Wege zur inneren Schönheit

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Wege zur inneren Schönheit
Auf den Spuren von Carl Huter
Mathias Claus
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Rechte vor. April 2010 - Copyright bei Mathias Claus, Ländestrasse 27c, 5210
Windisch
Carl Huter – Leben und Werk
„Dieser Mann wird mit seiner wahrhaft grossartigen Genialität,
die in harmonischer Weise Verstandesschärfe
mit einem tiefsinnigen Gemütsleben verbindet,
die alte, dem Zerfall geweihte Welt aus den Angeln heben
und eine völlig neue Kulturperiode für die Menschheit heraufführen. In der
Huterschen Lehre ist der Grundstein gelegt
zu einer ganz neuen Kultur.
Die Vereinigung eines enormen Wissensschatzes
mit ganz aussergewöhnlicher Hirnkraft
in ein und demselben Menschen,
der es durch eisernen Willen verstanden hat,
dieselbe zur vollen Entfaltung zu bringen,
die eigentümliche Anlage dieser Geisteskraft,
bis ins kleinste und feinste kritisch zu zerlegen
und doch wieder zu einem Ganzen
künstlerisch schöpfend zusammenzufassen, hat es vermocht,
uns aus dem Wirrsal des jetzigen Lebens die Wege zu bahnen
zu neuem Licht, zu neuer Wahrheit, zu neuer Lebensfreudigkeit.“
Dr. med. Quehl
Carl Huter ist der Begründer der Kallisophie. Er zählt ohne Zweifel zu den
grössten verkannten Genies des letzten Jahrhunderts. Seine Lebensgeschichte
gleicht einem nie endenden Drama, welches gekennzeichnet ist von den
höchsten Momenten des Leides und des Glückes, von Heiligkeit und Elend,
von strahlender Gesundheit und schwerer Krankheit, von höchster Liebe und
tiefstem Seelenschmerz. Anbei ein Zitat von Carl Huter, welche diese widrigen
Lebensumstände veranschaulichen:
„Durch meinen Wissenseifer und durch ungünstige
Erwerbsverhältnisse kam ich leider in eine Notlage, wie ich sie
bisher noch nie hatte. Wochenlang hatte ich kaum trocken Brot zu
essen; es schien, als sollte ich in Not und Elend zugrunde gehen.
Von zu Hause erhielt ich keine Unterstützung; Arbeit und Verdienst
waren nirgends zu bekommen. So brachte mich diese Notlage eines
Tages fast zur Verzweiflung. Ich wohnte im Brühl in einem alten
Haus fünf Treppen hoch bei Leuten, die selbst kaum zu essen
hatten. Uhr, Ring, selbst das letzte entbehrliche Kleidungsstück
waren längst versetzt. Zum Almosenbitten war ich zu stolz. Ein
Brief von zu Hause nahm mir fast allen Glauben an die Menschheit.
Meine Mutter beantwortete meine Bitte um Unterstützung
abschlägig mit der Bemerkung, junge Hunde müssten beissen
lernen. Mag dieser Grundsatz auch nicht schlecht gemeint sein, so
war er hier doch falsch angewandt. In einer Grossstadt ist es im
Winter oft unmöglich, Arbeit zu erlangen. Tausende von
Menschenleben gehen da, das habe ich erfahren, jährlich in Armut
und Hunger zugrunde. In dieser tiefsten Not betete ich oft
stundenlang inbrünstig zu Gott, er möge mir helfen. Darauf
vergingen mir Hunger, Sorge und Schwäche des Körpers. Eines
Tages setzte ich mich auch wieder an den Tisch meines
Dachstübchens, und es überkam mich ein trostreiches Kraftgefühl.
Ich stützte den Kopf in beide Hände und rief zum Himmel, warum
ich solchen Hunger, solche Armut erdulden müsse, warum ich kein
Gymnasium hätte besuchen und in Leipzig hätte studieren können.
