Verlagerung und Retention von Zähnen Leitsymptom Zahnkeim verbleibt wesentlich länger (> 2 Jahre) über die normale Durchbruchszeit hinaus im Kiefer Nomenklatur Verlagerung: Retention: Halbretention/Infraokklusion: Reinklusion: Durchbruchsstörung bei abwegiger Keimlage Durchbruchsstörung bei korrekter Keimlage Zahn erreicht Okklusionsebene nicht, vertikale Stufe zu den Nachbarzähnen halbretinierter oder voll durchgebrochener Milchmolar verschwindet wieder unter der Schleimhaut Häufigkeit betrifft vor allem: • Weisheitszähne • Eckzähne • 2. Prämolaren • Frontzähne Ätiologie 1. Platzeinengung für den durchbrechenden Zahn durch: – Aufwanderung v. Seitenzähnen (v.a. Lückeneingung im Prämolarenbereich, Eckzahnbereich) – Zahnkippungen – Zahnbreitenmißverhältnisse (primärer Engstand) 2. Durchbruchshindernisse – Mesiodens, überzählige Zähne, Odontome 3. verdrängende Prozesse – radikuläre und follikuläre Zysten – Tumore 4. Formanomalien (nach Frontzahntrauma) – Wurzelkrümmung – Dilazeration – Doppelbildung 5. Ankylosen zwischen Zahnwurzel und Alveolarknochen 6. Syndrome/Mißbildungen – Dysostosis cleidocranialis – Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten 7. erbliche Faktoren (v.a. obere Eckzähne) 8. phylogenetische Faktoren (verlagerte Sapientes) Diagnose 1. Anamnese – familiär gehäuftes Vorkommen – Unfälle im Milchgebiß 2. Klinische Untersuchung/Modellanalyse – persistierende Milchzähne und fehlende Lockerung – seitenungleicher Durchbruch – Mittellinienabweichungen – sagittale und transversale Asymmetrien – ausgeprägter Platzmangel – Dystopien u. Lockerungen permanenter Zähne – vestibuläre, palatinale oder linguale Vorwölbung 4. Röntgenbefund – Abklärung der Ursachen der Retention/Verlagerung – Lokalisation des verlagerten Zahnes – prognostische Einschätzung des Behandlungsverlaufs – Differentialdiagnostischer Ausschluß einer Aplasie o OPG: Übersichtsaufnahme gute Beurteilung der Achsenstellung zur Okklusionsebene o Zahnfilme: Bestimmung der horizontalen Position mittels zweier exzentrischer Aufnahmen wandert Zahn mit Strahl palatinal wandert Zahn konträr vestibulär o Aufbißaufnahmen: Lagebestimmung o CT: dreidimensionale Lagebestimmung, Aussagen über Ausmaß von Wurzelresorptionen an benachbarten Zähnen möglich Differentialdiagnose • • Aplasie von Zähnen Ankylose Behandlungsindikation • • • • retinierte/verlagerte Zähne für Kaufunktion nicht nutzbar Ausbildung follikulärer Zysten möglich Wurzelresorptionen an benachbarten permanenten Zähnen möglich Lücken nach Verlust der persistierenden Milchzähne mit Folgeerscheinungen (Kippungen, Elongationen, Okklusionsstörungen) • späterer dystopischer Durchbruch möglich • Gewährleistung der Eckzahnführung • Eckzahn bes. wichtiger Pfeilerzahn bei spätere prothetische Versorgung Folgen bei Nichtbehandlung • • • • • Entwicklung follikulärer Zysten Wurzelresorptionen an Nachbarzähnen Verdrängung von Nachbarzähnen neuralgiforme Beschwerden Lückenbildung bei Verlust des persistierenden Milchzahnes mit Folgeerscheinungen Therapie Entscheidung: • chirurgische Entfernung des Zahnes (z.B. bei ausgeprägten Engständen, Ankylosen) – kieferorthopädischer Lückenschluß – prothetische Lückenversorgung oder • kieferorthopädische Einstellung des retinierten Zahnes – mit oder ohne chirurgische Freilegung Kieferorthopädische Einstellung des retinierten Zahnes (mit/ohne chirurgische Freilegung) Therapie Platzbeschaffung für den retinierten/verlagerten Zahn durch – Extraktionstherapie – transversale und/oder sagittale Erweiterung des Zahnbogens Beseitigung von Durchbruchshindernissen (Milchzahn, Mesiodens, Odontom, Zyste, überzählige Zähne) wenn nach 6 Monaten kein Spontandurchbruch: – chirurgische Freilegung und aktive kieferorthopädische Einstellung des Zahnes Therapiemittel • aktive Platten – zur Platzbeschaffung – zur aktiven Einstellung mittels Gummizügen – (z.B. Platte mit Hypomochlion) • festsitzende Apparaturen • Platzbeschaffung mit Druckfedern • Derotation von Molaren (TPA) • Aufrichten von Zähnen • Anschlingung des retinierten/verlagerten Zahnes am Vollbogen • Einligieren des Zahnes mittels Nitinol oder superelastischen Bogens • Einstellung mit vertikalen Loops • Einstellung mittels Teilbogen • Einstellung mittels verlängertem Transpalatinalbogen