3 Wachstum und Konjunktur „Du hast zwei Steine? Die Wirtschaft wächst!“ der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Einstieg „Die Auswirkungen von Wachstumsraten auf den Wohlstand sind einfach verblüffend! Beginnt man einmal über die Thematik nachzudenken, fällt es schwer, noch an andere Fragen zu denken.“ Robert Lucas, US-Ökonom (*1937) der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Reales Bruttoinlandprodukt (BIP) Die gesamte, zu konstanten Preisen bewertete Produktion von Gütern und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft. • Das reale BIP pro Kopf ist die gebräuchlichste Messgrösse, um den Wohlstand zwischen Ländern zu vergleichen. • Zur besseren Vergleichbarkeit wird das reale BIP pro Kopf meist um die Kaufkraft bereinigt. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Das BIP lässt sich auf drei Arten ermitteln, die alle gleichwertig sind und das selbe Resultat geben. 3 Arten der Ermittlung des BIP. Berechnung über die: 1. Entstehungsseite 2. Verwendungsseite 3. Verteilungsseite der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 1. Entstehungsseite des BIP • Konzentriert sich auf die Produktion von Gütern und Dienstleistungen. • Summe der Wertschöpfung bei den Produzenten von Gütern und Dienstleistungen. Wertschöpfung Definiert als Wert der produzierten Güter abzüglich der Vorleistungen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 1. Entstehungsseite des BIP der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Entstehungsseite des BIP: Wertschöpfungskette der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 2. Verwendungsseite des BIP • BIP als Summe der Ausgaben der verschiedenen Nachfragegruppen (Konsumenten, Staat, Unternehmen, Ausland). • BIP = Konsum + Investitionen + Staatsausgaben + Nettoexporte Nettoexporte Importe werden von den Exporten abgezogen, da bei der BIPBerechnung nur die Wertschöpfung berücksichtigt wird, die im Inland erbracht worden ist. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 2. Verwendungsseite des BIP der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 3. Verteilungsseite • Berechnung des BIP über die Summe der Löhne (Arbeitnehmerentgelt) und Gewinne (Nettobetriebsüberschuss). der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 3. Verteilungsseite der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Probleme des BIP als Wohlstandsmass: 1. Es wird nur Wertschöpfung gemessen, die über den Markt erzielt wird (z.B. Hausarbeit nicht erfasst). 2. Erfasst keine allfälligen vorherigen Wertminderungen (z.B. Autounfall). der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Entscheidender Vorteil des BIP als Wohlstandsmass: 1. Standardisierte Berechnung 2. International vergleichbar der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 • Das BIP macht keine Aussage zur Verteilung dafür ist anderes Konzept notwendig. • Lorenzkurve: Grafisches Darstellung der Ungleichverteilung von Einkommen oder Vermögen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 3 Lorenzkurve: Konkretes Beispiel Einkommen in der Schweiz 25% der Bevölkerung erhalten rund 10% des gesamten Einkommens der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 • Angebot und Nachfrage in der Makroökonomie: Gesamtwirtschaftliches Angebot Die gesamte, während einer bestimmten Periode produzierte Menge an Gütern und Dienstleistungen. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Die gesamte, während einer bestimmten Periode gekaufte Menge an Gütern und Dienstleistungen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 Angebot und Nachfrage in der Makroökonomie: • Angebot = Produktionsseite (Entstehung) des BIP • Nachfrage = Verwendungsseite des BIP der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 • Definitionen: Wachstum Langfristige Entwicklung des Wohlstandes einer Volkswirtschaft, gemessen am realen BIP. Wird auch als Trendwachstum oder langfristiges (Wirtschafts-) Wachstum bezeichnet. Konjunktur Auslastung der Produktionsfaktoren in einer Volkswirtschaft, betrachtet über einen kürzeren Zeitraum (Quartale, einzelne Jahre). der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 Modellhafte Darstellung: Das Makro-Schema. • Wachstum: Trendlinie als durchschnittliche BIP-Entwicklung • Konjunktur: Schwankungen des BIP um die Trendlinie (Kurve) der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 Makro-Schema: Interpretation als Produktionspotenzial. • Wachstum: Langfristige Entwicklung des Produktionspotenzials • Konjunktur: Auslastungsgrad des Produktionspotenzials Produktionspotenzial BIP einer Volkswirtschaft bei einer normalen Auslastung der Produktionsfaktoren. