02 | 2011 Bauen und Umwelt Informationen für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen FÖRDERUNG: Euorpaweites Programm „GreenConServe“ fördert auch EPDs CONSENSE 2011: IBU stellt europäisches EPD-Format vor EUROPA-KOMMISSION: Neue Bauproduktenverordnung veröffentlich Nachhaltige Gebäude sind die Zukunft EPD-zertifizierte Bauprodukte immer gefragter ▪Editorial▪ Editorial Auf der diesjährigen Consense, internationale Fachmesse für Nachhaltiges Bauen in Stuttgart, präsentiert sich das Institut Bauen und Umwelt e.V. mit einem neuen, erweiterten Standkonzept – ein Standkonzept, das nicht umsonst den Namen „EPD goes Europe“ trägt. Mit diesem Motto wollen wir andeuten, dass die Vereinheitlichung von Umwelt-Produktdeklaration mit der für Spätherbst/ Winter erwarteten „EPD-Norm“ (EN 15804) so gut wie abgeschlossen ist und einer grenzüberschreitenden Anwendung von EPDs in Europa damit nichts mehr im Weg steht. Impressum Herausgeber: Institut Bauen und Umwelt e.V. Geschäftsstelle, Rheinufer 108 53639 Königswinter Telefon: (022 23) 29 66 79-0 Telefax: (022 23) 29 66 79-1 E-Mail: [email protected] Internet: www.bau-umwelt.com 2 Redaktion: Frank Grootens, Franziska Hodek, Hans Peters, Annette Rausch, Gerd Schaller Denn nicht nur auf nationaler Ebene gilt die EPD inzwischen als das wichtigste Informationsmittel für die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden. Gemäß dem aktuellen Stand der internationalen und europäischen Normung zur Nachhaltigkeit von Bauwerken soll sich die Beurteilung der ökologischen Gebäudequalität auf die Ergebnisse einer vollständigen Ökobilanz abstützen. Für diese sind als Datengrundlage die Umwelt-Produktdeklarationen der verwendeten Bauprodukte heranzuziehen. EPDs stellen somit eine unverzichtbare Informationsquelle für die Gebäudezertifizierung dar, wie in Deutschland mit dem DGNB-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bereits praktiziert und umgesetzt. Hinzu kommt die erst kürzlich im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlichte Bauprodukten-Verordnung, die neben der Sicherstellung der Umweltverträglichkeit von Bauwerken erstmals auch nach einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen verlangt. Für die Bewertung dieser beiden, im Rahmen der Verordnung an Bauwerke gestellten Grundanforderungen soll ebenfalls auf EPDs zurückgegriffen werden. Vor diesem Hintergrund ist die Umwelt-Produktdeklaration sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene zu einem Informationsformat mit sehr hoher Relevanz und Aussagekraft avanciert, das im Bereich des nachhaltigen Bauens in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. Zusätzlich zu unserem umfangreichen Informationsangebot auf der Consense wird es in Kürze auch wieder zwei EPD-Workshops geben. Mit dem 13. und 24. Mai stehen Planern, Architekten und anderen am Bau Beteiligten gleich zwei Termine zur Auswahl, die sich in jedem Fall lohnen: In gewohnter Manier werden renommierte Referenten im Rahmen der Workshops alle Fragen rund um die EPD beantworten – vom Inhalt über den Vergabeprozess bis hin zum Status Quo der europäischen Normung. Hinzukommen wird diesmal ein neuer Programmpunkt: „GreenConServe“, ein Förderprogramm der EU-Kommission und der Klimaschutzinitiatve des Bundesumweltministeriums, das kleine und mittlere Unternehmen auf dem Weg zur eigenen EPD unterstützt. Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass die aktuelle Ausgabe von „Bauen um Umwelt“ ganz im Zeichen unserer Mitglieder steht. Einige von ihnen stellen im Folgenden aktuelle oder kürzlich realisierte Bauprojekte vor, bei denen unter anderem EPD-zertifizierte Bauprodukte zum Einsatz gekommen sind. Nicht zuletzt daran können wir erkennen, dass immer mehr Hersteller und Bauplaner auf die EPD setzen. Dipl. Ing. Hans Peters Geschäftsführer Fotos: Bundesverband Kalksandstein, Calsitherm/ Oliver Heissner, DAW, Heradesign; IBU, IVPU, KME, Moonrun, PR Company, Rheinzink, Röhr+Stolberg, ThyssenKrupp 3 ▪Neues aus der EU▪ Neue Bauproduktenverordnung im Amtsblatt der EU veröffentlicht Umwelt - Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Umwelt - Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Mineralische Werkmörtel Mauermörtel Leichtmauermörtel Saint-Gobain Weber SCHWENK GREUTOL AG GmbH Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Deklarationsnummer EPD-DRW-2008112-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V www.bau-umwelt.com Bundesverband Leichtbeton e.V. Saint-Gobain ISOVER G+H AG Deklarationsnummer EPD-BVL-2009211-D Deklarationsnummer EPD-GHI-2008211-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com nach ISO 14025 Keramische Fassadenelemente Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. Bade- und Duschwannen aus Stahl-Email EGGER EUROSTRAND® OSB EGGER OS’Brace Dach-, Decken- und Zwischensparrendämmung ������������������� EPD-ALW-2010111-D ������������������������������� www.bau-umwelt.com Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 nach ISO 14025 Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 L Mineralwolle mit ECOSE® Technology Kalksandstein CREATON AG ������������������������������ ������� Unkaschierte Glaswolle-Platten und -Filze Deklarationsnummer EPD-BVL-2008111-D Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 nach ISO 14025 TONALITY® ��������������� Bundesverband Leichtbeton e.V. Deklarationsnummer EPD-GUT-2009111-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 ������������������������� nach ISO 14025 Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V. Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration - Flammschutz auf Basis von Aluminiumhydroxid Deklarationsnummer EPD-SGW-2010121-D Deklarationsnummer EPD-BMT-2009251-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Umwelt-Produktdeklaration Großformatige Elemente aus Leichtbeton Mauersteine aus natürlichem Zuschlag und Zumischungen von industriell hergestelltem Zuschlag - Getuftete Nutzschicht 100% PA6 - Bitumenrücken mit Vliesabdeckung Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG BAUMIT GmbH Putztechnik GmbH & Co. KG Deklarationsnummer EPD-SPT-2009251-D nach ISO 14025 nach ISO 14025 Selbstliegende Teppichfliesen Unkaschierte bzw. unbeschichtete kunstharzgebundene Steinwolle-Dämmstoffe Mineralische Werkmörtel Putzmörtel Armierungsputz Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 nach ISO 14025 nach ISO 14025 Mineralische Werkmörtel Putzmörtel System aus Armierungsputz und Normalputz-Oberputz nach ISO 14025 nach ISO 14025 Kaldewei GmbH & Co. KG Fassadentafeln und ebene Tafeln Textura / Natura, Eterplan ThermoPlan®- und ThermoBlock®-Ziegel Glunz AG TOPAN® MDF AGEPAN® Holzfaserplatten Mein Ziegelhaus GmbH & Co. KG >>bauforum Eternit AG Deklarationsnummer EPD-MZH-2008111-D Die EU-Bauproduktenverordnung ist im Amtsblatt der Europäischen Union vom 04.04.2011 bekannt gemacht worden. Fast drei Jahre nachdem die Europäische Kommission ihren Vorschlag für eine neue EU-Bauproduktenverordnung (EUBauPV) vorgelegt hat, konnte das europäische Verordnungsverfahrungen am 28. Februar 2011 im Rat abgeschlossen werden (A048/2011-N1). Das neue Recht gilt ab 1. Juli 2013. Regelungen im Zusammenhang mit der Benennung, Überwachung und Begutachtung der Technischen Bewertungsstellen treten Eine wesentliche Änderung im Vergleich zur Bauproduktenrichtlinie betrifft die Erweiterung der sechs an bauliche Anlagen gestellten Grundanforderungen um eine siebte Anforderung: „Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen“. Dahinter verbergen sich Kriterien wie die Recyclebarkeit des Bauwerks und seiner Baustoffe, die Dauerhaftigkeit des Bauwerks und der ressourcenschonende Einsatz von Rohstoffen und Sekundärbaustoffen. Um den Anforderungen der Bauproduktenverordnung gerecht werden zu können, bedarf es entsprechenden Informationsformaten, die all diese Daten offen legen und vergleichbar machen. In den Erwägungsgründen des Verordnungstextes wird ausdrücklich auf die Verwendung von EPDs verwiesen: „ Zur Bewertung der nachhaltigen Nutzung der Ressourcen und zur Beurteilung der Auswirkungen von Bauwerken auf die Umwelt sollten die Umwelterklärungen (Environmental Product Declarations - EPD), soweit verfügbar, herangezogen werden.“ EPD wird von der EU finanziell gefördert Oftmals fehlen kleinen und mittleren Unternehmen die Mittel, um bestehende Innovationen im Bereich Klima- und Umweltschutz gewinnbringend umzusetzen. Daher wurde von der EU-Kommission ein neues Förderprojekt ins Leben gerufen, das solche Unternehmen bei der Entwicklung und Etablierung von umweltrelevanten Innovationen im Gebäudesektor unterstützen soll: Im Rahmen von „GreenConServe“ (GCS), dessen Partner in Deutschland unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist, erhalten Unternehmen Wertgutscheine, 4 die sie für bestimmte Beratungsleistungen einlösen können, sowie einschlägige Schulungen zum Thema Nachhaltiges Bauen. Entsprechend des Projektziels, Kleinunternehmen finanziell und beratend zur Seite zu stehen, ist auch für die Erstellung einer Umwelt-Produktdeklaration (EPD) des IBU mit Fördergeldern zu rechnen. Schließlich steht die EPD für ehrgei- zige Klimaziele ein und bildet die Informationsgrundlage für die Gebäudezertifizierung durch die DGNB. Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 EPS-Hartschaum (grau) mit Wärmestrahlungsabsorber Deklarationsnummer EPD-GLU-2010111-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.de Environmental Product Declaration according to ISO 14025 Umwelt-Produktdeklaration Deklarationsnummer EPD-IVH-2009211-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Deklarationsnummer EPD-QMX-2009211-D Deklarationsnummer EPD-FPX-2010111-D Deklarationsnummer EPD-IFF-2010211-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e. V. www.bau-umwelt.com Umwelt-Produktdeklaration Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Mikroporöse Calciumsilikat-Wärmedämmstoffe EGGER EUROSTRAND® OSB EGGER OS’Brace CALSITHERM® Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG quick-mix Gruppe GmbH & Co. KG EPD-BFS-2010111-D nach ISO 14025 Klebe- und Armiermasse Caparol enthält Recycling-Material (Rückenbeschichtung) Ökobilanz-Berechnung und Unterstützung: Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden e.V. Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Deklarationsnummer EPD-EHW-2008211-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com nach ISO 14025 Mineralische Werkmörtel Putzmörtel - Normalputze Elevation II EPLF® European Producers of Laminate Flooring e.V. Number of declaration EPD-ELF-2009111-E Deklarationsnummer EPD-ETE-2008111-D Umwelt-Produktdeklaration nach ISO 14025 Modularer Microtuft-Teppichboden FPX – Fachvereinigung Polystyrol–Extruderschaumstoff Deklarationsnummer EPD-KME-2009112-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Umwelt - Produktdeklaration XPS - Extrudierter Polystyrolschaum Industrieverband Hartschaum e.V. KM Europa Metal AG Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com nach ISO 14025 Direct Pressure Laminate Floor Covering Blanke / Verzinnte Hausinstallationsrohre Deklarationsnummer Deklarationsnummer EPD-KAL-2009111-D Deklarationsnummer EPD-EHW-2008112-D Institut Bauen und Umwelt e. V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Außerdem wurde die bestehende Anforderung Nr.3 „Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz“ erweitert. Sie legt den Fokus auf den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks und zielt u.a. darauf ab, negative Einflüsse auf Umwelt und Klima weitestgehend zu vermeiden. In diesem Kontext kommt der Ökobilanzierung von Baustoffen eine entscheidende Rolle zu. Deklarationsnummer EPD-KNI-2011111-D Deklarationsnummer EPD-BKS-2009111-D Deklarationsnummer EPD-CRE-2009111-D dagegen sofort, d.h. 20 Tage nach Veröffentlichung, in Kraft. Dazu gehören auch vorbereitende Maßnahmen zur Einrichtung der notifizierenden Stellen und Behörden. Gleichzeitig gilt bis 30. Juni 2013 die Bauproduktenrichtlinie vollumfänglich weiter. Das bedeutet für Hersteller, dass es bis dahin bei den bekannten Verfahren zur Erlangung der CE-Kennzeichnung bleibt. Baus Offene Walzp und Grobb EGGER Laminatboden Silikatbaustoffe GmbH Deklarationsnummer EPD-DAW-2009111-D Deklarationsnummer EPD-EHW-2008112-D Deklarationsnummer EPD-CSP-2008112-D Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V www.bau-umwelt.com Institut Bauen und Umwelt e.V. www.bau-umwelt.de Institut Bauen und Umwelt e.V. http://www.bau-umwelt.com � Einheitliche EPD in Europa Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) präsentiert sich zusammen mit PE International auf der Consense 2011 in Stuttgart. Das IBU vergibt dort bereits die ersten europäischen EPDs und stellt die Rolle der EPD in internationalem Kontext konkret heraus. Unter dem Motto „EPD goes Europe – Einheitliche EPDs in Europa“ präsentiert das Institut Bauen und Umwelt (IBU) gemeinsam mit PE International in diesem Jahr ein neues Standkonzept auf der jährlich stattfindenden Consense 2011 (29.06.30.06.2011, Messe Stuttgart). Ziel ist es, die Umwelt-Produktdeklaration (kurz EPD) des IBU mit ihren Alleinstellungsmerkmalen weiter zu stärken und ihre Relevanz in internationaler Hinsicht auszubauen. Große Aufmerksamkeit bekommt dabei die künftige, europäische Norm EN 15804. Das IBU ist bereits heute in der Lage, alle Anforderungen der Norm zu erfüllen und wird bereits auf der Consense 2011 die ersten europäischen EPDs übergeben. Die UmweltProduktdeklaration ist in Deutschland längst kein Nischenprodukt mehr. Gerade der hohe Standard, der allein aufgrund des Öko-Labels Typ III nach ISO 14025 gegeben ist, hat die EPD zu einem glaubwürdigen Informationsformat werden lassen, das auch international anerkannt wird. Das Institut Bauen und Umwelt hat zusätzlich zu den Anforderungen einer Typ III Deklaration ihren eigenen Standard noch erhöht. Experten und Hersteller erarbeiten gemeinsam die produktspe- zifischen Anforderungen (sog. PCRs) für den Inhalt der EPD, diese Anforderungen werden von einem gesonderten Sachverständigenausschuss auf ihre Konsistenz geprüft und der EPD Entwurf letztendlich in zwei Prüfverfahren von weiteren, unabhängigen Dritten verifiziert. Aufgrund dieses Verfahrens erhält eine EPD des IBU seine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Umwelt-Produktdeklarationen können branchenübergreifend für alle Bauprodukte erstellt werden. Ob für einen einzelnen Hersteller, mehrere zusammengeschlossene Hersteller oder einen gesamten Verband: die EPD ist – auch auf lange Sicht hin gesehen – ein Informationsformat mit sehr hoher Aussagekraft und Relevanz, wenn es um die gesamtheitliche Darstellung eines Bauproduktes geht, ohne dies zu bewerten. Gebäudezertifizierer wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) haben dies bereits erkannt. Sie nutzen und empfehlen Umwelt-Produktdeklarationen ganz konkret für die Nachhaltigkeitsbestimmung eines Gebäudes. Auch mit Blick auf die ab 2013 geltende, gesetz- liche Vorschrift, Umweltinformationen über ein Bauprodukt liefern zu müssen, um