6. September 2009 Immobilien Solarpreis 2009 Vorbildliche Umbauten und Sanierungen in der Schweiz. Seite 4 Alltag im Sonnenhaus Familie Wenk lebt seit einem Jahr in ihrem autarken Heim. Seite 11 MENGA VON SPRECHER NZZ am Sonntag Spezial Mehr Platz im Anbau Das Haus neben dem Haus für Küche, Bad und Technik. Seite 19 DENIS BRINGARD / SUNSET / KEYSTONE Die Kraft der Sonne Die Solar-Architektur steht vor dem Durchbruch. Mit Kollektoren und der Photovoltaik lässt sich die Energie von oben einfangen. Sie macht im Idealfall das Haus von morgen unabhängig von fossilen Quellen NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 3 THOMAS KOEHLER / PHOTOTHEK Auch in unseren Breitengraden reicht die Sonneneinstrahlung, um beachtliche Mengen an Strom und Wärme zu produzieren. Produktive Häuser Gebäude, die mehr Energie erzeugen, als sie brauchen, wecken das Interesse von Bauherren und Investoren. Dass solche Plus-Energie-Häuser keine Utopie mehr sind, beweisen die mit dem Solarpreis ausgezeichneten Referenzobjekte. Dieses Jahr stehen sanierte Altbauten im Fokus. Von David Strohm und Stefan Hartmann W as muss ein Haus bieten, damit sich die Bewohner darin wohl fühlen? Es soll genügend Platz zum Leben bieten, Licht und frische Luft hineinlassen und im Innern warm sein, wenn es draussen kalt ist. Eine gute Bauweise geht zudem sparsam mit den Ressourcen um, die es braucht, um das Gebäude zu erstellen und zu nutzen. Das schont nicht zuletzt das Budget. Wenn Gebäude darüber hinaus noch einen Beitrag an die Umwelt liefern können, umso besser. Eine neue Generation von Wohnbauten zeigt, dass dies nicht länger Zukunftsmusik ist, sondern längst Realität geworden ist. Es sind die sogenannten Plus-Energie-Häuser, die dank Dämmung, moderner Heizungs- und Haustechnik und Kollektoren an Fassaden und auf dem Dach mehr Energie produzieren, als ihr Gebrauch verlangt. Derartige Gebäude weisen eine positive Energie- und Umweltbilanz auf und helfen, die gesetzten Ziele der schweizerischen Klimapolitik zu erreichen. Der in die Jahre gekommene Gebäudebestand gehört – neben dem Verkehr und der Industrie – zu den Hauptansatzpunkten der Massnahmen zur Senkung des CO2-Ausstosses. Prall gefüllte Fördertöpfe Den Bauwilligen, die einen Neu- oder Umbau planen, stehen so viele öffentliche Fördermittel zur Verfügung wie nie. Der Bund, die Kantone und viele Gemeinden haben dazu umfangreiche Programme aufgelegt und Millionenbeträge bereitgestellt. Die verfügbaren Mittel werden, das zeigen die ersten Erfahrungen, auch rege abgerufen. Damit die Fördergelder und die Investitionen der Privaten in die richtigen Bahnen fliessen, braucht es Information und Orientierung. Fachstellen und Berater, die für diese Aufgabe eigens und in aller Eile ausgebildet worden sind, vermitteln das Wissen. Qualitätskriterien, wie sie das von Bund und Wirtschaft getragene Label «Minergie» vorgibt, setzen den Standard. Und als Referenzobjekte dienen Häuser, die aufzeigen, was heute schon möglich ist, oft zu erstaunlich tiefen Kosten. Eine Auswahl solcher Bauten stellen wir in dieser Beilage vor. Zum 19. Mal ist am letzten Freitag der Schweizer Solarpreis 2009 vergeben worden. Die an der Messe «Bauen & Modernisieren» in mehreren Kategorien ausgezeichneten Objekte zeigen, dass energieeffizientes Bauen und Sanieren nicht nur das Klima schont, indem erneuerbare Ressourcen angezapft werden, sondern auch, dass damit Arbeitsplätze geschaffen werden. Die prämierten Neubauten und Sanierungen weisen einen um 80 bis 90% niedrigeren Energiebedarf auf als die meisten der bis 1990 in der Schweiz erstellten Gebäude. Und diese machen immer noch den Grossteil des Gebäudebestands im Land aus. Das Augenmerk der Beiträge auf den folgenden Seiten gilt denn auch den Sanierungen. Die beim diesjährigen Solarpreis in der Kategorie Wohnbauten ausgezeichneten Objekte sind nicht nur sehr gut wärmegedämmt, sondern .UTZBARE3OLARENERGIE Sonneneinstrahlung in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr unter 1100 kWh/m² 1100–1200 1200–1300 1300–1400 Sanieren ist kein Luxus 1400–1500 1500–1600 Quelle: Swissolar / Meteotest .................................................................................. Als Referenzobjekte dienen Häuser, die aufzeigen, was heute möglich ist – oft zu erstaunlich tiefen Kosten. .................................................................................. ten noch als Pionierleistung galt, der Bau von Sonnenkollektoren auf Dächern, ist heute in Stadt und Land zum vertrauten Anblick geworden – dafür sorgen auch die gelockerten Denkmalschutzauflagen der Gemeinden. Niedrigenergie-, und plus-Energie-Häuser gehören immer mehr zum Ortsbild. erzeugen im besten Fall den gesamten Energiebedarf selbst (Strom, Warmwasser, Heizwärme). Den SolarstromÜberschuss können die sogenannten Plus-Energie-Häuser sogar dem öffentlichen Netz zur Verfügung stellen. Mit dem Fortschritt der Technik hat sich auch der seit 1990 vergebene Solarpreis gewandelt. Heute wird nicht mehr das Haus mit der grössten Sonnenkollektoranlage im Land ausgezeichnet, sondern dasjenige, welches möglichst wenig Fremdenergie (oder gar keine) benötigt und den Gesamtenergiebedarf vor allem durch Solarenergie deckt. Was vor zwei Jahrzehn- Dabei hinkt die Schweiz verglichen mit den Nachbarn weit hintennach: Österreich zum Beispiel hat kürzlich das 5000. Passivhaus im Land gefeiert; sie entsprechen etwa dem hiesigen Minergie-P-Standard. In der Schweiz stehen erst 300 solche Häuser, Tendenz allerdings rasch steigend. Die Tatsache, dass wir heute immer noch zu rund 80% von nicht nachhaltigen Energieimporten abhängig sind, gibt all jenen Initiativen Recht, die auf energieeffiziente Häuser hin arbeiten. Ein Luxus ist das Sanieren nicht, denn die Hälfte der Endenergie wird in der Schweiz für das Heizen und das Warmwasser der Gebäude benötigt. Die Fördermassnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden und von der Stiftung Klimarappen haben dieses Jahr zu einem eigentlichen Boom bei den Sanierungen geführt. Mit der Vergabe von Gutscheinen in Höhe von 1000 Franken hat der Bund seit Anfang August 15 000 Hausbesitzern günstige energetische Gebäudeanalysen ermöglicht. Das Echo war enorm; in nur drei Wochen war das Kontingent schon ausgeschöpft. Die Massnahmen kommen letztlich allen zugute; gut sanierte Häuser verbrauchen weniger Energie und emittieren weniger CO2. NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 5 Solarpreis 2009 EU N Wegweisende Entwürfe Mehr als nur ein Fenster Aufbruch in das Solarzeitalter: Bei Neu- und Umbauten lohnt sich die energetische Gesamtschau. Ein Blick auf ausgezeichnete und aussergewöhnliche Lösungen für Ein- und Mehrfamilienhäuser zeigt, worauf Auftraggeber und Architekten heute Wert legen. Die Preisträger 2009 in der Kategorie Gebäude des Schweizer Solarpreises EgoKiefer «swiss topwindows» mit MINERGIE ®-Modul reduzieren den Energieverbrauch über das Fenster um bis zu 75%. Sie bringen bis 15% mehr Licht in den Raum. Und sie schützen Sie vor Kälte, Lärm, Wind und Wetter sowie vor unliebsamen Gästen. «swiss topwindows» steht für die einzigartige EgoKiefer Systemkompetenz aus über 75 Jahren Markterfahrung. EgoKiefer AG Fenster und Türen 9450 Altstätten SG Telefon +41 71 757 36 28 Und an 13 eigenen Standorten sowie bei über 350 Wiederverkaufspartnern in der ganzen Schweiz: www.egokiefer.ch <wm>10CAsNsjY0MDAx1TWwMDewNAMAd-oVjg8AAAA=</wm> <wm>10CEXLOQ6AMAwEwBcl2k2wiXGZo4oQAsT_n4JEQzHlzOkS8al9v_vpBBYJKCtMnSJRaNlJQ0xUdRhSAmxDEVJUsv8h1BYuYAAPGI82Xig4kdRgAAAA</wm> Sakral anmutender Bau: Das «Kraftwerk» neben der Kirche fällt mit seiner grossflächigen Photovoltaik-Anlage auf. Die Kraft kommt von oben Das Mehrfamilienhaus mit den dicken Wänden, ein typischer Plus-Energie-Bau, steht neben dem Gotteshaus. Die Energie bezieht das «Kraftwerk» weitgehend aus dem Himmel. Von Stefan Hartmann In die Fassade integrierte Module: Die Kollektoren sind über das ganze Haus verteilt. Das Mehrfamilienhaus «Kraftwerk B» ist ein sogenannter Plus-Energie-Bau, ein Haus, das mehr Energie erzeugt, als es benötigt. Das 7-Familien-Mietshaus in Bennau im Kanton Schwyz passt sich mit seiner kompakten Formsprache der benachbarten Kirche an. Es integriert Photovoltaik (PV) sowie thermische Kollektoren optimal in die Gebäudehülle. Das als Minergie-P-Eco zertifizierte Gebäude nutzt alle nach Süden gerichteten Dach- und Fassadenflächen zur Solarnutzung: Haus- und Pavillondach erzeugen mit einer starken PV-Anlage rund 32 000 kWh/a. Die südwestliche Hausfassade mit 146 m2 thermischen Kollektoren liefert 30 000 kWh/a. 10 000 kWh Warmwasser werden an das Nachbargebäude und 7000 kWh Solarstrom ins öffentliche Netz verkauft. Der Gesamtenergiebedarf beträgt 62 000 kWh/a, produziert werden jedoch 70 000 kWh oder 110%. Der betonierte Gebäudekern dient als Wärmespeicher und zugleich dem Klimaausgleich. Die Gebäudehülle besteht aus hoch isolierten, vorgefertigten Holzelementen mit einer 44 cm dicken Wärmedämmung. Die kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung senkt zusätzlich den Grundwärmebedarf. Das MFH hat eine sogenannte Fortluft-Wärmepumpe. Jede «Kraftwerk»: Neubau MFH, Bennau (SZ) Architekt: Grab Architekten, Altendorf Bauherrschaft: Sanjo Group, Josef Grab, Altendorf (SZ) Energiekonzept: Amena/Planforum, Winterthur Energiebezugsfläche: 1380 m2 Gesamtenergiebedarf: 62 000 kWh/a Baujahr: 2008/09 der sieben Wohnungen verfügt zudem über einen Kleinstspeicher-Holzofen mit Wasserabsorber. Und schliesslich wird dem Abwasser über einen Wärmetauscher Wärme entnommen. Neben dem Einsatz von Energiespargeräten der Klasse A++ wird in zwei grossen, insgesamt 20 000 Liter fassenden Kugeltanks das Regenwasser für die WC-Spülung gesammelt. Im Bemühen, praktisch alle energetischen Möglichkeiten zu nutzen, wurde versucht, auch die Steuerung möglichst einfach, übersichtlich und kostengünstig zu realisieren. Damit wird eine Betriebsoptimierung auch unter Einbezug der Bewohner angestrebt. Typologie von Energie-Häusern des 21. Jahrhunderts Passiv, Plus und die Null Das Passivhaus (in der Schweiz: Minergie-P-Standard) wird energiesparend gebaut und verringert den Wärmebedarf durch optimale Dämmung der Gebäudehülle in Kombination mit einer effizienten Wärmerückgewinnung und der Wohnungslüftung. Die Wahl der Energiequellen für die Heizung ist freigestellt. Dieser Standard kann auch mit herkömmlichen Heizsystemen und Unterstützung von Sonnenkollektoren erreicht werden. Das Nullheizenergie-Haus deckt über das Jahr gesehen den ganzen Energiebedarf für Heizung, Warmwasser, Wohnungslüftung (inkl. Hilfsenergie) auf dem Grundstück selber ab. Möglich ist dies in unserem Klima nur durch aktive Systeme mit grosser Solaranlage und mit Saisonspeicher. Als Nullenergiehaus wird meist ein Haus bezeichnet, das über ein Jahr gesehen energieneutral ist. Das heisst, dass jede Energieform (nicht nur für die Heizung, für Warmwasser usw., sondern auch elektrische Energie für den Haushaltsstrom) eine ausgeglichene Bilanz ausweist. Das Plus-Energie-Haus liefert übers Jahr gesehen mehr Energie, als es für Heizung, Warmwasser, Wohnungslüftung und die ganze elektrische Energie für den Haushalt selber benötigt. Stefan Hartmann 6 Immobilien NZZ am Sonntag 6. September 2009 Solarpreis 2009 Historische Substanz fit gemacht für das neue Jahrtausend Die Totalsanierung eines 250 Jahre alten Hauses in Horgen überzeugt dank schonendem Umgang mit dem Bestehenden Unscheinbar: Saniertes MFH in Basel. Vorbildliche NullenergieSanierung Wie man Wohnraum deutlich aufwertet: Mit guter Wärmedämmung und intelligenter Energieplanung gelang die anspruchsvolle energetische Erneuerung von Wohnhäusern in Kleinbasel. Bei der Sanierung des 1896 erstellten Gebäudes an der Feldbergstrasse im Matthäus-Quartier waren mehrere Auflagen der Stadtbildkommission bei der Fassaden- und Dachgestaltung zu erfüllen. So waren die beiden Liegenschaften mit 12 Wohnungen möglichst vollständig mit Solarenergie zu betreiben. Der gesamte Wärmeenergiebedarf (Warmwasser, Heizung, Wohnungslüftung und Hilfsenergie) wird heute ausschliesslich durch die Solarenergiekollektoren auf dem Dach des Gebäudes gedeckt. Die Auflagen konnten (dank exakten Berechnungen durch die Planer von Viridén und Partner) gut erfüllt werden. Eine 34,5 m2 grosse Sonnenkollektoranlage und eine 63,7 m2 grosse Photovoltaikanlage senken den bisherigen Gesamtenergiebedarf der 12 Wohnungen um weit über 90%. Die beiden vorbildlich sanierten Häuser unterschreitet die Anforderung der 2000-Watt-Gesellschaft gleich um 40%. Die Sanierung gilt nun als eine vorbildliche architektonisch-energetische Leistung in der Basler Schonzone. Das Resultat spricht für sich. Auf eine Zertifizierung im Minergie-P-Standard verzichtete die Bauherrschaft. Stefan Hartmann Bei der Liegenschaft ahnt der Betrachter erst beim zweiten Hinschauen, dass sie viel älter ist, als sie vorgibt. Das 250-jährige Gebäude weist nämlich eine Dachuntersicht in dezentem Blauton auf, die als Reverenz an das alte Haus beibehalten wurde. Mit der bläulich schimmernden Photovoltaik-Anlage sticht es aus dem Dächermeer im Horgener Oberdorf heraus. Der Eigentümer Walter Bünter hat die Liegenschaft an der Katzerenstrasse in Horgen bautechnisch und energetisch auf den neusten Stand gebracht. Das im Juni 2009 fertiggestellte Minergie-P-Haus erfüllt spielend die Ansprüche an ein Haus des 21. Jahrhunderts: Es ist optimal gedämmt, und seine 60 m2 grosse Solarstromanlage produziert sogar mehr Energie, als die Bewohner verbrauchen. Die Anlage ist für den Bezug von Fördergeldern angemeldet, landete aber wegen der derzeitigen «Deckelung» der Mittel auf der Warteliste. Das lokale EW Horgen zahlt derzeit nur 15 Rp./kWh für den eingespiesenen Solarstrom. Passive Wärmenutzung Beim Haus in Horgen wären Abbruch und Neubau der nicht denkmalgeschützten Altliegenschaft möglicher- fassade nutzen die Sonneneinstrahlung optimal. Die Sonnenstrahlen treffen im Hausinnern auf wärmespeichernde Lehmwände, welche die Wärme mit Verzögerung abgeben. «Scheint an einem Wintertag die Sonne, so genügt die gespeicherte Energie, um am nächsten Tag ohne aktive Heizung auszukommen», rechnet Architekt Jörg Watter vom Büro Oikos & Partner, Thalwil, vor. Ein Pellets-Ofen ist vorhanden, sollte es mehrere Tage lang stark bewölkt sein. Sanierung historisches Wohnhaus, Horgen Architekt: Oikos & Partner, Thalwil Bauherrschaft: privat Anzahl Geschosse: 3 Wohnfläche: 200 m2 Zimmerzahl: 6 Umbaujahr: 2009 weise günstiger gekommen. Ein Neubau hätte jedoch aufgrund der Bauvorschriften viel vom kostbaren Umschwung verschlungen; die Baulinie hätte um 3,5 Meter zurückgesetzt werden müssen. Boden und Garten sind dem Besitzer zu kostbar. Zudem hat das Anwesen auch eine biografische Bedeutung, da er im Nachbarhaus aufgewachsen ist. Er versteht das Haus als «Statement für die Umwelt». «Es soll die Umwelt in den nächsten 50 Jahren so wenig wie möglich belasten und energetisch weitgehend autark sein.» Die vertikalen Sonnenkollektoren an der Südwest-Fassade (5 m2) sichern die Warmwasserversorgung zu 60%; im Winter wird das Wasser mit dem selber produzierten PV-Strom geheizt. Die dreifach verglasten Fenster an der Süd- Regenwasser für das WC Die Komfortlüftung wird mit Frischluft versorgt, die im Erdregister vorgewärmt (Winter) bzw. gekühlt (Sommer) wird; total wurden vor dem Haus 35 Meter Rohre in 1,5 m Tiefe verlegt. Regenwasser wird in einem 5000-LiterTank hinter dem Haus gesammelt. Mittels Druckerhöhung wird das Wasser ins Haus gepumpt, wo es zwei WC und die Waschmaschine versorgt, und es bewässert den Garten. Für die Wärmedämmung des Hauses kamen natürliche Dämmstoffe mit möglichst wenig grauer Energie zum Einsatz: Die Gebäudehülle wurde mit einer 24 bis 40 cm dicken Schicht Zelluloseflocken sowie mit Holzfaserplatten eingepackt. Stefan Hartmann Sanierung Mehrfamilienhaus, Basel Dämmung mit Stil: Villa in Arlesheim. Jugendstilhaus auf den neusten Stand gebracht Die Substanz wollte der Bauherr hier so weit wie möglich erhalten. Doch der Energieverschwendung sollte ein Riegel geschoben werden. Es gelang: Nach der Sanierung sank der Energiebedarf um zwei Drittel. Das 1905 erbaute Zweifamilienhaus im Jugendstil erreicht den Minergie-P-Standard dank umfassender Wärmedämmung von 15 bis 32 cm. Ziel war es, den Wärmeverlust der verwinkelten Gebäudehülle massiv zu reduzieren. Gerade bei schützenswerten Bauten stellt die Isolation hohe Anforderungen. Das umfassende Dämmkonzept sah vor, einerseits im Hausinnern mit einer 10 cm dicken Innenisolation und anderseits an den schützenswerten Fassaden mit einem Dämmputz von 5 cm zu isolieren; zudem wurde auf die weniger gut einsehbare Fassade eine 20 cm dicke Aussenisolation aufgetragen. Wo Neubauteile nötig waren, wurde bis 32 Zentimeter isoliert. Die Sanierung wurde nach bauökologischen Kriterien ausgeführt. Dabei wurden hohe Anforderungen an die Umweltverträglichkeit gestellt. Die Fensterpartien sind dreifach verglast. Das Energiekonzept beruht auf nachhaltiger Nutzung von erneuerbaren Energien – Sonnenund Holzenergie: Eine 10 m2 grosse thermische Solaranlage liefert das Brauchwasser und unterstützt die Stückholzheizung im Wohnraum, die im Winter für Raumwärme und Warmwasser sorgt. Stefan Hartmann Umbau 2-Familien-Haus Arlesheim Bauplaner: Viridén und Partner, Zürich Bauherrschaft: EcoRenova, Zürich Energiebezugsfläche: 1054 m2 Energiebedarf vorher: 223 000 kWh/a Fremdversorgung nachher: 53 000 kWh/a Energiekonzept: Viridén und Partner, Zurfluh Luzern, Nipkow Zürich, Energiebüro Zürich Umbaujahr: 2008/09 Bauplaner: Lukas Spuhler, Wislikofen Energieplaner: Alteno, Urs Renggli, Basel Bauherrschaft: Daniel Wyss, Arlesheim Energiebezugsfläche: 250 m2 Energiebedarf vorher: 39 000 kWh/a Bedarf nach Sanierung: 11 750 kWh/a Eigenversorgung: 2600 kWh/a Umbaujahr: 2008/09 Verjüngung im alten Ortskern: Grundlegend erneuertes Wohnhaus mit Sonnendach in Horgen. «EINE HEIZUNG SOLL DIE WOHNUNG ERWÄRMEN – NICHT DAS KLIMA.» EINVERSTANDEN. <wm>10CAsNsjY0MDAx1jW2tLS0MAYAnDHxdQ8AAAA=</wm> <wm>10CEXKIQ6AMAwF0BOt-X_dQkslDLUggHACgub-igSDeO71HlXwmdp6tC0IFE3q7qZhOQvKEFogrBYwZQZ8pBavNGf8O01z2sEFOEF5rvsFUJ8nNV0AAAA=</wm> Die modernen Ölbrennwertkessel ge- ten Anlage um bis zu 35%, ebenso der winnen sogar noch aus dem Wasser- CO2 -Ausstoss. Für Informationen über dampf der Abgase Energie und wandeln die moderne Ölheizung: Gratistelefon so jeden Tropfen Brennstoff zu prak- 0800 84 80 84 oder www.heizoel.ch tisch 100% in Wärme um. Mit einem neuen Ölheizkessel sinkt der Energieverbrauch im Vergleich zu einer veralte- 8 Immobilien NZZ am Sonntag 6. September 2009 Solarpreis 2009 Behutsamer Eingriff Ohne einschneidende Veränderungen senkt Architekt Beat Kämpfen bei der Sanierung eines Doppelhauses in Zürich den Energiebedarf um beachtliche 80 Prozent Umbau mit Prototyp-Charakter: Der Charme des Hauses sollte erhalten bleiben. Ein ganz gewöhnliches Wohnhaus, wie es in den späten 1940er und 50er Jahren zu Zehntausenden in der Schweiz gebaut wurde, stellte die Aufgabe – und erbrachte die Qualität des Eingriffes. «Bei diesem Umbau hatten wir keine architektonischen Ambitionen. Das Haus war vom Grundriss und von der Lage her gut vermietbar. Einzig das Heizsystem war überaltert, und dessen Erneuerung war eigentlich auch der Auslöser des Auftrags», erzählt Beat Kämpfen. Klar war jedoch rasch, dass im Zusammenhang mit einem Ersatz der alten Ölheizung durch eine Wärmepumpe mit Erdsonde eine wärmetechnische Sanierung des Hauses sinnvoll wäre. «Es war uns wichtig, dass das Haus in seinem Ausdruck nicht verändert würde», sagt der Architekt. Die neuen Fenster liess er aussen auf das bestehende Mauerwerk schlagen, so dass die Fensterlaibung von aussen genau gleich tief wie vorher in Erscheinung tritt. Von innen entstand ein vertieftes Fensterbrett, das gut genutzt werden kann. Und durch das Verschieben der Fenster in die Isolationsebene wurde das Risiko von Wärmebrücken eliminiert. Das Doppeleinfamilienhaus am Zürcher Distelweg 34/36 benötigt heute nur noch ein Fünftel der ursprünglichen Energie. Im Jahresdurchschnitt erzeugt es sogar rund 1900 kWh/a mehr Strom, als für die Erzeugung von Warmwasser und Heizwärme nötig wäre. Dank der mit einer Photovoltaikanlage (66 m2) betriebenen ErdsondenWärmepumpe (300 m tief) ist die zugeführte Fremdenergie auf nur noch 5% des ursprünglichen Energiebedarfs von 55 000 kWh/a gesunken. Damit wird das Gebäude zu einem «bilanzierten Null-Heizenergie-Haus». Das heisst, dass das Haus über das ganze Jahr hinweg gesehen nicht mehr Energie verbraucht, als es produziert. Sanierung Doppel-EFH, Zürich Altstetten Architekt: Beat Kämpfen, Zürich Bauherrschaft: privat Wohnfläche: 251 m2 Energiebedarf vorher: 55 220 kWh/a Bedarf nach Sanierung: 21 270 kWh/a Energie-/Haustechnikplanung: Naef Energietechnik, Zürich Umbaujahr: 2008 Der Ausgleich zwischen Sommerund Wintermonaten wird durch die Einspeisung des Solarstroms in das Stromnetz des EWZ gewährleistet. «Seit 1. Januar diesen Jahres ist die kostendeckende Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien in Kraft. Gemäss diesem Förderprogramm des Bundes müsste der Bauherr seinen Solarstrom kostendeckend verkaufen können, so dass sich der Bau eines Solardaches nicht negativ auf das Bauund Betriebsbudget auswirken würde. Als wir aber die Anlage angemeldet haben, waren die Fördergelder für die nächsten fünf Jahre bereits erschöpft», erklärt Beat Kämpfen. Die Investition in die Solarstromanlage ist im Moment also noch Goodwill des Bauherrn. Der Umbau hat jedoch über weite Teile Prototyp-Charakter. «Wenn man solche Umbauten koordiniert angehen würde, wäre eine Rationalisierung des Ablaufs und des Materialeinsatzes möglich, was die Kosten senken würde», meint Beat Kämpfen. Damit könnten nicht nur die beiden Familien am Distelweg, sondern noch viele andere die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft umsetzen. Anita Simeon Lutz, Stefan Hartmann ANZEIGE Gut fürs Klima: Energie sparen mit Komfort. