Juni 2013 edition ISSN 0944-5749 12,80 =C Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau Urbanes Bauen Städte brauchen Holz Organ von Europäische Vereinigung des Holzbaus Da oben ist dick nicht unbedingt besser. BauderPIR AZS. Die 50 mm-Zusatzdämmung für höchste Dämmleistung bei geringster Dicke. Q Das ideale Auf-/Zwischensparren-Dämmsystem Q Verbessert den Wärmeschutz, reduziert die Wärmebrücken Q Leicht, handlich und einfach zu verlegen Q Dämmung, Holzschalung und verklebte Unterdeckung in einem Arbeitsgang Weitere Informationen unter www.bauder.de Editorial Günther Hartmann Redakteur mikado Holz macht urban! B is in die 1990er-Jahre war der Holzbau etwas für ländliche Regionen und Stadtrandgebiete, heute erobert er sich die Städte zurück. Technische Innovationen und Baurechtsnovellierungen machten es möglich, doch die Nachfrage entsteht durch seine Vorteile gegenüber anderen Bauweisen: Sein hoher Vorfertigungsgrad sorgt für hohe Präzision und schnelle Montagen mit geringer Störung der Nachbarschaft. Seine Leichtigkeit ermöglicht Holz in der Stadtgeschichte: Ver- Aufstockungen bei geringen statischen Reserven. Zudem breitet, verdrängt und unverzichtbar. ist Holz nachhaltig, gesund – und schön. Dass der Holz- Seite 6. bau in die Städte zurückkehrt, geschieht genau zum den Städten mehr Urbanität. Seite 10. richtigen Zeitpunkt, denn das gesamte Baugeschehen Stadtentwicklung: Holz eröffnet wird sich künftig vor allem hier abspielen. Die autobasierte neue Handlungsspielräume. Seite 14. Stadtästhetik: Holz gibt Zersiedlung des ländlichen Raums nimmt als Folge steigender Benzinpreise ab. Und auch die Städte selbst wuchern nicht mehr wie früher mit üppigen Neubaugebieten in die Breite, sondern verdichten sich. Die Bebauung von Rest-, Brach- und Dachflächen ist angesagt, ebenso die Erneuerung des Bestands – energetisch, funktional und gestalterisch. Die Städte profitieren vom Holzbau. Sie gewinnen mit ihm an Qualität und auch – zur großen Überraschung! – an Urbanität. Nutzen Sie dieses Heft, um potenzielle Bauherren, Stadträte und Baubehörden von der Leistungsfähigkeit des modernen Holzbaus und von den Vorteilen für Ihre Stadt zu überzeugen! Ihr www.mikado-online.de 3 Flammendes Plädoyer für Holz Amsterdam setzt bei der Stadtentwicklung auf die guten alten Parzellen. Die sind für Holzhäuser hervorragend geeignet. „Residenz 2.0“ nennt Architekt Pieter Weijnen sein Wohngebäude, das sowohl bei der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit als auch bei der Gestaltung außergewöhnlich ist. Seite 46 Einführung galland / Knauf i see for you — föllmi photography mikado edition 2013 Inhalt Höhlenartig und vernetzt In Berlin-Mitte nennt sich ein futuristisch anmutendes Penthouse auf einer ehemaligen Textilfabrik selbstbewusst „e-büro der Zukunft“. Es will Architektur, Design und Technik zu einer neuartigen, komfortablen Einheit verschmelzen und stößt damit in den kreativen Milieus auf positive Resonanz. Seite 54 30 | Dornbirn Nachhaltig nach oben 6 | Holz in der Stadtgeschichte Verbreitet, verdrängt und unverzichtbar 34 | Wien Holz wächst über sich hinaus 10 | Stadtästhetik Ist Holz urban? Baulücken 12 | Marktforschung „Wohnungsbau findet in den Städten statt!“ 14 | Stadtentwicklung „Holz eröffnet neue Handlungsspielräume!“ 18 | Aufstockung Holz obenauf 38 | Berlin Lärchenholz statt Putz 42 | London Perfekte Passung 46 | Amsterdam Flammendes Plädoyer für Holz 22 | Genehmigungsverfahren Kommunikation statt Konfrontation Aufstockungen 24 | IBA Hamburg 2013 Schluss mit Versteckspiel Mehrgeschosser 54 | Berlin Höhlenartig und vernetzt 26 | Bad Aibling Holzstadt im Höhenrausch 4 51 | Köln Arbeitersiedlung macht sich schick mikado edition 2013 58 | München Zentrale Lage, toller Ausblick DELTA® schützt Werte. Spart Energie. Schafft Komfort. Ich verarbeite Stefan müller-Naumann / gwg münchen DELTA®MAXX POLAR, Komposition in Grau und Grün Ein großes Münchener Wohnungsunternehmen setzt bei der Erneuerung seines Gebäudebestands ganz auf Holz: bei der Fassadenmodernisierung, bei Aufstockungen und bei Anbauten. Seite 66 weil es hochbelastbar und verlegefreundlich ist. Titel: Jens Weber, München Ein Magazin der WEKA MEDIA GmbH & Co. KG 62 | Augsburg Ran an die Betonkisten 66 | München Komposition in Grau und Grün 72 | Rosenheim Mit Holz zum Stolz der Stadt Rubriken 3 | 77 | 84 | 86 | Editorial Produktmeldungen Branchenführer Impressum P R E M I U M - Q U A L I T Ä T Sanierungen DDM Arnd Neubauer Georg Neubauer GmbH, Marl Das hochleistungsstarke Steildach-Dämmsystem Unterschiedliche Ausführungen mit Mineralvlies- oder Aluminium-Deckschicht sorgen für optimale U-Werte. Und durch die einzigartige DELTA®-typische Kaschierschicht mit robuster, rutschhemmender Oberfläche sowie durch die integrierten Selbstkleberänder für die zuverlässige Rundum-Verklebung ist eine zeit- und kostensparende Verlegung sichergestellt. www.doerken.de www.mikado-online.de 5 Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte Bayerisches Nationalmuseum E ▴▴Nicht nur das 1570 angefertigte „Sandtner-Modell“ der Stadt München ist aus Holz, auch die meisten der dargestellten Gebäude waren Holzbauten Verbreitet, verdrängt und unverzichtbar Der Holzbau war in der Stadtgeschichte lange dominierend, doch große Stadtbrände sorgten dafür, dass ihn der Steinbau zunehmend verdrängte – wenn auch nie ganz. Heute erlebt der Holzbau in den Städten eine Renaissance. 6 mikado edition 2013 Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte H Eigennutzung des Holzes durch die Waldbauern. Die Weitsicht und die Modernität hinter diesen Regelungen aus dem späten 15. und dem 16. Jahrhundert sind dabei erstaunlich. Das Flößerwesen auf der Isar bildete über Jahrhunderte das Rückgrat für die bauliche Fortentwicklung der Stadt München. Auch nachdem der Ziegelbau den Holzbau als dominierende Bauweise ablöste, benötigte man große Mengen Holzes für das Brennen von Ziegeln und Kalk, aber auch für den Bau von Dachwerken, Brücken, Rohrleitungen und vielem mehr. Der Stadtrat trug stets dafür Sorge, dass der Fahrweg der Flöße immer frei gehalten und gefährliche Passagen der Strecke möglichst entschärft wurden. olz war immer eines der vielseitigsten Baumaterialien. Dies galt natürlich auch für das Bauen in der Stadt: Unverzichtbar war es für Dach- und Deckenkonstruktionen sowie den Ausbau, aber auch mehrgeschossige Häuser wurden damit errichtet. Brandkatastrophen sowie baukulturelle Veränderungen verdrängten das Holz jedoch zunehmend aus dem Stadtbild. Dennoch hat es immer einen großen Anteil an der Bausubstanz der historischen Stadt behalten. Neben den imposanten Dachwerken der Kirchen und Bürgerhäuser haben auch ganze Fachwerkstädte ihr Bild größtenteils unverfälscht bis in unsere Zeit bewahrt. Bis ins Mittelalter dominiert die Holzbauweise Brandkatastrophen führen zu Steinbau-Förderung Holz war im waldreichen Deutschland ein überall und jederzeit verfügbarer Baustoff. Dies führte dazu, dass in den meisten Städten zunächst der Holzbau dominierte. Steinhäuser waren in der Stadt des Früh- und Hochmittelalters noch eine solche Besonderheit, dass sie in den Chroniken eigens erwähnt wurden. Neben den Kirchen waren das vor allem Gebäude, die der staatlichen Repräsentation dienten oder die besonders wehrhaft und feuersicher sein mussten, z. B. Verteidigungsanlagen oder Speichergebäude. Auch die Stadt München war im 14. Jahrhundert noch größtenteils aus Holz erbaut. An ihrem Beispiel lassen sich die Erfolgsfaktoren für den urbanen Holzbau – auch wenn dieser in Münchens historischem Zentrum längst verschwunden ist – gut darstellen. Die Wälder des bayerischen Oberlandes waren bis ins Spätmittelalter schier unerschöpfliche Lieferanten besten Bauholzes. Die langen Fichtenstämme ermöglichten nicht nur die im Alpenraum gebräuchliche Block- und Bundwerkbauweise. Durch die guten Transportmöglichkeiten konnten sie auch im städtischen Bauen verwendet werden. Ein schon im Mittelalter hoch entwickeltes Flößerwesen ermöglichte dauerhaften Nachschub an Bau- und Brennholz. Die kontinuierliche Holzversorgung musste jedoch sichergestellt werden. So veranlasste die bereits im Spätmittelalter spürbare Ausbeutung des Waldes den bayerischen Herzog, Gesetze zu erlassen, welche die dauerhafte Versorgung der Stadt mit Holz garantieren sollten. Diese ersten Wald- und Forstordnungen umfassten Gebote zum Einschlag, zur Aufforstung, zum Transport und zur anteiligen Eine allzeitige Gefahr für den Holzbau in der Stadt war das Feuer. Mit zunehmender Bevölkerung hatte auch die Bebauungsdichte innerhalb der Stadtmauern zugenommen, was das Risiko einer Ausbreitung von Bränden erhöhte. So gab es immer wieder verheerende Brandkatastrophen in einem heute kaum noch vorstellbaren Ausmaß. Vor allem im Mittelalter wurden ganze Städte in Schutt und Asche gelegt. Die Folge dieser Katastrophen waren gezielte Fördermaßnahmen zugunsten des Steinbaus. Jene Zeit brachte auch größere Anstrengungen im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes hervor. So wurden beispielsweise Feuerwachen eingerichtet. Im antiken Rom existierten bereits professionelle Feuerwehrtruppen. Nördlich der Alpen ist die Verwendung von ersten Wasserspritzen seit dem Mittelalter überliefert. Vielerorts hatten die Bewohner Löschwasservorräte auf den Dachböden vorzuhalten. Die Zimmerleute waren mit ihrer Kenntnis der Holzkonstruktionen angehalten, im Brandfall beim gegebenenfalls notwendigen Einreißen der gefährdeten Nachbarbebauung – um dem Feuer weitere Nahrung zu entziehen – mitzuhelfen. Vom großen Stadtbrand in London 1666 ist überliefert, dass man ganze Feuerschneisen in die hölzerne Bebauung rund um die Brandherde gesprengt hat. Nur dadurch ließ sich die Einäscherung der kompletten Stadt verhindern. In München zerstörten verheerende Brände in den Jahren 1327, 1418, 1429 und 1434 jeweils bis zu einem Drittel der Stadtfläche. Schon Kaiser Ludwig der Bayer hatte 1342 das Gebot Clemens Knobling Günther Hartmann E ▴▴Straße mit Fachwerkhäusern im fränkischen Nürnberg www.mikado-online.de ▴▴Hafenpromenade mit Fachwerkhäusern im niedersächsischen Stade 7 Andrij Kutnyi / Tiroler Landesmuseum Einführung Holzbau in der Stadtgeschichte Clemens Knobling E ▴▴„Pseudo-Steinhaus“ in der Regensburger Altstadt ▴▴Wegen des Wohnkomforts beliebt: Wandverkleidungen mit Holz erlassen, Neubauten mit Ziegeln zu decken und möglichst in Stein auszuführen. Zunächst wurden diese Vorschriften jedoch wieder aufgeweicht. Der Holzbau dominierte noch bis in das 15. Jahrhundert. Nicht einmal die Stadt selbst verzichtete bei der Deckung ihres neuen Tanzsaales auf die Verwendung von Holzschindeln. Weitere Brände führten dann allerdings zur Erneuerung des Gebotes. München bezuschusste nun die Neueindeckung der Dächer mit Geld und Baumaterial. Und es förderte den Steinbau – wie auch viele andere Städte des deutschen Sprachraumes. Die Methoden ähneln sich dabei: Entweder erhielt der Steinbau Subventionen oder eine baurechtlich bevorzugte Behandlung, indem z. B. Hausbesitzer ihre Fassaden vorversetzen durften. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war die Ummauerung von Dachtraufe und Ortgang. Dies sollte den Brandüberschlag auf die Kommunbebauung verhindern, denn die Bebauung war damals schon so dicht, dass auch bei Steinbauten ein Überschlag der Flammen auf die Nachbardächer drohte. In vielen Städten des InnSalzach-Raumes haben sich diese stadtbildprägenden Maßnahmen bis heute bewahrt. So sind die charakteristischen Grabendächer hinter hohen Attikamauern verborgen, was den Eindruck von flachen Dächern erweckt und beeindruckende Fassadenfronten an den Straßenmärkten erzeugt. Auch die Einführung von Brandwänden fand in dieser Zeit statt. viele Holzbauten, doch sie verschwanden nach dem Mittelalter zunehmend aus dem Stadtbild. Wer die Möglichkeit hatte, ersetzte sie durch Steinbauten. Wer sie nicht hatte, erzeugte zumindest die Illusion davon: mit Putz und aufgemalten Quaderfugen. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden aus Geschmacksund aus Feuerschutzgründen viele vormals holzsichtige Gebäude einheitlich getüncht oder sogar verputzt, sodass die einst so abwechslungsreichen Fassaden einem einheitlichen, eher nüchternen Anblick wichen. Dennoch erkennt man bei genauer Beobachtung oft noch die eigentliche Machart hinter den Fassaden: Die sog. „Stockwerksbauweise“ – die damals gängigste Holzbaumethode – ist am Vorkragen der Geschosse erkennbar, was es im Steinbau so nicht gab. Dadurch „verrät“ auch das Regensburger Beispiel seine eigentliche Herkunft. Allerdings: Auch Fachwerkbauten konnten durchaus hohen repräsentativen Ansprüchen genügen. Durch das Zurschaustellen hochstehender Zimmermannskunst ließ sich ökonomische und politische Macht demonstrieren. So ist die These, dass prestigeträchtiges Bauen dem Steinbau zuzurechnen ist, nur eingeschränkt gültig. Die Gebäude des Frankfurter Römerberges oder des Esslinger Rathauses sind gute Beispiele für die architektonische Darstellung stolzer Reichsstädte mit dem Baustoff Holz. Einen Steinbau zu besitzen signalisiert Wohlstand Selbst dort, wo der Holzbau offenkundig zurückgedrängt wurde, kann man eigentlich nicht von einer „steinernen“ Stadt sprechen. Besteigt man einen der alten Kirchtürme, so öffnet sich der Blick auf eine große Dachlandschaft und somit auf eine Ansammlung beeindruckender Holzbaukunst. Nicht selten nehmen die gewaltigen Dachstühle mehr als die halbe Höhe des gesamten Gebäudes ein, oftmals übersteigen sie diese sogar. Somit war es die Holzbaukunst, welche die riesigen Lagerflächen auf den Dächern der Stadthäuser und Kontore ermöglichte. Auch die Decken waren aus hölzernen Balken gezimmert. Steinern gemauert und eingewölbt waren in den meisten Fällen nur die Erdgeschosse. Eine Betrachtung der Stadtmodelle der bayerischen Herzogstädte, die der Straubinger Kistler Jakob Sandtner in den Jahren 1568 bis 1574 mit unglaublicher Detailtreue gefertigt hat, In den Gebieten nördlich der Donau war über Jahrhunderte die Fachwerkbauweise bestimmend. Eine große Zahl von Fachwerkstädten hat sich hier, aber auch in Gegenden Frankreichs und Englands, bis heute erhalten. Nur für die Bauten der staatlichen Verwaltung, des Adels und der Kirche war vielerorts der Steinbau verbindlich. Dahinter standen Überlegungen zur Sicherheit und Wehrhaftigkeit, aber auch zur Repräsentation. Trotz oder gar wegen seiner höheren Herstellungskosten wurde ein Steinhaus mancherorts auch für die reicheren Bürger und Kaufleute begehrenswert. Sie konnten damit zeigen, dass sie sich so etwas leisten konnten. Ein skurriles Beispiel lässt sich in der Regensburger Keplerstraße besichtigen: Dort hat ein Bürger seinen Ständerbohlenbau als Steinbau „verkleidet“. Einst standen hier 8 mikado edition 2013 Dachstühle bleiben weiterhin Holzkonstruktionen Einführung Clemens Knobling E ▴▴Vorbeugender Brandschutz: Grabendächer in Burghausen/Inn lässt auch Rückschlüsse über den Holzbau dieser vermeintlich „steinernen“ Städte zu: So sind es neben den Dachwerken vor allem die Nebengebäude, die zu einem Teil weiterhin aus Holz konstruiert wurden. Hinter den geschlossenen Straßenfassaden eröffneten sich damals noch große Hinterhöfe und Gärten, die auch Platz für meist hölzerne Wirtschaftsgebäude boten. Viele Handwerker- und Taglöhnerhäuser in München, vor allem in den einstigen Vorstädten, blieben bis zu ihrem Verschwinden im 20. Jahrhundert als Holzbauten bestehen. Allzeit unbestritten waren die bauphysikalischen Vorteile des Holzes. Frühzeitig hatte man erkannt, dass sich nur in holzgetäfelten Stuben die Wärme des Ofens gut hält. So waren die Bohlenstuben – an Decken, Boden und Wänden vollständig mit Holz ausgekleidete Räume – meist die einzigen beheizten Räume in vielen historischen Gebäuden. Die Bohlen bzw. später Vertäfelungen wurden, je nach Stand und Besitz des Hausherrn, meist kunstvoll verziert, vor allem die Decken stellten bereits in der Gotik und besonders dann in der Renaissancezeit Spitzenerzeugnisse der Zimmermannskunst dar. HECO-UNIX – Die einzigartige Vollgewindeschraube mit dem Zusammenzieheffekt ® Besuchen Sie uns auf der Intersolar in München vom 19. – 21. Juni 2013 Halle B3, Stand-Nr. 454 Innovationen sorgen für eine Holzbau-Renaissance Die katastrophen- und kriegsbedingten Verluste verfälschen unser Bild von der einstigen Präsenz des Holzbaus in den Städten. Viele der großen Fachwerkensembles sind verschwunden und können nicht mehr von der Allgegenwärtigkeit des Holzes in der Stadt zeugen. Trotzdem haben sich viele „hölzerne“ Städte des Mittelalters von Nord bis Süd erhalten und sind heute pittoreske Touristenattraktionen. Die unbestrittenen Vorteile des Holzes ließen es immer ein elementares Baumaterial der städtischen Baukunst bleiben. Auch sind viele der Parameter, die den Holzbau in der Stadt zurückgedrängt haben, heute nicht mehr gültig. Vorbeugender Brandschutz sowie ökologische und ökonomische Vorteile bahnen dem Holzbau seinen Weg in die Stadt zurück. Seit einigen Jahren entstehen zunehmend auch mehrgeschossige Wohngebäude aus Holz in den Städten. Die stolzen Fachwerkbauten des Mittelalters und der frühen Neuzeit bekommen wieder jüngere Geschwister. Clemens Knobling, München ▪ www.mikado-online.de Patentiertes HECO-UNIX -Vollgewinde ® Zusammenzieheffekt durch das Vollgewinde mit veränderlicher Steigung Patentierter Kombikopf für Montagen im Beschlag und auf Holz Passgenauer Sitz im Beschlag Fräswirkung im Holz dank Frästaschen Die HECO-UNIX kombiniert die Eigenschaften einer Teilgewindeschraube mit den Vorteilen eines Vollgewindes ® HECO-Schrauben GmbH & Co. KG Dr.-Kurt-Steim-Straße 28, D-78713 Schramberg Tel.: +49 (0)74 22 / 9 89-0, Fax: +49 (0)74 22 / 9 89-200 E-Mail: [email protected], Internet: www.heco-schrauben.de 9 Einleitung Stadtästhetik Jens Weber, münchen E ▴▴Stärkt die Ortsidentität Rosenheims: das modernisierte Sparkassen-Hochhaus mit seiner markanten Holz-Glas-Fassade Ist Holz urban? Die Frage, ob Holz ein urbaner Baustoff ist, lässt sich nicht durch eine Diskussion über Ästhetik beantworten. Stattdessen ist zu klären, was Urbanität bedeutet, inwieweit sie sich planen lässt und welche Rolle der Holzbau dabei spielen kann. 10 mikado edition 2013 E Einleitung Stadtästhetik H olz ist kein urbaner Baustoff! Das war noch in den 1990er-Jahren die einhellig vertretene Lehrmeinung an den Architekturfakultäten. Holz galt im 20. Jahrhundert als ländlich und rückschrittlich – und damit als ungeeignet für das Bauen in der Stadt. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Urbaner Holzbau ist groß im Kommen. Interessant ist allerdings, dass der Begriff „urban“ immer ziemlich diffus bleibt, fast nie kritisch hinterfragt und näher definiert wird. Dabei lohnt es sich, der Frage nachzugehen, was unter „Urbanität“ eigentlich zu verstehen ist, zumal das Wort neben „Nachhaltigkeit“ das wohl am meisten missbrauchte ist – zumindest im Kauderwelsch der Immobilienbranche. Jeder Mensch hat beim Begriff „Urbanität“ sofort Bilder im Kopf. Doch genau zu benennen, was letztlich Urbanität ausmacht und was urbane von nicht-urbanen Orten unterscheidet, scheint schwierig. Ist die Gebäudehöhe entscheidend? Wohl eher nicht, denn auch mittelalterliche Städte mit niedriger Bebauung können urban sein. Die Stadterweiterungen des 20. und 21. Jahrhunderts dagegen – egal ob Wohnsiedlung oder Gewerbegebiet – sind es fast nie. Gibt es überhaupt objektive Kriterien, planbare Eigenschaften, die Urbanität erzeugen? Ja, es gibt sie. Sie heißen: Dichte, Mischung, Öffentlichkeit und Ortsidentität. Eigenschaft 1: Dichte Städte sind das Resultat der zahlreichen Vorteile räumlicher Nähe. Ursprünglich waren dies ökonomische Vorteile, heute sind es auch ökologische: Weite Entfernungen zurückzulegen kostet Zeit und Energie. Die Vorteile hoher Bebauungsdichten überwogen die Nachteile. Der moderne Städtebau aber sah vor allem die Nachteile. Hohe Bebauungsdichten waren ihm suspekt. Die „gegliederte und aufgelockerte Stadt“ war sein erklärtes Ziel: frei stehende Gebäude in grüner Umgebung. Als Folge nahmen die Entfernungen zu, wurden Autos zur Selbstverständlichkeit und die Straßen immer breiter. Der Klimawandel zwingt heute zum Umdenken, ebenso die Zersiedelung der Landschaft. Die Nachverdichtungspotenziale sind gerade in den Stadtteilen, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren entstanden, meist groß bis sehr groß. Eigenschaft 2: Mischung Eine hohe Bebauungsdichte ist zwar Voraussetzung für Urbanität, genügt aber nicht. Hinzukommen müssen vielfältige und sich überlagernde Nutzungen. Nur wenn Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur eng verzahnt sind, lassen sich die meisten Wege zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Nur dann entstehen Synergieeffekte. Nur dann sind die Straßen und Plätze durchgehend belebt und nie völlig ausgestorben. Der moderne Städtebau aber strebte nach einer Entmischung, nach einer rigiden Trennung der Nutzungen, nach der „gegliederten Stadt“. Das spiegelt sich im heutigen Baurecht wider: In Wohngebieten darf kein Gewerbe stattfinden, in Gewerbegebieten kein Wohnen. Nachverdichtungsmaßnahmen sollten auch dazu dienen, die monofunktionalen Nutzungsstrukturen aufzubrechen und eine urbane Nutzungsvielfalt zu schaffen. Eigenschaft 3: Öffentlichkeit Traditionelle Städte zeichnen sich durch eine klare Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Raum aus. Straßen und Plätze sind für alle da. Jeder darf sich hier uneingeschränkt aufhalten www.mikado-online.de und genießt dabei bürgerliche Freiheitsrechte. Es ist nicht möglich, Menschen von der Benutzung der Straßen und Plätze auszuschließen, wie das bei pseudo-öffentlichen Einkaufszentren der Fall ist. Damit aber Öffentlichkeit spürbar bleibt, brauchen öffentliche Räume eine hohe Aufenthalts- und Gestaltqualität. Dem modernen Städtebau waren durch klare Baulinien definierte Straßen- und Platzräume suspekt. In der „aufgelockerten Stadt“ gibt es nur fließende, konturlose Restflächen zwischen den Gebäuden. Nachverdichtungsmaßnahmen sollten deshalb auch dazu dienen, öffentliche Räume durch klare Ränder besser zu definieren. Eigenschaft 4: Ortsidentität Traditionelle Städte haben jeweils einen unverwechselbaren Charakter. Er basiert auf der örtlichen Bautradition – Baumaterialien, Bautechniken und Bauregeln – im gewöhnlichen Baualltag. Er basiert des Weiteren auf Baukunst bei außergewöhnlichen Bauaufgaben wie Kirchen, Rathäusern, Theatern, Museen, Denkmälern und Brunnen. Und er basiert auch auf dem Stadtgrundriss selbst, auf den von Gebäudefassaden geformten Straßen- und Platzräumen. Zwar hat die moderne Architektur viele Baukunstwerke hervorgebracht, der moderne Städtebau jedoch wollte international sein, was zu einem hohen Grad an Austauschbarkeit führte. Überall entstand Ähnliches. Nachverdichtungsmaßnahmen bieten die Chance, diesen Mangel zu korrigieren und den Stadtteilen etwas zu geben, was ihnen zumeist fehlt: ein markantes Gesicht. Urbanität braucht Stadtumbau Unsere heutigen Städte besitzen zahlreiche Stadtteile, die nicht urban sind – so gut wie alle, die ab den 1950er-Jahren entstanden. Das ist kein Versehen und hat auch nichts damit zu tun, dass diese Stadtteile geplant wurden und nicht „gewachsen“ sind, wie oft behauptet wird, sondern die logische Konsequenz der anti-urbanen Leitbilder des modernen Städtebaus. Dem waren die traditionellen Städte immer suspekt – ja, er war ihnen gegenüber geradezu feindlich eingestellt. Diese Stadtfeindschaft kam allerdings nicht aus dem Nichts, sondern hatte eine lange Tradition, die ins 19. Jahrhundert reicht und mit der Gartenstadt-Bewegung begann. Ein folgenschwerer Irrtum, dem noch bis heute große Teile der Umweltbewegung anhängen. Als „ökologisch“ gilt meist möglichst viel Grün vor der eigenen Haustür statt ein sparsamer Umgang mit Ressourcen und Energie. Holz erleichtert Stadtumbau Das Schlagwort „Nachverdichtung“ löst bei vielen Bürgern reflexhaft Protest und Widerstand aus. Dabei bietet die Nachverdichtung eine große Chance für gestalterische, soziale, ökonomische und ökologische Verbesserungen. Das ist allerdings ein langer Umbauprozess aus unzähligen Einzelmaßnahmen, die sich jeweils aus der Logik des Ortes ergeben. Der Holzbau kann und sollte dabei eine zentrale Rolle spielen, denn durch seinen hohen Vorfertigungsgrad, seine schnelle Montage und seine Leichtigkeit macht er viele Baumaßnahmen einfacher, manche erst möglich. Zudem ist er nachhaltig und in der Bevölkerung durchaus beliebt – weshalb er lokalen Protest und Widerstand besänftigen und Nachverdichtungsplänen zur Akzeptanz verhelfen kann. Holz eignet sich also hervorragend, um im Bestand Urbanität zu erzeugen. Von daher lässt sich prognostizieren: Holz wird der urbane Baustoff! Günther Hartmann, Kissing ▪ 11 E Einführung Marktforschung „Wohnungsbau findet in den Städten statt!