Da plötzlich erschienen mir zu beiden Seiten meines Kopfes zwei
wunderbare Engelgesichter von himmlischer Schönheit. Der Engel
rechts von mir sprach: „Du lieber Jüngling, verzage nicht, diese
harte Schule des Lebens musstest du gehen, um geistig gross zu
werden, du musstest Armut, Hunger und Elend kennen lernen, um
erfahrungs- und kenntnisreich auch in diesen Seiten des Lebens zu
werden, damit du dich später mit ganzem Herzen den Armen
annehmen kannst. Murre auch nicht, dass du kein Gymnasium und
keine Universität besucht hast. Das sollte nicht sein, denn du
wärest dann nicht das geworden, was du so geworden bist. Gerade
darum wirst du ein König des Geistes werden! Und niemand in der
Welt, der noch so viel gelehrte Bildung genossen hat, wird dir
gleichkommen. Du musst das tiefste Leid kennen lernen, um zur
höchsten geistigen Entwicklung gelangen zu können. „Also gibt es
doch eine geistige Welt!“ rief ich aus. Ich verzweifelte fast und
glaubte nicht mehr daran, aber nun sehe ich es. Da sprach der
andere Engel zu mir „Du wirst hier in Leipzig noch mehr von der
geistigen Welt erfahren, du wirst weder Materialist bleiben, noch zu
deinem Kirchenglauben zurückkehren, obwohl du jetzt in der Not
wieder beten gelernt hast. Suche aber Gelegenheit, den
Spiritualismus kennen zu lernen, durch ihn wirst du mit vielen
befruchtenden Wahrheiten bekannt werden. Schreibe heute noch an
deinen Onkel, er wird dir etwas Geld schicken, dann kräftige deinen
Körper, gehe in diesen Tagen aus und sieh dich nach Arbeit um, du
wirst in einem Haus an der Pleisse Stellung und Verdienst finden.“
Beide Engel segneten mich darauf und verliessen mich. Ich trat ans
Fenster und dankte Gott für diese Sendung seiner Engel. Dann tat
ich, wie mir befohlen worden war und schrieb an meinen Onkel
Ferdinand. Am selben Tag ging ich noch die bezeichnete Strasse
entlang, trat in ein neu erbautes Haus, das an der Pleisse
gegenüber dem Schloss lag und dem Bankier Meyer gehörte. Dort
fragte ich nach Arbeit und erhielt sie.“
Carl Huter
Zu einer umfassenden Intelligenz von Carl Huter trat eine von höchster
Intuition geleitete Auffassungs- und Beobachtungsgabe, eine tief religiöse und
ethische Haltung und ein starkes Gefühl für alles Schöne, Edle und Ideale.
Seine geistige Brillanz und Klarheit führte ihn zu zahlreichen neuen
wissenschaftlichen Erkenntnissen, von denen einige viele Jahrzehnte nach
seinem Tod erst anerkannt wurden. Neben immensen Leistungen in den
unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen Disziplinen betätigte sich Carl
Huter in den Bereichen der Philosophie, der Psychologie, der Ethik, der Kunst
und der Religion. Aufgrund seiner vielfältigen Begabungen und seiner
umfassenden Schau des Lebens erschaffte Carl Huter die Kallisophie, welche
den Grundstein zu mehr Toleranz und zu einem tieferen Verständnis des
Wesens der universellen Kräfte und der Entfaltung des Lebens legt. Carl Huter
war ein unermüdlicher, genialer Forscher und Künstler, der bis an sein
Lebensende mit strebsamen Bemühen an einem der grössten
wissenschaftlichen, philosophischen und religiösen Werke der
Menschheitsgeschichte arbeitete.
