DER WELEDA NEUBAU

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DER WELEDA
NEUBAU
SONDERHEFT WELEDA NACHRICHTEN 238, JOHANNI 2006
MUT ZUR TRANSPARENZ, MUT ZUR
FARBE, MUT ZUM NEUEN
Ein Gespräch mit zwei Mitgliedern der Weleda Baugruppe über Organik,
Farbgestaltung und Perspektiven für die Zukunft des Unternehmens.
Text: Klaus G. Danner. Fotos: Michael Peuckert.
GELEITWORT
EDITORIAL
Es ist geschafft: Die Weleda hat einen neuen
Mit grosser Freude, Genugtuung und sicher
Aus zwei pharmazeutischen Labors in Arles-
gemeinsamen Standort in den «Widen» in
auch stolz blicken wir alle von Weleda auf an-
heim und Schwäbisch Gmünd wurde inner-
Arlesheim. Nachdem über zwanzig Jahre an
derthalb bewegte Jahre zurück. Bewegt hat
halb von acht Jahrzehnten ein weltweit täti-
zwei getrennten Standorten in Arlesheim ge-
uns in dieser Zeit unser gemeinsames «Kind»,
ges Unternehmen für die Gesundheit:
arbeitet werden musste, vereinigt nun der
der Neubau «Widen». Das bedeutete für alle
die Weleda AG.
neue Bau – erweitert, verschönert und an heu-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Entbeh-
tige Anforderungen angepasst – alle Arleshei-
rungen, Erschwerungen und viel Arbeit. Doch
mer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
der Einsatz hat sich gelohnt.
LOKAL VERANKERT – GLOBAL VERNETZT
Seite 7
DER GARTEN ALS MIKROKOSMOS
Ich freue mich, dass dieser Neubau nach
Wenn wir heute nämlich am Dychweg 14
Der Schaugarten vollendet den Neubau «Wi-
18-monatiger Bauzeit ohne Unfälle zu einem
vor den neuen Pharma-, Logistik- und Verwal-
den» und ist Bindeglied zur umgebenden
glücklichen Ende gebracht werden konnte
tungsgebäuden mit ihren farbigen Holzfassa-
Natur – und ein Abbild der Vielfalt der von
und die Arbeit jetzt darin beginnen kann.
den stehen, dann werden wir uns bewusst,
Weleda verwendeten Heilpflanzen.
Ich hoffe, dass mit diesem Neubau erleb-
dass Weleda Arlesheim bereit für die Zukunft
bar wird, dass Ökonomie auch schön sein
ist. Der Neubau ermöglicht uns nicht nur die
kann – und dass umgekehrt der ästhetische
Arbeit in einer optimalen, modernen Infra-
WIRTSCHAFTLICH, ORGANISCH, SCHÖN
Umgang mit Materialien auch ökonomisch sein
struktur: Er setzt auch architektonische und
Der Neubau «Widen» vereinigt, was oft als
kann. Denn wir haben in Bezug auf Ökologie
farbliche Akzente und signalisiert Transparenz
Gegensatz gesehen wird: Ökonomie, Ökolo-
und Nachhaltigkeit höchste Ansprüche gestellt
und Offenheit.
gie, Ästhetik und ein ganzheitliches Konzept,
und verwirklicht, was zu einem äusserst schonenden Umgang mit Energie führen wird.
Die Tatsache, dass der Neubau «Widen»
jetzt Realität wurde, ist Ausdruck des Vertrau-
Im Übrigen ist auch ein Grund zur Freude,
ens, das uns Konsumentinnen und Konsu-
dass wir das Altgebäude am Stollenrain, das
menten in der Schweiz und weltweit entge-
wir nun verlassen und an dem die Geschichte
genbringen. Dieses Vertrauen beruht auf
der Weleda geschrieben wurde, in gute Hände
Seite 10
Arbeit am Bau: René Schwarz, Moritz Aebersold, Jürgen Kadow, Jürg Tischhauser.
das den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Seite 12
Formen und Farben der Weleda Neubauten in
Aebersold: Dafür gab es mehrere Gründe. Ers-
Schweiz eine zukunftsorientierte Unterneh-
DIE WELEDA WELT
Arlesheim sollen vor allem eines widerspie-
tens hatten wir vom Gesetzgeber neue Infra-
mensstrategie verfolgt. Und es zeigt natürlich
Der Bau lebt durch die Menschen. Eindrücke,
geln: Offenheit nach innen und aussen. Und
strukturvorgaben für die Herstellung von Arz-
auch das Vertrauen der Weleda Gruppenlei-
einem gewachsenen, ganzheitlichen Quali-
Bilder und Zahlen aus dem Arbeitsalltag der
sie sollen die Infrastruktur des erfolgreichen
neimitteln zu erfüllen. Zweitens wollten wir
tung und des Verwaltungsrats der Weleda AG
übergeben konnten. Dort werden sich neue,
tätsbegriff, den Weleda seit jeher in der täg-
Weleda Welt.
Unternehmens fit machen für die Anforde-
mit dem Neubau die Weleda Schweiz für die
in den Betrieb und die Mitarbeiterinnen und
sozial ausgerichtete Initiativen in Zusammen-
lichen Arbeit zu verwirklichen sucht. Er bein-
rungen der Zukunft. Moritz Aebersold, Direk-
Entwicklungen in der Zukunft bereitmachen.
Mitarbeiter der Weleda Schweiz.
arbeit mit der Ita Wegman Klinik und der Ge-
haltet nicht nur den schonenden Umgang mit
tor der Weleda AG, Arlesheim, und Jürgen
Die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung des
Welche Baumassnahmen hat die Weleda AG
meinde Arlesheim entfalten.
natürlichen Ressourcen, sondern auch ein
Kadow, bildender Künstler und Farbkonzept-
Unternehmens hierzulande und in Europa hat
im Einzelnen unternommen?
partnerschaftliches und faires Wirtschaften.
berater, gingen mit dem Journalisten Klaus G.
dafür gesorgt, dass unter anderem die Be-
Aebersold: Das bestehende Logistikgebäude
Danner in die Details.
reiche Logistik und Verwaltung in den letzten
im Industriegebiet «Widen» wurde um einen
Jahren stark gewachsen sind. Bislang konnten
neuen, grösseren Trakt erweitert. Rechts dane-
Mit dem neuen Pharma-, Verwaltungs- und
wir den gestiegenen Anforderungen noch
ben entstand der Neubau für die Arzneimittel-
Logistikzentrum im Arlesheimer Industriege-
durch die eine oder andere bauliche Retusche
produktion nach modernsten Herstellungs-
biet «Widen» schlägt die Weleda AG ein wei-
am alten Standort gerecht werden. Vor knapp
richtlinien, der sich wiederum direkt an das
teres Kapitel ihrer Firmengeschichte auf. Wa-
zwei Jahren war damit dann allerdings end-
bereits bestehende Produktionsgebäude für
rum wurde dieses grösste Investitionsprojekt
gültig Schluss und der Zeitpunkt zum Neubau
Körperpflegemittel und Diätetika aus dem Jahr
in der Geschichte der Weleda Schweiz und mit
gekommen. Dass wir Verwaltung und Herstel-
1980 anschliesst. Auf der rechten Seite folgt
ihm die Konzentration des Unternehmens an
lung an einem Ort zusammenführen, hat also
dann das neue grosse Verwaltungsgebäude.
