Städte brauchen Holz

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Juni 2013
edition
ISSN 0944-5749
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Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau
Urbanes Bauen
Städte brauchen Holz
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Europäische
Vereinigung des Holzbaus
Da oben
ist dick nicht unbedingt besser.
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in einem Arbeitsgang
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Editorial
Günther Hartmann
Redakteur mikado
Holz macht urban!
B
is in die 1990er-Jahre war der Holzbau etwas für ländliche Regionen und
Stadtrandgebiete, heute erobert er sich die Städte zurück. Technische Innovationen
und Baurechtsnovellierungen machten es möglich, doch die Nachfrage entsteht durch
seine Vorteile gegenüber anderen Bauweisen: Sein hoher Vorfertigungsgrad sorgt für
hohe Präzision und schnelle Montagen mit geringer
Störung der Nachbarschaft. Seine Leichtigkeit ermöglicht
Holz in der Stadtgeschichte: Ver-
Aufstockungen bei geringen statischen Reserven. Zudem
breitet, verdrängt und unverzichtbar.
ist Holz nachhaltig, gesund – und schön. Dass der Holz-
Seite 6.
bau in die Städte zurückkehrt, geschieht genau zum
den Städten mehr Urbanität. Seite 10.
richtigen Zeitpunkt, denn das gesamte Baugeschehen
Stadtentwicklung: Holz eröffnet
wird sich künftig vor allem hier abspielen. Die autobasierte
neue Handlungsspielräume. Seite 14.
Stadtästhetik: Holz gibt
Zersiedlung des ländlichen Raums nimmt als Folge
steigender Benzinpreise ab. Und auch die Städte selbst wuchern nicht mehr wie früher mit
üppigen Neubaugebieten in die Breite, sondern verdichten sich. Die Bebauung von Rest-,
Brach- und Dachflächen ist angesagt, ebenso die Erneuerung des Bestands – energetisch,
funktional und gestalterisch. Die Städte profitieren vom Holzbau. Sie gewinnen mit ihm an
Qualität und auch – zur großen Überraschung! – an Urbanität. Nutzen Sie dieses Heft, um
potenzielle Bauherren, Stadträte und Baubehörden von der Leistungsfähigkeit des modernen
Holzbaus und von den Vorteilen für Ihre Stadt zu überzeugen!
Ihr
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3
Flammendes Plädoyer für Holz
Amsterdam setzt bei der Stadtentwicklung auf die guten
alten Parzellen. Die sind für Holzhäuser hervorragend
geeignet. „Residenz 2.0“ nennt Architekt Pieter Weijnen
sein Wohngebäude, das sowohl bei der Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit als auch bei der Gestaltung außergewöhnlich ist.
Seite 46
Einführung
galland / Knauf
i see for you — föllmi photography
mikado edition 2013 Inhalt
Höhlenartig und vernetzt
In Berlin-Mitte nennt sich ein futuristisch anmutendes
Penthouse auf einer ehemaligen Textilfabrik selbstbewusst „e-büro der Zukunft“. Es will Architektur, Design
und Technik zu einer neuartigen, komfortablen Einheit
verschmelzen und stößt damit in den kreativen Milieus
auf positive Resonanz. Seite 54
30 | Dornbirn
Nachhaltig nach oben
6 | Holz in der Stadtgeschichte
Verbreitet, verdrängt und unverzichtbar
34 | Wien
Holz wächst über sich hinaus
10 | Stadtästhetik
Ist Holz urban?
Baulücken
12 | Marktforschung
„Wohnungsbau findet in den Städten statt!“
14 | Stadtentwicklung
„Holz eröffnet neue Handlungsspielräume!“
18 | Aufstockung
Holz obenauf
38 | Berlin
Lärchenholz statt Putz
42 | London
Perfekte Passung
46 | Amsterdam
Flammendes Plädoyer für Holz
22 | Genehmigungsverfahren
Kommunikation statt Konfrontation
Aufstockungen
24 | IBA Hamburg 2013
Schluss mit Versteckspiel
Mehrgeschosser
54 | Berlin
Höhlenartig und vernetzt
26 | Bad Aibling
Holzstadt im Höhenrausch
4
51 | Köln
Arbeitersiedlung macht sich schick
mikado edition 2013
58 | München
Zentrale Lage, toller Ausblick
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Ein großes Münchener Wohnungsunternehmen setzt bei der Erneuerung seines Gebäudebestands ganz
auf Holz: bei der Fassadenmodernisierung, bei Aufstockungen und
bei Anbauten.
Seite 66
weil es hochbelastbar und
verlegefreundlich ist.
Titel:
Jens Weber,
München
Ein Magazin der
WEKA MEDIA
GmbH & Co. KG
62 | Augsburg
Ran an die Betonkisten
66 | München
Komposition in Grau und Grün
72 | Rosenheim
Mit Holz zum Stolz der Stadt
Rubriken
3 |
77 |
84 |
86 |
Editorial
Produktmeldungen
Branchenführer
Impressum
P R E M I U M - Q U A L I T Ä T
Sanierungen
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5
Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte
Bayerisches Nationalmuseum
E
▴▴Nicht nur das 1570 angefertigte „Sandtner-Modell“ der Stadt München ist aus Holz, auch die meisten der dargestellten Gebäude waren Holzbauten
Verbreitet, verdrängt
und unverzichtbar
Der Holzbau war in der Stadtgeschichte lange dominierend, doch große
Stadtbrände sorgten dafür, dass ihn der Steinbau zunehmend verdrängte –
wenn auch nie ganz. Heute erlebt der Holzbau in den Städten eine Renaissance.
6
mikado edition 2013
Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte
H
Eigennutzung des Holzes durch die Waldbauern. Die Weitsicht und
die Modernität hinter diesen Regelungen aus dem späten 15. und
dem 16. Jahrhundert sind dabei erstaunlich.
Das Flößerwesen auf der Isar bildete über Jahrhunderte das
Rückgrat für die bauliche Fortentwicklung der Stadt München.
Auch nachdem der Ziegelbau den Holzbau als dominierende
Bauweise ablöste, benötigte man große Mengen Holzes für das
Brennen von Ziegeln und Kalk, aber auch für den Bau von
Dachwerken, Brücken, Rohrleitungen und vielem mehr. Der
Stadtrat trug stets dafür Sorge, dass der Fahrweg der Flöße immer
frei gehalten und gefährliche Passagen der Strecke möglichst
entschärft wurden.
olz war immer eines der vielseitigsten Baumaterialien.
Dies galt natürlich auch für das Bauen in der Stadt:
Unverzichtbar war es für Dach- und Deckenkonstruktionen sowie den Ausbau, aber auch mehrgeschossige Häuser
wurden damit errichtet. Brandkatastrophen sowie baukulturelle
Veränderungen verdrängten das Holz jedoch zunehmend aus
dem Stadtbild. Dennoch hat es immer einen großen Anteil an
der Bausubstanz der historischen Stadt behalten. Neben den
imposanten Dachwerken der Kirchen und Bürgerhäuser haben
auch ganze Fachwerkstädte ihr Bild größtenteils unverfälscht bis
in unsere Zeit bewahrt.
Bis ins Mittelalter dominiert die Holzbauweise
Brandkatastrophen führen zu Steinbau-Förderung
Holz war im waldreichen Deutschland ein überall und jederzeit
verfügbarer Baustoff. Dies führte dazu, dass in den meisten Städten
zunächst der Holzbau dominierte. Steinhäuser waren in der Stadt
des Früh- und Hochmittelalters noch eine solche Besonderheit, dass
sie in den Chroniken eigens erwähnt wurden. Neben den Kirchen
waren das vor allem Gebäude, die der staatlichen Repräsentation
dienten oder die besonders wehrhaft und feuersicher sein mussten,
z. B. Verteidigungsanlagen oder Speichergebäude.
Auch die Stadt München war im 14. Jahrhundert noch
größtenteils aus Holz erbaut. An ihrem Beispiel lassen sich die
Erfolgsfaktoren für den urbanen Holzbau – auch wenn dieser in
Münchens historischem Zentrum längst verschwunden ist – gut
darstellen. Die Wälder des bayerischen Oberlandes waren bis
ins Spätmittelalter schier unerschöpfliche Lieferanten besten
Bauholzes. Die langen Fichtenstämme ermöglichten nicht nur
die im Alpenraum gebräuchliche Block- und Bundwerkbauweise.
Durch die guten Transportmöglichkeiten konnten sie auch im städtischen Bauen verwendet werden. Ein schon im Mittelalter hoch
entwickeltes Flößerwesen ermöglichte dauerhaften Nachschub an
Bau- und Brennholz.
Die kontinuierliche Holzversorgung musste jedoch sichergestellt
werden. So veranlasste die bereits im Spätmittelalter spürbare Ausbeutung des Waldes den bayerischen Herzog, Gesetze zu erlassen,
welche die dauerhafte Versorgung der Stadt mit Holz garantieren
sollten. Diese ersten Wald- und Forstordnungen umfassten Gebote
zum Einschlag, zur Aufforstung, zum Transport und zur anteiligen
Eine allzeitige Gefahr für den Holzbau in der Stadt war das Feuer.
Mit zunehmender Bevölkerung hatte auch die Bebauungsdichte
innerhalb der Stadtmauern zugenommen, was das Risiko einer
Ausbreitung von Bränden erhöhte. So gab es immer wieder verheerende Brandkatastrophen in einem heute kaum noch vorstellbaren
Ausmaß. Vor allem im Mittelalter wurden ganze Städte in Schutt
und Asche gelegt. Die Folge dieser Katastrophen waren gezielte
Fördermaßnahmen zugunsten des Steinbaus.
Jene Zeit brachte auch größere Anstrengungen im Bereich
des vorbeugenden Brandschutzes hervor. So wurden beispielsweise Feuerwachen eingerichtet. Im antiken Rom existierten
bereits professionelle Feuerwehrtruppen. Nördlich der Alpen ist
die Verwendung von ersten Wasserspritzen seit dem Mittelalter
überliefert. Vielerorts hatten die Bewohner Löschwasservorräte
auf den Dachböden vorzuhalten. Die Zimmerleute waren mit
ihrer Kenntnis der Holzkonstruktionen angehalten, im Brandfall
beim gegebenenfalls notwendigen Einreißen der gefährdeten
Nachbarbebauung – um dem Feuer weitere Nahrung zu entziehen – mitzuhelfen. Vom großen Stadtbrand in London 1666
ist überliefert, dass man ganze Feuerschneisen in die hölzerne
Bebauung rund um die Brandherde gesprengt hat. Nur dadurch
ließ sich die Einäscherung der kompletten Stadt verhindern.
In München zerstörten verheerende Brände in den Jahren
1327, 1418, 1429 und 1434 jeweils bis zu einem Drittel der
Stadtfläche. Schon Kaiser Ludwig der Bayer hatte 1342 das Gebot
Clemens Knobling
Günther Hartmann
E
▴▴Straße mit Fachwerkhäusern im fränkischen Nürnberg
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▴▴Hafenpromenade mit Fachwerkhäusern im niedersächsischen Stade
7
Andrij Kutnyi / Tiroler Landesmuseum
Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte
Clemens Knobling
E
▴▴„Pseudo-Steinhaus“ in der Regensburger Altstadt
▴▴Wegen des Wohnkomforts beliebt: Wandverkleidungen mit Holz
erlassen, Neubauten mit Ziegeln zu decken und möglichst in Stein
auszuführen. Zunächst wurden diese Vorschriften jedoch wieder
aufgeweicht. Der Holzbau dominierte noch bis in das 15. Jahrhundert. Nicht einmal die Stadt selbst verzichtete bei der Deckung ihres
neuen Tanzsaales auf die Verwendung von Holzschindeln. Weitere
Brände führten dann allerdings zur Erneuerung des Gebotes.
München bezuschusste nun die Neueindeckung der Dächer mit
Geld und Baumaterial. Und es förderte den Steinbau – wie auch
viele andere Städte des deutschen Sprachraumes. Die Methoden
ähneln sich dabei: Entweder erhielt der Steinbau Subventionen
oder eine baurechtlich bevorzugte Behandlung, indem z. B. Hausbesitzer ihre Fassaden vorversetzen durften.
Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war die Ummauerung von
Dachtraufe und Ortgang. Dies sollte den Brandüberschlag auf die
Kommunbebauung verhindern, denn die Bebauung war damals
schon so dicht, dass auch bei Steinbauten ein Überschlag der
Flammen auf die Nachbardächer drohte. In vielen Städten des InnSalzach-Raumes haben sich diese stadtbildprägenden Maßnahmen
bis heute bewahrt. So sind die charakteristischen Grabendächer
hinter hohen Attikamauern verborgen, was den Eindruck von
flachen Dächern erweckt und beeindruckende Fassadenfronten
an den Straßenmärkten erzeugt. Auch die Einführung von Brandwänden fand in dieser Zeit statt.
viele Holzbauten, doch sie verschwanden nach dem Mittelalter
zunehmend aus dem Stadtbild. Wer die Möglichkeit hatte, ersetzte
sie durch Steinbauten. Wer sie nicht hatte, erzeugte zumindest
die Illusion davon: mit Putz und aufgemalten Quaderfugen.
Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden aus Geschmacksund aus Feuerschutzgründen viele vormals holzsichtige Gebäude
einheitlich getüncht oder sogar verputzt, sodass die einst so
abwechslungsreichen Fassaden einem einheitlichen, eher
nüchternen Anblick wichen. Dennoch erkennt man bei genauer
Beobachtung oft noch die eigentliche Machart hinter den Fassaden: Die sog. „Stockwerksbauweise“ – die damals gängigste
Holzbaumethode – ist am Vorkragen der Geschosse erkennbar, was
es im Steinbau so nicht gab. Dadurch „verrät“ auch das Regensburger Beispiel seine eigentliche Herkunft.
Allerdings: Auch Fachwerkbauten konnten durchaus hohen
repräsentativen Ansprüchen genügen. Durch das Zurschaustellen
hochstehender Zimmermannskunst ließ sich ökonomische und
politische Macht demonstrieren. So ist die These, dass prestigeträchtiges Bauen dem Steinbau zuzurechnen ist, nur eingeschränkt
gültig. Die Gebäude des Frankfurter Römerberges oder des Esslinger
Rathauses sind gute Beispiele für die architektonische Darstellung
stolzer Reichsstädte mit dem Baustoff Holz.
Einen Steinbau zu besitzen signalisiert Wohlstand
Selbst dort, wo der Holzbau offenkundig zurückgedrängt wurde,
kann man eigentlich nicht von einer „steinernen“ Stadt sprechen.
Besteigt man einen der alten Kirchtürme, so öffnet sich der Blick
auf eine große Dachlandschaft und somit auf eine Ansammlung
beeindruckender Holzbaukunst. Nicht selten nehmen die gewaltigen
Dachstühle mehr als die halbe Höhe des gesamten Gebäudes ein,
oftmals übersteigen sie diese sogar. Somit war es die Holzbaukunst,
welche die riesigen Lagerflächen auf den Dächern der Stadthäuser
und Kontore ermöglichte. Auch die Decken waren aus hölzernen
Balken gezimmert. Steinern gemauert und eingewölbt waren in
den meisten Fällen nur die Erdgeschosse.
Eine Betrachtung der Stadtmodelle der bayerischen Herzogstädte, die der Straubinger Kistler Jakob Sandtner in den
Jahren 1568 bis 1574 mit unglaublicher Detailtreue gefertigt hat,
In den Gebieten nördlich der Donau war über Jahrhunderte die
Fachwerkbauweise bestimmend. Eine große Zahl von Fachwerkstädten hat sich hier, aber auch in Gegenden Frankreichs und
Englands, bis heute erhalten. Nur für die Bauten der staatlichen
Verwaltung, des Adels und der Kirche war vielerorts der Steinbau
verbindlich. Dahinter standen Überlegungen zur Sicherheit und
Wehrhaftigkeit, aber auch zur Repräsentation.
Trotz oder gar wegen seiner höheren Herstellungskosten wurde
ein Steinhaus mancherorts auch für die reicheren Bürger und
Kaufleute begehrenswert. Sie konnten damit zeigen, dass sie sich
so etwas leisten konnten. Ein skurriles Beispiel lässt sich in der
Regensburger Keplerstraße besichtigen: Dort hat ein Bürger seinen
Ständerbohlenbau als Steinbau „verkleidet“. Einst standen hier
8
mikado edition 2013
Dachstühle bleiben weiterhin Holzkonstruktionen
Einführung
Clemens Knobling
E
▴▴Vorbeugender Brandschutz: Grabendächer in Burghausen/Inn
lässt auch Rückschlüsse über den Holzbau dieser vermeintlich
„steinernen“ Städte zu: So sind es neben den Dachwerken vor
allem die Nebengebäude, die zu einem Teil weiterhin aus Holz
konstruiert wurden. Hinter den geschlossenen Straßenfassaden
eröffneten sich damals noch große Hinterhöfe und Gärten, die
auch Platz für meist hölzerne Wirtschaftsgebäude boten. Viele
Handwerker- und Taglöhnerhäuser in München, vor allem in
den einstigen Vorstädten, blieben bis zu ihrem Verschwinden im
20. Jahrhundert als Holzbauten bestehen.
Allzeit unbestritten waren die bauphysikalischen Vorteile des
Holzes. Frühzeitig hatte man erkannt, dass sich nur in holzgetäfelten Stuben die Wärme des Ofens gut hält. So waren die
Bohlenstuben – an Decken, Boden und Wänden vollständig mit
Holz ausgekleidete Räume – meist die einzigen beheizten Räume
in vielen historischen Gebäuden. Die Bohlen bzw. später Vertäfelungen wurden, je nach Stand und Besitz des Hausherrn, meist
kunstvoll verziert, vor allem die Decken stellten bereits in der Gotik
und besonders dann in der Renaissancezeit Spitzenerzeugnisse
der Zimmermannskunst dar.
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Innovationen sorgen für eine Holzbau-Renaissance
Die katastrophen- und kriegsbedingten Verluste verfälschen unser
Bild von der einstigen Präsenz des Holzbaus in den Städten.
Viele der großen Fachwerkensembles sind verschwunden und
können nicht mehr von der Allgegenwärtigkeit des Holzes in der
Stadt zeugen. Trotzdem haben sich viele „hölzerne“ Städte des
Mittelalters von Nord bis Süd erhalten und sind heute pittoreske
Touristenattraktionen.
Die unbestrittenen Vorteile des Holzes ließen es immer ein elementares Baumaterial der städtischen Baukunst bleiben. Auch sind
viele der Parameter, die den Holzbau in der Stadt zurückgedrängt
haben, heute nicht mehr gültig. Vorbeugender Brandschutz sowie
ökologische und ökonomische Vorteile bahnen dem Holzbau
seinen Weg in die Stadt zurück. Seit einigen Jahren entstehen
zunehmend auch mehrgeschossige Wohngebäude aus Holz in
den Städten. Die stolzen Fachwerkbauten des Mittelalters und der
frühen Neuzeit bekommen wieder jüngere Geschwister.
Clemens Knobling, München ▪
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Einleitung Stadtästhetik
Jens Weber, münchen
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▴▴Stärkt die Ortsidentität Rosenheims: das modernisierte Sparkassen-Hochhaus mit seiner markanten Holz-Glas-Fassade
Ist Holz urban?
Die Frage, ob Holz ein urbaner Baustoff ist, lässt sich nicht durch eine Diskussion
über Ästhetik beantworten. Stattdessen ist zu klären, was Urbanität bedeutet,
inwieweit sie sich planen lässt und welche Rolle der Holzbau dabei spielen kann.
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mikado edition 2013
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Einleitung Stadtästhetik
H
olz ist kein urbaner Baustoff! Das war noch in den
1990er-Jahren die einhellig vertretene Lehrmeinung an
den Architekturfakultäten. Holz galt im 20. Jahrhundert
als ländlich und rückschrittlich – und damit als ungeeignet für
das Bauen in der Stadt. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet:
Urbaner Holzbau ist groß im Kommen. Interessant ist allerdings,
dass der Begriff „urban“ immer ziemlich diffus bleibt, fast nie
kritisch hinterfragt und näher definiert wird. Dabei lohnt es sich,
der Frage nachzugehen, was unter „Urbanität“ eigentlich zu
verstehen ist, zumal das Wort neben „Nachhaltigkeit“ das wohl
am meisten missbrauchte ist – zumindest im Kauderwelsch der
Immobilienbranche.
Jeder Mensch hat beim Begriff „Urbanität“ sofort Bilder im
Kopf. Doch genau zu benennen, was letztlich Urbanität ausmacht
und was urbane von nicht-urbanen Orten unterscheidet, scheint
schwierig. Ist die Gebäudehöhe entscheidend? Wohl eher nicht,
denn auch mittelalterliche Städte mit niedriger Bebauung können
urban sein. Die Stadterweiterungen des 20. und 21. Jahrhunderts
dagegen – egal ob Wohnsiedlung oder Gewerbegebiet – sind es fast
nie. Gibt es überhaupt objektive Kriterien, planbare Eigenschaften, die Urbanität erzeugen? Ja, es gibt sie. Sie heißen: Dichte,
Mischung, Öffentlichkeit und Ortsidentität.
Eigenschaft 1: Dichte
Städte sind das Resultat der zahlreichen Vorteile räumlicher Nähe.
Ursprünglich waren dies ökonomische Vorteile, heute sind es auch
ökologische: Weite Entfernungen zurückzulegen kostet Zeit und
Energie. Die Vorteile hoher Bebauungsdichten überwogen die
Nachteile. Der moderne Städtebau aber sah vor allem die Nachteile.
Hohe Bebauungsdichten waren ihm suspekt. Die „gegliederte und
aufgelockerte Stadt“ war sein erklärtes Ziel: frei stehende Gebäude
in grüner Umgebung. Als Folge nahmen die Entfernungen zu,
wurden Autos zur Selbstverständlichkeit und die Straßen immer
breiter. Der Klimawandel zwingt heute zum Umdenken, ebenso die
Zersiedelung der Landschaft. Die Nachverdichtungspotenziale sind
gerade in den Stadtteilen, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren
entstanden, meist groß bis sehr groß.
Eigenschaft 2: Mischung
Eine hohe Bebauungsdichte ist zwar Voraussetzung für Urbanität,
genügt aber nicht. Hinzukommen müssen vielfältige und sich
überlagernde Nutzungen. Nur wenn Wohnen, Arbeiten, Einkaufen
und Kultur eng verzahnt sind, lassen sich die meisten Wege zu
Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Nur dann
entstehen Synergieeffekte. Nur dann sind die Straßen und Plätze
durchgehend belebt und nie völlig ausgestorben. Der moderne
Städtebau aber strebte nach einer Entmischung, nach einer rigiden
Trennung der Nutzungen, nach der „gegliederten Stadt“. Das
spiegelt sich im heutigen Baurecht wider: In Wohngebieten darf
kein Gewerbe stattfinden, in Gewerbegebieten kein Wohnen.
Nachverdichtungsmaßnahmen sollten auch dazu dienen, die
monofunktionalen Nutzungsstrukturen aufzubrechen und eine
urbane Nutzungsvielfalt zu schaffen.
Eigenschaft 3: Öffentlichkeit
Traditionelle Städte zeichnen sich durch eine klare Unterscheidung
zwischen öffentlichem und privatem Raum aus. Straßen und Plätze
sind für alle da. Jeder darf sich hier uneingeschränkt aufhalten
www.mikado-online.de
und genießt dabei bürgerliche Freiheitsrechte. Es ist nicht möglich,
Menschen von der Benutzung der Straßen und Plätze auszuschließen, wie das bei pseudo-öffentlichen Einkaufszentren der Fall ist.
Damit aber Öffentlichkeit spürbar bleibt, brauchen öffentliche
Räume eine hohe Aufenthalts- und Gestaltqualität. Dem modernen
Städtebau waren durch klare Baulinien definierte Straßen- und
Platzräume suspekt. In der „aufgelockerten Stadt“ gibt es nur
fließende, konturlose Restflächen zwischen den Gebäuden.
Nachverdichtungsmaßnahmen sollten deshalb auch dazu dienen,
öffentliche Räume durch klare Ränder besser zu definieren.
Eigenschaft 4: Ortsidentität
Traditionelle Städte haben jeweils einen unverwechselbaren Charakter. Er basiert auf der örtlichen Bautradition – Baumaterialien,
Bautechniken und Bauregeln – im gewöhnlichen Baualltag. Er
basiert des Weiteren auf Baukunst bei außergewöhnlichen Bauaufgaben wie Kirchen, Rathäusern, Theatern, Museen, Denkmälern
und Brunnen. Und er basiert auch auf dem Stadtgrundriss selbst,
auf den von Gebäudefassaden geformten Straßen- und Platzräumen. Zwar hat die moderne Architektur viele Baukunstwerke hervorgebracht, der moderne Städtebau jedoch wollte international
sein, was zu einem hohen Grad an Austauschbarkeit führte. Überall
entstand Ähnliches. Nachverdichtungsmaßnahmen bieten die
Chance, diesen Mangel zu korrigieren und den Stadtteilen etwas zu
geben, was ihnen zumeist fehlt: ein markantes Gesicht.
Urbanität braucht Stadtumbau
Unsere heutigen Städte besitzen zahlreiche Stadtteile, die nicht
urban sind – so gut wie alle, die ab den 1950er-Jahren entstanden.
Das ist kein Versehen und hat auch nichts damit zu tun, dass
diese Stadtteile geplant wurden und nicht „gewachsen“ sind,
wie oft behauptet wird, sondern die logische Konsequenz der
anti-urbanen Leitbilder des modernen Städtebaus. Dem waren die
traditionellen Städte immer suspekt – ja, er war ihnen gegenüber
geradezu feindlich eingestellt. Diese Stadtfeindschaft kam allerdings nicht aus dem Nichts, sondern hatte eine lange Tradition,
die ins 19. Jahrhundert reicht und mit der Gartenstadt-Bewegung
begann. Ein folgenschwerer Irrtum, dem noch bis heute große
Teile der Umweltbewegung anhängen. Als „ökologisch“ gilt meist
möglichst viel Grün vor der eigenen Haustür statt ein sparsamer
Umgang mit Ressourcen und Energie.
Holz erleichtert Stadtumbau
Das Schlagwort „Nachverdichtung“ löst bei vielen Bürgern reflexhaft Protest und Widerstand aus. Dabei bietet die Nachverdichtung
eine große Chance für gestalterische, soziale, ökonomische und
ökologische Verbesserungen. Das ist allerdings ein langer Umbauprozess aus unzähligen Einzelmaßnahmen, die sich jeweils aus der
Logik des Ortes ergeben. Der Holzbau kann und sollte dabei eine
zentrale Rolle spielen, denn durch seinen hohen Vorfertigungsgrad, seine schnelle Montage und seine Leichtigkeit macht er
viele Baumaßnahmen einfacher, manche erst möglich. Zudem ist
er nachhaltig und in der Bevölkerung durchaus beliebt – weshalb
er lokalen Protest und Widerstand besänftigen und Nachverdichtungsplänen zur Akzeptanz verhelfen kann. Holz eignet sich also
hervorragend, um im Bestand Urbanität zu erzeugen. Von daher
lässt sich prognostizieren: Holz wird der urbane Baustoff!