“ Das Baugeschehen hängt von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die scheinen aber oft recht widersprüchlich zu sein. Um auf kommende Entwicklungen gut vorbereitet zu sein, ist es sinnvoll, hier genau hinzusehen. M artin Langen studierte Betriebswirtschaft und ist seit dem Jahr 1990 in den Bereichen Marktforschung und Unternehmensberatung tätig, seit 1994 als Geschäftsführer der in Bonn ansässigen B+L Marktdaten GmbH. Deren Tätigkeitsschwerpunkte sind die Baubranche und die Wohnungswirtschaft in ganz Europa. Sie erstellt Marktstudien und untersucht regionale Marktpotenziale – unter anderem für den Holzbau und für dessen Produktgruppen. mikado: Herr Langen, welche Entwicklungen werden in den nächsten Jahren das Baugeschehen in Deutschland maßgeblich prägen? Martin Langen: Wir werden eine steigende Nachfrage nach Wohnraum haben. Das mag angesichts unserer schrumpfenden und alternden Bevölkerung auf den ersten Blick überraschen, ist aber so. Zwar wird die deutsche Bevölkerung aufgrund unserer niedrigen Geburtenrate tatsächlich von 2010 bis 2030 um rund 4 Mio. Einwohner schrumpfen, doch dem steht schon seit einigen Jahren eine hohe Zuwanderung gegenüber – bisher noch nicht so sehr aus dem kriselnden Südeuropa, sondern mehr aus Osteuropa, vor allem aus Polen. Der Grund dafür ist ganz simpel: In Deutschland gibt es mehr Arbeit und höhere Löhne. Der Zuzug dürfte aufgrund des sich in Deutschland abzeichnenden Fachkräftemangels auch so bleiben und auf breite Akzeptanz stoßen. Für das Baugeschehen bedeutet das: Wer hier arbeitet, muss hier auch wohnen. Die Zuwanderer suchen vor allem Mietwohnungen im mittleren Preissegment. Neben dieser Entwicklung gibt es innerhalb der deutschen Bevölkerung noch eine andere: die Fortsetzung des schon lange andauernden Trends zu Single-Haushalten. Die klassische Familie verliert zunehmend an Bedeutung, die Zahl der Scheidungen steigt, die Kinder ziehen früh von zu Hause weg. So haben wir trotz schrumpfender Bevölkerung eine wachsende Zahl an Haushalten und Wohnfläche. 12 mikado edition 2013 „Die Bauaufgabe Nachverdichtung ist meist überschaubar, was der kleinteiligen Struktur der Holzbaubranche entgegenkommt.“ Was bedeutet das für den Wohnungsbau konkret? Wir haben für die Jahre 2008 bis 2014 für Deutschland einen Bedarf von 180 000 bis 190 000 neuen Wohnungen pro Jahr errechnet, gebaut wurden aber zwischen 2008 und 2011 deutlich weniger. Das ist der Hauptgrund, warum die Immobilienpreise und Mieten seit 2010 stark gestiegen sind. Ein weiterer Grund ist, dass Geldanleger nach der Finanzkrise wieder vermehrt in krisensichere Sachwerte investieren. Der Bedarf war also die letzten Jahre höher als die Nachfrage. Erst im Jahr 2012 wurden wieder deutlich mehr Wohnungen gebaut: über 200 000. Das reduzierte aber den Fehlbestand, der sich die letzten Jahre kumuliert hatte, nur gering. Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach Wohnungen dieses und nächstes Jahr relativ konstant bleibt und wahrscheinlich ab 2015 langsam zurückgeht. Ist diese Entwicklung im ganzen Bundesgebiet gleich? Nein, sie ist sogar sehr heterogen. Wir haben in Deutschland nur fünf Regionen, die wirklich boomen: in Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Sie weisen nicht nur das größte Wirtschaftswachstum, sondern auch das größte Bevölkerungswachstum auf. Dem steht der Rest Deutschlands gegenüber, der mit den Folgen einer schrumpfenden Einführung Marktforschung Wirtschaft und einer schrumpfenden Bevölkerung zurechtkommen muss. Wer ehrgeizig und gut ausgebildet ist, zieht in die attraktiven Regionen mit gutem Arbeitsplatzangebot – und besitzt dann auch mehr Kaufkraft. Wer schon dort wohnt, zieht nicht weg. Neben diesen regionalen Verschiebungen haben wir noch eine weitere, sehr wichtige Entwicklung: Der Stadt-Land-Gegensatz verschärft sich. Wir haben in Deutschland seit einigen Jahren eine Binnenmigration, die ganz klar in eine Richtung geht: weg aus den ländlichen Gegenden, rein in die Städte. Wie ist der hohe Zuzug in die Städte zu erklären? Das ist gar nicht so sehr ein erhöhter Zuzug, sondern mehr ein gebremster Wegzug aufs Land. Bis vor Kurzem war es üblich, dass junge Singles in der Stadt wohnten und junge Familien aufs Land zogen, weil sie wegen ihrer Kinder ein Einfamilienhaus mit Garten wollten und weil das dort noch erschwinglich war. Es war finanziell attraktiv, auf dem Land preisgünstig zu wohnen und dafür weite Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen. Der Kostenvorteil des Wohnens auf dem Land ist heute nicht mehr gegeben. Die Spritpreise sind gestiegen und werden weiter steigen. Und die Pendlerpauschale wurde reduziert und wird vielleicht demnächst ganz abgeschafft. Mit zunehmender Erhöhung der Fahrtkosten wird das Wohnen auf dem Land finanziell immer unattraktiver. Zudem sind immer mehr Frauen berufstätig, sodass die Zahl der Doppelverdiener-Haushalte zunimmt. Dann wird aber für beide Partner ein attraktives Arbeitsplatzangebot wichtiger und ein attraktives Haus mit Garten unwichtiger. Darüber hinaus gibt es aber tatsächlich auch einen Trend zum Rückzug von abgewanderten Städtern – im Seniorenalter. Wenn die Kinder ausgezogen sind, das Haus dann plötzlich überdimensioniert ist und das Treppensteigen immer beschwerlicher wird, dann ziehen viele wieder zurück in die Stadt, um die Vorteile ebenerdiger Wohnungen und kurzer Wege zu genießen. Der Trend geht also in Richtung Geschosswohnung? Ja, eindeutig. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts: 2012 stieg die Zahl der Baugenehmigungen bei den Mehrfamilienhäusern um 13,3 Prozent, die der Einfamilienhäuser sank dagegen um 5,8 Prozent. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Für welche Zielgruppen ist der stärkste Zuwachs zu erwarten? Gut verdienende Haushalte sind sicher die interessanteste Zielgruppe, denn sie nehmen zu. Der Grund ist simpel: Gutverdiener heiraten Gutverdiener. Ärzte heiraten Ärztinnen. Akademikerpaare lernen sich oft schon während des Studiums kennen, wobei sich die Universitäten eben in Städten befinden und die Absolventen da oft auch erst einmal bleiben wollen, weil sie hier eben schon wohnen und weil sich hier ihr Freundeskreis befindet. Und eine Großstadt bietet auch eine viel größere Fülle qualifizierter Arbeitsplätze als ländliche Gegenden. Die Zahl akademischer Doppelverdiener-Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4500 Euro ist in den Jahren 2005 bis 2012 von 2,1 auf 3,7 Mio. gestiegen. Eine andere wichtige, zahlungskräftige Zielgruppe sind die schon erwähnten Senioren, die ihr Einfamilienhaus auf dem Land verkaufen und eventuell auch noch eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Für die ist Barrierefreiheit ein wichtiges Thema. www.mikado-online.de Björn Egertz, Stockholm / equator stockholm E ▴▴Vorstadtidylle in zentraler Lage: Reihenhauswohnanlage auf dem Flachdach eines großen Bürogebäudes in der Stockholmer Innenstadt In den boomenden Großstädten gibt es aber nicht mehr so viele freie Grundstücke für den Neubau von Mehrgeschossern. Das ist richtig. Die Neubautätigkeit hängt sehr von den zur Verfügung stehenden Bauflächen ab. In Städten mit aufgelassenen Kasernenflächen oder Industriebrachen tut sich da wesentlich mehr als in Städten ohne große Neubauflächen. Für den Holzbau sind die aber vielleicht sogar interessanter. Dort wird nämlich die Nachverdichtung des Baubestands ein immer wichtigeres Thema: Aufstockungen, Anbauten, Baulückenschließungen. Gerade das ist für den Holzbau ein sehr interessanter und großer „Der Kostenvorteil des Wohnens auf dem Land ist heute nicht mehr da.“ Markt, weil er hier seine Vorteile ausspielen kann: Durch seinen hohen Vorfertigungsgrad lassen sich die Baustellen schnell und ohne übermäßige Belästigung der Nachbarschaft abwickeln. Und aufgrund des geringen Gewichts ist Holz für Aufstockungen oft die statisch einzig mögliche Lösung. Wir erleben momentan tatsächlich, dass immer mehr Hausbesitzer ihre Flachdächer als „Baugrundstück“ verkaufen wollen. Die Erlöse dienen oft dazu, im Bestand notwendige Sanierungsmaßnahmen finanzieren zu können. Aufstockungen sind für eine Eigentümergemeinschaft die ideale Finanzierungsquelle. Ein weiterer Vorteil für die Holzbaubranche ist: Solche Bauaufgaben sind überschaubar und lassen sich deshalb auch von durchschnittlichen Holzbauunternehmen gut bewältigen. Die Bauaufgabe „Nachverdichtung“ kommt der kleinteiligen Struktur der Holzbaubranche sehr entgegen. Um den berühmten Satz aus „Casablanca“ zu zitieren: Das könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein! Herr Langen, herzlichen Dank für das interessante Gespräch. 13 E Einführung Stadtentwicklung „Holz eröffnet neue Handlungsspielräume!“ Metropolen haben eine Vorbildfunktion. mikado fragte deshalb bei der Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk nach, was sie vom Holzbau hält und welche Rolle er künftig in der Münchner Stadtentwicklung spielt. Landeshauptstadt München „Bei der bevorstehenden Konversion der ehemaligen Prinz-EugenKaserne schwebt mir eine ökologische Mustersiedlung mit innovativen Holzbauten vor.“ E lisabeth Merk studierte Architektur in Deutschland und Italien, promovierte und machte das Staatsexamen. Von 1988 bis 1994 war sie in Florenz als Architektin und Denkmalpflegerin tätig, von 1995 bis 2005 als Stadtplanerin in München, Regensburg und Halle sowie von 2005 bis 2007 als Professorin für Städtebau und Stadtplanung an der Hochschule für Technik Stuttgart. Seit 2007 ist sie in München Stadtbaurätin und leitet dort das Referat für Stadtplanung und Bauordnung. mikado: Frau Prof. Merk, welche Bedeutung wird der Holzbau für die Münchner Stadtentwicklung haben? Prof. Dr. Elisabeth Merk: Seine Bedeutung wird hoffentlich zunehmen. Ich persönlich halte sehr viel von ihm, denn er bietet viele Vorteile: Er ist nachhaltig. Er ist leicht, was für Aufstockungen wichtig ist. Er ermöglicht Typologisierung und einen hohen Vorfertigungsgrad, was die Kosten senkt. Seine Wandstärken bleiben auch bei einem hohen Wärmedämmstandard noch relativ schlank, was auch bedeutet: Da ist noch „Luft nach oben“, während wir mit den konventionellen, verputzten Wärmedämmverbundsystemen schon eine Grenze erreicht haben dürften. Und noch ein anderer Aspekt ist sehr wichtig: Die Anmutung des Holzes kommt bei 14 mikado edition 2013 den meisten Menschen gut an. Während meines Studiums war das Bauen mit Holz noch was für „Öko-Spinner“, heute ist es auch in der Stadt bei den „normalen“ Bauaufgaben angekommen. Wir haben hier in München-Sendling ein tolles Beispiel mit der Erneuerung einer 1950er-Jahre-Wohnanlage der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG. Und es gibt hier in München und in anderen Städten noch viele weitere gute Beispiele. Das hat mit „Blockhüttenromantik“ nichts mehr zu tun, sondern ist ein neuer Weg, Qualität in unsere Städte zu bringen, eine neue Ästhetik, eine gestalterische Aufwertung. Wollen Sie den Holzbau auch aktiv fördern? Ja, das will ich. Auch bei „München MitDenken“, unserem Bürgerbeteiligungsverfahren zur künftigen Stadtentwicklung, lautete ein eingereichter Vorschlag: „München profiliert sich als international führende Holzbaustadt.“ Der stieß bei den Teilnehmern auf positive Resonanz und wurde unter die zehn besten Vorschläge gewählt. Die Idee gefällt auch mir sehr gut und die möchte ich vor allem bei der Konversion der Prinz-Eugen-Kaserne aufgreifen. Mir schwebt dort eine ökologische Mustersiedlung mit innovativen Holzbauten vor: rund 500 Wohneinheiten im Plusenergiehaus-Standard. Einführung Stadtentwicklung GSP Architekten E ▴▴Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne im Münchner Stadtteil Bogenhausen entstehen demnächst 1800 Wohnungen ▴▴Für soziale Nachhaltigkeit sollen ein Bürgerhaus und ein Platz sorgen, für ökologische Nachhaltigkeit innovative Holzgebäude Wünschen Sie sich den Holzbau dort nur oder wollen Sie ihn ausdrücklich vorschreiben? Den Holzbau vorzuschreiben ist natürlich nicht ganz einfach. Da brauche ich erst vom Münchner Stadtrat entsprechende politische Beschlüsse für das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Andere Bauweisen völlig auszuschließen geht wohl nicht, aber wir können die Akteure schon im Vorfeld einbinden und im Rahmen von Workshops klar und deutlich kommunizieren, dass wir von ihnen schon bei der Grundstücksvergabe ein überzeugendes Baukonzept erwarten und dass uns bei dessen Bewertung bestimmte Kriterien besonders wichtig sind: eine gute Ökobilanz, ein hoher Anteil nachwachsender Rohstoffe, Demontierbarkeit, Recyclingfähigkeit. Da stehen die Chancen des Holzbaus natürlich sehr gut. Wobei mir auch wichtig wäre, dass das Holz zu sehen ist – innen und außen. Nur so kann die Siedlung verändernd auf das öffentliche Bewusstsein wirken, die Akzeptanz von Holzbauten stärken und den Wunsch nach noch mehr Holzbauten wecken. größte Potenzial des Holzbaus aber gar nicht so sehr im Neubau, sondern in der energetischen Modernisierung unseres Baubestands. Der Münchner Stadtrat hat schon vor einigen Jahren ehrgeizige Klimaschutzziele beschlossen und zu deren Umsetzung gibt es entsprechende Förderprogramme. Die Neubauten betragen ja weniger als ein Prozent des Baubestands. Das Erreichen unserer Klimaschutzziele entscheidet sich deshalb im Baubestand und nicht im Neubau. Glauben Sie, dass der Münchner Stadtrat Ihr Vorhaben unterstützen wird? Ich hoffe es. Um sie zu informieren und zu überzeugen, veranstalten wir vorher Rundfahrten zu Münchner Holzbauprojekten und auch nach Bad Aibling, wo der erste deutsche Achtgeschosser in Holz steht und gerade weitere interessante Holzbauten entstehen. 500 Wohneinheiten sind ja ganz schön, aber wenn man das mit dem gesamten Baugeschehen in München vergleicht, doch eher bescheiden. Von den 7000 Wohnungen, die wir jedes Jahr bauen wollen, können heute noch nicht 6000 in Holzbauweise entstehen. Das scheitert schon daran, dass es dafür gar nicht genügend holzaffine Architekten und Holzbauunternehmen gibt. Die Kapazitätsmöglichkeiten müssen im Lauf der nächsten Jahrzehnte erst noch wachsen. Dabei müssen sich sowohl das Angebot als auch die Nachfrage parallel entwickeln. Und dafür braucht es bei allen Akteuren einen Bewusstseinswandel: bei den Architekten, bei den Bauträgern und bei den Bürgern. Und den Bewusstseinswandel wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten fördern – beispielsweise durch den eben erwähnten Umbau der Prinz-Eugen-Kaserne zur Öko-Mustersiedlung als „Leuchtturmprojekt“. Ich sehe das www.mikado-online.de „Der Stadtrat beschloss am 19. März 2013 einen CO2-Bonus: Jedes Kilogramm langfristig verbautes CO2 wird mit 30 Cent gefördert.“ Sind die Förderprogramme also nur für die energetische Modernisierung gedacht? Nein, wir fördern neben der energetischen Modernisierung an sich auch speziell das Bauen mit Holz. Schon im „Integrierten Handlungsprogramm Klimaschutz in München“ (IHKM), das 2008 ins Leben gerufen wurde und dessen Fortschreibung der Münchner Stadtrat am 12. Dezember 2012 beschloss, ist die Förderung der Holzbauweise als Ziel ausdrücklich aufgeführt und begründet. Und als konkrete Maßnahme zur Umsetzung der Ziele gibt es ein „Förderprogramm Energieeinsparung“ (FES), das seit dem Stadtratsbeschluss vom 19. März 2013 nun auch einen sog. „CO2-Bonus“ beinhaltet: Jedes Kilogramm langfristig verbautes CO2 fördert die Stadt München künftig mit 30 Cent. Ein entsprechendes Konzept und Berechnungstool hat das „Netzwerk Holzbau München“ ent- 15 Bertram Luftbildverlag / GWG München Einführung Stadtentwicklung Stefan Müller-Naumann / GWG München E ▴▴Siedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren wie diese im Münchner Stadtteil Harthof bieten große Potenziale für Nachverdichtungen ▴▴Vorbildlich in Holzbauweise saniert und nachverdichtet wurde eine Wohnanlage der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG München wickelt. Das „Netzwerk Holzbau München“ ist ein IHKMProjekt, angesiedelt beim Referat für Umwelt und Gesundheit. Wir wollen allerdings nichts Selbstverständliches fördern, sondern Innovatives, also das, was den Holzbau auch wirklich voranbringt. Deshalb gibt es gewisse Einschränkungen: Nicht gefördert werden Dachkonstruktionen, Dachschalungen und der Innenausbau. Und eine Fassade wird nur dann gefördert, wenn sie Bestandteil einer neuen Wärmedämmkonstruktion ist. keit und auch seine Schnelligkeit bei der Montage hat der Holzbau gerade bei Aufstockungen aber sowieso schon große Vorteile gegenüber anderen Bauweisen. Er eröffnet hier ganz neue Handlungsspielräume. Gibt es für Aufstockungen Förderung? Ja, wir fördern alle Wandkonstruktionen und alle Wärmedämmmaßnahmen in Holzbauweise. Gerade in der Nachverdichtung kann der Holzbau eine wichtige Rolle spielen. Durch seine Leichtig- Prof. Dietrich Fink kommt in seiner Untersuchung „Qualifizierte Verdichtung“ zum Ergebnis, dass sich allein durch Aufstockungen der gesamte Münchner Wohnungsbedarf für die nächsten Jahrzehnte decken ließe. Ist das ein Vorschlag, der ins Stadtentwicklungskonzept einfließen wird? Das war mehr ein abstraktes Rechenmodell. In der Realität lässt sich das meist schwer umsetzen. Gerade die Gründerzeitstadtteile sind schon sehr dicht bebaut, zudem kleinteilig mit häufig komplizierten Eigentumsverhältnissen, was umfangreichere Eingriffe %& ! '()*+,* ! "#$ - ./. 0 ." ,)*#( -."%/) 16 mikado edition 2013 !"##$%# &' !"##$%#((( )*) +)*) E Einführung Stadtentwicklung in die Bausubstanz äußerst schwierig macht. Deshalb sehe ich das deutlich größere Nachverdichtungspotenzial in den zahlreichen 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre-Siedlungen, die weniger dicht bebaut sind und großen Wohnungsunternehmen gehören. Dort lassen sich Maßnahmen zur energetischen Modernisierung und Nachverdichtung deutlich einfacher im großen Maßstab planen und umsetzen. Das kommt der Holzbauweise mit der ihr innewohnenden Möglichkeit zur starken Typologisierung und dem hohen Vorfertigungsgrad sehr entgegen. Die eingangs schon erwähnte Wohnanlagenerneuerung in München-Sendling ist hier ein hervorragendes Beispiel. Sie setzen also vor allem auf die großen Wohnungsunternehmen. Was soll im sonstigen Bestand passieren? Um da wirklich im großen Stil energetisch zu modernisieren, bräuchten wir ein ganz anderes Handlungsinstrument. Ich plädiere im Deutschen Städtetag und anderswo schon seit Jahren für die Einführung von „Energetischen Sanierungsgebieten“ – so wie früher bei der Altstadtsanierung, nur jetzt eben für energetische Maßnahmen. Die sind ja überall in Deutschland sehr wichtig und dringend, während Nachverdichtung nur in wenigen prosperierenden Städten wie München ein großes Thema ist. Wenn wir solche „Energetischen Sanierungsgebiete“ ausweisen dürften, dann könnten wir da wesentlich koordinierter vorgehen und ein ganz anderes Tempo erreichen. Ohne diese Möglichkeit sind wir auf das Verantwortungsbewusstsein der privaten Hauseigentümer angewiesen. Auch da gibt es schon viele positive Beispiele. Und ich hoffe, dass unsere Leuchtturmprojekte – die Prinz-Eugen-Kaserne, aber auch viele städtische Schul- und Kindergartenprojekte – einen allgemeinen Bewusstseinswandel bewirken: für die energetische Modernisierung und für den Holzbau. Frau Prof. Merk, herzlichen Dank für das interessante Gespräch. ▴▴Das Berechnungstool für den CO2-Bonus ist von der Website der „Münchner Fachforen“ downloadbar: www.muenchner-fachforen.de → Downloads → Netzwerk Holzbau München. Der entsprechende Stadtratsbeschluss steht auf der Website des „RatsInformationsSystems“: www.ris-muenchen.de → StR-Vorlagen/Beschlüsse natur in architektur Neben allen wichtigen Massivholzprodukten für den modernen Holzbau bietet binderholz ingenieurmäßige Lösungen, CNC Abbund und technische Beratung. Brettsperrholz BBS · Brettschichtholz · Massivholzplatten · Schnittholz · Profilholz · MDF · Biobrennstoffe www.binderholz.com Einführung Aufstockung Burkhalter Sumi Architekten E Holz obenauf Das europäische Forschungsprojekt „smartTES“ befasst sich mit dem Thema „Aufstockung in Holzbauweise“. Es untersucht bauliche Lösungsstrategien und die in ihnen liegenden Marktpotenziale. 