Jesus in der Cloud Himmelfahrt Apostelgeschichte 1,1-12 Stephan Rohner Chrischona Toggenburg 1Himmelfahrt 5. Mai 2016 Lesungen: Apg 1,1-12 Leitgedanke Gottes herrliche Gegenwart im Alltag erleben. Ich gehe den Bibeltexten entlang, bei denen die Wolke des Herrn erschienen ist. Ich stelle die Lebenssituationen der Personen in den Fokus und verknüpfe sie mit heutigen Situationen. 1 I. Apostelgeschichte 1,1-12 (Hfa) 1 Lieber Theophilus! In meinem ersten Bericht1 habe ich von allem geschrieben, was Jesus getan und gelehrt hat; und zwar von Anfang an 2 bis zu seiner Rückkehr zu Gott. Bevor aber Jesus in den Himmel aufgenommen wurde, gab er den Männern, die er als seine Apostel berufen hatte, durch den Heiligen Geist Anweisungen für die Zukunft. 3 Diesen Männern hat er sich auch nach seinem Leiden und Sterben gezeigt und damit bewiesen, dass er tatsächlich auferstanden ist. Vierzig Tage lang sahen sie ihn, und er sprach mit ihnen über Gottes neue Welt. 4 Als sie an einem dieser Tage miteinander aßen, sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Verlasst Jerusalem nicht! Bleibt so lange hier, bis in Erfüllung gegangen ist, was euch der Vater durch mich versprochen hat. 5 Denn Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber werdet bald mit dem Heiligen Geist getauft werden." 6 Bei dieser Gelegenheit fragten sie ihn: "Herr, wirst du jetzt Israel wieder zu einem freien und mächtigen Reich machen?" 7 Darauf antwortete Jesus: "Die Zeit dafür hat allein Gott der Vater bestimmt. Euch steht es nicht zu, das zu wissen. 8 Aber ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde." 9 Nachdem er das gesagt hatte, nahm Gott ihn zu sich. Eine Wolke verhüllte ihn vor ihren Augen, und sie sahen ihn nicht mehr. 10 Noch während sie überrascht nach oben blickten, standen auf einmal zwei weiß gekleidete Männer bei ihnen. 11 "Ihr Galiläer", sprachen sie die Jünger an, "was steht ihr hier und seht zum Himmel? Gott hat Jesus aus eurer Mitte zu sich in den Himmel genommen; aber eines Tages wird er genauso zurückkehren." 2 II. Jesus in der Cloud Cloud ist ein englisches Wort und bedeutet Wolke. Als eine Cloud wir heute Speicherplatz auf einem Server bezeichnet. Man kann zum Beispiel Bilder in die Cloud laden, dann kann man sie auf jedem beliebigen Internet-Computer auf der ganzen Welt wieder ansehen. Daten in der Cloud können für alle und jeden auf der ganzen Welt zugänglich gemacht werden. Jesus ist jetzt auch in der Cloud. Gott hat Jesus für alle auf der ganzen Welt zu jeder Zeit zugänglich gemacht. Voraussetzung dafür ist nicht das Internet, sondern eine gesunde Glaubensstruktur. Jemand hat mich nach dem Passwort gefragt. Ich würde ihm antworten: Christus ist HERR. Wer eine Cloud hat der weiss, eigentlich müsste es funktionieren, aber manchmal funktioniert der Zugang doch nicht so richtig. So ist es auch mit Jesus. Manchmal verlieren wir den Zugang. Unser Blick auf ihn ist verschwommen oder ganz weg. III. Was vernebelt deinen Blick auf Jesus? Siecher kennt ihr die Situation auch, wo jemand vor euch in einer Nebelwolke verschwunden ist. Gerade bei Bergwanderungen kann das ganz leicht passieren. Wenn es dann dein Kind ist, bist du schnell in Angst und läufst etwas schneller. In der Stadt kann es passieren, dass eine geliebte Person in einer Wolke von Menschen verschwindet. Es dein Kind, dann beginnst du automatisch es überall zu suchen. Es ist schon einige Jahre her da habe ich Erika auf den Flughafen gebracht. Ich habe mich in der Abflughalle verabschiedet und bin dann auf die Aussichtsplattform gegangen und habe gewartet bis der A380 in den Wolken verschwunden war. Geblieben waren mir noch ihre Worte: „Ich hab dich lieb und rufe 3 dich an, wenn ich in Singapur bin.