Ungleiche riesen - niederrhein manager

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Business am Niederrhein Erfolgreich im Ausland
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Ungleiche Riesen
USA und Kanada haben ihre ganz eigenen Regeln
D
er amerikanische Traum ist ein Mythos:
Aus einem Tellerwäscher wird nicht automatisch ein Millionär. Aber es kann gelingen, zumindest birgt Business in Nordamerika Chancen auf Erfolg. Firmengründer und
Investoren finden in den Vereinigten Staaten,
in Kanada und Mexiko (über Mexiko berichtete NRM bereits in der Mai-Ausgabe) einen
der interessantesten Wirtschafträume der Welt.
Gute Ideen sollten Investoren mitbringen, aktiv
und neugierig sollten sie zudem sein. Immerhin locken eine halbe Milliarde Konsumenten,
die Kombination aus dem günstigen Produktionsstandort Mexiko und den Industrienationen USA und Kanada: Zusammengeschlossen
haben sie sich zur Freihandelszone NAFTA
(North American Free Trade Agreement), einem auch für deutsche Unternehmen attraktiven Wirtschaftsraum. „Der amerikanische
Markt hat aber seine eigenen Regeln. Er ist ganz
anders, oftmals viel komplizierter, als Europäer
glauben. Der Markt gehört zu den am härtesten
umkämpften der Welt. Eine Tatsache, die von
vielen deutschen Geschäftsleuten unterschätzt
wird “, warnt Ullrich Umann von Germany
Trade & Invest (gtai).
Es gibt kaum ein anderes Land auf dem Globus, das bei Europäern so viele unterschiedliche
Bilder weckt, aber auch polarisiert wie die USA.
Metropolen wie New York oder Los Angeles, die
Everglades, die Rocky Mountains oder Las Vegas
sind beeindruckende Beispiele. Es gibt viele Menschen, die die USA lieben. Viele mögen Land und
Leute aber auch nicht. Das Land ist wirtschaftlicher und kultureller Vorreiter, weltoffen und
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Niederrhein MANAGER 06/13
gleichzeitig übertrieben konservativ, Verfechter
der Demokratie, aber auch ein Land, in dem Dinge
wie Guantánamo möglich sind. Viele andere aber
auch. Beispiele gefällig? In Tuscon, im Bundesstaat
Arizona, dürfen Frauen keine Hosen tragen, in
Devon, Connecticut, ist es untersagt, nach Sonnenuntergang rückwärts zu laufen, in Cleveland,
Ohio, darf nur mit einer Jagdlizenz eine Maus
gefangen werden. Wichtiger vielleicht: Eine in Las
Vegas geschlossene Ehe ist auch in Deutschland
gültig. Und eines ist es auch: 24 Stunden ganzjährig geöffnet. Die Shopping Malls verkünden den
US-amerikanischen „Way of life“. Amerikaner lieben deutsche Produkte, insbesondere wenn es auf
Technik und Qualität ankommt. „Der US-Markt
ist nach wie vor ein erstklassiger Investitionsstandort für deutsche Unternehmen. „Made in
Germany“ gilt als Qualitätsmerkmal und deutsche Produkte genießen einen ausgezeichneten
Ruf. Absatzchancen und Marktpotenziale sehen
wir insbesondere in den Bereichen Automobil,
Energie, Gesundheitswirtschaft und Infrastruktur“, erklärt Silke Miehlke, Director Consulting
Services bei der German American Chamber of
Commerce of the Southern US.
Amerikaner schätzen
die Präsenz vor Ort
Die USA waren für ausländische Anleger
schon immer eine beliebte Zielregion, da das
Investitionsklima nahezu einzigartig ist. Die
Märkte sind offen für neue Produkte, Ideen und
Investitionen. Das riesige Land gilt als offenster,
innovativster und wettbewerbsfähigster Wirt-
schaftsraum der Welt. Daher nehmen die USA
bei den meisten Indikatoren für ein attraktives
Geschäfts- und Investitionsklima Spitzenwerte
ein. Und die Beliebtheit bei deutschen Unternehmen lässt nicht nach, wie einige Kennzahlen belegen: Die deutschen Importe in die USA
sind zwischen 2000 und 2012 um 85 Prozent
gestiegen und die deutschen Direktinvestitionen in die USA legten von 2000 auf 2011 um 76
Prozent zu. Allein im Maschinenbau legten die
Direktinvestitionen um 440 Prozent zu!
Aber: Wer auf dem US-amerikanischen
Markt erfolgreich sein will, muss sich sehr ins
Zeug legen – und er muss vor allem vor Ort sein.
