BETO Z EMENT Wohnhochhaus Kundratstraße 52 Ing. Martin Weinelt Oberbauleiter Handlungsbevollmächtigter DYWIDAG Dyckerhoff & Widmann Gesellschaft m.b.H. www.dywidag.at Regelgeschoss Architektur Städtebaulicher Entwurfsgedanke NEUMANN+PARTNER Architekt Heinz Neumann ZT GmbH Das Gebäude bildet in der Mitte der Triester Straße den städtebaulichen Über­ gang zwischen den unterschiedlichen Bebauungsphasen vom Gürtel bis zum Wienerberg. Die Formensprache der späten 50er-Jahre mit dem Bau der Architekten Hruska und Schlauss am Matzleinsdorfer Platz wird durch den neuen Wohnturm Kundratstraße 6 mit der modernen Glasarchitektur der TwinTowers am Wienerberg in Beziehung gestellt. ARTEC Architekten Bettina Götz + Richard Manahl Mitarbeiter: Arch. Fritz Grubhofer, DI Johann Jeitschko, DI Christian Reimer, DI Werner Mitter­ hauser Einzelne Bodenplattenabschnitte Bauherr WBV Wohnbauvereinigung f. Privatan­ gestellte Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung Generalplaner/ÖBA Architekturbüro Schwalm-Theiss & Gressenbauer Statik Herstellung Gründungspfähle FCP Fritsch Chiari & Partner Bauphysik Dr. Pfeiler GmbH. Baufirmen Arbeitsgemeinschaft Hochhaus Kundratstraße Dyckerhoff & Widmann GmbH/ ÖSTU-STETTIN GmbH Betonage Kernbodenplatte Fotos: © DYWIDAG Die Intention der Architekten war es mit dem Projekt Kundratstraße eine sinnvolle städtebauliche Maßnahme zu setzen, um der ansteigenden Stadtsilhouette entlang der Triester Straße die nötige urbane Präsenz zu geben. Am Knotenpunkt Matzleinsdorfer Platz – Triester Straße – Gürtel entsteht so ein städtischer Akzent, der auch in Hinblick auf die Lage des geplanten Zentralbahnhofes im Osten eine wichtige Rolle spielt und die Überleitung zwischen dem Kno­ten­punkt Matzleinsdorfer Platz und dem neu errichteten Hochhaus-Cluster Wie­ ner­­berg ermöglicht. Dieser Missing Link Architektur Intensiv 53 Schnitt Alle Grafiken ©: Neumann + Partner war in der Entwicklung von niedrigem Wohnturm – hohem Wohnturm – Wohnund Bürohochhäusern der Leitgedanke des Architekten. Der Turm Die wesentliche Nutzung des Gebäudes: „Das Wohnen“ soll sich nach außen abzeichnen. Die vorgegebene Widmung eines ellipsenförmigen Baukörpers wird durch die geschossweise versetzte Anordnung der Loggien im Verband neu interpretiert und bautechnisch einfach gelöst. Es sind lauter orthogonale Bau­ teile und die gesamte Fassade benötigt keine gekrümmten Elemente. Täglicher Arbeitsbeginn bei Sonnenaufgang Alle Fotos ©: DYWIDAG BETO Z EMENT 54 Die Besonderheit eines Hochhauses: „Die Aussicht“ wird zum Thema gemacht: Große, verglaste Panorama-Loggien sind Teil jeder Wohnung und bilden das plastische Erscheinungsbild. Das Vortreten der Loggienkörper als separate Erker lässt Aussicht auch zur Seite zu. Wie ein Gliederkettenarmband legt sich das Loggiengewebe um den Hochhausarm. Das statische System erlaubt Durchbrüche zwischen den tragenden Betonpfeilern (Wohnungstrennwände), sodass Wohnungszusammenlegungen nachträglich einfach möglich sind. Bei der Umsetzung wird großer Wert auf Vorfabrikation der Bauelemente gelegt: Die Fassaden werden als Leichtbauwände (Aluminiumpaneele mit Steinwolldämmung) ausgeführt, Loggienelemente thermisch getrennt, Verglasungen als Elemente vorgefertigt, fertige „Instablöcke“ anstelle von Schächten eingesetzt. Struktur des Sockels Der