DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg pius A K T U E L L 2. 2008 Seite 4 Blut spendet Leben Der neue C-Flügel – Ein weinendes und zwei lachende Augen Seite 18 Wenn Milch krank macht Seite 10 Liebe Leserinnen und Leser, endlich weiß ich, warum mir beim Blutabnehmen oft schwarz vor Augen wird. Es liegt nur bedingt an der Angst (wie ich immer dachte). Nein, ich erlebe dasselbe wie viele andere auch. Viele Menschen werden beim Blutabnehmen (fast) ohnmächtig, und im Grunde ist das eine sehr gesunde Reaktion unseres Körpers. – Mehr über diese Zusammenhänge erfahren Sie in unserem Titel-Artikel über das Blut, der außerdem jede Menge weiterer Informationen über den „Saft des Lebens“ liefert. Und jeden von uns dazu aufrufen will, Blut zu spenden. Gerade in der Urlaubszeit werden immer Spender gesucht. In dieser PIA erfahren Sie außerdem unter anderem, wie die neue Krebs-Diagnose per PET/CT neue Maßstäbe setzt – und zwar weit über Oldenburg hinaus -, wie wohl sich Patienten und Pius-Mitarbeiter im neuen C-Flügel fühlen, was Sie tun können, wenn Sie von Milcheiweiß krank werden, warum die Krankenhäuser in Niedersachsen gemeinsam auf die Straße gehen – und warum Löwenzahn-Moderator Peter Lustig in Oldenburg einen Film über Lungenkrebs gedreht hat. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. Ihre Angelika Fricke Auf einen Blick 4 Blut spendet Leben 9 Partner: Es ist Zeit umzusteuern 10 Historie: Der neue C-Flügel – Ein weinendes und zwei lachende Augen 14 Abteilungen stellen sich vor: Klinik für Nuklearmedizin Neue Maßstäbe in der KrebsDiagnostik: PET-CT 17 Pius intern: Personalien – Kurz notiert Infofilm mit Peter Lustig 18 Wenn Milch krank macht 20 Pflege: Kleine Helfer mit großer Wirkung 22 Kunst und Kultur 24 „Wenn Gott nicht das IMPRESSUM Haus baut ...” Besuchen Sie uns im Internet! Auf unseren Internetseiten möchten wir Ihnen das Angebot des Pius-Hospitals im Einzelnen vorstellen. Lernen Sie unsere Ärzte und Mitarbeiter kennen, schauen Sie sich in den Kliniken ganz in Ruhe um und informieren Sie sich über aktuelle Veranstaltungen. Auch diese und weitere Ausgaben der „Pia“ können Sie herunterladen und zu Hause durchstöbern. Es lohnt sich, häufiger bei uns unter www.pius-hospital.de vorbeizuschauen! HERAUSGEBER Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.) Georgstraße 12, 26121 Oldenburg KONTAKT [email protected] www.pius-hospital.de CHEFREDAKTION Isabelle Yeginer REDAKTION Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink, Michael Dernoscheck, Sabine Böhmer FOTOS Robert Geipel BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG www.schwanke-raasch.de Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck 2.2008 | 3 GESPRÄCHSTHEMA Es ist leuchtend rot, dickflüssig, handwarm und schmeckt leicht metallisch. Wir produzieren täglich Nachschub. Aber wir geben es nicht gerne her. Im Gegenteil: Wenn Blut fließt, auch in kleinen Mengen, bekommt schon mal der „stärkste Mann” weiche Knie. S chon immer übte das Blut eine seltsame Faszination auf den Menschen aus. Es ist Sinnbild für Gutes - und ebenso gehört es als Symbol zum Bösen. Vampire trinken es, der Teufel besiegelt einen Bund mit Blut. Gott selbst gibt sein Blut zur Vergebung der Sünden. Und beste Freunde schließen Blutsbrüderschaft. Blut steht ganz offensichtlich für das Leben selbst. „Und das ist, rein medizinisch betrachtet, gar nicht so falsch“, weiß Dr. med. Regina Prenzel, Direktorin der Klinik für Innere Medizin im Pius-Hospital. „Die meisten lebensnotwendigen Vorgänge im Körper können überhaupt nur stattfinden, weil Blut in unseren Adern fließt.“ Transportsystem in jeden Winkel Blut spendet Leben 4 | 2.2008 Blut gelangt über ein weit verzweigtes System von Adern und Kapillaren buchstäblich in jeden Winkel des Körpers. Jede einzelne Zelle wird über das Blut mit Sauerstoff, Vitaminen und Nährstoffen versorgt, die sie für den Stoffwechsel braucht. Die dabei entstehenden Abfallstoffe werden über das selbe Adersystem in die Organe transportiert, wo sie abgebaut und ausgeschieden werden. Das Blut befördert außerdem Hormone, die als Botenstoffe innerhalb des Körpers von einem Ort zum anderen wandern. Und es ist der entscheidende Ort der Immunabwehr. Körperfremde Stoffe und Krankheitserreger werden bekämpft und vernichtet, möglichst, bevor sie großen Schaden anrichten können. „Um all dies leisten zu können, braucht ein erwachsener Mensch etwa fünf bis sechs Liter Blut“, erklärt Regina Prenzel. „Es setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen.“ Die beiden Hauptbestandteile sind das Blutplasma, eine klare, eiweißreiche Flüssigkeit und die roten Blutkörperchen, die so genannten Erythrozyten, die Hämoglobin enthalten. Dieses eisenhaltige Protein bindet die Sauerstoffmoleküle für den Transport von der Lunge in die einzelnen Zellen. Plasma und rote Blutkörperchen bilden zusammen fast 99 Prozent des Blutes. Die für die Immunabwehr zuständigen weißen Blutkörperchen (Leu- kozyten) machen bei einem gesunden Menschen nur weniger als ein Prozent des Blutes aus. Weitere Blutbestandteile sind die Blutplättchen (Thrombozyten), die für die Blutgerinnung notwendig sind, und im Plasma gelöste Eiweiße, wie zum Beispiel das Fibrinogen, das bei Bedarf die Blutgerinnung in Gang bringt. Medizinische Spurensuche In der Medizin spielt das Blut seit jeher eine entscheidende Rolle. Schon im Mittelalter wurde es im Zusammenhang mit der Vier-Säfte-Lehre des Galen für das gesunde Gleichgewicht im Körper mit verantwortlich gemacht. Der so genannte Aderlass war noch im 19. Jahrhundert eine gängige Behandlungsmethode. Heute ist das Blut entscheidend für die Diagnose zahlreicher Krankheiten: Die Funktion fast aller inneren Organe spiegelt sich über die im Blut vorhandenen Stoffe und ihre Konzentration wider. „Wir können aufgrund der Sauerstoffsättigung im Blut Aussagen über die Lungenfunktion treffen, die Glukosekonzentration im Serum gibt Hinweise auf Diabetes bzw. auf die Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, die Anzahl der Leukozyten kann uns auf die Spur einer Entzündung im Körper bringen“, nennt Regina Prenzel einige Beispiele. Ebenso werden Blutfette, Hormone, Leber- oder Nierenwerte im Blut abgebildet. Labor-Untersuchungen des Blutes gehören deshalb zur Grundlage jeder medizinischen Diagnose. Manchmal genügt dafür ein einfacher Piek in den kleinen Finger, meist müssen jedoch ungefähr zehn ml Blut aus der Vene abgenommen werden. „Schon bei dem Gedanken daran gerate ich in Panik“, erzählt eine junge Frau im Wartebereich der Ambulanz. „Ich bekomme schwitzige Hände, mir wird kalt, ich zittere am ganzen Körper. Ich habe sogar schon mal angefangen zu weinen. - Das ist mir total peinlich. Aber ich kann diese Angst einfach nicht abstellen!“ Mit der Erwartung von Schmerzen habe ihre Angst nichts zu tun, beharrt die junge Frau. Es müsse irgendwie mit dem Blut zu tun haben. - Tatsächlich ist das Phänomen in der Medizin nicht unbekannt. Es gibt sogar Patienten, die beim Blutabnehmen regelmäßig umkippen. Und das sind auffallend häufig gut durchtrainierte, willensstarke Menschen. Umkippen beim Blutabnehmen „Hinter dieser Reaktion auf Blutabnahme steckt meistens eine so genannte ‚vasovagale Synkope’. Dagegen kann man mit dem bewussten Willen nicht viel machen“, erklärt Regina Prenzel. „Sie hat mit dem vegetativen Nervensystem zu tun.“ Der Begriff ‚Vasovagale Synkope’ bezeichnet eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit, die durch eine vom Vagusnerv gesteuerte Gefäßerweiterung entsteht. Und so passiert es: Um bei unbewusstem Stress oder Ängsten den Körper zur Ruhe kommen zu lassen, weiten sich die Blutgefäße und der Herzschlag wird heruntergefahren. Der Blutdruck sinkt also rapide. Der Schwerkraft folgend sackt das Blut im Körper nach unten ab. Der Kopf und das Gehirn werden plötzlich nicht mehr genügend durchblutet. Die schnellste Möglichkeit, wieder Blut in das Gehirn zu leiten, ist, den Körper umgehend in die Waagerechte zu bringen - und genau das geschieht, wenn der Patient umkippt. 2.2008 | 5 GESPRÄCHSTHEMA »Die Seele lebt im Blute. Die Seelen dieser beiden jungen Krieger mögen ineinander übergehen, dass sie eine einzige Seele bilden. Was Old Shatterhand dann denkt, das sei auch Winnetous Gedanke, und was Winnetou will, das sei auch der Wille Old Shatterhands. Trinkt!« (Karl May, „Winnetou I“) Das Umkippen beim Blutabnehmen hat also durchaus einen biologischen Sinn. Immer mehr Ärzte gehen daher dazu über, ihren Patienten gleich im Liegen Blut abzunehmen. Das verhindert zumindest Verletzungen durch das Zusammensacken. Gegen die Angst beim Blutabnehmen hingegen hilft wohl nur ein Gewöhnungseffekt. „Wenn du schwanger bist, musst du bei jeder Vorsorgeuntersuchung Blut abgeben“, berichtet eine mehrfache Mutter. „Ich habe inzwischen echt keine Probleme mehr damit. Zumal es für mich seitdem ja mit etwas Positivem verbunden ist.