pia - Pius-Hospital Oldenburg

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DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg
pius
A K T U E L L
2. 2008
Seite 4
Blut spendet
Leben
Der neue C-Flügel –
Ein weinendes und zwei
lachende Augen
Seite 18 Wenn Milch krank macht
Seite 10
Liebe Leserinnen
und Leser,
endlich weiß ich, warum mir beim
Blutabnehmen oft schwarz vor Augen wird. Es liegt nur bedingt an
der Angst (wie ich immer dachte).
Nein, ich erlebe dasselbe wie viele andere auch.
Viele Menschen werden beim Blutabnehmen
(fast) ohnmächtig, und im Grunde ist das eine
sehr gesunde Reaktion unseres Körpers. – Mehr
über diese Zusammenhänge erfahren Sie in unserem Titel-Artikel über das Blut, der außerdem
jede Menge weiterer Informationen über den
„Saft des Lebens“ liefert. Und jeden von uns dazu aufrufen will, Blut zu spenden. Gerade in der
Urlaubszeit werden immer Spender gesucht.
In dieser PIA erfahren Sie außerdem unter anderem, wie die neue Krebs-Diagnose per PET/CT
neue Maßstäbe setzt – und zwar weit über Oldenburg hinaus -, wie wohl sich Patienten und
Pius-Mitarbeiter im neuen C-Flügel fühlen, was
Sie tun können, wenn Sie von Milcheiweiß krank
werden, warum die Krankenhäuser in Niedersachsen gemeinsam auf die Straße gehen – und
warum Löwenzahn-Moderator Peter Lustig in
Oldenburg einen Film über Lungenkrebs gedreht
hat.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Ihre Angelika Fricke
Auf einen Blick
4 Blut spendet Leben
9 Partner: Es ist Zeit
umzusteuern
10 Historie: Der neue C-Flügel –
Ein weinendes und zwei
lachende Augen
14 Abteilungen stellen sich vor:
Klinik für Nuklearmedizin
Neue Maßstäbe in der KrebsDiagnostik: PET-CT
17 Pius intern: Personalien
– Kurz notiert
Infofilm mit Peter Lustig
18 Wenn Milch krank macht
20 Pflege: Kleine Helfer
mit großer Wirkung
22 Kunst und Kultur
24 „Wenn Gott nicht das
IMPRESSUM
Haus baut ...”
Besuchen Sie uns im Internet!
Auf unseren Internetseiten möchten wir Ihnen das Angebot des Pius-Hospitals
im Einzelnen vorstellen. Lernen Sie unsere Ärzte und Mitarbeiter kennen, schauen
Sie sich in den Kliniken ganz in Ruhe um und informieren Sie sich über aktuelle
Veranstaltungen. Auch diese und weitere Ausgaben der „Pia“ können Sie
herunterladen und zu Hause durchstöbern. Es lohnt sich, häufiger bei uns unter
www.pius-hospital.de vorbeizuschauen!
HERAUSGEBER
Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.)
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
KONTAKT
[email protected]
www.pius-hospital.de
CHEFREDAKTION
Isabelle Yeginer
REDAKTION
Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink,
Michael Dernoscheck, Sabine Böhmer
FOTOS
Robert Geipel
BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG
www.schwanke-raasch.de
Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck
2.2008 | 3
GESPRÄCHSTHEMA
Es ist leuchtend rot, dickflüssig, handwarm und schmeckt leicht metallisch.
Wir produzieren täglich Nachschub. Aber wir geben es nicht gerne her.
Im Gegenteil: Wenn Blut fließt, auch in kleinen Mengen,
bekommt schon mal der „stärkste Mann” weiche Knie.
S
chon immer übte das Blut eine seltsame Faszination auf den Menschen
aus. Es ist Sinnbild für Gutes - und
ebenso gehört es als Symbol zum Bösen.
Vampire trinken es, der Teufel besiegelt einen Bund mit Blut. Gott selbst gibt sein
Blut zur Vergebung der Sünden. Und beste
Freunde schließen Blutsbrüderschaft. Blut
steht ganz offensichtlich für das Leben
selbst. „Und das ist, rein medizinisch betrachtet, gar nicht so falsch“, weiß Dr. med.
Regina Prenzel, Direktorin der Klinik für
Innere Medizin im Pius-Hospital. „Die meisten lebensnotwendigen Vorgänge im Körper können überhaupt nur stattfinden, weil
Blut in unseren Adern fließt.“
Transportsystem in jeden Winkel
Blut
spendet Leben
4 | 2.2008
Blut gelangt über ein weit verzweigtes System von Adern und Kapillaren buchstäblich in jeden Winkel des Körpers. Jede einzelne Zelle wird über das Blut mit Sauerstoff, Vitaminen und Nährstoffen versorgt,
die sie für den Stoffwechsel braucht. Die
dabei entstehenden Abfallstoffe werden
über das selbe Adersystem in die Organe
transportiert, wo sie abgebaut und ausgeschieden werden. Das Blut befördert
außerdem Hormone, die als Botenstoffe innerhalb des Körpers von einem Ort zum
anderen wandern. Und es ist der entscheidende Ort der Immunabwehr. Körperfremde Stoffe und Krankheitserreger werden
bekämpft und vernichtet, möglichst, bevor
sie großen Schaden anrichten können.
„Um all dies leisten zu können, braucht ein
erwachsener Mensch etwa fünf bis sechs
Liter Blut“, erklärt Regina Prenzel. „Es
setzt sich aus verschiedenen Komponenten
zusammen, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen.“ Die beiden Hauptbestandteile sind das Blutplasma, eine klare, eiweißreiche Flüssigkeit und die roten Blutkörperchen, die so genannten Erythrozyten, die Hämoglobin enthalten. Dieses eisenhaltige Protein bindet die Sauerstoffmoleküle für den Transport von der Lunge in
die einzelnen Zellen. Plasma und rote Blutkörperchen bilden zusammen fast 99 Prozent des Blutes. Die für die Immunabwehr
zuständigen weißen Blutkörperchen (Leu-
kozyten) machen bei einem gesunden Menschen nur weniger als ein Prozent des Blutes aus. Weitere Blutbestandteile sind die
Blutplättchen (Thrombozyten), die für die
Blutgerinnung notwendig sind, und im
Plasma gelöste Eiweiße, wie zum Beispiel
das Fibrinogen, das bei Bedarf die Blutgerinnung in Gang bringt.
Medizinische Spurensuche
In der Medizin spielt das Blut seit jeher eine entscheidende Rolle. Schon im Mittelalter wurde es im Zusammenhang mit der
Vier-Säfte-Lehre des Galen für das gesunde
Gleichgewicht im Körper mit verantwortlich gemacht. Der so genannte Aderlass
war noch im 19. Jahrhundert eine gängige
Behandlungsmethode. Heute ist das Blut
entscheidend für die Diagnose zahlreicher
Krankheiten: Die Funktion fast aller inneren Organe spiegelt sich über die im Blut
vorhandenen Stoffe und ihre Konzentration wider. „Wir können aufgrund der Sauerstoffsättigung im Blut Aussagen über die
Lungenfunktion treffen, die Glukosekonzentration im Serum gibt Hinweise auf Diabetes bzw. auf die Leistungsfähigkeit der
Bauchspeicheldrüse, die Anzahl der Leukozyten kann uns auf die Spur einer Entzündung im Körper bringen“, nennt Regina
Prenzel einige Beispiele. Ebenso werden
Blutfette, Hormone, Leber- oder Nierenwerte im Blut abgebildet.
Labor-Untersuchungen des Blutes gehören
deshalb zur Grundlage jeder medizinischen
Diagnose. Manchmal genügt dafür ein einfacher Piek in den kleinen Finger, meist
müssen jedoch ungefähr zehn ml Blut aus
der Vene abgenommen werden. „Schon bei
dem Gedanken daran gerate ich in Panik“,
erzählt eine junge Frau im Wartebereich
der Ambulanz. „Ich bekomme schwitzige
Hände, mir wird kalt, ich zittere am ganzen
Körper. Ich habe sogar schon mal angefangen zu weinen. - Das ist mir total peinlich.
Aber ich kann diese Angst einfach nicht abstellen!“ Mit der Erwartung von Schmerzen habe ihre Angst nichts zu tun, beharrt
die junge Frau. Es müsse irgendwie mit
dem Blut zu tun haben. - Tatsächlich ist das
Phänomen in der Medizin nicht unbekannt.
Es gibt sogar Patienten, die beim Blutabnehmen regelmäßig umkippen. Und das
sind auffallend häufig gut durchtrainierte,
willensstarke Menschen.
Umkippen beim Blutabnehmen
„Hinter dieser Reaktion auf Blutabnahme
steckt meistens eine so genannte ‚vasovagale Synkope’. Dagegen kann man mit dem
bewussten Willen nicht viel machen“, erklärt Regina Prenzel. „Sie hat mit dem vegetativen Nervensystem zu tun.“ Der Begriff ‚Vasovagale Synkope’ bezeichnet eine
kurzzeitige Bewusstlosigkeit, die durch eine vom Vagusnerv gesteuerte Gefäßerweiterung entsteht. Und so passiert es: Um bei
unbewusstem Stress oder Ängsten den
Körper zur Ruhe kommen zu lassen, weiten sich die Blutgefäße und der Herzschlag
wird heruntergefahren. Der Blutdruck
sinkt also rapide. Der Schwerkraft folgend
sackt das Blut im Körper nach unten ab.
Der Kopf und das Gehirn werden plötzlich
nicht mehr genügend durchblutet. Die
schnellste Möglichkeit, wieder Blut in das
Gehirn zu leiten, ist, den Körper umgehend
in die Waagerechte zu bringen - und genau
das geschieht, wenn der Patient umkippt.
2.2008 | 5
GESPRÄCHSTHEMA
»Die Seele lebt im Blute. Die Seelen dieser beiden jungen Krieger mögen ineinander
übergehen, dass sie eine einzige Seele bilden. Was Old Shatterhand dann denkt, das sei auch
Winnetous Gedanke, und was Winnetou will, das sei auch der Wille Old Shatterhands. Trinkt!«
(Karl May, „Winnetou I“)
Das Umkippen beim Blutabnehmen hat also durchaus einen biologischen Sinn. Immer mehr Ärzte gehen daher dazu über,
ihren Patienten gleich im Liegen Blut abzunehmen. Das verhindert zumindest Verletzungen durch das Zusammensacken. Gegen die Angst beim Blutabnehmen hingegen hilft wohl nur ein Gewöhnungseffekt.