„Ich wollte nicht das Kleinste der Religion und Ethik missen,
soweit sie mir gut erschienen. Ich wollte sie nur von allen
Irrtümern befreien und Neues und Besseres hinzufügen. Indem
ich den dogmatischen Ballast der Kirche beseitigte, wollte ich
aber ethisch nicht fallen, sondern steigen. Daher musste ich oft
um eine Idee wochen-, ja monatelang ringen, ehe ich sie als
gut anerkannt oder überwunden hatte. Dabei ging ich stets
gewissenhaft vor; denn es handelte sich hier um die feinsten
religiösen, wissenschaftlichen, philosophischen und ethischen
Fragen.“
Carl Huter
Das Lebenswerk von Carl Huter gleicht bis heute einer unentdeckten
Schatzkiste, die mit unermesslichem Reichtum gefüllt ist. Diese Schatzkiste
scheint bis heute unerkannt am Meeresgrund zu ruhen, darauf wartend, dass
sie endlich ans Tageslicht geholt wird, um erkannt und gewürdigt zu werden.
Wer diesen Reichtum sich erschliesst, auf den warten Einsichten, Ideale und
Werte, an denen sich vielleicht eine der zukünftigen Generationen orientieren
wird.
Carl Huter wurde 1861 in Heinde bei Hildesheim geboren. Schon als Kind
widmete er sich der forschenden Beobachtung seiner Mitmenschen. Im Alter
zwischen 5 und 8 Jahren erkannte er grundlegende Kriterien zur
Charakterisierung seiner Mitmenschen, welche bis heute in der Wissenschaft
Anerkennung und Beachtung finden. Neben seinen besonderen, intellektuellen
Begabungen fiel Carl Huter schon in jungen Jahren durch sein starkes
religiöses, ethisches und moralisches Empfinden auf. Folgendes Zitat von Carl
Huter verdeutlicht dies:
„Das moralische Gefühl war in mir derart entwickelt, dass ich
mich, wenn ein Schuljunge mich beschimpfen wollte, ruhig vor
ihn hinstellte, ihm fest in die Augen sah und sagte: «Was hast
du davon? Warum tust du das? Schäme dich!» Dann ging ich
ruhig weiter… Man glaubt gar nicht, welche Ungezogenheit und
schlechte Erziehung oft unter den Dorfjungen herrscht. Bei mir
war aber das moralische Empfinden derart stark entwickelt,
dass ich nicht einmal einen Apfel nahm, der vom Baum auf die
Strasse gefallen war, ohne vorher den Besitzer gefragt zu
haben. Wenn mir Unrecht geschah, so betete ich still und allein,
dass sich der Betreffende bessern möchte; dann dachte ich
auch an meinen lieben seligen Vater, dass er als guter Engel
um mich sei, mich behüten und bewahren möge.“
Alle Bemühungen von Huter, auf einer Universität studieren zu können,
wurden von widrigen Lebensumständen vereitelt. Seine tiefste Überzeugung
und sein inneres Streben nach Erkenntnis und Wahrheit drängten ihn jedoch
zum unermüdlichen Forschen. Von seinem 20. Lebensjahr bis zu seinem
frühen Tod widmete er sich mit strebsamem Eifer umfassenden
naturwissenschaftlichen, philosophischen, psychologischen und künstlerischen
Studien. Im Alter von 21 Jahren entdeckte er die heute wissenschaftlich
anerkannte Keimblatttheorie, welche grundlegende Strukturen des
menschlichen Körpers erkennt und aufgrund dieser die unterschiedlichen
Charakteren des Menschen beschreibt. Im Alter von 22 Jahren prägte er den
Begriff der Kallisophie – der ethischen Schönheitslehre, welche in seinen
weiteren Lebensjahren in den Aufbau einer neuen naturwissenschaftlichen
Religion mündete. Carl Huter arbeitete voller Hingabe an dem Ausbau einer
eigenen wissenschaftlichen und ethischen - religiösen Sicht des Lebens. Im
Alter von 24 Jahren entwickelte er die Irisausdruckskunde und die
Psychophysiognomik – die Lehre der menschlichen Ausdruckskunde, welche
die Körper-, Kopf- und Gesichtsausdruckskunde beinhaltet und auf einer
umfassenden Entwicklungslehre aufbaut. Neben seiner unermüdlichen
forschenden Tätigkeit war Huter als Künstler, Porträtmaler, Poet und
Vortragsreisender tätig. Er lebte in Armut und Bescheidenheit, musste Not,
Hunger und Kälte erleiden und wurde immer wieder mit schweren
Schicksalsschlägen, Denunzierung, Abwertung und Verfälschung seines
Werkes konfrontiert.