“ - Ein junger Mann ergänzt: „Mir wurden auch jedes Mal beim Blutabnehmen die Knie weich. Heute gehe ich regelmäßig zur Blutspende. Da tu ich nebenbei was Gutes - und es hat tatsächlich gegen meine Ängste geholfen.“ Blutspenden und Transfusion Blutspenden retten in Deutschland und auf der ganzen Welt täglich Tausende von Menschenleben. Nach schweren Unfällen mit massiven inneren Blutungen müssen Patienten oft mehrere Liter Bluttransfusionen erhalten, bevor ihr Zustand stabilisiert ist. Dabei wird manchmal das eigene Blut vollständig durch Fremdes ersetzt. Auch bei vielen Operationen liegen routinemäßig Blutkonserven bereit, falls es zu akuten Blutverlusten kommt. Jedes Krankenhaus in Deutschland muss laut Transfusionsgesetz eine ausreichende Menge Blutkonserven vorrätig halten - und darf diese nur unter Einhaltung klarer Vorgaben einsetzen. Das Transfusionsgesetz regelt die Bedingungen für Blutspenden, die Lagerung und die lückenlose Dokumentation bis ins Detail. „Wir haben in Deutschland das restriktivste Transfusionsgesetz der Welt“, betont Klinikdirektorin Dr. med. Regina Prenzel, die Qualitätsbeauftragte für Haemotherapie (Therapie mit Blut) im Pius-Hospital ist. „Und das ist gut so. Denn obwohl Bluttransfusionen buchstäblich über Leben oder Tod entscheiden, haben viele Patienten diffuse Ängste.“ - Und die sind historisch durchaus nachvollziehbar, wie Regina Prenzel zugibt. Der Skandal aus den Achtziger Jahren sitzt Patienten wie Ärzten noch 6 | 2.2008 in den Knochen: Damals wurden zahlreiche Empfänger von Blutprodukten mit HIV infiziert, weil die Herstellerfirmen trotz verfügbarer Methoden die Kosten für die Tests eingespart hatten. „Heute ist das anders“, klärt die Medizinerin auf. „Jede Blutspende wird auf alle bekannten ansteckenden Krankheiten untersucht - und jede Transfusion, die wir geben, kann über die Chargennummer auch nach Jahren noch bis zum Ursprung zurückverfolgt werden.“ Das Risiko, sich heute über eine Bluttransfusion mit HIV zu infizieren, liege, so Prenzel, bei weniger als 1:1.000.000. Etwas höher, aber ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist eine Ansteckung mit Hepatitis. „Ob möglicherweise weitere Krankheitserreger im Blut sind, die wir erst in fünf oder zehn Jahren identifizieren werden, können wir natürlich nicht ganz ausschließen.“ Im Pius-Hospital werden deshalb Bluttransfusionen nur gegeben, wenn sie lebensnotwendig sind. „Wir richten uns dabei nach dem Hämoglobin-Wert und dem Alter und der Erkrankung des Patienten.“, so Regina Prenzel. Der Hämoglobinwert (HB) wird in Gramm pro Deziliter (g/dl) gemessen. Normal ist ein HB-Wert bei Frauen von zwölf und bei Männern von 14. Eine Blutkonserve besteht übrigens nicht, wie Laien häufig vermuten, aus dem kompletten Blut des Spenders. Vielmehr werden aus verschiedenen Blut-Bestandteilen gezielte Produkte hergestellt: Aus den Erythrozyten, also den roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport, aus dem Plasma für Gerinnungsfaktoren oder Bluteiweiße und aus den Thrombozyten, die unter anderem für die Blutstillung verwendet werden. Die Lagerzeiten dieser Produkte sind sehr unterschiedlich - Thrombozyten können nur bis maximal fünf Tage nach der Entnahme weitergegeben werden, Erythrozyten können in einem speziellen Labor-Kühlschrank bis zu 35 Tage gelagert werden. Blutplasma kann als einziges Blutprodukt tiefgefroren werden. „Wir brauchen also immer wieder frischen Nachschub“, verdeutlicht Regina Prenzel. „Es ist daher immens wichtig, dass regelmäßig viele Menschen zur Blutspende ge- hen. Insbesondere in den Sommermonaten kommt es sonst zu Engpässen.“ In der Reisezeit passieren nämlich besonders viele schwere Unfälle, die Bluttransfusionen erfordern. Zugleich fallen regelmäßige Spender aus, weil sie selbst im Urlaub sind. Blut spenden kann jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 68 Jahren. Die Blutspendedienste - allen voran das Deutsche Rote Kreuz - organisieren regelmäßig wohnortnahe Spendentermine. Den nächsten Termin vor der eigenen Haustür können Interessierte unter der Telefon-Hotline 0800 / 1194911 erfahren. Vor der ersten Blutspende findet eine gründliche Tauglichkeitsuntersuchung statt. Das Blut selbst wird bei jedem Mal auf Infektionen untersucht. Anschließend werden 500 Milliliter Blut in einen sterilen, VakuumBeutel abgezapft. Die Spende selbst dauert rund zehn Minuten. Natürlich mit sterilen Nadeln und Spritzen und immer unter ärztlicher Aufsicht. Männer dürfen im Jahr sechs Mal Blutspenden, - also insgesamt drei Liter im Jahr -, Frauen nur vier Mal. Spender mit seltenen Blutgruppen sind besonders gefragt, ebenso aber auch Menschen mit der Blutgruppe 0. Diese ist kompatibel mit allen anderen Blutgruppen. Wenn in einem Notfall keine Zeit zum Testen der Blutgruppe ist, bekommt das Opfer auf die Schnelle eine Transfusion der Blutgruppe Null. Blutzellen werden regelmäßig neu produziert Nach einer Blutspende nämlich - und ebenso nach Verletzungen oder starken Menstruationsblutungen - fährt der Körper automatisch die Blutproduktion hoch. Rote und weiße Blutkörperchen sowie die Blutplättchen werden je nach Bedarf aus Stammzellen im Knochenmark gebildet. Auch ohne Blutverluste werden ständig frische Blutzellen produziert. Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) haben eine mittlere Lebensdauer von etwa 100 bis 120 Tagen. Von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gibt es verschiedene Untergruppen mit verschiedenen Aufgaben und einer Lebensdauer von drei bis 120 Tagen. Thrombozyten (Blutplättchen für die Gerinnung) leben etwa sieben bis elf Tage. Leukämie entsteht im Knochenmark Diese einzigartige Leistung des Körpers kann jedoch leider auch entarten. Dann kommt es zu lebensgefährlichen Erkrankungen. Die häufigste ist die Leukämie. „Dabei kommt es im Knochenmark zu einer unkontrollierten Vermehrung von einer oder mehreren Arten weißer Blutkörperchen, die jedoch nicht funktionstüchtig sind“, beschreibt Prof. Dr. med. Frank Griesinger, Direktor der Abteilung für internistische Onkologie im Pius-Hospital. „Bei der lymphatischen Leukämie sind die Stammzellen der späteren Lymphozyten betroffen, bei den myeloischen Leukämien sind es die Granulozyten.“ Die veränderten Zellen werden in der Regel ins Blut ausgeschwemmt und siedeln sich in verschiedenen Organen an. Gleichzeitig verdrängen die Leukämiezellen im Knochenmark die gesunden Stammzellen, aus denen sich alle Blutzellen entwickeln. „So ruft die Leukämie schließlich insgesamt einen Mangel an Blutzellen hervor“, so Griesinger. „Die Patienten weisen typische Symptome wie Müdigkeit, Blässe, erhöhte Anfälligkeit für Infektionen und eine Blutungsneigung auf. Sie haben zum Beispiel plötzlich häufig Nasenbluten.“ Eine Leukämie verläuft in den meisten Fällen chronisch, das heißt sie entwickelt erst über Monate oder sogar Jahre ein Stadium, das gesundheitlich bedenklich ist. Akute Leukämien hingegen werden innerhalb von Tagen lebensgefährlich. Die Standard-Therapie einer Leukämie besteht aus hochdosierten Chemotherapien. „Neuerdings erzielen wir bei der chronisch-myeloischen Leukämie häufig auch mit so genannten zielgerichteten Medikamenten gute Erfolge“, berichtet Prof. Griesinger. „Wenn all dies nicht wirkt, kann nur noch eine Stammzellen-Transplantation helfen.“ Entscheidend für die Wahl der Therapie mit dem bestmöglichen Behandlungserfolg ist die genaue Klassifikation des LeukämieTyps. Dies gelingt mit speziellen Laboruntersuchungen (Durchflusszytometrie, Zytogenetik), die in Oldenburg am Pius-Hospital, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen, angeboten werden. Dafür muss ein Spender gefunden werden, dessen Gewebemerkmale so exakt wie möglich mit denen des Patienten übereinstimmen. „Mit der Blutgruppe haben diese Merkmale gar nichts zu tun“, klärt Prof. Dr. med. Jochen Casper auf. Stammzellentransplantationen werden nur an wenigen Spezialkliniken in Deutschland ausgeführt. Seit Juni 2008 betreibt Jochen Casper eine solche Spezialstation am Klinikum Oldenburg. „Die Gewebemerkmale müssen aufwendig typisiert werden. Wenn sie nicht stimmen, kommt es zu Abstoßungsreaktionen, die wir nicht beherrschen können.“ Gute Heilungschancen durch Transplantation Wenn der Körper jedoch die Transplantation annimmt, hat der Patient eine hohe Chance geheilt zu werden. Die neuen, gesunden Stammzellen übernehmen die Blutproduktion und verdrängen die Leukämiezellen, die vorher durch eine Chemotherapie so weit wie möglich reduziert wurden. Bis der Erfolg einer Stammzellentransplantation sich nachhaltig zeigt, vergeht oft ein ganzes Jahr. „Die Transplantation selbst dauert nur eine Stunde“, erläutert Prof. Casper. „Anschließend muss der Patient sechs bis zehn Wochen im Krankenhaus bleiben und auch zu Hause noch mindestens ein halbes Jahr lang Medikamente zur Immununterdrückung nehmen, damit die fremden Immunzellen sich an den Körper des Patienten gewöhnen können.