„Wenn du schwanger bist, musst du bei jeder Vorsorgeuntersuchung Blut abgeben“,
berichtet eine mehrfache Mutter. „Ich habe
inzwischen echt keine Probleme mehr damit. Zumal es für mich seitdem ja mit etwas
Positivem verbunden ist.“ - Ein junger
Mann ergänzt: „Mir wurden auch jedes Mal
beim Blutabnehmen die Knie weich. Heute
gehe ich regelmäßig zur Blutspende. Da tu
ich nebenbei was Gutes - und es hat
tatsächlich gegen meine Ängste geholfen.“
Blutspenden und Transfusion
Blutspenden retten in Deutschland und auf
der ganzen Welt täglich Tausende von
Menschenleben. Nach schweren Unfällen
mit massiven inneren Blutungen müssen
Patienten oft mehrere Liter Bluttransfusionen erhalten, bevor ihr Zustand stabilisiert
ist. Dabei wird manchmal das eigene Blut
vollständig durch Fremdes ersetzt. Auch
bei vielen Operationen liegen routinemäßig Blutkonserven bereit, falls es zu
akuten Blutverlusten kommt. Jedes Krankenhaus in Deutschland muss laut Transfusionsgesetz eine ausreichende Menge
Blutkonserven vorrätig halten - und darf
diese nur unter Einhaltung klarer Vorgaben einsetzen. Das Transfusionsgesetz regelt die Bedingungen für Blutspenden, die
Lagerung und die lückenlose Dokumentation bis ins Detail.
„Wir haben in Deutschland das restriktivste Transfusionsgesetz der Welt“, betont
Klinikdirektorin Dr. med. Regina Prenzel,
die Qualitätsbeauftragte für Haemotherapie (Therapie mit Blut) im Pius-Hospital
ist. „Und das ist gut so. Denn obwohl Bluttransfusionen buchstäblich über Leben
oder Tod entscheiden, haben viele Patienten diffuse Ängste.“ - Und die sind historisch durchaus nachvollziehbar, wie Regina
Prenzel zugibt. Der Skandal aus den Achtziger Jahren sitzt Patienten wie Ärzten noch
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in den Knochen: Damals wurden zahlreiche Empfänger von Blutprodukten mit HIV
infiziert, weil die Herstellerfirmen trotz
verfügbarer Methoden die Kosten für die
Tests eingespart hatten. „Heute ist das anders“, klärt die Medizinerin auf. „Jede
Blutspende wird auf alle bekannten ansteckenden Krankheiten untersucht - und
jede Transfusion, die wir geben, kann über
die Chargennummer auch nach Jahren
noch bis zum Ursprung zurückverfolgt
werden.“
Das Risiko, sich heute über eine Bluttransfusion mit HIV zu infizieren, liege, so Prenzel, bei weniger als 1:1.000.000. Etwas
höher, aber ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist eine Ansteckung mit Hepatitis. „Ob
möglicherweise weitere Krankheitserreger
im Blut sind, die wir erst in fünf oder zehn
Jahren identifizieren werden, können wir
natürlich nicht ganz ausschließen.“ Im
Pius-Hospital werden deshalb Bluttransfusionen nur gegeben, wenn sie lebensnotwendig sind. „Wir richten uns dabei nach
dem Hämoglobin-Wert und dem Alter und
der Erkrankung des Patienten.“, so Regina
Prenzel. Der Hämoglobinwert (HB) wird in
Gramm pro Deziliter (g/dl) gemessen. Normal ist ein HB-Wert bei Frauen von zwölf
und bei Männern von 14.
Eine Blutkonserve besteht übrigens nicht,
wie Laien häufig vermuten, aus dem kompletten Blut des Spenders. Vielmehr werden aus verschiedenen Blut-Bestandteilen
gezielte Produkte hergestellt: Aus den
Erythrozyten, also den roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport, aus dem
Plasma für Gerinnungsfaktoren oder Bluteiweiße und aus den Thrombozyten, die
unter anderem für die Blutstillung verwendet werden. Die Lagerzeiten dieser Produkte sind sehr unterschiedlich - Thrombozyten können nur bis maximal fünf Tage
nach der Entnahme weitergegeben werden,
Erythrozyten können in einem speziellen
Labor-Kühlschrank bis zu 35 Tage gelagert
werden. Blutplasma kann als einziges Blutprodukt tiefgefroren werden.
„Wir brauchen also immer wieder frischen
Nachschub“, verdeutlicht Regina Prenzel.
„Es ist daher immens wichtig, dass regelmäßig viele Menschen zur Blutspende ge-
hen. Insbesondere in den Sommermonaten
kommt es sonst zu Engpässen.“ In der Reisezeit passieren nämlich besonders viele
schwere Unfälle, die Bluttransfusionen erfordern. Zugleich fallen regelmäßige Spender aus, weil sie selbst im Urlaub sind.
Blut spenden kann jeder gesunde Mensch
zwischen 18 und 68 Jahren. Die Blutspendedienste - allen voran das Deutsche Rote
Kreuz - organisieren regelmäßig wohnortnahe Spendentermine. Den nächsten Termin vor der eigenen Haustür können Interessierte unter der Telefon-Hotline 0800 /
1194911 erfahren.
Vor der ersten Blutspende findet eine gründliche Tauglichkeitsuntersuchung statt. Das
Blut selbst wird bei jedem Mal auf Infektionen untersucht. Anschließend werden 500
Milliliter Blut in einen sterilen, VakuumBeutel abgezapft. Die Spende selbst dauert
rund zehn Minuten. Natürlich mit sterilen
Nadeln und Spritzen und immer unter ärztlicher Aufsicht. Männer dürfen im Jahr
sechs Mal Blutspenden, - also insgesamt drei
Liter im Jahr -, Frauen nur vier Mal.
Spender mit seltenen Blutgruppen sind besonders gefragt, ebenso aber auch Menschen mit der Blutgruppe 0. Diese ist kompatibel mit allen anderen Blutgruppen.
Wenn in einem Notfall keine Zeit zum Testen der Blutgruppe ist, bekommt das Opfer auf die Schnelle eine Transfusion der
Blutgruppe Null.
Blutzellen werden regelmäßig
neu produziert
Nach einer Blutspende nämlich - und ebenso nach Verletzungen oder starken Menstruationsblutungen - fährt der Körper automatisch die Blutproduktion hoch. Rote
und weiße Blutkörperchen sowie die Blutplättchen werden je nach Bedarf aus
Stammzellen im Knochenmark gebildet.
Auch ohne Blutverluste werden ständig frische Blutzellen produziert. Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) haben eine mittlere
Lebensdauer von etwa 100 bis 120 Tagen.
Von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gibt es verschiedene Untergruppen
mit verschiedenen Aufgaben und einer Lebensdauer von drei bis 120 Tagen. Thrombozyten (Blutplättchen für die Gerinnung)
leben etwa sieben bis elf Tage.
Leukämie entsteht im
Knochenmark
Diese einzigartige Leistung des Körpers
kann jedoch leider auch entarten. Dann
kommt es zu lebensgefährlichen Erkrankungen. Die häufigste ist die Leukämie.
„Dabei kommt es im Knochenmark zu einer unkontrollierten Vermehrung von einer
oder mehreren Arten weißer Blutkörperchen, die jedoch nicht funktionstüchtig
sind“, beschreibt Prof. Dr. med. Frank
Griesinger, Direktor der Abteilung für internistische Onkologie im Pius-Hospital.
„Bei der lymphatischen Leukämie sind die
Stammzellen der späteren Lymphozyten
betroffen, bei den myeloischen Leukämien
sind es die Granulozyten.“
Die veränderten Zellen werden in der Regel ins Blut ausgeschwemmt und siedeln
sich in verschiedenen Organen an. Gleichzeitig verdrängen die Leukämiezellen im
Knochenmark die gesunden Stammzellen,
aus denen sich alle Blutzellen entwickeln.
„So ruft die Leukämie schließlich insgesamt einen Mangel an Blutzellen hervor“,
so Griesinger. „Die Patienten weisen typische Symptome wie Müdigkeit, Blässe, erhöhte Anfälligkeit für Infektionen und eine
Blutungsneigung auf. Sie haben zum Beispiel plötzlich häufig Nasenbluten.“
Eine Leukämie verläuft in den meisten Fällen chronisch, das heißt sie entwickelt erst
über Monate oder sogar Jahre ein Stadium,
das gesundheitlich bedenklich ist. Akute
Leukämien hingegen werden innerhalb von
Tagen lebensgefährlich. Die Standard-Therapie einer Leukämie besteht aus hochdosierten Chemotherapien. „Neuerdings erzielen wir bei der chronisch-myeloischen
Leukämie häufig auch mit so genannten
zielgerichteten Medikamenten gute Erfolge“, berichtet Prof. Griesinger. „Wenn all
dies nicht wirkt, kann nur noch eine
Stammzellen-Transplantation helfen.“ Entscheidend für die Wahl der Therapie mit
dem bestmöglichen Behandlungserfolg ist
die genaue Klassifikation des LeukämieTyps. Dies gelingt mit speziellen Laboruntersuchungen (Durchflusszytometrie, Zytogenetik), die in Oldenburg am Pius-Hospital, zum Teil in Zusammenarbeit mit der
Universität Göttingen, angeboten werden.
Dafür muss ein Spender gefunden werden,
dessen Gewebemerkmale so exakt wie
möglich mit denen des Patienten übereinstimmen. „Mit der Blutgruppe haben diese
Merkmale gar nichts zu tun“, klärt Prof. Dr.
med. Jochen Casper auf. Stammzellentransplantationen werden nur an wenigen
Spezialkliniken in Deutschland ausgeführt.
Seit Juni 2008 betreibt Jochen Casper eine
solche Spezialstation am Klinikum Oldenburg. „Die Gewebemerkmale müssen aufwendig typisiert werden. Wenn sie nicht
stimmen, kommt es zu Abstoßungsreaktionen, die wir nicht beherrschen können.“
Gute Heilungschancen
durch Transplantation
Wenn der Körper jedoch die Transplantation annimmt, hat der Patient eine hohe
Chance geheilt zu werden. Die neuen, gesunden Stammzellen übernehmen die Blutproduktion und verdrängen die Leukämiezellen, die vorher durch eine Chemotherapie so weit wie möglich reduziert wurden.
Bis der Erfolg einer Stammzellentransplantation sich nachhaltig zeigt, vergeht oft ein
ganzes Jahr. „Die Transplantation selbst
dauert nur eine Stunde“, erläutert Prof.
Casper. „Anschließend muss der Patient
sechs bis zehn Wochen im Krankenhaus
bleiben und auch zu Hause noch mindestens ein halbes Jahr lang Medikamente zur
Immununterdrückung nehmen, damit die
fremden Immunzellen sich an den Körper
des Patienten gewöhnen können.“
Eigenblutspende minimiert
das Transfusionsrisiko
„Bluttransfusionen sind heute so risikoarm
wie nie“, erklärt Dr. med. Regina Prenzel.
