Wege zur inneren Schönheit Das Wesen der Helioda Mathias Claus Der vorliegende Text ist urheberrechtlich geschützt. Der Autor behält sich alle Rechte vor. April 2010 - Copyright bei Mathias Claus, Ländestrasse 27c, 5210 Windisch Das Wesen der Helioda Jahrhunderte lang wurde die menschliche Seele und mit ihr die innersten, menschliche Empfindungen tabuisiert. Es gehörte sich nicht, sie anzusprechen – vielmehr war alle Erziehung auf äussere Verhaltensanpassung ausgerichtet. Unterordnung und Kontrolle der Empfindungen galten als der höchste Wert der Erziehung. Zu viele Empfindungen galten als ein Zeichen von Schwäche und wurden sanktioniert. Drill und Disziplinierungen liessen keinen Raum für „Empfindungspflege“ – vielmehr steuerten klare Regeln, Sitten und Moralvorstellungen die individuelle Entwicklung des Seelenlebens. Nur wer gelernt hatte, seine Gefühle der Norm entsprechend zu kontrollieren und in gewünschte Bahnen zu lenken, der konnte erfolgreich sein. Noch heute finden wir Nachwehen dieser einseitigen Empfindungskontrolle in vielen Erziehungsmodellen. Doch wenn wir uns mit der Entwicklung unserer Persönlichkeit auseinandersetzen ist es unumgänglich, uns dem Wesen der menschlichen Empfindungskraft zuzuwenden. Es stellen sich in diesem Moment die Fragen: Welchen Stellenwert geben wir unseren Empfindungen in unserem Leben, in unserem Denken, Fühlen und Handeln? Und wie können wir unser Leben gestalten, so dass immer mehr Empfindungsreichtum und Empfindungstiefe möglich wird? "Es fing mit einem eigenartigen und seltsamen Weiterschwingen an, das jeden Einklang steigerte - mit einem unbestimmten Leuchten, dass jede Schönheit umstrahlte … Empfindungen, Gefühle, Gedanken, alle Elemente des seelischen Lebens wurden eines nach dem anderen ergriffen. Durch ein unbestimmbares, aber immer durch das gleiche Etwas wurden diese von Tag zu Tag wohlriechender, farbiger und hinreissender. Dann begannen Ton, Duft und Licht, zuerst verschwommen, bestimmter zu werden. Und schliesslich gelangte ich dazu zu fühlen, was allen Dingen auf unaussprechliche Weise gemeinsam ist. Die Einheit teilte sich mir mit, indem sie mir die Gabe mitteilte, sie zu erfassen. Ich hatte wirklich einen neuen Sinn erhalten - den Sinn für eine neue Eigenschaft oder neue Dimension. Doch die Veränderung ging noch tiefer. Es hatte sich sogar in meiner Wahrnehmung des Seins eine Umwandlung vollzogen. Das Sein war mir von jetzt an gewissermassen fassbar und schmackhaft geworden. Indem es alle Formen, mit denen es sich schmückte, übertraf, begann das Sein selbst mich anzuziehen und mich zu berauschen. Das könnte mehr oder weniger ausdrücklich jeder Mensch erzählen, der in der Fähigkeit zu fühlen und sich selbst zu analysieren etwas weiter fortgeschritten ist.“ Teilhard de Chardin Mit der Entfaltung unseres Empfindens kann sich uns eine ungeahnte Welt der Lebendigkeit eröffnen. Diese Welt ist immer da, auch wenn wir nicht immer Zugang zu ihr finden. Doch wie können wir immer mehr Zutritt zu dieser Welt erhalten? Wie können wir unser Empfinden und Erleben derart steigern und verfeinern, dass sich die Türe in diese faszinierende Welt auch nur einen kleinen Spalt zu öffnen vermag? Die Entdeckung der Helioda „Da nun das Vorhergegangene, Unvollkommenere, also das Minderwertigere, das uns die Entwicklungslehre aufzeigt, für uns Menschen, soweit es sich auf unser jetziges Leben bezieht weniger praktischen Nutzen hat als das Vollkommenere und Bessere, dem die Natur zusteuert, so ist es von höchstem praktischem Nutzen, diese natürliche Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Diesen höheren Entwicklungszustand können wir zunächst nur mit sicherem Schluss darin erkennen, dass es das Schönere ist, woran die Natur arbeitet und in endlicher Reihe der Vervollkommnung das Ideal der Schönheit.