“ Eigenblutspende minimiert das Transfusionsrisiko „Bluttransfusionen sind heute so risikoarm wie nie“, erklärt Dr. med. Regina Prenzel. „Trotzdem klären wir jeden Patienten über ein verbleibendes Restrisiko auf. Wie bei jedem Eingriff in den Körper sind auch bei einer Transfusion Komplikationen nicht vollständig auszuschließen. Wenn eine Operation von langer Hand geplant wird und der Patient insgesamt gesund ist, empfehlen wir deshalb eine Eigenblutspende. Dafür wird vier bis sechs Wochen vor dem geplanten Eingriff Blut aus dem eigenen Körper abgezapft und fachgerecht gelagert. Bis zur Operation hat der Körper die entnommene Blutmenge längst neu produziert.“ Ein frohes Herz, gesundes Blut ist besser als viel Geld und Gut. (Sprichwort) 2.2008 | 7 WIR UND UNSERE PARTNER Die Chance, einen passenden Stammzellenspender zu finden, liegt derzeit bei etwa 1:250.000. „Gleichzeitig spielen Sie gegen die Zeit“, klagt Heinrich Schrand, Krankenpfleger am Pius-Hospital, der vor vier Jahren seinen fünfjährigen Neffen Jonas verlor. Obwohl sich damals mehr als 4.000 Menschen aus Oldenburg und Umgebung für Jonas typisieren ließen, kam jede mögliche Hilfe zu spät. „Wir haben trotzdem weiter gemacht“, so Schrand. „Du siehst auf der Kinder-Krebsstation so viele Schicksale und denkst, wenn auch für unser Kind kein Spender mehr auftaucht, hilft es vielleicht dem Kind im Nachbarbett.“ Deshalb sucht Heinrich Schrand immer noch unermüdlich nach Mitmenschen, die sich vorsorglich als Stammzellenspender typisieren lassen. Seit Oktober 2004 betreibt er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ehrenamtlich am Pius-Hospital einen Stützpunkt der weltweit größten Spenderdatei, der DKMS. Jeden ersten Dienstag im Monat und nach Vereinbarung können Interessierte sich hier kostenlos registrieren und typisieren lassen. Weiterführende Informationen finden Sie im Internet unter ■ www.pius-hospital.de ■ www.dkms.de ■ www.blutspende-nstob.de 8 | 2.2008 Eine moderne Blutsbrüderschaft... INTERVIEW mit Knochenmarkspenderin Cornelia Kottusch Frau Kottusch, wie geht es Ihnen? ❯❯ Mir geht es wunderbar. Ich habe mich sehr schnell von der Knochenmarkspende erholt. Und ich bin dankbar, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe zu helfen. Denken Sie oft an die Patientin, die Ihre Stammzellen bekommen hat? ❯❯ Ja, natürlich. Auch wenn wir uns nicht kennen, sind wir miteinander verbunden. Es ist so ein bisschen wie moderne Blutsbrüderschaft. Sie kennen sich nicht? ❯❯ Spender und Empfänger bleiben aus Datenschutzgründen zwei Jahre lang anonym. Erst danach kann die DKMS, wenn wir es beide wünschen, einen Kontakt vermitteln. Ich habe mich natürlich erkundigt, wie es ihr geht. Aber dazu kann man im Moment noch nicht viel sagen. Im ersten Jahr kann es immer noch zu Abstoßungs-Reaktionen kommen. Wie ist der Ablauf, wenn man Knochenmark spendet? ❯❯ Also, bei mir war es so, dass ich im März 2007 einen Brief von der DKMS bekam, dass ich möglicherweise als Spenderin in Frage komme. Ich musste weitere Blutproben einschicken, damit weitere Gewebemerkmale überprüft werden konnten. Erst Anfang Juli war dann klar, dass die Transplantation stattfinden kann. Für die Spende mussten Sie in eine Spezialklinik? ❯❯ Ja. In Oldenburg war es damals noch nicht möglich. Ich habe mich für die Klinik in Hameln entschieden, weil sie mir kleiner und kuscheliger schien, als die großen Zentren in Hamburg oder Dresden. Dort wurde ich 14 Tage vor dem Eingriff auf Herz und Nieren untersucht. Ich war topfit, und damit stand endgültig fest, dass ich als Spenderin geeignet bin. Warum 14 Tage vorher? ❯❯ Erst nach dieser Untersuchung und meiner endgültigen Einwilligung wurde die Patientin auf die Transplantation vorbereitet. Ihr Immunsystem musste vollständig herunter gefahren werden, damit ihr Körper die fremden Stammzellen annimmt, so hat es mir die DKMS erklärt. Das dauert knapp zwei Wochen. Und Sie waren in der Verantwortung. ❯❯ Ja, in einer riesigen Verantwortung. Ohne eigenes Immunsystem war die Patientin vollkommen auf meine Stammzellen angewiesen. Stellen Sie sich vor, mir wäre in diesen zwei Wochen etwas passiert, ich wäre krank geworden oder hätte einen Unfall gehabt, der die Spende unmöglich macht... Zum Glück hat alles geklappt. ❯❯ Ja, Gott sei Dank. Wie haben Sie den Eingriff erlebt? Unter Vollnarkose. Mir wurde etwa eine Stunde lang ein Knochenmark-Blutgemisch aus dem Beckenkamm abgesaugt, insgesamt etwa 1,1 Liter. In den meisten Fällen wird heutzutage die Stammzellenspende direkt aus dem Blut gewonnen und nicht aus dem Beckenkamm. Dann ist keine Vollnarkose nötig. Brauchten Sie lange, um sich zu erholen? ❯❯ Am OP-Tag selbst ging es mir überhaupt nicht gut, was aber nur mit der Vollnarkose zu tun hatte. Da hätte ich gut etwas mehr Zuwendung brauchen können. Auch wenn mir natürlich klar war, dass ich auf der onkologischen Station die einzige Gesunde unter Schwerkranken war. Aber es wurde von Stunde zu Stunde besser und am nächsten Tag konnte ich schon nach Hause. Hatten Sie Schmerzen? ❯❯ Erträglich. Es fühlte sich so an, als wenn man eine gewaltige Prellung im Rücken hat. Aber ich brauchte keine Schmerztabletten. Und nach zwei Wochen war alles vergessen. Das ist ja auch genau die Zeit, die es braucht, bis die Stammzellen sich komplett regeneriert haben. Waren Sie so lange krank geschrieben? ❯❯ Ja. Die DKMS ersetzt dem Arbeitgeber die dadurch entstehenden Kosten. Aber mein Arbeitgeber, die Commerzbank Bremen, war großzügig und hat die Lohnfortzahlung für diesen Zeitraum übernommen. Sozusagen als Spende an die DKMS. Würden Sie noch einmal Knochenmark spenden? ❯❯ Jederzeit. ES IST ZEIT umzusteuern z Krankenhausvertreter fordern Umdenken in der Gesundheitspolitik um ersten Mal gehen Krankenhäuser kirchlicher, kommunaler und privater Träger gemeinsam auf die Straße. Krankenhausleitungen und Mitarbeitervertretungen fordern vereint die Gesundheitspolitiker zum Umdenken auf. In ganz Niedersachsen unterstützen rund 100 Krankenhäuser die Aktion. Zum Auftakt im April zogen mehr als 300 Mitarbeiter des Pius-Hospitals und des Evangelischen Krankenhauses gemeinsam durch die Peterstraße und forderten „Der Deckel muss weg!“ Im Klinikum Oldenburg schlugen Hunderte vor einer schwarz verhüllten Eingangshalle Alarm – stilecht auf lärmenden metallenen Deckeln. Gedeckeltes Budget Hintergrund ist die Krankenhaus-Finanzierung, die seit zehn Jahren gedeckelt wird. „Wir erhalten für unsere Leistungen nicht das, was sie tatsächlich kosten, sondern eine festgesetzte Summe, die von Jahr zu Jahr nur geringfügig erhöht wird“, erklärt PiusGeschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Wir können auf diese Weise nicht einmal im Ansatz die Kostensteigerungen auffangen, die uns betreffen und auf die wir gar keinen Einfluss haben. Zum Beispiel Mehrwertssteuererhöhung, Energiekosten, Kosten für Medikamente und medizinisches Zubehör oder für Lebensmittel, die wir für die tägliche Versorgung unserer Patienten benötigen.“ Immer mehr Patienten Nach zehn Jahren Deckelung sieht es deshalb an Deutschlands Krankenhäusern übel aus: In ganz Deutschland fielen bereits 100.000 Arbeitsplätze im Krankenhauswesen dem Sparzwang zum Opfer, 50.000 Stellen in der Pflege und 16.500 Ausbildungsplätze wurden gestrichen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Patienten. Sie sind aufgrund der demographischen Entwicklung immer älter und pflegebedürftiger. Sehr viele Krankheitsbilder werden heutzutage ambulant behandelt. Wer ins Krankenhaus kommt, ist also außerdem erheblich schwerer krank als noch vor zehn Jahren. Keine Überversorgung in Niedersachsen Niedersachsen, das mit 52 Krankenhausbetten auf 10.000 Einwohner mit die niedrigste Krankenhausdichte in Deutschland hat, ist besonders betroffen. „Bei uns gibt es die viel zitierte Überversorgung nicht“, so Sandbrink. „Die Deckelung ist gesellschaftlich nicht mehr länger verantwortbar. Sie ist unerträglich.“ Wir leisten wertvolle Arbeit Heinrich Schrand, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung im Pius-Hospital, schätzt die Situation genauso ein. „Unsere Patienten haben einen Anspruch auf die bestmögliche medizinische, pflegerische und menschliche Versorgung. Wer sich für einen Beruf im Krankenhaus entscheidet, nimmt diese Verantwortung sehr ernst. Seit vielen Jahren setzen wir in allen Berufsgruppen immer mehr Kraft und persönliche Ressourcen ein, um diesen Ansprüchen noch gerecht zu werden. Langsam haben wir keine Kraft mehr.“ Die Aktion sorgte bundesweit für Aufsehen und soll im Sommer und Herbst fortgesetzt werden. 2.2008 | 9 HISTORIE Aus Alt mach Neu: Der hochmoderne neue C-Flügel im Pius-Hospital entstand mit planerischer Unterstützung durch die Oberfinanzdirektion Hannover und finanzieller Unterstützung durch das Land Niedersachsen. Ein weinendes und zwei lachende Augen e Nach fast 100 Jahren Betriebszeit hat das ehemalige Joseph-Haus am Pius-Hospital - auch C-Flügel genannt - ausgedient. Ab Mitte Juni wird es abgerissen. Zuvor stand ein riesiger Umzug an: Rund 100 Patientenbetten stehen jetzt in neuen Räumen, nahezu alle Stationen wurden umorganisiert. „Wir gehen mit einem weinenden und zwei lachenden Augen“ schildert Schwester Kerstin Qereti ihre Gefühle. Denn die alte Station ist ihr ans Herz gewachsen, aber die Neue ist einfach einzigartig. 