„Trotzdem klären wir jeden Patienten über
ein verbleibendes Restrisiko auf. Wie bei jedem Eingriff in den Körper sind auch bei einer Transfusion Komplikationen nicht vollständig auszuschließen. Wenn eine Operation von langer Hand geplant wird und der
Patient insgesamt gesund ist, empfehlen
wir deshalb eine Eigenblutspende. Dafür
wird vier bis sechs Wochen vor dem geplanten Eingriff Blut aus dem eigenen Körper abgezapft und fachgerecht gelagert. Bis
zur Operation hat der Körper die entnommene Blutmenge längst neu produziert.“
Ein frohes Herz,
gesundes Blut
ist besser als viel Geld
und Gut.
(Sprichwort)
2.2008 | 7
WIR UND UNSERE PARTNER
Die Chance, einen passenden Stammzellenspender zu finden, liegt derzeit bei etwa
1:250.000. „Gleichzeitig spielen Sie gegen
die Zeit“, klagt Heinrich Schrand, Krankenpfleger am Pius-Hospital, der vor vier
Jahren seinen fünfjährigen Neffen Jonas
verlor. Obwohl sich damals mehr als 4.000
Menschen aus Oldenburg und Umgebung
für Jonas typisieren ließen, kam jede mögliche Hilfe zu spät. „Wir haben trotzdem
weiter gemacht“, so Schrand. „Du siehst
auf der Kinder-Krebsstation so viele
Schicksale und denkst, wenn auch für unser Kind kein Spender mehr auftaucht, hilft
es vielleicht dem Kind im Nachbarbett.“
Deshalb sucht Heinrich Schrand immer
noch unermüdlich nach Mitmenschen, die
sich vorsorglich als Stammzellenspender
typisieren lassen. Seit Oktober 2004 betreibt er gemeinsam mit Kolleginnen und
Kollegen ehrenamtlich am Pius-Hospital einen Stützpunkt der weltweit größten Spenderdatei, der DKMS. Jeden ersten Dienstag
im Monat und nach Vereinbarung können
Interessierte sich hier kostenlos registrieren
und typisieren lassen.
Weiterführende
Informationen
finden Sie im Internet unter
■ www.pius-hospital.de
■ www.dkms.de
■ www.blutspende-nstob.de
8 | 2.2008
Eine moderne Blutsbrüderschaft...
INTERVIEW mit
Knochenmarkspenderin Cornelia Kottusch
Frau Kottusch, wie geht es Ihnen?
❯❯ Mir geht es wunderbar. Ich habe mich sehr schnell von der Knochenmarkspende erholt.
Und ich bin dankbar, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe zu helfen.
Denken Sie oft an die Patientin, die Ihre Stammzellen bekommen hat?
❯❯ Ja, natürlich. Auch wenn wir uns nicht kennen, sind wir miteinander verbunden. Es ist
so ein bisschen wie moderne Blutsbrüderschaft.
Sie kennen sich nicht?
❯❯ Spender und Empfänger bleiben aus Datenschutzgründen zwei Jahre lang anonym.
Erst danach kann die DKMS, wenn wir es beide wünschen, einen Kontakt vermitteln. Ich
habe mich natürlich erkundigt, wie es ihr geht. Aber dazu kann man im Moment noch
nicht viel sagen. Im ersten Jahr kann es immer noch zu Abstoßungs-Reaktionen kommen.
Wie ist der Ablauf, wenn man Knochenmark spendet?
❯❯ Also, bei mir war es so, dass ich im März 2007 einen Brief von der DKMS bekam, dass ich
möglicherweise als Spenderin in Frage komme. Ich musste weitere Blutproben einschicken,
damit weitere Gewebemerkmale überprüft werden konnten. Erst Anfang Juli war dann
klar, dass die Transplantation stattfinden kann.
Für die Spende mussten Sie in eine Spezialklinik?
❯❯ Ja. In Oldenburg war es damals noch nicht möglich. Ich habe mich für die Klinik in
Hameln entschieden, weil sie mir kleiner und kuscheliger schien, als die großen Zentren in
Hamburg oder Dresden. Dort wurde ich 14 Tage vor dem Eingriff auf Herz und Nieren untersucht. Ich war topfit, und damit stand endgültig fest, dass ich als Spenderin geeignet bin.
Warum 14 Tage vorher?
❯❯ Erst nach dieser Untersuchung und meiner endgültigen Einwilligung wurde die Patientin auf die Transplantation vorbereitet. Ihr Immunsystem musste vollständig herunter
gefahren werden, damit ihr Körper die fremden Stammzellen annimmt, so hat es mir die
DKMS erklärt. Das dauert knapp zwei Wochen.
Und Sie waren in der Verantwortung.
❯❯ Ja, in einer riesigen Verantwortung. Ohne eigenes Immunsystem war die Patientin vollkommen auf meine Stammzellen angewiesen. Stellen Sie sich vor, mir wäre in diesen zwei
Wochen etwas passiert, ich wäre krank geworden oder hätte einen Unfall gehabt, der die
Spende unmöglich macht...
Zum Glück hat alles geklappt.
❯❯ Ja, Gott sei Dank.
Wie haben Sie den Eingriff erlebt?
Unter Vollnarkose. Mir wurde etwa eine Stunde lang ein Knochenmark-Blutgemisch aus
dem Beckenkamm abgesaugt, insgesamt etwa 1,1 Liter. In den meisten Fällen wird heutzutage die Stammzellenspende direkt aus dem Blut gewonnen und nicht aus dem Beckenkamm. Dann ist keine Vollnarkose nötig.
Brauchten Sie lange, um sich zu erholen?
❯❯ Am OP-Tag selbst ging es mir überhaupt nicht gut, was aber nur mit der Vollnarkose
zu tun hatte. Da hätte ich gut etwas mehr Zuwendung brauchen können. Auch wenn mir
natürlich klar war, dass ich auf der onkologischen Station die einzige Gesunde unter
Schwerkranken war. Aber es wurde von Stunde zu Stunde besser und am nächsten Tag
konnte ich schon nach Hause.
Hatten Sie Schmerzen?
❯❯ Erträglich. Es fühlte sich so an, als wenn man eine gewaltige Prellung im Rücken hat.
Aber ich brauchte keine Schmerztabletten. Und nach zwei Wochen war alles vergessen.
Das ist ja auch genau die Zeit, die es braucht, bis die Stammzellen sich komplett regeneriert
haben.
Waren Sie so lange krank geschrieben?
❯❯ Ja. Die DKMS ersetzt dem Arbeitgeber die dadurch entstehenden Kosten. Aber mein
Arbeitgeber, die Commerzbank Bremen, war großzügig und hat die Lohnfortzahlung für
diesen Zeitraum übernommen. Sozusagen als Spende an die DKMS.
Würden Sie noch einmal Knochenmark spenden?
❯❯ Jederzeit.
ES IST ZEIT umzusteuern
z
Krankenhausvertreter fordern Umdenken in der Gesundheitspolitik
um ersten Mal gehen Krankenhäuser
kirchlicher, kommunaler und privater Träger gemeinsam auf die Straße. Krankenhausleitungen und Mitarbeitervertretungen
fordern vereint die Gesundheitspolitiker
zum Umdenken auf. In ganz Niedersachsen
unterstützen rund 100 Krankenhäuser die
Aktion. Zum Auftakt im April zogen mehr
als 300 Mitarbeiter des Pius-Hospitals und
des Evangelischen Krankenhauses gemeinsam durch die Peterstraße und forderten
„Der Deckel muss weg!“ Im Klinikum Oldenburg schlugen Hunderte vor einer
schwarz verhüllten Eingangshalle Alarm –
stilecht auf lärmenden metallenen Deckeln.
Gedeckeltes Budget
Hintergrund ist die Krankenhaus-Finanzierung, die seit zehn Jahren gedeckelt wird.
„Wir erhalten für unsere Leistungen nicht
das, was sie tatsächlich kosten, sondern eine festgesetzte Summe, die von Jahr zu Jahr
nur geringfügig erhöht wird“, erklärt PiusGeschäftsführerin Elisabeth Sandbrink.
„Wir können auf diese Weise nicht einmal
im Ansatz die Kostensteigerungen auffangen, die uns betreffen und auf die wir gar
keinen Einfluss haben. Zum Beispiel Mehrwertssteuererhöhung, Energiekosten, Kosten für Medikamente und medizinisches
Zubehör oder für Lebensmittel, die wir für
die tägliche Versorgung unserer Patienten
benötigen.“
Immer mehr Patienten
Nach zehn Jahren Deckelung sieht es deshalb an Deutschlands Krankenhäusern
übel aus: In ganz Deutschland fielen bereits
100.000 Arbeitsplätze im Krankenhauswesen dem Sparzwang zum Opfer, 50.000
Stellen in der Pflege und 16.500 Ausbildungsplätze wurden gestrichen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Patienten. Sie sind aufgrund der demographischen Entwicklung
immer älter und pflegebedürftiger. Sehr
viele Krankheitsbilder werden heutzutage
ambulant behandelt. Wer ins Krankenhaus
kommt, ist also außerdem erheblich schwerer krank als noch vor zehn Jahren.
Keine Überversorgung
in Niedersachsen
Niedersachsen, das mit 52 Krankenhausbetten auf 10.000 Einwohner mit die niedrigste Krankenhausdichte in Deutschland
hat, ist besonders betroffen. „Bei uns gibt es
die viel zitierte Überversorgung nicht“, so
Sandbrink. „Die Deckelung ist gesellschaftlich nicht mehr länger verantwortbar. Sie ist unerträglich.“
Wir leisten wertvolle Arbeit
Heinrich Schrand, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung im Pius-Hospital, schätzt
die Situation genauso ein. „Unsere Patienten haben einen Anspruch auf die bestmögliche medizinische, pflegerische und
menschliche Versorgung. Wer sich für einen Beruf im Krankenhaus entscheidet,
nimmt diese Verantwortung sehr ernst. Seit
vielen Jahren setzen wir in allen Berufsgruppen immer mehr Kraft und persönliche Ressourcen ein, um diesen Ansprüchen
noch gerecht zu werden. Langsam haben
wir keine Kraft mehr.“
Die Aktion sorgte bundesweit für Aufsehen
und soll im Sommer und Herbst fortgesetzt
werden.
2.2008 | 9
HISTORIE
Aus Alt mach Neu: Der hochmoderne neue C-Flügel im Pius-Hospital entstand
mit planerischer Unterstützung durch die Oberfinanzdirektion Hannover und
finanzieller Unterstützung durch das Land Niedersachsen.