“ Carl Huter Carl Huter entdeckte nach Jahrzehnte intensiver Forschungsarbeit in der Zelle aller Lebewesen die Helioda als eine konzentrierte Form der Empfindungsenergie. Und er konnte in seinen Forschungen feststellen, dass die Helioda nicht nur im Menschen, sondern auch in der Natur und im Universum danach strebt, immer vielfältigere, schönere und harmonischere Lebensformen zu erschaffen. „Das Empfinden haftet jeder Materie an, Leben im höheren Sinne aber wohnt nur den Lebewesen inne. Dieses höhere Leben setzt also eine höhere Kraft voraus. Ich nenne diese Kraft Helioda und verstehe darunter die empfindende, organisierende, formbildende, charaktergestaltende und strahlende geistige Kraft, die unabhängig von der Gehirnkraft planmässig arbeitet und ihre stärkste Konzentration und Energie in den Geschlechtsorganzellen als auch der Fruchtzellen selber entfaltet. Das gesamte Nervenleben, schliesslich auch das Gehirn, ist aus der Lebenskraft Helioda und aus den geschlechtlichen Keimzellen hervorgegangen.“ Carl Huter „Die Helioda ist nicht eine mechanische Kraftbewegung, die lediglich von äusseren Reizen bewirkt wird, sondern sie ist eine von innen heraus empfindende, selbstschöpferische Lebensstrahl – und Formbildungsenergie.“ Carl Huter „Die Helioda ist also ungefähr das, was die alten Weisen sich unter Seele dachten, sie ist das fühlende, heilende, ordnende, alles verfeinernde, aufbauende Element … sie ist die Quelle alles ethisch Schönen.“ Carl Huter Im menschlichen Leben bewirkt die Helioda die Vergeistigung unseres Wesens – sie führt uns zu immer umfassenderen Möglichkeiten des Denkens und Fühlens. Ihr Ziel ist letztlich die Verwirklichung von immer höheren Stufen der Schönheit und des Bewusstseins. Die Schönheit der Weisheit als die höchste Manifestation der Helioda Wenn sich die Weisheit auch letztlich erst in höheren Formen des Erlebens manifestiert, so ist doch der gebildete Verstand ein tragendes Gerüst der Weisheit. In einem ersten Schritt widmet sich die Kallisophie deshalb der ganzheitlichen Bildung des menschlichen Verstandes in den verschiedensten Wissensgebieten. Die Verstandesbildung stellt die rationale Grundstufe der Kallisophie dar. Sie gibt uns ein sicheres Fundament, indem sie unser Denken in der Realität verwurzelt. Diese Stufe entspricht dem gesunden Boden, auf dem etwas Höheres gedeihen kann. Die Helioda entfaltet sich wie auch die Weisheit auf der Basis des Verstandes, drängt aber immer mehr nach dem Einbezug höherer Denkund Fühlebenen, um zur Ganzheit und damit zur Vollkommenheit zu finden. Die höheren Denk- und Fühlebenen der Weisheit „Weisheit ist Wissen, das die echtesten Gefühle des Herzens umfasst und das tiefste Erkennen der Seele.“ John O`Donohue Auf höheren Stufen der Persönlichkeitsentwicklung treten zum Realitätsprinzip des Verstandes die Ebenen der Idealität und damit die die Suche nach dem ethisch Schönen, Weisen und Göttlichen. Die Dimensionen des Denkens erweitern sich und schaffen Raum für ein Bewusstsein, in denen globale Bestrebungen, übergeordnete, humanitäre Werte und grössere Zeit- und Raumdimensionen an Bedeutung gewinnen. Aspekte wie Empathie, soziale Gerechtigkeit, mitmenschliche Wertschätzung, Ethik und Spiritualität gewinnen an Stellenwert. Auf dieser Ebene gewinnt die Suche nach dem Gemeinsamen und Verbindenden der verschiedenen Menschen, Sichtweisen, der Religionen, Kulturen und Ethnien an Bedeutung. Gleichzeitig