Bindung und Alexithymie bei Patienten mit Alkoholkrankheit

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Aus der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie
der Universität zu Köln
Leiter: Privatdozent Dr. med. C. Albus
Abteilung für Medizinische Psychologie
Komm. Leitung: Dr. rer. medic. R. Weber
Bindung und Alexithymie bei Patienten mit
Alkoholkrankheit
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Daniela Chiofalo
aus Velbert
Promoviert am 14. Mai 2014
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät zu Köln, 2014
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten wurden in Kooperation mit einem
psychiatrischen
Landeskrankenhaus
in
Deutschland
unter
der
Leitung
von
Universitätsprofessor Dr. rer. biol. hum. V. Tschuschke an der Klinik und Poliklinik für
Psychosomatik und Psychotherapie der Universität zu Köln erhoben. In diesem Projekt war
ich als Doktorandin tätig.
An der Datenerhebung waren als Doktoranden neben mir beteiligt:
J. Siekmann, S. Nolte, M. Szynaka, K. A. Heinemann, R. Deckers, S. Kühne, S. Gawlik.
Die Oberärzte derer psychiatrischen Landesklinik, an der die Studie stattfand, waren an der
Datenerhebung beteiligt und haben die Durchführung der verschiedenen Tests überwacht und
geleitet.
Danksagung
Ich danke Herrn Professor Dr. Tschuschke, der die Studie wohlwollend begleitete und
meine Arbeit in allen Phasen der Erstellung kompetent, inspirierend, ausdauernd und
geduldig betreute.
Danken möchte ich allen Mitdoktoranden, insbesondere meiner Freundin Jutta
Siekmann, geb. Köster sowie den Oberärzten der psychiatrischen Landesklinik, an der die
Studie stattfand. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Studie initiiert,
koordiniert und abgeschlossen werden konnte.
Des Weiteren danke ich Dr. Holger-Harald Migdal für die Überarbeitung der
Dissertationsschrift sowie für die stetige Ermutigung.
Weiterhin danke ich meiner Familie sowie meinen Freunden für Ihre stetige Anteilnahme.
Zuletzt möchte ich mich noch bei den Patientinnen und Patienten bedanken, die an der
Studie teilnahmen und dazu bereit waren, über sich und ihr Erleben Auskunft zu geben.
gewidmet Oma Olga Faoro postum
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung
1
1.1 Sucht
1
1.1.1
Definition
1
1.1.2
Suchtmittel
3
1.1.3
Alkoholismus
4
1.1.3.1 Definition
4
1.1.3.2 Typologie des Trinkverhaltens
6
1.1.3.3 Ätiologie
8
1.1.3.3.1
Soziokulturelle Einflüsse
8
1.1.3.3.2
Psychoanalytische Aspekte
10
1.1.3.3.3
Psychodynamische Aspekte
11
1.1.3.3.4
Verhaltenspsychologische Theorien
12
1.1.3.3.5
Psychopathogenese
13
1.2 Konzept der Bindungstheorie
16
1.2.1
Bindungsstile
17
1.2.2
Psychopathologie und die klinische Relevanz der Erfassung von
19
Bindungsmustern
1.2.3
Epidemiologie
21
1.2.4
Methoden der klinischen Bindungsforschung
21
1.2.4.1 Adult Attachment Interview von Main und Goldwyn (1985-1996)
23
1.2.4.2 Attachment Style Measure von Hazan und Shaver (1987)
25
1.2.4.3 Adult Attachment Scale von Collins und Read (1990)
26
1.2.4.4 Relationship Questionnaire von Bartholomew und Horowitz (1991) 28
1.3 Alexithymie
30
1.3.1
Definition und Phänomenologie
30
1.3.2
Ätiologie der Alexithymie
31
1.3.2.1 Neurobiologische Konzepte
31
1.3.2.2 Psychodynamisch-psychoanalytische Konzepte
32
1.3.3
Prävalenz der Alexithymie in der Normalpopulation
33
1.3.4
Anwendungsgebiete der Alexithymieforschung
34
1.3.5
Ausgewählte Krankheitsbildung und ihre Beziehung zur Alexithymie
34
1.3.6
Messverfahren der Alexithymie
36
1.4 Die Bedeutung von Bindungstil und Alexithymie für die Entstehung von
38
Alkoholismus
1.4.1
Alkoholismus und Bindung
38
1.4.2
Alkoholismus und Alexithymie
39
1.4.3
Bindung und Alexithymie
40
2. Ziele der Arbeit
41
2.1 Allgemeine Ziele der Studie und Fragestellung
41
2.2 Hypothesen und Fragestellungen
45
2.2.1
Hypothese 1
45
2.2.2
Hypothese 2
45
2.2.3
Fragestellung 1
45
2.2.4
Fragestellung 2
45
2.2.5
Fragestellung 3
45
3. Methodik
46
3.1 Studiendesign
46
3.2 Ein- und Ausschlusskriterien
46
3.2.1
Einschlusskriterien
46
3.2.2
Ausschlusskriterien
46
3.3 Datenerhebung
46
3.4 Messinstrumente
47
3.4.1
Aufnahmebogen Therapeut
48
3.4.2
Aufnahmebogen Patient
49
3.4.3
Adult Attachment Scale (AAS)
49
3.4.4
Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
50
3.4.5
Abschlussfragebogen Therapeut
51
3.4.6
Abschlussfragebogen Patient
51
3.4.7
Tests bei Entlassung
51
3.5 Statistische Auswertung
4. Ergebnisse
4.1 Stichprobenbeschreibung
51
52
52
4.1.1
Soziodemographische Daten
52
4.1.2
Verteilungsmuster psychiatrischer Haupt- und Nebendiagnosen
53
4.2 Personengebundene Störvariablen
57
4.3 Ergebnisse der Adult Attachment Scale (AAS)
60
4.4 Ergebnisse der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26)
63
4.4.1
Alexithymie und Sucht
64
4.4.2
Alexithymie und Bindung
66
4.5 Überprüfung der Hypothesen und Fragestellungen
68
4.5.1
Überprüfung der Hypothese 1
68
4.5.2
Überprüfung der Hypothese 2
68
4.5.3
Überprüfung der Fragestellung 1
68
4.5.4
Überprüfung der Fragestellung 2
69
4.5.5
Überprüfung der Fragestellung 3
69
5. Diskussion
71
5.1 Personengebundene Störfaktoren
71
5.2 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse der Adult Attachment Scale
75
(AAS)
5.3 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse der Toronto-Alexithymie-
75
Skala-26 (TAS-26) in Bezug auf Suchterkrankung, insbesondere
Alkoholismus
5.4 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse der Toronto-Alexithymie-
78
Skala-26 (TAS-26) in Bezug auf Bindung, gemessen mit der Adult
Attachment Scale (AAS)
5.5 Methodische Einschränkungen
80
6. Zusammenfassung
81
7. Literaturverzeichnis
82
8. Anhang
99
8.1 Adult Attachment Scale (AAS)
99
8.2 Toronto-Alexithymie-Scala-26 (TAS-26)
102
8.3 Aufnahmebogen Therapeut
104
8.4 Aufnahmebogen Patient
108
9. Lebenslauf
111
1. Einleitung
1.1 Sucht
1.1.1 Definition
„Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem
Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie
Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen
des Individuums." (Wanke, in: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.). Süchtiges
Verhalten, 1985, S. 20).
Ähnlich definiert die WHO Sucht als einen unwiderstehlichen Drang, ein Suchtmittel
einzunehmen, um entweder ein Gefühl des Wohlbefindens zu erzielen oder um
Missempfindungen auszuschalten.
Bei der Begriffsbestimmung muss darauf geachtet werden, dass Sucht oft als Missbrauch und
als Abhängigkeit verstanden wird, im Wesentlichen aber die Abhängigkeit betrifft. Dabei sind
die Übergänge von (freiem) Genießen, das heißt unproblematischer Konsum über
Gewöhnung, Missbrauch, gefährlichem Konsum und schädlichem Konsum zur Abhängigkeit
fließend. „Grundsätzlich kann jedes Verhalten des Menschen, vor allem, wenn es bereits zur
Gewohnheit wurde, süchtig „entgleisen“.“ (Tretter, 2000). Daher ist es ebenso notwendig wie
schwierig, die Grenze vom unproblematischen zum pathologischen Konsum (z.B. mit
Leberzirrhose als Folgeerscheinung bei Alkoholkonsum) festzulegen.
Im klinischen Alltag mit den Patienten ist die folgende nicht-systematische Unterscheidung
sinnvoll:
Unter dem Begriff Missbrauch
versteht man nach DSM-IV den nicht-
bestimmungsgemäßen, das heißt einen qualitativ oder quantitativ abweichenden Gebrauch
einer Substanz. Dabei stellt das Auftreten von Störungen oder Schäden keine Bedingung dar.
Beim risikoreichen Konsum hingegen wird von der Wahrscheinlichkeit einer Störung bzw.
eines Schadens ausgegangen, so wie beispielsweise der Alkoholkonsum mit anschließender
Autofahrt an sich kein Schaden oder keine Störung darstellt, aber ein Risiko, verkehrsauffällig
zu werden mit der Wahrscheinlichkeit einer Störung oder eines Schadens. Der schädliche
Gebrauch einer Substanz bedeutet Konsum mit nachweisbaren Schäden als Folge. Als
Oberbegriff kann Konsum mit negativen Folgen verwendet werden, der sowohl Störungen als
auch Schäden mit einbezieht.
Es können verschiedene Formen der Abhängigkeit sowie Mischformen unterschieden werden.
Neben der gebräuchlichsten Unterscheidung zwischen physischer (körperlicher) und
1
psychischer (seelischer) Abhängigkeit gibt es im Unterschied dazu gewohnheitsmäßige
Verhaltensweisen mit fortgesetztem Konsum bestimmter Substanzen, bei denen jedoch die
typischen Merkmale physischer beziehungsweise psychischer Abhängigkeit fehlen.
Die physische Abhängigkeit ist unter anderem gekennzeichnet durch die Entwicklung einer
körperlichen Toleranz bezüglich der konsumierten Substanz, das Auftreten eines
substanzspezifischen Entzugssyndroms bei Aussetzen der Substanzzufuhr beziehungsweise
die Einnahme der Substanz, um Entzugssymptome zu lindern oder zu vermeiden.
Demgegenüber sind Merkmale der psychischen Abhängigkeit ein starkes, gelegentlich
übermächtiges Verlangen, eine Substanz zu konsumieren, welches meist nur schwer zu
bezwingen ist, um sich positive Empfindungen zu verschaffen oder unangenehme zu
vermeiden, unabhängig davon, ob diese durch biologische oder psychosoziale Faktoren
bestimmt sind. Weitere Aspekte, die psychische Abhängigkeit beschreiben sind die
verminderte Kontrollfähigkeit über Beginn, Beendigung und Menge des Substanzgebrauchs
einschließlich erfolgloser Versuche, diesen zu verringern. Alltagsaktivitäten werden auf die
Möglichkeit beziehungsweise Gelegenheit zum Substanzkonsum angepasst und soziale
beziehungsweise berufliche Interessen werden vernachlässigt. Der Substanzkonsum wird
schließlich fortgesetzt trotz des Wissens über dessen schädlichen Folgen und wiederholter
negativer Konsequenzen.
Diese Kriterien sowohl der physischen als auch psychischen
Abhängigkeit werden sowohl im ICD-10-System als auch im DSM-IV-System berücksichtigt.
2
Tab. 1.1: Diagnostische Kriterien für Substanzabhängigkeit nach ICD-10 und DSM-IV
Abhängigkeitskriterien nach ICD-10
Abhängigkeitskriterien nach DSM-IV
Ein stärkerer Wunsch oder Zwang eine Substanz zu
konsumieren
Ein anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche, den
Substanzkonsum zu verringern oder zu kontrollieren
Eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des
Beginns, der Beendigung und der Menge des
Substanzkonsums
Eine Substanz wird häufiger in großen Mengen und
länger als beabsichtigt eingenommen
Die Entzugssymptome, die sich durch eine der
folgenden Kriterien äußern:
a) Charakteristisches Entzugssyndrom
b) Die gleiche oder eine sehr ähnliche Substanz
wird eingenommen, um Entzugssymptome zu
vermeiden
Ein körperliches Entzugssyndrom
Ein Nachweis einer Toleranz. Um die ursprüngliche
Wirkung zu erzielen, sind zunehmend höhere Dosen
erforderlich
Die Toleranzentwicklung ist definiert durch eine der
folgenden Kriterien:
a) Dem Verlangen nach ausgeprägter
Dosiserhöhung, um einen erwünschten Effekt
herbeizuführen
b) Eine deutlich vermindert Wirkung bei
fortgesetzter Einnahme derselben Dosis
Eine fortschreitende Vernachlässigung anderer
Vergnügungen und Interessen zugunsten des
Substanzkonsums
Wichtige soziale, berufliche oder freizeitliche
Aktivitäten werden aufgrund des Substanzmissbrauchs
eingeschränkt oder aufgegeben
Ein anhaltender Substanzkonsum trotz des Nachweises
eindeutiger schädlicher Folgen (körperlich, psychisch,
sozial)
Der fortgesetzte Missbrauch trotz Kenntnis eines
anhaltenden oder wiederkehrenden körperlichen oder
psychischen Problems, welches wahrscheinlich durch
den Substanzmissbrauch verursacht oder verstärkt
wurde
Viel Zeit für Aktivitäten, um das Suchtmittel zu
beschafften, zu sich zu nehmen oder sich von den
Wirkungen zu erholen
____________________________________________________________________________________________________________________
Mindestens 3 der 6 Kriterien müssen innerhalb eines
Zeitraumes von 12 Monaten gegeben sein.
Mindestens 3 der 7 Kriterien müssen innerhalb eines
Zeitraumes von 12 Monaten gegeben sein.
1.1.2 Suchtmittel
Grundsätzlich können stoffgebundene und nichtstoffgebundene Süchte unterschieden werden.
(Tretter, 2000). Zu letzteren gehören beispielsweise die Arbeitssucht, Spielsucht, Kleptomanie
oder Kaufsucht. Sie verändern das Bewusstsein, das Erleben und die Gefühle des Betroffenen.
Ein rauschähnlicher Zustand kann durch Bildung von Endorphinen entstehen, ohne dass
Drogen zugeführt werden müssen.
3
Die Charakteristika der Abhängigkeit werden in hohem Maße von dem Suchtmittel und
dessen pharmakologischen Eigenschaften bestimmt, insbesondere der Suchtpotenz, die der
jeweiligen Stoffgruppe zukommt. Die WHO unterscheidet verschiedene stoffgebundene
Suchtmittel nach deren Wirkungsweise (Tabelle 1.2).
Tab. 1.2: Stoffgebundene Suchtmittel, die unter Umständen zur Abhängigkeit führen, in
Anlehnung an die WHO
Suchtmittel
Wirkung
Morphin-Typ
beruhigend
Barbiturat-Alkohol-Tranquilizer-Typ
beruhigend, angstlösend, schlaffördernd, verspannungslösend
Kokain-Typ
stimulierend, leistungssteigernd
Cannabis-Typ
euphorisierend
Amphetamin-Typ
aufputschend
Halluzinogen-Typ
Veränderung von Sinneswahrnehmungen
1.1.3 Alkoholismus
1.1.3.1 Definition
Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit lassen sich unter dem Begriff Alkoholismus
zusammenfassen (Tretter, 2000). Alkoholismus wird aufgefasst als eine primäre und
chronische Krankheit, bei der genetische, psychosoziale und umgebungsbedingte Faktoren
seine Entwicklung und seine Ausprägungsform beeinflussen (Zilker, 2004). In Anlehnung an
die in Kapitel 1.1.1 genannten ICD-10 bzw. DSM-IV-Kriterien für Sucht sind Kennzeichen
der Alkoholkrankheit Kontrollverlust für das Trinken, Zentrieren des Denkens und Handelns
auf die Droge Alkohol, Konsum trotz nachteiliger Folgen, Denkverzerrung und vor allem
Leugnung als Teil der Krankheit. Beim Vorhandensein von Entzugssymptomen kann von
körperlicher Abhängigkeit ausgegangen werden, der unwiderstehliche Drang nach Alkohol
kann als psychische Abhängigkeit begriffen werden. Die Übereinstimmung zwischen den
beiden Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-IV hinsichtlich der Definition des
schädlichen Gebrauchs beziehungsweise Missbrauchs von Alkohol ist deutlich geringer als
4
die Übereinstimmung hinsichtlich der Definition für Abhängigkeit (Küfner & Kraus, 2002)
(Tabellen 1.1 und 1.3).
Tab. 1.3: Diagnostische Kriterien für einen schädlichen Substanzgebrauch nach ICD-10 und
DSM-IV
Diagnostische Kriterien eines schädlichen Gebrauchs einer
Diagnostische Kriterien eines Missbrauchs einer Substanz
Substanz (ICD 1x.1)
nach DSM-IV
nach ICD-10
Nachweis, dass der Substanzgebrauch verantwortlich ist für
die körperlichen oder psychischen Schäden
Art des Substanzkonsums, die zu einer
Gesundheitsschädigung oder eine psychischen Störung führt,
die gekennzeichnet ist durch das Auftreten von
a) Wiederholtem Alkoholkonsum, der zu
schwerwiegenden Beeinträchtigungen bei Arbeit,
Haushalt oder Schule (gehäufte Abwesenheit,
verminderte Leistungsfähigkeit, Vernachlässigung
wesentlicher Interessen) führt
b) Wiederholtem Alkoholkonsum in Situationen, die
mit besonderen Gefahren bei Alkoholkonsum
verbunden sind (z.B. Autofahren, Arbeit an
laufenden Maschinen)
c) Wiederholte Problemen mit Polizei und Gesetz
wegen durch Alkoholkonsum verursachter
Vergehen Fortgesetzter Alkoholkonsum trotz
wiederholter sozialer oder interpersoneller
Probleme, die durch den Alkoholkonsum verursacht
werden
Die Art der Schädigung kann klar festgestellt und bezeichnet
werden
Das Gebrauchsmuster besteht seit mindestens einem Monat
oder trat wiederholt in den letzten 12 Monaten auf
Die Diagnose sollte gestellt werden, wenn in den letzten 12
Monaten Konsumverhalten zu einer dieser Folgen geführt hat
Auf die Störungen treffen Kriterien für andere Störungen
bedingt durch dieselbe Substanz nicht zu
Die Kriterien der Abhängigkeit sind noch nicht erfüllt
Obwohl die Übergänge von normalem Gebrauch, Missbrauch, gefährlichem Konsum,
schädlichem Konsum und Abhängigkeit wie bei allen anderen Suchtmitteln fließend sind, legt
die WHO bei einem täglichen Alkoholkonsum von 20 g für Frauen und 30 g für Männer den
Grenzwert für einen gesundheitsschädlichen Konsum fest. Beim Überschreiten dieser
Trinkmenge oder bei zweimal monatlichem Exzess-Trinken bei Frauen von 65 g Alkohol und
bei Männern von 100 g Alkohol wird nach Jahren eine Häufung von somatischen,
psychischen und sozialen Problemen beobachtet, wobei erwähnt werden muss, dass das
erwähnte Unbedenklichkeitsniveau in den letzten Jahrzehnten mehrfach nach unten korrigiert
worden ist. Auf die Alkoholanamnese bezogen sind in der Fachliteratur folgende
5
Trinkeinheiten üblich: 10 g Alkohol entsprechen 0,002 l Korn, 0,1 l Wein, 0,1 l Sekt
respektive 0,25 l Bier.
Nach Bühringer et al. (2000) werden vier Konsumentengruppen über die Menge des
konsumierten Alkohols in den letzten zwölf Monaten definiert: Abstinenz, risikoarmer
Konsum (Männer > 0 g bis 30 g, Frauen > 0 g bis 20 g), riskanter Konsum (Männer > 30 g bis
60 g, Frauen > 20 g bis 40 g), gefährlicher Konsum (Männer > 60 g bis 120 g, Frauen > 40 g
bis 80 g) und Hochkonsum (Männer > 120 g, Frauen > 80 g).
1.1.3.2 Typologie des Trinkverhaltens
Die gebräuchlichste Typologie wurde schon 1960 von Jellinek vorgeschlagen (Tabelle 1.4),
basierend auf der Befragung von 2000 Anonymen Alkoholikern. Diese Einteilung trifft
vorwiegend für das männliche Geschlecht zu, bedeutet eine Vereinfachung und ist nicht
zeitstabil und wird deshalb zumindest in der Wissenschaft nicht mehr verwendet, ist aber
dennoch hilfreich zur Unterscheidung verschiedener Formen des Alkoholismus. Klinisch
relevant sind der Gamma-Typ (süchtiger Trinker), der Delta-Typ (Spiegeltrinker) und der
Epsilon-Trinker (episodischer Trinker; Dipsomanie) (Tabelle 1.4).
Tab. 1.4: Typologie nach Jellinek (1960)
α – Typ
β – Typ
Problem, Konflikt- und
Erleichterungstrinken
Gelegenheitstrinker
Süchtiger Trinker
Gewohnheitstrinker
Periodischer Trinker
Psychische Abhängigkeit
Weder psychische noch
physische Abhängigkeit
Zuerst psychische, dann
physische Abhängigkeit
Physische Abhängigkeit
Psychische Abhängigkeit
Missbrauch
Missbrauch
Abhängigkeit
Abhängigkeit
Missbrauch
Kaum
Mengenkontrollverlust,
kein Kontrollverlust, kein
undiszipliniertes Trinken
Fähigkeit zur Abstinenz
Stammtischtrinker (sozial
eingebettet), kein
Kontrollverlust
Gehäuft Kontrollverluste,
Phasen der Abstinenz
Rauscharmer,
kontinuierlicher
Alkoholkonsum, kein
Kontrollverlust, keine
Abstinenz, oft in
Regionen, in denen aus
sozioökonomischen
Gründen häufig Alkohol
zur Verfügung steht
Kontrollverlust, Fähigkeit
zur Abstinenz
𝛄 – Typ
𝜹 – Typ
𝜺 – Typ
Die Typologien nach Cloninger (1981) (Tabelle 1.5) oder von Babor (1992) (Tabelle 1.6) sind
neuere Einteilungen. In der Typologie nach Cloninger werden genetische Aspekte mit den
drei Persönlichkeitsmerkmalen des „novelty seeking“ (Suche nach Neuigkeiten), „harm
avoidance“ (Schadensvermeidung) und der „reward dependence“ (Belohnungsabhängigkeit)
6
kombiniert. Durch Clusteranalysen auf der Basis klinisch-empirischer Studien wurde die
Typologie nach Babor gewonnen. Die beiden Typologien stimmen insofern überein, als dass
es Alkoholismustypen mit frühem (Typ II bzw. Typ B) und spätem Beginn (Typ I bzw. Typ
A) gibt sowie bezüglich der Prognose: je früher der Alkoholismus auftritt, umso ungünstiger
ist der Verlauf (Schmidt et al., 2003).
Tab. 1.5: Typologie nach Cloninger (1981)
Typ 1
Typ 2
Eher von Umweltfaktoren abhängig
Eher von hereditären Faktoren abhängig
Später Beginn (meist nach dem 25. Lebensjahr)
Früher Beginn (meist vor dem 25. Lebensjahr)
Bei beiden Geschlechtern vorkommend
Auf das männliche Geschlecht begrenzt
Eher milder Verlauf des Alkoholabusus
Eher schwerer Verlauf des Alkoholabusus
Hohes „reward dependence“
Niedriges „reward dependence“
Hohes „harm avoidance“
Niedriges „harm avoidance“
Niedriges „sensation seeking“
Hohes „sensation seeking“
Tab. 1.6: Typologie nach Babor (1992)
Typ A
Typ B
Später Beginn (30. – 40- Lebensjahr)
Früher Beginn (vor dem 21. Lebensjahr)
Wenige Risikofaktoren in der Kindheit
Vermehrte Risikofaktoren in der Kindheit
Geringer Grad der Abhängigkeit
Starke Ausprägung der Abhängigkeit, Missbrauch auch von
anderen Substanzen
Wenige körperliche und soziale Konsequenzen
Konsequenzen des Alkoholkonsums nach kürzerer Zeit
Geringe psychiatrische Komorbidität
Hohe psychiatrische Komorbidität
Geringe Belastetheit im familiären und beruflichen Umfeld
Hohe Belastungsfaktoren im familiären und beruflichen
Umfeld
Gute therapeutische Prognose
Schlechte therapeutische Prognose
7
1.1.3.3 Ätiologie
Die Entstehung einer alkoholtypischen Persönlichkeitsstruktur scheint multifaktoriell zu sein.
Daher steht heute eine Vielzahl von Erklärungsmodellen zur Suchtentstehung zur Verfügung,
welche konzeptionell miteinander verknüpft sind. Es werden
genetische und soziale
Prädiktoren diskutiert sowie die Eigenwirkung des Alkohols selbst. Ein Erklärungsansatz für
die Entstehung von Alkoholismus ist das so genannte biopsychosoziale Modell. Dabei wird
eine Reihe von psychosozialen Bedingungen eher für die Initiierung des Konsums
verantwortlich gemacht, also die Entscheidung eines jungen Menschen, einen mehr oder
minder regelmäßigen Alkoholkonsum aufzunehmen, wohingegen für die Aufrechterhaltung
des Konsums trotz aufkommender physischer oder sozialer Probleme bei immer exzessiver
werdendem Trinkverhalten und für den Kontrollverlust bei nicht mehr steuerbarem
Alkoholkonsum vorwiegend neurobiologische Faktoren prädisponierend sind.
Ob ein
Konsument abhängig wird oder nicht hängt dabei im Wesentlichen nicht von einzelnen
protektiven bzw. Risikofaktoren ab, sondern ergibt sich aus der Summe der Risikofaktoren
minus der Summe der Schutzfaktoren (Tretter, 2000).
1.1.3.3.1 Soziokulturelle Einflüsse
Für die Untersuchung der Wirkung sozialer Statusaspekte bzw. kultureller Faktoren auf die
Entstehung der Süchte ist eine Untergliederung in die Makroebene, Mesoebene und in die
Mikroebene hilfreich (Tretter, 2000). Die Makroebene stellt dabei die umfassende
Gesellschaft dar, wobei unterschiedliche Kulturen einen unterschiedlichen Einfluss auf die
Prävalenz von Suchtkranken ausüben können. Die Mesoebene bezeichnet die Gemeinde bzw.