Ein weinendes und zwei lachende Augen
e
Nach fast 100 Jahren Betriebszeit hat das ehemalige Joseph-Haus am Pius-Hospital - auch C-Flügel
genannt - ausgedient. Ab Mitte Juni wird es abgerissen. Zuvor stand ein riesiger Umzug an: Rund
100 Patientenbetten stehen jetzt in neuen Räumen, nahezu alle Stationen wurden umorganisiert.
„Wir gehen mit einem weinenden und zwei lachenden Augen“ schildert Schwester Kerstin Qereti
ihre Gefühle. Denn die alte Station ist ihr ans Herz gewachsen, aber die Neue ist einfach einzigartig.
10 | 2 . 2 0 0 8
rst kam der Marienflügel, dann der
Elisabethflügel. Maria ist die Mutter
Gottes, Elisabeth die Mutter von Johannes
dem Täufer. Als 1911 das dritte Gebäude
im Pius-Hospital entstand, wurde es katholisch-korrekt nach dem irdischen Vater
von Jesus „Josephs-Haus“ genannt. Fast jeder in Oldenburg kennt das ehrwürdige
alte Gebäude, das heute ganz weltlich „CFlügel“ heißt. Generationen von Patienten haben hier gelegen, Kinder, Väter und
Mütter, Verwandte und Bekannte wurden
hier gesund gepflegt. Mit mehr als 100
Betten war der C-Flügel, seit er 1956 um
zwei Stockwerke erweitert wurde, der
zentrale Patientenbereich. Durch ein paar
Treppenstufen abgeschieden vom übrigen
Krankenhausbetrieb. Ein bisschen verwinkelt. Gemütlich. Geborgen. „Wir waren hier ganz für uns“, beschreibt Schwester Bärbel Tomaszewski die besondere
Atmosphäre. „Es gab keinen Durchgangsverkehr. Wer auf unsere Stationen kam,
der kam, um unsere Patienten zu sehen.
Der gehörte dazu.“
Zugehörigkeit ist der Begriff, der auch für
die Mitarbeiter im alten C-Flügel gilt. Die
meisten Stations-Teams sind über Jahrzehnte zusammen gewachsen. Schwester
Bärbel etwa verbindet mehr als 30 Jahre Erinnerungen mit den Räumen: Sie hat 1974
als Vorschülerin exakt auf derselben Station, der 2c angefangen, mit der sie nun im
Jahr 2008 aus dem C-Flügel ausgezogen ist.
„Nur war das damals eine internistische
Station, heute betreuen wir orthopädische
Patienten“, erinnert sie sich. Auch Schwester Gabriele Bohmann-Kemper ist seit 16
2 . 2 0 0 8 | 11
HISTORIE
Jahren mit einem kaum veränderten Team
auf ihrer Station. „Wir verbinden viele sehr
persönliche Erinnerungen mit diesem
Haus“, bestätigt sie. Trotzdem war die
Stimmung fast ausgelassen, als es ans Kisten-Packen für den Umzug ging.
Bei aller Verbundenheit und nostalgischem
Gefühl ist nämlich eines klar: Der alte CFlügel war schon lange nicht mehr zeitgemäß. Beengte Zimmer, unmoderne Ausstattung, sanitäre Anlagen auf dem Flur.
„Und die sind so alt, dass sie immer
schmutzig aussehen, obwohl sie alle zwei
Stunden geputzt werden“, klagten Patienten und Schwestern übereinstimmend.
„Was die Räumlichkeiten angeht, ließ die
Patientenzufriedenheit zum Schluss sehr zu
wünschen übrig“, zieht Schwester Kerstin
Qereti Bilanz. „In dieser Hinsicht kann es
im Neubau nur besser werden.“
Und das wird es tatsächlich. Mehr als das.
Alt und Neu sind im Grunde gar nicht zu
vergleichen. Der neue C-Flügel strahlt
Licht und Wärme aus, ist großzügig und offen. Er ist der neue zentrale Blickfang im Pius-Hospital. Vom Haupteingang aus wandert das Auge weit nach hinten durch in das
runde Licht-Foyer der neuen Station EC.
Rundherum gehen von hier die Patientenzimmer ab. Alle mit breiter Fensterfront bis
fast zum Fußboden. Der Blick geht auf die
Wallanlagen. Zugegeben im Moment noch
über die Überreste der Baustelle hinweg.
Demnächst jedoch entsteht hier ein neuer
Patientengarten. In den Zimmern selbst be-
Helle Zimmer mit viel Platz,
hier der Aufenthaltsraum für große und kleine Patienten.
stimmen heller Fußboden, hell gestrichene
Wände und viel, viel Platz die Atmosphäre.
Jedes Zimmer hat außerdem eine eigene
Dusche und WC, geschmackvoll in Granit
und Weiß gestaltet. Flatscreen-Fernseher,
Telefon und Internetanschluss inklusive.
Vom Erdgeschoss bis in den 4. Stock sind
alle Stationen hochwertig ausgestattet. In
den oberen Stockwerken kommt noch ein
sensationeller Blick über die Oldenburger
Altstadt hinzu.
„Hier ist es ja wie im Hotel - nur noch besser“, schwärmt ein Patient, der den Umzug
mitgemacht hat. „Als ich heute Morgen
noch in meinem alten Bett aufwachte, hätte ich mir nicht träumen lassen, in welchem
Luxus ich heute Mittag schwelge.“
Breite Fensterfronten fast bis zum Fußboden
bieten einen wunderbaren Ausblick.
Wenn ich ein Erinnerungsstück
aus dem alten C-Flügel mitnehmen dürfte ...
„... würde ich mich für die alte Kuckucksuhr auf der 3C entscheiden. Der
Kuckuck durfte natürlich niemals rufen, das wäre viel zu störend gewesen.“
(Werner Anneken, Leiter der Krankenpflegeschule)
„... möchte ich gerne einen der Plastikhocker aus dem Badezimmer haben.
Der ist so handlich und praktisch. Auch in dem engsten Zimmer habe ich
mich darauf noch neben ein Patientenbett setzen können.“
(Schwester Barbara, Seelsorgerin)
„... hätte ich gerne eine der alten Fliesen aus dem Badezimmer. Die Kindertoilette und die alte Babywaage sind ebenfalls Besonderheiten, die es so
nicht mehr geben wird.“
(Schwester Bärbel Tomaszewski, Stationsleiterin der ehemaligen 2C)
„... - Ich finde diese alten Rippen-Heizkörper viel schöner als moderne Heizungen. Aber die kann man vermutlich nicht abbauen und mitnehmen.“
(Schwester Kerstin Qereti, Bereichsleiterin ehemalige Station 3C)
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Dusche und WC in klaren Linien
und modernem Design.
Logistische Meisterleistung
Seit Ende April steht der Alte C-Flügel leer.
Ab Mitte Juni wird er abgerissen. Erst dann
kann der neue C-Flügel komplett fertig gestellt werden. Bisher steht er erst zur Hälfte. Der Umzug war deshalb eine logistische
Meisterleistung. Denn wie bringt man 100
Betten aus einem alten Gebäude in einem
halben Neuen unter? Das geht nur in einer
Art Ringtausch, in den auch fast alle Stationen aus den anderen Gebäudeteilen mit
einbezogen wurden. Von 18 Stationen im
Pius-Hospital waren 15 am Umzug beteiligt. 340 Schwestern und Pfleger waren direkt betroffen. Sechs Stationen wurden
umbenannt, vier weitere zusammengelegt.
Schon Monate im Voraus wurde der Umzugs-Ablauf minutiös geplant. Innerhalb einer Woche ging er dann schließlich reibungslos über die Bühne: Jede Station hatte genau einen Tag Zeit. Morgens gab es
noch Frühstück in den alten Räumen.
Dann im laufenden Betrieb Packen - Medikamente, Geräte, Notfallkoffer und die persönlichen Dinge der Patienten. Wer aufstehen konnte, ging zu Fuß auf die neue Station. Die anderen wurden im Rollstuhl oder
im Bett hinübergefahren. Das Mittagessen
gab es bereits im neuen Zimmer. „Unsere
Patienten haben uns wirklich toll unterstützt“, lobt Schwester Annette Bührmann.
„Manche waren gar nicht zu bremsen.
Nachdem sie die eigenen Sachen gepackt
hatten, guckten sie, wo sie sonst noch helfen konnten.“
Der erste Schritt ist geschafft. „Und wir
können schon jetzt sagen, dass es sich gelohnt hat“, lobt Pius-Geschäftsführerin
Elisabeth Sandbrink. „Ich freue mich sehr,
dass unsere Patienten und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – dank der planerischen und finanziellen Unterstützung
durch das Land Niedersachsen – jetzt in so
großartigen neuen Räumen – ja, buchstäblich aufatmen können. Sie haben es wirklich verdient. Wir danken allen für die Geduld und das Verständnis, mit dem Sie die
Einschränkungen der letzten Monate mit
getragen haben.“
Weiter Blick vom Haupteingang aus.
Ein rundes Licht-Foyer ist das Zentrum der neuen Stationen.
Von hier aus geht es in großzügige Patientenzimmer und Aufenthaltsräume.
Zur neuen Patientenaufnahme geht es
vom Haupteingang aus gerade durch, über
die Treppe oder mit dem Fahrstuhl ins
Souterrain. Hier kümmern sich Hildburg
Lösekann, Till Struckmann, Monika
Amelsberg, Christa Seiler-Dietz und Renate
Grenzius-Schnellfreundlich und zügig um
die Aufnahme-Formalitäten. Anders als
früher sind heute alle aus dem AufnahmeTeam für alle medizinischen Bereiche
ausgerüstet. Wartezeiten werden
dadurch verkürzt.
