber-Emmons et al (eds) Therapeutic antibody technology, Marcel Dekker Inc., New York, N.Y. (2000). [14] Zewe-Welschof, M., Kipriyanov, S.M., Moldenhauer, G., Zhang, H., Little, M. and Cochlovius, B.: A recombinant anti-CD5/ human pancreatic ribonuclease immunotoxin for the therapy of Bcell chronic lymphocytic leukemia: evaluation in a preclinical model. [15] Stassar, M.J.J.G., Schmitt, W.E., Schlenzka, J., Kipriyanov, S.M. and Cochlovius, B.: Combined treatment of Burkitt’s lymphoma with doxorubicin and a CD3xCD19 diabody. [16] Moehler, T.M., Schlenzka, J., Kipriyanov, S.M., Benner, A., Bähre, A., Stassar, M.J.J.G., Schäfer, H.J., Little, M., Ho, A.D., Goldschmidt, H. and Cochlovius B.: Synergistic effect of a recombinant CD3xCD19 diabody and the angiogenesis inhibitor thalidomide in a preclinical model of B-cell lymphoma. [17] Schmitt, W.E., Little, M. and Cochlovius, B.: Membraneanchored recombinant anti-phOx single-chain antibodies for customized cellular tumor vaccines. [18] Stassar, M.J.J.G., Belharazem, D., Schlenzka, J., Schmitt, W.E., Beckmann, I., Bähre, A. and Cochlovius, B.: CD40 Ligandactivated BDCA-2+/BDCA-4+ plasmacytoid dendritic cells display cytotoxic activity against tumor cells involving Granzyme B. [3] Cochlovius, B., Kipriyanov, S.M., Stassar, M.J.J.G., Christ, O., Schuhmacher, J., Strauß, G., Moldenhauer, G. und Little, M.: Cure of Burkitt´s lymphoma in SCID mice by T cells, tetravalent CD3 x CD19 tandem diabody and CD28 costimulation. J. Immunology 165, 888-895 (2000) [4] Little, M., Kipriyanov, S.M., F. Le Gall and G. Moldenhauer: Of mice and men: hybridoma and recombinant antibodies. Immunology Today 21, 364-370 (2000). [5] Cochlovius, B., Kipriyanov, S.M., Stassar, M.J.J.G., Schuhmacher, J., Benner, A., Moldenhauer, G. and Little, M.: Cure of Burkitt´s Lymphoma in severe combined immunodeficiency mice by T cells, tetravalent CD3 x CD19 tandem diabody, and CD28 costimulation. Cancer Research 60, 4336-4341 (2000) [6] De Ines, C., Cochlovius, B., Schmidt, S. and Little, M.: A cell surface-displayed anti c-myc single chain antibody: new perspectives for the genetic improvement of cellular tumor vaccines. Cancer Gene Therapy, 1257-1262 (2000). [7] Schmitt, W.E., Stassar, M.J.J.G., Schmitt, W., Little, M., Cochlovius, B.: In vitro induction of a bladder cancer-specific Tcell response by mRNA-transfected dendritic cells. J. Cancer Res. Clin. Oncol. 127, 203-206 (2001). [8] Choi, I., de Ines, C., Kürschner, T., Cochlovius, B., Sörensen, V., Olafsen, T., Sandlie, I and Little, M.: Recombinant chimeric OKT3 scFv IgM antibodies mediate immune suppression while reducing T cell activation in vitro. Eur. J. Immunology 31, 94-106 (2001). [9] Cochlovius, B., Stassar, M.J.J.G., Schreurs, M.W., Benner, A., Little, M., and Adema, G.J.: Oral DNA vaccination: antigen uptake and presentation by dendritic cells elicits protective immunity. Immunol Letters 80: 89-96 (2002). [10] Cochlovius, B., Stassar, M.J.J.G., Schreurs, M.W., Benner, A., Little, M., and Adema, G.J.: Oral DNA vaccination: antigen uptake and presentation by dendritic cells elicits protective immunity. Immunol Letters 80: 89-96 (2002). DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr Abteilung Tumorprogression und Tumorabwehr (D0600) Leiterin: Prof. Dr. med. Margot Zöller Metastasierung Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Eberhard Amtmann Dr. Margot Brosius (05/00 - 03/01) Dr. Andreas Claas (05/01 - 12/01) Dr. Christoph Claas (02/01 - ) Dr. Wolfgang Friebolin (11/01 - ) Dr. Rachid Marhaba I. Metastasierung-assoziierte Oberflächenmoleküle auf einem Pankreaskarzinom der Ratte M. Herlevsen, M. Zöller Doktoranden Mehdi Bourouba (09/00 - ) Peter Engel ( - 09/01) Mikael Herlevsen ( - 02/01) Dirk-Steffen Schmidt Nicole Stroh (02/01 - ) Robert Weth ( - 04/00) Gerard Devitt (07/00 - ) Frank Fries (09/01 - ) Thibaud Jegou (10/00 - ) Marike Stassar ( - 10/00) Joachim Wahl (07/01 - ) Daniela Wilms (01/01 - 12/01 Technische Assistenten Waltraud Baader Susanne Hummel Elke Grünewald Mario Vitacolonna Sekretariat Angelika Manz Das Programm der Abteilung zentriert sich um die Frage der Tumorprogression. Wir gehen davon aus, dass Metastasierung vornehmlich durch die Aufnahme physiologischer Programme durch maligne transformierte Zellen in Gang gesetzt wird. Basierend auf dieser Arbeitshypothese konzentrieren wir uns auf die Identifizierung neuer Metastasierung-assoziierter Moleküle, ihre physiologische Funktion, ihre Involvierung in Programmabläufe und insbesondere ihre Konnektivität und wechselseitige Einflussnahme. Funktionelle Studien orientieren sich vornehmlich an Programmen der Lymphozytenreifung und -aktivierung. Wir erwarten, dass die Klärung physiologischer Funktionen Metastasierung-assoziierter Moleküle neue therapeutische Möglichkeiten in der Tumortherapie, aber auch bei Knochenmarktransplantation und Autoimmunerkrankungen eröffnet. Neben diesem Grundlagen-orientierten Programm befassen wir uns mit zwei Therapieoptionen, dem therapeutischen Einsatz Tumor-assoziierter Antigene und der Optimierung einer neuen Platinverbindung. Die immuntherapeutischen Studien, hauptsächlich am Nierenzellkarzinom, konzentrieren sich auf die Identifikation neuer Nierenzellkarzinom-assoziierter Antigene, auf eine Optimierung von Vakzinierungsstrategien und auf geeignete Targetierungsprinzipien, die den Aufbau bzw. die Aufrechterhaltung einer effizienten Immunabwehr unterstützen. Um gegebenenfalls einen raschen Transfer in die Klinik zu erleichtern, werden die Untersuchungen nicht nur in syngenen Tiermodellen sondern auch in der “humanisierten” SCID-Maus durchgeführt. Darüber hinaus haben wir eine neue Thioplatinverbindung entwickelt, die sich durch eine signifikant gesteigerte Effizienz bei gleichzeitiger Reduktion der Nebenwirkungen auszeichnet. In Kooperation mit Dr. M. Schnölzer, Zentrale Proteinanalytik, DKFZ, Prof. Dr. M. Schwab, Abteilung für Zytogenetik, DKFZ Zusatzfinanzierung: Tumorzentrum HD/MA Ausgehend von der Beobachtung, dass ein metastasierendes Pankreaskarzinom der Ratte eine Reihe von Oberflächenmolekülen exprimiert, die zwar auf weiteren metastasierenden Tumoren, nicht aber auf nicht-metastasierenden Tumoren beobachtet werden, haben wir über monoklonale Antikörper neben den bereits bekannten varianten CD44 Molekülen (CD44v), dem Tetraspanin D6.1A (Homolog von CO-029), einem Urokinase-Rezeptor verwandten Molekül (C4.4A) und D5.7A, dem Rattenhomolog von EpCAM, inzwischen ein weiteres, auf metastasierenden Tumoren stark überexprimiertes Molekül, B5.5A, kloniert [1]. B5.5A wurde aus Membranpräparationen über Immunadsorption gereinigt und massenspektrometrisch als a6b4 Integrin identifiziert. Wenngleich eine Korrelation zwischen Überexpression von a6b4 und Metastasierung wiederholt beschrieben wurde, konnte wir eine solche in unserem Rattenmodell nicht feststellen. Allerdings beobachteten wir bei intraperitonealem Tumorwachstum eine massive Metastasierung in die Leber, sofern die Tumoren neben a6b4 das Tetraspanin D6.1A überexprimierten. Die Co-Expression von D6.1A und B5.5A war darüber hinaus von signifikanten Veränderungen des Phänotyps der Zellen begleitet und von einer gesteigerten Fähigkeit zur Migration [1]. II. Funktionelle Charakterisierung Metastasierung-assoziierter Moleküle Variante CD44 Isoformen: Expression und Funktion M. Bourouba, P. Engel, R. Marhaba, M. Zöller In Kooperation mit Prof. P. Herrlich, Institut für Genetik, Universität Karlsruhe, PD Dr. U. Günthert, Basel Institut für Immunologie, Basel, Schweiz Zusatzfinanzierung: DFG, Sander-Stiftung, Tumorzentrum HD/MA In den letzten Jahren haben wir uns mit Untersuchungen zur physiologischen Funktionen von CD44v3, -v6, -v7 und -v10 im Kontext von Lymphozytenreifung, -aktivierung und -migration befasst, da diese Isoformen offensichtlich unterschiedliche Funktionen erfüllen. CD44v3 Im Kontext mit der Tumorprogression konnte eine Korrelation zwischen der Metastasierungstendenz maligner Melanome und der Expression von CD44v3 beobachtet werden [2]. Auf hämatopoetischen Zellen wird CD44v3 auf einem Subset CD4+ T-Zellen, auf Monozyten, B-Zellen und dendritischen Zellen (DC), aber auch auf aktivierten DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 181 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Endothelzellen exprimiert. Wir haben Evidenzen, dass CD44v3 auf Monozyten als kostimulatorisches Molekül agieren kann [3]. Daneben ist CD44v3 hautsächlich in die Leukozytenwanderung, vornehmlich in die Haut, involviert [4]. Dem entspricht eine hohe Expressionsdichte von CD44v3 auf allergisch- und autoimmun-bedingten Leukozyteninfiltraten sowie der Befund, dass bei einer experimentel-induzierten allergischen Reaktion vom verzögerten Typ (DTH) die Extravasation von Leukozyten durch einen CD44v3-spezifischen Antikörper nahezu vollständig unterbunden werden konnte [5]. CD44v3 ist die einzige CD44 Isoform mit einer Heparinseitenkette und es wurde beschrieben, dass CD44v3 als membranständiges Proteoglykan als Fängermolekül für eine Reihe von Zytokinen und Chemokinen agiert. Da sich die Bedeutung von CD44v3 für die Extravasation von Leukozyten sehr wohl über eine lokale, CD44v3-vermittelte Konzentrierung von Chemokinen erklären liesse, untersuchen wir z.Zt. mittels eines CD44v3-Rezeptorglobulins mögliche CD44v3 Liganden zu identifizieren (P.Engel et al., in Vorb.). 182 CD44v10 CD44v10 ist eine weitere CD44 Isoform die vornehmlich auf Makrophagen und DC exprimiert wird. Es gibt Hinweise für eine Involvierung von CD44v10 in den Prozess der B-Zellreifung und -Aktivierung [6,7]. Daneben und hauptsächlich ist CD44v10 für die Anreicherung von Makrophagen in DTH Reaktionen von Bedeutung. Entsprechend können diese pathologischen Reaktionen durch anti-CD44v10 Antikörper effizient unterbunden werden. Dies gilt auch für die Induktion einer Alopecia areata, die als eine dermatologische Autoimmunerkrankung eingestuft wird [8,9]. Eine mögliche Erklärung für diese Befunde bietet die Bindung von CD44v10 an Osteopontin. Osteopontin wurde bereits vor einigen Jahren als Ligand von CD44 beschrieben. Wir konnten nun nachweisen, dass Osteopontin ausschliesslich an CD44v10 bindet Daneben haben wir Hinweise, dass CD44v10 auch einen membranständigen Liganden erkennt, der auf Monozyten und Stromazellen im Knochenmark exprimiert wird. Die Identifizierung dieses membranständigen Liganden ist z. Zt. in Bearbeitung (P.Engel et al., in Vorb.). CD44v6 and CD44v7 Wie bereits erwähnt beruht unser Interesse an varianten CD44 Isoformen auf der Beobachtung, dass durch die Transfektion von CD44v cDNA Metastasierung induziert und Metastasierung durch CD44v6-spezifische Antikörper blockiert werden kann. Die Tatsache, dass CD44v6 und CD44v7 auch transient während der Hämatopoese und während der Lymphozytenaktivierung exprimiert werden, bot uns ein physiologisches Modell um das Wirkrpinzip dieser CD44 Isoformen zu untersuchen. Neben der Etablierung von Antikörpern und Rezeptorglobulinen, hat die Bereitstellung von transgenen Mäusen, die Ratten CD44v4-v7 ausschliesslich auf Thymozyten und reifen TZellen exprimieren (P. Herrlich, Institut für Genetik, Universität Karlsruhe) und von Mäusen mit einer targetierten Deletion von CD44v7 bzw. von CD44v6 und CD44v7 (U. Günthert, Basel Institut für Immunologie) unsere Arbeiten wesentlich erleichtert. Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr CD44v6 wird auf frühen hämatopoetischen Progenitorzellen, wobei wir noch nicht sicher wissen, ob dies die eigentliche Stammzelle einschliesst, und auf frühen Thymozyten exprimiert [10]. Untersuchungen zum Homing von Stammzellen haben gezeigt, dass CD44v6, im Gegensatz zur Standardform von CD44, an diesem Prozess nicht beteiligt ist [11]. Hingegen ist CD44v6 an der Thymozytenreifung beteiligt. Dies konnte durch Antikörperblockade und den Einsatz CD44v4-v7 transgener bzw. CD44v6/v7 defizienter Mäuse gezeigt werden. CD44v6 unterstützt und beschleunigt den Prozess der Thymozytenreifung und damit den Prozess der Induktion von Toleranz. Die funktionelle Relevanz dieser Beobachtung liess sich insbesondere bei einer allogenen Knochenmarkrekonstitution im nichtmyeloablativ konditionierten Wirt belegen [11]. Um die supportive Funktion von CD44v6 bei der T-Zellreifung weiter abzuklären untersuchen wir z. Zt. welche Signaltransduzierenden Moleküle über CD44v6 aktiviert werden und worauf die unterschiedliche Aktivierung Signal-transduzierender Moleküle über CD44s und CD44v6 beruht, obgleich sich die intrazytoplasmatischen Anteile dieser beiden CD44 Isoformen nicht unterscheiden (R.Marhaba et al., in Vorb.). CD44v7 wird auf Subpopulationen von Knochemarkzellen, die wir noch nicht genau definieren konnten, und auf Stromazellen des Knochenmark exprimiert [10]. Unsere Untersuchungen ergaben jedoch keinen Hinweis für eine aktive Beteiligung von CD44v7 an der Reifung hämatopoetischer Zellen. Hingegen ist CD44v7 massgeblich an der Adhäsion von Progenitorzellen am Knochenmarkstroma und am Homing von Stammzellen ins Knochenmark beteiligt. Dies konnte mittels Antikörperblockade und Mäusen mit einer targetierten Deletion von CD44v7 nachgewiesen werden [10]. Hinzukommt, dass sich CD44v7-spezifische Antikörper aufgrund dieser Funktion von CD44v7 in ganz besonderer Weise zur Mobilisation von Stammzellen eignen und bei einer Mobilisation über anti-CD44v7 keiner der Nachteile beobachtet wird, die beim Transfer von G-CSF mobilisierten Stammzellen beschrieben wurden, z.B. ist die Wiedererlangung von Immunkompetenz nach dem Transfer über anti-CD44v7 mobilisierter Stammzellen deutlich kürzer als nach dem Transfer G-CSF mobilisierter Stammzellen [12]. Auf reifen Lymphozyten stellen CD44v6 und CD44v7 Aktivierungsmarker einer Subpopulation von CD8+ (CD44v6) und CD4+ (CD44v7) T-Zellen dar [13]. Wenngleich die Expression von CD44v6 und CD44v7 auf aktivierten Lymphozyten schwach erscheint, konnte die funktionelle Bedeutung dieser Expression überzeugend demonstriert werden. So konnten über CD44v6-spezifische Antikörper vom T-Helferzell-Typ-1 (TH1)-mediierte DTH Reaktionen mitigiert werden [13] und der Abstossungsprozess bei einer allogenen Hauttransplantation wurde durch anti-CD44v6 zusammen mit einer niedrigen Dosis an Cyclosporin unterbunden. Wir haben keinen Hinweis, dass über dieses Protokoll Toleranz induziert wurde, da nach Beendigung der Medikation das Transplantat abgestossen wurde. Unsere Daten weisen vielmehr darauf hin, dass über anti-CD44v6 die Phosphorylierung von DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie ZAP70 blockiert wurde und damit die Aktivierung Alloantigen-spezifischer T-Zellen zwar nicht unterbunden aber signifikant reduziert werden konnte. Auch anti-CD44v7 interferiert mit dem Aufbau TH1-mediierter DTH Reaktionen. Im Unterschied zu CD44v6 ist CD44v7 allerdings auch in die Induktion von TH2-mediierten DTH Reaktionen involviert [13]. Am nachhaltigsten konnte die funktionelle Bedeutung von CD44v7 bei der Lymphozytenaktivierung jedoch im Modell einer TNBS-induzierten Colitis belegt werden. Die Induktion der in über 90% der Tiere tödlich verlaufenden Erkrankung konnte durch anti-CD44v7 blockiert werden und eine florierende Colitis konnte durch anti-CD44v7 geheilt weren. Untersuchungen mit CD44v7 ko Tieren belegten, dass diese Tiere sich gegenüber der Induktion einer Colitis resistent verhalten und dass Tiere mit einer targetierten Deletion von IL10, die spontan eine Colitis entwickeln, nicht erkrankten, sofern neben IL-10 auch CD44v7 deletiert war [12]. Aufgrund dieser Befunde bietet sich das Modell der induzierten Colitis an, um das Funktionsprinzip von CD44v7 aufzuklären. Unsere bisherigen Untersuchungen weisen darauf hin, dass CD44v7 auf Monozyten und auf T-Zellen unterschiedliche Funktionen erfüllt. Quervernetzung von CD44v7 auf Monozyten initiiert die Sekretion von Zytokinen, hauptsächlich von IL-10. Wenn über anti-CD44v7 eine Interaktion zwischen CD44v7 (auf T-Zellen) und Antigen-präsentierenden Zellen (APC) unterbunden wird, geht dies mit einer Blockade der Aktivierung regulatorischer TZellen einher. Diese Beobachtungen konnten in CD44v7 ko Mäusen bestätigt werden, wobei die Untersuchungen an den ko Tieren noch einen weiteren Hinweis auf das Funktionsprinzip von CD44v7 lieferten. In Entzündungsherden von CD44v7 ko Tieren fand sich eine signifiakant höhere Anzahl apoptotischer Zellen als in Entzündungsherden CD44v7 kompetenter Tiere [14]. Wir interpretieren diesen Befund in dem Sinne, dass CD44v7 entweder die Aktivierung apoptotischer Signale inhibiert oder anti-apoptotische Moleküle aktiviert. Inzwischen konnten wir auch die klinische Relevanz dieses Befundes durch eine Studie an peripheren Blutlymphozyten (PBL) von Patienten mit Autoimmunerkrankungen belegen. PBL von Patienten mit Autoimmunerkrankungen, speziell Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, zeigen eine signifikante Erhöhung der CD44v7 Expression und reagieren bei in vitro Aktivierung entsprechend den im Mausmodell geschilderten Befunden [3]. CD44-mediierte Signaltransduktion Aufbauend auf den geschilderten