28 Technik BAUERNBLATT l 27. Oktober 2012 ■ Leistungsfähigkeit des Bodens erhalten Schadverdichtung erkennen und vermeiden Böden sind ein knappes Gut. Sie sind die Produktionsgrundlage für Nahrungsmittel und für Nachwachsende Rohstoffe. Böden sind ein Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Bodenorganismen. Böden speichern Wasser, Nährstoffe und Kohlenstoff und sind deshalb wichtig für den Klimaschutz. Schädliche Bodenverdichtungen müssen deshalb so weit wie möglich vermieden werden, um die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Polyedergefüge des Bodens zeigen eine Bodenschadver- Kümmerwuchs von Rapspflanzen aufgrund von BodenverIn ihrer gesamten Tiefe unverdichtete Böden mit entsprechender Mächtigkeit der Ackerkrume sind die Grundlage für die wirtschaftliche Existenz eines landwirtschaftlichen Betriebes. Je nach Ausprägung einer Bodenschadverdichtung ist mit Ertragsausfällen von 5 bis 40 % zu rechnen. Deshalb ist es wichtig, die Leistungsfähigkeit des Bodens als Standort für die landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten. Bedeutung des Bodengefüges Die Struktur eines Bodens – das Bodengefüge – bestimmt sich nach der räumlichen Anordnung der Bodenteilchen zueinander und hat großen Einfluss auf die im Boden ablaufenden Prozesse. Sie ist ein Spiegel des Bodenzustands. Das Bodengefüge beeinflusst maßgeblich den Wasser- und Lufthaushalt sowie die Wachstumsbedingungen für die Pflanzen. Es bestimmt auch die Tragfähigkeit eines Bodens. Je stabiler dichtung an. dichtungen. Verschlämmte Bodenoberfläche infolge von sich stauendem Regenwasser als ein möglicher Hinweis auf eine Bodenschadverdichtung. Zerstörtes Bodengefüge durch Befahren von nassem Boden. Fotos: LFB das Bodengefüge, desto mehr Auflast kann der trockene Boden tragen, ohne Schaden zu nehmen. Die Gefügeform des Bodens bestimmt die Wasser- und Nährstoffaufnahmekapazität eines Standortes und ist damit ein wichtiger Faktor für die Ertragsfähigkeit. Bei schlechter Struktur ist die Nährstoffaufnahme auf wenige Bereiche be- schränkt, sodass ein insgesamt höheres Nährstoffpotenzial vorhanden sein muss. Eine gute Bodenstruktur ermöglicht eine optimale Durchwurzelung und damit eine gute Ausnutzung der gesamten Nährstoffe. Was ist Bodenschadverdichtung? darf auch die Bodenverdichtung nicht in einen Bereich ansteigen, der sich negativ auf das Pflanzenwachstum auswirkt und als Bodenschadverdichtung zu bezeichnen ist. Eine Bodenverdichtung wird dann zu einer Bodenschadverdichtung, wenn das Porensystem im Boden so weit verformt ist, dass die Versorgungsleistungen (Luft, Wasser) für den Pflanzenbestand und damit die Ertragsfähigkeit und Ertragssicherheit dauerhaft beeinträchtigt sind. Diese Gefügeänderung hat negative Auswirkungen auf die Produktionsfunktion (Ertrag, Kosten), die Regulationsfunktion (Puffer, Speicher und Leiter für Wasser, Sauerstoff, Nähr- und Schadstoffe) und auf die Lebensraumfunktion für Bodenorganismen. Des Weiteren werden die Wärmeleitfähigkeit beeinträchtigt und die Erosionsanfälligkeit erhöht. Alle Böden haben eine natürliche Lagerungsdichte beziehungsweise Bodenverdichtung, die unter anderem von ihrer Entstehung (Bodenart, Eisdruck der Gletscher) beziehungsweise anderen natürlichen Bedingungen (Frost, Durchwurzelung, Überschwemmung, biologische Aktivität) beeinflusst ist. Die Bodenverdichtung auf landwirtschaftlichen