Denn: Amerikaner kaufen bei Amerikanern
und fragen nicht in Europa oder Deutschland
nach einem Produkt, einer Lösung. Regularien
wie der „Buy American Act“, also gesetzliche
Vorschriften, nach denen bei Regierungsaufträgen amerikanische Produkte bevorzugt werden
müssen, begünstigen diese Einstellung. Umso
wichtiger ist es für deutsche Unternehmer, einen Partner in den Staaten zu haben und sich
ein Netzwerk aufzubauen – und langfristig vielleicht auch eine eigene Niederlassung. Amerikaner schätzen es sehr, wenn sich ausländische
Unternehmen auch im Land niederlassen und
produzieren. Das ist ein nicht zu unterschätzender Imagefaktor für die Marke. Wichtig
ist die Präsenz vor Ort auch wegen möglicher
Wechselkursprobleme. Der Dollar-Kurs ist stets
in Bewegung, einfacher ist es, wenn Geschäfte
im System abgewickelt werden können.
Deutsche Unternehmer, die den Schritt
über den Großen Teich wagen, sollten sich
auch der unterschiedlichen Arbeitsmentalität
bewusst sein. So sind Amerikaner etwa einem
Arbeitgeberwechsel viel offener gegenüber
eingestellt als Europäer. Hier stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, Mitarbeiter
langfristig zu binden. Im Tagesgeschäft entpuppen sich Amerikaner zudem als weitaus pro-
Erfolgreich im Ausland
SERIE
Teil 1: Einführung – Juli/August
Teil 2: Westeuropa – September
Teil 3: Osteuropa – Oktober
Teil 4: Naher Osten – Nov./Dez.
Teil 5: China/Indien – Januar 2013
Teil 6: Südostasien/Australien – Feb. 2013
Teil 7: Afrika – März
Teil 8: Südamerika– April
Teil 9: Mittelamerika – Mai
Teil 10: Nordamerika – Juni
Erfolgreich im Ausland, Business am Niederrhein
bierfreudiger als wir. Wenn wir Deutschen noch
analysieren, handeln die Amerikaner schon.
Hier gilt es, die Mentalitäten unter einen Hut zu
bekommen und die „goldene Mitte“ zu finden.
Die USA haben auch eine Schlüsselfunktion bei
der Erschließung anderer Märkte: Durch Freihandelsabkommen, die zwischen den USA und
19 anderen Staaten bestehen, erhalten in den
USA tätige, ausländische Investoren Zugang zu
diversen anderen Märkten rund um die Welt –
unter anderem zum großen Nachbarn Kanada.
Fast noch unbeschriebenes
Blatt: Kanada
Kanada ist für die meisten deutschen Unternehmen immer noch ein unbeschriebenes
Blatt. Als touristisches Ziel oder Auswanderungsland steht es bei Deutschen hoch im Kurs;
als Absatzmarkt oder Unternehmensstandort
ist es relativ unbekannt. „Wenn deutsche Unternehmen den Schritt nach Nordamerika wagen, vernachlässigen sie bei ihrer Standortwahl
häufig Kanada“, steht für Rainer Jaensch, von
Germany Trade and Invest fest.
Dabei bietet das zweitgrößte Land der Erde
eine Menge Absatzpotenzial für deutsche Unternehmen. „Kanada ist in vielen Sektoren ein
klassisches Importland. Dies liegt unter anderem
an der Fokussierung der kanadischen Wirtschaft
auf Bergbau und der Gewinnung von Rohstoffen, die zur Weiterverarbeitung exportiert werden, und an der relativen Größe des kanadischen
Absatzmarktes, die den Aufbau einer heimischen
Industrie in einigen Sektoren beschränkt“, erklärt
Melanie Heinrich, Department Manager Business Development bei der AHK Kanada. Zu den
wichtigsten Einfuhrgütern zählten 2011 Maschinen (14,3 Prozent), Fahrzeuge und Fahrzeugteile
(14,25 Prozent), Energierohstoffe (11,8 Prozent)
und Elektronik (10,1 Prozent) – allesamt bedeutende Wirtschaftszweige auch am Niederrhein.
Rund die Hälfte aller Importe kommt aus den
USA, umgekehrt gehen rund 74 Prozent aller kanadischen Exporte ins Nachbarland – Kanada ist
damit natürlich auch hochgradig abhängig von
der Entwicklung der US-Wirtschaft. Deutschland liegt mit rund drei Prozent Importanteil
aktuell auf Platz Fünf und konnte seine Rolle in
den letzten Jahren kontinuierlich ausbauen. „Besonders positiv sieht man dem bevorstehenden
Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive
Economic and Trade Agreement) zwischen der
EU und Kanada entgegen, welches sich in den
abschließenden Verhandlungsrunden befindet.
