Fest der Heiligen Familie (Sonntag in der Weihnachtsoktav)

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Fest der Heiligen Familie (Sonntag in der Weihnachtsoktav)
28. Dezember 2008
Lk 2, 22 -40 (oder 2, 22.39-40)
Balthasar Schrott
1. Weihnachten und Familie
Wohl kein Fest des Kirchenjahres ist so familien- und kinderbezogen wie
Weihnachten:
Es gibt da die Krippe, wo Engel, Menschen und Tiere sich um das Kind scharen.
Dazu kommt der geschmückte Christbaum, wo Kerzen und glänzende Kugeln
Kinderherzen höher schlagen lassen. Dann sind es die Bescherungen unterm Baum,
die Kinder zum Fiebern bringen. Ergänzt wird das Ganze durch verschiedene
Süßigkeiten für den Gaumen. Und das alles in heimeliger Familienatmosphäre.
Wie wichtig eine solche Erfahrung auch heutzutage ist, zeigt z.B. eine Meldung der
britischen Medien: Den Kindern zuliebe wollen das frühere Promi-Ehepaar Madonna
und Guy Ritchie gemeinsam Weihnachten feiern. Madonna wird mit den drei Kindern
zum Landsitz von Ritchie nach England kommen.
2. Die Heilige Familie
Zur „heiligen Familie von Nazareth“ selbst sind die Informationen nach der
grundlegenden Weihnachtsbotschaft eher dürftig: das Befolgen des jüdischen Rechts
durch Beschneidung und Darstellung Jesu im Tempel, die Ankunft der Magier aus
dem Orient, die Flucht nach Ägypten und der 12jährige Jesus im Tempel.
Das ist schon alles, was wir von dieser Familie wissen. Dass es eine besonders
auserwählte Familie ist, mag ohne Zweifel stimmen, dass aber daraus sozusagen
eine besondere Familiengeschichte als erhöhtes Leitbild für unsere Familien
entwickelt werden könnte, ist fraglich. Trotzdem, einige tragende Aussagen können
wir aus dem heutigen Evangelium doch gewinnen.
3. Das Geschenk der Lebensweisheit
Wir lesen am Schluss des Evangeliums: „Das Kind wuchs heran und wurde kräftig.“
Wünschen wir unseren Kindern nicht alle von Herzen, dass sie sich gesund
entwickeln, ihre Fähigkeiten und viel Lebenskraft finden?
Deshalb sorgen sich Eltern ja auch besonders um ihre Kinder und lassen ihnen alle
mögliche Hilfe zukommen. Heranwachsen und kräftig werden, so heißt es im
Evangelium, war auch für Jesus wichtig. Das gehört ganz einfach zur
„Menschwerdung“.
Aber nicht nur das. Noch etwas anderes wird über das Kind der Weihnacht gesagt:
„Gott erfüllte es mit Weisheit.“ Was ist das aber für eine Weisheit? Was ist mit dieser
Gabe Gottes an Jesus gemeint? Und was hat sie mit uns und unseren Kindern zu
tun?
Ein Kind lernt mit Messer und Gabel umgehen, kommt schnell mit
Spielzeugsystemen zurecht, lernt überraschend mit dem Computer umzugehen.
Sehr wichtig ist, dass Kinder auch andere Fähigkeiten lernen. Sie lernen zuzuhören
und auf vernünftige Art und Weise mit anderen zu sprechen ..... ohne gleich
loszubrüllen. Sie lernen mit Konflikten umzugehen. Sie lernen auch Verlässlichkeit
und Treue zu ihren Aufgaben. Es ist das alles ein Stück „Lebenswissen“. Wir
Menschen müssen leben lernen. Wir lernen unser Leben zu gestalten. Dafür
brauchen wir aber eine Vorstellung, was das Leben für uns bedeuten kann und soll.
Das ist mit der Gabe der Weisheit gemeint: Dass uns das Leben gelingt. Mit unseren
eigenen Fähigkeiten und Grenzen das Leben so zu gestalten, dass wir es als ein
gelungenes Leben erfahren.
Die Kinder erhalten heutzutage viele Möglichkeiten des Lernens. Viele dieser
Fähigkeiten sind für die schulische Karriere oder für die berufliche Laufbahn und
Karriereleiter von Bedeutung. Ob Kinder dabei auch das „Leben“ lernen, hängt davon
ab, ob sie Menschen begegnen, an deren Leben sie entdecken können, wie es mit
ihrem Leben gut gehen kann. Es gibt viele Heranwachsende, die alles Mögliche
gelernt, hohe berufliche Positionen erreicht haben und dennoch Probleme haben, mit
ihrem Leben zurechtzukommen oder einen Sinn darin zu finden. Es mangelt ihnen
offensichtlich an der Gabe der Weisheit.
Wie stolz sind Eltern, wenn ihre Kinder begabt sind, gute Noten nach Hause bringen
und so fort. Die unterschiedlichen Begabungen können nicht erworben werden,
sondern sind Geschenke. Eine besondere Begabung, ein kostbares Geschenk ist
dabei die Weisheit, damit unser Leben gelingt.
Wir können unseren Kindern nichts Kostbareres wünschen als dass auch für sie gilt,
was vom Kind in Nazareth überliefert wird: „Gott erfüllte es mit Weisheit.“
Sicher: Begabungen brauchen Anreiz und Ansporn. Das gilt auch für die Gabe der
Weisheit. Kinder können nur zu dem kostbaren Geheimnis ihres Lebens kommen bei
Menschen, die ihnen durch ihr Leben vorleben, wie das gehen kann: zum wahren
Leben kommen.
4. Chancen der Familie
Ist das nicht die besondre Aufgabe, Herausforderung, ja die besondere Chance der
Familie, der Eltern? An ihren Eltern können Kinder das Leben lernen. In der Familie
können sie erfahren, wie miteinander geteilte Freude und die miteinander getragene
Last das Leben reich macht. Diese Erfahrung kann nicht einfach durch Konsumgüter
ersetzt werden und bedarf der nötigen Zeit.
Gott erfüllte das Kind in Nazareth mit Weisheit, mit dieser Gabe kann es in unsere
Herzen einkehren und wir so unser Leben lernen. Mitten in einer Gesellschaft, die
wohlhabend ist, in der aber große Unsicherheit herrscht, wie es mit unserem Leben
gut gehen kann, führt uns der Hunger nach wahrem Leben zusammen. Viele
gegenwärtige zum Teil kostspielige Angebote sind bestrebt, diesem Hunger
nachzukommen. Fraglich ist, ob es ihnen gelingt.
In der Zuwendung Gottes an uns durch das mit Weisheit erfüllte Kind von Nazareth
wird uns der Tisch bereitet, durch dessen Gabe wir heranwachsen, Spürsinn und
Kraft gewinnen können in der Lebensweisheit Gottes, damit unser Leben und das
unserer Kinder gelingen kann.
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