◆◆◆ Bau und Boden Gemeinschaftszollanlage in Laufenburg Neuer deutsch-schweizer Grenzübergang an der letzten EU-Außengrenze Ansicht von Osten Bis zum Ende letzten Jahres waren die historischen Stadtkerne von Laufenburg/Baden und Laufenburg/ Aargau nur über eine rund drei Meter breite Steinbrücke verbunden. Mit Eröffnung der neuen Rheinbrücke östlich von Laufenburg im Dezember 2004 haben der deutsche und der schweizer Teil der Stadt eine zweite Verbindung erhalten, die die Stadtzentren vom Durchgangsverkehr entlastet. Im Laufe der mehr als 13-jährigen Planungsgeschichte wurde der erforderliche Neubau einer Gemeinschaftszollanlage an dieser neuen Rheinbrücke mehrfach um- und neu geplant. Die konkrete Planung der nun realisierten Zollanlage begann erst im Mai 2004 und lag in den Händen der Lörracher Architektengemeinschaft Würkert, Felchlin und Zickenheiner. Die Koordination mit den Nutzern, die Projektsteuerung und die Bauüberwachung übernahm 34 OFD-Magazin 3 · 2005 (Foto: Stephan Baumann) der Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Freiburg. Insgesamt betrug die Bauzeit nur knapp zehn Monate. Die Gesamtkosten einschließlich der erforderlichen Verkehrsflächen und Außenanlagen belaufen sich auf rund 3,1 Millionen Euro und werden zwischen Deutschland und der Schweiz anteilsmäßig geteilt. Der Standort für die Gemeinschaftszollanlage befindet sich auf der deutschen Seite. Er liegt in der Rheinaue, auf einem neu aufgeschütteten Hochplateau direkt hinter dem Brückenauflager. Die farbliche Gestaltung der Anlage in zurückhaltenden Grautönen, das homogene Materialkonzept, das begrünte Fahrbahndach und die naturnahe Gestaltung des Umfeldes tragen maßgeblich zur Integration der Zollanlage in die umgebende Landschaft bei. Die Zollanlage nimmt die Richtung der neuen Rheinbrücke auf und zeichnet sich vor allem durch die Verzahnung von Gebäude und Fahrbahndach aus. Wie ein überdimensionaler Tisch steht das Dach über der Fahrbahn und dem Zollgebäude und fügt beide zu einer architektonischen Einheit zusammen. Gleichzeitig erhält das Gebäude durch das Dach und durch die zwischen den Stützen montierten Lamellen eine zweite Klimahülle, die dafür sorgt, dass sich die Luft im Abfertigungsgebäude im Sommer nicht zu sehr aufheizt. Das extensiv begrünte Fahrbahndach ist eine Stahl-Holz-Konstruktion mit einer Größe von 39 x 25 Metern. Es steht auf zwei Stützenreihen mit je acht Stahlstützen. Zusätzlich wird es im Bereich der Fahrbahnkabinen durch Pendelstützen, welche nachts als immaterielle Leuchtkörper erscheinen, unter Bau und Boden ◆ ◆ ◆ stützt. Die Dachscheibe bilden zehn Zentimeter starke Holzplatten. Drei große Oberlichter sorgen für ausreichend Tageslicht unter dem Fahrbahndach und im zentralen Publikumsraum. Das 55 Meter lange und 13 Meter breite Zollgebäude ist als kompakter, kubischer Baukörper konzipiert. Von der Straße aus erscheint er als eingeschossiger Flachbau, dessen erhöhter Teil mit den Untersuchungsgaragen die Höhe des Fahrbahndachs aufnimmt. Im flachen Teil unter dem Fahrbahndach befinden sich der Publikumsraum mit der Reisenden- und Warenabfertigung sowie die angeschlossenen Büroräume. Am anderen Kopfende, Richtung Schweiz, liegen Garage, Nebenräume und der Hundezwinger. Von Südwesten zeigt sich das Gebäude in der Mitte zweigeschossig und öffnet sich zur Landschaft. Im Sockelgeschoss liegen die Umkleiden, Lager und Technikräume. Das Gebäude wurde komplett aus vorgefertigten Holzrahmenbauelementen errichtet und anschließend mit robusten Zementfaserplatten verkleidet. Lediglich die erd- Luftbild berührenden Teile des Sockelgeschosses und die Bodenplatten sind aus Stahlbeton erstellt. Die Bauweise und die verwendeten Materialien Holz und Stahl ermöglichen einen einfachen und ökologischen Rückbau des Gebäudes, falls seine Funktion durch einen EU-Beitritt der (Foto: Manfred Bauland) Schweiz eines Tages entfallen sollte. Die Innenräume sind durch glatte, weiße Wände und Decken, Eichenholz, rotbraunen Kautschukbelag und geschliffenen, anthrazitfarbenen Sichtestrich geprägt. Die Reduktion auf wenige, natürliche Materialien und Farben unterstützt die zurückhaltende Gesamterscheinung des Gebäudes und verleiht ihm einen zeitlosen, der Aufgabe angemessenen Glanz. Im Rahmen des Auswahlverfahrens für den Hugo-Häring-Preis 2006 erhielt die Zollanlage Laufenburg eine „Auszeichnung Guter Bauten 2005“ vom Bund Deutscher Architekten (BDA) verliehen. Stephan Hansmann, Projektleiter im Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Freiburg Ein freundlicher Büroraum (Foto: Stephan Baumann) OFD-Magazin 3 · 2005 35