Befunden haben wir mit der Analyse CD44-mediierter Signaltransduktion begonnen, wobei wir bei unseren einleitenden Studien mit Antikörpern gearbeitet haben, die alle CD44 Isoformen erkennen. Sobald wir potentielle Liganden für CD44v6 und CD44v7 identifiziert haben, werden sich Untersuchungen anschliessen, die es uns erlauben Isoformen-spezifische Funktionen aufzudecken. Die Aktivierung von T-Zellen erfordert zwei Signale, wobei das erste Signal über die Interaktion des T-Zellrezeptor (TCR) mit dem MHC-Peptidkomplex initiiert wird. Zur Bereitstellung des zweiten Signals bedarf es der Interaktion Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr ko-stimulatorischer Moleküle auf APC (z.B. CD40) mit ihren Liganden auf T-Zellen (z.B. CD40L). In jüngster Zekt wurde die durch experimentelle Befunde gestützte Hypothese formuliert, dass über die Interaktion der kostimulatorischen Moleküle CD80 / CD86 mit ihrem Liganden, CD28, keine selektive Signaltransduktionskette aktiviert wird, vielmehr durch Apposition von Phosphotyrosinkinasen die Aktivierungskaskade, die über die Bindung des TCR initiiert wird, nachhaltig unterstütz wird und damit der Schwellenwert an Signalen, der zur Aktivierung benötigt wird, deutlich sinkt. Wir konnten diesen Befund für CD44 bestätigen und gleichzeitig nachweisen, dass CD44 auf TZellen als Ligand eines kostimulatorischen Moleküls agiert. CD44 ist konstitutiv mit den Phosphotyrosinkinasen lck und fyn assoziiert. Während der T-Zellaktivierung wird es in den Bereich der immunologischen Synapse rekrutiert, so dass bereits bei einer Besetzung nur weniger TCR Moleküle ZAP70 rekrutiert wird und in der Folge die bekannte Signaltransduktionskaskade in Gang gesetzt wird, die Proliferation und Sekretion von Zytokinen einleitet [15]. Wir konnten auch zeigen, dass dieses Wirkprinzip nicht nur bei der Aktivierung von T-Zellen zum Tragen kommt, vielmehr über einen entsprechenden Mechanismus Aktivierung-induzierter Zelltod eingeleitet werden kann [15]. Wie bereits erwähnt, erfordert dieses Funktionsprinzip von CD44, dass eine Umverteilung von CD44 in der Zellmembran stattfindet, die zu einer selektiven Anreicherung im Bereich von Glykolipid-reichen Mikrodomänen, den sog. “rafts” führt. Wir konnten dies experimentell bestätigen und zeigen, dass die Anreicherung von CD44 in “rafts” von einer Polymerisierung des Aktinzytoskeletts begleitet wird, wobei Rac als Linkerprotein benötigt wird [16]. Wie bereits erwähnt, untersuchen wir nun, welche dieser Prozesse für alle CD44 Isoformen Gültigkeit haben bzw. CD44 Isoformen-spezifisch sind. Wir haben erste Hinweise, dass sich das Phosphorylisierungsmuster nach Quervernetzung von CD44v6 von dem nach Quervernetzung von CD44s unterscheidet. Wir haben auch Hinweise, dass dies möglicherweise über eine Assoziation mit unterschiedlichen Linkerproteinen erklärt werden kann (R.Marhaba et al., in Vorb.). Zwei Aspekte haben in jüngster Zeit wesentlich zum Verständnis der Lymphozytenaktivierung beigetragen, die Klärung des Funktionsprinzips von kostimulatorischen Molekülen und die Definition und Charakterisierung von Membranmikrodomänen. Mit den aufgezeigten Experiment konnten wir zum einen die akzessorische Funktion von CD44 bei der T-Zellaktivierung nachweisen, zum anderen ist es gelungen zumindest einen Pathway aufzuzeigen, der einen Konnex zwischen der Reorganisation des Zytoskeletts und der Rekrutierung akzessorischer Moleküle im Bereich der immunologischen Synapse herstellt. Letztlich haben wir erste Hinweise wie die Selektivität CD44 Isoformen-spezifischer Signaltransduktion zustande kommen kann. Inwieweit aus diesen Untersuchungen Hinweise für eine therapeutische Interferenz mit Autoimmunerkrankungen bzw. mit der Metastasierung von Tumoren durch die Blockade selektiver CD44 Isoformen oder der durch diese Isoformen aktivierten Signal-transduzierenden Moleküle abgeleitet werden können, bleibt in weiterführenden Experimenten zu beantworten. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 183 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie B5.5A (=6>4 Integrin),C4.4A, D5.7A (EpCAM), D6.1A (CO 029) A. Claas, F. Fries, T. Jegou, J. Wahl, M. Zöller In Kooperation mit Dr. M. Schnölzer, Zentrale Proteinanalytik, DKFZ, Prof. M. Schwab, Abteilung für Zytogenetik, DKFZ, Prof. Dr. M. von Knebel-Döberitz, Sektion Experimentelle Chriurgie, Universität Heidelberg, Prof. Dr. W. Tilgen. Dermatologische Klinik der Universität des Saarland, Prof. U. Weidle, Roche Diagnostics, Penzberg, Prof. Dr. K. Dano und Prof. Dr. M. Ploug, Finsen Laboratorien, Kopenhagen, Dänemark Zusatzfinanzierung: DFG, Krebshilfe, Roche Diagnostics, TZ H/M Unsere Untersuchungen zum Funktionsprinzip dieser vier Metastasierung-assoziierten Moleküle wurden erst im letzten Jahr begonnen. Das bedeutet, wir sind z. Zt. vornehmlich mit der Etablierung der benötigten Reagenzien befasst. 184 Das a6b4 Integrin, eine Komponente der Hemidesmosomen, ist als Laminin-Rezeptor bekannt. Man weiss auch, dass Spleißvarianten der intrazellulären Domänen zur Phosphorylierung von Signal-transduzierenden Molekülen beitragen, die Rezeptorlokalisation beeinflussen und Zellproliferation und Migration regulieren. In unserem Modell erscheint es von besonderer Bedeutung, dass a6b4 mit Tetraspaninen assoziieren kann [1]. Wir haben Hinweise, dass diese Komplexe internalisiert werden können und wesentlich zur Migration der metastasierenden Tumorzellen beitragen (M.Herlevsen, C.Claas et al., in Vorb.). Inziwschen haben wir das humane Homolog des “neuen” Metastasierung-assoziierten C4.4A Moleküls kloniert [17]. Das Expressionsprofil im Menschen entspricht dem für die Ratte beschriebenen. Von den bisher getesteten humane Tumorlinien haben etwa 50% C4.4A exprimiert. Wichtig erscheint uns auch die Beobachtung, dass Tumorprogression von einer verstärkten Expression von C4.4A begleitet wird [18]. Da C4.4A auf gesundem Gewebe kaum exprimiert wird, könnte dieses Molekül sowohl diagnostisch als auch therapeutisch von Interesse sein. Um die Funktionen des C4.4A Moleküls zu erfassen werden z. Zt. entsprechende Rezeptorglobuline erstellt, die zur Identifikation des/der Liganden benötigt werden. Da C4.4A auch während der Implantation des Morula hoch exprimiert wird, erwarten wir von einer targetierten Deletion des Moleküls weiter Information zum Funktionsprinzip. Die entsprechenden Vorarbeiten sind im Gange. Dies gilt auch für Untersuchungen zur Regulation der Expression von C4.4A. Wenngleich EpCAM bereits in den 80iger Jahren beschrieben wurde, ist die Funktion des Moleküls bisher weitgehend ungeklärt. Unser Interesse basiert vor allem auf der Beobachtung, dass EpCAM / D5.7A mit weiteren Metastasierung-assoziierten Molekülen assoziiert (siehe folgenden Abschnitt). Um diese Assoziation genauer zu definieren, werden z. Zt. Deletionsmutanten der einzelnen Domänen dieses Moleküls erstellt. Neben varianten CD44 Isoformen ist für den Metastasierungsprozess mit hoher Wahrscheinlichkeit vor allem das Tetraspanin D6.1A von essentieller Bedeutung. Tetraspanine sind wichtig für Adhäsion, Migration, Proliferation, Aktivierung, Differenzierung und Metastasierung. Man geht Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr davon aus, dass diese vielfältigen Funktionen auf der Fähigkeit der Tetraspanine beruht, Molekül-Cluster zu bilden, die neben weiteren Tetraspaninen vor allem Integrine einschließen. Für D6.1A konnten wir bisher neben einer Assoziation mit dem Tetraspanin CD9, eine Assoziation mit a6b1, a3, und möglicherweise mit a6b4 Integrinen, sowie eine schwache Assoziation mit D5.7A und CD44 beobachten. Die Identifikation weiterer assoziierender Moleküle erfolgt in Kooperation mit der zentralen Einheit für Proteinanalytik (J.Wahl et al., in Vorb.). Von besonderem Interesse für die Funktion von Tetraspaninkomplexen ist ihre Lokalisation in bestimmten Membransubdomänen, den sog. “Lubrol rafts”. Die Phosphatidyl-Inositol-4-Kinase ist eine Komponente von Tetraspaninkomplexen. Wenngleich Tetraspaninkomplexe auch ausserhalb von “Lubrol rafts” gefunden werden, wird die enzymatische Aktivität Tetraspaninkomplex-assoziierter Phosphatidyl-Inositol-4-Kinase essentiell vom Membranmikroenvironment bestimmt [19]. Da die Phosphatidyl-Inositol-4-Kinase die Produktion von Phosphatidylinositol-4,5-biphosphat katalysiert, das seinerseits ein Substrat einer Reihe von Signal-transduzierenden Molekülen darstellt, erfordert dieser Befund unsere weitere Beachtung. III. Konnektivität Metastasierung-assoziierter Moleküle C. Claas, D-S. Schmidt, M. Zöller Zusatzfinanzierung: DFG Die Überexpression der 5 beschriebenen Metastasierungassoziierten Moleküle wurde auf einer Reihe metastasierender Tumoren unterschiedlichen Ursprungs beobachtet. Es gibt zumindest zwei Möglichkeiten diese konzertierte Expression zu erklären: i. Die Expression dieser Moleküle wird über ein Gen reguliert; ii. Die Koexpression dieser Moleküle ist erforderlich, damit eine Tumorzelle alle Schritte der Metastasierungskaskade durchlaufen kann. Unabhängig davon, ob die konzertierte Expression dieser Moleküle auf die Aktivierung eines „Master-Gens“ zurückzuführen ist oder auf einem Selektionsprozess beruht, besteht die Möglichkgit einer wechselseitigen Einflussnahme der funktionellen Aktivitäten dieser 5 Moleküle in dem Sinne, daß die Funktion der einzelnen Moleküle durch die Assoziation mit den weiteren Molekülen verändert wird. Wir haben eine Reihe von Evidenzen, die diese Arbeitshypothese unterstützen. Das Tetraspanin D6.1A assoziiert mit dem Tetraspanin CD9, den Integrinen a6b1 und a3b1, mit D5.7A (EpCAM), CD44 und weiteren noch zu identifizierenden Membranmolekülen; C4.4A kann mit Integrinen assoziieren; variante CD44 Isoformen assoziieren mit den Tetraspaninen CD9 und D6.1A sowie mit D5.7A (D-S. Schmidt et al., in Vorb.); Nur in Assoziation mit Tetraspaninen nimmt a6b4 Einfluss auf die Zellmigration; Eine Assoziation dieser Moleküle wird vornehmlich in „Lubrol rafts“ beobachtet (C. Claas et al., in Vorb.), die als Plattform für die Signaltransduktion angesehen werden; Im Hinblick auf die Metastasierung unterscheiden sich die funktionellen Aktivitäten von C4.4A, D6.1A und insbesondere von a6b4 sofern diese Moleküle im Kontext mit bzw. unabhängig von DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie weiteren Metastasierung-assoziierten Molekülen exprimiert werden. Wir haben 5 Membranmoleküle definiert, die in den Prozess der lymphatischen Metastasierung involviert sind: Ein Zell-Zell-Adhäsionsmolekül (D5.7A), zwei Zell-MatrixAdhäsionsmoleküle (CD44v und a6b4), C4.4A, das möglicherweise in die Gruppe der Matrix-degradierenden Enzymsysteme einzureihen ist, und ein Tetraspanin. Von allen diesen Molekülfamilien ist bekannt, dass sie am Prozess der Metastasierung beteiligt sein können. Wir gehen davon aus, dass es nicht die einzelnen Moleküle sind, die dabei einen wesentlichen Beitrag leisten, sondern vielmehr ihre konzertierte Aktion und wechselseitige Einflussnahme. Wir prüfen daher, inwieweit diese Moleküle miteinander interagieren und inwieweit durch eine solche Interaktion das Funktionsprinzip der einzelnen Moleküle moduliert wird. Wir erwarten, dass die Aufschlüsselung konzertierter Aktivitäten dieser Moleküle massgeblich zum Verständnis der Mechanismen der Tumorprogression beitragen wird. Tumor Diagnostik und Tumortherapie I. Eine neue Thioplatinverbindung E. Amtmann, W. Fribolin In Kooperation mit G. Schilling, Chemisches Institut, Universität Heidelberg Zusatzfinanzierung: Antisoma Wenngleich seit Jahrzehnten in der Klinik etabliert, konnte das molekularen Wirkprinzip von Zytostatika häufig noch nicht voll aufgeklärt werden. Unsere Erfindung einer neuen Platinverbindung basiert auf unseren Arbeiten zur Funktion von Phospholipase C sowie einer neutralen Sphinomyelinase, deren Blockade sich in der Therapie des septischen Schocks als hoch effizient erwies [20]. Bei einer Klasse der eingesetzten Inhibitoren, Dithiokarbonsäuren, beobachteten wir eine explizite Abhängigkeit funktioneller Aktivität von einem sauren Milieu. Basierend auf diesen Befunden haben wir eine antitumoral wirksame Platinverbindung mit Schwefelkomplexbindung hergestellt (Thioplatin) [21]. Diese Verbindungen werden pH abhängig aktiviert. Da solide Tumoren ein leicht saures Milieu aufweisen, ist Thioplatin im Tumor 5-10 mal wirksamer als im Normalgewebe. Dies hat zur Folge, dass Thioplatin nur sehr geringe Nebenwirkungen aufweist, insbesondere wird die bei Cisplatin gefürchtete Knochenmarkdepression nicht beobachtet. Das DKFZ hat inzwischen mit Antisoma, London, einen Kooperationsvertrag zur klinischen Weiterentwicklung von Thioplatinverbindungen abgeschlossen. Mit den klinischen Studien soll im Sommer 2002 begonnen werden. Unser Ziel ist die molekulare Definition der pH-Abhängigkeit von Thioplatinverbindungen. Darüber hinaus werden wir die selektiven DNA-Bindungsstellen von Thioplatin charakterisieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden eine gezielte Optimierung von Thioplatinverbindungen erlauben. Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr II. Immuntherapie Nierenzellkarzinom-assoziierte Antigene G. Dewitt, M. Zöller In Kooperation mit Prof. Dr. Richard Hautmann, Urologische Klinik, Universität Ulm Zusatzfinanzierung: Krebshilfe Nierenzellkarzinome (RCC) verhalten sich in aller Regel resistent gegen Chemo- und Strahlentherapie. Da sie in frühen Stadien weitgehend symptomlos sind, werden sie häufig erst in fortgeschrittenem Zustand detektiert. Dem entspricht eine 5 Jahresüberlebensrate von unter 5%. Immuntherapeutische Ansätze würden eine Alternative darstellen, zumal man davon ausgehen kann, dass es sich beim RCC um einen immunogenen Tumor handelt, bei dem auch - wenngleich selten - Spontanremissionen beobachtet werden. Bisher sind jedoch nur sehr wenige RCC-assoziierte Antigene bekannt. Wir haben daher in den letzten Jahren versucht, über suppressive subtraktive Hybridisierung (SSH) und serologisch nach rekombinanter Expressionsklonierung (SEREX) weitere immunogene RCC-assoziierte Antigene zu identifizieren. Für die SSH wurde normales Nierengewebe und Nierenzellkarzinomgewebe vom gleichen Patienten bzw. einer Gruppe von Patienten eingesetzt. In einem ersten Screening konnte die differentielle Expression von 9 Genen im Northernblot verifiziert werden, 7 Gene, u.a. MAGE-9 waren bekannt. Mit einer weiteren Probe von Tumor- / Normalgewebe konnte die Überexpression von weiteren 17 Genen im Tumorgewebe nachgewiesen werden. Die Untersuchung von 35 Paaren an Normal- und Tumorgewebe, um die Frequenz einer de novo Expression bzw einer signifikanten Erhöhung der Expression dieser RCC-assoziierten Gene nachzuweisen, ergab, dass 14 Gene in einem nennenswerten Prozentsatz bzw. in bis zu über 90% von RCC überexprimiert werden. Das Screening eines Filterarrays mit bekannten Tumor-assoziierten Genen bestätigte die Überexpression von 3 Genen und ergab darüberhinaus eine Überexpression von 3 weiteren Genen. Die Expression einiger Gene korreliert mit dem histologischen Typ. Eine Korrelation zum Differenzierungsgrad konnte nicht beobachtet werden [22,23]. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen, dass mit Ausnahme von MAGE-9 und möglicherweise von Semaphorin G die Expression dieser Gene eher in Bezug zur Tumorprogression als zur Immunogenität des Tumors steht. Wir haben daher begonnen die Seren von Patienten mit RCC mittels der SEREX Methode auf die Präsenz hoch-avider Antikörper mit Spezifität für RCC-assoziierte Antigene zu analysieren. Das Antikörper-Screening einer Phagenexpressionsbibliothek ergab bisher 5 Klone, von denen einer Homologien zu EBV aufweist. Zwei weitere Klone zeigen Homologien zum DNA J-Domänenprotein, das zu den molekularen Chaperonen zählt, bzw. zu einem Aktin-assoziierten Filamentprotein. Bei einem dritten Klon haben wir Hinweise für eine Translokation zwischen Chromosom 3 und 12, die bei RCC bereits wiederholt beschrieben wurde. Wir erwarten, dass insbesondere dieser Klon für ein immunogenes RCC-assoziiertes Antigen kodiert. Ein zweites SEREX DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 185 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Screening einer Expressionsbibliothek eines weiteren RCC ist in Bearbeitung [24, G.Dewitt et al., in Vorb.]