Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren Nr. 4/2017 Datum: 20.05.2017 Sie enthalten die aktuellen Hinweise zu Krankheiten und Schädlingen, sowie Tipps zur Kulturtechnik. Inhaltsverzeichnis 1. Vegetation 2. Erdbeeren Kulturtechnik 3. Erdbeeren Pflanzenschutz 4. Strauchbeeren Kulturtechnik 5. Strauchbeeren Pflanzenschutz Diese Pflanzenschutzmitteilung enthält nur die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge, sowie eine Auswahl der möglichen Pflanzenschutzmittelgruppen bzw. -wirkstoffe. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für detailliertere Informationen kontaktieren Sie die Betriebsmittelliste und die Bio-Pflanzenschutzmerkblätter, ergänzt mit den Daten von Agrometeo und Sopra. Für die Mittelwahl sind die Betriebsmittelliste des FiBL verbindlich. Die Wartefristen und Aufwandmengen sind zwingend einzuhalten. Wichtig: Bei den Mitteilungen handelt es sich vorwiegend um überregionale Zeitpunktprognosen, die auf den aktuellen Stand von Krankheiten und Schädlingen aufmerksam machen und Hinweise zu aktuellen Kontrollen und Pflanzenschutzproblemen geben. Unterschiede zwischen Anlagen und Sorten können nicht berücksichtigt werden. Der Entscheid über eine Pflanzenschutzmassnahme liegt beim Betriebsleiter selbst und muss auch auf seine eigenen Beobachtungen, Kontrollen, Erfahrungen und Anforderungen in der betreffenden Anlage abgestützt werden. Veranstaltungen 07. Juni 2017 Biobeerenveranstaltung am FiBL Link: http://www.bioaktuell.ch/aktuell/agenda/termin/biobeerenanbau.html Erdbeeren - Vegetation Die Freilandbestände ohne Verfrühung haben die Blüte noch nicht abgeschlossen. Ab letzter Woche gab es die ersten leichten Pflücken aus einfach verfrühten Beständen bei Frühsorten. Teilweise viele deformierte Früchte. Bei Malwina oder Rumba hat die Blüte noch nicht begonnen. Durch das wechselhafte Wetter herrscht eine starke Infektionsgefahr für Botrytis (Graufäule) und andere Fruchtfäulen. Feldhygiene (entfernen von kranker Früchte) und im Tunnel das Lüften ist dringend einzuhalten. Späte Bestände präsentieren sich meist recht gut. In den früheren Kulturen sind Frostschäden mit deformierten Früchten, hohlen Früchten und erfrorene Blüten sehr häufig. Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 1 von 6 Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH Erdbeeren – Kulturtechnik Letzte Stroheinlagen in unverfrühten Kulturen wurden abgeschlossen und können jetzt auch in späten Lagen und Spätsorten (ausser bei Malwina, Rumba) erfolgen, da dies hoffentlich die letzten kalt-nassen Tage sind. Die Vlies-Abdeckungen sind nur noch nachts bei Bodenfrostgefahr aufzulegen. Vlies noch für möglichen Bodenfrost am Feldrand lassen. Morgens nicht zu spät abdecken, für eine gute Abtrocknung, Bestäubung und um Hitzestress zu vermeiden. Sorgfältiges Auspflücken von Früchten mit Missbildungen und Pilzbefall ist wichtig. Sonnenbrandgefahr beachten! Besonders in Anlagen mit Reihenrichtung Ost-West auf der Südseite der Reihen und bei strahlungsreichen (klaren) Tagen. Auch schon bei Lufttemperaturen nur knapp über 20°C kann es bei starker Strahlung zu Schäden an den Früchten kommen. Das Hagelnetz kann als Schattierung Schäden vermindern oder ganz verhindern. Auch als Vogelschutz ist das Netz sehr effizient und bei Gewitter natürlich als Hagelschutz. Bild: Hagelnetze sind jetzt zum Schutz der Erdbeerkulturen sinnvoll Auf vielen Felder