10 | 2 . 2 0 0 8 rst kam der Marienflügel, dann der Elisabethflügel. Maria ist die Mutter Gottes, Elisabeth die Mutter von Johannes dem Täufer. Als 1911 das dritte Gebäude im Pius-Hospital entstand, wurde es katholisch-korrekt nach dem irdischen Vater von Jesus „Josephs-Haus“ genannt. Fast jeder in Oldenburg kennt das ehrwürdige alte Gebäude, das heute ganz weltlich „CFlügel“ heißt. Generationen von Patienten haben hier gelegen, Kinder, Väter und Mütter, Verwandte und Bekannte wurden hier gesund gepflegt. Mit mehr als 100 Betten war der C-Flügel, seit er 1956 um zwei Stockwerke erweitert wurde, der zentrale Patientenbereich. Durch ein paar Treppenstufen abgeschieden vom übrigen Krankenhausbetrieb. Ein bisschen verwinkelt. Gemütlich. Geborgen. „Wir waren hier ganz für uns“, beschreibt Schwester Bärbel Tomaszewski die besondere Atmosphäre. „Es gab keinen Durchgangsverkehr. Wer auf unsere Stationen kam, der kam, um unsere Patienten zu sehen. Der gehörte dazu.“ Zugehörigkeit ist der Begriff, der auch für die Mitarbeiter im alten C-Flügel gilt. Die meisten Stations-Teams sind über Jahrzehnte zusammen gewachsen. Schwester Bärbel etwa verbindet mehr als 30 Jahre Erinnerungen mit den Räumen: Sie hat 1974 als Vorschülerin exakt auf derselben Station, der 2c angefangen, mit der sie nun im Jahr 2008 aus dem C-Flügel ausgezogen ist. „Nur war das damals eine internistische Station, heute betreuen wir orthopädische Patienten“, erinnert sie sich. Auch Schwester Gabriele Bohmann-Kemper ist seit 16 2 . 2 0 0 8 | 11 HISTORIE Jahren mit einem kaum veränderten Team auf ihrer Station. „Wir verbinden viele sehr persönliche Erinnerungen mit diesem Haus“, bestätigt sie. Trotzdem war die Stimmung fast ausgelassen, als es ans Kisten-Packen für den Umzug ging. Bei aller Verbundenheit und nostalgischem Gefühl ist nämlich eines klar: Der alte CFlügel war schon lange nicht mehr zeitgemäß. Beengte Zimmer, unmoderne Ausstattung, sanitäre Anlagen auf dem Flur. „Und die sind so alt, dass sie immer schmutzig aussehen, obwohl sie alle zwei Stunden geputzt werden“, klagten Patienten und Schwestern übereinstimmend. „Was die Räumlichkeiten angeht, ließ die Patientenzufriedenheit zum Schluss sehr zu wünschen übrig“, zieht Schwester Kerstin Qereti Bilanz. „In dieser Hinsicht kann es im Neubau nur besser werden.“ Und das wird es tatsächlich. Mehr als das. Alt und Neu sind im Grunde gar nicht zu vergleichen. Der neue C-Flügel strahlt Licht und Wärme aus, ist großzügig und offen. Er ist der neue zentrale Blickfang im Pius-Hospital. Vom Haupteingang aus wandert das Auge weit nach hinten durch in das runde Licht-Foyer der neuen Station EC. Rundherum gehen von hier die Patientenzimmer ab. Alle mit breiter Fensterfront bis fast zum Fußboden. Der Blick geht auf die Wallanlagen. Zugegeben im Moment noch über die Überreste der Baustelle hinweg. Demnächst jedoch entsteht hier ein neuer Patientengarten. In den Zimmern selbst be- Helle Zimmer mit viel Platz, hier der Aufenthaltsraum für große und kleine Patienten. stimmen heller Fußboden, hell gestrichene Wände und viel, viel Platz die Atmosphäre. Jedes Zimmer hat außerdem eine eigene Dusche und WC, geschmackvoll in Granit und Weiß gestaltet. Flatscreen-Fernseher, Telefon und Internetanschluss inklusive. Vom Erdgeschoss bis in den 4. Stock sind alle Stationen hochwertig ausgestattet. In den oberen Stockwerken kommt noch ein sensationeller Blick über die Oldenburger Altstadt hinzu. „Hier ist es ja wie im Hotel - nur noch besser“, schwärmt ein Patient, der den Umzug mitgemacht hat. „Als ich heute Morgen noch in meinem alten Bett aufwachte, hätte ich mir nicht träumen lassen, in welchem Luxus ich heute Mittag schwelge.“ Breite Fensterfronten fast bis zum Fußboden bieten einen wunderbaren Ausblick. Wenn ich ein Erinnerungsstück aus dem alten C-Flügel mitnehmen dürfte ... „... würde ich mich für die alte Kuckucksuhr auf der 3C entscheiden. Der Kuckuck durfte natürlich niemals rufen, das wäre viel zu störend gewesen.“ (Werner Anneken, Leiter der Krankenpflegeschule) „... möchte ich gerne einen der Plastikhocker aus dem Badezimmer haben. Der ist so handlich und praktisch. Auch in dem engsten Zimmer habe ich mich darauf noch neben ein Patientenbett setzen können.“ (Schwester Barbara, Seelsorgerin) „... hätte ich gerne eine der alten Fliesen aus dem Badezimmer. Die Kindertoilette und die alte Babywaage sind ebenfalls Besonderheiten, die es so nicht mehr geben wird.“ (Schwester Bärbel Tomaszewski, Stationsleiterin der ehemaligen 2C) „... - Ich finde diese alten Rippen-Heizkörper viel schöner als moderne Heizungen. Aber die kann man vermutlich nicht abbauen und mitnehmen.“ (Schwester Kerstin Qereti, Bereichsleiterin ehemalige Station 3C) 12 | 2 . 2 0 0 8 Dusche und WC in klaren Linien und modernem Design. Logistische Meisterleistung Seit Ende April steht der Alte C-Flügel leer. Ab Mitte Juni wird er abgerissen. Erst dann kann der neue C-Flügel komplett fertig gestellt werden. Bisher steht er erst zur Hälfte. Der Umzug war deshalb eine logistische Meisterleistung. Denn wie bringt man 100 Betten aus einem alten Gebäude in einem halben Neuen unter? Das geht nur in einer Art Ringtausch, in den auch fast alle Stationen aus den anderen Gebäudeteilen mit einbezogen wurden. Von 18 Stationen im Pius-Hospital waren 15 am Umzug beteiligt. 340 Schwestern und Pfleger waren direkt betroffen. Sechs Stationen wurden umbenannt, vier weitere zusammengelegt. Schon Monate im Voraus wurde der Umzugs-Ablauf minutiös geplant. Innerhalb einer Woche ging er dann schließlich reibungslos über die Bühne: Jede Station hatte genau einen Tag Zeit. Morgens gab es noch Frühstück in den alten Räumen. Dann im laufenden Betrieb Packen - Medikamente, Geräte, Notfallkoffer und die persönlichen Dinge der Patienten. Wer aufstehen konnte, ging zu Fuß auf die neue Station. Die anderen wurden im Rollstuhl oder im Bett hinübergefahren. Das Mittagessen gab es bereits im neuen Zimmer. „Unsere Patienten haben uns wirklich toll unterstützt“, lobt Schwester Annette Bührmann. „Manche waren gar nicht zu bremsen. Nachdem sie die eigenen Sachen gepackt hatten, guckten sie, wo sie sonst noch helfen konnten.“ Der erste Schritt ist geschafft. „Und wir können schon jetzt sagen, dass es sich gelohnt hat“, lobt Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Ich freue mich sehr, dass unsere Patienten und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – dank der planerischen und finanziellen Unterstützung durch das Land Niedersachsen – jetzt in so großartigen neuen Räumen – ja, buchstäblich aufatmen können. Sie haben es wirklich verdient. Wir danken allen für die Geduld und das Verständnis, mit dem Sie die Einschränkungen der letzten Monate mit getragen haben.“ Weiter Blick vom Haupteingang aus. Ein rundes Licht-Foyer ist das Zentrum der neuen Stationen. Von hier aus geht es in großzügige Patientenzimmer und Aufenthaltsräume. Zur neuen Patientenaufnahme geht es vom Haupteingang aus gerade durch, über die Treppe oder mit dem Fahrstuhl ins Souterrain. Hier kümmern sich Hildburg Lösekann, Till Struckmann, Monika Amelsberg, Christa Seiler-Dietz und Renate Grenzius-Schnellfreundlich und zügig um die Aufnahme-Formalitäten. Anders als früher sind heute alle aus dem AufnahmeTeam für alle medizinischen Bereiche ausgerüstet. Wartezeiten werden dadurch verkürzt. 2 . 2 0 0 8 | 13 ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR lanz, ebenso wie rund 5.000 weitere Schilddrüsenpatienten pro Jahr. Michael Reinhardt und sein Ärzte-Team stellen eine detaillierte Diagnose und empfehlen dann die best wirksame Therapie: Medikamente, eine Radiojod-Therapie wie sie bei Karen W. angewandt wird, oder eine Operation, auf die das Pius-Hospital ebenfalls spezialisiert ist. „Die Radiojod-Therapie wird bei gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen weltweit sehr erfolgreich eingesetzt und gilt als erste Methode der Wahl“, erläutert Michael Reinhardt. „Sie wirkt gezielt auf alle überaktiven Schilddrüsenzellen - und nur auf diese. Und das völlig ohne Narkose oder einen Eingriff, also nicht invasiv.“ Hotelservice im Krankenhaus Neue Maßstäbe in der Krebs-Diagnostik: PET-CT Mit der innovativen Diagnose-Technologie PET/CT setzt die Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital neue Impulse in der Krebs-Diagnostik für den ganzen Nordwesten. Darüber hinaus bietet die Klinik das gesamte nuklearmedizinische Spektrum an und ist vor allem in der Schilddrüsen-Diagnostik und -Therapie überregional etabliert. e s ist Donnerstagmittag. Die Sonne hat sich endlich gegen Wind und Regen durchgesetzt. Warme Strahlen tanzen auf dem kleinen Balkon. Karen W. hat einen Stuhl nach draußen gestellt und hält ihr Gesicht wohlig ins Licht. „Es geht mir echt gut hier“, schreibt sie in ihr Notizbuch. „Ich kann mich tatsächlich richtig entspannen, bekomme leckeres Essen und werde ansonsten von niemandem belästigt. Hätte nicht gedacht, dass ich die Therapie so überhaupt nicht spüre. Hoffe nur, sie wirkt trotzdem.