. Parallel mit diesen Untersuchungen laufen die Arbeiten zur Klonierung der beschriebenen neu definierten Gene sowie erste Untersuchungen zum Nachweis der Immunogenität dieser RCC-assoziierten Moleküle (siehe nachfolgendes Kapitel). Optimierung von Vakzinierungsstrategien in der Therapie solider Tumoren (Nierenzellkarzinom) N. Stroh, D. Wilms, M. Zöller In Kooperation mit Dr. M. Görner und Dr. T. Luft, Medizinische Klinik V, Universität Heidelberg, Prof. R. Haas, Klinik für Hämatologie und Onkologie, Universität Düsseldorf, Prof. S. Matzku, Merck AG, Darmstadt, Dr. S. Stevanovic, Institut für Zellbiologie, Universität Tübingen, Dr. J. Hammer, La Roche Inc, Nutley, NJ, USA Zusatzfinanzierung: Krebshilfe, Israel-Kooperation, TZ H/M Modelle zur aktiven Vakzinierung 186 Die Induktion einer Tumor-spezifischen Immunantwort erfordert die Präsentation von Peptiden eines Tumorantigens im Kontext mit MHC Klasse I oder II Molekülen und ein zweites Signal, das in der Regel über kostimulatorische Moleküle auf Antigen-präsentierenden Zellen initiiert wird. Die Verfügbarkeit weiterer Mediatoren, z.B. von Zytokinen erleichert und verstärkt den Prozess der T-Zellaktivierung und deren Effektorfunktionen. Die Summe dieser Voraussetzungen wird in aller Regel von Tumoren und vom Tumor-tragenden Wirt nicht erfüllt. Deshalb sind supportive Massnahmen, um eine effiziente Anti-Tumor-Immunantwort zu induzieren, unumgänglich. Dies erfolgt entweder über die Modulation der Tumorzelle, um sie mit Eigenschaften einer Antigen-präsentierenden Zelle auszustatten, den passiven Transfer aktivierter Effektorzellen oder mittels aktiver Vakzinierung. Zur Vakzinierung können RNS, DNS, Protein oder Peptide eingesetzt werden, die in “nativer” Form oder “verpackt” appliziert werden. Als Trägersysteme eigenen sich insbesondere dendritische Zellen (DC) oder - beim Einsatz von DNS - transformierte und attenuierte Bakterien, z.B. Salmonellen. Da die klinischen Erfolge bisher weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, ist es keine Frage, dass weitere experimentelle Studien notwendig sind, um Vakzinierungsprotokolle in der Tumortherapie zu verbessern [25,26]. Wir haben uns auf Modelle der aktiven Vakzinierung mittels DC und attenuierter Salmonellen (SL) konzentriert und dabei insbesondere die Vor- und Nachteile einer Helfer-T-Zell (TH)-orientierten Vakzinierung untersucht. Als Adjuvantien wurden Antikörper-Zytokin-Fusionsproteine eingesetzt. In jüngster Zeit widmen wir uns insbesondere der Verbesserung von Verfahren der allogenen Knochenmarktransplantation nach nicht-myeloablativer Konditionierung, da wir davon ausgehen, dass die allogene Rekonstitution eine optimale Plattform für aktive Vakzinierung bei Tumorpatienten darstellt. In ersten Vakzinierungsstudien haben wir uns mit der Vakzinierung mit transformierten Tumorzellen, die entweder Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr ein Surrogat-Tumorantigen [27] oder MHC Klasse II Moleküle und B7 als kostimulatorisches Molekül [28] exprimierten befaßt. Bei den letztgenannten Untersuchungen wurde die murine Nierenzellkarzinomlinie RENCA eingesetzt. Wenngleich wir in eingeschränkter Form eine Protektion durch die Vakzinierung erzielen konnten, war die Effizienz dieser Vakzinierungsstrategie durch Tumor-mediierte Suppression deutlich eingeschränkt. Wir konnten zeigen, dass RENCA Zellen nicht direkt suppressiv sind, aber die Aktivierung einer Population von NK1.1+/CD3+ Lymphozyten in Gang setzen, die die Induktion einer Immunantwort, vornehmlich über die Depletion von TH Zellen, unterdrückt [28]. Die Aktivierung dieser immunsuppressiven T-Zellen konnte verhindert werden, wenn das Immunsystem zuerst mit RENCA Zellen konfrontiert wurde, die MHC Klasse II und B7 exprimierten. Eine Vakzinierung mit diesen transformierten Tumorzellen nach Applikation nativer RENCA Zellen, der Situation wie sie in der Kliik angetroffen wird, war ineffektiv. Es sei an dieser Stelle, auch für die im folgenden skizzierten Studien, vermerkt, dass wir neben diesem Prozess einer aktiven Immunsuppression häufig die Aktivierung von Tumoreskapemechanismen, wie z.B. den Verlust von Tumorantigenen oder von MHC Molekülen, beobachteten. Tumoreskape stellt eines der Probleme dar, von denen bei Tumor-immuntherapeutischen Ansätzen häufig berichtet wird. Hingegen haben wir, auch wenn Selbstantigene wie das Melanom-assoziierte Antigen gp100 eingesetzt wurden, keine schweren Formen von Autoimmunität beobachtet. Wie bereits erwähnt, befaßte sich die Mehrzahl unsere Vakzinierungsstudien mit dem Transfer Protein- oder Peptid-beladener DC und der oralen Vakzinierung mit transformierten SL. Die therapeutische Effizienz einer Vakzinierung mit DC umfaßte Untersuchungen bei denen die DC mit Protein oder Peptiden beladen wurden, wobei letztere entweder an MHC Klasse I oder II Moleküle binden. Da Algorithmen, die Aussagen über die Bindung von Peptiden in MHC Klasse II Molekülen erlauben, erst in jüngster Zeit zu Verfügung stehen, sind bisher kaum experimentelle Daten verfügbar. Der Einschluß dieses Aspektes war jedoch wichtig, da in aller Regel die Aktivierung von TH-Zellen erforderlich ist, um alle Elemente des Immunsystems zu aktivieren. Da die Effizienz der Induktion einer CTL Antwort bei einer Vakzinierung mit dem Melanom-assoziierten Antigen gp100 gut charakterisiert ist, bot sich gp100 für unsere weiterführenden Studien an. Mit dem gp100 Protein beladene DC induzieren in vitro und in vivo vor allem eine TH-1 Antwort [29]. In der Folge wurden gp100 Peptide untersucht, die mit Wahrscheinlichkeit an MHC II Moleküle binden. Aus einem Panel von 7 Peptiden wurde in der Regel 1-3 Peptide selektioniert, die zur Aktivierung von TH-Zellen geeignet erschienen. Dies galt sowohl für PBL von gesunden Spendern als auch für PBL von Melanompatienten, so dass wir davon ausgehen können, dass der Tumor keine Toleranz induziert hat. Da zudem die Reaktivität von PBL individueller Probanden mit einem bestimmten Peptid sich als konstanter Faktor erwies und die Selektivität der Bindung definierter Peptide durch in vivo Studien DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Peritonealzellen Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr phagozytierende Zellen in der Darmwand mesenteriale Lymphknotenzellen Abb. 1: Expression eines grünen Fluoreszenzproteins auf phagozytierenden Zellen nach oraler Vakzinierung mit transformierten Salmonellen in der SCID Maus bestätigt werden konnte, bietet sich ein in vitro Screening an, das relativ rasch durchgeführt werden kann, um die Peptide für eine Vakzinierung zu selektionieren, die optimal für die Induktion einer TH-Antwort des individuellen Patienten geeignet erscheinen [30]. Die mit gp100 erhobenen Befunde konnten mit RAGE-1, einem Nierenzellkarzinom-spezifischen Antigen bestätigt werden, wenngleich TH-Zellen mit einer niedrigeren Frequenz auf RAGE-1 im Vergleich zu gp100 Peptiden reagieren [31]. In den bisher beschriebenen in vivo Studien wurden humane PBL und humane Tumoren im SCIDMaus-Modell getestet, das sich in besonderer Weise für Screeninguntersuchungen eignet. Aufgrund nicht zu vermeidender graft vs host (GvH) Reaktionen bei Langzeitvakzinierungsstudien in der humanisierten SCID Maus, haben wir in weiterführenden Experimenten zur Optimierung von Vakzinierungsprotokollen auf syngene Maustumormodelle zurückgegriffen. Die Form des Antigens, das als DNA, RNA oder Protein / Peptid angeboten werden kann, stellt einen wesentlichen Faktor der Vakzinierung dar. Alle 3 Formen haben Vorund Nachteile. So bietet sich eine DNA Vazinierung aufgrund der leichten Verfügbarkeit an, ist aber mit dem Nachteil einer häufig ineffizienten Transkriptionsrate versehen. Das Problem kann durch die Verpackung in geeignete „Trägersysteme vermieden werden, wobei sich u.a. attenuierte Bakterien anbieten. Es ist bekannt, dass Salmonellen die Darmwand durchwandern und im Peritoneum von Makrophagen phagozytiert werden. Attenuierte Salmonellen werden auf diese Weise in kürzester Zeit komplett eliminiert. Wenn diese Bakterien mit einem eukaryotischen Expressionsvektor transformiert wurden, der z.B. die DNA eines Tumorantigens enthält, wird die DNA ausschließlich in eukaryotischen Wirtzellen transkribiert [Darji et al, Cell 91 (1997) 765] (Abb. 1). Wir haben in diesem Kontext 3 Fragen gestellt: i. Stellt die Verpackung von DNA in attenuierten Salmonellen einen Vorteil bei der Vakzinierung im Vergleich zu nackter DNA dar? ii. Ist eine DNA oder eine Protein Vakzinierung effizienter? iii. Ist auch bei einer DNA Vakzinierung eine Präsentation durch MHC II Moleküle effizienter und wie kann bei einer DNA Vakzinierung das translatierte Protein in den MHC II Präsentationsweg eingeschleust werden? Der Vergleich einer Vakzinierung mit nackter DNA und DNA, die in Form transformierter Salmonellen angeboten wurde, ergab, dass beide Vakzinierungsschemata geeignet erschienen, um das Tumorwachstum zu verzögern. Allerdings zeichnete sich die Vakzinierung mit transformierten Salmonellen durch eine signifikant gesteigerte Effizienz aus, die durch eine überwiegende Aktivierung von CTL charakterisiert war. Die Vakzinierung mit nackter DNA war hauptsächlich von einer unspezifischen Aktivierung, vermutlich aufgrund von DNA Sequenzen mit bekanntem adjuvantem Effekt, begleitet. Die Effizienz einer Vakzinierung mit Protein-beladenen DC übertraf jedoch die Effizienz der Vakzinierung mit transformierten Salmonellen [32]. Ex vivo Untersuchungen wiesen darauf hin, dass der Vorteil der Proteinvakzinierung auf die präferentielle Aktivierung von TH-Zellen zurückzuführen war. Deshalb wurden in einer weiteren Studie Salmonellen mit einem eukaryotischen Expressionsvektor transformiert, in den die DNA des Tumorantigens mit der DNA eines Fragmentes der invarianten Kette als Fusionsprodukt integriert war. Die invariante Kette ist wesentlich an der Einschleusung von Proteinen in den MHC II Präsentationsweg beteiligt. Wir konnten in der Tat zeigen, dass eine Vakzinierung mit diesen Zahl der überlebenden Tiere 12 Kontrolle SL Vakzinierung SL-gp100 Vakzinierung SL-gp100/Ii Vakzinierung 10 8 6 4 2 0 20 40 60 80 100 120 140 Tage nach subkutaner Tumorzellapplikation DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Abb. 2: Protektion und Verlängerung der Überlebenszeit durch Vakzinierung mit transformierten Samonellen SL: SL transformiert mit leerem Vektor, SL-gp100: SL transformiert mit der cDNS des Melanomantigens gp100, SL-gp100/Ii: SL transformiert mit chimärer DNS aus gp100 und einem Bruchstück der invarianten Kette 187 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Salmonellen zur Aktivierung von TH-Zellen geeignet ist. Im Hinblick auf Überlebenszeit und Abstossungsrate lieferte dieses Vakzinierungsprotokoll die bisher überzeugendsten Ergebnisse [33] (Abb. 2). Wir konnten die Effizienz dieses Vakzinierungsverfahrens in einer Reihe von Tumormodellen wiederholen, wobei allerdings vermerkt werden sollte, dass wir in einem Leukämiemodell mit der Induktion von Toleranz konfrontiert wurden. Inwieweit dieser Befund Modell-bezogen oder generell bei Leukämien zu beobachten ist, bleibt zu untersuchen [32-34]. Davon unabhängig erscheint uns im Augenblick eine Tumorvakzinierung mit transformierten Salmonellen als äußerst vielversprechend. Adjuvante Tumortherapie 188 Aufgrund der speziellen Eigenschaften der Mehrzahl von Tumoren sowie des Immunstatus im Tumorpatienten ist es nicht nur notwendig, über eine Vakzinierung die Induktion einer Immunantwort in Gang zu setzen, vielmehr ist es häufig erforderlich durch ein geeignetes Adjuvant den Aktivierungsstatus von Immuneffektorzellen aufrecht zu erhalten. Die Targetierung von Effektorzellen in den Tumor stellt einen weiteren Problemkreis dar, der selektiv unterstützt werden sollte. Antikörper, Antikörper-Zytokin-Fusionsproteine und Antikörper-Chemokin-Fusionsproteine werden häufig eingesetzt, um diese Probleme in der Tumortherapie zu beheben. Wir haben uns in der Berichtsperiode vornehmlich mit dem Einsatz von Antikörper-Zytokin-Fusionsproteinen befaßt, wobei zwei Zytokine, IL-2 und TNF, zum Einsatz kamen, die beide als Fusionsprodukt mit einem anti-EGFR-Antikörper vorlagen. Als Modell diente wiederum die humanisierte SCID Maus, der ein humanes Melanom implantiert wurde. Wir konnten zeigen, dass mittels der Zytokin-Antikörper-Fusionsproteine eine äußerst effiziente Targetierung der humanen Effektorzellen erzielt werden kann. Darüberhinaus gelang es mittels des IL-2 Fusionsproteins eine Aktivierung von TH-Zellen in Gang zu setzen, die ausreichte um sowohl zytotoxische T-Zellen als auch Elemente der natürlichen Immunabwehr zu rekrutieren. Das TNF-Antikörper-Fusionsprotein war speziell bei intratumoraler Applikation therapeutisch effektiv. Dies ließ sich durch den Wirkmechanismus, d.h. eine in loco Aktivierung zytotoxischer T-Zellen erklären [35,36]. Diese Ergebnisse sind vielversprechend und wir werden diesen adjuvanten Therapieansatz im Kontext einer aktiven Vakzinierung weiter verfolgen. Allogene Stammzelltransplantation in der Therapie solider Tumoren Die allogene Stammzelltransplantation wird als ein potentiell kuratives Verfahren nach Ausschöpfung aller konventionellen Therapiestrategien erachtet. Aufgrund der hohen Toxizität der myeloablativen Konditionierung konnte dieses Verfahren über lange Zeit nur sehr begrenzt eingesetzt werden. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass eine allogene Knochenmarktransplantation auch nach nicht myeloablativer Konditionierung vorgenommen werden kann. Dies erweitert in ganz erheblichem Maße das mögliche Patientenkollektiv. Das Problem der „graft vs host“ Reaktionen (GvHD) bleibt allerdings bestehen. Weiterhin muss die Frage geklärt werden, wie eine „graft vs tumor“ (GvT) Reaktion bei einer Reduktion von GvHD aufrechterhalten werden kann. Letztlich ist bei einer nicht-myelo- Abteilung D0600 Tumorprogression und Tumorabwehr ablativen Vorbehandlung auch mit „host vs graft“ Reaktionen (HvGD) zu rechnen. Es ist bekannt, dass sowohl zytotoxische T-Zellen (CTL) als auch NK-Zellen an GvHD und HvGD beteiligt sind. Unsere früheren Studien zur allogenen Knochenmarktransplantation haben sich vornehmlich mit der Modulation von CTL Reaktionen über die Blockade kostimulatorischer Moleküle, u.a. CD44v6, befaßt. Über diese Untersuchungen wurde bereits im Kontext der Metastasierung-assoziierten Moleküle berichtet. An dieser Stelle sei nur auf zur Zeit laufende Untersuchungen verwiesen, in denen wir die Möglichkeit einer aktiven Vakzinierung nach allogener Stammzelltransplantation des nicht-myeloablativ konditionierten Wirts untersuchen. Bislang konnten wir zeigen, dass durch eine NK-Zell-Depletion des Wirts die Angehrate eines T-Zell-depletierten Transplantates signifikant verbessert werden kann. Wenngleich dieses Vorgehen mit einer verlängerten Phase der Immuninkompetenz belastet ist, konnte so GvHD deutlich abgeschwächt werden. Wesentlich ist vor allem, dass bei diesem Protokoll DonorT-Zellen im Wirt reifen und damit tolerant gegen den Wirt sind. Unsere Befunde weisen darauf hin, dass - ungeachtet der Induktion von Toleranz gegenüber dem Wirt - diese T-Zellen den Tumor als fremd erkennen. Die Weiterführung dieser Studien ist z.Zt. eines unserer zentralen Anliegen. Wenn wir bestätigen können, dass allogene T-Zellen nach Etablierung von Chimerismus Tumor-assoziierte Antigene als fremd erkennen, bietet eine allogene Stammzelltransplantation unter den genannten Konditionierungsbedingungen die optimale Plattform für aktive Vakzinierung in der Tumortherapie [37,38]. Ich möchte die Folgerungen aus unseren bisherigen Vakzinierungsstudien kurz zusammenfassen: i. Es erscheint wesentlich, dass das Antigen in einer Form angeboten wird, die zur Präsentation im Kontext mit MHC II geeignet ist; ii. Eine Vakzinierung mit attenuierten Salmonellen führt zu einer sehr effizienten Präsentation des Tumorantigens durch Makrophagen und DC und ist zudem vergleichsweise leicht zu handhaben und kostengünstig; iii. Antikörper-Zytokin-Fusionsproteine erweisen sich sowohl für die Targetierung von Effektorzellen als auch zur Aufrechterhaltung des Aktivitätszustandes als geeignet; iv. Eine allogene Stammzelltransplantation nach nicht-myeloablativer Konditionierung stellt möglicherweise die optimale Voraussetzung für eine aktive Tumorvakzinierung dar, da die im Wirt gereiften und somit gegenüber dem Wirt toleranten TZellen Tumorantigene weiterhin als fremd erkennen; v. Leider wurden wir bei allen Vakzinierungsprotokollen entweder mit Tumoreskapemechanismen oder Gegenattacken durch den Tumor konfrontiert. Wenngleich wir einige Möglichkeiten sehen, den Tumoreskape zu umgehen, haben wir bisher noch keine Anhaltspunkte, wie Gegenattacken des Tumors zu vermeiden sind. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Publikationen (* = externer Koautor) [1] Herlevsen M, Zöller M.: Co-expression of a6b4, the Tetraspanin D6.1A supports metastasis formation. [2] *Döme B, *Somlai B, *Ladányi A, *Fazekas K, Zöller M, *Tímár J.: Expression of CD44v3 splice variant is associated with the visceral metastatic phenotype of human melanoma. Virchow Archiv, 439: 628-635, 2001. [3] Wittig B, *Seiter S, Schmidt DS, *Zuber M, *Neurath M, Zöller M.: Selective upregulation of CD44 variant isoforms on peripheral blood leukocytes of patients with chronic inflammatory bowel disease. 