es verkaufen zu können, ist die Notwendigkeit einer EPD für Bauprodukthersteller gegeben. Mit dem von PE International entwickelten Programm „GaBi Build-it“ wird für Architekten, Zertifizierer und Hersteller ein weiterer Vorteil der EPD verdeutlicht. Das Programm ermöglicht es Gebäudeplanern und –zertifizierern den Grad der Nachhaltigkeit ihres geplanten Gebäudes schon im voraus zu berechnen. So können noch vor Baubeginn Schwachstellen beseitigt werden und ggf. durch das Austauschen bestimmter Materialien oder Konstruktionen die Nachhaltigkeit des Gebäudes optimiert werden. Die für die Berechnung erforderlichen Datensätze kann der Planer aus der Ökobau.dat oder aus spezifischen EPDs entnehmen, die im System hinterlegt sind. Hersteller, die eine EPD des IBU besitzen, werden somit bei der Auswahl der Baustoffe immer mehr bevorzugt und erfahren einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. 5 ▪EPD-Workshop▪ ▪Bauen mit EPD▪ Zwei EPD-Workshops im Mai Im Rahmen zweier EPD-Workshops, zu denen das IBU am 13. und 24. Mai nach Berlin bzw. Frankfurt einlädt, informieren renommierte Referenten über Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) für das nachhaltige Bauen. Im Fokus stehen die neue Bauprodukten-Verordnung und ein neues Förderprojekt, das vor allem kleine und mittlere Unternehmen unterstützen soll. Seitdem Werte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit ins Bewusstsein der Menschen gelangt sind, sehen sich auch Bauprodukthersteller mit neuen Anforderungen konfrontiert: In verstärktem Maße müssen sie nun umwelt- und gesundheitsrelevante Informationen zu ihren Produkten bereitstellen. Ein geeignetes Mittel hierfür sind die Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) des Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU), die als Informationsgrundlage für das Nachhaltige Bauen fungiert. Diesem Thema werden im Mai zwei EPDWorkshops gewidmet. Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe, die das IBU gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und Five Winds International ausrichtet, findet diesmal in zwei Städten statt: am 13. Mai in Berlin und am 24. Mai in Frankfurt. Neben grundsätzlichen Fragen zur EPD-Vergabe und den konkreten Vorteilen der Umwelt-Produktdeklaration bei der Gebäudezertifizierung steht das neu initiierte Projekt „GreenConServe“, das zur Innovationsförderung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMUs) ins Leben gerufen wurde, im Mittelpunkt der Veranstaltung. Im Rahmen des Programms erhalten KMUs unter anderem auch finanzielle Unterstützung bei der Erstellung von ProduktÖkobilanzen, die den Kern einer EPD des IBU bilden. Den Anfang der Fachvorträge macht Dipl.-Ing. Hans Peters (Geschäftsführer IBU), der zunächst grundlegend über den Themenkomplex „Bauprodukte für das Nachhaltige Bauen“ so6 wie die zukünftigen Anforderungen zum Thema Nachhaltigkeit aus der neuen Bauprodukten-Verordnung informiert. Im Anschluss werden Nicolas Kerz vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und Anna Braune von PE International das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) bzw. das DGNB-Zertifkat für Nachhaltige Gebäude vorstellen. Die DGNB-Auditorin wird dabei näher auf die Rolle der Umwelt-Produktdeklaration bei der Gebäudezertifizierung eingehen. Abgerundet wird das Vormittagsprogramm von Dr. Eva Schmincke (Five Winds International), die einen Einblick in den aktuellen Stand der europäischen Normung gibt. Nach der Mittagspause wird Hans Peters den Praxisteil des Workshops eröffnen. In seinem Vortrag erläutert er, was eine EPD beinhaltet und wie ein Hersteller zu einer EPD gelangt. Am Beispiel „Fußbodenbeläge“ wird Julia Goerke vom TFI - Institut für Bodensysteme an der RWTH Aachen e.V. den Vergabeprozess weiter verdeutlichen. Ergänzend behandelt Anna Braune die Erstellung von EPDs am Beispiel Mörtel, Putze und Estriche, wobei sie auch auf den Nutzen des Software-Tools „GaBi i-reports“ – ein webbasiertes Ökobilanzierungsprogramm – eingehen wird. Im letzten Themenblock wird Dr. Eva Schmincke ausführlich über das neue Projekt „GreenConServe“ (GCS) informieren, das von der Europäischen Kommission in Kooperation mit der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums zur Innovationsförderung von KMUs im Bereich Nachhaltiges Bauen initiiert wurde. Ziel ist es, die allgemeinen Rahmenbedingungen für innovative KMUs durch direkte Förderung zu verbessern. Zu diesem Zweck soll ein Gutscheinsystem eingeführt werden, das es Unternehmen ermöglicht, Gutscheine im Wert von maximal 20.000 Euro für technische, unternehmerische oder thematische Beratung, beispielsweise in Zusammenhang mit der Erstellung von EPDs, einzulösen. An welche Bedingungen die Fördermaßnahmen konkret geknüpft sind und wie das Anmeldeverfahren für das GCS-Projekt vor sich geht, können Interessenten nach Beendigung der Vortäge im persönlichen Gespräch mit den Referenten erfahren. „Dass unsere Umwelt-Produktdeklaration bei einem solch prestigeträchtigen Projekt als