Durch das Inkrafttreten wird eine Zunahme des
Handelsvolumens von über 20 Milliarden Euro
erwartet“, schildert Melanie Heinrich.
Günstige
Rahmenbedingungen
für Investitionen
Begünstigt wird diese positive Entwicklung durch stabile politische, rechtliche und
wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Kanada
gilt als eines der wohlhabendsten Länder im
internationalen Vergleich, ein durchschnittliches Pro-Kopf-Jahreseinkommen von über
50.000 US-Dollar ermöglicht eine große Kaufkraft. Der Ausbildungsgrad der Bevölkerung
zählt zu den besten weltweit, es gibt erfreulich
wenig Bürokratie und minimalen Zeit- und
Kostenaufwand bei Firmengründungen
Konsumenten und Kunden sind leicht erreichbar, da Kanada im Grunde nur über vier
Ballungszentren verfügt, in denen 80 Prozent
der Bevölkerung leben: Montreal, Toronto, Calgary/Edmonton und Vancouver. Die Gewinnmargen liegen in der Regel 20 bis 30 Prozent über
den vergleichbaren in den USA. Dazu kommt
ein exzellenter und problemloser Zugang zum
US-Markt, die Hälfte der US-Bevölkerung lebt
im Radius von zehn Stunden Autofahrt von Toronto entfernt. Was besonders lukrativ für viele
deutsche Unternehmen sein dürfte: Kanadier
haben ein stark ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein – das Siegel „Made in Germany“ ist dementsprechend beliebt.
„Aktuelle Geschäftschancen begründen
sich unter anderem in der erwarteten Investitionstätigkeit kanadischer Unternehmen in
Sektoren, die von deutschen Exporteuren gut
bedient werden können. Beispielsweise erwarten Unternehmen nach einer Umfrage der kanadischen Fachzeitschrift Plant einen Anstieg
der Investitionen in Maschinen und Automatisierungstechnik von zirka 40 Prozent im Vergleich zu 2012. Deutsche Maschinen könnten
hier zur Produktivitätssteigerung oder der Verbesserung der Ressourceneffizienz zum Einsatz
kommen“, veranschaulicht Melanie Heinrich.
Ein gutes Absatzklima besteht besonders in den
wichtigen Abnehmerbranchen Bergbau, Agarund Ernährungsindustrie und Umwelttechnik.
Für einen erfolgreichen Markteintritt,
insbesondere im Bereich der industriellen Güter, sei vor allem ein guter Kundendienst von
entscheidender Bedeutung, um sich langfristig
gegenüber den oftmals etablierten regionalen Wettbewerbern erfolgreich durchsetzen
zu können. Des Weiteren sollten Verkaufsargumente an den kanadischen Markt und die
Zielgruppen genau angepasst werden, damit
sich potenzielle Kunden angesprochen und
verstanden fühlen. Die kanadischen Löhne
USA
Fläche: Einwohner: 9,83 Mio. qkm
316,8 Mio.
Bevölkerungsdichte: 32 Einw./qkm
Geschäftssprachen: Englisch
Währung: US-Dollar (USD)
Wechselkurs:
1 Euro = 1,3305 USD
(Stand: 11. 06.13)
BIP:
15.684,8 Mrd. USD
Durchschnittslohn: 821 USD/Monat (Brutto)
Rangliste 2012:
4 bei deutscher Einfuhr,
2 bei deutscher Ausfuhr,
4 insgesamt
KENNZAHLEN
Kontakt:
Auslandshandelskammer
Deutsch-Amerikanische Handelskammer
(Niederlassungen in Atlanta · Chicago und New York);
Zweigstellen: San Francisco, Houston und Philadelphia
Delegiertenbüro in Washington D.C.
www.ahk-usa.com
Deutsch-Amerikanische Handelskammer USA-Süd
German American Chamber of Commerce of the
Southern United States, Inc.