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Drugs Exp Clin Res 26: 57-65, 2000 DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 189 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Klinische Kooperationseinheit D0700 Molekulare Hämatologie / Onkologie Klinische Kooperationseinheit Molekulare Hämatologie / Onkologie (D0700) Leiter: Prof. Dr. med. Radek Skoda (02/00 - 12/01) Das Ziel der Klinischen Kooperationseinheit Molekulare Hämatologie/Onkologie ist eine Verbesserung der Diagnostik und Therapie maligner Erkrankungen durch einen schnellen Transfer von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Ein Schwerpunkt der Abteilung beschäftigte sich unter Prof. Haas mit der Hemmung fehlgesteuerter zellulärer Genexpression bei hämatologischen und onkologischen Erkrankungen durch Antisense-Nukleinsäuren und Ribozyme. Antisense-Oligonukleotide werden nun in einer klinischen Pilotstudie zur Behandlung von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie eingesetzt. Um inhibitorische Gene in hämatopoetische Vorläuferzellen einschleusen zu können, wird das Adeno-assoziierte Virus-Vektorsystem (AAV-2) verwendet. Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Gewinnung, Anreicherung und immunologischen sowie molekularbiologischen Charakterisierung blutbildender Vorläuferzellen. Außerdem sind experimentelle Therapieansätze für die Behandlung maligner B-Zellerkrankungen mit bispezifischen Antikörpern in der Entwicklung. 190 Der Nachfolger von Prof. Haas (1999 Ruf an die Universität Düsseldorf) Prof. Skoda hat einen Ruf an die Universität Basel angenommen. Die Kooperationseinheit wird seit März 2002 kommissarisch durch Oberarzt Dr. Martin Görner (Abt. Hämatologische Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Heidelberg) geleitet. Publikationen (2000) (* = externe Koautoren) *Lichterfeld, M.; *Martin, S.; *Burkly, L.; Haas, R.; Kronenwett, R.: Mobilization of CD34(+) hematopoietic stem-cells is associated with a functional inactivation of the integrin very late antigen-4. British Journal of Haematology 110 (2000) 71-81. *Neben, K.; Hohaus, S.; *Goldschmidt, H.; *Egerer, G.; Voso, M.T.; *Ho, A.D.; Haas, R.: High-dose therapy with peripheralblood stem-cell transplantation for patients with relapsed or refractory Hodgkins disease - Long-term outcome and prognostic factors. Annals of Hematology 79 (2000) 547-555. Steidl, U.; Haas, R.; Kronenwett, R.: Intercellular adhesion molecule 1 on monocytes mediates adhesion as well as transendothelial migration and can be down-regulated using antisense oligonucleotides. Annals of Hematology 79 (2000) 414-423. Voso, M.T.; Martin, S.; Hohaus, S.; *Abdallah, A.; *Schlenk, R.F.; *Ho, A.D.; Haas, R.: Prognostic factors for the clinical outcome of patients with follicular lymphoma following high-dose therapy and peripheral blood stem cell transplantation (PBSCT). Bone Marrow Transplantation 25 (2000) 957-964. 309. Voso, M.T.; *Pantel, G.; Weis, M.; Schmidt, P.; Martin, S.; *Moos, M.; *Ho, A.D.; Haas, R.; Hohaus, S.: In-vivo depletion of B-cells using a combination of high-dose cytosine arabinoside/ mitoxantrone and rituximab for autografting in patients with nonHodgkins-lymphoma. British Journal of Haematology 109 (2000) 729-735. *Wenzel, V.; Padosch, S.A.; *Voelckel, W.G.; *Idris, A.H.; *Krismer, A.C.; *Bettschartwolfensberger, R.; *Lindner, K.H.: Survey of effects of anesthesia protocols on hemodynamic variables in porcine cardiopulmonary-resuscitation laboratory models before induction of cardiac arrest. Comparative Medicine Vol 50, Iss 6 (2000) 644-648. *Wiestner, A.; Padosch, S.A.; *Ghilardi, N.; *Cesar, J.M.; *Odriozola, J.; *Shapiro, A.; Skoda, R.C.: Hereditary thrombocythaemia is a genetically heterogenous disorder: exclusion of TPO and MPL in two families with hereditary thrombocythaemia. British Journal of Haematology 110 (2000) 104-109. Patente Haas, R.; Kronenwett, R.; *Lichterfeld, M.: AntisenseOligonukleotid zur Hemmung der Expression des Adhäsionsmoleküls very late antigen 4 (VLA-4) in menschlichen Zellen. DE 198 60 642.7; PCT/EP 99/10387; 2000 Haas, R.; Kronenwett, R.; Patzel, V.; *Steidl, U.; Sczakiel, G.: Antisens-Nukleinsäuren für die Hemmung der Expression des Adhäsionsmoleküls ICAM-1. DE 198 44 111.8; PCT/EP 99/ 06972; DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Klinische Kooperationseinheit D0800 Pädiatrische Onkologie Klinische Kooperationseinheit Pädiatrische Onkologie (D0800) Leiter: Prof. Dr. med. Klaus-Michael Debatin Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Ingrid Herr1 Dr. Simone Fulda2 Dr. Christian Beltinger2 Dr. Silke Henrich3 Dr. Thomas Böhler2 (- 2000) Dr. Karsten Stahnke2 Dr. Claudia Friesen3 Dr. Christian Scheuerpflug3 Doktoranden (Medizin und Biologie) Markus Dechant Eva Pauly Eric Meyer3 Anke Schroth3 Stella Okonoyo3 Till Wenger3 Carsten Posovszky2 (- 2000) MTA Melanie Motsch1 Tanja Dravits3 Helgard Knauß3 1 = DKFZ 2 = Universitätskinderklinik Ulm 3 = Drittmittel Die Klinische Kooperationseinheit Molekulare Onkologie/ Pädiatrie hat seit ihrer Etablierung erfolgreich an der Umsetzung molekularer Konzepte der Apoptoseregulation klinischer Orientierung in der pädiatrischen Onkologie und Hämatologie gearbeitet. Die Forschungsschwerpunkte befassen sich mit Störung von Apoptosesignalwegen bei lymphoproliferativen Erkrankungen und HIV-Infektion, sowie vor allem mit der Rolle von Apoptosesignalwegen bei der Chemo- bzw. Radiotherapie-induzierten Apoptose. Diese Untersuchungen werden jetzt erstmalig in klinische Studien (Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie des BMBF) zur Analyse von Chemoresistenzmechanismen eingeführt. Das Forschungsprogramm der Klinischen Kooperationseinheit konzentriert sich auf die klinischen Implikationen grundlegender Erkenntnisse zur Regulation von Zelltod durch Rezeptor-abhängige Signalwege und/oder mitochondriale Faktoren. Die Entwicklung des Forschungsprogramms in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass Erkenntnisse der Apoptoseforschung in Zellsystemen bei der Diagnose und Behandlung von Tumorerkrankungen von Bedeutung sind. Ähnlich wie bei der zellzerstörenden Wirkung von Zytostatika und Strahlentherapie, sind auch bei der Ischämie-bedingten Gewebsschädigung Apoptosesignalwege entscheidend für den Zelltod verantwortlich. Gestörte Apoptosesensitivität oder Apoptoseresistenz spielt weiterhin eine Rolle bei lymphoproliferativen Erkrankungen, bei der HIV-Infektion, bei Autoimmunerkrankungen und schweren immunologischen Komplikationen im Rahmen allogener Knochenmarktransplantation. Kooperationspartner Intern: Dr. P. Angel, Prof. Dr. P. Krammer, Prof. Dr. M. von Knebel-Doeberitz, Prof. Dr. Peter Lichter, Dr. J. Mattern, Dr. G. Moldenhauer, Dr. M. Peter, Dr. R. Ridder, Prof. Dr. M. Schwab, Dr. H. Walczak, Prof. Dr. M. Wießler. Extern national: Dr. B. Baumann, Ulm; Prof. Dr. Berthold, Köln; Prof. Dr. H. Döhner, Ulm; Prof. Dr. V. Ewerbeck, Heidelberg; Dr. J. Fellenberg, Heidelberg; Prof. Dr. W. Friedrich, Ulm; Prof. Dr. T. Gress, Ulm; Prof. Dr. T. Herdegen, Kiel; Prof. Dr. G. JankaSchaub, Hamburg; Dr. I. Jeremias, München, Dr. C. Kupatt, München; Prof. Dr. W-D Ludwig, Berlin; Dr. A. Martin-Villalba, Heidelberg; Dr. S. Müller, Ulm; Dr. J. Schenkel, Heidelberg; Dr. A. Schulz, Ulm; Prof. Dr. M. Weller, Tübingen; Prof. Dr. T. Wirth, Ulm. Extern international: Prof. Dr. G. Brodeur, Philadelphia, USA; Prof. Dr. A. Fischer, Paris, Frannkreich; Dr. M. L. Gougeon, Paris, Frannkreich; Prof. Dr. J. Hickman, Paris, Frannkreich; Dr. G. Kroemer, Villejuif, Frannkreich, Prof. Dr. G. Melino, Rom, Italien; Dr. L. Di Marzio, L´Aquila, Italien; Dr. G. Nunez, Ann Arbor, USA; Prof. Dr. M. Piacentini, Rom, Italien; Prof. Dr. X. Wang, Texas, USA. Charakterisierung der Rolle von Apoptosesignalwegen für Sensitivität oder Resistenz in der Tumortherapie I. Herr, C. Friesen, E. Meyer, S. Fulda, C. Beltinger, C. Posovszky, E. Ucur, K. Stahnke Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe in den letzten Jahren haben gezeigt, dass die Aktivierung von Apoptosesignal- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 191 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie 192 wegen entscheidend an der Sensitivität oder Resistenz von Tumorzellen für Chemotherapie oder Radiotherapie beteiligt ist. Durch zytotoxische Therapie kann Mitochondrien-abhängige Apoptose oder Zelltod durch Todesrezeptor-Signalwege induziert werden. Wir haben verschiedene Aspekte der Aktivierung solcher Zelltodessignalwege bei Zytostatika-induzierter Apoptose untersucht. Dabei konnten zelltypspezifische Einflüsse des mitochondrialen und/ oder des Todesrezeptor-Signalwegs identifiziert werden. Zytotoxische Therapie aktiviert zunächst „zelluläre Stressprogramme“, die, vermittelt z. B. über Jun-Kinasen, zur Aktivierung von Transkriptionsfaktoren und zur Genexpression führen. Die gesteigerte Expression Apoptose-induzierender Gene ist ein wichtiger Faktor für Apoptosesensitivität. Durch zellulären „Stress“ induzierte Todesliganden können an ihre Rezeptoren binden und pro-apoptotische Moleküle können die Freisetzung apoptogener Faktoren aus Mitochondrien induzieren. In den meisten Fällen Zytostatika-induzierter Apoptose findet sich eine parallele Aktivierung von Todesrezeptor und mitochondrialen Signalwegen. In ähnlicher Weise wie zytotoxische Therapie durch Zytostatika führt auch die Suizidgentherapie zur Apoptose. Defizienzen in Apoptosesignalwegen reduzieren den Effekt eines Suizidgentransfersystems wie Herpes simplex Thymidinkinase/Gancyclovir. Dies könnte eine Erklärung für das gegenwärtige generelle Versagen der Suizidgentherapie z. B. in der Behandlung von Hirntumoren sein. Eine detaillierte Analyse des Zusammenspiels von mitochondrialen und Zelltodesrezeptor-Signalwegen zeigte darüber hinaus, dass beide Signalwege sich gegenseitig beeinflussen können. So führt Stimulation von Todesrezeptoren wie CD95 zu einem „auto amplification loop“, der durch Aktivierung des Stresssignalwegs die verstärkte Produktion von CD95 Ligand und anderen pro-apoptotischen Faktoren induziert. Sensitivierung für Zytostatika-induzierte Apoptose durch mitochondriotrope Zytostatika (Betulinsäure) und Gentransfer S. Fulda, C. Friesen, E. Meyer, I. Herr, E. Ucur, S. Okonoyo Veränderungen mitochondrialer Funktionen sind entscheidend für die Apoptose-Auslösung. Wir haben in Tumorzellen, in denen Zelltodessignalwege inhibiert sind, neue Substanzen identifiziert, die über den mitochondrialen Signalweg Zytotoxizität vermitteln können. Betulinsäure und ihre Derivate sind in der Lage, auch Zellen mit mutiertem p53 in vitro zu eliminieren. Die Untersuchungen zur Betulinsäure-vermittelten Apoptose-Induktion wurden zwischenzeitlich an Primärmaterial von Patienten mit Hirntumor durchgeführt und zeigen eine gute in vitro Aktivität gegen ein breites Spektrum von neuroektodermalen Tumoren. Vorläufige in vivo Experimente in Xenotransplantatmodellen zeigen darüber hinaus eine in vivo Wirksamkeit bei tolerabler Toxizität. Die Untersuchungen zur Überwindung von Apoptoseresistenz konzentrieren sich insbesondere auf neuroektodermale Tumoren, bei denen ein grosser Anteil eine primäre Klinische Kooperationseinheit D0800 Pädiatrische Onkologie Apoptoseresistenz, z. B. für Apoptoseinduktion über den Todesliganden TRAIL zeigt. Dabei zeigte sich, dass ein Teil der resistenten Tumoren eine deutlich reduzierte Caspase-8 Expression durch Hypermethylierung des Caspase-8 Promoters aufweist. Gentransferstrategien mit retroviralen Caspase-8 Konstrukten oder Demethylierung der regulatorischen Sequenzen des Caspase-8 Gens durch Azacytidin konnte die Apoptoseresistenz dieser Zellen überwinden. Die Untersuchungen wurden primär an Zelllinien von Patienten mit neuroektodermalen Tumoren durchgeführt, dann jedoch auch an Tumorproben überprüft, die von Patienten mit neuroektodermalen Tumoren stammen, die im Rahmen multizentrischer Studien behandelt werden. Auch dabei zeigte sich ein hoher Prozentsatz an reduzierter Caspase-8 Expression durch Hypermethylierung regulatorischer Promotersequenzen. Weiterhin konnten Defekte in Apoptosesignalwegen durch gesteigerte Expression von inhibitorischen Molekülen, wie c-FLIP identifiziert werden. Da in vielen der resistenten Tumoren die Expression apoptosefördernder Moleküle, wie Todesliganden oder Caspasen, inhibiert ist, haben wir Strategien entwickelt, um die defiziente Expression pro-apoptotischer Moleküle in Tumoren in Modellsystemen zu überkommen. Hierzu wurden verschiedene Vektorkonstrukte, z. T. konditionell reguliert (Tetracyclinsystem), entwickelt, die in Tumorzellen eingebracht werden können. Mit Hilfe dieser Konstrukte konnte die Zytostatikaresistenz Caspase-8 defizienter Tumorzellen überwunden werden. Die Restauration des defizienten Stresssignalwegs in Tumorzellen konnte ebenfalls durch Transfer Apoptose-induzierender Gene ausgeglichen werden. Durch konditionelle Expression von TRAIL konnten Effektorzellen hergestellt werden, die u. U. spezifisch Tumorzellen erkennen und durch Tetracyclin-induzierte Expression von TRAIL diese dann in vivo abtöten können. Mit dieser Strategie kann das Problem umgangen werden, dass der Gentransfer von Todesliganden in vivo wahrscheinlich nicht in einem ausreichenden Prozentsatz von Tumorzellen gelingen wird. CD95 Mutationen bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und autoimmunlymphoproliferativem Syndrom (ALPS) C. Scheuerpflug, C. Beltinger,T. Böhler, C. Posovszky, M. Dechant, E. Pauly In Vorarbeiten haben wir Mutationen im CD95 Rezeptor bei T lineage ALL und B lineage ALL bei pädiatrischen Patienten untersucht. Die Frequenz dieser Mutationen war, verglichen mit publizierten Frequenzen z. B. bei nonHodgkin-Lymphomen des Erwachsenen, relativ gering. Zum Mutationsscreening wurde eine SSCP Methode entwickelt, die jedoch nur 90% der Mutationen entdecken konnte. Mit direkter Sequenzierung des CD95 Gens über genomische DNA wurden auch Mutationen bei Patienten mit ALPS identifiziert. Bei diesen Patienten mit autoimmunlymphoproliferativem Syndrom kommt es zur Akkumulation doppelt negativer (CD4-/CD8-) T-Zellen und zur Bildung von Autoantikörpern. Im Gegensatz zu den ALL Pati- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie enten, bei denen die Mutationen über das gesamte Gen zu finden sind, finden sich bei Patienten mit ALPS prädominant Mutationen in exon 9, das den intrazellulären Anteil des Moleküls kodiert. Patienten mit exon 9 Mutationen zeigen jedoch eine variable Ausprägung von Apoptosesensitivität und eine heterogene Funktion des CD95 Rezeptors, z. B. bei der Bildung des CD95 death inducing signaling complex, die nicht alleine aus der Lokalisation der Mutation erklärt werden kann. Wir haben weiterhin Mutationen für andere Apoptose-induzierende und Apoptose-modulierende Moleküle, wie CD95 Ligand, FADD, Caspase-8 und TRADD untersucht. Dabei fanden sich neue Mutationen im Adapterprotein TRADD bei Patienten mit Leukämien und ALPS. CD95 vermittelte Apoptose bei der HIV-Infektion T. Böhler, I. Herr Klinische Kooperationseinheit D0800 Pädiatrische Onkologie ben in vitro Kulturbedingungen etabliert, die Zellen kontrolliert Hypoxie, Glukosedepletion und „Reperfusion“ aussetzen. Dabei kommt es zur Aktivierung von zellulären Signalwegen die über den hypoxiesensiblen Transkriptionsfaktor HIF 1a gesteuert werden. HIF 1a scheint dabei allerdings, ähnlich wie NFkB, sowohl Zelltod als auch Protektion vermitteln zu können. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] Fulda S, *Strauss G, *Meyer E, Debatin K-M, 2000. Functional CD95 ligand and CD95 DISC in activation-induced cell death and doxorubicin-induced apoptosis in leukemic T cells. 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In Längsschnittuntersuchungen konnten wir nun zeigen, daß die initial verstärkte Expression von CD95 Ligand nach effektiver antiretroviraler Therapie deutlich zurückgeht. Diese Veränderung ist unabhängig von aktueller Viruslast, korreliert allerdings direkt mit dem Wiederauftauchen naiver CD4+ T Zellen, die CD95 genuin nur schwach exprimieren. Die Analyse der Aktivität des CD95 Systems kann bei der HIV-Infektion von prognostischer Bedeutung sein und wird gegenwärtig als Surrogatmarker für Krankheitsprogression und Therapieansprechen evaluiert. [4] *Beltinger C, Fulda S, *Kammertoens T, *Uckert W, Debatin KM, 2000. Mitochondrial amplification of death signals determines thymidine kinase/ganciclovir-triggered activation of apoptosis. Cancer Research 60 (12):3212-3217 Apoptosesignalwege bei Ischämie induzierter Apoptose [10] Fulda S, *Meyer E, Debatin K-M, 2000. Metabolic inhibitors sensitize for CD95 (APO-1/Fas)-induced apoptosis by downregulating Fas-associated death domain-like Interleukin 1converting enzyme inhibitory protein expression. Cancer Research 60: 3947-3956 I. Herr, I. Jeremias, S. Henrich, K.