18 mikado edition 2013 Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss ▴▴Vier neue Wohngeschosse auf zweigeschossigem Bürogebäude in Zürich Einführung Aufstockung D erzeit werden in Deutschland drei Viertel aller Bauleistungen in bestehende Gebäuden investiert, zumindest im bedeutendsten Sektor: dem Wohnbau. Im Holzbau hat sich das Bauen im Bestand von einem Drittel im Jahr 2004 auf die Hälfte im Jahr 2008 gesteigert und seither auf diesem Niveau eingependelt. In Bayern sind im Jahr 2012 von allen neu genehmigten Wohnungen 11,2 % durch den Aus- oder Umbau bestehender Gebäude entstanden. Die Tendenz zur „Reurbanisierung“, dem Wachsen von Großstädten und Ballungsregionen, hält bei etwa konstanter Gesamtbevölkerung unvermindert an. Dort, wo Wachstum nach außen begrenzt möglich oder gewünscht ist, nimmt der Bedarf an baulicher Nachverdichtung zu. Darunter versteht man das Schließen von Baulücken und die Bebauung bislang ungenutzter Grundstücke innerhalb bestehender Baugebiete, aber auch die horizontale und vertikale Erweiterung von Bestandsgebäuden. Der Begriff hat inzwischen als verbindliche Strategie Eingang in das Baugesetzbuch (BauGB) gefunden. Dies soll die Attraktivität der Städte erhöhen und Umweltbelastungen durch weitere Zersiedelung vermeiden. Aus ökologischer Perspektive betrachtet haben Aufstockungen mehrfach positive Effekte: Eine Verbesserung des Raumangebotes macht in vielen Fällen den Erhalt von Bestandsgebäuden und der Energie, die in diesen gespeichert ist, überhaupt erst möglich. Sinnvollerweise erfolgt mit der Aufstockung eine Modernisierung der oftmals energetisch mangelhaften Bestandsfassaden. Der Baustoff Holz ist für solche ganzheitlichen Modernisierungen prädestiniert. Doch auch ohne Fassadenmodernisierung wird durch Aufstockung die Kompaktheit der Gebäude erhöht und der obere Gebäudeabschluss energetisch ertüchtigt – die Energiebilanz des Gesamtgebäudes verbessert sich wesentlich. Generell verkürzen sich durch die Verdichtung bestehender Bebauungen Transportwege von Menschen und Gütern, was die Umwelt ebenfalls entlastet. In Ballungsgebieten sind Aufstockungen auch aus ökonomischer Sicht attraktiv, denn die Einnahmen aus neuen Wohn- und Gewerbeflächen können helfen, die energetische Sanierung der Bestandsgebäude zu finanzieren. www.mikado-online.de Foto: Stefan Müller-Naumann / GWG München ı Zeichnung: Kaufmann.Lichtblau.Architekten / Wolfgang Huss E ▴▴Wohnanlagenerneuerung in München: neue Fassaden und neues Geschoss Bauaufgabe Wer den Begriff der Aufstockung nur damit assoziiert, vorstädtische Einfamilienhäuser um ein Geschoss zu erweitern, denkt zu kurz. Die vertikale Gebäudeerweiterung weist heute eine große Bandbreite auf: Sie reicht vom untergeordneten Aufbau über den Dachstuhlersatz, die Erweiterung um ein Geschoss bis hin zur mehrgeschossigen, übergeordneten Struktur, die zuweilen dem Bestandsgebäude nur noch die Bedeutung eines Gebäudesockels zugesteht. Anfangs- und Endpunkt dieser Skala repräsentieren zwei Projekte des Schweizer Büros „burkhalter sumi architekten“: Das Penthouse auf der Konzernzentrale eines Unternehmens in Winterthur ergänzt das Bestandsgebäude um einen exklusiven Besprechungsbereich mit umlaufender Dachterrasse. In Zürich wird ein zweigeschossiger Bestandsbau, der nach dem Umbau Büroräume aufnimmt, um vier neue Wohngeschosse in Holzbauweise erweitert. Die Planung der Erschließung spielt bei Aufstockungen eine zentrale Rolle. Bestehende Treppen- und Aufzugsanlagen lassen sich erhalten und erweitern, wenn sie die Anforderungen an Brandschutz und gegebenenfalls Barrierefreiheit weiterhin erfüllen können. Falls eine Aufstockung die Einordnung des Gesamtgebäudes in eine höhere Gebäudeklasse auslöst, ist diesen Punkten besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In anderen Fällen kann es auch sinnvoll und notwendig sein, die bestehende Erschließung rückzubauen und ein neues, barrierefreies Erschließungssystem für das Gesamtgebäude zu erstellen. Beispielhaft dafür steht die Nachverdichtung einer Wohnsiedlung aus den 1950er-Jahren in München-Sendling durch „Kaufmann.Lichtblau.Architekten“. Hier wurde die Aufstockung mit der Fassadenmodernisierung in vorgefertigter Holzrahmenbauweise kombiniert, die bestehende 19 Einführung Aufstockung Spänner-Erschließung durch neue Laubengänge, Treppenhäuser und Aufzüge ersetzt und so die uneingeschränkte Benutzbarkeit des Gebäudes langfristig gesichert. Aufstockungen können die gleiche Nutzung wie der Bestand beherbergen, aber auch unabhängig von diesem funktionieren. Ein Beispiel für den Ansatz „multi use“ befindet sich im österreichischen Dornbirn, wo auf einem bestehenden Kaufhaus mit aufgesetztem Parkgeschoss eine eigenständige Wohnwelt, erschlossen durch ein zweigeschossiges Atrium, entstand. Diese Art, bestehende Gebäude neu zu denken und bestehenden Raumbedarf unkonventionell zu decken, ist durchaus zukunftsweisend. Vor allem in wachsenden Ballungszentren wird auf den durch Zuzug verursachten Druck mit Nachverdichtung reagiert. Viele Wohnsiedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren bieten dafür große Potenziale. Sie weisen oft – dem damaligen Leitbild „Licht, Luft und Sonne“ folgend – eine geringe bauliche Dichte auf, haben aber eine inzwischen attraktive Lage in Zentrumsnähe. Schulen haben eine hohe Standortbindung, müssen aber auf Änderungen von Schülerzahl, Organisation und pädagogischen Konzepten reagieren können. Betriebe sehen sich ebenfalls häufig rasch Foto: Bruno Klomfar ı Zeichnung: Architekten Hermann Kaufmann / Wolfgang Huss ▾▾Zweigeschossige Wohnanlage auf einem Kaufhaus in Dornbirn 20 mikado edition 2013 Foto: Heinrich Helfenstein ı Zeichnung: Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss E ▴▴Penthouse auf einer Konzernzentrale in Winterthur wachsendem Raumbedarf gegenüber. Auf die Modernisierung im laufenden Betrieb oder in kurzen Ferienzeiten sind alle genannten Gebäude angewiesen. Hierin besteht ein großes Potenzial für den auf maximale Vorfertigung ausgelegten Holzbau. Bauprozess Häufig sind Aufstockungen aus statischen Gründen nur als leichte Holzkonstruktionen möglich. Das Maß an Eingriffen in den Bestand, der Grad der Vorfertigung und die Qualität der Bauprozessplanung entscheiden über die Sinnhaftigkeit der Erweiterung unter laufendem Betrieb. Gängige Praxis ist die Aufstockung bei laufendem Betrieb des Bestandsgebäudes. Die Möglichkeiten der Prozessoptimierung werden dabei meist noch nicht voll ausgeschöpft. Um die Bauphase zu verkürzen und damit dem Nutzer einen erheblichen Vorteil zu sichern, müssen vorher Zeit und Geld für eine penible Bestandsaufnahme aufgewendet werden. Diese umfasst eine Analyse der bestehenden Tragstruktur bis hin zu Fundamenten und Bodenbeschaffenheit, die Erfassung der Bestandsgeometrie durch ein detailliertes verformungsgerechtes Aufmaß, eine Inventur der haustechnischen Anlagen und E Einführung Aufstockung Leitungen und die Untersuchung der obersten Geschossdecken auf ihre bauphysikalischen Eigenschaften hin. Werden diese Erkenntnisse vor dem Beginn des Montageprozesses vollständig zusammengetragen, kann der Vorfertigungsgrad sehr weit betrieben werden. Eine denkbare Strategie wäre beispielweise, kleinere, hochinstallierte Bereiche wie Bäder und Küchen als Raumzellen gut transportierbarer Größe vorzusehen und mit flächigen, komplett vorgefertigten Wand- und Dachelementen für die Konstruktion größerer Räume zu kombinieren. Die kritische Bauphase beginnt mit dem Abbruch des bestehenden Dachs und endet mit der Wiederherstellung der wasserführenden Schicht. Bei Flachdachgebäuden kann unter Umständen das bestehende Flachdach als Notabdichtung dienen. Bei Steildachgebäuden ist es häufig möglich, eine Notabdichtung auf der Ebene der obersten Geschossdecke noch vor Abbruch der Dachkonstruktion einzubringen. Ist der Montageprozess entsprechend schnell, kann im Optimalfall auf aufwendige Wetterschutzdächer, die im Neubaubereich nicht üblich sind, verzichtet werden. Bautechnik Das volle Spektrum von Holzkonstruktionssystemen findet bei Aufstockungen Anwendung. Der Holzrahmenbau ist die mit großem Abstand vorherrschende Konstruktion. Sein geringes Eigengewicht sowie die Eigenschaft, Trag- und Dämmschicht in einer Ebene zu vereinen, sind die Hauptgründe dafür. Das strukturelle Verhältnis von Bestand und Erweiterung kann ganz unterschiedlich sein. Ist das Raumgefüge der Erweiterung adaptierbar an die Tragstruktur des Bestandes, sind bei den bestehenden Installationen Platzreserven vorhanden und die Schachtanordnung geeignet, um die Aufstockung zu versorgen, dann können Lastabtragung, Erschließung und Installationsführung des Bestandes bestenfalls aufgenommen und fortgeführt werden. Die Aufgabe kann aber auch erfordern, dass sich die Erweiterung strukturell vom Bestand löst. Eine gewisse Freiheit in der Grundrissgestaltung lässt sich erreichen, indem man für die neue Deckenkonstruktion über dem Bestand eine ausreichende Aufbauhöhe vorsieht. In dieser Schicht können dann notwendige Lastumlenkungen und der Horizontalverzug von Sanitärleitungen bewerkstelligt und so Wände und Sanitärgegenstände unabhängig vom Bestand angeordnet werden. Wird parallel zur Aufstockung die Fassade mit vorgefertigten Holzrahmenelementen modernisiert, können die Installationsleitungen in der Modernisierungsfassade weitergeführt werden, sodass der Bestand ganz von dieser Aufgabe entbunden und der Nutzer weniger beeinträchtigt wird. Die Vision der „smarten Gebäudehülle“, die sich als energetisch ertüchtigender und zusätzlichen Nutzraum schaffender Mantel um Bestandsgebäude legt, hat architektonischen Reiz und bietet ein attraktives Betätigungsfeld für moderne Holzbaubetriebe. Wolfgang Huß, München ▪ NATURNAHER EINBLASDÄMMSTOFF AUF HÖCHSTEM NIVEAU. THERMOFLOC ist der natureplus ® -zertifizierte Dämmstoff, der hinsichtlich Wärmedämmeigenschaften, Baubiologie und technischen Vorteilen auch in der Verarbeitung keine Wünsche offen lässt! 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F rühzeitig, möglichst bereits im Rahmen der Vorplanung von Bauvorhaben, für die die Regelungen und Anforderungen der „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise“ (M-HFHHolzR) gelten, sollten der Bauherr, der Architekt und der Brandschutzfachplaner den Kontakt mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde und der für den vorbeugenden Brandschutz zuständigen Dienststelle der örtlichen Berufsfeuerwehr suchen. Das erzeugt Verständnis und Vertrauen sowie in der Folge Planungssicherheit für alle Beteiligten. Architekten Kaden Klingbei Vorgespräch als Grundlage für Machbarkeitsstudie ▴▴Ergebnis erfolgreicher Kommunikation mit der Bauaufsicht in Berlin: das erste siebengeschossige Holzgebäude in Deutschland, fertiggestellt im März 2008 in einer Baulücke im Stadtteil Prenzlauer Berg 22 mikado edition 2013 In einer ersten Gesprächsrunde mit der Bauaufsicht sollte der Schwerpunkt auf der Präsentation des Vorhabens liegen und noch keine Details angesprochen oder diskutiert werden. Das Gespräch dient unter anderem dazu, belastbar festzustellen, wer die innerhalb der Bauaufsichtsbehörde für das Verfahren zuständigen Entscheidungsträger sind. Und die Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde erhalten nicht das Gefühl, überfallartig mit einer für sie bislang mehr oder weniger unbekannten Herausforderung konfrontiert zu werden. Nach dem Vorgespräch sollte in der Vorplanungsphase nicht etwa ein vollständiges Brandschutzkonzept erstellt werden, sondern in enger Abstimmung zwischen dem Bauherrn, dem Architekten, dem Brandschutzsachverständigen und gegebenenfalls weiteren Fachplanern zunächst ein brandschutztechnisches Grobkonzept im Sinne einer Machbarkeitsstudie. Diese dient als Vorstufe für das eigentliche Brandschutzkonzept und sollte – um zeit- und kostenintensive Umplanungen zu einem späteren Zeitpunkt vermeiden zu können – stichwortartig Aussagen zu folgenden Sachverhalten enthalten: ▸▸ Zugänglichkeit des Objektes für die Feuerwehr ▸▸ Aufstellflächen für die Feuerwehr ▸▸ Löschwasserversorgung ▸▸ konstruktive Brandschutzmaßnahmen ▸▸ anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen Die Machbarkeitsstudie sollte primär die gegebenenfalls vorhandenen Abweichungen vom geltenden Baurecht erläutern und entsprechende Kompensationsmaßnahmen vorschlagen. Weil solche Maßnahmen erheblichen Einfluss auf Architektur, Statik, E Einführung Genehmigungsverfahren Haustechnik und vor allem auf die Baukosten haben können, ist eine enge Abstimmung zwischen den Gewerken dringend erforderlich. Sollten keine Abweichungen gegeben sein, da das Vorhaben in einem Bundesland mit einer Landesbauordnung in Anlehnung an die Musterbauordnung in der Fassung von 2002 innerhalb der Gebäudeklasse 4 realisiert werden soll, gilt es eben genau dies festzuhalten. Im Dialog zum genehmigungsfähigen Konzept Das Ergebnis der abgestimmten Machbarkeitsstudie ist eine Vorplanung, die die Wünsche des Bauherrn und des Architekten weitestgehend berücksichtigt und aus Sicht der Brandschutzsachverständigen grundsätzlich als genehmigungsfähig eingestuft wird. Der Brandschutzsachverständige stellt das brandschutztechnische Grobkonzept im Rahmen der frühzeitigen Abstimmung der Bauaufsicht und der Feuerwehr vor. Baurechtliche Abweichungen, deren Genehmigungsfähigkeit fraglich ist, und die entsprechenden Kompensationsmaßnahmen lassen sich in den folgenden Gesprächen klären. Wird das Konzept in Teilen abgelehnt, so bietet es sich an, die aus Sicht der Behörden erforderlichen Änderungen direkt und persönlich mit den Verantwortlichen abzustimmen. Die Protokolle der durchgeführten Besprechungen können später als Anlage zum Brandschutzkonzept dienen, die nach Abschluss der Vorplanung auf Grundlage der Machbarkeitsstudie erstellt wird. Diese Vorgehensweise ist angeraten, da Verlautbarungen von Behördenvertretern zur Genehmigungsfähigkeit vor Einreichung der vollständigen Genehmigungsplanung nicht rechtsverbindlich sind. Eine absolute Planungssicherheit lässt sich zwar auch auf Grundlage eines Besprechungsprotokolls nicht erzielen, aber es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass nach erfolgter Abstimmung keine grundsätzlichen Richtungswechsel mehr erfolgen. Zusammengefasst empfiehlt sich also folgende Vorgehensweise: ▸▸ Vorgespräch von Bauherr, Architekt und Brandschutzsachverständigem mit der Bauaufsicht zur Vorstellung des geplanten Objektes ▸▸ Anfertigung einer Machbarkeitsstudie durch den Brandschutzsachverständigen auf Grundlage der Vorplanung ▸▸ Abstimmung der Machbarkeitsstudie zwischen Bauherr, Architekt, Brandschutzsachverständigem und gegebenenfalls weiteren Fachplanern ▸▸ Gespräch zwischen Bauaufsichtsbehörde, Feuerwehr und dem Brandschutzsachverständigen zur Klärung der relevanten Punkte des Brandschutzes, insbesondere der Abweichungen ▸▸ Verteilung des Besprechungsprotokolls ▸▸ Anfertigung des Brandschutzkonzeptes auf Grundlage der abgestimmten Machbarkeitsstudie Wahl des Prüfingenieurs mit Behörde abstimmen Da mehrgeschossige Bauvorhaben in Holzbauweise und Projekte der Nachverdichtung im städtischen Kontext – z. B. Aufstockungen oder Baulückenschließungen – alle dem klassischen Genehmigungsverfahren unter Einbindung eines Prüfingenieurs für Baustatik unterworfen sind, ist es empfehlenswert, sich mit der zuständigen Bauaufsicht auch bei der Wahl des zu beauftragenden Prüfingenieurs abzustimmen. Gemäß Punkt 6 der M-HFHolzR 2004 muss der für das Vorhaben zuständige Prüfingenieur für Baustatik im Rahmen der Überwachung ausdrücklich auch die ordnungsgemäße Bauausführung nach dieser Richtlinie überwachen und bescheinigen. Dazu sollten die Projektbeteiligten anlässlich der ersten Abstimmung unter Verweis auf die notwendige Qualifikation des Prüfingenieurs hinsichtlich von Holzbauvorhaben auf Grundlage der M-HFHHolzR 2004 bei der Bauaufsicht anregen, gemeinsam einen Prüfingenieur – und gegebenenfalls den Prüfingenieur für den Brandschutz – auszuwählen. Diese Vorgehensweise wurde unter anderem bei der Errichtung des Bauprojekts „e3“, des ersten siebengeschossigen Holzbaus in Deutschland, aber auch bei anderen Bauprojekten in Berlin zum Vorteil aller Beteiligten umgesetzt. Die entsprechend kompetenten Prüfingenieure kennen zum einen die Leistungsfähigkeit der modernen Holzkonstruktionen genau, zum anderen sind sie nicht bereit, angesichts der noch jungen Entwicklung des modernen mehrgeschossigen Holzbaus ein wie auch immer geartetes Risiko in Planung und Ausführung einzugehen. Daher ist es ratsam, eventuellen Forderungen des Prüfingenieurs zu Sonderprüfungen mit dem Ziel, die Gebrauchstauglichkeit der Konstruktionen zu Ludger Dederich, Rottenburg ▪ verifizieren, zu entsprechen. So einfach. So gut. www.pavatex.com Sicherheit dank PAVATEX-Systemlösungen für Dämmen und Dichten: p Einfache Planung p Leichte Verarbeitung p Sichere Anwendung www.mikado-online.de 23 Einführung IBA Hamburg 2013 IBA Hamburg GmbH / bloomimages E ▴▴Die IBA Hamburg 2013 will mit zahlreichen innovativen Neubauprojekten den Problemstadtteil Wilhelmsburg aufwerten Schluss mit Versteckspiel Erstmals in der 112-jährigen Geschichte der Internationalen Bauausstellung (IBA) spielt der Holzbau eine zentrale Rolle. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg demonstriert er seine Leistungsfähigkeit und darf auch sich selbst zeigen. A ls im Jahr 1901 die Idee einer Internationalen Bauausstellung (IBA) auf der Darmstädter Mathildenhöhe aus der Taufe gehoben wurde, sollte damit ein permanenter Diskurs über Stadterneuerung initiiert werden. Die Einheit von Kunst, Leben, Natur und Wohnkultur war damals das große Leitbild, das bis heute kaum an Aktualität verloren hat. Klimafreundliches, bezahlbares und zukunftsfähiges Bauen steht im Mittelpunkt der 2013 in Hamburg stattfindenden IBA, was in logischer Konsequenz zu zahlreichen Holzbauwerken führte. Der „energetische, soziale und städtebauliche Umbau der Stadt des 21. Jahrhunderts“ wird am Beispiel des von der hanseatischen Prosperität abgehängten Problemstadtteils Wilhelmsburg untersucht. „Smart Material Houses“ (intelligente Baustoffe), „Smart Price Houses“ (preiswertes Bauen), „Hybrid Houses“ (flexibles Bauen) und „Water Houses“ (Bauen am Wasser) lauten dabei die Themen. Woodcube Erstmals in Europa entstand ein mehrgeschossiges Wohngebäude in Massivholzbauweise ohne fremdstoffliche Dämmung: der „Woodcube“. Der vom Stuttgarter Büro „Architekturagentur“ entworfene und mit dem österreichischen Thoma-Holz100-System errichtete 5-Geschosser besitzt 900 m² Wohnfläche und zeigt innen und außen, woraus er besteht: aus purem Holz. Keine Verkleidungen, keine Folien, keine Chemie. Er erreicht Passivhausstandard und weist eine besonders positive CO2-Bilanz auf, weil eben sehr viel Holz verbaut und bei der Auswahl der sonstigen Baustoffe 24 mikado edition 2013 sorgfältig auf eine Geringhaltung der „grauen Energie“ geachtet wurde. Da die tragenden Massivholzbauteile recht dick sind – die Außenwand 32 cm – überschreiten sie F90 deutlich und machen eine Verkapselung oder Sprinkleranlage verzichtbar. Wälderhaus Die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ errichtete das „Wälderhaus“. Es visualisiert seinen Zweck innen und außen durch üppige Holzoberflächen. Der komplexe Multifunktionsbau dient dem Bauherrn als Verwaltungssitz sowie als Ausstellungs- und Seminargebäude. Das integrierte Öko-Hotel wird verpachtet. Entworfen wurde das Gebäude vom Hamburger Büro „Studio Andreas Heller Architects & Designers“. Die asymmetrische Form sorgt dafür, dass es eine kraftvolle Lebendigkeit ausstrahlt. Der 5-Geschosser ist 21 m hoch, beinhaltet 6000 m² Bruttogeschossfläche und erreicht Passivhausstandard. Auf einen 2-geschossigen mineralischen Sockel folgen drei Vollgeschosse in BrettsperrholzBauweise. Die unbehandelte Fassade aus Lärchenholz bietet für Vögel und Insekten vorbereitete Nistplätze. Eine Sprinkleranlage stellt die Anforderungen an den Brandschutz sicher. Case Study Hamburg Ein Baukastensystem liegt dem „Case Study Hamburg“ zugrunde. Entworfen hat es das Londoner Büro „Adjaye Associates“, für die Ausführung war das Hamburger Büro „planpark architekten“ zuständig. Das 4-geschossige Gebäude beherbergt neun Einführung IBA Hamburg 2013 Kay Riechers IBA Hamburg / Martin Kunze E ▴▴Ganz in Massivholzbauweise errichtet ist der 5-geschossige „Woodcube“ ▴▴Das 5-geschossige „Wälderhaus“ beeindruckt durch Größe und Form Wohnungen mit insgesamt 829 m² Wohnfläche. Die vorgefertigten Basismodule sind um einen Erschließungskern angeordnet und sowohl horizontal als auch vertikal miteinander verbunden, sodass unterschiedlich große Geschoss- und Maisonettewohnungen entstanden. Die kubische Grundform des Bauwerks wird durch horizontale Bänder in Höhe der Geschossdecken gegliedert, wirkt aber durch eine lockere Anordnung geschosshoher Fenster, Loggien und Dachterrassen sehr lebendig. Die Fassade besteht aus einer Lärchenholzschalung, im Inneren besitzen die Decken sichtbare Holzoberflächen. Sie bestehen aus vorgefertigten HolzBeton-Verbundelementen, was größere statische Spannweiten ermöglichte und schallschutztechnisch vorteilhaft ist. Die tragenden Brettsperrholz-Wände sind verkapselt. Der Energiebedarf unterschreitet den Standard der EnEV 2009 um 30 Prozent. horizontal zu größeren Einheiten verbunden, was zu individuellen Wohnungen führt. Die Hybridkonstruktion besteht aus Stahlbetonelementen und einer vorgehängten Holzfassade. In die großen Innenräume lassen sich nachträglich weitere Trennwände einbauen. Die Fassade besteht aus schwarzen, horizontal angebrachten Holzlamellen unterschiedlicher Breite, was für ein markantes Erscheinungsbild sorgt. Der Energiebedarf liegt um fast die Hälfte unter dem, was die EnEV 2009 vorschreibt. Ideale Plattform für den Holzbau Zwar geht es der IBA Hamburg primär um Stadtreparatur und Stadterneuerung, doch ihre mehrgeschossigen Holzbauten setzen vielversprechende und richtungsweisende Akzente. Sowohl die Fach- als auch die Publikumsmedien werden ab Sommer 2013, wenn die Bauwerke und Außenanlagen fertiggestellt sind, über dieses internationale Großereignis ausführlich berichten – und das nicht nur einmal, sondern mehrmals. „Holz ist groß im Kommen“, lautet die Botschaft, die von hier ausgehen und hoffentlich viele Nachahmer finden wird. Die IBA Hamburg ist ein Glücksfall für den modernen Holzbau und dürfte große Wirkung entfalten. Case Study #1 Das „Case Study #1“ wurde vom Hamburger Büro „Fusi & Ammann Architekten“ entworfen und vom Fertighausanbieter „Schwörer“ umgesetzt. Der 4-Geschosser bietet Platz für sechs Eigentumswohnungen. Die vorgefertigten Grundmodule wurden wie ein Legohaus zusammengefügt. Auch sie sind vertikal und Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪ Christian Lohfink IBA Hamburg / Martin Kunze ▴▴Auf einem Bausystem basiert das 4-geschossige „Case Study Hamburg“ www.mikado-online.de ▴▴Hybridbau mit dunkler Holzfassade: das 4-geschossige „Case Study #1“ 25 Mehrgeschosser Bad Aibling Huber & Sohn 01 26 mikado edition 2013 01 Mehrgeschosser Bad Aibling Holzstadt im Höhenrausch D eutschlands erster Achtgeschosser in Holzbauweise ist 25 m hoch. Aus 570 m3 Holz entstanden 1740 m2 Geschossfläche. Gebaut wurde er vor allem mit Massivholzelementen, die das Holzbauunternehmen „Huber & Sohn“ in seinem Werk vorfertigte. Die Montage eines Geschosses dauerte dann nur zwei Tage. In Bad Aibling steht das richtungsweisende Projekt auf einem 70 ha großen ehemaligen Kasernengelände der US-Armee. Vor fünf Jahren hatte das Unternehmen B&O, ein technischer Dienstleister der Wohnungswirtschaft, das Areal erworben. Seither investierte es dort: in die Sanierung des Bestands, in Neubauprojekte und in die Umsetzung eines Nullenergie-Konzepts. Neben Gewerbe- und Büroflächen entstehen Wohnungen, Schulen und ein Hotel mit Konferenzzentrum. ser s o h c s e g r Meh 01 Projekt Ein ehemaliges Kasernengelände entwickelt das Wohnungswirtschaftsunternehmen B&O zur „City of Wood“. Hier entstand Deutschlands erster Achtgeschosser in Holzbauweise. g n i l b i A d Ba Das Gebäude basiert auf einem Bausystem, das vom Planungsteam der Münchner Büros „Schankula Architekten“ und „bauart Konstruktion“ entwickelt wurde, unterstützt vom Holzbauunternehmen „Huber & Sohn“, Forschern der Technischen Universität München, der Hochschule Rosenheim und dem Rosenheimer „Institut für Fenstertechnik“ (ift). Gemeinsam entwickelten die Experten innovative Konzepte in den Bereichen Statik, Brandschutz und Schallschutz, in denen bisher kaum bauaufsichtliche Zulassungen für mehrgeschossige Holzbauten existieren – und die nun hier erstmals zum Einsatz kamen. Die in dem Areal geplante Nutzungsmischung bildet sich auch in dem rund 2,6 Mio. Euro teuren Achtgeschosser ab: Die eine Hälfte enthält Büros, die andere barrierefreie Wohnungen. Die Grundrisse sind flexibel und erlauben sowohl verschiedene Bürotypen als auch verschiedene Geschosswohnungstypen mit zwei, drei und vier Zimmern, die als Zwei- und Dreispänner organisiert sind. Möglich ist diese Vielfalt durch die Reduzierung der Tragkonstruktion auf wenige Wände, sodass alle Grundrisse individuellen Wünschen entsprechend variierbar sind. Mit einem Heizenergiebedarf von 18 kWh/(m2a) erreicht das Gebäude fast Passivhausstandard. Mit einer dickeren Außenwanddämmung wäre natürlich noch ein besserer Wert möglich gewesen, doch dann hätte die Zulassung deutlich länger gedauert und es wären unverhältnismäßig hohe Zusatzkosten entstanden. Für Warmwasser und Heizwärme sorgen eine Solarthermieanlage, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und ein Anschluss an eine große zentrale Hackschnitzelheizanlage, die das gesamte Gelände versorgt. Mit einem nachträglich auf dem Dach anzubringenden Windrad und einer nachgerüsteten Wärmepumpe ließe sich Plusenergiestandard erzeugen. www.mikado-online.de B&O Wohnungswirtschaft Grundrisse für Büros und Wohnungen ▴▴Mit dem Viergeschosser „Holz 4“ (vorn) ging es auf dem Kasernenareal im Jahr 2010 los. Seit 2011 steht gleich nebenan der Achtgeschosser „Holz 8“ 27 01 Mehrgeschosser Bad Aibling ▴▴Den 2012 durchgeführten Architekturwettbewerb für die „City of Wood“ gewann in der Kategorie „Städtebauliches Konzept“ der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft von Matteo Thun und Hermann Kaufmann. Die