einem Standort gerade jetzt notwendig?
vor allem auch damit zu tun, dass die Weleda
Als verbindendes Element fungiert ein Mittelteil
Allen, die daran mitgewirkt haben, dass
dieser Bau zustande gekommen ist, möchte
Ich bedanke mich bei allen, die uns weiter-
ich meinen persönlichen und auch den herz-
hin auf diesem Weg begleiten und damit für
lichsten Dank des ganzen Verwaltungsrats der
eine Ökonomie des menschlichen Masses ein-
Weleda AG aussprechen.
treten. Auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen am Bau beteiligten Menschen und Firmen danke ich herzlich für ihren
Einsatz.
Rolf Kerler
Moritz Aebersold
Präsident des Verwaltungsrats
Mitglied der Geschäftsleitung
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DER WELEDA NEUBAU
Seite 14
IMPRESSUM
Sonderheft Neubau, Sommer 2006.
Sondernummer der Weleda Nachrichten 238,
Weleda AG, Dychweg 14, CH-4144 Arlesheim.
Telefon 061 705 21 21, Fax 061 705 23 10,
E-Mail: [email protected], Internet: www.weleda.ch
Abdruck der Texte nur nach Absprache mit der Redaktion.
Für den Inhalt der Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Idee, Konzept: Michael Leuenberger
Redaktion: Klaus G. Danner, Michael Leuenberger
Gestaltung: Thomas Schnieper,
Furore, Visuelle Kommunikation
Fotos: Michael Peuckert, Angelika Salomon, Weleda Archiv
Litho: Lithoteam, Allschwil
Druck: Birkhäuser+GBC, Reinach
DER WELEDA NEUBAU
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mit Eingangsbereich, Besucher-Shop, Veran-
Aebersold: Wir hatten uns von Anfang an zum
Aebersold: …stimmt. Sie mussten bereit sein,
staltungssaal und anderen Räumlichkeiten.
Ziel gesetzt, eine eigenständige Formenspra-
mit einem zusätzlichen kreativen Team zu-
Wie hoch waren die Baukosten?
che zu entwickeln, die den Organismus der
sammenzuarbeiten und sich für dessen Impul-
Aebersold: Das Investitionsvolumen beläuft
heutigen Weleda widerspiegelt. Dabei war es
se öffnen. Von zentraler praktischer Bedeu-
sich insgesamt auf rund 20 Millionen Franken.
uns vor allem wichtig, Transparenz, Offenheit
tung war zunächst freilich das Wissen des
Vom Neubau eines anthroposophisch orien-
und Bereitschaft zur Kommunikation zu signa-
Architektenteams um die sehr restriktiven
tierten Unternehmens wie Weleda erwartet
lisieren. Nach innen und nach aussen. Die Ar-
baulichen Vorgaben für ein Unternehmen wie
man eine ungewöhnliche organische Archi-
chitektur unserer Neubauten befindet sich im
Weleda, das Pharma- und Körperpflegepro-
tektur. Das scheint hier in Arlesheim nicht der
Industriegebiet «Widen» ja in einem bereits
dukte herstellt. Dazu kamen unter anderem
Fall zu sein. Oder täuscht dieser erste Ein-
vorhandenen industriellen Kontext. Wir konn-
die in der Schweiz gültigen sicherheitstech-
druck?
ten und wollten deshalb nicht einfach so tun,
nischen Richtlinien, die sich ebenfalls einen-
Aebersold: Ich denke ja. Denn die Architektur
als ob wir dort allein auf der Wiese stünden.
gend auf den gestalterischen Spielraum aus-
der Neubauten ist ganz dezidiert auch eine or-
Lassen Sie mich und die Leser noch detaillier-
wirkten.
aussen sichtbar macht, was sich im Innern der
Aebersold: Ja. Als Mitglied der Geschäftslei-
schäftsleitung. Alle gehen zur gleichen Türe
ganische Architektur. Moderne Organik ist
ter am Entstehungsprozess teilhaben: Wie
Kadow: Im ersten von insgesamt vier Work-
Gebäude abspielt? Meine Antwort: Im und am
tung und Marketingverantwortlicher war es
hinein und wieder hinaus. Alle sollen sich im
eben das Zusammenspiel von Form, Funktion
entstehen ein architektonisches Konzept und
shops im Sommer 2004 ging es deshalb noch
Verwaltungsgebäude herrscht deshalb die
mir wichtig, dass die Identität der Marke We-
Eingangsbereich begegnen, sollen sich dort
und Ökologie. Und sie muss den Menschen,
das dazu gehörige Farbkonzept und wie las-
nicht so sehr um Farben, sondern zunächst
blaue Farbe vor, weil dort Menschen arbeiten,
leda auch in Farb- und Materialsprache der
gegenseitig wahrnehmen und miteinander
die dort arbeiten, dienen. Die Weleda AG ist
sen sich beide konkret umsetzen?
um Funktionen, die in den Gebäuden ablau-
die vor allem denkend tätig sind. Das Produk-
Neubauten zur Geltung kommt. Deshalb ha-
kommunizieren können. Dies wird durch die
architektonisch im 21. Jahrhundert angekom-
Aebersold: Von zentraler Bedeutung war zu-
fen sollen. Welche Tätigkeiten finden wo
tionsgebäude ist aussen ein farblich roter Be-
ben wir uns übrigens auch aus ökologischen
Farbgebung unterstützt. Im Empfangsbereich
nächst ein Masterplan, in dem ganz genau
statt? Wo wird gedacht, wo wird produziert,
reich. Im Innern sind verschiedene Rot-Töne,
Gründen für eine Holzverschalung der Aus-
laufen die Farbqualitäten der einzelnen Ge-
festgelegt wurde, welche Funktionen die neu-
wo Ware transportiert? Ich habe versucht, die
aber auch Grün- und Violett-Töne zu sehen.
senfassaden entschieden. Holz verbessert die
bäude zusammen.