förderungswürdig gilt, beweist einmal mehr die hohe Relevanz der EPD als international anerkanntes Informationsformat für nachhaltige Bauprodukte“, erklärt Hans Peters und freut sich auf die kommenden beiden Workshops. Calsitherm dämmt die Hamburger Elbphilharmonie Den aktuell wohl visionärsten Neubau Deutschlands schützt eine innovative Innendämmung des ostwestfälischen Unternehmens Calsitherm Silikatbaustoffe GmbH vor Wärmeverlusten. Mit der Fertigstellung der neuen Elbphilharmonie in der HafenCity hat Hamburg ein neues Wahrzeichen als Top-Kulturmetropole: Einer Krone ähnlich sitzt das gläserne Gebäude auf dem ehemaligen Kaispeicher A und ragt weithin sichtbar über die Dächer der Stadt. Die Verbindung des traditionellen Backsteinbaus des Kaispeichers mit der modernen Architektur der Elbphilharmonie soll zeigen: Die Hansestadt setzt auf alte Tradition ebenso wie auf zukunftsweisende städtebauliche Innovation. Die Firma Calsitherm aus Bad Lippspringe hat dafür einen wichtigen Beitrag geliefert: Um in der Außenansicht des Basisgebäudes den Charakter der Speicherstadt zu erhalten, war es notwendig, die Außenwände der unteren Etagen von innen zu dämmen. Mit der bauphysikalischen Berechnung war die Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer der technischen Universität Dresden beauftragt. Auf Grundlage des Gutachtens kam es zur Entscheidung, die CalsithermKlimaplatte als Dämmmaterial zu verwenden. Dank seines zu 90 Prozent aus Luftporen und Kapillaren bestehenden Materialgefüges ist das Calciumsilikatprodukt wärmedämmend, kapillaraktiv, nicht brennbar und umweltverträglich, was im Detail in der IBU-EPD dargestellt wird. Besonders bemerkenswert ist die Eigenschaft „kapillaraktiv“: Die diffusionsoffene Klimaplatte nimmt über ihre gesamte Materialdicke bis zu 90 Prozent ihres Volumens Feuchtigkeit in Form von Dampf oder kondensiertem Wasser auf, puffert die Feuchtigkeit und gibt sie langsam wieder an den Raum zurück. Auf diese Weise regelt die Platte gewissermaßen selbsttätig die relative Luftfeuchte und sichert damit maßgeblich ein dauerhaft gesundes Raumklima. Beim Zukunftsprojekt Elbphilharmonie wurden 120 mm dicke Platten vollflächig auf die Innenwand verklebt und zur statischen Sicherheit zusätzlich verdübelt. Insgesamt misst die innen gedämmte Fläche rund 5.000 m². Indes beschränkt sich die Anwendung der CalsithermKlimaplatte keineswegs auf Großobjekte. Dank seiner hervorragenden Eigenschaften eignet sich der durch und durch mineralische Baustoff auch für die Innendämmung von Schulen, Kirchen, Museen, Büros und Wohnungsbauten sowie ganz besonders von denkmalgeschützten Gebäuden. Nach aktueller Schätzung werden die Objektkosten für die Elbphilharmonie rund 500 Millionen Euro betragen – gewiss eine stolze Summe. Dafür erhält Hamburg aber nicht nur ein architektonisches Paradestück, sondern dazu ein einzigartiges Symbol, das den eigenen Bürgern und der ganzen Welt eine unvergessliche Identifikation des Standortes vermittelt. Weitere Informationen unter: www.calsitherm.de 7 ▪Fachbeitrag▪ ▪Fachbeitrag▪ Nachhaltiges Bauen beginnt mit den Baustoffen Nachhaltiges Bauen ist die Herausforderung der Stunde. Die Zukunftsfähigkeit, aber auch die Qualität von Gebäuden hängen ursächlich von den verwendeten Bauteilen und deren Einbausituation ab. Die Bereitstellung von entsprechenden Informationen über Baustoffe und Bauteile ist ein grundsätzliches Element des nachhaltigen Bauens. Der Erstellung, Unterhaltung und Nutzung von Gebäuden sowie der Infrastruktur werden die größten Anteile des Ressourcen- und Energieverbrauchs zugeordnet – gleichwohl wird nichts so konkret mit Nachhaltigkeit verbunden wie Bauwerke. Dies gilt für Kulturbauten vergangener Epochen ebenso wie für Aktuelle. Bauen und Umwelt gehören dabei unmittelbar zusammen: Erst durch das Bauen wird die Umwelt zum Lebensraum. Eine ausreichende Infrastruktur und adäquater Wohnraum sind beispielsweise notwendige Garanten für unsere soziokulturelle Entwicklung. Andererseits sind Bauwerke wesentliche Eingriffe des Menschen in die Umwelt. Nachhaltiges Bauen ist daher ein gesellschaftspolitischer Konsens, der in Deutschland und der EU von größter Bedeutung ist. Die Überlegungen zur Nachhaltigkeit sind nicht neu: die politischen Aktivitäten in Deutschland reichen bis in die 80er Jahre zurück. Der Deutsche Bundestag hat mit den Enquete-Kommissionen „Schutz der Erdatmosphäre“ und „Schutz des Menschen und der Umwelt“ bereits 1990 bzw. 1995 die politischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen für einen zukunfts- und sachgerechten Umgang mit dem Thema geschaffen. Konkret auf den Baubereich bezogen wurde 2001 der „Leit8 Bauen“ (BNB) geführt und weiterentwickelt. Damit dies funktioniert, müssen die Baustoff- und Bauprodukthersteller alle relevanten Daten in einem geeigneten Informationssystem bereitstellen, einer UmweltProduktdeklaration (Environmental Product Declaration, EPD). EPDs bilanzieren Umweltwirkungen faden Nachhaltiges Bauen“ vorgestellt und der sog. „Runde Tisch