Stand: 15.07.2015 Fakten zur Generalsanierung Pläne für Generalsanierung des Deutschhauses baureif Landtagsgebäude wird nachhaltig, energieeffizient und zukunftsfähig In Anbetracht des erheblichen Sanierungsstaus des Landtagsgebäudes verständigten sich die im rheinland-pfälzischen Landtag vertretenen Fraktionen im Januar 2013 auf eine nachhaltige Sanierung des Deutschhauses. 64 Jahre nach seinem Wiederaufbau wird das Landtagsgebäude angesichts gravierender Mängel erstmals generalsaniert, um als Zentrum der parlamentarischen Demokratie in Rheinland-Pfalz den heutigen und künftigen Anforderungen der Zeit zu entsprechen. In seiner historischen Hülle wird das Deutschhaus nachhaltig, energieeffizient und zukunftsfähig gestaltet. Dazu wurde ein innovativer zweistufiger Architekturwettbewerb europaweit ausgeschrieben. Der von einem hochranging besetzten Preisgericht ausgewählte Entwurf sieht die weitgehende Entkernung des Deutschhauses vor. Er schafft die räumlichen und funktionalen Voraussetzungen für eine kommunikative Demokratie in Rheinland-Pfalz für die kommenden Jahrzehnte. Die derzeit zu erwartenden Kosten für die nachhaltige Sanierung belaufen sich nach den Berechnungen der Architekten und des LBB auf 52 Mio. Euro. Diese Summe umfasst die berechneten Kosten für das Bauwerk, nicht einbegriffen sind eine zweiprozentige Preissteigerung für drei Jahre und zehn Prozent Risikozuschlag. Diese Kostenberechnung wird derzeit von der Bauverwaltung des Landes geprüft. 1 Geplant ist, dass der Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags am 17. September 2015 die Vorlage behandelt, in der die einzelnen Kostengruppen aufgeschlüsselt sind, und dass das Parlament auf dieser Grundlage die Bereitstellung der Haushaltsmittel für das Vorhaben förmlich beschließt. Die Maßnahme soll im November 2015 begonnen werden. Der Plenarsaal wird in der Zeit von November 2015 bis Februar 2016 abgebaut und in die Steinhalle des Landesmuseums eingebaut. Die Landtagsverwaltung zieht in das Isenburg-Karree. 1. Bisherige Etappen der Generalsanierung Der Landtag hat von Beginn der Überlegungen im Jahr 2012 an bis hin zu den jetzt vorliegenden baureifen Plänen Wert darauf gelegt, dass der Planungsprozess für das Bauvorhaben öffentlich und transparent ablief. Entgegen der üblichen Praxis wurde bereits in die Planungsphase die Öffentlichkeit von Anfang an einbezogen. Dazu gehörte, dass der Landtag zu jedem Zeitpunkt die ihm bekannten Daten, Fakten und Zahlen der Öffentlichkeit mitgeteilt hat. a) Am Anfang der Planungen stand eine vergleichende Schwachstellenanalyse des Ministeriums der Finanzen aus dem Jahr 2012. Sie dokumentierte die Bausubstanz und die technische Substanz des Deutschhauses. Auf dieser Grundlage unterzog sie vier verschiedene Modelle --- von der Reparaturlösung bis zur Sanierung --- einer vergleichenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Ergebnis: Die nachhaltige, grundlegende Sanierung mit kleinem Anbau ist eine wirtschaftliche Variante zur Behebung der vielfältigen baulichen und funktionalen Mängel. b) Am 23. Januar 2013 haben die Fraktionen des Landtags einstimmig die nachhaltige Sanierung des Landtagsgebäudes beschlossen. Sie verständigten sich auf die Variante „Generalsanierung mit kleinem Anbau‘‘. Für diese Variante waren seitens der Bauverwaltung die Kosten überschlägig auf 25 Millionen Euro geschätzt worden. In dieser Summe nicht enthalten waren Aspekte der 2 Nachhaltigkeit, des Hochwasserschutzes, Veränderungen der Tragstruktur, Abriss und Neubau des Restaurants in Passivhausstandard, die Neuordnung des Außengeländes sowie Kosten für den Denkmalschutz. Ergebnis: Zunächst wurden deshalb nur 25 Millionen Euro vorsorglich im Haushalt 2014/2015 veranschlagt. Die Fraktionen entschieden sich zudem für einen Architekturwettbewerb mit einem innovativen