bildet sich mit der Suche nach den zeitlosen, übergeordneten Werten eine neue Ebene der zwischenmenschlichen Verbundenheit. Auf dieser Entwicklungsstufe öffnet sich ein Raum für die Entfaltung von spirituellen Ebenen des Denkens und Fühlens. Eine innere Beziehung zu einer höheren, geistigen Welt und Aspekte wie Ewigkeit, Unsterblichkeit, Nondualität, Heiligkeit und die Entwicklung eines religiösen Fühlens gewinnen an Wichtigkeit. Die ganzheitliche Bildung der Persönlichkeit Die Kallisophie strebt nach der Förderung von weisheitsbildenden Prozessen, indem sie sowohl das nüchterne Denken als auch die höheren Fühlebenen, die Ethik und die Religiosität des Menschen in gleichem Masse fördert. Denn die Helioda wird sich dort entwickeln können, wo wir unser Wissen und unsere Erfahrungen nutzen können, ohne den Blick für das Reale, das Ideale, das Individuelle, das Ganze, dass Umfassende und auch das Unsichtbare und Grössere zu verlieren. Die Helioda offenbart sich auch dort, wo wir unsere neuen Erkenntnisse in die harmonische Gestaltung unseres Alltages einfliessen lassen theoretische Einsichten können damit unseren Lebensalltag mehr und mehr bereichern. Auf der Basis der vertieften, individuellen Auseinandersetzung mit dem Wesen und dem Sinn des Lebens werden wir dann vielleicht eines Tages unserem Denken, Fühlen und Handeln die Grundstruktur einer weisen Ausrichtung und Orientierung verleihen können. Die Vielfalt der Wege zur Weisheit „Weisheit ist eine Seinsweise, eine Art, in der Welt zu leben. Die Schönheit der Weisheit ist Harmonie, Zugehörigkeit, Erleuchtung des Denkens und Handelns, des Herzens und Bewusstseins. Die Freundschaft mit der Weisheit ist der Schlüssel zum Tor der göttlichen Vorsehung.“ John O`Donohue In der Kallisophie finden wir mannigfaltige Wege zur Verwirklichung von Schönheit und Weisheit. So kennt die Kallisophie spirituelle, meditative Wege zur Entwicklung von religiösen Ebenen des Fühlens. Auch kennt sie die künstlerische und musische Betätigung als ein Feld der Sinnesbildung. In der kallisophischen Heilwissenschaft finden wir zahlreiche Wege der Körperkultur. In der Physiognomik finden wir zahlreiche Wege zur Selbst- und Menschenkenntnis. Die Kallisophie fördert weiterhin neue Formen der Beziehungsethik und der Sexualethik. Auch schafft die Kallisophie eine neue Wirtschaftsethik und ist aufgrund ihres breiten Forschungsfeldes dazu in der Lage, zu aktuellen politischen Fragestellungen wichtige Antworten zu geben. „Wer die Weisheit sucht, ist ein weiser Mann; wer glaubt, sie gefunden zu haben, ist ein Narr.“ Seneca Jede innere Lebensfrage und jeder Konflikt will uns letztlich zur Lösung animieren, sie fordern uns auf, uns zu besinnen und nach neuen Wegen zu suchen, um uns einen Schritt näher zur Weisheit zu führen. Wie ein Künstler jahrelang an der Vollendung eines Kunstwerks schafft, so arbeiten wir letztlich alle an der Entfaltung unserer Helioda. Und je mehr wir uns der Entfaltung unserer Persönlichkeit und damit der Weisheit widmen und je mehr wir den tieferen Sinn des Lebens erfahren lernen, desto mehr kann sie zu einem dauerhaften Begleiter von uns werden. "Weisheit ist nicht das Ergebnis von Schulbildung, sondern der lebenslange Versuch, sie zu erwerben." Albert Einstein Das Wesen der Weisheit Die Weisheit wie auch die Helioda entstehen aus der tiefen, inneren Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens und sie wächst mit dem Streben nach den höheren Werten des seelisch, geistigen Lebens. Jede innere Lebensfrage will uns zur Weisheit führen, sie wartet darauf, gelöst zu werden und uns somit einen