Nachhaltiges Bauen“ ins Leben gerufen, beides eine Initiative des Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (heute: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, BMVBS). Die Arbeiten des Runden Tisches stellen den Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung des deutschen Zertifizierungssystems dar, das im Juni 2008, nach zweijähriger Zusammenarbeit zwischen BMVBS und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Inzwischen liegt die Anzahl der zertifizierten und vorzertifizierten Gebäude durch die DGNB bereits bei über 170. Die Zertifizierung von Gebäuden der öffentlichen Hand erfolgt seit Herbst 2009 durch das BMVBS und wird unter dem Namen „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauprodukte spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfassung der umweltbezogenen Qualität eines Gebäudes. Die Qualität eines Gebäudes definiert sich aus der Summe der Eigenschaften der Produkte, und zwar je nachdem, wie und wo sie eingebaut werden. Wenn das Gebäude in seinen Dimensionen und Anforderungen dokumentiert ist, lassen sich viele seiner Qualitäten aus den Produkteigenschaften ableiten. EPDs, wie sie das Institut Bauen und Umwelt (IBU) ausstellt, vermitteln Daten über die Umweltleistung von Baustoffen und -produkten in Verbindung mit deren funktionaler Leistungsfähigkeit. EPDs beinhalten einen weltweit vereinbarten und definierten Grunddatensatz, der den Anteil der Baustoffherstellung an maßgeblichen Umweltwirkungen wie dem Ressourcenverbrauch, dem globalen Treibhauseffekt oder der Versauerung von Gewässern und Böden darstellt. Mit dem Lebenszyklusansatz „von der Wiege bis zur Bahre“ wird nicht nur der Gebrauch an Energie und Rohstoffen berücksichtigt, der im Werk des Baustoffherstellers entsteht. Im Fokus steht auch der Ressourcenverbrauch, der für die Herstellung von Vorprodukten, für Transporte oder für die Stromerzeugung anfällt. Das Gleiche gilt für emissionsbedingte Umweltwirkungen und die zu entsorgenden Abfälle. Eine EPD legt somit eine umfassende Bilanz aller Umweltwirkungen offen, die insgesamt mit der Produktherstellung verbunden sind. Sie bilden ferner eine allgemein verbindliche Voraussetzung, um Bauwerke im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit bewerten zu können. Denn ein Gebäude hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit allein nach ökologischen Gesichtspunkten zu bewerten, reicht aufgrund der monofunktionalen und verkürzten Betrachtungsweise nicht aus. Entscheidend ist am Ende der „Gleichklang“ zwischen Ökonomie, Ökologie, technischer Leistungsfähigkeit und soziokulturellen Aspekten. Bei der Erfassung der Umwelteigenschaften eines Gebäudes gilt es zunächst mit Hilfe einer Ökobilanz die Material- und Energieströme der zu verbauenden Produkte zu erfassen, die durch ihre Herstellung ausgelöst wurden und die daraus resultierenden Umweltauswirkungen zu bilanzieren. Auch technische und stoffliche Eigenschaften der Produkte werden vermittelt, wie zum Beispiel Dämm- oder Schallschutzeigenschaften oder in welchem Ausmaß ein im Innenraum verbautes Produkt die Luftqualität verändern kann. Entscheidend für den Grad der Umwelteinwirkung ist bei einem Bauwerk die Nutzungsphase, in der die Umwelt viel stärker belastet wird als während der Bauphase. Dabei sind Aspekte wie Wärmeverbrauch und Erhaltungsaufwand wesentliche Punkte. Diese werden bereits in der Planungsphase durch Nutzungsszenarien, wie zum Beispiel die Energieeineinsparverordnung berücksichtigt. Grundsätzlich sind außerdem Abbruch und Recycling des Bauwerks zu berücksichtigen, zu denen in den EPDs ebenfalls Hinweise und Rahmenbedingungen zu finden sind. Neben dieser Bewertung der Umweltleistung eines Bauwerks sind für die Nachhaltigkeitsbestimmung in gleichem Maße die wirtschaftlichen und soziokulturellen Aspekte wesentlich. Von der ökonomischen Seite her werden die Kosten für die Erstellung eines Bauwerks, die Nutzungskosten, Erhaltungsaufwendungen sowie alle weiteren Lebenszykluskosten betrachtet. Soziokulturelle Aspekte betreffen zum Beispiel die Fragen der Behaglichkeit, der technischen Funktionalität oder auch der Barrierefreiheit. Zu all diesen Punkten können EPDs relevante Informationen beisteuern. EPDs sind ein allgemein gültiges Umweltinformationssystem für Baustoffe und Bauprodukte, das insbesondere gleiche Rand- und Rahmenbedingungen, Wettbewerbskriterien sowie Umwelt- und Gebrauchsindi- katoren definiert. In internationalen Normen – wie der ISO 14025 für alle Produkte und der ISO 21930 für Bauprodukte – werden die prinzipielle Vorgehensweise zur Erstellung einer EPD sowie deren wesentlichen Inhalte geregelt. Aufgrund der bedeutenden Unterschiede in der Funktionalität und Anwendungsweise von Baustoffen und Bauprodukten besteht jedoch im Detail Klärungsbedarf. Derzeit werden auf europäischer Ebene diese Normen konkretisiert, so wird noch dieses Jahr die EN 15804, die die erforderlichen Details für Baustoffe und Bauprodukte definiert, verabschiedet werden. Eine EPD ist nur so