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3 Interpretation als Produktionspotenzial: • t1: konjunkturell ausgeglichene Wirtschaftslage • t2: unterausgelastete Produktionsfaktoren Rezession • t3: überausgelastete Produktionsfaktoren Boom der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend • Langfristige Wachstumsraten sind für den Wohlstand eines Landes entscheidend. • Kleine Unterschiede in der durchschnittlichen Wachstumsrate machen langfristig einen riesigen Unterschied. Grund: Zinseszinseffekt Zinseszins Zinszahlung, die bei einer Geldanlage für bereits früher gutgeschriebene und dem Kapitalstock zugeschlagene Zinsen geleistet werden. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3. Wachstum: Der langfristige Trend 3 • Kleine Unterschiede in der durchschnittlichen Wachstumsrate machen langfristig einen riesigen Unterschied: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend • Kleine Unterschiede in der durchschnittlichen Wachstumsrate machen einen riesigen Unterschied (Daten zur Grafik): Durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr (1820-heute) • USA: • Japan: • Bangladesch: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch 1,7% 1,9% 0,6% Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend Wachstum kann nur aus 2 Quellen stammen: • Entweder wird insgesamt mehr gearbeitet (mehr Erwerbstätige oder längere Arbeitszeiten) oder • die Produktion pro Arbeitsstunde (Arbeitsproduktivität) nimmt zu. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend Die Arbeitsproduktivität hängt von folgenden Faktoren ab: • Je mehr Realkapital pro Arbeitnehmer (Investitionen), • je besser die Arbeitnehmer gebildet sind (Bildung), • je besser das Know-How (technischer Fortschritt), desto höher die Arbeitsproduktivität. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend • Der neben Arbeit und Kapital dritte Produktionsfaktor, der technische Fortschritt, ist für das Wirtschaftswachstum langfristig der wichtigste. • Warum? Arbeit und Kapital sind beschränkt, der technische Fortschritt kann grundsätzlich immerzu wachsen. • Man wird dank technischem Fortschritt immer wieder neue Wege finden, die begrenzten Rohstoffe der Erde mit noch mehr Wertschöpfung zu kombinieren. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend • Konkretes Bsp.: der Rohstoff Eisenoxid ca. 14‘000 v. Chr. Höhlenmalereien, Eisenoxid als Farbe 1740 Erste Herstellung von Stahl 1969 Eisenoxid in Magnetbändern von Disketten … und in ZUKUNFT ? der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 3. Wachstum: Der langfristige Trend • Wirtschaftswachstum geht immer mit Strukturwandel einher. Strukturwandel Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur eines Landes, insbesondere was die relative Bedeutung verschiedener Branchen betrifft. • Strukturwandel ist für die betroffenen Menschen oft schwierig (Arbeitsplatzwechsel, evtl. Umschulungen etc.). • Strukturwandel lässt sich durch die Politik kostspielig aufschieben, aber letztlich nicht verhindern. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3. Wachstum: Der langfristige Trend 3 • Strukturwandel in der Schweiz: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 4. Wachstumspolitik • Das langfristige Wachstum wird von vielen Faktoren bestimmt, die unterschiedlich stark durch die Politik gestaltbar sind. [Fortsetzung folgt…] der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 4. Wachstumspolitik • Kurzfristig können die beiden Quellen des Wachstums mit folgenden politischen Mitteln beeinflusst werden: • Beschäftigung: Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik • Arbeitsproduktivität: Wettbewerbs, Aussenwirtschafts-, Finanzund Bildungs- und Forschungspolitik Arbeitsstunden (Beschäftigung) der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Arbeitsproduktivität Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 4. Wachstumspolitik Wachstumschancen von Entwicklungsländern: • Nicht gestaltbare Faktoren können Wachstum hemmen, aber sind nicht entscheidend. • Hauptproblem in Entwicklungsländern: Fehlende Eigentumsund Vertragsrechte, Korruption, Instabilität Diese Faktoren sind langfristig gestaltbar. • Die Globalisierung ist für Entwicklungsländer eine Chance. • Sobald obige Punkte einigermassen erfüllt sind, kann eine Marktöffnung spektakuläres Wachstum bringen (siehe z.B. Südkorea). der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Die Schwankungen des BIP um das Trendwachstum nennt man Konjunktur. Konjunktur Auslastung der Produktionsfaktoren in einer Volkswirtschaft, betrachtet über einen kürzeren Zeitraum (Quartale, einzelne Jahre). • Typischerweise verläuft die Konjunktur in einem Zyklus, in dem auf einen Aufschwung ein Abschwung folgt. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Ist die Wirtschaft unterausgelastet, spricht man von einer Rezession. Ist sie überausgelastet, befindet sich die Wirtschaft in einer Hochkonjunktur (Boom) der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Konjunkturverlauf anhand konkreter Daten zu Schweizer Wachstumsraten: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Konjunkturzyklen entstehen, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Schwankungen unterworfen ist. • Auslöser für eine Abschwung können eine Vielzahl von negativen Impulsen sein, welche die Nachfrager in ihren Entscheiden beeinflussen, z.B.: - Turbulenzen an den Finanzmärkten, - Kriegerische Ereignisse, - Zinserhöhungen, - Negative Zukunftserwartungen, etwa auch aufgrund vermehrter Medienberichte über Entlassungen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Alle 4 Nachfragekomponenten (Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Nettoexporte) können am Anfang eines Abschwungs einen Rückgang erleben. • Typisch sind allerdings grosse Schwankungen in den Investitionen, die sensibel auf sich ändernde Zukunftserwartungen reagieren. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Für die Schweiz besonders bedeutsam sind Schocks in den Nettoexporten, die abhängig von der Weltkonjunktur sind. Schocks in der Produktion (z.B. Erdölkrisen 1970er Jahre) können ebenfalls einen Abschwung auslösen. • Die Ausführungen gelten sinngemäss auch für einen Aufschwung. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Einfluss auf den Konjunkturverlauf haben auch die Geldpolitik der Zentralbank und die Fiskalpolitik des Staates. Geldpolitik Beeinflussung der Wirtschaft mittels Steuerung des Geldangebotes durch die Zentralbank. Fiskalpolitik Beeinflussung der Konjunktur durch die Gestaltung der Staatseinnahmen und -ausgaben. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Die Berichterstattung zur Konjunktur nimmt in den Medien eine wichtige Stellung ein. Es geht dabei v.a. um Folgendes: • Konjunkturbeobachtung: Ermittlung der aktuellen konjunkturellen Lage v.a. mittels gleichlaufender Indikatoren. • Konjunkturprognose: Vorhersage der zukünftigen konjunkturellen Entwicklung mithilfe von Prognosemodellen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 3 • Mithilfe von Indikatoren, die dem Konjunkturverlauf vorlaufen, nachlaufen oder mit der Konjunktur gleichlaufen, lassen sich Rückschlüsse auf die konjunkturelle Entwicklung ziehen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Konzept der sogenannten antizyklischen Konjunkturpolitik: • Der Staat stimuliert in einer Rezession die Wirtschaft über die Nachfrage und dämpft die Wirtschaft in einem Boom. • Wird nach dem äusserst einflussreichen Ökonomen John Maynard Keynes auch als keynesianische Konjunkturpolitik bezeichnet. Mögliche Kanäle zur Beeinflussung des BIP: • Fiskalpolitik: via Staatsausgaben oder Konsum (Steuerpolitik) • Geldpolitik: via Investitionen und Nettoexporte der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Fiskalpolitik • expansiv (in einer Rezession): Staatsausgaben erhöhen oder Steuern senken. Dies führt in einer Rezession zu Budgetdefiziten und Staatsverschuldung. • restriktiv (in einem Boom): Staatsausgaben senken oder Steuern erhöhen. Dies führt zu einem Budgetüberschuss, es können Schulden abgebaut werden. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Fiskalpolitik Wirkungsweise einer expansiven Fiskalpolitik: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 6. Konjunkturpolitik 3 Geldpolitik • expansiv (in einer Rezession): Geldmenge erhöhen und Zinsen senken. • restriktiv (in einem Boom): Geldmenge reduzieren und Zinsen erhöhen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Geldpolitik Wirkungsweise einer expansiven Geldpolitik: der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Unterrichtsversion • 978-3-03905-338- 3 6. Konjunkturpolitik Probleme der antizyklischen Konjunkturpolitik: • Wirkungsverzögerungen 1. in der Erkenntnis der konjunkturellen Situation; 2. in der Beschlussfassung der Massnahmen; 3. in der Wirkung der getroffenen Massnahmen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Probleme der antizyklischen Konjunkturpolitik: • Asymmetrie: In einer Rezession die Konjunktur zu stimulieren ist politisch attraktiv, in einem Boom die Konjunktur zu dämpfen allerdings nicht. Trend zu chronischen Budgetdefiziten. • Politische Konjunkturzyklen: Aus wahltaktischen Gründen ausgelöste Konjunkturzyklen, um die Chancen der Wiederwahl zu erhöhen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 6. Konjunkturpolitik 3 Automatische Stabilisatoren: • Bei einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sorgen diese Mechanismen automatisch für eine gewisse Kompensation des Rückgangs Alternative zu antizyklischer Konjunkturpolitik. • Diese automatische Stabilisatoren können auf der Einnahmeund der Ausgabenseite des Staates ansetzen. • Vorteil: Die automatischen Stabilisatoren wirken unmittelbar, ohne dass sie zuerst (mit üblichen Verzögerungen) politisch beschlossen und eingeführt werden müssen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 6. Konjunkturpolitik Automatische Stabilisatoren: Beispiel Einnahmeseite: • Steuern: In Rezessionen gehen die Steuererträge und Sozialversicherungsbeiträge generell zurück. Den Haushalten und Unternehmen verbleibt mehr Geld in der Tasche höhere Nachfrage. • Dieser Effekt ist besonders stark bei progressiven Steuersystemen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 6. Konjunkturpolitik 3 Automatische Stabilisatoren: Beispiel Ausgabenseite: • Arbeitslosenversicherung (ALV): Entlassene Personen erhalten Lohnersatz (=höhere Staatsaugaben) Arbeitslose können weiter konsumieren Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 3 Aufbau des Kapitels: 1. Die Messung des wirtschaftlichen Wohlstandes 2. Die Analyse von Wachstum und Konjunktur 3. Wachstum: Der langfristige Trend 4. Wachstumspolitik 5. Konjunktur: Die kurzfristigen Schwankungen 6. Konjunkturpolitik 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 • Im internationalen Vergleich war das Wirtschaftswachstum in der Schweiz seit den 1990er-Jahren meist sehr tief. • Folge: Lancierung einer expliziten Wachstumspolitik durch den Bundesrat. Mögliche Ansatzpunkte (=Quellen des Wachstums): 1. Beschäftigung (Anzahl Arbeitsstunden) 2. Arbeitsproduktivität der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 1. Beschäftigung • Das Arbeitskräftepotential ist in der Schweiz bereits stark ausgeschöpft. Dies zeigt die rekordhohe Erwerbstätigenquote. Erwerbstätigenquote Prozentualer Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren, der einer bezahlten Arbeit nachgeht. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 1. Beschäftigung der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 2. Arbeitsproduktivität • Das Niveau der Arbeitsproduktivität ist in der Schweiz im internationalen Vergleich relativ tief. Hier besteht grosses Wachstumspotential. Strategie des Bundesrates u.a. mit: • Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Zulassung von Wettbewerb in wenig produktiven, binnenorientierten Branchen. • Konsequente Umsetzung der Schuldenbremse, um die Staatsquote (Anteil der Staatsausgaben am BIP) einzudämmen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 2. Arbeitsproduktivität der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 Schweizer Konjunkturpolitik: • Im Normalfall keine Anwendung einer keynesianischen Konjunkturpolitik. • Konzentration auf automatische Stabilisatoren, unterstützt durch die Schuldenbremse. • Die Geldpolitik kümmert sich in erster Linie um die Preisstabilität, nimmt allerdings auf die Konjunktur Rücksicht. Schuldenbremse Finanzpolitischer Mechanismus zur Stabilisierung der Staatsverschuldung unter Berücksichtigung des Konjunkturzyklus. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4 7. Schweizer Wachstums- und Konjunkturpolitik 3 Schweizer Konjunkturpolitik in der Finanz- und Wirtschaftskrise: • Unsicherheit über Ausmass und Verlauf der Krise war enorm. • Bundesrat beschloss 3 Stufen von Stabilisierungsmassnahmen. • Wichtig: Die Massnahmen bewegten sich im Rahmen der Schuldenbremse Keine zusätzliche Verschuldung des Bundes. Stabilisierungsmassnahmen Wirtschaftspolitische Massnahmen, um konjunkturelle Schwankungen zu dämpfen. der bildungsverlag • www.hep-verlag.ch Brunetti • Volkswirtschaftslehre – Ausgabe 2010 • 978-3-03905-338-4