„Die Förderung des Lebensglückes aller fühlenden Wesen soll
mir mein Gottesdienst sein und die Erhaltung meiner und
meiner Mitwesen Gesundheit, Leben, Glück und Schönheit
meine heiligste Lebenspflicht.“
Carl Huter
Als Carl Huter 28 Jahre alt war, wurde bei ihm Halskrebs diagnostiziert.
Trotz mehrfachen Operationen wurde dieses Leiden aber nicht geheilt.
Ab dem 31. Lebensjahr entschloss sich Carl Huter deshalb, verschiedene
Naturheilmethoden zu studieren. Zwei Jahre darauf entwickelte er ein
eigenes Heilsystem und wurde endlich wieder gesund. Im Alter von 36
Jahren eröffnete er eine eigene Kuranstalt in Detmold. Zahlreiche
Menschen, die als unheilbar krank galten, wurden mit der Behandlung
von Huter wieder gesund. Stetig erweitere er seine Studienarbeiten an
der Heilkunde, der Kallisophie und der Psychophysiognomik. Bei all
seinen Bemühungen stand der Mensch und das Streben nach Wahrheit,
Schönheit und Liebe im Mittelpunkt seiner Betrachtung. Es gelang Carl
Huter in nie da gewesener, ganzheitlicher Weise bedeutende
Erkenntnisse aus den Bereichen der Naturwissenschaft, der Psychologie,
der Religions- und der Geisteswissenschaften und der Kunst zu
vereinigen. Er legte damit den Grundstein für eine umfassende, neue
Weltanschauung. Im Alter zwischen 33 und 51 Jahren, also innerhalb
von 19 Jahren veröffentlichte Carl Huter etwa dreissig umfangreiche
grosse und kleine Werke und Abhandlungen. In ganz Deutschland hat er
in dieser Zeit mehr als 1000 Vorträge vor schätzungsweise mehr als
50'000 Personen gehalten. Huter hat in seinem Lebenswerk mehr als
200 Entdeckungen in verschiedenen Wissenschaftsbereichen und
wesentliche ethische und philosophische Darlegungen gemacht. Je mehr
Huter aber seine neuen Einsichten öffentlich bekannt gab, umso weniger
wurde er von der Allgemeinheit und von den Gelehrten seiner Zeit
verstanden. Allerdings soll Huter in den letzten Lebensmonaten noch
nach Wien eingeladen worden sein, um dort einen Professorentitel einen Ehrentitel - überreicht zu bekommen. Aber Huter wurde von
dieser geplanten Reise nach Wien durch die Eltern eines todkranken
Kindes abgehalten, die ihn um Hilfe baten. Anstatt die ihm gebührenden
Ehren in Empfang zu nehmen war es Huter wichtiger, das Kind zu
heilen. 1912, im Alter von 51 Jahren, starb Carl Huter ohne eine
entsprechende Würdigung für sein grosses Lebenswerk zu erhalten.