en Gebäude erfüllen sollten, und wo auf dem
vielen Einfälle aller Prozessbeteiligten in Skiz-
Denn bei der Produktion werden beispielswei-
Aussenisolation. Ausserdem waren die moder-
Aebersold: Uns war wichtig zu zeigen, dass
Gelände diese Funktionen am besten anzusie-
zen zu visualisieren. Der erste Workshop
se Stoffe verwandelt, dort wird «gekocht», es
nen Holzfassaden ein weiterer wichtiger Schritt
jeder Weleda Mitarbeiter eine bedeutende
deln sind. In einem zweiten Schritt haben wir
brachte vor allem für das Kreativteam manche
wird mit Wärme gearbeitet. Der Eingangsbe-
hin zu einer Individualisierung der Weleda Ar-
Rolle im Organismus Weleda innehat. Das
dann klare Leitziele unter anderem zu Archi-
Ernüchterung. Denn zahlreiche gestalterische
reich mit dem Foyer ist in ein warmes Gold-
chitektur in Arlesheim.
setzt sich übrigens bis in die weitgehend iden-
tektur und Ökologie festgelegt. Von Weleda
Ideen waren schlicht mit den Prozessabläufen,
Orange getaucht; der Logistikbereich dient
Bei Weleda steht laut Unternehmensleitbild
tische Grösse und Ausstattung der einzelnen
men. Die Neubauten repräsentieren moderne
kam der Impuls, das renommierte Architek-
den rechtlichen Vorgaben und letztlich auch
mit seinem rötlichen Orange als Aussenfarbe
«der Mensch im Mittelpunkt». Können eine
Büros fort.
Architektur in einem zeitgenössischen Umfeld
tenteam Burckhardt & Partner als Generalplaner
mit den finanziellen Rahmenbedingungen
sozusagen als farbliche Verlängerung des ro-
zeitgemässe Architektur und eine individuelle
Wer rund 20 Millionen Franken in Neubauten
für die Weleda von heute und morgen.
durch ein kleines interdisziplinäres Team von
nicht in Einklang zu bringen.
ten Produktionsgebäudes. Als erster Eindruck
Farbgebung auch die Sozialgestaltung eines
investiert, tut dies…
Kadow: Bei organischer Architektur, wie wir
Kreativen zu ergänzen. Dem gehörten neben
Wie kam es konkret zur aktuellen Farbgestal-
ist von aussen also ein Farb-Dreiklang zu se-
Unternehmens verdeutlichen und fördern?
Aebersold: …nicht ohne Grund. Zunächst ein-
sie verstehen, steckt das Organische bereits im
Jürgen Kadow als bildender Künstler und
tung?
hen: Blau, Rot, Orange. Wobei Rot und Blau ja
Aebersold: Die neuen Gebäude sind ein Mani-
mal verstehen wir die Neubauten in Arlesheim
kreativen Entstehungsprozess. Gebäude wer-
Farbkonzeptberater, Mitarbeiter von Weleda
Kadow: Das Element Farbe spielt bei Weleda,
auch im Logo der Weleda vertreten sind.
fest der Weleda Identität in diesem Jahrhun-
als starkes Statement für den Standort Schweiz
den zu einer bestimmten Zeit von bestimmten
und weitere Fachleute an, die wesentliche Im-
beispielsweise bei den Verpackungen, eine
Aebersold: Die Farbgebung ist also nicht allein
dert. Ihre Modernität, ihre Farbenfreudigkeit
und dafür, dass die Weleda AG hierzulande für
Menschen gebaut. Auch das hat viel mit Orga-
pulse beitrugen (siehe Kasten auf Seite 6, «Die
wichtige Rolle. Deshalb stiess ich dort mit
Mittel eines künstlerischen Ausdrucks, son-
nik zu tun. Ausserdem ist das Bauprojekt wie-
Weleda Baukommission: ein Ort kreativer Aus-
meinem Credo «Mut zur Farbe» auf offene
dern sie spiegelt die Funktion der Architektur
derum Teil eines lebendigen, organischen
einandersetzung»).
Ohren. Wenn eine Firma farbig ist, dann Wele-
und die im Gebäude stattfindenden Prozesse
Ganzen, nämlich des Unternehmens-Organis-
Eine für Architekten nicht gerade alltägliche
da. Dann habe ich mir die Frage gestellt: Wie
wider. Der Mensch durchläuft, was er tut. Zu-
mus Weleda.
Konstellation…
kann ich das Farbkonzept so gestalten, dass es
sätzlich hat das Farbkonzept noch eine ganz
DIE ARCHITEKTUR UNSERER
NEUBAUTEN BEFINDET SICH IM
INDUSTRIEGEBIET «WIDEN» IN
EINEM BEREITS VORHANDENEN
INDUSTRIELLEN KONTEXT.
ICH STIESS MIT MEINEM CREDO
«MUT ZUR FARBE»
AUF OFFENE OHREN.
WENN EINE FIRMA FARBIG IST,
DANN WELEDA.
Jürgen Kadow
praktische Orientierungsfunktion. Gemäss den
DIE NEUBAUTEN REPRÄSENTIEREN
MODERNE ARCHITEKTUR
IN EINEM ZEITGENÖSSISCHEN
UMFELD FÜR DIE WELEDA
VON HEUTE UND MORGEN.
Moritz Aebersold
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DER WELEDA NEUBAU
DIE FARBGEBUNG IST ALSO NICHT ALLEIN MITTEL EINES KÜNSTLERISCHEN AUSDRUCKS, SONDERN SIE SPIEGELT DIE FUNKTION
DER ARCHITEKTUR UND DIE IM GEBÄUDE STATTFINDENDEN PROZESSE
WIDER. DER MENSCH DURCHLÄUFT, WAS ER TUT.
sehr strengen Herstellungsrichtlinien ist ein
und Transparenz sollen eine positive Wirkung
Anthroposophische Medizin und Komplemen-
Unternehmen wie Weleda verpflichtet, seine
auf Mitarbeiter und Besucher haben. Sie sollen
tärmedizin eine erfolgreiche Zukunft sieht. Im
Produktion in klar definierte Zonen zu unter-
sehen, dass wir uns als Unternehmen präsen-
Vorfeld war es für uns als Unternehmen natür-
teilen. Je nachdem, ob man dort beispielswei-
tieren, das nicht nur Traditionen bewahrt, son-
lich von zentraler Bedeutung, dass die recht-
se besondere Arbeits- und Schutzkleidung
dern sich auch bewusst in die Zukunft entwi-
lichen Zulassungsbedingungen für komple-
tragen muss oder nicht. Hier hat die Farbge-
ckelt. Dazu gehört ein gewisser gestalterischer
mentärmedizinische Produkte weiterhin sicher
bung also zusätzlich eine wichtige Signalwir-
Mut, der für manchen noch etwas gewöh-
gestellt und akzeptabel sind. Ich habe persön-
kung. Flure und Gänge sind farblich so gestal-
nungsbedürftig sein mag. Das ist uns durch-
lich für Weleda und in meiner Funktion als Prä-
tet, dass Mitarbeiter und Besucher jederzeit
aus bewusst.
sident des Verbandes komplementärmedizi-
wissen, in welchem Gebäudeteil sie sich befin-
Kadow: Der Neubau hat beispielsweise nur ei-
nischer Hersteller (SVKH) dafür gekämpft, dass
den.
nen Haupteingang. Es gibt also keine ver-
wir die Rahmenbedingungen hier erhalten
Rot, blau: Ist die Ähnlichkeit mit den Farben
schiedenen Eingänge für Mitarbeiter in der
können. Es gibt nur noch ganz wenige Un-ter-
im Firmenlogo der Weleda beabsichtigt?