“ Weg in den Wolken verschwunden und genau daher ist sie auch wieder gekommen. Manchmal geht es uns mit Jesus auch so. Er verschwindet aus unserem Blickfeld. Er scheint einfach nicht mehr da zu sein. Weg fort. Ab und zu erreicht mich ein SMS aus seinem Wort, aber kein Anruf, kein WhatsApp, kein Snapchat. Einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt viele Dinge, die uns den Blick auf Jesus vernebeln können: Sorgen, Nöte, Verluste auf der einen Seite, Gewinne, Feste und Überfluss auf der andern Seite. Mal haben wie viel zu wenig, mal viel zu viel. Solche Dinge können sich wie eine Wolke um deine Gefühle legen, so dass du mit der Zeit fragst, gibt es diesen Jesus überhaupt noch und taucht der je wieder in meiner Lebenswelt auf. Als ich jung und verliebt war und in der selben Zeit Jesus kennengelernt habe, ging es mir so, dass wenn meine Erika da war und mir Briefe schrieb, ich den Eindruck hatte, jetzt ist Jesus da und liebt mich, ja ich schwebt mit ihm auf der Wolke. Ein paar Tage später, bekam ich kein Brief und kein Telefon von meiner Geliebten, da war dieser Jesus auch irgendwie weg. Es sind einige Monate vergangen, bis ich realisiert habe, dass ich das Verliebt-Sein mit der Gegenwart Gottes verwechselte. Ja, meine starken Gefühle für Erika haben mir den Blick auf Jesus vernebelt. Heute sind meine Gotteserlebnisse nicht mehr so stark von Erika, meiner Frau, abhängig. IV. Gottesgegenwart erleben Lukas beschreibt mit der Himmelfahrt Christi genau ein solches wirklich ausserordentliches Gotteserlebnis. Er beschreibt, wie die Jünger im Abschied von Jesus die Nähe von Gott erlebt haben. Lukas beschreibt einen bewegende Erfahrung der Jünger mit Jesus auf dem Ölberg nahe Jerusalem. 4 Ich glaube nicht, dass Jesus mit einer Rakete in den Himmel geflogen ist und die Jünger im Rauch stehen liess. Ich glaube auch nicht, dass Jesus eine Comic Figur ist, die sich blitzschnell wegbewegt hat, so dass nur noch ein Wölkchen übrig geblieben ist. Ich glaube auch nicht, dass es sich bei der Darstellung um eine mythologische Göttersage handelt. Ich glaube viel mehr, dass Lukas mit seinem Text eine übernatürliche Erscheinung Gottes beschreibt, die nur im Glauben greifbar ist. Die Wolke ist das sichtbare Zeichen für die Gegenwart von Gott. Sie ist ein Zeichen seiner realen Anwesenheit. Lukas beschreibt ein Gotteserlebnis von hoher Intensität. Ein ausserordentliches Erlebnis mit Gott. Die Jünger erlebten, wie Jesus, in die Wolke der Gegenwart Gottes aufgenommen wurde, wie einst auch Mose. Das war für sie ein hoch emotionaler Moment in ihrem Leben. Ein Abenteuer mit Gott. Es erfüllte sie eine tiefe Gewissheit. Sie wussten Gott ist da und unser Jesus ist bei Gott. Er ist von ihm an- und aufgenommen. Die Wolke meint, hier ist eine atmosphärisch spürbare Nähe des Allmächtigen. Hier ist Gott wie Wind und Wetter so nahe. In Psalm 104 ist es wunderbar formuliert: Psalm 104,1-4 Herr, mein Gott, wie groß bist du! Majestätische Pracht ist dein Festgewand, helles Licht umhüllt dich wie ein Mantel. Du spanntest den Himmel aus wie ein Zeltdach, über den Wolken hast du deine Wohnung errichtet. Ja, die Wolken sind dein Wagen, du fährst auf den Flügeln des Windes dahin. Wind und Wetter sind deine Boten, zuckende Blitze deine Diener. Sicher habt ihr in der Natur auch schon ein richtiges Abenteuer mit Gott erlebt. Momente in denen Wind und Wetter zu Zeichen seiner Gegenwart werden. 