Günther Hartmann, Kissing ▪
11
E
Einführung Marktforschung
„Wohnungsbau findet
in den Städten statt!“
Das Baugeschehen hängt von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab.
Die scheinen aber oft recht widersprüchlich zu sein. Um auf kommende
Entwicklungen gut vorbereitet zu sein, ist es sinnvoll, hier genau hinzusehen.
M
artin Langen studierte
Betriebswirtschaft und
ist seit dem Jahr 1990
in den Bereichen Marktforschung
und Unternehmensberatung tätig,
seit 1994 als Geschäftsführer der in
Bonn ansässigen B+L Marktdaten
GmbH. Deren Tätigkeitsschwerpunkte sind die Baubranche und
die Wohnungswirtschaft in ganz
Europa. Sie erstellt Marktstudien
und untersucht regionale Marktpotenziale – unter anderem für
den Holzbau und für dessen Produktgruppen.
mikado: Herr Langen, welche Entwicklungen werden in den nächsten
Jahren das Baugeschehen in Deutschland maßgeblich prägen?
Martin Langen: Wir werden eine steigende Nachfrage nach
Wohnraum haben. Das mag angesichts unserer schrumpfenden
und alternden Bevölkerung auf den ersten Blick überraschen, ist
aber so. Zwar wird die deutsche Bevölkerung aufgrund unserer
niedrigen Geburtenrate tatsächlich von 2010 bis 2030 um rund
4 Mio. Einwohner schrumpfen, doch dem steht schon seit einigen
Jahren eine hohe Zuwanderung gegenüber – bisher noch nicht so
sehr aus dem kriselnden Südeuropa, sondern mehr aus Osteuropa,
vor allem aus Polen. Der Grund dafür ist ganz simpel: In Deutschland gibt es mehr Arbeit und höhere Löhne. Der Zuzug dürfte
aufgrund des sich in Deutschland abzeichnenden Fachkräftemangels auch so bleiben und auf breite Akzeptanz stoßen. Für
das Baugeschehen bedeutet das: Wer hier arbeitet, muss hier auch
wohnen. Die Zuwanderer suchen vor allem Mietwohnungen im
mittleren Preissegment. Neben dieser Entwicklung gibt es innerhalb der deutschen Bevölkerung noch eine andere: die Fortsetzung
des schon lange andauernden Trends zu Single-Haushalten.
Die klassische Familie verliert zunehmend an Bedeutung, die
Zahl der Scheidungen steigt, die Kinder ziehen früh von zu
Hause weg. So haben wir trotz schrumpfender Bevölkerung eine
wachsende Zahl an Haushalten und Wohnfläche.
12
mikado edition 2013
„Die Bauaufgabe
Nachverdichtung ist
meist überschaubar, was der kleinteiligen Struktur
der Holzbaubranche
entgegenkommt.“
Was bedeutet das für den Wohnungsbau konkret?
Wir haben für die Jahre 2008 bis 2014 für Deutschland einen
Bedarf von 180 000 bis 190 000 neuen Wohnungen pro Jahr
errechnet, gebaut wurden aber zwischen 2008 und 2011 deutlich
weniger. Das ist der Hauptgrund, warum die Immobilienpreise und
Mieten seit 2010 stark gestiegen sind. Ein weiterer Grund ist, dass
Geldanleger nach der Finanzkrise wieder vermehrt in krisensichere
Sachwerte investieren. Der Bedarf war also die letzten Jahre höher
als die Nachfrage. Erst im Jahr 2012 wurden wieder deutlich
mehr Wohnungen gebaut: über 200 000. Das reduzierte aber den
Fehlbestand, der sich die letzten Jahre kumuliert hatte, nur gering.
Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach
Wohnungen dieses und nächstes Jahr relativ konstant bleibt und
wahrscheinlich ab 2015 langsam zurückgeht.
Ist diese Entwicklung im ganzen Bundesgebiet gleich?
Nein, sie ist sogar sehr heterogen. Wir haben in Deutschland
nur fünf Regionen, die wirklich boomen: in Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.
Sie weisen nicht nur das größte Wirtschaftswachstum, sondern
auch das größte Bevölkerungswachstum auf. Dem steht der Rest
Deutschlands gegenüber, der mit den Folgen einer schrumpfenden
Einführung Marktforschung
Wirtschaft und einer schrumpfenden Bevölkerung zurechtkommen
muss. Wer ehrgeizig und gut ausgebildet ist, zieht in die attraktiven
Regionen mit gutem Arbeitsplatzangebot – und besitzt dann
auch mehr Kaufkraft. Wer schon dort wohnt, zieht nicht weg.
Neben diesen regionalen Verschiebungen haben wir noch eine
weitere, sehr wichtige Entwicklung: Der Stadt-Land-Gegensatz
verschärft sich. Wir haben in Deutschland seit einigen Jahren
eine Binnenmigration, die ganz klar in eine Richtung geht: weg
aus den ländlichen Gegenden, rein in die Städte.
Wie ist der hohe Zuzug in die Städte zu erklären?
Das ist gar nicht so sehr ein erhöhter Zuzug, sondern mehr ein
gebremster Wegzug aufs Land. Bis vor Kurzem war es üblich,
dass junge Singles in der Stadt wohnten und junge Familien aufs
Land zogen, weil sie wegen ihrer Kinder ein Einfamilienhaus mit
Garten wollten und weil das dort noch erschwinglich war. Es war
finanziell attraktiv, auf dem Land preisgünstig zu wohnen und
dafür weite Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen.
Der Kostenvorteil des Wohnens auf dem Land ist heute nicht mehr
gegeben. Die Spritpreise sind gestiegen und werden weiter steigen.
Und die Pendlerpauschale wurde reduziert und wird vielleicht
demnächst ganz abgeschafft. Mit zunehmender Erhöhung der
Fahrtkosten wird das Wohnen auf dem Land finanziell immer
unattraktiver. Zudem sind immer mehr Frauen berufstätig, sodass
die Zahl der Doppelverdiener-Haushalte zunimmt. Dann wird aber
für beide Partner ein attraktives Arbeitsplatzangebot wichtiger
und ein attraktives Haus mit Garten unwichtiger. Darüber hinaus
gibt es aber tatsächlich auch einen Trend zum Rückzug von
abgewanderten Städtern – im Seniorenalter. Wenn die Kinder
ausgezogen sind, das Haus dann plötzlich überdimensioniert ist
und das Treppensteigen immer beschwerlicher wird, dann ziehen
viele wieder zurück in die Stadt, um die Vorteile ebenerdiger
Wohnungen und kurzer Wege zu genießen.
Der Trend geht also in Richtung Geschosswohnung?
Ja, eindeutig. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts: 2012 stieg die Zahl der Baugenehmigungen
bei den Mehrfamilienhäusern um 13,3 Prozent, die der Einfamilienhäuser sank dagegen um 5,8 Prozent. Dieser Trend wird sich
fortsetzen.
Für welche Zielgruppen ist der stärkste Zuwachs zu erwarten?
Gut verdienende Haushalte sind sicher die interessanteste Zielgruppe, denn sie nehmen zu. Der Grund ist simpel: Gutverdiener
heiraten Gutverdiener. Ärzte heiraten Ärztinnen. Akademikerpaare
lernen sich oft schon während des Studiums kennen, wobei sich
die Universitäten eben in Städten befinden und die Absolventen da
oft auch erst einmal bleiben wollen, weil sie hier eben schon
wohnen und weil sich hier ihr Freundeskreis befindet. Und
eine Großstadt bietet auch eine viel größere Fülle qualifizierter
Arbeitsplätze als ländliche Gegenden. Die Zahl akademischer
Doppelverdiener-Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4500 Euro ist in den Jahren 2005 bis 2012
von 2,1 auf 3,7 Mio. gestiegen. Eine andere wichtige, zahlungskräftige Zielgruppe sind die schon erwähnten Senioren, die ihr
Einfamilienhaus auf dem Land verkaufen und eventuell auch
noch eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Für die ist
Barrierefreiheit ein wichtiges Thema.
www.mikado-online.de
Björn Egertz, Stockholm / equator stockholm
E
▴▴Vorstadtidylle in zentraler Lage: Reihenhauswohnanlage auf dem
Flachdach eines großen Bürogebäudes in der Stockholmer Innenstadt
In den boomenden Großstädten gibt es aber nicht mehr so viele
freie Grundstücke für den Neubau von Mehrgeschossern.
Das ist richtig. Die Neubautätigkeit hängt sehr von den zur
Verfügung stehenden Bauflächen ab. In Städten mit aufgelassenen
Kasernenflächen oder Industriebrachen tut sich da wesentlich
mehr als in Städten ohne große Neubauflächen. Für den Holzbau
sind die aber vielleicht sogar interessanter. Dort wird nämlich
die Nachverdichtung des Baubestands ein immer wichtigeres
Thema: Aufstockungen, Anbauten, Baulückenschließungen.
Gerade das ist für den Holzbau ein sehr interessanter und großer
„Der Kostenvorteil des
Wohnens auf dem Land
ist heute nicht mehr da.“
Markt, weil er hier seine Vorteile ausspielen kann: Durch seinen
hohen Vorfertigungsgrad lassen sich die Baustellen schnell und
ohne übermäßige Belästigung der Nachbarschaft abwickeln. Und
aufgrund des geringen Gewichts ist Holz für Aufstockungen oft
die statisch einzig mögliche Lösung. Wir erleben momentan
tatsächlich, dass immer mehr Hausbesitzer ihre Flachdächer als
„Baugrundstück“ verkaufen wollen. Die Erlöse dienen oft dazu,
im Bestand notwendige Sanierungsmaßnahmen finanzieren zu
können. Aufstockungen sind für eine Eigentümergemeinschaft die
ideale Finanzierungsquelle. Ein weiterer Vorteil für die Holzbaubranche ist: Solche Bauaufgaben sind überschaubar und lassen
sich deshalb auch von durchschnittlichen Holzbauunternehmen
gut bewältigen. Die Bauaufgabe „Nachverdichtung“ kommt der
kleinteiligen Struktur der Holzbaubranche sehr entgegen. Um
den berühmten Satz aus „Casablanca“ zu zitieren: Das könnte
der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein!
Herr Langen, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.
13
E
Einführung Stadtentwicklung
„Holz eröffnet neue
Handlungsspielräume!“
Metropolen haben eine Vorbildfunktion. mikado fragte deshalb bei der
Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk nach, was sie vom Holzbau hält
und welche Rolle er künftig in der Münchner Stadtentwicklung spielt.
Landeshauptstadt München
„Bei der bevorstehenden
Konversion der ehemaligen Prinz-EugenKaserne schwebt mir eine
ökologische Mustersiedlung mit innovativen
Holzbauten vor.“
E
lisabeth Merk studierte Architektur in Deutschland und
Italien, promovierte und machte das Staatsexamen. Von
1988 bis 1994 war sie in Florenz als Architektin und
Denkmalpflegerin tätig, von 1995 bis 2005 als Stadtplanerin in
München, Regensburg und Halle sowie von 2005 bis 2007 als
Professorin für Städtebau und Stadtplanung an der Hochschule
für Technik Stuttgart. Seit 2007 ist sie in München Stadtbaurätin
und leitet dort das Referat für Stadtplanung und Bauordnung.
mikado: Frau Prof. Merk, welche Bedeutung wird der Holzbau für
die Münchner Stadtentwicklung haben?
Prof. Dr. Elisabeth Merk: Seine Bedeutung wird hoffentlich
zunehmen. Ich persönlich halte sehr viel von ihm, denn er bietet
viele Vorteile: Er ist nachhaltig. Er ist leicht, was für Aufstockungen
wichtig ist. Er ermöglicht Typologisierung und einen hohen Vorfertigungsgrad, was die Kosten senkt. Seine Wandstärken bleiben
auch bei einem hohen Wärmedämmstandard noch relativ schlank,
was auch bedeutet: Da ist noch „Luft nach oben“, während wir mit
den konventionellen, verputzten Wärmedämmverbundsystemen
schon eine Grenze erreicht haben dürften. Und noch ein anderer
Aspekt ist sehr wichtig: Die Anmutung des Holzes kommt bei
14
mikado edition 2013
den meisten Menschen gut an. Während meines Studiums war
das Bauen mit Holz noch was für „Öko-Spinner“, heute ist es
auch in der Stadt bei den „normalen“ Bauaufgaben angekommen.
Wir haben hier in München-Sendling ein tolles Beispiel mit
der Erneuerung einer 1950er-Jahre-Wohnanlage der städtischen
Wohnungsgesellschaft GWG. Und es gibt hier in München und
in anderen Städten noch viele weitere gute Beispiele. Das hat mit
„Blockhüttenromantik“ nichts mehr zu tun, sondern ist ein neuer
Weg, Qualität in unsere Städte zu bringen, eine neue Ästhetik,
eine gestalterische Aufwertung.
Wollen Sie den Holzbau auch aktiv fördern?
Ja, das will ich. Auch bei „München MitDenken“, unserem Bürgerbeteiligungsverfahren zur künftigen Stadtentwicklung, lautete ein
eingereichter Vorschlag: „München profiliert sich als international
führende Holzbaustadt.“ Der stieß bei den Teilnehmern auf positive
Resonanz und wurde unter die zehn besten Vorschläge gewählt.
Die Idee gefällt auch mir sehr gut und die möchte ich vor allem bei
der Konversion der Prinz-Eugen-Kaserne aufgreifen. Mir schwebt
dort eine ökologische Mustersiedlung mit innovativen Holzbauten
vor: rund 500 Wohneinheiten im Plusenergiehaus-Standard.
Einführung Stadtentwicklung
GSP Architekten
E
▴▴Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne im Münchner
Stadtteil Bogenhausen entstehen demnächst 1800 Wohnungen
▴▴Für soziale Nachhaltigkeit sollen ein Bürgerhaus und ein Platz sorgen,
für ökologische Nachhaltigkeit innovative Holzgebäude
Wünschen Sie sich den Holzbau dort nur oder wollen Sie ihn
ausdrücklich vorschreiben?
Den Holzbau vorzuschreiben ist natürlich nicht ganz einfach. Da
brauche ich erst vom Münchner Stadtrat entsprechende politische
Beschlüsse für das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Andere
Bauweisen völlig auszuschließen geht wohl nicht, aber wir können
die Akteure schon im Vorfeld einbinden und im Rahmen von
Workshops klar und deutlich kommunizieren, dass wir von ihnen
schon bei der Grundstücksvergabe ein überzeugendes Baukonzept
erwarten und dass uns bei dessen Bewertung bestimmte Kriterien
besonders wichtig sind: eine gute Ökobilanz, ein hoher Anteil
nachwachsender Rohstoffe, Demontierbarkeit, Recyclingfähigkeit.
Da stehen die Chancen des Holzbaus natürlich sehr gut. Wobei
mir auch wichtig wäre, dass das Holz zu sehen ist – innen und
außen. Nur so kann die Siedlung verändernd auf das öffentliche
Bewusstsein wirken, die Akzeptanz von Holzbauten stärken und
den Wunsch nach noch mehr Holzbauten wecken.
größte Potenzial des Holzbaus aber gar nicht so sehr im Neubau,
sondern in der energetischen Modernisierung unseres Baubestands.
Der Münchner Stadtrat hat schon vor einigen Jahren ehrgeizige
Klimaschutzziele beschlossen und zu deren Umsetzung gibt es
entsprechende Förderprogramme. Die Neubauten betragen ja
weniger als ein Prozent des Baubestands. Das Erreichen unserer
Klimaschutzziele entscheidet sich deshalb im Baubestand und
nicht im Neubau.
Glauben Sie, dass der Münchner Stadtrat Ihr Vorhaben unterstützen
wird?
Ich hoffe es. Um sie zu informieren und zu überzeugen, veranstalten
wir vorher Rundfahrten zu Münchner Holzbauprojekten und auch
nach Bad Aibling, wo der erste deutsche Achtgeschosser in Holz
steht und gerade weitere interessante Holzbauten entstehen.
500 Wohneinheiten sind ja ganz schön, aber wenn man das mit
dem gesamten Baugeschehen in München vergleicht, doch eher
bescheiden.
Von den 7000 Wohnungen, die wir jedes Jahr bauen wollen,
können heute noch nicht 6000 in Holzbauweise entstehen. Das
scheitert schon daran, dass es dafür gar nicht genügend holzaffine
Architekten und Holzbauunternehmen gibt. Die Kapazitätsmöglichkeiten müssen im Lauf der nächsten Jahrzehnte erst noch
wachsen. Dabei müssen sich sowohl das Angebot als auch die
Nachfrage parallel entwickeln. Und dafür braucht es bei allen
Akteuren einen Bewusstseinswandel: bei den Architekten, bei den
Bauträgern und bei den Bürgern. Und den Bewusstseinswandel
wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten fördern – beispielsweise durch den eben erwähnten Umbau der Prinz-Eugen-Kaserne
zur Öko-Mustersiedlung als „Leuchtturmprojekt“. Ich sehe das
www.mikado-online.de
„Der Stadtrat beschloss
am 19. März 2013
einen CO2-Bonus: Jedes
Kilogramm langfristig
verbautes CO2 wird mit
30 Cent gefördert.“
Sind die Förderprogramme also nur für die energetische Modernisierung gedacht?
Nein, wir fördern neben der energetischen Modernisierung an
sich auch speziell das Bauen mit Holz. Schon im „Integrierten
Handlungsprogramm Klimaschutz in München“ (IHKM), das
2008 ins Leben gerufen wurde und dessen Fortschreibung der
Münchner Stadtrat am 12. Dezember 2012 beschloss, ist die
Förderung der Holzbauweise als Ziel ausdrücklich aufgeführt und begründet. Und als konkrete Maßnahme zur
Umsetzung der Ziele gibt es ein „Förderprogramm Energieeinsparung“ (FES), das seit dem Stadtratsbeschluss vom
19. März 2013 nun auch einen sog. „CO2-Bonus“ beinhaltet:
Jedes Kilogramm langfristig verbautes CO2 fördert die Stadt
München künftig mit 30 Cent. Ein entsprechendes Konzept und
Berechnungstool hat das „Netzwerk Holzbau München“ ent-
15
Bertram Luftbildverlag / GWG München
Einführung Stadtentwicklung
Stefan Müller-Naumann / GWG München
E
▴▴Siedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren wie diese im Münchner
Stadtteil Harthof bieten große Potenziale für Nachverdichtungen
▴▴Vorbildlich in Holzbauweise saniert und nachverdichtet wurde
eine Wohnanlage der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG München
wickelt. Das „Netzwerk Holzbau München“ ist ein IHKMProjekt, angesiedelt beim Referat für Umwelt und Gesundheit. Wir wollen allerdings nichts Selbstverständliches
fördern, sondern Innovatives, also das, was den Holzbau auch
wirklich voranbringt. Deshalb gibt es gewisse Einschränkungen: Nicht gefördert werden Dachkonstruktionen, Dachschalungen und der Innenausbau. Und eine Fassade wird nur dann
gefördert, wenn sie Bestandteil einer neuen Wärmedämmkonstruktion ist.
keit und auch seine Schnelligkeit bei der Montage hat der Holzbau
gerade bei Aufstockungen aber sowieso schon große Vorteile
gegenüber anderen Bauweisen. Er eröffnet hier ganz neue Handlungsspielräume.
Gibt es für Aufstockungen Förderung?
Ja, wir fördern alle Wandkonstruktionen und alle Wärmedämmmaßnahmen in Holzbauweise. Gerade in der Nachverdichtung
kann der Holzbau eine wichtige Rolle spielen. Durch seine Leichtig-
Prof. Dietrich Fink kommt in seiner Untersuchung „Qualifizierte Verdichtung“ zum Ergebnis, dass sich allein durch Aufstockungen der
gesamte Münchner Wohnungsbedarf für die nächsten Jahrzehnte
decken ließe. Ist das ein Vorschlag, der ins Stadtentwicklungskonzept einfließen wird?
Das war mehr ein abstraktes Rechenmodell. In der Realität lässt
sich das meist schwer umsetzen. Gerade die Gründerzeitstadtteile
sind schon sehr dicht bebaut, zudem kleinteilig mit häufig komplizierten Eigentumsverhältnissen, was umfangreichere Eingriffe
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16
mikado edition 2013
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E
Einführung Stadtentwicklung
in die Bausubstanz äußerst schwierig macht. Deshalb sehe ich das
deutlich größere Nachverdichtungspotenzial in den zahlreichen
1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre-Siedlungen, die weniger
dicht bebaut sind und großen Wohnungsunternehmen gehören.
Dort lassen sich Maßnahmen zur energetischen Modernisierung
und Nachverdichtung deutlich einfacher im großen Maßstab
planen und umsetzen. Das kommt der Holzbauweise mit der ihr
innewohnenden Möglichkeit zur starken Typologisierung und
dem hohen Vorfertigungsgrad sehr entgegen. Die eingangs schon
erwähnte Wohnanlagenerneuerung in München-Sendling ist
hier ein hervorragendes Beispiel.
Sie setzen also vor allem auf die großen Wohnungsunternehmen.
Was soll im sonstigen Bestand passieren?
Um da wirklich im großen Stil energetisch zu modernisieren,
bräuchten wir ein ganz anderes Handlungsinstrument. Ich plädiere
im Deutschen Städtetag und anderswo schon seit Jahren für die
Einführung von „Energetischen Sanierungsgebieten“ – so wie
früher bei der Altstadtsanierung, nur jetzt eben für energetische
Maßnahmen. Die sind ja überall in Deutschland sehr wichtig
und dringend, während Nachverdichtung nur in wenigen prosperierenden Städten wie München ein großes Thema ist. Wenn
wir solche „Energetischen Sanierungsgebiete“ ausweisen dürften,
dann könnten wir da wesentlich koordinierter vorgehen und ein
ganz anderes Tempo erreichen. Ohne diese Möglichkeit sind wir
auf das Verantwortungsbewusstsein der privaten Hauseigentümer
angewiesen. Auch da gibt es schon viele positive Beispiele. Und ich
hoffe, dass unsere Leuchtturmprojekte – die Prinz-Eugen-Kaserne,
aber auch viele städtische Schul- und Kindergartenprojekte – einen
allgemeinen Bewusstseinswandel bewirken: für die energetische
Modernisierung und für den Holzbau.
Frau Prof. Merk, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.
▴▴Das Berechnungstool für den CO2-Bonus ist von der Website der
„Münchner Fachforen“ downloadbar: www.muenchner-fachforen.de →
Downloads → Netzwerk Holzbau München. Der entsprechende
Stadtratsbeschluss steht auf der Website des „RatsInformationsSystems“:
www.ris-muenchen.de → StR-Vorlagen/Beschlüsse
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Einführung Aufstockung
Burkhalter Sumi Architekten
E
Holz obenauf
Das europäische Forschungsprojekt „smartTES“
befasst sich mit dem Thema „Aufstockung in
Holzbauweise“. Es untersucht bauliche Lösungsstrategien und die in ihnen liegenden Marktpotenziale.
18
mikado edition 2013
Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss
▴▴Vier neue Wohngeschosse auf zweigeschossigem Bürogebäude in Zürich
Einführung Aufstockung
D
erzeit werden in Deutschland drei Viertel aller Bauleistungen in bestehende Gebäuden investiert, zumindest
im bedeutendsten Sektor: dem Wohnbau. Im Holzbau
hat sich das Bauen im Bestand von einem Drittel im Jahr 2004
auf die Hälfte im Jahr 2008 gesteigert und seither auf diesem
Niveau eingependelt. In Bayern sind im Jahr 2012 von allen neu
genehmigten Wohnungen 11,2 % durch den Aus- oder Umbau
bestehender Gebäude entstanden.
Die Tendenz zur „Reurbanisierung“, dem Wachsen von
Großstädten und Ballungsregionen, hält bei etwa konstanter
Gesamtbevölkerung unvermindert an. Dort, wo Wachstum nach
außen begrenzt möglich oder gewünscht ist, nimmt der Bedarf
an baulicher Nachverdichtung zu. Darunter versteht man das
Schließen von Baulücken und die Bebauung bislang ungenutzter
Grundstücke innerhalb bestehender Baugebiete, aber auch die
horizontale und vertikale Erweiterung von Bestandsgebäuden.
Der Begriff hat inzwischen als verbindliche Strategie Eingang
in das Baugesetzbuch (BauGB) gefunden. Dies soll die Attraktivität der Städte erhöhen und Umweltbelastungen durch weitere
Zersiedelung vermeiden.
Aus ökologischer Perspektive betrachtet haben Aufstockungen
mehrfach positive Effekte: Eine Verbesserung des Raumangebotes
macht in vielen Fällen den Erhalt von Bestandsgebäuden und der
Energie, die in diesen gespeichert ist, überhaupt erst möglich.
Sinnvollerweise erfolgt mit der Aufstockung eine Modernisierung
der oftmals energetisch mangelhaften Bestandsfassaden. Der
Baustoff Holz ist für solche ganzheitlichen Modernisierungen
prädestiniert. Doch auch ohne Fassadenmodernisierung wird durch
Aufstockung die Kompaktheit der Gebäude erhöht und der obere
Gebäudeabschluss energetisch ertüchtigt – die Energiebilanz des
Gesamtgebäudes verbessert sich wesentlich.
Generell verkürzen sich durch die Verdichtung bestehender
Bebauungen Transportwege von Menschen und Gütern, was die
Umwelt ebenfalls entlastet. In Ballungsgebieten sind Aufstockungen auch aus ökonomischer Sicht attraktiv, denn die Einnahmen
aus neuen Wohn- und Gewerbeflächen können helfen, die energetische Sanierung der Bestandsgebäude zu finanzieren.
www.mikado-online.de
Foto: Stefan Müller-Naumann / GWG München ı Zeichnung: Kaufmann.Lichtblau.Architekten / Wolfgang Huss
E
▴▴Wohnanlagenerneuerung in München: neue Fassaden und neues Geschoss
Bauaufgabe
Wer den Begriff der Aufstockung nur damit assoziiert, vorstädtische Einfamilienhäuser um ein Geschoss zu erweitern, denkt zu
kurz. Die vertikale Gebäudeerweiterung weist heute eine große
Bandbreite auf: Sie reicht vom untergeordneten Aufbau über den
Dachstuhlersatz, die Erweiterung um ein Geschoss bis hin zur
mehrgeschossigen, übergeordneten Struktur, die zuweilen dem
Bestandsgebäude nur noch die Bedeutung eines Gebäudesockels
zugesteht. Anfangs- und Endpunkt dieser Skala repräsentieren
zwei Projekte des Schweizer Büros „burkhalter sumi architekten“:
Das Penthouse auf der Konzernzentrale eines Unternehmens in
Winterthur ergänzt das Bestandsgebäude um einen exklusiven
Besprechungsbereich mit umlaufender Dachterrasse. In Zürich
wird ein zweigeschossiger Bestandsbau, der nach dem Umbau
Büroräume aufnimmt, um vier neue Wohngeschosse in Holzbauweise erweitert.