Produktion, der Verwaltung oder der Ge-
nehmen, die in der Schweiz ein komplettes
DER WELEDA NEUBAU
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LOKAL VERANKERT – GLOBAL VERNETZT
Aus zwei pharmazeutischen Labors in Arlesheim und Schwäbisch Gmünd wurde innerhalb
von acht Jahrzehnten ein weltweit tätiges Unternehmen für die Gesundheit: die Weleda AG.
Über die Impulse des Lokalen im Globalen und Vielfalt als Verpflichtung.
Text: Michael Leuenberger. Fotos: Michael Peuckert, Angelika Salomon.
Schmiedel in Zusammenarbeit mit Ita Wegman und
Rudolf Steiner erste Arzneimittel herstellte, entwickelte sich Stück für Stück zu einem weltumspannenden
Unternehmensorganismus. Denn überall, wo Weleda
heute tätig ist, standen am Anfang Patienten und
Ärzte, die nach Arzneimitteln für die anthroposophische Medizin verlangten. Und überall fanden sich
darauf auch Menschen, die in Zusammenarbeit mit der
Muttergesellschaft eine Weleda gründeten. Diese etwas andere Art der Globalisierung bezog Impulse zur
Gründung von Tochtergesellschaften stets aus lokalen
Bedürfnissen. Die Bewegung wurde nicht vom Expansionsdrang in neue Märkte durch eine Konzernzentrale
gesteuert, sondern von der Initiative vor Ort. Diese Entwicklung bedeutet auch heute noch, dass sich jede
Weleda an den speziellen Wünschen der Verbraucher
Lokale Arbeit: Ernte der
Calendulapflanzen bei
Weleda Schweiz.
Anthroposophische Arzneimittel, Diätetika und Natur-
in ihrem jeweiligen Kulturraum orientiert. Die individu-
kosmetik von Weleda haben aufgrund ihrer Qualität
ellen Impulse von Menschen begründen die Biographie
und Tradition eine Ausstrahlung, die verpflichtet. Al-
der Weleda – und lassen damit ein Ganzes, eine Iden-
lein die Tatsache, dass das Unternehmen «Weleda»
tität entstehen. Mit den Worten des Philosophen Rü-
Sortiment komplementärmedizinischer Arz-
Grund mehr, auch hier neu zu bauen?
neimittel herstellen. Deshalb ist es wichtig,
Aebersold: Mit Sicherheit. Die Weleda verspürt
dass die Weleda gegenüber der Schweizer Be-
derzeit im Schweizer und auf dem europäi-
Aufnahme in ein Buch des deutschen Marken-Gurus
diger Safranski liesse sich sagen: «Gewiss, das Indivi-
völkerung, den Behörden und der Politik klar
schen Markt einen starken Rückenwind für
Bernd Kreutz fand – als eine der faszinierendsten 25
duum ist nichts ohne das Ganze, zu dem es gehört.
macht: Wir haben Vertrauen in die Rahmen-
ihre Produkte. Und den wollen wir natürlich
Marken weltweit – illustriert das. Die Weleda Gruppe
Aber es gilt auch das Umgekehrte: dieses Ganze gäbe
ist mit weltweit 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
es gar nicht, wenn es sich nicht in unseren Köpfen, in
tern in 51 Ländern allerdings noch lange kein wirt-
jedermanns Kopf spiegelte.»
DIE NEUEN GEBÄUDE SIND EIN MANIFEST DER WELEDA IDENTITÄT
IN DIESEM JAHRHUNDERT. IHRE MODERNITÄT, IHRE
FARBENFREUDIGKEIT UND TRANSPARENZ SOLLEN EINE POSITIVE
WIRKUNG AUF MITARBEITER UND BESUCHER HABEN.
bedingungen und produzieren deshalb wei-
weiterhin nutzen. Wir gehen davon aus, dass
terhin in der Schweiz. Darüber hinaus ist die
sich die positive Entwicklung der Weleda mit
Marke Weleda nirgendwo auf der Welt so
zweistelligen Umsatzzuwächsen in der Schweiz
stark mit Arzneimitteln und Körperpflegepro-
fortsetzen kann. Dazu wollen wir unter ande-
dukten auf dem Markt vertreten wie hierzu-
rem im Bereich Körperpflege die Marktpräsenz
lande. Die Weleda Gruppe hat deshalb unter
unserer Produkte weiter ausbauen und damit
den gegebenen Bedingungen quasi eine Ver-
noch breitere Zielgruppen als bisher anspre-
pflichtung, in der Schweiz zu produzieren.
chen. Durch die Neubauten steht unseren
Ein Blick in den aktuellen Geschäftsbericht
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der
weist für die Weleda AG im Jahr 2005 ein
Weleda Gruppe jetzt auch die dazu erforder-
deutlich zweistelliges Umsatzplus aus. Ein
liche Infrastruktur zur Verfügung.
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DER WELEDA NEUBAU
DIE WELEDA BAUKOMMISSION: EIN ORT
KREATIVER AUSEINANDERSETZUNG.
Von Anfang an haben sich in der Weleda
Baukommission unter der Leitung von René
Schwarz Menschen verschiedenster Berufsgattungen zusammengefunden.
schaftliches «Schwergewicht». Dennoch ist die EntZiel: in einem Prozess kreativer Auseinandersetzung zwischen Fachleuten, Künstlern
und Weleda Mitarbeitern sollten Leitziele
für den Neubau «Widen» definiert und architektonisch umgesetzt werden.