Stadt oder Region. Beispielsweise wird das verhältnismäßige geringe Drogenproblem in
München mit dem in Hamburg verglichen. Bei der Mikroebene ist von der Familie die Rede.
Auf alle drei Ebenen wird im Folgenden eingegangen.
Der Alkoholmissbrauch ist nicht gleichmäßig auf alle sozialen Schichten verteilt. So wird in
der Personengruppe mit hohem soziökonomischen Status die gesundheitlich verträgliche
Alkoholzufuhrmenge besonders häufig überschritten. Bei Frauen, die einer Personengruppe
mit einem hohen sozioökonomischen Status zugehören zeigt sich, dass diese zu 30 % mehr als
10 g Alkohol täglich aufnehmen. Im Vergleich dazu beträgt der Prozentsatz der Frauen, die
mehr als 10 g Alkohol täglich aufnehmen in der Gruppe mit niedrigem sozioökonomischen
Status 9 %, in der mittleren Gruppe 14 %. Bei Männern finden sich ähnliche Prozentangaben
(Burger & Mensink, 2003). Es gibt zwei Stereotypen der alkoholabhängigen Frau: einerseits
die notbedürftige, arbeitslose Mutter oder im anderen Extremfall eine gestresste Managerin.
8
Der Großteil der Frauen mit Alkoholproblemen sind in der Mitte der beiden Extremen
anzusiedeln: Lehrerinnen, Krankenschwestern, Verkäuferinnen etc. (Bracalenti, 2004).
Bezüglich des familiären Hintergrunds zeigt sich einerseits, dass Alkoholkranke häufig aus
Familien stammen, in denen sie von ihren Eltern vernachlässigt wurden (Broken-HomeSituation). Andererseits gibt es auch die Konstellation, dass Kinder von überprotektiven
Eltern, die in guten sozialen Verhältnissen aufwachsen, zu Alkoholkranken werden und in
jeder unangenehmen Situation von ihren Eltern aufgefangen werden. In einer Studie von
Joyce et al. (1994) wurde festgestellt, dass Alkoholkranke in therapeutischen Einrichtungen
signifikant häufiger einen überprotektiven Erziehungsstil der Eltern angaben als Männer ohne
positive Alkoholismusanamnese einer Vergleichsstichprobe. Allerdings wurde von Probanden
der
Vergleichsstichprobe
mit
positiver
Alkoholismusanamnese
ein
eher
normaler
Erziehungsstil beider Eltern angegeben, was die Frage aufkommen lässt, in wieweit sich beide
Gruppen von Alkoholikern vergleichen lassen. Zu den Risikofamilien, aus denen Alkoholiker
hervorgehen zählen neben Familien, in denen ein vorwiegend überprotektiver Erziehungsstil
herrscht oder eine Vernachlässigung der Kinder festzustellen ist, Familien, die durch Alkoholund Drogenmissbrauch, Disharmonie und Strukturmangel gekennzeichnet sind.
Adoptionsstudien zeigten, dass Menschen, die in ihrer früheren Kindheit lange in Heimen
lebten, als Erwachsene ein erhöhtes Risiko aufweisen, alkoholabhängig zu werden (Cloninger,
Bohman & Sigvardson, 1981), vermutlich durch soziale Isolation als Stressfaktor mit
fehlender sozialer Integration und gesellschaftlicher Anerkennung als bedeutende Faktoren
für die Entstehung von Abhängigkeiten (Heinz & Mann, 2001).
Weitere Vulnerabilitätsfaktoren sind eine ungünstige Peergroup im jugendlichen Alter, in
denen Gruppenprozesse zu vermehrtem Alkoholkonsum disponieren (Schmidt et al., 2003),
sowie eine berufliche Tätigkeit mit leichtem Zugang zu Alkoholgetränken.
Aus dem Sucht- und Drogenbericht des Bundesministeriums für Gesundheit von 2000 geht
außerdem hervor, dass arbeitslose Jugendliche, die familiär und gesellschaftlich nicht
integriert sind stark gefährdet sind, Alkohol in höheren Dosen aufzunehmen und somit
alkoholabhängig zu werden und
dass junge Aussiedler zu einem besonders riskantem
Mischkonsum von Alkohol und Opiaten neigen.
Einen wesentlichen Einfluss des sozialen Umfelds auf die Suchtentwicklung äußert sich in der
Einwirkung der Co-Abhängigkeiten der Bezugspersonen, sei es in Familie, Arbeit oder
Freizeit. Auch hier lassen sich mehrere Phasen unterscheiden: die Unterstützungsphase, die
Kontrollphase, die Anklagephase gefolgt von der Resignationsphase. In allen Phasen reagiert
der Abhängige mit verstärktem Konsum. Während in der Unterstützungsphase der Betroffene
9
geschützt und verstanden wird, sein Alkoholkonsum also als selbstverständlich gewertet wird,
versucht der Co-Abhängige in der Kontrollphase den Abhängigen auszuspionieren, um eine
gewisse Kontrolle über ihn zu erlangen. Während der Anklagephase wird ein Klagen über den
Alkoholkonsums des Betroffenen ausgesprochen und Konflikte können auftreten. In der
Resignationsphase zieht sich der Co-Abhängige zurück, der Co-Abhängige und der
Betroffene distanzieren sich voneinander (Tretter, 2000).
Früher unterschied man so genannte Abstinenzkulturen wie z.B. den Islam, wo der Konsum
von Alkohol religiös sanktioniert ist, von Permissivkulturen und Ambivalenzkulturen. In
Permissivkulturen wie beispielsweise mediterrane Länder, tritt aufgrund gemeinschaftlicher
Trinksitten eher der pathologische Trinkertyp des Spiegeltrinkers und daraus resultierend eine
Abstinenzunfähigkeit auf (Schmidt et al., 2003). Beispiele für Ambivalenzkulturen sind der
amerikanische Puritanismus oder Skandinavien, wo aufgrund eines gesellschaftlich eng
reglementierten Trinkstils der Exzess dann typischerweise mit Kontrollverlust einhergehen
soll. Bei Indianern oder den australischen Aborigines ist der Umgang mit Alkohol nicht in die
Riten und Normen der Kultur eingebunden. Daraus können besonders zerstörerische
Auswirkungen des Alkoholkonsums resultieren (Schmidt et al., 2003).
1.1.3.3.2 Psychoanalytische Aspekte
Aus psychoanalytischer Sicht wird Sucht als Symptom einer dahinter liegenden Störung
verstanden, welche aufgrund von psychostrukturell bedingten Dysregulationen von Affekten
entsteht (Tretter, 2000).
Erikson beispielsweise versteht Alkoholkonsum als Ausdruck der Regression auf orale
Wünsche, Freud hingegen sieht im Suchtmittel den Ersatz für Masturbation, der Urform der
Sucht.
Das Suchtmittel Alkohol wird dabei als Objektersatz zu Beziehungen zu anderen Menschen
gebraucht. Im Vordergrund stehen „Abhängigkeits-Autonomie-Konflikte“ (Heigl-Evers,
1985), die sich in Beziehungsstörungen mit der exzessiven Suche nach Anerkennung oder
einer Abgrenzung gegenüber der Umwelt ausdrücken. Aufgrund dessen sind narzisstische
Krisen häufig. Eine der Kurzformeln der Psychoanalyse der Sucht (Lürssen, 1976) lautet
daher: der Süchtige ist narzisstisch gestört (Kohut, 1975).
Bezogen auf das Instanzenmodell nach Freud stellt die Droge ein Hilfsmittel für das Ich dar,
die verdrängten Bedürfnisse des Es gegenüber dem Über-Ich durchzusetzen. Oft ist das Ich
dabei überfordert, die aktuellen psychischen Prozesse zu regulieren, da es Defizite in der
Objekt- und Selbstrepräsentanz gibt. Dadurch entsteht die so genannte Affektintoleranz, das
10
heißt eine Reizüberflutung mit nicht identifizierbaren und schwer steuerbaren Unlustgefühlen,
die sich sowohl aus der Überforderung des Ich als auch aus der unzureichenden Effektivität
der gegebenenfalls angewandten Abwehrmechanismen wie Projektion, Externalisierung,
Verleugnung oder Rationalisierung entwickeln. Zusätzlich kommt es durch Gefühle des
Scheiterns und der Angst durch das Zusammenbrechen der Regulationssysteme zu einer
Frustrationsintoleranz,
die
sich
beispielsweise
in
inadäquat
intensiven
Enttäuschungsreaktionen äußern können. Im Rauscherleben werden positive Anteile des
Selbst angeregt, wohingegen im nüchternen Zustand unangenehme Erfahrungen sowie
verschärfte reale Beziehungsstörungen mit der Umwelt im Vordergrund stehen. Demzufolge
wird dem Bedürfnis nach Berauschung zunehmend stattgegeben (Tretter, 2000).
1.1.3.3.3 Psychodynamische Aspekte
50 bis 70 % der Alkoholabhängigen erfüllen die Kriterien für eine schwere psychiatrische
Störung (Kessler et al., 1997). Dabei wird von Schuckit et al. (1997) empfohlen, zwischen den
durch Alkoholintoxikation oder –entzug induzierten Störungen und den vom Alkohol
unabhängigen, aber mit Alkoholismus assoziierten Störungen andererseits zu unterscheiden.
Anderenfalls würde die Prävalenz unabhängiger Störungen, zu denen Störungen der
Ernährung,
bipolare
Störungen,
Schizophrenien,
Panikerkrankungen
und
Persönlichkeitsstörungen zählen, weit überschätzt werden.
Die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei Alkoholabhängigen variiert zwischen 30 und
80 %, wobei alle Persönlichkeitsstörungen wiedergefunden werden können (Bailly &
Venisse, 1999). Am häufigsten findet sich dabei die schizoide Persönlichkeitsstörung, gefolgt
von der abhängigen Persönlichkeitsstörung (Marchiori, Loschi, Marconi, & Pavan, 1999).
Eine spezifische Persönlichkeitsstruktur bei Alkoholabhängigen konnte bisher jedoch noch
nicht definiert werden (Gammeter, 2002).
Während einer Intoxikation, eines Entzugs und
kurz nach stationärer Aufnahme von alkoholabhängigen Patienten konnten jedoch
pathologische Skalenwerte für diverse Persönlichkeitsmerkmale gefunden werden, von denen
viele bei Abstinenz nicht mehr vorhanden sind und die sich auch nicht auf Alkoholismus
zurückführen lassen. Eine Ausnahme stellt dabei das Persönlichkeitsmerkmal der Impulsivität
dar, das bei 15 bis 20 % der Alkoholabhängigen mit antisozialer Persönlichkeitsstruktur
auftritt, was wiederum ein hohes Risiko für Kriminalität und Gewalt darstellt (Hintz, Diehl, &
Croissant, 2004; Joyce et al., 1994). Nach Kessler et al. (1997) beträgt die Prävalenz einer
antisozialen Persönlichkeit bei alkoholabhängigen Frauen 5 %, bei alkoholabhängigen
11
Männern 15 %, was etwa einem 10mal höherem Anteil als in der Allgemeinbevölkerung
entspricht.
1.1.3.3.4 Verhaltenspsychologische Theorien
Die Entscheidung, nach erstmaligem Alkoholkonsum trotz auftretender Probleme wieder
Alkohol zu konsumieren wird durch die Erwartungen eines belohnenden Effektes des
Alkoholkonsums im Sinne der Spannungs-Reduktions-Hypothese (Conger, 1956), die
kognitive Einstellung zur Verantwortung des eigenen Verhaltens und der späteren positiven
oder negativen Verstärkung nach Alkoholkonsum beeinflusst.
Außerdem scheint der Konsum von Alkohol eine Coping-Strategie für den alltäglichen Stress
zu sein und eine Art Selbstheilungsversuch zu verkörpern. So kann er der Beruhigung innerer
Konflikte und der Reduktion von Spannungen dienen, sexuelle und aggressive Triebspannung
unter Kontrolle bringen, Gefühle von Trauer, Einsamkeit, Zorn und Bedrängnis sowie
Angstsymptome unterdrücken. Besonders bei Adoleszenten wird Alkohol dazu benutzt um
Minderwertigkeitsgefühle, Frustrationsempfindungen und Missempfindungen allgemeiner Art
zu bekämpfen und um den gesellschaftlichen Kontakt zu erleichtern.
Die Ursachen des Alkoholkonsums lassen sich als Suche nach Spannungsreduktion
zusammenfassen. So postulierte Conger 1956 in der Spannungs-Reduktions-Hypothese, dass
der Konsum von Alkohol in angstbesetzten Situationen zu einer Erleichterung führt und diese
Erfahrung als negative Verstärkung für weiteren Konsum dient.
Diese von Conger postulierte Hypothese knüpft eng an das lerntheoretische Modell der
operanten Konditionierung an: Verhalten mit unmittelbarem positivem Effekt wird
wiederholt, Verhalten mit unmittelbar negativen Effekten wird vermieden. Durch dieses
Modell wird vor allen Dingen die Entwicklung des Gewohnheitstrinkens in Gesellschaft
erklärt. Aber auch durch das Modell der klassischen Konditionierung können bestimmte
Signale süchtiges Verlangen auslösen, wie etwas ein Bier bei einem bestimmten Gericht zu
sich zu nehmen. Schließlich kann sich auch durch Lernen am Modell eine Sucht entwickeln,
wenn beispielsweise Kinder den Alkoholkonsum ihrer Eltern nachahmen. Zuletzt sei noch auf
das Grundmodell der modernen Verhaltensanalyse von Kanfer und Saslow (1965)
eingegangen, welches SORKC-Modell genannt wird. Demnach beruht die Suchtentwicklung
auf dem Zusammenspiel von situativen Bedingungen (S), organismischen Zuständen (O),
Reaktionen (R), Kontingenzen (K), und Konsequenzen (C) (Abb.1.1). Bei einer Kontingenz
der Konsequenzen des Verhaltens mit dem Verhalten kommt es zu einer Verstärkung (oder
12
einer Bestrafung) des Verhalten, wodurch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des
Verhaltens verändert wird.
Zuwendung
Entspannung
Kontingenz
Situation
Organismus
Reaktion
Consequenz
(Alkoholkonsum)
Abb. 1.1: Das SORKC-Modell der Sucht am Beispiel des Alkoholkonsums (Erläuterungen s.
Text).
1.1.3.3.5 Psychopathogenese
In dem Phasenmodell der Alkoholabhängigkeit nach Jellinek aus dem Jahre 1960 werden vier
Phasen unterschieden: die voralkoholische Phase, die Anfangsphase, die kritische Phase und
die chronische Phase. Die voralkoholische Phase ist geprägt durch Erleichterungstrinken, in
der Anfangs- oder Prodromalphase treten Gedächtnisstörungen nach schweren Intoxikationen
auf (sog. Filmrisse). Beginnender Kontrollverlust ist kennzeichnend für die kritische Phase
und in der chronischen Phase wird morgendliches Trinken zur Vermeidung von physischen
Entzugserscheinungen praktiziert. Schließlich kann es auch zum Toleranzverlust kommen,
das heißt die Alkoholmengen werden verringert, weil sie nicht mehr vertragen werden. Die
Symptomverläufe sind dabei fluktuierend mit wechselndem Schweregrad. Unterschiede
bestehen hier vor allem beim Geschlecht: die Alkoholabhängigkeit bei Männern entwickelt
sich meist früher als bei Frauen, vermutlich aufgrund sozialer Akzeptanzprozesse. Bei Frauen
hingegen findet die Exposition mit Alkohol in der Regel später statt, jedoch kommt es zu
einer früheren Ausbildung einer Abhängigkeit und Folgeschäden im Vergleich zu Männern.
Dieses Modell beschreibt den typischen Verlauf der Alkoholkrankheit, wie er in den meisten
Fällen zutreffend ist, insbesondere bei der von Jellinek als γ-Typ bezeichneten Kerngruppe,
gibt
jedoch
keine
Auskunft
darüber,
welche
Faktoren
als
individuelle
oder
lebensgeschichtliche Risikofaktoren bei der Ausbildung der Alkoholkrankheit eine Rolle
spielen können. Hierzu gibt es eine Fülle von Untersuchungen, durch die versucht wird,
13
protektive
beziehungsweise
prädisponierende
Faktoren
für
die
Entwicklung
einer
Alkoholkrankheit zu bestimmen.
In einer Studie von Vaz-Serra, Canavarro und Ramalheira (1998) wurde die Qualität der
emotionalen Beziehung in der Familie im Hinblick auf die Ausbildung einer
Alkoholkrankheit untersucht. Dabei zeigte sich, dass es in den Elternhäusern von
Alkoholkranken im Vergleich zu Elternhäusern von Nicht-Alkoholkranken eine höhere
Präsenz sowohl an Ablehnung und Kritik als auch an Überprotektion gibt, welches sich in der
Erziehung der eigenen Kinder fortsetzt. Ähnliche Ergebnisse fanden sich auch in einer Studie
von Joyce et al. aus dem Jahre 1994. Untersucht wurde auch der Bindungsstil mittels der
Adult Attachment Scale (Collins & Read, 1990). Dabei zeigte sich unter Alkoholkranken der
ängstliche Bindungsstil als signifikant häufig.
Den psychosozialen Bereich betreffend lassen sich weitere intervenierende Variablen für die
Ausbildung eines Alkoholismus feststellen. Remschmidt fasste 2002 mögliche Risikogruppen
von Kindern und Jugendlichen zusammen, auf die folgende Variablen zutrifft: 1.
Vorhandensein
bestimmter
psychopathologischer
Auffälligkeiten
wie
beispielsweise
Depressionen, Angststörungen, hyperkinetisches Syndrom, Störungen des Sozialverhaltens,
Dissozialität und Essstörungen, 2. Herkunft aus Alkoholikerfamilien oder aus anderweitig
gestörten Familien, (Schuckit & Smith, 1996, 2000) 3. Überforderung mit den eigenen
Entwicklungsaufgaben, 4. Arbeitslosigkeit (Henkel & Vogt, 1990), familiäre und
gesellschaftliche Desintegration, 5. Fremdherkunft. Den letzten Punkt betreffend lässt sich im
Sucht- und Drogenbericht 2000 des Bundesministeriums für Gesundheit entnehmen, dass
junge Aussiedler zu einem besonders riskanten Mischkonsum von Alkohol und Opiaten
neigen.
In einer Arbeit von Bracalenti aus dem Jahre 2004 wird auf lebensgeschichtliche
Risikofaktoren mit Fokus auf das weibliche Geschlecht eingegangen. Dabei stellt das
weibliche Geschlecht per se mit häufigem sicherem Bindungsstil zunächst einmal einen
protektiven Faktor dar (De Fronzo & Pawlak, 1993). Diverse Lebensereignisse und situative
Begebenheiten können jedoch als Risikofaktoren dargestellt werden, wie beispielsweise
während der Kindheit erfahrene physische Gewalt und sexueller Missbrauch (De Fronzo &
Pawlak, 1993; Wilsnack, 1996). Unter alkoholkranken Frauen lässt sich ein hoher Prozentsatz
an der während der Kindheit sexuell missbrauchten Frauen finden, was zu Störungen der
Geschlechtsidentität
und
Angststörungen
führt,
eingeschlossen
posttraumatische
Belastungsstörungen (Wilsnack, 1996). Der Alkohol dient also als Instrument dazu, um a)
eine Intimität zu ertragen, die zu traumatischen Erinnerungen führt, b) den Schmerz über das
14
Trauma zu heilen, c) durch das Trauma gestörte psychologische Funktionen zu reparieren, d)
das Trauma durch den anästhetischen Effekt des Alkohols auszulöschen (Bracalenti, 2004).
Als weitere Stressfaktoren gelten der Verlust oder das Nichtvorhandensein von signifikanten
sozialen und psychologischen Rollen der Frau, wie der Verlust oder das Nichtvorhandensein
von Arbeit, Mutterschaft, Partnerschaft (Forth-Finegan, 1991; Wilsnack, 1996). Die
Unzufriedenheit über diesen nicht gewünschten Status, der aufgrund äußerer Begebenheiten
oder innerer Konflikte akzeptiert werden muss, provoziert eine Vermehrung der
Alkoholzufuhr. Somit wird durch den Alkoholkonsum versucht, über Unzufriedenheit,
Langeweile und das Gefühl des Gefangenseins in einer ungewollten Rolle zu siegen
(Wilsnack, 1996). Aber auch Schwangerschaft und Geburt stellen intensive, begeisternde,
aber auch dramatische Erfahrungen dar und werden als Stressfaktoren gewertet (Bracalenti,
2004). Daher resultiert auch die Ko-Morbidität zwischen postpartaler Depression und
Substanzabusus einschließlich Alkohol.
Eine wichtige Rolle spielen dabei auch individuelle Vulnerabilitätsfaktoren, beispielsweise
Dissozialität, leichte Irritierbarkeit, Impulsivität, Stimulationssuche, verminderte Fähigkeit im
Gravitationsaufschub, Defizite in sozial adaptiven Fähigkeiten. So können diese
Vulnerabilitätsfaktoren in Kombination mit den oben erwähnten Risikofaktoren zum
Problemtrinken beitragen (Weinberger & Bartholomew, 1996).
Leider liegen fast keine Untersuchungen dazu vor, wie sich derartige Belastungen auf die
neurobiologischen Korrelate abhängigen Verhaltens auswirken.
15
1.2 Konzept der Bindungstheorie
„Attachment behaviour is held to characterize human beings from the cradle to the grave”
(Bowlby, 1979, S. 129). Die Bindungstheorie wurde zunächst von dem englischen Psychiater
und Psychoanalytiker Bowlby konzipiert und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Sie
stellt ein umfassendes Modell zum Verständnis von menschlichen Bindungen und zur
Bedeutung unseres Wohlbefindens dar (Schmidt & Strauß, 1996). Bindung („attachment“)
wird als ein affektives Band zwischen Eltern und Kind definiert, welches die beiden über den
Raum und Zeit hinweg verbindet. Dabei wird von der Hypothese ausgegangen, dass es ein
eigenes phylogenetisch erworbenes so genanntes „Bindungssystem“ gibt, welches aktiviert
wird, sobald sich ein Individuum von einer äußeren oder inneren Gefahr bedroht fühlt
(Bowlby, 1975). Durch die Aktivierung dieses Systems wird dann Schutz bei einer
„Bindungsperson“ gesucht (Köhler, 2002). Das Bindungssystem reguliert gewissermaßen das
Verhalten des Individuums.
Diese Bindungsrepräsentation wird auch als Inneres Arbeitsmodell („inner working model“)
bezeichnet. Sie definiert das Selbst und enthält die Erwartungen über uns und andere, die wir
in zwischenmenschliche und emotionale Begegnungen hineintragen und bildet sich in den
Monaten nach der Geburt aus, wenn das Neugeborene in besonderer Weise auf Fürsorge
angewiesen ist (Köhler, 2002). So ging Bowlby davon aus, dass psychische Störungen des
Erwachsenenalters mit einer gestörten Bindung in der Kindheit verknüpft sind (Bowlby,
1973). Da die Bindungserfahrungen also eine grundlegende Auswirkung auf unsere
psychische Entwicklung haben, könnten sie auch bei der Suchtentwicklung von Bedeutung
sein.
Die Qualität der Bindung wird von der Persönlichkeit bzw. den Bindungsrepräsentanzen der
Pflegeperson in der Frühphase des Kindes bestimmt, nicht durch das Kind selbst (Köhler,
2002). Dabei resultieren unterschiedliche Bindungsstile in Abhängigkeit von der Regulierung
unseres Erlebens und Verhaltens durch das innere Arbeitsmodell (Ainsworth, Blehar, Waters
& Wall, 1978; Bartholomew & Horowitz, 1991).
Aus Studien lässt sich vermuten, dass ein bestimmter Bindungsstil innerhalb der ersten sechs
Lebensjahre außerordentlich stabil sei (Main & Cassidy, 1988; Wartner et al., 1994). Bei
näherer Betrachtung dieser Studien fällt jedoch auf, dass es sich bei den Probanden um Kinder
aus mittelständigen Familien und stabilen Lebensverhältnissen handelte. Man könnte daher
zur Annahme gelangen, dass dadurch eventuelle Umweltfaktoren, die das Bindungsverhalten
gegebenenfalls beeinflussen könnten, nicht untersucht wurden. In Längsschnittstudien
16
untersuchte Risikokinder zeigten hingegen eine geringe Stabilität der Bindungsmuster
(Crowell. Fraley, & Shaver, 1999). Die Stabilität kann also bei kritischen Lebensereignissen
wie beispielsweise Trennung der Eltern, Geburt eines Geschwisterkindes (Thompson, 1992),
oder aber auch bei Verbesserungen der aktuellen Lebenssituation wie beispielsweise
Verbesserung der elterlichen Qualität (Belsky, 1991) verändert werden. Eine bestimmte
Strategie zur Erlangung gefühlter Sicherheit, die auch als Bindungsstil bezeichnet wird,
resultiert in Abhängigkeit von verinnerlichten Bindungserfahrungen (Steffanowski, 1999).
1.2.1 Bindungsstile
Ainsworth et al. (1978) beschreiben bei Kleinkindern drei grobe Bindungsqualitäten nach
einem bestimmten Beurteilungssystem. Diese wurden mit den Begriffen sicher (Klasse B),
unsicher-vermeidend (Klasse A) und unsicher-ambivalent (Klasse C) bezeichnet. Diese
Klassifikation erfolgte durch die von Ainsworth und Wittig (1969) entwickelte „Fremde
Situation“. Dabei handelt es sich um eine standardisierte Situation, in der das Verhalten von
Kindern im Alter zwischen 12 und 18 Monaten beobachtet wird und zwar bei zweimaliger
kurzer Trennung von einem Elternteil und anschließender Wiedervereinigung. Von Main
und Solomon (1986) wurde eine vierte Kategorie beschrieben: die unsicher-desorganisierte
Bindung (Klasse D), die durch ein auffallendes Fehlen einer eindeutigen bindungsbezogenen
Verhaltensstrategie gekennzeichnet ist. Dieses Merkmal wurde jedoch auch in den klassischen
drei organisierten Bindungstypen B, A und C beobachtet.
In späteren Arbeiten werden vier Bindungsmuster verwendet, welche bei Erwachsenen eine
bessere Differenzierung erlauben. So beschreiben Bartholomew und Horowitz (1991) neben
einem als sicher bezeichneten Bindungsstil drei unsichere Bindungsstile bei Erwachsenen.