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TUwN7E0MgQAr6WxbA8AAAA=</wm> <wm>10CEXLPQ6AIAwG0BNBvpaWgh35mYgxarz_UUxcHN741nKN-LSx3-N0AkQDTCqTF7ZolMUzWayaWB2FhYG6oVASS5b8D6H1cAETeEDx6PMFZwnzU2AAAAA=</wm> Eine elektronische Storensteuerung von Schenker sorgt für komfortables Wohnklima – und steigert gleichzeitig die Energieeffizienz: von Fenstern, Lüftung, Licht und anderem mehr ermöglicht. Dies nicht nur bei Neubauten, sondern gerade auch, wenns ans Renovieren geht, denn Steuerungen können auch nachträglich Eine Schenker-Steuerung kann praktisch alle Wetterveränderungen erfassen – Daten zu Aussenund Innentemperaturen, Niederschlägen, Luftfeuchtigkeit, Sonnenstand, Helligkeit und Windstärken werden gemessen und analysiert. Mit diesen Daten gefüttert, gelingt es der Steuerung, den Energiehaushalt des Gebäudes optimal im Gleichge- eingebaut werden. Schön, dass bei Schenker auch ein Topklima in Bezug auf die Beratung herrscht: Unter der Gratisnummer 0800 202 202 lässt sich der Schenker-Service ein erstes Mal auf die Probe stellen. wicht zu halten. Die Investition in eine SchenkerSteuerung zahlt sich also nicht nur in mehr Komfort, sondern auch in geringeren Kosten aus – für Sie und die Umwelt! Zudem ist eine Schenker-Steuerung nicht nur komfortabel – sie kann Ihre Storen auch vor Beschädigungen wie z. B. zu hoher Wind- Und auf www.storen.ch erfahren Sie übrigens auch alles weitere belastung schützen. Wissenswerte rund um die Produkte von Schenker Storen AG. Schenker bietet Ihnen eine leistungsfähige Produktpalette, von der drahtlosen Funksteuerung bis zur netzwerkfähigen Gebäudesteuerung, welche die Ansteuerung sämtlicher Produkte der Schenker Storen AG sowie 6. September 2009 Immobilien 9 JUSTIN HESSION NZZ am Sonntag «Bauen ist Teamarbeit»: Beat Kämpfen plädiert dafür, Bestehendes zu erhalten, wo es Sinn macht. «Energieeffizientes Umbauen muss belohnt werden» Die Sanierung von Altbauten ist die Bauaufgabe der Zukunft. Der Architekt Beat Kämpfen formuliert die Ansprüche seines Berufsstandes an die praktische Umsetzung Rund zwei Millionen Gebäude warten allein in der Schweiz auf die Sanierung. Um eine nachhaltige Entwicklung der Bausubstanz zu gewährleisten, braucht es meist mehr als nur die schnell realisierbaren «Pinselrenovationen». Wer in die Zukunft denkt, muss mit dem vorhandenen architektonischen Potenzial, mit Ressourcen und Materialien umgehen können. Seit Beginn seiner Tätigkeit hat sich der Architekt Beat Kämpfen bei Neuwie bei Umbauten die Erfüllung des Minergie-P-Eco-Standards auf die Fahne geschrieben. Darüber hinaus realisiert sein Architekturbüro auch sogenannte Nullenergie- und PlusEnergie-Häuser. Kämpfen erinnert Bauherrschaften und Immobilienverwaltungen an ihre Verantwortung und formuliert im Gespräch seine pointierten Forderungen. NZZ am Sonntag: Wenn Sie an ein sanierungsbedürftiges Haus herantreten, wie erkennen Sie das Potenzial der Liegenschaft? Beat Kämpfen: Die entscheidende Frage ist die der Situation. Macht das Gebäude an diesem Ort überhaupt noch Sinn? So ist es wenig sinnvoll, ein Einfamilienhaus in einem Quartier zu erhalten, in dem in der Zwischenzeit Hochhäuser errichtet worden sind oder eine viel höhere Ausnützung des Baulandes möglich wäre. Meist lässt sich anhand der Ausnützungsziffer noch ein bisschen etwas erweitern, jedoch nicht sehr viel. Aber gerade in diesen kleinen Erweiterungsmöglichkeiten liegt das Potenzial des Umbaus. Durch eine Erweiterung lässt sich oft ein Mehrwert für Mieter und Bauherrschaft gewinnen. Ausserdem helfen die Neubauteile, den Minergie-P-Standard zu erfüllen. Darum bevorzugen wir, die Bausubstanz möglichst zu erhalten und im Rahmen des Gesetzes weiterzubauen, als schon von vornherein den Ersatzneubau ins Auge zu fassen. Fliesst die alte Bausubstanz in die Berechnung des Minergie-P-Standards ein? Selbstverständlich, denn die Bilanz der grauen Energie ist um ein Vielfaches besser. Natürlich ist es aber auch schwieriger, einen Altbau auf den Minergie-P-Standard zu trimmen als einen Neubau. Beim Neubau kommt für mich gar nichts anderes mehr in Frage, und beim Umbau muss man zum Teil kompensieren können. Bei einem Umbau eines Einfamilienhauses in ein Mehrfamilienhaus konnten wir das Kellergeschoss nicht isolieren, dafür haben wir beim neu gebauten Dachgeschoss umso höhere Isolationsstärken gewählt. Eine wichtige Voraussetzung für die Erreichung des Minergie- bzw. Minergie-P-Standards ist der Einbau einer kontrollierten Lüftung, was gerade bei einem Umbau einen erheblichen Aufwand bedeutet. Wie sinnvoll finden Sie diese Grundsatzforderung? Ich finde sie sehr sinnvoll, denn das Lüftungsverhalten der Bewohner kann nicht kontrolliert werden. Da die Gebäudehülle nach einer energetischen Sanierung viel dichter ist, muss für einen genügenden Luftaustausch eine kontrollierte Lüftung eingebaut werden. Ein zu geringer Luftaustausch hat Einwirkungen sowohl auf das Klima und die Luftqualität in der Wohnung als auch auf die Erhaltung der Bausubstanz. Und glauben Sie mir, der Unterschied ist riech- und spürbar. Nicht selten klagen Mieter in ungenügend gelüfteten Wohnungen über gesundheitliche Beschwerden. Grundsätzlich gibt es zwei Varianten für den nachträglichen Einbau einer kontrollierten Lüftung. Entweder wird die Ab- und Zuluft über die Fassade geführt oder über eine im Raum abgehängte Decke. Welche Methode ziehen sie vor? Das ist eine Frage der Geometrie und der Raumhöhe. Bei Gebäuden, die nur eine Raumhöhe von 2,4 Metern aufweisen, ist der Einbau einer heruntergehängten Decke nicht sinnvoll. Auch wenn die Immobilie während des Baus bewohnt bleibt, ist es einfacher, die Lüftungskanäle über die Fas- Vorreiter für Minergie-P Kämpfen für gute Architektur Beat Kämpfen ist diplomierter Architekt ETH und hat zusätzlich an der University of California Berkeley den Master of Architecture erworben. Seit 1995 leitet er das Büro «Kämpfen für Architektur» in Zürich (www.kaempfen.com). «Wir kämpfen für gute Architektur und eine nachhaltige, ökologische Entwicklung unserer gebauten Umwelt», sagt er. Dass dieses Zitat nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, zeigen die zahlreichen Auszeichnungen, welche das Büro für verschiedene Bauten erhielt, unter anderem den Schweizer und den Europäischen Solarpreis für das Mehrfamilienhaus Sunny Woods in Zürich Höngg sowie den National Energy Globe und weitere Preise für das erste NullenergieBürogebäude in der Schweiz, den Sitz von Marché International in Kemptthal (ZH). Anita Simeon Lutz .................................................................................. «Die höhere Ausnutzung des Grundstücks wäre hilfreicher als mancher Förderungs- und Subventionstopf.» .................................................................................. sade zu installieren. Die Leitungsführung ist nicht nur eine Sache des Ingenieurs oder des Technikers, sondern muss auch im Kompetenzbereich des Architekten liegen. Um ein gutes Resultat zu erreichen, müssen Fachplaner und Spezialisten von Beginn weg involviert werden. Das alte hierarchische System, in dem die Ingenieure die Fehler der Architekten noch ausbügeln oder zurechtbiegen mussten, ist überholt. Bauen ist Teamarbeit. Wie beurteilen Sie die Voraussetzungen für ein energieeffizientes Umbauen in der Schweiz? Wenn wir die Ziele der 2000-WattGesellschaft erreichen wollen, dann bedarf es auch baugesetzlicher Änderungen. Ich plädiere für ein BonusSystem, das Bauherren, welche ihre Liegenschaft im Minergie- P- oder einem ähnlichen Standard sanieren wollen, eine erhöhte Ausnutzung des Grundstückes erlaubt. Dies wäre zur Förderung energieeffizienter Umbauten viel hilfreicher als manche Förderungs- und Subventionstöpfe, deren Inhalt man sich heute im Vorbeigehen noch holt, aber der nicht wirklich relevant ist. Auch bei den Steuerabzügen für den Unterhalt einer Liegenschaft wäre ein Umdenken nötig. Heute ist es oft so, dass Ende September oft noch ein bisschen Geld auf den Rückstellungskonti liegt, das bis Ende Jahr noch verbaut werden soll, um die Ausgaben von den Steuern abziehen zu können. Dies fördert jedoch Basteleingriffe und Etappierungen, die für die Qualität der Umbauten nicht gerade dienlich sind. Interview: Anita Simeon Lutz NZZ am Sonntag Immobilien 6. September 2009 11 Die sechsköpfige Familie Wenk wohnt seit anderthalb Jahren in einem mit dem Solarpreis ausgezeichneten Plus-Energie-Haus – und findet so weit alles normal. Von Luca Rehsche A ls Öko-Freaks würden sich Christine und Stephan Wenk nicht bezeichnen. Ein grundsätzliches Interesse an Fragen der Nachhaltigkeit sei schon vorhanden gewesen, sagt Stephan Wenk. «Aber es war nicht so, dass wir unbedingt in einem PlusEnergie-Haus wohnen wollten.» Vielmehr hatte sich die Familie vergebens nach einem geeigneten Kaufobjekt in der Basler Vorortsgemeinde Riehen umgesehen und sich dann dafür entschieden, selbst zu bauen. In einer Publikation des WWF lasen die Eltern von vier Kindern über ein mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnetes Einfamilienhaus. Dabei stiessen sie auf den Namen Setz Architektur. Heute wohnt die Familie selbst in einem Objekt des Aargauer Büros, welches für diesen Bau im vergangenen Jahr erneut den Solarpreis zugesprochen erhielt. Mit vier Kindern im Alter zwischen einem und acht Jahren ist bei den Wenks immer etwas los. Seit knapp anderthalb Jahren wohnt die Familie nun in ihrem Plus-Energie-Haus. Will heissen: Mittels solarer Energiegewinnung produziert das Gebäude über den Zeitraum eines Jahres mehr Energie, als für den Betrieb und im Haushalt verbraucht wird. Nicht nur der herumtollenden Jungmannschaft gefällt das neue Zuhause, auch die Eltern ziehen TINO BRINER