Bauarbeiten zur Realisierung der zahlreichen Holzbauten haben schon begonnen Hohe Auflagen beim Brandschutz Die Statik des Bauwerks definiert die Giebelwände und die Innenwände der Schmalseiten als tragend und legt so die Spannrichtung der Decken fest. Das in Stahlbeton errichtete Treppenhaus dient als Aussteifung. Darüber hinaus gibt es eine Reihe aussteifender Innenwände, die wie die Giebelwände als Scheiben ausgebildet sind. Wegen der von unten nach oben abnehmenden Lasten reduziert sich auch die Dicke der Wandkonstruktionen nach oben: von 18 cm im Erdgeschoss auf 10 cm im obersten Geschoss. Die vorgefertigten Wandelemente wurden von „Huber & Sohn“ bereits mit eingebauten Fenstern sowie aufgebrachten Holzschalungen und Putzträgerplatten angeliefert. „Lediglich verputzt werden musste noch auf der Baustelle“, erzählt Josef Huber, der geschäftsführende Gesellschafter des Holzbauunternehmens. Aus Brandschutzgründen bestehen das Treppenhaus und die Laubengänge, die die Einheiten erschließen, aus Stahlbeton. Das Treppenhaus musste zudem einen mineralischen Putz erhalten. Der im Freien liegende Erschließungsweg begünstigt außerdem einen rauchfreien Treppenraum – eine unbedingte Forderung des Brandschutzes. Darin integrierte Trockensteigleitungen sowie funk- oder drahtvernetzte Rauchmelder in den Wohn- und Büroeinheiten sind weitere Kompensationsmaßnahmen, die notwendig waren, um die Tragkonstruktion komplett in Holz ausführen zu dürfen. Umfangreiche Großbrandversuche waren diesem Bau der Gebäudeklasse 5 vorangegangen. Im Endergebnis konnte das Holzbauunternehmen für die Innen- und Außenwände ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis erwirken und für andere Wandtypen Gutachten, die durch Zustimmung im Einzelfall von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium genehmigt wurden. Auf der damit festgelegten Basis mussten 28 mikado edition 2013 sämtliche verwendeten, tragenden Holzbauteile in der Feuerwiderstandsklassifikation F90–B+K260 ausgeführt werden. Die Massivholzwände bestehen aus einem Vollholzkern, der beidseitig mit Gipsfaserplatten gekapselt wurde, um den Brandschutzanforderungen, aber auch der Statik zu genügen. Entkoppelte Vorsatzschalen aus Gipskartonplatten sorgen bei den Wohnungstrennwänden für ausreichenden Schallschutz. Die Verbindung erfolgt mit Direktschwingabhängern, an denen die C-Profile der Trockenbauunterkonstruktion befestigt sind. Die Außenwände sind mit 24 cm Steinwolle gedämmt. Der Schmelzpunkt dieses Dämmmaterials liegt bei über 1000 °C, trotzdem war noch eine Zustimmung im Einzelfall nötig, da Vollwärmeschutzsysteme im Regelfall auf 20 cm Dicke begrenzt sind. Weil die Fassade zu großen Teilen aus Holz besteht und nur stellenweise durch Putzflächen ergänzt wird, galt hier dem Brandschutz ebenfalls ein besonderes Augenmerk. Die geschlossene Holzaußenwandbekleidung mit Nut und Feder dient dem Zweck des höheren Brandwiderstands. Um einen eventuellen Brandüberschlag an der Fassade zu verhindern, wurden in Höhe der Geschossdecken zudem 1,5 mm dicke Stahlbleche eingezogen. Diese unterbrechen den Luftzwischenraum, ragen rund 3 cm vor die Fassadenfläche und würden die Ausbreitung eines Brandes an der Außenfront ausreichend behindern. Die Decken bestehen aus fünflagigem Brettsperrholz, das größtenteils mit Gipsplatten doppelt beplankt ist. In den Wohnräumen erlaubt eine Ausnahmegenehmigung sichtbare Holzdecken. Luft- und Trittschallschutz sind durch einen insgesamt 20 cm hohen Deckenaufbau mit Splittschüttung, Trittschalldämmung aus mineralischem Dämmstoff und Trocken- oder Zementestrich garantiert. Dieser Aufbau stellt zudem auf der 01 'LHQHXH. Mehrgeschosser Bad Aibling Matteo thun & hermann kaufmann / B&O Wohnungswirtschaft 'LH6ÁJH YRQKHXWHIÙU PRUJHQ .13, r, 6.-10.5 Hannove ie uns Treffen S 18 n | Sta d E Halle 15 Deckenoberseite den Brandschutz sicher. Um die Rauchdichtheit zwischen den Geschossen zu gewährleisten, wurden in den Decken und im Anschlussbereich zu den Innenwänden diffusionsoffene Fassadenbahnen eingebaut. Großer Ehrgeiz beim Schallschutz In puncto Schallschutz wollte der Bauherr B&O bei seinem Prestigeprojekt nicht nur die gesetzlichen, sondern die erhöhten Anforderungen der VDI 4100 Schallschutzstufe II berücksichtigen. Gemeinsam legte das Bauteam die Luftschalldämmung zwischen den Wohnungen auf 56 statt 53 dB fest und den Trittschallpegel auf 46 statt 53 dB. Da die Bauweise mit Massivholzelementen nicht in den Beispielkatalogen der DIN 4109 abgedeckt ist und sich schalltechnisch auch anders verhält, musste hierfür das ift Rosenheim spezielle Wand- und Bodenaufbauten ermitteln. Diese gehen auch auf Problempunkte ein und bieten Lösungen für eine möglichst geringe Flankenübertragung. Der ähnlich konstruierte Viergeschosser, mit dem B&O in Bad Aibling seine Serie innovativer Holzbauprojekte begann, konnte die Zielwerte vollständig einhalten. Mit dem Achtgeschosser ist der Ehrgeiz von B&O noch lange nicht befriedigt. Ganz im Gegenteil: Er war nur ein spektakulärer Anfang. Das deutschlandweit agierende Wohnungswirtschaftsunternehmen ist von den Vorteilen des Holzbaus so überzeugt, dass es ganz auf ihn setzt und damit einen deutlichen Vorsprung zu seinen Mitbewerbern erlangen möchte. Die „City of Wood“ in Bad Aibling dient ihm als Experimentierfeld, um wertvolle Erfahrungen zu gewinnen, die für Bestandserneuerungen und Nachverdichtungen in größeren Städten wichtig sind. Christine Ryll, München ▪ www.mikado-online.de „Follow your instinct“ – so lautet für uns das Leitmotiv jeder Produktentwicklung. Die neue Handkreissäge K 85 zeigt, was das bedeutet. Mit ihrer Flexibilität, ihrer Performance und ihrem hohen Anwendungskomfort ist sie hervorragend auf die kommenden Anforderungen im Holzhandwerk vorbereitet: auf eine Zukunft, in der Holz für Sie und Ihr Werkzeug nur einer von mehreren Werkstoffen ist. Kurz: Mit dem instinktiven Griff zur K 85 wird es für Sie noch leichter, in jeder Situation einen guten Job zu machen. Mehr unter www.mafell.de/k85 02 Mehrgeschosser Dornbirn Dornbirn Norman a. müller / Cree 02 Projekt ser s o h c s e g r Meh 30 mikado edition 2013 02 Mehrgeschosser Dornbirn Nachhaltig nach oben Hochhäuser und Nachhaltigkeit erschienen bisher als Widerspruch. Das ist nun anders. In Dornbirn entstand ein Achtgeschosser in Holzbauweise mit Passivhausstandard. Z wei Megatrends bestimmen das künftige Baugeschehen: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Urbanisierung. Die Urbanisierung ist dabei eine Konsequenz aus dem ersten Megatrend, denn je dichter die Menschen zusammenrücken, desto mehr Wege lassen sich zu Fuß bewältigen und desto effizienter wird ein öffentliches Nahverkehrssystem. Der österreichische Baukonzern Rhomberg, der bis vor wenigen Jahren mit Holzbau nicht viel am Hut hatte, stellte sich den Herausforderungen der Zukunft und entwickelte mit einem hochkarätig besetzten Team ein ambitioniertes Bausystem, das er weltweit vermarkten will: den „LifeCycle Tower“ (LCT) mit bis zu 30 Geschossen. Im vorarlbergischen Dornbirn entstand Anfang 2012 der erste achtgeschossige Prototyp: der LCT One. Integraler Forschungs- und Planungsprozess Achtgeschosser als Prototyp für Hochhäuser Die Genehmigungsbehörden reagierten auf das Bauvorhaben zunächst zurückhaltend. Im Verlauf der Planungs- und Testphase, insbesondere durch die Brandversuche an den Deckenelementen, wuchs das Vertrauen. Um später einmal „echte“ Hochhäuser bauen zu dürfen, war es „diplomatisch klug“, erst einmal das www.mikado-online.de norman a. müller / cree Für die Entwicklung, Realisierung und Vermarktung des LCT gründete Rhomberg ein Tochterunternehmen: die Cree. Der Name verweist zum einen auf den nordamerikanischen Indianerstamm Cree, bekannt für seinen respektvollen Umgang mit der Natur, zum anderen ist er eine Abkürzung für „Creative Resource & Energy Efficiency“. 2009 initiierte die Cree das Forschungsprojekt und engagierte dafür ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertenteam: die Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, das Ingenieurbüro Arup, das Holzbauunternehmen Wiehag und die Technische Universität Graz. In einem integralen Planungs- und Forschungsprozess entstand ein holzbasiertes Baukastensystem, das verschiedene Gebäudegrundformen und Bauhöhen bis zu 100 m ermöglicht. Die Entwicklung erfolgte in verschiedenen technischen Varianten. Ziel war ein möglichst geringer Materialeinsatz und eine möglichst hohe Funktionalität und Flexibilität. Es zeigte sich, dass Holz-Beton-Verbundlösungen reinen Holz-Lösungen überlegen sind – ein Resultat der hohen Brandschutz- und Schallschutzanforderungen bei Mehrgeschossern. Deshalb besteht die Decke aus einer schmalen Stahlbeton-Platte mit unterseitigen Brettschichtholz-Rippen. ▴▴Das zweigeschossige Foyer empfängt die Besucher mit viel Holz. Die frei im Raum stehenden Stützen haben eine rein dekorative Funktion 31 Mehrgeschosser Dornbirn darko todorovic / adroc.net / cree 02 ▴▴Das 6. und 7. Obergeschoss dienen dem Bauherrn Cree als Firmensitz. Die raumhohen Fenster sorgen für viel Licht, sind dreifachverglast und öffenbar achtgeschossige „Fast-Hochhaus“ LCT One zu errichten. Wenn da alles klappt, ist der Schritt über die Hochhausgrenze nicht mehr groß und leichter vermittelbar. Die Hochhausgrenze liegt bei 22 m. Gemeint ist damit die Höhe der Fußbodenoberkante des obersten Geschosses, denn bis dahin ist das Equipment der Feuerwehr ausgelegt. Bei Höhen darüber sind zusätzliche Fluchttreppenhäuser und andere Sicherheitsmaßnahmen notwendig. Die Entwurfs- und Genehmigungsplan des LCT One dauerte nur vier Wochen, die Werkplanung weitere sechs Wochen, wobei da bereits mit Baustellenvorbereitungen und Erdarbeiten begonnen wurde. Im September 2011 ging es mit den Rohbauarbeiten los, im Juli 2012 war das Gebäude bezugsfertig. Die spektakulärste Phase war natürlich der Holzrohbau im April 2012. Ausgeklügeltes Bausystem mit hoher Flexibilität Der LCT One steht auf einer Grundfläche von 24 × 13 m. Sein Fundament besteht aus einer wasserundurchlässigen StahlbetonBodenplatte. Darauf entstand zuerst ein Erschließungskern aus 30 cm dicken Stahlbeton-Wänden mit Anschlussbewehrungen 1. Tag 32 2. Tag 3. Tag mikado edition 2013 für die Geschossdecken. Die acht Vollgeschosse ruhen auf 42 Brettschichtholz-Doppelstützen, die in einem Abstand von 2,70 m in der Fassadenebene liegen. Sie haben gelenkige Verbindungen. Die Geschossdecken agieren als schubfest verbundene Scheiben und der Erschließungskern nimmt die Horizontallasten auf. Mit den Deckenelementen verbunden sind die Doppelstützen über ein simples Rohr-Dorn-Stecksystem. Durch eine präzise Planung und Vorfertigung und einen ausgeklügelten Bauteil- und Zeitplan entstanden pro Tag bis zu zwei Geschosse, sodass der wetterfeste Holzrohbau in zehn Tagen fertig war. In konventioneller Stahl- und Stahlbeton-Bauweise hätte es etwa sieben Wochen gedauert. Holz-Beton-Verbund löst Brand- und Schallschutz Ein Spezifikum sind die Holz-Beton-Verbund-Rippendecken. Sie bestehen aus Brettschichtholz-Trägern und einer 80 mm dünnen Betonschicht. Wie bei den Fassadenstützen blieb auch hier das Holz sichtbar. Zwischen den Rippen ist die Haustechnik integriert: Heiz- und Kühlmodule, Lüftungs-, Sprinkler- und Beleuchtungssysteme. Die Geschosse selbst sind stützen- und wandfrei, sodass 4. Tag 02 Mehrgeschosser Dornbirn Steckbrief Bauprojekt: LifeCycle Tower One ı A-6850 Dornbirn ı www.cree.at Bauherr: Cree GmbH ı A-6900 Bregenz ı www.creebyrhomberg.com Bauweise: Mischbauweise (Brettschichtholz/Beton) Bauzeit: September 2011 bis Juli 2012 Bruttogeschossfläche: 2319 m² Nettonutzfläche: 1765 m² Baukosten: 2,5 Mio. Euro ı 1417 Euro/m² norman a. müller / cree Heizenergiebedarf: 13 kWh/(m²a) Architektur: Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH A-6858 Schwarzach ı www.hermann-kaufmann.at ▴▴Im 1. Obergeschoss informiert eine Ausstellung über den LifeCycle Tower der LCT One ans Nahwärmenetz Dornbirns angeschlossen. Die Jalousien werden automatisch gesteuert und schützen das Innere vor Überhitzung und störender Strahlung. Eine vollautomatisierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und permanenter CO2Messung komplettiert die Haustechnik. Gute Bilanzen bei CO2, Energie, Zeit und Lkw-Verkehr Der effiziente Einsatz von Energie, Material und Arbeit verbessert beim LCT die CO2-Bilanz im Vergleich zu konventionellen Stahlbeton-Hochbauten um rund 90 Prozent. Darin enthalten sind die Emissionen, die durch Herstellung, Transport, Einbau und Unterhalt in der mit 50 Jahren angesetzten Nutzungsdauer inklusive Demontage und Materialentsorgung verursacht werden. Zudem verkürzen das Bausystem und der hohen Vorfertigungsgrad die Bauzeit deutlich – und damit auch die Zeitspanne zwischen Grundstückskauf und Gebäudenutzung, zwischen Investition und Rendite. Die Belastung der Nachbarschaft mit Lärm und Staub sowie die Belastung der Straßen nimmt ab. Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪ Bilderleiste: Cree sich jedes mit Trockenbauwänden individuell aufteilen lässt. Aus Brandschutzgründen sind die einzelnen Geschossebenen systemisch voneinander getrennt. Ein Stahlbeton-Randbalken der Decken unterbricht die Brettschichtholz-Fassadenstützen auf jeder Etage. Das verhindert, dass sich bei einem Brand das Feuer über die hölzernen Stützen ins nächste Stockwerk rauf- oder runterfressen kann. Die Befestigung der Hybriddecken am Erschließungskern erfolgt mit Stahlkonsolen, die durch Gipskarton-Feuerschutzplatten brandsicher gekapselt sind. Die Außenwand mit dem innen sichtbaren Holztragwerk hat eine Stärke von 48 cm und einen U-Wert von 0,12 W/(m2K). Innen ist die gedämmte Konstruktion mit OSB-Platten verkleidet, die auch als Dampfsperre dienen, außen mit einer zementgebundenenHolzfaserplatte, auf ihr eine Unterkonstruktion zur Hinterlüftung und als Wetterschutz recyceltes Aluminium. Die Fenster – über 50 Prozent der Fassade – sind dreifachverglast. So erreicht das Bauwerk Passivhausstandard. Beim energetischen Versorgungskonzept setzt der LCT auf einen flexiblen, modularen Aufbau, der sich an die lokalen Besonderheiten anpassen lässt. So ist 5. Tag 6. Tag www.mikado-online.de 7. Tag 8. Tag 33 03 Mehrgeschosser Wien ser s o h c s e g r Meh 03 Projekt Holz wächst Wien über sich hinaus Im Rahmen des „Forschungsprojekts 8 +“ hatte sich das Wiener Büro „Schluder Architektur“ schon 2008 mit dem Thema „Urbaner Holzbau“ beschäftigt. Ab 2011 konnte es beim Neubau der Wohnanlage an der Wagramer Straße einen 7-Geschosser planen und bauen. 34 mikado edition 2013 03 Mehrgeschosser Wien E Das Gebäude schirmt mit seinen sieben Geschossen das dahinter liegende Areal von der stark befahrenen Hauptstraße mit unschöner Nachbarschaft ab. Auf der Rückseite schaffen dreigeschossige „Finger“ einen sanften Übergang zum angrenzenden Einfamilienhausgebiet und lassen halb-öffentliche Innenhöfe entstehen, die an die Tradition der Wiener Höfe anknüpfen. Erschlossen wird die Wohnanlage über drei Treppenhäuser im Hauptgebäude, in den ersten drei Geschossen mit Laubengängen, die über Brücken auch zu den Rückgebäuden führen. In den oberen Geschossen sind die Treppenhäuser als abgeschlossene Stahlbetonkerne ausgebildet. Im Hauptgebäude befinden sich 71 Wohneinheiten mit zwei bis vier Zimmern, in den drei Rückgebäuden jeweils zehn mit ebenfalls zwei bis vier Zimmern. Wegen der Lärmbelästigung durch die Straße befinden sich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen. Aufwendig: Brandschutz im Siebengeschosser „Weil es sich beim Projekt Wagramer Straße um den ersten siebengeschossigen Wohnbau aus Holz in Wien handelt, mussten wir in Bezug auf den Brandschutz, die Bauphysik und die Genehmigungsfähigkeit der Aufbauten neue Wege beschreiten“, erinnert sich Schluder. Besondere Untersuchungen und Einzelprüfungen Bruno Klomfar / Fotografie ntlang der Wagramer Straße in Wien entstand ein moderner Siebengeschosser in Holz, dessen Höhe aber auf den ersten Blick nicht auffällt, weil er ungewöhnlich lang ist. Grundlage des Bauprojekts war ein Bauträgerwettbewerb der Stadt Wien für geförderten Wohnbau. Dabei arbeiteten Architekten und Bauträger ihren Entwurf in sechs Wochen bis zur Planungsreife durch, sodass am Ende alle technischen Details und die Baukosten feststanden. „Werden die Baukosten überschritten, entfällt die komplette Förderung“, erklärt Michael Schluder vom Büro „Schluder Architektur“, das gemeinsam mit dem Büro „Hagmüller Architekten“ den Wettbewerb gewann. Der Bauherr, die gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „Familie“, wollte mit dem Projekt beweisen, dass Holz nicht nur wegen seiner Nachhaltigkeit und positiven Auswirkungen auf Wohnkomfort und Raumklima ein hervorragender Baustoff ist, sondern auch hinsichtlich Bauökonomie und konstruktiver Eigenschaften im großvolumigen Bauen. Als einziges Büro unter den Wettbewerbsteilnehmern plante „Schluder Architektur“ sechs der sieben Geschosse in Holzbauweise. Für Wien war das ein Novum, ermöglicht durch neue Richtlinien. Planung, Brandschutznachweise, Brandversuche und das Genehmigungsverfahren dauerten fast ein Jahr. Der Holzbau stand dann in wenigen Monaten. www.mikado-online.de 35 03 Mehrgeschosser Wien ▴▴Rückseite: Die Fassade ist aufgelockerter, die Farben sind bunter und drei 3-geschossige Anbauten erzeugen Hofsituationen, die in Wien Tradition haben gehörten ebenso dazu wie ein Brandversuch für den Nachweis, dass der Wandaufbau aus Brettsperrholz mit Kapselung tatsächlich unbrennbar ist. Parallel dazu forderte die Behörde die Installation einer Trockensteigleitung. „Wir haben für die Überprüfung und Genehmigung der Anlage in etwa den doppelten Zeitaufwand benötigt, als es normalerweise erforderlich wäre“, zieht der Architekt Bilanz. Bis dato hatte Wien gemäß den geltenden Richtlinien lediglich Viergeschosser aus Holz erlaubt. Sicherstes Gebäude Österreichs „Wir mussten das Schutzziel der Bauordnung, dass zwischen zwei Wohnungen 90 Minuten Brandwiderstand notwendig sind, auf 180 Minuten Brandwiderstand erhöhen“, erläutert Schluder. „Damit ist unser Holzbau das brandschutztechnisch am höchsten abgesicherte Gebäude in ganz Wien.“ Die Tragstruktur des Gebäudes setzt sich aus Scheiben zusammen, die in einem großzügigen Raster von 6,20 m das Gebäude untergliedern und somit eine höhere Flexibilität bei der Innenraumeinteilung ermöglichen. Die Decken bestehen aus einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion, die für ausreichenden Brand- und Schallschutz sorgt. „Wir hatten ursprünglich Fertigteile vorgesehen, aber der Generalunternehmer hat nachgewiesen, dass die Vor-Ort-Montage günstiger ist. Die längere Bauzeit blieb dabei jedoch unberücksichtigt“, berichtet Schluder. Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, das sich vom ersten bis zum siebten Geschoss von 13,2 cm Wandstärke auf 11 cm Wandstärke verjüngt. Innen sind sie zweifach mit Gipskartonbauplatten in Brandschutzqualität beplankt. Davor sitzt die 5 cm dicke Installationsebene, vor die nochmals eine raumseitige Beplankung aus Gipskartonplatten gesetzt wurde. So können 36 mikado edition 2013 Mieter nicht versehentlich durch nachträgliche Installationen in der Wand deren Brandschutzbeplankung beschädigen. Nach außen ist der Holzbau mit Steinwolle und Dickputz bekleidet. Auch die tragenden Brettsperrholz-Innenwände wurden beidseitig mit zwei Lagen Gipskarton in Brandschutzqualität verkleidet und besitzen eine mit Gipskarton beplankte Installationsebene. Die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Sie fungieren als aussteifende Kerne und sind mit dem Erdgeschoss, das aufgrund der Wiener Bauordnung ebenfalls aus Stahlbeton erstellt wurde, verbunden. Die Fronten zwischen den Treppenhäusern schließen im Werk vorgefertigte Fassaden und Wände in Holztafelbauweise. Dank der Modularbauweise war die gesamte Konstruktion in nur elf Wochen fertiggestellt. „Beim höheren Baukörper musste lediglich die Wärmedämmfassade nachträglich angebracht werden, bei den niedrigeren wurden die Wandelemente bereits inklusive Außenverkleidung – hier kamen stehende Lärchenschalungen zum Einsatz, die auf Hinterlüftung montiert wurden – auf der Baustelle angeliefert“, erzählt Schluder. „Ein Dreigeschosser konnte so in einer Woche errichtet werden.