Österreichischer Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst Die Präsentation von Bruce Nauman (*1941 in Fort Wayne, USA) ist einem der herausragenden Künstler der Gegenwart gewidmet. Gezeigt werden 15 großformatige Zeichnungen für Installationen. Die „drawings for installations“ sind zwischen 1970 und 2002 entstanden. Die letzten Entwürfe aus 2002 zu „mapping the studio“ werden durch die entsprechende Videoarbeit begleitet. Ein Interview das Chris Dercon mit dem Künstler geführt hat, gibt Einblick in die Denk- und Arbeitsweise von Bruce Nauman. Nauman, der seit 1989 in New Mexico lebt, bewahrt bis heute den Anspruch den Raum erfahrbar zu machen. Seine Skulpturen und Installationen lassen sich durchwandern, erleben, betasten. Früh eingesetztes dramaturgisches Mittel sind jene engen, manchmal farbig ausgeleuchteten Korridore, in denen man unerwartet auf andere Besucher trifft und ihnen nur mit Mühe aus dem Weg gehen kann. Nauman installiert Kameras und Monitore in seine räumlichen Installationen, die oft auch Geschehnisse und Besucher selbst in das Werk miteinbeziehen. „A lot of the early installations are about making a space that might at first appear not to be anything that much out of the ordinary, and then you realize that the space isn’t exactly what you expected. The walls or the light or something is happening and you’re not quite sure how to categorize it.“ Ungeachtet des unterschiedlichen historischen Zeitpunkts und Kontexts, in denen sie tätig sind und waren, gibt es eine sehr klare Beziehung zwischen Kieslers und Naumans Haltung und Interesse an der Wechselbeziehung zwischen Betrachter, Raum, Objekten und Konzepten. Die Annäherung an das Potenzial von Kunst und Sprache stellt ebenso eine Parallele zu Kieslers Künstlerfreund Duchamp dar. Die Auseinandersetzung mit Sprache und das kontinuierliche Spiel von Bedeutungen und den Handlungen, die aus der Kommunikation und ihren Regeln resultieren, verbindet Nauman mit einem anderen Wiener Theoretiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Ludwig Wittgenstein. Die Parallelen zwischen Kieslers und Naumans Werken sind mannigfaltig: Sie erfinden Theater der Erfahrungen, in denen sie die Trennung von Betrachter und Objekt aufheben; sie untersuchen die Endlosigkeit des Raumes und formen neue räumliche Topologien; beide scheuen sich nicht vor schwarzem Humor und der Theatralik des Unheimlichen; beide konstruieren neue Betrachtungsapparate; beide entwerfen „Funhouses“, von Bühnen zu Karussellen. Beide halten an einer konstruktivistischen visuellen Pädagogik fest, wobei körperliche Erfahrungen die Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt aufheben. Ihre Kunst ist eine Kunst von mentalen und körperlichen Übungen, eingebettet in einen neuen architektonischen und technologischen Raum, mit einer Vorliebe für das Konzept gegenüber der perfekten Umsetzung. Die räumlichen engen Dispositionen der Friedrich Kiesler Stiftung für die Präsentation der „drawings for installations“ können im Sinne der Komposition der Entwürfe Bruce Naumans gesehen werden. Kuratiert von Chris Dercon & Peter Bogner