Leben im Kraftwerk eine durchwegs positive Bilanz. Wobei, eigentlich sei alles ganz normal – «etwas anderes als ein ‹normales› Haus wollten wir ja auch gar nicht», lacht Christine Wenk. Eine Umstellung sei es kaum gewesen, blickt die Mutter auf die Anfangszeit zurück: «Ausser dass wir nicht mehr lüften müssen, merke ich im Alltag nichts davon.» Am Morgen öffne sie übrigens nach wie vor kurz die Fenster, um die frische Morgenluft hereinzulassen. Die kontrollierte Lüftung Wohnhaus als Kraftwerk Vorzeigeobjekt Als Plus-Energie-Haus gilt ein energieeffizientes Haus im Minergie-P-Standard, das mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet ist, die mehr Energie produziert, als für Heizung, Warmwasser und Haushaltstrom über das Jahr gerechnet benötigt wird. Dafür braucht es: eine energieeffiziente Bauweise die Nutzung der Sonnenenergie moderne Technik für den RestenergieBedarf, ein komfortables Wohnklima und gesunde Raumluft. Das vom Rupperswiler Büro Setz Architektur entworfene Einfamilienhaus der Familie Wenk in Riehen (BS) gilt als ein Vorzeigeobjekt für diesen neuen Standard. www.plusenergie-haus.ch (zzs.) empfindet sie als durchaus komfortabel, denn auch nach längerer Abwesenheit herrsche stets ein angenehmes Raumklima. Auch der Vater sieht keine Nachteile: «Es ist sicher nicht so, dass man zurück in die Höhle muss, um energiesparend zu wohnen.» Verzichten müsse man auf nichts, im Gegenteil entfalle einiges an Aufwand. Neben dem Lüften kann man sich zum Beispiel auch das Überprüfen des Ölvorrates und gegebenenfalls die Nachbestellung sparen. Einen Tipp hat Stephan Wenk für potenzielle Nachahmer parat: Unbedingt elektrische Storen anbringen lassen, die sich möglichst alle mit einem einzigen Schalter schliessen lassen. Denn mit seinen grossen Fensterflächen heize so ein Gebäude im Sommer schnell auf. Mit der Investition in elektrische Storen spart man sich also einiges an Kurbelarbeit und kann das Haus in der warmen Jahreszeit kühl halten. Praxistest bestanden Ohne die grosszügigen Subventionen des Kantons Basel-Stadt wäre die Bauherrschaft kaum so weit gegangen, dieses Pilotprojekt eines Plus-EnergieHauses zu realisieren. «Wir wollten eigentlich ‹nur› ein energieeffizientes Gebäude», führt Stephan Wenk aus. «Als wir von den möglichen Zuschüssen für ein Plus-Energie-Haus hörten, wollten wir diese auch nutzen.» Abgesehen von den Förderbeiträgen erfolgte die Finanzierung der Photo- voltaikanlage mit einer Zellenfläche von 84 m2 über die Hypothek. Dank der kostendeckenden Einspeisevergütung von durchschnittlich 56 Rp./kWh während zwanzig Jahren kostet sie die Bewohner unter dem Strich nichts. Ist ein Plus-Energie-Haus also auch ökonomisch sinnvoll? «Wenn man von steigenden Energiepreisen ausgeht, kann sich ein solches Konzept durchaus auch finanziell lohnen», meint dazu der Projektleiter von Setz Architektur, David Zimmerli. Der Entscheid für einen solchen Bau habe aber gegenwärtig immer noch auch einen ideologischen Anteil. Dafür erhalten die Bewohner den Komfort eines Minergie-P-Gebäudes, also einen Zusatznutzen, der sich monetär nur schlecht ausdrücken lässt. Im Gespräch mit dem Ehepaar Wenk wird schnell klar, dass der wirtschaftliche Aspekt nicht im Vordergrund steht. Genau hingeschaut wird hingegen bei der Energiebilanz. Die Berechnungen bei der Planung sind das eine; verschiedene Faktoren wie das Wetter oder das Verbrauchsverhalten der Bewohner lassen sich dabei aber nur ungenau voraussagen. Nach gut anderthalb Jahren im Betrieb ist der praktische Nachweis aber erbracht. Zufrieden präsentiert David Zimmerli die Grafik mit der kumulierten Nettoenergiebilanz. Über zwölf Monate hinweg produzierte die Photovoltaikanlage auf dem Dach fast die Hälfte mehr Strom, als verbraucht Die Besucher sind überzeugt: «So wollen wir auch bauen.» Den Bewohnern fehlt nur ein Detail, elektrische Sonnenstoren. wurde. Bezieht man die vermietete Einliegerwohnung ein, beträgt der Überschuss immer noch rund ein Drittel oder rund 3200 kWh. Ein schönes Ergebnis, nicht nur für die Planer, sondern auch für das Budget der vielköpfigen Familie. Stolz aufs Vorzeigeobjekt Etwas überrascht waren die Bewohner vom breiten Echo, das der Neubau ausgelöst hat. Sogar ein Filmteam eines amerikanischen Produzenten, der eine Dokumentation über Fragen der Nachhaltigkeit erstellt, kam vorbei. Die Reaktionen von Freunden und aus der Nachbarschaft seien überwiegend positiv gewesen: «Es gab Leute, die eigens auf Besuch gekommen sind, um sich unser Nullenergiehaus anzuschauen», erzählt Christine Wenk, «Andere haben sich dagegen weniger interessiert gezeigt.» Eine häufige Reaktion sei zudem gewesen, dass Gäste meinten, sie würden künftig auch so bauen wollen. «Wenn andere sich ein Beispiel nehmen und energetische Aspekte wenigstens in Erwägung ziehen, ist eines der Ziele, die wir für dieses Pilotprojekt hatten, sicher erreicht», freut sich das Ehepaar Wenk. Und das macht sie auch ein wenig stolz auf das Vorzeigeheim. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TUwNzQ1MAQAe85DYA8AAAA=</wm> <wm>10CD2KOw6AMAzFTtToJTShJWM_U4UQIO5_FCoGBi-2x3AlfJS23-10BqIGrKxgTxIpJfEFRhzFMYUAeWOb3bJO9d-h1HABHXjAdNT-AozG60RdAAAA</wm> maximum wellbeing Pontresina | Engadin | Schweiz Verkauf: Sie wünschen sich eine stilvolle Wohnung im Engadin? Wir bieten Ihnen das und mehr...Im Herzen des historischen Dorfzentrums von Pontresina befindet sich diese Chesa, eine gelungene Kombination dreier Engadiner Bauten aus verschiedenen Epochen. Die Renovierung erfolgt mit viel Sorgfalt und dem Anspruch, den höchsten Erwartungen zu genügen. Die antike Struktur wird so weit wie möglich erhalten. So entstehen elegante und stilvolle Wohnungen mit einer traumhaften Aussicht auf imposante Bergspitzen. Gekrönt wird der Umbau duch die sorgfältige Recherche der Materialien, die respektvolle Ausführung der Arbeiten und durch Elemente modernster Technologie. „Maximum Wellbeing“ pur... Maura Wasescha AG | Via dal Bagn 49 | CH-7500 St. Moritz | Schweiz | T +41 81 833 77 00 | [email protected] | www.maurawasescha.com NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 13 Braungebrannt undschwindelfrei Die Nachfrage nach Sonnenfängern auf dem Dach boomt. Vom Einbau der Kollektoren profitieren nicht nur die Hersteller, sondern auch das klassische Installateur-Gewerbe. Auf den Dächern arbeiten Spezialisten. Ein Augenschein von Paul Knüsel V or 15 Jahren wollte man ihm noch handgestrickte Socken aus Wolle überziehen; heutzutage geht es mit seinem Handwerk hoch hinaus. Die Sonne ist als erneuerbare Energiequelle weitherum gefragt. Daher schickt Richard Güttinger seine Heizungsmonteure und Sanitärinstallateure fast wöchentlich aufs Dach. Es ist Montagmorgen kurz vor 8 Uhr. Alles steht bereit: das dreiköpfige Handwerkerteam von Güttingers Firma Solarline sowie der in wenige Kartonkisten verpackte Solarbaukasten. Der 500Liter-Boiler muss ins Untergeschoss und die zwei Sonnenkollektor-Module selbstverständlich nach oben. Die Montage durch die drei schwindelfreien Arbeiter findet diesmal auf einem mehrstöckigen Zweifamilienhaus, Baujahr 1920, mitten im Zürcher Ober- strass-Quartier statt. Sinnigerweise brennt auch die Sonne schon, weshalb Kappe, Sonnenbrille und Sonnencrème zu ebenso wichtigen Arbeitsutensilien werden wie gute Schuhe, Schrauben und eine Bohrmaschine. Ein zusätzlich aufgebotener Handwerker macht sich bereits an der Hauswand zu schaffen und treibt mit dem Diamantbohrer ein faustgrosses Loch von aussen in die Kellerwand. Die Hausbewohner, Ursula und André Witschi, sind derweil zur Arbeit gegangen. Ohne sich Sorgen um möglichen Staub in den Zimmern zu machen. Ihnen wurde im Vorfeld beschieden, einfach den Keller frei und den Aufgang zum Dach offen zu halten. «In Altbauten versuchen wir meistens, die Rohrleitungen aussen an der Fassade anzubringen», erklärt Richard Güttinger. Am Schluss sind zwei rund 20 Meter lange Schläuche installiert, welche die Sonnenkollektoren auf dem Dach mit dem Boiler im Keller zusammenschliessen. Als Verbindung dient ein Regenwasserrohr. Andere Wege für die Leitungsanschlüsse durch das Gebäudeinnere gibt es aber auch: Wenn vorhanden, bietet sich ein stillgelegter Kamin oder Abluftschacht zur Leitungsführung an. Wird ein Haus zusätzlich gedämmt, lassen sich die Rohre stattdessen hinter die Fassade legen. Wespennest und morsches Holz Schon am ersten Arbeitstag sind die beiden mattschwarzen Kollektormodule via Alurahmen auf dem freigelegten Dachbalken fixiert. «Wir haben hier eine vergleichsweise einfache Situation vorgefunden», sagt Monteur Vincenzo Zaccone. Aufbauten werden nur mehr selten ausgeführt, die meisten Module werden direkt auf die Unterkonstruktion geschraubt. Ins Dach integrierte Kleinanlagen lassen sich – je nach Bauamt – häufig ohne aufwendiges Verfahren errichten. Bisweilen genügt das Einreichen einer Fotomontage auf einem A4-Blatt, damit Güttinger die Bewilligung erhält. «Bei denkmalgeschützten Häusern habe ich mich aber schon bis zu einem Jahr um das Plazet der Baubehörde bemüht», ergänzt der Solarunternehmer. Viele Kunden glaubten zwar anfänglich, der Einbau einer solaren Kompaktanlage erfordere nur einen einzigen Arbeitstag. «Tatsächlich brauchen wir unter optimalen Bedingungen fast immer drei Tage», so Handwerker Zaccone. Und erst nach dem Abdecken der Ziegel werden allfällige Überraschungen sichtbar, welche die Arbeiten verzögern können. Mit morschen Holzlatten, undichten Abdichtungsbahnen oder auch Wespennestern ist immer wieder zu rechnen. «Die Feuerwehr rufen bringt bei Wespen nichts», weshalb sich die Solarline-Monteure in solchen Fällen – mit Hilfe von Chemie – selber zu helfen wissen. Zurück aufs Dach: Dieses ist gegen Südosten exponiert und wird, so bestätigt der erste Montagetag, von morgens bis abends von der Sonne angestrahlt. Zudem ist es überdurchschnittlich steil, womit der Energiegewinn für das Warmwassersystem auch im Winter ansprechend ausfällt. Allerdings zeigt sich die Sonne übers Jahr nicht immer so wie in dieser heissen Augustwoche. Das neu installierte 4,5 m2 grosse Glasfeld reicht aus, um zwei Drittel des Wassers für einen zweiköpfigen Haushalt warm zu halten. Die Restwärme soll, so steht es diesmal in Güttingers Auftragsbuch, mit der neuen Erdgasheizung oder an kühlen Sommertagen mit Strom erzeugt werden. Es war denn auch der Heizungsersatz, der den Ausschlag für die kombinierte Gas-Solar-Anlage gab. «Wir haben uns schon länger damit befasst, erneuerbare Energie einzusetzen», sagt Ursula Witschi. «Und es nun gemacht, weil dies optimal mit dem Einbau