glaubwürdig und verwendbar, wie ihre Daten aktuell sind und von unabhängigen Sachverständigen überprüft werden. So müssen Änderungen in der Herstellung von Baustoffen und Bauprodukten zu einer Aktualisierung der Ökobilanz führen. Normativ (EN 15804) geht man von einem Fünfjahreszyklus aus; das Programm des IBU beispielsweise gibt einen Dreijahreszyklus vor. Nachhaltiges Bauen ist eine neue und wesentliche Anforderung der Gesellschaft aber auch privater Initiativen wie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Die Folge wird sein, dass Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus unter Beachtung der Faktoren Ökologie, Ökonomie, technische und soziokulturelle Funktionalität bewertet werden. Für Bauteil- und Baustoffhersteller bedeutet dies, dass sie Informationen bezüglich der funktionalen und umweltbezogenen Leistungsfähigkeit zur Verfügung stellen müssen. Mit Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) liegt dafür bereits ein allgemeingültiges und international anerkanntes Informationsformat vor, das sich zu einem branchenübergreifenden Industriestandard entwickelt hat. Die bereits über 170 über das IBU erstellten EPDs für Bauprodukte aus allen Material- und Werkstoffbereichen belegen dies. 9 ▪Mitgliederinformationen▪ ▪Mitgliederinformationen▪ Dachsanierung mit Polyurethan Wer eine Dachdämmung aus Polyurethan wählt, trifft eine Entscheidung für die nächsten fünfzig Jahre und mehr. So lange dauert es in der Regel, bis die nächste Dachsanierung ansteht. Bei modernen PolyurethanDämmsystemen auf den Sparren gilt daher: Nicht dicker, sondern effektiver und nachhaltiger dämmen. Eine hochwertige Polyurethan-Dämmung auf den Sparren ist bauphysikalisch und wirtschaftlich eine optimale Lösung. Wirtschaftlich gesehen sind Polyurethan-Dämmelemente leicht und einfach zu verarbeiten. Ökologischer Vorteil: Aufgrund ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit lassen Polyurethan-Dämmstoffe bei gleicher Dicke rund 40 Prozent weniger Wärme in den Dachraum als andere Dämmstoffe. In der kalten Jahreszeit ist die Einsparung kostbarer Heizenergie um 40 % höher, und die Kälte bleibt draußen. Ein weiterer Vorteil für die Umwelt: Aus Polyurethanresten lassen sich hochwertige PolyurethanRecycling-Konstruktionswerkstoffe herstellen. Polyurethan spart hundertmal mehr Energie ein als zur Herstellung benötigt wird. Weitere Informationen unter: www.ivpu.de Energieplus Kindergarten Mit dem Projekt „Kommunaler PlusEnergie-Kindergarten Wiernsheim“ gewann das Kornwestheimer Architekturbüro Raible den Preis der I. Kategorie im Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2010“. Bei der Gestaltung der Wandflächen wurde mit Farben und Materialien gearbeitet: Das Erdgeschoss erscheint als verputzter Bereich, wobei vor allem die orangefarbene Ausbildung des Mauerriegels am Eingang heraus sticht. Darüber wölbt sich halbtonnenartig ein holzverkleideter Dachgeschossaufbau. Den Konstruktionen in beiden Geschossen ist gemein, dass sie mit Kalksandstein Rasterelementen gemauert sind. Der hohen Effizienz bei Gebäudehülle und Anlagentechnik steht die Gewinnung von regenerativen Energien mittels Photovoltaik gegenüber. Auf das gewölbte Blechdach wurden Dünnschicht-Photovoltaikzellen auflami10 niert mit einer Leistung von 10kWpeak. Der jährliche Stromertrag beträgt laut Planung knapp 10.000kWh pro Jahr. Bei der Gegenüberstellung der Primärenergiekennwerte für Heizung, Warmwasser, Hilfsenergie und Strom und dem Ertrag aus Photovoltaik ergibt sich daraus eine Plusenergiebilanz. Das Gebäude stellt mehr Energie bereit als es verbraucht. Eine digitale Anzeige im Eingangsbereich des Kindergartens weist die aktuellen Erträge der Photovoltaikanlage aus. Für die Eltern und Betreuerinnen ein gutes Gefühl, die tägliche Bilanz zu sehen. Mit ein wenig Erklärung kann den Kindern erfahrbar gemacht werden, dass sie schon heute in einem Haus leben, das für sie morgen zur Selbstverständlichkeit wird. Weitere Informationen unter: www.kalksandstein.de Nachhaltige Akustiklösung wesen, Nahrungsmittelindustrie etc. Heradesign soft Akustiklösungen können durch ihr geringes Gewicht auch verklebt werden. Stefan Königs, Leiter Produktmanagement bei Heradesign: „Wir beweisen hiermit, dass unser Wissen bezüglich Akustik und Design nicht unbedingt in Holzwolle verpackt werden muss.