Frieder Harz - Erzählvorschlag

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Frieder Harz
Religiöse Erziehung
und Bildung
Erzählvorschlag
Ruth: Im Vertrauen auf Gott eine neue Heimat suchen und finden
Ziel:
- In der Erzählung miterleben, wie der Aufbruch in das fremde Land zu einem
guten Ziel führt
- Im Vertrauen auf einen gelingenden Neuanfang bestärkt werden
Ruth lebt mit ihrem Mann und dessen Mutter Noomi im Land Moab, weit weg
von uns, aber in der Nähe von Israel, dem Land von Abraham und Sara, Mose,
später auch von David und noch später von Jesus. In Moab ist Ruth zuhause.
Ihr Mann und Noomi sind Ausländer, denn sie stammen aus dem Land Israel.
Ruth hört gerne zu, wenn Noomi davon erzählt, wie ihre Familie vor vielen
Jahren Israel verließ, weil dort eine Hungersnot herrschte, und wie sie als
Fremde in Moab eine neue Hei-mat fanden. Ruth war noch nie in einem
anderen Land, und sie kann sich gar nicht so recht vorstellen, wie das ist,
wenn man wohin kommt, wo Vieles anders ist als es zuhause war. Da gelten
andere Gesetze, da spricht man eine andere Sprache, da gibt es anderes
Essen und da gibt es auch eine andere Religion. Ruth mag Noomi gern und
auch Noomi mag die Ruth. Das gilt auch für all das, was Noomi und ihr Mann
aus deren Heimat Israel mitgebracht ha-ben, vor allem den Glauben an den
einen Gott. Wenn Noomi und ihre Söhne zu dem einen Gott beten und
Geschichten von ihm erzählen, dann sagt Ruth immer wieder: Zu diesem Gott
möchte ich auch gerne gehören.
Aber dann geschieht Schlimmes: Noomis Mann und auch beide Söhne
sterben, und Noomi beschließt wieder in ihre Heimat Bethlehem
zurückzukehren. „Ich muss jetzt dahin zurück, wo ich herstamme“, sagt sie mit
schwerem Herzen zu Ruth und der Frau ihres anderen Soh-nes. „Ich will in
meiner alten Heimat den Rest meines Lebens verbringen“. Und dann sagt sie
noch zu den beiden Frauen: „Geht auch ihr zurück zu euren Familien, in euer
Elternhaus, wo ihr zuhause seid. Fangt dort ein neues Leben an!“
Doch Ruth schüttelt den Kopf. Sie wehrt sich gegen diesen Vorschlag. „Ich will
bei dir blei-ben, ich will dich nicht verlassen!“ sagt sie zu Noomi. „Ich kann dich
doch jetzt nicht im Stich lassen. Wir beide gehören doch so sehr zusammen!“
Aber Noomi antwortet: „Ich weiß, wie schwer es ist, aus der eigenen Heimat
fort zu ziehen, in ein fremdes Land. Das möchte ich dir nicht zumuten. Denn
meine Heimat Bethlehem wird für dich ein fremder Ort sein, mit fremden
Menschen, fremden Gesetzen und fremden Gewohnheiten der Leute, die dort
le-ben. Du bist noch so jung, du wirst am besten in deiner Heimat einen neuen
Ehemann finden!“ Wieder schüttelt Ruth den Kopf: „Ich lasse dich nicht allein
gehen. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen! Du hast mir so viel davon
erzählt, wie du zu dem einen Gott gebetet hast, und wie Gott euch auf dem
Weg in euer fremdes Land, unsere Heimat, begleitet hat. Das wird jetzt
umgekehrt sein. Jetzt gehe ich mit dir in mein fremdes Land, das deine Heimat
ist, und Gott wird uns beide beschützen, wie er damals euch beschützt hat!“
Dann machen sich die beiden auf den Weg und kommen nach vielen Tagen in
Bethlehem an. Es ist dort Vieles so anders, als Ruth es sich vorgestellt hatte.
Und auch für Noomi ist Vie-les anders geworden. Sie kennt kaum mehr
jemand, auch für sie ist Vieles fremd. „Gott wird uns helfen!“ sagen die beiden
immer wieder.