der neuen Gasheizung verbunden werden kann.» Ein Dachdecker hat in der Zwischenzeit die Ziegel formgerecht an den Kollektorkasten angepasst. Und die Solarhandwerker sind damit beschäftigt, den 300 Kilo schweren Warmwasserspeicher die Treppe hinunter zu tragen. Die nächsten Tage Montage der neusten Technik in luftiger Höhe, beengt dagegen die Verhältnisse beim Kesselflicken im Keller. dürfen sie im kühlen Schatten arbeiten. Im Keller ist der neue Gasbrenner zu installieren, und ebenso sind neue Leitungsrohre anzuschliessen. Auch ein Elektriker ist aufgetaucht, um Heizung und Boiler mit dem hausinternen Stromnetz zu verbinden. Alles aus einer Hand Wird der Investitionsaufwand für die Installation einer solaren Warmwasseranlage durchleuchtet, fällt auf: Materialkosten und der Aufwand der Handwerker halten sich etwa die Waage. Die branchenüblichen Richtpreise für nicht montierte Anlagen belaufen sich derzeit auf 12 000 bis 18 000 Franken. Die Hausbesitzer Ursula und André Witschi haben zudem ein Fördergesuch an das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich und Erdgas Zürich gestellt. Sie rechnen «mit einem Zuschuss von 2000 bis 3000 Franken». Nach fünf Arbeitstagen ist mitten in der Stadt Zürich ein neues Sonnendach installiert. Die Hausbesitzer sind mit dem Resultat zufrieden und insbesondere mit der Arbeit von Güttingers Team: «Wichtig scheint uns, dass uns alles aus einer Hand angeboten worden ist.» NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 15 Impulse für die Aussenhaut Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Zellen werden feste Bestandteile eines Gebäudes. Von Paul Knüsel «Die Denkmalpfleger haben Freude an unserem Produkt», sagt Jürg Schwarzenbach. Und auch er selber freut sich am wachsenden Interesse – noch bevor die Solarziegel überhaupt erhältlich sind. «Neben dem positiven Echo in Fachkreisen gehen bei uns die ersten Bestellungen ein», freut sich Schwarzenbach, Geschäftsführer des Berner Start-up-Unternehmens Panotron. Die öffentliche Premiere für seine Innovation ist vor wenigen Tagen erfolgt: Auf dem Gelände der Ziegelei Rapperswil kann das erste SolarziegelMusterdach seit Anfang September besichtigt werden. Das Neue daran: Handelsüblichen Dachziegeln aus Ton werden kleine Solartafeln aufgesetzt, welche die Energie der Sonne nutzbar machen. Bei dunkler Farbe der Tonziegel ist das Solardach als solches kaum erkennbar. Daran scheinen Einfamilienhausbesitzer besonders interessiert zu sein, so die Bilanz der ersten Anfragen. Gefragt scheinen die neu entwickelten Solarziegel zudem für einen Umbau. Bestehende Dachkonstruktionen lassen sich dafür ohne Zusatzaufwand verwenden. Für Wärme und Strom Sonnenwärme für Heizung und Warmwasser Sonnenkollektor Warmwasser Raumheizung Speicher mit Wassererwärmer Zusatzheizung (Holz, Wärmepumpe, Gas, Öl) Quelle: Minergie Schweiz der mit den stromerzeugenden Solarziegeln ein. Das Musterdach in Rapperswil kann jedoch mehr. Die Tonziegel selber werden als Sonnenabsorber genutzt. Ein darunterliegendes Röhrensystem leitet die Wärme ab, welche vergleichbar einer konventionellen Kollektoranlage für die Erwärmung des Brauchwassers in einem Haushalt genutzt wird. Der Wirkungsgrad von Sonnenkollektoren wird zwar nicht erreicht. Doch die Fläche ist bei Dächern aus solchen Solartonziegeln kein Problem. Die Dachseite wird meist vollständig eingedeckt. Wie viel sie effektiv bringen, sollen Tests zeigen. Integrierte Sonnendächer zieren Scheunen und Wohnhäuser aber nicht erst seit heute. Vor allem in Kernzonen und auf geschützten Altbauten wurden mehrfach Materialien ausgetestet, wel- che den Charakter der Gebäude nur geringfügig verändern. Die Tendenz, solare Bauelemente in die Gebäudehülle zu integrieren, ist auch an der Hausfassade zu beobachten. Vorzeigbare Beispiele Machbar ist dank dünner werdenden Bauelementen, Kollektoren und Photovoltaik-Panels immer mehr. Funktional, architektonisch und auch technisch spricht vieles dafür. Die vertikal installierten Solarpanels an einer Fassade haben gegenüber den Dachaufbauten den Vorteil, dass die Energie übers Jahr konstanter gewonnen wird und das Überhitzungsrisiko geringer wird. Letzteres reduziert jeweils den Wirkungsgrad. Solarthermische Fassadenelemente werden fleissig erforscht. Wissenschafter der ETH in Lausanne sind daran, mit Farbgläsern attraktiv Fenster als Wärmeschutz Gefragte Innovationen Nicht nur neue Bauelemente verbessern die Energiebilanz von Gebäuden. Auch die bestehenden Komponenten eines Gebäudes werden technisch dafür weiterentwickelt. Vor allem Fensterhersteller investieren derzeit sehr viel in die energetische Qualität ihrer Produkte. Sie stehen dabei vor der Herausforderung, den Raum vor Wärmeverlust schützen, ohne den Eintrag des natürlichen Lichts zu behindern. Ein optimaler Gesamtenergie-Durchlass zur Gewinnung von Solarenergie ist das Ziel. Innovationen, darunter dreifach verglaste Fenster, sind gefragt. Die meisten Hersteller bieten inzwischen Fenster aus unterschiedlichen Rahmenmateria- lien mit überdurchschnittlichen Wärmedämmeigenschaften an. Die Firma Baumgartner hat beispielsweise Holz-Metall-Fenster entwickelt, welche sich für den Einbau in ein Minergie-P-Gebäude eignen und den Lichteinfall – dank einem schlanken Rahmenprofil – deutlich erhöhen. Ein Quantensprung wird jedoch von Fenstern mit VakuumIsolation erwartet, in Sachen höherer Energieeffizienz und bezüglich einer filigranen Gestaltung. Glasfabrikant Trösch und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich beteiligen sich an einem Forschungsprojekt, aus welchem in 4 bis 5 Jahren die ersten marktfähigen Produkte resultieren sollen. Paul Knüsel gestaltete Sonnenkollektoren zu testen. Es sind dieselben Leute, die am Sonnenflieger «Solarimpulse» von Bertrand Piccard mitarbeiten. Neue Impulse sind auch für die gebäudeintegrierte Solartechnik gefragt. Denn trotz hohem energetischem Potenzial lässt die Verbreitung auf sich warten. Vorzeigbare Beispiele beschränken sich vorab auf Solarfassaden bei Bergbahnstationen und SAC-Hütten. Die Basler Gemeinde Riehen hat jedoch gewagt, den Werkhof mit Fassadenelementen aus stromerzeugenden Dünnschichtzellen einzupacken. Derweil demonstriert eine Villa in St. Moritz, wie sehr sich die Module für ein elegantes und gediegenes Aussehen eignen. Solarsystemanbieter bieten bereits weitere innovative Gestaltungsvarianten an. Etwa um den Gartensitzplatz mit halb durchlässigen Fotozellen zu beschatten. Eine andere Art, die Sonnenenergie mit Fassadenelementen passiv nutzbar zu machen, sind kristalline Latentspeicher. Diese Glasfelder reagieren unterschiedlich auf den saisonalen Sonnenstand. Bei spitzem Einfallswinkel und hoher Sonne schützen die Glaskristalle vor unerwünschtem Wärmeeintrag. Demgegenüber werden die Strahlen der tiefen Herbst- oder Wintersonne gespeichert und verzögert als Wärme nach innen abgegeben. Der Zürcher Architekt Dietrich Schwarz hat vor über 10 Jahren mit dem Einbau solcher kristalliner Fassadenelemente begonnen. Inzwischen hat die Branche aufgehorcht. In Winterthur, Teufen und im Luzerner Seeland hat Schwarz zuletzt Wohnbauten im Nullenergiestandard erstellt. In Auftrag gegeben haben diese hochwertigen und energieeffizienten Projekte nicht Ökopioniere, sondern Versicherungen und Banken. Ruf Lanz Bereits vor 10 Jahren hatte ein Berner Pionier «das grösste Solarziegeldach der Welt» präsentiert. Rund 17 000 schieferartige Ziegelelemente liess er auf einem ehemaligen Getreidemagazin des Bundes auslegen. Zu besichtigen ist der «Solardachschiefer» aber nicht mehr lange: Das Gebäude mitten in der Stadt Bern wird einem Neubau weichen. Das Produkt – Solarelemente zum Einbau in Trägerplatten – wird nicht von der Bildfläche verschwinden: Eine Westschweizer Firma hat die Lizenz dafür übernommen und deckt Schulen, Verwaltungsbauten und weitere öffentliche Gebäude seit 2007 wie- .ACHHALTIGE%NERGIEQUELLE Von Anfang an klar: Küche und Bad von Sanitas Troesch. Ausstellungen in Basel, Biel/Bienne, Carouge, Chur, Contone, Crissier, Develier, Jona, Köniz, Kriens, Lugano, Olten, Sierre, St. Gallen, Thun, Winterthur und in Zürich. www.sanitastroesch.ch NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 17 Öffentliche Fördergelder sprudeln munter weiter WALTER ALLGOEWER / FOT Bund, Kantone und Gemeinden geben vielfach einen Zustupf für die Sanierung von Gebäuden und Anlagen für das Heizen mit erneuerbarer Energie. Nicht einfach ist es, bei so vielen Fördertöpfen den Überblick zu behalten. Von Paul Knüsel F örderbeiträge sind keine Ladenhüter. 10 Mio. Fr. hat der Bund in diesem Frühjahr bereitgestellt, um den Ersatz von Elektro-Speicherheizungen zu fördern. Innert kurzer Zeit sind 1300 Gesuche eingegangen. Wochen vor Ablauf der offiziellen Eingabefrist war der Fördertopf leer. Das Programm ist inzwischen beendet. «Die Aktion war ein Riesenerfolg», sagt Matthias Kägi, Sprecher beim Bundesamt für Energie. Auch die Kantonsbehörde in St. Gallen freut sich über den Erfolg ihrer «Energie Aktion 2009». 