Sonderdruck aus cci 10/2009 © 2009 Promotor Verlag • Borsigstraße 3 • D-76185 Karlsruhe • Fon 07 21/5 65 14-0 Fax 07 21/5 65 14-50 • www.cci-promotor.de • [email protected] Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlags. Lesen. wissen. entscheiden. Fachzeitung für Haus- und Gebäudetechnik Der amerikanische Projektentwickler Tishman Speyer, New York, suchte für den neuen Frankfurter Opernturm ein Kühlsystem, das in den Räumen des 170 Meter hohen Neubaus wirkungsvoll kühlt sowie leise und zugfrei lüftet. Tishman Speyer wählte nach einem eingehenden Labortest beim Hersteller eine Hybridkühldecke, die im Vergleich zu einer konventionellen Kühldecke 30 Prozent weniger Energie benötigt. Decke temperiert und lüftet Opernturm Frankfurt nutzt Hybridkühldecken in den Büroetagen – von Ralf Dunker Die neu entwickelte Hybridkühldecke „A11 Hybrid“ der MWH Barcol Air GmbH, Egelsbach, kombiniert die Zuluftzufuhr mit der Raumtemperierung und besteht aus zwei Systemkomponenten: Den Hybridmodulen mit Zuluftdüsen im Zwischendeckenhohlraum und den Kühldeckenelementen als Deckenverkleidung. In den Hybridmo- dulen sind die kühlwasserführenden Kupferrohre mäanderförmig in Wärmeleitschienen eingepresst. Die Deckenverkleidung ist als Paneele mit einem 135-cm-Raumras- Wolkenkratzer wirkt optisch zurückhaltend Der Opernturm in Frankfurt am Main ist 170 m hoch und bietet einschließlich Podium (siebengeschossiger Vorbau) 66.000 m² Mietfläche, wovon rund 75 % bereits im Juli vergeben waren. Die sandfarbene Natursteinfassade hat die Aufgabe, die Wärme zu absorbieren und dadurch die Kühllast zu senken. Die Vorsprünge der Fassade bilden zusätzlich eine Verschattung und sollen ohne einen aktiven Sonnenschutz die Kühllast gegenüber einer durchgängigen Glasfront um 20 % senken. Geplant ist die Fertigstellung zum Jahreswechsel. Von den grauen, pulverbeschichteten Hybridmodulen wird die Wärme im Deckenhohl­ raum und der Betondecke absorbiert und abgeführt. An den Längsseiten wird die Zuluft über Düsen zur Decke ausgeblasen. (Alle Abb. MWH Barcol Air) „Um Ressourcen zu schonen, wollen wir nicht am Komfort und der Zuverlässigkeit sparen“ Jeremy Taylor, Projektleiter Tishman Speyer ter gefertigt. Auf den perforierten, weiß lackierten Elementen sind die Kühlmittelrohre ebenfalls mäanderförmig aufgebracht. Für eine bessere Raum­akustik wurde in den Zwischenräumen der Kühlschlangen Vlies eingeklebt. Beide Bestandteile werden an die Wasserkreise über flexible Leitungen mittels Steckkupplung angeschlossen. Zum Kühlen wird die Betondecke neben den beiden Kühlmodulen als thermoaktives Kühlelement verwendet. In den Nachtstunden wird die Temperatur der Decke durch die Hybridmodule und die Kühldeckenelemente abgesenkt, bis die gewünschte Starttemperatur erreicht ist. Sie wird quasi entladen, damit der Beton tagsüber wieder Wärme aufnehmen kann. Die Zentrallüftung bleibt bei der Nachtabkühlung abgeschaltet. Zu Beginn des Tagesbetriebs strömt zunächst nur die 16 °C kühle Zuluft Die Kühldeckenelemente werden mit flexiblen Verbindungen mittels Steckkupp­ lung an das Kaltwassernetz angeschlos­ sen. Die Kühldecke kann jederzeit wieder geöffnet werden und wird mit Stahlseilen vor einem Herabfallen gesichert. durch das Hybridmodul. Die Kühlwasserkreisläufe bleiben ausgeschaltet. Die Zuluft tritt über die Düsen in Richtung Decke aus, verwirbelt im Deckenhohlraum und sorgt für einen Wärmestrom von den Kühldeckenelementen an die Betondecke. Danach tritt die Luft durch die Perforation der Kühldeckenelemente in den Raum. Reicht die Zuluft zur Raumklimatisierung nicht aus, öffnen sich die Ventile des Kühlwasserkreislaufs und die Kühlmäander der Kühldecke und des Hybridmoduls führen zusätzlich Wärme ab. Das System ist nicht auf eine konstante Raumtemperatur ausgelegt. Vielmehr darf diese im Laufe des Tages gleiten und beispielsweise bei einer Außentemperatur von 32 °C auf 24 °C ± 2 K steigen. Der Betrieb des Hybridsystems mit einer gleitenden Temperatur über den Tagesverlauf und der thermoaktivierten Betondecke soll