Schritt näher zur Weisheit zu führen. Die Wege zur Entfaltung unserer heliodischen Lebenskräfte sind mannigfaltig. Sie sind je nach den persönlichen Energien, nach den Anlagen, Befähigungen und der Persönlichkeit unterschiedlich. Doch können wir wichtige Meilensteine auf dem Weg der persönlichen Entfaltung erkennen. Den Weg der Persönlichkeitsentwicklung finden wir: - über ein breites, vielfältiges und tiefes Wissen, über die kluge Überlegung und Schlussfolgerung, über das Erkennen von Zusammenhängen, über die Vielfalt der Erkenntnisse und Einsichten, über die Vielfalt und Mannigfaltigkeit der Lebenserfahrungen, über den Reichtum und die Vielfalt des inneren Erlebens, Spürens und Fühlens, über die Selbst- und Fremderkenntnis, über die Intuition und das Heiligkeitsgefühl und über ein umfassendes Bewusstsein. Die Entwicklung unserer Helioda führt uns zur geistigen Reife, zur Güte, zu einem umfassenden Gewahrwerden des Lebens und letztlich zur Ausgeglichenheit und zum inneren Frieden. Die Helioda sucht in allen Bereichen des Lebens das Gute zu fördern. Sie ist die treibende Kraft zur Höherentfaltung des Lebens. Jeder Schritt in unserer Persönlichkeitsentwicklung, der uns zu mehr Reife führt ist ein Schritt in Richtung Weisheit. Die Entfaltung der Helioda wächst aus dem Streben des Menschen, seine innere Welt des Denkens, Erkennens, Fühlens und Erlebens zu erweitern. Sie beruht auf dem Prozess des Erkennens und Integrierens von neuen gedanklichen und emotionalen Grundmustern und auf dem Aufbau von immer komplexerer Organisationsformen des geistig, seelischen Erkennens. Zu komplexeren Organisationsformen finden wir über die gelungene Einordnung von neuen Wahrnehmungen, Empfindungen, Erkenntnissen und Sichtweisen in die bestehenden neuronalen, gedanklichen und emotionalen Grundmustern. Weiterentwicklung kann letztlich dort stattfinden, wo die menschlichen Grundmuster des Erkennens misslingen und sinnvoll erweitert werden können - so dass die innere Flexibilität und Differenziertheit wächst und die seelische und mentale Organisation auf immer höheren und tieferen Ebene möglich wird. Die Helioda als konzentrierte Form der Empfindungsenergie hat die Weiterentwicklung des Lebens unter dem Aspekt der Qualität und des höheren Denk- und Fühllebens zum Ziel. Mit ihrer Weiterentfaltung bilden sich auf der Grundlage des Verstandes die Ethik, die Liebe, die Weisheit und das religiöse Bewusstsein. Mit der Konzentration der geistigen Kraft wachsen die Selbstorganisationskraft und damit die innere Freiheit und das Bewusstsein des Menschen. Mit dem Schwinden der geistigen Kraft treten die Fähigkeit zur Selbstorganisation und damit die innere Freiheit und das Bewusstsein des Menschen in den Hintergrund. Mit der Entfaltung der Helioda wird unsere Innenwelt zur Empathie, zum Verständnis, zur Toleranz und zu einer positiven Wertschätzung des Lebens angeregt. Mit ihr entfalten sich die Selbsterkenntnis, die tiefe, innere Freude und die vertiefte, geistige Konzentration. Mit ihr erwachsen die Humanität und der Wunsch, überall das Gute, Wahre und Schöne zu fördern. Mit der Intensivierung der Helioda erwacht das menschliche Bewusstsein, dass es eine innere Welt der höheren Gefühle, der Weisheit und Göttlichkeit gibt. Wo wir die Helioda in ihren höchsten menschlichen Entwicklungsstufen antreffen erleben wir ethische Schönheit und mit ihr das tiefste Seelenglück. Die Helioda ist es letzten Endes, die uns die Schönheit der Weisheit bewusst wahrnehmen, erfühlen und erfahren lässt. Indem wir diese Kraft in uns stärken werden wir immer tiefere Ebenen des Glückes entdecken können. Die