4 Mio. Fr. wurden für die Förderung energieeffizienter Haustechnikanlagen und die energetische Erneuerung eines Gebäudes ausgesetzt. Bis Ende November hätten Hausbesitzer ein Gesuch einreichen können. Gereicht hat das Geld aber nur für die schnell Entschlossenen. Einen Monat nach dem Aufruf waren die Förderbeiträge verteilt. Nur bei Sonnenkollektoren gibt sich der Kanton weiterhin spendierfreudig. «Die Erwartungen wurden übertroffen», vermeldete das Amt für Umwelt und Energie bereits vor den Sommerferien. Gemeinden helfen aus Die Nachfrage ist ausgewiesen, und zum Glück vieler Hausbesitzer sprudeln die Fördergelder aus vielen Quellen weiter. Einen Überblick über die jeweiligen Energiesparprogramme und Förderstellen zu gewinnen, fällt aber schwer. Zum einen sind die öffentlichen Kampagnen teilweise nur temporär gültig. Zum andern schlägt sich die föderale Struktur auch beim Energiesparen nieder: Spitzenreiter ist etwa die Stadt Basel, welche mit einem 10 Mio. Fr. dotierten Fonds die höchsten Energieförderbeiträge pro Kopf ausbezahlen kann. «Die Unterstützung wird entsprechend gern und häufig genutzt», bestätigt Marcus Diacon vom Amt für Umwelt und Energie. Im bescheideneren Masse sind die meisten anderen Kantone aktiv. Und Zug und Tessin haben sich erst in diesem Jahr entschieden, ein eigenes Förderprogramm zu lancieren. Als Einzige leer gehen Gebäudebesitzer im Kanton Schwyz aus, würden nicht Gemeinden oder Energieversorger in die Bresche springen. «Fast 30 Projekte haben wir im letzten Jahr unterstützt», gibt Walter Pfyl von den Elektrizitätswerken Höfe an. 100 000 Fr. stellt das Werk in den Schwyzer Gemeinden Freienbach, Wollerau und Feusisberg jährlich für erneuerbare Energien zur Verfügung, beispielsweise für die Installation von Sonnenkollektoren. Bemerkenswert ist das wachsende Engagement vieler Gemeinden in der ganzen Schweiz. Die Mitglieder des nationalen Vereins «Energiestadt» tun sich hier besonders vor. Und neuerdings haben auch private Institutionen den Wert der finanziellen Förderung entdeckt: Die Erdölvereinigung bezahlt 1000 Franken, wenn die alte Ölheizung ersetzt und mit einer thermischen Solaranlage ergänzt wird. Ebenso geizen die regionalen Erdgaslieferanten nicht, die Kombination Gasheizung-Sonnenkollektor zu unterstützen. Auf keinen Fall vergessen werden darf die Stiftung Klimarappen, welche bis Ende Jahr die Sanierung von Gebäuden unterstützt. Ab dem 1. Januar 2010 soll ein Gebäudesanierungsprogramm des Bundes für die Fortsetzung der finanziellen Förderung verant- Bezug von Fördergeld &°RDERGELDERDER+ANTONEIMBERBLICK Nicht kumulieren Subventionen für Energiesparmassnahmen im Gebäudebereich (Auswahl) Die wichtigste Regel gilt bei allen Förderstellen: Zuschüsse sind zwingend im Voraus zu beantragen. Werden Gesuche nach Projektbeginn oder nachträglich eingereicht, gibt es nichts zu holen. Die Suche nach Förderbeiträgen beginnt bei den Bauämtern der Gemeinde und den Energieversorgern. Oft wissen regionale Energieberater, Planer und Installateure Bescheid. Mit kostenlosen Beratungsangeboten haben auch Energieversorger den offensichtlichen Informationsbedarf erkannt. Im Internet ist unter www.energiefranken.ch eine die ganze Schweiz abdeckende, kostenlose Online-Abfrage möglich, welche die standortabhängigen Förderprogramme im Gebäudebereich auflistet. Zu beachten ist aber, dass die Beiträge unterschiedlicher Instanzen für ein und dieselbe Massnahme nicht immer kumuliert werden dürfen. Die genauen Eingabemodalitäten sind deshalb vorgängig stets mit der jeweiligen Förderstelle abzusprechen. Paul Knüsel Erneuerbare Heiz- und Warmwassersysteme Energetische Sanierung Gebäudehülle Sonnenkollektor Neubau nach Minergiestandard Wärmepumpe Holzheizung ErsatzElektroheizung Sanierung nach Minergiestandard AG AR AI BL BS BE FR GE GL GR JU LU NE NW OW SG SH SZ SO TI TG UR VD VS ZH ZG* * für 2010 geplant Quelle: energiefranken.ch, Stand August 2009 nur Zertifizierungsgebühr Bauteile (Fenster, Dach, Fassade) Wer jetzt ein Bauprojekt mit energetischer Sanierung verbindet, darf auf staatliche Unterstützung zählen. wortlich sein. Offen bleibt, was genau gefördert wird und vor allem, wie hoch die Beiträge an die Projekte ausfallen. 2008 hat die Stiftung Klimarappen zum Beispiel 2000 Projekte unterstützt und dafür rund 30 Mio. Fr. ausbezahlt. Im Durchschnitt beträgt der Kostenanteil pro Projekt rund 10%. Einzelne Kantone geben mehr aus: Für eine Gesamtsanierungen stellt Basel-Stadt bis zu einem Drittel der Investitionen in Aussicht. Aargau, Luzern, Neuenburg und Freiburg verdoppeln den Klimarappen-Beitrag. Und in Zürich, Bern und St. Gallen wird das Stiftungsgeld zumindest um ein Drittel aufgestockt. Vielfältige Massnahmen Auch bei den förderungswürdigen Massnahmen könnte die Praxis nicht unterschiedlicher sein. Was Kantone, Gemeinden und Energieversorger im Einzelnen unterstützen, hat oft wenig miteinander gemein. Die Zusprache der Klimarappen-Stiftung ist an Vorbedingungen geknüpft: Zum einen sind zwei Bauteile wie Fenster oder Fassade gleichzeitig energetisch zu verbessern. Zum andern muss das sanierte Gebäude bisher mit einer Öl- oder Gasheizung beheizt worden sein. Im St. Galler Rheintal engagiert sich daher ein Gemeindeverbund, indem er auch erneuerbar beheizte Sanierungsprojekte subventioniert. Derweil verlangen die Kantone Zürich und Bern eine umfassende Sanierung nach den Regeln des Gebäudestandards Minergie. Bei Heizung und Warmwassererzeugung fällt dagegen die ganze Palette erneuerbarer Energieträger in Betracht. Dass Fördergelder mangels Interesse liegenblieben, ist derzeit kaum anzunehmen. NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 19 Bei Festhypotheken über fünf Jahre ist der Tiefpunkt erreicht Die Langfristzinsen werden eher steigen, die kurzen Geldmarktsätze bleiben hingegen tief. Experten empfehlen deshalb, die Hypothek zu splitten. Von Fritz Pfiffner Die Hypothekarzinsen sind historisch gesehen sehr tief. So ist denn sogar der träge reagierende Referenzzinssatz für Mietzinsanpassungen um einen weiteren Viertelprozentpunkt gesunken und liegt neu bei 3%. Weil er die effektiv gezahlten Zinsen der Hauseigentümer und damit auch viele zu höheren Sätzen abgeschlossene Festhypotheken spiegelt, könnte er weiter fallen. Denn die Zinsprognosen sind nach wie vor günstig. So wird die Schweizerische Nationalbank auch in den nächsten Monaten am eingeschlagenen Kurs festhalten. Die Geldmarktsätze und damit die Geldmarkt-Hypotheken dürften deshalb bis weit ins Jahr 2010 auf dem gegenwärtigen Rekordtief verharren. «Das Abschluss-Volumen der Geldmarkt-Hypotheken hat seit Anfang 2009 stark zugenommen», bestätigt Martin Loosli, Leiter Produktmanagement und Finanzierungen bei der Zürcher Kantonalbank. Am 27. August kostete eine ZKB-Libor-Hypothek auf 3 Jahre mit Switch (Möglichkeit, vor Auslauf einer Zinsperiode in eine FestHypothek zu wechseln) auf Basis 6-Monats-Libor und einer unterstellten Marge von 0,8% nur gerade 1,48%. Mit Zinsabsicherung (maximale Kosten 4,23%) kostete dieselbe Libor-Hypothek 1,66%. Bevorzugt wird die Switch-Variante ohne Zinsdach. Doch richtig durchgesetzt haben sich die Geldmarkt-Hypotheken nicht, obwohl sie auch mit Zinsabsicherung in den letzten zehn Jahren die attraktivsten Produkte waren, wie das VZ Vermögens-Zentrum ausgerechnet hat. «Der überwiegende Teil der Abschlüsse bei der ZKB manifestiert sich weiterhin bei den Festhypotheken», sagt Loosli. Offensichtlich wollen viele Hauseigentümer jetzt die attraktiven Festsätze anbinden. Gemäss den Zinsprognosen ist der Tiefpunkt der Festhypotheken-Sätze nämlich erreicht – insbesondere bei Laufzeiten über 5 Jahre. Die ZKB rechnet damit, dass die Kapitalmarktzinsen in den nächsten zwölf Monaten um fast einen halben Prozentpunkt steigen könnten. Vor diesem Zins-Hintergrund ist es heute ein sinnvoller Rat, die Hypothek zu splitten. Natürlich hängt es von .................................................................................. Für Schuldner, deren Festhypothek in den nächsten 24 Monaten ausläuft, sind TerminHypotheken interessant. .................................................................................. vielen individuellen Faktoren (BudgetSicherheit, Risikofähigkeit usw.) ab, wie beispielsweise ein Hypothekardarlehen von 1 Mio. Fr. aufgeteilt wird. Eine eher konservative Variante wäre laut Loosli, 300 000 Fr. als ZKB-LiborHypothek (mit Switch) mit einer 7-jährigen Festhypothek von 700 000 Fr. zu kombinieren. Schuldner können weiterhin von einem knallharten Konkurrenzkampf der Banken profitieren. Interessant sind gegenwärtig für Schuldner, deren Festhypothek in den nächsten 24 Monaten ausläuft, die Termin-Hypotheken. Damit kann man den künftigen Zinssatz im Voraus fixieren. So kostet eine ZKB-Hypothek mit einer 7-jährigen Laufzeit, die am 27. April 2011 ausläuft, heute 3,61%. (ISTORISCHTIEFES.IVEAUF¶R(YPOTHEKARZINSEN (YPOTHEKARZINSSTZEIM6ERGLEICH Nur wenige Hochzinsphasen in den letzten 25 Jahren Richtsätze für Kredite im 1. Rang in Prozent, bis 65 Prozent Belehnung, Stichtag: 1. September 2009 12% Variable Hypothek 8 6 5-jährige Festhypothek 4 2 0 1985 1990 1995 2000 2005 Quelle: VZ Vermögenszentrum 2010 Zinstermine 3,500 1 2 × p. a. 3,000 3,250 0,5 2 × p. a. 3,000 3,200 3,450 1 4 × p. a. 2,630 3,060 3,230 3,480 1 4 × p. a. 2,650 3,100 3,250 3,500 1 2 × p. a. 2,050 2,650 3,050 3,250 3,500 2,000 2,500 2,900 3,100 3,300 3 Jahre 5 Jahre 7 Jahre 8 Jahre Allianz Suisse 2,500 2,100 2,650 3,070 3,230 Appenzeller KB 2,500 1,850 2,400 2,850 Bâloise Bank SoBa 2,875 2,000 2,500 Bank Coop 2,625 2,060 Basellandschaftliche KB 2,875 2,050 Basler KB 2,500 Berner KB 2,250 Credit Suisse 2,850 2,050 2,650 3,100 3,350 3,600 AXA Winterthur 3,000 1,770 2,340 2,770 2,940 3,190 Glarner Kantonalbank 2,875 1,900 2,500 2,900 3,100 3,300 Graubündner KB 2,750 2,000 2,600 3,000 3,150 3,400 3,800 Helvetia Versicherungen 2,750 1,910 2,480 2,900 3,060 3,320 3,810 Hypothekarbank Lenzburg 2,875 1,780 2,400 2,930 3,040 3,300 Lienhardt & Partner AG, Zürich 2,750 2,000 2,550 LLB, Vaduz 2,500 1,875 2,375 2,875 Luzerner KB 2,450 2,030 2,600 3,030 3,190 3,450 0,75 4 × p. a. Migros Bank 2,500 1,710 2,280 2,900 3,050 3,300 0 2 × p. a. Neue Aargauer Bank 2,625 1,950 2,500 2,950 3,100 3,350 1 4 × p. a. 1,700 2,250 2,900 2,750 3,300 0 4 × p. a. Raiffeisen Schweiz 2,875 1,950 2,500 2,950 3,150 3,350 0 2 × p. a. Schwyzer KB 2,500 1,900 2,450 2,900 3,050 3,300 1 4 × p. a. St. Galler KB 2,750 1,900 2,500 2,900 3,100 3,350 1 4 × p. a. Swiss Life 2,750 2,050 2,480 2,860 2,990 3,220 1 4 × p. a. Thurgauer KB 2,950 1,900 2,500 2,950 3,100 3,350 0,75 4 × p. a. 2,190 2,770 3,180 3,340 3,590 1 4 × p. a. Geldmarkt-Hypothek 10 Aufpreis 2. Hypo variabel Postfinance UBS 10 Jahre 15 Jahre 4,150 4,050 1 4 × p. a. 1 2 × p. a. 0,75 4 × p. a. 0,25 4 × p. a. 1 4 × p. a. 1 4 × p. a. 0,75 2 × p. a. 0,5 4 × p. a. 1 4 × p. a. 1 3,950 Valiant 2,950 2,050 2,650 3,150 3,300 3,600 1 4 × p. a. Zuger KB 2,500 2,160 2,630 3,060 3,230 3,480 1 4 × p. a. Zürcher KB 2,500 1,920 2,500 2,930 3,100 3,350 0 2 bzw. 4 × p. a. Zurich 2,750 2,000 2,450 2,800 3,000 3,300 0,75 2 × p. a. 3,700 Durchschnitt der Angebote 2,688 1,959 2,515 2,963 3,124 3,384 3,910 Günstigstes Angebot 2,250 1,700 2,250 2,770 2,750 3,190 3,700 FOTO: NIK HUNGER Quelle: VZ Vermögenszentrum Für Insider Alles über Macher, Märkte und Investitionen im führenden Schweizer Immobilien-Magazin. Jetzt am Kiosk oder im Abo. >>> www.immobilienbusiness.ch IMMOBILIEN BUSINESS Das Schweizer Immobilien-Magazin 6. September 2009 Immobilien 21 FOTOS: MENGA VON SPRECHER NZZ am Sonntag Altes und Neues geschickt verbunden: Der neue Trakt hat grosse Fenster und ein begehbares Dach. Im Innern ist der Übergang von Entrée und Küche offen geblieben. Rucksack für die ganze Technik Ein Anbau verdoppelt die Wohnfläche des kleinen Arbeiterhauses in Uitikon Waldegg. Im neuen Hausteil sind nicht nur Küche und Bad, sondern auch die ganze Haustechnik untergebracht. Von Anita Simeon Lutz Das Doppeleinfamilienhaus an gesuchter Wohnlage in Uitikon Waldegg stammt aus den 1930er Jahren. Anders als bei später entstandenen