Die Planung der Erschließung spielt bei Aufstockungen eine
zentrale Rolle. Bestehende Treppen- und Aufzugsanlagen lassen
sich erhalten und erweitern, wenn sie die Anforderungen an
Brandschutz und gegebenenfalls Barrierefreiheit weiterhin erfüllen
können. Falls eine Aufstockung die Einordnung des Gesamtgebäudes in eine höhere Gebäudeklasse auslöst, ist diesen Punkten
besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In anderen Fällen kann es
auch sinnvoll und notwendig sein, die bestehende Erschließung
rückzubauen und ein neues, barrierefreies Erschließungssystem
für das Gesamtgebäude zu erstellen. Beispielhaft dafür steht die
Nachverdichtung einer Wohnsiedlung aus den 1950er-Jahren
in München-Sendling durch „Kaufmann.Lichtblau.Architekten“.
Hier wurde die Aufstockung mit der Fassadenmodernisierung in
vorgefertigter Holzrahmenbauweise kombiniert, die bestehende
19
Einführung Aufstockung
Spänner-Erschließung durch neue Laubengänge, Treppenhäuser
und Aufzüge ersetzt und so die uneingeschränkte Benutzbarkeit
des Gebäudes langfristig gesichert.
Aufstockungen können die gleiche Nutzung wie der Bestand
beherbergen, aber auch unabhängig von diesem funktionieren. Ein
Beispiel für den Ansatz „multi use“ befindet sich im österreichischen
Dornbirn, wo auf einem bestehenden Kaufhaus mit aufgesetztem
Parkgeschoss eine eigenständige Wohnwelt, erschlossen durch ein
zweigeschossiges Atrium, entstand. Diese Art, bestehende Gebäude
neu zu denken und bestehenden Raumbedarf unkonventionell zu
decken, ist durchaus zukunftsweisend.
Vor allem in wachsenden Ballungszentren wird auf den durch
Zuzug verursachten Druck mit Nachverdichtung reagiert. Viele
Wohnsiedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren bieten dafür
große Potenziale. Sie weisen oft – dem damaligen Leitbild „Licht,
Luft und Sonne“ folgend – eine geringe bauliche Dichte auf, haben
aber eine inzwischen attraktive Lage in Zentrumsnähe. Schulen
haben eine hohe Standortbindung, müssen aber auf Änderungen
von Schülerzahl, Organisation und pädagogischen Konzepten
reagieren können. Betriebe sehen sich ebenfalls häufig rasch
Foto: Bruno Klomfar ı Zeichnung: Architekten Hermann Kaufmann / Wolfgang Huss
▾▾Zweigeschossige Wohnanlage auf einem Kaufhaus in Dornbirn
20
mikado edition 2013
Foto: Heinrich Helfenstein ı Zeichnung: Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss
E
▴▴Penthouse auf einer Konzernzentrale in Winterthur
wachsendem Raumbedarf gegenüber. Auf die Modernisierung im
laufenden Betrieb oder in kurzen Ferienzeiten sind alle genannten
Gebäude angewiesen. Hierin besteht ein großes Potenzial für den
auf maximale Vorfertigung ausgelegten Holzbau.
Bauprozess
Häufig sind Aufstockungen aus statischen Gründen nur als
leichte Holzkonstruktionen möglich. Das Maß an Eingriffen in
den Bestand, der Grad der Vorfertigung und die Qualität der
Bauprozessplanung entscheiden über die Sinnhaftigkeit der
Erweiterung unter laufendem Betrieb. Gängige Praxis ist die
Aufstockung bei laufendem Betrieb des Bestandsgebäudes. Die
Möglichkeiten der Prozessoptimierung werden dabei meist noch
nicht voll ausgeschöpft.
Um die Bauphase zu verkürzen und damit dem Nutzer einen
erheblichen Vorteil zu sichern, müssen vorher Zeit und Geld
für eine penible Bestandsaufnahme aufgewendet werden. Diese
umfasst eine Analyse der bestehenden Tragstruktur bis hin
zu Fundamenten und Bodenbeschaffenheit, die Erfassung der
Bestandsgeometrie durch ein detailliertes verformungsgerechtes Aufmaß, eine Inventur der haustechnischen Anlagen und
E
Einführung Aufstockung
Leitungen und die Untersuchung der obersten Geschossdecken
auf ihre bauphysikalischen Eigenschaften hin. Werden diese
Erkenntnisse vor dem Beginn des Montageprozesses vollständig zusammengetragen, kann der Vorfertigungsgrad sehr weit
betrieben werden. Eine denkbare Strategie wäre beispielweise,
kleinere, hochinstallierte Bereiche wie Bäder und Küchen als
Raumzellen gut transportierbarer Größe vorzusehen und mit
flächigen, komplett vorgefertigten Wand- und Dachelementen für
die Konstruktion größerer Räume zu kombinieren.
Die kritische Bauphase beginnt mit dem Abbruch des bestehenden Dachs und endet mit der Wiederherstellung der wasserführenden Schicht. Bei Flachdachgebäuden kann unter Umständen
das bestehende Flachdach als Notabdichtung dienen. Bei Steildachgebäuden ist es häufig möglich, eine Notabdichtung auf der
Ebene der obersten Geschossdecke noch vor Abbruch der Dachkonstruktion einzubringen. Ist der Montageprozess entsprechend
schnell, kann im Optimalfall auf aufwendige Wetterschutzdächer,
die im Neubaubereich nicht üblich sind, verzichtet werden.
Bautechnik
Das volle Spektrum von Holzkonstruktionssystemen findet bei
Aufstockungen Anwendung. Der Holzrahmenbau ist die mit
großem Abstand vorherrschende Konstruktion. Sein geringes
Eigengewicht sowie die Eigenschaft, Trag- und Dämmschicht in
einer Ebene zu vereinen, sind die Hauptgründe dafür.
Das strukturelle Verhältnis von Bestand und Erweiterung kann
ganz unterschiedlich sein. Ist das Raumgefüge der Erweiterung
adaptierbar an die Tragstruktur des Bestandes, sind bei den
bestehenden Installationen Platzreserven vorhanden und die
Schachtanordnung geeignet, um die Aufstockung zu versorgen,
dann können Lastabtragung, Erschließung und Installationsführung des Bestandes bestenfalls aufgenommen und fortgeführt
werden. Die Aufgabe kann aber auch erfordern, dass sich die
Erweiterung strukturell vom Bestand löst.
Eine gewisse Freiheit in der Grundrissgestaltung lässt sich
erreichen, indem man für die neue Deckenkonstruktion über dem
Bestand eine ausreichende Aufbauhöhe vorsieht. In dieser Schicht
können dann notwendige Lastumlenkungen und der Horizontalverzug von Sanitärleitungen bewerkstelligt und so Wände und
Sanitärgegenstände unabhängig vom Bestand angeordnet werden.
Wird parallel zur Aufstockung die Fassade mit vorgefertigten
Holzrahmenelementen modernisiert, können die Installationsleitungen in der Modernisierungsfassade weitergeführt werden,
sodass der Bestand ganz von dieser Aufgabe entbunden und der
Nutzer weniger beeinträchtigt wird.
Die Vision der „smarten Gebäudehülle“, die sich als energetisch
ertüchtigender und zusätzlichen Nutzraum schaffender Mantel um
Bestandsgebäude legt, hat architektonischen Reiz und bietet ein
attraktives Betätigungsfeld für moderne Holzbaubetriebe.
Wolfgang Huß, München ▪
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21
E
Einführung Genehmigungsverfahren
Kommunikation
statt Konfrontation
Der Brandschutz ist in den Genehmigungsverfahren für mehrgeschossige
Holzbauten ein zentrales Thema. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit den
zuständigen Behörden schon in der Vorplanungsphase eng abzustimmen.
F
rühzeitig, möglichst bereits im Rahmen der Vorplanung
von Bauvorhaben, für die die Regelungen und Anforderungen der „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische
Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise“
(M-HFHHolzR) gelten, sollten der Bauherr, der Architekt und der
Brandschutzfachplaner den Kontakt mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde und der für den vorbeugenden Brandschutz zuständigen Dienststelle der örtlichen Berufsfeuerwehr suchen. Das
erzeugt Verständnis und Vertrauen sowie in der Folge Planungssicherheit für alle Beteiligten.
Architekten Kaden Klingbei
Vorgespräch als Grundlage für Machbarkeitsstudie
▴▴Ergebnis erfolgreicher Kommunikation mit der Bauaufsicht in Berlin:
das erste siebengeschossige Holzgebäude in Deutschland,
fertiggestellt im März 2008 in einer Baulücke im Stadtteil Prenzlauer Berg
22
mikado edition 2013
In einer ersten Gesprächsrunde mit der Bauaufsicht sollte der
Schwerpunkt auf der Präsentation des Vorhabens liegen und noch
keine Details angesprochen oder diskutiert werden. Das Gespräch
dient unter anderem dazu, belastbar festzustellen, wer die innerhalb der Bauaufsichtsbehörde für das Verfahren zuständigen
Entscheidungsträger sind. Und die Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde erhalten nicht das Gefühl, überfallartig mit einer für
sie bislang mehr oder weniger unbekannten Herausforderung
konfrontiert zu werden.
Nach dem Vorgespräch sollte in der Vorplanungsphase nicht
etwa ein vollständiges Brandschutzkonzept erstellt werden, sondern
in enger Abstimmung zwischen dem Bauherrn, dem Architekten,
dem Brandschutzsachverständigen und gegebenenfalls weiteren
Fachplanern zunächst ein brandschutztechnisches Grobkonzept
im Sinne einer Machbarkeitsstudie. Diese dient als Vorstufe für
das eigentliche Brandschutzkonzept und sollte – um zeit- und
kostenintensive Umplanungen zu einem späteren Zeitpunkt
vermeiden zu können – stichwortartig Aussagen zu folgenden
Sachverhalten enthalten:
▸▸ Zugänglichkeit des Objektes für die Feuerwehr
▸▸ Aufstellflächen für die Feuerwehr
▸▸ Löschwasserversorgung
▸▸ konstruktive Brandschutzmaßnahmen
▸▸ anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen
Die Machbarkeitsstudie sollte primär die gegebenenfalls
vorhandenen Abweichungen vom geltenden Baurecht erläutern
und entsprechende Kompensationsmaßnahmen vorschlagen. Weil
solche Maßnahmen erheblichen Einfluss auf Architektur, Statik,
E
Einführung Genehmigungsverfahren
Haustechnik und vor allem auf die Baukosten haben können,
ist eine enge Abstimmung zwischen den Gewerken dringend
erforderlich. Sollten keine Abweichungen gegeben sein, da das
Vorhaben in einem Bundesland mit einer Landesbauordnung in
Anlehnung an die Musterbauordnung in der Fassung von 2002
innerhalb der Gebäudeklasse 4 realisiert werden soll, gilt es eben
genau dies festzuhalten.
Im Dialog zum genehmigungsfähigen Konzept
Das Ergebnis der abgestimmten Machbarkeitsstudie ist eine
Vorplanung, die die Wünsche des Bauherrn und des Architekten
weitestgehend berücksichtigt und aus Sicht der Brandschutzsachverständigen grundsätzlich als genehmigungsfähig eingestuft
wird. Der Brandschutzsachverständige stellt das brandschutztechnische Grobkonzept im Rahmen der frühzeitigen Abstimmung der
Bauaufsicht und der Feuerwehr vor.
Baurechtliche Abweichungen, deren Genehmigungsfähigkeit
fraglich ist, und die entsprechenden Kompensationsmaßnahmen
lassen sich in den folgenden Gesprächen klären. Wird das Konzept
in Teilen abgelehnt, so bietet es sich an, die aus Sicht der Behörden
erforderlichen Änderungen direkt und persönlich mit den Verantwortlichen abzustimmen. Die Protokolle der durchgeführten
Besprechungen können später als Anlage zum Brandschutzkonzept
dienen, die nach Abschluss der Vorplanung auf Grundlage der
Machbarkeitsstudie erstellt wird.
Diese Vorgehensweise ist angeraten, da Verlautbarungen von
Behördenvertretern zur Genehmigungsfähigkeit vor Einreichung
der vollständigen Genehmigungsplanung nicht rechtsverbindlich
sind. Eine absolute Planungssicherheit lässt sich zwar auch auf
Grundlage eines Besprechungsprotokolls nicht erzielen, aber es
kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden,
dass nach erfolgter Abstimmung keine grundsätzlichen Richtungswechsel mehr erfolgen.
Zusammengefasst empfiehlt sich also folgende Vorgehensweise:
▸▸ Vorgespräch von Bauherr, Architekt und Brandschutzsachverständigem mit der Bauaufsicht zur Vorstellung des
geplanten Objektes
▸▸ Anfertigung einer Machbarkeitsstudie durch den Brandschutzsachverständigen auf Grundlage der Vorplanung
▸▸ Abstimmung der Machbarkeitsstudie zwischen Bauherr,
Architekt, Brandschutzsachverständigem und gegebenenfalls
weiteren Fachplanern
▸▸ Gespräch zwischen Bauaufsichtsbehörde, Feuerwehr und dem
Brandschutzsachverständigen zur Klärung der relevanten
Punkte des Brandschutzes, insbesondere der Abweichungen
▸▸ Verteilung des Besprechungsprotokolls
▸▸ Anfertigung des Brandschutzkonzeptes auf Grundlage der
abgestimmten Machbarkeitsstudie
Wahl des Prüfingenieurs mit Behörde abstimmen
Da mehrgeschossige Bauvorhaben in Holzbauweise und Projekte
der Nachverdichtung im städtischen Kontext – z. B. Aufstockungen oder Baulückenschließungen – alle dem klassischen
Genehmigungsverfahren unter Einbindung eines Prüfingenieurs
für Baustatik unterworfen sind, ist es empfehlenswert, sich mit der
zuständigen Bauaufsicht auch bei der Wahl des zu beauftragenden
Prüfingenieurs abzustimmen.
Gemäß Punkt 6 der M-HFHolzR 2004 muss der für das Vorhaben
zuständige Prüfingenieur für Baustatik im Rahmen der Überwachung ausdrücklich auch die ordnungsgemäße Bauausführung
nach dieser Richtlinie überwachen und bescheinigen. Dazu
sollten die Projektbeteiligten anlässlich der ersten Abstimmung
unter Verweis auf die notwendige Qualifikation des Prüfingenieurs hinsichtlich von Holzbauvorhaben auf Grundlage der
M-HFHHolzR 2004 bei der Bauaufsicht anregen, gemeinsam einen
Prüfingenieur – und gegebenenfalls den Prüfingenieur für den
Brandschutz – auszuwählen.
Diese Vorgehensweise wurde unter anderem bei der Errichtung
des Bauprojekts „e3“, des ersten siebengeschossigen Holzbaus in
Deutschland, aber auch bei anderen Bauprojekten in Berlin zum
Vorteil aller Beteiligten umgesetzt. Die entsprechend kompetenten
Prüfingenieure kennen zum einen die Leistungsfähigkeit der
modernen Holzkonstruktionen genau, zum anderen sind sie nicht
bereit, angesichts der noch jungen Entwicklung des modernen
mehrgeschossigen Holzbaus ein wie auch immer geartetes Risiko
in Planung und Ausführung einzugehen. Daher ist es ratsam,
eventuellen Forderungen des Prüfingenieurs zu Sonderprüfungen
mit dem Ziel, die Gebrauchstauglichkeit der Konstruktionen zu
Ludger Dederich, Rottenburg ▪
verifizieren, zu entsprechen.
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23
Einführung IBA Hamburg 2013
IBA Hamburg GmbH / bloomimages
E
▴▴Die IBA Hamburg 2013 will mit zahlreichen innovativen Neubauprojekten den Problemstadtteil Wilhelmsburg aufwerten
Schluss mit Versteckspiel
Erstmals in der 112-jährigen Geschichte der Internationalen Bauausstellung
(IBA) spielt der Holzbau eine zentrale Rolle. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg
demonstriert er seine Leistungsfähigkeit und darf auch sich selbst zeigen.
A
ls im Jahr 1901 die Idee einer Internationalen Bauausstellung (IBA) auf der Darmstädter Mathildenhöhe aus
der Taufe gehoben wurde, sollte damit ein permanenter
Diskurs über Stadterneuerung initiiert werden. Die Einheit von
Kunst, Leben, Natur und Wohnkultur war damals das große Leitbild,
das bis heute kaum an Aktualität verloren hat. Klimafreundliches,
bezahlbares und zukunftsfähiges Bauen steht im Mittelpunkt der
2013 in Hamburg stattfindenden IBA, was in logischer Konsequenz
zu zahlreichen Holzbauwerken führte. Der „energetische, soziale
und städtebauliche Umbau der Stadt des 21. Jahrhunderts“ wird
am Beispiel des von der hanseatischen Prosperität abgehängten
Problemstadtteils Wilhelmsburg untersucht. „Smart Material
Houses“ (intelligente Baustoffe), „Smart Price Houses“ (preiswertes
Bauen), „Hybrid Houses“ (flexibles Bauen) und „Water Houses“
(Bauen am Wasser) lauten dabei die Themen.
Woodcube
Erstmals in Europa entstand ein mehrgeschossiges Wohngebäude
in Massivholzbauweise ohne fremdstoffliche Dämmung: der
„Woodcube“. Der vom Stuttgarter Büro „Architekturagentur“
entworfene und mit dem österreichischen Thoma-Holz100-System
errichtete 5-Geschosser besitzt 900 m² Wohnfläche und zeigt innen
und außen, woraus er besteht: aus purem Holz. Keine Verkleidungen, keine Folien, keine Chemie. Er erreicht Passivhausstandard
und weist eine besonders positive CO2-Bilanz auf, weil eben sehr
viel Holz verbaut und bei der Auswahl der sonstigen Baustoffe
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mikado edition 2013
sorgfältig auf eine Geringhaltung der „grauen Energie“ geachtet
wurde. Da die tragenden Massivholzbauteile recht dick sind – die
Außenwand 32 cm – überschreiten sie F90 deutlich und machen
eine Verkapselung oder Sprinkleranlage verzichtbar.
Wälderhaus
Die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ errichtete das „Wälderhaus“. Es visualisiert seinen Zweck innen und außen durch
üppige Holzoberflächen. Der komplexe Multifunktionsbau dient
dem Bauherrn als Verwaltungssitz sowie als Ausstellungs- und
Seminargebäude. Das integrierte Öko-Hotel wird verpachtet.
Entworfen wurde das Gebäude vom Hamburger Büro „Studio
Andreas Heller Architects & Designers“. Die asymmetrische Form
sorgt dafür, dass es eine kraftvolle Lebendigkeit ausstrahlt. Der
5-Geschosser ist 21 m hoch, beinhaltet 6000 m² Bruttogeschossfläche und erreicht Passivhausstandard. Auf einen 2-geschossigen
mineralischen Sockel folgen drei Vollgeschosse in BrettsperrholzBauweise. Die unbehandelte Fassade aus Lärchenholz bietet für
Vögel und Insekten vorbereitete Nistplätze. Eine Sprinkleranlage
stellt die Anforderungen an den Brandschutz sicher.
Case Study Hamburg
Ein Baukastensystem liegt dem „Case Study Hamburg“ zugrunde.
Entworfen hat es das Londoner Büro „Adjaye Associates“, für
die Ausführung war das Hamburger Büro „planpark architekten“ zuständig. Das 4-geschossige Gebäude beherbergt neun
Einführung IBA Hamburg 2013
Kay Riechers
IBA Hamburg / Martin Kunze
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▴▴Ganz in Massivholzbauweise errichtet ist der 5-geschossige „Woodcube“
▴▴Das 5-geschossige „Wälderhaus“ beeindruckt durch Größe und Form
Wohnungen mit insgesamt 829 m² Wohnfläche. Die vorgefertigten
Basismodule sind um einen Erschließungskern angeordnet und
sowohl horizontal als auch vertikal miteinander verbunden,
sodass unterschiedlich große Geschoss- und Maisonettewohnungen entstanden. Die kubische Grundform des Bauwerks wird
durch horizontale Bänder in Höhe der Geschossdecken gegliedert,
wirkt aber durch eine lockere Anordnung geschosshoher Fenster,
Loggien und Dachterrassen sehr lebendig. Die Fassade besteht
aus einer Lärchenholzschalung, im Inneren besitzen die Decken
sichtbare Holzoberflächen. Sie bestehen aus vorgefertigten HolzBeton-Verbundelementen, was größere statische Spannweiten
ermöglichte und schallschutztechnisch vorteilhaft ist. Die tragenden Brettsperrholz-Wände sind verkapselt. Der Energiebedarf
unterschreitet den Standard der EnEV 2009 um 30 Prozent.
horizontal zu größeren Einheiten verbunden, was zu individuellen Wohnungen führt. Die Hybridkonstruktion besteht aus
Stahlbetonelementen und einer vorgehängten Holzfassade. In
die großen Innenräume lassen sich nachträglich weitere Trennwände einbauen. Die Fassade besteht aus schwarzen, horizontal
angebrachten Holzlamellen unterschiedlicher Breite, was für ein
markantes Erscheinungsbild sorgt. Der Energiebedarf liegt um fast
die Hälfte unter dem, was die EnEV 2009 vorschreibt.
Ideale Plattform für den Holzbau
Zwar geht es der IBA Hamburg primär um Stadtreparatur und
Stadterneuerung, doch ihre mehrgeschossigen Holzbauten setzen
vielversprechende und richtungsweisende Akzente. Sowohl die
Fach- als auch die Publikumsmedien werden ab Sommer 2013,
wenn die Bauwerke und Außenanlagen fertiggestellt sind, über
dieses internationale Großereignis ausführlich berichten – und das
nicht nur einmal, sondern mehrmals. „Holz ist groß im Kommen“,
lautet die Botschaft, die von hier ausgehen und hoffentlich viele
Nachahmer finden wird. Die IBA Hamburg ist ein Glücksfall für
den modernen Holzbau und dürfte große Wirkung entfalten.
Case Study #1
Das „Case Study #1“ wurde vom Hamburger Büro „Fusi &
Ammann Architekten“ entworfen und vom Fertighausanbieter
„Schwörer“ umgesetzt. Der 4-Geschosser bietet Platz für sechs
Eigentumswohnungen. Die vorgefertigten Grundmodule wurden
wie ein Legohaus zusammengefügt. Auch sie sind vertikal und
Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪
Christian Lohfink
IBA Hamburg / Martin Kunze
▴▴Auf einem Bausystem basiert das 4-geschossige „Case Study Hamburg“
www.mikado-online.de
▴▴Hybridbau mit dunkler Holzfassade: das 4-geschossige „Case Study #1“
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Mehrgeschosser Bad Aibling
Huber & Sohn
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mikado edition 2013
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Mehrgeschosser Bad Aibling
Holzstadt im
Höhenrausch
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eutschlands erster Achtgeschosser in Holzbauweise
ist 25 m hoch. Aus 570 m3 Holz entstanden 1740 m2
Geschossfläche. Gebaut wurde er vor allem mit Massivholzelementen, die das Holzbauunternehmen „Huber & Sohn“ in
seinem Werk vorfertigte. Die Montage eines Geschosses dauerte
dann nur zwei Tage.
In Bad Aibling steht das richtungsweisende Projekt auf einem
70 ha großen ehemaligen Kasernengelände der US-Armee. Vor fünf
Jahren hatte das Unternehmen B&O, ein technischer Dienstleister
der Wohnungswirtschaft, das Areal erworben. Seither investierte
es dort: in die Sanierung des Bestands, in Neubauprojekte und in
die Umsetzung eines Nullenergie-Konzepts. Neben Gewerbe- und
Büroflächen entstehen Wohnungen, Schulen und ein Hotel mit
Konferenzzentrum.
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01
Projekt
Ein ehemaliges Kasernengelände entwickelt das Wohnungswirtschaftsunternehmen B&O zur „City of Wood“. Hier
entstand Deutschlands erster Achtgeschosser in Holzbauweise.
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Das Gebäude basiert auf einem Bausystem, das vom Planungsteam der Münchner Büros „Schankula Architekten“
und „bauart Konstruktion“ entwickelt wurde, unterstützt vom
Holzbauunternehmen „Huber & Sohn“, Forschern der Technischen Universität München, der Hochschule Rosenheim und
dem Rosenheimer „Institut für Fenstertechnik“ (ift). Gemeinsam
entwickelten die Experten innovative Konzepte in den Bereichen
Statik, Brandschutz und Schallschutz, in denen bisher kaum
bauaufsichtliche Zulassungen für mehrgeschossige Holzbauten
existieren – und die nun hier erstmals zum Einsatz kamen.
Die in dem Areal geplante Nutzungsmischung bildet sich auch in
dem rund 2,6 Mio. Euro teuren Achtgeschosser ab: Die eine Hälfte
enthält Büros, die andere barrierefreie Wohnungen. Die Grundrisse
sind flexibel und erlauben sowohl verschiedene Bürotypen als
auch verschiedene Geschosswohnungstypen mit zwei, drei und
vier Zimmern, die als Zwei- und Dreispänner organisiert sind.
Möglich ist diese Vielfalt durch die Reduzierung der Tragkonstruktion auf wenige Wände, sodass alle Grundrisse individuellen
Wünschen entsprechend variierbar sind.
Mit einem Heizenergiebedarf von 18 kWh/(m2a) erreicht das
Gebäude fast Passivhausstandard. Mit einer dickeren Außenwanddämmung wäre natürlich noch ein besserer Wert möglich
gewesen, doch dann hätte die Zulassung deutlich länger gedauert
und es wären unverhältnismäßig hohe Zusatzkosten entstanden.
Für Warmwasser und Heizwärme sorgen eine Solarthermieanlage,
eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und ein Anschluss
an eine große zentrale Hackschnitzelheizanlage, die das gesamte
Gelände versorgt. Mit einem nachträglich auf dem Dach anzubringenden Windrad und einer nachgerüsteten Wärmepumpe ließe
sich Plusenergiestandard erzeugen.
www.mikado-online.de
B&O Wohnungswirtschaft
Grundrisse für Büros und Wohnungen
▴▴Mit dem Viergeschosser „Holz 4“ (vorn) ging es auf dem Kasernenareal
im Jahr 2010 los. Seit 2011 steht gleich nebenan der Achtgeschosser „Holz 8“
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Mehrgeschosser Bad Aibling
▴▴Den 2012 durchgeführten Architekturwettbewerb für die „City of Wood“ gewann in der Kategorie „Städtebauliches Konzept“ der Entwurf der
Arbeitsgemeinschaft von Matteo Thun und Hermann Kaufmann. Die Bauarbeiten zur Realisierung der zahlreichen Holzbauten haben schon begonnen
Hohe Auflagen beim Brandschutz
Die Statik des Bauwerks definiert die Giebelwände und die Innenwände der Schmalseiten als tragend und legt so die Spannrichtung
der Decken fest. Das in Stahlbeton errichtete Treppenhaus dient
als Aussteifung. Darüber hinaus gibt es eine Reihe aussteifender
Innenwände, die wie die Giebelwände als Scheiben ausgebildet
sind. Wegen der von unten nach oben abnehmenden Lasten
reduziert sich auch die Dicke der Wandkonstruktionen nach oben:
von 18 cm im Erdgeschoss auf 10 cm im obersten Geschoss. Die
vorgefertigten Wandelemente wurden von „Huber & Sohn“ bereits
mit eingebauten Fenstern sowie aufgebrachten Holzschalungen
und Putzträgerplatten angeliefert. „Lediglich verputzt werden
musste noch auf der Baustelle“, erzählt Josef Huber, der geschäftsführende Gesellschafter des Holzbauunternehmens.