5 So einen Moment haben wir im Neckertal beim Abschluss der Kinderwoche 2016 erlebt. Am Samstagmorgen hat es noch geregnet. Doch das Team hat im Glauben entschieden, die Veranstaltung am Nachmittag mit den Eltern in Ninive, der von den Kindern gebauten Stadt, durchzuführen. Noch im leichten Nieselregen haben sie das E-Piano hinausgetragen. Just in dem Moment als wir sangen: „Wie ein Freudenschrei in Traurigkeit ist ein Sonnenstrahl an einem Regentag…“ kam die Sonne. In einem solchen Moment weisst du, Gott hat viele Gebete erhört und uns zugezwinkert. Das war kein Zufall, dass war auch für mich eine emotionale Glaubenserfahrung. Wir haben einen Gott der Herr ist über Wind und Wolken. Gott lässt uns durch die Schöpfung seine Gegenwart erleben. V. Gott spricht aus Wolken Die Geschichte von Gott und der Wolke beginnt bei der Flucht der Israeliten aus Ägypten. Als sie in der Wüste von den Ägyptern verfolgt wurde, stelle sich die Wolke zwischen die Israeliten und das Heer der Ägypter, so dass sie die Israeliten nicht angreifen konnten. Gott schütze im Kleid einer Wolke das Volk auf der Flucht vor ihren Verfolgern. Sicher habt ihr auch schon besondere Bewahrung oder Führung erlebt. Es muss ja nicht gerade auf einer Flucht sein, obwohl das Thema ziemlich aktuell ist und sicher auch Menschen unter uns sind, die uns erzählen könnten, wie sie Gottes bewahrende Nähe in einer Flucht durch das verheissende Europa erlebt haben. Ich bin die Bibel nach den Situationen durchgegangen in den Gott sich in einer Wolke manifestiert hat. Bei Mose ist es sogar so, dass Gott das Volk nicht nur in der Wolke begleitet hat, sondern auch aus der Wolke zum Volk und zu Mose gesprochen hat. Sehr beeindruckend ist die Passage in der Bibel bei der Gott seine Gnade und Barmherzigkeit offenbart. 6 Nachdem Mose die Gesetzestafeln aus Wut über die Israeliten zerschmettert hat, gab Gott ihm neue Tafeln und bei der Gelegenheit hat Gott etwas von sich preisgegeben. 2. Mose 34,4-6 Mose hieb zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, und stand am Morgen früh auf und stieg auf den Berg Sinai, wie ihm der HERR geboten hatte, und nahm die zwei steinernen Tafeln in seine Hand. Da kam der HERR hernieder in einer Wolke, und Mose trat daselbst zu ihm und rief den Namen des HERRN an. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: [Ich der] HERR, HERR, Gott, [bin] barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue… Es ist schon die Frage, ob wir ähnliches auch erleben können. Ich glaube sehr wohl. Ich glaube Gott schafft wie damals auch heute eine heilige Atmosphäre, eine Wolke, aus der er uns zuruft. „Ich bin der gnädige und barmherzige Gott. Ich bin aber auch der Gerechte. Ich selber bin bereit eure Unmoral zu ertragen und im Opfer Christi zu bereinigen.“ Wo können wir heute eine solche Wolke erleben? Wo sind die Orte mit einer heiligen Atmosphäre in der wir Gottes Vergebung erleben? Wo erleben wir erleben wir Gottes Gegenwart so intensiv, dass wir an eine zweite Chance glauben? Ich kenne viele solcher Zeiten der Begegnungen mit dem heiligen Gott. Für mich sind Stille am Morgen, Konferenzen, Konzerte, Gottesdienste und Stunden der Seelsorge solche heilsame Momente. Wolkenhafte Erlebnisse bei denen Gott seine Liebe in mein Herz ausgiesst und mich innerlich mit neuem Glaubensmut stärkt. Heilnotwendige Begegnungen mit Jesus, die mir klar machen, dass seine Tür für mich immer offen ist und 7 ich jederzeit in den Thronsaal dessen kommen kann, der von sich sagt: Ich der HERR, Gott. Ich bin barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue. In solchen heiligen Momenten beuge ich meine Knie und verberge mein Gesicht vor ihm. Hier erlebe ich dieselbe heilige Atmosphäre, wie sie die Jünger auf dem Ölberg erlebt haben. Die Bibel berichtet eine ganze Serie von Ereignissen, bei denen Gott in einer Wolke gegenwärtig war. Eine solche bewegende heilige Stunde war auch als Gottes Geist 70 Älteste aus Israel erfüllte, wie zuvor schon Mose mit seine Geist erfüllt hatte. Diese Männer erlebten Pfingsten, wie es später auch die Jünger erlebten. An Pfingsten in Jerusalem war zwar nicht die Wolke, aber ein Wind wie ein gewaltiger Gewittersturm. Dessen Kraft war so gewaltig, dass er alle Ängste wegblies und sie nachher Dinge wagen, die