Häusern aus den 1960er und 70er Jahren ist die Bausubstanz aus dieser Zeit meist noch in tadellosem Zustand. Die neue Bauherrschaft brauchte jedoch mehr Platz. Ihr Plan: Die knapp bemessene Wohnfläche von 100 m2 sollte am Ende doppelt so gross sein. «Zu Beginn der Bauaufgabe haben wir uns einen Abbruch des Doppeleinfamilienhauses und den Bau eines neuen, freistehenden Einfamilienhauses überlegt. Aber das wäre weder nachhaltig gewesen, noch ist das Grundstück genügend gross, um einem freistehenden Bau genügend Umraum zu bieten», meint Remo Derungs, der seit neun Jahren zusammen mit Carmen Gasser ein Architekturbüro führt. Gasser und der Bündner Derungs, die abwechselnd in Haldenstein bei Chur und Zürich arbeiten, zeichneten für die Projektplanung und die Ausführungsbegleitung des Umbaus verantwortlich. Der Erhalt des Doppelein- familienhauses war also beschlossene Sache. «Aus finanziellen Gründen haben wir uns aber die Strategie zurechtgelegt, am Altbau so wenig wie nötig zu verändern und die Bedürfnisse zeitgemässen Wohnens im neuen Anbau zu realisieren», erklärt Carmen Gasser den Grundansatz des Umbaus. Auch die gesamte Haustechnik – neu wird das Haus von einer Wärmepumpe mit Erdsonde erwärmt – sowie technisch intensive Räume wie Küche und Bad konnten im neuen Anbau untergebracht werden, so dass im Altbau lediglich die Oberflächen aufgefrischt werden mussten. Die bestehenden Böden wurden nicht angetastet. Obwohl im Neubau eine Bodenheizung eingebaut wurde, blieben im Wohnund im Schlafzimmer im Altbau die Radiatoren bestehen. Neues Wohngefühl Einzig die Fenster wurden ersetzt. Neu kommen die gleichen Eichenfenster wie im Anbau zum Einsatz. «In den dreissiger Jahren wurde Eichenholz häufig verwendet», sagt Remo De- rungs, «dieser Bezug zur Geschichte und zur damals gängigen Materialwahl war uns wichtig.» Nebst den Fenstern sind auch alle Einbaumöbel, Türen und Holzböden aus Eiche. Das Eichenholz ist denn auch das verbindende Element zwischen Neu- und Altbau, die wie zwei Kuben ineinander verschachtelt wurden. Der Neubau bietet ein ganz neues Wohngefühl. Die Räume sind um 30 cm höher als im Altbau, was dem Esszimmer und der Bibliothek im Anbau eine Spur von Grosszügigkeit und Offenheit verleiht. Die Dimension der Fensteröffnungen entspricht den heutigen Anforderungen. Im Erdgeschoss sind sie raumhoch und über Eck geführt. Dank der Absenkung des Boden-Niveaus im Vergleich zum Altbau konnte auch ein ebenerdiger Ausgang in den Garten realisiert werden. Bei offener Fensterfront wird der Übergang zwischen dem Innen- und dem Aussenraum dadurch fliessend. Im Obergeschoss des Anbaus wurde ein anderes Öffnungs-Thema gewählt. Zwei leicht liegende Fensterformate holen hier den grünen Aussenraum wie gerahmte Bilder ausschnitthaft in die Bibliothek. Auf den ersten Blick ungewohnt scheint die tiefe Fensterbrüstung. Aber gerade wenn man lesend im Schaukelstuhl sitzt und sinnierend den Blick über die Buchseiten hinaus ins Freie schweifen lässt, ist der Augpunkt in der richtigen Höhe angesiedelt. Ein zentrales Thema des Entwurfs war auch die sorgfältige Behandlung des Übergangs zwischen Alt- und Neubau – im Innen- wie im Aussenbereich. Im Erdgeschoss manifestiert sich der Übertritt in den Anbau mit Niveausprung, der im Fassadendurchbruch Anbau Doppel-EFH Uitikon Waldegg Baujahr: 1936 Umbau und Anbau: 2005 Architektur: Gasser, Derungs, Zürich Grundstücksfläche: 550 m2 Wohnfläche alt: 90 m2 Wohnfläche neu: 180 m2 des Altbaus als eingebaute Stufe in Erscheinung tritt. Hier ist die Verzahnung von Neu und Alt am besten spürbar, da die alte Hausecke als Küchenrückwand zur Geltung kommt. Im Obergeschoss ist der Bodenübergang fliessend, der Wechsel ereignet sich jedoch in der Dachuntersicht – beim Altbau ist es ein Giebeldach, beim Neubau dagegen ein Flachdach. Farbgebung mit Akzenten Dass das Flachdach ausserdem als begehbare Terrasse ausgebildet wurde, verstärkt die Wohnqualität des neuen Ensembles. Die Dachterrasse erschliesst sich über eine einläufige Treppe im Bibliotheksbereich. Last but not least wurde auch in der Farbgestaltung das Thema Alt/Neu aufgenommen. Die bestehende Doppeleinfamilienhaus-Hälfte wurde in einem warmen Grau, der Anbau in einem etwas dunkleren Braungrau gestrichen. Trotz dieser unterschiedlichen Farbgebung tritt das Ensemble als eine Einheit, die sich gut in ihre Umgebung fügt, in Erscheinung. länger liegen bleiben Lieber etwas anstatt zu pendeln? <wm>10CAsNsjY0MDAx1TWwMLQ0NwcAPJMrTQ8AAAA=</wm> n e r e eri <wm>10CEXKMQ6AIAwF0BPR_NZSih0FJmKMGu9_FBMXh7e9OSMTPlvf734GA5oTnGsp4aLkLrHAiFUCJipAXTlzFRNY_DttLV3AAB4wHW28oBlv910AAAA=</wm> Ihr neues Zuhause Richtung Arbeitsplatz finden Sie jetzt auf ins hev-immo.ch NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 23 Gelungene Aufwertung eines Reihenhauses Raum- und Komfortgewinn: Ein in die Jahre gekommenes Häuschen erhält einen Aufbau und Kollektoren aufs Dach Die 4-köpfige Familie stand vor der Wahl: Auszug und Verkauf der Liegenschaft – oder Ausbau. Das Reihenhaus in Oerlikon, Baujahr 1948, war zu klein geworden. «Unsere beiden Buben waren im Teenageralter und beanspruchten mehr Raum – mit 80 m2 hatten wir als vierköpfige Familie nicht mehr genug Platz», erzählt Dumeng Claglüna. Bis dahin hatten die Söhne gemeinsam in einem Zimmer gewohnt. Gegen einen Wegzug aus dem Reihenhaus sprach vieles – die Lebensqualität im grünen Quartier Saatlen, die gute Nachbarschaft, die Nähe zu den Kollegen der Buben und zum Arbeitsplatz. Eine Erweiterung des Gartenstadt-Häuschens kam nur in der Vertikalen in Frage. Das Amt für Städtebau Zürich bot Hand, und so stand dem Projekt zum Aufstocken des Hauses nichts im Wege. Heute freut sich die Familie über die gewonnene Wohnqualität, und die beiden Jugendlichen sind glücklich über ihre neuen Zimmer im Dachstock. Verdichtetes Bauen Das umgebaute Haus tanzt heute nur ganz wenig aus der Reihe; es überragt die Häuserzeile nur gerade um einen Meter. Aber dieser Meter hat es in sich: Der aufgewertete Estrich ist nun das Reich der beiden Söhne; er verfügt neu über eine Nasszelle und ist über eine Wendeltreppe erschlossen. Der Umbau erfolgte in Rekordzeit: Im Februar 2009 war Baubeginn, Ende Juni konnte die Familie bereits einziehen. Zu verdanken war dies verschiedenen glücklichen Umständen. Einerseits konnte die Familie für die Zeit des Umbaus im Nachbarhaus logieren – dessen Besitzerin hatte für diese Zeit zufällig eine Reise geplant. Anderseits stiess das Baubegehren um Aufstockung bei den zuständigen Ämtern der Gemeinde auf offene Ohren. «Verdichtetes Bauen wird von der Stadt Zürich unterstützt», erklärt Architektin Brigitta Böckli Schnider aus Dübendorf. «Das ist gescheiter, als wenn die Leute vor die Stadt wegziehen und so die Zersiedelung weiter fördern.» Zum anderen war der Hausbesitzer als Bauingenieur selber sachkundig; er konnte einzelne Berechnun- Umbau Wohnhaus Zürich Oerlikon Architektin: Brigitta Böckli Schnider, Dübendorf Bauherrschaft: privat Anzahl Geschosse: 3 Wohnfläche: 122 m2 Zimmerzahl: 5,5 Umbaujahr: 2009 gen zur Statik gleich selber vornehmen. Planung und Submission konnten in kurzer Zeit erfolgen, da die Familie schon vor dem Baubeginn die Auswahl für Küche und Bad getroffen hatte. Möglicherweise hätte sich die Bauund Zonenordnung sogar noch mehr ausreizen lassen, vermutet die Architektin. Das hätte aber Zeit gebraucht. Zeit, die nicht zur Verfügung stand. Heller und grösser Zu den Nachbarhäusern hin wurden die Wände des Mittelhauses aus Lärmschutzgründen 7 cm dick schallisoliert; Estrich und Dach erhielten eine zeitgemässe Wärmedämmung im Minergiestandard. Die Fenster wurden ausgewechselt und durch Dreifachverglasungen ersetzt. Mit zwei raumhohen Fenstertüren zum Garten ist die Wohnstube heute deutlich heller. Sie erhielt zudem ein Cheminée mit Speichereinsatz, mit dem in der Übergangszeit das Haus warmgehalten wird. Geheizt wird dazu mit Fernwärme. Die Warmwasseraufbereitung des Hauses wird solar von zwei Röhrenkollektoren unterstützt, die, von unten nicht einsehbar, auf den Dachgauben angebracht sind. Das Resultat des Eingriffs ist ein beträchtlicher Gewinn an Raum und Komfort für die Bewohnerin und ihre drei Männer. Stefan Hartmann Mehr Komfort, weniger Energieverbrauch: Ältere Häuser bieten viele Ansatzpunkte. Abbruch oder Totalsanierung? Renovationsbedürftig und energetisch nicht mehr à jour war das alte Einfamilienhaus. Jetzt steht es da wie neu Nachhaltiges Energiekonzept: Moderne Häuser decken ihren Bedarf weitgehend selbst. Keine fremde Energie mehr für das neue Haus der Howalds Als freundlicher, einladender Bau am Fuss des Gurten zeigt sich das neue Solarhaus der Familie Howald. Strom und Warmwasser kommen vom Dach, die zusätzlich nötige Wärme liefert der Untergrund. Der Bau ist schlicht und schnörkellos. Ins Auge springt das nach Südwesten ausgerichtete Dach mit Photovoltaik-Modulen und thermischen Kollektoren. Pro Jahr sollen sie rund 5000 Kilowattstunden (kWh) erzeugen. Von Ende November 2008, als dem Umbau der Bezug erfolgte, bis Mitte Juli 2009 produzierte die Anlage bereits 3500 kWh. «Wir werden pro Jahr voraussichtlich über 1000 kWh mehr ins Netz einspeisen, als unser Haus benötigen wird», freut sich der Hausbesitzer. Der gesamte erzeugte Strom wird dabei ins Netz der BKW gespiesen, die für die Kilowattstunde 14,5 Rp. (im Winterhalbjahr: 20 Rp.) vergütet. Reto Umbau Wohnhaus Wabern Architekt: Beat Spicher, Heitenried Bauherrschaft: privat Anzahl Geschosse: 2 Wohnfläche: 160 m2 Zimmerzahl: 5 Baujahr: 2008 Howald steht – wie Tausende andere auch – auf der KEV-Warteliste (Kostendeckende Einspeisevergütung) und ärgert sich über den künstlichen «Deckel» der Politiker auf Fördermittel. Anderseits erhielt Howald vom Kanton Bern 1900 Fr. für die thermische Solaranlage, während die EWB (Energie Wasser Bern) 4200 Fr. an die thermischen Kollektoren und 5400 Fr. an die PV-Anlage beisteuerte. Die Sonnenkollektoren liefern das Warmwasser für Bad, Geschirrspüler und Waschmaschine und unterstützen im Winter die Erdsonden-Wärmepumpe. Die grossen Fensterflächen auf der Südwestseite tragen zur Erwärmung der Wohnräume bei. Im Juni 2008 war der Spatenstich; fünf Monate später, Ende November, wurde der Bau bereits übergeben. Das Haus ist konventionell gebaut: Betonfundament, dann Backsteinmauerwerk. Der Dachstuhl aus Holz wurde vorgefertigt, auf dem Tieflader angeliefert und in einem Tag aufgebaut. Das Haus ist nach der SIA-Norm 380 isoliert; die Fenster im Wohnbereich sind dreifach verglast. Gleichwohl verzichteten die Howalds auf das Minergie-Label. Das