sind solche oder ähnliche Frostschäden zu sehen (Foto: Schnieper) Terminkulturen für die Ernte im Anschluss an die Normalernte jetzt pflanzen oder Pflanzung vorbereiten, soweit die Bodenverhältnisse es zulassen. Von der Pflanzung zur Ernte vergehen rund 7-8 Wochen. Als Pflanzmaterial stehen im Bioanbau, allerdings noch in beschränkter Menge Traypflanzen zur Verfügung. Düngung nicht vergessen. Falls noch nicht geschehen, sollte beim Fruchtansatz die zweite Düngergabe (Nachdüngung) erfolgen. Details dazu im letzten Bulletin 3/2017. Remontierende Erdbeeren – Blüten lassen, Ranken entfernen In starken Beständen jetzt Blüten belassen und behandeln wie Terminkulturen; in Ernteplanung einbeziehen (ca. 4 Wochen von Blühbeginn bis Erntebeginn). In schwachen Frühjahrspflanzungen Blüten entfernen bis zu den ersten zwei größeren Blättern. Neue Ranken fortlaufend entfernen. Erdbeeren – Pflanzenschutz Gegen Botrytis ist das sorgfältige Auspflücken von Früchten mit Pilzbefall die zurzeit wichtigste Vorbeugemassnahme. In Feldern mit Befall an den noch grünen Früchten die befallenen Früchte möglichst sofort und noch vor der Ernte in separaten Durchgängen entfernen und ausserhalb des Feldes entsorgen. Ansonsten wird Botrytis- und Fruchtfäulebefall durch die Bewässerungsführung (schnelles Abtrocknen ermöglichen), im Tunnel durch gute Lüftung sowie vorgängig der Erntephase durch Stroheinlage, Sortenwahl, gut durchlüftete Bestände, zurückhaltende Stickstoffdüngung vorgebeugt. Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 2 von 6 Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH Zurzeit sind keine wirksamen Mittel bekannt und zugelassen. Mit dem Einsatz von Vacciplant (Laminarin) werden die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen stimuliert Befall mit Botrytis (links) und Gnomonia Fruchtfäule (rechts), befallene Früchte möglichst schnell aus dem Feld entfernen Erdbeermehltau ist bei den aktuell warmen Tagen wieder zu beachten, besonders in Feldern mit Befall im Vorjahr. Erdbeermehltau kann vor der Blüte mit Netzschwefel und in der Nachblüte mit Armicarb oder Vitisan (Kalium-Bicarbonate) oder Vacciplant (Laminarin) vorbeugend bekämpft werden. Der Befallsdruck mit Blattläusen, Spinnmilben und Thrips ist im Freiland noch gering, das kann sich aber bei steigenden Temperaturen und je nach Witterung schnell ändern. Besonders Tunnelkulturen gut überwachen. Blattläuse und Erdbeerblütenstecher sind dieses Jahr sehr aktiv und dürften jetzt bei wärmerer Witterung deutlich zunehmen. Bei warmer Witterung wirken auch die Insektizide besser. Gegen Thripse und Blütenstecher stehen Spinosad-Präparate (Audienz, Spintor) zur Verfügung. Spinnmilben und Blattläuse können mit Kaliseifen und/oder Pyrethrin (wirkt auch gegen Wickler) reguliert werden. Im geschützten Anbau gelangen gegen Spinnmilben und Blattläuse Nützlinge zum Einsatz. Bilder: Symptome des Blütenstechers durch den wenige Millimeter kleinen schwarzen Rüsselkäfer Schneckenbefall – Einstreu Schneckenkorn Nach den teilweise warmen und nassen Tagen verbreiten sich jetzt z.T. wieder Schnecken. Prüfen Sie Ihre Bestände. Bei starkem Auftreten von Acker- und Nacktschnecken können vor der Stroheinlage Eisenphosphat-Präparate zwischen den Erdbeerreihen ausgebracht werden. Bei warmem Wetter Kontrollen auf Xanthomonas durchführen, in einzelnen Beständen ist bereits starker Befall vorhanden. Evtl. die Befallsherde (Blätter, ganze Pflanzen) eliminieren. Verschleppungsgefahr in Neupflanzungen beachten. Pflanzenschutz Terminkulturen Erdbeeren Den Pflanzenschutz (besonders Vorblüteund Blütebehandlungen) gemäss Entwicklungsstand gewissenhaft durchführen. Symtome der eckigen Blattflecken von Kontrolle auf Thripsbefall in blühenden Beständen Xanthomonas sind im Gegenlicht gut zu sehen. Seit der letzten Woche sind in einzelnen Parzellen Thripse an Blüten zu beobachten. Mögliche Schäden sind Verkrüppelungen und Verbräunungen um Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 3 von 6 Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH die Nüsschen. Bei der aktuell warmen Witterung ist hier eine deutliche Zunahme zu erwarten. Bei Bedarf kann Spinosad eingesetzt werden. Strauchbeeren – Situation – Kulturmassnahmen Die Blüte bei den frühen Himbeeren und vereinzelt bei frühen Brombeeren hat begonnen. Bei den Heidelbeeren ist der Blütenansatz unterschiedlich (die Blüte zieht sich noch in die Länge), durch die feuchte Witterung besteht Befallsdruck für Botrytis (Graufäule) und Colletotrichum (Mondscheinigkeit) beachten. Sichtbar sind die teilweise vorhandenen Frostschäden bei Blüten von Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren. Jetzt, wenn der Boden abgetrocknet und erwärmt ist, ist ein idealer Zeitpunkt für Neupflanzungen von Himbeeren als neue Grünpflanzen. Sowohl für einjährige Kulturen, als auch für Dauerkulturen oder für die Anzucht von long canes. Bei den bestehenden Kulturen sind die Neutriebe normalerweise bis etwa Anfang Ernte zu entfernen. Dieses Jahr wegen der Frostschäden sollte man jetzt die Ruten unbedingt nochmals entfernen. Ruten mit Frostschäden werden den nächsten Winter kaum überstehen. Neupflanzungen von Himbeeren sind jetzt günstig Jungtriebe bei Johannisbeeren und Stachelbeeren sind laufend zu fixieren/anheften und überschüssige Triebe sind zu entfernen. Damit Neutriebe ungehindert weiterwachsen können, sind Blütenansätze an der Spitze zu entfernen. Die fruchttragenden Einjahrestriebe können jetzt (ca. ab Ende Blüte) bei den Roten Johannisbeeren auf einige Blätter hinter den Früchten eingekürzt werden (= Sommerschnitt). Abdrehen: um jährlich genügend Fruchtholz der optimalen Stärke zu erzielen, werden wüchsige aufrechte Seitentriebe etwa Mitte Mai im noch unverholzten Stadium an der Basis leicht abgedreht und flach gestellt. Auf diese Weise behandelte Triebe sind deutlich fruchtbarer. Bei den Roten Johannisbeeren kann jetzt auch das Pinzieren der Fruchttriebe erfolgen. Die Massnahme fördert die Ausreife der Früchte und reduziert das vegetative Wachstum (siehe Bild). Pinzieren des Fruchttriebes bei Roter Johannisbeere Neuanlagen Johannis-/Stachelbeere: Als Haupttriebe möglichst nur gerade Triebe verwenden und diese an die Pflanzstäbe (z.B. Tonkinstäbe) heften und deren Spitzen von Nebentrieben freistellen. Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 4 von 6 Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH Brombeeren Rutenmanagement Sind nicht ausreichende Jungruten (Bodentriebe) vorhanden, so können die vorhandenen auf 3-4 Blätter über Boden eingekürzt werden. Aus den Blattachseln wachsen dann neue Ruten, die in der Dicke und Länge meist ideal sind. Mit dieser Massnahme lassen sich auch zu dicke und zu lange Einzelruten verhindern. Dabei aber gut kontrollieren, ob die Bodentriebe Frostschäden aufweisen. Triebe die