-M. Debatin Gewebsischämie führt nicht nur zum nekrotischen Zelltod sondern in weiten Bereichen des hypoxischen Gewebes zur Apoptose. In tierexperimentellen Untersuchungen fanden wir in hypoxischen Gewebsarealen bei zerebraler Ischämie eine verstärkte Expression des Transkriptionsfaktors c-jun sowie CD95L und TRAIL. Inhibition der Expression von CD95L und TRAIL durch FK 506 führte zur Reduktion des Infarktareals bei der zerebralen Ischämie. In Mäusen, bei denen durch Rezeptormutationen der CD95 Signalweg blockiert ist (lpr-Mäuse), waren die Infarktareale in Herz und Gehirn deutlich reduziert. In vitro führen hypoxische Kulturbedingungen zur Sensibilisierung für Liganden vermittelte Apoptose. Die zellulären Signalwege, die zur Aktivierung der Apoptosesysteme führen sowie deren mögliche pharmakologische Beeinflussung werden gegenwärtig in in vitro Zellsystemen untersucht. Hypoxiebedingungen sind auch an der Regulation von Apoptosesensitivität und -resistenz in Tumoren beteiligt. Wir ha- [5] Herr I, Posovszky C, *Di Marzio L, *Cifone MG, *Böhler T, Debatin K-M, 2000. Autoamplification of apoptosis following ligation of CD95L, TRAIL- and TNF-a. Oncogene 19 (37): 42554262 [6] Debatin K-M, 2000: Activation of apoptosis pathways by anticancer treatment. Toxicology Letters 112-113: 41-48 [7] Jeremias I, *Reinhardt D, Debatin K-M, 2000. Fehlregulation von Apoptose als Grundlage für Krankheit. Monatsschrift für Kinderheilkunde 148:795-804 [8] Herr I, Posovszky C, *Böhler T, Debatin K-M, 2000. mAb 33 from transduction laboratories specifically binds to human CD95L. 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Cancer, in press DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie Klinische Kooperationseinheit Dermato-Onkologie des DKFZ an der Klinik für Dermatologie des Klinikum Mannheim (D0900) Leiter: Prof. Dr. med. Dirk Schadendorf Wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. rer. nat. Stefan Eichmüller Dr. rer. nat. Jan Müller-Berghaus (05/02 - ) Dr. rer. nat. Wolfram Osen (03/02 - ) Dr. rer. nat. Annette Paschen Dr. med. Wolfram Fink, AiP Dr. med. Heike Röckmann (geb. Helmbach) Dr. med. Mingxia Song Dr. med. Selma Ugurel (03/02 - ) Dr. med. Udo Hofmann (- 10/01) Dr. med. Daniela Lang ( - 12/00) Dr. med. Angelika Stein ( - 01/02) Dr. med. Yuansheng Sun ( - 05/01) Dr. med. Christine Zimpfer-Rechner (06/00 - 06/02) Dipl. Biol. Friederike Fellenburg Dipl. Chem. Ebil-Lun Gelen Dipl. Biol. Tanja Hartmann Dipl. Biol. Annette Reitz (04/02 -) Dipl. Biol. Daniela Thomas Dipl. Biol. Dirk Usener Dipl. Biol. Evelyn Rossmann ( - 02/02) Dipl. Biol. Heike Rothfels ( - 04/02) Dipl. Biol. Birgit Wasser (08/00 - 09/01) Stipendiaten: Weiqing Jing (Shandong, China) (04/01 - ) Studienassistenten im Prüfzentrum: Sr. Annette Novak Technische Mitarbeiter: Antje Sucker (MTA) Judith Bartels (MTA) Willi Eickelbaum (MTLA) Brigitte Gschwendt (CTA) ( - 08/02) Ricarda Heber (BTA) Anita Jochim (MTA) Magdalena Pföhler (CTA) (04/02 - ) Claudia Sterzik (MTA) Sandra Christmann (MTA) (02/00 - 01/02) Konstanze Kolmsee (MTA) (04/01 - 04/02) Christine Schleicher (BTA) (09/00 - 01/01) Yvonne Nowak (Laborassistentin) Sekretariat: Margaret Vazansky Die Klinische Kooperationseinheit für Dermato-Onkologie ist eine Abteilung des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) an der Hautklinik des Klinikum Mannheim. Dermato-Onkologie befaßt sich mit der Prävention, Diagnose und Therapie von Tumoren der Haut. Dazu zählen Plattenepithelkarzinome der Haut und Hautanhangsorgane, Lymphome der Haut sowie das maligne Melanom, das für ¾ der hautkrebsbedingten Todesfälle verantwortlich ist. Die optimale Betreuung von Tumorpatienten ist eine interdisziplinäre Aufgabe, die guten Kontakt und Kooperation zu anderen Abteilungen wie Chirurgie, Pathologie, Radiologie, Hämatologie/Onkologie benötigt. Für die klinische Betreuung dieser Patienten im Haus sind spezielle Nachsorgesprechstunden eingerichtet. Die Klinische Kooperationseinheit für Dermatoonkologie besteht seit April 1997 und umfaßt Labore im DKFZ und in Mannheim. Dazu zählen ein großzügiger Laborbereich und eine spezielle dermatoonkologische Ambulanz in Mannheim mit der Möglichkeit auch ambulante Chemotherapien und Lymphknoten-Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Darüber hinaus stehen durch den Kooperationsvertrag zwischen dem DKFZ, der Universität Heidelberg und dem Klinikum Mannheim 4 Betten zur stationären Versorgung von Hautkrebspatienten zur Verfügung. Das Ziel der Klinischen Kooperationseinheit ist die enge Verzahnung von Klinik mit aktuellen, experimentellen Fortschritten im Labor. Im Zentrum der Bemühungen stehen Patienten mit malignen Melanomen in allen Stadien, jedoch auch fortgeschrittene Plattenepithelkarzinome und Lymphome der Haut werden umfassend stationär und ambulant versorgt. Es besteht die Möglichkeit Patienten bei den regelmäßig stattfindenden Dermatoonkologischen Konferenzen (mittwochs nachmittags, Anmeldung erbeten) vorzustellen. Homepage: http://www.dkfz-heidelberg.de/melanom Hintergrund Das maligne Melanom ist ein bösartiger Tumor, der seinen Ausgang von den pigmentproduzierenden Melanozyten nimmt. Es ist der bedeutendste Tumor der dermatologischen Onkologie, nicht wegen seiner Häufigkeit, sondern aufgrund seines aggressiven biologischen Wachstumsverhaltens und seiner ausgeprägten Therapieresistenz bei eingetretener Metastasierung. Die Häufigkeit des malignen Melanoms unterliegt starken geographischen Schwankungen. Die weltweit höchste Inzidenz findet sich in Australien und in den Südstaaten der Vereinigten Staaten, mit bis zu 40 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner pro Jahr. In Mitteleuropa und der Bundesrepublik beträgt die Inzidenzrate zwischen 6 bis 10 Fälle je 100.000 Einwohner pro Jahr in Abhängigkeit des Geschlechtes. Die Metastasierung des malignen Melanoms erfolgt entweder lymphogen oder hämatogen. Mit eingetretener Disseminierung der malignen Erkrankung sinkt die Überlebenserwartung dramatisch. Das Maligne Melanom ist im fortgeschrittenen Krankheitsstadium durch seine ausgeprägte Therapieresistenz gekennzeichnet. Konventionelle DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 195 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie 196 Behandlungsstrategien einschließlich der Chirurgie, Radiatio oder der Chemotherapie hatten bislang keinen wesentlichen Einfluß auf die Heilungserfolge bei betroffenen Patienten. Fortschritte in der Tumorimmunologie im allgemeinen und beim Melanom im besonderen haben dazu geführt, daß jetzt eine Reihe von Melanom-assoziierten Tumorantigenen, die durch spezifische T-Lymphozyten erkannt werden, identifiziert wurden. Darüber hinaus sind die immunologischen Mechanismen der spezifischen Tumorzell-Erkennung und -Vernichtung gut untersucht. Aus diesen neuen Erkenntnissen entwickeln sich jetzt eine Reihe interessanter, experimenteller Therapieansätze für das Melanom, die z.T. bereits in der klinischen Erprobung sind. Die Klinische Kooperationseinheit für Dermato-Onkologie (DKFZ) am Klinikum Mannheim hat sich weiterhin zum Ziel gesetzt, die der hohen Chemoresistenz beim Melanom zugrunde liegenden Mechanismen zu untersuchen, um durch ein verbessertes Verständnis die Therapie verbessern zu können. Durch Identifikation derartiger Mechanismen und Moleküle verspricht man sich Angriffspunkte für eine gezielte pharmakologische oder auch zellbiologisch/ gentherapeutische Beeinflussung zu identifizieren, um letztendlich die klinische Therapieresistenz zu modulieren bzw. zu überwinden. Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie Chemoresistenz: H. (Helmbach) Röckmann, B. Gschwendt, S. Englisch In Zusammenarbeit mit: PD Dr. Hermann Lage, Prof. Manfred Dietel (Charité, Pathologie Berlin) und Prof. Dr. Pranav Sinha (Charité, Klinische Chemie, Berlin), Prof. Dr. Annemarie Poustka (DKFZ, Abt. H0600), Prof. Peter Krammer (DKFZ, Abt. G0300), Prof. Dr. Peter Lichter (DKFZ, Abt. H 0700). Im fortgeschrittenen Stadium hat das Melanom eine schlechte Prognose, hauptsächlich aufgrund der Ineffektivität von Chemotherapie. Aus bisher ungeklärten Gründen sind Melanomzellen weitgehend resistent gegen systemische Behandlung mit antineoplastischen Substanzen. Verschiedene Mechanismen, die für die beobachtete Chemoresistenz verantwortlich sein könnten, sind in Bezug auf der spezifischen Wirkungsweise bestimmter Zytostatika und auf die Vorgänge, die zum Zelltod führen, untersucht worden (Übersicht in Helmbach et al., 2001). Einige Studien haben gezeigt, daß die Mechanismen, die zur Chemoresistenz von hämatologischen Tumoren führen, bei soliden Tumoren wie dem Melanom nicht wirksam sind. Aus diesem Grund müssen die Mechanismen, die mit Chemoresistenz bei Melanomerkrankungen in Zusammenhang stehen könnten, durch breitgefächerte Studienansätze analysiert werden. Die Auslösung von Apoptosis wird als einer der wichtigsten Mechanismen angesehen, durch die zytostatische Substanzen Tumorzellen töten. Infolgedessen könnten Defekte oder Veränderungen in der Apoptosiskaskade bei Melanomzellen die Wirksamkeit von Chemotherapeutika einschränken und zur Chemoresistenz führen. Die spezifischen Wirkmechanismen und molekularen Pfade der zellulären Apoptosis werden schon länger intensiv erforscht während Untersuchungen zu dem Zusammenhang zwischen Störungen in den apoptotischen Abläufen und Chemoresistenz von Tumorzellen jetzt erst in Gang kommen. Es ist anzunehmen, daß es noch andere unbekannte Mechanismen auf der molekularen Ebene gibt, die zu Chemoresistenz führen, die jetzt mittels molekularbiologischen Untersuchungen gesucht werden [6, 9]. Da experimentelle Beobachtungen zu Chemoresistenz in der Regel nicht direkt an Patienten vorgenommen werden können, haben wir ein in-vitro Modellsystem entwickelt, um sehr spezifische und reproduzierbare Analysen chemoresistenter Mechanismen ausführen zu können (Kern et al., 1997, Anticancer Res (1997) 17: 4359-4370.): I.Cisplatin: DNS-Schädigung, induziert DNS-Kreuzvernetzung II. Etoposid: Inhibiert DNS-Topoisomerase II, induziert Brüche in dem DNS-Strang III. Fotemustin: DNS-alkylisierende Substanz, induziert Brüche in dem DNS-Strang IV. Vindesin: Mitosis-Inhibitor, inhibiert Polymerisierung der Mikrotubuli. Bei der Analyse der Varianten hat es sich herausgestellt, daß eine breite Kreuz-Resistenz vorlag, die nicht durch die bekannten Transporterproteine erklärlich war. Dies führt zu der Annahme, daß es bestimmte, bis jetzt unbekannte, allgemeine Resistenzmechanismen gibt, die für Chemoresistenz beim Malignen Melanom verantwortlich sind. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie A. Apoptosis-Defizienz Apoptosis (programmierter Zelltod) wurde als wichtigster Mechanismus erkannt, durch den Zytostatika anfällige (sensitive) Tumorzellen töten. Verschiedene Studien lassen vermuten, daß Resistenz gegen antineoplastische Substanzen durch Inhibition oder Dysregulation der Apoptosis verursacht wird. Untersuchungen an anderen Tumorsystemen haben ergeben, daß die Induktion von Apoptosis durch einige Zytostatika entweder durch TodesrezeptorLigand-Interaktionen, wie z. B. beim CD95-System, oder durch mitochondriale Prozesse vermittelt wird. Für das humane Melanom ist wenig über die Induktion von Apoptosis durch Chemotherapeutika oder über Störungen der apoptotischen Kaskaden, die Chemoresistenz bewirken, bekannt. Wir haben den apoptotischen Pfad analysiert, über den Cisplatin und Etoposid den Zelltod in chemo-sensitiven MeWo Zellen herbeiführen, und ihn mit den zum Zelltod führenden Pfaden bei chemoresistenten MeWo Zellen verglichen (Kern et al., 1997, Anticancer Res (1997) 17: 4359-4370.). Der durch Etoposid und Cisplatin induzierte apoptotische Zelltod wird durch mitochondriale Prozesse vermittelt. Eine analog durchgeführte Analyse an Etoposid-resistenten Zellen zeigte ein anderes Muster. Defizient ablaufende apoptotische Prozesse wurden durch eine reduzierte Freisetzung von Cytochrom c durch die Mitochondrien sowie eine verminderte stromabwärts laufende Signaltransduktion charakterisiert. Der Zelltod in Cisplatin-resistenten Zellen kommt auch über veränderte Pfade (im Vergleich zu den Pfaden bei sensitiven Zellen) zustande, wenngleich andere Mechanismen tangiert werden [9]. B. Wirkungspezifische Mechanismen: DNS-Reparatur und Topoisomerase Durch Zytostatika verursachte DNS-Schädigungen werden durch entsprechende kompensierende Veränderungen in den DNS-Reparaturmechanismen teilweise behoben. In den letzten Jahren haben Untersuchungen gezeigt, daß DNS - Mismatch Repair (MMR)-Defizienz sowie vermehrte DNS-Reparatur zur Chemoresistenz führen. Ein weiterer Mechanismus, der der zellschädigenden Wirkung von Zytostatika entgegenwirkt, ist die Regulierung der Zielmoleküle. Topoisomerase II ist ein nukleares Enzym, das für die Transkription und Rekombination der DNS sowie die Segregation der Chromatide während Mitose unentbehrlich ist. Topoisomerase II stellt eine primäre intrazelluläre Zielscheibe für viele antineoplastische Substanzen dar. Nur wenige Studien haben sich mit der Rolle von Topoisomerase II in Chemoresistenz beim malignen Melanom befasst. Wir konnten zeigen, daß in Zellen, die gegen Cisplatin, Etoposid und Vindesin resistent sind, die Menge einiger im Zellkern enthaltenen DNA-MMR-Proteine (hMLHI, hMSH2 und hMSH6) reduziert war. In Melanomzellen, die Resistenz gegen Fotemustin aufzeigten, war die Menge der nuklearen MMR-Proteine fast unverändert, während die Aktivität von O6-Methylguanine-DNA-methyltransferase (MGMT) beträchtlich erhöht war [1]. In einer Kooperationsarbeit mit der Gruppe von Prof. Wießler im DKFZ wurden Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie MGMT-Inhibitoren entwickelt, die in der Lage sind, Chemoresistenz in Fotemustin-resistenten MeWo-Zellen teilweise zu überwinden [8]. Topoisomerase IIa- and IIb-Expression war in allen Etoposid-resistenten Zellen auf der mRNS- sowie auf der Proteinebene reduziert. Bei Cisplatin-resistenten und Fotemustin-resistenten Zellen war die Expression von Topoisomerase IIa nur auf der mRNS-Ebene erniedrigt. Verminderte Expression in Etoposid-resistenten Zellen wurde von einer Abnahme in Topoisomerase-Aktivität begleitet und führte zu einer entsprechend höheren Grad der Resistenz [3]. C. Identifikation differentiell exprimierter Moleküle Es ist davon auszugehen, daß es noch weitere bisher unentdeckte Resistenz-vermittelnde Mechanismen gibt. Um hier zu einem tieferen Verständnis zu gelangen, haben wir mittels differential display reverse transcription-polymerase (DDRT-PCR) sowie complex cDNA hybridisation (CCH) MeWo-Zellvarianten charakterisiert. Dieser Ansatz wurde durch eine Analyse der globalen Proteinexpression (Proteomanalyse) unter Verwendung einer zweidimensionalen Gelelektrophorese ergänzt, um weiteren noch unbekannten Mechanismen der Chemoresistenz beim humanen Melanom auf die Spur zu kommen [5]. Mittels DDRT-PCR und Northern Blot Analysen konnten 11 cDNS Klone als differentiell exprimierte Gene identifiziert werden. Diese cDNS Klone DSM-1-DSM-11 (DrugResistance- associated Sequence in Melanoma) beinhalten 4 Gene (DSM-1, DSM-3, DSM-5, DSM-7), deren Funktion bekannt ist, 3 Gene (DSM-2, DSM-4, DSM-6), die schon sequenziert wurden, ohne daß die Funktion charakterisiert wurde, und 4 neue Gene (DSM-8 - DSM-11) ohne Übereinstimmung mit einem Gen in der Genbank (Grottke et al., 2000). Funktionelle Analysen haben gezeigt, daß DSM-2 (ICERE) eine Rolle in der Resistenz gegen Etoposid spielt [7]. Mittels complex cDNA-hybridisation konnten weitere 120 differentiell exprimierte Gene identifiziert werden [11]. Durch 2-D-Gel Analyse konnten wir mehr als 70 differentiell exprimierte Proteine (pH 2,8-pH 10) identifizieren und in sensitiven und resistenten MeWo Melanomzelllinien vergleichen [5, 10]. Ausblick · Da ein in vitro Modell schon zur Verfügung steht und erste Protein-biochemische und molekularbiologische Untersuchungen bereits laufen, sollte es möglich sein in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen im DKFZ, die über Expertise in diesem Gebiet verfügen, DNS- und Proteinchips mit Resistenz-assoziierten Genen/Proteinen zu entwickeln, um mit diesem Werkzeug mehr über diese Moleküle zu erfahren. · Zusammen mit den Mitgliedern unserer Einheit, die an experimentellen Therapien arbeiten, werden wir eine umfassende Sammlung von verschiedenen chemoresistenten Zelllinien sowie frischem Tumorgewebe von zahlreichen Patienten, für die ausführliche Daten und Dokumentation vorliegt, zusammentragen. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 197 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie · Die auf diese Weise gesammelten Daten werden verwendet, um einen „Resistenzprofil“ für individuelle Melanompatienten zu erstellen, mit dem die potentielle Reaktion auf neoplastische Substanzen vorhergesagt und ein entsprechend optimiertes Therapieschema ausgewählt werden kann. Sobald genauer bekannt ist, durch welche Moleküle Chemoresistenz bewerkstelligt wird, können diese gezielt manipuliert werden, um die erwünschte Wirkung von pharmazeutischen Substanzen zu erreichen. Die entsprechenden Veränderungen könnten möglicherweise durch molekularbiologische oder gentherapeutische Strategien (z. B. Ribozyme, Antisense) sowie chemotherapeutische Ansätze herbeigeführt werden. Immuntherapie und Vakzinentwicklung A. Paschen, W. Osen, W. Jing, D. Thomas, E. Gelen, A. Reitz, A. Sucker, C. Sterzik, R. Heber, J. Müller-Berghaus 198 In Zusammenarbeit mit: Prof. Pierre Coulie (Ludwig Institut, Brüssel, Belgien); Prof. Georgio Parmiani (National Cancer Institute, Mailand, Italien), Prof. Dr. Marcus Maeurer (Mikrobiologie, Mainz), Prof. Dr. G. Rammensee (Tübingen), Prof. Dr. Reinhard Dummer, PD Dr. Carmen Scheibenbogen (FU Berlin), Prof. Frederico Garrido (Granada, Spanien), PD Dr. Gerd Sutter & Dr. Ingo Drexler (Virologie, GSF München), Prof. Lutz Gissmann (DKFZ, Abt. F0200), Prof. Dr. Harald Klüter & Dr. X D. Nguyen (Transfusionsmedizin, Mannheim), Dr. Siegfried Weiss (GBF Braunschweig) Prof. T. Chakraborty & PD Dr. E. Domann (Mikrobiologie, Gießen), PD Dr. Harald Kropshofer und PD Dr. Anne Vogt (Roche Institut für Molecular Genetics, Basel, Schweiz). Die zunehmende Anzahl der experimentellen Belege dafür, daß tumorassoziierte Antigene (tumor-associated antigens = TAA) durch das Immunsystem spezifisch erkannt werden, ließen das Konzept der Tumorvakzinierung aussichtsreich erscheinen und führte zu der Entwicklung verschiedener Tumor-spezifischer Vakzinierungsstrategien (Sun et al., 1999). Die Anwendung solcher Behandlungsstrategien in klinischen Phase I/II Studien führte jedoch zu therapeutischem Erfolg in nur einer kleinen Anzahl von Krebspatienten (Möller et al. 2000). Dieses Ergebnis ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß die Patienten in diesen Studien schon in fortgeschrittenen Krankheitsstadien waren, aber möglicherweise auch darauf, daß die meisten Vazinierungsstrategien ausschließlich auf die Induktion einer tumorspezifischen CD8+-T-Zell (CTL) Immunreaktion ausgerichtet waren. Obwohl CTL die Fähigkeit besitzen, Tumorzellen unmittelbar zu töten, hängen die Induktion und Erhaltung ihrer Effektorfunktion sehr stark von der Teilnahme antigenspezifischer CD4+ T-Helferzellen an der Immunreaktion ab. Aus diesem Grund muß eine Immuntherapie für Krebserkrankungen auf die Mobilisierung von sowohl CD8+ wie auch CD4+ T-Zellen hinsteuern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen zuerst die von den Tumorzellen präsentierten immunogenen TAA-spezifischen TZellepitopen identifiziert werden. Die Arbeitsgruppe “Immuntherapie und Vakzinentwicklung” verfolgt daher zwei Hauptzielen: (I) die Identifizierung antigenspezifischer T-Zellepitopen als eine Voraussetzung Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie für (II) die Entwicklung wirksamer antigenspezifischer, auf T-Zellen gerichteter Immuntherapien. Bisher haben die von unserer Gruppe durchgeführten Untersuchungen sich hauptsächlich mit der Charakterisierung immunogener HLA-Klasse I restriktivierter Peptiden, die aus Melanom-assoziierten Antigenen (melanoma associated antigens = MAA) stammen, befaßt. Das experimentelle Verfahren für die Identifizierung dieser Peptide basierte auf einer immunologischen “Umkehrstrategie”, d. h. die in vitro Stimulierung von T-Lymphozyten durch CTLEpitopen, für die eine bestimmte Wirkung vorausgesagt wurde. Auf diese Weise konnten wir die immunogenen Peptidepitopen identifizieren, die für die qualitativ unterschiedliche Prozessierung der Antigenen in Tumorzellen verantwortlich sind [13, 16]. Neben diesem Umkehrverfahren werden wir jetzt direkte Strategien zur Identifizierung von Epitopen unter Anwendung globaler Tumorantigenen in vitro und in vivo einsetzen. Dendritische Zellen (DC) werden mit Antigen-kodierender RNS oder rekombiniertem Protein geladen und HLA-transgene Mäuse werden mittels rekombinanter DNS, Protein oder rekombinanter mikrobiellen Vektorvakzinen immunisiert. Wir setzen direkte und Umkehrstrategien nebeneinander ein, um der Tatsache Rechnung zu tragen, daß Tumorzellen und antigenpräsentierende Zellen (antigen-presenting cells = APC) Unterschiede hinsichtlich des Spektrums der immunogener Peptide, die von einem gegebenen Tumorantigen generiert werden, aufzeigen könnten. Kenntnisse über beide Gruppen von Peptiden ist für die Entwicklung von Krebsvakzinen potentiell von Bedeutung. Im Bewußtsein der entscheidenden Rolle, die CD4+ T-Helferzellen in der Induktion und Erhaltung CTL-vermittelter Immunität spielen, haben wir unseren Ansatz mit einer Analyse der immunogenen TAA-derivierten Peptide, die von HLA-Klasse II Molekülen präsentiert werden, erweitert. Analog zu dem Verfahren beim HLA-Klasse I-System werden beide experimentelle Strategien (Umkehr- und direkt, in vitro/in vivo) angewendet. Die Versuche zur Identifikation von Epitopen werden auch die neuen TAA-spezifischen Antigene einschließen, die von der Arbeitsgruppe “Identifikation und Charakterisierung neuer Tumorantigene” in Laborversuchen identifiziert wurden. Die Charakterisierung der oben beschriebenen TAA bildet das Fundament für die zweite wichtige Zielsetzung der Arbeitsgruppe, die Entwicklung wirksamer, T-Zell aktivierender Krebsvakzine. Um dieses Ziel zu erreichen, schlagen wir zwei Wege ein: (I) Optimierung der schon entwickelten Vakzine und (II) Entwicklung neuer alternativer Vakzine. Wir glauben, daß auf dendritischen Zellen basierende Impfstoffe ein immunologisches Werkzeug mit beträchtlichem Potential für die Prophylaxe und Therapie darstellen, und die beeindruckende therapeutische Wirkung, die mit der Behandlung von Melanompatienten mit Peptid-beladenen autologen dendritischen Zellen schon erzielt werden konnte, bestätigt dieses Urteil (Nestle et al., 1998, . Nature Medicine 4: 328-332). Dieses Vakzin wollen wir noch weiter verbessern, in dem dendritische Zellen mit den antigenspezifischen CD4+ und CD8+ T-Zellepitopen DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie geladen werden, die in den oben beschrieben experimentellen Arbeiten identifiziert wurden. Da aber die Herstellung autologer DC-Vakzine sehr kostspielig ist, suchen wir nach alternativen Vakzin-Vektorensystemen, die solche Antigene in vivo direkt in die dendritischen Zellen bringen können. Zu diesem Zweck benutzen wir das fakultative intrazelluläre Bakterium Listeria monocytogenes um die TAA zu transportieren. Von uns durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, daß dieses Bakterium in der Lage ist, humane dendritische Zellen effektiv zu infizieren und dadurch phänotypische DC-Maturation und die Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine auszulösen [15]. Neben diesem bakteriellen System werden wir den modifizierten Vaccinia Virus Ankara (MVA) als virales Vektorensystem einsetzen. Für beide Vektorensysteme sind rekombinante Variante verfügbar, die Melanomantigene (melanoma differentiation antigens = MDA) transportieren können. Da MDA als Zielstrukturen für zelluläre Immunreaktionen in Melanompatienten schon bekannt und ausführlich in Tiermodellen untersucht worden sind, haben wir sie für die Evaluierung unserer Vakzinierungsstrategien gewählt. Die Effizienz dieser neuen Vakzinvektoren wird dementsprechend in humanen Zellkultursystemen und in Tierexperimenten, basierend auf dem B16 MelanomMausmodell und HLA-transgenen Mäusen, getestet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen dann in die Entwicklung von neuen experimentellen klinischen Therapien durch unsere Einheit einfließen. Identifikation und Charakterisierung neuer Tumorantigene S. Eichmüller, J. Zeng, D. Usener,F. Fellenberg, T. Hartmann, A. Jochim, J. Bartels In Zusammenarbeit mit: PD Dr. Michael Pawlita (DKFZ, Abt. F0200), Prof. Reinhard Dummer (Dermatologie, Zürich, Schweiz), PD Dr. Edgar Dippel (Dermatologie, Mannheim), PD Dr. Stefan Dübel (Universität Heidelberg). Mittelpunkt der Arbeit dieser Gruppe ist die Identifizierung tumorassoziierter Antigene (TAA) und die Einschätzung ihrer möglichen Anwendbarkeit für Diagnostik und Therapie. Die verschiedenen Projekte beziehen sich auf drei Hauptthemen: (1) die Suche nach Tumorantigenen mittels Screening, (2) Evaluierung der neu entdeckten TAA, cTAGE-1 und GBP-TA, und (3) die Entwicklung diagnostischer Werkzeuge. Wir verwenden verschiedene Screening-Verfahren wie das SEREX-Verfahren, eine serologische Screeningmethode von Phagenbanken, um neue tumorassoziierte Antigene oder Homologe von schon vorher entdeckten TAA zu identifizieren. Die Screeningversuche haben sich initial hauptsächlich auf das Kutane T-Zell Lymphom (CTCL) bezogen, eine lymphoproliferative Erkrankung der Haut, für die nur eine begrenzte Anzahl tumorspezifischer Antigene bekannt sind [19], und konzentrieren sich jetzt auch auf des Melanom. Zusätzlich zu der Suche nach neuen Antigenen wurde die Expression bekannter tumorassoziierter Antigene, Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie insbesondere derjenigen, die der “cancer-germline-antigen” Gruppe angehören, in verschiedenen Geweben und Zelllinien (CTCL, Melanom) untersucht. Das wichtigste Ergebnis dieser Arbeit war, daß in diesen CTCL-Proben das Antigen LAGE-1 und die Antigengruppe GAGE reichlich exprimiert wurden und deswegen vielversprechende Ansatzpunkte für therapeutische und diagnostische Maßnahmen darbieten könnten [20]. In der letzten Zeit haben wir angefangen nach Testis-Antigenen, die in malignen Melanomen exprimiert werden, zu suchen [21]. In einer Reihe von Versuchen neue CTCL-Antigene zu detektieren, konnten wir einige tumorassoziierte Antigene identifizieren, die ein interessantes serologisches Reaktionsmuster zeigten. Darüber hinaus konnten wir demonstrieren, daß eines der tumorassoziierten Antigene, die schon bekannt waren (SCP-1) und zwei neu entdeckte TAA (cTAGE-1 und GBP-TA) ein differentielles Expressionsmuster aufzeigen, das sie als wichtige potentielle Ziele für Immuntherapie erscheinen läßt [18, 19, 22]. Solche tumorspezifische Antigene könnten für Zell-basierten Immuntherapien oder - wenn sie auf der Zelloberfläche exprimiert werden - für Behandlungen, die auf Antikörpern basieren, verwendet werden. Aus diesem Grund bilden die Bemühungen um eine vollständige Analyse der neu identifizierten Tumorantigene mittels Expressionsanalyse (RNS und Protein) und Immunhistologie sowie die Überprüfung der Antikörperreaktivität in Patientenseren wichtige Schwerpunkte der Forschung unserer Gruppe. Was cTAGE-1, das erste beim CTCL detektierte TAA, betrifft, konnten wir inzwischen zeigen, daß dieses Antigen Mitglied einer größeren Familie ist, zu der sogar ein zweites tumorspezifisches Mitglied gehört (cTAGE-5A) [22]. Sämtliche neue tumorassoziierte Antigene, die im Verlauf der beschriebenen Screeningverfahren sich zumindest in ihrer serologischen Reaktivität als tumorspezifisch darstellten, werden jetzt weiteren Untersuchungen auf der Proteinebene unterzogen. Das Ziel dieses Unternehmens ist es, neue diagnostische Werkzeuge durch das Generieren antigenspezifischer Antikörper und die Entwicklung eines ELISA-Systems bereitzustellen, um Patientenseren auf die Anwesenheit tumorspezifischer Antikörper überprüfen zu können. Experimentelle Therapie S. Ugurel, C. Zimpfer-Rechner, W. Fink, A. Novak, A. Zimpfer, W. Eickelbaum, M. Pföhler In Zusammenarbeit mit: Prof. Alexander Enk (Mainz), Prof. Gerold Schuler (Erlangen), Dr. Eckehard Kämpgen (Würzburg), Prof. Stefan Grabbe (Münster), PD Dr. Frank Nestle (Zürich, Schweiz), Prof. Dr. Ulrich Keilholz (Berlin), Prof. Dr. Claus Garbe (Tübingen, PD Dr. Axel Hauschild (Kiel), Prof. Graham Pawlec (Tübingen), Dr. Vera Rebmann & Prof. Dr. Grosse-Wilde (Essen). Eine Hauptzielsetzung der Arbeit der Gruppe ist eine möglichst direkte und effektive Übertragung neuer Ergebnisse aus dem Labor in erste klinische Anwendungen, sowohl im diagnostischen Bereich, z. B. durch den Einsatz neu entdeckter Serummarker, wie auch im therapeutischen Bereich, z. B. durch die Anwendung innovativer Vakzinie- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 199 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie rungsstrategien. Die Erreichung diese Ziels setzt eine enge Zusammenarbeit mit allen Projektgruppen der Einheit voraus und wird durch die räumliche Unterbringung eines Forschungslabors, eines GMP-Labors und der Ambulanz der dermatologischen Klinik im gleichen Haus besonders begünstigt. 200 Die Mitglieder der Arbeitsgruppe “Experimentelle Therapie” unter der Anleitung einer Fachärztin für Dermatologie sind in der ambulanten und stationären Patientenversorgung der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Klinikum Mannheim voll integriert. Um den Patienten eine breitgefächerte, fachkundige Beratung über die aktuellsten und vielversprechendsten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bieten zu können, nehmen die Mitglieder der Gruppe regelmäßig an wissenschaftlichen Konferenzen und medizinischer Fortbildung über die neuesten Entwicklungen in der dermatologischen Onkologie teil. Neben klinikinternen Fortbildungsveranstaltungen gibt es jede Woche eine “Onkologierunde”, um über die anliegenden onkologischen Fällen mit den anderen ärztlichen Kollegen in der dermatologischen Klinik zu beraten. Durch diese günstige Konstellation und ein Netzwerk von nationalen und internationalen Verbindungen zu anderen Forschungsgruppen und Kliniken können wir v. a. Melanompatienten die Teilnahme an einer großen Anzahl klinischer Studien anbieten, die die höchsten internationalen Qualitätsstandards erfüllen, und die experimentelle Therapie aussuchen, die dem Krankheitsstand und den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten am besten entsprechen. Die wachsende klinische und wissenschaftliche Reputation der Einheit zeugt von dem Erfolg dieses Konzepts. Da es immer noch keine anerkannte Standardtherapie für Melanom im fortgeschrittenen Stadium gibt, spielen klinische Studien eine entscheidende Rolle in der Überprüfung der Durchführbarkeit und therapeutische Wirksamkeit von neuen therapeutischen Ansätzen (Balch et al., 1998; [30]). Einem Großteil der Patienten mit kutanen Neoplasien werden innovative Therapien unter konstanter und sorgfältiger Überwachung angeboten, die zuvor in vitro oder in Tiermodellen erprobt worden sind. Das Ansprechen auf die therapeutischen Maßnahmen sowie alle negative Auswirkungen werden genau und ausführlich nach den strengen Kriterien für “good clinical practice” (GCP) dokumentiert. Die Ausführung der Studienprotokolle und Dokumentation der klinischen Daten werden periodisch durch eine externe Gruppe von Experten begutachtet. Die Klinische Kooperationseinheit für Dermato-Onkologie hat seit ihrem Entstehen an einer großen Anzahl verschiedenartiger klinischer Studien teilgenommen. Die schon abgeschlossenen und die noch laufenden Studien schließen große randomisierte multizentrische Studien auf nationaler sowie internationaler Ebene, die unter der Schirmherrschaft von anerkannten Gremien wie der Dermatologischen Onkologischen Arbeitsgruppe (ADO der Deutschen Krebsgesellschaft oder der “European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC) ein, aber auch kleine kooperative Projekte mit 2 bis 4 anderen Kliniken. Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie Das GMP-Labor der Einheit, in der z. B. Humanvakzine unter streng hygienisch kontrollierten Bedingungen hergestellt werden können, ermöglicht eine schnelle Umsetzung von experimentellen Strategien in die klinische Anwendung. Dieser Vorteil kam zur besonderen Geltung in der ersten Pilotstudie zur Vakzination mit autologen dendritischen Zellen in Patienten mit metastasiertem malignem Melanom (Nestle et al., 1998, Nature Medicine 4: 328332.; [36]) und führte zu der Initiierung einer multizentrischen Phase-III Studie zur Prüfung der Wirksamkeit dieser Vakzinationstherapie im Vergleich mit einer zytostatischen Therapie an einer großen Zahl von Patienten. Während der Vorbereitungsphase dieser Studie kamen medizinische und labortechnische Mitarbeiter der anderen Prüfzentren zu unserer Einheit in Mannheim, um die notwendigen Verfahren unter Einhaltung der strengen GCP und GMP Vorschriften zu erlernen. Eine weitere Vakzinierungsstrategie unter Verwendung Peptidepitopen aus den Melanom-assoziierten Antigenen Tyrosinase and GM-CSF wurde in einer Phase-II Studie an Patienten mit einer fortgeschrittenen metastasierten Melanomerkrankung untersucht [27, 31]. ELISPOT Analysen zeigten eine spezifische Induktion Tyrosinase-reaktiver T Zellen in nur 4 von 16 Patienten. Ausgehend von diesen vorläufigen Ergebnissen wurde ein zweites Studienprotokoll initiiert, um verschiedene zusätzlich verabreichte Adjuvantien hinsichtlich ihrer Fähigkeit Tyrosinase-spezifische T-Zell Reaktionen zu verstärken, zu vergleichen. Verschiedene experimentelle Arbeiten in der Grundlagenforschung, die von den Wissenschaftlern und technischen Assistenten in unserem Labor durchgeführt wurden, haben jetzt den Punkt erreicht, da sie in klinischen Phase I/II Studien als therapeutische Ansätze angewendet werden können. Große Fortschritte, die in der Identifizierung und Charakterisierung neuer Antigenen für das kutane T-Zell Lymphom erreicht wurden [18], werden jetzt in Hinsicht auf ihre Anwendbarkeit für Immuntherapie überprüft. Darüber hinaus konnten durch eine andere Gruppe neue tumorassoziierte Antigene für das Melanom identifiziert und charakterisiert werden [17], die möglicherweise für Vazinierungsstrategien geeignet sind. Spezifische T-Zellepitopen für beide maligne Erkrankungen werden letzten Analysen und Prüfungen im Labor unterzogen, bevor sie in der nächsten Zukunft zum Einsatz in klinischen Studien kommen. Da unsere Einheit über ein eigenes GMP-Labor verfügt, kann der Transfer vom Labor zur klinischen Anwendung unmittelbar und ohne unnötige Verzögerungen stattfinden. Die von unserer Einheit geleisteten Forschungsarbeiten zu schon bekannten prognostischen Markern und zu den durch eigene Arbeiten neu entdeckten serologischen Markern werden in einem nächsten Schritt in größeren Patientengruppen erprobt und analysiert. Diese Untersuchungen stehen im Zusammenhang mit einem kooperativen Forschungsprojekt (in Kooperation mit 6 externen Forschungsgruppen und finanziert durch Förderungsmittel der EU) mit dem Ziel, Untersuchungsmaterial von Melanompatienten für genomische und proteomische Analysen zu sammeln. Ein weiteres kooperatives Projekt (in Kooperati- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie on mit Prof. C. Garbe und PD A. Hauschild) befaßt sich mit der Evaluierung der Nachsorge des Malignen Melanoms. Die aus diesen drei Projekten gewonnenen Daten werden in einer hochleistungsfähigen, Computer-unterstützen Datenbank zusammengefaßt, so daß klinische und Laborergebnisse schnell und akkurat abgerufen und verglichen werden können. Damit werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß neue serologische und an Gewebe gebundenen Markerproteine in groß angelegten Studien mit größeren Teilnehmerzahlen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit, das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie oder die voraussichtliche Lebenserwartung eines Patienten zu prognostizieren. Publikationen (* = externe Koautoren) [1] *Lage H., *Christmann M., Kern M., *Dietl M., *Pick M., *Kaina B., Schadendorf D. (1999) Expression of DNA repair proteins hMSH2, hMSH6, hMLH1, MGMT and MPG in melanoma cells with acquired drug resistance. Int J Cancer 80: 744-750. [2] Nessling M., Kern M., Schadendorf D., Lichter P. (1999). Association of genomic imbalances with resistance to therapeutic drugs in human melanoma cell lines. Cytogenetics and Cell Genetics 87: 286-290. [3] *Lage H., Helmbach H., *Dietel M., Schadendorf D. (2000) Modulation of DNA topoisomerase II activity and expression in melanoma cells with acquired drug resistance. Br J Cancer 82: 488-491. 