2 . 2 0 0 8 | 13
ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR
lanz, ebenso wie rund 5.000 weitere Schilddrüsenpatienten pro Jahr. Michael Reinhardt und sein Ärzte-Team stellen eine detaillierte Diagnose und empfehlen dann die
best wirksame Therapie: Medikamente, eine Radiojod-Therapie wie sie bei Karen W.
angewandt wird, oder eine Operation, auf
die das Pius-Hospital ebenfalls spezialisiert
ist. „Die Radiojod-Therapie wird bei gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen weltweit sehr erfolgreich eingesetzt
und gilt als erste Methode der Wahl“, erläutert Michael Reinhardt. „Sie wirkt gezielt auf alle überaktiven Schilddrüsenzellen - und nur auf diese. Und das völlig ohne Narkose oder einen Eingriff, also nicht
invasiv.“
Hotelservice im Krankenhaus
Neue Maßstäbe in der
Krebs-Diagnostik:
PET-CT
Mit der innovativen Diagnose-Technologie PET/CT setzt die Klinik für Nuklearmedizin im
Pius-Hospital neue Impulse in der Krebs-Diagnostik für den ganzen Nordwesten. Darüber hinaus
bietet die Klinik das gesamte nuklearmedizinische Spektrum an und ist vor allem in der
Schilddrüsen-Diagnostik und -Therapie überregional etabliert.
e
s ist Donnerstagmittag. Die Sonne hat
sich endlich gegen Wind und Regen
durchgesetzt. Warme Strahlen tanzen auf
dem kleinen Balkon. Karen W. hat einen
Stuhl nach draußen gestellt und hält ihr Gesicht wohlig ins Licht. „Es geht mir echt gut
hier“, schreibt sie in ihr Notizbuch. „Ich
kann mich tatsächlich richtig entspannen,
bekomme leckeres Essen und werde ansonsten von niemandem belästigt. Hätte nicht
gedacht, dass ich die Therapie so überhaupt
nicht spüre. Hoffe nur, sie wirkt trotzdem.“
Ja, die Therapie wirkt. Und dass Karen W.
keine Nebenwirkungen spürt, ist völlig nor-
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mal. Vor zwei Tagen hat sie eine Kapsel mit
Jod131 geschluckt, das seitdem ihre Schilddrüse von innen heraus kuriert. Jod 131 ist
ein radioaktives Isotop des herkömmlichen
Jods mit einer Halbwertzeit von knapp acht
Tagen und sendet in einem Radius von
0,5mm Betastrahlung aus. Da kein anderes
Organ als die Schilddrüse Jod aufnimmt,
landet Jod131 gezielt nur in dem erkrankten Bereich und kann hier das kranke Gewebe bestrahlen ohne den Rest des Körpers
zu belasten. „So optimal könnten wir das
Ziel mit keiner Bestrahlung von außen erreichen, hat mir Prof. Reinhardt erklärt“,
schreibt Karen W.
Die Schilddrüse machte ein
nervliches Wrack aus ihr
Eine Schilddrüsenüberfunktion hat die
37jährige Verlagskauffrau in den letzten
Monaten in ein nervliches Wrack verwandelt: „Am Anfang war ich noch stolz auf
meine Leistungsfähigkeit“, notiert sie weiter. „Ich war ständig in Aktion, brauchte
kaum noch Schlaf, habe echt eine Menge
gewuppt und nebenbei auch noch in wenigen Wochen viele überflüssige Pfunde verloren. Aber irgendwann merkte ich, dass
das keine Hochleistungsphase war sondern
irgendwie krank. Ich war nur noch nervös,
zittrig, hatte Herzrasen und Durchfall. Und
an Schlafen war bald überhaupt nicht mehr
zu denken, selbst wenn ich völlig erschöpft
war.“ Als sie schließlich zum Arzt ging, war
die Diagnose schnell klar. Bei einer Szintigraphie der Schilddrüse wurde ein sogenannter heißer Knoten entdeckt, der das
Organ dazu brachte, übermäßig viele Hormone zu produzieren.
„Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das vor der Luftröhre unterhalb des Kehlkopfes liegt“, erklärt Prof. Dr.
Michael Reinhardt, Direktor der Klinik für
Nuklearmedizin im Pius-Hospital. „Durch
die Produktion und Ausschüttung der
Schilddrüsenhormone werden fast alle
Körperfunktionen beeinflusst, z.B. der
Stoffwechsel, die Kreislaufaktivität, die Gehirntätigkeit, Muskeltätigkeit, Wachstum
von Haut, Haaren und Nägeln, Sexualität
und Fruchtbarkeit sowie die Aktivität der
Verdauungsorgane.“ Karin W. kam mit ihrer Schilddrüsendiagnose in seine Ambu-
Die einzige Unannehmlichkeit entsteht
durch die Strahlenschutzbedingungen, die
in Deutschland strenger sind als in anderen
Ländern Europas oder in den USA. In diesen Ländern ist die Radiojod-Therapie eine
ambulante Behandlung. Bei uns aber müssen die Patienten für einige Tage isoliert
werden. Sie bekommen dafür eines der
großen und modernen Zweibettzimmer auf
der Station 2D im zweiten Stock des PiusHospitals, die fast alle einen Balkon nach
Süden haben. Besuch dürfen die Patienten
während des stationären Aufenthaltes allerdings nicht empfangen. „Unsere Patienten erleben diese Verordnung aber gar
nicht unbedingt als negativ“, hat Assistenzärtin Dr. Antje Wefer festgestellt. „Es hat
ja auch etwas für sich, wenn man mal ein
paar Tage voll und ganz zur Ruhe kommen
kann.“ Die Station ist darauf ausgerichtet,
den Aufenthalt so angenehm wie möglich
zu gestalten. Alle Zimmer sind mit Fernseher, Radio, Stereoanlage mit CD-Player,
Videorekorder, Internetanschluss und
natürlich Telefon ausgestattet, die Küche
bietet eine abwechslungsreiche Speisekarte
und erfüllt auch Sonderwünsche, „und die
Schwestern und Pfleger sind einfach unglaublich freundlich“ lobt Karen W. Die
meisten Patienten der 2D fühlen sich wie
Karen W. „fast wie im Hotel“, wie sie immer wieder in Patientenbefragungen formulieren.
Neben der Radiojod-Therapie bietet die
Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital auch das gesamte übrige Leistungsspektrum der Fachdisziplin an. Da die Klinik in
ein medizinisches Versorgungszentrum
eingebunden ist, sind alle Leistungen auch
ambulant für jeden Patienten nach Überweisung durch den Hausarzt verfügbar.
So zum Beispiel die Myokardperfusionsszintigraphie, einschließlich ergometrischer und aller medikamentösen Belastungsarten. Sie untersucht die Durchblutung der Herzkranzgefäße und wird zur
Abklärung bei Brustschmerzen und Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung
(KHK) eingesetzt. Sie erlaubt eine zuverlässige Abschätzung des Herzinfarktrisikos
- und das ohne einen Kathetereingriff. „Bei
Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für
eine KHK, insbesondere bei Diabetikern,
ist häufig eine vorbeugende Myokardperfusionsszintigraphie sinnvoll“, empfiehlt
Michael Reinhardt. „Viele Diabetiker haben Einschränkungen der Herzdurchblutung, ohne die typischen Symptome zu entwickeln. Wenn wir diese bei der Szintigraphie entdecken, schicken wir sie gezielt zur
Herzkatheteruntersuchung. Wenn jedoch
bei der Szintigraphie alles in Ordnung ist,
tritt in 99 Prozent der Fälle auch kein so genanntes kardiales Ereignis - also zu Beispiel
ein Herzinfarkt - ein.“
Die Myokardszintigraphie könne erheblich
dazu beitragen, unnötige Herzkatheteruntersuchungen zu verhindern, so Reinhardt.
In den USA wird beispielsweise nur bei
20% der Patienten mit Verdacht auf KHK
ein Herzkatheter durchgeführt. Und zwar
vor allem dann, wenn tatsächlich auch ein
Eingriff an den Herzkranzgefäßen notwendig ist.
NUKLEARMEDIZIN kompakt
Die Klinik für Nuklearmedizin hat acht Betten in
Ein- und Zweibettzimmern auf der Station 2D.
Jährlich werden hier rund 600 Patienten aus
dem gesamten Weser-Ems-Gebiet stationär behandelt. Etwa zehnmal so viele nutzen die ambulanten Sprechstunden im Bereich der Schilddrüsendiagnostik und aller anderen Bereichen
der nuklearmedizinischen Diagnostik. Insgesamt sind in der Klinik drei Fach- und Assistenzärzte, sieben Medizinisch-technische Assistentinnen, zehn Schwestern und Pfleger auf Station
- einschließlich Teilzeitkräfte - und ein Medizinphysiker beschäftigt.
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PIUS INTERN
Eine spezielle Form der Szintigraphie wird
zum Auffinden des so genannten WächterLymphknotens (Sentinel Lymph Node)
eingesetzt, der bei Krebsoperationen eine
bedeutende Rolle spielt. Das Pius-Hospital
ist eines der ersten Krankenhäuser, das diese Methode standardmäßig bei BrustkrebsOperationen und im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie auch bei Gebärmutterhalskrebs-Operationen einsetzt. Durch Injektion einer geringen Menge einer radioaktiven Substanz wird zunächst nur der unmittelbar mit dem Tumor in Verbindung
stehende Lymphknoten entdeckt und entfernt und mit einem Schnellschnitt auf
Krebszellen untersucht. Wenn er noch
nicht befallen ist, sind auch die übrigen
Lymphknoten mit großer Sicherheit gesund und müssen nicht mit herausoperiert
werden. Vielen Krebspatientinnen werden
so unnötige schwere Nachwirkungen einer
ausgedehnten Operation erspart.
PET/CT setzt neue Maßstäbe in
der Krebs-Diagnostik
Neue Impulse für den ganzen Nordwesten
setzt die Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital in der Krebs-Diagnostik. Seit
Mitte Mai steht hier nämlich ein PET/CTGerät. PET/CT ist eine in Deutschland
noch sehr junge Diagnose-Technologie, die
sich jedoch in den meisten anderen europäischen Ländern und in den USA längst
etabliert hat. Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Reinhardt gehört zu den ersten wissenschaftlich tätigen Medizinern in Deutschland, die sich mit der PET- und der
PET/CT-Diagnostik beschäftigt haben.
„Es ist aus meiner Sicht bei vielen Krankheitsbildern die Methode der Wahl“,
schwärmt Reinhardt. „Mit PET/CT können
Löwenzahn im Pius-Hospital
Info-Film über Lungenkrebs mit Peter Lustig
3,2 Tonnen High-Tech: so sieht das Innenleben des PET/CTs aus. Rundherum sind auf
drei Detektor-Ringen insgesamt 49 Detektoren angeordnet, die mit je 48 Kristallen
ausgestattet sind und die vom Körper ausgehende Positronenstrahlung auffangen.
wir sie - ohne operativen Eingriff - so frühzeitig diagnostizieren, dass wir sie in vielen
Fällen effektiver und zielgerichteter therapieren können als bisher.“
PET/CT kombiniert das moderne Röntgenverfahren der Computer-Tomographie
(CT) mit der so genannten PositronenEmissions-Tomographie (PET), die mit einer medizinischen, schnell abbauenden radioaktiven Substanz Stoffwechselvorgänge
im Körper bildlich darstellt. Die Grundidee
für dieses Verfahren lieferte der Nobelpreisträger Otto von Warburg bereits im
Jahr 1924. Er wies nämlich nach, dass bösartige Tumore einen verstärkten Stoffwechsel haben. „Krebszellen setzen zum
Beispiel mehr Traubenzucker (Glukose)
um, als gesunde Zellen im selben Gewebe
in derselben Zeit“, erklärt Michael Reinhardt. „Mit Hilfe einer schwach radioaktiv
markierten Glukose können wir Stoffwechselvorgänge im ganzen Körper abbilden
und bösartige Zellen exakt im PET/CT er-
kennen. Wir können genau zeigen, wo sie
liegen, wie sie sich ausbreiten, ob und wie
die umliegenden Organe betroffen sind.