Aus Brandschutzgründen bestehen das Treppenhaus und die
Laubengänge, die die Einheiten erschließen, aus Stahlbeton. Das
Treppenhaus musste zudem einen mineralischen Putz erhalten. Der
im Freien liegende Erschließungsweg begünstigt außerdem einen
rauchfreien Treppenraum – eine unbedingte Forderung des Brandschutzes. Darin integrierte Trockensteigleitungen sowie funk- oder
drahtvernetzte Rauchmelder in den Wohn- und Büroeinheiten sind
weitere Kompensationsmaßnahmen, die notwendig waren, um die
Tragkonstruktion komplett in Holz ausführen zu dürfen.
Umfangreiche Großbrandversuche waren diesem Bau der
Gebäudeklasse 5 vorangegangen. Im Endergebnis konnte das
Holzbauunternehmen für die Innen- und Außenwände ein
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis erwirken und für
andere Wandtypen Gutachten, die durch Zustimmung im Einzelfall von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium genehmigt wurden. Auf der damit festgelegten Basis mussten
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mikado edition 2013
sämtliche verwendeten, tragenden Holzbauteile in der Feuerwiderstandsklassifikation F90–B+K260 ausgeführt werden.
Die Massivholzwände bestehen aus einem Vollholzkern, der
beidseitig mit Gipsfaserplatten gekapselt wurde, um den Brandschutzanforderungen, aber auch der Statik zu genügen. Entkoppelte
Vorsatzschalen aus Gipskartonplatten sorgen bei den Wohnungstrennwänden für ausreichenden Schallschutz. Die Verbindung
erfolgt mit Direktschwingabhängern, an denen die C-Profile der
Trockenbauunterkonstruktion befestigt sind. Die Außenwände
sind mit 24 cm Steinwolle gedämmt. Der Schmelzpunkt dieses
Dämmmaterials liegt bei über 1000 °C, trotzdem war noch eine
Zustimmung im Einzelfall nötig, da Vollwärmeschutzsysteme im
Regelfall auf 20 cm Dicke begrenzt sind.
Weil die Fassade zu großen Teilen aus Holz besteht und nur
stellenweise durch Putzflächen ergänzt wird, galt hier dem Brandschutz ebenfalls ein besonderes Augenmerk. Die geschlossene
Holzaußenwandbekleidung mit Nut und Feder dient dem Zweck
des höheren Brandwiderstands. Um einen eventuellen Brandüberschlag an der Fassade zu verhindern, wurden in Höhe der
Geschossdecken zudem 1,5 mm dicke Stahlbleche eingezogen.
Diese unterbrechen den Luftzwischenraum, ragen rund 3 cm vor
die Fassadenfläche und würden die Ausbreitung eines Brandes
an der Außenfront ausreichend behindern.
Die Decken bestehen aus fünflagigem Brettsperrholz, das
größtenteils mit Gipsplatten doppelt beplankt ist. In den Wohnräumen erlaubt eine Ausnahmegenehmigung sichtbare Holzdecken. Luft- und Trittschallschutz sind durch einen insgesamt
20 cm hohen Deckenaufbau mit Splittschüttung, Trittschalldämmung aus mineralischem Dämmstoff und Trocken- oder
Zementestrich garantiert. Dieser Aufbau stellt zudem auf der
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Mehrgeschosser Bad Aibling
Matteo thun & hermann kaufmann / B&O Wohnungswirtschaft
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Deckenoberseite den Brandschutz sicher. Um die Rauchdichtheit
zwischen den Geschossen zu gewährleisten, wurden in den Decken
und im Anschlussbereich zu den Innenwänden diffusionsoffene
Fassadenbahnen eingebaut.
Großer Ehrgeiz beim Schallschutz
In puncto Schallschutz wollte der Bauherr B&O bei seinem
Prestigeprojekt nicht nur die gesetzlichen, sondern die erhöhten
Anforderungen der VDI 4100 Schallschutzstufe II berücksichtigen.
Gemeinsam legte das Bauteam die Luftschalldämmung zwischen
den Wohnungen auf 56 statt 53 dB fest und den Trittschallpegel
auf 46 statt 53 dB. Da die Bauweise mit Massivholzelementen
nicht in den Beispielkatalogen der DIN 4109 abgedeckt ist und
sich schalltechnisch auch anders verhält, musste hierfür das
ift Rosenheim spezielle Wand- und Bodenaufbauten ermitteln.
Diese gehen auch auf Problempunkte ein und bieten Lösungen
für eine möglichst geringe Flankenübertragung. Der ähnlich
konstruierte Viergeschosser, mit dem B&O in Bad Aibling seine
Serie innovativer Holzbauprojekte begann, konnte die Zielwerte
vollständig einhalten.
Mit dem Achtgeschosser ist der Ehrgeiz von B&O noch lange
nicht befriedigt. Ganz im Gegenteil: Er war nur ein spektakulärer
Anfang. Das deutschlandweit agierende Wohnungswirtschaftsunternehmen ist von den Vorteilen des Holzbaus so überzeugt,
dass es ganz auf ihn setzt und damit einen deutlichen Vorsprung
zu seinen Mitbewerbern erlangen möchte. Die „City of Wood“
in Bad Aibling dient ihm als Experimentierfeld, um wertvolle
Erfahrungen zu gewinnen, die für Bestandserneuerungen und
Nachverdichtungen in größeren Städten wichtig sind.
Christine Ryll, München ▪
www.mikado-online.de
„Follow your instinct“ – so lautet für uns das Leitmotiv
jeder Produktentwicklung. Die neue Handkreissäge
K 85 zeigt, was das bedeutet. Mit ihrer Flexibilität,
ihrer Performance und ihrem hohen Anwendungskomfort ist sie hervorragend auf die kommenden Anforderungen im Holzhandwerk vorbereitet: auf eine
Zukunft, in der Holz für Sie und Ihr Werkzeug nur einer
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Mehrgeschosser Dornbirn
Dornbirn
Norman a. müller / Cree
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Mehrgeschosser Dornbirn
Nachhaltig
nach oben
Hochhäuser und Nachhaltigkeit erschienen bisher als
Widerspruch. Das ist nun anders.
In Dornbirn entstand ein
Achtgeschosser in Holzbauweise
mit Passivhausstandard.
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wei Megatrends bestimmen das künftige Baugeschehen:
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Urbanisierung.
Die Urbanisierung ist dabei eine Konsequenz aus dem ersten
Megatrend, denn je dichter die Menschen zusammenrücken, desto
mehr Wege lassen sich zu Fuß bewältigen und desto effizienter
wird ein öffentliches Nahverkehrssystem. Der österreichische
Baukonzern Rhomberg, der bis vor wenigen Jahren mit Holzbau
nicht viel am Hut hatte, stellte sich den Herausforderungen
der Zukunft und entwickelte mit einem hochkarätig besetzten
Team ein ambitioniertes Bausystem, das er weltweit vermarkten
will: den „LifeCycle Tower“ (LCT) mit bis zu 30 Geschossen. Im
vorarlbergischen Dornbirn entstand Anfang 2012 der erste achtgeschossige Prototyp: der LCT One.
Integraler Forschungs- und Planungsprozess
Achtgeschosser als Prototyp für Hochhäuser
Die Genehmigungsbehörden reagierten auf das Bauvorhaben
zunächst zurückhaltend. Im Verlauf der Planungs- und Testphase,
insbesondere durch die Brandversuche an den Deckenelementen,
wuchs das Vertrauen. Um später einmal „echte“ Hochhäuser
bauen zu dürfen, war es „diplomatisch klug“, erst einmal das
www.mikado-online.de
norman a. müller / cree
Für die Entwicklung, Realisierung und Vermarktung des LCT
gründete Rhomberg ein Tochterunternehmen: die Cree. Der Name
verweist zum einen auf den nordamerikanischen Indianerstamm
Cree, bekannt für seinen respektvollen Umgang mit der Natur,
zum anderen ist er eine Abkürzung für „Creative Resource &
Energy Efficiency“. 2009 initiierte die Cree das Forschungsprojekt
und engagierte dafür ein interdisziplinär zusammengesetztes
Expertenteam: die Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, das
Ingenieurbüro Arup, das Holzbauunternehmen Wiehag und die
Technische Universität Graz. In einem integralen Planungs- und
Forschungsprozess entstand ein holzbasiertes Baukastensystem,
das verschiedene Gebäudegrundformen und Bauhöhen bis zu
100 m ermöglicht.
Die Entwicklung erfolgte in verschiedenen technischen
Varianten. Ziel war ein möglichst geringer Materialeinsatz und
eine möglichst hohe Funktionalität und Flexibilität. Es zeigte
sich, dass Holz-Beton-Verbundlösungen reinen Holz-Lösungen
überlegen sind – ein Resultat der hohen Brandschutz- und Schallschutzanforderungen bei Mehrgeschossern. Deshalb besteht die
Decke aus einer schmalen Stahlbeton-Platte mit unterseitigen
Brettschichtholz-Rippen.
▴▴Das zweigeschossige Foyer empfängt die Besucher mit viel Holz.
Die frei im Raum stehenden Stützen haben eine rein dekorative Funktion
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Mehrgeschosser Dornbirn
darko todorovic / adroc.net / cree
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▴▴Das 6. und 7. Obergeschoss dienen dem Bauherrn Cree als Firmensitz. Die raumhohen Fenster sorgen für viel Licht, sind dreifachverglast und öffenbar
achtgeschossige „Fast-Hochhaus“ LCT One zu errichten. Wenn da
alles klappt, ist der Schritt über die Hochhausgrenze nicht mehr
groß und leichter vermittelbar. Die Hochhausgrenze liegt bei 22 m.
Gemeint ist damit die Höhe der Fußbodenoberkante des obersten
Geschosses, denn bis dahin ist das Equipment der Feuerwehr
ausgelegt. Bei Höhen darüber sind zusätzliche Fluchttreppenhäuser
und andere Sicherheitsmaßnahmen notwendig.
Die Entwurfs- und Genehmigungsplan des LCT One dauerte nur
vier Wochen, die Werkplanung weitere sechs Wochen, wobei da
bereits mit Baustellenvorbereitungen und Erdarbeiten begonnen
wurde. Im September 2011 ging es mit den Rohbauarbeiten los,
im Juli 2012 war das Gebäude bezugsfertig. Die spektakulärste
Phase war natürlich der Holzrohbau im April 2012.
Ausgeklügeltes Bausystem mit hoher Flexibilität
Der LCT One steht auf einer Grundfläche von 24 × 13 m. Sein
Fundament besteht aus einer wasserundurchlässigen StahlbetonBodenplatte. Darauf entstand zuerst ein Erschließungskern aus
30 cm dicken Stahlbeton-Wänden mit Anschlussbewehrungen
1. Tag
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2. Tag
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mikado edition 2013
für die Geschossdecken. Die acht Vollgeschosse ruhen auf 42
Brettschichtholz-Doppelstützen, die in einem Abstand von 2,70 m
in der Fassadenebene liegen. Sie haben gelenkige Verbindungen.
Die Geschossdecken agieren als schubfest verbundene Scheiben
und der Erschließungskern nimmt die Horizontallasten auf. Mit
den Deckenelementen verbunden sind die Doppelstützen über
ein simples Rohr-Dorn-Stecksystem. Durch eine präzise Planung
und Vorfertigung und einen ausgeklügelten Bauteil- und Zeitplan
entstanden pro Tag bis zu zwei Geschosse, sodass der wetterfeste
Holzrohbau in zehn Tagen fertig war. In konventioneller Stahl- und
Stahlbeton-Bauweise hätte es etwa sieben Wochen gedauert.
Holz-Beton-Verbund löst Brand- und Schallschutz
Ein Spezifikum sind die Holz-Beton-Verbund-Rippendecken. Sie
bestehen aus Brettschichtholz-Trägern und einer 80 mm dünnen
Betonschicht. Wie bei den Fassadenstützen blieb auch hier das
Holz sichtbar. Zwischen den Rippen ist die Haustechnik integriert:
Heiz- und Kühlmodule, Lüftungs-, Sprinkler- und Beleuchtungssysteme. Die Geschosse selbst sind stützen- und wandfrei, sodass
4. Tag
02
Mehrgeschosser Dornbirn
Steckbrief
Bauprojekt:
LifeCycle Tower One ı A-6850 Dornbirn ı www.cree.at
Bauherr:
Cree GmbH ı A-6900 Bregenz ı www.creebyrhomberg.com
Bauweise: Mischbauweise (Brettschichtholz/Beton)
Bauzeit: September 2011 bis Juli 2012
Bruttogeschossfläche: 2319 m²
Nettonutzfläche: 1765 m²
Baukosten: 2,5 Mio. Euro ı 1417 Euro/m²
norman a. müller / cree
Heizenergiebedarf: 13 kWh/(m²a)
Architektur:
Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH
A-6858 Schwarzach ı www.hermann-kaufmann.at
▴▴Im 1. Obergeschoss informiert eine Ausstellung über den LifeCycle Tower
der LCT One ans Nahwärmenetz Dornbirns angeschlossen. Die
Jalousien werden automatisch gesteuert und schützen das Innere
vor Überhitzung und störender Strahlung. Eine vollautomatisierte
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und permanenter CO2Messung komplettiert die Haustechnik.
Gute Bilanzen bei CO2, Energie, Zeit und Lkw-Verkehr
Der effiziente Einsatz von Energie, Material und Arbeit verbessert beim LCT die CO2-Bilanz im Vergleich zu konventionellen
Stahlbeton-Hochbauten um rund 90 Prozent. Darin enthalten
sind die Emissionen, die durch Herstellung, Transport, Einbau
und Unterhalt in der mit 50 Jahren angesetzten Nutzungsdauer
inklusive Demontage und Materialentsorgung verursacht werden.
Zudem verkürzen das Bausystem und der hohen Vorfertigungsgrad
die Bauzeit deutlich – und damit auch die Zeitspanne zwischen
Grundstückskauf und Gebäudenutzung, zwischen Investition und
Rendite. Die Belastung der Nachbarschaft mit Lärm und Staub
sowie die Belastung der Straßen nimmt ab.
Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪
Bilderleiste: Cree
sich jedes mit Trockenbauwänden individuell aufteilen lässt.
Aus Brandschutzgründen sind die einzelnen Geschossebenen
systemisch voneinander getrennt. Ein Stahlbeton-Randbalken der
Decken unterbricht die Brettschichtholz-Fassadenstützen auf jeder
Etage. Das verhindert, dass sich bei einem Brand das Feuer über die
hölzernen Stützen ins nächste Stockwerk rauf- oder runterfressen
kann. Die Befestigung der Hybriddecken am Erschließungskern
erfolgt mit Stahlkonsolen, die durch Gipskarton-Feuerschutzplatten
brandsicher gekapselt sind.
Die Außenwand mit dem innen sichtbaren Holztragwerk hat
eine Stärke von 48 cm und einen U-Wert von 0,12 W/(m2K). Innen
ist die gedämmte Konstruktion mit OSB-Platten verkleidet, die
auch als Dampfsperre dienen, außen mit einer zementgebundenenHolzfaserplatte, auf ihr eine Unterkonstruktion zur Hinterlüftung
und als Wetterschutz recyceltes Aluminium. Die Fenster – über
50 Prozent der Fassade – sind dreifachverglast. So erreicht das
Bauwerk Passivhausstandard. Beim energetischen Versorgungskonzept setzt der LCT auf einen flexiblen, modularen Aufbau,
der sich an die lokalen Besonderheiten anpassen lässt. So ist
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Mehrgeschosser Wien
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Projekt
Holz wächst Wien
über sich hinaus
Im Rahmen des „Forschungsprojekts 8 +“ hatte sich das Wiener
Büro „Schluder Architektur“ schon 2008 mit dem Thema „Urbaner
Holzbau“ beschäftigt. Ab 2011 konnte es beim Neubau der Wohnanlage
an der Wagramer Straße einen 7-Geschosser planen und bauen.
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Mehrgeschosser Wien
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Das Gebäude schirmt mit seinen sieben Geschossen das dahinter
liegende Areal von der stark befahrenen Hauptstraße mit unschöner Nachbarschaft ab. Auf der Rückseite schaffen dreigeschossige
„Finger“ einen sanften Übergang zum angrenzenden Einfamilienhausgebiet und lassen halb-öffentliche Innenhöfe entstehen, die
an die Tradition der Wiener Höfe anknüpfen. Erschlossen wird die
Wohnanlage über drei Treppenhäuser im Hauptgebäude, in den
ersten drei Geschossen mit Laubengängen, die über Brücken auch
zu den Rückgebäuden führen. In den oberen Geschossen sind die
Treppenhäuser als abgeschlossene Stahlbetonkerne ausgebildet.
Im Hauptgebäude befinden sich 71 Wohneinheiten mit zwei
bis vier Zimmern, in den drei Rückgebäuden jeweils zehn mit
ebenfalls zwei bis vier Zimmern. Wegen der Lärmbelästigung
durch die Straße befinden sich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes
ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen.
Aufwendig: Brandschutz im Siebengeschosser
„Weil es sich beim Projekt Wagramer Straße um den ersten
siebengeschossigen Wohnbau aus Holz in Wien handelt, mussten
wir in Bezug auf den Brandschutz, die Bauphysik und die Genehmigungsfähigkeit der Aufbauten neue Wege beschreiten“, erinnert
sich Schluder. Besondere Untersuchungen und Einzelprüfungen
Bruno Klomfar / Fotografie
ntlang der Wagramer Straße in Wien entstand ein moderner Siebengeschosser in Holz, dessen Höhe aber auf den
ersten Blick nicht auffällt, weil er ungewöhnlich lang ist.
Grundlage des Bauprojekts war ein Bauträgerwettbewerb der Stadt
Wien für geförderten Wohnbau. Dabei arbeiteten Architekten und
Bauträger ihren Entwurf in sechs Wochen bis zur Planungsreife
durch, sodass am Ende alle technischen Details und die Baukosten feststanden. „Werden die Baukosten überschritten, entfällt
die komplette Förderung“, erklärt Michael Schluder vom Büro
„Schluder Architektur“, das gemeinsam mit dem Büro „Hagmüller
Architekten“ den Wettbewerb gewann.
Der Bauherr, die gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „Familie“, wollte mit dem Projekt beweisen, dass Holz nicht
nur wegen seiner Nachhaltigkeit und positiven Auswirkungen auf
Wohnkomfort und Raumklima ein hervorragender Baustoff ist,
sondern auch hinsichtlich Bauökonomie und konstruktiver Eigenschaften im großvolumigen Bauen. Als einziges Büro unter den
Wettbewerbsteilnehmern plante „Schluder Architektur“ sechs der
sieben Geschosse in Holzbauweise. Für Wien war das ein Novum,
ermöglicht durch neue Richtlinien. Planung, Brandschutznachweise, Brandversuche und das Genehmigungsverfahren dauerten
fast ein Jahr. Der Holzbau stand dann in wenigen Monaten.
www.mikado-online.de
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Mehrgeschosser Wien
▴▴Rückseite: Die Fassade ist aufgelockerter, die Farben sind bunter und drei 3-geschossige Anbauten erzeugen Hofsituationen, die in Wien Tradition haben
gehörten ebenso dazu wie ein Brandversuch für den Nachweis,
dass der Wandaufbau aus Brettsperrholz mit Kapselung tatsächlich
unbrennbar ist. Parallel dazu forderte die Behörde die Installation
einer Trockensteigleitung. „Wir haben für die Überprüfung und
Genehmigung der Anlage in etwa den doppelten Zeitaufwand
benötigt, als es normalerweise erforderlich wäre“, zieht der Architekt Bilanz. Bis dato hatte Wien gemäß den geltenden Richtlinien
lediglich Viergeschosser aus Holz erlaubt.
Sicherstes Gebäude Österreichs
„Wir mussten das Schutzziel der Bauordnung, dass zwischen
zwei Wohnungen 90 Minuten Brandwiderstand notwendig sind,
auf 180 Minuten Brandwiderstand erhöhen“, erläutert Schluder.
„Damit ist unser Holzbau das brandschutztechnisch am höchsten
abgesicherte Gebäude in ganz Wien.“
Die Tragstruktur des Gebäudes setzt sich aus Scheiben
zusammen, die in einem großzügigen Raster von 6,20 m das
Gebäude untergliedern und somit eine höhere Flexibilität bei
der Innenraumeinteilung ermöglichen. Die Decken bestehen aus
einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion, die für ausreichenden
Brand- und Schallschutz sorgt. „Wir hatten ursprünglich Fertigteile vorgesehen, aber der Generalunternehmer hat nachgewiesen,
dass die Vor-Ort-Montage günstiger ist. Die längere Bauzeit blieb
dabei jedoch unberücksichtigt“, berichtet Schluder.
Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, das sich vom
ersten bis zum siebten Geschoss von 13,2 cm Wandstärke auf
11 cm Wandstärke verjüngt. Innen sind sie zweifach mit Gipskartonbauplatten in Brandschutzqualität beplankt. Davor sitzt die
5 cm dicke Installationsebene, vor die nochmals eine raumseitige
Beplankung aus Gipskartonplatten gesetzt wurde. So können
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mikado edition 2013
Mieter nicht versehentlich durch nachträgliche Installationen in
der Wand deren Brandschutzbeplankung beschädigen. Nach außen
ist der Holzbau mit Steinwolle und Dickputz bekleidet. Auch die
tragenden Brettsperrholz-Innenwände wurden beidseitig mit zwei
Lagen Gipskarton in Brandschutzqualität verkleidet und besitzen
eine mit Gipskarton beplankte Installationsebene.
Die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Sie fungieren als
aussteifende Kerne und sind mit dem Erdgeschoss, das aufgrund
der Wiener Bauordnung ebenfalls aus Stahlbeton erstellt wurde,
verbunden. Die Fronten zwischen den Treppenhäusern schließen
im Werk vorgefertigte Fassaden und Wände in Holztafelbauweise.
Dank der Modularbauweise war die gesamte Konstruktion in
nur elf Wochen fertiggestellt. „Beim höheren Baukörper musste
lediglich die Wärmedämmfassade nachträglich angebracht werden,
bei den niedrigeren wurden die Wandelemente bereits inklusive
Außenverkleidung – hier kamen stehende Lärchenschalungen zum
Einsatz, die auf Hinterlüftung montiert wurden – auf der Baustelle
angeliefert“, erzählt Schluder. „Ein Dreigeschosser konnte so in
einer Woche errichtet werden.“
Die Balkone und Loggien wurden wegen der Gefahr des Brandüberschlags als Betonfertigteile ausgebildet. Weil die Wagramer
Straße stark befahren ist, befinden sich alle Fenster, die Öffnungsflügel besitzen, im Bereich der Loggien. Deren Glasfronten sind
schalltechnisch abgeschlossen, aber natürlich belüftet.
Insgesamt wurden bei diesem Großprojekt 2400 m3 Brettsperrholz verarbeitet. Das bedeutet, das darin ca. 2400 t C02 gespeichert
sind. Zerlegt man das Gebäude am Ende der Lebensdauer, kann
man die rund 19 Terajoule (5,2 TWh) an eingespeicherter Energie
nutzen und in Strom und Wärme umwandeln.
Christine Ryll, München ▪
03
Mehrgeschosser Wien
Systemaufbau Wände
Dach REI60/K60
Außenwand REI 60/K60
tragende Innenwand R60/K60
Trennwand REI 60/K60
Feuermauer REI90
mineralisch A2
Trennwand REI 60/K60
Trenndecke REI 60/K60
Trenndecke REI 90
Wohnungsseitig K60
treppenhausseitig K30
Außenwand REI90/K60
Trennwand REI 90
wohnungsseitig K60
treppenhausseitig K30
Erdgeschoss / Treppenhaus
REI90 mineralisch A2
R/REI/EI 60
R/REI/EI 90
R/REI/EI 90
mineralisch A2
[ DÄMMSTÄRKE ]
ISOCELL Zellulosedämmung, der
verschnitt- und setzungsfreie Einblasdämmstoff für Neu-, Ausund Umbau zeigt die volle Stärke.
Unschlagbar in Verarbeitung
und Qualität!
Steckbrief
Bauweise: Brettsperrholz
Bauteil B (3-Geschosser, 2 in Holz):
Hagmüller Architekten
A-1010 Wien ı www.hagmueller.com
Bauzeit:
Gesamt: August 2011 bis Februar 2013
Holzbau: Dezember 2011 bis März 2012
Tragwerksplanung:
RWT Plus ZT GmbH
A-1010 Wien ı www.rwt.at
Baukosten: 15 Mio. Euro
Brandschutz:
BrandRat ZT GesmbH
A-1050 Wien ı www.brandrat.at
Bauprojekt: Wohnanlage
„Wagramer Straße“ ı A-1220 Wien
Wohnfläche: 8440 m²
Bauherr:
Familie, gemeinnützige Wohnund Siedlungsgenossenschaft,
Reg.Gen.m.b.H.
A-1070 Wien ı www.sozialbau.at
Architekten:
Bauteil A (7-Geschosser, 6 in Holz):
Schluder Architektur ZT-GmbH
A-1010 Wien ı www.architecture.at
www.mikado-online.de
Generalunternehmer:
Voitl & Co. Baugesellschaft m.b.H.
A-1200 Wien ı www.voitl.at
Holzbau:
Aichinger Hoch-, Tief- und
Holzbau GmbH & Co. Nfg KG
A-4844 Regau
www.aichinger-bau.at
W W W. I S O C E L L . A T
37
Baulücke Berlin
Fotos: Matthias Broneske
04
38
mikado edition 2013
04
Baulücke Berlin
Lärchenholz statt Putz
D
as Wohnhaus im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg bietet
seinen Bewohnern gerade in den oberen Geschossen
einen spektakulären Ausblick, steht es doch am Rand des
sog. „Barnim“, einer eiszeitlich gebildeten Hochfläche, die nach
Süden in Richtung Berlin-Mitte abfällt. Deshalb erhielt es den
wohlklingenden Namen „Wohnen an der Barnimkante“.
Sieben Geschosse sind in Berlin heute sozusagen Standard. Die
Zahl ergibt sich aus der in den Bebauungsplänen festgelegten
Traufhöhe von 22 Metern. Bei mehr Geschossen würden die
Innenräume zu niedrig, bei weniger Geschossen würden mögliche
Nutzflächen verschenkt, was den Preis für jeden Quadratmeter
Wohnfläche erhöht. So erhielt denn auch dieses Bauprojekt im
Vorderhaus sieben Geschosse. Der Seitenflügel, der sich weit in
den dahinter liegenden Hof streckt, ist fünf Geschosse hoch. Im
Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich ein Ladengeschäft,
die Zufahrt zur Tiefgarage und der Zugang zum Treppenhaus.