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Acquired Resistance of melanoma cells to the antineoplastic agent fotemustine is caused by reactivation of the DNA repair gene MGMT. Int J Cancer 92: 123-129. [9] Helmbach H., Kern M. A., Rossmann E., Renz K., Schadendorf D. (2002). Drug resistance towards etoposide and cisplatin in human melanoma cells is associated with drug-dependent apoptosis deficiency. J Invest Dermatol: in press. [10] *Sinha P., *Poland J., *Kohl S., Schnölzer M., Helmbach H., *Hütter G., *Lage H., Schadendorf D. (2002). Study of the development of chemoresistance in melanoma cell lines using functional proteomics. J Invest Dermatol: in revision. [11] Wittig R., Nessling M., Helmbach H., Geschwendt B., Lichter P., Schadendorf D., Poustka A. (2002). Identification of candidate genes for cross-resistance against DNA-damaging drugs. Cancer Research [12] Sun Y., Paschen A., Schadendorf D. (1999) Cell-based vaccination against melanoma - background, preliminary results and perspectives. 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[30] Schadendorf D. (2002). Hat die Vakzination von Tumorpatienten eine Zukunft in der klinischen Onkologie? Onkologie 25(suppl 1): 38-42. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 201 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Klinische Kooperationseinheit D0900 Dermato-Onkologie [31] Scheibenbogen C., *Schmittel A., *Keilholz U., *Allgäuer T., Hofmann U., *Max R., *Thiel E., Schadendorf D. (2000). Phase II trial of vaccination with tyrosinase peptides and granulocytemacrophage colony-stimulating factor in patients with metastatic melanoma. J Immunother 23(2): 275-281. [32] Ugurel S., *Rappl G., *Tilgen W., *Reinhold U. (2001). Increased serum concentration of angiogenic factors in malignant melanoma patients correlates with tumor progression and survival. J Clin Oncol 19: 577-583. [33] Ugurel S., *Rappl G., *Tilgen W., *Reinhold U. (2001). Increased soluble CD95 (sFas/CD95) serum level correlates with poor prognosis in melanoma patients. 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Rita Sanchez-Brandelik (Fortbildung zur Fachtierärztin, 09/01 -) Ausgewählte Mitarbeiter (von insgesamt 58) Petra Mauter, Biologielaborantin Andrea Erles-Kemna, Biologielaborantin Klaus Vogel, Biologielaborant Robert LeCorre, Biologielaborant Klaus Meister, Desinfektor/Hygieneleiter Angelika Frenznick, Versuchstierpflegemeisterin Heidi Oberst, Versuchstierpflegerin Walter Henrich, Versuchstierpfleger Michael Gehring, Versuchstierpfleger Beate Hilscher, Versuchstierpflegerin Silke Nord, Versuchstierpflegerin Ruth Wittmann, Versuchstierpflegerin Manuela Jaster, Versuchstierpflegerin Sigrid Thomas-Hack,Versuchstierpflegerin Ilona Daute, Versuchstierpflegerin Udo Hoesch, BTA Martin Friedel, Versuchstierpfleger Bernd Lehr, Biologielaborant Daniela Frey-Walter, Versuchstierpflegerin Stefan Fössel, Versuchstierpfleger Horst Baron, Versuchstierpfleger Gerhard Scherhaufer, Desinfektor Stefan Pieper, Desinfektor Sekretariat Allgemeinverwaltung/Tiereinkauf Nadine Stein ( 7/00 -) Sekretariat Tierschutz/Tierschutzbeauftragte Manuela Schulz Tierexperimente haben im DKFZ - trotz der zunehmenden Entwicklung von Ersatzmethoden - ihren festen Stellenwert. Hinweise auf die Verwendung von tierischen Zellen und Versuchstieren finden sich in über 30 % der Publikationen. Die Versuchsvorhaben sind häufig auf den Gebieten der Grundlagenforschung, Erforschung oder Erprobung von Methoden zur Diagnostik, Prophylaxe oder Therapie onkologischer Erkrankungen angesiedelt. Zu den Hauptaufgaben unserer zentralen Dienstleistung gehören die Beschaffung sowie die Haltung von Versuchstieren verschiedener Spezies unter definierten Bedingungen. Eine weitere Aufgabe besteht in der Unterstützung tierexperimenteller Versuchsvorhaben, wie auch die Sanierung von Mauslinien mit unerwünschtem Hygienestatus mittels Embryotransfers . Zur Zeit (Stand 26.02.02) werden 115 genehmigte und 73 angezeigte Versuchsvorhaben unterstützt. Das ZTL hat daneben eigene wissenschaftliche Projekte oder Projektbeteiligungen, die nachfolgend oder an anderer Stelle beschrieben sind. Unsere Einrichtung wird von zwei Tierärzten geleitet, die sich u.a. auf den Gebieten der Versuchstierkunde und Mikrobiologie qualifiziert haben. Eine dritte Tierarztstelle dient der Unterstützung des ZTL-Managements und ermöglicht die Weiterbildung zum Fachtierarzt für Versuchstierkunde und/oder Mikrobiologie. Im Bereich der technischen Mitarbeiter finden sich u.a. Berufsbilder wie Versuchstierpfleger, Biologielaboranten und BTA. Der Hauptanteil der angestellten Versuchstierpfleger hat bereits seine Lehrzeit im ZTL absolviert. Im Gegensatz zu vielen anderen Versuchstierhaltungen erfolgt der Bezug unserer Versuchstiere von wenigen nationalen und internationalen Anbietern. Der Anteil selbstgezüchteter Tiere besteht fast ausschließlich aus transgenen Mäusen. Der Tierbestand im ZTL beträgt im Jahresdurchschnitt ca. 27.000 Tiere. An der Gesamtpopulation beträgt der Anteil von Mäusen ca. 97 % (davon etwa 50 % transgene) und von Ratten 2 %. Ein wesentlich geringeres Aufkommen haben Amphibien, Mastomys, Meerschweinchen, Kaninchen und Hühner. Die Haltung der Versuchstiere erfolgt in 5 Barrieren, 3 Containereinheiten, in geringerem Maße in Isolatoren, zwangsbelüfteten Käfigregalsystemen (IVC‘s) und in konventioneller Haltung. Unsere Versuchstiere besitzen einen sogenannten SPFStatus („spezifiziert-pathogen-frei“), sind also frei von tierartspezifischen pathogenen Viren, Bakterien und Parasiten. Die mikrobiologische Routinekontrolle der eigenen Bestände (im Vorfeld aber auch bei Tierlieferanten) erfolgt duch das ZTL-eigene Mikrobiologische Labor. Zur weiteren Vermittlung versuchstierkundlicher wie tierexperimenteller Sach- und Fachkunde bietet das ZTL - unterstützt durch mehrere engagierte Kollegen des DKFZ und externen Referenten - einen 40stündigen „Einführungskurs zum tierexperimentellen Arbeiten“ an (1mal im Jahr, max. je 30 Teilnehmer: Diplomanden, Doktoranden und interessierte Mitarbeiter). Inhaltlich werden dabei die Vorgaben der Federation of European Laboratory Animal Science Associations (FELASA) Kategorie B abgedeckt. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 203 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Mikrobiologische Diagnostik bei Versuchstieren und Beeinflussung von Tierversuchen durch Infektionserreger (R02002) W . Nicklas In Zusammenarbeit mit: Prof. Angel Alonso, ATV, Axel Benner, Biostatistik, DKFZ; Dr. Hans-Jürgen Busse, Universität Wien, Österreich; Dr. Martin Ryll, Tierärztliche Hochschule Hannover 204 Entsprechend der Aufgabe der Arbeitsgruppe lag der Schwerpunkt der Tätigkeit bei der mikrobiologischen Qualitätskontrolle von Versuchstieren (fast ausschließlich Ratten und Mäuse) und biologischen Materialien. Ziel der Untersuchungen ist es, in mikrobiologischer Hinsicht standardisierte Versuchstiere für Tierversuche einsetzen zu können und Beeinflussungen von Versuchsergebnissen durch Mikroorganismen zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden in regelmäßigen Abständen sowohl aus unserer eigenen Tierhaltung als auch von externen Quellen stammende Tiere bakteriologisch, parasitologisch und serologisch (auf mehr als 15 Erreger) untersucht. Für die Mehrzahl der serologisch nachweisbaren Erreger stehen uns mindestens 2 unterschiedliche Testverfahren zur Verfügung, mit deren Hilfe das Risiko von falsch-positiven Reaktionen deutlich reduziert werden kann. Seit Jahren setzen wir auch molekularbiologische Tests für Routineuntersuchungen ein. Wir verwenden diese Tests zum Ausschluß bzw. zum Nachweis von nicht oder nur schwer kultivierbaren Mikroorganismen (Clostridium piliforme, Helicobacter sp., Pneumocystis carinii, Pasteurellaceen) und bei bestimmten Indikationen auch für Virusnachweise (z. B. Maus Hepatitis Virus MHV). Für die Barrierenbereiche werden Tiere aus Zuchten beschafft, die ebenfalls durch unser eigenes Labor regelmäßig kontrolliert werden. Tiere von kommerziellen Züchtern entsprechen in der Regel unseren Anforderungen. Die Eingangsuntersuchungen von transgenen Tieren, die aus experimentellen Tierhaltungen stammen, erbringen häufig Nachweise von nagerrelevanten Mikroorganismen und zeigen deutlich, dass von solchen Tieren ein sehr großes Risiko der Einschleppung von Erregern ausgeht. Der häufige Austausch von gentechnisch veränderten Tieren zwischen Wissenschaftlern führt zu einem zunehmenden Infektionsdruck, und deshalb muss auch bei unseren Versuchstieren mit dem Auftreten von Infektionen oder mit Parasitenbefall gerechnet werden. Während unsere Barrierenbereiche über Jahre frei waren von Virusinfektionen, wurde 2000 erstmals eine Infektion mit Rotaviren bei Mäusen diagnostiziert. Mehrmals konnten wir Befall mit Würmern nachweisen, wiederholt kam es sogar zur Einschleppung in Barriereneinheiten. Weitere Probleme wurden verursacht durch das Maus Hepatitis Virus (MHV) sowie durch Pneumocystis carinii bei immundefizienten Tieren. In der letzten Zeit wurden in unserem Labor nur noch wenige Transplantationstumoren auf Kontamination mit nagerpathogenen Viren untersucht. Stattdessen haben wir eine größere Zahl von etablierten ES-Zell-Linien von Mäusen auf Viruskontamination überprüft, um das Risiko der Erregereinschleppung in Tierhaltungen abschätzen zu können. Auch wenn in unserem Untersuchungsmaterial R0200 Zentrales Tierlabor kontaminierte Proben nicht vorkamen, so muss doch von einem deutlichen Risiko ausgegangen werden, dass bei Bezug solcher Zellen von externen Institutionen Nagerviren eingeschleppt werden [1]. Bakteriologische Kontrolluntersuchungen an Ratten und Mäusen zeigen, dass Pasteurellen sehr weit verbreitet sind. Um den Nachweis dieser z. T. schwer anzüchtbaren Keime zu vereinfachen und um mit vertretbarem Aufwand größere Tierzahlen untersuchen zu können, haben wir für bisher 3 Arten serologische Tests (ELISA) mit hoher Spezifität entwickelt. Diese Tests sollen es uns besonders bei zugekauften Tieren ermöglichen, durch die Untersuchung größerer Tierzahlen die Aussagesicherheit zu erhöhen und damit das Risiko der Einschleppung dieser Mikroorganismen zu verringern. Wegen widersprüchlicher Angaben in der Literatur wurden anhand eigenen Datenmaterials biochemische Eigenschaften der bei Nagern vorkommenden Wachstumsfaktor-unabhängigen Pasteurellaceen untersucht. Anhand der Überprüfung von über 2500 Feldisolaten wurde mittels statistischer Methoden eine Gruppenbildung vorgenommen. Wir haben mit diesem Datenmaterial eindeutige Kriterien erarbeitet, die uns eine zuverlässige Identifizierung der bei Maus und Ratte vorkommenden Pasteurellaceen ermöglichen. Zusätzlich erhielten wir deutliche Hinweise auf eine Spezies-Spezifität der meisten dieser Keime für Ratte bzw. Maus. Außerdem ergaben unsere Untersuchungen, daß neben den bekannten Arten weitere noch nicht ausreichend charakterisierte Pasteurellaceen bei Nagern existieren. Als ersten Erreger haben wir mittlerweile den in der Literatur bisher nur einmal erwähnten ‘Haemophilus influenzaemurium’ näher charakterisiert. Es handelt sich dabei um einen mäusespezifischen Keim, den wir unter anderem aus transgenen Mäusen verschiedener Herkünfte isoliert haben. Von unserem Labor wird seit 1991 ein Ringversuch für Labors, die sich mit der mikrobiologischen Überwachung von Versuchstieren beschäftigen, organisiert. Gegenwärtig nehmen mehr als 30 Labors aus 10 europäischen Ländern teil. Dieses Programm wurde ursprünglich von der Rockefeller University (New York) initiiert und wird heute von unserem Labor weitergeführt. Im Rahmen dieses Programms werden in regelmäßigen Abständen Bakterienkulturen an die teilnehmenden Labors verschickt. Die innerhalb einer festgesetzten Frist eingehenden Befunde werden ausgewertet und später in anonymisierter Form den Teilnehmern mitgeteilt. Dieser Ringversuch dient der Selbstkontrolle der teilnehmenden Labors und soll insgesamt zur Verbesserung der mikrobiologischen Überwachung und damit letztendlich der Qualität der Versuchstiere beitragen. Publikation (* = externe Koautoren) [1] Nicklas, W. *Weiss, J.: Survey of embryonic stem cells for murine infective agents. Comparative Medicine 50 (2000) 410411. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Die Darstellung von Lymphbahnen und Lymphknoten mit fluoreszenzmarkiertem humanem Serumalbumin und Gadolinium gebundenem humanem Serumalbumin (R02003) P. Kremer*, U. Zillmann * Neurochirurgische Universitätsklinik Heidelberg In Zusammenarbeit mit: Th. Egelhof, Neuroradiologische Abteilung Universitätsklinikum Essen; S. Heiland, Neuroradiologische Abteilung, Universitätsklinikum Heidelberg; H. Sinn, H. H. Schrenk, Th. Haase, U. Bauder-Wüst, W. Dähmel, DKFZ Das Konzept des primären Wächterlymphknotens (= sentinal lymph node, SLN) basiert auf der Hypothese, daß sich ein primär lymphogen metastasierender Tumor, wie z. B. Mammakarzinom oder malignes Melanom, zunächst über den ersten im Lymphabstromgebiet des Tumors drainierenden Lymphknoten ausbreitet. Seinem Aufsuchen und seiner Entfernung kommt daher bei primär lymphogen metastasierenden Tumoren besondere Bedeutung zu. Verschiedene Methoden der Darstellung des SLN und der drainierenden Lymphabflußwege finden sich in Anwendung: · radioaktiv markierter Kolloide, wie z. B. 99Tc-Albumin (Lymphabflußszintigraphie, intraoperative Gammasondenmessung) · Patentblau zur direkten intraoperativen Darstellung von Lymphbahn und SLN. Nachdem die im DKFZ entwickelten Albuminkonjugate Methotrexat-Albumin (MTX-HSA) und 5-AminofluoresceinAlbumin (AFLc-HSA) bereits in klinischen Phase-I/II-Studien untersucht werden, galt das Interesse der Entwicklung weiterer Albuminkonjugate auf dem Gebiet der Lymphdiagnostik. Untersucht werden sollte die Darstellung von drainierenden Lymphbahnen und Wächterlymphknoten durch fluoreszenz- und Gadolinium-markiertes HSA. Fluoreszenzdiagnostik Zur Fluoreszenzdiagnostik wurde Tetra-CarboxyphenylChlorin-HSA (TCPC-HSA) und Tetra-CarboxyphenylPorphyrin-HSA (TCPP-HSA) in einer 1:1 molaren Beladung verwendet. Die Fluoreszenzfarbstoffe wurden durch eine Xenonlampe (D-light, Storz, Tuttlingen) angeregt und die Fluoreszenzemission unter Zuhilfenahme von Langwellenfilter beobachtet. Nach intrakutaner Injektion von 0,1 ml TCPC-HSA konnten bei der Sprague-Dawley Ratten bereits 30 Minuten später sämtliche retoperitoneale Lymphbahnen dargestellt werden. Um dem Modell des primär drainierenden Lymphknotens aber näher zu kommen, wurde bei Chinchilla Kaninchen Freund’sches Adjuvant intrakutan injiziert, um dadurch eine reaktive Vergrößer-ung drainierender Lymphknoten zu erreichen. Wenige Tage danach erfolgte eine intrakutane Injektion von 0,2 ml TCPP-HSA am gleichen Applikationsort an der Hinterpfote. Bereits 30 Minuten später war ein reaktiv veränderte poplitealer Lympkknoten erkennbar. Unter Fluoreszenzaktivierung war eine weitere Lymphdissektion möglich, so daß auch reaktiv veränderte inguinale und iliacale Lymphknoten und Lymphbahnen dargestellt werden konnten. R0200 Zentrales Tierlabor Kernspindiagnostik: Das Modell des reaktiv durch Freund’sches Adjuvans veränderten Lymphknoten diente am Kaninchen auch zur kernspintomographischen Detektion des SLN und drainierender Lymphbahnen. Nach intrakutaner Injektion von 0,5 ml Gd-HSA wurden die Tiere im Kernspintomogramm untersucht (T1-Wichtung mit Fettunterdrückung). Bereits 30 Minuten nach intrakutaner Injektion waren sowohl die primär drainierende Lymphbahn wie auch der SNL in Höhe der Fossa poplitea kernspintomographisch erkennbar. Eine danach vorgenommene MR-Sequenz nach abdominal zeigte dann die weitere abführende Lymphbahn nach peritoneal sowie weitere reaktiv veränderte Lymphknoten. Das Konzept des primär drainierenden Lymphknotens und der abführenden Lymphbahnen gelang in dem dargelegten Versuchsvorhaben sowohl kernspintomographisch im Sinne einer präoperativen Diagnostik wie auch fluoreszenzoptisch als intraoperative Diagnostik zur Lymphdissektion. Im weiteren sollen beide Albuminkonjugate im Tiermodell bei primär lymphogen metastasierenden Tumoren untersucht werden. Publikation (* = externe Koautoren) [1] *Kremer, P., *Egelhof, T., *Heiland, S., Haase, T., Zillmann ,U., Sinn, H.: Direct lymphatic mapping using fluorescence and Gadolinium labeled albumin. Cancer Research and Clinical Oncology, Suppl, (2002) 137. Photodynamische Therapie des im Mundrachenbereich auftretenden Plattenepithelkarzinoms am Mausmodell (R02004) A. Kübler*, U. Zillmann, T. Reuther*, Ch. Staff * *Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie der Universität Heidelberg In Zusammenarbeit mit: H.