Die üblichen Zahlen Die Zahlenmengen N, Z, Q, R, C und das Rechnen damit Andreas Kucher [email protected] Institute for Mathematics and Scientific Computing Karl-Franzens-Universität Graz Graz, September 5, 2015 Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Hinweis zu den Folien Diese Folien sind derart konzipiert, dass sie ohne weitere Erklärungen eher schwer nachzuvollziehen sind. Sie sollen uns als roter Faden für die VU dienen. Weiters ist zu beachten, dass Genauigkeit und Wissenschaftlichkeit unter dem propädeutischen Charakter des Brückenkurses leiden müssen. An einigen Stellen sollen vordringlich Ideen und Denkweisen vermittelt werden! Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die natürlichen Zahlen N “Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott gemacht, alles andere ist Menschenwerk“ – Leopold Kronecker I Woher kommen die natürlichen Zahlen? I I Peano–Axiome (Guiseppe Peano): Die Existenz wird gefordert. John von Neumann: Die Zahlen werden mit Hilfe von Mengen konstruiert. → Die Peano–Axiome folgen dann daraus. Idee: 0 := ∅ und s(a) = a ∪ {a} 0 :=∅ 1 :=s(0) = s(∅) = ∅ ∪ {∅} = {∅} 2 :=s(1) = s({∅}) = {∅} ∪ {{∅}} = {∅, {∅}} 3 :=s(2) = s({∅, {∅}}) = {∅, {∅}} ∪ {{∅, {∅}}} = {∅, {∅}, {∅, {∅}}} 4 :=s(3) = .... Grundsätzliche Idee für + und · : a, b ∈ N: I Induktiv definiert! Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Rechenregeln und Ordnung für N Seien x, y , z ∈ N. Dann gilt: 1. (x + y ) + z = x + (y + z) (Assoziativität der Addition). 2. x + y = y + x (Kommutativität der Addition). 3. (xy )z = x(yz) (Assoziativität der Multiplikation). 4. x(y + z) = (xy ) + (xz) (Distributivgesetz). Wir können die natürlichen Zahlen mit Hilfe von + ordnen. Für alle x, y ∈ N definiert man: x < y wenn es ein z ∈ N gibt, sodass x + z = y . Hinweis: Für eine saubere Definition bräuchten wir Relationen Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die ganzen Zahlen Z I Problem bei N: Für a ∈ N möchten wir a + x = 0 (eindeutig) lösen können! I Lösung dafür: Konstruiere aus N eine neue Zahlenmenge, sodass a + x = 0 eindeutig lösbar ist für alle a ∈ N. I Frage: Warum gilt (−3) · (−5) = 15? I Antwort: Man möchte, dass a(b + c) = ab + ac gilt. Daraus folgt ”Minus mal Minus = Plus“. Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Teilbarkeit, ggT Definition (Teiler) Seien a, b ∈ Z. Dann heißt a Teiler von b , falls gilt: a 6= 0 und ∃d ∈ Z ad = b . Wir schreiben dann a | b. Definition (gT) Seien a, b ∈ Z. Dann heißt d gemeinsamer Teiler von a und b, falls gilt: d | a und d | b. Definition (ggT) Seien a, b ∈ Z, a 6= 0, b 6= 0. Dann heißt die Zahl g gegeben durch g := max{d ∈ N | d | a ∧ d | b} der größte gemeinsame Teiler (ggT) von a und b. Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die Division mit Rest Theorem Zu jedem Paar a, b ∈ Z, b > 0 existiert genau ein paar q, r ∈ Z mit a = qb + r mit 0≤r <b. Beweis. Ohne Beweis Hinweis: Der Beweis selbst ist konstruktiv. Er liefert einen Algorithmus dafür, wie man q und r berechnen kann. Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die rationalen Zahlen Q I Problem bei Z: Lösung von zx = 1 für z 6= 0? I Lösung dafür: Konstruiere aus Z eine neue Zahlenmenge, sodass zx = 1 eindeutig lösbar ist für alle z ∈ Z\{0}. I Q ist abzählbar: Q ist ein Körper! Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Ein kurzer Exkurs zu Körpern Abbildung : (c) Martin Glatz ” Wenn man einen beliebigen Körper hat, und mit Körperaxiomen Sätze beweist, gelten diese Sätze für jeden beliebigen Körper! “ Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Der F2 als Beispiel Sei F2 := {0, 1}. Dann definieren wir zwei Operationen auf F2 : und nennen +2 die Addition auf F und ·2 die Multiplikation auf F. Dann ist (F, +2 , ·2 ) ein Körper (nachrechnen oder mehr Mathematik)! Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die rellen Zahlen R I Problem bei Q: Q hat Lücken. I Lösung dafür: Konstruiere aus Q eine neue Zahlenmenge R, sodass R keine ”Lücken“ mehr hat. Abbildung : Schnitt ohne Schnittzahl I R ist nicht abzählbar. Und nun rechnen wir fleißig! Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die komplexen Zahlen C I Problem bei R: Nicht jede Gleichung der Form an x n + an−1 x n−1 + ... + a1 x + a0 = 0 hat eine Lösung in R. Theorem Es gibt einen Oberkörper C von R und ein Element i ∈ C mit folgenden Eigenschaften: i) Jedes z ∈ C hat eine eindeutige Darstellung z = a + ib mit a, b ∈ R. ii) i 2 = −1. iii) Für z = a + ib ∈ C× ist dann 1 a − bi = 2 . z a + b2 Ohne Beweis. Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Rechenregeln für C Seien x, y , z ∈ C mit x = x1 + ix2 , y = y1 + iy2 , z = z1 + iz2 mit x1 , x2 , y1 , y2 , z1 , z2 ∈ R. Dann gilt oder es wird definiert: i) x + y := (x1 + y1 ) + i(x2 + y2 ). ii) xy := (x1 y1 − x2 y2 ) + i(x1 y2 + x2 y1 ). iii) z̄ := z1 − iz2 . q √ iv) |z| := zz̄ = z12 + z22 . Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Die ”komplexe Zahlenebene“ aus der Schule Sei z ∈ C mit z = a + ib, a, b ∈ R. Dann ist a = |z| cos ϕ und b = |z| sin ϕ. Also ist z = |z|(cos(ϕ) + i sin ϕ) = |z|e iϕ . Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Warum komplexe Zahlen? I Wichtig für die mathematische Theorie! I Vorteilhafte Eigenschaften für Ingenieurmathematik (z.B. Elektrotechnik). I Anwendungen der Funktionentheorie (z.B. Berechnung von komplizierten Integralen). I Zusammenhang zwischen trigonometrischen Funktionen und Exponentialfunktion. I Fourieranalysis. Die üblichen Zahlen Andreas Kucher Fouriertransformation Die üblichen Zahlen Andreas Kucher