“ Ja, die Therapie wirkt. Und dass Karen W. keine Nebenwirkungen spürt, ist völlig nor- 14 | 2 . 2 0 0 8 mal. Vor zwei Tagen hat sie eine Kapsel mit Jod131 geschluckt, das seitdem ihre Schilddrüse von innen heraus kuriert. Jod 131 ist ein radioaktives Isotop des herkömmlichen Jods mit einer Halbwertzeit von knapp acht Tagen und sendet in einem Radius von 0,5mm Betastrahlung aus. Da kein anderes Organ als die Schilddrüse Jod aufnimmt, landet Jod131 gezielt nur in dem erkrankten Bereich und kann hier das kranke Gewebe bestrahlen ohne den Rest des Körpers zu belasten. „So optimal könnten wir das Ziel mit keiner Bestrahlung von außen erreichen, hat mir Prof. Reinhardt erklärt“, schreibt Karen W. Die Schilddrüse machte ein nervliches Wrack aus ihr Eine Schilddrüsenüberfunktion hat die 37jährige Verlagskauffrau in den letzten Monaten in ein nervliches Wrack verwandelt: „Am Anfang war ich noch stolz auf meine Leistungsfähigkeit“, notiert sie weiter. „Ich war ständig in Aktion, brauchte kaum noch Schlaf, habe echt eine Menge gewuppt und nebenbei auch noch in wenigen Wochen viele überflüssige Pfunde verloren. Aber irgendwann merkte ich, dass das keine Hochleistungsphase war sondern irgendwie krank. Ich war nur noch nervös, zittrig, hatte Herzrasen und Durchfall. Und an Schlafen war bald überhaupt nicht mehr zu denken, selbst wenn ich völlig erschöpft war.“ Als sie schließlich zum Arzt ging, war die Diagnose schnell klar. Bei einer Szintigraphie der Schilddrüse wurde ein sogenannter heißer Knoten entdeckt, der das Organ dazu brachte, übermäßig viele Hormone zu produzieren. „Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das vor der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes liegt“, erklärt Prof. Dr. Michael Reinhardt, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital. „Durch die Produktion und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone werden fast alle Körperfunktionen beeinflusst, z.B. der Stoffwechsel, die Kreislaufaktivität, die Gehirntätigkeit, Muskeltätigkeit, Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln, Sexualität und Fruchtbarkeit sowie die Aktivität der Verdauungsorgane.“ Karin W. kam mit ihrer Schilddrüsendiagnose in seine Ambu- Die einzige Unannehmlichkeit entsteht durch die Strahlenschutzbedingungen, die in Deutschland strenger sind als in anderen Ländern Europas oder in den USA. In diesen Ländern ist die Radiojod-Therapie eine ambulante Behandlung. Bei uns aber müssen die Patienten für einige Tage isoliert werden. Sie bekommen dafür eines der großen und modernen Zweibettzimmer auf der Station 2D im zweiten Stock des PiusHospitals, die fast alle einen Balkon nach Süden haben. Besuch dürfen die Patienten während des stationären Aufenthaltes allerdings nicht empfangen. „Unsere Patienten erleben diese Verordnung aber gar nicht unbedingt als negativ“, hat Assistenzärtin Dr. Antje Wefer festgestellt. „Es hat ja auch etwas für sich, wenn man mal ein paar Tage voll und ganz zur Ruhe kommen kann.“ Die Station ist darauf ausgerichtet, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Alle Zimmer sind mit Fernseher, Radio, Stereoanlage mit CD-Player, Videorekorder, Internetanschluss und natürlich Telefon ausgestattet, die Küche bietet eine abwechslungsreiche Speisekarte und erfüllt auch Sonderwünsche, „und die Schwestern und Pfleger sind einfach unglaublich freundlich“ lobt Karen W. Die meisten Patienten der 2D fühlen sich wie Karen W. „fast wie im Hotel“, wie sie immer wieder in Patientenbefragungen formulieren. Neben der Radiojod-Therapie bietet die Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital auch das gesamte übrige Leistungsspektrum der Fachdisziplin an. Da die Klinik in ein medizinisches Versorgungszentrum eingebunden ist, sind alle Leistungen auch ambulant für jeden Patienten nach Überweisung durch den Hausarzt verfügbar. So zum Beispiel die Myokardperfusionsszintigraphie, einschließlich ergometrischer und aller medikamentösen Belastungsarten. Sie untersucht die Durchblutung der Herzkranzgefäße und wird zur Abklärung bei Brustschmerzen und Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung (KHK) eingesetzt. Sie erlaubt eine zuverlässige Abschätzung des Herzinfarktrisikos - und das ohne einen Kathetereingriff. „Bei Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für eine KHK, insbesondere bei Diabetikern, ist häufig eine vorbeugende Myokardperfusionsszintigraphie sinnvoll“, empfiehlt Michael Reinhardt. „Viele Diabetiker haben Einschränkungen der Herzdurchblutung, ohne die typischen Symptome zu entwickeln. Wenn wir diese bei der Szintigraphie entdecken, schicken wir sie gezielt zur Herzkatheteruntersuchung. Wenn jedoch bei der Szintigraphie alles in Ordnung ist, tritt in 99 Prozent der Fälle auch kein so genanntes kardiales Ereignis - also zu Beispiel ein Herzinfarkt - ein.“ Die Myokardszintigraphie könne erheblich dazu beitragen, unnötige Herzkatheteruntersuchungen zu verhindern, so Reinhardt. In den USA wird beispielsweise nur bei 20% der Patienten mit Verdacht auf KHK ein Herzkatheter durchgeführt. Und zwar vor allem dann, wenn tatsächlich auch ein Eingriff an den Herzkranzgefäßen notwendig ist. NUKLEARMEDIZIN kompakt Die Klinik für Nuklearmedizin hat acht Betten in Ein- und Zweibettzimmern auf der Station 2D. Jährlich werden hier rund 600 Patienten aus dem gesamten Weser-Ems-Gebiet stationär behandelt. Etwa zehnmal so viele nutzen die ambulanten Sprechstunden im Bereich der Schilddrüsendiagnostik und aller anderen Bereichen der nuklearmedizinischen Diagnostik. Insgesamt sind in der Klinik drei Fach- und Assistenzärzte, sieben Medizinisch-technische Assistentinnen, zehn Schwestern und Pfleger auf Station - einschließlich Teilzeitkräfte - und ein Medizinphysiker beschäftigt. 2 . 2 0 0 8 | 15 PIUS INTERN Eine spezielle Form der Szintigraphie wird zum Auffinden des so genannten WächterLymphknotens (Sentinel Lymph Node) eingesetzt, der bei Krebsoperationen eine bedeutende Rolle spielt. Das Pius-Hospital ist eines der ersten Krankenhäuser, das diese Methode standardmäßig bei BrustkrebsOperationen und im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie auch bei Gebärmutterhalskrebs-Operationen einsetzt. Durch Injektion einer geringen Menge einer radioaktiven Substanz wird zunächst nur der unmittelbar mit dem Tumor in Verbindung stehende Lymphknoten entdeckt und entfernt und mit einem Schnellschnitt auf Krebszellen untersucht. Wenn er noch nicht befallen ist, sind auch die übrigen Lymphknoten mit großer Sicherheit gesund und müssen nicht mit herausoperiert werden. Vielen Krebspatientinnen werden so unnötige schwere Nachwirkungen einer ausgedehnten Operation erspart. PET/CT setzt neue Maßstäbe in der Krebs-Diagnostik Neue Impulse für den ganzen Nordwesten setzt die Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital in der Krebs-Diagnostik. Seit Mitte Mai steht hier nämlich ein PET/CTGerät. PET/CT ist eine in Deutschland noch sehr junge Diagnose-Technologie, die sich jedoch in den meisten anderen europäischen Ländern und in den USA längst etabliert hat. Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Reinhardt gehört zu den ersten wissenschaftlich tätigen Medizinern in Deutschland, die sich mit der PET- und der PET/CT-Diagnostik beschäftigt haben. „Es ist aus meiner Sicht bei vielen Krankheitsbildern die Methode der Wahl“, schwärmt Reinhardt. „Mit PET/CT können Löwenzahn im Pius-Hospital Info-Film über Lungenkrebs mit Peter Lustig 3,2 Tonnen High-Tech: so sieht das Innenleben des PET/CTs aus. Rundherum sind auf drei Detektor-Ringen insgesamt 49 Detektoren angeordnet, die mit je 48 Kristallen ausgestattet sind und die vom Körper ausgehende Positronenstrahlung auffangen. wir sie - ohne operativen Eingriff - so frühzeitig diagnostizieren, dass wir sie in vielen Fällen effektiver und zielgerichteter therapieren können als bisher.“ PET/CT kombiniert das moderne Röntgenverfahren der Computer-Tomographie (CT) mit der so genannten PositronenEmissions-Tomographie (PET), die mit einer medizinischen, schnell abbauenden radioaktiven Substanz Stoffwechselvorgänge im Körper bildlich darstellt. Die Grundidee für dieses Verfahren lieferte der Nobelpreisträger Otto von Warburg bereits im Jahr 1924. Er wies nämlich nach, dass bösartige Tumore einen verstärkten Stoffwechsel haben. „Krebszellen setzen zum Beispiel mehr Traubenzucker (Glukose) um, als gesunde Zellen im selben Gewebe in derselben Zeit“, erklärt Michael Reinhardt. „Mit Hilfe einer schwach radioaktiv markierten Glukose können wir Stoffwechselvorgänge im ganzen Körper abbilden und bösartige Zellen exakt im PET/CT er- kennen. Wir können genau zeigen, wo sie liegen, wie sie sich ausbreiten, ob und wie die umliegenden Organe betroffen sind. Sind bereits Lymphknoten befallen? Gibt es weitere Metastasen? Mit PET-CT spüren wir sie auf.