Sind bereits Lymphknoten befallen? Gibt
es weitere Metastasen? Mit PET-CT spüren
wir sie auf.“
Sogar bisher unentdeckte Krebserkrankungen kann das PET/CT entdecken. „Wir setzen es allerdings nicht zur ersten Diagnose
ein. Es ist aber in der Krebsnachsorge hilfreich“, so Reinhardt. „PET/CT kann uns
frühzeitig warnen, wenn sich ein so genanntes Rezidiv bildet, und wir können
schnell die richtige Therapie einsetzen.“
Auch der Erfolg einer Strahlen- oder Chemotherapie kann mit der neuen DiagnoseTechnik frühzeitig überprüft werden. Und
zwar bereits während sie noch läuft. „Wir
können kurzfristig darstellen, ob und wie
sich der Tumor-Stoffwechsel unter der
Therapie verändert und können ebenso
kurzfristig gegebenenfalls die Therapie anpassen.“
Schwerpunkte DER KLINIK
❚ PET/CT zur Krebs-Diagnostik
❚ Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen
❚ Behandlung von
Schilddrüsenerkrankungen durch
Radio-Jod-Therapie
❚ Szintigraphische Diagnose von
Erkrankungen des Herzens, der Nieren,
der Lungen, der Knochen, des Gehirns
und von anderen Organen.
❚ Sentinel-Lymph-Node Szintigraphie bei
Brustkrebs in Zusammenarbeit mit dem
Oldenburger Brustzentrum und der
Klinik für Gynäkologie im Pius-Hospital
❚ Diagnose und Therapie
Neuroendokriner Tumore (geplant)
❚ Radio-Immun-Therapie von
Non-Hodgkin-Lymphomen
❚ Palliative Schmerztherapie
von Knochenmetastasen
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Generationen von Kindern kennen und lieben Peter Lustig, die Gallionsfigur von „Löwenzahn“. Was nur wenige wissen: Peter Lustig hatte vor
25 Jahren Lungenkrebs. Seitdem lebt er mit nur einem Lungenflügel.
Jetzt engagiert er sich aktiv in der Selbsthilfe. Zusammen mit Lungenkrebs-Spezialisten im Pius-Hospital Oldenburg hat er drei InformationsFilme gedreht.
Wie funktioniert die Lunge? Was passiert, wenn wir rauchen? Warum
kriegen Menschen Lungenkrebs? Und vor allem: Was machen die im
Krankenhaus mit Krebspatienten?
Peter Lustig will alles wissen. Zum Glück hat er einen Bekannten, der ihm
helfen kann – so erzählt es der Film: Prof. Dr. med. Frank Griesinger ist
Direktor der Abteilung für internistische Onkologie im Pius-Hospital in
Oldenburg und ein bundesweit renommierter Lungenkrebs-Experte. Er
brachte Peter Lustig mit den verschiedenen Spezialisten zusammen, die
bei der Lungenkrebs-Behandlung zusammenarbeiten: Pneumologen,
Radiologen, Thorax-Chirurgen, Onkologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten. Das Pius-Hospital ist eines der wenigen Krankenhäuser
in ganz Deutschland, die alle Säulen der Lungenkrebs-Medizin unter
einem Dach vereinen.
In bewährter Löwenzahn-Manier stellt Peter Lustig die ganzen Fragen,
die Patienten und Angehörige oft genug nicht in Worte fassen können.
Zu tief sitzt meist der Schock nach der ersten Diagnose. Und eh man
sich versieht, wird man durch Röhren geschoben, bekommt man einen
Schlauch in die Kehle, muss Begriffe wie PET/CT und MRT, Bronchoskopie, Chemo- und Strahlentherapie oder zielgerichtete Therapie auseinander halten.
„Es ist ein ungeheurer Informationsbedarf da, gerade bei einer solchen
Krankheit“, weiß Barbara Baysal, Vorsitzende der Selbsthilfe Lungenkrebs
in Berlin, in deren Auftrag die Filme mit Peter Lustig gedreht wurden.
„Und es ist wichtig, dass die Informationen so aufbereitet werden, dass
gerade auch Laien sie verstehen. Wir haben deshalb ganz bewusst auf
das Image von Peter Lustig gesetzt. Auch wenn unsere Lungenkrebs-Informationsfilme natürlich nicht für Kinder gedacht sind, sondern in erster
Linie für Patienten und Angehörige. Und die Spezialisten im Pius-Hospital
haben das sehr beeindruckend mit gemacht.“
Insgesamt sind drei Informationsfilme mit Peter Lustig entstanden:
Ein allgemeiner Film über das Atmen und die Lunge, einer über die vielen
Untersuchungen, die zusammen eine präzise Diagnose ermöglichen und
einer über modernste Behandlungsmethoden. Die drei Filme wurden in
einer Kick-Off-Veranstaltung im Sony-Center Berlin der bundesweiten
Presse präsentiert und allen Fernsehsendern in Deutschland zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai zur Verfügung gestellt. Jetzt laufen die Filme
im Internet auf den Seiten der Selbsthilfe Lungenkrebs. Die Seiten der
Deutschen Krebsgesellschaft und des Pius-Hospitals Oldenburg sind
mit den Filmen verlinkt.
Dank für 35 Jahre
Klinikdirektorin Dr. Annelies von Düffel
geht in den Ruhestand
Die Direktorin der Klinik für
Anästhesie und interdisziplinäre
Intensivmedizin, Frau Dr. med.
Annelies von Düffel, ist nach 35
Jahren Pius-Hospital in den Ruhestand gegangen. Jetzt freut sich
die engagierte Ärztin „erst einmal auf das Gefühl: Ich kann,
wenn ich will, jetzt vier Wochen
am Stück Urlaub machen.“
Anschließend, so Annelies von
Düffel weiter, „werde ich meine
Erfahrungen als Ärztin weiterhin
an einer Stelle einbringen, wo sie gebraucht werden.“
Annelies von Düffel kam 1973 als Assistenzärztin ins Pius-Hospital und blieb nachdem auch ihr Ehemann in Oldenburg beruflich
gebunden war, ein ganzes Berufsleben lang an der Klinik für
Anästhesie und Intensivmedizin, zunächst als Fachärztin, dann
als Oberärztin, Leitende Ärztin und seit 2001 gemeinsam mit Dr.
Rolf Schaper als Klinikdirektorin.
Im Laufe dieser Jahrzehnte hat Annelies von Düffel miterlebt,
wie sich die Anästhesie aus einem Nischendasein zu einer bedeutenden medizinischen und wissenschaftlichen Fachdisziplin
und zu einer der sichersten Methoden in der modernen Medizin
entwickelt hat. „Die Klinik, die sie gemeinsam mit Rolf Schaper
leitet, gehört heute zu den wichtigsten Schnittstellen für alle
Fachbereiche unseres Krankenhauses,“ zog Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink in ihrer Dankesrede an die scheidende
Klinikdirektorin Bilanz. „Ohne Anästhesie ist ein Krankenhaus
nicht denkbar, denn sie ermöglicht erst, dass Patienten operiert
werden.”
Personalien
❚ Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten
In Kooperation mit dem Bildungszentrum St. Hildegard, Osnabrück, bietet das Pius-Hospital in diesem Jahr erstmals eine Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten an. Nähere Informationen unter 0441/229 2104.
❚ 40 Jahre im Pius-Hospital
Frau Angelika Gode und Schwester Dorothea Rehme feierten ihr
40jähriges Dienstjubiläum. Angelika Gode ist seit 1. Februar
1968 in der Hauswirtschaft tätig. Schwester Dorothea trat am
1. April 1968 ihren Dienst im Pius-Hospital an und arbeitet seit
sechs Jahren auf der Station 2d. – Insgesamt feierten in diesem
Jahr bisher 66 Pius-Mitarbeiter ihr 10-, 15-, 20-, 25-, 30-, 35- oder
gar 40-jähriges Dienstjubiläum.
❚ Examen Intensiv- und Anästhesiepflege
Nach zwei Jahren berufsbegleitender Weiterbildung haben
14 Teilnehmer aus dem Pius-Hospital, den Kooperationshäusern
in Emden, Varel, Brake und Wilhelmshaven und von der Bundeswehr ihr Examen bestanden und die staatliche Anerkennung als
Fachkraft für
Intensiv- und
Anästhesiepflege erworben.
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GANZHEITLICH
„Die Milch macht´s“ - wer kennt ihn nicht, den eingängigen Werbeslogan.
Doch für nicht wenige Menschen ist der Genuss von Milch oder Milchprodukten
ganz und gar kein gesunder Genuss. Sie leiden an einer Laktose-Intoleranz.
Milch
Wenn
krank macht...
LAKTOSE-UNVERTRÄGLICHKEIT IST WEIT VERBREITET
d
iese Milchzuckerunverträglichkeit
kann sich auf vielfältige Weise
äußern: Symptome können unter anderem Blähungen, Durchfälle, Darmkrämpfe, Übelkeit und Völlegefühl nach
dem Genuss von Milch oder Milchprodukten sein. Oft haben Betroffene eine lange
Leidensgeschichte hinter sich, bis die Laktose-Intoleranz diagnostiziert wird.
Bei Milchzuckerunverträglichkeit wird
mit der Nahrung aufgenommener Milchzucker aufgrund von fehlender oder verminderter Produktion des Verdauungsenzyms Laktase nicht oder nur unvollständig
verdaut. Laktase spaltet den Milchzucker
in die verwertbaren Zuckerarten Galaktose und Glukose. „Ist nicht genügend Laktase vorhanden, gelangt ungespaltener
Milchzucker in den Dickdarm und wird
dort von den Darmbakterien fermentiert.
Die Gärungsprodukte führen dann zu den
unangenehmen Symptomen“, erläutert
Dr. Jens Kühne, Facharzt für Innere Medizin und Leitender Arzt für Gastroenterologie am Pius-Hospital.
Die Mehrzahl der Weltbevölkerung kann
Milchzucker nicht vollständig verwerten.
Sie gilt als häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit überhaupt.
(Quelle: Verein für Laktose-Intoleranz).
Laktasemangel kann
verschiedene Ursachen haben
Die häufigste Form ist der physiologische
(natürliche) Laktasemangel. Säuglinge produzieren das Verdauungsenzym normalerweise in ausreichender Menge. Nach der
Entwöhnung verringert sich die erzeugte
Laktasemenge jedoch je nach Weltregion
unterschiedlich: Während die Mehrzahl
der erwachsenen mittel- und südasiatischen Bevölkerung überhaupt keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet vielen Bewohnern Nordeuropas und des nahen
Ostens oder den sibirisch/mongolischen
Völkern Milchzucker meist keine Probleme. Grund ist die Kultur: In diesen Regionen wird seit Jahrhunderten Milchwirtschaft betrieben.