so vorher nicht denkbar waren. Liebe Freunde Pfingsten ist nicht abgeschlossen, Gottes Geist bläst nach wie vor wann und wo er will. Wenn Gott in einer heiligen Atmosphäre zu uns spricht, ist das ein Tag der Initialzündung. Er bläst alle unsere Ängste weg und wir werden bereit für Gott ein neues Werk zu gründen. Eine heilige Ergriffenheit für eine Sache, die Gottes Sache ist. Das Reden Gottes in unserem Herzen wird so stark, dass wir nicht mehr zurücktreten können. Es ist der Tag an dem dir Gott sagt, geh in dein Ninive und verkündige die Macht und Herrlichkeit meiner Gegenwart. Ja, in Ninive liegt auch heute viel im Argen. Die letzten Worte Jesu, bevor er von der Wolke, des Altars aufgenommen wurde waren: Apg: 1,8 8 Ihr aber werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Erde. Worüber hat Gott mit dir aus der Wolke gesprochen? Was hat er dir durch den heiligen Geist zugesprochen? VI. Sehnsucht nach der Wolke Gottes Ich wünschte mir noch mehr solcher Wolken Gottes Tage in meinem Leben. Ich habe manchmal Sehnsucht nach der Nähe von Gott, nach einem heiligen Moment in seiner Gegenwart. Kann man sie machen, diese Stunden? Nein, wir können sie nicht machen, aber wir können sie suchen. Lukas schreibt: Apg 17,27 damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Wir können diese heilige Gegenwart Gottes mitten in unserem Alltag suchen. Die biblischen Zeugnisse beschränken die heilige Gegenwart Gottes nicht auf den Sonntagmorgen, sondern auf die Stunden in denen wir Gott von ganzem Herzen suchen. Heute ist ein wunderbarer Tag um Gott zu suchen. Wir können es machen wie Jesus und die Jünger und auf einen hohen Berg steigen. So hoch, bis wir die Wolken berühren. Wir können da oben im Gebet Gott suchen, ein paar Worte in der Bibel lesen und hören wie Gott zu uns spricht: „Dieser Jesus ist mein geliebter Sohn, höre auf ihn!“ Diese Stimme von Gott aus der Wolke erschreckt dich nicht einfach so plötzlich von hinten. Nein, sie ist zu hören von denen, die den lebendigen Gott ernsthaft suchen und keine Mühe scheuen auch ein paar Schritte auf ihn zuzugehen oder wie Salomo, für ihn sogar bereit sind einen Tempel bauen, denn auch hier hat Gott sich in einem gewaltigen Gottesdienst in seiner Wolke manifestiert. 9 Hilfreich auf der Suche nach Gott sind auch Andachtsbücher. Ich habe in der Vorbereitung auf diese Predigt einige Abschnitte im Buch mit dem Untertitel Gottes Gegenwart im Alltag erleben von Max Lucado gelesen. Einer dieser Texte, die mich mitgenommen haben in die heilige Gegenwart Gottes, Wolke Gottes, möchte ich euch vorlesen. „Licht strömte aus ihm heraus. Strahlen. Gleissend hell. Es explodierte förmlich aus jeder Pore seines Körpers und aus jedem Faden seines Gewandes. Jesus brannte regelrecht. Ihm ins Gesicht zu schauen war, als sähe man geradewegs auf den hellsten Stern am Himmel. Markus lässt seine Leser wissen: ‚Seine Kleider strahlten in einem Weiss, wie es niemand durch Waschen oder Bleichen hervorbringen kann‘ (Mk 9,3, GN). Dieses strahlende Weiss war nicht das Werk einer Wäscherei, es war die Gegenwart Gottes.“1 Solche Texte nehmen mich mit in die Wolke, mit in eine Atmosphäre der Nähe Gottes, aus der ich verändert wieder weggehe. Möge die nächste Wolke am Himmel für euch ein wunderbares Zeichen seiner Gegenwart sein. Und möget ihr Gottes heilige Gegenwart mitten in eurem Alltag erleben, so dass ihr, wie die Jünger auf dem Ölberg, einen Moment verwundert und staunend stehen bleibt. Überwältigt von der heiligen Präsenz unseres lebendigen Gottes. Möge euch aus dem nächsten Nebel Christi Angesicht so stark entgegenleuchten, dass ihr gewiss seid in der Herrlichkeit des Herrn zu stehen. Amen. 1 Lucado, Max; Weil er dich liebt. Gottes Gegenwart im Alltag erleben, Asslar 2014, S. 212f. Von einem mächtigen Gott geliebt. 10