“ Sogar bisher unentdeckte Krebserkrankungen kann das PET/CT entdecken. „Wir setzen es allerdings nicht zur ersten Diagnose ein. Es ist aber in der Krebsnachsorge hilfreich“, so Reinhardt. „PET/CT kann uns frühzeitig warnen, wenn sich ein so genanntes Rezidiv bildet, und wir können schnell die richtige Therapie einsetzen.“ Auch der Erfolg einer Strahlen- oder Chemotherapie kann mit der neuen DiagnoseTechnik frühzeitig überprüft werden. Und zwar bereits während sie noch läuft. „Wir können kurzfristig darstellen, ob und wie sich der Tumor-Stoffwechsel unter der Therapie verändert und können ebenso kurzfristig gegebenenfalls die Therapie anpassen.“ Schwerpunkte DER KLINIK ❚ PET/CT zur Krebs-Diagnostik ❚ Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen ❚ Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen durch Radio-Jod-Therapie ❚ Szintigraphische Diagnose von Erkrankungen des Herzens, der Nieren, der Lungen, der Knochen, des Gehirns und von anderen Organen. ❚ Sentinel-Lymph-Node Szintigraphie bei Brustkrebs in Zusammenarbeit mit dem Oldenburger Brustzentrum und der Klinik für Gynäkologie im Pius-Hospital ❚ Diagnose und Therapie Neuroendokriner Tumore (geplant) ❚ Radio-Immun-Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen ❚ Palliative Schmerztherapie von Knochenmetastasen 16 | 2 . 2 0 0 8 Generationen von Kindern kennen und lieben Peter Lustig, die Gallionsfigur von „Löwenzahn“. Was nur wenige wissen: Peter Lustig hatte vor 25 Jahren Lungenkrebs. Seitdem lebt er mit nur einem Lungenflügel. Jetzt engagiert er sich aktiv in der Selbsthilfe. Zusammen mit Lungenkrebs-Spezialisten im Pius-Hospital Oldenburg hat er drei InformationsFilme gedreht. Wie funktioniert die Lunge? Was passiert, wenn wir rauchen? Warum kriegen Menschen Lungenkrebs? Und vor allem: Was machen die im Krankenhaus mit Krebspatienten? Peter Lustig will alles wissen. Zum Glück hat er einen Bekannten, der ihm helfen kann – so erzählt es der Film: Prof. Dr. med. Frank Griesinger ist Direktor der Abteilung für internistische Onkologie im Pius-Hospital in Oldenburg und ein bundesweit renommierter Lungenkrebs-Experte. Er brachte Peter Lustig mit den verschiedenen Spezialisten zusammen, die bei der Lungenkrebs-Behandlung zusammenarbeiten: Pneumologen, Radiologen, Thorax-Chirurgen, Onkologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten. Das Pius-Hospital ist eines der wenigen Krankenhäuser in ganz Deutschland, die alle Säulen der Lungenkrebs-Medizin unter einem Dach vereinen. In bewährter Löwenzahn-Manier stellt Peter Lustig die ganzen Fragen, die Patienten und Angehörige oft genug nicht in Worte fassen können. Zu tief sitzt meist der Schock nach der ersten Diagnose. Und eh man sich versieht, wird man durch Röhren geschoben, bekommt man einen Schlauch in die Kehle, muss Begriffe wie PET/CT und MRT, Bronchoskopie, Chemo- und Strahlentherapie oder zielgerichtete Therapie auseinander halten. „Es ist ein ungeheurer Informationsbedarf da, gerade bei einer solchen Krankheit“, weiß Barbara Baysal, Vorsitzende der Selbsthilfe Lungenkrebs in Berlin, in deren Auftrag die Filme mit Peter Lustig gedreht wurden. „Und es ist wichtig, dass die Informationen so aufbereitet werden, dass gerade auch Laien sie verstehen. Wir haben deshalb ganz bewusst auf das Image von Peter Lustig gesetzt. Auch wenn unsere Lungenkrebs-Informationsfilme natürlich nicht für Kinder gedacht sind, sondern in erster Linie für Patienten und Angehörige. Und die Spezialisten im Pius-Hospital haben das sehr beeindruckend mit gemacht.“ Insgesamt sind drei Informationsfilme mit Peter Lustig entstanden: Ein allgemeiner Film über das Atmen und die Lunge, einer über die vielen Untersuchungen, die zusammen eine präzise Diagnose ermöglichen und einer über modernste Behandlungsmethoden. Die drei Filme wurden in einer Kick-Off-Veranstaltung im Sony-Center Berlin der bundesweiten Presse präsentiert und allen Fernsehsendern in Deutschland zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai zur Verfügung gestellt. Jetzt laufen die Filme im Internet auf den Seiten der Selbsthilfe Lungenkrebs. Die Seiten der Deutschen Krebsgesellschaft und des Pius-Hospitals Oldenburg sind mit den Filmen verlinkt. Dank für 35 Jahre Klinikdirektorin Dr. Annelies von Düffel geht in den Ruhestand Die Direktorin der Klinik für Anästhesie und interdisziplinäre Intensivmedizin, Frau Dr. med. Annelies von Düffel, ist nach 35 Jahren Pius-Hospital in den Ruhestand gegangen. Jetzt freut sich die engagierte Ärztin „erst einmal auf das Gefühl: Ich kann, wenn ich will, jetzt vier Wochen am Stück Urlaub machen.“ Anschließend, so Annelies von Düffel weiter, „werde ich meine Erfahrungen als Ärztin weiterhin an einer Stelle einbringen, wo sie gebraucht werden.“ Annelies von Düffel kam 1973 als Assistenzärztin ins Pius-Hospital und blieb nachdem auch ihr Ehemann in Oldenburg beruflich gebunden war, ein ganzes Berufsleben lang an der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, zunächst als Fachärztin, dann als Oberärztin, Leitende Ärztin und seit 2001 gemeinsam mit Dr. Rolf Schaper als Klinikdirektorin. Im Laufe dieser Jahrzehnte hat Annelies von Düffel miterlebt, wie sich die Anästhesie aus einem Nischendasein zu einer bedeutenden medizinischen und wissenschaftlichen Fachdisziplin und zu einer der sichersten Methoden in der modernen Medizin entwickelt hat. „Die Klinik, die sie gemeinsam mit Rolf Schaper leitet, gehört heute zu den wichtigsten Schnittstellen für alle Fachbereiche unseres Krankenhauses,“ zog Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink in ihrer Dankesrede an die scheidende Klinikdirektorin Bilanz. „Ohne Anästhesie ist ein Krankenhaus nicht denkbar, denn sie ermöglicht erst, dass Patienten operiert werden.” Personalien ❚ Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten In Kooperation mit dem Bildungszentrum St. Hildegard, Osnabrück, bietet das Pius-Hospital in diesem Jahr erstmals eine Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten an. Nähere Informationen unter 0441/229 2104. ❚ 40 Jahre im Pius-Hospital Frau Angelika Gode und Schwester Dorothea Rehme feierten ihr 40jähriges Dienstjubiläum. Angelika Gode ist seit 1. Februar 1968 in der Hauswirtschaft tätig. Schwester Dorothea trat am 1. April 1968 ihren Dienst im Pius-Hospital an und arbeitet seit sechs Jahren auf der Station 2d. – Insgesamt feierten in diesem Jahr bisher 66 Pius-Mitarbeiter ihr 10-, 15-, 20-, 25-, 30-, 35- oder gar 40-jähriges Dienstjubiläum. ❚ Examen Intensiv- und Anästhesiepflege Nach zwei Jahren berufsbegleitender Weiterbildung haben 14 Teilnehmer aus dem Pius-Hospital, den Kooperationshäusern in Emden, Varel, Brake und Wilhelmshaven und von der Bundeswehr ihr Examen bestanden und die staatliche Anerkennung als Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege erworben. 2 . 2 0 0 8 | 17 GANZHEITLICH „Die Milch macht´s“ - wer kennt ihn nicht, den eingängigen Werbeslogan. Doch für nicht wenige Menschen ist der Genuss von Milch oder Milchprodukten ganz und gar kein gesunder Genuss. Sie leiden an einer Laktose-Intoleranz. Milch Wenn krank macht... LAKTOSE-UNVERTRÄGLICHKEIT IST WEIT VERBREITET d iese Milchzuckerunverträglichkeit kann sich auf vielfältige Weise äußern: Symptome können unter anderem Blähungen, Durchfälle, Darmkrämpfe, Übelkeit und Völlegefühl nach dem Genuss von Milch oder Milchprodukten sein. Oft haben Betroffene eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis die Laktose-Intoleranz diagnostiziert wird. Bei Milchzuckerunverträglichkeit wird mit der Nahrung aufgenommener Milchzucker aufgrund von fehlender oder verminderter Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht oder nur unvollständig verdaut. Laktase spaltet den Milchzucker in die verwertbaren Zuckerarten Galaktose und Glukose. „Ist nicht genügend Laktase vorhanden, gelangt ungespaltener Milchzucker in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien fermentiert. Die Gärungsprodukte führen dann zu den unangenehmen Symptomen“, erläutert Dr. Jens Kühne, Facharzt für Innere Medizin und Leitender Arzt für Gastroenterologie am Pius-Hospital. Die Mehrzahl der Weltbevölkerung kann Milchzucker nicht vollständig verwerten. Sie gilt als häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit überhaupt. (Quelle: Verein für Laktose-Intoleranz). Laktasemangel kann verschiedene Ursachen haben Die häufigste Form ist der physiologische (natürliche) Laktasemangel. Säuglinge produzieren das Verdauungsenzym normalerweise in ausreichender Menge. Nach der Entwöhnung verringert sich die erzeugte Laktasemenge jedoch je nach Weltregion unterschiedlich: Während die Mehrzahl der erwachsenen mittel- und südasiatischen Bevölkerung überhaupt keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet vielen Bewohnern Nordeuropas und des nahen Ostens oder den sibirisch/mongolischen Völkern Milchzucker meist keine Probleme. Grund ist die Kultur: In diesen Regionen wird seit Jahrhunderten Milchwirtschaft betrieben. Aber auch Erkrankungen des Verdauungssystems (z.B. chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus-Crohn) können die laktaseproduzierenden Zellen so schädigen, dass die Produktion des Enzyms vorübergehend beeinträchtigt ist; in seltenen Fällen kann es zu einer lebenslangen Laktose-Intoleranz kommen. Operationen im Magen-Darm-Trakt können ebenfalls eine Milchzuckerunverträglichkeit auslösen. Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten Ein H2-Exalationstest (H2-Atemtest) gibt schnell Aufschluss über eine mögliche Unverträglichkeit. Nach der Einnahme von Milchzucker wird in regelmäßigen Abständen der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen - Wasserstoff ist ein Stoffwechselprodukt der Bakterien im Dickdarm, der bei der Fermentation des Milchzuckers entsteht und mit der Atemluft abgeatmet wird. Laktasemangel ist zwar nicht heilbar, die Auswirkungen können jedoch durch eine Ernährungsumstellung auf milchzuckerarme Kost auf ein Minimum reduziert werden. Im Pius-Hospital stehen den Betroffe- nen ausgebildete Ernährungsberater wie Beate Reinhard zur Seite: „Wir beraten und helfen auch gern bei der Erstellung eines Ernährungsplans“, sagt die Diätassistentin. Zudem gibt es mittlerweile zahlreiche Ratgeber, Lebensmittellisten und Kochbücher. Eine andere Möglichkeit ist, die Laktasezufuhr in Form von entsprechenden pharmazeutischen Produkten, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. „Die Dosierung ist Erfahrungssache, das bekommen die Betroffenen in der Regel schnell heraus“, weiß Dr. Kühne. Fermentierte Nahrungsmittel wie Joghurt, Quark oder Käse enthalten zum Teil auch noch Laktose. Die Menge hängt vom Herstellungsprozess, der Menge der Milchzucker abbauenden Bakterien in der Milch sowie dem Reifungsprozess und der -dauer bei Käse zusammen. Grundsätzlich kann man sich an einer Faustregel orientieren: Je länger der Reifungsprozess, desto geringer der Laktoseanteil. Deshalb wird z.B. traditionell hergestellter und ausgereifter Parmesan häufig vertragen, junger Gouda jedoch nicht. Minus L - genießen ohne Laktose Im Handel gibt es laktosereduzierte bzw. freie Milchprodukte. Unter dem Namen „Minus L“ finden Betroffene verträgliche Milchprodukte von der Milch über Käse, Joghurt und Quark bis hin zu Sahne. Wichtig zu wissen ist, dass Laktose auch vielen Produkten wie Brot, Fertiggerichten, Würzmischungen, Wurstwaren, mariniertem Fleisch, Bonbons, Speiseeis oder Schokolade zugesetzt wird. Mögliche Gefahren erkennen Es kommt häufig vor, dass Betroffene aufgrund ihrer Laktose-Unverträglichkeit Milch und Milchprodukte strikt meiden. Da diese Lebensmittel Hauptlieferanten des wichtigen Mineralstoffs Calcium sind, der unter anderem für die Stabilität des Knochengerüstes mitverantwortlich ist, besteht bei diesen Menschen unter anderem die Gefahr einer Osteoporose. Bei Vegetariern, deren Haupt-Eiweißlieferant meist Milchund Milchprodukte darstellen, kann es zudem zu einem Eiweißmangel kommen. Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig, betont Dr. Kühne. Grundsätzlich lasse es sich mit einer Laktose-Intoleranz sehr gut leben. „Viele Betroffene sind froh, endlich zu wissen, was ihre Beschwerden verursacht und dass es sich um keine ernsthafte Erkrankung handelt“. Weitere Informationen und Rezepte zur laktosefreien Ernährung gibt es unter www.ernaehrung.de L A K TO S E I N L E B E N S M I T T E L N : Laktosehaltige Lebensmittel: ❚ Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch ❚ Milchpulver ❚ Käse ❚ Joghurt, Frischkäse ❚ Eiscreme ❚ Milchschokolade ❚ Kaffeeweißer ❚ Trinkschokolade ❚ Gebäck, Kuchen ❚ Sahne, saure Sahne ❚ Fertigprodukte (Zutatenliste beachten!) ❚ bestimmte Medikamente ❚ Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel mit geringem Laktosegehalt: ❚ Hartkäse ❚ Butter ❚ Margarine Laktosefreie Lebensmittel: ❚ Obst ❚ Gemüse ❚ Kartoffeln, Nudeln, Reis ❚ Fleisch ❚ Wurst, Wurstwaren (Zutatenliste beachten!) ❚ Brot (Zutatenliste beachten!) ❚ Sojaprodukte BUCHTI PP: Mini C & Tanya Carr „Genussvoll Kochen bei Laktose-Intoleranz” Verlag Droemer Knaur „Wir beraten und helfen auch gern bei der Erstellung eines Ernährungsplans“ Beate Reinert, Diätassistentin im Pius-Hospital 18 | 2 . 2 0 0 8 2 . 2 0 0 8 | 19 PFLEGE Schuheanziehen erleichtern, fallen unter diesen Begriff. „Unser Ziel dabei ist es, die Pflegetätigkeiten zu erleichtern und zugleich unseren Patienten das Leben mit ihrer Krankheit so angenehm wie möglich zu gestalten“, erklärt Bärbel Tomaszewski. „Wer sich nach einer Gelenkoperation zum Beispiel nicht bücken darf, möchte sich vielleicht trotzdem selbstständig anziehen. Oder wer nach einem Schlaganfall Schwierigkeiten mit der Feinmotorik der Finger hat, möchte trotzdem selbst essen können.“ Für letzteres gibt es spezielle Hilfsmittel: Besteck mit besonders breiten, weichen Griffen, die man in alle Richtungen verbiegen kann. „Wir können das Besteck exakt der individuellen Fingerhaltung anpassen“, so Kerstin Qereti. Zusammen mit speziellen Brettern, auf denen sich beispielsweise eine Scheibe Brot fixieren lässt, können auch Patienten, deren Feinmotorik eingeschränkt ist, selbstständig essen. Beim Anziehen greifen die Hilfsmittel-Expertinnen ein bisschen in die Trickkiste: „Es gibt spezielle langstielige Greifzangen, mit denen man ohne sich zu bücken etwas vom Boden aufheben kann“, führt Bärbel Tomszewski aus. „Die eignen sich auch hervorragend zum Greifen und Hochziehen von Unterwäsche und Socken.“ Stationsübergreifendes Netzwerk KLEINE HELFER mit großer Wirkung m So genannte „Pflegehilfsmittel” erleichtern Patienten den Alltag und fördern die Eigenständigkeit. Im Pius-Hospital sorgen zwei Pflege-Expertinnen dafür, dass alle Stationen mit Pflegehilfsmitteln versorgt werden. 20 | 2 . 2 0 0 8 änner haben es gut! Selbst wenn sie ans Bett gefesselt sind und nicht einmal für die nötigsten Bedürfnisse aufstehen dürfen, bleibt ihnen die „Bettpfanne” (Steckbecken) teilweise erspart. Zumindest für das „kleine Geschäft“ gibt es anatomisch angepasste Plastikflaschen, die man(n) sehr gut im Liegen verwenden kann. „Auch für Frauen sind ähnliche Hilfsmittel in der Entwicklung“, weiß Schwester Kerstin Qereti. „Aber bisher hat uns noch kein Produkt überzeugt.“ Kerstin Qereti ist Bereichsleiterin der neuen Station EC, auf der vor allem Patienten der Klinik für Innere Medizin untergebracht sind. Gemeinsam mit Schwester Bärbel Tomaszewski steuert Kerstin Qereti den Einsatz von so genannten Pflegehilfsmitteln im Pius-Hospital. Dazu gehören Urinflaschen ebenso wie spezielle Lagerungshilfen, besondere Matratzen oder Auflage zur Dekubitusprophylaxe (s. PIA I/2008). Auch Gehhilfen, Sitzerhöhungen oder spezielle Bestecke, die alltägliche Handgriffe, zum Beispiel das Wie wird man Pflegehilfsmittel-Expertin? Diese Aufgabe ist eher nebenbei auf sie zugekommen, berichten die beiden. Im Rahmen ihrer Weiterbildung für leitende Positionen in der Pflege haben sie ein Praktikum zum Thema Pflegeorganisation absolviert und sich in diesem Zusammenhang systematisch mit dem Einsatz von Pflegehilfsmitteln im Pius-Hospital befasst. Nun sind die Schwestern Teil eines Netzwerkes von Experten mit verschiedenen Spezialkenntnissen, das stationsübergreifend für das gesamte Pius-Hospital zur Verfügung steht. Das heißt, sie können mit ihrem besonderen Fachwissen auf allen Stationen tätig werden oder beratend zur Seite stehen. Ziel dieses Netzwerkes ist es, mit wenigen Fachkräften viel Kompetenz und geballtes Fachwissen für das gesamte Haus zur Verfügung zu stellen. So gibt es zum Beispiel auch Pflege-Experten für Dekubitusprophylaxe oder stationäre Wundversorgung (PIA berichtete). Was genau zählt nun aber zu den so genannten Pflegehilfsmitteln? „Im Prinzip alles, was zur Erleichterung der Pflege, zur Linderung der Beschwerden der Pflegebedürftigen oder zur Ermöglichung einer selbstständigen Lebensführung beiträgt“, erklärt Bärbel Tomaszewski. Dazu zählen unter anderem Gehhilfen wie Rollatoren und Unterarmgehstützen (umgangsprachlich auch „Krücken“ genannt) ebenso wie elektrisch betriebene Treppenlifter oder andere Hilfsmittel, zum Beispiel Sitzerhöhungen Keilkissen oder Lagerungsrollen und vieles mehr. Besonders gern nutzen die Pflegekräfte im Pius-Hospital einen ganz speziellen fahrbaren Nachtstuhl. „Patienten, die mehr als 120 Kilo wiegen, haben mit den klassischen Nachtstühlen ein Problem“, berichten die beiden Schwestern. Aus diesem Grund gibt es den „XXLNachtstuhl“. Dieser ist breiter und aus einem speziellen Kunststoff: Das macht ihn wesentlich stabiler und auch für fülligere Patienten komfortabel. So komfortabel, dass er gern auch einmal „zweckentfremdet“ wird: „Wir nutzen diesen Nachtstuhl auch gern mal, um Patienten bequem zu Untersuchungen zu bringen“, erzählt Bärbel Tomaszewski. Die beiden Pflegehilfsmittel-Expertinnen sind auch für Patienten, die zu Hause weiter gepflegt werden müssen, eine große Hilfe. „Wir können Hilfsmittel empfehlen und teilweise üben wir deren Benutzung bereits hier in der Klinik, damit der Umgang zu Hause später leichter fällt“, so Kerstin Qereti. Die Kosten für notwendige, anerkannte Hilfsmittel werden übernommen. Die Versicherten leisten eine entsprechende Zuzahlung. Diese entfällt, wenn das Hilfsmittel leihweise überlassen wird. Darüber, ob und in welchem Umfang im einzelnen die Kosten für Hilfsmittel übernommen werden, informieren Pflege- und Krankenkassen, Pflegeberatungen und Sanitätsfachgeschäfte. Beim Ausfüllen der entsprechenden Antragsformulare hilft der Soziale Dienst im Pius-Hospital: Die Mitarbeiter Josef Roß, Ulrike Schmidt-Baumscheiper und Doris Ziervogel unterstützen sowohl Patienten als auch deren Angehörige. Soweit erforderlich, findet das Team auch Unterstützung im Kontakt mit Kranken- und Pflegekassen oder anderen Behörden. „Es gibt spezielle langstielige Greifzangen, mit denen man ohne sich zu bücken etwas vom Boden aufheben kann“ Beantragung von Pflegehilfsmitteln Im Rahmen der häuslichen Versorgung haben Versicherte einen Anspruch auf Hilfsmittel. Dieser Anspruch besteht unabhängig von der Pflegestufe. Solche Hilfsmittel können zum Verbrauch bestimmte Mittel oder technische Produkte sein. Im so genannten Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Kassen sind die Hilfsmittel zusammengefasst, die der Leistungspflicht der Kranken- und Pflegekassen unterliegen. Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs sowie Medikamente sind hier nicht enthalten. Im Hilfsmittelverzeichnis wird nach Produktgruppen unterschieden, d.h. es gibt Hilfsmittel: ■ zur Erleichterung der Pflege ■ zur Körperpflege/Hygiene ■ zur selbstständigen Lebensführung/ Mobilität ■ zur Linderung von Beschwerden ■ zum Verbrauch bestimmte und Sonstige. 2 . 2 0 0 8 | 21 KUNST UND KULTUR GENUSS unter der Glaskuppel KLEINSKULPTUREN von Werner Ratering im Pius-Foyer Ausstellung vom 9. Juni bis 31. Juli Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet, über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen Snacks. Helle freundlichen Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige! Zur Mitte des Menschen „Ich sehe mich durchaus in der Tradition der megalithischen Steinsetzungen unserer Vorfahren“, bekennt der Bildhauer Werner Ratering. Er erkennt in dieser frühen Kunstform die Fähigkeit, „in direkten Kontakt mit den Kräften der Erde“ zu treten, und ein „tiefes Verständnis für die Balance der kosmischen Kräfte.“ Dieser Tradition folgend, arbeitet Ratering daher vor allem mit ursprünglichen Materialien: mit Naturgestein aus früheren Erdzeitaltern und mit Edelmetallen wie Gold und Bronze. Als Künstler am Beginn des 3. Jahrtausends möchte er zugleich den Bogen spannen zur zeitgenössischen avantgardistischen Wahrnehmung. Seine Skulpturen sind daher weder alt noch modern. Sie sind pur da und wirken – so die Absicht des Künstlers – unmittelbar „zur Mitte des Menschen“. Tatsächlich sprechen seine eigenwilligen Formen und Kompositionen nicht nur das Auge an sondern ebenso den Tastsinn. Man möchte diesen rauen Stein berühren, seine Unebenheiten tasten, überraschend glattes Metall fühlen. Und vielleicht strahlen die Skulpturen wirklich ein unerklärliche harmonische Energie aus. Besucher, Patienten und Mitarbeiter des Pius-Hospitals können sich selbst ein Bild machen. Das Pius-Hospital zeigt vom 9. Juni bis 31. Juli 2008 in der Eingangshalle eine Ausstellung mit Kleinskulpturen von Werner Ratering. Ein weiteres – und deutlich größeres – Kunstwerk des Bildhauers hat schon vor Jahren seinen festen Platz im Pius-Hospital gefunden: Die beiden teilweise golden schimmernden Stein-Säulen im Atrium der Cafeteria sind ebenfalls von Werner Ratering. Werner Ratering wurde 1954 in Bad Bentheim geboren. Er studierte an der Fachhochschule und an der Kunstakademie Münster. Seit 2005 lehrt er an der Universität Bielefeld. Als freischaffender Künstler hat er zahlreiche Preise gewonnen und ist an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. NEUES aus der Pius-Bücherei Hörbuch-Tipp: Ein Mann, ein Fjord! Gelesen von Hape Kerkeling Norbert Krabbe, arbeitsloser Bürokaufmann und leidenschaftlicher Preisrätsel-Teilnehmer, gewinnt einen Fjord und eine Blockhütte auf den Lofoten. Ohne Geld begibt er sich mit seiner Tochter auf einen abenteuerlichen Trip nach Norwegen. Unterwegs machen sie die merkwürdigsten Bekanntschaften. Immer verfolgt von seiner Frau Birgit, die ihrem Mann die gute Nachricht von einem 500.000 Euro-Lottogewinn überbringen will. Eine rasante Komödie voller Missverständnisse. Hape Kerkeling spricht alle Rollen (gut ein Dutzend) selbst! Focus-Hörbuchpreis 2007 Abdullah, Kader: Das Haus an der Moschee Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PiusHospitals sind als Leser willkommen. Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen. 22 | 2 . 2 0 0 8 Im Haus an der Moschee wohnt der angesehene Teppichhändler Agha Djan und seine Familie. Über Generationen stellen sie den Imam, leben respektiert und friedlich. Die islamisch geprägten Traditionen bestimmen ihr Leben, das Leben der Stadt und des Landes, das anfangs noch Persien heißt. Langsam, fast unmerklich, doch dann immer schneller zerbröseln diese Traditionen. Die Großfamilie wird schließlich durch islamische Revolution KhoDie Patientenbibliothek imdie Pius-Hospital befindet sich in der 1. Etage im Zimmer 106 meinis zerrissen. und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch MitarDas außergewöhnliche poetisch ergreifend sind geschriebeiterinnen und Buch, Mitarbeiter desund Pius-Hospitals als Leser willkommen. Die Biblioben, gewährt einen tiefen Einblick in die Geschichte desdem Irans.Bücherwagen auf die Stationen. thekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit Der 53-jährige Schriftsteller Kader Abdullah flüchtete 1988 aus politischen Gründen von Teheran nach Holland. Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de Cafeteria im Atrium Georgstraße 12, 26121 Oldenburg ÖFFNUNGSZEITEN: montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice, Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40 „Wenn Gott nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn Gott nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“ Psalm 127,1 Pfarrer Klaus H. W. Backhaus, evangelischer Seelsorger am Pius-Hospital „So arbeiten umsonst ... , so wacht der Wächter umsonst ...„ Nein, ich will nicht, dass ich umsonst arbeite, mich vergeblich abrackere und umsonst wachsam mit anderen Menschen und mir selbst bin. „Wenn Gott nicht das Haus baut ... Wenn Gott nicht die Stadt behütet ...” Ich höre aus diesen Worten: Gott will in meinem Planen, Bauen und Wohnen einbezogen sein. Ohne Gottes Segen ist alles vergebliche (Liebes-) Mühe. Welch eine Relativierung unserer Geschäftigkeit, unseres Eifers, unserer Rastlosigkeit. „Seinen Freunden gibt er es im Schlaf“, so heißt es in der Mitte des Psalms. Da ist also noch etwas anderes als Mühe und Arbeit. Es wäre darum zu wenig, wenn wir rückblickend einander nur dies zu sagen hätten: „Müh´ und Arbeit war sein/ihr Leben ...“ Leben ist mehr. Wir sehnen uns danach, mehr zu leben. Jeden Tag eine kreative Pause, ein Atemholen der Seele, die nötige Ruhe. Die Mitte des Psalms lässt sich auch so verstehen. Gott will nicht, dass wir uns überfordern, sondern gibt, gönnt uns den Schlaf. Haus und Stadt sind elementare Symbole für Geborgenheit und Schutz. So versuchen Sie einmal in der nächsten Zeit Ihr Haus/Ihre Wohnung und die Stadt, das Dorf, in dem Sie leben, bewusst zu genießen. Das Dach über dem Kopf, den Raum, in dem wir uns wohl fühlen, in dem ich mit der Familie kommuniziere und Freundschaften pflege, mich zurückziehen und ausruhen kann. Gleichzeitig erschrecken wir, wenn wir daran denken, wie viele Menschen keine Bleibe haben, keinen Wohnort und Arbeitsplatz, der ihnen Sicherheit gibt. Wenn ich in den kommenden Tagen unterwegs bin in meiner Stadt, will ich mir mehr Zeit lassen für den einen oder anderen mir bekannten Menschen, dem ich begegne. Mich an den Menschen freuen, mit denen mich gemeinsame Interessen verbinden, welche mir zugetan sind und mit mir neben all dem Schönen die Erfahrung der Verunsicherung teilen. Auf Menschen zugehen, die mir fremd, manchmal unangenehm sind, denen ich lieber aus dem Weg gehe. Wir könnten in der kommenden Zeit auf die „Bausteine“ achten, mit denen Gott das Haus baut, auf den Mörtel des Zusammenhalts und auf Gottes Art, eine Stadt, ein Dorf und auch ein Krankenhaus zu behüten. Ein Lebenshaus, auf festen Grund gebaut, damit es nicht wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Ein offenes Haus, in dem Menschen willkommen sind.