Aber auch Erkrankungen des Verdauungssystems (z.B. chronisch-entzündliche
Erkrankungen wie Morbus-Crohn) können die laktaseproduzierenden Zellen so
schädigen, dass die Produktion des Enzyms vorübergehend beeinträchtigt ist; in
seltenen Fällen kann es zu einer lebenslangen Laktose-Intoleranz kommen.
Operationen im Magen-Darm-Trakt können ebenfalls eine Milchzuckerunverträglichkeit auslösen.
Diagnose und
Behandlungsmöglichkeiten
Ein H2-Exalationstest (H2-Atemtest) gibt
schnell Aufschluss über eine mögliche Unverträglichkeit. Nach der Einnahme von
Milchzucker wird in regelmäßigen Abständen der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen - Wasserstoff ist ein Stoffwechselprodukt der Bakterien im Dickdarm, der
bei der Fermentation des Milchzuckers entsteht und mit der Atemluft abgeatmet wird.
Laktasemangel ist zwar nicht heilbar, die
Auswirkungen können jedoch durch eine
Ernährungsumstellung auf milchzuckerarme Kost auf ein Minimum reduziert werden. Im Pius-Hospital stehen den Betroffe-
nen ausgebildete Ernährungsberater wie
Beate Reinhard zur Seite: „Wir beraten und
helfen auch gern bei der Erstellung eines
Ernährungsplans“, sagt die Diätassistentin.
Zudem gibt es mittlerweile zahlreiche Ratgeber, Lebensmittellisten und Kochbücher.
Eine andere Möglichkeit ist, die Laktasezufuhr in Form von entsprechenden pharmazeutischen Produkten, die es rezeptfrei in
der Apotheke gibt. „Die Dosierung ist Erfahrungssache, das bekommen die Betroffenen in der Regel schnell heraus“, weiß
Dr. Kühne.
Fermentierte Nahrungsmittel wie Joghurt,
Quark oder Käse enthalten zum Teil auch
noch Laktose. Die Menge hängt vom Herstellungsprozess, der Menge der Milchzucker abbauenden Bakterien in der Milch
sowie dem Reifungsprozess und der -dauer
bei Käse zusammen. Grundsätzlich kann
man sich an einer Faustregel orientieren: Je
länger der Reifungsprozess, desto geringer
der Laktoseanteil. Deshalb wird z.B. traditionell hergestellter und ausgereifter Parmesan häufig vertragen, junger Gouda jedoch nicht.
Minus L - genießen ohne Laktose
Im Handel gibt es laktosereduzierte bzw. freie Milchprodukte. Unter dem Namen
„Minus L“ finden Betroffene verträgliche
Milchprodukte von der Milch über Käse,
Joghurt und Quark bis hin zu Sahne.
Wichtig zu wissen ist, dass Laktose auch
vielen Produkten wie Brot, Fertiggerichten, Würzmischungen, Wurstwaren, mariniertem Fleisch, Bonbons, Speiseeis oder
Schokolade zugesetzt wird.
Mögliche Gefahren erkennen
Es kommt häufig vor, dass Betroffene aufgrund ihrer Laktose-Unverträglichkeit
Milch und Milchprodukte strikt meiden. Da
diese Lebensmittel Hauptlieferanten des
wichtigen Mineralstoffs Calcium sind, der
unter anderem für die Stabilität des Knochengerüstes mitverantwortlich ist, besteht
bei diesen Menschen unter anderem die Gefahr einer Osteoporose. Bei Vegetariern,
deren Haupt-Eiweißlieferant meist Milchund Milchprodukte darstellen, kann es zudem zu einem Eiweißmangel kommen.
Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung
sehr wichtig, betont Dr. Kühne. Grundsätzlich lasse es sich mit einer Laktose-Intoleranz sehr gut leben. „Viele Betroffene sind
froh, endlich zu wissen, was ihre Beschwerden verursacht und dass es sich um keine
ernsthafte Erkrankung handelt“.
Weitere Informationen und Rezepte zur
laktosefreien Ernährung gibt es unter
www.ernaehrung.de
L A K TO S E I N L E B E N S M I T T E L N :
Laktosehaltige Lebensmittel:
❚ Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch
❚ Milchpulver
❚ Käse
❚ Joghurt, Frischkäse
❚ Eiscreme
❚ Milchschokolade
❚ Kaffeeweißer
❚ Trinkschokolade
❚ Gebäck, Kuchen
❚ Sahne, saure Sahne
❚ Fertigprodukte (Zutatenliste beachten!)
❚ bestimmte Medikamente
❚ Nahrungsergänzungsmittel
Lebensmittel mit geringem
Laktosegehalt:
❚ Hartkäse
❚ Butter
❚ Margarine
Laktosefreie Lebensmittel:
❚ Obst
❚ Gemüse
❚ Kartoffeln, Nudeln, Reis
❚ Fleisch
❚ Wurst, Wurstwaren
(Zutatenliste beachten!)
❚ Brot (Zutatenliste beachten!)
❚ Sojaprodukte
BUCHTI PP:
Mini C & Tanya Carr
„Genussvoll Kochen bei Laktose-Intoleranz”
Verlag Droemer Knaur
„Wir beraten und helfen auch gern
bei der Erstellung eines Ernährungsplans“
Beate Reinert, Diätassistentin im Pius-Hospital
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PFLEGE
Schuheanziehen erleichtern, fallen unter
diesen Begriff.
„Unser Ziel dabei ist es, die Pflegetätigkeiten zu erleichtern und zugleich unseren Patienten das Leben mit ihrer Krankheit so
angenehm wie möglich zu gestalten“, erklärt Bärbel Tomaszewski. „Wer sich nach
einer Gelenkoperation zum Beispiel nicht
bücken darf, möchte sich vielleicht trotzdem selbstständig anziehen. Oder wer nach
einem Schlaganfall Schwierigkeiten mit der
Feinmotorik der Finger hat, möchte trotzdem selbst essen können.“
Für letzteres gibt es spezielle Hilfsmittel:
Besteck mit besonders breiten, weichen
Griffen, die man in alle Richtungen verbiegen kann. „Wir können das Besteck exakt
der individuellen Fingerhaltung anpassen“,
so Kerstin Qereti. Zusammen mit speziellen Brettern, auf denen sich beispielsweise
eine Scheibe Brot fixieren lässt, können
auch Patienten, deren Feinmotorik eingeschränkt ist, selbstständig essen. Beim Anziehen greifen die Hilfsmittel-Expertinnen
ein bisschen in die Trickkiste: „Es gibt spezielle langstielige Greifzangen, mit denen
man ohne sich zu bücken etwas vom Boden
aufheben kann“, führt Bärbel Tomszewski
aus. „Die eignen sich auch hervorragend
zum Greifen und Hochziehen von Unterwäsche und Socken.“
Stationsübergreifendes Netzwerk
KLEINE HELFER
mit großer Wirkung
m
So genannte „Pflegehilfsmittel”
erleichtern Patienten den Alltag
und fördern die Eigenständigkeit.
Im Pius-Hospital sorgen zwei
Pflege-Expertinnen dafür, dass
alle Stationen mit Pflegehilfsmitteln versorgt werden.
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änner haben es gut! Selbst wenn
sie ans Bett gefesselt sind und
nicht einmal für die nötigsten Bedürfnisse
aufstehen dürfen, bleibt ihnen die „Bettpfanne” (Steckbecken) teilweise erspart.
Zumindest für das „kleine Geschäft“ gibt es
anatomisch angepasste Plastikflaschen, die
man(n) sehr gut im Liegen verwenden
kann. „Auch für Frauen sind ähnliche Hilfsmittel in der Entwicklung“, weiß Schwester
Kerstin Qereti. „Aber bisher hat uns noch
kein Produkt überzeugt.“
Kerstin Qereti ist Bereichsleiterin der
neuen Station EC, auf der vor allem Patienten der Klinik für Innere Medizin untergebracht sind. Gemeinsam mit Schwester Bärbel Tomaszewski steuert Kerstin
Qereti den Einsatz von so genannten Pflegehilfsmitteln im Pius-Hospital. Dazu gehören Urinflaschen ebenso wie spezielle
Lagerungshilfen, besondere Matratzen
oder Auflage zur Dekubitusprophylaxe
(s. PIA I/2008). Auch Gehhilfen, Sitzerhöhungen oder spezielle Bestecke, die alltägliche Handgriffe, zum Beispiel das
Wie wird man Pflegehilfsmittel-Expertin?
Diese Aufgabe ist eher nebenbei auf sie zugekommen, berichten die beiden. Im Rahmen ihrer Weiterbildung für leitende Positionen in der Pflege haben sie ein Praktikum zum Thema Pflegeorganisation absolviert und sich in diesem Zusammenhang
systematisch mit dem Einsatz von Pflegehilfsmitteln im Pius-Hospital befasst. Nun
sind die Schwestern Teil eines Netzwerkes
von Experten mit verschiedenen Spezialkenntnissen, das stationsübergreifend für
das gesamte Pius-Hospital zur Verfügung
steht. Das heißt, sie können mit ihrem besonderen Fachwissen auf allen Stationen
tätig werden oder beratend zur Seite stehen. Ziel dieses Netzwerkes ist es, mit wenigen Fachkräften viel Kompetenz und geballtes Fachwissen für das gesamte Haus
zur Verfügung zu stellen. So gibt es zum
Beispiel auch Pflege-Experten für Dekubitusprophylaxe oder stationäre Wundversorgung (PIA berichtete).
Was genau zählt nun aber zu den so genannten Pflegehilfsmitteln? „Im Prinzip alles, was zur Erleichterung der Pflege, zur
Linderung der Beschwerden der Pflegebedürftigen oder zur Ermöglichung einer
selbstständigen Lebensführung beiträgt“,
erklärt Bärbel Tomaszewski. Dazu zählen
unter anderem Gehhilfen wie Rollatoren
und Unterarmgehstützen (umgangsprachlich auch „Krücken“ genannt) ebenso wie
elektrisch betriebene Treppenlifter oder andere Hilfsmittel, zum Beispiel Sitzerhöhungen Keilkissen oder Lagerungsrollen und
vieles mehr. Besonders gern nutzen die
Pflegekräfte im Pius-Hospital einen ganz
speziellen fahrbaren Nachtstuhl. „Patienten, die mehr als 120 Kilo wiegen, haben
mit den klassischen Nachtstühlen ein Problem“, berichten die beiden Schwestern.