Diese drei Bindungsmuster tragen die Bezeichnung anklammernd, abweisend und ängstlichvermeidend. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Bindungsstil eines Individuums aus der
Kombination von zwei kontinuierlichen Dimensionen resultiert. Diese Dimensionen werden
von Bowlby (1973) wie folgt beschrieben: es wird angenommen, dass Kinder im Laufe der
Entwicklung bestimmte Bindungserfahrungen internalisieren und diese Internalisierung
nutzen, um zu beurteilen, ob „(a) eine Bindungsperson eine Person ist, die auf die Bitte um
Unterstützung und Schutz reagiert oder nicht, und (b) ob die Person bei anderen Menschen
Unterstützung hervorrufen kann“. So bezieht sich die erste Beurteilung auf das Bild eines
Kindes vom anderen Menschen und die zweite auf das Selbstbild des Kindes. Beide
Beurteilungen können entweder positiv oder negativ sein. Durch Dichotomisierung beider
Variablen entsteht ein Schema, welches vier prototypische Bindungsstile beinhaltet und als
17
vierkategorisches Modell Eingang in die Bindungsforschung gefunden hat (Abb. 1.2). Collins
und Read (1990) identifizierten empirisch eine dritte Dimension mit der Bezeichnung
Vertrauen. Diese korrelierte erheblich mit beiden Dimensionen Angst vor Trennung und
Nähe. Sie lässt sich als allgemeines Maß für die Bindungssicherheit interpretieren: „Sicher
gebundene Menschen vertrauen anderen, suchen menschliche Nähe und haben wenig
Verlustängste“ (Steffanowski et al., 2001).
positives
Anderenmodell
positives
negatives
Selbstmodell
Selbstmodell
sicher
(secure)
anklammernd
(preoccupied)
abweisend
(dismissing)
ängstlichvermeidend
(fearful)
negatives
Anderenmodell
Abb. 1.2: Vierkategoriales Bindungsmodell nach Bartholomew & Horowitz (1991)
Eine Person mit sicherem Bindungsstil hat demnach ein positives Selbstmodell mit einem
internalisierten Gefühl des Selbstwertes, das nicht von dauernder externer Validierung
abhängig ist und es werden zugleich andere Menschen positiv im inneren Arbeitsmodell
abgebildet, das heißt sie werden für verfügbar und unterstützend gehalten, weshalb die
Fähigkeit besteht, nahe Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten. Die aktive Suche
nach Nähe und Unterstützung erfolgt ohne sich dabei von den Erwartungen anderer abhängig
zu machen und die eigene Autonomie zu opfern. Sichere Personen weisen ein hohes Ausmaß
an Autonomie auf und sind vertraut mit Intimität (Buchheim & Strauß, 2002).
Der anklammernde Bindungsstil hingegen wird charakterisiert durch ein negatives Selbstbild,
das heißt, die Person sieht sich selbst nicht als liebenswert an, welches einem positivem Bild
von anderen Menschen gegenübersteht. Personen mit anklammerndem Bindungsstil neigen
demnach dazu, sich in der Hoffnung, Selbstbestätigung zu erlangen, übermäßig in engen
Beziehungen zu engagieren. Zugleich wird die Tendenz beobachtet, andere zu idealisieren
und sich von ihnen abhängig zu machen (Steffanowski, 2000).
18
Eine Person mit abweisendem Bindungsstil erwartet von anderen Menschen Zurückweisung,
hat von sich selbst jedoch eine hohe Meinung. Nähe wird daher aus Angst vor Zurückweisung
unter Betonung der eigenen Unabhängigkeit vermieden (Steffanowski, 2000). Bindungen
werden verleugnet und es wird begrüßt, weder von anderen abhängig zu sein, noch dass
andere abhängig von der abweisenden Person sind.
Der ängstlich-vermeidende Prototyp hat sowohl ein negatives Selbstbild als auch ein
negatives Bild von anderen. Er fühlt sich unwohl bei Nähe zu anderen Personen, ist geprägt
durch sehr starkes Misstrauen und vermeidet engere Beziehungen aus Angst vor
Zurückweisung. Von allen vier Typen ist er derjenige, der das geringste Selbstvertrauen
besitzt. Daher erweckt eine solche Person einen unsicheren und ängstlichen Eindruck
(Steffanowski, 2000).
1.2.2 Psychopathologie und die klinische Relevanz der Erfassung von Bindungsmustern
Zu den Zielen der Bindungstheorie gehören die Beschreibung der Bedingungen, die den
Aufbau enger emotionaler Beziehungen fördern oder einschränken und die Verdeutlichung
der Konsequenzen, die Unterbrechungen, Beeinträchtigungen oder Störungen solcher
Bindungen für die Entwicklung von emotionalen oder Persönlichkeitsstörungen im
Lebenslauf haben. Die Bindungstheorie ist jedoch nicht als monokausales Modell zu
verstehen, das Bindungsorganisation als alleinigen Risikofaktor für Psychopathologie
darstellt. Vielmehr zeigen die Ergebnisse der Entwicklungspsychopathologie, dass nur eine
Häufung von Risikofaktoren eine Vorhersage von Fehlanpassung und psychischer Störung
zulässt. Eine sichere Bindungsorganisation ist im Sinne der Entwicklungspsychopathologie
als ein zentraler Schutzfaktor zu betrachten, eine unsichere Bindungsorganisation als ein
Vulnerabilitätsfaktor. Bindungssicherheit und –unsicherheit sind jedoch nicht mit seelischer
Gesundheit bzw. Psychopathologie gleichzusetzen (vgl. Zimmermann, 2002). Dabei spielt
Bindungssicherheit eine große Rolle bei der Ausbildung von Kompetenzen im Umgang mit
emotionaler Belastung. Das heißt, dass Bindungssicherheit eine gute Prämisse darstellt, um
Risikofaktoren oder Belastungen erfolgreich zu bewältigen. Aus folgenden Gründen ist die
Relevanz der Bindungsorganisation gegeben:
•
„Der Bindungsaufbau ist eine Entwicklungsthematik der frühen Kindheit, die bereits
früh die Bewältigung nachfolgender Entwicklungsthematiken beeinflusst.
•
Bindungserfahrungen sind Erfahrungen der sozialen Regulation negativer Gefühle und
bilden die Grundlage für individuelle Strategien im Umgang mit emotionaler
Belastung.
19
•
Innere Arbeitsmodelle (IAM) entwickeln sich als Selbststeuerungssystem auf der
Basis von Bindungs- und Beziehungserfahrungen und beeinflussen Motivation,
Kognition, Emotion und Verhalten.
•
IAM tragen zur „Wahl“ bestimmter Entwicklungspfade bei, da mit zunehmendem
Alter die Auswahl von Umwelten und Beziehungen autonomer wird und sich das
Individuum Umwelten sucht, die zu ihm „passen“.“ (Zimmermann, 2002)
Wie oben erwähnt zeigen sich im Hinblick auf die Vorhersage einer bestimmten psychischen
Störung Multifinalität, das heißt viele verschiedene Störungsbilder resultieren aufgrund eines
einzelnen bestimmten Risikofaktors und Multikausalität, das heißt ein bestimmtes
Störungsbild wird durch verschiedene Risikofaktoren verursacht. Die Bindungstheorie könnte
gewissermaßen
eine
Basis
für
die
häufig
untereinander
komorbid
vorliegenden
Persönlichkeitsstörungen darstellen (Pilkonis, 1997; West & Sheldon-Keller, 1994).
In klinischen Populationen ist eine Häufung von Patienten mit unsicherem Bindungsstil
festzustellen. So wurde beispielsweise in einer Studie von Rosenstein und Horowitz (1996)
festgestellt, dass ein unsicherer Bindungsstil signifikant häufig vertreten ist bei Patienten mit
Störungen des Sozialverhaltens, affektiven Störungen und Suchterkrankungen, sowie auch bei
diversen Persönlichkeitsstörungen. Eine repräsentative US-Stichprobe aus dem Jahr 1997 von
Mickelson, Kessler und Shaver zeigte, dass alle Psychopathologien außer Substanzabusus und
Schizophrenien (diese wurden nicht untersucht) negativ mit dem sicheren Bindungsstil
korrelieren und positiv sowohl mit dem unsicher-vermeidenden und unsicher-ängstlichem
Bindungsstil korrelieren. Längsschnittstudien zeigten direkte Vorhersagen von aggressivem,
dissozialem Verhalten aufgrund von unsicherer Bindungsqualität (Allen, Hauser, & BormanSpurell,
1996;
Suess,
Grossmann,
&
Sroufe,
1992),
wie
dies
auch
in
Querschnittsuntersuchungen gezeigt wurde (Allen, Moore, Kuperminc, & Bell, 1998).
Außerdem
konnten
dissoziative
Störungen
im
Jugendalter
aufgrund
von
früher
Bindungsdesorganisation und unverarbeiteten Traumata (Ogawa, Sroufe, Weinfield, Carlson,
& Egeland, 1997) sowie Angststörungen im Jugendalter aufgrund unsicher-ambivalenter
Bindung (Warren, Huston, Egeland, & Sroufe, 1997) nachgewiesen werden. Insgesamt lässt
sich feststellen, dass die Bindungsstruktur umso seltener auftritt und sich umso häufiger
Desorganisation bzw. nicht eindeutig klassifizierbare Bindungsstrukturen finden, je
schwerwiegender die Störung ist (Goldberg, 1997).
Einige Autoren sehen in der Bindungstheorie eine Hilfe zum besseren Verständnis
verschiedener klinischer Störungsbilder. Zusätzlich zu den oben genannten Störungsbildern
sind auch Diagnosen wie Agoraphobie (Liotti, 1991), psychosomatische Störungen (Strauss &
20
Schmidt, 1997), vor allem aber Persönlichkeitsstörungen (Fonagy et al., 1995; Henry, 1997;
Horowitz, Milbrath & Stinson, 1997; Livesley, Schroeder, & Jackson, 1990; Mestel, 2001) im
Zusammenhang mit Bindungsstilen untersucht worden.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen jedoch auch auf, dass auch Personen mit sicherem
Bindungsstil psychische Erkrankungen und Störungsbilder aufweisen können. Hier wird
nochmals deutlich, dass die Psychopathogenese nicht monokausal erklärt werden kann.
Zudem liegen bisher gerade zur prädiktiven Validität der Bindungsstile in Bezug auf
Therapieerfolge sehr heterogene Untersuchungsergebnisse vor. Dies könnte teilweise auch in
der mangelnden Vergleichbarkeit aufgrund zahlreicher unterschiedlicher Kriterien (z.B.
Bindungsmethodik, Diagnosen, Art der Behandlung) begründet sein. So zeigte sich
beispielsweise bei Fonagy et al. (1995), dass vor allem die distanziert gebundenen Patienten
gute Therapieerfolge erzielten, während sich bei Dozier (1990) die Patienten mit unsicherdistanziertem Bindungsstil gerade am wenigsten verbesserten.
1.2.3 Epidemiologie
Aus einer Metaanalyse von van Ijzendoorn und Bakermans-Kranenburg aus dem Jahre 1996
zur Erhebung von normativen Daten geht hervor, dass der Anteil sicher gebundener
Erwachsener in klinisch unauffälligen Stichproben 58%, in klinischen Stichproben hingegen
bei 14 % liegt.
Bezüglich der Adult Attachment Scale (Collins & Read, 1990), auf welche im Kapitel 1.2.5.3
näher eingegangen wird, fand sich in der Normalpopulation ein Verteilungsmuster von 47%
mit sicherem, 38% mit unsicher-ängstlichem, und 15 % mit einem unsicher-vermeidenden
Bindungsstil.
1.2.4 Methoden der klinischen Bindungsforschung
Erst Mitte der 80er Jahre wurden Methoden entwickelt, um bindungsbezogene Merkmale bei
Erwachsenen systematisch zu erfassen. Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass die
Bindungstheorie in der klinischen Forschung, zumindest was die Erwachsenenforschung
betrifft, erst so spät rezipiert wurde, obwohl die historischen Anfänge der Bindungstheorie mit
Bowlby als Hauptmitbegründer schon Ende der 60er Jahre liegen.
Erstmals gelang es Ainsworth et al. (1978) mit der Identifizierung von drei Bindungsstilen bei
Kleinkindern anhand der „Fremden Situation“, bindungstheoretische Konstrukte einer
empirischen Überprüfung zugänglich zu machen. Mary Main entwickelte, mit dem Fokus,
Eltern-Kind-Beziehungen aus bindungstheoretischer Sicht besser beschreiben zu können, das
21
Erwachsenen-Bindungs-Interviews (Adult Attachment Interview [AAI], 1985-1996) und
leistete damit in der Erwachsenenbindungsforschung Pionierarbeit. Somit hat die
Erwachsenenbindungsforschung
einerseits
ihre
Wurzeln
in
der
klinischen
Entwicklungspsychologie, andererseits in der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie, zu der
Fragebogenmethoden zur Erfassung von Bindungsmustern überwiegen. Von Bartholomew
und Shaver (1998) wurden die verschiedenen Entwicklungen in der Methodik der
Erwachsenenbindungsforschung beschrieben. Sie problematisieren in der Diskussion um die
Konvergenz und Divergenz der einzelnen Methoden die schwere Vergleichbarkeit der
unterschiedlichen
Ansätze
(vgl.
Buchheim
&
Strauß,
2002).
Da
die
Erwachsenenbindungsmethoden jedoch auf ein und dasselbe theoretische Konstrukt
ausgerichtet
sind,
gehen
Bartholomew
und
Shaver
von
einem
hypothetischen
Konvergenzkontinuum der Erwachsenenbindungsmethoden aus, auf dem sich alle Methoden
zur Erhebung der Erwachsenenbindung anordnen lassen. Dabei steht an einem Pol das
aufwändige, methodisch am anspruchsvollste Messinstrument, nämlich das AAI und hingegen
am anderen Pol die Ein-Item-Zuordnung zur Bindung Erwachsener in Liebesbeziehungen von
Hazan und Shaver (1987), die als einfachste und ökonomischste Methode betrachtet wird.
Von Pol zu Pol verändern sich mindestens drei Eigenschaften der Erhebungsmethoden:
•
Die Komplexität der Instrumente und Aufwand der Erhebung
•
Der Gegenstand der Items
•
Die Art der Beurteilung
Dieses Kontinuum wurde von Buchheim und Strauß (2002) aufgegriffen, übersetzt und um
deutschsprachige Instrumente erweitert (Abb. 1.3).
22
AAIFamilienPartnerbezogenes
Elterninterview Bindungsinterview Bindungsinterview
AAI (George AAI-Q-Sort Erwachsenenet al. 1985) (Kobak et
bindungsal. 1993)
Interview
(EBPR, Strauß
et al. 1999)
Partnerbezogene
Selbstbeschreibung
Interview
zu engen
Beziehungen
BFPE
(vgl. Höger
1999)
Multi-ItemBindungsskalen
Ein-ItemSelbstzuordnung
Single-Item-Maß
(Hazan & Shaver
1987)
AAS (Collins &
Read 1990)
Bindungsskalen Bindungsskalen
(Asendorpf et al. (Grau 1999)
1997)
Abb. 1.3: Hypothetisches Konvergenzkontinuum der Erwachsenenbindungsforschung (in
Anlehnung an Bartholomew & Shaver, 1998), von Buchheim & Strauß, 2002
In den nachfolgenden Kapiteln sollen die von Collins und Read (1990), Bartholomew und
Horowitz (1991), von Hazan und Shaver (1987), und aus historischen Gründen die von Main
und Goldwyn (1985) entwickelten Instrumente vorgestellt werden.
1.2.4.1 Adult Attachment Interview von Main und Goldwyn (1985-1996)
Das von Main und Goldwyn entwickelte Adult Attachment Interview (AAI) geht bis in die
80er Jahre zurück (George, Kaplan, & Main, 1985) und wurde seither immer wieder
weiterentwickelt. Es handelt sich hierbei um ein semistrukturiertes Interview, welches im
Wesentlichen auf die Erinnerungen an Bindungsbeziehungen in der Kindheit, den Zugang zu
bindungsrelevanten Gedanken und Gefühlen sowie deren Auswirkungen auf die aktuelle
psychische (kognitive wie emotionale) Einstellung zur Bindung an andere bedeutende
Personen fokussiert. Das Adult Attachment Interview erfasst demnach die aktuelle
Repräsentation
–
„current
state
of
mind
with
respect
to
attachment“
–
von
Bindungserfahrungen. Im Mittelpunkt steht die sprachliche Kohärenz, Klarheit und
Konkretheit, in welcher über Bindungserfahrungen erzählt wird und nicht der eigentliche
Inhalt der erinnerten Geschichte. Hierbei gelten vor allem kurze, zusammenhängende und
logische Beschreibungen der vergangenen Erfahrungen und der heutigen Einstellungen als
kohärent. Ausschlaggebend war bei der Konzeption des Verfahrens die Annahme, dass das
23
innere Arbeitsmodell eine Entsprechung darin finden müsse, wie Bindungserfahrungen
sprachlich repräsentiert werden. Außerdem spielen die emotionale und die kognitive
Integrationsfähigkeit eine wesentliche Rolle. Diese werden bewertet, indem man das Ausmaß
an Idealisierung oder Entwertung der Bindungsfiguren und deren innere Repräsentanz,
beurteilt, das heißt ob und wie stark die Interviewten noch heute mit Wut oder Ärger
involviert sind.
Es lassen sich drei Hauptkategorien der Bindungsrepräsentationen zuordnen: „secure“ (sicherautonom), „dismissing“ (bindungs-distanziert), „preoccupied“ (bindungs-verstrickt). Sie
werden folgendermaßen charakterisiert:
•
Sicher-autonom (secure) – gebundene Erwachsene erzählen auf offene, kohärente,
klare und konsistente Weise über die Erinnerungen an ihre Kindheit, unabhängig
davon, ob sie positiv oder negativ erlebt wurden. Dabei können sie ihre Aussagen mit
konkreten Details und Episoden belegen. Während des Interviews können diese
Personen ihre Erfahrungen reflektieren und schreiben ihnen einen wertvollen Einfluss
auf die eigene Entwicklung zu. Im vierkategorialen Modell nach Bartholomew und
Horowitz entspricht diese Bindungsrepräsentation dem sicheren Prototyp.
•
Der bindungs-distanzierte (dismissing) Interviewte gibt inkohärente, allgemein
gehaltene und unvollständige, idealisierte Auskünfte über seine Erfahrungen. Es
werden wenige konkrete Details genannt, oft zeigen sich Erinnerungslücken. Der
bindungs-distanzierte betont Stärke und innere Unabhängigkeit von anderen bei
reduzierter Emotionalität. Es existiert eine Organisation von Gedanken, die es erlaubt,
Bindungsthemen in der Regel zu deaktivieren (Hesse, 1999). Das distanzierte Muster
entspricht im vierkategorialen Modell von Bartholomew und Horowitz am ehesten
dem abweisenden Prototyp.
•
Bindungs-verstrickte (preoccupied) Personen erwähnen eine Fülle von Details,
erzählen oft in ausufernder, nicht objektiver, ärgerlicher Art und Weise über erlebte
Erfahrungen mit ihren Bezugspersonen. Die Aussagen lassen sich nicht in
ein
zusammenhängendes Bild einfügen. Bei Überbewertung von Beziehungen fehlt es an
Distanz und Objektivität, daher erwecken diese Personen den Eindruck, als hätten sie
ihre Erfahrungen gerade erst gestern gemacht. Konfliktbehaftete Aussagen werden
mittels übertrieben wirkenden pseudopsychologischen Analysen abstrahiert und
verallgemeinert. Entsprechungen finden sich im vierkategorialen Modell sowohl zum
anklammernden als auch zum ängstlich-vermeidenden Prototyp.
24
Eine weitere Kategorie wurde erst in den späten 80er Jahren entwickelt und stellt eine eigene,
zusätzliche Bindungsrepräsentation dar:
•
Als unverarbeitet / traumatisiert (unresolved trauma) gilt der Bindungsstil von
Interviewten, die sich speziell auf Passagen im Interview beziehen, in denen über
traumatische Ereignisse berichtet wird, die bisher emotional nicht verarbeitet
wurden. Dabei schleichen sich gedankliche und sprachliche Fehler ein, die von der
interviewten Person unbemerkt bleiben. Diese sprachliche Darstellung wirkt
desorganisiert, teilweise sogar irrational. „Dies wurde von Main im Sinne eines
Vorhandenseins von dissoziierten Erinnerungen interpretiert, die mit den
bewussten kognitiven Strukturen interferieren“ (Steffanowski, 1999).
Das Adult Attachment Interview wird beinahe ausschließlich für die Forschung verwendet
und nicht für die Diagnostik in der psychotherapeutischen Praxis, da ein erhebliches Problem
dieses Verfahrens in der mangelnden Ökonomie begründet liegt. So dauert die Durchführung
des Interviews sehr lange und es ist von Nöten, dass sehr erfahrene Interviewer die
Testsituation beurteilen. Das AAI liefert jedoch für jede Versuchsperson eine Fülle von
Daten, was vor allem für umfangreiche Forschungsvorhaben wie die Durchführung von
Längsschnittstudien vorteilhaft sein kann.
1.2.4.2 Attachment Style Measure von Hazan und Shaver (1987)
Hazans und Shavers (1987) Interesse galt der Fragestellung, wie der Bindungsstil mit dem
Erleben von wichtigen Liebesbeziehungen zusammenhängt. Hierzu haben sie an von
Ainsworth et al. (1978) bei Kindern gefundene Bindungstypologien angelehnte einfache
Formulierungen für drei analoge Bindungsmuster bei Erwachsenen entwickelt. Benutzt wird
in diesem Verfahren ein Single-Item-Maß. Der Proband soll sich dabei dem Bindungsstil
zuordnen, der am ehesten seine Gefühle widerspiegelt. Hier werden verschiedene
Bindungsstile in die drei Kategorien sicher (secure), vermeidend (avoidant) und ängstlichambivalent (anxious-ambivalent) eingeteilt.
•
Sicher gebundene Personen empfinden es als relativ einfach, anderen Menschen
nahe zu sein. Sie fühlen sich dabei wohl, von ihnen abhängig zu sein und zu
wissen, dass sie von einem abhängen. Sie haben kaum Befürchtungen, verlassen
zu werden oder dass ein anderer Mensch zu viel Nähe fordern könnte.
•
Vermeidende Personen fühlen sich in der Nähe anderer Menschen unwohl und
haben Schwierigkeiten, ihnen zu vertrauen und von ihnen abhängig zu sein. Sie
25
haben häufig das Gefühl, dass andere Menschen mehr Nähe wollen, als sie selber
geben können und ihnen angenehm ist.
•
Ängstlich - ambivalente Personen haben einerseits den starken Wunsch, anderen
nahe zu kommen, andererseits befürchten sie, vom Partner verlassen zu werden
und nicht genug geliebt zu werden.
Dieses Verfahren ist insofern ökonomisch, als dass es sich ohne großen Aufwand durchführen
und auswerten lässt. Hazan und Shaver (1987) ist es gelungen, in Abhängigkeit vom
Bindungsstil signifikante Unterschiede im Erleben einer Partnerschaft nachzuweisen.
Nachteilig an diesem Verfahren ist, dass keine Aussage über den individuellen Grad der
Ausprägung des Bindungsstils möglich ist. Zum anderen hat sich gezeigt, dass eine
Verwendung von vier Bindungsstilen eine bessere Differenzierung erlaubt.
1.2.4.3 Adult Attachment Scale von Collins und Read (1990)
Die von Collins und Read (1990) entwickelte Adult Attachment Scale (AAS) stellt im
Gegensatz zum Adult Attachment Interview (AAI) von Main und Goldwyn (1985-1996) ein
Selbstbeschreibungsverfahren dar, welches sich auf bindungsbezogene Einstellungen bezieht.
Es gelang mit der Adult Attachment Scale, grundlegende Dimensionen zu identifizieren, auf
denen die Bindungsstile basieren könnten. Fokus der Entwicklung dieses Verfahrens war die
Fragestellung, inwieweit der Bindungsstil im Sinne der Theorie Bowlbys (1976) mit inneren
Modellen vom Selbst und vom Anderen zusammenhängt.
Collins und Read (1990) haben zur Skalenbildung zunächst die Beschreibungsblöcke von
Hazan und Shaver (1987) in Einzelitems aufgelöst, diese durch weitere wichtige Items zur
Erreichbarkeit (Availability) und Zugänglichkeit (Responsivity) der Bindungspersonen
ergänzt und Faktorenanalysen unterzogen. Daraus resultierten drei dimensionale Skalen mit
jeweils fünf Items, welche die Offenheit für Nähe (Close) in Beziehungen, Vertrauen
(Depend) in den anderen und Angst (Anxiety) vor dem Verlassen werden erfassen. Einen
hohen statistischen Zusammenhang zeigten insbesondere die Skalen Nähe und Vertrauen (r =
.38), während sich zwischen der Angst- und Näheskala kaum Zusammenhänge zeigten (r = ,08) und zwischen den Skalen Angst und Vertrauen negative Zusammenhänge (r = -,24) was
theorienkonsistent ist. Die Reliabilitäten der Skalen (Cronbachs α) bewegen sich in einem
Bereich zwischen ,69 und ,75. Die AAS besteht aus 15 Items, die auf einer fünfstufigen Skala
von „stimmt gar nicht“ (1) bis „stimmt genau“ (5) eingeschätzt werden. Zur Auswertung des
Fragebogens werden die angekreuzten Zahlenwerte addiert, wobei einige der Items aufgrund
26
ihrer negativen Polung vorher zu invertieren sind. Tabelle 1.7 zeigt die 15 Items der AAS in
der deutschen Fassung.