Während des Zweiten Weltkrieges waren fast alle Aktivitäten rund um
das Lebenswerk Huters in Deutschland lahm gelegt. Die Lehren von
Huter wurden verfolgt, die
erreichbaren Bücher von den Nazis
vernichtet oder in der Folgezeit von Ungläubigen verzerrt dargestellt und
verpönt. Seitens medizinischer und psychologischer Autoren wurde die
Hutersche Körperbautypenlehre durch Prof. Dr. med. Ernst Kretschmer
aufgenommen, sowie durch Prof. Dr. med. C.G. Jung die von Huter
beschriebenen Typen des Innerlichkeits- und Äusserlichkeitsmenschen,
bzw. des introvertierten und extravertierten Menschen. In den dreissiger
Jahren trat, nach einem längeren Europaufenthalt, der amerikanische
Dr. med. W.H. Sheldon mit der viele Jahre zuvor von Huter
beschriebenen Keimblatttheorie hervor, die er einer Körperbaulehre
zugrunde legte. Er erhielt dafür den Rockfeller-Preis im Werte von
damals über 400'000 Franken. Carl Huter wurde in diesen Fällen das
Opfer von geistigem Diebstahl, denn es ist offensichtlich, dass diese und
andere Wissenschaftler von Carl Huter inspiriert wurden. Anstatt jedoch
auf die Quelle ihres Wissens hinzuweisen, veröffentlichen sie
Erkenntnisse von Huter unter dem eigenen Namen und erhielten dafür
wissenschaftliche Preise und grosse Anerkennung. Von dem genialen
Lebenswerk von Carl Huter wird dagegen bis heute nicht oder nur am
Rande Notiz genommen.
„Carl Huter zog niemanden in seinen Bann, er drängte
niemanden seine Ansichten auf, sondern er liess jedermann die
Freiheit. Er zog an durch eine besondere geistige Wirksamkeit
und durch sein warmes menschliches Gemüt,
durch seine menschliche Freiheit und Grösse, durch den
geistigen Reichtum und das tiefinnere Glück, das er ausstrahlte
und das auch von seinen Werken ausgeht.“
Fritz Aerni
Wie die grossen Propheten und Reformatoren der Vorgeschichte grosse
Offenbarungen erlebten und von aussergewöhnlichen Erlebnissen begleitet
wurden, so auch Carl Huter. Wie die grossen Persönlichkeiten der
Lebensgeschichte nicht mit diesen besonderen Erlebnissen prahlten und sich
nicht in den Mittelpunkt drängten, so zeichnete sich auch das Wesen von Carl
Huter durch Bescheidenheit aus. Hinweise darauf finden wir in folgender
Lebensgeschichte von Huter:
„Einmal, so weiss ich noch, hörte ich auf dem Feld, nahe bei
Oedelum, nicht weit vom Weg, der nach Adenstedt führt, deutlich
eine Stimme zu mir sprechen: „Habe Geduld, lieber Knabe! Du
bist ein Sohn des Himmels, du musst in deiner Jugend wohl
leiden, aber du bist zu einem grossen Reformator ausersehen.“
Darauf sagte ich, Dr. Martin Luther sei doch der grösste
Reformator, ob ich denn mehr als er bringen solle? Ich erhielt zur
Antwort: „Du lieber Knabe du! Das Werk Luthers wird vor den
Werken, die du dereinst schaffen wirst, zurücktreten, du wirst
sogar Grösseres als Jesus bringen, den du als deinen Herrn und
Heiland, als Gottes Sohn verehrst.“ Ich erschrak deswegen so,
dass ich errötete und mich ängstlich umsah, ob es auch niemand
gehört habe. Meine Mitarbeiter waren jedoch weiter hinter mir
und schienen nichts bemerkt zu haben. Ich glaubte, ein Geist
hätte mir nur schmeicheln wollen und sagte, er solle das nicht
sagen, so etwas könne doch nicht sein, ich möchte es nicht
einmal denken, weil ich befürchtete, damit ein Unrecht zu tun.
