Minhaj-ul-Quran Cultural Center Das pakistanstämmige Minhaj-ul-Quran Cultural Center wurde 2010 in Österreich in Wien operativ und ist die österreichische Niederlassung der Minhaj-ul-Quran International mit Hauptsitz in Lahore, Pakistan. Minhaj-ul-Quran (der Weg des Koran) Wien verfügt über einen Gebetsraum, in dem über 200 Männer und 70 Frauen Platz finden können. Der Verein folgt dem sunnitischen, mystischen Islam in der Tradition der Qadiriyya, aber es frequentieren auch Muslime ohne Sufi-Bezug den Gebetsraum. Die meisten der rund 100 Mitglieder haben einen pakistanischen Familienhintergrund. Laut eigenen Angaben verfügt der Verein über keinen qualifizierten Vollzeitimam, jedoch predigen die drei Gründer der Wien-Niederlassung als Laienprediger ehrenamtlich und zeitweise leiten Gastprediger aus anderen europäischen Minhaj-ul-Quran Niederlassungen die Gottesdienste. Generell werden Sonntags und Freitags Gottesdienste praktiziert, wobei der Sonntag dem sufischen lauten Dhikr (Gottesgedenken) und der Freitag dem klassischen muslimischen Freitagsgebet ohne Sufi-Bezug vorbehalten ist. Durchschnittlich besuchen rund 50 Personen die jeweiligen Gottesdienste, wobei der Anteil der Frauen sehr gering ist. Von den drei Predigern spricht laut Minhaj-ul-Quran nur einer gut Deutsch. Die Gottesdienste werden vorwiegend auf Urdu gehalten, wobei geplant ist, in Zukunft Auszüge der Predigten auf Deutsch zu übersetzen und auf die Homepage des Vereins zu stellen. Neben Gottesdiensten bietet der Verein Koranlesekurse für Kinder und eine Bibliothek bestehend aus Büchern, die sich mit dem Islam befassen und mehrheitlich vom Minhaj-ul-Quran Gründer Muhammad Tahir ul-Qadri verfasst wurden, an. Für die Zukunft plant der Verein neben einem eigenen Zentrum für Frauen und Kinder auch eine Konferenzhalle und Räumlichkeiten für den Aufenthalt von Gästen. Um die Integration seiner Mitglieder zu fördern, sollen demnächst auch Deutschkurse angeboten werden. Minhaj-ul-Quran Österreich finanziert sich derzeit nur zu einem geringen Teil aus Mitgliedsbeiträgen, vorwiegend wird die Wien Niederlassung aus dem Eigenkapital seiner Wiener Gründer – aus Pakistan stämmigen Händlern - finanziert. Hauptziele von Minhaj-ul-Quran sind nach eigenen Angaben eine gemäßigte Interpretation des Islam mit Hilfe von Sufi-Methoden, die Bereitstellung einer fundierten religiösen Ausbildung, die Förderung sozialer Wohlfahrt und von Frieden und Toleranz zwischen den Völkern und Religionen. Geschichtlicher Hintergrund Das auf den sufischen Orden der Qadiriyya basierende Minhaj-ul-Quran International wurde 1981 von vom Islamwissenschafter und Rechtsgelehrten Muhammad Tahir ulQadri (geb. 1951 in Jhang, Pakistan) gegründet, die Hauptniederlassung befindet sich Lahore, Pakistan. Minhaj-ul-Quran setzt sich stark karitativ ein, seine Stiftung Minhaj Welfare Foundation kümmert sich um Bedürftige in Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Bosnien und Herzegowina, Kaschmir, Iran, Indien, der Republik Kosovo und Palästina und realisierte in Pakistan ein flächendeckendes Bildungsprojekt, welches eine Universität, 40 Fachhoch- und 572 Schulen umfasst. Derzeit arbeitet Minhaj-ul-Quran in Pakistan auch an einem Waisenprojekt, welches 500 Waisenkindern Platz bieten und für deren schulische und berufliche Ausbildung es sorgen soll. 2010 verfasste Minhaj-ul-Quran Gründer Muhammad Tahir ul-Qadri eine international vielfach beachtete Anti-Terror-Fatwa, in der er Terroristen als Ungläubige und Feinde des Islam bezeichnete. Muhammad Tahir ul-Qadri war früher Richter am pakistanischen Schariagericht und glaubt an die sittliche und politische Überlegenheit des Islamischen Gesetzes (Scharia); Demokratie und Menschenrechte, für die sich seine Organisation einsetzt, glaubt er als durch den Islam gewährleistet. Versuche, die Demokratie mit den Schariabestimmungen zu vereinbaren, scheiterten jedoch immer wieder in der Alltagswirklichkeit Pakistans. Kurzer Hintergrund zur Qadiriyya Die Qadiriyya ist einer der ältesten islamischen mystischen Sufi-Orden und geht auf den persischen Mystiker Abd al-Qadir al-Gilani (1077–1166) zurück. Der Orden ist einer der weitestverbreiteten in der islamischen Welt. Heute finden sich Anhänger in arabischen Staaten, China, Indien, Pakistan, der Türkei, den Balkan-Staaten sowie in Ost- und Westafrika. Die Qadiriyya hält sich streng an die Befolgung eines gesetzestreuen Islam; der für Sufiorden typische Dhikr (Gottesgedenken) ist hier ein lauter Dhikr. Da es keine zentrale Qadiriyya Führung gibt und jede Qadiriyya Niederlassung ihre eigene Interpretationen und Praktiken entwickelt, haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Unterzweige der Qadiriyya herauskristallisiert. Unsere Kurzanalysen erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit und werden je nach aktuellen Entwicklungen ständig ergänzt bzw. korrigiert. Auf Auftrag erstellen wir gerne detaillierte Langanalysen von einzelnen muslimischen Institutionen oder islamischen theologischen Bewegungen. Info und Feedback unter [email protected]