Toblacher Gespräche - Evangelische Akademie Tutzing

Werbung
Dr. Hans Glauber
Initiator der Toblacher Gespräche
Mitbegründer des Ökoinstitutes Südtirol/Alto Adige in Bozen, Südtirol
Email:
Internet:
[email protected]
www.oekoinstitut.it
Toblacher Gespräche
waren internationale Tagungen zu Umweltthemen, die von 1985 bis 1999 alljährlich
mit namhaften ReferentInnen in Toblach, Südtirol, im September stattfanden. Die
Tagungen verfolgten das Ziel, relevante Umweltthemen aufzugreifen, zu diskutieren
und Lösungsansätze vorzuschlagen sowie an der Nahtstelle zweier Kulturen einen
Austausch zwischen der Nordseite und der Südseite der Alpen zu fördern. Die daraus entwickelten Toblacher Thesen, in deutscher und italienischer Sprache erhältlich, fanden vor allem im deutschsprachigen Raum große Verbreitung und Anerkennung.
Beispielhafte Auszüge aus den Thesen von 1998, hervorgegangen aus den Toblacher Gesprächen mit dem Schwerpunkt „Auch Schönheit zukunftsfähig leben“:

„Schönheit gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Die Zerstörung
der überlieferten Schönheiten von Natur und Kultur ist eine der Sünden unserer Zivilisation. Die Missachtung des ästhetischen Bedürfnisses in einer zunehmend verschmutzten und verbauten Welt und die Entsinnlichung der
Wahrnehmung erschweren die Orientierung auf dem Wege zu einer zukunftsfähigen Entwicklung.“

„Die Konfrontation mit dem Unschönen motivierte viele zum ökologischen
Handeln. So wie die Begegnung mit dem Un-Schönen eine wichtige Triebfeder zum ökologischen Handeln ist, so wird die Begegnung mit dem nachhaltig
Schönen Lust auf eine ökologische Zukunft machen.“

„Die Schönheit des rechten Maßes, des Unterlassens, des Weniger, des behutsamen Umgangs mit den Ressourcen, aber auch die Schönheit der ökologischen und kulturellen Vielfalt, der Eigenart, der wiedergefundenen lokalen
Identität und die Schönheit des postindustriellen und solaren Zeitalters sind
Ausprägungen einer Schönheit, die mit einem zukunftsfähigen Leben Hand in
Hand geht.“

„Auch Schönheit ist ein Lebens-Mittel, ohne das wir sinnlich-emotional unterernährt bleiben. Deshalb muss das Schöne Eingang in den Alltag finden, in
dem es sich mit dem Nützlichen verbindet. Das gilt auch für die Landwirtschaft
und die Erzeugung von Lebensmitteln als Mittel zum Leben.“

„Nachhaltigkeit muss die Warenwelt der Zukunft bestimmen: weg von Wegwerfwaren, hin zu schönen qualitativ guten und langlebigen Produkten, die in
bewusster Verantwortung für die Umwelt hergestellt werden. Ökologisches
Design berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus eines Produktes, von der
Gewinnung der Rohstoffe bis zur Wiederverwendung und Entsorgung.“

„Die Solararchitektur wird eine neue Ästhetik prägen, die Sonne wird die Hand
der Architekten führen. Die Nutzung der Sonne eröffnet die Chance zu einer
neuen Architektur.“

„Ein neuer Sinn für vorhandene Schönheit kann eine Wiedergeburt der Städte
bewirken. Statt grenzenloses Ausdehnen eine Neubegründung der Stadt innerhalb der Grenzen: die Grenze wird zur Ressource. Die Stadt-Umland-Beziehung muss erneuert werden. Erhalten, Restaurieren, Verschönern, das
Bewahren von Natur und Kultur sind Grundlagen jeglicher urbanen Entwicklung. Dabei müssen wir die Orte und die kulturelle und natürliche Identität, die
ihre Schönheit ausmacht aufspüren.“