innen bräunlich sind, besser komplett entfernen. Nur gesunde Triebe haben eine Chance den nächsten Winter zu überleben und nächstes Jahr einen Vollertrag zu bringen. Brombeerrute nach dem Einkürzen Strauchbeeren - Pflanzenschutz Bei Johannis- und Stachelbeeren sind die Behandlungen gemäss dem letzten Bulletin weiter zu beachten. Vereinzelt wurden in Himbeeren Befall mit Gelbrost beobachtet (siehe Bild unten). Heidelbeeren: zurzeit gibt es keine Indikationsbewilligungen gegen Krankheiten. Bei Befallsrisiken (Vorjahresbefall, feuchte Witterung) Kontakt mit Beratung aufnehmen Gegen die Blattfallkrankheit bei Johanisbeeren steht Kupfer (Vorblüte oder Nachernte, max. 2kg metallisches Kupfer/ha/Jahr) zur verfügung. Bei den Brombeeren und Himbeeren stehen gegen Rutenkrankheiten keine ausreichend wirksamen Mittel zur Verfügung. Mit indirekten Massnahmen (Drainage, Dammkulturen mit gut ausgereiftem Kompost, Sortenwahl, Witterungsschutz, Bestandesführung, rechtzeitige Kulturerneuerung, etc.) können diesen aber gut vorgebeugt werden. Gegen Echten Mehltau an Himbeeren und Brombeeren einsetzen: Armicarb (nur Freilandkulturen) Bei den Stachelbeeren die Bekämpfung des Echten Mehltaus (Stachelbeermehltau) konsequent weiterführen mit Netzschwefel (Vorblüte/Nachernte) sowie Armicarb (nur im Freiland). Das Fenchelölpräparat Fenicur hat eine Teilwirkung gegen Mehltau und Rost. Gelbrost auf Himbeere vor allem in feuchten schlecht durchlüfteten Lagen Blütenstecher auf Himbeere Himbeerkäfer als Blütenfresser bei der Arbeit Folgende Schädlinge beachten: Bei den Himbeeren ist dem Befall durch Spinnmilben, Himbeerkäfer oder Blattläuse ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Blütenstecher und Himbeerkäfer sind bereits aktiv. Besonders in Beständen, die einen Regenschutz bekommen sollen oder schon haben, ist die Kontrolle der Spinnmilben äusserst wichtig. Gegen Blattläuse an Jungtrieben: Kaliseife oder Pyrethrin (bienengefährlich, SPe-3-Auflagen beachten) Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 5 von 6 Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und Fachstellen der Kantone AG, BE, LU, SO, TG, ZH Gegen Frostspanner in Heidelbeeren: Ein Bacillus thuringiensis Präparat (Delfin, Dipel) oder Pyrethrin (bienengefährlich, SPe-3-Auflagen beachten) einsetzen. Gegen den Johannisbeerglasflügler sollten die Pheromonfallen (Isonet Z) bereits aufgehängt sein. Pflanzenschutz Terminkulturen Himbeeren (long cane) Den Pflanzenschutz (besonders Austriebs- und Vorblütebehandlungen) gemäss Entwicklungsstand gewissenhaft durchführen. Hinweise aus den vorangegangenen PSM-Bulletins 1-3 beachten. Holunderblattlaus: Neem ist dieses Jahr bei Holunder NICHT zugelassen, stattdessen Pyrethrum verwenden, allenfalls mit Genol plant/Vegoil/Telmion mischen. Nähere Angaben siehe: http://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/kraeuteranbau/pflanzenschutz/holunderblattlaus.html Aktuelles zur Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) In den vergangenen Wochen wurden an vielen Standorten in der Deutschschweiz keine Fänge verzeichnet. Details zu den Fangzahlen finden Sie in Internet unter folgendem Link: https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/pflanzenbau/pflanzenschutz/drosoph ila-suzukii/drosophila_suzukii_monitoring_piegage.html thoh; kopm; ah; schns Pflanzenschutzbulletin Bio-Beeren FiBL und kant. Fachstellen 20.05.2017 Seite 6 von 6