Zwar finden die beiden ein Häuschen, in dem sie wohnen können, aber wovon
sollen sie leben? Immer wieder klopft Noomi mit Ruth bei ihren Verwandten an:
„Habt ihr nicht eine gute Idee, wie es mit uns beiden, vor allem mit meiner
Schwiegertochter Ruth weitergehen könn-te?“ Aber die wissen auch nichts. Sie
schauen nur die fremde Frau Ruth aus dem Land Moab komisch an, als
wollten sie sagen: „Was willst du eigentlich bei uns? Du gehörst doch nicht
hierher! Unsere Völker sind doch nicht befreundet! Geh doch besser wieder
zurück in deine Heimat!“ Es sind keine schönen Tage für Ruth. Was ihr Kraft
gibt, ist Noomi, die fest zu ihr hält. Und gemeinsam erinnern sich die beiden an
die Geschichten von Menschen, die auch ihre Heimat verlassen hatten, um im
fremden Land eine neue Heimat zu finden.
„Morgen beginnt die Getreideernte“, sagt Noomi eines Tages zu Ruth. Bei uns
ist es üblich, dass nach der Ernte die Armen auf die Felder gehen und die
Getreidehalme aufsammeln, die übrig geblieben sind. Das gibt wieder einiges
Mehl zum Brotbacken!“ – „Diese Regel ist ganz praktisch für uns“, meint Ruth,
„aber lohnt sich denn die Mühe?“ Noomi spricht weiter: „Geh zuerst auf das
Feld des Boas. Der ist auch mit mir verwandt. Er ist freundlich, und ich glau-be
auch, dass du ihm gefällst“. Und dabei lächelt sie schelmisch. „Auf jeden Fall
ist er groß-zügig und lässt bestimmt etwas Getreide für die Armen übrig“.
Und so ist es auch. Noomi und Ruth lesen auf Boas’ Feld die letzten Ähren
auf. Im Laufe des Tages kommt auch Boas selbst auf den Acker, um nach
seinen Arbeitern zu sehen. Er be-grüßt Noomi, lernt dann auch Ruth kennen
und unterhält sich freundlich mit ihr. Am nächs-ten Tag lesen sie auf einem
anderen Feld des Boas Ähren auf. Und da fällt Ruth auf, dass erstaunlich viele
Ähren übrig geblieben sind. Ruth macht sich dazu ihre Gedanken.
Dann ist die Ernte zu Ende, und der Tag ist da, an dem gemeinsam das
Erntefest gefeiert wird. Ruth wundert sich überhaupt nicht, dass Boas auch sie
und Noomi zum Fest auf seinen Ernteplatz eingeladen hat. Ruth und Boas
reden viel miteinander, singen und tanzen zusam-men mit den anderen und
verstehen sich sehr gut.
Ruth denkt so vor sich hin: „Es ist zwar alles so anders als bei uns zuhause im
Land Moab. Aber es ist so schön, wenn man Menschen um sich hat, die einen
mögen. Da ist alles gar nicht mehr so fremd. Und sie denkt dabei an Noomi
und immer mehr auch an Boas. Sie sagt im Stillen vor sich hin: „Ich glaube,
dass Boas mich mag, und ich mag ihn auch. Aber ich bin doch eine
Ausländerin, ich komme doch aus einem fremden Land! Ob er nicht doch
lieber eine Frau aus seinem eigenen Volk heiraten wird?“
Es ist schon spät am Abend, als Noomi zu Ruth sagt: „Geh doch zu Boas! Ich
glaube er war-tet auf dich!“
Gesprächsimpulse
- Ruth hat von Noomi viel darüber erfahren, wie es ist, in ein Land und zu
Menschen zu kommen, die man nicht kennt.
Wie ist das wohl bei uns?
- Ruth ist mit Noomi in deren Heimat gegangen. Sie hat sich sicherlich genau
überlegt, was da auf sie zukommt. Was ist ihr da
wohl durch den Kopf gegangen?
- Was Noomi und Ruth da gemeinsam erlebt haben, hat das auch etwas mit
Gott zu tun? Was meinst du dazu?
- Ein Glück, dass es den Boas gegeben hat. Durch ihn ist für Ruth Vieles
leichter ge-worden. Hast du das in der Geschichte
gemerkt?
- Ob sich Boas wohl auch überlegt hat, ob er sich mit jemand aus der Fremde
anfreun-den soll? Was ist ihm wohl durch den Kopf
gegangen?
- Wie ist die Geschichte wohl weitergegangen?
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© 2017 Frieder Harz
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