Das erschließt in den sechs Obergeschossen des Vorderhauses
jeweils eine rund 135 m2 große Wohnung und im Seitenflügel vier
Wohnungen, denn in seinen fünf Geschossen ist eine Wohnung
als Maisonette ausgebildet.
Baulücke
04
Projekt
Ursprünglich als reines Holzhaus geplant, führten die gewünschten
Spannweiten zu einer Tragkonstruktion aus Stahlbeton und Stahl.
Die Fassaden aber sind aus Holz und zeigen das auf der Rückseite auch.
Berlin
Rückwärtige Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz
Die rückwärtige Fassade aus Lärchenholz war es, die bei der Baugenehmigung Probleme bereitete und den Bauablauf verzögerte.
Zwar legte ein Brandschutzkonzept dar, wie konstruktive Maßnahmen die Brandsicherheit ausreichend gewährleisten können. Doch
die zuständige Bauaufsichtsbehörde überzeugte das noch nicht
und so forderte sie ein weiteres durch eine staatliche Prüfanstalt
erstelltes Gutachten. Bis das fertig war, dauerte es ein wenig.
Stützenfreie Großräume erfordern Hybridbauweise
Das Material Holz sollte den Charakter des Gebäudes prägen. Das
war der Wunsch sowohl des Bauherrn als auch der Architektin
Susanne Scharabi. Und das passt auch sehr gut zum Lifestyle
des kreativ und ökologisch orientierten Milieus im Bezirk Prenzlauer Berg. Ursprünglich sollte alles aus Holz bestehen, auch die
Tragkonstruktion. Eine Baugruppe wollte hier gemeinschaftlich
ein Zuhause errichten. Doch dann entschloss sich der Grundstückseigentümer, selbst zu bauen. Als Folge musste sich die
geplante Pioniertat den ökonomischen Erfordernissen anpassen.
Die Baugruppe suchte sich ein neues Grundstück und fand eines in
der Esmarchstraße. Und sie engagierten neue Architekten: Kaden
Klingbeil. Der Rest ist Holzbaugeschichte.
Hier an der „Barnimkante“ in der Fehrbelliner Straße dauerte es
etwas länger als geplant. Baubeginn war März 2008, Fertigstellung
Juli 2009. Und die Tragkonstruktion wurde nicht in Holz-, sondern
in Hybridbauweise ausgeführt: mit Profilstahl und Stahlbeton.
Dadurch wurden große stützenfreie Räume möglich. Trotzdem
wurde es ein „Holzhaus“: Die Fassade besteht aus HolzrahmenbauElementen, zur Straße mit Faserzementplatten, zum Hof mit einer
Lärchenholzschalung bekleidet. Es war also genau umgekehrt wie
beim Kaden-Klingbeil-Bau, wo die Tragkonstruktion aus Holz und
die Oberfläche aus klassischem Putz besteht.
www.mikado-online.de
▴▴Die Straßenfassade ist mit nichtbrennbaren Faserzementplatten bekleidet
39
04
Baulücke Berlin
▴▴Die horizontal laufenden Aluminiumbleche waren aus Brandschutzgründen notwendig, geben der Fassade aber auch eine angenehme Struktur
▴▴Die große Dachterrasse über dem rückwärtigen Anbau gehört
zur Wohnung im 5. Obergeschoss des siebengeschossigen Hauptgebäudes
40
mikado edition 2013
Doch dann konnte es losgehen. Die Fassaden bestehen aus
455 m2 Holzrahmenbau-Elementen und 339 m2 Lärchenholzschalung. Das thüringische Holzbauunternehmen Hunold fertigte
sie werkseitig vor und montierte sie auch. Auf der Innenseite ist
eine 12,5 mm starke Gipskartonplatte auf einer 22 mm starken
OSB-Platte montiert. Es folgt ein 300 mm starkes Ständerwerk
aus Konstruktionsvollholz (KVH), ausgefacht mit Mineralfaserdämmung. Die äußere Beplankung bildet eine 10 mm starke
hydrophobierte Kalziumsilikatplatte, darüber auf einer 30 mm
starken Konterlattung die 25 mm starke Lattung aus Lärchenholz.
Alle Hölzer sind chemisch unbehandelt.
Innerhalb der Dämmschicht befinden sich die Hohlräume für
Elektroinstallationen. Sie liegen hinter der inneren Beplankung
und sind luftdicht ausgeführt. Die hochwärmegedämmten Fassadenelemente besitzten einen Wärmedurchgangskoeffizienten von
nur 0,18 W/(m2K). Die Fenster sind dreifachverglast. Zudem ist
das Gebäude mit einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage
ausgestattet, deren Wärmerückgewinnungsgrad bei 95 % liegt.
Aufgrund des niedrigen Bedarfs genügt für die Versorgung mit
Heizwärme und Warmwasser eine zentrale Gasbrennwerttherme
mit 60 kW Heizleistung.
Geringe Heizkosten sind natürlich ein gutes Verkaufsargument.
Holz findet aber auch aus ästhetischen Gründen in Städten – selbst
oder gerade im „steinernen Berlin“ – immer mehr Akzeptanz.
Architekten wie Susanne Scharabi sammelten hier und bei anderen
Bauprojekten wertvolle Erfahrungen und bereiten so den Weg,
dass künftig Angebot und Nachfrage für den mehrgeschossigen
Holzbau steigen und Holz in der Stadt selbstverständlich wird. Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn / gh ▪
04
Baulücke Berlin
Steckbrief
Bauprojekt:
Wohn-/Geschäftshaus „Wohnen an der Barnimkante“
D-10119 Berlin ı www.barnimkante.de
Bauweise:
Tragkonstruktion: Stahlbeton, Stahl
Nichttragende Fassade: Holzrahmenbau-Elemente
Bauzeit: März 2008 bis Juli 2009
Energiestandard: 40 kWh/(m²a)
Bauträger:
UmBauBüro UBB GmbH & Co. KG
D-10119 Berlin
Architektur:
Susanne Scharabi
D-10119 Berlin ı www.scharabi.de
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Brandschutz:
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Holzbau:
Holzbau Hunold GmbH & Co. KG
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Tel +49/5456/93 03 0 · Fax +49/5456/93 03 30
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05
Baulücke London
London
David Grandorge
05
Projekt
Baulücke
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mikado edition 2013
05
Baulücke London
Perfekte Passung
London ist eine der am dichtesten bebauten Städte Europas. Freie Baugrundstücke gibt
es hier kaum noch. Investoren müssen lange suchen und Kreativität entwickeln. Eine
Möglichkeit ist die Umnutzung enger Hinterhöfe. Dabei zeigt der Holzbau seine Stärken.
A
nders als in vielen Gegenden Englands steigt in London
die Nachfrage nach Wohnraum ständig an. Die Greater
London Authority (GLA) verwaltet ihre 32 Stadtbezirke und rechnet damit, dass die Stadt bis 2031 einen Zuwachs
von 1,5 Mio. Wohnungen haben wird. Das wären 33 000 neue
Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich entstehen bisher jedoch nur
etwa halb so viel. Tendenz: fallend.
Um den Wohnungsmarkt kümmert sich in London die öffentliche
Hand kaum. Er wird privaten Investoren überlassen. Die Zahl der
Neubauten erreichte schon in besten Zeiten nicht die nötige Menge
und ist wegen der Finanzkrise weiter geschrumpft. Hinzu kommt,
dass die Baukosten in England die zweihöchsten in Europa sind –
nach Monaco. Und Baugrund ist Mangelware. Selbst Restflächen
gibt es kaum, geschweige denn große Neubaugebiete. So dehnt
sich die Siedlungsfläche immer weiter ins Umland aus.
Fehlender Baugrund zwingt zu neuen Wegen
Um diesem Problem zu begegnen, befassen sich die Architekten des
Londoner Büros SUSD intensiv mit dem Thema „kostengünstige
Wohnbauten“ – und zwar nicht für die „Grüne Wiese“, sondern
für innerständische „Nischen“: für brachliegende Grundstücke in
Hinterhöfen und anderswo. Die zu finden ist nicht einfach, aber
es gibt sie. Oft traut sich nur niemand so richtig an sie heran.
Dachgeschoss
Obergeschoss
www.mikado-online.de
Eine dieser Nischen fand SUSD in Harlesden im Nordwesten
Londons, einem Stadtteil mit „hohem sozialen Konfliktpotenzial“.
2001 hatte er die höchste Mordrate Englands. Das Büro erwarb
2005 den 120 Jahre alten Bestand einer alten Industriebrache,
die wegen ihres schlechten baulichen Zustands nicht mehr nutzbar war. Direkt von der High Street führt eine 2,59 m schmale
Durchfahrt – der einzige Zugang – zum kleinen Hinterhof mit
hufeisenförmig angeordneten Gebäuden, die alle bis zur Grundstücksgrenze reichten. Als sie abgerissen wurden, mussten die
Rückwände erhalten bleiben, denn die Nachbarn hatten ihre
Gebäude irgendwann einfach an sie angebaut, ohne selbst eigene
Wände zu errichten.
Unter dem Namen „Highwood Court“ sollten hier neun Häuser
für Familien neu entstehen. Die traditionelle Massivbauweise kam
dabei nicht in Betracht, denn zum einen erschwert die Enge des
Bauplatzes die Lagerung von Baumaterial, zum anderen hätten
Dauer, Lärm und Schmutz die Nachbarn empfindlich gestört.
Die Wahl fiel deshalb auf vorgefertigte Holzelemente – per Lkw
angeliefert und in wenigen Tagen montiert.
Holz hat in England ein gutes Image. Zudem ist die Reduktion
der CO2-Emissionen hier ein wichtiges Thema, denn England
als Insel im Golfstrom befürchtet, die negativen Auswirkungen
des Klimawandels früh und intensiv zu spüren. Die Sorge, dass
Erdgeschoss
43
Baulücke London
SUSD London
05
▴▴Spannender Moment: Passt der 2,50 m breite Lkw mit den vorgefertigten Holzbau-Elementen in die 2,59 m breite Durchfahrt zur Baustelle im Hinterhof?
Ideale Bebauungslösung war schon da
Die Untersuchung verschiedener Bebauungsformen bezüglich Ausrichtung, Belichtung, Belüftung und Wohnfläche zeigte, dass die
bestehende Gebäudeform mit Innenhof die beste Lösung darstellte.
Außerdem schreibt das englische Planungsrecht Abstandsflächen
vor, die eine dichtere Bebauung unmöglich machen. Mit der
Fortführung der Bestandsform schufen die Architekten aber auch
ein kommunikatives Ensemble mit dem Innenhof als zentralem
Treffpunkt und Kinderspielplatz.
Engländer lieben Reihenhäuser, und so sind auch die neun
Gebäude vertikal organisiert. Alle Wohneinheiten haben einen
eigenen Eingang und ein eigenes Dach, auch wenn die Grundfläche
im Schnitt nur etwa 35 m² groß ist. Die Haupträume orientieren
sich alle zum Innenhof. Da die Häuser breiter sind als tief, kann
viel Tageslicht eindringen. Sanitäreinheiten und Treppen liegen
in den rückwärtigen Bereichen. Vor die bestehende Außenwände
zu den Nachbarn setzten die Planer neue Massivholzwände. Die
Außentreppen, die unten auch als Sitzgelegenheit dienen, führen
zu einem offenen Wohnbereich im ersten Obergeschoss. Dieser
Gemeinschaftsraum bildet das Zentrum in jedem Haus. Die Zimmer
im Erdgeschoss haben direkten Zugang zum Innenhof, sind als
Kinderzimmer vorgesehen, lassen sich aber auch als Arbeitszimmer
nutzen oder untervermieten.
Der Belichtung und Belüftung von nur einer Seite wirkten
die Architekten durch vertikale Einschnitte in die Kubatur des
zweiten Obergeschosses entgegen. Als kleine Terrassen ausgebildet, strukturieren sie das Gesamtensemble. Gleichzeitig dringt
dadurch auch mehr Licht in den Innenhof. Und die Terrassen
brachten noch einen weiteren großen Vorteil: Obwohl in England
aus Brandschutzgründen ein offenes Treppenhaus bei einem
dreigeschossigen Haus normalerweise nicht zulässig ist, wurde
es hier trotzdem genehmigt, weil die Feuerwehr zu den oberen
Stockwerken auf die Terrassen anleitern kann.
44
mikado edition 2013
Zwei Arten von Holzelementen
Die Holzelemente für die Häuser fertigte und lieferte ein nordrheinwestfälisches Holzbauunternehmen: Becker & Sohn aus Medebach.
SUSD hatte es auf einer Baufachmesse in London kennengelernt
und beauftragte es mit der Planung und Fertigung, nachdem eine
längere Suche in England erfolglos blieb. Englische Holzbauunternehmen konnten die preislichen Vorstellungen und technischen
Anforderungen nicht erfüllen.
Zwei Element-Typen kamen zum Einsatz: für die Außenwände,
Rückwände und Geschossdecken genagelte Bohlenstapel aus
T-förmig gefrästen Holzbohlen, deren Hohlräume auch als Kanäle
SUSD London
das Königreich durch den steigenden Meeresspiegel allmählich
versinken oder sich das milde Klima durch eine Veränderung
des warmen Golfstroms plötzlich dramatisch abkühlen könnte,
beschäftigt die Medien und politischen Parteien stark.
▴▴Zweimal 4,5 cm „Luft“ reichten. Allerdings brauchte der Lkw-Fahrer
drei Stunden, bis er bei seiner ersten Lieferung hinten angekommen war
Baulücke London
David Grandorge
05
▴▴Die neue Wohnanlage besitzt eine lebendige Dachlandschaft und fügt sich gut in das kleinteilige Ensemble ihrer deutlich älteren Nachbarschaft ein
für die Elektroleitungen dienten; für die Innenwände kostengünstigere Holzrahmenbau-Elemente. Die Kombination ergab sich
aus dem Wunsch nach sichtbaren Holzoberflächen im Inneren.
Das ermöglichten die Bohlenstapel-Elemente ohne zusätzlichen
Aufwand: Rohbau gleich Ausbau. Die verschalten und verputzten
Holzrahmenbau-Wände stellen einen optischen Kontrast dar.
Das englische Baurecht fordert eine Brandschutzbeschichtung
für Holzoberflächen ohne Bekleidung, doch ein üblicher Anstrich
hätte das Holz zugedeckt. Um dies zu vermeiden, stellten die
Planer beim zuständigen „Building Control“ einen Antrag für eine
alternative Lösung. Nach genauer Prüfung aller Details erlaubte
das Amt schließlich, die Bohlenstapelwände raumseitig sichtbar
zu lassen, allerdings unter der Bedingung, sie nach der Montage
mit einem transparenten Brandschutzanstrich zu versehen.
Fertigungs- und fahrtechnische Meisterleistungen
Das Holzbauunternehmen entwickelte aus den Architektenplänen
3D-CAD-Modelle, die Grundlage für die Produktion der HolzElemente waren. Wegen der Enge des Bauplatzes wurde die
Vorfertigung so weit wie möglich getrieben: mit Fenstern, Türen,
Dampfsperre, Wärmedämmung und vertikaler Holzbekleidung.
So musste vor Ort nichts zwischengelagert werden. Um die Passgenauigkeit der verwinkelten Geometrien zu überprüfen, legten die
Holzbauer sämtliche Bauelemente gleich nach ihrer Fertigstellung
erst einmal im Werk aus und testeten sie. Erst danach wurden sie
in genau der Reihenfolge, in der sie später zu montieren waren,
auf die Anhänger gestapelt und nach London geliefert.
Die Anlieferung der Holzelemente stellte eine weitere Herausforderung dar: Der Einfahrtsbereich ist nur 2,60 m breit und
niedriger als ein Lkw-Führerhaus mit Schlafplatz, das für die
Überführung aus Deutschland notwendig ist. Deshalb stationierten
die Planer ein zweites niedrigeres Führerhaus in England, das vor
der Anlieferung das höhere ersetzte. Trotzdem: Bei der ersten
Lieferung rangierte der Lkw-Fahrer drei Stunden, um sein 2,50 m
breites Fahrzeug durch die 2,59 m breite Einfahrt zu schleusen.
45 mm „Luft“ standen ihm also auf jeder Seite zur Verfügung.
Das reichte. Und für die letzte Lieferung benötigte er dann nur
noch elf Minuten.
www.mikado-online.de
Im Hinterhof wurden die Elemente direkt vom Lkw auf ihre
Position gehoben und montiert. Die Wandverbinder „Walco V“ von
Knapp ermöglichten einen schnellen und reibungslosen Ablauf.
In nur zwei Wochen stand der Rohbau, während die gesamte
Bauzeit ein knappes Jahr betrug. Das Ergebnis der ruhig gelegenen
Häusergemeinschaft überzeugt die Bewohner und spricht für die
Planungsidee der Architekten. Der Holzbau konnte hier sein Potenzial ausspielen. Harlesden ist um ein schönes Wohnobjekt reicher.
Vielleicht findet SUSD dort noch andere Nischen. Projekte dieser
Art können London und seine Umgebung gut gebrauchen.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪
Steckbrief
Bauvorhaben:
Wohnanlage „Highwood Court“
9 Wohneinheiten in Hinterhof, Stadtteil Harlesden
GB-London NW10 4SL
Bauweise:
Holzrahmen- und Bohlenstapelbauweise
Bauzeit: Dezember 2008 bis Dezember 2010
Nutzfläche: 897 m²
Umbauter Raum: 2342 m³
Bauherr/Projektentwickler/Architekt:
SUSD Ltd.
GB-London W11 1HG
www.susd.co.uk
Ausführung:
Holzbau Becker & Sohn
D-59964 Medebach
www.becker.de
45
06
Baulücke Amsterdam
06
Projekt
Baulücke
Amsterdam setzt
bei seiner
Stadtentwicklung
auf die gute
alte Parzelle. Eine
davon ist vom
ersten niederländischen Passivhaus belegt. Das
„Schwarze
Haus“ (2. v. l.) ist
aus Brettsperrholz errichtet
46
mikado edition 2013
m
a
d
r
e
t
s
Am
06
Baulücke Amsterdam
I See For You – Föllmi Photography
Flammendes
Plädoyer für Holz
www.mikado-online.de
47
06
Baulücke Amsterdam
▴▴Ein mit Stahlseilen von der Decke abgehängter Baumstamm trägt eine
organisch geformte Wohngalerie mit Glasbrüstung
R
esidenz 2.0 nennt Architekt Pieter Weijnen sein ungewöhnliches Holzwohnhaus in Amsterdam. Es steht auf
Steigereiland, einer von sieben künstlich angelegten Inseln
im Osten der Stadt. Der auch als „Schwarzes Haus“ bekannte
Viergeschosser ist in eine typisch niederländische Baulücke mit
6 m Breite und 12 m Tiefe eingepasst. Es ist die weiterentwickelte
Version eines Energiesparhauses, das Weijnen für seine Familie
einige Jahre zuvor gebaut hatte: die Residenz 1.0. Schon diese
galt als Paradebeispiel für den Einsatz nachhaltiger Technologien
und war das „Aushängeschild“ der in den Niederlanden für
energieeffizienten Wohnbau bekannten Faro Architekten. Weijnen
war damals einer von vier Partnern, gründete dann aber mit
Upfrnt ein eigenes Architekturbüro. Die Residenz 2.0 sollte die
Ressourcen- und Energieeffizienz des ersten Hauses übertreffen
und zudem hohe gestalterische Kreativität ausstrahlen.
Brettsperrholz, ein Baum und alte Holzpfähle
Als Baumaterial kam vor allem Holz zum Einsatz. Passgenau
zugeschnittene Brettsperrholz-Elemente bilden die Hausabschlusswände, die Innenwände und die Geschossdecken. Das ganze Erdgeschoss ist eine offene, stützenfreie Wohnküche. Beim Betreten
des „Schwarze Hauses“ steht man sofort mittendrin und staunt
über die räumliche Großzügigkeit. Ein Zwischengeschoss ragt auf
▴▴„Shou Karamatsu-ban“: Drei Bretter
sind zu einer Röhre zusammengebunden
48
▴▴Der Baumstamm ist entrindet und seine Äste enden erst kurz vor der
Fensterscheibe zum rückwärtigen Garten
der einen Seite aus der Längswand und liegt auf der anderen auf
einem von der Decke abgehängten Baumstamm – wie auf einer
Schaukel. Der Baum stammt aus der benachbarten Prinsengracht,
wo er wegen Restaurierungsarbeiten am maroden Quai gefällt
werden musste. Als Weijnen das zufällig sah, wollte er ihn sofort
für sein Bauprojekt haben – und bekam ihn.
Bei der Errichtung der Tragstruktur wurden zuerst über zwei
Geschosse hohe Wandtafeln an die Gebäudetrennwände gestellt
und darauf „Decke – Wände – Decke – Dach“ gestapelt und montiert. Der Baumstamm ist von drei in Deckenebene eingebauten
Stahlträgern abgehängt, die von Längswand zu Längswand
spannen. Da sich die Decken und Wände nur zum Teil selber
aussteifen, kamen zusätzlich zwei alte Balken zum Einsatz: ehemalige Holzpfähle vom Hafen, die dort zum Antauen der Schiffe
dienten. Sie sind vor den Fassaden als diagonale Streben eingebaut
und reichen über zwei Geschosse.
Passivhausstandard durch Hightech-Elemente
Um Passivhausstandard zu erreichen, setzte Weijnen auf
Luftwärmetauscher in Kombination mit einer hochwärmegedämmten Gebäudehülle mit Dreifachverglasung sowie VakuumIsolations-Paneele (VIP) im Fundament und Aerogeldämmung
in verschiedenen Fassadenbereichen im Dachgeschoss. So ist
▴▴Eingelegtes Papier bringt sie zum Brennen, sodass
sich innen die gewünschte Kohleschicht bildet
mikado edition 2013
▴▴Ist die Kohleschicht dick genug, wird die
Verbindung geöffnet und das Feuer gelöscht
06
Baulücke Amsterdam
▴▴Die mächtigen Holzbalken standen früher an einer Schiffsanlegestelle
und steifen nun das Haus in Querrichtung aus
in die Außenwände eine 30 cm dicke Holzfaserdämmschicht
integriert und die Dachelemente aus Doppel-T-Holzträgern sind
mit 40 cm Zellulosedämmung ausgeblasen. Mit einer präzisen
Detailplanung ließen sich Wärmebrücken vermeiden und alle
Wand- und Deckenanschlüsse luftdicht ausführen – bis hin zur
„bestgedämmten Katzenklappe der Welt“.
Ein 2 m unter dem Haus eingebauter Sole-Erdreich-Wärmetauscher wärmt die Außenluft vor, bevor sie in die Innenräume
strömt. Solarkollektoren und ein Pelletsofen ergänzen die Heizmöglichkeiten. Alles in allem unterschreitet das Wohnhaus im
Endverbrauch sogar den Passivhausstandard. Um Wärmeenergie
speichern zu können, erhielten einige Wandflächen einen 2 cm
dicken Lehmputz, andere 2,5 cm dicke Lehmbauplatten. Teilweise wurden dabei auch sog. „Phasenwechselmaterialien“ (PCM –
Phase Change Materials) integriert. Die nehmen Wärme erst ab
einer Temperatur von 23 °C auf, dann aber schlagartig sehr
viel, und geben die gespeicherte Wärme wieder ab, sobald die
Temperatur unter 23 °C fällt. 2,5 cm Lehmbauplatte mit 30 %
Latentwärmespeicher PCM entsprechen dem Wärmespeichervermögen einer 18 cm dicken Betonwand.
Das Flachdach ist als nutzbare Terrasse gestaltet, dient aber auch
der Energiegewinnung. Zum einen sorgen rund 20 m2 VakuumRöhren-Kollektoren, die in die Brüstungen eingebaut sind, für die
Erwärmung des Brauch- und Heizwassers, das dann in zwei Tanks
gespeichert wird und die Niedertemperatur-Fußbodenheizung
versorgt. Zum anderen erzeugen zwei DonQi-Windturbinen auf
dem Dach elektrischen Strom – in den windreichen Niederlanden
ein effizientes Konzept. 2010 erhielt das Gebäude das Passivhauszertifikat – das erste in den Niederlanden.
Abgeflammte Lärchenholzbretter für die Fassade
Große, unsymmetrisch verteilte Fenster und schmale, teils über die
gesamte Fassadenbreite laufende Glasbänder geben dem Gebäude
ein unverwechselbares Gesicht. Wo die einzelnen Etagen liegen,
erschließt sich von außen nicht so schnell. Die Scheiben liegen
tief zurückversetzt in der Fassade, sodass die Sonne im Sommer
nicht in die Räume eindringen kann. Manuell zu öffnende Lüftungsklappen ermöglichen die Zufuhr frischer Luft.
Als Fassadenbekleidung wählte Weijnen Lärchenholzbretter.
Ihre Oberfläche ist abgeflammt – eine Technik, die in Japan eine
lange Tradition hat und vereinzelt heute noch angewendet wird.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass die verkohlte obere Schicht
www.mikado-online.de
49
I See For You – Föllmi Photography
▴▴Im Erdgeschoss bilden orange gestrichene Simsbretter zu den verkohlten Fassadenbrettern einen reizvollen Kontrast
▴▴Nur die Arbeitsgalerie und ein Kinderzimmer besitzen großfläche
Fenster mit weiß gestrichenen Rahmen
das Holz konserviert und einen natürlichen Schutz gegen Pilze
und Mikroben bildet. Chemischer Holzschutz, ein Farbanstrich und
deren regelmäßige Erneuerung können so komplett entfallen.
Weil die Technik des Shou Karamatsu-ban, also des kontrollierten Einbrennens von Holzbrettern, in den Niederlanden – wie wohl
auch im restlichen Europa – völlig unbekannt war, reiste Weijnen
mit seinem Bauunternehmer extra nach Japan auf die Insel
Naoshima. Dort gibt es viele Häuser mit „verkohlten Oberflächen“.
Ihre Bewohner gaben an, dass Shou-Karamatsu-Fassaden 40 bis
80 Jahre ohne Nachbehandlung überstehen. Als rein organisches
Material lassen sich die Bretter am Ende der Lebensdauer des
Hauses nach dem Abriss wieder in den natürlichen Kreislauf
aufnehmen. Die Fassadenbretter flammte der Architekt mit seinem
Bauteam selber. So lange, bis eine 3 bis 4 mm dicke Kohleschicht
vorhanden war. Die japanische Vorgehensweise, je drei Bretter zu
einer dreieckigen Röhre zusammenzubinden und sie mit hineingestecktem Papier für die gewünschte Verkohlung zu entzünden,
wollte man auf der Baustelle lieber nicht praktizieren, um es sich
nicht mit den zukünftigen Nachbarn zu verscherzen.