Da überkam mich eine wunderbare Kraft, ein Gefühl von Majestät
und Macht, das ich nicht beschreiben kann. Es wurde hell um
mich her, es war, als kämen Strahlen vom Himmel auf mich
herab, heller, reiner, lichter, lebensvoller als Sonnenstrahlen, von
einem Ort des Himmels, wo die Sonne nicht stand, direkt über
mir, etwas nach rechts, vielleicht fünf bis zehn Grad vom
Winkelpunkt meines Standes. Es war, als hätte der Himmel sich
geöffnet. Es war, als sei dies eine Himmelsweihe. Es kam
spontan über mich; ich hatte allerdings den ganzen Tag schon
eine edle harmonische Stimmung und viele gute Gedanken in mir
gehabt. Ich hörte nun wieder die Stimme sprechen: «Mein Sohn,
du wirst dieser Welt noch Grösseres bringen als Jesus gebracht
hat! Du sollst eine neue Lehre verkünden, du sollst ein
Welterlöser werden!“ Ich war jetzt ganz ohne Furcht, voll Mut
und bei völlig klarem Denken und rief: „Ja, ich glaube es; ich will
tun, wie es von oben bestimmt ist.“ Wieder sagte die Stimme:
„Du sollst nicht nur glauben, du sollst überzeugt sein, sollst es
fühlen.“ Da war es mir, als sähe ich einen hohen Gottgeist mit
vielen kleinen Engeln um mich her. Ich fühlte mich so weise, so
glücklich, so mächtig, dass ich meine zukünftige Bestimmung voll
empfand. Auch schaute ich voraus, dass ich erst in meinen
vierziger Jahren das Werk vollbringen würde. Jetzt rief ich:
«Lieber Gott, alle guten Geister, die Ihr um mich seid, ich glaube
nicht nur. Ich fühle und schaue es, dass diese Prophezeiung
Wahrheit wird; ich danke euch unendlich; ich will mich stets
befleissigen, immer edler und besser zu werden und dieses
Schicksal zu ertragen. Aber heute begreife ich noch nicht, was
ich Grösseres und Höheres als Christus bringen soll. Ist er denn
nicht Gottes Sohn?» «Nicht in dem Sinne, wie es dir gelehrt
wurde, ist er es“, antwortete mir die Stimme, «sondern so, wie
du ihn erkennen und lehren wirst. Er war ein grosser Reformator
seiner Zeit, seine Lehre hat viele Völker auf eine höhere geistige
Entwicklungsstufe gebracht, aber er ist kein Welterlöser. Du erst
wirst berufen sein, eine Weltreligion zu schaffen, die die edlen
Menschen der Völker annehmen werden. Du wirst ein Welterlöser
werden, du wirst das Höchste erreichen, was ein Mensch an
Wissen, Weisheit und Kraft des Verstandes erreichen kann. Deine
Weisheit wird nie wieder auf Erden übertroffen werden. Du wirst
Natur- und Weltgesetze entdecken, die eine ganz neue
Menschheit bilden werden. Und nun vertraue und sei gesegnet!»
Nun war es, als ginge die Kraft allmählich von mir. Der Himmel
schloss sich, die Lichtstrahlen und Gottgeister lösten sich auf,
und alles war wieder so natürlich um mich her wie vorher. Zur
Vesperzeit erzählte ich meinen Mitarbeitern, ich hätte ein Erlebnis
gehabt. Als ich dann einiges anführte, verlachte man mich und
meinte, ich hätte geträumt. Als ich meinen Pflegeeltern davon
erzählte, erhielt ich Scheltworte; auch verboten sie mir, es
weiterzuerzählen. Darum wagte ich auch nicht, meinem Lehrer
etwas davon zu erzählen. Ich sagte, ich wolle dieses Erlebnis so
lange für mich behalten, bis es sich erfüllt habe.“
Carl Huter hat im Laufe seines Lebens Natur- und Weltgesetze erkannt,
welche bis heute in ihrer Fülle und in ihrer Prägnanz dem Menschen unserer
Zeit nicht bekannt sind. Wären diese Gesetze anerkannt, so wäre der
Grundstein dafür gelegt, dass die Menschheit alles Leben aus einem anderen
Blickwinkel betrachten würde. Die Ursachen von immenser Tragik und
Seelenschmerz wären bewusster und deutlicher ersichtlich und konkrete
Handlungswege zu einem besseren, harmonischeren Zusammenleben aller
Menschen wären offensichtlich.