gegenüber einer normalen Kühldecke bis zu 30 % Energie einsparen. Der geforderte Schalldruckpegel im Raum von 35 dB(A) wird nach Labortests unterschritten. In allen Büroeinheiten, ob Einzel- oder Großraumbüro, lässt sich die Starttemperatur und damit die Kühlwirkung am Tage mithilfe der LON-basierten Regelung vorgeben. Sie regelt die Ventile des Kaltwassernetzes und schließt sie beim Öffnen der Fensterriegel über einen Fensterkontakt. Der Heizfall im Winter gestaltet sich etwas anders. Es wird vor allem geheizt, um einen Kaltluftabfall an der Außenwand und dem Fenster zu vermeiden. Das eingesetzte Fensterglas bewirkt, dass sich die innere Scheibe auch an kalten Tagen nicht unter 14 °C abkühlt. Trotzdem würde es ohne geeignete Heizung zu einem Kaltluftabfall und damit zu unangenehmer Fußkälte kommen. Daher sind im Außenwandbereich je Achsraster zwei kombinierte Heiz-/ Kühldeckenelemente angebracht. Auf diese sind in PE-Folie einge- Leistung der Hybridkühldecke Die Funktionen Kühlen, Lüften und Heizen verteilen sich im Hybridsystem wie folgt: Für die Luftzufuhr und das Kühlen sind die Hybridmodule und Kühldeckenelemente in der Raummitte zuständig. Sie belegen etwa drei Viertel der Deckenfläche und liefern bezogen auf die gesamte Bodenfläche 6 m³/h Zuluft pro m² und etwa 100 W/m² Kühlleistung bei einer Vorlauftemperatur von 16 °C und Rücklauftemperatur von 20 °C im Kaltwasserkreis. Da die Berechnung der Kühllast im Durchschnitt über alle Himmelsrichtungen 85 W/m² ergab, ist die Hybriddecke ausreichend dimensioniert. Die Heiz-/Kühldeckenelemente im Außenwandbereich dienen im Hochsommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen. Die erforderliche Heizleistung wurde mit 45 W/m² angenommen. schweißte Mineralwollauflagen aufgebracht, die einen Wärmeeintrag in den Deckenhohlraum verhindern. Der Wasserkreislauf der fassadenseitigen Elementen wird zwischen der Heiz- und der Kühlperiode umgeschaltet, so dass nur ein „Die Zuluft dringt unbemerkt, gleichmäßig und zugfrei durch die perforierten Kühl­decken­elemente in den Raum.“ Jeremy Taylor, Projektleiter Tishman Speyer Kreislauf nötig ist. Die konditionierte Zuluft dringt im Winter ebenfalls über die in der Raummitte montierten Kühldeckenelemente ein. Die an der Innenwand angeordneten Deckenelemente sind inaktiv und dienen in den Einzelbüros als Abluft­element. So wird ein Kurzschluss zwischen Zuund Abluft im Deckenhohlraum vermieden. Bevor Tishman Speyer die Hybridkühldecke wählte, verlangte der Investor einen Labortest. Der Test fand bei MWH Barcol Air in Stäfa/ Systemaufbau der Kühldecke: In der abgehängten Decke befindet sich das Hybridmodul mit Zuluftdüsen und Kühlschlangen. Darunter das Kühldeckenele­ ment ebenfalls mit Kühlschlangen. In den Nachtstunden führt das Hybridsystem bei ausgeschalteter Lüftung die über Tag aufgenommene Wärme der Beton­ decke ab. Im Tagesbetrieb dringt Zuluft durch das Hybridmodul in den Decken­ hohlraum, verwirbelt dort und dringt durch die Deckenperforation in den Raum. Die Wärme wird zusätzlich über die Hybridmodule und Kühldeckenelemente abgeführt. (Abb. Tishman Speyer) Schweiz statt. Im Versuch wurde nachgewiesen, dass die geforderte Schweiz statt. Im Versuch wurde Kühl- und und Heizleistung ernachgewiesen, dass die geforderte bracht wird. Mit einem zusätzKühl- und und Heizleistung erlichen Rauchverbracht wird. Mit einem zusätzsuch wurde die „Mit einem Rauchversuch haben wir gezeigt, dass unser System lichen RauchverLuftverteilung und einen effektiven Luftaustausch sicherstellt.“ such wurde die „Mit einem Rauchversuch haben wir gezeigt, dass unser System der Luftaustausch Matthias Goy, Vertriebsleiter MWH Barcol Air Luftverteilung und einen effektiven Luftaustausch sicherstellt.