1170 Howell Mill Road · Suite 300
ATLANTA · GA 30318 · USA
[email protected] · www.gaccsouth.com
Deutsch-Amerikanische Handelskammer des Mittleren Westens · German American Chamber of Commerce of the Midwest · Inc. - GACCoM
321 North Clark Street · Suite 1425
CHICAGO, IL 60654-4714 · USA
[email protected] · www.gaccom.org
Deutsch-Amerikanische Handelskammer USA-Süd
Houston · German American Chamber of Commerce
of the Southern US
Houston · 3D/International Tower Building 1900 West
Loop South Suite 1185 · HOUSTON, TX 77027 · USA
[email protected] · www.gacctexas.com
Deutsch-Amerikanische Handelskammer
German American Chamber of Commerce Inc.
75 Broad Street · 21 F
NEW YORK · NY 10004-2489 · USA
[email protected] · www.gaccny.com
Deutsch-Amerikanische Handelskammer Kalifornien
German American Chamber of Commerce Inc., California Branch
One Embarcadero Center · Suite 1060
SAN FRANCISCO · CA 94111 · USA
[email protected] · www.gaccsanfrancisco.com
Delegation der Deutschen Wirtschaft
Representative of German Industry and Trade
1776 I Street · N.W · Suite 1000 · USA
[email protected] · www.rgit-usa.com
NiederrHEin MANAGER 06/13
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Business am Niederrhein Erfolgreich im Ausland
Kanada
Fläche: Einwohner: 10 Mio. qkm
35,2 Mio.
Bevölkerungsdichte: 3,5 Einw./qkm
Geschäftssprachen: Englisch, Französisch
Währung: Kanadischer Dollar (CAD)
Wechselkurs:
1 Euro = 1,3558 CAD
(Stand: 11. Juni 2013)
BIP:
1.819 Mrd. USD
Durchschnittslohn: 895 CAD/Monat (Brutto)
Rangliste 2012:
36 bei deutscher Einfuhr, 27 bei
deutscher Ausfuhr, 28 insgesamt
KENNZAHLEN
Kontakt:
Auslandshandelskammer, Canadian German Chamber
of Industry and Commerce Inc.
480 University Ave. · Suite 1500
Toronto · Ont. M5G 1V2 · Kanada
Telefon: 001 416/598 7074 · Telefax: -18 40
[email protected]
www.germanchamber.ca
Zweigstellen: Montreal, Vancouver
Regionale Unterschiede
in Kanada
NRM: Welche regionalen Unterschiede gibt es in
Kanada, was die Wirtschaftskraft und –struktur angeht?
Melanie Heinrich:
Viele deutsche Firmen
konzentrieren sich
beim Markteinstieg
zunächst auf die wirtschaftsstarke Provinz
O nt a r i o.
INterview
Hier ist der
Kern der kanadischen
Melanie Heinrich ist Department
Industrie sowie ein Manager Business Development bei
Großteil der kanadi- der AHK Kanada.
schen Bevölkerung zu
finden. Bergbau ist vor allem in den nördlichen Gebieten
über ganz Kanada verteilt zu finden. Die Rohstoffvorkommen befinden sich oft in dünn besiedelten Regionen,
wie beispielweise das Explorationsgebiet Ring of Fire im
Norden Ontarios. In der zweitgrößten Provinz bestehen
aktuell Potenziale durch das Wirtschaftsförderprogramm
Plan Nord pour Tous, ein Entwicklungsprogramm über
25 Jahre mit angestrebten Investitionen von mehr als
80 Milliarden CAD. Insgesamt 11 Rohstoffprojekte sollen
realisiert werden. In Toronto sitzt die weltweit größte
Börse TSX / TSX-V für Bergbau- und Explorationsfinanzierungen. Weiter im Westen ist die Provinz Alberta zu
nennen, die über umfangreiche Vorkommen an Erdöl
verfügt (Ölsande). Die Provinz erlebte Wachstumsschübe
im Einklang mit dem Ölpreis und hegt aktuell die niedrigste Arbeitslosigkeitsquote Kanadas.
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Niederrhein MANAGER 06/13
sind etwas niedriger als in Deutschland, der
Urlaubsanspruch halb so hoch. Dieser Vorteil
wird teilweise durch eine geringere Produktivität nivelliert. Insgesamt sorgen jedoch das
Absatzpotenzial und eine günstige Kostenstruktur, vor allem bei Energie, für attraktive
Gewinne, analysiert die Auslandshandelskammer. Konsumpräferenzen und Geschäftsmentalität in Kanada seien europäischen Verhältnissen ähnlicher als in den USA.