„Wir sind auf dem Weg ins postindustrielle Zeitalter. Im Ruhrgebiet, wo eine
ganze Industrielandschaft und die damit verbundene Kultur verschwindet, entstehen Gefühle des Verlustes, die nach einem Erhalt des dort gewachsenen
Erbes verlangen. Es ist das Verdienst des Projektes IBA Emscher Park, die
Schönheiten dieses industrie-kulturellen Erbes zu erhalten und zugleich die
Region auf das postindustrielle und solare Zeitalter vorzubereiten. Eine Vision,
die Realität geworden ist: Schönheit als Verbindung von Vergangenheit und
Zukunft.
Die Toblacher Thesen mit den Schwerpunkten
-
„Für einen anderen Tourismus: Das Beispiel Bergtourismus“ 1985
-
„Mobilität und Verkehr“ 1986
-
„Bauen mit der Natur – Bauen in der Kultur“ 1988
-
„Die ökologische Wende – für eine Zukunft mit Zukunft“
-
„Ökologisch wirtschaften: Die Herausforderung der neunziger Jahre“
1990
-
„Energie: Kernfrage der Zukunft“ 1991
-
„Arbeit und ökologischer Wohlstand“ 1993
-
„Ökologischer Wohlstand statt Wachstumsträume“ 1994
-
„Mobilität und Ökologischer Wohlstand“ 1996
-
„Handeln: Ökologische Innovation – Antwort auf die Krise“ 1997
können mit der folgenden Linkverbindung abgerufen werden:
http://www.learnline.nrw.de/angebote/umweltgesundheit/medio/hinter/u_e/Toblach/in_toblach.htm
Das Buch zu den Toblacher Gesprächen
Die Toblacher Gespräche 1999 waren die letzten dieses Zyklus. Nichts bietet sich
mehr an, als zusammenhängend alle Thesen der 15 Jahre Toblacher Gespräche
zu dokumentieren und aus heutiger Sicht zu bewerten. Das Buch „Langsamer,
weniger, besser, schöner“ – 15 Jahre Toblacher Gespräche wird Ende 2003
oder Anfang 2004 im Ökom-Verlag erscheinen.
Akademie der Toblacher Gespräche
Nach dem Abschluss der Veranstaltungsreihe im Jahr 1999 führt nun die Akademie der Toblacher Gespräche die Arbeit weiter. Die Akademie will den Erkenntnissen der vorangegangenen Toblacher Gespräche zur konkreten Anwendung
verhelfen und gleichzeitig den Diskurs über ökologische Innovation weiterführen.
Die Vision ist der Einstieg in das „solare Zeitalter“ als zentrale Option für eine
nachhaltige Zukunft, wobei „solares Zeitalter“ nicht die bloße Energieproblematik
meint, sondern als Chiffre für eine umfassende Entwicklung steht. (Quelle: „Kultur
– Kunst –Nachhaltigkeit“ von Hildegart Kurt und Bernd Wagner)
Seit dem Frühjahr 2002 finden Weiterbildungskurse für Fachkräfte aus den Bereichen Planung, Architektur, Handwerk, Technik, Gebäudemanagement und Kommunalverwaltung zu ökologischem und solarem Bauen statt. Des Weiteren sind
Innovationsseminare und einen (möglichen) dreijährigen Zyklus der „Toblacher
Gespräche“ in Zusammenarbeit mit Weimar geplant in denen visionär und kreativ
vor allem über die kulturellen Aspekte einer zukunftsfähigen Entwicklung nachgedacht und gearbeitet wird.
Das Tutzinger Manifest
Hans Glauber initiierte u.a. mit Bernd Wagner und Hildegart Kurt ein Manifest für
die Stärkung der kulturell-ästhetischen Dimension von Nachhaltigkeit.
Aus der Tagung „Ästhetik der Nachhaltigkeit“ in der Evangelischen Akademie
Tutzing (April 2001) ging das Tutizinger Manifest hervor. Es fordert die nationale
und die internationale Nachhaltigkeitspolitik auf, sich mehr als bisher den gesellschaftlichen Entwicklungspotenzialen von Kultur, Ästhetik und Kunst zu öffnen.
Der Erfolg des Jahrhundertprojektes Nachhaltigkeit dürfte entscheidend davon
abhängen, ob und wie weit es künftig gelingt, neben naturwissenschaftlichen, sozial- und wirtschaftspolitischen Konzepten auch kulturell-ästhetische Gestaltungskompetenzen substanziell in die Umsetzungsstrategien einzubeziehen.
Herunterladen