Von Seiten der Weleda waren beteiligt:
René Schwarz, Thomas Karlen, Maja Madörin, Claude Pfiffner, Ralph Schneider und
Moritz Aebersold. Als Beraterteam wirkten
mit: Jürgen Kadow, Walter Kugler und Stefan Zopp. Als verantwortliche Architekten
und Planer betreuten Jürg Tischhauser
und Hans Senn, Daniel Krüsi (Planer) und
Donald Jacob (Landschaftsarchitekt) das
Projekt.
wicklung bemerkenswert, steht doch hinter der
VERNETZUNG: DIE WELEDA GRUPPE
heutigen Grösse ein organisches Wachsen, das sich
Bei aller Individualität und Eigenständigkeit pflegt
vornehmlich aus kleinen Netzwerken gebildet hat. Und
Weleda heute selbstverständlich eine weltweit ver-
im Verlauf dieser Entwicklung gelang es immer wieder,
netzte Zusammenarbeit, sowohl in der gemeinsamen
tradierte Formen zu verwandeln und die geistigen Im-
Beschaffung von Rohstoffen als auch bei der Produk-
pulse lebendig zu erhalten.
tion, Forschung und in Vertrieb und Marketing. Das
Resultat ist ein seit gut zehn Jahren dauernder Prozess,
LOKALE BEDÜRFNISSE ALS URSPRUNG
der zur Bildung der «Weleda Gruppe» geführt hat. Ziel
Im Weleda Leitbild steht: «Weleda will als weltweit tä-
ist es dabei unter anderem, gewisse Arbeitsteilungen
tige Unternehmensgruppe den Menschen zur Erhal-
und Spezialisierungen, vornehmlich in den drei Kern-
tung und Stärkung ihrer Gesundheit dienen.» Dies
betrieben Arlesheim, Hüningen (Frankreich) und
deutet auf den medizinischen Impuls hin, der dem Wir-
Schwäbisch Gmünd (Deutschland) voranzutreiben.
ken von Weleda seit den Anfängen im Jahr 1921 zu-
Sowohl der Neubau in Arlesheim wie auch die neue
grunde liegt. Was in einem einfachen Holzhaus im
Anlage zur Ampullenherstellung für sterile Arznei-
Basler Umland begann, wo der Chemiker Oskar
mittel in Schwäbisch Gmünd sind Ausdruck dieser
DER WELEDA NEUBAU
7
DER BLICK ZURÜCK
Vom kleinen pharmazeutischen
Labor zum weltweit tätigen
Unternehmen für die Gesundheit: vier Bilder aus der Weleda
Geschichte in Schwarz-Weiss.
1914: erstes Labor von Oskar
Schmiedel beim Goetheanum,
Dornach.
Entwicklung. Die sehr aufwändigen Infrastrukturmassnahmen für technisch hoch stehende Herstellungen
werden an einem Ort konzentriert. Aber auch auf
rechtlichem Gebiet und in der Forschung sind Länder
übergreifende Anstrengungen im Gange: So wird etwa
für das sehr erfolgreiche Mistelpräparat Iscador®, das
eines der wichtigsten Weleda Arzneimittel ist, bis im
Jahr 2008 die europäische Zulassung angestrebt. Die
Sitz der Weleda, welche diesen
Namen erst ab 1928 verwenden
durfte.
nationalen Forschungsabteilungen erarbeiten Argumentarien aufgrund von neuen Forschungsergebnissen. Spezialisierte Arbeitsgruppen stellen danach die
für die Behörden notwendigen Dossiers zusammen.
VIELFALT ALS VERPFLICHTUNG – AUF ALLEN EBENEN
ERSTENS: PRODUKTEVIELFALT
85 Jahre Geschichte haben die Identität der Weleda
geformt. Zwei Begriffe sind dabei prägend: Entwicklung zur Vielfalt. Die Vielfalt der Weleda erstreckt sich
auf unzählige Gebiete. Zunächst die Produkte: Weleda
stellt heute 2300 Fertigarzneimittel und mehrere hundert Arzneimittel nach individuellen Einzelrezepturen
her. Das Sortiment umfasst im Weiteren über 100 Pro-
1956: Mutterhaus in Arlesheim.
Globale Partnerschaft, z. B. Türkei: Ernte von Bio-Rosenblüten im Tal von Isparta.
Globale Partnerschaft, z. B. Peru: Ernte von Bio-Pfefferminze im Hochland von Ayacucho.
anthroposophischen Medizin: der Lebenssituation von
reich. Rund 600 Ausgangssubstanzen verarbeitet
Biologisch-dynamische und andere ökologische Land-
Hingabe an andere Menschen. Weleda ist keine Lich-
Patienten und Kunden durch eine individuelle Behand-
Weleda. Ein Teil davon wird selbst angebaut: Im fir-
wirtschaftmethoden verfolgen ein gemeinsames Ziel:
tung im globalen Geschehen, sondern Teil eines welt-
lung mit entsprechenden Präparaten gerecht zu werden.
meneigenen biologisch-dynamischen Anbau werden
Sie wollen auf transparente Art und Weise Erzeugnisse
weiten Netzwerks, das durch das fliessende Wechsel-
Ein solcher Reichtum verlangt natürlich nach vielfäl-
100 Heilpflanzenarten kultiviert. Darüber hinaus
hervorbringen, die auf Mensch und Natur gesundend
spiel zwischen Peripherie und Zentrum lebt. Gerade
tigen Verarbeitungsprozessen. Sie sind das Bindeglied
braucht es aber weltweit viele Partner, die nach den
wirken können. Es ist ein permanentes Wechselspiel:
deshalb ist der jetzt erstellte Neubau in Arlesheim Aus-
zwischen einer der Natur entnommenen Substanz und
Grundsätzen des Bio-Landbaus mit uns zusammenar-
Wir lernen durch unsere Partner – und sie lernen mit
druck eines permanenten Entwicklungsprozesses,
dem Menschen. Auch hier stehen bei Weleda neben
beiten – ob im Schweizer Alpengebiet, in Sizilien, Ar-
uns. Auch dies ist Teil der gewachsenen Vielfalt von
eines weiteren Schritts in der Unternehmensgeschich-
den vier Grundverfahren – Verfestigungsprozesse, Ver-
gentinien, Mexiko oder der Türkei. Beste Qualitäten
Weleda.
te. Er weist in die Zukunft und offenbart gleichzeitig
flüssigungsprozesse,
Verbren-
bei den Rohstoffen können nur gemeinsam mit un-
nungsprozesse – viele weitere Verfahren zur Verfü-
seren Partnern entwickelt werden. Dazu braucht es
DRITTENS: SOZIALE VIELFALT
tonische Werk schafft Raum für die Erfüllung der Un-
gung, um dem Anspruch einer individuellen Medizin
Vertrauen und eine langfristige Zusammenarbeit. Nur
Ob Partner, Mitarbeiter oder Kunden: Der Unterneh-
ternehmensaufgaben in der Welt – und ist dadurch
gerecht zu werden.
so entsteht eine Situation, bei der beide Seiten gewin-
mensorganismus Weleda lebt durch seine sozialen Be-
dynamischer Ausdruck der Weleda-Identität zu Beginn
nen: Der Lieferant hat eine Abnahmesicherheit und
ziehungsnetze. In all diesen vielfältigen Zusammen-
des 21. Jahrhunderts.