Flächen ist aufgrund ihrer jahrzehntelangen Bewirtschaftung nicht mehr mit der natürlichen Lagerungsdichte vergleichBesonders bar. Vor allem durch Entwässerung, betroffene Flächen Bodenbearbeitung und Düngung haben sich die Bodenstruktur und In landwirtschaftlichen Betrieben damit die Lagerungsdichte wesent- sind Flächen besonders betroffen Durchwurzelung bei schlechter und guter Bodenstruktur (Bundesarbeitskreis lich verändert. Um einen erfolgrei- wie zum Beispiel: chen Pflanzenbau zu gewährleisten, ● Vorgewende, Fahrgassen Düngung, 2003. Technik ■ BAUERNBLATT l 27. Oktober 2012 Maßnahmen zur Verminderung von Bodenverdichtungen (Strip-Tillage, Mulchschicht, Zwischenfrüchte). ● Festmistlagerflächen, Rübenmieten ● Weiden mit zu hohem Viehbesatz bei hoher Bodenfeuchte ● vernässte Stellen ● Krumenbasis (oft ganzflächig) Ursachen der Bodenschadverdichtungen Die Ursachen der Verdichtungen sind ebenso vielfältig wie vermeidbar. Neben der Bodenbearbeitung bei feuchtem Boden (Boden schmiert) schaden falsch eingestellte Bodenbearbeitungsgeräte und abgenutzte oder fehlkonstruierte Schare und das Fahren in der Furche beim Pflügen, Staunässe durch verstopfte oder beschädigte Dränagen beziehungsweise verzögerte natürliche Abflüsse, Viehtritt durch zu hohe Viehbesatzdichten bei feuchter Witterung. Das Fahren auf frisch gepflügtem, feuchtem Acker ohne vorherige Rückverdichtung (Packerwalze) ist ebenso wenig förderlich wie Radlasten über 6 t bei feuchtem und über 10 t bei trockenem Boden (bezogen auf 600er Reifenbreite, 1 bar Reifeninnendruck bei feuchtem Boden, 2 bar Reifeninnendruck bei trockenem Boden) und Transportfahrzeuge mit normaler Straßenbereifung auf dem Feld. Ein geringer Humusgehalt des Bodens und wenig organische Substanz als Nährstoffquelle für Bodenlebewesen, wenig Bodenleben, Kalkmangel und Steigerung der Druckfortpflanzung in die Tiefe bis in den Unterboden durch eine größere Reifenkontaktfläche sind die Folge. Technische Möglichkeiten zur Vorsorge gegen Bodenschadverdichtungen ● Kontaktflächendruck durch Vergrößerung der Reifenaufstandsfläche verringern (Breit- und Terrareifen, Reifendruckregelanlagen, Raupenfahrwerke) ● Verringerung der Radlast (gezogene anstatt angehängter Geräte, gleichmäßige Lastenverteilung auf alle Achsen) ● Radschlupf verringern (Breitreifen oder Raupenlaufwerke mit hoher Traktion; geringerer Reifeninnendruck, Verteilung der Last auf viele Achsen, Allradantrieb) ● Reifendruck senken ● Die Bodenverdichtung kann mit niedrigem Reifendruck bis zu 30 % verringert werden. Wie erkennt man eine Bodenschadverdichtung? oberirdische Pflanzenteile Bodensondenwiderstand Bodenoberfläche Bodenaufbau Wurzelwachstum Rottezustand Bodenfarbe Bodengeruch Bodengefüge Verfestigungsgrad der Aggregate Lagerungsdichte Makroporenanteil Pflanzenertrag gelbe Färbung und Kümmerwuchs 2,0 MPa und höher verschlämmt, Wasser versickert sehr langsam, Pfützenbildung, Fäulnisgeruch, grüne Farbe durch Algenbildung beim Auseinanderziehen mit dem Messer bricht der Boden entlang klarer Trennlinien teilweise Seiten- statt Tiefenwachstum, „Beinigkeit“ (Raps, Rüben), ungleichmäßige Durchwurzelung bevorzugt in Rissen, Klüften und auf Schichtgrenzen vertorfte organische Reste, Krusten, „Matratzen“ bilden Sperrschichten, organisches Material verfault, statt zu verrotten, Umsetzung erfolgt sehr langsam Reduktionsfarben (grüngrau, blaugrau), starke Bleichung, starke Eisen- und Manganflecken, teilweise Konkretionen unter 1 cm Durchmesser faulig nach Schwefelwasserstoff (ähnlich faulen Eiern) horizontal ausgerichtete, sehr feste Bodenaggregate, Klumpengefüge, Gefüge kompakt, porenarm, bricht scharfkantig, Verschlämmung und Einzelkorngefüge an der Oberfläche, Trümmergefüge aus verdichteten Brocken, anaerobe Zone im Inneren des Brockens, Polyedergefüge, Plattengefüge als Resultat der Bodenverdichtung sehr stark/sehr fest; Boden zerfällt kaum, die groben Blöcke können kaum von Hand zerteilt werden sehr hoch; Messer nur mit der Spitze oder gar nicht in den Boden zu drücken gering; 1 bis 2 Vol.-% der Fläche, nur vereinzelt alte Wurzelgänge, Regenwurmgänge selten, zerstörtes Leitbahnsystem (Wurm- und Pflanzenröhren, Spalten), wenige blasenförmige Hohlräume ohne Zusammenhang schlecht bei regelmäßiger und guter Nährstoffversorgung Schema der Reifendruckzwiebel beim Onland-Pflügen (a) (nach Söhne 1961) und beim Pflügen in der Furche (b) (bei identischer Radlast) (Schema ergänzt von LFB). Anpassung von Arbeitsverfahren ● Onland-Pflügen mit breiten Reifen bewirkt eine geringe Verdichtung im Unterboden und ist effektiv (Rückgang der Bodendichte, Kraftstoffeinsparung, Furchenwand bleibt stabil). Der Bodendruck ist in 40 cm Tiefe geringer als beim Fahren in der Furche unter dem Furchenrad. ● Verringerung der Anzahl der Überfahrten (Arbeitsgänge zusammenlegen beziehungsweise deren Notwendigkeit prüfen, Einhalten angestammter Fahrgassen und Feldwege, GPS-Steuerung) ● Bodenbearbeitung nur bei trockenem Boden und mit richtig eingestellten Bearbeitungsgeräten ● Bearbeitungsintensität verringern (konservierende Bodenbearbeitung, flaches Pflügen) ● Anlegen von Fahrgassen Erhöhung der Tragfähigkeit des Bodens ● Anbau von Zwischenfrüchten, Fruchtfolgegestaltung und Verbleib von Ernteresten auf der Fläche (zur Gefügestabilisierung, Förderung des Bodenlebens, Erhöhung des Humusgehalts, Leguminosen binden Luftstickstoff im Boden, Erosions- und Verschlämmungsschutz) ● konservierende Bodenbearbeitungsverfahren (zum Beispiel 29 30 Technik BAUERNBLATT l 27. Oktober 2012 ■ Unterbodenlockerung in der Fahrspur. Streifenbodenbearbeitung) einUnterbodenlockerung setzen richtig anwenden ● organische anstatt mineralischer Düngung (Erhöhung des HumusgeDie Unterbodenlockerung hat halts und der Bodenfauna) sich langfristig als nicht nachhal● optimale pH-Werte gewährleisten tig erwiesen. Unter den Bedingungen einer belastungsintensi(bewirkt besseres Bodengefüge) ven Landwirtschaft sind vorbeugende Maßnahmen vorrangig. Unterbodenverdichtungen können nur durch aufwendige mechanische und biologische Reparaturmaßnahmen mit hohem Energieeinsatz langfristig saniert werden. Wenn eine Unterbodenlockerung durchgeführt wird, muss dem Boden Zeit gegeben werden, sich wieder zu setzen, da ein zeitnahes Befahren eine stärkere Verdichtung zu Folge haben kann. Zusätzlich sollten tief wurzelnde Fruchtarten angebaut werden, die in der Lage sind, die entstandenen Hohlräume zu durchwurzeln und so die Wirkung der Bodenlockerung aufrechtzuerhalten. Bei der Unterbodenlockerung ist zu beachten, dass Bodendenkmale, die häufig nur wenige Dezimeter unter der Bodenoberfläche liegen, beschädigt und zerstört werden. Gesetzliche Regelungen Die Grundsätze zur Vermeidung von Bodenschadverdichtung sind im § 17 BBodSchG aufgeführt und sehen unter anderem vor, dass die Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterung grundsätzlich standortangepasst zu erfolgen hat. Zusätzlich sind die Regeln der guten fachlichen Praxis des § 17 des BBodSchG zu beachten: „Bodenverdichtungen, insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, Bodenfeuchte und des von den zur landwirtschaftlichen Bodennutzung eingesetzten Geräten verursachten Bodendrucks, sind so weit wie möglich zu vermeiden.