Tab. 1.7: Skalen, Items und Kennwerte der Adult Attachment Scale (Collins & Read, 1990),
deutsche Fassung
Skalenbezeichnung: Angst (Anxiety)
Ich mache mir oft Sorgen, dass meine Freunde / meine Freundinnen mich nicht wirklich mögen. (+)
Mein Wunsch, in einem anderen Menschen völlig aufzugehen, schreckt andere manchmal ab. (+)
Ich merke, dass andere mich nicht so nah an sich herankommen lassen, wie ich es gerne hätte. (+)
Ich mache mir oft Sorgen, ein mir wichtiger Mensch könnte mich verlassen. (+)
Ich mache mir oft Sorgen, dass meine Freunde / meine Freundinnen eines Tages nicht mehr mit mir befreundet sein möchten. (+)
Skalenbezeichnung: Nähe (Close)
Es macht mich nervös, wenn mir jemand zu nahe ist. (-)
Für mich ist es schwierig, andere an mich heranzulassen. (-)
Es ist mir irgendwie unangenehm, mit anderen sehr vertraut zu werden. (-)
In Freundschaften wünschen sich meine Freunde / meine Freundinnen häufig mehr Nähe von mir, als mir angenehm ist. (-)
Die Vorstellung, mir könnte jemand zu nahe kommen, beunruhigt mich. (-)
Skalenbezeichnung: Vertrauen (Depend)
Ich weiß: wenn ich jemanden brauche, wird auch jemand da sein. (+)
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darauf verlassen kann, dass andere da sind, wenn ich sie brauche. (-)
Menschen sind nie da, wenn man sie braucht. (-)
Ich kann mich gut auf andere verlassen. (+)
Es fällt mir schwer, anderen voll und ganz zu vertrauen. (-)
Hohe Werte auf der Skala Angst stehen für starke Ängste, nicht ausreichend geliebt zu
werden. Ein niedriger Wert auf dieser Skala spricht für Selbstsicherheit in Beziehungen, da
nur ein geringes Ausmaß an Verlustängsten besteht. Bezüglich der Skala Nähe bedeuten hohe
Werte, dass es der Person leicht fällt, Nähe zu anderen sowohl herzustellen als auch
zuzulassen und aufrechtzuerhalten. Niedrige Werte deuten darauf hin, dass es den
Versuchspersonen schwer fällt, zwischenmenschliche Nähe herzustellen, da sie sich durch
diese bedroht fühlen. Auf der Skala Vertrauen sprechen hohe Werte dafür, dass sich die
Versuchsperson anderen Menschen bei Bedarf anvertraut. Fehlendes zwischenmenschliches
Vertrauen zeigt sich bei niedrigen Punktwerten.
27
Die Übersetzung der Adult Attachment Scale erfolgte durch Büsselberg (1993), eine
Überarbeitung durch Schwerdt (1994), der zusätzlich zum Beziehungsbereich „Partnerschaft“
auch „Freundschaften allgemein“ mit einbezog.
Durch die Entwicklung der Adult Attachment Scale ist es gelungen, eine diskrete
Bindungstypologie auf intervallskalierbare Dimensionen zurückzuführen, die fundamentale
Aspekte des Bindungssystems abzubilden scheinen. In einer Clusteranalyse überprüften
Collins und Read diese Vermutung und konnten nachweisen, dass den drei Bindungsmustern
äquivalente Cluster zugeordnet werden können:
•
Ein sicheres Bindungsmuster zeichnet sich durch hohe Werte auf den Skalen Nähe
und Vertrauen und durch niedrige Werte auf der Angstskala aus.
•
Der Bindungstypus ängstlich geht mit hohen Werten auf der Angstskala und mittleren
Werten auf der Nähe- und Vertrauensskala einher.
•
Der vermeidende Bindungsstil geht mit niedrigen Werten auf allen drei Skalen einher.
In der Normalpopulation fand sich folgendes Verteilungsmuster bezüglich der Bindungsstile:
47% weisen einen sicheren Bindungsstil auf, 38% weisen einen unsicher-ängstlichen
Bindungsstil und 15 % einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil auf.
1.2.4.4 Relationship Questionnaire von Bartholomew und Horowitz (1991)
Das Relationship Questionnaire (RQ), von Bartholomew und Horowitz (1991) entwickelt, ist
ein Single-Item-Messverfahren, welches aus vier kurzen Selbstbeschreibungen besteht. Jede
dieser Selbstbeschreibungen lässt sich je einem prototypischen Bindungsstil, in Anlehnung an
das vierkategoriale Modell, zuordnen. Probanden werden gebeten, auf einer 7-Punkte-Skala
anzukreuzen, in welchem Ausmaß sie mit jedem einzelnen der vier prototypischen
Bindungsstile übereinstimmen. Daraus ergeben sich vier intervallskalierte Rohwerte, welche
ein bestimmtes Bindungsprofil bereitstellen.
28
Tab. 1.8: Relationsship Questionnaire (Bartholomew & Horowitz (1991)
Secure pattern (sicher)
It is easy for me to become emotionally close to others. I am comfortable depending on them and having them depend on
me. I don’t worry about being alone or having not accept me.
Dismissing pattern (abweisend)
I am comfortable without close emotional relationships. It is very important to me to feel independent and self-sufficient,
and I prefer not to depend on others or have others depend on me.
Preoccupied pattern (anklammernd)
I want to be completely emotionally intimate with others, but I often find hat others are reluctant to get as close as I would
like. I am uncomfortable being without close relationships, but I sometimes worry that others don’t value me as much as I
value them
Fearful pattern (ängstlich-vermeidend)
I am uncomfortable getting close to others. I want emotionally close relationships, but I find it difficult to trust others
completely, or to depend on them. I worry that I will be hurt if I allow myself to become too close to others.
Das RQ wurde entwickelt, um Ausprägungsgrade der prototypischen Bindungsmuster
intervallskaliert messen zu können, so dass individuelle Unterschiede innerhalb der einzelnen
Bindungsmuster berücksichtigt werden können. Vorteilhaft an diesem Testverfahren ist die
schnelle Durchführbarkeit. Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass der Proband mehrere
Aussagen gleichzeitig verarbeiten muss, was aufgrund selektiver Wahrnehmung zu einer
Erhöhung der Fehlervarianz führen kann. Lienert und Raatz (1994) empfehlen daher,
möglichst kurze und eindeutige Itemformulierungen zu verwenden.
29
1.3 Alexithymie
1.3.1
Definition und Phänomenologie
Der Begriff Alexithymie wurde 1973 maßgeblich von John C. Nemiah und Peter E. Sifneos
geprägt, leitet sich aus dem Griechischen ab (A = Negation, Lexis = Wort, Thymos = Gefühl)
und bezeichnet die Unfähigkeit eines Individuums, Gefühle angemessen bei sich
wahrzunehmen, diese sprachlich präzise auszudrücken und damit psychisch zu verarbeiten. In
der Klinik steht der Begriff Alexithymie dabei für Störungen der Affektregulation (Taylor,
Bagby & Parker, 1997). Alexithymie ist keine Diagnose im Sinne der Diagnosenmanuale
ICD-10 und DSM-IV, sondern ist vielmehr als dimensionales Konstrukt zu verstehen.
Schon 1985 deutete Freud körperliche Beschwerden wie Schwitzen oder Schwindel als
Symptome eines Angstanfalles, bei dem eine seelische Verarbeitung ausbleibt und stattdessen
die Erregung direkt in ein Körpersymptom überführt wird. In der Zwischenzeit wurden
Begriffe wie „infantile Persönlichkeit“ (Ruesch, 1948), „pensée opératoire“ (Marty & de
M’Uzan, 1963), „Alexithymie“ (Sifneos, 1972) oder „Pinocchio-Syndrom“ (SellschoppRuppel & von Rad, 1977) gebildet, die alle eine Art emotionales Analphabetentum
bezeichnen sollen (Gündel, Ceballos-Baumann, & von Rad, 2000).
Als Ausdruck der Schwierigkeit einer adäquaten Verarbeitung emotionaler Stimuli kommt es
zu einer Reduktion kreativer Phantasie. Diese kann sich sowohl in einer Verminderung von
Tagtraum-Aktivitäten als auch in einem Fehlen von Träumen in der Nacht äußern. Sprachlich
resultiert das Fehlen einer Symbolik, welche Gefühle, Stimmungen und affektive Spannungen
beschreibt. Es überwiegt ein utilitaristischer, als kühl, technokratisch und mechanischer
charakterisierender Denkstil (vgl. Ahrens & Deffner, 1985; v. Rad, 1983).
Sifneos und Nemiah (1970) beobachteten das Phänomen der Alexithymie vor allem bei
Patienten mit psychosomatischen Symptomen. Sie postulierten eine tief in der
Neurophysiologie verwurzelte Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden, wahrzunehmen und
auszudrücken, sowie in Phantasien aktiv zu evozieren. Marty und deM’Uzan (1978) fassten
Alexithymie als einen Ausdruck der Verdrängung emotionaler Impulse auf. Auch von ihnen
wurde das Syndrom den Patienten mit psychosomatischen Störungen zugeschrieben. Dabei
wurde auf das Phänomen der Gegenübertragung fokussiert, so wie sie im psychoanalytischen
Interview aufgetreten waren. So fand sich neben dem automatistisch-mechanistischem
Denken die „projektive Reduplikation“ in der Objektbeziehung. Die Probanden hatten
Schwierigkeiten damit, im Untersucher ein fremdes Objekt zu erkennen und verhielten sich
oft so als sei das Gegenüber ihnen selbst in allen Eigenschaften genau gleich. Der Begriff
30
„rélation blanche“ trat hinzu, weil der Untersucher sich oft leer, alleingelassen, emotional
wenig angeregt fühlt, während der Patient den Analytiker ganz funktionalistisch wahrnimmt.
Hier ein Beispiel einer solchen Kommunikation:
„Patient: Heute hatte ich das Gefühl, dass es länger gedauert hat, bis Sie mir die Tür öffneten.
Ich dachte schon, es könnte Ihnen etwas passiert sein und Sie könnten gestorben sein.
Therapeut: Wie wäre das für Sie gewesen?
Patient: Naja, es wäre schon schade gewesen, denn ich hätte mir dann einen neuen
Therapeuten suchen müssen!“ (Marty, 1958).
1.3.2
In
Ätiologie der Alexithymie
mehreren
wissenschaftlichen
Publikationen
wurde
über
die
Entstehung
von
Persönlichkeitsmerkmalen und Alexithymie diskutiert (z.B. Ahrens, 1987; Benedetti, 1980,
1983). Im Folgenden sollen zusammengefasst zwei grundsätzliche Konzepte zur Entstehung
der Alexithymie behandelt werden, nämlich das primär neurobiologische und das
psychodynamisch-psychoanalytische Konzept.
1.3.2.1 Neurobiologische Konzepte
Es wird postuliert, dass bei psychosomatischen Patienten, bei denen Alexithymie von Nemiah
und Sifneos 1973 beobachtet worden ist, Störungen in der Funktion paläostrialer
dopaminerger Strukturen zu finden sind, die mit einer Beeinträchtigung der Funktion der
neuronalen Verbindung zwischen limbischen System und Neokortex einhergehen (Maclean,
1948; Sifneos, 1996; Stevens, 1973). Die beschriebenen Patienten würden unter einer
„Aphasie“ gefühlshafter Wahrnehmungen leiden (Stevens, 1973). So wurde bei 12 aufgrund
schweren epileptischen Leidens kommisurotomierten Patienten Wesensveränderungen
festgestellt, welche mit den Beschreibungen alexithymer psychosomatischer Patienten viele
Übereinstimmungen zeigten (Hoppe & Bogen 1977; Hoppe, 1989). Von Erhebungen bei
Patienten nach Komissurotomie und unilateralem Hirnschaden wurde 1986 von Miller eine
Hemisphären-Typologie abgeleitet. Demnach habe die linke Hemisphäre die Funktion,
Sprachprozesse
zu
unterhalten,
deduktive
und
syllogische
Schlussfolgerungen
zu
ermöglichen, logisch-deskriptiv sowie perzeptiv und konzeptiv zu analysieren, sprachliche,
syntaktische und semantische Qualitäten von Sprache und Kommunikation zu interpretieren,
wohingegen der rechten Hemisphäre mehr „intuitive“ Funktionen zugeordnet wurden. Hier
fände eine „Dechiffrierung“ des emotionalen Anteils der Kommunikation sowie die SymbolBild-Kodierung statt (Miller, 1986). Von Hoppe wurde eine „funktionelle Kommissurotomie“
31
für alexityhme Patienten beschrieben: das primär emotional-gefärbte Prozessmaterial, die
affektive Gegenstandrepräsentationen der rechten Hemisphäre würde vom Bewusstsein
abgeschnitten,
wohingegen
die
linke
Hemisphäre
mit
den
rational-verbalen
Sprachrepräsentation überwiegen würden.
In der modernen Alexithymieforschung wird derzeit erheblich nach einer Identifikation
neurobiologischer
Korrelate
der
beeinträchtigten
Affektverarbeitung
gesucht.
Die
Entwicklung funktionell-bildgebender Verfahren (funktionelle Magnetresonanztomographie,
Positronen-Emissions-Tomographie, Single-Photon-Emissions-Computertomographie) hat in
den letzten Jahren zu einer Vielzahl an Einzelbefunden geführt. Da bisher aber nur
rudimentäre Kenntnisse über die hochkomplexe neurobiologische Natur der Emotionalität
selbst und über die an ihrer Regulation beteiligten Strukturen vorhanden sind, ist es bisher
noch nicht gelungen, ein greifbares hirnorganisches Substrat alexithymer Persönlichkeitszüge
zu bestimmen. Neben der Suche nach einem neurologischen „Fokus“ geht man deshalb heute
dazu über, Alexithymie in erster Linie als ein Paradigma zur theoriegeleiteten Erforschung
neurobiologischer Grundlagen der Affektivität zu nutzen.
1.3.2.2 Psychodynamisch-psychoanalytische Konzepte
In einer Studie von Freyberger aus dem Jahre 1977 zeigten sich bei Patienten, die durch
erhebliche medizinische Eingriffe oder lebensbedrohliche Erkrankungen existenziell
beeinträchtigt waren, alexithyme Persönlichkeitsmerkmale. Freyberger deutete diese
Persönlichkeitszüge als einen Verleugnungsprozess als Folge dieser Belastung und
bezeichnete sie als sekundäre Alexithymie. Davon abzugrenzen ist die sogenannte primäre
Alexithymie,
die
ätiologisch
auf
einer
mit
einer
Ich-Schwäche
verbundenen
psychotraumatisch bedingten narzisstisch-prägenitale Entwicklungsstörung zurückzuführen
ist. Die Alexithymie wird heute eher als zeitlich stabiles Persönlichkeitsmerkmal gesehen. So
zeigten beispielsweise Untersuchungen von Patienten mit Angststörungen, dass während des
Beobachtungszeitraumes die Angstsymptomatik nachließ, die Alexithymieausprägung,
ermittelt mittels der Toronto-Alexithymie-Skala (TAS-26) jedoch unverändert blieb. Ähnliche
Ergebnisse zeigten Untersuchungen bei Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn,
Patienten mit Abhängigkeitsstörungen und Depressionen. Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass es sich bei der Alexithymie eher um ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal handelt und nur
sehr schwere traumatisierende Erlebnisse zu einer Veränderung der Alexithymieausprägung
führen können (Gündel et al., 2000, vgl. Freyberger, 1977).
32
Bezüglich der primären Alexithymie postuliert Freyberger, dass diese Störung einerseits zu
erheblichen Abhängigkeitswünschen und andererseits zu aggressiven Triebwünschen führt,
was disponierend für die Entstehung psychosomatischer Erkrankungen sei.
Benedetti (1980, 1983) hingegen postuliert, dass sich alexithyme Merkmale im Verlauf einer
Psychotherapie immer auflösen und später zu „echten“ neurotischen Symptomen entwickeln.
So sei die Alexithymie als Variante einer narzisstischen Störung zu verstehen. Ferner versteht
Benedetti das Phänomen der Alexithymie eher als passager auftretendes psychodynamisches
Phänomen im Sinne einer „Abspaltung einer Affektiven Dimension des Leidens“.
Weitere Faktoren, die als Ursachen für die Entstehung einer Alexithymie fungieren, sind
Störungen in der frühen intimen Beziehung mit den Eltern, Einsamkeitserfahrungen,
Selbstidentitätsstörungen und die nur mangelhaft als solche wahrgenommenen frühen
narzisstischen Kränkungen (Gündel et al., 2000). In einer Studie von Berenbaum aus dem
Jahre 1996 wurde aufgezeigt, dass sexueller Missbrauch in der Kindheit mit Alexithymie und
Persönlichkeitsstörungen assoziiert sind. Des Weiteren wurde 1994 von Berenbaum und
James beschrieben, dass Alexithymie mit Besonderheiten im (früh-)kindlichen Erleben
zusammenhängt, wie beispielsweise Gefühl der Unsicherheit und Schutzlosigkeit in der
Kindheit, Aufwachsen in Heimen oder Missbrauch im Kindesalter (Berenbaum & James,
1994).
Von Dworkin & Saczynski (1984) wurde Alexithymie als Folge von introvertierten und
depressiven Charaktereigenschaften angesehen, welche zunächst zur sozialen Isolation und
daraus folgernd zu einem Mangel an interpersonellen Aktivitäten, sozialer Anhedonie und
folglich zur Alexithymie führen.
1.3.3
Prävalenz der Alexithymie in der Normalpopulation
Zur Prävalenz von Alexithymie in der Normalpopulation wurden bisher zahlreiche Studien
durchgeführt (Joukamaa et al., 2003; Kokkonen et al., 2001; Mattila, Salminen, Nummi, &
Joukamaa, 2006; Montreuil & Pedinielli, 1995; Parker, Taylor, & Bagby, 1989; Salminen,
Saarijarvi, Ääirelä, Toikka, & Kauhanen, 1999). Hauptsächlich bezogen sich diese Studien
auf skandinavische Stichproben. In diesen Studien fanden sich zusätzlich Hinweise auf eine
Häufung alexithymer Merkmale bei ledigen Männern, niedrigem Sozialstatus, frühkindlichen
Belastungen und Entwicklungsverzögerungen (Joukamaa et al., 2003, 2008). In allen Studien
wurde als Messinstrument die Toronto-Alexithymie-Skala verwendet. Dabei wird eine
durchschnittliche Prävalenz von ca. 7 – 19 % in der Normalpopulation angegeben.
33
1.3.4
Anwendungsgebiete der Alexithymieforschung
„Die Messung der Alexithymie, vermittelt durch empirische Untersuchungen in den
Hauptversionen TAS-26 und TAS-20, stimuliert insbesondere in drei Gebieten die
psychosomatische Forschung und bildet inzwischen einen eindrucksvollen „Body of
Knowledge“:
1. Alexithymie
als
klinisch
bedeutsame
Variable
bei
psychiatrischen
und
psychosomatischen Störungen
2. Alexithymie als psychobiologisch faßbare Störung der Affektverarbeitung
3. Alexithymie als Kultur- und Schichtphänomen.“ (Kupfer, Brosig, & Brähler, 2001,
S.11).
Auf die ersten beiden Punkte wurde im Vorfeld eingegangen. Zur Alexithymie als kultur- und
klassenabhängiges Phänomen stellt sich die Frage, ob die Fähigkeit des Menschen, Gefühle
erleben und zeigen zu dürfen, also dessen emotionale Durchlässigkeit und Sensibilität,
kulturell überformt ist. Einige Studien bestätigen den Zusammenhang zwischen niedrigem
sozioökonomischem Status und Alexithymie (Kauhanen, Julkunen, & Salonen, 1992;
Kirmeyer & Young, 1993; Lane et al., 1998; Lumley, Ovies, Stettner, Wehmer, & Lakey,
1996; Taylor, Bagby, & Parker, 1992).
1.3.5
Ausgewählte Krankheitsbilder und ihre Beziehung zur Alexithymie
Alexithymie beschreibt generelle psychische Dispositionen für die Entwicklung körperlicher
und psychischer Krankheiten. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die die Beziehung
ausgewählter Krankheitsbilder zur Alexithymie untersuchen. Tabelle 1.9 gibt eine Übersicht
an Untersuchungen über ausgewählte Krankheitsbilder und ihre Beziehung zur Alexithymie.
34
Tab. 1.9: Ausgewählte Krankheitsbilder und ihre Beziehung zur Alexithymie (in Anlehnung an
Kupfer, Brosig & Brähler, 2001)
Autor
Bach & Bach (1996)
Erkrankung / Ereignis
Somatoforme Störung vs. Somatische
Störung
Ergebnis
Höherer TAS-Gesamtscore bei somatoformen
Störungen im Vergleich zu Somatikern
Bach, Bach & deZwaan (1996)
Somatoforme Störungen
Somatoforme Störungen und Alexithymie
unabhängige Krankheitsbilder
Bach et al. (1994)
Somatoforme Störungen
DSM-III Diagnose somatoforme Störung und
Alexithymie unabhängig
Bach et al. (1994)
Persönlichkeitsstörungen
Keine Erhöhung des TAS-Gesamtscores
Psychopathie
Keine Erhöhung des TAS-Gesamtscores
Sucht vs. Essstörungen und Kontrollen
Keine signifikanten Unterschiede in der
Alexithymie
Louth, Hare & Linden (1998)
Chinet et al. (1998)
Lutz (2006)
Alkoholabhängigkeit, erektile
Dysfunktion
Erhöhte Alexithymiewerte bei
Alkoholkrankheit; erhöhte Alexithymie bei
erektiler Dysfunktion
Uzun et al. (2003)
Alkoholabhängigkeit
Erhöhte Alexithymiewerte
Kauhanen et al. (1992)
Alkoholabhängigkeit
Erhöhte Alexithymiewerte, Schwere der
Alkoholabhängigkeit korreliert mit Schwere der
Alexithymie
Troisi et al. (1998)
DeZwaan et al. (1995)
Cannabis Abusus
Übergewicht
Zunahme der Alexithymie, je intensiver
Cannabis-Gebrauch
Binge-Eaters haben höhere TAS-Gesamtscores
als Kontrollgruppen mit Übergewicht
Rastam et al. (1997)
Anorexia nervosa
Erhöhte Alexithymiewerte nur in Subgruppe
Sexton et al. (1998)
Essstörung
Höhere Alexithymiewerte in der Gruppe der
Anorexie, verglichen mit Bulimie und
Normalpersonen
Kosturek et al. (1998)
Chronischer Schmerz
Kawamura et al. (1997)
Schlafstörungen
Todarello et al. (1995)
Hypertonie
Todarello et al. (1997)
Mamma- und Zervixkarzinom
35
Niedriger TAS-Gesamtscore
Schlafstörungen werden assoziiert mit
Alexithymie
Erhöhte Alexithymiewerte
Erhöhte Alexithymiewerte; bei Frauen mit
besonders alexithymer Merkmalsausprägung
signifikant erniedrigte Zahl von
Lymphozytenuntergruppen
Porcelli et al. (1995)
Morbus Crohn / Colitis ulcerosa
Erhöhte Alexithymiewerte
Kauhanen et al. (1994)
Koronare Herzkrankheit
Keine Zusammenhänge zwischen Alexithymie
und Ischämiereaktion bei KHK. Alexithyme
werden eher als krank diagnostiziert
Torosion et al. (1997)
Stumme Ischämie
Extern orientierter Denkstil erhöht bei
Patienten mit stummer Ischämie vs. Patienten
mit Angina pectoris bei Belastungstest
Lumley et al. (1997)
Organerkrankungen
Keine Korrelation der Alexithymiewerte mit der
Schwere der Erkrankung
Wise et al. (1990)
somatisch Erkrankte
Höhere Alexithymiewerte als Normalpersonen,
jedoch unabhängig von der Schwere der
Erkrankung
Kauhanen et al. (1996)
Sterblichkeit
Fiedler et al. (1994)
Multiple Chemical Sensivity
Malt et al. (1997)
Erhöhte Alexithymiewerte
Amalgam-Ängste
Scheidt et al. (1999)
1.3.6
Alexithymie wird assoziiert mit höheren
Todesraten in prospektiver Studie
Keine erhöhten Alexithymiewerte
Idiopathischer Torticollis
Erhöhte Alexithymiewerte
Messverfahren der Alexithymie
Es gibt eine Reihe von psychometrischen Verfahren, die im Laufe der Zeit zur „Messung der
Alexithymie“ entwickelt wurden. Neben Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren existieren
auch projektive Verfahren (Acklin & Bernat, 1987; Taylor & Bagby, 1997) oder
sprachinhaltsanalytische Verfahren (von Rad et al., 1977).
Die bekanntesten Messinstrumente sind unter anderem der Beth Israel Hospital
Psychosomatic Questionnaire (BIQ) (Sifneos, 1973), die Schalling-Sifneos Personality Scale
(SSPS) (Apfel & Sifneos, 1979), die Alexithymie-Skala des Minnesota-Multiphasic
Personality Inventory (MMPI-A) (Kleiger & Kinsmann, 1980) sowie der Alexithymia
Provoked Response Questionnaire (APRQ) (Krystal, Giller, & Cicchetti, 1986). Die meisten
dieser Verfahren sind jedoch hinsichtlich ihrer testtheoretischen Gütekriterien kritisch zu
bewerten.
Die derzeit am häufigsten verwendeten psychometrischen Verfahren sind die Levels of
Emotional Awareness Scales (LEAS) (Lane et al., 1998a,b) und die Toronto Alexithymie
Skala in ihrer aktuellen Version mit 20 Items, welche sich erheblich hinsichtlich
grundlegender
methodischer,
konzeptioneller
36
und
theoretischer
Überlegungen
zum
Alexithymiekonstrukt unterscheiden und deshalb auch unterschiedliche Aspekte der
Alexithymie abdecken. Beide Verfahren liegen in einer deutschen Übersetzung vor (Bagby,
Parker, & Taylor, 1994a; Bagby, Taylor, & Parker, 1994b; Parker, Bagby, & Taylor, 1993;
Subic-Wrana, Thomas, Huber, & Köhle, 2001). Aufgrund einfacher und ökonomischer
Anwendung hat sich die TAS-20 als das am häufigsten eingesetzte Verfahren im Rahmen von
wissenschaftlichen Untersuchungen eingesetzt.
Die Toronto Alexithymie Skala wird im Kapitel 3.4.4 ausführlich beschrieben.