ZWEITENS: VIELFALT DURCH PARTNERSCHAFTEN
Weleda die Beschaffungssicherheit. «Fair trade» ent-
hängen sind Menschen schöpferisch tätig. Es werden
Produktevielfalt basiert auf den Grundlagen aus der
spricht dem sozialen Qualitätsanspruch von Weleda,
Wünsche und Bedürfnisse erfüllt. Wirtschaftliche Tä-
Natur: Pflanzen, Mineralien und Stoffen aus dem Tier-
der sich auf die gesamte Wertschöpfungskette bezieht.
tigkeit ist, so gesehen, nichts anderes als organisierte
dukte für die Körperpflege sowie Diätetika und 44 Arzneimittel für die Selbstmedikation. Weleda verwirklicht
mit diesem Spektrum einen zentralen Anspruch der
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DER WELEDA NEUBAU
Verluftungsprozesse,
1980: erstes neues Produktionsgebäude am Standort «Widen».
ein Stück gegenwärtige Vergangenheit. Das architek-
DER WELEDA NEUBAU
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DER GARTEN ALS MIKROKOSMOS
Der Schaugarten vollendet den Neubau «Widen» und ist Bindeglied
zur umgebenden Natur – und ein Abbild der Vielfalt der von Weleda
verwendeten Heilpflanzen.
Text: Michael Leuenberger. Fotos: Michael Peuckert.
Gärten sind Orte der Sehnsucht. Viele Ursprungs-
wirken. In diesem Schaugarten kann man sich auf Spu-
Regenwasser der Dächer von den begrünten Produk-
legenden der Menschheit ranken sich um sie. «Para-
rensuche begeben.»
tions- und Verwaltungsgebäuden gespeist wird. Ge-
dies», das Wort aus dem Altpersischen, bedeutet
gen die Birs-Aue hin senkt sich das Gelände, der Wald
«Prachtgarten». In Gärten kommen wir zur Ruhe. In
EIN ERWEITERTES VERSTÄNDNIS VON HEILPFLANZEN
bildet eine natürliche Grenze. Im Sommer wird hier al-
Gärten erholen wir uns. In den Gärten wächst, was uns
Es wird eine Spurensuche nach Qualitäten. Ähnlich wie
les blühen. Man ahnt, wie die Blüten ihre vielfältigen
nährt, was uns ganz macht, was uns heilt. Bei Weleda
bei der architektonischen und farblichen Gestaltung
Düfte verströmen werden. Vielleicht ist hier das Herz-
sind Gärten seit den Anfängen Bestandteil der Unter-
der Gebäude verschiedene Qualitäten und Prozesse
stück der neuen Weleda – weil das kleine Gartenkunst-
nehmenskultur. Nicht nur, weil schon damals heilende
sichtbar werden, so auch im Garten. Er verkörpert
werk Spiegelbild eines grösseren Ganzen ist.
Pflanzen für die Herstellung natürlicher Arzneimittel
einen eigenen Mikrokosmos und spiegelt damit einen
angebaut wurden.
Teil des Gesamtorganismus‘ Weleda.
NATÜRLICH BIOLOGISCH-DYNAMISCH
Auch der neue Schaugarten wird, wie alle anderen
Es ist mehr: Die Gärten sind Teil der gelebten Unter-
Die Gestaltung des Schaugartens vermittelt Atmosphä-
Heilpflanzenkulturen von Weleda, biologisch-dyna-
nehmensphilosophie «Im Einklang mit Mensch und
re und wirkt zugleich didaktisch. Atmosphäre entsteht
misch gepflegt. Diese Anbauweise geht gegenüber
Natur». Denn Weleda will einerseits schonend mit den
durch die Äusserungen der vier Elemente: Erde, Was-
den anderen ökologischen Landbaumethoden noch
Ressourcen der Erde umgehen und will überdies auch
ser, Feuer, Luft. Diese Manifestationen sind unseren
einen Schritt weiter. Irdische und kosmische Kräfte
allen Besuchern des Unternehmens ihre Schätze nahe
Sinnen direkt zugänglich. Und sie schlagen eine Brücke
können bewusster und wirksamer als in einem gege-
bringen. Was wäre also besser geeignet, als ein
zu den Heilpflanzen. Denn diese haben verschiedene
benen Ökosystem in die Lebenszusammenhänge ein-
Schaugarten, um auf kleinem Raum die Vielfalt der
Ansprüche an Boden und Klima – und damit auch un-
gebracht werden. Der biologisch-dynamische Landbau
Weleda Pflanzenwelt zu demonstrieren? Als Unterneh-
terschiedliche Vorlieben zu den Elementen. So gibt es
verbindet minimalen Umweltabbau mit permanentem
men für die Gesundheit sind wir nämlich überzeugt:
Pflanzen, die sehr trockene, «feurige» Standorte be-
Aufbau – sowohl hinsichtlich der Bodenerneuerung
Wer mit Heilpflanzen umgeht, soll sie kennen, soll sie
vorzugen. Oder aber solche, die eher im feucht-kühlen
als auch der Fruchtbarkeit des Bodens oder der Arten-
verstehen und soll sie deshalb auch kultivieren.
Milieu gedeihen.
vielfalt in der Pflanzen- und Tierwelt.
OASE IM INDUSTRIEGEBIET
Diese Charakteristika begründen wesentlich ihre Eig-
Dadurch verfügt er über eine ausgleichende Funktion.
Es ist erstaunlich: Je mehr man sich dem Schaugarten
nung zur Heilpflanze und damit ihre Beziehung zum
Er setzt die heute dringende Forderung nach einem
hinter dem Neubau «Widen» nähert, desto mehr
Menschen. Dies können Besucher im Schaugarten un-
Ausgleich des immer noch zunehmenden Ressourcen-
wähnt man sich in einer Oase. Es ist ein Ort der Stille,
ter sachkundiger Anleitung selbst nachvollziehen. Das
verbrauchs in die Praxis um. Auch dies ist einer der
mitten im Industriegebiet. Kreis- und sternförmig sind
didaktische Element geht aber noch einen Schritt wei-
Pfeiler des Unternehmenskonzepts, das die Weleda lei-
schmale Weglein angelegt, welche die einzelnen Ab-
ter. Denn die Heilpflanzen wurden auch nach thera-
tet auf dem Weg, durch ihre vielfältigen Tätigkeiten
schnitte unterteilen. Noch wachsen nicht alle Heil-
peutischen Anwendungsgebieten angeordnet. Der
einen nachhaltigen Beitrag für eine lebensfähige Erde
pflanzen an ihrem Ort, viele müssen erst noch ge-
Besucher kann verschiedene Arzneipflanzen und deren
zu leisten. Im Zentrum dieses Konzepts steht der
pflanzt werden. Ich frage Andreas Ellenberger, Leiter
therapeutische Qualitäten erfahren und unterscheiden.
Mensch als freiheitlich-verantwortungsvoller Akteur.
der Pflanzenbeschaffung und Umweltbeauftragter der
So findet sich zum Beispiel ein Bereich für Pflanzen, die
Weleda Arlesheim, was das besondere an diesem
einen Bezug zum menschlichen Herz-Kreislauf-System
Schaugarten ist.
haben, oder einer für solche, die heilend bei Rheuma
oder bei Erkältungskrankheiten wirken.