Guter Testmarkt für KMU
Das riesige Land kann insbesondere für
viele mittelständische Unternehmen ein überschaubarer erster Schritt in den nordamerikanischen Markt sein. Um die Risiken des Einstiegs
gerade für kleinere und mittlere Unternehmen
zu erleichtern, bietet die AHK das Modell „Geschäftspräsenz Kanada“ an. Es besteht aus individuell zusammenstellbaren Modulen, die Unternehmer in Anspruch nehmen können – von
der Nutzung der AHK-Adresse in einem ersten
Schritt über die Unterstützung bei der Einrichtung der eigenen Niederlassung bis hin zur Finanzbuchhaltung. Niederrheinische Unternehmer, die sich in Deutschland über die Stärken
und Schwächen Kanadas informieren möchten,
können dies auch bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK)
tun: Sie ist im Rahmen der Arbeitsteilung der
Industrie- und Handelskammern in NordrheinWestfalen die Schwerpunktkammer für Kanada
und organisiert Beratungstage, Informationsveranstaltungen und Unternehmerreisen zum
kanadischen Markt. Ein „Kanada Desk“ bietet
nordrhein-westfälischen Unternehmen, die in
Kanada tätig sind oder ein solches Engagement
planen, bereits in Hagen eine qualifizierte Erstberatung und aktuelle Informationen.
„Welcome“
ist keine leere Floskel
Kanadier mögen es übrigens gar nicht,
als Anhängsel des großen Bruders im Süden
betrachtet zu werden. Sie sehen ihr kulturelles Erbe eher im Vereinigten Königreich. Kanadier grenzen sich nicht nur gegenüber den
Amerikanern, sondern auch in Relation zu den
Landsleuten aus anderen Provinzen gern ab.
Zum kulturellen Grundverständnis gehört es,
dass Kanada sich als Einwanderungsland versteht und bei einer Bevölkerung von 35 Millionen jedes Jahr über 200.000 Neubürger aus aller Welt willkommen heißt. Das „welcome“ ist
dabei keine leere Floskel, sondern in der Regel
ernst gemeint. „Der Umgangston in Kanada ist
ausgesprochen höflich. Hilfsbereitschaft wird
großgeschrieben, und beim Anstehen bilden
bereits drei Personen eine Schlange“, greift
gtai zu einem bildlichen Vergleich. „Deutsche
Geschäftsleute sollten auf die Minute pünktlich sein, zumal Zuverlässigkeit und Präzision
als deutsche Eigenschaften geschätzt werden.
Schließlich ist das persönliche Erscheinungsbild auch eine Visitenkarte für das Unternehmen und seine Produkte. Außerdem sind Termine häufig zeitlich begrenzt anberaumt“, heißt
die Einschätzung.
Diese eher konservative Eigenschaft wird
durch moderne Varianten ergänzt: Bevorzugte
Kommunikationsschiene ist die E-Mail. Folglich heißt es auch im Business auf Höhe der
Zeit zu sein: Mittlere Geschäftsabschlüsse sind
durchaus auf elektronischem Weg zu erledigen.
Schließlich nimmt Kanada bei der Nutzung
moderner Informationstechniken weltweit eine
Spitzenposition ein – ein Geschäftsmann sollte
eine entsprechende Grundausstattung haben.
Thomas Corrinth | [email protected], Reinhold Häken
Positive Grundstimmung,
aber Bedenken wegen
Eurokrise – der German
American Business Outlook
Der German American Business Outlook wird
jährlich von von der German American Chamber
of Commerce, dem Representative of German
Industry and Trade sowie Roland Berger Strategy
Consultants angefertigt. Im Rahmen der Studie
werden Vertreter deutscher Tochtergesellschaften
in den USA zu verschiedenen Themen befragt.
Die Ergebnisse der Befragung in 2012 zeigen auf,
dass deutsche Unternehmen sehr optimistisch
über ihre Geschäftsentwicklung in 2013 in den
USA denken. Ein signifikanter Teil der Befragten
erwartet steigende Umsätze sowie steigende Arbeitsplatzzahlen. Sie erwarten, dass
INFO
sie das nationale Wirtschaftswachstum übersteigen werden. Insgesamt erwarten
die Befragten ein niedriges bis moderates Wirtschaftswachstum in den USA. Dieser Optimismus
wird zusätzlich gestützt von, im Mittel, sehr positiven Geschäftsentwicklungen der befragten Unternehmensvertreter in den vergangenen Jahren.
Die Befragten zeigen sich jedoch besorgt, dass die
Eurokrise und der einhergehend steigende Druck
auf den Euro negative Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben könnten. Als Folge
scheint sich ein nicht zu verachtender Teil der befragten Unternehmensvertreter in eine steigende
Abhängigkeit vom US Dollar zu begeben.
Quelle: German American Business Outlook 2013
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