37
1.4
Die Bedeutung von Bindungsstil und Alexithymie für die Entstehung von
Alkoholismus
1.4.1 Alkoholismus und Bindung
Von Flores (2004) wird postuliert, dass die Suchtmittelabhängigkeit in der Bindungsstörung
des Patienten begründet ist. Aufgrund fehlender externaler Unterstützung in der frühen
Kindheit ist es den Patienten nicht möglich, ihre eigenen Affekte zu regulieren. Somit fällt das
Knüpfen und Unterhalten von zwischenmenschlichen Beziehungen schwer und aufgrund
mangelnder emotionaler Beziehungen besteht die Gefahr, Alkohol oder Drogen zu
konsumieren, wodurch zunächst der Mangel an engen emotionalen Beziehungen ausgeglichen
werden kann. Für Abhängigkeitserkrankungen liegen noch wenige Daten über den Anteil
sicher und unsicher gebundener Patienten vor, obwohl Substanzabhängigkeiten in der
Literatur häufig als „attachment disorders“ bezeichnet werden. In klinisch unauffälligen
Stichproben beträgt der Anteil sicher gebundener Erwachsener 58%, in klinischen
Stichproben 14% (van Ijzendoorn & Bakermans-Kranenburg, 1996). Aus einer Studie aus
dem Jahre 2002 (Egle, Hardt, Nickel, Kappis, & Hoffmann, 2002) geht hervor, dass ein
deutlicher Zusammenhang zwischen unsicherer Bindung und psychiatrischer Erkrankung
besteht. Es ist davon auszugehen, dass diese Tendenz auch bei Suchterkrankungen
aufzufinden ist. Diese Annahmen werden von Schindler (2001) gestützt, der, nach den
prototypischen Beschreibungen von Bartholomew (1990), einen überwiegenden Anteil von
ängstlich-vermeidenden Bindungsstilen, gefolgt von den zweithöchsten Skalenwerten im
anklammernden Bindungsstil bei Suchterkrankten feststellte. Ebenso findet sich in einer
Studie von Dagdar, Abdolmanafi, Rostani und Hamidi (2010), in der Suchtkranke gegen
Probanden der Normalpopulation getestet wurden, ein signifikanter Zusammenhang zwischen
einem unsicheren Bindungsstil und einer Suchterkrankung. Exakte Zahlen liegen dennoch
bislang noch nicht vor. Beispielsweise zeigt eine Studie von Wedekind et al. (2013) einen
Anteil von 33% an sicher gebundenen Probanden innerhalb einer Stichprobe von
Alkoholikern. Allerdings liegt die Fallzahl hier lediglich bei 59. Ebenso zeigt sich in einer
Studie von Harnic et al. (2010), in der 40 Alkoholiker getestet wurden, in 50 % der Fälle ein
unsicherer Bindungsstil. In einer Studie von Ridinger, König, Lange und Wodarz (2009)
zeigte sich innerhalb einer Studienpopulation von Alkoholikern mit einer Fallzahl von 517 ein
Anteil unsicher gebundener Probanden von 79,3 % respektive 20,7 % sicher gebundener
Probanden. In einer Studie von Thorberg und Lyvers (2006) zeigten sich ähnliche Tendenzen.
38
Zudem wird konstatiert, dass die Schwere der Drogenabhängigkeit in der Konzeption von
Bartholomew (1990) mit dem negativen Selbstbild der Suchterkrankten korreliert (Schindler,
2001; Thomasius, 2000).
Vungkhanching et al. (2004) postulieren, dass ein unsicherer
Bindungsstil ein Risikofaktor für die Entstehung einer Alkoholabhängigkeit sei, unabhängig
von der positiven Familienanamnese einer Suchterkrankung.
De Rick und Vanheule (2007) schlagen vor, bei der Therapie von Alkoholikern zwischen
Patienten mit sicherer und unsicherer Bindung zu differenzieren. In ihrer Studie, in der 101
Alkoholiker getestet wurden, zeigten sich in der Gruppe der unsicher gebundenen Patienten
mehr schizotype und depressive Persönlichkeitsmerkmale, sowie ein
erhöhter Anteil an
Alexithymen als in der Gruppe der sicher gebundenen Patienten, welches unterschiedliche
Behandlungsansätze zu offerieren notwendig macht.
Ebenso wird konstatiert, dass der Bindungsstil sowohl die Frequenz des Drogengebrauchs,
als auch den Stress-motivierten Drogengebrauch beeinflusst (Kassel, Wardle, & Roberts,
2007).
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Wissenschaft zum Thema Bindung und
Sucht noch am Anfang steht. Die Bindungstheorie trägt viel zum Verständnis und Behandlung
von Beziehungen und Affektregulation bei. Beides, sowohl die Affektregulation mittels
psychotroper Substanzen als auch die Vermeidung enger Beziehungen sind wesentliche
Elemente für das Verständnis von Suchterkrankungen.
1.4.2 Alkoholismus und Alexithymie
Die Alexithymie stellt ein kognitiv emotionales Muster dar, welches häufig bei
Alkoholabhängigkeit aber auch bei Drogenabhängigkeit im Allgemeinen beschrieben wird
(Croissant, Hölzl, & Olbrich, 2002). Daten zur Prävalenz von Alexithymie bei Alkoholikern
schwanken in der Literatur zwischen 40 und 78 % (Rybakowski, Ziólkowski, Zasadzka, &
Brzeziński, 1988; Taieb et al., 2002; Thorberg, Young, Sullivan, & Lyvers, 2009).
Alexithymie wird häufig als ein Risikofaktor für die Entstehung einer Alkoholkrankheit
angesehen, obwohl es bislang geringe Belege für einen Zusammenhang zwischen
Alexithymie und Alkoholkonsum sowie zwischen Alexithymie und Schweregrad der
Alkoholabhängigkeit gibt (vgl. Thorberg et al., 2009). Weiterhin wird von Thorberg et al.
(2009) postuliert, dass das Wissen über den prädiktiven Nutzen der Alexithymie im Vergleich
zu
besser
untersuchten
und
etablierteren
Alkoholismusentstehung eher gering ist.
Honkolampi
psychologischen
Konstrukten
der
Eine Längsschnittstudie über 7 Jahre von
et al. (2010) zeigte beispielsweise eine Assoziation zwischen bei
39
Erstdatenerhebung auffälliger schwerer depressiver Symptomatik (gemessen mittels der Beck
Depression Inventory BDI) und dem späterem Auftreten von schweren Depressionen,
Persönlichkeitsstörung und Alkoholismus. Diese Assoziation zeigte sich jedoch nicht bei
Alexithymie, getestet mittels Toronto Alexithymia Scale 20 (TAS-20).
Ebenso wurde untersucht, inwieweit Alexithymie für den Behandlungserfolg einer
Alkoholkrankheit eine Rolle spielt. Hierzu gibt es Studien, welche ein eher negatives outcome
des Therapieerfolgs bei alexithymen Alkoholkranken belegen (Bruche, Curren, & Williams,
2012; Coriale et al., 2012; Thorberg, Young, Sullivan, Lyvers, Connor, & Feeney, 2011),
sowie andere Studien, welche keinen Unterschied bezüglich des Therapieerfolgs zwischen
alexithymen und nicht alexithymen Alkoholikern belegen (De Haan et al., 2012; Stasiewicz,
2012).
Zusammenfassend kann daher gesagt werden, dass bisher noch nicht fest steht, inwieweit bei
der Behandlung von Alkoholikern eine Differenzierung zwischen alexithymen und nicht
alexithymen Patienten sinnvoll, nützlich oder gar notwendig ist.
1.4.3 Bindung und Alexithymie
Der Alexithymiebegriff wird in der psychoanalytischen Literatur als Form der
Affektregulationsstörung verstanden (vgl. Scheidt & Waller, 2005). „Empirische Befunde
zeigen, dass Alexithymie in Zusammenhang mit einer unsicheren, insbesondere einer
unsicher-vermeidenden Bindungsrepräsentation auftritt.“ (Scheidt, C.E., Waller, E., 2005).
Beispielsweise zeigt eine Studie von Troisi, D’Argenio, Peracchio und Petti (2001) einen
signifikanten Zusammenhang zwischen unsicherem Bindungsstil und Alexithymie. Als
weiteren Faktor zeigte sich innerhalb der Subpopulation der Probanden mit unsicherem
Bindungsstil in denjenigen Gruppen mit anklammernder oder ängstlich-vermeidender
Komponente eine höhere Prävalenz der Alexithymie (65% respektive 73%), als in der Gruppe
mit abweisender Komponente (36%). De Rick und Vanheule (2007), sowie Scheidt et al.
(1999) fanden ebenfalls einen Zusammenhang zwischen unsicherer Bindung und
Alexithymie.
Insgesamt gibt es aber bisher noch wenige Studien, in der sowohl Alexithymie als auch
Bindungsstile getestet werden. Gleichwohl werden beide Komponenten als prädiktive
Faktoren für die Entstehung einer Suchterkrankung sowie jeder anderen psychiatrischen
Erkrankung verstanden.
40
2. Ziele der Arbeit
2.1 Allgemeine Ziele der Studie und Fragestellung
Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Erklärungen des Auftretens von süchtigen
Störungen, welche auf verschiedenen empirischen Untersuchungen beruhen, die das gehäufte
Auftreten von bestimmten Merkmalen bei Suchtkranken, bei Drogen selbst und im sozialen
Umfeld aufzeigen. Daraus resultiert die grundlegende Hypothese, dass diese drei Faktoren
(Person, Droge, Umwelt) die Entwicklung der Sucht begünstigen (Abb. 2.1).
Abb. 2.1.: Das „Ursachendreieck“ der Sucht (nach Feuerlein, 1989)
Ferner steht eine Reihe von Erklärungsmodellen der Suchtentstehung zur Verfügung, wobei je
nach Erklärungsinteresse das eine oder andere Modell bevorzugt wird. Die Modelle sind aber
grundsätzlich miteinander verknüpft, woraus sich ein mehrdimensionales Krankheitsmodell,
das sogenannte „biopsychosoziale Ursachenmodell“ (Engel, 1977; Feuerlein, 1989) ableiten
lässt (Abb.2.2). „Sucht ist in dieser Sicht das Ergebnis einer längerwährenden
Wechselwirkung von Merkmalen

der Person (z.B. genetische Risikofaktoren oder psychische Risikofaktoren wie
Belohnungsabhängigkeit, Belastungsvermeidung, Neugierde)

der Umwelt (Risikokonstellation im sozialen Umfeld)

der Droge (Stoffe mit hohem bzw. adäquatem Suchtpotential).“ (Tretter, 2000)
41
Abb. 2.2: Das biopsychosoziale Ursachenmodell (Engel, 1977; Feuerlein, 1989)
42
Die Tabelle 2.1 gibt eine Übersicht über Erklärungsmodelle der Suchtursachen.
Tab. 2.1. Verschiedene Erklärungsmodelle der Suchtentstehung
Modell
Stichworte
Sozialwissenschaftliche Erklärungsmodelle
Makroebene (Gesellschaft)
Mesoebene (Gemeinde)
Mikroebene (Familie)
Psychologische Modelle
Rausch, Positivierung
Lernpsychologisches Modell
Lernen am Erfolg (operantes Konditionieren),
SORKC-Modell , klassische Konditionierung, Lernen am Modell
Kognitives Modelle
Erwartung, Wahrnehmung, automatisierte Denkabläufe,
Bewertungsprozesse, intentionales Handeln,
Selbstwirksamkeitserwartung, internale und externale
Attributionsprozesse
Psychoanalytische Modelle
Instanzenmodell (Ich, Es, Über-Ich),
Narzisstische Krisen, „Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt“, Affektund Frustrationsintoleranz
Integrativ kybernetisch- psychologische
Modelle
Süchtiges Verhalten als dysfunktionales Zusammenspiel von
Regulationsstörungen:
Selbst- Umwelt-Beziehung, Wunsch-Wirklichkeitsbeziehungen
(Sollwert vs. Istwert), Lust-Unlust-Balance;
Ko-Morbidität: psychoneurotische Störungen, Psychosen,
Depressionen, Ängste, Aggressionsstörungen
Persönlichkeitstheoretische Modelle
Schizoide, schizotypische, paranoide, histrionische, narzisstische,
antisoziale, Borderline-, selbstunsichere, dependente, zwanghafte,
passiv-aggressive Persönlichkeiten;
Unreflektierte, passive Affektlabilität;
Zentrale orale Fixierung
Neurobiologische Modelle
Noradrenalin, Dopamin, GABA, Glutamat,
Hypothalamus, limbisches System, Locus coerulens, Rezeptoren,
Transmitter,
Expression genetischer Informationen
Integrative Modelle
„biopsychosoziales Ursachenmodell“
„Ökologische“ Modelle
Lebensbedingungen, Lebenskonzept, Lebensgefühl, Lebensstil
Systemische Modelle
Teufelskreise (psychisch, somatisch, sozial),
Regelkreise, Co-Abhängigkeit
Eine sichere Bindungsorganisation ist im Sinne der Entwicklungspsychopathologie als ein
zentraler Schutzfaktor zu betrachten, eine unsichere Bindungsorganisation als ein
43
Vulnerabilitätsfaktor. Wie bereits in der Einleitung erörtert, zeigen sich im Hinblick auf die
Vorhersage einer bestimmten psychischen Störung Multifinalität, das heißt viele verschiedene
Störungsbilder resultieren aufgrund eines einzelnen bestimmten Risikofaktors und
Multikausalität, das heißt ein bestimmtes Störungsbild wird durch verschiedene
Risikofaktoren verursacht. Die Bindungstheorie könnte gewissermaßen eine Basis für die
häufig untereinander komorbid vorliegenden Persönlichkeitsstörungen darstellen (Pilkonis,
1997; West & Sheldon-Keller, 1994). Einige Autoren sehen in der Bindungstheorie eine Hilfe
zum besseren Verständnis verschiedener klinischer Störungsbilder.
Nach Bowlby ist das teilweise unbewusste (Re-)Agieren auf Affektäußerungen für die
Ausreifung einer sicheren Bindung wichtig. Versteht man Alexithymie als Defizit des
Affekterlebens, so weisen Alexithymie und Bindung theoretische Verbindungen auf, welche
es weiter zu untersuchen gilt.
Eine stark ausgeprägte Alexithymie kann, ebenso wie ein unsicherer Bindungsstil im Sinne
eines Vulnerabilitätsfaktors aufgefasst werden. Beide können durch eine beeinträchtigte
soziale Anpassung eine zunehmende Vereinsamung und die Entwicklung psychischer
Störungen begünstigen.
Die vorliegende Studie soll aufweisen, inwieweit ein unsicheres Bindungsverhalten und eine
ausgeprägte Alexithymie Prämisse für die Ausbildung einer Suchterkrankung bzw. für die
Ausbildung jeder anderen psychiatrischen Erkrankung ist, um nachfolgend Therapieoptionen
daraus herleiten zu können. Außerdem soll festgestellt werden, ob ein Zusammenhang
zwischen unsicherem Bindungsverhalten und Alexithymie besteht.
44
2.2 Hypothesen und Fragestellungen
2.2.1 Hypothese 1
Eine Alkoholismusdiagnose ist signifikant positiv mit einem unsicheren Bindungsstil
korreliert.
2.2.2 Hypothese 2
Eine Alkoholismusdiagnose ist signifikant positiv mit Alexithymie korreliert.
2.2.3 Fragestellung 1
Eine Suchtdiagnose ist signifikant positiv mit einem unsicheren Bindungsstil korreliert.
2.2.4 Fragestellung 2
Eine Suchtdiagnose ist signifikant positiv mit Alexithymie korreliert.
2.2.5 Fragestellung 3
Ein unsicherer Bindungsstil ist signifikant positiv mit Alexithymie korreliert.
45
3. Methodik
3.1 Studiendesign
Es wurde eine retrospektive klinische Studie durchgeführt. Die Untersuchungen wurden
sowohl zu Beginn als auch zum Ende der stationären Behandlung durchgeführt im Sinne eines
Prä-Post-Designs, ohne Kontrollgruppe.
Die Untersuchung erfasst insgesamt 248 psychiatrische Patienten, die in einem
psychiatrischen Landeskrankenhaus aufgenommen waren.
3.2.1 Einschlusskriterien
Erfasst und untersucht wurden alle Patienten, die stationär behandlungsbedürftig auf eine
offene (nicht geschlossene, geschützte) Station eines Landeskrankenhauses aufgenommen
wurden. Patienten, die zunächst auf einer geschlossenen Station behandelt wurden, gelangten
erst dann in die Untersuchung, wenn eine Verlegung auf eine offene Station möglich war. Die
Patienten waren mindestens 18 und maximal 65 Jahre alt und der deutschen Sprache
ausreichend mächtig.
3.2.2 Ausschlusskriterien
Nicht in die Studie einbezogen wurden Patienten mit Demenz, Minderbegabung, akuten
psychotischen Störungen, akuten Intoxikationen, Alter außerhalb des definierten Bereichs
(s.o.), Patienten mit nicht ausreichenden deutschen Sprachkenntnissen sowie fehlendes
Einverständnis zur Studie. Ebenso wurden direkt von einer geschlossenen Station entlassene
Patienten nicht in die Studie aufgenommen.
3.3 Datenerhebung
Die Daten wurden sowohl innerhalb der ersten drei Tage der Behandlung auf einer offenen
Station, als auch zum Ende der stationären Behandlung erhoben, im Sinne eines Prä-PostDesigns. Zum ersten Messzeitpunkt füllten die Patienten neben den soziodemographischen
Daten eine einmalige Einverständniserklärung aus, die dazu diente, den Patienten einheitlich
über die Ziele und Inhalte der Studie zu informieren. Des Weiteren wurde damit aus
ethischen, datenschutzrechtlichen und juristischen Gründen ein Einverständnis für die
Teilnahme an der Studie erlangt. Es wurde explizit auf Freiwilligkeit der Studienteilnahme
hingewiesen und betont, dass im Falle einer Nicht-Einwilligung keinerlei Abstriche an der
üblichen Routine-Behandlung erfolgen würde und dass die Zustimmung zur Teilnahme
46
jederzeit zurück genommen werden kann. Vor allen Erhebungen wurde die Studie zur
Genehmigung der Untersuchungs-Designs der Ethikkommission in Mainz vorgelegt.
Zur Anonymisierung wurden den einzelnen Patienten Chiffre-Nummern zugeteilt, so dass die
Auswertung nicht über den Namen, sondern über die Chiffre-Nummer stattfand. Die
Datenerhebung selbst erfolgte nicht anonym.
3.4 Messinstrumente
Neben standardisierter Therapeuten- und Patientenfragebögen im Sinne einer Fremd- und
Selbstbeurteilung zum Zeitpunkt der Aufnahme kamen testpsychologische Verfahren zum
Einsatz, in erster Linie Selbstbeurteilungsskalen, die eine allgemeine und störungsspezifische
Symptomatik erheben und auch typische störungsspezifische Einstellungen erfragen.
Insgesamt wurden 13 Fragebögen verwendet, davon 2 Aufnahmebögen zur Erfassung basaler
soziodemographischer Daten sowie zur Erfassung von Diagnosen nach ICD-10 und DSM IV,
ein Abschlussfragebogen, einen Entlassungsbogen,
zur Erfassung der allgemeinen
Symptombelastung die Symptomcheckliste SCL 90-R, als störungsspezifische Instrumente
das Borderline-Persönlichkeits-Inventar BPI, das Persönlichkeitsstörungsinterview SKID-II
(Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV, Achse II), als Fragebögen zu dissoziativen
Symptomen der FDS (Fragebogen zu Dissoziativen Symptomen), zur Bestimmung der
Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung die Impact of Event Scale – Revised
(IES-R) und die Posttraumatic Stress Diagnostic Scale (PDS) sowie zur Erfassung von
Bindungsqualitäten die Adult Attachment Scale (AAS) und die Toronto-Alexithymie-Skala26 (TAS-26) zur Erfassung von Störungen der Affektverarbeitung.
Neben den genannten testpsychologischen Verfahren wurde auch das soziale Funktionsniveau
mit Hilfe des Global Assessment of Functioning (GAF) gemäß DSM-IV erhoben.
Zum Messzeitpunkt 1 (erster Tag nach Aufnahme) wurden den Patienten folgende
Fragebögen vorgelegt: Aufnahmebogen Therapeut und Aufnahmebogen Patient. Zum
Messzeitpunkt 2 (zweiter Tag nach Aufnahme) fanden verschiedene Tests und
Untersuchungen statt: dazu wurden als Messinstrumente die Symptomcheckliste SCL-90, die
Toronto-Alexithymie-Skala-26
(TAS-26),
die
Adult-Attachment-Scale
(AAS),
das
Borderline-Persönlichkeitsinventar (BPI), der Frageboden zu dissoziativen Symptomen
(FDS), die Impact of Event-Scale (IES-R), die PDS (Diagnoseskala der PTBS,
deutschsprachige Version der Posttraumatic Stress Diagnostic Scale von Foa, 1995) und das
strukturierte klinische Interview für DSM-IV, Achse II (SKID-II), gewählt.
47
In den nachfolgenden Kapiteln soll auf einzelne, ausgewählte Fragenbögen näher
eingegangen werden.
3.4.1 Aufnahmebogen Therapeut
Durch diesen Aufnahmebogen werden allgemeine soziodemographische Daten wie Alter und
Geschlecht, sowie psychiatrische und somatische Diagnosen nach DSM-IV und ICD 10
erfasst. Des Weiteren wird der Charakter der Aufnahmestation dokumentiert (geschlossen,
offen allgemeinpsychiatrisch oder offen psychotherapeutisch) und ob eine Verlegung
stattgefunden hat. Er erfolgte eine Medikamentenanamnese, eine Einschätzung des
allgemeinen Funktionsniveaus in Anlehnung an die GAF-Skala (Global Assessment of
Functioning Scale) der Achse V des DSM-IV (diagnostisches und statistisches Manual
psychischer Störungen), und eine Anamnese über Vorbehandlungen somatischer sowie
psychiatrischer
Erkrankungen.
Im
Hinblick
auf
Vorbehandlungen
psychiatrischer
Erkrankungen erfolgte eine Einteilung zwischen ambulanten, stationärer und teilstationärer
Behandlung
sowie
eine
Einteilung
in
psychotherapeutischer
und
psychiatrischer
Vorbehandlung.
Es wurden Daten zur gynäkologischen und Sexualanamnese erhoben. Des Weiteren wurde
erfasst, ob Nikotin-, Alkohol- und der Konsum von anderen Drogen vorliegt oder in der
Vergangenheit vorgelegen hat.
Es folgten Angaben zur Kindheit und Jugend des Patienten, zu Bezugspersonen, eigener
Heirat und Dauer der aktuellen Beziehung. Erfasst wurden auch soziodemographische Daten
der Eltern und näherer Familienangehöriger, ob Vorstrafen, finanzielle Probleme, psychische
oder chronische körperliche Erkrankungen vorlagen, ob Suizidhandlungen innerhalb der
Familie stattgefunden haben, ob eine Scheidung der Eltern vorlag oder der Verlust eines
älteren Geschwisterteiles oder eines engen Freundes, und mit welchen Familienangehörigen
der Patient aufgewachsen ist.
Des Weiteren wurde erfragt, inwieweit der Patient während seiner Kindheit und Jugend in
sozialen Gruppen aktiv war, beispielsweise im Rahmen von Politik, Jugendgruppen, Kirche
und anderen Vereinen. Die Anzahl der Schulwechsel und Umzüge in der Kindheit wurde
dokumentiert, außerdem ob der Kontakt zu Gleichaltrigen als gut oder schlecht eingeschätzt
wurde.
Es wurde erörtert, ob der Patient Erfahrung mit körperlicher Gewalttätigkeit und sexuellem
Missbrauch gemacht hat und wenn ja, in welchem Alter und durch wen.
48
Am Ende des Interviews wurde durch den Therapeuten eine Einschätzung zur Motivation des
Patienten im Hinblick auf die bevorstehende Behandlung abgegeben.
3.4.2 Aufnahmebogen Patient
Dieser Bogen hielt Angaben über Kostenträger, zuweisende Einrichtung und Wartezeit auf
die stationäre Aufnahme fest. Es wurden Herkunftsland, Alter des Patienten, familiäre
Situation und Wohnsituation dokumentiert. Des Weiteren wurde der schulische und berufliche
Werdegang
erfragt,
sowie
die
aktuelle
Erwerbslage
des
Patienten
und
dessen
Haupteinnahmequelle. Es wurden Fragen zur Arbeitsunfähigkeit bei Aufnahme und in den
letzten 12 Monaten sowie auch zu einer eventuellen frühzeitigen Berentung gestellt und
festgehalten. Die Patienten sollten Angaben zu ihrer eigenen Vorgeschichte bezüglich Sucht,
Suizidversuchen und Gewalttätigkeiten gegen andere oder sich selbst machen und ihre
Beschwerdesymptomatik und dessen Dauer formulieren und angeben. Zuletzt sollte noch eine
Selbsteinschätzung des Patienten zur Motivation bezüglich der vorgesehenen Behandlung
sowie eine Festlegung individueller Therapieziele stattfinden. Die allgemeine Zufriedenheit
mit dem jetzigen Leben wurde von den Patienten auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (sehr
zufrieden) angegeben.
3.4.3 Adult Attachment Scale (AAS)
Auf die von Collins und Read (1990) entwickelte Adult Attachment Scale (AAS) wurde
bereits eingegangen (vgl. Kapitel 1.2.4.3). Es handelt sich bei diesem Messinstrument um ein
Selbstbeschreibungsverfahren, welches sich auf bindungsbezogene Einstellungen bezieht.
Dessen dimensionale Skalen erfassen die Offenheit für Nähe in Beziehungen (Close), das
Vertrauen in den anderen (Depend) sowie die Angst vor dem Verlassen werden (Anxiety). In
der vorliegenden Studie wurde die deutsche Adaptation der AAS benutzt. Die Übersetzung
der Adult Attachment Scale erfolgte durch Büsselberg (1993). Die AAS besteht aus 18 Items,
die auf einer fünfstufigen Skala von „stimmt gar nicht“ (1) bis „stimmt genau“ (5)
eingeschätzt werden. Die Ausprägungen der einzelnen Skalen werden als Summenscores der
jeweils sechs Items jeder Skala berechnet. Dabei werden einige Items aufgrund ihrer
negativen Polung vorher invertiert. Tabelle 1.7, Kapitel 1.2.4.3, zeigt die 15 Items der AAS in
der deutschen Fassung.
Durch die Entwicklung der Adult Attachment Scale ist es gelungen, eine diskrete
Bindungstypologie auf intervallskalierbare Dimensionen zurückzuführen, die fundamentale
Aspekte des Bindungssystems abzubilden scheinen. In einer Clusteranalyse überprüften
49
Collins und Read diese Vermutung und konnten nachweisen, dass den drei Bindungsmustern
äquivalente Cluster zugeordnet werden können:
•
Ein sicheres Bindungsmuster zeichnet sich durch hohe Werte auf den Skalen Nähe
und Vertrauen und durch niedrige Werte auf der Angstskala aus
•
Der Bindungstypus ängstlich geht mit hohen Werten auf der Angstskala und mittleren
Werten auf der Nähe- und Vertrauensskala einher.