“ sichtbar. Der Rauch der Luftaustausch Goy, Vertriebsleiter MWH Barcol Air erreichte wenige Sekunden Matthias nach sichtbar. Der Rauch dem Einschalten der Lüftung den erreichte wenige Sekunden nach Boden, binnen einer Minute wurde dem Einschalten der Lüftung den der Raum komplett durchspült. Für Boden, binnen einer Minute wurde den Winter- und Sommerfall wurder Raum komplett durchspült. Für de außerdem die Luftgeschwindigden Winter- und Sommerfall wurKomponenten ganzheitlich betrachtet keit gemessen. Für den simulierten de außerdem die LuftgeschwindigSommerbetrieb bei einem zweifaKomponenten ganzheitlich Die Energieeffizienz des Gebäudesbetrachtet spielte eine entscheidende Rolle keit gemessen. Für den simulierten chen Luftwechsel pro Stunde mabei der Auswahl der Komponenten für die Gebäudetechnik des FrankSommerbetrieb bei einem zweifaßen die Techniker knapp über dem Die Energieeffizienz des Gebäudes spielte eine entscheidende Rolle furter Opernturms, zumal eine Zertifizierung nach LEED-Gold (Leachen Luftwechsel pro Stunde maBoden maximal 0,13 m/s. „Die bei der Auswahl der Komponenten für die Gebäudetechnik des Frankdership in Energy and Environmental Design) angestrebt wird. Das ßen die Techniker knapp über dem warme Glasfassade führt zu einer furter Opernturms, zumal eine Zertifizierung nach LEED-Gold (LeaAuswahlkriterium für die Komponenten war nicht nur der WirkungsBoden maximal 0,13 m/s. „Die Raumluftwalze, deren Luftbewedership in Energy and Environmental Design) angestrebt wird. Das grad, sondern ein ausgewogener Mix aus Energieeffizienz, Zuverläswarme Glasfassade führt zu einer gung am Boden die höchste GeAuswahlkriterium für die Komponenten war nicht nur der Wirkungssigkeit sowie Flexibilität und Behaglichkeit. Daher wurden beispielsRaumluftwalze, deren Luftbeweschwindigkeit erreicht“, erklärt grad, sondern ein ausgewogener Mix aus Energieeffizienz, Zuverläsweise die Zentrallüftungsgeräte in den Technikzentralen der fünften gung am Boden die höchste GeMatthias Goy, Vertriebsleiter MWH sigkeit sowie Flexibilität und Behaglichkeit. Daher wurden beispielsund 40. Etage mit Rotationswärmeübertragern ausgestattet. Als schwindigkeit erreicht“, erklärt Barcol Air. „Die Luftgeschwindigweise die Zentrallüftungsgeräte in den Technikzentralen der fünften Wasserkühlsätze werden im Kellergeschoss konventionelle MaschiMatthias Goy, Vertriebsleiter MWH keit wird daher an anderen Stellen und 40. Etage mit Rotationswärmeübertragern ausgestattet. Als nen mit drehzahlgeregelten Turbocor-Verdichtern mit hohem WirBarcol Air. „Die Luftgeschwindigim Raum geringer ausfallen und Wasserkühlsätze werden im Kellergeschoss konventionelle Maschikungsgrad im Teillastbetrieb eingesetzt. Den Kältebedarf im Winter keit wird daher an anderen Stellen liegt somit deutlich unter den nen mit drehzahlgeregelten Turbocor-Verdichtern mit hohem Wirdeckt die freie Kühlung über Rückkühlwerke auf dem Hochhausdach. im Raum geringer ausfallen und Grenzwerten.“ Noch geringere kungsgrad im Teillastbetrieb eingesetzt. Den Kältebedarf im Winter Aufgrund der Speicherwärme der Natursteinfassade und der inneren liegt somit deutlich unter den Luftgeschwindigkeiten ergaben deckt die freie Kühlung über Rückkühlwerke auf dem Hochhausdach. Wärmelasten ist die Heizlast gering. Geheizt wird mit Fernwärme. Grenzwerten.“ Noch geringere die Labormessungen für den WinAufgrund der Speicherwärme der Natursteinfassade und der inneren Luftgeschwindigkeiten ergaben terfall. Die Wintermessung zeigte Wärmelasten ist die Heizlast8,4 gering. Geheizt wird mit Fernwärme. • Installierte Kälteleistung: MW (4 Kälteerzeuger) die Labormessungen für den Winauch, dass die Temperaturschich• Fernwärmebereitstellung: 6,8 MW (3 Übergabestationen) terfall. Die Wintermessung zeigte • Installierte Kälteleistung: 8,4 MW (4 Kälteerzeuger) tung im Aufenthaltsbereich 1 K pro • Luftvolumenstrom: 676.000 m³/h (54 Lüftungs- und Klimaanlagen) auch, dass die Temperaturschich• Fernwärmebereitstellung: 6,8 MW (3 Übergabestationen) Höhenmeter unterschreitet. tung im Aufenthaltsbereich 1 K pro • Luftvolumenstrom: 676.000 m³/h (54 Lüftungs- und Klimaanlagen) Höhenmeter unterschreitet. www.mwh.ch Entwicklung, Konzeption, Produktion, Realisation MWH Barcol-Air GmbH Boschring 12 63329 Egelsbach Germany T +49 6103 403 62 30 F +49 6103 403 62 50 [email protected]