Helionen als der feinstoffliche Ausdruck der Helioda Wie jede Energieform über eine stoffliche Substanz verfügt, so entdeckte Carl Huter nach jahrelangen Forschungen die Helionen als feinstoffliche, unsichtbare Kleinstteilchen der Helioda. Sie sind es, welche in der Kleinheit des Mikrokosmos die grandiosen Meisterwerke von höchster Plankraft und Intelligenz erschaffen. Sie sind es auch, die stetig an dem Aufbau und der höheren Entfaltung unseres geistigseelischen Lebens arbeiten. Der unsterbliche Kern unserer Persönlichkeit „Die Helionen tragen das Qualitätsprinzip in sich, sie verdichten und verewigen das individuelle Sein über die Grenze des Weltäthers hinaus zu unvergänglicher Seelensubstanz und schliesslich vergeistigen sie auch die Peripherie des eigenen materiellen Körpers, dann die nächste Umgebung bis in die weiteste Ferne schliesslich tragen Sie das wachsende Qualitätsprinzip in sich in der Entwicklungsfähigkeit zur individuellen Göttlichkeit bis zu den höchsten Stufen der Schönheit, Heiligkeit, Weisheit und Glückseligkeit. Die Helionen sind die Keime der geistigen Welt, sind die Keimsubstanz des göttlichen, die in jeder empfindenden Seele mehr oder weniger vorhanden sind.“ Carl Huter „Ich bin überzeugt, dass gerade die Helioda, der grosse Schöpfer des geistigen Lebens, immer neue Werte und Verfeinerungen schafft, die Helioda ist gewissermassen das göttliche Element im Lebewesen, sie schafft im Haushalt eines Lebenswesens neue Stoffe, Kräfte, Formen und Lebenswerte, die in ihrem besseren Teile unvergänglich sind.“ Carl Huter Die Kallisophie verfolgt das Ziel, die Helioda in den verschiedenen Lebensbereichen zur Entwicklung zu verhelfen. Es geht dabei um das Bestreben, die ethische Schönheit und damit gleichzeitig den unsterblichen Kern unserer Persönlichkeit zum Wachstum zu verhelfen. Die Liebe als Ausdruck der heliodischen Lebenskräfte „Der Mensch ist sich tief bewusst, dass im Grunde seines Wesens ein Zwiespalt ist; er sehnt sich, ihn zu überbrücken, und irgendetwas sagt ihm, dass es die Liebe ist, die ihn zur endgültigen Versöhnung führt." Rabindranath Tagore Mit der Helioda entfalten sich immer tiefere Ebenen der Zuneigung. Die Helioda zeigt sich insofern in einer tiefen emotionalen und geistigen Beziehung zu uns selbst und zu unserer Umwelt. Ihre Kraft fördert eine lebendige, wertschätzende Beziehung zu allem Sein. Die Helioda ist es deshalb, die unsere liebevolle Verbundenheit zu den Menschen, zu den Lebewesen, zu der Natur und letztlich zu den höheren geistigen Welten erschafft. „Ethische Disziplin und Liebe sind das Herzstück christlicher, hinduistischer, jüdischer und islamischer Lehren – universale Werte.“ Thubten Chodron Wie alle grossen Weltreligionen so stellt auch die Kallisophie das Ideal der Liebe als die höchsten Manifestationsformen der Helioda in den Mittelpunkt des Lebens. Mit der bewussten Pflege und Förderung unseres tieferen Empfindungslebens können wir uns von alten Einschränkungen und Verhaltensmuster lösen, um in neue Ebenen des ethischen und religiösen Fühlens hineinzuwachsen. Die Helioda ist deshalb die grosse, unsichtbare Kraft, die uns am tiefsten berührt und die uns am höchsten erhebt. „Aus der Liebe also fliesst das Leben, sie ist das Höchste … Die Liebe ist die herrschende Kraft im Weltall, durch sie empfindet alles, und durch das Empfinden fühlt wiederum alles die Liebe. Die Liebe ist daher das wahre Höherentwicklungsprinzip. Daher ohne Liebe keine Erkenntnis. Die Liebe ist das Leitprinzip. Alles das, was sie beseelt, sucht sie höher empor zu bilden, sucht sie empfindungsreicher, organisch gegliederter, stärker und schöner zu gestalten. Die Liebe will beglücken und verschönern und über sich hinaus Höheres schaffen. Die wahre Liebe hat in ihrer Fülle stets das Gefühl für das Heilige und auch für das Höhere. Aus diesem Idealismus heraus, der ursprünglich rein geistiger Natur ist, quillt alle Schöpfung und Höherbildung hervor.