•
Der vermeidende Bindungsstil geht mit niedrigen Werten auf allen drei Skalen einher.
3.4.4 Toronto-Alexithymie-Skala (TAS-26)
Bei der Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) handelt es sich um die deutschsprachige
Adaptation des von Taylor und Bagby (1997) entwickelten Fragebogens. Sie dient der
Erfassung der subjektiven Einschätzung von spezifischen Dimensionen der Konstrukte
Alexithymie. Die TAS-26 erfasst drei Skalen „Schwierigkeiten bei der Identifikation von
Gefühlen“, „Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“ und den „extern
orientierten Denkstil“, welche zu einer „Alexithymie-Gesamtskala“ addiert werden können.
Der Test besteht aus 26 Items, die auf einer 5-stufigen Antwortskala beantwortet werden
müssen. Die einzelnen Antwortmöglichkeiten bedeuten: 1 = trifft gar nicht zu, 2 = trifft eher
nicht zu, 3 = teils / teils, 4 = trifft eher zu, 5 = trifft völlig zu. Hohe Werte auf der Skala
„Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen“, deuten darauf hin, dass der Proband
Schwierigkeiten hat, eigene Gefühle und deren physiologische Begleiterscheinungen in
adäquater Weise wahrzunehmen. Hohe Werte auf der Skala „Schwierigkeiten bei der
Beschreibung von Gefühlen“ sprechen dafür, dass Probleme in zwischenmenschlichen
Beziehungen bestehen, da ein Teil der Kommunikation eingeschränkt oder im Extremfall
fehlend ist. Probanden mit hohen Werten auf der Skala „extern orientierter Denkstil“ zeigen
ein stark eingeschränktes Interesse an analytischem Denken bzw. an einer Reflexion von
Lösungswegen in problematischen Situationen. Den Probanden reicht eine eher oberflächliche
Betrachtungsweise von problematischen Situationen und Abläufen. Die Gesamtskala scheint
am besten geeignet zu sein für die Unterteilung von Probanden in hoch- und
niedrigalexithyme Untergruppen.
Die TAS-26 ist ein nach Testgütekriterien gut abgesichertes Messinstrument für das
Konstrukt Alexithymie, welches mittels einer repräsentativen Stichprobe (n = 2047) normiert
wurde.
Sie führt als standardisiertes Selbstbeurteilungsverfahren zu einer relativ hohen
Objektivität. Divergente Validität und die Kriteriumsvalidität des Instruments konnten in
50
verschiedenen Untersuchungen zufriedenstellend nachgewiesen werden (Kupfer, Brosig &
Brähler, 2000).
In Anlehnung an Taylor und Bagby (1997) werden Probanden ab einem Gesamtwert von ≥ 54
als alexithym bezeichnet. Dieser Wert muss allerdings in klinischen Studien noch bestätigt
werden (Kupfer, Brosig & Brähler, 2000).
3.4.5 Abschlussfragebogen Therapeut
Mit diesem Fragebogen werden wie beim Aufnahmebogen des Therapeuten psychiatrische
bzw. psychotherapeutische Diagnosen, sowie somatische Diagnosen erfasst. Es wird die Art
der Entlassung festgehalten (regulär, vorübergehende Verlegung, Beurlaubung, Entweichung,
Entlassung gegen ärztlichen Rat, Entlassung wegen mangelnder Motivation), ebenso die
Medikation bei Entlassung. Es erfolgte erneut die Globale Erfassung des Funktionsniveaus
(GAF).
3.4.6 Abschlussfragebogen Patient
In diesem Fragebogen sollten die Patienten die einzelnen Therapieformen und Maßnahmen
bewerten und angeben, inwieweit diese geholfen haben. Dies sollte auf einer Skala angegeben
werden, die von „sehr geholfen“ bis „geschadet“ reicht. Anschließend folgte eine Bewertung,
inwieweit die am Tag der Aufnahme individuell angesetzten Therapieziele erreicht wurden.
Zuletzt sollte noch die allgemeine Zufriedenheit mit dem jetzigen Leben auf einer Skala von 1
(sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) angegeben werden.
3.4.7 Tests bei Entlassung
Am letzten Tag vor der Entlassung wurden den Patienten die Messinstrumente IES-R, FDS
und SCL-90 vorgelegt.
3.5 Statistische Auswertung
Die statistischen Analysen wurden allesamt mittels SPSS für Windows, Release 15.0,
ermittelt.
51
4. Ergebnisse
4.1 Stichprobenbeschreibung
4.1.1 Soziodemographische Daten
Insgesamt nahmen an der Studie 248 Männer und Frauen teil, die in einem psychiatrischen
Landeskrankenhaus aufgenommen waren. Von den Patienten waren 90 (36%) männlich und
157 (64%) weiblich, bei einem Patienten ist das Geschlecht aufgrund fehlender Angabe
unbekannt. Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 39,9 Jahren. 224 der Probanden
gaben Deutschland als Herkunftsland an, 9 Patienten stammten aus einem anderen
europäischen Land, zwei Patienten kamen aus Asien und eine/r aus Amerika.
Die Tabellen 4.1 bis 4.4 geben einen Überblick über einige ausgewählte soziodemographische
Daten der Probanden.
Tab. 4.1: höchster Schulabschluss der Gesamtpopulation zum Zeitpunkt der Befragung
Schulabschluss
n
Prozent
Abitur / Fachhochschulreife
44
17,7
Realschule
71
28,5
Hauptschule
105
42,2
Sonderschule
1
0,4
ohne Abschluss
11
4,4
noch in der Schule
4
1,6
keine Angaben
6
2,4
Tab. 4.2: höchster Berufsabschluss der Gesamtpopulation zum Zeitpunkt der Befragung
Berufsabschluss
n
Prozent
Universität / Fachhochschule
23
9,2
Meister
9
3,6
Lehre
136
54,6
sonstiger Abschluss
12
4,8
ohne Abschluss
41
16,5
noch in der Ausbildung
10
4,0
keine Angaben
11
4,4
52
Tab. 4.3: Berufstätigkeit der Gesamtpopulation zum Zeitpunkt der Befragung
Berufstätigkeit
n
Prozent
selbstständig
15
6,0
Angestellte(r)
82
32,9
Facharbeiter / -in, Arbeiter /-in
59
23,7
Auszubildende(r)
14
5,6
Rentner /-in
25
6,4
Hausfrau
24
9,6
Student / -in
3
1,2
ohne Beruf
13
5,2
sonstiges
8
3,2
Keine Angaben
7
2,8
Familienstand
n
Prozent
verheiratet
89
35,8
ledig
71
28,5
geschieden
61
24,5
in Partnerschaft lebend
41
10,9
getrennt lebend
24
9,7
verwitwet
4
1,6
keine Angabe
6
2,4
Tab. 4.4: Familienstand der Gesamtpopulation zum Zeitpunkt der Befragung
4.1.2 Verteilungsmuster psychiatrischer Haupt- und Nebendiagnosen
In der Tabelle 4.5 sind die aus Haupt- und Nebendiagnose(n) zusammengefassten Diagnosen
und deren Häufigkeit in der Studienpopulation aufgeführt. Die am häufigsten vertretene
psychiatrische Diagnosegruppe war die der Suchterkrankungen mit 155 Probanden (62,5 %).
Schließt man die Gruppe der Patienten, die Nikotin, nicht aber andere Substanzen
missbrauchen aus, ergibt sich eine Anzahl der Suchtkranken von 100 Probanden (40,3%),
wodurch
die
Diagnosegruppe
„Reaktionen
auf
schwere
Anpassungsstörungen“ mit 140 Probanden an erste Stelle rückt (56,5 %).
53
Belastungen
und
Unabhängig von der Diagnose Nikotinabusus, welche nur als Nebendiagnose verschlüsselt
worden
war,
bestand
innerhalb
der
Untergruppe
der
Suchtkranken
die
größte
Häufigkeitsverteilung bei dem Alkoholabusus mit 67 Probanden (36 männliche und 31
weibliche Probanden), wobei bei 29 Probanden die Alkoholabhängigkeit als Haupt-, und bei
38 Probanden als Nebendiagnose verschlüsselt war.
Weitere Substanzen, bei denen die
Probanden einen Substanzkonsum betrieben, sind in der Tabelle 4.6 aufgeführt.
Weitere psychiatrische Diagnosen, die die Probanden aufwiesen waren affektive Störungen
mit einer Anzahl von 54 (21,7%), Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und
Faktoren mit einer Anzahl von 36 (14,5%), somatoformen Störungen mit einer Anzahl von 27
(10,9%), Angststörungen mit einer Anzahl von 23 (9,3%) sowie zu einem geringeren
Prozentsatz phobische Störungen, Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen,
dissoziative Störungen und Zwangsstörungen.
Tab. 4.5: Verteilung zusammengefasster Diagnosen der Studiengruppe nach ICD 10
ICD-10
Diagnose
n
Prozent
F43
Reaktionen auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen
140
56,5
F10-19
Suchterkrankung ausgenommen Nikotinabusus
100
40,3
F30-39
Affektive Störungen
54
21,7
F50-59
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
36
14,5
F45
Somatoforme Störungen
27
10,9
F41
Andere Angststörungen
23
9,3
F40
Phobische Störungen
16
6,5
F20-29
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
16
6,5
F44
Dissoziative Störungen
8
3,2
F42
Zwangsstörungen
2
0,8
Das Verteilungsmuster bezieht sich auf die Gesamtstudienpopulation. Dabei wird nicht zwischen Haupt- und Nebendiagnosen
unterschieden. Die Prozentzahlen geben den Anteil der Patienten mit bestimmter psychiatrischer Diagnose an der
Gesamtstudienpopulation an. n= Anzahl der Patienten.
54
Tab.4.6 : Verteilungsmuster der Suchtmittel in der Untergruppe der Suchtkranken
ICD-10
Suchtmittel
F10
Alkohol
67
67
27,0
F19
Multiple Substanzen
(Polytoxikomanie)
22
22
8,9
F13
Sedativa und Hypnotika
13
13
5,2
F12
Cannabinoide
8
8
3,2
F11
Opioide
4
4
1,6
F15
Stimulantien
3
3
1,2
117
100
47,1
Gesamt
n
Anteil innerhalb der Gruppe der
Suchtkranken (%)
Anteil an der
Gesamtstichprobe (%)
Das Verteilungsmuster der Suchtmittel bezieht sich auf die Untergruppe der Suchtkranken, ausgenommen Suchtkranke,
welche lediglich Nikotinabusus als Suchterkrankung aufweisen. Dabei wird nicht nach Haupt-und Nebendiagnosen
unterschieden. Mehrfachkodierungen waren möglich, daher gibt die Gesamtanzahl von n = 117 die Anzahl der
Diagnosekodierungen an, nicht die Anzahl der Patienten (vgl. Tab. 4.1: n Suchtkranke = 100).
Persönlichkeitsstörungsdiagnosen konnten bei 156 Probanden gestellt werden, was einen
prozentualen Anteil an der Gesamtstudienpopulation von 62,9 ergibt. Den größten Teil
bildeten Patienten mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung (66 Probanden),
gefolgt von Patienten mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung (28
Probanden) und dependenten Persönlichkeitsstörung (25 Probanden).
In der Tabelle 4.7 ist die Häufigkeitsverteilung aller in der gesamten Studienpopulation
vertretenen Persönlichkeitsstörungsdiagnosen mit jeweiligem prozentualem Anteil an der
gesamten Studienpopulation aufgelistet.
55
Tab.4.7: Verteilung der Persönlichkeitsstörungsdiagnosen in der Gesamtstichprobe
Anteil an der
Gesamtstichprobe (%)
ICD-10
Persönlichkeitsstörungsdiagnose
n
F60.3
Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typ,
Impulsiver Typ)
66
26,6
F60.6
Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
28
11,3
F60.7
Dependente Persönlichkeitsstörung
25
10,0
F60.4
Histrionische Persönlichkeitsstörung
13
5,2
F60.8
Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung
10
4,0
F60.1
Schizoide Persönlichkeitsstörung
5
2,0
F60.5
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
4
1,6
F60.2
Dissoziative Persönlichkeitsstörung
3
1,2
F60.0
Paranoide Persönlichkeitsstörung
2
0,8
F60
Kumulativ
156
62,9
Das Verteilungsmuster bezieht sich auf die Gesamtstudienpopulation. n = Anzahl
In der Gruppe der Probanden mit der Diagnose einer Suchterkrankung ausgenommen
Nikotinabusus wiesen 71 der 100 Probanden neben der psychiatrischen Diagnose einer
Suchterkrankung eine Persönlichkeitsstörungsdiagnose auf, was einen prozentualen Anteil
von 71 ergibt. Im Vergleich dazu wiesen 85 der 148 Patienten ohne Diagnose einer
Suchterkrankung
ausgenommen
Nikotinabusus
eine
gleichzeitig
bestehende
Persönlichkeitsstörungsdiagnose auf, was einen prozentualen Anteil von 57,4% ausmacht.
Innerhalb der Gruppe der Suchtkranken mit gleichzeitig bestehender Persönlichkeitsstörung
machten die Probanden mit einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung mit einer
Anzahl von 25 den größten Teil aus, gefolgt von Probanden mit einer dependenten
Persönlichkeitsstörung
(15
Probanden)
und
einer
ängstlich-vermeidenden
Persönlichkeitsstörung (13 Probanden). Alle anderen Persönlichkeitsstörungen, welche in der
Gesamtpopulation vertreten sind, fanden sich in der in Untergruppe der Suchtkranken zu
einem geringen, vernachlässigbaren Prozentsatz.
Häufigkeitsverteilung
aller
in
der
Subpopulation
56
In der Tabelle 4.8 ist die
der
Suchtkranken
vertretenden
Persönlichkeitsdiagnosen mit jeweiligem prozentualen Anteil an der Gesamtstichprobe sowie
an der Subpopulation der Suchtkranken aufgelistet.
Tab.4.8: Verteilung der Persönlichkeitsstörungsdiagnosen in der Untergruppe der
Suchtkranken
Anteil an der
Subpopulation der
Suchtkranken (%)
n
Anteil an der
Gesamtstichprobe (%)
ICD-10
Persönlichkeitsstörungsdiagnose
F60.3
Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung
(Borderline-Typ, Impulsiver Typ)
25
25
10,1
F60.7
Dependente Persönlichkeitsstörung
15
15
6,0
F60.6
Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
13
13
5,2
F60.1
Schizoide Persönlichkeitsstörung
5
5
2,0
F60.4
Histrionische Persönlichkeitsstörung
4
4
1,6
F60.8
Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörung
4
4
1,6
F60.2
Dissoziative Persönlichkeitsstörung
3
3
1,2
F60.5
Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
1
1
0,4
F60.0
Paranoide Persönlichkeitsstörung
1
1
0,4
F60
Kumulativ
71
71
28,6
Das Verteilungsmuster der Persönlichkeitsstörungsdiagnose bezieht sich auf die Untergruppe der Suchtkranken,
ausgenommen Suchtkranke, welche lediglich Nikotinabusus als Diagnose aufweisen. n = Anzahl
4.2 Personengebundene Störvariablen
Um eine sichere interne Validität der abhängigen Variablen zu gewährleisten, wurde
überprüft, ob sich Konfundierungen der demographischen Variablen und der weiteren
unabhängigen Variablen ergeben. Es wurden die unabhängigen Variablen „Alter“,
„Familienstand“, „Erwerbstätigkeit“ und „Bildung“ mittels T-Test, Korrelation bei gepaarten
Stichproben und Tests bei gepaarten Stichproben durchgeführt. Bei allen überprüften
unabhängigen Variablen zeigten sich nicht signifikante Ergebnisse, so dass davon
ausgegangen werden muss, dass diese nicht als personengebundene Störvariablen angesehen
werden können. Die entsprechenden Ergebnisse sind in den Tabellen 4.9 bis 4.14 aufgeführt.
57
Tab. 4.9: Alter der Probanden zum Zeitpunkt der Befragung
Suchtkranke
Nicht-Suchtkranke
Altersspanne (Jahre)
19 – 65
18 – 64
Durchschnittliches Alter
41,2
39,1
Tab. 4.10: Korrelation bei gepaarten Stichproben. Alter der Probanden bei Suchtpatienten
versus Nicht-Suchtpatienten
n
Altersspanne der Probanden:
Suchtkranke vs.
Nichtsuchtkranke
Korrelation
247
Signifikanz
0,92
0,150
Tab. 4.11: T-Test personengebundene Störvariablen. Test bei gepaarten Stichproben: Alter
der Probanden bei Suchtpatienten versus Nicht-Suchtpatienten
Gepaarte Differenzen
Alter der
Probanden –
Suchtkranke vs.
NichtSuchtkranke
Mittelwert
Standardabweichung
Standardfehler
des Mittelwertes
39,567
11,374
0,724
95% Konfidenzintervall
der Differenz
Untere
Obere
38,141
40,992
T
54,670
df
Sig.
(2seitig)
246
0,000
Tab. 4.12: Familienstand der Suchtkranken beziehungsweise Nicht-Suchtkranken zum
Zeitpunkt der Befragung
Suchtkranke n (%)
Nicht-Suchtkranke n (%)
Anzahl Verheirateter
27 (27)
48 (32,4)
Anzahl Unverheirateter
56 (56)
48 (32,4)
Ohne Angabe
17 (17)
35 (23,6)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl (n) wieder, die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der jeweiligen Subpopulation (Suchtkranke beziehungsweise Nicht-Suchtkranke) an.
58
Tab. 4.13: Erwerbstätigkeit der Suchtkranken beziehungsweise Nicht-Suchtkranken zum
Zeitpunkt der Befragung
Erwerbstätigkeit
Suchtkranke n (%)
Nicht-Suchtkranke n (%)
Anzahl voll Erwerbstätiger
30 (30)
50 (33,8)
Anzahl teil Erwerbstätiger
12 (12)
18 (12,2)
Anzahl nicht erwerbstätiger /
Arbeitsloser
38 (38)
41 (27,7)
Ohne Angabe
20 (20)
39 (26,3)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl (n) wieder, die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der jeweiligen Subpopulation (Suchtkranke beziehungsweise Nicht-Suchtkranke) an.
Tab. 4.14: Höchster Schulabschluss der Suchtkranken beziehungsweise Nicht-Suchtkranken
zum Zeitpunkt der Befragung
Höchster Schulabschluss
Suchtkranke n (%)
Nicht-Suchtkranke n (%)
Abitur / Fachhochschulreife
16 (16)
28 (18,9)
Realschule / mittlere Reife
26 (26)
45 (30,4)
Hauptschule
44 (44)
64 (41,2)
Sonderschule
0 (0)
1 (0,7)
Ohne Abschluss
5 (5)
6 (4,1)
Sonstiger Abschluss
3 (3)
3 (2,0)
Noch in der Schule
2 (2)
2 (1,4)
Ohne Angabe
4 (4)
2 (1,4)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl (n) wieder, die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der jeweiligen Subpopulation (Suchtkranke beziehungsweise Nicht-Suchtkranke) an.
59
4.3 Ergebnisse der Adult Attachment Scale (AAS)
Mittels der Adult Attachment Scale wurden die Bindungsqualitäten „sicher“, „unsicher vermeidend“ und „unsicher - ängstlich“, resultierend aus den jeweiligen Skalen „Depend“
(Vertrauen), „Close“ (Nähe) und „Anxiety“ (Angst), erfasst. Eine weitere Subklassifikation
war die Bindungsqualität „mischgebunden“, das heißt, Probanden konnten weder als sicher,
noch als unsicher gebunden eingeordnet werden. Innerhalb der Gesamtstudienpopulation
waren alle vier Bindungsqualitäten vertreten: 80 Probanden (32,3%) wurden als sicher
gebunden, 66 als unsicher (26,6%), davon 23 als unsicher – vermeidend (9,3%) und 43 als
unsicher – ängstlich (17,3%) gebunden klassifiziert. 88 Probanden (35,5%) waren
mischgebunden. Bei 14 Patienten (5,6%) fehlten die Daten zur Bindungsqualität.
Die Tabellen 4.15
und 4.16 geben eine Übersicht über die Verteilungsmuster der
Bindungsqualitäten innerhalb der Gesamtpopulation und der Subpopulationen der NichtSuchtkranken und Suchtkranken und
innerhalb derer die Gruppe der Alkoholiker und
Suchtkranker anderer Suchtstoffe.
Tab. 4.15: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der Bindungsqualitäten innerhalb der
Gesamtpopulation, sowie der Subpopulationen der Suchtkranken und der Nicht-Suchtkranken
mit anderen psychiatrischen Diagnosen
Bindungsstil
Sicher
Gesamtpopulation
(n = 248)
Suchtkranke
(n = 100)
Nicht-Suchtkranke mit anderen
psychiatrischen Diagnosen
(n = 148)
80 (32)
36 (36)
44 (29,7)
66 (26,6)
27 (27)
39 (26,4)
Unsicher-vermeidend
23 (9,3)
10 (10)
13 (8,8)
Unsicher-ängstlich
43 (17,3)
17 (17)
26 (17,6)
Mischgebunden
88 (35,5)
33 (33)
55 (37,2)
Missing data
14 (5,6)
4 (4)
10 (6,8)
Unsicher, davon
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl (n) wieder, die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der jeweiligen Population (Gesamtpopulation beziehungsweise Subpopulationen) an.
60
Tab. 4.16: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der Bindungsqualitäten innerhalb der
Subpopulation der Suchtkranken
Suchtkranke
(n = 100)
Bindungsstil
Alkoholiker
(n = 67)
Suchtkranke anderer Suchtmittel
(n = 33)
Sicher
36 (36)
25 (37,3)
11 (33,3)
Unsicher, davon
27 (27)
15 (22,4)
12 (36,4)
Unsicher-vermeidend
10 (10)
5 (7,5)
5 (15,2)
Unsicher-ängstlich
17 (17)
10 (14,9)
7 (21,2)
33 (33)
24 (35,8)
9 (27,3)
4 (4)
3 (4,5)
1 (3)
Mischgebunden
Missing data
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl (n) wieder, die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der jeweiligen Population (Suchtkranke gesamt beziehungsweise Subpopulationen Alkoholiker und Suchtkranke
anderer Suchtmittel) an.
Aus den Daten und Prozentzahlen der in den Tabelle 4.15 und 4.16 aufgeführten
Häufigkeitsverteilung
der
Bindungsqualitäten
geht
hervor,
dass
sich
die
Häufigkeitsverteilungen der Bindungsqualitäten innerhalb der Subpopulationen nicht
wesentlich voneinander unterscheiden. Die Werte liegen für die Bindungsqualität „sicher“ im
Bereich zwischen 29,7 und 37,3 %, für die Bindungsqualität „unsicher“ zwischen 22,4 und
36,4 %, für die Bindungsqualität „unsicher – vermeidend“ zwischen 7,5 und 15,2 %, und für
die Bindungsqualität „unsicher – ängstlich“ zwischen 14,9 und 21,2 %. Die Bindungsqualität
„mischgebunden“ erreicht Werte zwischen 27,3 bis 37,2 %. Bei der Erstellung von
Kreuztabellen und Signifikanzen zeigten sich ähnliche nicht signifikante Werte.
Die Tabellen 4.17 und 4.18 geben eine Übersicht über den χ²-Test bzw. die Odds ratio
erhaltenen Ergebnisse.
61
Tab. 4.17: Statistische Auswertung der Bindungsstile bezüglich der Subpopulation der
Suchtkranken im Vergleich untereinander und im Vergleich mit der Gruppe der NichtSuchtkranken mit anderer psychiatrischer Diagnose
²-Test nach
Pearson
Exakte Signifikanz
2-seitig (Exakter
Test nach Fisher)
Exakte Signifikanz 2seitig (LikelihoodQuotient)
df
Anzahl gültiger
Fälle
Suchtkranke gegen NichtSuchtkranke in Bezug auf
sicheren versus unsicheren
versus mischgebundenen
Bindungsstil
1,388 (a)
0,494
0,501
2
234
Alkoholiker gegen andere
Suchtkranke in Bezug auf
sicheren versus unsicheren
versus mischgebundenen
Bindungsstil
3,533 (b)
0,474
0,486
4
234
Alkoholiker gegen andere
Suchtkranke in Bezug auf
unsicher-ängstlichen
Bindungsstil
0,604 (c)
0,762
0,762
2
234
Alkoholiker gegen andere
Suchtkranke in Bezug auf
unsicher-vermeidenden
Bindungsstil
1,533 (d)
0,469
0,521
2
234
Alkoholiker versus andere
1,150 (e)
0,567
0,567
2
Suchtkranke in Bezug auf
sicheren versus unsicheren
Bindungsstil
a 0 Zellen (,0%) haben einer erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist 26,67.
b 0 Zellen (,0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist 8,89.
c 0 Zellen (0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist 5,88.
d 1 Zellen (16,7%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist 3,15.
e 0 Zellen (0%) haben eine erwartete Häufigkeit kleiner 5. Die minimale erwartete Häufigkeit ist 10,85.
233
Tab. 4.18: Statistische Berechnung der Odds ratio bezüglich der Subpopulation der
Suchtkranken im Vergleich untereinander und im Vergleich mit der Gruppe der NichtSuchtkranken mit anderer psychiatrischer Diagnose
Odds ratio
Suchtkranke gegen Nicht-Suchtkranke bezüglich sicheren versus unsicheren Bindungsstil
1,19
Alkoholiker gegen Suchtkranke anderer Suchtmittel bezüglich sicheren versus unsicheren Bindungsstil
1,82
Alkoholiker gegen Suchtkranke anderer Suchtmittel bezüglich sicheren versus unsicher-vermeidenden
Bindungsstil
2,27
Alkoholiker gegen Suchtkranke anderer Suchtmittel bezüglich sicheren versus unsicher-ängstlichen
Bindungsstil
2,59
62
Es zeigt sich bei der Berechnung der Odds ratio, dass Suchtkranke gegenüber NichtSuchtkranke bezüglich sicheren und unsicheren Bindungsstil kaum einen Unterschied
aufweisen (Odds ratio von 1,19). Ebenso wenig gibt es relevante Unterschiede zwischen
Alkoholikern und Suchtkranken anderer Suchtmittel, wenn man sicheren versus unsicheren
Bindungsstil (Odds ratio von 1,82), sicheren gegen unsicher vermeidenden Bindungsstil
(Odds ratio von 2,27) und sicheren gegen unsicher-ängstlichen Bindungsstil (Odds ratio von
2,59) einander gegenüberstellt. Suchtkranke anderer Suchtmittel als Alkohol haben also nur
ein gering erhöhtes Risiko für die Ausprägung eines unsicheren Bindungsstils als dies
Alkoholiker haben.