„Mein Lebensmotto heisst: Dulden, leiden und verbessern in
Liebe ohne Ende.“
Carl Huter
„Ich glaube, dass in der Schönheit des Ausdrucks einer
Individualität die Vollkommenheit derselben liegt und somit das
Edle, das Ideale und das Göttliche durch ethische Schönheit in
allen natürlichen Dingen zum Ausdruck kommt; ich will mich
daher von allem Hässlichen frei machen und das ethisch
Schöne fördern mit allen Kräften, soweit ich kann.“
Carl Huter
„Die Menschenliebe, das Erbarmen, das Wohlwollen war es, das
mir die Feder in die Hand drückte, um diese Zeilen zu
veröffentlichen. Es war die Pflicht zu reden, um unsagbar viel
Herzeleid und Krankheit, Elend, Siechtum und Laster,
Degeneration und Verkommenheit vorzubeugen oder diesen in
Zukunft Einhalt zu gebieten.“
Carl Huter
Carl Huters Werke
1894 Aus Poesie und Liebe – Gedichtband
1896 Individuum und Universum 1897Der Wert von Ruhe und Schlaf
1897 Medizin, Wasserkur, Diät und Diagnose
1898 Gicht, Rheumatismus und Erkältungskrankheiten
1898 Die neueste Heilwissenschaft (Die kallisophische
Heilwissenschaft)
1898 Die Landes-Huter von Hilgen-Haine
1898 Meine Stellung zur Schulmedizin
1899 Die Glocken aus dem Cheruskerwald Gedichtband
1900 Die Huter’sche Psychophysiognomik und ihre Beziehung zur
Krankenbehandlung
1903 Neue Bahnen zum Zwecke der Unierung der Medizin
1903 Carl Huter - seine neuen Seelen- und Lebenausdruckskunde
und die Lehre von der ethischen Schönheit
1903 Die innere Erschliessung einer höheren geistigen Welt
1903 Der Gebildete auf der Höhe
1904 Magnetismus, Od und Helioda
1904 Vortrags-, Presse- und Privatberichte über die neue Huter’sche
Peripherie-Diagnose
1904-1906 Menschenkenntnis (5bändiges Hauptwerk)
1905 Der Huterische Bund
1907 Die Neue Ethik
1907 Die Naturellehre
1908 Liebe, Ehe, Familie und Gesellschaft der Zukunft
1908 Die neue Weltanschauung
1909 Das Empfindungsvermögen der Materie
1909 Katechismus der Huter’schen Wissenschaft
1909 Leitfaden zu meinem System der wissenschaftlichen
Psychophysiognomik
1910 Führer durch das Carl-Huter-Museum Leipzig
1910 Huter und Haeckel
1910 Grundlegende Entdeckungen für die wissenschaftliche
Psychophysiognomik
1910 Liebes-, Ehe- und Sittenform nach der neuen Ethik von Carl
Huter
1911 Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis
1911 Aus eigener Kraft - von Pinsel und Palette zur
Naturwissenschaft und Philosophie, Psychophysiognomik und
Kallisophie
Zeitschriften:
1899-1912 Die Hochwart - Archiv für vergleichende Forschungen auf
den Gebieten der Anthropologie, Biologie, Psychophysiognomik usw.
1909-1912 Illustrierte Blätter für praktische Menschenkenntnis
1909-1910 Freiwohl, Vereinsorgan der Gesellschaft der Natur- und
Geistesfreunde
1909-1910 Rundschau
Literatur: siehe separate Literaturliste unter www.kallisophie.ch
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