zweistufigen Verfahren. Das gewählte Verfahren ermöglichte es, Anregungen aller an der Sanierung Interessierten zu berücksichtigen und steht für Transparenz. Ergebnis: Zu diesem Zeitpunkt startete ein umfangreicher Planungsprozess. Zunächst formulierten alle Beteiligten die konkreten Anforderungen, die seither stringent berücksichtigt werden. c) Erste Stufe des Architekturwettbewerbs Von September 2013 bis Dezember 2013 fand die erste Stufe des europaweiten Architektenwettbewerbs statt. Die Ergebnisse waren vom 8. bis 15. Dezember 2013 im Kurfürstlichen Schloss in Mainz ausgestellt. Die Meinungen und Anregungen der Öffentlichkeit und der Nutzerinnen und Nutzer wurden gesammelt. Ergebnis: Das Preisgericht und die Sachverständigen werteten sie für den Auslobungstext für die zweite Runde aus und unterzogen sie einer fachlichen Bewertung. d) Zweite Stufe des Architekturwettbewerbs Die sechs überzeugendsten Entwürfe aus der ersten Runde wurden in der zweiten Stufe des Wettbewerbs nach den überarbeiteten Vorgaben verfeinert und weiterentwickelt. Ergebnis: Am 13. Juni 2014 verlieh das Preisgericht den ersten Preis an das Ludwigshafener Büro Sander.Hofrichter Architekten GmbH sowie einen zweiten Preis und zwei Anerkennungen. 3 e) Aufgrund des Wettbewerbsentwurfs des Architekten ging Finanzstaatssekretär Barbaro in einer ersten und groben Kostenschätzung von 40 Mio. Euro für das Großprojekt aus. f) Am 24. September 2014 unterzeichneten der erste Preisträger, Prof. Dipl.-Ing. Architekt BDA Linus Hofrichter vom Ludwigshafener Büro Sander.Hofrichter Architekten GmbH und der Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschaftsund Baubetreuung --- LBB, Herr Dipl.- Ing. Architekt Holger Basten, den Vertrag für die Planungen zur Sanierung des Landtagsgebäudes. Ergebnis: Der Auftrag umfasste die Erstellung baureifer Pläne bis zum Stadium der so genannten Haushaltsunterlage Bau (HUBau). In den Folgemonaten durchlief das Verfahren den durch die gesetzlich festgelegten Regeln und Normen vorgegebenen Weg von der Kostenschätzung zur Kostenberechnung. Auf der Grundlage der von allen an der Ausschreibung Beteiligten klar definierten Anforderungen vom Januar 2014, die seither stringent berücksichtigt wurden, wurden alle zu beteiligenden Fachstellen, wie z. B. der Hochwasserschutz, der Beauftragte für die Belange behinderter Menschen, die Medienanstalten und der Denkmalschutz einbezogen. Zudem fanden ergänzende Baugrund- und Gebäudeuntersuchungen statt. Ergebnis: Alle Aspekte sind nun in die Haushaltsunterlage Bau (HUBau) eingeflossen. Hierfür werden die Pläne nach DIN 277 auf einen Maßstab von 1:100 verfeinert. Das Finanzministerium legt die detaillierten Planungen dem Haushalts- und Finanzausschuss nach der Sommerpause am 17. September vor. Die berechneten Kosten belaufen sich derzeit auf 52 Mio. Euro zuzüglich zwei Prozent Preissteigerung sowie zehn Prozent Risikozuschlag. 4 Erst nach Bewilligung der in der HU Bau ermittelten erforderlichen Mittel durch den Landtag wird die Beauftragung für die Bauausführung erfolgen. Dieses ist dem Büro sander.hofrichter sowie denjenigen Planern, die für Haus- und Medientechnik zuständig sind, von der Bauverwaltung in Aussicht gestellt worden. Entsprechende Verträge sollen nach Zustimmung des Landtags geschlossen werden. 2. Herausforderung Generalsanierung im Kulturdenkmal Das Landtagsgebäude ist ein Kulturdenkmal, bei dem der Denkmalschutz den Handlungsrahmen vorgibt. Das Gebäude muss gleichzeitig den Anforderungen eines modernen Parlamentsbetriebs genügen und den Bedürfnissen von rund 38.