-J. Sinn, T. Haase, M. Rheinwald, H. Löhrke, U. Bauder-Wüst, H. Eskerski, DKFZ; C. Flechtenmacher, Pathologisches Institut der Universität Heidelberg Zweck des Versuchsvorhabens war die Untersuchung neuer, makromolekular gekoppelter Photosensibilisatoren für die klinische Anwendung insbesondere auf dem Gebiet der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie. Dies wurde an einem experimentellen Tiermodell durchgeführt. Die häufigste maligne Neoplasie im Bereich des Oropharynx des Menschen stellt mit über 95% das Plattenepithelkarzinom dar. Seit 1983 wurde, neben den klassischen Konzepten operative Therapie, Strahlen- und Chemotherapie, auch die Photodynamische Therapie bei der Behandlung dieser Tumoren in die Klinik eingeführt. Alle bisherigen Studien zeigen, daß der Therapieerfolg dieses Verfahrens vorwiegend von der Tumorselektivität der verwendeten photosensiblen Substanzen abhängig ist. Dies gilt für den Einsatz der Photodynamischen Therapie als Primärtherapie, für die palliative Therapie fortgeschrittener Karzinome und für den intraoperativen Einsatz zur Verringerung der Rezidivrate. Ziel des dreijährigen Projektes war die Einführung neuer, makromolekular gekoppelter Photosensitizer (PS) für den klinischen Einsatz bei der Therapie des humanen Plattenepithelkarzinoms der Mundhöhle. Dies macht tierexperi- DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 205 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie mentelle Studien zur Wirksamkeit neuer Photosensitizer im Vergleich zu bereits bekannten Photosensibilisatoren (Photofrin II, m-THPC) notwendig. Als Tiermodell wurde die Maus (transgener Stamm : RAG II) gewählt. Die Tumorinokulation erfolgt durch subkutane Injektion von zuvor in vitro vermehrten humanen Plattenepithelkarzinomzellen ( Zell-Linie: XF 354) am Hinterlauf von insgesamt 180 Mäusen. Innerhalb 2-6 Wochen entwickelte sich ein Tumor ausreichender Größe (0,03-0,3 cm3) ohne Metastasierung. Als photosensible Agentien wurden PS der 1., 2. und 3. Generation gewählt: Photofrin II, m-THPC, m-THPC-PEG, TCPP-HSA und Bacteriochlorin-PEG [1]. Durch die Kopplung der PS an Makromoleküle sollte einerseits eine Verlangsamung des Metabolismus (PEG), andererseits eine verbesserte Tumorselektivität durch erhöhten Uptake (HSA) erzielt werden. Um einen möglicherweise kopplungsbedingten Wirkungsverlust des PS m-THPC-PEG zu untersuchen, wurde außerdem der neuartig gekoppelte PS m-THPCnPEG (Radiochemische Abteilung des DKFZ, Dr. H. Sinn) erstmals im Tierexperiment eingesetzt [2]. 206 Die PS wurden nach ausreichender Progression des Tumors intraperitoneal in 2 unterschiedlichen Konzentrationen verabreicht. Anschließend wurden die Tumoren nach verschiedenen Inkubationszeiten (24 h -5 d) mit Laserlicht einer für den jeweiligen Sensitizer charakteristischen Wellenlänge bestrahlt (Argon-Dye-Laser oder Argon-Titan:Saphir-Laser). Die Tiere wurden insgesamt über 6 Wochen auf den Effekt der photodynamischen Therapie (Tumornekrose, -stagnation, -remission, oder -progression) untersucht. Dazu wurden die Tiere mindestens jeden zweiten Tag inspiziert und das Tumorvolumen bestimmt. Zur Dokumentation der Tumornekrose wurde ein Tumorscore verwendet. Bei eindeutiger Tumorprogression oder nach einem Beobachtungszeitraum von 6 Wochen wurden die Tiere durch eine Überdosis CO2 eingeschläfert. Aus dem Tumor bzw. dem ehemaligen Tumorbett wurden Proben zur histologischen Aufarbeitung gewonnen. Als Therapieerfolg wurde eine makroskopische und mikroskopische Tumorfreiheit bzw. eine eindeutige Tumorvolumenreduktion im Verhältnis zum Ausgangsbefund angesehen. Nach Etablierung des neu eingeführten Mausmodells [3] mit mehr als 90%iger Tumorangehrate zeigten die PS Photofrin II und mTHPC einen maximalen Therapieeffekt (vollständige Remisson), der bei Photofrin II ausgeprägter als bei m-THPC war. Allerdings zeigte m-THPC geringere Nebenwirkungen und ein besseres therapeutisches Ergebnis (geringere Narbenbildung) als Photofrin II. Die hohen Erwartungen an die gekoppelten PS m-THPC-PEG, TCPP-HSA und Bacteriochlorin-PEG konnten nicht bestätigt werden, da sich hier nur nicht signifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe ergaben. Bei dem PS m-THPCnPEG aber zeigten sich Remissionen sogar schneller als bei Photofrin II und m-THPC, wobei ihre Dauer kürzer war. Die Gründe für die enttäuschenden Ergebnisse mit R0200 Zentrales Tierlabor m-THPC-PEG, TCPP-HSA und Bacteriochlorin-PEG liegen somit möglicherweise in der Kopplung selbst (Behinderung der Interaktion Licht-PS). Außerdem kommt eine schlechte Vaskularisation des verwendeten Tumormodells (geringer Uptake) bzw. eine ungünstige intrazelluläre Lokalisation der makromolekular gekoppelten PS in Frage. Diese Ergebnisse müssen zur Optimierung der Bestrahlungsprotokolle (v.a. mTHPCnPEG) in weiteren Tierversuchen überprüft werden. Das Projekt wurde in 2000 zunächst abgeschlossen. Publikationen: (* = externe Koautoren) [1] *Reuther, T., *Kübler, A. C., Zillmann, U., Benner, A., *Staff, C., Haase, T., *Flechtenmacher, C., Sinn, H.-J.: Comparison of the clinical efficiency of Photofrin-II-, mTHPC-, mTHPC-PEG- and mTHPCnPEG-mediated PDT in a human xenografted head and neck carcinoma. Lasers Surg. Med. 29 (2001) 314-322. [2] *Kübler, A. C., *Reuther, T., *Staff, C., Haase, T., *Flechtenmacher, C., Benner, A., *Scheer, M., Zillmann, U.: Klinische Wirksamkeit von m-THPC-PEG in einem neuen xenogenen TumorTiermodell für humane Plattenepithelkarzinome. MundKieferGesichtschir. 5 (2001) 105-113. [3] *Reuther, T., *Kübler, A. C., *Staff, C., *Flechtenmacher, C., Haase, T., Zillmann, U.: The RAG 2 Mouse Model for Xenografted Human Oral Squamous Cell Carcinoma. Contemp. Topics Lab. Anim. Sci. (2002), März (zur Publ. angenommen 12/01) Additive intraoperative Photodynamische Therapie kolorektaler Karzinome und Weichteilsarkome am Mausmodell (R02004) Ein Vergleich verschiedener Photosensitizer in der Photodynamischen Therapie (PDT) J. Gahlen*, U. Zillmann *Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg In Zusammenarbeit mit (siehe auch FNr. R02004A): H.-J. Sinn, T. Haase (FS E, E0300), DKFZ, Tumorzentrum Heidelberg/Mannheim; Ch. Flechtenmacher, Institut für Pathologie, Universität Heidelberg Die klinische Problematik in der Behandlung kolorektaler Karzinome und Weichteilsarkome sind die hohen Lokalrezidivraten der Karzinome in Abhängigkeit vom Tumortyp, staging und -grading. Radikale Tumorresektionen, kombiniert mit adjuvanten und additiven Therapieverfahren sind notwendig, um die Lokalrezidivraten zu senken und das rezidivfreie Überleben der Patienten zu verlängern. Herkömmliche adjuvante Therapieverfahren wie die Chemotherapie und die intraoperative Strahlentherapie (IORT) sind jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet und Langzeitergebnisse klinischer Studien liegen noch nicht vor. In dieser tierexperimentellen Studie wurde die additive intraoperative Photodynamische Therapie (AIOPDT) als ein mögliches und erfolgversprechendes Therapiekonzept zur Behandlung kolorektaler Karzinome und Weichteilsarkome am Mausmodell überprüft [1,2]. Das Ziel dieser Studie war die rezidivfreie Überlebenszeit tumortragender Nacktmäuse nach subtotaler Tumorresektion und Durchführung einer AIOPDT mit verschiedenen Photosensitizern (PS) zu verlängern und die unterschiedlichen PS auf ihre Effektivität in der AIOPDT zu überprüfen [3]. Die Photodynamische Therapie basiert auf einer selektiven PS-Anreicherung in den Tumorzellen und führt, in DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie Kombination mit Laserlichtanregung einer PS-spezifischen Wellenlänge, unter Bildung von Sauerstoff-Singulet zur Destruktion der Tumorzellen. In dieser experimentellen Studie wurde das Tumorwachstum durch subkutane Inokulation von 4x106 CC531 Zellen (Kolonkarzinom), bzw. durch subkutane Inokulation von 6x106 S117 Zellen (Weichteilsarkom) in den Bereich des linken Hinterlaufes immundefizienter, weilblicher SWISS CD 1 Nacktmäuse induziert. Nach Erreichen einer Tumorgröße von ca. 10 mm wurden die Tiere durch intraperitoneale Injektion der verschiedenen PS photosensibilisiert. Der PS mTHPC (meso-tetrahydroxyphenylchlorin), sowie das makrogekoppelte NPC-mTHPC-PEG (Nitrophenylcarbonat-meso-tetrahydroxyphenylchlorin-Polyethylenglykol) wurden in einer Konzentration von 0,3 mg/kg KG appliziert. Weiter wurde 5-ALA (5-Aminolävulinsäure:200 mg/kg KG) und Photofrin II (0,3 mg/kg KG) auf ihre Wirksamkeit in der AIOPDT überprüft. Nach einer PS-spezifischen Expositionszeit wurde eine subtotale Tumorresektion zur Simulation einer R1/R2 Situation (mikroskopischer/makroskopischer Tumorrest in vivo) an den narkotisierten Tieren durchgeführt. Zur histologischen Tumorsicherung wurden Tumorproben entnommen. Zur Erfassung der gewebespezifischen PS-Anreicherung wurden punktspektrometrische Messungen im Tumorbett, der Tumormitte, sowie in der Tierhaut durchgeführt und mit dem Muskelgewebe als Referenzgewebe verglichen [3]. Die gewebsspezifische Fluoreszenzintensität wurde am jeweiligen maximalen Emissionspeak der PS gemessen (mTHPC und NPC-mTHPC-PEG: 652 nm, 5-ALA: 635 nm, Photofrin II: 630 nm). Anschließend wurde im Tumorbett die AIOPDT mit einer Laserenergie von 100 mW/cm2 unter Verwendung eines Argon-Dye-Lasers durchgeführt. Die Bestrahlungszeiten und -intensitäten wurden den verwendeten PS entsprechend angepasst (mTHPC und NPCmTHPC-PEG: 50 sec., 5 Joule; 5-ALA und Photofrin II: 250 sec., 25 Joule). Der Erfolg der AIOPDT wurde anhand der rezidivfreien Überlebenszeiten der Tiere nach AIOPDT über einen Zeitraum von 6 Monaten erfasst und mit den entsprechenden Kontrollgruppen (konventionelle Resektion ohne AIOPDT) für das kolorektale Karzinom, bzw. das Weichteilsarkom verglichen. Die punktspektrometrischen Messungen zeigten ein homogenes intratumorales Anreicherungsverhalten für alle PS. Die höchste Anreicherung im Tumorbett wurde nach Photosensibilisierung mit NPC-mTHPC-PEG beobachtet. Das mediane rezidivfreie Überleben der Tiere mit kolorektalen Karzinomen war signifikant (Logrank-test) verlängert nach Durchführung der AIOPDT mit mTHPC (18 Tage), NPC-mTHPC-PEG (18 Tage) und 5-ALA (16 Tage) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach AIOPDT mit Photofrin II konnte jedoch keine signifikante Verlängerung des rezidivfreien Überlebens beobachtet werden (9 Tage). Erste Ergebnisse nach AIOPDT mit mTHPC bei Weichteilsarkomen zeigten ebenfalls ein signifikant (Logrank-Test) verlängertes rezidivfreies Überleben (103 Tage) im Vergleich zur Kontrollgruppe (20 Tage). Höhere Tierzahlen sind jedoch essentiell, um unsere ersten Ergebnisse zur R0200 Zentrales Tierlabor AIOPDT in der Behandlung von Weichteilsarkomen unter Verwendung verschiedener PS zu bestätigen. Die Hauptziele dieser Studie, lokale Tumorkontrolle und Verlängerung der rezidivfreien Überlebenszeiten der Tiere nach AIOPDT wurden erreicht. Zusammenfassend ist die AIOPDT eine erfolgversprechende additive Therapiemethode zur Behandlung kolorektaler Karzinome und Weichteilsarkome mit dem Vorteil einer hohen Tumorselektivität, geringen Nebenwirkungen und der Möglichkeit zur repetitiven Durchführung der Methode. Die tierexperimentellen Ergebnisse stellen die Basis für folgende klinische Studien zur AIOPDT nach Tumorresektion dar. Publikationen: (* = externe Koautoren) [1] *Gahlen, J., *Winkler, S., *Proßt, R., *Rheinwald, M., Haase, Th., *Herfarth, Ch.: Adjuvante intraoperative Photodynamische Therapie (PDT) nach Photosensibilisierung mit mTHPC im CC531 Kolonkarzinom Modell der Nacktmaus. Chirurgisches Forum 29 (2001) 139-142. [2] *Winkler, S., *Proßt, R., *Stern, J., *Rheinwald, M., Haase, Th., *Herfarth, Ch., *Gahlen, J.: Adjuvant intraoperative photodynamic therapy (AIOPDT) after photosensitization with mTHPC in a CC531 colon carcinoma model in mice. Clinical Lasers and Diagnostics, Proceeding of SPIE Vol. 4156 (2001) 287-292. [3] *Winkler, S., *Proßt, R., *Pressmar, J., *Laubach, H.-H., *Rheinwald, M., Haase, Th., Sinn, H., *Gahlen, J.: Spektrometrische Untersuchungen zum Anreicherungsverhalten von ALA, mTHPC und Photofrin im Kolonkarzinom Tumormodell (CC531). Lasermedizin 15 (2000) 19-23. Aktivität von antineoplastisch wirksamen Verbindungen gegen Trypanosoma brucei Subspecies (R02005-D0301) U. Zillmann, M.R. Berger, S.M. Konstantinov* *Medizinische Universität Sofia, Bulgarien In Zusammenarbeit mit: Sinn, H. J., DKFZ; Brun, R., Protozoologische Abteilung/WHO-Drug-Screen-Center, Tropeninstitut Basel, Schweiz; Kaminsky, R., Novartis Animal Health, 1566 St. Aubin, Schweiz Die gezielte Entwicklung von Verbindungen, die gegen drei Subspecies der Erreger der afrikanischen Schlafkrankheit wirksam sind, stagniert seit geraumer Zeit. In neuerer Zeit wurden deshalb vermehrt solche Pharmaka auf eine mögliche trypanozide Wirkung untersucht, von denen bereits eine antineoplastische Wirkung bekannt war. Wir konnten in diesem Zusammenhang an einem akuten Mausmodell (NMRI, T.b. brucei, STIB 920) eine geringe aber signifikante Wirkung von Alkylphosphocholinen af die Überlebenszeit infizierter Mäuse nachweisen [*Konstantinov, S. et al., Acta tropica 64 (1997) 145-154]. Die hierbei beobachtete Wirkung war mäßig und entsprach nicht derjenigen, die bei den taxonomisch verwandten Leishmanien zur Heilung führte [A. Kuhlencord et al., Antimicrob. Agents Chemother. 36 (1992) 1630; D.T. Herwaldt, The New England Journal of Medicine. 341 (1999) 1840]. Da Trypanosomen gegenüber bestimmten Metallkomplexen, wie denen des Arsens, eine hohe Empfindlichkeit zeigen, haben wir als zweite Gruppe von Pharmaka antineoplastisch wirksame Metallkomplexe untersucht. Die klinisch gebräuchlichsten Verbindungen sind Derivate von DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001 207 Forschungsschwerpunkt D Diagnostik und Experimentelle Therapie R0200 Zentrales Tierlabor Platin, die seit mehr als 10 Jahren in der antineoplastischen Chemotherapie breit eingesetzt werden. Als Leitsubstanz dieser Gruppe haben wir cis-Platin eingesetzt und seine trypanozide Wirkung in vivo nach alleiniger Gabe oder nach Kombination mit Hexadecylphosphocholin in dem gleichen, oben beschriebenen akuten Mausmodell untersucht [Berger, M. R., Zillmann, U.: Jahrestagung der DTG, Heidelberg (1997) Tagungband, P28]. Eine Monotherapie mit cis-Platin (cP) war hochwirksam, da bis 50% der Tiere länger als 90 Tage überlebten und daher als „geheilt“ anzusehen wurden konnten. Die Kombinationstherapie mit HPC und cP war demgegenüber nicht erfolgreicher als die Monotherapie mit cP. In weiteren Untersuchungen wurde die Wirkung von zytotoxischen Verbindungen untersucht, die an humanes Serumalbumin (HSA) oder Zucker kovalent/adhärent gebunden waren (Synthese: H. J. Sinn). Von 9 Komplexen war nur das HSA-1,4 - Diaminoanthrachinon (0.3 mg/ml; 1 ml i.p. auf 30 g Maus, Appl. ein Tag vor Infektion) prophylaktisch wirksam. 208 Danach wurden weitere zytotoxisch wirksame Verbindungen untersucht, wie das HSA- und Glucosamin-gebundene Rivanol (Acridine Orange). In vitro entfaltete nur das ungebundene, untoxische Rivanol eine minimale inhibitorische Aktivität. In vivo (T.b. brucei) wirkten die gebundenen Einzelkomponenten lebensverlängernd und die physikalische Mischung (1:1) bei 13/13 NMRI-Mäusen heilend (Überlebenszeit < 90 Tage). Zukünftig ist geplant, Inhibitoren von Nucleosidtransportern, wie z. B. Flavinoide, allein oder an HSA gekoppelt in vitro und in vivo auf ihre trypanozide oder -statische Wirkung hin zu untersuchen [Mäser et al., J. Mol. Med., 79 (2001) 121-127]. DKFZ 2002: Wissenschaftlicher Ergebnisbericht 2000/2001