rechteckigen Bauform folgend wird der Sockel in drei gut beleuchtete, zweigeschossige Trakte mit Höfen dazwischen – als flexibel unterteilbare Büros nutzbar – zerlegt. Ellipsoid des Turms und Orthogo­ nalstruktur des Sockels verzahnen sich hier. Unter diesen zweigeschossigen Büro­ sockel schiebt sich eine ebenerdige Geschäftsebene, die als Großmarkt oder für Einzelgeschäfte genutzt werden kann. Die Orthogonalstruktur des Sockels wird in den Garagengeschossen vollständig über die Sockelfläche durchgeführt. Eine allgemein zugängliche, begrünte Dachterrasse befindet sich über dem 3-geschossigen Sockelbauwerk. Detail Fassadengliederung Foto: © Pfäffinger Diese Dachfläche des Sockels wird im Wechsel von gärtnerisch und befestigt „grafisch“ im Sinn einer Bildwirkung gestaltet, da sie für die darüberliegenden Wohnungen im Turm eine Gebäudean- Architektur Intensiv 55 Taktabfolge Betonieren mit „Aussicht” Beginn der Regelgeschosse Fixschlauchleitung im Steigschacht sichtsfläche darstellt. Hier befinden sich auch Kinderspielplatz mit Kinderhaus und Sauna mit eigenem vorgelagerten Freibereich. Der Martin-Luther-King-Park, direkt gegenüber, stellt eine zusätzliche attraktive Erholungsfläche für die Bewohner dar. Das einzeln und erhöht im Stadtraum situierte Hochhaus bietet allen Wohnungen eine freie Aussicht über die Stadt. Die großen Loggienräume, deren Fußböden bündig mit dem Wohnraum sind, erlauben windgeschützten Aufenthalt im Freien auch in den höher gelegenen Geschossen. Alle Gebäudeteile werden von der Kundratstraße aus erschlossen. Bei der Errichtung des Bauwerks wurde großer Wert auf Vorfabrikation gelegt. Um eine größtmögliche Flexibilität zu wahren, wurde das Sockelgeschoss in Stahlbeton­ skelettbauweise errichtet. In diesem befindet sich im Erdgeschoss eine Einkaufs­ passage. Während im 1. Obergeschoss Seniorenwohnungen untergebracht sind, wird das 2. Obergeschoss als Bürofläche genutzt. Im Turm selbst ( 3. bis 21. OG und DG) befinden sich die 267 Wohnungen. Bauablauf Das Hochhaus ist ein Stahlbeton-Skelett­ bau. Der Stahlbetonkern beherbergt die vertikale Erschließung, ist massiv ausgeführt und dient gleichzeitig der in Wien vorgeschriebenen Erdbebensicherheit. Die vorgefertigten Betonelemente ermöglichten den schnellen Bauablauf. Vor allem die Fassade wuchs und schloss sich in unglaublichem Tempo. Es wurde Alle Fotos ©: DYWIDAG mit 6 Geschossen Vorlauf gearbeitet. Als das 9. Obergeschoss erstellt war, musste beim 3. Obergeschoss bereits mit der Fassade begonnen werden, weil gleich­zeitig dazu der Innenausbau begann. Ein derartig straffes Zeit­mana­ gement ist nur mit einem hohen Ein­­ satz von Betonfertigteilen zu erzielen. Energiekonzept Die prägenden Loggien des Gebäudes sind außerdem Teil des Energiekonzeptes der Planer. Im Vorgriff auf den Energieausweis wurde der Niedrigenergiehaus-Standard mit 27,8 kWh/m2 realisiert. Die konventionelle Zweischeiben-Verglasung ist außen liegend nochmals mit einer speziellen Verglasungsvariante aus- BETO Z EMENT 56 Ansicht Turmschmalseite vom Gartengeschoss aus gestattet. 