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr Rechnung tragen. Hinter der denkmalgeschützten Fassade muss zudem hochmoderne Technik mit den aktuellen Anforderungen an Brandschutz, Barrierefreiheit und Energieeffizienz in Einklang gebracht werden. Die Generalsanierung stellt unter architektonischen, denkmalschutzrechtlichen, nutzungsbezogenen und energetischen Anforderungen eine große Herausforderung dar. Beispiele: - Baugrund: Durch seine Lages direkt am Rhein steht das Deutschhaus auf sensiblen Baugrund. Es ruht auf 92 Eichenpfählen, die 285 Jahre alt sind. Da die Generalsanierung mit der weitgehenden Entkernung des Gebäudes Auswirkungen auf die Statik hat, ist eine Baugrundverbesserung notwendig (1,3 Mio. Euro). Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Bauwerk-Baukonstruktion mit 21,8 Mio. Euro auf den größten Posten der Bausumme. - Verdichtung der Funktionen: 5 Jeder Quadratmeter des denkmalgeschützten Deutschhauses ist mit vielen unterschiedlichen, sich überschneidenden Funktionen belegt: ein Quadratmeter Plenarsaal ist zugleich Veranstaltungsfläche, benötigt zeitgemäße Medienausstattung, hat rollstuhlgerecht zu sein, besonderen Sicherheitsanforderungen zu genügen sowie die erforderlichen Rettungswege und den Brandschutz zu gewährleisten. Diese sich überlagernden Funktionen müssen auf kleinstem Raum umgesetzt werden. Die Erneuerung der Haus- und Medientechnik ist mit 14,5 Mio. Euro der zweitgrößte Posten der Bausumme. - Energieeffizienz und Nachhaltigkeit: Der Anbau erhält Passivhausstandard beläuft sich laut Kostenplan auf 9,8 Mio. Euro. - Denkmalschutz: Das historische Gebäude hat einschließlich der Kavalierbauten 261 Fenster und verglaste Fenstertüren. Sie müssen als Sonderanfertigung unter Aspekten der Wärmedämmung und Sicherheit einzeln gefertigt werden. Diese Kosten belaufen sich zusammen mit der Erneuerung der Fassade auf 2,1 Mio. Euro. 3. Kostenvergleich und Einordnung Der Preis für die Sanierung bewegt sich mit 825 Euro pro Kubikmeter im Rahmen der Kosten für vergleichbare Gebäude mit ähnlich komplexen Funktionen und anderer Landtage. Die Generalsanierung des Landtags kostet damit so viel wie z. B. 5 km Autobahn. Jede Bürgerin und jeden Bürger von Rheinland-Pfalz zahlt für die Sanierung des Landtags so viel wie für eine Rolle Baumarkttapete, nämlich 13,13 Euro. 6 4. Bauen für die kommunikative Demokratie Wir bauen für die 3,99 Millionen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer. Rund ein Prozent von ihnen, nämlich 38.000 Bürgerinnen und Bürger haben im Jahr 2014 die Möglichkeit genutzt, den Landtag zu besuchen und Demokratie vor Ort zu erleben. Mit der Generalsanierung des Landtagsgebäudes werden sich die Möglichkeiten der Kommunikation der Öffentlichkeit mit dem Parlament entscheidend verbessern: Sechs Besucherräume, Barrierefreiheit und eine neue Infrastruktur im Haus --- vom Empfang über die Garderobe bis zur Besuchertribüne werden optimale Bedingungen schaffen. Auch den Bedürfnisse der Medien wird künftig besser Rechnung getragen. Denn Landtage übernehmen zunehmend eine wichtige Scharnierfunktion. Der rheinlandpfälzische Landtag vermittelt zwischen den Interessen der Bürgerinnen und Bürger im Land und den Entscheidungsträgern in einem globalisierten Europa. Die Öffentlichkeitsfunktion des Landtags ist daher in den letzten beiden Jahrzehnten einer der Schwerpunkte der Landtagsarbeit geworden. Verschiedene Enquete-Kommissionen haben dem Landtag daher in den vergangenen Jahren den Auftrag hin zu einer kommunikativen Demokratie mit auf den Weg gegeben. Die Sanierung des Landtags macht es jetzt möglich, wichtige Empfehlungen der Enquete-Kommissionen „Jugend‘‘ 14/3, „Verantwortung in der medialen Welt‘‘ 15/3 und „Bürgerbeteiligung‘‘ 16/2 umzusetzen. Wir bauen für die kommunikative und repräsentative Demokratie. Die Möglichkeit, Demokratie vor Ort zu erleben, führt zu einer verstärkten Identifikation mit den demokratischen Prozessen des Landes. Sie ist ein Baustein zu mehr Bürgerbeteiligung und festigt somit die Akzeptanz des demokratischen Systems insgesamt. 7