Heilpflanzen mit Tradition (von oben nach unten):
«Unsere Besucherinnen und Besucher sehen hier an-
10
DER WELEDA NEUBAU
schaulich, was in unseren Produkten steckt», sagt er.
Dies alles fügt sich zusammen zu einem ästhetisch ein-
«Und sie haben Gelegenheit, durch eine vertiefte Be-
drücklich gestalteten Ensemble mit kleinen Hügeln,
trachtung zu verstehen, warum und wie Heilpflanzen
Bäumen, Senkungen und einem Weiher, der durch das
Calendula (Ringelblume)
Echinacea (Sonnenhut)
Arnica (Bergwohlverleih)
Aconitum (Eisenhut)
DER WELEDA NEUBAU
11
WIRTSCHAFTLICH, ORGANISCH, SCHÖN
sation, es wird nicht mehr durch Verdunstung
densatorabwärme der Kälteanlage im Pharma-
ganische Architektur auf Veränderungspro-
in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt,
bereich entstehende Abwärme wird für eine
zesse? «Sie muss sich veränderten Bedürfnissen
was sich auf das Mikroklima ungünstig aus-
Vorerwärmung des Gebrauchswassers ver-
und Lebensbedingungen anpassen können»,
Der Neubau «Widen» vereinigt, was oft als Gegensatz gesehen wird:
Ökonomie, Ökologie, Ästhetik und ein ganzheitliches Konzept, das den
Menschen in den Mittelpunkt stellt.
wirken kann. Um dieser Wirkung entgegen zu
wendet. Beide Massnahmen führen insgesamt
sagt er. «Wir haben das zum Beispiel durch ein
treten, hat Weleda auf allen neuen Gebäuden
dazu, dass rund drei Viertel der eingesetzten
Leichtbaukonzept der Innenwände erreicht.
und auf dem bereits vorhandenen Produk-
Energie wieder verwendet werden können.
Damit können wir schnell und mit wenig Auf-
tionsgebäude aus dem Jahr 1980 eine Isolati-
Wirtschaftlich gesehen sind diese Massnah-
wand auf veränderte Raum- und Kommunika-
on und Dachbegrünung realisiert. Durch die
men kurzfristig mit hohen Investitionen ver-
tionsansprüche reagieren.» Auch hier also
Dachbegrünung und Dachsanierung wird eine
bunden – die sich aber langfristig auszahlen
wurde der Entwicklung im Werden und Verge-
sehr wirksame Entlastung der Versickerungs-
werden.
hen bereits Rechnung getragen. So, wie das
Text: Michael Leuenberger. Fotos: Michael Peuckert.
anlage erreicht, da mindestens die Hälfte der
Unternehmen Weleda ein Stück gegenwärtige
Wer wie Weleda den Anspruch hat, «in Ein-
Niederschlagsmenge dort zurückgehalten und
Energieeinsparungen wurden zusätzlich durch
Vergangenheit ist, gilt es nämlich, jetzt schon
klang mit Mensch und Natur» zu arbeiten,
durch Verdunstung direkt wieder der Atmos-
den
die Zukunft zu denken. Erst aus dem Zusam-
verpflichtet sich. Pfleglicher Umgang mit den
phäre zugeführt wird. Der Einbau von zwei
Lichtkonzept und die Konstruktion der Aus-
Ressourcen ist oberstes Gebot. Ein grosses
Regenwassertanks à 9000 Kubikmeter spart
senfassaden erreicht. Die Holzfassade schliesst
Projekt wie der Neubau «Widen» fordert des-
zudem grosse Mengen von Trinkwasser zur
die Isolationsschicht mit einer erhöhten Wär-
halb Kreativität von allen Beteiligten, denn ein
Bewässerung des Schaugartens und zur Spei-
medämmung von 16 cm ab. Unter «Energie-
modernes Unternehmen muss nicht nur im
sung seines Teichs.
einsparungen» ist überdies das optimierte sta-
kondensierenden
Gasheizkessel,
das
tische Konzept zu rechnen, durch das der
Bezug auf neue Produkte schöpferisch sein. Es
muss auch originell und schöpferisch sein im
DAS BEISPIEL ENERGIE
Einsatz von Beton und Stahl – gegenüber einer
Sozialen, in den Herstellungsprozessen, im Di-
Der Gesetzgeber stellt strikte Anforderungen
herkömmlichen Bauweise – stark reduziert
alog mit der Öffentlichkeit – und in der Ver-
an ein Unternehmen, das Arzneimittel produ-
werden konnte. Auch hier war die Lösung
wirklichung seiner Werte.
ziert. Dies bedeutete für den Pharmaneubau
denkbar einfach: Verzicht auf hohe Traglastre-
den Einbau einer aufwändigen, gesetzeskon-
serven, übereinander stehende tragende Bau-
ORGANISCHES BAUEN – EIN GESAMTKONZEPT
formen Lüftungsanlage, die eine starke Stei-
teile in der Mitte der Gebäude und eine maxi-
«Organische Architektur ist lebendige Archi-
gerung des Energieverbrauchs nach sich zieht.
male Deckenspannweite von sieben Metern.
tektur und soll sich nach den Funktionen und
Dem tritt Weleda mit einer sowohl ökologisch
dem Menschen richten», sagt René Schwarz.
wie technisch vorbildlichen Lösung entgegen:
«Mit dem Ende der Bauzeit sind die Ökomass-
Er hat die Entwicklung und Realisierung des
Durch die sanfte Technologie der Wärmerück-
nahmen nicht abgeschlossen, vieles wurde für
gewinnung – mit dem derzeit höchsten Wir-
die spätere Realisierung vorbereitet», sagt
baus als Verantwortlicher der Weleda Bau-
ministrationsbau mit kristallin angeordneten
mag sie pflegend die Lebensqualität zu ver-
kungsgrad – gelingt es, aus der Abluft der
René Schwarz und weist auf einen letzten
gruppe vom ersten Tag an begleitet.