“ Carl Huter „So wahr ich durch Experimente nachgewiesen habe, dass das Prinzip der Liebe im Empfinden und in den Helioda-, Lebens- und Geistesstrahlen zum Ausdruck kommt und auf andere Personen übertragen werden kann, so wahr ist die Liebe das aufbauende, schaffende, geistige Prinzip in allen Dingen.“ Carl Huter „Es soll ein gesundes, religiöses Leben wieder neu geschaffen werden. Dieses soll geschehen durch Erweckung der Liebe, der Verinnerlichung, der Sammlung und des Heiligkeitsgefühls und durch die Freude am edlen Schönen. Es soll gefördert werden durch einen neuen Glauben an den eigenen Wert und an das ewige Heilige des eigenen Lebens, das mit dem Tode nicht vergehen, sondern weiterleben wird.“ Carl Huter Mit der Helioda werden unsere höheren Sinne wach, die in der Tiefe unserer Seele schlummern. Wenn aus diesem Wecken ein Erblühen wird, kann sich Stufe um Stufe ein religiöses Fühlen und mit ihm ein neuer Sinn für das Heilige in uns selbst, in allen Lebewesen und in der Natur entfalten. „In der kommenden Verwandlung des Menschen wird die Liebe das zentrale Element der Integration sein. Liebe als erotisches Begehren und Zeugungskraft, Liebe als Leidenschaft und ästhetisches Geniessen im Betrachten des Schönen und seiner Neuschöpfung, Liebe als Kameradschaft und nachbarliche Hilfe, Liebe als elterliche Fürsorge und Opfermut und schliesslich Liebe mit ihren wunderbaren Gaben, das geliebte Objekt über alles zu stellen, es zu verherrlichen und zu verklären. Ohne Steigerung unserer Liebesfähigkeit in all ihren Möglichkeiten können wir kaum hoffen, die Erde und alle Geschöpfe, die sie bewohnen, vor den gefühlslosen Mächten des Hasses, der Gewalt und der Zerstörung zu bewahren, die sie jetzt bedrohen. Und wer wagt von Liebe zu sprechen ohne eine Philosophie, die den Menschen in ihren Mittelpunkt stellt? Das Idealbild des Menschen, das diesem Stadium der menschlichen Entwicklung entspricht, ist in der Vergangenheit der Menschheit nie verwirklicht worden, weder biologisch noch sozial; es ist nicht der Hirnmensch, nicht der Muskelmensch noch der Nervenmensch, nicht der reine Hindu, der reine Mohammedaner, der reine Christ noch der reine Marxist oder der reine Techniker, nicht der Mensch der Alten und auch nicht der Mensch der neuen Welt. Die Einheit, die wir erstreben, muss alle diese Teilmenschen anerkennen und sie liebend einschliessen in ein Selbst, das fähig ist, sie zur Ganzheit zu transzendieren. Eine Lehre der Einheit, die nicht mit der Liebe als Symbol und Trägerin dieser organischen Ganzheit auftritt, kann kaum hoffen, ein geeintes Selbst oder eine geeinte Welt zu schaffen." Lewis Mumfort Die „Macht“ der Liebe „Eines der grossen Probleme der Geschichte besteht darin, dass die Konzepte von Liebe und Macht einander gewöhnlich als Gegensätze – polare Gegensätze - gegenübergestellt wurden, so dass Liebe mit einem Aufgeben der Macht und Macht mit einer Leugnung der Liebe gleichgesetzt wurde. Wir müssen diese Sichtweise zurechtrücken. Was wir brauchen, ist die Erkenntnis, dass Macht ohne Liebe rücksichtslos und verletzend ist und Liebe ohne Macht sentimental und blutleer. Macht in ihrem besten Sinne ist Liebe, welche die Anforderungen der Gerechtigkeit durchsetzt, und Gerechtigkeit in ihrem besten Sinne ist Macht, die alles korrigiert, was der Liebe entgegensteht.