Effektives reelles Lösen einer multivariaten polynomialen Gleichung - Diplomarbeit Humboldt-Universität zu Berlin Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II Institut für Mathematik eingereicht von: Lutz Lehmann, Betreuer: Prof. Dr. B. Bank 1 Algebraische Problemstellung C s definierende Gleichungen V Cn ! CN Eigenschaften Gegeben sei I := (F ; : : : ; Fn) Q [X ; : : : ; Xn]; deg Fi d, die Varietät V = V (F ; : : : ; F n ) bestehe aus einfachen Punkten. Sei g 2 Q [X ; : : : ; Xn]: 1. Verschwindet dieses Polynom irgendwo auf V ? 2. In welchen Punkten von V verschwindet es? 1 1 1 1 Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 2 Reduktion auf den univariaten Fall g Sei eine Gerade im C n . Jeder Punkt von V hat einen Lotfußpunkt darauf. I sei radikal. Für fast alle Richtungen sind die Lotfußpunkte paarweise verschieden. Sei = ( ; : : : ; n) 2 Q n eine solche Richtung, 1 U = X + + nXn 1 1 heißt dann primitives Element. q(U ) das die Fußpunkte beschreibende minimale Polynom vom Grad . Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 3 Parametrisierung Die Zuordnung Nullstellen von q ! Punkte von V ist eineindeutig. Die Koordinaten der Punkte von V können interpoliert werden, 9v (U ); : : : ; vn(U ); deg(vi) < : v(U ) 2 V; Symmetrie in den Punkten von V , daher q; v ; : : : ; vn 2 Q [U ] Diese Darstellung von V heißt geometrische Lösung. 1 wenn immer q(U ) = 0: 1 Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 4 Lösung der Probleme Setzen wir die Parametrisierung in g ein. 1. Ist Res q (U ); g (v (U )) = 0, so gibt es Nullstellen auf V . 2. Die Nullstellen von gcd q (U ); g (v (U )) ergeben die Punkte von V , auf denen g verschwindet. Neues Problem: Wie erzeugt man diese Darstellung von Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann V? 5. August 1999 5 Gröbner-Basen Bestimme monomiales Erzeugendensystem, die Standardbasis (s. [Buc85]), für einen Vektorraum, der das Ideal als linearen Teilraum enthält, und Multiplikation modulo dem Ideal als Matrizen darstellt. I Mit Methoden der linearen Algebra und Kombinatorik wird dann eine optimale Darstellung von . Die obige Darstellung wurde von Rouiller untersucht, die auftretenden Abschät- I zungen für die notwendige Rechenzeit sind Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann O(dnn ), diese Schranke wird angenommen. 5. August 1999 6 1 Schrittweise Elimination 1 1 Y ... I nachher ( s+1 ) p =0 1 Is := (F ; : : : ; Fs), Vs := V (Is), X = AY eine Koordi- I natentransformation vorher ( s ) Yr 1 1 ... 1 +1 1 Yr pr = 0 pr = 0 ! Fs (X ; : : : ; Xn) = 0 Fs(X ; : : : ; Xn) = 0 1 F (X ; : : : ; X n ) = 0 Ist das erste Gleichungssystem regulär, so heißt ( ) 1 P s = (p ; : : : ; p r ) 2 Q r V 5. August 1999 7 Lifting–Punkt und die Lösungsmenge Lifting–Faser von s. Die Anzahl der Punkte in einer solchen Faser ist der Grad der geometrischen Lösung. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann Grundlagen des Algorithmus Die Varietät im Eliminationsschritt ist eindimensional. Eigenschaft der Ideale 1.) Reguläre Folge 2.) Radikalität 3.) Lifting–Punkt 4.) ganze Ringerweiterung Grundlage des Algorithmus s äquidimensional mit Kodimension Existenz einer geometrischen Lösung Existenz einer Potenzreihenentwicklung symmetrische Ausdrücke in den Potenzreihen sind Polynome. V s 1.) und 2.) sind vorauszusetzen, 3.) und 4.) können dann durch generische Parameterwahl für und die (s) erreicht werden. A P Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 8 Noether–Position Y ; : : : ; Yn neue Variable, X = AY , A 2 Q nn regulär. Definition 1. Die Variablen Y ; : : : ; Yr befindet sich in Noetherposition bzgl. der Varietät V (Is), falls mit R = Q [Y ; : : : ; Yr], r + s = n gilt 1 1 1 die Y ; : : : ; Yr sind algebraisch unabhängig, I \ R = (0) 8r < i n9gi 2 I \ R[Yi] monisch in Yi, d.h. Yi ist algebraisch ganz über R 1 Die Transformation A heißt auch Noether–Normalisierung. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 9 Geometrische Lösung V Definition 2. [[Kro82], [Mac16], [GLS99]] Eine (rationale) geometrische Lösung von s ist gegeben durch X AY R Y ;:::;Y eine Noether–Normalisierung = mit 1 := r als freien Variablen, sei Q[ 1 r ], eine Linearform = r+1 r+1 + + n n, die ein primitives Element für das Gleichungssystem ist, das Minimalpolynom [ ] vom Grad = deg und Polynome 1 [ ] mit Graden kleiner , n Y ;:::;Y U Y Y q2RU v ;:::;v 2 R U d so daß für die lokalisierten Ideale gilt q (U ); q 0 (U )X r+1 wobei vr +1 : : : ; q 0 (U )X 2 R die Diskriminante von q bzgl. U ist. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann n V vn = F ; : : : ; Fs 1 5. August 1999 10 Der geometrische Grad R := Q [Y ; : : : ; Yr], K := Q (Y ; : : : ; Yr) der Quotientenkörper. Q [Y ; : : : ; Yn ]. R ! R[Yr : : : ; Yn] ! B := F (AY ); : : : ; Fs(AY ) Sei 1 +1 1 1 1 ist eine ganze Algebrenerweiterung. Mit B0 := K R B; I 0 := K R I ; (1) ist B0 ein endlichdimensionaler K-Vektorraum. Seine Dimension ist der Grad der Erweiterung, dieser ist die Anzahl der Punkte in einer Lifting–Faser von Vs. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 11 V Diese Anzahl ist beschränkt durch die maximale Anzahl von Schnittpunkten von s mit einer –dimensionalen affinen Ebene. s Definition 3. [[Hei79] ] Sei V zunächst irreduzibel. deg(V ) := maxf](V \ E ) : E affine Ebene mit dim(E ) = co dim(V ); ](E \ V ) < 1g: Ist V aus mehreren irreduziblen Komponenten gleicher Dimension aufgebaut, V = C [ [ Ck; 1 so ist der geometrische Grad als Summe deg(V ) := deg(C ) + + deg(Ck ) definiert. 1 Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 12 1 Datenstrukturen Wir benötigen nie die volle Monomdarstellung der Polynome 1 X ; : : : ; Xn F ; : : : ; Fn, es genügt, diese Ausdrücke auswerten zu können. Input: 1 F ; : : : ; Fn Black–Box Output: nur Addition, Subtraktion, Skalierung, Multiplikation in der Box. Charakteristische Größen: L ` T S 5. August 1999 13 Für eine (idealisierte) parallele Berechnung: – Anzahl der Multiplikationen, – Längste Strecke vom Input zum Output, gemessen in Multiplikationen. Für eine (idealisierte) sequentielle Abarbeitung – Die Rechenzeit in Multiplikationen, – Der maximal benötigte Speicherplatz in Objekten vom Inputtyp. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann Reelle Hyperfläche und Polare Varietäten f 2 Q [X ; : : : ; Xn] quadratfrei und regulär auf V = V (f ). 1 a Im Reellen ein Körper, eine Lichtquelle bei erzeugt Schatten, die Schattengrenze kann algebraisch beschrieben werden, bei durch !1 f (X ) = Df (X ) a = 0 Bei Lichtquellen in verschiedenen Richtungen sind die gemeinsamen Grenzpunkte die polaren Varietäten n Ws = x 2 C : f (x) = Df (x) a = = Df as = 0 1 Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 14 Geometrische Invarianten der Hyperfläche 01 a n 1 ::: a B n C 0 1 a : : : a C B B n . . ... ... .. .. C A = a ;:::;a = B C B @0 : : : 0 1 ann CA (2) 1 (1) ( ) 0 ::: ( ) 1 ( ) 2 (3) 2 ( ) 0 1 1 Mit Basen dieser Art sei n Ws = (A; x) 2 C 1 n(n 1) 2 mit geometrischen Grad C : 0 = f (x) = Df (x) ar = = Df (x) an n +1 o Ds definiert. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann 5. August 1999 15 Ergebnisse n n Satz 1. [s. [HMW99]] Werden die Parameter für nd n nd A die Projektionsrichtungen in einer Menge mit 5 rationalen Zahlen, Lifting–Punkte in einer Menge mit 5 ( 2 +2 ) rationalen Zahlen und 2 primitiven Elemente in einer Menge mit 10 rationalen Zahlen nD D zufällig gewählt, außerdem die Parameter der Vektoren der Basis in einer Menge mit 5 (3 + 2 + 1) rationalen Zahlen, 2 so befinden sich alle algebraischen Objekte in generischer Position mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit von exp( 1 ) für ein vorher N. festgelegtes 2 4 2 5. August 1999 16 Satz 2. [s. [GLS99], [HMW99]] Mit den so gewählten Parametern kann die geometrische Lösung der letzten polaren Varietät mit 4 O(n [(n + d )nL + n + d ]) Multiplikationen berechnet werden. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann Literatur 5. August 1999 17 [Buc85] B. Buchberger. Gröbner bases: An algoritmic method in polynomial ideal theory. In N. K. Bose et al, editor, Multidimensional System Theory, pages 374–383. Reidel, Dordrecht, 1985. [GLS99] M. Giusti, G. Lecerf, and B. Salvy. A gröbner free alternative for polynomial system solving. in preparation, 1999. [Hei79] J. Heintz. A new method to show lower bounds for polynomials which are hard to compute. In K. Weihrauch, editor, Proceedings of the 4th GI Conference on Theoretical Computer Science (Aachen, FRG), volume 67 of LNCS, pages 153–157. GI, Springer, 1979. [HMW99] J. Heintz, G. Matera, and A. Waissbein. On the time– space complexity of geometric elimination procedures. in preparation, 1999. [Kro82] L. Kronecker. Grundzüge einer arithmetischen theorie de algebraischen grössen. J. reine angew. Math., 92:1– 122, 1882. [Mac16] F. S. Macauley. The Algebraic Theory of Modular Systems. Cambridge University Press, 1916. Verteidigung Diplomarbeit Lutz Lehmann