15 mm vor die Doppelverglasung gesetzt, gibt diese Scheibe Platz für die Jalousie und bietet vollen Witterungsschutz. Diese äußere Wetterschutzscheibe löst auch das – bei allen Hochhäusern und speziell in Wien – vorhandene große Windproblem und bringt dem ganzen Gebäude eine optimale Wärmedämmung. Die für die Erreichung der Nied­rig­energiewerte so wichtige Dichtheit des Gebäudes wurde durch strikte Qualitätskontrollen schon während des Rohbaues erreicht. Es wurden u. a. wärmebrückenfreie Verbindungs­elemente zur Anbringung der Loggien verwendet. Beheizt wird das Haus über das Fernwärmenetz und die Wärmeverteilung erfolgt über Radiatoren. Foto: © AnnA Blau Um dem Niedrigenergiestandard zu entsprechen, kamen bei dem Gesamtbauvorhaben keine schädlichen Bau­ materialien zum Einsatz. Selbst bei den Schaum- und Dämmstoffen wurden chlorfreie Alternativen eingesetzt und ein Beitrag zum Ozonabbau geleistet. Schallschutz Das Hochhaus befindet sich an einem sehr lärmreichen Punkt der Stadt. Auf der einen Seite die stark befahrene Triester Straße, auf der anderen der noch mehr Lärm verursachende Güterbahnhof. Es wurden von Beginn an eingehende Lärm­ messungen vorgenommen und die Ergeb­ nisse wurden bei der Auswahl der schall- dämmenden Fenster berücksichtigt. Es kam dadurch zum Einsatz von Fenstern mit verschiedenen Schalldämmwerten. Kosten Die Kosten sind durch die Wohnbauförderung limitiert, können aber nach den Vorstellungen der Planer verschieden eingesetzt werden. Bei diesem Bau sollte vom Planungsbeginn an der Fassade besonderes Augenmerk zukommen und es wurde in anderen Bereichen eingespart, um die Kosten zu halten. Durch genaues Abwägen der Kosten konnte für den Brandschutz statt Brandschutzverglasung eine Sprinkleranlage in die Fassade integriert werden, die eine Vorreiterrolle im Wiener Hochhausbau darstellt. Architektur Intensiv 57 Taktabfolge Ansicht von ca. 100 m Höhe Fotos ©: DYWIDAG BVH ARGE Hochhaus Kundratstraße 6, 1100 Wien Baubeginn: 6.7.2005 Bauende: 31.8.2007 Gebäude Kennzahlen: Bruttogeschossfläche 53.477 m² Umbauter Raum 174.450 m³ Tiefgarage: 387 PKW Wohnungsanzahl: 267 Stk Förderbare Nutzfläche EG: 2.070 m2 Förderbare Nutzfläche Senioren-WH:2.270 m2 Förderbare Nutzfläche Büros 3.710 m2 Förderbare Nutzfläche Wohnungen: 21.510 m2 Geschosse: Grundrissfläche: Garagenfläche 8.870 m2 EG3.460 m2 RG mit Loggia 1.610 m2 In Summe 26 Geschosse: 22 OG, EG, 3 UG Höhen: über +/- 0,00 71,52 m FBOK EG bis Dach 71,82 m 3.UG bis Dach 81,33 m Erdaushub: ca. 40.000 m3 Baugrubensicherung: Pfahlwand; SOB D = 630 mm: Herstellen einer aufgelösten Pfahlwand 151 Stk. Pfähle 2.030 lfm gesamt Pfahllänge 123 Stk. Anker 2.250 lfm gesamt Anker-Länge 2.300 m2 Pfahlwand 216,60 lfm in Verbauachse Verbauwand gemessen horizontal Fundamentierung:Schneckenortbetonpfähle; SOB D = 630 mm 2.270 m lfm der hergestellten Pfähle – OK Pfahl bis UK Pfahl 158 Stk. Pfahlköpfe Plattenfundament: 3,0 m starke Fundamentplatte Fläche 3.780 m2 ca. 4.940 m3 Beton eingebracht Beton- und Schalungsarbeiten: Fundament: ca. 5.664 m3 Beton ca. 650 m2 Schalung Untergeschosse: Wand/Säulen/Stützen: ca. 2.170 m3 Beton ca. 12.150 m2 Schalung Decken/UZ: ca. 3.830 m3 Beton ca. 11.920 m2 Schalung EG–2. OG: Wand/Säulen/Stützen: ca. 960 m3 Beton ca. 6.870 m2 Schalung Decken/UZ: ca. 4.480 m3 Beton ca. 9.550 m2 Schalung 3. OG–Dach: Wand/Säulen/Stützen: ca. 1.760 m3 Betonca. 15.160 m2 Schalung Decken: ca. 6.000 m3 Betonca. 29.900 m2 Schalung Fassade: Eternit-, VWS-Fassadenfläche EG–2. OG: ca. 2.195 m2 Turm: ca. 9.000 m2 ALU-GLAS-Fassadenflächen Foto: © Pfäffinger