“ Die Balkone und Loggien wurden wegen der Gefahr des Brandüberschlags als Betonfertigteile ausgebildet. Weil die Wagramer Straße stark befahren ist, befinden sich alle Fenster, die Öffnungsflügel besitzen, im Bereich der Loggien. Deren Glasfronten sind schalltechnisch abgeschlossen, aber natürlich belüftet. Insgesamt wurden bei diesem Großprojekt 2400 m3 Brettsperrholz verarbeitet. Das bedeutet, das darin ca. 2400 t C02 gespeichert sind. Zerlegt man das Gebäude am Ende der Lebensdauer, kann man die rund 19 Terajoule (5,2 TWh) an eingespeicherter Energie nutzen und in Strom und Wärme umwandeln. Christine Ryll, München ▪ 03 Mehrgeschosser Wien Systemaufbau Wände Dach REI60/K60 Außenwand REI 60/K60 tragende Innenwand R60/K60 Trennwand REI 60/K60 Feuermauer REI90 mineralisch A2 Trennwand REI 60/K60 Trenndecke REI 60/K60 Trenndecke REI 90 Wohnungsseitig K60 treppenhausseitig K30 Außenwand REI90/K60 Trennwand REI 90 wohnungsseitig K60 treppenhausseitig K30 Erdgeschoss / Treppenhaus REI90 mineralisch A2 R/REI/EI 60 R/REI/EI 90 R/REI/EI 90 mineralisch A2 [ DÄMMSTÄRKE ] ISOCELL Zellulosedämmung, der verschnitt- und setzungsfreie Einblasdämmstoff für Neu-, Ausund Umbau zeigt die volle Stärke. Unschlagbar in Verarbeitung und Qualität! Steckbrief Bauweise: Brettsperrholz Bauteil B (3-Geschosser, 2 in Holz): Hagmüller Architekten A-1010 Wien ı www.hagmueller.com Bauzeit: Gesamt: August 2011 bis Februar 2013 Holzbau: Dezember 2011 bis März 2012 Tragwerksplanung: RWT Plus ZT GmbH A-1010 Wien ı www.rwt.at Baukosten: 15 Mio. Euro Brandschutz: BrandRat ZT GesmbH A-1050 Wien ı www.brandrat.at Bauprojekt: Wohnanlage „Wagramer Straße“ ı A-1220 Wien Wohnfläche: 8440 m² Bauherr: Familie, gemeinnützige Wohnund Siedlungsgenossenschaft, Reg.Gen.m.b.H. A-1070 Wien ı www.sozialbau.at Architekten: Bauteil A (7-Geschosser, 6 in Holz): Schluder Architektur ZT-GmbH A-1010 Wien ı www.architecture.at www.mikado-online.de Generalunternehmer: Voitl & Co. Baugesellschaft m.b.H. A-1200 Wien ı www.voitl.at Holzbau: Aichinger Hoch-, Tief- und Holzbau GmbH & Co. Nfg KG A-4844 Regau www.aichinger-bau.at W W W. I S O C E L L . A T 37 Baulücke Berlin Fotos: Matthias Broneske 04 38 mikado edition 2013 04 Baulücke Berlin Lärchenholz statt Putz D as Wohnhaus im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg bietet seinen Bewohnern gerade in den oberen Geschossen einen spektakulären Ausblick, steht es doch am Rand des sog. „Barnim“, einer eiszeitlich gebildeten Hochfläche, die nach Süden in Richtung Berlin-Mitte abfällt. Deshalb erhielt es den wohlklingenden Namen „Wohnen an der Barnimkante“. Sieben Geschosse sind in Berlin heute sozusagen Standard. Die Zahl ergibt sich aus der in den Bebauungsplänen festgelegten Traufhöhe von 22 Metern. Bei mehr Geschossen würden die Innenräume zu niedrig, bei weniger Geschossen würden mögliche Nutzflächen verschenkt, was den Preis für jeden Quadratmeter Wohnfläche erhöht. So erhielt denn auch dieses Bauprojekt im Vorderhaus sieben Geschosse. Der Seitenflügel, der sich weit in den dahinter liegenden Hof streckt, ist fünf Geschosse hoch. Im Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich ein Ladengeschäft, die Zufahrt zur Tiefgarage und der Zugang zum Treppenhaus. Das erschließt in den sechs Obergeschossen des Vorderhauses jeweils eine rund 135 m2 große Wohnung und im Seitenflügel vier Wohnungen, denn in seinen fünf Geschossen ist eine Wohnung als Maisonette ausgebildet. Baulücke 04 Projekt Ursprünglich als reines Holzhaus geplant, führten die gewünschten Spannweiten zu einer Tragkonstruktion aus Stahlbeton und Stahl. Die Fassaden aber sind aus Holz und zeigen das auf der Rückseite auch. Berlin Rückwärtige Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz Die rückwärtige Fassade aus Lärchenholz war es, die bei der Baugenehmigung Probleme bereitete und den Bauablauf verzögerte. Zwar legte ein Brandschutzkonzept dar, wie konstruktive Maßnahmen die Brandsicherheit ausreichend gewährleisten können. Doch die zuständige Bauaufsichtsbehörde überzeugte das noch nicht und so forderte sie ein weiteres durch eine staatliche Prüfanstalt erstelltes Gutachten. Bis das fertig war, dauerte es ein wenig. Stützenfreie Großräume erfordern Hybridbauweise Das Material Holz sollte den Charakter des Gebäudes prägen. Das war der Wunsch sowohl des Bauherrn als auch der Architektin Susanne Scharabi. Und das passt auch sehr gut zum Lifestyle des kreativ und ökologisch orientierten Milieus im Bezirk Prenzlauer Berg. Ursprünglich sollte alles aus Holz bestehen, auch die Tragkonstruktion. Eine Baugruppe wollte hier gemeinschaftlich ein Zuhause errichten. Doch dann entschloss sich der Grundstückseigentümer, selbst zu bauen. Als Folge musste sich die geplante Pioniertat den ökonomischen Erfordernissen anpassen. Die Baugruppe suchte sich ein neues Grundstück und fand eines in der Esmarchstraße. Und sie engagierten neue Architekten: Kaden Klingbeil. Der Rest ist Holzbaugeschichte. Hier an der „Barnimkante“ in der Fehrbelliner Straße dauerte es etwas länger als geplant. Baubeginn war März 2008, Fertigstellung Juli 2009. Und die Tragkonstruktion wurde nicht in Holz-, sondern in Hybridbauweise ausgeführt: mit Profilstahl und Stahlbeton. Dadurch wurden große stützenfreie Räume möglich. Trotzdem wurde es ein „Holzhaus“: Die Fassade besteht aus HolzrahmenbauElementen, zur Straße mit Faserzementplatten, zum Hof mit einer Lärchenholzschalung bekleidet. Es war also genau umgekehrt wie beim Kaden-Klingbeil-Bau, wo die Tragkonstruktion aus Holz und die Oberfläche aus klassischem Putz besteht. www.mikado-online.de ▴▴Die Straßenfassade ist mit nichtbrennbaren Faserzementplatten bekleidet 39 04 Baulücke Berlin ▴▴Die horizontal laufenden Aluminiumbleche waren aus Brandschutzgründen notwendig, geben der Fassade aber auch eine angenehme Struktur ▴▴Die große Dachterrasse über dem rückwärtigen Anbau gehört zur Wohnung im 5. Obergeschoss des siebengeschossigen Hauptgebäudes 40 mikado edition 2013 Doch dann konnte es losgehen. Die Fassaden bestehen aus 455 m2 Holzrahmenbau-Elementen und 339 m2 Lärchenholzschalung. Das thüringische Holzbauunternehmen Hunold fertigte sie werkseitig vor und montierte sie auch. Auf der Innenseite ist eine 12,5 mm starke Gipskartonplatte auf einer 22 mm starken OSB-Platte montiert. Es folgt ein 300 mm starkes Ständerwerk aus Konstruktionsvollholz (KVH), ausgefacht mit Mineralfaserdämmung. Die äußere Beplankung bildet eine 10 mm starke hydrophobierte Kalziumsilikatplatte, darüber auf einer 30 mm starken Konterlattung die 25 mm starke Lattung aus Lärchenholz. Alle Hölzer sind chemisch unbehandelt. Innerhalb der Dämmschicht befinden sich die Hohlräume für Elektroinstallationen. Sie liegen hinter der inneren Beplankung und sind luftdicht ausgeführt. Die hochwärmegedämmten Fassadenelemente besitzten einen Wärmedurchgangskoeffizienten von nur 0,18 W/(m2K). Die Fenster sind dreifachverglast. Zudem ist das Gebäude mit einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage ausgestattet, deren Wärmerückgewinnungsgrad bei 95 % liegt. Aufgrund des niedrigen Bedarfs genügt für die Versorgung mit Heizwärme und Warmwasser eine zentrale Gasbrennwerttherme mit 60 kW Heizleistung. Geringe Heizkosten sind natürlich ein gutes Verkaufsargument. Holz findet aber auch aus ästhetischen Gründen in Städten – selbst oder gerade im „steinernen Berlin“ – immer mehr Akzeptanz. Architekten wie Susanne Scharabi sammelten hier und bei anderen Bauprojekten wertvolle Erfahrungen und bereiten so den Weg, dass künftig Angebot und Nachfrage für den mehrgeschossigen Holzbau steigen und Holz in der Stadt selbstverständlich wird. Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn / gh ▪ 04 Baulücke Berlin Steckbrief Bauprojekt: Wohn-/Geschäftshaus „Wohnen an der Barnimkante“ D-10119 Berlin ı www.barnimkante.de Bauweise: Tragkonstruktion: Stahlbeton, Stahl Nichttragende Fassade: Holzrahmenbau-Elemente Bauzeit: März 2008 bis Juli 2009 Energiestandard: 40 kWh/(m²a) Bauträger: UmBauBüro UBB GmbH & Co. KG D-10119 Berlin Architektur: Susanne Scharabi D-10119 Berlin ı www.scharabi.de Wir geben Holz eine neue Dimension BS-Holzbauteile für den Ingenieurholzbau Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund Gerades Brettschichtholz aus dem Expressprogramm Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge Just-in-time-Lieferung frei Haus Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz Brettsperrholz (X-LAM) Großformatige, tragende Wand-, Decken- und Dachelemente für den Wohnungs- und Kommunalbau sowie für den Industrieund Gewerbebau in Größen bis zu 3,50 m x 18,00 m Statik: TSB Ingenieurgesellschaft mbH D-64285 Darmstadt ı www.tsb-ing.de Brandschutz: Ingenieurbüro Peter D-17291 Prenzlau ı www.ingenieur-peter.de Holzbau: Holzbau Hunold GmbH & Co. KG D-37327 Leinefelde ı www.holzbau-hunold.de www.mikado-online.de D a m 6 3 · 41372 Niederkrüchten Tel +49/2163/89 88 0 · Fax +49/2163/89 88 87 www.derix.de · [email protected] Industriestr. 24 · 49492 Westerkappeln Tel +49/5456/93 03 0 · Fax +49/5456/93 03 30 [email protected] 41 05 Baulücke London London David Grandorge 05 Projekt Baulücke 42 mikado edition 2013 05 Baulücke London Perfekte Passung London ist eine der am dichtesten bebauten Städte Europas. Freie Baugrundstücke gibt es hier kaum noch. Investoren müssen lange suchen und Kreativität entwickeln. Eine Möglichkeit ist die Umnutzung enger Hinterhöfe. Dabei zeigt der Holzbau seine Stärken. A nders als in vielen Gegenden Englands steigt in London die Nachfrage nach Wohnraum ständig an. Die Greater London Authority (GLA) verwaltet ihre 32 Stadtbezirke und rechnet damit, dass die Stadt bis 2031 einen Zuwachs von 1,5 Mio. Wohnungen haben wird. Das wären 33 000 neue Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich entstehen bisher jedoch nur etwa halb so viel. Tendenz: fallend. Um den Wohnungsmarkt kümmert sich in London die öffentliche Hand kaum. Er wird privaten Investoren überlassen. Die Zahl der Neubauten erreichte schon in besten Zeiten nicht die nötige Menge und ist wegen der Finanzkrise weiter geschrumpft. Hinzu kommt, dass die Baukosten in England die zweihöchsten in Europa sind – nach Monaco. Und Baugrund ist Mangelware. Selbst Restflächen gibt es kaum, geschweige denn große Neubaugebiete. So dehnt sich die Siedlungsfläche immer weiter ins Umland aus. Fehlender Baugrund zwingt zu neuen Wegen Um diesem Problem zu begegnen, befassen sich die Architekten des Londoner Büros SUSD intensiv mit dem Thema „kostengünstige Wohnbauten“ – und zwar nicht für die „Grüne Wiese“, sondern für innerständische „Nischen“: für brachliegende Grundstücke in Hinterhöfen und anderswo. Die zu finden ist nicht einfach, aber es gibt sie. Oft traut sich nur niemand so richtig an sie heran. Dachgeschoss Obergeschoss www.mikado-online.de Eine dieser Nischen fand SUSD in Harlesden im Nordwesten Londons, einem Stadtteil mit „hohem sozialen Konfliktpotenzial“. 2001 hatte er die höchste Mordrate Englands. Das Büro erwarb 2005 den 120 Jahre alten Bestand einer alten Industriebrache, die wegen ihres schlechten baulichen Zustands nicht mehr nutzbar war. Direkt von der High Street führt eine 2,59 m schmale Durchfahrt – der einzige Zugang – zum kleinen Hinterhof mit hufeisenförmig angeordneten Gebäuden, die alle bis zur Grundstücksgrenze reichten. Als sie abgerissen wurden, mussten die Rückwände erhalten bleiben, denn die Nachbarn hatten ihre Gebäude irgendwann einfach an sie angebaut, ohne selbst eigene Wände zu errichten. Unter dem Namen „Highwood Court“ sollten hier neun Häuser für Familien neu entstehen. Die traditionelle Massivbauweise kam dabei nicht in Betracht, denn zum einen erschwert die Enge des Bauplatzes die Lagerung von Baumaterial, zum anderen hätten Dauer, Lärm und Schmutz die Nachbarn empfindlich gestört. Die Wahl fiel deshalb auf vorgefertigte Holzelemente – per Lkw angeliefert und in wenigen Tagen montiert. Holz hat in England ein gutes Image. Zudem ist die Reduktion der CO2-Emissionen hier ein wichtiges Thema, denn England als Insel im Golfstrom befürchtet, die negativen Auswirkungen des Klimawandels früh und intensiv zu spüren. Die Sorge, dass Erdgeschoss 43 Baulücke London SUSD London 05 ▴▴Spannender Moment: Passt der 2,50 m breite Lkw mit den vorgefertigten Holzbau-Elementen in die 2,59 m breite Durchfahrt zur Baustelle im Hinterhof? Ideale Bebauungslösung war schon da Die Untersuchung verschiedener Bebauungsformen bezüglich Ausrichtung, Belichtung, Belüftung und Wohnfläche zeigte, dass die bestehende Gebäudeform mit Innenhof die beste Lösung darstellte. Außerdem schreibt das englische Planungsrecht Abstandsflächen vor, die eine dichtere Bebauung unmöglich machen. Mit der Fortführung der Bestandsform schufen die Architekten aber auch ein kommunikatives Ensemble mit dem Innenhof als zentralem Treffpunkt und Kinderspielplatz. Engländer lieben Reihenhäuser, und so sind auch die neun Gebäude vertikal organisiert. Alle Wohneinheiten haben einen eigenen Eingang und ein eigenes Dach, auch wenn die Grundfläche im Schnitt nur etwa 35 m² groß ist. Die Haupträume orientieren sich alle zum Innenhof. Da die Häuser breiter sind als tief, kann viel Tageslicht eindringen. Sanitäreinheiten und Treppen liegen in den rückwärtigen Bereichen. Vor die bestehende Außenwände zu den Nachbarn setzten die Planer neue Massivholzwände. Die Außentreppen, die unten auch als Sitzgelegenheit dienen, führen zu einem offenen Wohnbereich im ersten Obergeschoss. Dieser Gemeinschaftsraum bildet das Zentrum in jedem Haus. Die Zimmer im Erdgeschoss haben direkten Zugang zum Innenhof, sind als Kinderzimmer vorgesehen, lassen sich aber auch als Arbeitszimmer nutzen oder untervermieten. Der Belichtung und Belüftung von nur einer Seite wirkten die Architekten durch vertikale Einschnitte in die Kubatur des zweiten Obergeschosses entgegen. Als kleine Terrassen ausgebildet, strukturieren sie das Gesamtensemble. Gleichzeitig dringt dadurch auch mehr Licht in den Innenhof. Und die Terrassen brachten noch einen weiteren großen Vorteil: Obwohl in England aus Brandschutzgründen ein offenes Treppenhaus bei einem dreigeschossigen Haus normalerweise nicht zulässig ist, wurde es hier trotzdem genehmigt, weil die Feuerwehr zu den oberen Stockwerken auf die Terrassen anleitern kann. 44 mikado edition 2013 Zwei Arten von Holzelementen Die Holzelemente für die Häuser fertigte und lieferte ein nordrheinwestfälisches Holzbauunternehmen: Becker & Sohn aus Medebach. SUSD hatte es auf einer Baufachmesse in London kennengelernt und beauftragte es mit der Planung und Fertigung, nachdem eine längere Suche in England erfolglos blieb. Englische Holzbauunternehmen konnten die preislichen Vorstellungen und technischen Anforderungen nicht erfüllen. Zwei Element-Typen kamen zum Einsatz: für die Außenwände, Rückwände und Geschossdecken genagelte Bohlenstapel aus T-förmig gefrästen Holzbohlen, deren Hohlräume auch als Kanäle SUSD London das Königreich durch den steigenden Meeresspiegel allmählich versinken oder sich das milde Klima durch eine Veränderung des warmen Golfstroms plötzlich dramatisch abkühlen könnte, beschäftigt die Medien und politischen Parteien stark. ▴▴Zweimal 4,5 cm „Luft“ reichten. Allerdings brauchte der Lkw-Fahrer drei Stunden, bis er bei seiner ersten Lieferung hinten angekommen war Baulücke London David Grandorge 05 ▴▴Die neue Wohnanlage besitzt eine lebendige Dachlandschaft und fügt sich gut in das kleinteilige Ensemble ihrer deutlich älteren Nachbarschaft ein für die Elektroleitungen dienten; für die Innenwände kostengünstigere Holzrahmenbau-Elemente. Die Kombination ergab sich aus dem Wunsch nach sichtbaren Holzoberflächen im Inneren. Das ermöglichten die Bohlenstapel-Elemente ohne zusätzlichen Aufwand: Rohbau gleich Ausbau. Die verschalten und verputzten Holzrahmenbau-Wände stellen einen optischen Kontrast dar. Das englische Baurecht fordert eine Brandschutzbeschichtung für Holzoberflächen ohne Bekleidung, doch ein üblicher Anstrich hätte das Holz zugedeckt. Um dies zu vermeiden, stellten die Planer beim zuständigen „Building Control“ einen Antrag für eine alternative Lösung. Nach genauer Prüfung aller Details erlaubte das Amt schließlich, die Bohlenstapelwände raumseitig sichtbar zu lassen, allerdings unter der Bedingung, sie nach der Montage mit einem transparenten Brandschutzanstrich zu versehen. Fertigungs- und fahrtechnische Meisterleistungen Das Holzbauunternehmen entwickelte aus den Architektenplänen 3D-CAD-Modelle, die Grundlage für die Produktion der HolzElemente waren. Wegen der Enge des Bauplatzes wurde die Vorfertigung so weit wie möglich getrieben: mit Fenstern, Türen, Dampfsperre, Wärmedämmung und vertikaler Holzbekleidung. So musste vor Ort nichts zwischengelagert werden. Um die Passgenauigkeit der verwinkelten Geometrien zu überprüfen, legten die Holzbauer sämtliche Bauelemente gleich nach ihrer Fertigstellung erst einmal im Werk aus und testeten sie. Erst danach wurden sie in genau der Reihenfolge, in der sie später zu montieren waren, auf die Anhänger gestapelt und nach London geliefert. Die Anlieferung der Holzelemente stellte eine weitere Herausforderung dar: Der Einfahrtsbereich ist nur 2,60 m breit und niedriger als ein Lkw-Führerhaus mit Schlafplatz, das für die Überführung aus Deutschland notwendig ist. Deshalb stationierten die Planer ein zweites niedrigeres Führerhaus in England, das vor der Anlieferung das höhere ersetzte. Trotzdem: Bei der ersten Lieferung rangierte der Lkw-Fahrer drei Stunden, um sein 2,50 m breites Fahrzeug durch die 2,59 m breite Einfahrt zu schleusen. 45 mm „Luft“ standen ihm also auf jeder Seite zur Verfügung. Das reichte. Und für die letzte Lieferung benötigte er dann nur noch elf Minuten. www.mikado-online.de Im Hinterhof wurden die Elemente direkt vom Lkw auf ihre Position gehoben und montiert. Die Wandverbinder „Walco V“ von Knapp ermöglichten einen schnellen und reibungslosen Ablauf. In nur zwei Wochen stand der Rohbau, während die gesamte Bauzeit ein knappes Jahr betrug. Das Ergebnis der ruhig gelegenen Häusergemeinschaft überzeugt die Bewohner und spricht für die Planungsidee der Architekten. Der Holzbau konnte hier sein Potenzial ausspielen. Harlesden ist um ein schönes Wohnobjekt reicher. Vielleicht findet SUSD dort noch andere Nischen. Projekte dieser Art können London und seine Umgebung gut gebrauchen. Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪ Steckbrief Bauvorhaben: Wohnanlage „Highwood Court“ 9 Wohneinheiten in Hinterhof, Stadtteil Harlesden GB-London NW10 4SL Bauweise: Holzrahmen- und Bohlenstapelbauweise Bauzeit: Dezember 2008 bis Dezember 2010 Nutzfläche: 897 m² Umbauter Raum: 2342 m³ Bauherr/Projektentwickler/Architekt: SUSD Ltd. GB-London W11 1HG www.susd.co.uk Ausführung: Holzbau Becker & Sohn D-59964 Medebach www.becker.de 45 06 Baulücke Amsterdam 06 Projekt Baulücke Amsterdam setzt bei seiner Stadtentwicklung auf die gute alte Parzelle. Eine davon ist vom ersten niederländischen Passivhaus belegt. Das „Schwarze Haus“ (2. v. l.) ist aus Brettsperrholz errichtet 46 mikado edition 2013 m a d r e t s Am 06 Baulücke Amsterdam I See For You – Föllmi Photography Flammendes Plädoyer für Holz www.mikado-online.de 47 06 Baulücke Amsterdam ▴▴Ein mit Stahlseilen von der Decke abgehängter Baumstamm trägt eine organisch geformte Wohngalerie mit Glasbrüstung R esidenz 2.0 nennt Architekt Pieter Weijnen sein ungewöhnliches Holzwohnhaus in Amsterdam. Es steht auf Steigereiland, einer von sieben künstlich angelegten Inseln im Osten der Stadt. Der auch als „Schwarzes Haus“ bekannte Viergeschosser ist in eine typisch niederländische Baulücke mit 6 m Breite und 12 m Tiefe eingepasst. Es ist die weiterentwickelte Version eines Energiesparhauses, das Weijnen für seine Familie einige Jahre zuvor gebaut hatte: die Residenz 1.0. Schon diese galt als Paradebeispiel für den Einsatz nachhaltiger Technologien und war das „Aushängeschild“ der in den Niederlanden für energieeffizienten Wohnbau bekannten Faro Architekten. Weijnen war damals einer von vier Partnern, gründete dann aber mit Upfrnt ein eigenes Architekturbüro. Die Residenz 2.0 sollte die Ressourcen- und Energieeffizienz des ersten Hauses übertreffen und zudem hohe gestalterische Kreativität ausstrahlen. Brettsperrholz, ein Baum und alte Holzpfähle Als Baumaterial kam vor allem Holz zum Einsatz. Passgenau zugeschnittene Brettsperrholz-Elemente bilden die Hausabschlusswände, die Innenwände und die Geschossdecken. Das ganze Erdgeschoss ist eine offene, stützenfreie Wohnküche. Beim Betreten des „Schwarze Hauses“ steht man sofort mittendrin und staunt über die räumliche Großzügigkeit. Ein Zwischengeschoss ragt auf ▴▴„Shou Karamatsu-ban“: Drei Bretter sind zu einer Röhre zusammengebunden 48 ▴▴Der Baumstamm ist entrindet und seine Äste enden erst kurz vor der Fensterscheibe zum rückwärtigen Garten der einen Seite aus der Längswand und liegt auf der anderen auf einem von der Decke abgehängten Baumstamm – wie auf einer Schaukel. Der Baum stammt aus der benachbarten Prinsengracht, wo er wegen Restaurierungsarbeiten am maroden Quai gefällt werden musste. Als Weijnen das zufällig sah, wollte er ihn sofort für sein Bauprojekt haben – und bekam ihn. Bei der Errichtung der Tragstruktur wurden zuerst über zwei Geschosse hohe Wandtafeln an die Gebäudetrennwände gestellt und darauf „Decke – Wände – Decke – Dach“ gestapelt und montiert. Der Baumstamm ist von drei in Deckenebene eingebauten Stahlträgern abgehängt, die von Längswand zu Längswand spannen. Da sich die Decken und Wände nur zum Teil selber aussteifen, kamen zusätzlich zwei alte Balken zum Einsatz: ehemalige Holzpfähle vom Hafen, die dort zum Antauen der Schiffe dienten. Sie sind vor den Fassaden als diagonale Streben eingebaut und reichen über zwei Geschosse. Passivhausstandard durch Hightech-Elemente Um Passivhausstandard zu erreichen, setzte Weijnen auf Luftwärmetauscher in Kombination mit einer hochwärmegedämmten Gebäudehülle mit Dreifachverglasung sowie VakuumIsolations-Paneele (VIP) im Fundament und Aerogeldämmung in verschiedenen Fassadenbereichen im Dachgeschoss. So ist ▴▴Eingelegtes Papier bringt sie zum Brennen, sodass sich innen die gewünschte Kohleschicht bildet mikado edition 2013 ▴▴Ist die Kohleschicht dick genug, wird die Verbindung geöffnet und das Feuer gelöscht 06 Baulücke Amsterdam ▴▴Die mächtigen Holzbalken standen früher an einer Schiffsanlegestelle und steifen nun das Haus in Querrichtung aus in die Außenwände eine 30 cm dicke Holzfaserdämmschicht integriert und die Dachelemente aus Doppel-T-Holzträgern sind mit 40 cm Zellulosedämmung ausgeblasen. Mit einer präzisen Detailplanung ließen sich Wärmebrücken vermeiden und alle Wand- und Deckenanschlüsse luftdicht ausführen – bis hin zur „bestgedämmten Katzenklappe der Welt“. Ein 2 m unter dem Haus eingebauter Sole-Erdreich-Wärmetauscher wärmt die Außenluft vor, bevor sie in die Innenräume strömt. Solarkollektoren und ein Pelletsofen ergänzen die Heizmöglichkeiten. Alles in allem unterschreitet das Wohnhaus im Endverbrauch sogar den Passivhausstandard. Um Wärmeenergie speichern zu können, erhielten einige Wandflächen einen 2 cm dicken Lehmputz, andere 2,5 cm dicke Lehmbauplatten. Teilweise wurden dabei auch sog. „Phasenwechselmaterialien“ (PCM – Phase Change Materials) integriert. Die nehmen Wärme erst ab einer Temperatur von 23 °C auf, dann aber schlagartig sehr viel, und geben die gespeicherte Wärme wieder ab, sobald die Temperatur unter 23 °C fällt. 2,5 cm Lehmbauplatte mit 30 % Latentwärmespeicher PCM entsprechen dem Wärmespeichervermögen einer 18 cm dicken Betonwand. Das Flachdach ist als nutzbare Terrasse gestaltet, dient aber auch der Energiegewinnung. Zum einen sorgen rund 20 m2 VakuumRöhren-Kollektoren, die in die Brüstungen eingebaut sind, für die Erwärmung des Brauch- und Heizwassers, das dann in zwei Tanks gespeichert wird und die Niedertemperatur-Fußbodenheizung versorgt. Zum anderen erzeugen zwei DonQi-Windturbinen auf dem Dach elektrischen Strom – in den windreichen Niederlanden ein effizientes Konzept. 2010 erhielt das Gebäude das Passivhauszertifikat – das erste in den Niederlanden. Abgeflammte Lärchenholzbretter für die Fassade Große, unsymmetrisch verteilte Fenster und schmale, teils über die gesamte Fassadenbreite laufende Glasbänder geben dem Gebäude ein unverwechselbares Gesicht. Wo die einzelnen Etagen liegen, erschließt sich von außen nicht so schnell. Die Scheiben liegen tief zurückversetzt in der Fassade, sodass die Sonne im Sommer nicht in die Räume eindringen kann. Manuell zu öffnende Lüftungsklappen ermöglichen die Zufuhr frischer Luft. Als Fassadenbekleidung wählte Weijnen Lärchenholzbretter. Ihre Oberfläche ist abgeflammt – eine Technik, die in Japan eine lange Tradition hat und vereinzelt heute noch angewendet wird. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die verkohlte obere Schicht www.mikado-online.de 49 I See For You – Föllmi Photography ▴▴Im Erdgeschoss bilden orange gestrichene Simsbretter zu den verkohlten Fassadenbrettern einen reizvollen Kontrast ▴▴Nur die Arbeitsgalerie und ein Kinderzimmer besitzen großfläche Fenster mit weiß gestrichenen Rahmen das Holz konserviert und einen natürlichen Schutz gegen Pilze und Mikroben bildet. Chemischer Holzschutz, ein Farbanstrich und deren regelmäßige Erneuerung können so komplett entfallen. Weil die Technik des Shou Karamatsu-ban, also des kontrollierten Einbrennens von Holzbrettern, in den Niederlanden – wie wohl auch im restlichen Europa – völlig unbekannt war, reiste Weijnen mit seinem Bauunternehmer extra nach Japan auf die Insel Naoshima. Dort gibt es viele Häuser mit „verkohlten Oberflächen“. Ihre Bewohner gaben an, dass Shou-Karamatsu-Fassaden 40 bis 80 Jahre ohne Nachbehandlung überstehen. Als rein organisches Material lassen sich die Bretter am Ende der Lebensdauer des Hauses nach dem Abriss wieder in den natürlichen Kreislauf aufnehmen. Die Fassadenbretter flammte der Architekt mit seinem Bauteam selber. So lange, bis eine 3 bis 4 mm dicke Kohleschicht vorhanden war. Die japanische Vorgehensweise, je drei Bretter zu einer dreieckigen Röhre zusammenzubinden und sie mit hineingestecktem Papier für die gewünschte Verkohlung zu entzünden, wollte man auf der Baustelle lieber nicht praktizieren, um es sich nicht mit den zukünftigen Nachbarn zu verscherzen. Längsschnitt Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪ Steckbrief Bauprojekt: Viergeschossiges Stadthaus„Residenz 2.0“/ „Schwarzes Haus“ ı NL-1086 ZV Amsterdam Bauweise: Brettsperrholz mit vorgehängten Fassadenelementen Schlafzimmer Bad Gästezimmer Energiebedarf: Passivhausstandard Bauzeit: Dezember 2008 bis August 2009 Baukosten: 550 000 Euro Kinderzimmer Kinderzimmer Nutzfläche: 248 m² Umbauter Raum: 990 m³ Technik Bauherren: Pieter Weijnen & Renske Feikema Wohngalerie Arbeitsgalerie Essküche 50 mikado edition 2013 Architektur: Upfrnt – the cooperative for up-architecture Pieter Weijnen ı NL-1021 JT Amsterdam www.upfrnt.com Tragwerksplanung: Pieters Bouwtechniek ı NL-3526 AR Utrecht www.pietersbouwtechniek.nl Fassade: Timmerfabriek Overbeek ı NL-7483 PB Haaksbergen www.tifaoverbeek.nl 07 Aufstockung Köln Köln Archplan 07 Projekt g n u k c o t s f Au ▴▴Die ein- und zweigeschossigen Aufstockungen sind sowohl durch ihre orange Farbe als auch durch ihre leichte Auskragung sofort erkennbar Arbeitersiedlung macht sich schick Die Gebäude der in den 1950er-Jahren für die Arbeiter der Ford-Werke errichteten Wohnsiedlung erhielten im Rahmen ihrer Sanierung ein bis zwei neue Geschosse. Das wertete den Stadtteil optisch und sozial auf. www.mikado-online.de 51 Aufstockung Köln archplan 07 ▴▴Alt und Neu sind deutlich erkennbar: Die Aufstockungen sind orange, die großzügigen Balkone vor das Bestandsgebäude gestellt und mit orangefarbigen Flächen akzentuiert. Die Fenster des Bestandsgebäudes wurden durch Entfernen der Brüstungen vergrößert, um die Wohnqualität zu erhöhen W ie so viele Siedlungen der 1950er-Jahre befindet sich auch die Fordsiedlung im Kölner Stadtteil Niehl im Umbruch: Die Erstbezieher verschwanden altersbedingt, der technische Standard und die Ausstattung – oft noch mit Kohleöfen und ungedämmten Wänden – war nicht mehr zeitgemäß, die durchschnittlich 46 m² Wohnfläche für Familien zu klein. So entschied sich der Eigentümer der Siedlung, die LEG Rheinland Köln GmbH, zur umfassenden Sanierung und Nachverdichtung. Die Bewohnerstruktur sollte dabei möglichst erhalten bleiben, ebenso der alte Baumbestand. Damit war die Richtung der Gebäudeerweiterungen klar: nach oben. „Die Aufstockungen dienten zum einen dazu, den Wohnflächenbestand der Siedlung deutlich zu erhöhen, zum anderen dazu, größere und familienfreundlichere Wohnungen zu schaffen, um die soziale Bandbreite der alteingesessenen Mieter zu erweitern“, erläutert Joachim Seinecke vom federführenden Architekturbüro Archplan. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Gründe hatten zur Entscheidung geführt, die marode Bausubstanz zu sanieren und nicht abzureißen. Aufgrund der innenstadtnahen Lage und großzügiger Grünflächen waren sich Bauherr und Planer einig, dass sich die Investitionen langfristig rechnen. Die Wohnfläche der Siedlung erweiterte sich um 43 % von 14 200 m² auf 21 300 m². Einige der ursprünglich 300 Wohneinheiten wurden zusammengelegt, 81 neue Wohneinheiten durch die Aufstockungen geschaffen, darunter 13 Maisonetten. Aufstockungen kragen seitlich 45 cm aus Schon heute – die Bauarbeiten sind aktuell in vollem Gange – könnte der optische Unterschied zwischen den alten und den frisch renovierten Gebäuden nicht größer sein: Während den grauschmutzigen Häusern aus den 1950er-Jahren ihr Alter deutlich anzusehen ist, leuchten die bereits renovierten Bauten mit ihren roten Aufbauten dem Besucher schon von Weitem entgegen und signalisieren: Hier steht etwas Besonderes. 52 mikado edition 2013 „Wegen der geringen Lastreserven der dreistöckigen Bestandsbauten war nur eine Ergänzung in leichter Bauweise möglich, also fast zwangsläufig in Holzbauweise“, erläutert Seinecke. „Außerdem sichert die Bauweise mit vorgefertigten Großelementen einen schnellen Bauablauf und damit auch einen hohen Schutz gegen Wasserschäden während der Bauphase.“ Da die obersten Geschossdecken nicht ausreichend für die Belastung durch Wohnen ausgelegt waren, wurde auf die tragenden Wände eine neue Decke aus Brettsperrholz-Platten aufgelegt. Sie kragt um rund 45 cm aus, was auf zwei Gründe zurückzuführen ist: Zum einen verlaufen die in den 1950er-Jahren schnell und preisgünstig hochgezogenen Außenwände nicht präzise, sodass ein bündiger Fassadenanschluss zwischen „schlingernden“ Mauerwänden und geraden Holzwänden kaum möglich gewesen wäre. Zum anderen wird dadurch die neue Wohnfläche nochmals ein wenig größer – insgesamt um fast 1000 m2. Vorgefertigte Holzelemente in drei Tagen montiert Die Fertigung und Montage der Holzaufbauten führte das oberbayerische Holzbauunternehmen Huber & Sohn durch. Das ging schnell und dauerte meist nur drei Tage pro Gebäude: Am ersten Tag montierten die Zimmerer die Schwellenbohlen auf der Mauerkrone der tragenden Bimssteinwände. Auf diesen verlegten sie etwa 10 m lange und 2,50 bis 3,00 m breite Elemente aus Brettsperrholz, die die Bodenplatte der neuen Geschosse bilden. Am zweiten Tag bauten sie die Holzrahmenwände auf, die bereits mit Dämmung und Innen- wie Außenbeplankung angeliefert wurden. Am dritten Tag brachten sie die Decke aus BrettsperrholzElementen auf. Danach schloss der Dachdecker das Pultdach mit einer Stehfalzdeckung aus Aluminiumbahnen. Die Brettsperrholz-Elemente der Böden und Decken weisen eine Stärke von 16,5 bis 18 cm auf. Die Holzrahmenwände sind etwa 40 cm dick und besitzen 30 cm Mineralwolldämmung. Um während der Montage Wassereinbrüche in die unteren, bereits Aufstockung Köln ▴▴Im Luftbild sind die elf modernisierten und aufgestockten Gebäude gut zu erkennen. Acht erhielten an einem Ende zwei Geschosse teilweise renovierten Wohnungen zu vermeiden, montierten die Zimmerer jeden Abend über der noch offenen Holzkonstruktion ein leicht geneigtes Notdach, bestehend aus Kanthölzern und stabilen, gewebeverstärkten Planen. Dieser doch recht hohe Aufwand war trotz einer Bitumenschicht auf der obersten Decke der Altbauten notwendig, da die Leitungsschächte die Abdichtung immer wieder unterbrachen. Eine Abdeckung nur mit Planen war wegen der hier teilweise sehr heftig wehenden Winde zu riskant. Gipsfaserplatten sorgen für den Brandschutz Eine doppelte Lage Gipsfaserplatten kapselt innenseitig alle konstruktiv tragenden Wände – auch in den Laibungen der Wanddurchbrüche. Den Planern war die konsequente Umsetzung des Brandschutzkonzepts auch in den kleinsten Details ein Anliegen, um mit einem mustergültig errichteten Holzbau die Akzeptanz und das Vertrauen in diese Bauweise zu erhöhen. Erreicht haben sie F60, wobei spätere Versuche der TU München zeigten, dass die Konstruktion den Anforderungen an F90 gerecht wird. Energiekonzept senkt Nebenkosten deutlich Vor der Sanierung gaben die Bewohner jeden Monat zwischen 1,50 und 3,00 Euro/m² Wohnfläche allein für die Heizung aus. Hinzu kamen dann noch die Kosten für die Warmwasserbereitung über Elektrodurchlauferhitzer. Planer und Bauherr schätzen, dass die Sanierung die Kosten für Heizung und Warmwasser auf etwa 0,80 Euro/m² verringert. Drei Nahwärmezentralen und Sonnenkollektoren sorgen für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Die Wohnungen erhielten Niedertemperatur-Heizflächen, die für eine Rücklauftemperatur von maximal 35 °C sorgen, was einen guten Wirkungsgrad bewirkt. Lüftungsanlagen mit kontrollierter Zu- und Abluft – in den Aufstockung zusätzlich mit Wärmerückgewinnung – ergänzen das haustechnische System. archplan Viessmann 07 ▴▴So sah die Ford-Siedlung vor ihrer Erneuerung aus: für den Nachkriegswohnungsbau typische dreigeschossige Zeilenbauten ohne Balkone Steckbrief Bauvorhaben: Erneuerung Ford-Siedlung mit Aufstockungen D-50735 Köln-Niehl Bauweise Aufstockung: Holzrahmenbau, Brettsperrholz Wärmeenergiebedarf Aufstockung: 40 kWh/(m²a) Bauzeit: Anfang 2008 bis Ende 2009 Nutzfläche Aufstockungen: 7100 m² Bauherr: LEG Wohnen Köln GmbH D-50676 Köln www.leg-nrw.de Architektur, Statik und Bauphysik: Archplan GmbH D-48157 Münster www.archplan.de Bauleitung: B+O GmbH + Co. KG D-81373 München www.bo-wohnungswirtschaft.de Holzbau: Huber & Sohn GmbH & Co. KG D-83549 Bachmehring www.huber-sohn.de Dipl.-Holzw. Stephan Klein, Bonn ▪ www.mikado-online.de 53 08 Aufstockung Berlin Höhlenartig und vernetzt D ie ehemalige Textilfabrik nahe dem Berliner Alexanderplatz stammt aus dem Jahr 1910. Vor Kurzem wurde sie aufwendig saniert: mit futuristischer Inneneinrichtung, auf Effizienzhaus-55-Standard – und auf „e-wohnstandard“, wie das der Projektentwickler „di-Vision“ nennt. Gemeint ist damit eine IT-basierte Steuerung aller technischen Anlagen und Geräte. Ziel ist das Verschmelzen von Architektur, Design und Technik zu einer komfortablen Einheit. Die „Projekt 4“ genannte Modernisierung demonstriert das auf über 2500 m2. Im Erdgeschoss befindet sich ein Showroom, in dem Interessierte die Vision „e-wohnen 2022“ sinnlich erleben und testen können. Im 1. bis 5. Obergeschoss befinden sich 32 barrierefreie Wohnungen mit integrierten „Wohnskulpturen“ zum Sitzen und Liegen. Im 6. Obergeschoss befindet sich das Penthouse. Es orientiert sich in seiner Formensprache an der Inneneinrichtung. Holzrahmenbau mit futuristischen Rundungen Genutzt wird das 340 m2 große Penthouse von einer Medienagentur. Für sie ist das „e-büro der zukunft“ mit Blick auf den Alex ein inspirierendes Ambiente, das die Kreativität der Mitarbeiter fördert und Kunden verblüfft. Hergestellt ist dieses Geschoss in Holzrahmenbauweise. Das 54 geringe Gewicht war hier gar nicht entscheidend, vielmehr die kurze Montagezeit und die trockene Bauweise. „Aus statischer Hinsicht war die Penthouse-Etage kein Problem“, erläutert Ruben Czempin, der für die statische Berechnung zuständig war. „Die Bauordnung hatte gefordert, dass das vorhandene Notdach des Gebäudes aus der Nachkriegszeit entfernt und eine neue Fertigteildecke aus Beton eingezogen wird. Auf dieser neuen Decke, die zugleich den Brandschutz von F90 erfüllt, ließ sich der Holzbau problemlos positionieren.“ Bautechnisch ist der „konvexe Dachkörper“ eine übliche HolzrahmenbauKonstruktion. Vorgefertigt wurde sie bei der „Fertighaus-Produktionsgesellschaft Freiwalde“ in Bersteland, einem Tochterunternehmen der Hanlo-Gruppe. „Die tragenden Teile sind überwiegend in Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz ausgeführt, manchmal aber auch in Stahl“, erklärt Lars Köhler, der dort als Ingenieur tätig ist. „So nimmt z. B. im Übergang vom Flachdach zum Runddach ein Stahlträger die Lasten auf und dient dem kraftbündigen Anschluss der vorgebogenen Brettschichtholz-Bogenbinder. Die horizontale Geschossaussteifung erfolgt über Wand- und Deckenscheiben in Holzrahmenbauweise.“ Die 3 m hohen Außenwände bestehen aus einer 160 mm dicken HolzrahmenbauKonstruktion, die auf der Außenseite mikado edition 2013 Gallandi/Knauf Früher wohnten ganz oben die Armen, heute gilt eine tolle Aussicht als Luxus. Für Kreative ist sie inspirierend. In Berlin entstand deshalb auf dem Dach einer ehemaligen Textilfabrik ein ungewöhnliches Penthouse. Aufstockung Berlin ng Aufstocku 08 Projekt 08 Berlin www.mikado-online.de 55 08 Aufstockung Berlin ▴▴Die orangen Sitzbänke betonen die halbrunden Abschlusswände ▴▴Auch die vertikalen Kanten der Einbauten sind oft gerundet mit „Diamant-Platten“ beplankt ist und zur Innenseite eine Dampfbremse, eine 60 mm dicke Installationsebene und ebenfalls 12,5 mm dicke „Diamant-Platten“ besitzt. „Für den Einsatz im Holzbau ist die Platte ideal“, meint Reinhold Wiegard vom Hersteller Knauf. „Zum einen ist sie als Aussteifung nach DIN 1052:2004-08 zugelassen, zum anderen kann sie als Untergrund für ein Wärmedämmverbundsystem dienen, ist mechanisch hoch beanspruchbar und im Brandschutz mit F90 überzeugend.“ Flachdachdecken und einige tragende Innenwände vervollständigen das statische Gesamtsystem. „Im Hinblick auf den Brandschutz mussten wir zwei unterschiedliche Qualitäten erreichen. Während für die Dachdecke über Treppenhäusern F90-B gefordert war, sind die normalen Dachdecken, Außenwände und tragenden Innenwände in F30-B-Qualität ausgeführt. Für die Dachkonstruktion wurde die standardisierte Hanlo-Wohndecke modifiziert“, erläutert Köhler die Konstruktion. Die vorgefertigten Elemente basieren auf 220 mm hohen Sparren. Außen besitzen sie eine 24 mm dicke Rauschalung in den gerundeten Bereichen bzw. gleich dicke OSB-Platten in den ebenen Bereichen, darüber eine vor Ort aufgebrachte Gefälledämmung. Innen wurden auf einer Dampfsperre eine 40 mm dicke Lattung aufgebracht und auf dieser 12,5 mm dicke Gipskartonplatten. Für die Montage der vorgefertigten Holzelemente brauchten fünf Zimmerer eine Woche. Da es galt, die bis zu 12 m langen Elemente mit einem Spezialkran auf 22 m Höhe zu hieven und dort exakt zu montieren, war der Vorfertigungsgrad nicht wie bei einem Fertighausbau ausgereizt worden. Der Einbau von Fenstern, die Anbringung des Vollwärmeschutzes, die Ausführung der Dachhaut sowie die Anschlüsse im Bereich Terrasse und Bestand erfolgten vor Ort durch die entsprechenden Gewerke. Berg in eigener Regie mit Partnern aus der Industrie realisiert – allesamt Gebäude aus der Gründerzeit. Inzwischen hat eine private Investorengruppe das komplett entkernte Fabrikgebäude nach Fabarius` Vorstellungen umgebaut. Bauliche, haustechnische und steuerungstechnische Komponenten sind fein aufeinander abgestimmt: eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle, dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, ein Anschluss ans Fernwärmenetz, Einzelraumregelungen für die Flächenheizung und -kühlung, ein individuelles Lichtmanagement, eine intelligente Wohnungsvernetzung. Für die Architekten stand aber weniger die technische Ausrüstung selbst im Vordergrund, sondern die Aufgabe, sie sinnvoll in die ästhetisch anspruchsvollen Innenräume zu integrieren, sodass ein stimmiges und richtungsweisendes Wohnkonzept entsteht. Arbeit und Wohnen gehen fließend ineinander über, müssen sich bei Bedarf aber auch trennen lassen. Eine dynamisch geformte „Wohnskulptur“ ist der Mittelpunkt in einer offenen Raumfolge und inszeniert die Funktionen. Auch das Design der Deckenebene mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen gibt jeder Wohnung einen besonderen Charakter. Grundidee: Organische Formen mit viel Technik Initiator des ungewöhnlichen Projekts ist der Medienunternehmer Dirk Fabarius. Seine Motivation waren eigene Erfahrungen bei der Wohnungssuche in Berlin: „Nirgends habe ich eine Wohntechnologie vorgefunden, die ich eigentlich als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt habe, wie z. B. Netzwerkanschlüsse oder zentral steuerbare Lampen. Da reifte in mir der Entschluss, selbst einen Wohnstandard zu kreieren und auf dem Markt zu etablieren.“ Seit 2005 hat Fabarius drei Projekte im Stadtteil Prenzlauer 56 mikado edition 2013 Trockenbau: Eleganz mit effektivem Schallschutz „Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur, sondern dient uns als multifunktionale Ebene für die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen Anforderungen“, erläutert Architekt Fernando Montojo. Doch natürlich war auch der Brandschutz eine zentrale Aufgabe. Die Decken der ehemaligen Fabriketagen bestehen aus Ziegelsteinen mit Stahleinlagen, eine heute vergessene, zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber verbreitete Konstruktion, „Stahlsteindecke“ oder auch „Kleinesche Decke“ genannt. Sie wurden nun von unten mit Feuerschutzplatten auf F90-Niveau ertüchtigt. Zum Einsatz kam dabei die „Fireboard“ von Knauf. Die Decken besitzen gefaltete Lichtvouten, die Wände elegante Schwünge und Rundungen. Um die Räume flexibel nutzen zu können, sind Schiebetürelemente mit zargenloser Laibung eingebaut. Da das Gebäude für seine Bewohner eine Rückzugsoase sein soll, ist eine Qualität ganz wichtig: Ruhe. Dafür sorgen Flur- und Wohnungstrennwände mit einem Doppelständer-Wandsystem, direkt auf dem Rohboden bzw. an der Rohdecke befestigt, um die 08 Aufstockung Berlin Steckbrief Bauprojekt: Umbau und Aufstockung einer ehemaligen Textilfabrik „e-wohnen der zukunft – Projekt 4“ / „Living Factory 2.0“ D-10405 Berlin ı www.mendelssohn27.de Bauzeit: Gesamtprojekt: September 2009 bis Dezember 2011 Penthouse: Juni 2010 bis November 2011 Bauherr: di-Vision ı bau-medien-projekte GmbH D-10405 Berlin ı www.e-wohnen-der-zukunft.de ▴▴Ein dezenter Touchscreen dient zum Steuern der Haustechnik Architektur: hmp hertfelder & montojo ı planungsgesellschaft mbH D-10119 Berlin ı www.hertfelder-architekturbuero.de Holzbau-Unternehmen: fertighaus-produktionsgesellschaft Freiwalde mbH D-15910 Bersteland ı www.fhp-freiwalde.de Schallnebenwege deutlich zu reduzieren. Mit einem Dämmwert von 65 dB übertreffen sie die Mindestanforderung nach DIN 4109 um 12 dB. Zum Vergleich: Ein um 10 dB erhöhter Schallpegel wird als Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Eine dermaßen hohe Wohnqualität findet schnell ihre Liebhaber. Und die sind dann auch bereit, dafür etwas mehr als das Übliche zu bezahlen. Trockenbau-Produkthersteller: Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen ı www.knauf.de Helga Hofmann, Mannheim ▪ primolam ® Massivholz-Wandsystem von Weinberger ¦ neu entwickeltes Brettsperrholz-Wandsystem ¦ massiver Wandkern mit hoher Statik bereits bei dünnen Wandstärken ¦ bis zu 10 % weniger Verschnitt ¦ bei Sichtqualität Blockhausoptik möglich Garantiert formaldehydfreie Verarbeitung! ¦ kurze Lieferzeiten und günstige Transportkosten 3()& NErtimUent im So ***** . ERTL WERBEGMBH Abbund – Elementbau – Wintergärten Weitere Infos unter www.abbund.de 74427 Fichtenberg · Stöckenhofer Sägemühle 07613 Heideland · Schortentalstraße 22a Tel. 07971/95 05-0 · Fax 07971/95 05-20 [email protected] · www.abbund.de 09 Aufstockung München Zentrale Lage, toller Ausblick 58 mikado edition 2013 09 Aufstockung München 09 München Die zweigeschossige Dachwohnung im Münchener Bahnhofsviertel entstand im Rahmen einer ehrgeizigen Totalsanierung des 1950er-Jahre-Baus. Vorher war er eine Energieschleuder, nun erreicht er fast Passivhausniveau. Das sieht man ihm von außen gar nicht an. W ohnen mitten im bunten Münchener Bahnhofsviertel, in der Landwehrstraße neben dem Deutschen Theater, 240 m2 Wohnfläche, eine großzügige Dachterrasse und einen Blick über die imposante Dachlandschaft der Innenstadt – was kann sich ein Bauherr mehr wünschen? Und doch hatte Michael Wieninger, Geschäftsführer des Projektentwicklers „Marc Aurelius“, einen anderen Beweggrund, als er sich entschloss, das Wohn- und Geschäftshaus in der Landwehrstraße zu erwerben, zu modernisieren, aufzustocken und mit einem Neubau im Innenhof zu erweitern: Er wollte ein Beispiel setzen und den horrenden Energieverbrauch des Gebäudes deutlich senken. Rund 30 kW/(m2a) Heizenergie brauchte der heruntergekommene Nachkriegsbau vor seiner Modernisierung – danach dann nur noch 1,6 kW/(m2a). Fast Passivhausstandard also, ohne seinen 1950er-Jahre-Charme eingebüßt zu haben. 240 m² Dachwohnung mit Panoramablick Die untere Ebene der auf zwei Etagen verteilten Dachwohnung ist weitgehend offen: Rund 95 m2 stehen allein dem Wohnen, Essen und Kochen zur Verfügung. Ein Gästebad, eine Abstellkammer und ein Hauswirtschaftsraum ergänzen den Grundriss. Zum Innenhof öffnet sich der Wohnbereich mit einer großzügigen Dachterrasse, zur Straßenseite mit einem Balkon. Eine einläufige Eichenholztreppe aus freitragenden Stufen auf zwei schlanken Holmen führt nach oben ins „Studio“. Von hier aus werden zwei Kinderzimmer – eines davon mit eigenem Bad – und der Elterntrakt erschlossen. Der besteht aus einem großen Schlafzimmer, einer Ankleide und dem „Masterbad“. Weil die Stadt München auf der zweiten Dachgeschossebene keinen Balkon erlaubt, baute der mit Planung und Bauleitung beauftragte Architekt Detlef R. Böwing ein 2,60 × 1,70 m großes PanoramaDachfenster ein. Wünschen die Bewohner „Balkon-Feeling“, fahren sie die drei Elemente per Elektromotor in eine im Dach integrierte Box, sodass sie vollständig aus dem Blickfeld verschwindet. Eine Glasbrüstung sorgt für die Absturzsicherung. Dachsparren erhalten biegesteifen Knick Knauf Gips KG/Ducke 09 Projekt ng u k c o t s f u A Aufstockung München www.mikado-online.de Auch die Dachkonstruktion selbst ist ungewöhnlich. Zwar handelt es sich vom Prinzip her um einen klassischen Pfettendachstuhl, doch die Dachfläche macht auf halber Höhe einen Knick – und an dieser Stelle gibt es keine Zwischenpfetten. Die Knicke sind mit Stahlplatten und Schraubbolzen biegesteif ausgeführt. Aus baurechtlichen und statischen Gründen sind zudem die Dachneigungen auf den beiden Seiten unterschiedlich. 59 09 Aufstockung München ▴▴In der oberen Ebene erschließt das zentrale „Studio“ die einzelnen Schlafräume und Badezimmer ▴▴Eine elegante Holztreppe verbindet die große „Wohnhalle“ der unteren Ebene mit dem darüberliegenden „Studio“ Querschnitt Steckbrief Bauprojekt: Modernisierung, Erweiterung und Aufstockung eines Wohn- und Geschäftshauses D-80336 München www.landwehr16.de Studio Wohnhalle Schlafen Küche Dachterrasse Bauweise der Aufstockung: Pfettendachstuhl mit geknickten Sparren Bestand 4. OG Bauzeit des Gesamtgebäudes: Mai 2008 bis November 2009 Wohnfläche der Dachwohnung: 240 m² Bauherr: Marc Aurelius GmbH & Co. KG D-80336 München ı www.marcaurelius.de Architektur: Detlef R. Böwing D-80639 München ı www.boewing.info Haustechnik: Friedrich Hamp in Kooperation mit Hans Metz D-80992 München ı www.ib-hamp.de Holzbau: Hallertauer Wohnbau D-81085 Langquaid ı www.hallertauer-wb.de Trockenbau Produkthersteller: Knauf Gips KG D-97346 Iphofen ı www.knauf.de 60 Bestand 3. OG Bestand 2. OG Bestand 1. OG Gastraum EG Veranstaltungsraum UG mikado edition 2013 Küche 09 Aufstockung München HVP-Verbinder, Pfostenträger und Balkonsäulen Die beste Verbindung HVP-Verbinder Zweiteilige Verbinder aus Alu eloxiert für die perfekte und stabile Verbindung von Nebenträgern mit dem Hauptträger oder Stützen. Diese SchwerlastVerbinder können schnell und präzise verarbeitet werden. Die Vorteile: s Tragfähigkeit von 3,7 - 288 KN s Flexibel einsetzbar: Für Kleinprojekte wie Carports, bishin zu Großprojekten wie Sportbauten und Lagerhallen s Bis zur Nutzungsklasse 2 anwendbar s Durch Eloxierung abriebfest s Auch für Beton- und Stahlanschluss Pfostenträger ▴▴Der Kochbereich liegt in der unteren Ebene und öffnet sich zur Dachterrasse auf dem neuen Hofgebäude Die Decke zwischen den beiden Ebenen ist in Stahlbeton ausgeführt und lastet mit Stahlstützen schräg auf der Außenwand ab. Die Firstpfette besteht aus einem nur an vier Punkten aufgelagerten, 20/38 cm großen Leimbinder. Die nur am First und an den Fußpunkten aufgelagerten Sparren sind ebenfalls Leimbinder und messen 12/26 cm sowie 10/26 cm. Trotz der ungewöhnlichen Formen gab es keine ausgeklügelten Detailplanungen, sondern viel Improvisation. „Wir haben die meisten Details mit Zimmererblei direkt auf der Baustelle aufgezeichnet. So hatten wir immer aktuelle Maße und konnten alle Eventualitäten einbeziehen“, schmunzelt Böwing. Außen ist die Dachkonstruktion mit Weichfaserplatten beplankt. Zwischen den Sparren dämmt ein 200 mm dicker Klemmfilz. Luftdichtigkeit garantiert das unterhalb der Sparren montierte System „LDS“ von Knauf. 15 mm starke Feuerschutz-Platten des gleichen Herstellers bekleiden es auf einer Lattung. Alle Trennwände sind Trockenbaukonstruktionen, die mit mechanisch extrem beanspruchbaren 20 mm dicken „Diamant-Platten“ beplankt sind und hohe Schallschutzqualitäten bieten. Stabile und hochwertige Pfostenträger, die schnell und präzise verarbeitet werden können. Diese äußerst robusten Pfostenträger gibt es in verschiedenen Varianten. Ob zum Aufdübeln, zum Einbetonieren oder als Säulen-Pfetten Verbindung. Die Vorteile: s Beste Korrisionsbeständigkeit s Glatte und homogene Oberfläche s Schichtstärke 8-10 µm s Hohe Oberflächenhärte Siemensstraße 26 D-84051 Altheim Tel.: +49 (0) 8703 / 93460 E-Mail: [email protected] www.pitzl.de Haustechnikkonzept senkt Energiebedarf Krönung der Modernisierung ist das ausgetüftelte Energiekonzept. Neben einer dicken Wärmedämmung und Fenstern mit Wärmeschutzverglasung besitzen die Wohnungen nun Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Das reduzierte den Energiebedarf um rund 85 Prozent. Die restlichen 15 Prozent decken eine große thermische Solaranlage und eine Grundwasser-Wärmepumpe ab. Überschüssige Wärmeenergie wird in zwei Pufferspeichern und in rund 450 t Beton gespeichert: Alle neuen Wände wurden dafür mit Absorberleitungen durchzogen. An die Räume wird die Wärme über Fußbodenheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur abgegeben. Im Sommer kehrt sich das System um, kühlt die Räume und speichert die überschüssige Wärme. Cool. Christine Ryll, München ▪ www.mikado-online.de 61 Sanierung Augsburg Ran an die Betonkisten Vorgefertigte Holzrahmenbauelemente sind bei energetischen Modernisierungen eine sinnvolle Alternative zu konventionellen Wärmedämmverbundsystemen – vor allem, weil sich dabei auch relativ einfach zusätzlicher Wohnraum gewinnen lässt. 