Längsschnitt
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪
Steckbrief
Bauprojekt:
Viergeschossiges Stadthaus„Residenz 2.0“/
„Schwarzes Haus“ ı NL-1086 ZV Amsterdam
Bauweise:
Brettsperrholz mit vorgehängten Fassadenelementen
Schlafzimmer
Bad
Gästezimmer
Energiebedarf: Passivhausstandard
Bauzeit: Dezember 2008 bis August 2009
Baukosten: 550 000 Euro
Kinderzimmer
Kinderzimmer
Nutzfläche: 248 m²
Umbauter Raum: 990 m³
Technik
Bauherren: Pieter Weijnen & Renske Feikema
Wohngalerie
Arbeitsgalerie
Essküche
50
mikado edition 2013
Architektur:
Upfrnt – the cooperative for up-architecture
Pieter Weijnen ı NL-1021 JT Amsterdam
www.upfrnt.com
Tragwerksplanung:
Pieters Bouwtechniek ı NL-3526 AR Utrecht
www.pietersbouwtechniek.nl
Fassade:
Timmerfabriek Overbeek ı NL-7483 PB Haaksbergen
www.tifaoverbeek.nl
07
Aufstockung Köln
Köln
Archplan
07
Projekt
g
n
u
k
c
o
t
s
f
Au
▴▴Die ein- und zweigeschossigen Aufstockungen sind sowohl durch ihre orange Farbe als auch durch ihre leichte Auskragung sofort erkennbar
Arbeitersiedlung
macht sich schick
Die Gebäude der in den 1950er-Jahren für die Arbeiter der Ford-Werke
errichteten Wohnsiedlung erhielten im Rahmen ihrer Sanierung ein
bis zwei neue Geschosse. Das wertete den Stadtteil optisch und sozial auf.
www.mikado-online.de
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Aufstockung Köln
archplan
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▴▴Alt und Neu sind deutlich erkennbar: Die Aufstockungen sind orange, die großzügigen Balkone vor das Bestandsgebäude gestellt und mit orangefarbigen
Flächen akzentuiert. Die Fenster des Bestandsgebäudes wurden durch Entfernen der Brüstungen vergrößert, um die Wohnqualität zu erhöhen
W
ie so viele Siedlungen der 1950er-Jahre befindet sich
auch die Fordsiedlung im Kölner Stadtteil Niehl im
Umbruch: Die Erstbezieher verschwanden altersbedingt, der technische Standard und die Ausstattung – oft noch
mit Kohleöfen und ungedämmten Wänden – war nicht mehr
zeitgemäß, die durchschnittlich 46 m² Wohnfläche für Familien
zu klein. So entschied sich der Eigentümer der Siedlung, die
LEG Rheinland Köln GmbH, zur umfassenden Sanierung und
Nachverdichtung. Die Bewohnerstruktur sollte dabei möglichst
erhalten bleiben, ebenso der alte Baumbestand. Damit war die
Richtung der Gebäudeerweiterungen klar: nach oben.
„Die Aufstockungen dienten zum einen dazu, den Wohnflächenbestand der Siedlung deutlich zu erhöhen, zum anderen dazu,
größere und familienfreundlichere Wohnungen zu schaffen, um
die soziale Bandbreite der alteingesessenen Mieter zu erweitern“,
erläutert Joachim Seinecke vom federführenden Architekturbüro
Archplan. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Gründe hatten
zur Entscheidung geführt, die marode Bausubstanz zu sanieren
und nicht abzureißen. Aufgrund der innenstadtnahen Lage und
großzügiger Grünflächen waren sich Bauherr und Planer einig,
dass sich die Investitionen langfristig rechnen.
Die Wohnfläche der Siedlung erweiterte sich um 43 % von
14 200 m² auf 21 300 m². Einige der ursprünglich 300 Wohneinheiten wurden zusammengelegt, 81 neue Wohneinheiten durch die
Aufstockungen geschaffen, darunter 13 Maisonetten.
Aufstockungen kragen seitlich 45 cm aus
Schon heute – die Bauarbeiten sind aktuell in vollem Gange –
könnte der optische Unterschied zwischen den alten und den
frisch renovierten Gebäuden nicht größer sein: Während den grauschmutzigen Häusern aus den 1950er-Jahren ihr Alter deutlich
anzusehen ist, leuchten die bereits renovierten Bauten mit ihren
roten Aufbauten dem Besucher schon von Weitem entgegen und
signalisieren: Hier steht etwas Besonderes.
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mikado edition 2013
„Wegen der geringen Lastreserven der dreistöckigen Bestandsbauten war nur eine Ergänzung in leichter Bauweise möglich,
also fast zwangsläufig in Holzbauweise“, erläutert Seinecke.
„Außerdem sichert die Bauweise mit vorgefertigten Großelementen
einen schnellen Bauablauf und damit auch einen hohen Schutz
gegen Wasserschäden während der Bauphase.“
Da die obersten Geschossdecken nicht ausreichend für die Belastung durch Wohnen ausgelegt waren, wurde auf die tragenden
Wände eine neue Decke aus Brettsperrholz-Platten aufgelegt. Sie
kragt um rund 45 cm aus, was auf zwei Gründe zurückzuführen
ist: Zum einen verlaufen die in den 1950er-Jahren schnell und
preisgünstig hochgezogenen Außenwände nicht präzise, sodass
ein bündiger Fassadenanschluss zwischen „schlingernden“ Mauerwänden und geraden Holzwänden kaum möglich gewesen wäre.
Zum anderen wird dadurch die neue Wohnfläche nochmals ein
wenig größer – insgesamt um fast 1000 m2.
Vorgefertigte Holzelemente in drei Tagen montiert
Die Fertigung und Montage der Holzaufbauten führte das
oberbayerische Holzbauunternehmen Huber & Sohn durch. Das
ging schnell und dauerte meist nur drei Tage pro Gebäude: Am
ersten Tag montierten die Zimmerer die Schwellenbohlen auf der
Mauerkrone der tragenden Bimssteinwände. Auf diesen verlegten
sie etwa 10 m lange und 2,50 bis 3,00 m breite Elemente aus
Brettsperrholz, die die Bodenplatte der neuen Geschosse bilden.
Am zweiten Tag bauten sie die Holzrahmenwände auf, die bereits
mit Dämmung und Innen- wie Außenbeplankung angeliefert
wurden. Am dritten Tag brachten sie die Decke aus BrettsperrholzElementen auf. Danach schloss der Dachdecker das Pultdach mit
einer Stehfalzdeckung aus Aluminiumbahnen.
Die Brettsperrholz-Elemente der Böden und Decken weisen
eine Stärke von 16,5 bis 18 cm auf. Die Holzrahmenwände sind
etwa 40 cm dick und besitzen 30 cm Mineralwolldämmung. Um
während der Montage Wassereinbrüche in die unteren, bereits
Aufstockung Köln
▴▴Im Luftbild sind die elf modernisierten und aufgestockten Gebäude
gut zu erkennen. Acht erhielten an einem Ende zwei Geschosse
teilweise renovierten Wohnungen zu vermeiden, montierten die
Zimmerer jeden Abend über der noch offenen Holzkonstruktion ein
leicht geneigtes Notdach, bestehend aus Kanthölzern und stabilen,
gewebeverstärkten Planen. Dieser doch recht hohe Aufwand war
trotz einer Bitumenschicht auf der obersten Decke der Altbauten
notwendig, da die Leitungsschächte die Abdichtung immer wieder
unterbrachen. Eine Abdeckung nur mit Planen war wegen der hier
teilweise sehr heftig wehenden Winde zu riskant.
Gipsfaserplatten sorgen für den Brandschutz
Eine doppelte Lage Gipsfaserplatten kapselt innenseitig alle
konstruktiv tragenden Wände – auch in den Laibungen der Wanddurchbrüche. Den Planern war die konsequente Umsetzung des
Brandschutzkonzepts auch in den kleinsten Details ein Anliegen,
um mit einem mustergültig errichteten Holzbau die Akzeptanz
und das Vertrauen in diese Bauweise zu erhöhen. Erreicht haben
sie F60, wobei spätere Versuche der TU München zeigten, dass die
Konstruktion den Anforderungen an F90 gerecht wird.
Energiekonzept senkt Nebenkosten deutlich
Vor der Sanierung gaben die Bewohner jeden Monat zwischen
1,50 und 3,00 Euro/m² Wohnfläche allein für die Heizung aus.
Hinzu kamen dann noch die Kosten für die Warmwasserbereitung
über Elektrodurchlauferhitzer. Planer und Bauherr schätzen, dass
die Sanierung die Kosten für Heizung und Warmwasser auf etwa
0,80 Euro/m² verringert.
Drei Nahwärmezentralen und Sonnenkollektoren sorgen für
die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Die
Wohnungen erhielten Niedertemperatur-Heizflächen, die für eine
Rücklauftemperatur von maximal 35 °C sorgen, was einen guten
Wirkungsgrad bewirkt. Lüftungsanlagen mit kontrollierter Zu- und
Abluft – in den Aufstockung zusätzlich mit Wärmerückgewinnung
– ergänzen das haustechnische System.
archplan
Viessmann
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▴▴So sah die Ford-Siedlung vor ihrer Erneuerung aus: für den Nachkriegswohnungsbau typische dreigeschossige Zeilenbauten ohne Balkone
Steckbrief
Bauvorhaben:
Erneuerung Ford-Siedlung mit Aufstockungen
D-50735 Köln-Niehl
Bauweise Aufstockung:
Holzrahmenbau, Brettsperrholz
Wärmeenergiebedarf Aufstockung:
40 kWh/(m²a)
Bauzeit:
Anfang 2008 bis Ende 2009
Nutzfläche Aufstockungen:
7100 m²
Bauherr:
LEG Wohnen Köln GmbH
D-50676 Köln
www.leg-nrw.de
Architektur, Statik und Bauphysik:
Archplan GmbH
D-48157 Münster
www.archplan.de
Bauleitung:
B+O GmbH + Co. KG
D-81373 München
www.bo-wohnungswirtschaft.de
Holzbau:
Huber & Sohn GmbH & Co. KG
D-83549 Bachmehring
www.huber-sohn.de
Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn ▪
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08
Aufstockung Berlin
Höhlenartig
und vernetzt
D
ie ehemalige Textilfabrik nahe
dem Berliner Alexanderplatz
stammt aus dem Jahr 1910. Vor
Kurzem wurde sie aufwendig saniert:
mit futuristischer Inneneinrichtung, auf
Effizienzhaus-55-Standard – und auf
„e-wohnstandard“, wie das der Projektentwickler „di-Vision“ nennt. Gemeint
ist damit eine IT-basierte Steuerung aller
technischen Anlagen und Geräte. Ziel ist
das Verschmelzen von Architektur, Design
und Technik zu einer komfortablen Einheit.
Die „Projekt 4“ genannte Modernisierung
demonstriert das auf über 2500 m2.
Im Erdgeschoss befindet sich ein
Showroom, in dem Interessierte die Vision
„e-wohnen 2022“ sinnlich erleben und
testen können. Im 1. bis 5. Obergeschoss
befinden sich 32 barrierefreie Wohnungen
mit integrierten „Wohnskulpturen“ zum
Sitzen und Liegen. Im 6. Obergeschoss
befindet sich das Penthouse. Es orientiert
sich in seiner Formensprache an der Inneneinrichtung.
Holzrahmenbau mit futuristischen
Rundungen
Genutzt wird das 340 m2 große Penthouse
von einer Medienagentur. Für sie ist das
„e-büro der zukunft“ mit Blick auf den
Alex ein inspirierendes Ambiente, das die
Kreativität der Mitarbeiter fördert und
Kunden verblüfft. Hergestellt ist dieses
Geschoss in Holzrahmenbauweise. Das
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geringe Gewicht war hier gar nicht entscheidend, vielmehr die kurze Montagezeit
und die trockene Bauweise. „Aus statischer
Hinsicht war die Penthouse-Etage kein
Problem“, erläutert Ruben Czempin, der
für die statische Berechnung zuständig
war. „Die Bauordnung hatte gefordert, dass
das vorhandene Notdach des Gebäudes aus
der Nachkriegszeit entfernt und eine neue
Fertigteildecke aus Beton eingezogen wird.
Auf dieser neuen Decke, die zugleich den
Brandschutz von F90 erfüllt, ließ sich der
Holzbau problemlos positionieren.“
Bautechnisch ist der „konvexe Dachkörper“ eine übliche HolzrahmenbauKonstruktion. Vorgefertigt wurde sie bei
der „Fertighaus-Produktionsgesellschaft
Freiwalde“ in Bersteland, einem Tochterunternehmen der Hanlo-Gruppe. „Die
tragenden Teile sind überwiegend in
Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz ausgeführt, manchmal aber auch in
Stahl“, erklärt Lars Köhler, der dort als
Ingenieur tätig ist. „So nimmt z. B. im
Übergang vom Flachdach zum Runddach
ein Stahlträger die Lasten auf und dient
dem kraftbündigen Anschluss der vorgebogenen Brettschichtholz-Bogenbinder.
Die horizontale Geschossaussteifung
erfolgt über Wand- und Deckenscheiben
in Holzrahmenbauweise.“
Die 3 m hohen Außenwände bestehen
aus einer 160 mm dicken HolzrahmenbauKonstruktion, die auf der Außenseite
mikado edition 2013
Gallandi/Knauf
Früher wohnten ganz oben die Armen, heute gilt eine tolle Aussicht
als Luxus. Für Kreative ist sie inspirierend. In Berlin entstand deshalb
auf dem Dach einer ehemaligen Textilfabrik ein ungewöhnliches Penthouse.
Aufstockung Berlin
ng
Aufstocku
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Projekt
08
Berlin
www.mikado-online.de
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08
Aufstockung Berlin
▴▴Die orangen Sitzbänke betonen die halbrunden Abschlusswände
▴▴Auch die vertikalen Kanten der Einbauten sind oft gerundet
mit „Diamant-Platten“ beplankt ist und zur Innenseite eine
Dampfbremse, eine 60 mm dicke Installationsebene und ebenfalls 12,5 mm dicke „Diamant-Platten“ besitzt. „Für den Einsatz
im Holzbau ist die Platte ideal“, meint Reinhold Wiegard vom
Hersteller Knauf. „Zum einen ist sie als Aussteifung nach DIN
1052:2004-08 zugelassen, zum anderen kann sie als Untergrund
für ein Wärmedämmverbundsystem dienen, ist mechanisch hoch
beanspruchbar und im Brandschutz mit F90 überzeugend.“
Flachdachdecken und einige tragende Innenwände vervollständigen das statische Gesamtsystem. „Im Hinblick auf den
Brandschutz mussten wir zwei unterschiedliche Qualitäten erreichen. Während für die Dachdecke über Treppenhäusern F90-B
gefordert war, sind die normalen Dachdecken, Außenwände und
tragenden Innenwände in F30-B-Qualität ausgeführt. Für die
Dachkonstruktion wurde die standardisierte Hanlo-Wohndecke
modifiziert“, erläutert Köhler die Konstruktion. Die vorgefertigten
Elemente basieren auf 220 mm hohen Sparren. Außen besitzen
sie eine 24 mm dicke Rauschalung in den gerundeten Bereichen
bzw. gleich dicke OSB-Platten in den ebenen Bereichen, darüber
eine vor Ort aufgebrachte Gefälledämmung. Innen wurden auf
einer Dampfsperre eine 40 mm dicke Lattung aufgebracht und
auf dieser 12,5 mm dicke Gipskartonplatten.
Für die Montage der vorgefertigten Holzelemente brauchten
fünf Zimmerer eine Woche. Da es galt, die bis zu 12 m langen
Elemente mit einem Spezialkran auf 22 m Höhe zu hieven und
dort exakt zu montieren, war der Vorfertigungsgrad nicht wie bei
einem Fertighausbau ausgereizt worden. Der Einbau von Fenstern,
die Anbringung des Vollwärmeschutzes, die Ausführung der
Dachhaut sowie die Anschlüsse im Bereich Terrasse und Bestand
erfolgten vor Ort durch die entsprechenden Gewerke.
Berg in eigener Regie mit Partnern aus der Industrie realisiert –
allesamt Gebäude aus der Gründerzeit. Inzwischen hat eine private
Investorengruppe das komplett entkernte Fabrikgebäude nach
Fabarius` Vorstellungen umgebaut. Bauliche, haustechnische
und steuerungstechnische Komponenten sind fein aufeinander
abgestimmt: eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle, dezentrale
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, ein Anschluss ans
Fernwärmenetz, Einzelraumregelungen für die Flächenheizung
und -kühlung, ein individuelles Lichtmanagement, eine intelligente Wohnungsvernetzung.
Für die Architekten stand aber weniger die technische Ausrüstung selbst im Vordergrund, sondern die Aufgabe, sie sinnvoll in
die ästhetisch anspruchsvollen Innenräume zu integrieren, sodass
ein stimmiges und richtungsweisendes Wohnkonzept entsteht.
Arbeit und Wohnen gehen fließend ineinander über, müssen sich
bei Bedarf aber auch trennen lassen. Eine dynamisch geformte
„Wohnskulptur“ ist der Mittelpunkt in einer offenen Raumfolge
und inszeniert die Funktionen. Auch das Design der Deckenebene
mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen gibt
jeder Wohnung einen besonderen Charakter.
Grundidee: Organische Formen mit viel Technik
Initiator des ungewöhnlichen Projekts ist der Medienunternehmer
Dirk Fabarius. Seine Motivation waren eigene Erfahrungen bei der
Wohnungssuche in Berlin: „Nirgends habe ich eine Wohntechnologie vorgefunden, die ich eigentlich als Selbstverständlichkeit
vorausgesetzt habe, wie z. B. Netzwerkanschlüsse oder zentral
steuerbare Lampen. Da reifte in mir der Entschluss, selbst einen
Wohnstandard zu kreieren und auf dem Markt zu etablieren.“
Seit 2005 hat Fabarius drei Projekte im Stadtteil Prenzlauer
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mikado edition 2013
Trockenbau: Eleganz mit effektivem Schallschutz
„Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur, sondern dient uns als multifunktionale Ebene für
die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen
Anforderungen“, erläutert Architekt Fernando Montojo. Doch
natürlich war auch der Brandschutz eine zentrale Aufgabe. Die
Decken der ehemaligen Fabriketagen bestehen aus Ziegelsteinen
mit Stahleinlagen, eine heute vergessene, zu Beginn des 20.
Jahrhunderts aber verbreitete Konstruktion, „Stahlsteindecke“ oder
auch „Kleinesche Decke“ genannt. Sie wurden nun von unten mit
Feuerschutzplatten auf F90-Niveau ertüchtigt. Zum Einsatz kam
dabei die „Fireboard“ von Knauf.
Die Decken besitzen gefaltete Lichtvouten, die Wände elegante
Schwünge und Rundungen. Um die Räume flexibel nutzen zu
können, sind Schiebetürelemente mit zargenloser Laibung eingebaut. Da das Gebäude für seine Bewohner eine Rückzugsoase sein
soll, ist eine Qualität ganz wichtig: Ruhe. Dafür sorgen Flur- und
Wohnungstrennwände mit einem Doppelständer-Wandsystem,
direkt auf dem Rohboden bzw. an der Rohdecke befestigt, um die
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Aufstockung Berlin
Steckbrief
Bauprojekt:
Umbau und Aufstockung einer ehemaligen Textilfabrik
„e-wohnen der zukunft – Projekt 4“ / „Living Factory 2.0“
D-10405 Berlin ı www.mendelssohn27.de
Bauzeit:
Gesamtprojekt: September 2009 bis Dezember 2011
Penthouse: Juni 2010 bis November 2011
Bauherr:
di-Vision ı bau-medien-projekte GmbH
D-10405 Berlin ı www.e-wohnen-der-zukunft.de
▴▴Ein dezenter Touchscreen dient zum Steuern der Haustechnik
Architektur:
hmp hertfelder & montojo ı planungsgesellschaft mbH
D-10119 Berlin ı www.hertfelder-architekturbuero.de
Holzbau-Unternehmen:
fertighaus-produktionsgesellschaft Freiwalde mbH
D-15910 Bersteland ı www.fhp-freiwalde.de
Schallnebenwege deutlich zu reduzieren. Mit einem Dämmwert
von 65 dB übertreffen sie die Mindestanforderung nach DIN 4109
um 12 dB. Zum Vergleich: Ein um 10 dB erhöhter Schallpegel wird
als Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Eine dermaßen hohe
Wohnqualität findet schnell ihre Liebhaber. Und die sind dann
auch bereit, dafür etwas mehr als das Übliche zu bezahlen.
Trockenbau-Produkthersteller:
Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen ı www.knauf.de
Helga Hofmann, Mannheim ▪
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Aufstockung München
Zentrale Lage,
toller Ausblick
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mikado edition 2013
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Aufstockung München
09
München
Die zweigeschossige Dachwohnung im Münchener
Bahnhofsviertel entstand im Rahmen einer ehrgeizigen
Totalsanierung des 1950er-Jahre-Baus. Vorher war er
eine Energieschleuder, nun erreicht er fast Passivhausniveau. Das sieht man ihm von außen gar nicht an.
W
ohnen mitten im bunten Münchener Bahnhofsviertel,
in der Landwehrstraße neben dem Deutschen Theater,
240 m2 Wohnfläche, eine großzügige Dachterrasse
und einen Blick über die imposante Dachlandschaft der Innenstadt – was kann sich ein Bauherr mehr wünschen?
Und doch hatte Michael Wieninger, Geschäftsführer des Projektentwicklers „Marc Aurelius“, einen anderen Beweggrund, als er sich
entschloss, das Wohn- und Geschäftshaus in der Landwehrstraße
zu erwerben, zu modernisieren, aufzustocken und mit einem
Neubau im Innenhof zu erweitern: Er wollte ein Beispiel setzen und
den horrenden Energieverbrauch des Gebäudes deutlich senken.
Rund 30 kW/(m2a) Heizenergie brauchte der heruntergekommene
Nachkriegsbau vor seiner Modernisierung – danach dann nur
noch 1,6 kW/(m2a). Fast Passivhausstandard also, ohne seinen
1950er-Jahre-Charme eingebüßt zu haben.
240 m² Dachwohnung mit Panoramablick
Die untere Ebene der auf zwei Etagen verteilten Dachwohnung ist
weitgehend offen: Rund 95 m2 stehen allein dem Wohnen, Essen
und Kochen zur Verfügung. Ein Gästebad, eine Abstellkammer und
ein Hauswirtschaftsraum ergänzen den Grundriss. Zum Innenhof
öffnet sich der Wohnbereich mit einer großzügigen Dachterrasse,
zur Straßenseite mit einem Balkon.
Eine einläufige Eichenholztreppe aus freitragenden Stufen
auf zwei schlanken Holmen führt nach oben ins „Studio“. Von
hier aus werden zwei Kinderzimmer – eines davon mit eigenem
Bad – und der Elterntrakt erschlossen. Der besteht aus einem
großen Schlafzimmer, einer Ankleide und dem „Masterbad“. Weil
die Stadt München auf der zweiten Dachgeschossebene keinen
Balkon erlaubt, baute der mit Planung und Bauleitung beauftragte
Architekt Detlef R. Böwing ein 2,60 × 1,70 m großes PanoramaDachfenster ein. Wünschen die Bewohner „Balkon-Feeling“, fahren
sie die drei Elemente per Elektromotor in eine im Dach integrierte
Box, sodass sie vollständig aus dem Blickfeld verschwindet. Eine
Glasbrüstung sorgt für die Absturzsicherung.
Dachsparren erhalten biegesteifen Knick
Knauf Gips KG/Ducke
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Projekt
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c
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A
Aufstockung München
www.mikado-online.de
Auch die Dachkonstruktion selbst ist ungewöhnlich. Zwar handelt
es sich vom Prinzip her um einen klassischen Pfettendachstuhl,
doch die Dachfläche macht auf halber Höhe einen Knick – und
an dieser Stelle gibt es keine Zwischenpfetten. Die Knicke sind
mit Stahlplatten und Schraubbolzen biegesteif ausgeführt. Aus
baurechtlichen und statischen Gründen sind zudem die Dachneigungen auf den beiden Seiten unterschiedlich.
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Aufstockung München
▴▴In der oberen Ebene erschließt das zentrale „Studio“ die einzelnen
Schlafräume und Badezimmer
▴▴Eine elegante Holztreppe verbindet die große „Wohnhalle“ der unteren
Ebene mit dem darüberliegenden „Studio“
Querschnitt
Steckbrief
Bauprojekt:
Modernisierung, Erweiterung und Aufstockung
eines Wohn- und Geschäftshauses
D-80336 München
www.landwehr16.de
Studio
Wohnhalle
Schlafen
Küche
Dachterrasse
Bauweise der Aufstockung:
Pfettendachstuhl mit geknickten Sparren
Bestand
4. OG
Bauzeit des Gesamtgebäudes:
Mai 2008 bis November 2009
Wohnfläche der Dachwohnung:
240 m²
Bauherr:
Marc Aurelius GmbH & Co. KG
D-80336 München ı www.marcaurelius.de
Architektur:
Detlef R. Böwing
D-80639 München ı www.boewing.info
Haustechnik:
Friedrich Hamp
in Kooperation mit Hans Metz
D-80992 München ı www.ib-hamp.de
Holzbau:
Hallertauer Wohnbau
D-81085 Langquaid ı www.hallertauer-wb.de
Trockenbau Produkthersteller:
Knauf Gips KG
D-97346 Iphofen ı www.knauf.de
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Bestand
3. OG
Bestand
2. OG
Bestand
1. OG
Gastraum
EG
Veranstaltungsraum
UG
mikado edition 2013
Küche
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Aufstockung München
HVP-Verbinder, Pfostenträger
und Balkonsäulen
Die beste Verbindung
HVP-Verbinder
Zweiteilige Verbinder aus Alu eloxiert
für die perfekte und stabile Verbindung
von Nebenträgern mit dem Hauptträger
oder Stützen. Diese SchwerlastVerbinder können schnell und präzise
verarbeitet werden.
Die Vorteile:
s Tragfähigkeit von 3,7 - 288 KN
s Flexibel einsetzbar: Für Kleinprojekte wie
Carports, bishin zu Großprojekten wie
Sportbauten und Lagerhallen
s Bis zur Nutzungsklasse 2 anwendbar
s Durch Eloxierung abriebfest
s Auch für Beton- und Stahlanschluss
Pfostenträger
▴▴Der Kochbereich liegt in der unteren Ebene und öffnet sich zur Dachterrasse auf dem neuen Hofgebäude
Die Decke zwischen den beiden Ebenen ist in Stahlbeton ausgeführt und lastet mit Stahlstützen schräg auf der Außenwand ab. Die
Firstpfette besteht aus einem nur an vier Punkten aufgelagerten,
20/38 cm großen Leimbinder. Die nur am First und an den
Fußpunkten aufgelagerten Sparren sind ebenfalls Leimbinder
und messen 12/26 cm sowie 10/26 cm. Trotz der ungewöhnlichen
Formen gab es keine ausgeklügelten Detailplanungen, sondern viel
Improvisation. „Wir haben die meisten Details mit Zimmererblei
direkt auf der Baustelle aufgezeichnet. So hatten wir immer
aktuelle Maße und konnten alle Eventualitäten einbeziehen“,
schmunzelt Böwing.