4.4 Ergebnisse der Toronto-Alexithymie-Skala TAS-26
Innerhalb der Gesamtstichprobe wurden mittels der TAS-Gesamtskala gleich viele Patienten
als alexithym bzw. als nicht alexithym getestet (jeweils 116 Patienten entsprechend 46,8 %).
Bei 16 Patienten (6,5%) fehlen die entsprechenden Daten.
Bezüglich der Dimension der Skala 1 (Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen)
zeigten sich 98 Probanden (39,5 %) als alexithym.
Bezüglich der Dimension der Skala 2 (Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen)
fand sich der höchste Prozentsatz an als alexithym getesteten Probanden, verglichen mit den
anderen beiden Subskalen sowie mit der Gesamtskala (154 Probanden entsprechend 62,1%).
Bezüglich der Dimension der Skala 3 (Extern orientierter Denkstil) erwiesen sich 86
Probanden (34,7%) als alexithym.
In der Tabelle 4.19 sind die deskriptiven beziehungsweise prozentualen Häufigkeiten der
Gesamtpopulation bezüglich der TAS-Gesamtskala und der TAS-Subskalen aufgeführt.
63
Tab. 4.19: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der Verteilung der Alexithymie in der
Gesamtskala sowie der Subskalen der TAS-26 innerhalb der Gesamtpopulation
Alexithym
Nicht alexithym
Missing
TAS-Gesamtskala
116 (46,8)
116 (46,8)
16 (6,5)
TAS Skala 1
98 (39,5)
134 (54,0)
16 (6,5)
TAS Skala 2
154 (62,1)
78 (31,5)
16 (6,5)
TAS Skala 3
86 (34,7)
14 (58,9)
16 (6,5)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl wieder (n), die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der Gesamtpopulation an.
4.4.1 Alexithymie und Sucht
Im Vergleich der Subpopulationen „Suchtkranke“ mit der Subpopulation „Probanden mit
anderer psychiatrischer Diagnose“ zeigte sich bezüglich der Gesamtskala und der Skalen 1
und 2 ähnliche Verteilungsmuster wie in der Gesamtstichprobe. Lediglich bei der Skala 3
(Extern orientierter Denkstil) zeigte sich, dass in der Subpopulation der Suchtkranken deutlich
weniger Patienten als in der Subpopulation der Patienten mit anderer psychiatrischer
Diagnose als alexithym klassifiziert werden konnten (29 % der Suchtkranken versus 38,5 %
der Patienten mit anderer psychiatrischer Diagnose). Dieser zunächst auffällige prozentuale
Unterschied zwischen der Subpopulation der Suchtkranken und der Subpopulation der
Patienten mit anderer psychiatrischer Diagnose stellte sich in der weiteren Testung als nicht
signifikant dar. Es wurden die Subpopulationen der Suchtkranken im Vergleich untereinander
und im Vergleich mit der Gruppe der Nicht-Suchtkranken mit anderer psychiatrischer
Diagnose im Hinblick auf das Vorhandensein von Alexithymie getestet. Dabei waren die
Werte des χ ²-Tests nach Pearson, des Exakten Tests nach Fisher, des Likelihood-Quotienten,
sowie die 2-seitige Signifikant im T-Test bei unabhängigen Stichproben
allesamt nicht
signifikant. Somit gibt es keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Verteilungsmusters
der Alexithymie hinsichtlich sowohl der Gesamtskala als auch der Subskalen1, 2 und 3
zwischen den in dieser Studie vorhandenen Subpopulationen Suchtkranken und NichtSuchtkranke mit anderer psychiatrischer Diagnose.
In der Tabelle 4.20 sind die deskriptiven beziehungsweise prozentualen Häufigkeiten der
Subpopulation der Suchtkranken versus der Subpopulation der Patienten mit anderer
psychiatrischer Diagnose bezüglich der TAS-Gesamtskala und der TAS-Subskalen
aufgeführt.
64
Tab. 4.20: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der als innerhalb der Gesamtskala
sowie der Subskalen TAS 1, TAS 2, TAS 3 als alexithym klassifizierten Probanden innerhalb
der Subpopulation der Suchtkranken versus der Subpopulation der Patienten mit anderer
psychiatrischer Diagnose (Nicht-Suchtkranke)
TAS - Gesamtskala
TAS 1
TAS 2
TAS 3
missing
Gesamtpopulation (n=248)
166 (46,8)
98 (39,5)
154 (62,1)
86 (34,7)
16 (6,5)
Suchtkranke (n =100)
45 (45,0)
42 (42,0)
62 (62,0)
29 (29,0)
5 (5,0)
Nicht-Suchtkranke (n =148)
71 (48,0)
56 (37,8)
92 (62,2)
57 (38,5)
11 (7,4)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl wieder (n), die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an der Gesamtpopulation bzw. der Subpopulationen (Suchtkranke und Nicht-Suchtkranke) an. TAS 1 stellt die Skala
„Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen“ dar, TAS 2 „Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“, TAS 3
„extern orientierter Denkstil“. Die 3 Skalen werden zu einer Alexithymie-Gesamtskala addiert (TAS-Gesamtskala).
Ein Vergleich innerhalb der Subpopulation der Suchtkranken zwischen Alkoholikern und
Suchtkranken, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, zeigte deutliche
Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung pathologischer Werte in allen 3 Dimensionen
(Skala 1, 2 und 3) sowie in der Gesamtskala Alexithymie. Insgesamt zeigte sich ein deutlich
geringerer Prozentsatz an Alexithymen in der Gruppe der Alkoholiker als in der Gruppe
Suchtkranker, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren. Für diese, in der
deskriptiven Statistik zunächst auffälligen Werte, konnte jedoch keine statistische Relevanz
erfasst werden, bis auf eine Ausnahme: Lediglich bei der Testung von Alkoholikern gegen
Suchtkranke anderer Suchtmittel in Bezug auf die TAS-Skala 1 (Schwierigkeiten bei der
Identifikation von Gefühlen) zeigten sich signifikante Werte von 0,033 im Exakten Test nach
Fischer und 0,035 im Likelihood-Quotienten. Dies bedeutet, dass Alkoholiker gegenüber
Suchtkranken, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, statistisch
gesehen
signifikant weniger Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen haben, insgesamt
gesehen aber nicht weniger alexithym sind als andere Suchtkranke.
In der Tabelle 4.21 sind die deskriptiven und prozentualen Häufigkeiten der Subpopulation
der Alkoholiker versus der Subpopulation der Suchtkranken, welche andere Suchtmittel als
Alkohol konsumieren bezüglich der TAS-Gesamtskala und der TAS-Subskalen aufgeführt.
65
Tab. 4.21: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der Verteilung der als innerhalb der
Gesamtskala sowie der Subskalen TAS 1, TAS 2, TAS 3 als alexithym klassifizierten
Probanden innerhalb der Subpopulation der Alkoholiker versus der Subpopulation der
Suchtkranken, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren
TAS - Gesamtskala
TAS 1
TAS 2
TAS 3
missing
Suchtkranke (n=100)
45 (45,0)
42 (42,0)
62 (62,0)
29 (29,0)
5 (5)
Alkoholiker (n=67)
25 (37,3)
22 (32,8)
38 (56,7)
17 (25,4)
4 (5,9)
Andere Suchtkranke (n=33)
20 (60,6)
20 (60,6)
24 (72,7)
12 (36,4)
1 (3,0)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl wieder (n), die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt den prozentualen
Anteil (%) an den Subpopulationen (Suchtkranke gesamt, Alkoholiker und Suchtkranke anderer Suchtmittel) an. TAS 1 stellt
die Skala „Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen“ dar, TAS 2 „Schwierigkeiten bei der Beschreibung von
Gefühlen“, TAS 3 „extern orientierter Denkstil“. Die 3 Skalen werden zu einer Alexithymie-Gesamtskala addiert (TASGesamtskala).
4.4.2 Alexithymie und Bindung
Aus den durch die Toronto-Alexithymie-Skala-26 (TAS-26) und Adult Attachment Scale
(AAS) erhobenen deskriptiven Daten geht folgendes hervor:
Sicher gebundene Probanden weisen deutlich weniger häufig pathologische Werte in allen 3
Dimensionen sowie in der Gesamtskala der Toronto-Alexithymie-Skala-26 auf als unsicher
gebundene Patienten. So findet sich bezüglich der TAS-Gesamtskala innerhalb der Gruppe
der sicher gebundenen Probanden ein Anteil alexithymer Patienten von 21,3 % im Gegensatz
zu einem Anteil von 72,7 % innerhalb der Gruppe der unsicher gebundenen Probanden und zu
einem Anteil von 56,8 % innerhalb der Gruppe der mischgebundenen Probanden. Die Werte
der Subskalen TAS 1, 2 und 3 weisen ähnliche Tendenzen auf. Die angegebenen
Prozentzahlen beziehen sich dabei auf die jeweilige Subpopulation (sicher gebunden, unsicher
gebunden, mischgebunden).
Unsicher gebundene sowie mischgebundene Patienten weisen deutlich häufiger pathologische
Werte in allen 3 Dimensionen und in der Gesamtskala Alexithymie auf als der Durchschnitt
der Gesamtstichprobe.
Die Tabelle 4.22 gibt eine Übersicht über die mittels der Toronto-Alexithymie-Skala-26 als
alexithym getesteten Probanden innerhalb der durch die Adult Attachment Scale (AAS)
getesteten Subpopulationen.
66
Tab. 4.22: Deskriptive und prozentuale Häufigkeiten der als alexithym getesteten Probanden
bezüglich der TAS-Gesamtskala, der Subskalen TAS 1, TAS 2 , TAS 3 in Bezug auf die
Bindungsqualität.
Bindungsstil
TAS-Gesamtskala
TAS 1
TAS 2
TAS 3
Sicher 80 (32,3)
17 (21,3)
19 (23,8)
32 (40,0)
23 (28,8)
Unsicher 66 (26,6)
48 (72,7)
36 (54,5)
57 (86,4)
30 (45,5)
Mischgebunden 88 (35,5)
50 (56,8)
42 (47,7)
64 (72,7)
32 (36,4)
Gesamtpopulation 248 (100)
115 (46,4)
97 (39,1)
153 (61,7)
85 (34,3)
Missing data 19 (7,7)
19 (7,7)
19 (7,7)
19 (7,7)
19 (7,7)
Die Zahl ohne Klammer gibt die tatsächliche Anzahl wieder (n), die dahinterstehende Zahl in Klammern gibt in der ersten
Spalte „Bindungsstil“ den prozentualen Anteil an der Gesamtpopulation (n=248) an, in den nachfolgenden Spalten „TASGesamtskala“, „TAS 1“, „TAS 2“, „TAS 3“ den prozentualen Anteil (%) an der jeweiligen Subpopulation (sicher, unsicher,
mischgebunden).
TAS 1 stellt die Skala „Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen“ dar, TAS 2 „Schwierigkeiten bei der Beschreibung
von Gefühlen“, TAS 3 „extern orientierter Denkstil“. Die 3 Skalen werden zu einer Alexithymie-Gesamtskala addiert (TASGesamtskala).
Mittels des χ²-Tests sowie des T-Test bei unabhängigen Stichproben wurde überprüft, ob der
durch die Häufigkeitsverteilung angenommene Verdacht eines Zusammenhangs zwischen
Bindungsstil und Alexithymie als signifikant einzustufen ist. Dabei konnten lediglich bei dem
„unsicher-ängstlichen“ Subtypen des unsicheren Bindungsstils in den TAS-Skalen 1 und 2,
nicht aber in der TAS-Skala 3 sowie in der TAS-Gesamtskala statistisch signifikante
Ergebnisse gefunden werden. So zeigt sich bei der Testung mittels χ²-Test beim unsicherängstlichen Bindungsstil bezüglich der TAS-Skala 2 (Schwierigkeiten bei der Beschreibung
von Gefühlen) im Exakten Test nach Fisher ein Wert von 0,001, und ein Likelihood-Quotient
von ebenfalls 0,001. Im T-Test bei unabhängigen Stichproben zeigt sich, ebenfalls bei der
Testung des unsicher-ängstlichen Bindungsstils bezüglich der TAS-Skala 1 (Schwierigkeiten
bei der Identifikation von Gefühlen) eine 2-seitige Signifikanz von 0,048 und bezüglich der
TAS-Skala 2 (Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen) eine 2-seitige Signifikanz
von 0,001. Alle anderen Testungen ergaben nicht signifikante Ergebnisse. So haben unsicherängstlich gebundene Probanden signifikant häufiger Schwierigkeiten bei der Identifikation
und Beschreibung von Gefühlen.
Insgesamt gesehen lässt sich aber der vermutete Zusammenhang, sicher gebundene Probanden
seien seltener alexithym als unsicher und mischgebundene Probanden, statistisch nicht
belegen.
67
4.5 Überprüfung der Hypothesen und Fragestellungen
4.5.1 Überprüfung der Hypothese 1: Eine Alkoholismusdiagnose ist signifikant positiv
mit einem unsicheren Bindungsstil korreliert
Die Hypothese wird nicht angenommen. Innerhalb der Gesamtstichprobe findet sich ein
Prozentsatz von 26,6 als unsicher getestete Probanden. Innerhalb der Subpopulation der
Alkoholiker finden sich 22,4 % als unsicher getestete Probanden. Die durchgeführten
statistischen Tests (χ²-Test, Odds ratio) ergaben keine signifikanten Werte bezüglich einer
Korrelation zwischen Alkoholismus und unsicheren Bindungsstil.
4.5.2 Überprüfung der Hypothese 2: Eine Alkoholismusdiagnose ist signifikant positiv
mit Alexithymie korreliert
Die Hypothese wird nicht angenommen. Innerhalb der Gesamtstichprobe findet sich ein
Prozentsatz von 46,8 als durch die TAS-Gesamtskala als alexithym getestete Probanden.
Innerhalb der Subpopulation der Alkoholiker finden sich 37,3 % als durch die TASGesamtskala als alexithym getesteten Probanden. Die durchgeführten Tests (χ²-Test, T-Test
bei unabhängigen Stichproben) ergaben keine signifikanten Werte bezüglich der Korrelation
zwischen Alkoholismus und Alexithymie. Lediglich bei der Testung von Alkoholikern gegen
Suchtkranke, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, zeigte sich in Bezug auf
die TAS-Skala 1 („Schwierigkeit bei der Identifikation von Gefühlen“) signifikante
Ergebnisse: exakter Test nach Fisher = 0,033 und Likelihood-Quotient = 0,035. Demzufolge
haben Alkoholiker gegenüber Suchtkranke, welche andere Suchtmittel als Alkohol
konsumieren, signifikant seltener Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Gefühlen.
4.5.3 Überprüfung der Fragestellung 1: Eine Suchtdiagnose ist signifikant positiv mit
einem unsicheren Bindungsstil korreliert
Die Hypothese wird nicht angenommen. Innerhalb der Gesamtstichprobe findet sich ein
Prozentsatz von 26,6 als unsicher getestete Probanden. Innerhalb der Subpopulation der
Suchtkranken finden sich 27 % als unsicher getestete Probanden. Die durchgeführten
statistischen Tests (χ²-Test, Odds ratio) ergaben keine signifikanten Werte bezüglich einer
Korrelation zwischen Suchterkrankung und unsicheren Bindungsstil.
68
4.5.4 Überprüfung der Fragestellung 2: Eine Suchtdiagnose ist signifikant positiv mit
Alexithymie korreliert
Die Hypothese wird nicht angenommen. Innerhalb der Gesamtstichprobe findet sich ein
Prozentsatz von 46,8 als durch die TAS-Gesamtskala als alexithym getestete Probanden.
Innerhalb der Subpopulation der Suchtkranken finden sich 45,0 % als durch die TASGesamtskala als alexithym getesteten Probanden. Die durchgeführten Tests (χ²-Test, T-Test
bei unabhängigen Stichproben) ergaben keine signifikanten Werte bezüglich der Korrelation
zwischen Suchterkrankung und Alexithymie. Lediglich bei der Testung von Alkoholikern
gegen Suchtkranke, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, zeigte sich in Bezug
auf die TAS-Skala 1 („Schwierigkeit bei der Identifikation von Gefühlen“) signifikante
Ergebnisse: exakter Test nach Fisher = 0,033 und Likelihood-Quotient = 0,035. Demzufolge
haben Suchtkranke, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren gegenüber
Alkoholikern signifikant häufiger Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Gefühlen.
4.5.5 Überprüfung der Fragestellung 3: Ein unsicherer Bindungsstil ist signifikant
positiv mit Alexithymie korreliert
Die
Hypothese
wird
teilweise
angenommen.
Bezüglich
des
unsicher-ängstlichen
Bindungsstils und der TAS-Subskalen 1 und 2 besteht eine signifikant positive Korrelation.
Keine Korrelation konnte jedoch hinsichtlich des unsicher-ängstlichen Bindungsstils und der
Subskala 3 sowie der TAS-Gesamtskala gefunden werden. Ebenso wenig fanden sich
Korrelationen zwischen allen anderen Bindungsstilen und den TAS-Subskalen sowie der
TAS-Gesamtskala.
Innerhalb der Gesamtpopulation wurden 32,3 % der Probanden als sicher, 26,6 % als unsicher
und 35,5 % als mischgebunden getestet. Dabei zeigte sich unter den sicher gebundenen
Probanden ein Prozentsatz von 21,3 als durch die TAS-Gesamtskala als alexithym getesteten
Probanden, wohingegen sich unter den als unsicher getesteten Probanden ein prozentualer
Anteil von 72,7 Alexithymen zeigte. Unter den als mischgebunden getesteten Probanden
fanden sich 56,8 % Alexithyme. Bei dem durchgeführten χ²-Test zeigte sich lediglich
bezüglich der TAS-Subskala 2 („Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“) bei
der Testung des unsicher-ängstlichen Bindungsstils im Exakten Test nach Fisher ein
signifikanter Wert von 0,001. Bei dem T-Test für unabhängige Stichproben zeigte sich,
ebenfalls bei der Testung des unsicher-ängstlichen Bindungsstils ein signifikantes Ergebnis
sowohl im Bezug auf die TAS-Subskala 1 („Schwierigkeiten bei der Identifikation von
Gefühlen“) mit einer 2-seitigen Signifikanz von 0,048, als auch im Bezug auf die TAS69
Subskala 2 („Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“) mit einer 2-seitigen
Signifikanz von 0,001. Demnach ist ein unsicher-ängstlicher Bindungsstil signifikant
korreliert mit Alexithymie bezüglich der Subskalen 1 und 2.
70
5. Diskussion
Im Folgenden sollen die Ergebnisse dieser Untersuchung kritisch diskutiert und in den
aktuellen Forschungskontext eingeordnet werden.
5.1 Personengebundene Störfaktoren
Um Aussagen über die Äquivalenz der soziodemographischen Merkmale zwischen der
Suchtgruppe und der Gruppe der Nicht-Suchterkrankten machen zu können, wurden die
Gruppen
bezüglich
der
Variablen
„Alter“,
„Familienstand“,
„Bildungsstand“
und
„Berufstätigkeit“ verglichen. Hier zeigten sich in allen Variablen ähnliche Verteilungsmuster,
so dass von einer bezüglich soziodemographischer Daten vergleichbaren Stichpopulation
auszugehen ist. Für die Variablen „Bildungsstand“ und „Berufstätigkeit“ sind die in der
vorliegenden Studie erhobenen Daten vergleichbar mit denen der Normalpopulation
(Statistisches Bundesamt, 2011). Im Kapitel Ergebnisse sind in den Tabellen 4.9 bis 4.14 die
Daten zu oben genannten Variablen aufgelistet.
5.2 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse der Adult Attachment Scale (AAS)
Die Studie beinhaltet eine Probandenzahl von 248, davon waren 100 Probanden suchterkrankt
und 148 hatten eine andere psychiatrische Diagnose. In der Gesamtpopulation sind alle mit
der Adult Attachment Scale (AAS) messbaren Bindungsrepräsentanzen vertreten: 80
Probanden (32,3 %) wurden als sicher gebunden, 66 als unsicher (26,6 %), und davon 23 (9,3
%) als unsicher-vermeidend und 43 (17,3 %) als unsicher-ängstlich klassifiziert. Weiterhin
fanden sich 88 Probanden (35,5 %) als mischgebunden, bei 14 Probanden (5,6 %) fehlten die
entsprechenden Daten. Insgesamt finden sich also in der vorliegenden Stichprobe deutlich
mehr unsicher und mischgebundene als sicher gebundene Probanden. Dies deckt sich mit den
Ergebnissen vieler anderer Studien.
In der Literatur finden sich Vergleichsdaten einer Normalpopulation bezüglich der
Bindungsorganisation. So fanden van Ijzendoorn und Bakermans-Kranenburg 1996 in einer
häufig zitierten Metaanalyse, ausschließlich basierend auf Daten aus dem Adult Attachment
Interview (AAI) von Main und Goldwyn (1985 – 1996), innerhalb einer klinisch unauffälligen
Stichprobe 58 % sicher gebundene Frauen und 62 % sicher gebundene Männer und im
Vergleich dazu innerhalb klinisch auffälliger Stichproben einen Prozentsatz von 14 %,
welcher deutlich niedriger ausfällt als in unserer durchgeführten Studie (32,3 % sicher
gebundene Patienten). Allerdings gingen in diese Metaanalyse wenige klinisch auffällige
71
Erwachsene ein (Fonagy et al., 1993; Patrick, Hobson, Castle, Howard, & Maughan, 1994),
sondern vor allem Adoleszente oder Eltern, deren Kinder klinisch auffällig geworden waren.
Ebenso fanden Dozier, Stovall, & Albus (1999) mittels fünf Studien (Cole-Detke & Kobak,
1996; Fonagy et al., 1996; Patrick et al., 1994; Rosenstein & Horowitz, 1996; Tyrell &
Dozier, 1997) innerhalb klinisch auffälliger Stichproben einen geringeren Anteil an sicher
gebundenen Patienten als in der vorliegenden Studie, nämlich von 3 – 24 %. In drei nicht in
die Übersichtsarbeit von Dozier et al. (1999) mit einbezogenen deutschen Studien mit klinisch
auffälligen Stichproben fanden sich ähnliche Prozentangaben wie in der Literatur angegeben
(Böddeker, 1996; Hermanutz & Schmitz-Hermanutz, 1996; Scheidt et al., 1999).
Eine mögliche Ursache der bislang noch eher schwankenden Zahlen mag an unterschiedlichen
Testverfahren der einzelnen Studien liegen. Das Adult Attachment Interview, beispielsweise
in der Studie von van Ijzendoorn & Bakermans-Krankenburg (1996) verwendet, wird beinahe
ausschließlich für die Forschung verwendet und nicht für die Diagnostik in der
psychotherapeutischen Praxis, da ein erhebliches Problem dieses Verfahrens in der
mangelnden Ökonomie begründet liegt. So dauert die Durchführung des Interviews sehr lange
und es ist von Nöten, dass sehr erfahrene Interviewer die Testsituation beurteilen. Das AAI
liefert jedoch für jede Versuchsperson eine Fülle von Daten, was vor allem für umfangreiche
Forschungsvorhaben wie die Durchführung von Längsschnittstudien vorteilhaft sein kann.
Die in der vorliegenden Arbeit verwendete Adult Attachment Scale (AAS) hingegen stellt ein
Selbstbeschreibungsverfahren dar, welches die Datenerhebung deutlich vereinfacht und somit
in der psychotherapeutischen Praxis häufiger verwendet wird. Vergleicht man nun die aus der
Literatur gewonnen Daten zu Bindungsrepräsentationen mit den aus der vorliegenden Studie
erhaltenen Daten, zeigt sich zumindest eine vergleichbare Tendenz, dass in klinisch
auffälligen Stichproben der Prozentsatz an sicher gebundenen Probanden deutlich niedriger
angesiedelt ist als in klinisch unauffälligen Stichproben.
Betrachtet man nun isoliert die Subpopulation der Alkoholabhängigen mit einer
Probandenzahl von 67, so finden sich 25 (37,3 %) als sicher gebunden, 15 (22,4 %) als
unsicher gebunden und davon 5 (7,5 %) als unsicher-vermeidend und 10 (14,9 %) als
unsicher-ängstlich gebunden klassifiziert. Des Weiteren fanden sich unter den Alkoholikern
24 Probanden (35,8 %) als mischgebunden klassifiziert. Hier zeigen sich ähnliche
Verteilungsmuster wie in der Gesamtstichprobe sowie in der Stichprobe der psychiatrisch
Erkrankten ohne Alkoholabhängigkeitsdiagnose. Somit unterscheiden sich Alkoholkranke
bezüglich des Bindungsstils nicht wesentlich von psychiatrischen Patienten mit anderer
Diagnose.
72
Was die Beziehung zwischen Bindungsstil und Alkoholismus betrifft, wurde bisher noch
wenig erforscht. Es wird zwar deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen unsicherem
Bindungsstil und Alkoholismus besteht (Bensmann, 2007; Flores, 2001; Johann, Laufkötter,
Lange, & Wodarz, 2004; Joyce et al. 1994; Kotov, 2006; Thorberg & Lyvers, 2006;
Vungkhanching et al., 2004) (vgl. Kapitel 1.4.1), jedoch lässt sich bisher noch nicht
feststellen, ob ein
unsicherer
Bindungsstil
spezifisch für die
Ausbildung einer
Alkoholabhängigkeit ist, oder ob ein unsicherer Bindungsstil Prämisse für die Ausbildung
jeder psychiatrischen Diagnose sein kann. Aus der vorliegenden Studie, in der kein
wesentlicher Unterschied in der Häufigkeitsverteilung im Vergleich zwischen Alkoholikern
und Patienten mit anderer psychiatrischer Diagnose zu finden ist und in der sich keine
signifikanten Ergebnisse bezüglich der Korrelation zwischen Alkoholismus und unsicheren
Bindungsstil zeigten, sowie aus der allgemeinen Studienlage, in der ein Zusammenhang
zwischen unsicherem Bindungsstil und unterschiedlichsten psychiatrischen Störungsbildern,
beispielsweise affektiven Störungen, Angststörungen, und Persönlichkeitsstörungen, hierunter
insbesondere die Borderline-Störung, aufgezeigt wird, könnte sich annehmen lassen, dass
eine unsichere Bindungsrepräsentanz als psychopathologischer Faktor disponierend ist für die
Ausbildung jeder psychiatrischen Erkrankung und nicht spezifisch ist für die Ausbildung
einer
Alkoholkrankheit.