“ Martin Luther King jr. Unsere Helioda zu entfalten bedeutet nicht, sich überall anzupassen und unterzuordnen. Es bedeutet auch nicht das genügsame, bereitwillige Ertragen von Ungerechtigkeit, welche uns selber und anderen widerfahren. Denn das innere Empfinden, dass von Liebe und Empathie getragen wird ist niemals schwächlich und rein passiver oder von leidender Natur. Ihr wahres Wesen ist auch das kraftvolle Einstehen für das Recht der Schönheit, der Ethik und des Glückes – und dies in allen Lebensbereichen. Mit der Erweckung unserer Empfindungskraft wird letztlich unser Vermögen wachsen, unseren Blick auf die Schönheiten wie auch auf die „Wunden“ der Welt zu richten. In der Verbundenheit mit höheren Lebenskräften finden wir die Kraft, Verwirrungen abzuwehren und das Leid zu lindern. Die Helioda führt deshalb zu dem aktiven Bestreben, die Lebensumstände so zu verbessern, dass die Not und das Unrecht überwunden werden kann. Die Helioda sucht aber in keiner Weise die Gewalt, sondern sie findet Stärke in der geistigen Klarheit, in der Suche nach Verständnis, in der Geduld und im dauerhaften Willen, zu dem Glück auf Erden einen positiven, konstruktiven Beitrag zu leisten. Der Aufbau eines Reservebestandes an Liebeskraft „Durch den Reservebestand von Liebe wahrst du dir die Ausdauer, den Langmut und die Geduld, die endlich manches Übel doch überwinden helfen und du erhältst dir die Möglichkeit zu besseren Verbindungen für spätere Zeiten … Jeder Mensch strahlt; da, wo die Liebe aufhört, hört auch die Strahlung auf. Da aber, wo die Strahlung verstärkt wird, wird auch die Liebe verstärkt. Und wie der Mensch, so besitzt jedes Tier, jede Pflanze diese Lebensstrahlung. Der Mensch kann sie üben und bilden. Es gehört indessen eine gewisse Technik dazu, wie zu jeder Kunst.“ Carl Huter Wie der Mensch seit Jahrhunderten danach strebt, sich einen Vorrat an Nahrungsmittel und Geld zuzulegen, so können wir auch eine Reserve an heliodischer Lebenskraft und positiver Wertschätzung für das Leben entwickeln. Mit Hilfe einer ganzheitlichen, harmonischen Lebensgestaltung, der Pflege unserer Empfindungskräfte, der Förderung unserer Anlagen und Stärken, der konzentrierten Arbeit, der Verinnerlichung und der Pflege der Lebensfreude können wir unsere Helioda stärken. Die Entfaltung von ethischer Schönheit „Mit seinen Idealen steigt und fällt der Mensch.“ Carl Huter Der erste Moment der Höherentwicklung zum Menschsein vor etwa 5 Millionen Jahren war im Wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass der Urmensch (Orrorin Tugensis) als einer der ältesten Vorfahren des Homo Sapiens das Essen in der Gemeinschaft aufteilte, während die Affen das Essen selber assen oder nur an ihre Jungen verteilten. Der Unterschied zwischen Menschsein und Tier ist somit hauptsächlich derjenige, dass wir gelernt haben, uns auf grössere Zusammenhänge und die Gemeinschaft zu besinnen, und dass wir auch mitfühlen und teilen können. „Eine Vergöttlichung der menschlichen Seelen durch tiefere Verinnerlichung und Steigerung des Nachfühlens, des Mitfühlens und des Wohlwollens zu verwirklichen, das ist mein drittes Ziel …“ Carl Huter Die Kallisophie wird von Carl Huter auch als die ethische Schönheitslehre bezeichnet. Ethische Schönheit bedeutet, in uns einen Zustand von Aufrichtigkeit, Empathie und Menschenliebe zu entfalten. Ethische Schönheit erwächst aus einem Zustand der erhöhten Sensibilität für die Empfindungen in uns und um uns herum. Diese Sensibilität führt uns zu einer bewussteren Wahrnehmung von seelischen Vorgängen in uns selbst, in unseren