Außen ist die Dachkonstruktion mit Weichfaserplatten beplankt.
Zwischen den Sparren dämmt ein 200 mm dicker Klemmfilz.
Luftdichtigkeit garantiert das unterhalb der Sparren montierte
System „LDS“ von Knauf. 15 mm starke Feuerschutz-Platten
des gleichen Herstellers bekleiden es auf einer Lattung. Alle
Trennwände sind Trockenbaukonstruktionen, die mit mechanisch extrem beanspruchbaren 20 mm dicken „Diamant-Platten“
beplankt sind und hohe Schallschutzqualitäten bieten.
Stabile und hochwertige Pfostenträger,
die schnell und präzise verarbeitet
werden können. Diese äußerst robusten
Pfostenträger gibt es in verschiedenen
Varianten. Ob zum Aufdübeln, zum
Einbetonieren oder als Säulen-Pfetten
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Haustechnikkonzept senkt Energiebedarf
Krönung der Modernisierung ist das ausgetüftelte Energiekonzept.
Neben einer dicken Wärmedämmung und Fenstern mit Wärmeschutzverglasung besitzen die Wohnungen nun Lüftungsanlagen
mit Wärmerückgewinnung. Das reduzierte den Energiebedarf um
rund 85 Prozent. Die restlichen 15 Prozent decken eine große
thermische Solaranlage und eine Grundwasser-Wärmepumpe
ab. Überschüssige Wärmeenergie wird in zwei Pufferspeichern
und in rund 450 t Beton gespeichert: Alle neuen Wände wurden
dafür mit Absorberleitungen durchzogen. An die Räume wird die
Wärme über Fußbodenheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur
abgegeben. Im Sommer kehrt sich das System um, kühlt die Räume
und speichert die überschüssige Wärme. Cool.
Christine Ryll, München ▪
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Sanierung Augsburg
Ran an die
Betonkisten
Vorgefertigte Holzrahmenbauelemente sind bei energetischen
Modernisierungen eine sinnvolle Alternative zu konventionellen
Wärmedämmverbundsystemen – vor allem, weil sich dabei auch
relativ einfach zusätzlicher Wohnraum gewinnen lässt.
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Sanierung
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Projekt
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Sanierung Augsburg
Eckhart Matthäus
Sanierung Augsburg
▴▴Ein Kran hebt die in Holzrahmenbauweise vorgefertigen Großelemente zu ihrer
Einbauposition, wo sie die Zimmerer in einer halben bis dreiviertel Stunde montieren
D
as Gebäude in der Grüntenstraße am Ostrand Augsburgs
war ein für die 1970er-Jahre typischer Mietwohnungsbau:
sechs Geschosse, 60 Wohneinheiten, Stahlbeton, Ziegel,
Putz, keine Wärmedämmung, dafür Wärmebrücken – kurz: eine
Energieschleuder. Nun wurde es saniert – mit vorgefertigten
Holzrahmenbauelementen. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb als Teil des bayerischen Modellvorhabens „e%Energieeffizienter Wohnungsbau“. Die Oberste Baubehörde im
Bayerischen Innenministerium suchte praktikable Lösungen,
förderte deren Realisierung, ließ diese wissenschaftlich begleiten
und dokumentieren. Ein derart hoher Qualitätsanspruch, gepaart
mit großem Know-how-Gewinn für künftige Projekte, war für
den Bauherrn, die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBG,
äußerst reizvoll.
Erweiterung des Wohnraums als Zusatznutzen
Eckhart Matthäus
10
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◂◂Der sechsgeschossige
1970er-Jahre-Bau
hat nach der
Modernisierung
der Fassade
einen deutlich
reduzierten
Wärmeenergiebedarf und
ein eleganteres
Erscheinungsbild
Der Augsburger Mietwohnungsbau war eines von insgesamt
neun für das Modellvorhaben „e%“ ausgewählten Projekten. Den
diesbezüglichen Wettbewerb hatte im Jahr 2010 das Augsburger
Büro „lattkearchitekten“ gewonnen. Frank Lattke ist Spezialist für
energetische Modernisierungen mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen
Universität München leitete er das europäische Forschungsprojekt
„TES EnergyFacade“ und ist nun auch für das Nachfolgeprojekt
„smartTES“ verantwortlich.
Die Vorteile der TES-Methode: Der hohe Vorfertigungsgrad
reduziert die Bauzeit vor Ort erheblich. Die Bewohner müssen
ihre Wohnungen nur ganz kurz oder gar nicht verlassen. Zudem
lässt sich neben der energetischen Modernisierung auch noch
der Wohnraum relativ einfach erweitern. Beim Modernisierungsprojekt in Augsburg wurden die bisherigen Stahlbeton-Balkone
den Wohnungen zugeschlagen und dafür neue Holz-Balkone
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Sanierung Augsburg
Eckhart Matthäus
lattkearchitekten
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▴▴Vor der Modernisierung: eine typische 1970er-Jahre-Fassade
mit Sichtbeton-Balkonen und anderen Wärmebrücken
▴▴Die früheren Balkone verwandelten sich in Wintergärten, deren
Zwischenräume in neue Balkone aus Brettsperrholz
errichtet. Das machte die Modernisierung besonders lukrativ und
erhöhte die Akzeptanz bei den Mietern.
Im Vergleich zu den konventionellen Wärmedämmverbundsystemen mit Hartschaumplatten und Putz ist die TES-Methode
etwas teurer. Das Problem: Selbst die Billiglösungen werden in
der Wohnungswirtschaft von vielen Entscheidern mit Skepsis
betrachtet. „Das rechnet sich doch alles nicht!“, ist dort eine
weitverbreitete Meinung. Dass der Energieverbrauch nicht in
dem Maße sinkt, wie er laut den theoretischen Berechnungen
sinken müsste, liegt aber nicht an den Modernisierungsmaßnahmen selbst, sondern am Verhalten der Mieter. Hier ist intensive
Aufklärungsarbeit gefordert.
Drastisch ansteigende Energiepreise werden da sicher zu einem
Umdenken führen. Dass die Energiepreise ansteigen, ist angesichts
zu Ende gehender Rohstoffe und einer wachsenden Weltbevölkerung klar, nur der Zeitrahmen ist noch offen. Knappheit
spiegelt sich in Marktpreisen wider – und die sind momentan
noch moderat. Und wenn sie ansteigen, gibt es eben immer noch
die billigeren Wärmedämmverbundsysteme. Hat die TES-Methode
angesichts dieser Rahmenbedingungen am Markt eine Chance,
sich ohne öffentliche Fördermittel durchsetzen?
Passgenaue Argumente für jede Zielgruppe
Eckhart Matthäus
„Der Markt, das sind verschiedene Akteure mit ziemlich unterschiedlichen Wertesystemen“, erläutert Marketingfachmann Stefan
Theßenvitz, der im Rahmen von „smartTES“ die Marktgegebenheiten und die Markteintrittsmöglichkeiten untersucht. „Da ist
zum einen die Politik: meist wertorientiert, offen und interessiert.
Zum anderen ist da die Wohnungswirtschaft, die vornehmlich
kostenorientiert denkt. Das sind unterschiedliche Zielgruppen, für
die wir unterschiedliche Kommunikationsstrategien entwickeln
müssen – Kommunikationsstrategien, die auf die jeweiligen
Denkmuster exakt zugeschnitten sind.“
Für die Politik ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, aber
auch die gestalterische Aufwertung unattraktiver Stadtteile. Für
die Wohnungswirtschaft ist TES vor allem aus zwei Gründen
interessant: erstens, weil es sich um eine schnelle Methode
handelt und weil bei bewohnten Objekten die Bauzeit einen
wichtigen Kostenfaktor darstellt. Zweitens, weil mit der Methode
eine verlässliche Qualität zu vereinbarten Kosten und zu einem
definierten Zeitpunkt erfolgt – Schlagworte: Präzision versus
Pfusch; Festpreis versus Kostenexplosion; Pünktlichkeit versus
Verzögerung im Bauablauf.
▴▴Die Fassadenelemente kommen mit
Schalung und eingebauten Fenstern an
▴▴Um sie hinter das Baustellengerüst zu bringen,
hebt ein Kran die Fassadenelemente darüber hinweg
64
mikado edition 2013
▴▴Nach der Positionierung montiert ein Zimmerer
die Fassadenelemente an die Außenwand
10
Sanierung Augsburg
TES-Methode ist für fast jede Zimmerei interessant
Auch für Holzbaubetriebe ist TES attraktiv, denn damit können sie
wetterunabhängig im großen Stil produzieren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen lassen sich gut auf Folgeaufträge übertragen,
da die Methodik gleich bleibt. Allerdings: Vielen Holzbaubetrieben
fällt der Einstieg schwer, weil es ihnen am nötigen Know-how
fehlt. Deshalb wurden die europäischen Forschungsprojekte „TES
EnergyFacade“ und „smartTES“ initiiert, deshalb fördert z. B. der
Freistaat Bayern die Realisierung von Referenzprojekten.
Inwieweit ist die TES-Methode für durchschnittliche Holzbaubetriebe interessant? „Prinzipiell ist fast jeder Betrieb dazu in
der Lage“, betont Lattke. „Aber das hängt natürlich auch immer
von der Größe des Projekts ab. Bei einer größeren Siedlung ist
es jedoch möglich, die einzelnen Gebäude an mehrere kleinere
Betriebe zu vergeben statt an einen großen. Wichtig ist vor allem
eines: maximale Vorfertigung! Technisch ist die kein Problem,
wenn der Betrieb eine ausreichend große Werkhalle besitzt. In der
Praxis kann es jedoch daran scheitern, dass die Zeitfenster für die
Vorfertigung nicht ausreichen und dann versucht wird, auf der
Baustelle nachzuarbeiten. Das widerspricht den Grundgedanken
von TES und führt zu Verzögerungen im Bauablauf.“
Die Grundgedanken der TES-Methode – das sind vor allem
drei für den Auftraggeber besonders attraktive Qualitäten: handwerkliche Präzision, Zeittreue und Kostentreue.
Steckbrief
Bauprojekt:
Modernisierung Mietwohnungsbau ı D-86163 Augsburg
Methode: TES EnergyFacade ı www.tesenergyfacade.com
Bauzeit Gebäudehülle: Oktober 2011 bis Mai 2012
Wärmedämmwert Gebäudehülle: Uw = 0,14 W/(m²K)
Heizenergiebedarf: 30 kWh/(m²a)
Bauherr:
WBG Wohnbaugesellschaft der Stadt Augsburg GmbH
D-86152 Augsburg ı www.wbg-augsburg.de
Architektur:
lattkearchitekten BDA
D-86163 Augsburg ı www.lattkearchitekten.de
Tragwerksplanung:
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de
Ausführung:
Gumpp & Maier GmbH
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Günther Hartmann, Kissing ▪
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65
11
Sanierung München
11
Projekt
Sanierung
66
München
mikado edition 2013
▴▴Im Neubau (rechts) befinden sich in den unteren beiden Geschossen
Büroräume der GWG und in den beiden oberen Mietwohnungen
Komposition in
Grau und Grün
Wenn zur energetischen Fassadenmodernisierung
auch noch Aufstockungen und Anbauten hinzukommen,
dann sind Holzbauelemente besonders interessant.
Stefan Müller-Naumann / GWG München
S
chnell und billig – das waren die Prämissen des Massenwohnungsbaus in den 1950er-Jahren. Funktional, konstruktiv,
gestalterisch und energetisch sind diese Gebäude schon
lange nicht mehr zeitgemäß. Ihre Sanierung, Nachverdichtung und
Aufwertung gehört deshalb zu den wichtigsten Bauaufgaben. Ein
typisches Beispiel dafür ist eine Wohnanlage im Münchner Stadtteil Sendling: lange dreigeschossige Mauerwerksbauten, teils aus
Kriegsschutt errichtet, mit kleinen Zimmern, Einzelraumheizungen,
fast noch im Originalzustand, jedoch ziemlich heruntergekommen.
Der Heizenergiebedarf lag ungefähr beim Vierfachen dessen, was
die EnEV 2009 für Neubauten vorschreibt.
Die Sanierungsziele waren ehrgeizig: Energieeffizienz und
Nachhaltigkeit sollten vorbildlich sein, die Bausubstanz für
40 Jahre nachrüstungsfrei bleiben – und Holz zum Einsatz kommen. Schon in den 1990er-Jahren hatte der Bauherr, die städtische
Wohnungsgesellschaft GWG München, Neubauten in Holzbauweise errichtet. Nun sollte der Holzbau seine Brauchbarkeit für die
Gesamterneuerung innerstädtischer Bausubstanz beweisen.
Es lag nahe, dabei auf das große Holzbau-Know-how der
Technischen Universität München zurückzugreifen. Schon im
Wintersemester 2006/07 hatten Prof. Hermann Kaufmann und
67
11
Sanierung München
▴▴Das linke Gebäude wurde modernisiert und aufgestockt, das rechte neu errichtet. Im Hintergrund steht ein noch unsaniertes Gebäude gleichen Typs
Florian Lichtblau ihre Architekturstudenten Entwürfe zur Weiterentwicklung der Wohnanlage anfertigen lassen. 2008 erhielten die
beiden Architekten von der GWG den Auftrag zur Entwicklung und
Umsetzung eines konkreten Sanierungskonzepts. Parallel lief an
der TU München unter Leitung der Lehrstühle von Prof. Hermann
Kaufmann und Prof. Stefan Winter das große europäische Forschungsprojekt „TES EnergyFacade“, das die Fassadensanierung
mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen wissenschaftlich
untersuchte und zu marktfähigen Lösungen weiterentwickelte.
Das traf sich natürlich gut.
▴▴Der Neubau erhielt keine vorgestellten Balkone, sondern tief
eingeschnittene Loggien
68
mikado edition 2013
Durchdachtes Maßnahmenpaket
Bestandserneuerungen lassen sich dann gut finanzieren, wenn
dabei auch zusätzliche Flächen zum Verkaufen oder Vermieten
entstehen, wenn sich also ein Teil der Ausgaben durch zusätzliche
Einnahmen decken lässt. Das war hier der Fall: Um 62 Prozent
nahm die Nutzfläche zu. Drei Maßnahmen machten es möglich:
(1) die Aufstockung des dreigeschossigen Bestands um ein
Geschoss, (2) ein neues Erschließungssystem mit Laubengängen,
wobei die alten innenliegenden Treppenhäuser den Wohnungen
zugeschlagen wurden, und (3) ein den Bestand ergänzender
Neubau – in Holzbauweise. Für den wurde ein Teil der alten, ungeeigneten Bausubstanz abgerissen. Ansonsten war die Erhaltung
der Bausubstanz erklärtes Ziel, um Abfall zu vermeiden und die
graue Energie auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Die
Ökobilanz eines Gebäudes beginnt schon in der Bauphase.
Die Maßnahmen verbesserten das Verhältnis der Außenflächen
zum Raumvolumen von 0,54 auf 0,45. Schon das reduziert den
Heizenergiebedarf, doch für den großen Sprung von vorher
195 kWh/(m²a) auf nachher 21 kWh/(m²a) sorgte die neue Wärmedämmung: Von 1,6 auf 0,12 W/(m²K) verbesserte sich der U-Wert
der Außenwand, von 1,2 auf 0,12 W/(m²K) der des Dachs, von 2,6
auf 0,90 W/(m²K) der der Fenster. Die Aufstockungen ersetzten
ungedämmte Dachstühle und fassten die Außenräume klarer.
Durch den querstehenden Erweiterungsbau und eine sensible
Freiflächengestaltung bekamen sie Hofcharakter mit höherer
Aufenthaltsqualität. Der markanteste Eingriff sind die neuen
Fassaden: Sie besitzen sichtbare Holzoberflächen. So etwas galt
früher als ländlich und unangemessen für städtische Lagen. Heute
zeigt sich hier ein Sinneswandel und Paradigmenwechsel.
▴▴Laubengänge ersetzen die früheren Treppenhäuser
▴▴Die Fassade: sägeraue Fichtenbretter mit grauer Lasur
Ausbalancierte Farbgebung
Die Holzschalung besteht aus senkrecht angebrachten, sägerau
belassenen und silbergrau lasierten Fichtenbrettern. Das Grau
orientiert sich an dem Farbton, der sich bei unbehandeltem Holz
von selbst bilden würde. Falls der Regen die Farbpigmente mit der
Zeit auswäscht – kein Problem: Das natürliche Grau ersetzt das
künstliche. Drei kräftige Grüntöne, mit denen die Metallplatten der
Balkon- und Laubengangbrüstungen lackiert wurden, setzen einen
markanten Kontrast. Beruhigendes Grau und anregendes Grün sind
gut ausbalanciert. Sie bilden eine wohltuende Farbkomposition
und verleihen der Wohnanlage Prägnanz.
Für den Einsatz von Holz als Fassadenoberfläche gibt es neben
ökologischen und gestalterischen Gründen aber auch ganz pragmatische: Sägeraue Holzschalungen sind wesentlich preisgünstiger
als Fassadenplatten. Sie sind zudem robuster – „verzeihen“ beim
Transport eventuell auftretende Stöße eher als Produkte mit
glatten Oberflächen. Kleine Fehlstellen fallen überhaupt nicht
auf. Ein weiterer Grund für sägeraue Holzschalungen: Sie sind
lange haltbar und brauchen so gut wie keine Wartung. Da die
Holzfasern und Fugen senkrecht stehen, läuft der Regen zudem
besser ab, als das bei horizontal liegenden der Fall wäre. Das Holz
ist schnell wieder trocken.
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69
11
Sanierung München
aber auch der Baumethode: Vorgefertigte HolzrahmenbauElemente können aus fertigungs-, transport- und montagetechnischen Gründen nicht beliebig groß sein. Übliche Geschosshöhen
sind noch gut handhabbar. Ein Kran hebt die Elemente an ihre
Position, wo sie die Zimmerer in kurzer Zeit montieren. Da
die Bestandsbauten aufgrund der schlechten Bauqualität kaum
statische Reserven besitzen, wird das Gewicht der neuen Fassade
nach unten abgeleitet: auf einen Stahlbetonbalken, der auf für die
Balkone und Laubengänge neu errichteten Fundamenten liegt.
Durch die einheitliche Fassadengestaltung ist der Erweiterungsbau von den beiden Bestandsbauten von außen kaum
zu unterscheiden – innen dagegen schon: Der Neubau ist der
erste Viergeschosser Münchens, der mit sichtbaren Holzdecken
ausgeführt ist – sowohl in den Büroräumen als auch in den
Mietwohnungen. Die Decken und Innenwände bestehen aus Brettsperrholz, die Außenwände aus Holzrahmenbau-Elementen. Die
Wände wurden aus Brandschutzgründen eingekapselt.
Holzbau braucht Bauteams
▴▴Die Bestandsbauten erhielten auf ihrer Westseite neue, vorgestellte
Balkone, die deutlich größer sind als die früheren. Ihre Brüstungen
bestehen auf der Vorderseite aus in drei Grüntönen lackierten Blechen
Brandschutz gliedert Fassade
Den Brandschutzbehörden aber sind Holzoberflächen immer noch
ziemlich suspekt. In München zerstörte der große Stadtbrand
von 1327 ein Drittel der damaligen Stadt. Die Angst vor solchen
Katastrophen prägt die Bauregeln bis heute. Für Holzfassaden gilt:
Sie dürfen nicht hinterlüftet sein, denn das würde im Brandfall
dazu führen, dass sich durch den Kamineffekt das Feuer über die
Fassade schnell zu den höher gelegenen Geschossen ausbreitet.
Daher ist eine regelmäßige Unterbrechung der Holzschalung
vorgeschrieben: ein Band aus horizontalen Blechwinkeln pro
Geschoss. Das hemmt im Brandfall die Ausbreitung des Feuers
hinter und vor der Fassade.
Hinterlüftet ist die Holzschalung bei der Wohnanlage in Sendling aber nicht. Auch nicht belüftet, also unten offen und oben
geschlossen. „Das braucht es bei so einer überfälzten Holzschalung
gar nicht“, erklärt Kaufmann. „Die ist sowieso nicht luftdicht. Also
findet ständig ein Luftaustausch statt, der ausreicht, damit sich
im Inneren der Konstruktion keine Feuchtigkeit hält.“
Die Gliederung in Geschosse erinnert an Gründerzeitfassaden,
bei denen Gesimse zum üblichen Formenkanon gehörten, entspricht
70
mikado edition 2013
Der erste Bauabschnitt ist fertig. Der zweite im Bau: ein viergeschossiger Neubau in Holzbauweise als Ersatz für einen nicht
erhaltenswürdigen Bestandsbau. Und dann kommt wohl bald die
nächste Wohnanlage. Tausende noch unsanierter Wohnungen
aus den 1950er- und 1960er-Jahren besitzt allein die GWG,
Zehntausende gibt es in München, Millionen in Deutschland. Ein
gigantischer Markt. Eine große Chance für den Holzbau. Auch
eine große Chance für jedes Holzbauunternehmen?
„Prinzipiell ja! Es muss nur eine Werkhalle haben, um dort
die großen Holzrahmenbau-Elemente vorzufertigen“, antwortet Kaufmann. „Entscheidend für uns Architekten sind nicht
Betriebsgröße und Preis, sondern: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit
und Qualität. Das Sanieren mit großen Holzrahmenbau-Elementen
sieht zwar lapidar aus, ist aber sehr anspruchsvoll. Es verlangt
gewissenhaftes, hochpräzises Planen und Bauen sowie eine exakte
Taktung. Maximale Vorfertigung ist das Ziel. Die Methode steht
und fällt mit dem Grad der Vorfertigung!“
Die Methode erfordert ein Umdenken bei im Holzbau unerfahrenen Architekten. Im Massivbau haben sich viele daran
gewöhnt, ihren Entwurf während des Bauprozesses stufenweise
anzupassen, sich irgendwie „durchzuwursteln“. Im Holzbau funktioniert das nicht. Er verlangt eine konsequent zu Ende gedachte
Planung und Detaillierung. Die gelingt, wenn Architekten und
Holzbauunternehmen schon in einer frühen Planungsphase
eng zusammenarbeiten. Der üblichen von der VOB geforderten
Ausschreibungs- und Vergabepraxis entspricht das allerdings
nicht mehr. „Die muss sich ändern“, fordert Lichtblau. „Bauteamverfahren sind im Holzbau die beste Lösung. Bauteams aus
Architekten und Holzbauunternehmen führen zur Optimierung
der Planung, Abläufe, Kosten und Bauqualität. Damit Bauteams
funktionieren, ist jedoch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit notwendig.“
Bauteams sind eine mittelständische Alternative zum Generalübernehmer. Für Holzbauunternehmen bieten sie die große Chance,
wegzukommen vom Kampf um das niedrigste Preisangebot. Architekten suchen zuverlässige Partner und wissen, dass Qualität ihren
Preis hat. Wenn die Zusammenarbeit gut klappt, ist das nächste
gemeinsame Projekt nur eine Frage der Zeit.
Günther Hartmann, Kissing ▪
11
Sanierung München
Steckbrief
Bauprojekt:
Gesamterneuerung einer Mietwohnungsanlage
D-81373 München
Bauzeit:
Juni 2010 bis Februar 2012
Wohnungen:
Vorher: 36 ı Nachher: 46 + Büros
Bruttogeschossfläche:
Vorher: 4384 m² ı Nachher: 6431 m²
Nutzfläche:
Vorher: 2016 m² ı Nachher: 3323 m² (inkl. Büros)
Heizenergiebedarf:
Vorher: 195 kWh/(m²a) ı Nachher: 21 kWh/(m²a) (PHPP)
Fassadenschnitt
Außenwandaufbau:
Nut-und-Feder-Schalung,
Fichte, sägerau,
silbergrau gestrichen, 24 mm
Lattung, 24 mm
Winddichtung
Gipsfaserplatte, 15 mm
Brettschichtholz, 210 mm
dazwischen Wärmedämmung
Hartfaserplatte, 4 mm
Ausflockung mit Zellulose
als Toleranzausgleich, 3 – 7 cm
Putz (Bestand), 25 mm
Mauerwerk (Bestand), 300 mm
Putz (Bestand), 15 mm
Bauherr:
GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH
D-80339 München ı www.gwg-muenchen.de
Planung:
Kaufmann.Lichtblau.Architekten ı D-81545 München
www.hermann-kaufmann.at
www.lichtblau-architekten.de
Brandschutz:
Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de
Balkonplatte:
Betonfertigteil, Gefälle 2 %
Stahlträger IPE 140
Ausführung:
müllerblaustein Holzbau GmbH
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12
Sanierung Rosenheim
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Jens Weber, München
12
Projekt
Sanierung
72
mikado edition 2013
12
Sanierung Rosenheim
Mit Holz zum
Stolz der Stadt
Das 45 m hohe Sparkassengebäude in Rosenheim erhielt bei seiner
Sanierung eine neuartige Doppelfassade aus Holz und Glas. So gelang
nicht nur eine energetische, sondern auch eine ästhetische Aufwertung.
M
▴▴Vor der Modernisierung: Das 1973 errichtete Hochhaus besaß eine
Bandfassade mit eher trister Natursteinbekleidung im Brüstungsbereich
www.mikado-online.de
Jens Weber, München
sai schleburg, rosenheim
it elf Geschossen gehörte das Gebäude der Sparkasse
seit Anfang der 1970er-Jahre zu den herausragenden
Bauwerken der Rosenheimer Innenstadt – leider nur
wegen seiner Höhe. Im Zuge der Rundum-Erneuerung erhielt es
nun ein weiteres Geschoss und eine extra hierfür entwickelte
Doppelfassade, die das Gebäude in Verbindung mit innovativen
Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen schon technisch und energetisch zu einem „Leuchtturm“ macht. Die rötlich schimmernden
Lärchenholz-Lamellen aber sorgen dafür, dass das Gebäude heute
ein Wahrzeichen der Holzstadt Rosenheim ist.
Im Jahr 2006 stand die Sparkasse vor der Entscheidung, das
Gebäude entweder abzureißen und neu zu bauen – oder zu sanieren. Es entsprach längst nicht mehr den heutigen Anforderungen
▴▴Nach der Modernisierung: Die beiden obersten Etagen sind neu. Sie
geben dem weit sichtbaren Baukörper eine viel differenziertere Gliederung
73
12
Sanierung Rosenheim
Schnitt Außenwand
Fassadenzwischenraum
als thermische
Pufferzone
Lüftung über Holzfenster
Fassadenklappe
geschlossen
(solare Gewinne)
Technikinstallation
in Brüstung integriert
Tageslichtlenksystem
thermoaktive Decken kühlen
thermoaktive Decken heizen
▴▴Zwischen der Holzfassade und der äußeren Glashaut befindet sich ein
60 cm breiter Zwischenraum, der verschiedene Aufgaben erfüllt
▴▴Durch ein ausgeklügeltes Fassadenklappen-System kann sich
die Gebäudehülle an unterschiedliche Wetterverhältnisse anpassen
an Gebäudetechnik und Energieeffizienz. Sein Primärenergieverbrauch betrug 400 kWh/(m2a), denn zu seiner Entstehungszeit gab
es noch keine Wärmeschutzverordnung. Grundsätzlich war der
Bauherr daran interessiert, die vorhandene Substanz zu erhalten.