62 mikado edition 2013 Sanierung 10 Projekt 10 g r u b s g u A 10 Sanierung Augsburg Eckhart Matthäus Sanierung Augsburg ▴▴Ein Kran hebt die in Holzrahmenbauweise vorgefertigen Großelemente zu ihrer Einbauposition, wo sie die Zimmerer in einer halben bis dreiviertel Stunde montieren D as Gebäude in der Grüntenstraße am Ostrand Augsburgs war ein für die 1970er-Jahre typischer Mietwohnungsbau: sechs Geschosse, 60 Wohneinheiten, Stahlbeton, Ziegel, Putz, keine Wärmedämmung, dafür Wärmebrücken – kurz: eine Energieschleuder. Nun wurde es saniert – mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb als Teil des bayerischen Modellvorhabens „e%Energieeffizienter Wohnungsbau“. Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Innenministerium suchte praktikable Lösungen, förderte deren Realisierung, ließ diese wissenschaftlich begleiten und dokumentieren. Ein derart hoher Qualitätsanspruch, gepaart mit großem Know-how-Gewinn für künftige Projekte, war für den Bauherrn, die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBG, äußerst reizvoll. Erweiterung des Wohnraums als Zusatznutzen Eckhart Matthäus 10 www.mikado-online.de ◂◂Der sechsgeschossige 1970er-Jahre-Bau hat nach der Modernisierung der Fassade einen deutlich reduzierten Wärmeenergiebedarf und ein eleganteres Erscheinungsbild Der Augsburger Mietwohnungsbau war eines von insgesamt neun für das Modellvorhaben „e%“ ausgewählten Projekten. Den diesbezüglichen Wettbewerb hatte im Jahr 2010 das Augsburger Büro „lattkearchitekten“ gewonnen. Frank Lattke ist Spezialist für energetische Modernisierungen mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Universität München leitete er das europäische Forschungsprojekt „TES EnergyFacade“ und ist nun auch für das Nachfolgeprojekt „smartTES“ verantwortlich. Die Vorteile der TES-Methode: Der hohe Vorfertigungsgrad reduziert die Bauzeit vor Ort erheblich. Die Bewohner müssen ihre Wohnungen nur ganz kurz oder gar nicht verlassen. Zudem lässt sich neben der energetischen Modernisierung auch noch der Wohnraum relativ einfach erweitern. Beim Modernisierungsprojekt in Augsburg wurden die bisherigen Stahlbeton-Balkone den Wohnungen zugeschlagen und dafür neue Holz-Balkone 63 Sanierung Augsburg Eckhart Matthäus lattkearchitekten 10 ▴▴Vor der Modernisierung: eine typische 1970er-Jahre-Fassade mit Sichtbeton-Balkonen und anderen Wärmebrücken ▴▴Die früheren Balkone verwandelten sich in Wintergärten, deren Zwischenräume in neue Balkone aus Brettsperrholz errichtet. Das machte die Modernisierung besonders lukrativ und erhöhte die Akzeptanz bei den Mietern. Im Vergleich zu den konventionellen Wärmedämmverbundsystemen mit Hartschaumplatten und Putz ist die TES-Methode etwas teurer. Das Problem: Selbst die Billiglösungen werden in der Wohnungswirtschaft von vielen Entscheidern mit Skepsis betrachtet. „Das rechnet sich doch alles nicht!“, ist dort eine weitverbreitete Meinung. Dass der Energieverbrauch nicht in dem Maße sinkt, wie er laut den theoretischen Berechnungen sinken müsste, liegt aber nicht an den Modernisierungsmaßnahmen selbst, sondern am Verhalten der Mieter. Hier ist intensive Aufklärungsarbeit gefordert. Drastisch ansteigende Energiepreise werden da sicher zu einem Umdenken führen. Dass die Energiepreise ansteigen, ist angesichts zu Ende gehender Rohstoffe und einer wachsenden Weltbevölkerung klar, nur der Zeitrahmen ist noch offen. Knappheit spiegelt sich in Marktpreisen wider – und die sind momentan noch moderat. Und wenn sie ansteigen, gibt es eben immer noch die billigeren Wärmedämmverbundsysteme. Hat die TES-Methode angesichts dieser Rahmenbedingungen am Markt eine Chance, sich ohne öffentliche Fördermittel durchsetzen? Passgenaue Argumente für jede Zielgruppe Eckhart Matthäus „Der Markt, das sind verschiedene Akteure mit ziemlich unterschiedlichen Wertesystemen“, erläutert Marketingfachmann Stefan Theßenvitz, der im Rahmen von „smartTES“ die Marktgegebenheiten und die Markteintrittsmöglichkeiten untersucht. „Da ist zum einen die Politik: meist wertorientiert, offen und interessiert. Zum anderen ist da die Wohnungswirtschaft, die vornehmlich kostenorientiert denkt. Das sind unterschiedliche Zielgruppen, für die wir unterschiedliche Kommunikationsstrategien entwickeln müssen – Kommunikationsstrategien, die auf die jeweiligen Denkmuster exakt zugeschnitten sind.“ Für die Politik ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, aber auch die gestalterische Aufwertung unattraktiver Stadtteile. Für die Wohnungswirtschaft ist TES vor allem aus zwei Gründen interessant: erstens, weil es sich um eine schnelle Methode handelt und weil bei bewohnten Objekten die Bauzeit einen wichtigen Kostenfaktor darstellt. Zweitens, weil mit der Methode eine verlässliche Qualität zu vereinbarten Kosten und zu einem definierten Zeitpunkt erfolgt – Schlagworte: Präzision versus Pfusch; Festpreis versus Kostenexplosion; Pünktlichkeit versus Verzögerung im Bauablauf. ▴▴Die Fassadenelemente kommen mit Schalung und eingebauten Fenstern an ▴▴Um sie hinter das Baustellengerüst zu bringen, hebt ein Kran die Fassadenelemente darüber hinweg 64 mikado edition 2013 ▴▴Nach der Positionierung montiert ein Zimmerer die Fassadenelemente an die Außenwand 10 Sanierung Augsburg TES-Methode ist für fast jede Zimmerei interessant Auch für Holzbaubetriebe ist TES attraktiv, denn damit können sie wetterunabhängig im großen Stil produzieren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen lassen sich gut auf Folgeaufträge übertragen, da die Methodik gleich bleibt. Allerdings: Vielen Holzbaubetrieben fällt der Einstieg schwer, weil es ihnen am nötigen Know-how fehlt. Deshalb wurden die europäischen Forschungsprojekte „TES EnergyFacade“ und „smartTES“ initiiert, deshalb fördert z. B. der Freistaat Bayern die Realisierung von Referenzprojekten. Inwieweit ist die TES-Methode für durchschnittliche Holzbaubetriebe interessant? „Prinzipiell ist fast jeder Betrieb dazu in der Lage“, betont Lattke. „Aber das hängt natürlich auch immer von der Größe des Projekts ab. Bei einer größeren Siedlung ist es jedoch möglich, die einzelnen Gebäude an mehrere kleinere Betriebe zu vergeben statt an einen großen. Wichtig ist vor allem eines: maximale Vorfertigung! Technisch ist die kein Problem, wenn der Betrieb eine ausreichend große Werkhalle besitzt. In der Praxis kann es jedoch daran scheitern, dass die Zeitfenster für die Vorfertigung nicht ausreichen und dann versucht wird, auf der Baustelle nachzuarbeiten. Das widerspricht den Grundgedanken von TES und führt zu Verzögerungen im Bauablauf.“ Die Grundgedanken der TES-Methode – das sind vor allem drei für den Auftraggeber besonders attraktive Qualitäten: handwerkliche Präzision, Zeittreue und Kostentreue. Steckbrief Bauprojekt: Modernisierung Mietwohnungsbau ı D-86163 Augsburg Methode: TES EnergyFacade ı www.tesenergyfacade.com Bauzeit Gebäudehülle: Oktober 2011 bis Mai 2012 Wärmedämmwert Gebäudehülle: Uw = 0,14 W/(m²K) Heizenergiebedarf: 30 kWh/(m²a) Bauherr: WBG Wohnbaugesellschaft der Stadt Augsburg GmbH D-86152 Augsburg ı www.wbg-augsburg.de Architektur: lattkearchitekten BDA D-86163 Augsburg ı www.lattkearchitekten.de Tragwerksplanung: bauart Konstruktions GmbH & Co. KG D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de Ausführung: Gumpp & Maier GmbH D-86637 Binswangen ı www.gumpp-maier.de Günther Hartmann, Kissing ▪ woodtec d Fankhauser GmbH Brettsperrholz Holzrahmenbau Freiformen Klebstoffauftrag ge Rob Ro bustth he eit 1 2 www.woodtec.ch/elementbautisch www.mikado-online.de Moosweg 1, CH - 4803 Vordemwald | [email protected] | +41 62 752 95 80 65 11 Sanierung München 11 Projekt Sanierung 66 München mikado edition 2013 ▴▴Im Neubau (rechts) befinden sich in den unteren beiden Geschossen Büroräume der GWG und in den beiden oberen Mietwohnungen Komposition in Grau und Grün Wenn zur energetischen Fassadenmodernisierung auch noch Aufstockungen und Anbauten hinzukommen, dann sind Holzbauelemente besonders interessant. Stefan Müller-Naumann / GWG München S chnell und billig – das waren die Prämissen des Massenwohnungsbaus in den 1950er-Jahren. Funktional, konstruktiv, gestalterisch und energetisch sind diese Gebäude schon lange nicht mehr zeitgemäß. Ihre Sanierung, Nachverdichtung und Aufwertung gehört deshalb zu den wichtigsten Bauaufgaben. Ein typisches Beispiel dafür ist eine Wohnanlage im Münchner Stadtteil Sendling: lange dreigeschossige Mauerwerksbauten, teils aus Kriegsschutt errichtet, mit kleinen Zimmern, Einzelraumheizungen, fast noch im Originalzustand, jedoch ziemlich heruntergekommen. Der Heizenergiebedarf lag ungefähr beim Vierfachen dessen, was die EnEV 2009 für Neubauten vorschreibt. Die Sanierungsziele waren ehrgeizig: Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sollten vorbildlich sein, die Bausubstanz für 40 Jahre nachrüstungsfrei bleiben – und Holz zum Einsatz kommen. Schon in den 1990er-Jahren hatte der Bauherr, die städtische Wohnungsgesellschaft GWG München, Neubauten in Holzbauweise errichtet. Nun sollte der Holzbau seine Brauchbarkeit für die Gesamterneuerung innerstädtischer Bausubstanz beweisen. Es lag nahe, dabei auf das große Holzbau-Know-how der Technischen Universität München zurückzugreifen. Schon im Wintersemester 2006/07 hatten Prof. Hermann Kaufmann und 67 11 Sanierung München ▴▴Das linke Gebäude wurde modernisiert und aufgestockt, das rechte neu errichtet. Im Hintergrund steht ein noch unsaniertes Gebäude gleichen Typs Florian Lichtblau ihre Architekturstudenten Entwürfe zur Weiterentwicklung der Wohnanlage anfertigen lassen. 2008 erhielten die beiden Architekten von der GWG den Auftrag zur Entwicklung und Umsetzung eines konkreten Sanierungskonzepts. Parallel lief an der TU München unter Leitung der Lehrstühle von Prof. Hermann Kaufmann und Prof. Stefan Winter das große europäische Forschungsprojekt „TES EnergyFacade“, das die Fassadensanierung mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen wissenschaftlich untersuchte und zu marktfähigen Lösungen weiterentwickelte. Das traf sich natürlich gut. ▴▴Der Neubau erhielt keine vorgestellten Balkone, sondern tief eingeschnittene Loggien 68 mikado edition 2013 Durchdachtes Maßnahmenpaket Bestandserneuerungen lassen sich dann gut finanzieren, wenn dabei auch zusätzliche Flächen zum Verkaufen oder Vermieten entstehen, wenn sich also ein Teil der Ausgaben durch zusätzliche Einnahmen decken lässt. Das war hier der Fall: Um 62 Prozent nahm die Nutzfläche zu. Drei Maßnahmen machten es möglich: (1) die Aufstockung des dreigeschossigen Bestands um ein Geschoss, (2) ein neues Erschließungssystem mit Laubengängen, wobei die alten innenliegenden Treppenhäuser den Wohnungen zugeschlagen wurden, und (3) ein den Bestand ergänzender Neubau – in Holzbauweise. Für den wurde ein Teil der alten, ungeeigneten Bausubstanz abgerissen. Ansonsten war die Erhaltung der Bausubstanz erklärtes Ziel, um Abfall zu vermeiden und die graue Energie auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Die Ökobilanz eines Gebäudes beginnt schon in der Bauphase. Die Maßnahmen verbesserten das Verhältnis der Außenflächen zum Raumvolumen von 0,54 auf 0,45. Schon das reduziert den Heizenergiebedarf, doch für den großen Sprung von vorher 195 kWh/(m²a) auf nachher 21 kWh/(m²a) sorgte die neue Wärmedämmung: Von 1,6 auf 0,12 W/(m²K) verbesserte sich der U-Wert der Außenwand, von 1,2 auf 0,12 W/(m²K) der des Dachs, von 2,6 auf 0,90 W/(m²K) der der Fenster. Die Aufstockungen ersetzten ungedämmte Dachstühle und fassten die Außenräume klarer. Durch den querstehenden Erweiterungsbau und eine sensible Freiflächengestaltung bekamen sie Hofcharakter mit höherer Aufenthaltsqualität. Der markanteste Eingriff sind die neuen Fassaden: Sie besitzen sichtbare Holzoberflächen. So etwas galt früher als ländlich und unangemessen für städtische Lagen. Heute zeigt sich hier ein Sinneswandel und Paradigmenwechsel. ▴▴Laubengänge ersetzen die früheren Treppenhäuser ▴▴Die Fassade: sägeraue Fichtenbretter mit grauer Lasur Ausbalancierte Farbgebung Die Holzschalung besteht aus senkrecht angebrachten, sägerau belassenen und silbergrau lasierten Fichtenbrettern. Das Grau orientiert sich an dem Farbton, der sich bei unbehandeltem Holz von selbst bilden würde. Falls der Regen die Farbpigmente mit der Zeit auswäscht – kein Problem: Das natürliche Grau ersetzt das künstliche. Drei kräftige Grüntöne, mit denen die Metallplatten der Balkon- und Laubengangbrüstungen lackiert wurden, setzen einen markanten Kontrast. Beruhigendes Grau und anregendes Grün sind gut ausbalanciert. Sie bilden eine wohltuende Farbkomposition und verleihen der Wohnanlage Prägnanz. Für den Einsatz von Holz als Fassadenoberfläche gibt es neben ökologischen und gestalterischen Gründen aber auch ganz pragmatische: Sägeraue Holzschalungen sind wesentlich preisgünstiger als Fassadenplatten. Sie sind zudem robuster – „verzeihen“ beim Transport eventuell auftretende Stöße eher als Produkte mit glatten Oberflächen. Kleine Fehlstellen fallen überhaupt nicht auf. Ein weiterer Grund für sägeraue Holzschalungen: Sie sind lange haltbar und brauchen so gut wie keine Wartung. Da die Holzfasern und Fugen senkrecht stehen, läuft der Regen zudem besser ab, als das bei horizontal liegenden der Fall wäre. Das Holz ist schnell wieder trocken. Das mobile Schneidegerät für Dämmstoffe aus Glas- und Steinwolle Optional erhältlich: TAB Abrollbügel Technische Daten: Schnittstärke bis 250 mm Schnittbreite bis 1300 mm Material mit einem U-Wert bis 0,35 Gewicht 24 kg Mit dem SSK-Therminator ist es nun möglich, Dämmstoffe aus Glas- und Steinwolle bis 250 mm Stärke und einer Breite von 1300 mm sowie einem U-Wert bis 0,35 ohne großen körperlichem Kraftaufwand perfekt zu schneiden. Durch die besondere Schneidetechnik des SSK-Therminators ist es ebenso möglich, Schifterschnitte bei Grat und Kehlen passgenau vorzunehmen. Die optional erhältlichen TAB Abrollbügel dienen zum einfachen und sauberen Abrollen. Der optional erhältliche SSK Längenanschlag wird einfach aufgesteckt und ermöglicht ein Ablängen nach Maß. FACHMANN UND PARTNER DES HANDWERKS SCHRAUBEN SCHMID Optional erhältlich: TLA-Längenanschlag www.mikado-online.de Einsteinstraße 10 D-73230 Kirchheim unter Teck Telefon +49 (70 21) 9 50 15-0 Telefax +49 (70 21) 9 50 15-23 Lohrmannstraße 19 D-01237 Dresden Telefon +49 (03 51) 2 82 88-0 Telefax +49 (03 51) 2 82 88-20 69 11 Sanierung München aber auch der Baumethode: Vorgefertigte HolzrahmenbauElemente können aus fertigungs-, transport- und montagetechnischen Gründen nicht beliebig groß sein. Übliche Geschosshöhen sind noch gut handhabbar. Ein Kran hebt die Elemente an ihre Position, wo sie die Zimmerer in kurzer Zeit montieren. Da die Bestandsbauten aufgrund der schlechten Bauqualität kaum statische Reserven besitzen, wird das Gewicht der neuen Fassade nach unten abgeleitet: auf einen Stahlbetonbalken, der auf für die Balkone und Laubengänge neu errichteten Fundamenten liegt. Durch die einheitliche Fassadengestaltung ist der Erweiterungsbau von den beiden Bestandsbauten von außen kaum zu unterscheiden – innen dagegen schon: Der Neubau ist der erste Viergeschosser Münchens, der mit sichtbaren Holzdecken ausgeführt ist – sowohl in den Büroräumen als auch in den Mietwohnungen. Die Decken und Innenwände bestehen aus Brettsperrholz, die Außenwände aus Holzrahmenbau-Elementen. Die Wände wurden aus Brandschutzgründen eingekapselt. Holzbau braucht Bauteams ▴▴Die Bestandsbauten erhielten auf ihrer Westseite neue, vorgestellte Balkone, die deutlich größer sind als die früheren. Ihre Brüstungen bestehen auf der Vorderseite aus in drei Grüntönen lackierten Blechen Brandschutz gliedert Fassade Den Brandschutzbehörden aber sind Holzoberflächen immer noch ziemlich suspekt. In München zerstörte der große Stadtbrand von 1327 ein Drittel der damaligen Stadt. Die Angst vor solchen Katastrophen prägt die Bauregeln bis heute. Für Holzfassaden gilt: Sie dürfen nicht hinterlüftet sein, denn das würde im Brandfall dazu führen, dass sich durch den Kamineffekt das Feuer über die Fassade schnell zu den höher gelegenen Geschossen ausbreitet. Daher ist eine regelmäßige Unterbrechung der Holzschalung vorgeschrieben: ein Band aus horizontalen Blechwinkeln pro Geschoss. Das hemmt im Brandfall die Ausbreitung des Feuers hinter und vor der Fassade. Hinterlüftet ist die Holzschalung bei der Wohnanlage in Sendling aber nicht. Auch nicht belüftet, also unten offen und oben geschlossen. „Das braucht es bei so einer überfälzten Holzschalung gar nicht“, erklärt Kaufmann. „Die ist sowieso nicht luftdicht. Also findet ständig ein Luftaustausch statt, der ausreicht, damit sich im Inneren der Konstruktion keine Feuchtigkeit hält.“ Die Gliederung in Geschosse erinnert an Gründerzeitfassaden, bei denen Gesimse zum üblichen Formenkanon gehörten, entspricht 70 mikado edition 2013 Der erste Bauabschnitt ist fertig. Der zweite im Bau: ein viergeschossiger Neubau in Holzbauweise als Ersatz für einen nicht erhaltenswürdigen Bestandsbau. Und dann kommt wohl bald die nächste Wohnanlage. Tausende noch unsanierter Wohnungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren besitzt allein die GWG, Zehntausende gibt es in München, Millionen in Deutschland. Ein gigantischer Markt. Eine große Chance für den Holzbau. Auch eine große Chance für jedes Holzbauunternehmen? „Prinzipiell ja! Es muss nur eine Werkhalle haben, um dort die großen Holzrahmenbau-Elemente vorzufertigen“, antwortet Kaufmann. „Entscheidend für uns Architekten sind nicht Betriebsgröße und Preis, sondern: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Qualität. Das Sanieren mit großen Holzrahmenbau-Elementen sieht zwar lapidar aus, ist aber sehr anspruchsvoll. Es verlangt gewissenhaftes, hochpräzises Planen und Bauen sowie eine exakte Taktung. Maximale Vorfertigung ist das Ziel. Die Methode steht und fällt mit dem Grad der Vorfertigung!“ Die Methode erfordert ein Umdenken bei im Holzbau unerfahrenen Architekten. Im Massivbau haben sich viele daran gewöhnt, ihren Entwurf während des Bauprozesses stufenweise anzupassen, sich irgendwie „durchzuwursteln“. Im Holzbau funktioniert das nicht. Er verlangt eine konsequent zu Ende gedachte Planung und Detaillierung. Die gelingt, wenn Architekten und Holzbauunternehmen schon in einer frühen Planungsphase eng zusammenarbeiten. Der üblichen von der VOB geforderten Ausschreibungs- und Vergabepraxis entspricht das allerdings nicht mehr. „Die muss sich ändern“, fordert Lichtblau. „Bauteamverfahren sind im Holzbau die beste Lösung. Bauteams aus Architekten und Holzbauunternehmen führen zur Optimierung der Planung, Abläufe, Kosten und Bauqualität. Damit Bauteams funktionieren, ist jedoch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit notwendig.“ Bauteams sind eine mittelständische Alternative zum Generalübernehmer. Für Holzbauunternehmen bieten sie die große Chance, wegzukommen vom Kampf um das niedrigste Preisangebot. Architekten suchen zuverlässige Partner und wissen, dass Qualität ihren Preis hat. Wenn die Zusammenarbeit gut klappt, ist das nächste gemeinsame Projekt nur eine Frage der Zeit. Günther Hartmann, Kissing ▪ 11 Sanierung München Steckbrief Bauprojekt: Gesamterneuerung einer Mietwohnungsanlage D-81373 München Bauzeit: Juni 2010 bis Februar 2012 Wohnungen: Vorher: 36 ı Nachher: 46 + Büros Bruttogeschossfläche: Vorher: 4384 m² ı Nachher: 6431 m² Nutzfläche: Vorher: 2016 m² ı Nachher: 3323 m² (inkl. Büros) Heizenergiebedarf: Vorher: 195 kWh/(m²a) ı Nachher: 21 kWh/(m²a) (PHPP) Fassadenschnitt Außenwandaufbau: Nut-und-Feder-Schalung, Fichte, sägerau, silbergrau gestrichen, 24 mm Lattung, 24 mm Winddichtung Gipsfaserplatte, 15 mm Brettschichtholz, 210 mm dazwischen Wärmedämmung Hartfaserplatte, 4 mm Ausflockung mit Zellulose als Toleranzausgleich, 3 – 7 cm Putz (Bestand), 25 mm Mauerwerk (Bestand), 300 mm Putz (Bestand), 15 mm Bauherr: GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH D-80339 München ı www.gwg-muenchen.de Planung: Kaufmann.Lichtblau.Architekten ı D-81545 München www.hermann-kaufmann.at www.lichtblau-architekten.de Brandschutz: Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de Balkonplatte: Betonfertigteil, Gefälle 2 % Stahlträger IPE 140 Ausführung: müllerblaustein Holzbau GmbH D-89134 Blaustein ı www.muellerblaustein.de Schallschutz im Element LIGNATUR Decken- und Dachelemente haben hervorragende schalldämmende Eigenschaften bei geringem Eigengewicht und minimaler Höhe. Sie wollen mehr wissen? Wir beraten Sie gerne. Telefon +41 (0)71 353 04 10 20 dB Verbesserung im Tieftonbereich www.mikado-online.de Lignatur AG CH-9104 Waldstatt [email protected] www.lignatur.ch 71 12 Sanierung Rosenheim m i e h n e s o R Jens Weber, München 12 Projekt Sanierung 72 mikado edition 2013 12 Sanierung Rosenheim Mit Holz zum Stolz der Stadt Das 45 m hohe Sparkassengebäude in Rosenheim erhielt bei seiner Sanierung eine neuartige Doppelfassade aus Holz und Glas. So gelang nicht nur eine energetische, sondern auch eine ästhetische Aufwertung. M ▴▴Vor der Modernisierung: Das 1973 errichtete Hochhaus besaß eine Bandfassade mit eher trister Natursteinbekleidung im Brüstungsbereich www.mikado-online.de Jens Weber, München sai schleburg, rosenheim it elf Geschossen gehörte das Gebäude der Sparkasse seit Anfang der 1970er-Jahre zu den herausragenden Bauwerken der Rosenheimer Innenstadt – leider nur wegen seiner Höhe. Im Zuge der Rundum-Erneuerung erhielt es nun ein weiteres Geschoss und eine extra hierfür entwickelte Doppelfassade, die das Gebäude in Verbindung mit innovativen Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen schon technisch und energetisch zu einem „Leuchtturm“ macht. Die rötlich schimmernden Lärchenholz-Lamellen aber sorgen dafür, dass das Gebäude heute ein Wahrzeichen der Holzstadt Rosenheim ist. Im Jahr 2006 stand die Sparkasse vor der Entscheidung, das Gebäude entweder abzureißen und neu zu bauen – oder zu sanieren. Es entsprach längst nicht mehr den heutigen Anforderungen ▴▴Nach der Modernisierung: Die beiden obersten Etagen sind neu. Sie geben dem weit sichtbaren Baukörper eine viel differenziertere Gliederung 73 12 Sanierung Rosenheim Schnitt Außenwand Fassadenzwischenraum als thermische Pufferzone Lüftung über Holzfenster Fassadenklappe geschlossen (solare Gewinne) Technikinstallation in Brüstung integriert Tageslichtlenksystem thermoaktive Decken kühlen thermoaktive Decken heizen ▴▴Zwischen der Holzfassade und der äußeren Glashaut befindet sich ein 60 cm breiter Zwischenraum, der verschiedene Aufgaben erfüllt ▴▴Durch ein ausgeklügeltes Fassadenklappen-System kann sich die Gebäudehülle an unterschiedliche Wetterverhältnisse anpassen an Gebäudetechnik und Energieeffizienz. Sein Primärenergieverbrauch betrug 400 kWh/(m2a), denn zu seiner Entstehungszeit gab es noch keine Wärmeschutzverordnung. Grundsätzlich war der Bauherr daran interessiert, die vorhandene Substanz zu erhalten. Forschungsarbeiten, Gutachten, Modellrechnungen, Simulationen und Kostenbetrachtungen zeigten: Es ist möglich und es ist sinnvoll. Daraufhin lobte die Sparkasse 2007 einen anonymen FassadenWettbewerb aus, den das Rosenheimer Architekturbüro „SAI Schleburg“ gewann – just jenes Büro, das auch schon die Voruntersuchungen übernommen hatte. Und nicht nur das: Der Vater von Architekt Carl Schleburg war 1969 für den Bau des Hochhauses verantwortlich gewesen. Nun hatte der Sohn die Chance, das Werk des Vaters zu transformieren und mit seinen eigenen Ideen in die Zukunft zu führen. Doppelfassade wirkt als Temperaturpuffer Lastäquivalente Sanierung trotz Aufstockung Die tragende Stahlbetonstruktur war noch in einem Top-Zustand und konnte unangetastet bleiben. Das war ein entscheidender Aspekt, denn ein Neubau hätte bei den schwierigen Baugrundverhältnissen eine teure Neugründung erfordert. Das Tragwerkskonzept für den Umbau sah eine sog. „lastäquivalente Sanierung“ vor: Neu hinzugefügte Lasten müssen sich mit entfernten Lasten die Waage halten. Die Entlastung geschah durch Entfernen der alten Fassade mit Betonbrüstungen, Natursteinplatten und StahlrahmenFenstern, durch Abtragen des elften Geschosses und weitgehendes Entkernen. Als neue Lasten hinzu kamen ein neu aufgesetztes elftes und zwölftes Geschoss sowie die neue Doppelfassade: eine Kombination aus Holz, Stahl und Glas. Holz sorgte aufgrund seiner Leichtigkeit wesentlich dafür, dass die Lasten-Gesamtrechnung trotz eines zusätzlichen Geschosses aufging. 