“ Dr. Silvia Kastell LMS Beratung Tel.: 03 81-2 03 07-70 [email protected] Bau- und Energieausstellung am 1. November Fachvorträge und aktuelle Infos zu Photovoltaik Für das Bauen auf dem Lande, die Stalltechnik und die Energietechnik präsentieren über 250 Firmen ihre Produkte auf 3.500 m2 Ausstellungsfläche in Futterkamp. Über Fachgespräche mit den Beratungskräften der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und mit den Vertretern der Firmen besteht am Bau- und Energielehrschautag für die Besucher/-innen die Möglichkeit der umfassenden Informationen. Der nächste „Tag der offenen Tür“ in der Bau- und EnergieausstellungamLehr-undVersuchszentrum Futterkamp findet am 1. November in der Zeit von 9 bis 15 Uhr statt. acht Berater. Sie bieten neben kostenloser Beratung mit Wirtschaftlichkeitsanalyse und Ertragsprognose auch die umfassende Projektbetreuung an, vor und während sowie nach der Inbetriebnahme. Mit Eigenverbrauch die Stromkosten fixieren Das Thema Eigenverbrauch von Solarstrom ist insbesondere auch für landwirtschaftliche Betriebe unter den aktuellen Rahmenbedingungen interessant. Sofern stromintensive Verbraucher wie Der PV-Berater der Firma Solartechnik Stiens, Ralf Schultze, Oldenburg: Bei Es werden Vorträge zum Thema Photovoltaikanlagen stehen heute individuell abgestimmte Systemlösungen Photovoltaik angeboten, die den mit der optimalen Nutzung der Dachfläche im Vordergrund. Landwirt als Energieerzeuger und auch als Energieverbraucher ansprechen. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 sind die Vergütungssätze erheblich gesunken. Damit haben sich die reinen Renditeobjekte so gut wie vom Markt verabschiedet. Nachgefragt werden heute kleine Anlagen zum Eigenverbrauch für den privaten Haushalt sowie Bedarfsanlagen im gewerblichen und landwirtschaftlichen Bereich. Bei vorhandenen Anlagen muss der PV-Betreiber insbesondere auf die Wirtschaftlichkeit achten. Die Prüfung und gegebenenfalls die Durchführung einer Modulreinigung gehören ebenso dazu wie der Anlagencheck vom Modul bis zur Elektroinstallation. im Aufdachbereich. Seit der Gründung im Jahr 2004 durch Geschäftsinhaber Georg Stiens wurden über 12.000 PV-Projekte in allen Größenordnungen realisiert. Seit 2006 befindet sich die Firmenzentrale in Kaufungen bei Kassel, wo allein über 60 Mitarbeiter der 200 BeschäfNeues aus tigten tätig sind. Weiter sind über der Ausstellung ganz Deutschland 30 NiederlassunDie Firma Solartechnik Stiens zählt gen verteilt. Im Solarzentrum Schleswig-Holsich zu den bundesweit führenden Anbietern von Photovoltaikanlagen stein der Firma arbeiten regional PROGRAMM 10 Uhr Photovoltaik – EEG aktuell Walter Eggersglüß Landwirtschaftskammer 10.45 Uhr Reinigung von Photovoltaikanlagen Dirk Wietzke Landwirtschaftskammer 11.30 Uhr Photovoltaik – ModulschädenAnalyse und Anlagencheck Dr.-Ing. Volker Skwarek PV-Sachverständiger Stubbendorf/Reinfeld