Aus diesem Grund gibt es den „XXLNachtstuhl“. Dieser ist breiter und aus einem speziellen Kunststoff: Das macht ihn
wesentlich stabiler und auch für fülligere
Patienten komfortabel. So komfortabel,
dass er gern auch einmal „zweckentfremdet“ wird: „Wir nutzen diesen Nachtstuhl auch gern mal, um Patienten bequem
zu Untersuchungen zu bringen“, erzählt
Bärbel Tomaszewski.
Die beiden Pflegehilfsmittel-Expertinnen
sind auch für Patienten, die zu Hause weiter gepflegt werden müssen, eine große
Hilfe. „Wir können Hilfsmittel empfehlen
und teilweise üben wir deren Benutzung
bereits hier in der Klinik, damit der Umgang zu Hause später leichter fällt“, so
Kerstin Qereti.
Die Kosten für notwendige, anerkannte
Hilfsmittel werden übernommen. Die Versicherten leisten eine entsprechende Zuzahlung. Diese entfällt, wenn das Hilfsmittel leihweise überlassen wird. Darüber, ob
und in welchem Umfang im einzelnen die
Kosten für Hilfsmittel übernommen werden, informieren Pflege- und Krankenkassen, Pflegeberatungen und Sanitätsfachgeschäfte.
Beim Ausfüllen der entsprechenden Antragsformulare hilft der Soziale Dienst im
Pius-Hospital: Die Mitarbeiter Josef Roß,
Ulrike Schmidt-Baumscheiper und Doris
Ziervogel unterstützen sowohl Patienten
als auch deren Angehörige. Soweit erforderlich, findet das Team auch Unterstützung im Kontakt mit Kranken- und Pflegekassen oder anderen Behörden.
„Es gibt spezielle langstielige
Greifzangen, mit denen man
ohne sich zu bücken etwas
vom Boden aufheben kann“
Beantragung
von Pflegehilfsmitteln
Im Rahmen der häuslichen Versorgung haben Versicherte einen Anspruch auf Hilfsmittel. Dieser Anspruch besteht unabhängig von der Pflegestufe. Solche Hilfsmittel
können zum Verbrauch bestimmte Mittel
oder technische Produkte sein. Im so genannten Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Kassen sind die Hilfsmittel zusammengefasst, die der Leistungspflicht der
Kranken- und Pflegekassen unterliegen.
Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs
sowie Medikamente sind hier nicht enthalten.
Im Hilfsmittelverzeichnis wird nach Produktgruppen unterschieden, d.h. es gibt
Hilfsmittel:
■ zur Erleichterung der Pflege
■ zur Körperpflege/Hygiene
■ zur selbstständigen Lebensführung/
Mobilität
■ zur Linderung von Beschwerden
■ zum Verbrauch bestimmte und
Sonstige.
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KUNST UND KULTUR
GENUSS unter der Glaskuppel
KLEINSKULPTUREN von
Werner Ratering im Pius-Foyer
Ausstellung vom 9. Juni bis 31. Juli
Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher
und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet,
über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen
Snacks. Helle freundlichen Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum
Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige!
Zur Mitte
des Menschen
„Ich sehe mich durchaus in der
Tradition der megalithischen
Steinsetzungen unserer
Vorfahren“, bekennt der
Bildhauer Werner Ratering.
Er erkennt in dieser frühen Kunstform die
Fähigkeit, „in direkten Kontakt mit den
Kräften der Erde“ zu treten, und ein „tiefes
Verständnis für die Balance der kosmischen Kräfte.“ Dieser Tradition folgend, arbeitet Ratering daher vor allem mit ursprünglichen Materialien: mit Naturgestein
aus früheren Erdzeitaltern und mit Edelmetallen wie Gold und Bronze. Als Künstler am Beginn des 3. Jahrtausends möchte
er zugleich den Bogen spannen zur zeitgenössischen avantgardistischen Wahrnehmung.
Seine Skulpturen sind daher weder alt noch
modern. Sie sind pur da und wirken – so die
Absicht des Künstlers – unmittelbar „zur
Mitte des Menschen“. Tatsächlich sprechen seine eigenwilligen Formen und Kompositionen nicht nur das Auge an sondern
ebenso den Tastsinn. Man möchte diesen
rauen Stein berühren, seine Unebenheiten
tasten, überraschend glattes Metall fühlen.
Und vielleicht strahlen die Skulpturen
wirklich ein unerklärliche harmonische Energie aus. Besucher, Patienten und Mitarbeiter des Pius-Hospitals können sich selbst
ein Bild machen. Das Pius-Hospital zeigt
vom 9. Juni bis 31. Juli 2008 in der Eingangshalle eine Ausstellung mit Kleinskulpturen von Werner Ratering.
Ein weiteres – und deutlich größeres –
Kunstwerk des Bildhauers hat schon vor
Jahren seinen festen Platz im Pius-Hospital gefunden: Die beiden teilweise golden
schimmernden Stein-Säulen im Atrium
der Cafeteria sind ebenfalls von Werner
Ratering.
Werner Ratering wurde 1954 in Bad Bentheim geboren. Er studierte an der Fachhochschule und an der Kunstakademie
Münster. Seit 2005 lehrt er an der Universität Bielefeld. Als freischaffender Künstler
hat er zahlreiche Preise gewonnen und ist an
Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt.
NEUES aus der Pius-Bücherei
Hörbuch-Tipp: Ein Mann, ein Fjord! Gelesen von Hape Kerkeling
Norbert Krabbe, arbeitsloser Bürokaufmann und leidenschaftlicher Preisrätsel-Teilnehmer, gewinnt einen Fjord und eine Blockhütte auf den Lofoten. Ohne Geld begibt er sich mit seiner Tochter auf einen abenteuerlichen Trip nach Norwegen. Unterwegs machen sie die merkwürdigsten Bekanntschaften. Immer verfolgt von seiner Frau Birgit, die ihrem Mann die gute Nachricht von einem 500.000 Euro-Lottogewinn überbringen will.
Eine rasante Komödie voller Missverständnisse. Hape Kerkeling spricht alle Rollen (gut ein Dutzend) selbst!
Focus-Hörbuchpreis 2007
Abdullah, Kader: Das Haus an der Moschee
Die Patientenbibliothek
im Pius-Hospital ist montags bis
freitags jeweils von 12.30 Uhr bis
13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PiusHospitals sind als Leser willkommen.
Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel
kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen.
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Im Haus an der Moschee wohnt der angesehene Teppichhändler
Agha Djan und seine Familie. Über Generationen stellen sie den
Imam, leben respektiert und friedlich. Die islamisch geprägten
Traditionen bestimmen ihr Leben, das Leben der Stadt und des
Landes, das anfangs noch Persien heißt. Langsam, fast unmerklich, doch dann immer schneller zerbröseln diese Traditionen. Die
Großfamilie
wird schließlich durch
islamische Revolution
KhoDie Patientenbibliothek
imdie
Pius-Hospital
befindet sich
in der 1. Etage im Zimmer 106
meinis zerrissen.
und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch MitarDas außergewöhnliche
poetisch
ergreifend sind
geschriebeiterinnen und Buch,
Mitarbeiter
desund
Pius-Hospitals
als Leser willkommen. Die Biblioben, gewährt
einen
tiefen
Einblick
in die Geschichte
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Irans.Bücherwagen auf die Stationen.
thekarin
Sylvia
Hoheisel
kommt
außerdem mit
Der 53-jährige Schriftsteller Kader Abdullah flüchtete 1988 aus politischen Gründen von Teheran nach Holland.
Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de
Cafeteria im Atrium
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
ÖFFNUNGSZEITEN:
montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr
samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr
Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice,
Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40
„Wenn Gott
nicht das Haus baut,
so arbeiten umsonst, die daran bauen.
Wenn Gott nicht die Stadt behütet,
so wacht der Wächter umsonst.“
Psalm 127,1
Pfarrer Klaus H. W. Backhaus,
evangelischer Seelsorger
am Pius-Hospital
„So arbeiten umsonst ... , so wacht der Wächter umsonst ...„
Nein, ich will nicht, dass ich umsonst arbeite, mich vergeblich abrackere
und umsonst wachsam mit anderen Menschen und mir selbst bin.
„Wenn Gott nicht das Haus baut ... Wenn Gott nicht die Stadt behütet ...” Ich höre aus diesen Worten: Gott will in
meinem Planen, Bauen und Wohnen einbezogen sein. Ohne Gottes Segen ist alles vergebliche (Liebes-) Mühe.
Welch eine Relativierung unserer Geschäftigkeit, unseres Eifers, unserer Rastlosigkeit. „Seinen Freunden gibt er es
im Schlaf“, so heißt es in der Mitte des Psalms. Da ist also noch etwas anderes als Mühe und Arbeit. Es wäre darum zu wenig, wenn wir rückblickend einander nur dies zu sagen hätten: „Müh´ und Arbeit war sein/ihr Leben ...“
Leben ist mehr. Wir sehnen uns danach, mehr zu leben. Jeden Tag eine kreative Pause, ein Atemholen der Seele,
die nötige Ruhe. Die Mitte des Psalms lässt sich auch so verstehen. Gott will nicht, dass wir uns überfordern, sondern gibt, gönnt uns den Schlaf.
Haus und Stadt sind elementare Symbole für Geborgenheit und Schutz. So versuchen Sie einmal in der nächsten
Zeit Ihr Haus/Ihre Wohnung und die Stadt, das Dorf, in dem Sie leben, bewusst zu genießen. Das Dach über dem
Kopf, den Raum, in dem wir uns wohl fühlen, in dem ich mit der Familie kommuniziere und Freundschaften pflege, mich zurückziehen und ausruhen kann. Gleichzeitig erschrecken wir, wenn wir daran denken, wie viele Menschen keine Bleibe haben, keinen Wohnort und Arbeitsplatz, der ihnen Sicherheit gibt.
Wenn ich in den kommenden Tagen unterwegs bin in meiner Stadt, will ich mir mehr Zeit lassen für den einen
oder anderen mir bekannten Menschen, dem ich begegne. Mich an den Menschen freuen, mit denen mich gemeinsame Interessen verbinden, welche mir zugetan sind und mit mir neben all dem Schönen die Erfahrung der
Verunsicherung teilen. Auf Menschen zugehen, die mir fremd, manchmal unangenehm sind, denen ich lieber aus
dem Weg gehe.
Wir könnten in der kommenden Zeit auf die „Bausteine“ achten, mit denen Gott das Haus baut, auf den Mörtel des
Zusammenhalts und auf Gottes Art, eine Stadt, ein Dorf und auch ein Krankenhaus zu behüten. Ein Lebenshaus,
auf festen Grund gebaut, damit es nicht wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Ein offenes Haus, in dem Menschen
willkommen sind.
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