Fenstern steht für die Verbindung nach aus-
bessern. Nur so können die Menschen, die
Lüftungsanlage einen Grossteil der Energie zu-
Punkt hin: die zukünftige Entwicklung des Un-
sen, ähnlich dem Nerven-Sinnes-System beim
hier arbeiten, Optimales leisten.
rückzugewinnen. Die im Sommer aus der Kon-
ternehmens. Wie reagiert eine lebendige, or-
neuen Pharma-, Logistik- und Verwaltungs-
Die Zielsetzung: An jeder Stelle des komplexen
Menschen. Der rote Pharmabau, der wie das
Gesamtgeschehens sollte auf höchstem Quali-
Stoffwechselsystem
tätsniveau gearbeitet werden können. Innova-
dient, wird durch einen naturfarbenen, innen
Das Massvolle des Weleda Neubaus erstaunt:
tive ökologische Baukonzepte, die helfen, die
in Gelbtönen gehaltenen Eingangs- und Be-
Man kann kaum glauben, dass in diesem fili-
Umwelt zu entlasten und gesunde Arbeitsplät-
gegnungsbereich verbunden. So werden in
granen und schönen Komplex nahezu 140
ze zu schaffen, standen deshalb an erster Stelle.
den Gebäuden Gestik und zugrunde liegende
Menschen produktiv tätig sind. Die Farbkom-
Die Idee dahinter ist aber noch umfassender.
Prozesse sichtbar – Sal, Merkur und Sulphur
position der Holzfassaden fügt sich nahtlos ein
Denn jede Bauaufgabe hat ihre individuellen
als Ausdruck unterschiedlicher Stoff- und Pro-
in die Grün-Töne der Auenlandschaft an der
Bedingungen und Ziele. Und sie muss einge-
zessqualitäten. Dieser Ansatz der Dreigliede-
Birs. Auch der realisierte Öko-Massnahmenka-
gliedert werden in ein lebendiges Ganzes: den
rung war von Beginn an zentral in unserem
talog besticht durch Mass. Der respektvolle
Unternehmensorganismus Weleda. Der Bau
Verständnis von organischer Architektur – so-
Umgang mit natürlichen Ressourcen wurde
ist – so gesehen – ein Organ, das den Prozess
wohl im Stofflichen, im Prozessualen wie auch
zum Teil durch einfache, aber sehr wirkungs-
«Weleda» ermöglicht. Im Hinblick auf die im
im Sozialen. Diese Gesichtspunkte leiteten uns
volle Schritte erreicht. Beispiele aus zwei Berei-
Gebäude tätigen Mitarbeiterinnen und Mitar-
auch bei der Auswahl der symbolischen In-
chen verdeutlichen dies: Wasser und Energie.
beiter, die den Prozess tragen, lässt sich sagen:
halte des Grundsteins.» Organisches Bauen
Der Bau wird Mensch, der Mensch wird Bau.
bedeutet also vor allem dies: Das Menschen-
DAS BEISPIEL WASSER
René Schwarz verdeutlicht dies anschaulich,
bild ist Leitbild für das, was gebaut wird. Nicht
Wir wissen: Jede Bautätigkeit führt dazu, dass
indem erklärt, wie die Architektur Funktionen
der Mensch ist für die Architektur da, sondern
ehemaliges Kulturland «versiegelt» wird. Die
und Prozesse sichtbar macht: «Der blaue Ad-
die Architektur für den Menschen. Nur so ver-
Folge: Regenwasser fliesst direkt in die Kanali-
12
DER WELEDA NEUBAU
der
Stoffverwandlung
menklang beider Pole entsteht Identität.
WAS IST ORGANISCHE ARCHITEKTUR?
Der Begriff steht für eine Strömung innerhalb der modernen Architektur, die einen
ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Die Prozesse menschlicher und natürlicher Lebensvorgänge sollen in der Baugestalt künstlerisch und funktionell ausgedrückt werden.
In den Lebensprozessen selbst werden die
Motive zur Gestaltfindung gesucht. In der
praktischen Umsetzung gibt es keine vorgegebenen, äusseren Stilmittel, was zu einer grossen Vielfalt architektonischer Formen geführt hat. Grosse Pioniere des
organischen Bauens waren im 20. Jahrhundert Antoni Gaudi, Rudolf Steiner, Frank
Lloyd Wright, Erich Mendelsohn, Alvar Aalto
und Eero Saarinen.
MENSCHLICHES MASS
DER WELEDA NEUBAU
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DIE WELEDA WELT
Der Bau lebt durch die Menschen. Eindrücke, Bilder und Zahlen aus dem
Arbeitsalltag der Weleda Welt.
Text: Michael Leuenberger. Fotos: Michael Peuckert.
KOSMETIKPRODUKTION
Sechs Mitarbeiter umrahmen den «Becomix»,
eine Mischmaschine, in der beispielsweise 600
Liter Pflegemilch hergestellt werden können.
Sie befindet sich im 1980 erbauten, «alten»
Gebäudeteil des Betriebs «Widen», der das
Zwischenglied zu den neuen Gebäuden darstellt. Hier wird befüllt, gemischt und produziert – in grossen Mengen. In den ersten fünf
Monaten des Jahres 2006 wurde hier der Inhalt von 3,6 Millionen Tuben und Flaschen
produziert. Übrigens: Einen grossen Vorteil hat
die Arbeit in der Produktion natürlicher Kosmetik – es duftet hier immer fein nach natürlichen ätherischen Ölen.
DER PHARMABAU
VERWALTUNGSBAU
Einblick ins neue Pharmagebäude: Das Bild
Aus den Fenstern gucken 25 Köpfe. Hier wer-
zeigt das Labor für Qualitätskontrolle. Hier
den Pläne für die Zukunft entworfen. Und es
werden Muster und Proben mit Hilfe moderns-
wird darüber nachgedacht, wie wir noch bes-
ter Analysemethoden untersucht. In diesem
ser mit unseren Kundinnen und Kunden in
Gebäude funktioniert Weleda aber auch wie
Kontakt treten können. Denn sie sind der ei-
eine riesige Apotheke: In einer «just-in-time-
gentliche Zweck unseres Tuns.
Produktion» werden Arzneimittel innert Tagesfrist nach individueller Rezeptur hergestellt.
14
DER WELEDA NEUBAU
Im Pharmasaal stehen dafür 1700 Standgefäs-
LOGISTIK
se mit den wertvollen Heilsubstanzen zur Ver-
Hier ist das Nadelöhr, durch das der ganze
fügung. Das mengenmässig bedeutendste
Strom der Waren fliesst: 500 Bestellungen täg-
Präparat der Pharmaproduktion sind die Echi-
lich, vier Tonnen Ware, die in Paketen ver-
nadoron Tabletten: 1 428 000 Tabletten wer-
schickt werden. Zudem wöchentlich rund 100
den hier pro Jahr hergestellt. Das sind 47 600
Paletten an die Weledas in der ganzen Welt.
Packungen à 30 Gramm.
Da darf es zu keinen Staus kommen.
DER WELEDA NEUBAU
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AUS DER NATUR FÜR DEN MENSCHEN
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pharmabaus und des Heilpflanzengartens stehen im neuen Weleda Schaugarten.
Sie haben im Jahr 2005 unter anderem vier Tonnen Calendula-Tinktur und zwei Tonnen Arnika-Tinktur hergestellt. Und
sie haben diese Schätze aus der Natur zu heilenden Arzneimitteln weiter verarbeitet – für Sie.
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