Haus haben sie bei einem erfahrenen GU in der Umgebung bestellt; die Mehrkosten für die ökologischen Investitionen betrugen insgesamt knapp 140 000 Fr. Stefan Hartmann Das moderne Haus im Ostermundiger Einfamilienhausquartier leuchtet in frischem Zitronengelb. Wer es nicht weiss, würde auf einen Neubau tippen. Doch weit gefehlt – das Gebäude, Jahrgang 1918, wurde letztes Jahr von Grund auf erneuert und erweitert. Seit Sommer 2008 lebt die 4-köpfige Familie Zeyer in der modernisierten Liegenschaft, nachdem sie zuvor drei Jahre lang zur Miete im alten Haus gewohnt hat. «Der Komfortgewinn ist schon erheblich», schwärmt heute Eigentümer Christian Zeyer. Er freut sich über die gelungene Modernisierung im anspruchsvollen Minergie-P-Standard – damals erst die zweite in der Schweiz. Besonders gut gelungen ist der 60 Quadratmeter grosse Anbau, der die Wohnküche beherbergt. Der neue, helle Hausteil ist der Lieblingsraum der Familie. Der Anbau steht auf Stützen aus Recyclingbeton; die Modul-Bauteile wurden in nur einem Tag aufgerichtet. Das Flachdach ist begrünt und Umbau Wohnhaus Ostermundigen Architekt: Rolf Wenger, Ostermundigen Bauherrschaft: privat Anzahl Geschosse: 2 Wohnfläche: 170 m2 Zimmerzahl: 5 Umbaujahr: 2008 dient so als Ausgleichsfläche. Am Altbau lag energetisch vieles im Argen: Die Fassaden-, Keller- und Dachisolationen waren schlecht, und geheizt wurde elektrisch. Für den diplomierten Ingenieur und Umweltpolitiker Christian Zeyer eine Herausforderung. «Eine Zeitlang schien es vernünftig, das Haus abzubrechen und neu aufzubauen.» Doch ein Neubau hätte wegen der Grenzabstände andere Grundrisse erfordert; das Haus wäre kleiner geworden. Die Familie entschied sich schliesslich für eine voll- ständige Modernisierung. Die Aussenwände des Altbaus wurden gut eingepackt. Vorgängig musste aber eine 20 Jahre alte Isolation rückgebaut, die Fassade abgespachtelt werden, um die erforderliche Luftdichtigkeit zu gewährleisten. Eine Erdsonden-Wärmepumpe fördert aus 150 m Tiefe 10 Grad warmes Wasser herauf. Diese Wärme wird von der Pumpe auf eine Temperatur von 32 Grad gebracht, was für die Beheizung ausreicht. Im Estrich wurden die Hohlräume mit Zellulose ausgefüllt. Auf das Dach kam eine 60 m2 grosse Photovoltaikanlage, auf den Anbau eine Solaranlage für Warmwasser mit 5 m2 Fläche. Das «Plus-Energiehaus» produziert somit etwa anderthalbmal so viel Energie, wie die Familie für Kochen, Waschen und Geräte ungefähr verbraucht. Zeyer gehört zu den Glücklichen, die im Rahmen der kostendeckenden Einspeisevergütung den Solarstrom zu 90 Rp./kWh ins Netz geben dürfen. Stefan Hartmann Tatbeweis in Ostermundigen: Auch Altbauten können im anspruchsvollen Minergie-P-Standard saniert werden. NZZ am Sonntag 6. September 2009 Immobilien 25 W3 ARCHITEKTEN Extravaganter Ort für die edlen Tropfen: Weinkeller in privatem Wohnhaus, entworfen von W3 Architekten. Neue Ideen für die Keller-Räume Die Abstellkammern lassen sich auch für Erholung und Kreatives nutzen. Von Anita Simeon Lutz Ob Wellnessanlage, Gästebereich, Vorrats- oder Arbeitsraum: Ein unausgebauter Kellerraum bietet Platz für Ideen, Aktivitäten und für vieles mehr. Raumgewinn schaffen auch neue Heizungsanlagen, die immer weniger Platz benötigen. So kann bei einer wärmetechnischen Sanierung des Hauses von einem zusätzlichen Raumgewinn ausgegangen werden. Auch der Luftschutzraum kann im Alltag genutzt werden, wenn dabei die Funktionalität des Raumes im Notfall nicht beeinträchtigt wird. Alles in allem also viele Quadratmeter, um die es schade wäre, sie brachliegen zu lassen. In alten Bauernhäusern war der Keller vor allem eins: Vorratsraum. Die edle Form des Vorrats hat sich auch in den modernen Einfamilienhäusern fortgesetzt, denn jeder Bauherr, der als Gastgeber etwas auf sich hält, pflegt einen guten Weinkeller mit edlen Tropfen. Ob Bordeaux, Chardonnay oder Shiraz, Weine werden am besten in einem dunklen Raum mit konstanter Raumtemperatur von 10 Grad Celsius und mit einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent gelagert. Die Kontrolle der Feuchte ist ein wichtiges Thema beim Kellerumbau. Wurde beim Bau nicht gepatzt, sollten eine um das Haus gelegte Sickerleitung und eine wasserabweisende Bitumenschicht die Trockenheit des Kellers garantieren. Hat das Haus keine solche Schicht, empfiehlt sich der nachträgliche Einbau. Wer den Aufwand scheut, kann als Notmassnahme auch ein elektrisch betriebenes Trocknungsgerät installieren, das man vor allem von Wäschetrocknungsräumen her kennt. Der Feuchtigkeitshaushalt ist besonders dann ein Thema, wenn im Keller Nassräume wie etwa Sauna, Dampfbad oder Schwimmbad eingerichtet werden. Kann der Raum nicht natürlich gelüftet werden, ist der Einbau einer mechanischen Lüftung nicht zu umgehen. Romantik unter Neonröhren Der Keller eignet sich aber hervorragend für den Einbau von Wellnessanlagen. Meist verfügt ein Einfamilienhaus kaum über mehr als zwei Bäder, die bis zu den 1980er Jahren generell klein Lichtdurchfluteter Raum zum Entspannen: Schwitzkasten von Küng Sauna. Wie einst Diogenes: Sauna in Form einer Tonne von Klafs. dimensioniert wurden. Um es sich gutgehen zu lassen, muss der Einfamilienhausbesitzer jedoch nicht mehr in öffentliche Badehäuser. Der eigene Keller kann zur Wellnessoase umfunktioniert werden. Natürlich hat nicht jeder einen tollen Gewölbekeller mit antiken Bruchsteinmauern, der schon von selbst eine herrliche Kulisse zum Relaxen abgibt. Aber auch in einem konventionellen Keller lässt sich gut entspannen. Zur Entspannung ist eine ansprechende Beleuchtung das A und O. Dabei sind die üblicherweise im Keller angebrachten Neonleuchten etwa das Unromantischste, was man sich vorstellen kann. Das Licht muss warm sein, um ein Gefühl von Geborgenheit und Cocooning geben zu können. Interessant ist auch die Idee, die Beleuchtung mit einer Lichttherapie zu kombinieren. Dafür kann auch die neuartige Leuchtdioden-Technik (LED) eingesetzt werden, wie dies in zwei neueren Kellerumbauten aus der Feder von W3 Architekten aus Zürich der Fall ist. «Die Leuchtdioden brauchen wenig Energie und sind auf kleinem Raum integrierbar», meint der projektleitende Architekt Daniel Klingspor. «Auch die Lebensdauer spricht für die LED-Technik im Vergleich zu herkömmlichen FL-Röhren. Die Lichtstimmungen, welche man mit solchen Installationen generieren kann, erinnern an Kunstwerke von James Turrell.» Grundsätzlich muss man sich damit auseinandersetzen, ob man im Keller mit Kunst- oder Tageslicht arbeiten will. Entscheidet man sich für das Tageslicht, so gibt es verschiedene Hersteller, die Systeme anbieten, welche durch eingelegte Spiegelreflektoren in den Lichtschächten die Zufuhr von Tageslicht wesentlich .................................................................................. Das Licht muss warm sein, um ein Gefühl von Geborgenheit und Cocooning geben zu können. .................................................................................. erhöhen. So wird dem Keller der Groove der Gruft genommen. Rock im Underground Eine ganz heikle Sache beim Kellerumbau ist die Isolierung. Meist wurden die Keller kaum gedämmt, und die isolierende Wirkung des Erdreichs reicht nicht aus, um die Räume hochwertig zu nutzen. Am besten werden Hartschaumplatten von aussen her angebracht. Weil diese Massnahme jedoch sehr aufwendig ist, kann auch eine Innendämmung in Betracht gezogen werden, wobei darauf zu achten ist, dass die Isolation bis an das Fenster geführt wird. Eventuell ist dabei auch die Notwendigkeit einer Dampfsperre zu prüfen. Eine grosszügig angebrachte Wärmedämmung hat aber auch akustische Auswirkungen. Angehende Rockgören und Schlagzeugvirtuosen können so ohne Reklamationen der Nachbarn an ihrer musikalischen Karriere feilen. Nicht umsonst kommen neue Bewegungen aus dem «Untergrund». Keller sind wahre Zellen der Erholung und Kreativität. Privates Schwitzen mit allem Komfort Die eigenen vier Wände sind der beste Rückzugsort zum Entspannen. Moderne Sauna-Konzepte lösen die Grenzen zwischen Wohn- und Wellnessbereich auf Wellness ist mehr als nur Lifestyle: Wellness ist ein ganzheitliches Konzept und hat Wohlbefinden und körperliche Fitness zum Ziel. Neben Fitness und ausgewogener Ernährung trägt auch Entspannung massgeblich zu Gesundheit und Wohlbefinden bei. Eine der frühesten Formen von Wellness ist das Sauna-Baden. Der Besuch einer öffentlichen Sauna kann ein gesellschaftliches Ereignis sein, viele Menschen finden jedoch wirkliche Entspannung eher in den eigenen vier Wänden. Eine private Sauna wird dem Wunsch nach Ruhe und Rückzug gerecht und macht es zudem besonders einfach, Wellness in den Alltag zu integrieren. Wer genügend Raum zur Verfügung hat oder grosszügig neu bauen kann, braucht den Wellnessbereich nicht im Keller zu verstecken. Im Gegenteil. Im Wohnraum integrierte Wellness- und Sauna-Landschaften liegen im Trend. Und warum nicht einmal die Sauna im ausgebauten Dachgeschoss placieren? Die Integration der Sauna im Wohnbereich wird zum architektonischen Ereignis. Vorbei ist die Zeit der hölzernen Besenkammern, die mehr oder minder geschickt in den Grundriss integriert wurden. Heutige Design-Saunen lassen den Sauna-Badenden mit der unmittelbaren Umgebung verschmelzen. Was gibt es Schöneres, als mit Aussicht so richtig alles Gift aus seinem Körper zu schwitzen? Der Einbau einer Sauna im Wohnbereich erfordert Fingerspitzengefühl, gestalterische Sicherheit, effiziente Raumnutzung und handwerkliche Perfektion. Viel Glas und hochwertiges Holz prägen die Gestaltung. Aber auch Naturstein und sogar Leder kommen zum Einsatz. Nebst einer hohen Qualität der eingesetzten Materialien müssen auch die technischen Details, wie zum Beispiel Wand- und Deckenkon- struktionen, den hohen Anforderungen gerecht werden. Deren Aufbau gewährleistet eine optimale Dämmung und speichert nicht nur Wärme, sondern sorgt überdies für eine angenehme und regelmässige Wärmeabstrahlung. Die Dämmwirkung der Wände und die Qualität der Elementverbindungen sind entscheidende Punkte, anhand derer sich der Wert einer Sauna beurteilen lässt. Aber nicht nur die Hülle soll top sein, auch im Innern haben moderne Saunen einiges zu bieten. Sitz- und Liegeflächen mit gefederten Pritschen, verschiebbare Rückenpolster und intuitive Touchscreen-Steuerungen gehören zur edlen Ausstattung. Ein wichtiges Thema ist auch die Beleuchtung. Sternenhimmel, Lichttherapie oder individuell einstellbare Leuchtkörper – mit Licht lässt sich das Schwitzen in der Design-Sauna zusätzlich in Szene setzen. Anita Simeon Lutz