74 mikado edition 2013 Grundwassernutzung Fensterlaibungen mit Holzlamellen und Fugen (Akustik) Die Außenwand setzt sich aus drei Elementen zusammen: Brüstungen, geschosshohe Pfeiler und Holzfenster. Alle wurden in großen Serien werkseitig vorgefertigt und vor Ort schnell montiert. Die Fassadensteuerung stellt sich auf verschiedene Wettersituationen ein: Bewegliche Glas-Klappen sind im Sommer geöffnet, sorgen für eine gute Hinterlüftung und verhindern eine Überhitzung des Fassadenkorridors. Im Winter sind sie teilweise oder ganz geschlossen, sodass ein Wärmepolster entsteht. Die Klappensteuerung ermöglicht den Gebäudenutzern, jederzeit die Fenster zu öffnen und die Büros individuell zu belüften. Selbst an kalten Tagen sorgt der „Wintergarteneffekt“ im Fassadenzwischenraum für nur geringen Wärmeverlust. Wärmeschutztechnisch entspricht das Gebäude der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009. Mit dem Einsatz regenerativer Energien und der Verbindung der Doppelfassade mit dezentralen Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen reduzierte sich der jährliche Primärenergiebedarf von 400 auf 100 kWh/(m2a). Die mit Akustikvlies hinterlegten Holzlamellen fungieren auch als Schallabsorber und -brecher. Sie dämpfen den Verkehrslärm und wirken dem sog. „Telefonie-Effekt“ entgegen, der bei Doppelfassaden typisch ist: einer Schallübertragung innerhalb des Fassadenkorridors, wenn bei geöffneten Fenstern gesprochen wird, wie das z. B. beim Telefonieren unvermeidlich ist. Die Glashülle schützt die Holzfassade nicht nur vor Schnee und Regen, sondern auch vor der Sonne und damit vor Vergrauung: Die im Verbundsicherheitsglas (VSG) eingelegte Folie filtert mehr als 90 % der UV-Strahlung heraus, sodass die Zersetzung des Lignins, was die Ursache der Vergrauung ist, weitestgehend unterbunden wird. Das Holz dunkelt im Lauf der Zeit nur leicht nach, behält jedoch seine typische Farbe. SAI Schleburg, rosenheim Jens Weber, München Fassadenklappe geöffnet (Hinterlüftung) 12 Sanierung Rosenheim Brandschutzkonzept mit vielen Sicherheiten Eine Holzfassade bei einem Hochhaus stellt natürlich eine Abweichung von den brandschutztechnischen Anforderungen des Baurechts dar. Ihre Genehmigung war deshalb nur in enger Abstimmung mit der Behörde möglich. Beim Brandschutzkonzept spielt das Klappensystem der Glasfassade eine entscheidende Rolle: Das Gebäude erhielt zwei Sprinklersysteme, sog. „HochdrucknebelAnlagen“, wobei eine nur für die Fassade zuständig ist. Im Brandfall sorgt die Steuerung dafür, dass sich die Lüftungsklappen auf den Gitterrost des 60 cm breiten Wartungsgangs umlegen und zusammen mit den Stahlblechabdeckungen in jeder Etage ein Rauchschott bilden. So wird ein Brandüberschlag in höhere Geschosse verhindert. Die offenen Klappen gewährleisten zudem eine direkte Rauchableitung ins Freie. Angenehmere Atmosphäre und mehr Nutzfläche „Unser Bedürfnis nach Behaglichkeit hat sich nicht geändert. Die Vision vom intelligenten Gebäude übersieht das bisweilen“, antwortet Schleburg auf die Frage, warum das Gebäude geworden ist, wie es ist. Die Kombination aus einer schützenden, interaktiven Glashülle mit einem Holzkleid erfüllt viele Aufgaben und ist optisch sehr ansprechend. Lärche ist ein besonders dauerhaftes Holz und jederzeit verfügbar. Kurze Transportwege, eine in die Region passende Haptik und erhebliche Gewichtsvorteile bestärkten die Planer in ihrer Materialwahl. Die Nutzfläche erhöhte sich im Vergleich zum ursprünglichen Bauwerk um rund 900 m2 auf etwa 6500 m2. Die beiden oberen Stockwerke sind für Veranstaltungen vorgesehen. Das „Skydeck“, eine umlaufende Dachterrasse, eröffnet in luftiger Höhe einen grandiosen Blick auf das Panorama der Alpen. Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪ Steckbrief Bauprojekt: Hochhaussanierung ı Sparkasse Rosenheim D-83022 Rosenheim ı www.spk-ro-aib.de Bauzeit: Januar 2008 bis Dezember 2010 Bruttogeschossfläche: 8400 m² Umbauter Raum: 28 000 m³ Primärenergieverbrauch: Vorher: 400 kWh/(m²a) ı Nachher: 100 kWh/(m²a) Architektur: SAI Schleburg Generalplanungsgesellschaft mbH D-83022 Rosenheim ı www.schleburg.de Fensterbau: Fenstermanufaktur Schwaiger GmbH D-83101 Rohrdorf ı www.fenstermanufaktur-schwaiger.de Holzbau: Josef Obermaier GmbH & Co. KG D-83093 Bad Endorf ı www.obermeier-holzbau.de www.mikado-online.de Vorgefertigte Wand-, Dach-, Decken- und Gaubenelemente in allen Varianten mit U-Zeichen inklusiv Arbeitsvorbereitung liefert – schnell - preiswert 73084 Salach – Tel. 07162/ [email protected] 09634 Hirschfeld – Tel. 035242/62349 [email protected] +pTTZ[VMM UHNLS;@7 00 (<-/63A ORIGINAL EICHEN-HOLZNÄGEL EICHEN-RUNDSTÄBE Auf den Nagel kommt es an, wenn es die optimale Verbindung sein soll! +pTTZ[VMM ZJOYH\IL+: 1 0$'(,16:('( Keine mühsame Einzelanfertigung. Wir fertigen in Serie in verschiedenen Größen und Formen aus massivem Eichenholz. WH[LU[PLY[ (<-/63A Holznagelproduktion Osterfeldstr. 1 · 49326 Melle Tel.: 0 54 29/92 90-0 Fax: 0 54 29/92 90-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.holznaegel.de PP[PP 6HLWLJSURILOLHUWXQGJHKREHOW LQHLQHP$UEHLWVJDQJ -(7=7185 ¼QHWWR 352),/+2%(/ 9LHUVHLWHQKREHO 9RUVFKXEELVPPLQ %LVPPLQP|JOLFK 0HWHUPñ )HUWLJH+REHOZDUHSUR7DJ .RPSDNW0DVVLYXQG6WDUN 3UR¿OWLHIHPP 0RWRUHQLQNO9RUVFKXE *HVDPWOHLVWXQJN: 6HKUVFKQHOOH8PUVW]HLWHQ XQGJQVWLJH3UR¿OPHVVHU >K'K^K>'ŵď, DĂĐŬƐƚƌĂƘĞϭϮͲϴϴϯϰϴĂĚ^ĂƵůŐĂƵ dĞů͘нϰϵ;ϬͿϳϱϴϭͲϰϴϬϯϵͲϬ&Ădžнϰϵ;ϬͿϳϱϴϭͲϰϴϬϯϵͲϮϬ ŝŶĨŽΛůŽŐŽƐŽů͘ĚĞǁǁǁ͘ůŽŐŽƐŽů͘ĚĞ +pTTW\[a ZJOYH\IL+7: WH[LU[PLY[ Lohn-Abbund Dienstleister für außergewöhnliche Bearbeitungen Gerade, runde oder Gebogene Hölzer Große Querschnitte Breite 125 cm Länge 24 m Freie Konturen und ... mehr (<-/63A +pTTZ[VMM ILMLZ[PNLY=; (<-),;65 4(<,9>,92 67468 Frankenstein, Tel 06329 989660 www.matheis-holzbau.de [email protected] +pTTZ[VMM ZJOYH\IL+2 +.)45Y (<-/63A .TI/ 9HOTLKLZ[Y +(S[LUH ;,3 -(? -YPLKY;Y\YUP[.TI/' [VUSPULKL O[[W!^^^;Y\YUP[-YPLKYKL Unternehmermagazin Hier könnte Ihre Anzeige stehen! 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Der große Vorteil gegenüber konventionellen Lösungen mit zwei Fensterebenen: halb so viel Materialaufwand und kein Stauraum. flissade GmbH D-81667 München ı Telefon 0 89/28 92 38 84 www.flissade.com Akustikelement Entspannen unter Echtholz Hier könnte Ihre Werbung stehen! Tel.: +49 82 33.23-71 35 Fax: +49 82 33.23-71 11 E-Mail: [email protected] www.mikado-online.de Im Kölner Café-Restaurant „Pure“ war neben dem modernen Ambiente eine hochwertige Raumakustik wichtig. An allen Tischen sollte eine angenehme Unterhaltung möglich sein. Zum Einsatz kamen deshalb die Brettsperrholz▴▴Brettsperrholzpaneele sorgen für eine angenehme Akustik und Optik paneele „Ligno Akustik light“ von Lignotrend mit 12 mm feinen Lamellen und 4 mm breiten Akustikfugen aus Weißtanne. Lieferbar sind die Elemente in verschiedenen Holzsorten und Farben. Die Standardlänge beträgt 2,92 m, bis zu 8 m sind möglich. Lignotrend Produktions GmbH ı D-79809 Weilheim-Bannholz Telefon 0 77 55/92 00-0 ı www.lignotrend.com 77 Produkte Faserzementtafel Lebendiges Grau Die Fassadentafel „Equitone Tectiva TE 80“ von Eternit variiert je nach Blickwinkel, Sonneneinstrahlung und Witterung ihren Farbton. Der Markenname „Equitone Tectiva“ bezeichnet künftig alle Faserzementtafeln des Herstellers mit geschliffener Oberfläche. Sie sind frostbeständig, wasserundurchlässig, fäulnissicher und nicht brennbar. Lieferbar sind Größen bis zu 3050 × 1220 mm. ▴▴Bei der Sanierung des Antoine-Leins-Künstlerhauses in Horb/Neckar ersetzten Deckenelemente die historische Holzkonstruktion und ermöglichten stützenfreie Räume ▴▴Kastenelement ▴▴Schalenelement Holzelemente Wie Beton, aber leicht Passgenaue und einfach montierbare Holzelemente bietet der schweizerische Hersteller Lignatur an. Die Vorteile des Bausystems aus tragenden Deckenund Dachelementen zeigen sich unter anderem auch bei beengten Platzverhältnissen im urbanen Raum: bei Baulücken, Aufstockungen, Anbauten und Modernisierungen. Die projektspezifisch gefertigten Kasten-, Flächen- und Schalenelemente aus ein- und beidseitig beplankten Rippenplatten lassen sich mit allen gängigen Holzbau-Systemen kombinieren, eignen sich aber auch für den Einsatz in Massiv- und Stahlbauten. Ihre hohe Steifigkeit ermöglicht schlanke Querschnitte. Die auf Basis der Belastung erforderliche Konstruktionshöhe ist vergleichbar mit der einer Betondecke. Die Anforderungen des Wärme-, Brand- und Schallschutzes lassen sich durch Dämmstoffe und zusätzliche Bodenaufbauten erreichen. Das für die Elemente verwendete Nadelholz ist PEFC-zertifiziert. Lignatur AG ı CH-9104 Waldstatt ı Telefon +41 (0) 71/3 53 04 10 ı www.lignatur.ch Stefan Müller / Eternit ▴▴Flächenelement Eternit AG ı D-69126 Heidelberg Telefon 0 62 24/7 01-0 ı www.eternit.de ▴▴Die Fassade des Berliner Fünfgeschossers „3 × Grün“ erhielt als Verkleidung graue Faserzementtafeln Brettsperrholz Schnelle Baustellen In Augsburg entstand ein Bürogebäude aus großformatigen Brettsperrholz-Elementen der Marke „Leno“, montiert in nur 14 Tagen. Innen besaßen die Holzoberflächen Sichtqualität, außen eine Holzweichfaserdämmung und eine Lattung für die hinterlüftete Fassade. Die 268 Elemente hatten Größen bis 16 × 4,2 m. Lieferbar sind Breiten bis 4,8 m, Längen bis 20 m und Dicken von 51 bis 297 mm. Merk Timber GmbH ı D-86551 Aichach Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.brettsperrholz.de »Profilholz direkt vom Hersteller.« Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn Frathau 3 94256 Drachselsried Telefon (09945)1007 Fax (09945) 2290 [email protected] www.laerchenholz-falter.de 78 mikado edition 2013 ▴▴Das von „lattkearchitekten“ in Augsburg realisierte Bürogebäude besteht aus 268 Brettsperrholzelementen Produkte Holz-Beton-Verbunddecke Vorgefertigter Schallschutz Die Brettsperrholz-Bauteile für das viergeschossige „Case Study Hamburg“ auf der IBA 2013 stammen aus dem Abbundzentrum KLH Deutschland. Die Geschossdecken sind 182 mm starke KLH-Platten, deren Unterseiten Sichtqualität besitzen, während die Oberseiten schon im Werk mit 10 cm Auf- beton versehen wurden. Der horizontale Verbund zwischen Brettsperrholz- und Beton-Platte erfolgt über 3 cm tiefe Versatzfräsungen quer zur Spannrichtung. ABA HOLZ van Kempen GmbH KLH Deutschland ı D-86477 Adelsried Telefon 0 82 94/80 24 07 ı www.aba-holz.de ▴▴Eingedrehte Schrauben übernehmen die vertikalen Kräfte, Ausfräsungen die horizontalen Stahlverbinder Einfädeln, fertig Der „Walco V“ ist für Wandverbindungen im Fertighausbau und im mehrgeschossigen Holzbau konzipiert. Neben Anschlüssen mit Holz sind auch Anschlüsse mit Stahl, Beton und Mauerwerk möglich. Als größten Vorteil nennt Hersteller Knapp die Möglichkeit der werkseitig komplett geschlossenen Wandvorfertigung, die eine schnelle und präzise Montage vor Ort gewährleistet und gleichzeitig Gefahrenpotenziale auf der Baustelle verhindert. Wandöffnungen sind nicht mehr erforderlich. Das führt zu einem deutlich dichteren Wandaufbau. Knapp GmbH Niederlassung Deutschland D-85609 Aschheim Telefon 0 89/9 04 75 56-0 www.knapp-verbinder.com 79 Knauf / ducke Produkte ▴▴Vorgefertigtes Großelement mit hochfeuerhemmender Kapselung ▴▴Kostenlos downloadbare Infos Gipskartonplatte Elegante Lösung für 60 Minuten Bei mehrgeschossigen Holzbauten ist das Holz tragender Bauteile durch sog. „Kapseln“ 60 Minuten lang vor einer Temperatur zu schützen, bei der es sich entzündet. Knauf hat für sein hochfeuerhemmendes Außenwandsystem mit Feuerschutzplatten (GFK) das allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis der MFPA Leipzig in der Klassifizierung K260 erhalten. Es besteht aus einer Beplankung mit 2 × 18 mm auf der Innenseite, 1 × 12,5 mm auf der Außenseite sowie einer 60 mm dicken Steinwolle-Putzträgerlamellenplatte. Umfassende Informationen für bis zu fünfgeschossige Holzbauten bietet die Broschüre „Knauf Mehrgeschossiger Holzbau – Gebäudeklasse 4“, downloadbar unter: www.knauf.de/hob01 Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen Telefon 0 93 23/31-0 ı www.knauf.de Furnierschichtholz FH Schlanke Konstruktionen ▴▴Holzrahmenbau mit Kerto T: die neue Cafeteria des Knappschaftskrankenhauses in Essen ▴▴Schwelle und Wandunterseite besitzen zur Positionierung einen Trapezverschluss und zwei EPDM-Dichtungen 80 mikado edition 2013 Holzrahmenbau mit den Funierschichtholzprodukten „Kerto T“ und „FJI“ bedeutet im Vergleich zu konventionellen Vollhölzern einen geringeren Querschnitt und damit bessere U-Werte. Darüber hinaus sind „Kerto T“ und „FJI“ verzugsarm: Schwindverformungen wie Verdrehungen und Risse sind nahezu ausgeschlossen. Zur Positionierung der Wandelemente fertigt FH Finnholz die Schwelle sowie die Wandunterseite mit einem Trapezverschluss und zwei EPDMDichtungen, was den Montageaufwand auf ein Minimum reduziert. Wiederverkäufer, die nicht fremdüberwacht sind oder die Fertigungsmöglichkeiten nicht haben, können in enger Absprache mit den Konstrukteuren der FH Finnholz zusammenarbeiten. FH Finnholz Handelsgesellschaft mbH D-49536 Lienen ı Telefon 0 54 83/73 94-0 www.fh-finnholz.de Produkte Wandsystem Mit System weit nach oben ▴▴Mit der „Massivholzwand“ gebaut: der Achtgeschosser in Bad Aibling 5,< ▴▴Senkrecht aufgestellte Kanthölzer bilden die tragende Schicht des Wandsystems Die „Huber Holzmassivwand“ ist ein geprüftes Wandsystem, das alle Anforderungen des mehrgeschossigen Bauens erfüllt. Es bietet geprüften Brandschutz bis hin zur Eignung als BrandwandErsatzwand (REI 90 M) sowie zertifizierten Schallschutz bis hin zu Eignung als komfortable Wohnungstrennwand. Das Unternehmen Huber & Sohn ist zerti- fiziert für die Herstellung hochfeuerhemmender Bauteile in Holzbauweise und verfügt über die notwendige Erfahrung auch bei mehrgeschossigen Bauwerken der Gebäudeklasse 4. Huber & Sohn GmbH & Co. KG D-83549 Bachmehring Telefon 0 80 71/9 19 0 www.huber-sohn.de Imprägnierung Feuersicheres Holz Damit die elegante Fachwerkkonstruktion des „MuséoParc Alésia“ im Burgund bei einem Brand nicht zur Katastrophe führt, wurde das Holz mit dem Feuerschutzsalz „Wolmanit Firestop“ behandelt. Das Produkt für Holz und Holzwerkstoffe wird im Kesselvakuumdruckverfahren tief ins Holz eingebracht und verhilft ihm dazu, die bestmög- lichen Baustoffklassen für brennbare Baustoffe auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene zu erreichen. Darüber hinaus ermöglicht damit behandeltes Holz, ökologische Qualitätssiegel wie „natureplus“ zu erreichen. ;`W)3 ;`W:23 Holz Brüner GmbH ı D-78199 Bräunlingen Telefon 07 71/92 09-0 www.firesec-brandschutz.de /(5:)9l.4(55.4)/*6 :JOYH\ILUMHIYPR (\MKLY/LPKL ) JOLUÇ+L\[ZJOSHUK ;LS Ç-H_! ^^^YHTWHKLÇTHPS'YHTWHKL ▴▴Die Holzfassade des „MuséoParc Alésia“ erhielt eine Feuerschutzimprägnierung www.mikado-online.de 81 Berufsförderungswerk der südbadischen Bauwirtschaft / Isocell Produkte ▴▴Bei der Fassadenmodernisierung im Ausbildungszentrum Bühl wurden die Holzrahmenbau-Elemente mit Zellulose gefüllt Einblasdämmung Doppeltes Volumen Maschinen zum Einblasen von Dämmmaterial auf Baustellen und in Werkhallen bietet Systemhersteller Isocell an. Neu: die „Standard Plus+“, speziell für die Verarbeitung von Holzfaser entwickelt. Durch zwei zusätzliche Gebläse lässt sich das Luftvolumen bei Bedarf verdoppeln. Im unteren Bereich des Vorratsbehälters befinden sich zwei Häckslerwellen mit individuell steuerbarer Drehzahl. Sie garantieren, dass auch sehr hart verpresstes Material gut aufgelockert wird. Ein elektronischer Schieber dosiert die Materialzufuhr. Die Bedienung der Maschine erfolgt per Funkfernsteuerung. Isocell GmbH A-5202 Neumarkt am Wallersee Telefon +43 (0) 62 16/41 08-0 www.isocell.at Gipsfaserplatte Innen und außen feuerfest Das Architekturbüro „Kaden Klingbeil“ realisierte in Berlin einen neuen Siebengeschosser in Holzrahmenbauweise. Die brandschutztechnisch wirksame Kapselung der Holzkonstruktion wurde mit Gipsfaserplatten von Fermacell ausgeführt. Sie gewährleisten je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse F 120. Beim Berliner Projekt erhielten sowohl ein stählernes Stahltragwerk als auch die Holzrahmenkonstruktion eine Beplankung mit zwei 18 mm dicken Gipsfaserplatten kombiniert mit Mineralwolldämmung. Fermacell GmbH ı D- 47259 Duisburg Telefon 02 03/6 08 80-0 ı www.fermacell.de ▴▴Das Holz des Berliner Doppel-Siebengeschossers „b_26/b_27“ von Kaden Klingbeil ist mit Gipsfaserplatten gekapselt DACH- UND WANDELEMENTE FÜR WIEDERVERKÄUFER PREISE DACH (18cm ): ab 26,– € ( einseitig OSB ) ab 55,– € ( OSB, Zellulose, DWD) PREISE WAND (18cm ): ab 31,– € ( einseitig OSB ) ab 51,– € ( OSB, Zellulose, DWD) FH Finnholz GmbH | www.fh-finnholz.de | Tel: +49(0)5483-7394-0 82 mikado edition 2013 6%91 *i62)9) -())2 Produkte Steinwolle-Dämmung Schmelzpunkt über 1000 Grad Bei mehrgeschossigen Gebäuden wie dem Achtgeschosser „Holz 8“ in Bad Aibling bestehen hohe Brandschutzanforderungen. Zum Kapseln der Holzkonstruktion und zur Wärmedämmung eignet sich besonders nichtbrennbare Steinwolle wie die „Wood- rock 035“ von Rockwool, denn ihr Schmelzpunkt liegt bei über 1000 °C. Mit 240 mm erreicht der „Holz 8“ fast Passivhausstandard. ▴▴Die Steinwolle-Platten werden schon im Werk in die Holzrahmenbauelemente eingepasst ▴▴Wie beim „Holz 8“ in Bad Aibling montieren die Handwerker fertige Großelemente Nachhaltiger Innenausbau muss nicht kompliziert sein. Huber & Sohn / Deutsche Rockwool Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG D-45966 Gladbeck Telefon 0 20 43/4 08-0 ı www.rockwool.de Glasfaserbeton Lang und langlebig Die Robustheit von Fassadenplatten und die Anmutung von Holzschalungen kombiniert das Glasfaserbeton-Produkt „Öko Skin“ von Rieder. Die 1800 mm langen Fassadenlatten sind in den Breiten 147 und 302 mm erhältlich. Sie sind handlich, mit geringerem Aufwand montierbar und lassen sich direkt auf der Baustelle zuschneiden und verarbeiten. Der Werkstoff muss nie gestrichen oder geschliffen werden, um seinen Charakter zu behalten. Für die Montage gibt es farblich angepasste Schrauben oder Nieten. Für die 302 mm breiten Elemente ist auch das Befestigungssystem der Stulpschalung möglich. ▴▴Mehrgeschossiges Bürogebäude in Gießen, verkleidet mit 360 m² „Öko Skin Liquide Black“ FAAY Wandelemente: - vorgefertigt - ohne Ständerwerk - passgenau aus Flachs - ökologisch - stoßfest schraubfest installationsfähig Schallschutz Brandschutz Rieder Smart Elements GmbH A-5751 Maishofen Telefon +43 (0) 65 42/69 08 44 www.rieder.cc Tel. 06196 202 14 82 www.faay.de www.mikado-online.de Jetzt kostenlos anfordern! FAAY Technik-Ordner mikado Holzbau-Branchenführer Dämmstoffe Baustoffe Nagelplattenkonstruktionen Abdichtungen Nahezu jede architektonische Form realisierbar! 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Seine experimentierfreudige Architekturszene setzte Maßstäbe und inspirierte ganz Holzbau-Europa. mikado unterhielt sich mit Hermann Kaufmann darüber, wie wohl in den nächsten Jahrzehnten der Holzbau die Architektur und die Architektur den Holzbau beeinflussen wird. Zukunft des Ingenieurholzbaus Der Erfolg des modernen Holzbaus fand seinen sichtbaren Ausdruck in spektakulären Großbauten. Die wurden durch technische Innovationen möglich. Einer der kreativsten Holzbauingenieure ist Hermann Blumer. mikado wollte von ihm wissen, welche Potenziale im Holzbau noch schlummern und welche Erfindungen und Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten sind. Außerdem Geschichte und Zukunft des nachhaltigen Bauens Impressum Offizielles Organ von Holzbau Deutschland Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der Europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH), Luxemburg Verlag: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Römerstraße 4 86438 Kissing Telefon +49 82 33.23-0 www.weka.de ı www.mikado-online.de Herausgeber: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Geschäftsführer: Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland Verlagsleiter Zeitschriften Bauhandwerk: Christoph Maria Dauner Chefredakteur: Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.) [email protected] Redaktion: Dipl.-Ing. (FH) Claudia Jamnitzky (cj) (CvD) [email protected] Jessica Jahn M.A. (jj) [email protected] Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh) [email protected] 86 Redaktionsbeirat: Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı Dipl.-Designer Jochen Wenzel Anzeigen: WEKA MEDIA GmbH & Co. KG Römerstraße 4 ı 86438 Kissing Fax +49 82 33.23 71 11 ı [email protected] Anzeigendisposition: Daniela Bolleininger Telefon +49 82 33.23 71 35 [email protected] Anzeigenverkauf: Henriette Stoll-Loof ı Telefon +49 81 43.93 15 10 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 21/2013 Aboverwaltung: Telefon +49 82 33.23 40 40 ı Fax +49 82 33.23 72 30 [email protected] Abonnementpreis: 11 Ausgaben (Inland): 11 Ausgaben Studenten/ Meisterschüler: Einzelheft: 98,00 € 75,00 € 12,80 € Produktion: Helmut Göhl (verantw.) ı Silke Schwer mikado edition 2013 Konzeptionslayout, Grafik und Satz: Popp Media Service ı Herrenbachstraße 17 ı 86161 Augsburg Lithografie: high end dtp-service ı Lothar Hellmuth Druck: Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH Angerstraße 54 ı 85354 Freising ISSN 0944-5749 Erscheinungsweise: 11 Ausgaben jährlich WEKA ist bemüht, ihre Produkte jeweils nach neuesten Erkenntnissen zu erstellen. Die inhaltliche Richtigkeit und Fehlerfreiheit wird ausdrücklich nicht zugesichert. Bei Nichtlieferung durch höhere Gewalt, Streik oder Aussperrung besteht kein Anspruch auf Ersatz. Zum Abdruck angenommene Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht des Verlags über. Für unaufgefordert eingesandte Beiträge übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich ausgewiesene Beiträge liegen in der Verantwortlichkeit des Autors. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar. Redaktionelle Änderungen vorbehalten. Jörg Pfäffinger 20 Jahre mikado Im Jahr 1993 erschien die erste Ausgabe von mikado. Das 20-jährige Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um einmal kurz innezuhalten und Rückschau zu halten auf 20 Jahre Holzbaugeschichte, auf 20 ereignisreiche Jahre, in denen der Holzbau aus seiner Nische herauswuchs und sich zu der Bauweise der Zukunft entwickelte. Allerdings schauen wir nur ein bisschen zurück, denn noch viel spannender ist natürlich der Ausblick auf die nächsten 20 Jahre. Dem widmet sich das Jubiläumsheft hauptsächlich und befragte dazu prominente Holzbaupioniere. NEU: „MELODIE®“– So leicht deckt der Norden. Jetzt: „Wir pfeifen es von den Dächern!“ Der pfiffige „MELODIE“Klingelton zum Download www.creaton.de/melodie Extra leicht Mit nur 3,2 kg besonders verarbeiter- und sanierungsfreundlich. Extra flexibel Mit 35 mm Decklängenspiel für wirtschaftliches und schnelles Arbeiten. Extra sicher Mit stark ausgeprägter Verfalzung für extreme Witterung. 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