Mitmenschen, in anderen Lebewesen und in der Natur. Die Kallisophie möchte nicht nur das mitmenschliche Fühlen, sondern auch das Mitfühlen mit den Lebewesen und der Natur fördern. Sie fördert deshalb ein ökologisches Bewusstsein, welches bereit ist für die Schönheit der Natur Mitverantwortung zu übernehmen. Sie setzt sich gegen das Plündern der Ressourcen der Erde, gegen eine unbedachte Umweltverschmutzung und für ein ökologisches, umweltbewusstes Verhalten ein. Indem wir uns auf die grosse Familie der Menschen und auf unsere enge Verbundenheit mit der Natur und anderen Lebewesen besinnen und ein immer grösseres Gefühl für Zusammengehörigkeit entwickeln können wir aus unserem urmenschlichen, sozialen Instinkt eine immer höhere Stufe der ethischen Schönheit entfalten. Überall, wo wir an dieser Entwicklung arbeiten legen wir den Grundstein, dass sich die Empfindungsfeinheit und die heliodischen Kräfte – und damit die Schönheit und Weisheit des Menschen – weiter entfalten können. Weitere Lebensenergien Die Physiognomik kennt neben der Helioda, den beiden Urkräften und den drei Urweltenergien noch folgende 10 Lebenskräfte: 1. die Konzentrationsenergie als eine erste Form der Ruheenergie, 2. die Attraktionsenergie als eine erste Form der Bewegungsenergie, 3. den Magnetismus, 4. die Elektrizität, 5. die Medioma und das Od, 6. die gebundene und die strahlende Wärmen und 7. die negative und die positive Helioda als Formen der Empfindungsenergie. Jeder dieser universellen Kräfte haben sowohl ein Einfluss auf die Wesensart als auch die Persönlichkeit des Menschen. Eine ausführliche Darstellung dieser Kräfte und deren Formcharakter finden sie in Huters Originaslwerken. Die Physiognomik kennt neben der Deutung der Ausdrucksformen der Kräfte auch noch zahlreiche, weitere Möglichkeiten, das Wesen der Persönlichkeit zu erkennen. Sie deutet die individuellen Formen von Körper, Kopf und Gesicht, sie kennt die Temperamentlehre, die Unterscheidung von Innerlichkeits- und Äusserlichkeitsmensch und die Ausdrucksdeutung von Mimik. Gestik und Körperhaltung. Eine ausführliche Darstellung finden sie in dem Buch “Lehrbuch der physiognomischen Menschenkenntnis“ von Fritz Aerni oder „Grundlagen der Menschenkenntnis“ von Amandus Kupfer. Die Kallisophie kennt 15 Energien und je nach dem Einfluss dieser Energien verändert sich das Wesen des Lebens. Mit der unterschiedlichen Entfaltung dieser Energien finden wir letztlich die mannigfaltigen Bestrebungen im Leben. Das Leben ist insofern weder gut noch schlecht. Es wird von den individuellen und den gesellschaftlichen Energien bestimmt. Dort, wo die Helioda an Dominanz und Wirkkraft gewinnt kann sich das Leben zum Schönen, Wahren und Guten entfalten. Wo die Helioda in den Hintergrund tritt, wird Weiterentwicklung nicht möglich. Im Gegenteil können Leid, Tragik und Abwertung des Schönen und Guten an Einfluss gewinnen. Die Helioda ist deshalb der Gradmesser der gesellschaftlichen und individuellen Entfaltung. Sie gilt es zu fördern – in der Harmonie zu den anderen Kräften wird sie das Leben zu immer höheren Stufen der Lebendigkeit, der Tiefe und Fülle führen. Wollen wir die Helioda studieren so ist es sinnvoll das Wesen von weisen, edlen Menschen zu studieren. In der Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte von Menschen wie Tagore, Goethe, Jesus, Maria Montessori oder Buddha können wir erfahren, wie die Helioda das Leben verändern und prägen kann. Aber auch in unserer Zeit finden wir in Persönlichkeiten wie Friedrich von Weizäcker oder Michail Gorbatschow die positive Wirkkraft der Helioda. Copyright by Mathias Claus, 2010