Laut
Zimmermann
(2002,
vgl.
Kapitel
1.2.2)
stellt
Bindungssicherheit eine gute Prämisse dar, um Risikofaktoren oder Belastungen erfolgreich
zu bewältigen. In der vorliegenden Studie findet sich, wie auch in der Vergleichsliteratur, eine
geringere Präsenz des sicheren Bindungsstils im Vergleich zur Präsenz des sicheren
Bindungsstils in klinisch unauffälligen Stichproben. Nichtsdestotrotz finden sich innerhalb
der hier untersuchten Stichprobe 32,3 % sicher gebundene Probanden. Nun stellt sich die
Frage, aus welchen Gründen es in diesen Fällen, in denen die Voraussetzungen zur
erfolgreichen Bewältigung von Risikofaktoren gegeben sind, trotzdem zur Ausbildung einer
psychiatrischen Krankheit gekommen ist, welche eine stationäre Therapie erforderlich
gemacht hat. Ist demnach eine sichere Bindungsrepräsentanz, wie zuvor in der Literatur
beschrieben, als zentraler protektiver Faktor, überbewertet worden? Oder spielen sogar
jegliche protektiven Faktoren eine untergeordnete Rolle? Spielen bei der Psychopathogenese
vielleicht die Vulnerabilitätsfaktoren eine größere Rolle? Ist demzufolge vielleicht eher eine
unsichere Bindungsrepräsentanz als Vulnerabilitätsfaktor einzuschätzen und wäre eine sichere
Bindungsrepräsentanz als „Schutzschild gegen psychiatrische Erkrankungen“ womöglich gar
wirkungslos?
73
Fest steht, dass es in klinischen Populationen eine Häufung von Patienten mit unsicherem
Bindungsstil gibt, beispielsweise bei Störungen des Sozialverhaltens, affektiven Störungen,
Suchterkrankungen, diversen Persönlichkeitsstörungen (Rosenstein & Horowitz, 1996). In
einer Studie von Mickelson et al. (1997) wurden sogar alle Psychopathologien außer
Substanzabusus und Schizophrenie, da diese nicht untersucht wurden, negativ mit dem
sicheren Bindungsstil und positiv mit dem unsicher-vermeidenden und unsicher-ängstlichen
Bindungsstil korreliert.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Studien, welche unsichere
Bindungsqualitäten positiv mit bestimmten Psychopathologien korrelieren (vgl. Kapitel
1.2.2). Jedoch lässt sich dadurch letztlich nicht klären, ob die Bindungsqualität überhaupt eine
zentrale Rolle in der Psychodynamik und Psychopathogenese spielt.
Ein erhebliches Problem bei der Interpretation, inwieweit eine Signifikanz des
Bindungsmusters im Vergleich von Suchtkranken und Patienten mit anderen psychiatrischen
Diagnosen besteht, ist die Tatsache, dass in den meisten Fällen Komorbiditäten bestehen. So
kann nicht unterschieden werden, ob ein bestimmtes Bindungscluster dem Alkoholismus
zugeschrieben werden kann, oder aber einer gleichzeitig bestehenden anderen psychiatrischen
Erkrankung. Andere psychiatrische Erkrankungen, welche innerhalb der Studiengruppe
auftraten, sind in der Tabelle 4.5 im Kapitel 4.1.2 aufgeführt. Zudem müssen die unter den
Suchterkrankten gleichzeitig bestehenden Persönlichkeitsstörungen berücksichtigt werden,
welche einen Anteil von 71 % ausmachen (siehe auch Tabelle 4.7, Kapitel 4.1.2). Um die
Problematik der Komorbiditäten auszuschließen, wäre es in nachfolgenden Studien sinnvoll,
bei den Einschlusskriterien nur Probanden zu berücksichtigen, welche lediglich eine
psychiatrische Diagnose aufweisen. Dies ist leider nicht praktikabel. Ebenso wenig scheint es
möglich zu sein, sich auf die Kombination von zwei Diagnosen zu beschränken,
beispielsweise einer Suchtdiagnose und einer Persönlichkeitsstörungsdiagnose. Bailly und
Venisse (1999) fanden heraus, dass die Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen bei
Alkoholabhängigen zwischen 30 und 80 % variiert, wobei alle Persönlichkeitsstörungen
wiedergefunden werden konnten. Marchiori et al. (1999) fanden dabei die schizoide
Persönlichkeitsstörung an erster Stelle, gefolgt von der dependenten Persönlichkeitsstörung.
In der vorliegenden Studie steht die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung an erster Stelle
mit einem 25-prozentigen Anteil an der Subpopulation der Suchtkranken, die dependente
Persönlichkeitsstörung mit einem 15-prozentigen Anteil an der Subpopulation der
Suchtkranken an zweiter Stelle und die in der Studie von Marchiori et al. (1999) erwähnte
schizoide Persönlichkeitsstörung steht in der vorliegenden Studie mit einem lediglich 5prozentigem Anteil an vierter Stelle (siehe Tabelle 4.7, Kapitel 4.1.2). Aus diesen
74
variierenden Daten wird deutlich, dass es, um bezüglich der Komorbiditäten exakt
vergleichbare Probanden zu erhalten, einer enormen Fallzahl bedürfte.
Zuletzt sei noch allgemein erwähnt, dass aufgrund der relativ kleinen Stichprobe der
Alkoholabhängigen (n = 67) eine erneute Überprüfung der Resultate mit einer größeren
Stichprobe erforderlich wäre, um statistisch aussagekräftigere Ergebnisse zu erhalten.
Zudem findet ein Vergleich zwischen Suchtkranken und Probanden, die eine andere
psychiatrische Diagnose als die der Suchterkrankung aufweisen, statt. Interessant wäre noch
eine Untersuchung, in der man eine aus Suchtkranken bestehende klinische Stichprobe einer
klinisch unauffälligen Stichprobe gegenüberstellt.
Auf die Ergebnisse der Adult Attachment Scale (AAS) bezüglich eines möglichen
Zusammenhangs zwischen Bindungsqualität und Alexithymie wird in Kapitel 5.4
eingegangen.
5.3 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse zur Toronto Alexithymie Skala (TAS26) in Bezug auf Suchterkrankung, insbesondere Alkoholismus
Innerhalb der Gesamtstudienpopulation konnten 46,8 % der Probanden in der Gesamtskala
TAS-26 als alexithym getestet werden. Bei 6,5 % fehlten die entsprechenden Daten. Damit
liegt die Prävalenz der in der vorliegenden Studie als alexithym getesteten Probanden
erwartungsgemäß deutlich über der Durchschnittsprävalenz in der Normalpopulation
(zwischen 7 % und 19 %) (Joukamaa et al., 2003; Kokkonen et al., 2001; Mattila et al., 2006;
Montreuil & Pedinielli, 1995; Parker et al., 1989; Salminen et al., 1999) (vgl. Kapitel 1.3.3).
Der höchste Prozentsatz pathologischer Werte innerhalb der Gesamtstudienpopulation zeigte
sich dabei in der TAS-Skala 2 („Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“) mit
62,1 %. Im Vergleich zwischen der Subpopulation der Suchtkranken und der Subpopulation
der
Patienten
mit
anderer
psychiatrischer
Diagnose
zeigte
sich
ein
ähnliches
Verteilungsmuster wie in der Gesamtpopulation mit einer Ausnahme: auf der Skala 3
(„Extern orientierter Denkstil“) fand sich ein deutlich geringerer Prozentsatz von Probanden
mit pathologischen Werten innerhalb der Gruppe der Suchtkranken im Vergleich zur Gruppe
der Probanden mit anderer psychiatrischer Diagnose (29 % versus 38,5 %). Diese deskriptive
Auffälligkeit konnte jedoch weder im χ²-Test, noch im T-Test bei unabhängigen Stichproben
als signifikant eingestuft werden.
Betrachtet
man
isoliert
die
Gruppe
der
Alkoholiker
im
Vergleich
zur
Gesamtstudienpopulation, fällt auf, dass innerhalb der Gruppe der Alkoholiker auf allen 3
75
Skalen sowie in der Gesamtskala weniger Probanden pathologische Werte aufweisen. Auch
hier konnten die deskriptiven Auffälligkeiten durch die durchgeführten statistischen Tests als
nicht signifikant gewertet werden.
Die meisten als alexithym getesteten Probanden fanden sich in der Gruppe der Suchtkranken,
welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren. In der Gesamtskala ergab dies einen
Prozentsatz von 60,6, in der Skala 2 sogar von 72,7. Hier ergab sich jedoch keine statistische
Signifikanz. Dies deckt sich, unter Berücksichtigung der geringen Fallzahl der Alkoholiker
(n=67) und der Suchtkranken anderer Suchtmittel (n=33) mit den Ergebnissen einer Studie
mit höherer Fallzahl an Suchtkranken inklusive Alkoholikern (n = 204), in der Alkoholiker
gegen Süchtige anderer Suchtmittel gegen Polytoxikomane in Bezug auf die Ausprägung der
Alexithymie getestet worden sind (Haviland, Hendryx, Shaw & Henry, 1994). Auch in dieser
mit höherer Fallzahl durchgeführten Studie zeigte sich kein statistisch relevanter Unterschied
bezüglich des Vorhandenseins einer Alexithymie und dem jeweiligen Suchtmittel.
Lediglich bezüglich der TAS-Skala 1 („Schwierigkeiten bei der Identifikation von Gefühlen“)
zeigte sich bei der Gegenüberstellung von Alkoholikern und Suchtkranken, welche andere
Suchtmittel als Alkohol konsumieren, im exakten Test nach Fisher ein signifikanter Wert von
0,033 und ein Likelihood-Quotient von 0,035. Demzufolge hätten Alkoholiker gegenüber
Suchtkranken, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, signifikant seltener
Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Gefühlen. Dies ist so bisher in der Literatur noch
nicht beschrieben worden. Nun könnte man annehmen, dass dies womöglich im Suchtmittel
selbst begründet sei. Man könnte annehmen, Alkohol sei weniger betäubend oder
realitätsverzerrender als andere Suchtmittel.
Gegen diese Annahme spricht jedoch, dass
Alexithymie heute eher als zeitlich stabiles Persönlichkeitsmerkmal gesehen wird, welches
lediglich durch sehr schwere traumatisierende Erlebnisse in seiner Ausprägung verändert
werden mag (vgl. Kapitel 1.3.2.2). Ist unter Umständen die Fähigkeit zur Identifikation von
Gefühlen motivierend für den jeweiligen Patienten, die bei sich selbst identifizierten Gefühle
im Sinne einer Coping-Strategie durch den Konsum von Alkohol zu unterdrücken? Wenn ja,
warum wäre dies dann nicht ebenso bei anderen Suchtmitteln der Fall? Es könnte natürlich
auch sein, dass es sich bei der Subpopulation der Suchtkranken anderer Suchtmittel als
Alkohol um Patienten handelt, die sich möglicherweise primär aus anderen Gründen als der
„Bekämpfung“ der Sucht stationär therapieren ließen, beispielsweise aufgrund Ihrer
zusätzlich vorhandenen Persönlichkeitsstörung und dass es daher zu einer Verzerrung der
Ergebnisse der miteinander verglichenen Subpopulationen kommt. Unabhängig von den
logischen Ursachen dieses statistisch relevanten Unterschieds zwischen Alkoholiken und
76
Suchtpatienten, welche andere Suchtmittel als Alkohol konsumieren, soll nicht unerwähnt
bleiben, dass diese Gegenüberstellung von zwei Subpopulationen auch methodische
Einschränkungen aufweist. So ist die Fallzahl relativ gering (n = 67 Alkoholiker, n = 33
Suchtkranke anderer Suchtmittel), so dass die aus dieser Studie hervorgehende Aussage,
Alkoholiker hätten signifikant seltener Probleme bei der Identifikation von Gefühlen, in
weiteren Studien mit höherer Fallzahl noch bestätigt werden müsste.
Nichtsdestotrotz konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass Alkoholiker im Vergleich zu
Daten aus der Normalpopulation, wie erwartet, erhöhte Alexithymiewerte aufweisen. Dies
deckt sich mit Daten aus der Literatur. In einer finnischen Studie aus dem Jahre 1992 wurden
2297 männliche Alkoholiker mittleren Alters untersucht. Die Ergebnisse zeigten einen
linearen Zusammenhang zwischen Alkoholismus und Alexithymie (Kauhanen, Julkunen &
Salonen, 1992). In einer türkischen Studie mit deutlich geringerer Fallzahl (n= 56) wurden
ebenfalls männliche Alkoholiker mittels der TAS-20 getestet. Hier zeigte sich ebenfalls ein
Zusammenhang zwischen Alkoholismus und Alexithymie (Uzun et al., 2003). In einer
deutschen Studie wurden 55 stationäre Alkoholkranke nach körperlichem Entzug und 18
Kontrollperson aus der Allgemeinbevölkerung mit der TAS-20 untersucht. Auch hier wiesen
die
Alkoholkranken
im
Vergleich
zu
den
Kontrollpersonen
signifikant
höhere
Alexithymiewerte auf (Croissant et al., 2002). Dies wird auch in einer aktuelleren Studie von
Carton et al. aus dem Jahre 2010 bestätigt, in der Suchtpatienten mittels der TAS-20 getestet
wurden. Die Daten zur Prävalenz von Alexithymie bei Alkoholikern schwanken jedoch
zwischen 40 und 78 % (Rybakowski et al., 1998; Taieb et al., 2002; Thorberg et al., 2009)
und insgesamt gibt es bislang geringe Belege dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen
Alexithymie und der Entstehung einer Alkoholabhängigkeit gibt (vgl. hierzu auch Kapitel
1.4.2).
Fest steht, dass Alkoholiker im Vergleich zur Normalpopulation erhöhte Alexithymiewerte
aufweisen.
Ob
Alexithymie
jedoch
als
Risikofaktor
für
die
Entstehung
einer
Alkoholabhängigkeit zu werten ist, ist bislang noch nicht bewiesen.
Ebenso wenig konnte weder in der vorliegenden Studie noch in Studien aus der Literatur
gezeigt werden, dass es einen statistisch relevanten Unterschied zwischen Alkoholikern und
anderen psychiatrischen Patienten bezüglich des Vorhandenseins beziehungsweise der
Absenz von Alexithymie gibt. Prozentual gesehen liegen die Alkoholiker in dieser Studie
sowohl in der TAS-Gesamtskala, als auch in den TAS-Skalen 1 bis 3
Durchschnitts der Gesamtstichprobe, jedoch nicht statistisch relevant.
77
unterhalb des
5.4 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse zur Toronto Alexithymie Skala (TAS26) in Bezug auf Bindung, gemessen mit der Adult Attachment Scale (AAS)
Erwartungsgemäß fanden sich in der vorliegenden Studie bei den sicher gebundenen
Probanden deutlich weniger häufig pathologische Werte in allen 3 Dimensionen sowie in der
Gesamtskala der TAS-26 als bei den unsicher gebundenen Probanden. So findet sich
innerhalb der Gruppe der sicher gebundenen Probanden ein Anteil alexithymer Patienten von
21,3 %, im Gegensatz zu einem Anteil von 60,5 % innerhalb der Gruppe der unsicher
gebundenen Probanden. Damit nähert sich die Prävalenz der als alexithym getesteten
innerhalb der Gruppe der sicher gebundenen Probanden der Verteilung in der
Normalpopulation (ca. 7 bis 19 %) an. Die Werte der Subskalen 1, 2 und 3 weisen ähnliche
Tendenzen auf. Allerdings konnten bei der statistischen Auswertung keine statistisch
relevanten positiven bzw. negativen Korrelationen bezüglich Bindungsstil und Alexithymie
festgestellt werden, bis auf eine Ausnahme: Signifikante Werte zeigten sich lediglich
bezüglich des unsicher-ängstlichen Subtypen des unsicheren Bindungsstils. Es zeigten sich
eine positive Korrelation zwischen der Subskala TAS 1 („Schwierigkeiten bei der
Identifikation von Gefühlen“) und unsicher-ängstlichem Bindungsstil mit einer 2-seitigen
Signifikanz von 0,048 sowie ebenfalls eine positive Korrelation zwischen der Subskala TAS 2
(„Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen“) und unsicher-ängstlichem
Bindungsstil mit einer 2-seitigen Signifikanz von 0,001 und einem Wert von 0,001 im exakten
Test nach Fisher. Somit haben laut der vorliegenden Studie Probanden mit einem unsicherängstlichem Bindungsstil, und nur diese Subpopulation und nicht generell unsicher gebundene
oder mischgebundene, statistisch gesehen häufiger Schwierigkeiten bei der Identifikation
sowie der Beschreibung von Gefühlen, haben aber weder einen erhöhten extern orientierten
Denkstil, noch sind sie in der TAS-Gesamtskala statistisch relevant häufiger vertreten.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie decken sich somit nur teilweise mit den doch sehr
spärlich vorhandenen und schwankenden Daten aus der Literatur, in der eine positive
Korrelation zwischen unsicherem Bindungsstil und Alexithymie bzw. eine negative
Korrelation zwischen sicherem Bindungsstil und Alexithymie beschrieben wird.
Es gibt einige Studien, welche auf einen Zusammenhang zwischen unsicherem Bindungsstil
und Alexithymie hinweisen, welche in Kapitel 1.4.3 aufgeführt sind. In der Studie von
Scheidt et al. (1999) fand sich eine positive Korrelation zwischen Skala 3 („Extern orientierter
Denkstil“) und unsicherem Bindungsstil und eine negative Korrelation zwischen sowohl
Skala TAS 1 und TAS 2 und sicherem Bindungsstil. Die in dieser Studie verwendeten
Messinstrumente waren das Adult Attachment Interview (AAI), sowie die TAS-20. In einer
78
Studie von Dieris-Hirche, Berliner, Gieler, von Georgi und Milch (2008), in der als
Messinstrumente der Gießener Bindungsbogen (GIBB), die Adult Attachment Scale (AAS),
sowie die Toronto-Alexithymie-Scale 20 (TAS-20) verwendet wurden, zeigten sich ähnliche
Tendenzen, nämlich einen Zusammenhang zwischen Alexithymie und unsicherem
Bindungsstil. Dabei zeigten sich insbesondere beim distanzierten Bindungsstil hohe
Alexithymieausprägungen. Im Gegensatz dazu fanden sich in einer Studie von Troisi et al.
(2001) gerade bei unsicher gebundenen Probanden mit abweisender Komponente niedrigere
Alexithymieausprägungen.
Eine Studie von Domscheit, Schwab und Seidler (2008), in der 256 Studenten als
Bindungsstilfragebögen der Bielefelder Fragebogen zu Partnerschaftserwartungen (BFPE)
und der Bochumer Bindungsfragebogen (BoBi), sowie zur Erhebung der Emotionsregulation
die Toronto-Alexithymie-Skala 26 (TAS-26), der Sense-of-Coherence-Fragebogen (SOC-9L)
und die Skalen zum Erleben von Emotionen (SEE) vorgelegt wurden, fand man heraus, dass
sicher Gebundene weniger Schwierigkeiten bei der Identifikation und bei der Beschreibung
von Gefühlen (Skalen TAS 1 und TAS 2) haben und somit einen niedrigeren Gesamtwert
„Alexithymie“ aufweisen. Ferner wurde noch in anderen verschiedenen Studien Hinweise auf
bei Alexithymen gehäuft auftretenden unsicheren Bindungsmustern oder frühkindlichen
Belastungen gefunden (Berenbaum, 1996; Lemche, Klann-Delius, Koch, & Joraschky, 2004;
Wearden, Lamberton, Crook, & Walsh, 2005; Joukamaa et al., 2008).
Laut Schäfer und Franz (2009) entspräche die resultierende Alexithymie, also emotionale
Blindheit „der Blindheit des frühkindlichen Spiegelsystems und könnte die alexithyme
Desorientierung sowohl hinsichtlich eigener affektiver Zustände (Franz et al. 2004) als auch
eine gestörte Einfühlungsfähigkeit bedingen.“ (Schäfer und Franz, 2009, S. 341).
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie decken sich also hinsichtlich des Verteilungsmusters
von
unsicherem
respektive
sicherem
Bindungsstil
bezüglich
des
Vorhandenseins
beziehungsweise der Absenz von Alexithymie mit den Daten aus der Literatur. Statistisch
relevant ist jedoch
lediglich eine positive Korrelation zwischen unsicher-ängstlichem
Bindungsstil und der „Schwierigkeit der Identifikation von Gefühlen“ (TAS 1) sowie der
„Schwierigkeit bei der Beschreibung von Gefühlen“ (TAS 2). Weiterhin bleibt die Frage
offen, inwieweit eine frühkindliche gestörte Affektäußerung Prämisse für die Ausbildung
einer Alexithymie mit nachfolgendem unsicheren Bindungsstil sein kann, oder ob eine
gestörte frühkindliche Bindung zur Ausbildung einer Alexithymie führt.
79
5. 5 Methodische Einschränkungen
In der vorliegenden Studie wurden etablierte Messinstrumente verwendet, welche gute
Testkriterien aufweisen. Die Toronto Alexithymie Skala-26 (TAS-26) wird auf dem Gebiet
internationaler
Forschung
angewendet.
Sie
führt
als
standardisiertes
Selbstbeurteilungsverfahren zu einer relativ hohen Objektivität. Divergente Validität und die
Kriteriumsvalidität
des
Instruments
konnten
in
verschiedenen
Untersuchungen
zufriedenstellend nachgewiesen werden (Kupfer et al., 2000) (vgl. Kapitel 3.4.4).
Bei der Adult Attachment Scale (AAS) sei anzumerken, dass es sich, wie bei der TAS-26, um
ein standardisiertes Selbstbeschreibungsverfahren handelt, jedoch, wie bereits in Kapitel 5.2
angemerkt, in der psychotherapeutischen Praxis häufiger Anwendung findet als in der
Forschung. In der Forschung ist das Standardtestverfahren das Adult Attachment Interview
(AAI), welches in der vorliegenden Studie aufgrund der mangelnden Ökonomie des
Testverfahrens nicht verwendet worden ist. Dementsprechend ist ein metaanalytischer
Vergleich der Ergebnisse dieser Studie mit Ergebnissen anderer Studien nur bedingt möglich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fallzahl. Die Gesamtpopulation ist mit einer Fallzahl
von 248 Probanden zwar relativ hoch, allerdings lassen sich Unterschiede zwischen den
Subpopulationen lediglich erahnen, was auch anhand der geringen statistisch signifikanten
Ergebnisse deutlich wird. Das Problem der Komorbiditäten wurde schon in Kapitel 5.2
erläutert. Als letztes sei noch erwähnt, dass Kontroll-Gruppen mit klinisch gesunden
Probanden getestet werden könnten, allerdings stehen hierzu genügend Zahlen zur Inzidenz
von Alexithymie und sicheren versus unsicheren Bindungsstil in der Literatur zur Verfügung.
80
6. Zusammenfassung
Es
gibt
eine
Vielzahl
von
Vulnerabilitätsfaktoren
im
Sinne
der
Entwicklungspsychopathologie. Im Hinblick auf die Vorhersage einer bestimmten
psychischen Störung zeigt sich Multifinalität, das heißt, dass viele verschiedene
Störungsbilder aufgrund eines einzelnen bestimmten Risikofaktors resultieren, und
Multikausalität, das heißt, dass ein bestimmtes Störungsbild durch verschiedene
Risikofaktoren verursacht werden kann.
Eine stark ausgeprägte Alexithymie kann entwicklungspsychopathologisch, ebenso wie ein
unsicherer Bindungsstil als ein Vulnerabilitätsfaktor aufgefasst werden. Beide können durch
eine beeinträchtigte soziale Anpassung eine zunehmende Vereinsamung und die Entwicklung
psychischer Störungen begünstigen. So finden sich in klinisch auffälligen Stichproben gehäuft
unsicher Gebundene als in klinisch unauffälligen Stichproben. Ebenso zeigt sich, dass
Alexithymie in klinisch auffälligen Stichproben vermehrt anzutreffen ist als in klinisch nicht
auffälligen Stichproben.
Bezüglich des Suchtverhaltens gibt es bislang noch keine konzeptübergreifende Theorie. Wie
bei der Psychopathogenese anderer psychiatrischer Erkrankungen ist auch hier allgemein
anerkannt, dass die Substanzabhängigkeit ein nicht lineares multikausales Bedingungsgefüge
darstellt (Bensmann, 2007).
In der vorliegenden Studie wurde der Zusammenhang zwischen Bindungsstil, Alexithymie,
und einer Suchtdiagnose, insbesondere Alkoholismus untersucht. Innerhalb der untersuchten
Stichprobe fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Bindungsqualität
zwischen den Subpopulationen der Suchtkranken, insbesondere Alkoholiker und der Patienten
mit anderer psychiatrischer Diagnose. Ebenso fanden sich keine Unterschiede zwischen
Suchtkranken und Patienten mit anderer psychiatrischer Diagnose bezüglich der Alexithymie.
Insgesamt jedoch zeigte sich, wie bereits in der Literatur beschrieben, deutlich vermehrte
Fallzahlen von Alexithymen und Probanden mit unsicherem Bindungsstil innerhalb der
untersuchten Stichprobe im Vergleich zur Normalpopulation.
Innerhalb der Subpopulation der Suchtkranken jedoch zeigte sich bei den Alkoholikern ein
deutlich geringerer Prozentsatz an Alexithymen als bei den Suchtkranken, welche andere
Suchtmittel als Alkohol konsumieren. Da es insbesondere zum Alkoholismus im Vergleich
zum Suchtverhalten mit anderen Substanzen nur wenige Studien gibt, und weil die hier
aufgeführte Fallzahl an süchtigen Probanden, welche andere Substanzen als Alkohol
konsumieren relativ gering ist, wären hier weitere Forschungen wünschenswert.
81
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Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung meiner
Arbeit nicht veröffentlicht.
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