Forschungsarbeiten, Gutachten, Modellrechnungen, Simulationen
und Kostenbetrachtungen zeigten: Es ist möglich und es ist
sinnvoll.
Daraufhin lobte die Sparkasse 2007 einen anonymen FassadenWettbewerb aus, den das Rosenheimer Architekturbüro „SAI
Schleburg“ gewann – just jenes Büro, das auch schon die Voruntersuchungen übernommen hatte. Und nicht nur das: Der Vater von
Architekt Carl Schleburg war 1969 für den Bau des Hochhauses
verantwortlich gewesen. Nun hatte der Sohn die Chance, das Werk
des Vaters zu transformieren und mit seinen eigenen Ideen in die
Zukunft zu führen.
Doppelfassade wirkt als Temperaturpuffer
Lastäquivalente Sanierung trotz Aufstockung
Die tragende Stahlbetonstruktur war noch in einem Top-Zustand
und konnte unangetastet bleiben. Das war ein entscheidender
Aspekt, denn ein Neubau hätte bei den schwierigen Baugrundverhältnissen eine teure Neugründung erfordert. Das Tragwerkskonzept für den Umbau sah eine sog. „lastäquivalente Sanierung“ vor:
Neu hinzugefügte Lasten müssen sich mit entfernten Lasten die
Waage halten. Die Entlastung geschah durch Entfernen der alten
Fassade mit Betonbrüstungen, Natursteinplatten und StahlrahmenFenstern, durch Abtragen des elften Geschosses und weitgehendes
Entkernen. Als neue Lasten hinzu kamen ein neu aufgesetztes
elftes und zwölftes Geschoss sowie die neue Doppelfassade: eine
Kombination aus Holz, Stahl und Glas. Holz sorgte aufgrund seiner
Leichtigkeit wesentlich dafür, dass die Lasten-Gesamtrechnung
trotz eines zusätzlichen Geschosses aufging.
74
mikado edition 2013
Grundwassernutzung
Fensterlaibungen
mit Holzlamellen und
Fugen (Akustik)
Die Außenwand setzt sich aus drei Elementen zusammen: Brüstungen, geschosshohe Pfeiler und Holzfenster. Alle wurden in großen
Serien werkseitig vorgefertigt und vor Ort schnell montiert. Die
Fassadensteuerung stellt sich auf verschiedene Wettersituationen
ein: Bewegliche Glas-Klappen sind im Sommer geöffnet, sorgen
für eine gute Hinterlüftung und verhindern eine Überhitzung
des Fassadenkorridors. Im Winter sind sie teilweise oder ganz
geschlossen, sodass ein Wärmepolster entsteht. Die Klappensteuerung ermöglicht den Gebäudenutzern, jederzeit die Fenster zu
öffnen und die Büros individuell zu belüften. Selbst an kalten
Tagen sorgt der „Wintergarteneffekt“ im Fassadenzwischenraum
für nur geringen Wärmeverlust.
Wärmeschutztechnisch entspricht das Gebäude der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009. Mit dem Einsatz regenerativer
Energien und der Verbindung der Doppelfassade mit dezentralen
Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen reduzierte sich der jährliche
Primärenergiebedarf von 400 auf 100 kWh/(m2a).
Die mit Akustikvlies hinterlegten Holzlamellen fungieren auch
als Schallabsorber und -brecher. Sie dämpfen den Verkehrslärm
und wirken dem sog. „Telefonie-Effekt“ entgegen, der bei Doppelfassaden typisch ist: einer Schallübertragung innerhalb des
Fassadenkorridors, wenn bei geöffneten Fenstern gesprochen wird,
wie das z. B. beim Telefonieren unvermeidlich ist.
Die Glashülle schützt die Holzfassade nicht nur vor Schnee und
Regen, sondern auch vor der Sonne und damit vor Vergrauung:
Die im Verbundsicherheitsglas (VSG) eingelegte Folie filtert mehr
als 90 % der UV-Strahlung heraus, sodass die Zersetzung des
Lignins, was die Ursache der Vergrauung ist, weitestgehend unterbunden wird. Das Holz dunkelt im Lauf der Zeit nur leicht nach,
behält jedoch seine typische Farbe.
SAI Schleburg, rosenheim
Jens Weber, München
Fassadenklappe
geöffnet
(Hinterlüftung)
12
Sanierung Rosenheim
Brandschutzkonzept mit vielen Sicherheiten
Eine Holzfassade bei einem Hochhaus stellt natürlich eine
Abweichung von den brandschutztechnischen Anforderungen
des Baurechts dar. Ihre Genehmigung war deshalb nur in enger
Abstimmung mit der Behörde möglich. Beim Brandschutzkonzept
spielt das Klappensystem der Glasfassade eine entscheidende Rolle:
Das Gebäude erhielt zwei Sprinklersysteme, sog. „HochdrucknebelAnlagen“, wobei eine nur für die Fassade zuständig ist. Im Brandfall sorgt die Steuerung dafür, dass sich die Lüftungsklappen
auf den Gitterrost des 60 cm breiten Wartungsgangs umlegen
und zusammen mit den Stahlblechabdeckungen in jeder Etage
ein Rauchschott bilden. So wird ein Brandüberschlag in höhere
Geschosse verhindert. Die offenen Klappen gewährleisten zudem
eine direkte Rauchableitung ins Freie.
Angenehmere Atmosphäre und mehr Nutzfläche
„Unser Bedürfnis nach Behaglichkeit hat sich nicht geändert.
Die Vision vom intelligenten Gebäude übersieht das bisweilen“,
antwortet Schleburg auf die Frage, warum das Gebäude geworden
ist, wie es ist. Die Kombination aus einer schützenden, interaktiven
Glashülle mit einem Holzkleid erfüllt viele Aufgaben und ist
optisch sehr ansprechend. Lärche ist ein besonders dauerhaftes
Holz und jederzeit verfügbar. Kurze Transportwege, eine in die
Region passende Haptik und erhebliche Gewichtsvorteile bestärkten die Planer in ihrer Materialwahl.
Die Nutzfläche erhöhte sich im Vergleich zum ursprünglichen
Bauwerk um rund 900 m2 auf etwa 6500 m2. Die beiden oberen
Stockwerke sind für Veranstaltungen vorgesehen. Das „Skydeck“,
eine umlaufende Dachterrasse, eröffnet in luftiger Höhe einen
grandiosen Blick auf das Panorama der Alpen.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪
Steckbrief
Bauprojekt:
Hochhaussanierung ı Sparkasse Rosenheim
D-83022 Rosenheim ı www.spk-ro-aib.de
Bauzeit: Januar 2008 bis Dezember 2010
Bruttogeschossfläche: 8400 m²
Umbauter Raum: 28 000 m³
Primärenergieverbrauch:
Vorher: 400 kWh/(m²a) ı Nachher: 100 kWh/(m²a)
Architektur:
SAI Schleburg Generalplanungsgesellschaft mbH
D-83022 Rosenheim ı www.schleburg.de
Fensterbau:
Fenstermanufaktur Schwaiger GmbH
D-83101 Rohrdorf ı www.fenstermanufaktur-schwaiger.de
Holzbau:
Josef Obermaier GmbH & Co. KG
D-83093 Bad Endorf ı www.obermeier-holzbau.de
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▴▴Im Winter befindet sich die
Fensterebene in der Fassadenebene
▴▴Im Sommer lässt sich die
Fensterebene nach innen schieben
Fenstersystem
Wandelbare Loggia
Ein Fenstersystem speziell für den Einsatz in Loggien entwickelte das Start-up-Unternehmen „flissade“. Je nach Witterung
und Nutzerwunsch lässt sich die Fensterebene nach außen oder
nach innen schieben. An kalten Tagen wird die Loggia ein Teil
des Innenraums, an wärmeren Tagen ist sie Außenbereich und
der Innenraum bleibt kühl. Das System besteht aus schieb- und
faltbaren, raumhohen Verglasungselementen. Der große Vorteil
gegenüber konventionellen Lösungen mit zwei Fensterebenen:
halb so viel Materialaufwand und kein Stauraum.
flissade GmbH
D-81667 München ı Telefon 0 89/28 92 38 84
www.flissade.com
Akustikelement
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Im Kölner Café-Restaurant „Pure“ war neben
dem modernen Ambiente eine hochwertige
Raumakustik wichtig.
An allen Tischen sollte eine angenehme Unterhaltung möglich sein.
Zum Einsatz kamen deshalb die Brettsperrholz▴▴Brettsperrholzpaneele sorgen
für eine angenehme Akustik und Optik
paneele „Ligno Akustik
light“ von Lignotrend
mit 12 mm feinen Lamellen und 4 mm breiten Akustikfugen
aus Weißtanne. Lieferbar sind die Elemente in verschiedenen
Holzsorten und Farben. Die Standardlänge beträgt 2,92 m, bis
zu 8 m sind möglich.
Lignotrend Produktions GmbH ı D-79809 Weilheim-Bannholz
Telefon 0 77 55/92 00-0 ı www.lignotrend.com
77
Produkte
Faserzementtafel
Lebendiges Grau
Die Fassadentafel „Equitone Tectiva TE 80“ von
Eternit variiert je nach Blickwinkel, Sonneneinstrahlung und Witterung ihren Farbton. Der Markenname „Equitone Tectiva“ bezeichnet künftig alle
Faserzementtafeln des Herstellers mit geschliffener
Oberfläche. Sie sind frostbeständig, wasserundurchlässig, fäulnissicher und nicht brennbar. Lieferbar
sind Größen bis zu 3050 × 1220 mm.
▴▴Bei der Sanierung des Antoine-Leins-Künstlerhauses in Horb/Neckar ersetzten
Deckenelemente die historische Holzkonstruktion und ermöglichten stützenfreie Räume
▴▴Kastenelement
▴▴Schalenelement
Holzelemente
Wie Beton, aber leicht
Passgenaue und einfach montierbare Holzelemente bietet der schweizerische
Hersteller Lignatur an. Die Vorteile des Bausystems aus tragenden Deckenund Dachelementen zeigen sich unter anderem auch bei beengten Platzverhältnissen im urbanen Raum: bei Baulücken, Aufstockungen, Anbauten und
Modernisierungen. Die projektspezifisch gefertigten Kasten-, Flächen- und
Schalenelemente aus ein- und beidseitig beplankten Rippenplatten lassen
sich mit allen gängigen Holzbau-Systemen kombinieren, eignen sich aber
auch für den Einsatz in Massiv- und Stahlbauten. Ihre hohe Steifigkeit ermöglicht schlanke Querschnitte. Die auf Basis der Belastung erforderliche
Konstruktionshöhe ist vergleichbar mit der einer Betondecke. Die Anforderungen des Wärme-, Brand- und Schallschutzes lassen sich durch Dämmstoffe und zusätzliche Bodenaufbauten erreichen. Das für die Elemente verwendete Nadelholz ist PEFC-zertifiziert.
Lignatur AG ı CH-9104 Waldstatt ı Telefon +41 (0) 71/3 53 04 10 ı www.lignatur.ch
Stefan Müller / Eternit
▴▴Flächenelement
Eternit AG ı D-69126 Heidelberg
Telefon 0 62 24/7 01-0 ı www.eternit.de
▴▴Die Fassade des Berliner Fünfgeschossers „3 × Grün“
erhielt als Verkleidung graue Faserzementtafeln
Brettsperrholz
Schnelle Baustellen
In Augsburg entstand ein Bürogebäude aus großformatigen Brettsperrholz-Elementen der Marke
„Leno“, montiert in nur 14 Tagen. Innen besaßen
die Holzoberflächen Sichtqualität, außen eine Holzweichfaserdämmung und eine Lattung für die hinterlüftete Fassade. Die 268 Elemente hatten Größen
bis 16 × 4,2 m. Lieferbar sind Breiten bis 4,8 m, Längen
bis 20 m und Dicken von 51 bis 297 mm.
Merk Timber GmbH ı D-86551 Aichach
Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.brettsperrholz.de
»Profilholz direkt
vom Hersteller.«
Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn Frathau 3
94256 Drachselsried Telefon (09945)1007 Fax (09945) 2290
[email protected] www.laerchenholz-falter.de
78
mikado edition 2013
▴▴Das von „lattkearchitekten“ in Augsburg realisierte
Bürogebäude besteht aus 268 Brettsperrholzelementen
Produkte
Holz-Beton-Verbunddecke
Vorgefertigter Schallschutz
Die Brettsperrholz-Bauteile für das viergeschossige „Case Study Hamburg“ auf der
IBA 2013 stammen aus dem Abbundzentrum KLH Deutschland. Die Geschossdecken
sind 182 mm starke KLH-Platten, deren Unterseiten Sichtqualität besitzen, während die
Oberseiten schon im Werk mit 10 cm Auf-
beton versehen wurden. Der horizontale
Verbund zwischen Brettsperrholz- und Beton-Platte erfolgt über 3 cm tiefe Versatzfräsungen quer zur Spannrichtung.
ABA HOLZ van Kempen GmbH
KLH Deutschland ı D-86477 Adelsried
Telefon 0 82 94/80 24 07 ı www.aba-holz.de
▴▴Eingedrehte Schrauben übernehmen die
vertikalen Kräfte, Ausfräsungen die horizontalen
Stahlverbinder
Einfädeln, fertig
Der „Walco V“ ist für Wandverbindungen im Fertighausbau und im mehrgeschossigen
Holzbau konzipiert. Neben Anschlüssen mit Holz sind auch
Anschlüsse mit Stahl, Beton
und Mauerwerk möglich. Als
größten Vorteil nennt Hersteller Knapp die Möglichkeit der
werkseitig komplett geschlossenen Wandvorfertigung, die
eine schnelle und präzise Montage vor Ort gewährleistet und
gleichzeitig Gefahrenpotenziale auf der Baustelle verhindert. Wandöffnungen sind
nicht mehr erforderlich. Das
führt zu einem deutlich dichteren Wandaufbau.
Knapp GmbH
Niederlassung Deutschland
D-85609 Aschheim
Telefon 0 89/9 04 75 56-0
www.knapp-verbinder.com
79
Knauf / ducke
Produkte
▴▴Vorgefertigtes Großelement mit hochfeuerhemmender Kapselung
▴▴Kostenlos downloadbare Infos
Gipskartonplatte
Elegante Lösung für 60 Minuten
Bei mehrgeschossigen Holzbauten ist das Holz
tragender Bauteile durch sog. „Kapseln“ 60 Minuten lang vor einer Temperatur zu schützen,
bei der es sich entzündet. Knauf hat für sein
hochfeuerhemmendes Außenwandsystem mit
Feuerschutzplatten (GFK) das allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis der MFPA Leipzig in
der Klassifizierung K260 erhalten. Es besteht
aus einer Beplankung mit 2 × 18 mm auf der
Innenseite, 1 × 12,5 mm auf der Außenseite
sowie einer 60 mm dicken Steinwolle-Putzträgerlamellenplatte. Umfassende Informationen
für bis zu fünfgeschossige Holzbauten bietet
die Broschüre „Knauf Mehrgeschossiger Holzbau – Gebäudeklasse 4“, downloadbar unter:
www.knauf.de/hob01
Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen
Telefon 0 93 23/31-0 ı www.knauf.de
Furnierschichtholz
FH
Schlanke Konstruktionen
▴▴Holzrahmenbau mit Kerto T: die neue Cafeteria des
Knappschaftskrankenhauses in Essen
▴▴Schwelle und Wandunterseite besitzen zur Positionierung
einen Trapezverschluss und zwei EPDM-Dichtungen
80
mikado edition 2013
Holzrahmenbau mit den Funierschichtholzprodukten „Kerto T“ und
„FJI“ bedeutet im Vergleich zu konventionellen Vollhölzern einen geringeren Querschnitt und damit bessere
U-Werte. Darüber hinaus sind „Kerto
T“ und „FJI“ verzugsarm: Schwindverformungen wie Verdrehungen und
Risse sind nahezu ausgeschlossen.
Zur Positionierung der Wandelemente fertigt FH Finnholz die Schwelle
sowie die Wandunterseite mit einem
Trapezverschluss und zwei EPDMDichtungen, was den Montageaufwand auf ein Minimum reduziert.
Wiederverkäufer, die nicht fremdüberwacht sind oder die Fertigungsmöglichkeiten nicht haben, können
in enger Absprache mit den Konstrukteuren der FH Finnholz zusammenarbeiten.
FH Finnholz Handelsgesellschaft mbH
D-49536 Lienen ı Telefon 0 54 83/73 94-0
www.fh-finnholz.de
Produkte
Wandsystem
Mit System weit nach oben
▴▴Mit der „Massivholzwand“ gebaut:
der Achtgeschosser in Bad Aibling
5,<
▴▴Senkrecht aufgestellte Kanthölzer
bilden die tragende Schicht des Wandsystems
Die „Huber Holzmassivwand“ ist ein geprüftes Wandsystem, das alle Anforderungen des mehrgeschossigen Bauens
erfüllt. Es bietet geprüften Brandschutz
bis hin zur Eignung als BrandwandErsatzwand (REI 90 M) sowie zertifizierten Schallschutz bis hin zu Eignung als
komfortable Wohnungstrennwand. Das
Unternehmen Huber & Sohn ist zerti-
fiziert für die Herstellung hochfeuerhemmender Bauteile in Holzbauweise
und verfügt über die notwendige Erfahrung auch bei mehrgeschossigen
Bauwerken der Gebäudeklasse 4.
Huber & Sohn GmbH & Co. KG
D-83549 Bachmehring
Telefon 0 80 71/9 19 0
www.huber-sohn.de
Imprägnierung
Feuersicheres Holz
Damit die elegante Fachwerkkonstruktion des „MuséoParc Alésia“ im Burgund bei einem Brand nicht zur Katastrophe führt, wurde das Holz mit dem
Feuerschutzsalz „Wolmanit Firestop“
behandelt. Das Produkt für Holz und
Holzwerkstoffe wird im Kesselvakuumdruckverfahren tief ins Holz eingebracht
und verhilft ihm dazu, die bestmög-
lichen Baustoffklassen für brennbare
Baustoffe auf nationaler wie auch auf
europäischer Ebene zu erreichen. Darüber hinaus ermöglicht damit behandeltes Holz, ökologische Qualitätssiegel
wie „natureplus“ zu erreichen.
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Holz Brüner GmbH ı D-78199 Bräunlingen
Telefon 07 71/92 09-0
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▴▴Die Holzfassade des „MuséoParc Alésia“ erhielt eine Feuerschutzimprägnierung
www.mikado-online.de
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Berufsförderungswerk der südbadischen Bauwirtschaft / Isocell
Produkte
▴▴Bei der Fassadenmodernisierung im Ausbildungszentrum
Bühl wurden die Holzrahmenbau-Elemente mit Zellulose gefüllt
Einblasdämmung
Doppeltes Volumen
Maschinen zum Einblasen von Dämmmaterial auf Baustellen und in Werkhallen bietet Systemhersteller Isocell
an. Neu: die „Standard Plus+“, speziell für die Verarbeitung von Holzfaser entwickelt. Durch zwei zusätzliche
Gebläse lässt sich das Luftvolumen bei Bedarf verdoppeln. Im unteren Bereich des Vorratsbehälters
befinden sich zwei Häckslerwellen mit individuell
steuerbarer Drehzahl. Sie
garantieren, dass auch sehr
hart verpresstes Material gut
aufgelockert wird. Ein elektronischer Schieber dosiert
die Materialzufuhr. Die Bedienung
der Maschine erfolgt per Funkfernsteuerung.
Isocell GmbH
A-5202 Neumarkt am Wallersee
Telefon +43 (0) 62 16/41 08-0
www.isocell.at
Gipsfaserplatte
Innen und außen feuerfest
Das Architekturbüro „Kaden Klingbeil“ realisierte in Berlin einen neuen Siebengeschosser in Holzrahmenbauweise. Die brandschutztechnisch wirksame Kapselung der Holzkonstruktion wurde
mit Gipsfaserplatten von Fermacell ausgeführt. Sie gewährleisten je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse F 120. Beim Berliner Projekt erhielten sowohl ein stählernes
Stahltragwerk als auch die Holzrahmenkonstruktion eine Beplankung mit zwei 18 mm dicken Gipsfaserplatten kombiniert mit
Mineralwolldämmung.
Fermacell GmbH ı D- 47259 Duisburg
Telefon 02 03/6 08 80-0 ı www.fermacell.de
▴▴Das Holz des Berliner Doppel-Siebengeschossers „b_26/b_27“
von Kaden Klingbeil ist mit Gipsfaserplatten gekapselt
DACH- UND WANDELEMENTE
FÜR WIEDERVERKÄUFER
PREISE DACH (18cm ):
ab 26,– € ( einseitig OSB )
ab 55,– € ( OSB, Zellulose, DWD)
PREISE WAND (18cm ):
ab 31,– € ( einseitig OSB )
ab 51,– € ( OSB, Zellulose, DWD)
FH Finnholz GmbH | www.fh-finnholz.de | Tel: +49(0)5483-7394-0
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mikado edition 2013
6%91
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Produkte
Steinwolle-Dämmung
Schmelzpunkt über 1000 Grad
Bei mehrgeschossigen Gebäuden wie dem
Achtgeschosser „Holz 8“ in Bad Aibling bestehen hohe Brandschutzanforderungen.
Zum Kapseln der Holzkonstruktion und
zur Wärmedämmung eignet sich besonders
nichtbrennbare Steinwolle wie die „Wood-
rock 035“ von Rockwool, denn ihr Schmelzpunkt liegt bei über 1000 °C. Mit 240 mm erreicht der „Holz 8“ fast Passivhausstandard.
▴▴Die Steinwolle-Platten werden schon im Werk
in die Holzrahmenbauelemente eingepasst
▴▴Wie beim „Holz 8“ in Bad Aibling montieren
die Handwerker fertige Großelemente
Nachhaltiger Innenausbau
muss nicht kompliziert sein.
Huber & Sohn / Deutsche Rockwool
Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG
D-45966 Gladbeck
Telefon 0 20 43/4 08-0 ı www.rockwool.de
Glasfaserbeton
Lang und langlebig
Die Robustheit von Fassadenplatten und
die Anmutung von Holzschalungen kombiniert das Glasfaserbeton-Produkt „Öko
Skin“ von Rieder. Die 1800 mm langen
Fassadenlatten sind in den Breiten 147
und 302 mm erhältlich. Sie sind handlich, mit geringerem Aufwand montierbar und lassen sich direkt auf der Baustelle zuschneiden und verarbeiten. Der
Werkstoff muss nie gestrichen oder geschliffen werden, um seinen Charakter zu behalten. Für die Montage gibt
es farblich angepasste Schrauben oder
Nieten. Für die 302 mm breiten Elemente ist auch das Befestigungssystem der
Stulpschalung möglich.
▴▴Mehrgeschossiges Bürogebäude in Gießen,
verkleidet mit 360 m² „Öko Skin Liquide Black“
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Vorschau mikado 7.2013 erscheint am 21. Juni 2013
Jörg Pfäffinger
Zukunft der Holzarchitektur
Seit über drei Jahrzehnten verblüfft das kleine Vorarlberg mit
moderner Architektur in Holzbauweise. Seine experimentierfreudige Architekturszene
setzte Maßstäbe und inspirierte
ganz Holzbau-Europa. mikado
unterhielt sich mit Hermann
Kaufmann darüber, wie wohl
in den nächsten Jahrzehnten
der Holzbau die Architektur
und die Architektur den Holzbau beeinflussen wird.
Zukunft des Ingenieurholzbaus
Der Erfolg des modernen Holzbaus fand seinen sichtbaren
Ausdruck in spektakulären
Großbauten. Die wurden durch
technische Innovationen möglich. Einer der kreativsten Holzbauingenieure ist Hermann
Blumer. mikado wollte von
ihm wissen, welche Potenziale
im Holzbau noch schlummern
und welche Erfindungen und
Entwicklungen in den nächsten
Jahrzehnten zu erwarten sind.
Außerdem
Geschichte und Zukunft des nachhaltigen Bauens
Impressum
Offizielles Organ von Holzbau Deutschland
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der
Europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH), Luxemburg
Verlag:
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Römerstraße 4
86438 Kissing
Telefon +49 82 33.23-0
www.weka.de ı www.mikado-online.de
Herausgeber:
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Geschäftsführer:
Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland
Verlagsleiter Zeitschriften Bauhandwerk:
Christoph Maria Dauner
Chefredakteur:
Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.)
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Redaktion:
Dipl.-Ing. (FH) Claudia Jamnitzky (cj) (CvD)
[email protected]
Jessica Jahn M.A. (jj)
[email protected]
Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh)
[email protected]
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Redaktionsbeirat:
Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı
RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı
RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı
Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı
Dipl.-Designer Jochen Wenzel
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Römerstraße 4 ı 86438 Kissing
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 21/2013
Aboverwaltung:
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11 Ausgaben (Inland):
11 Ausgaben Studenten/
Meisterschüler:
Einzelheft:
98,00 €
75,00 €
12,80 €
Produktion:
Helmut Göhl (verantw.) ı Silke Schwer
mikado edition 2013
Konzeptionslayout, Grafik und Satz:
Popp Media Service ı Herrenbachstraße 17 ı 86161 Augsburg
Lithografie:
high end dtp-service ı Lothar Hellmuth
Druck:
Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH
Angerstraße 54 ı 85354 Freising
ISSN
0944-5749
Erscheinungsweise:
11 Ausgaben jährlich
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und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher
schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe
gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.
Redaktionelle Änderungen vorbehalten.
Jörg Pfäffinger
20 Jahre mikado
Im Jahr 1993 erschien die erste Ausgabe von mikado. Das 20-jährige
Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um einmal kurz innezuhalten
und Rückschau zu halten auf 20 Jahre Holzbaugeschichte, auf
20 ereignisreiche Jahre, in denen der Holzbau aus seiner Nische
herauswuchs und sich zu der Bauweise der Zukunft entwickelte.
Allerdings schauen wir nur ein bisschen zurück, denn noch
viel spannender ist natürlich der Ausblick auf die nächsten
20 Jahre. Dem widmet sich das Jubiläumsheft hauptsächlich
und befragte dazu prominente Holzbaupioniere.
NEU: „MELODIE®“– So leicht deckt der Norden.
Jetzt: „Wir pfeifen es
von den Dächern!“
Der pfiffige „MELODIE“Klingelton zum Download
www.creaton.de/melodie
Extra leicht
Mit nur 3,2 kg besonders verarbeiter- und
sanierungsfreundlich.
Extra flexibel
Mit 35 mm Decklängenspiel für wirtschaftliches
und schnelles Arbeiten.
Extra sicher
Mit stark ausgeprägter Verfalzung
für extreme Witterung.
CREATON AG · Dillinger Straße 60 · D-86637 Wertingen · Telefon: +49 (0) 8272 86 0
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