“ Heradesign erweiterte sein Produktprogramm und bietet seit Februar eine nachhaltige Akustiklösung aus Mineralwolle an. Den Hauptanwendungsbereich sieht Heradesign vor allem dort, wo Akustikprodukte auf Holzwollebasis wegen ihrer Produkteigenschaften nicht in Frage kommen, wie Großküchen, Gesundheits- Bei der neuen Akustiklösung handelt es sich um ein so genanntes Soft Felt Produkt, eine Akustikplatte aus Mineralwolle, die mit einem Vlies kaschiert ist. Das Besondere an Heradesign soft ist sein Kern, der auf Basis der ECOSE Technologie von Knauf Insulation hergestellt wird. Diese ist eine neue, auf vorwiegend biologischen Inhaltsstoffen basierende Bindemitteltechnologie. Die Technologie ist die weltweit erste Bindemitteltechnologie für Mineralwolle, bei der kein Formaldehyd, kein Phenol, kein Acrylharz und auch keine Farbstoffe eingesetzt werden. Heradesign soft punktet nicht nur durch Nachhaltigkeit. Auch die gemessenen Schallabsorptionswerte können sich sehen lassen. Die Produkte der soft-Reihe sind der Baustoffklasse (Brandverhalten) A2 zugeordnet. Sie wird es vorerst in der Farbe Weiß und in acht Ausführungsvarianten geben. Weitere Informationen unter: www.heradesign.de Moderne Architektur mit Titanzink Von der Straße gesehen hat das Wohnhaus die Anmutung einer Burg – ein Burggraben aus Beton, eine künstlerisch gestaltete, dauerhafte Rheinzink-Fassade und transparente Durchbrüche. Helligkeit und Offenheit prägt die Stimmung im Haus, der offene Gemeinschaftsbereich zieht sich durch das gesamte Haus und nimmt drei Viertel des Wohnbereiches ein. Hier haben die Kinder viel Bewegungsraum. Von jedem Raum ist ein Ausgang ins Freie möglich, an der Südseite verläuft ein durchgehender Balkon, durch große Glasflächen und wandhohe Glas-Schiebe-Elemente öffnet sich das Haus zum Garten hin. Die freitragende Holzleimbinderkonstruktion strukturiert das Haus, zur Gar- tenterrasse hin enden diese Balken als tragende Säulen. Eine Planung für Generationen braucht auch einen Schutz für Generationen, daher wurde das Gebäude mit Rheinzink-„vorbewittertpro schiefergrau“ verpackt. Titanzink ist ein ökologischer Werkstoff und besitzt ein sehr niedriges Wirkpotenzial. Außerdem weist Rheinzink-Titanzink, wie die EPD des IBU zeigt, eine sehr gute Lebenszyklusanalyse auf und ist zu 100% recycelbar. Das flach geneigte Dach wurde in Doppelstehfalz mit eingelegtem Falzdichtband ausgeführt. Die hinterlüftete Fassadenbekleidung dient nicht nur dem Gebäudeschutz, sie ist auch ein Kunstwerk. Schönheit und lange Funktion, keine Wartung und nachfolgenden Kosten waren Basis dafür, dass das Material Rheinzink für die Umhüllung gewählt wurde. Weitere Informationen unter www.rheinzink.de 11 Steel goes Green Bleibende Werte: Walzblei-Produkte ThyssenKrupp Steel Europe präsentiert Umwelt-Produktdeklarationen für Bauprodukte. Die Röhr+Stolberg GmbH fertigt Blei-Produkte für die Anwendungsgebiete Dach, Fassade, Strahlen- und Schallschutz, die Automobilindustrie, die Kerntechnik, den Bereich Healthcare und den industriellen Apparatebau. Zu Jahresbeginn erhielten sie eine EPD des IBU. Transparenz für Nachhaltigkeit: ThyssenKrupp Steel Europe legt Umwelt-Produktdeklarationen für seine Bauelemente aus Stahl vor. Die Environmental Product Declarations (EPD) gelten für die gesamte Palette der einschaligen Bauteile und der Sandwichelemente für Fassade, Dach und Wand. Mit den EPD hat ThyssenKrupp Steel Europe als erster Hersteller die Ökobilanz seiner Erzeugnisse für die Gebäudehülle derart umfassend dokumentiert. Das Unternehmen stellt die Bauelemente aus Stahl in seiner Geschäftseinheit Color/Construction her. EPD machen die Umweltperformance von Bauprodukten und Baustoffen transparent. Immer mehr Architekten und Gebäudeplaner fordern solche Nachweise, damit sie schon bei der Produktauswahl das Optimum für ihre Nachhaltigkeitsziele herausholen können. Die EPD für die Bauelemente entsprechen dem ISO 14025 Standard. Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem 12 auf Nachhaltigkeitsthemen spezialisierten Beratungsunternehmen PE International erstellt. Geprüft hat die Deklarationen der Sachverständigenausschuss des Instituts für Bauen und Umwelt e.V. In den EPDs dokumentiert und beziffert sind die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus der Produkte, von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling: Dabei sind unmittelbar umweltrelevante Faktoren wie Auswirkungen auf Klima, Luft, Wasser und Boden genauso erfasst wie Gesundheitsschutz- und Arbeitsschutzaspekte bei Produktion und Verarbeitung. Die Zusammensetzung der für die Sandwichelemente verwendeten Hartschäume und Mineralwollen ist in gleichem Maße untersucht wie die Umweltauswirkungen bei Verpackung und Transport der Produkte. ThyssenKrupp Steel Europe präsentierte sich zur Bau 2011 unter dem Motto Steel Goes Green. Das Unter- nehmen unterstrich damit die gute Umweltbilanz der Bauprodukte aus Stahl. Speziell die Sandwichelemente mit ihren erstklassigen Dämmeigenschaften sind sehr energieeffizient und leisten so einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit den Bauteilen lassen sich beispielsweise die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) für die Wärmedämmung von Gebäuden besonders einfach und wirtschaftlich umsetzen. Die EnEV gilt seit 2009 auch für Industriegebäude. ThyssenKrupp Steel Europe verfolgt eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die auch wirtschaftliche und soziokulturelle Aspekte einschließt. Der Messeauftritt in München beleuchtete das Thema aus mehreren Perspektiven und machte deutlich, wie Stahlprodukte zum nachhaltigen Bauen beitragen. Weitere Informationen unter: www.thyssenkrupp.com Seit Jahrhunderten wird Blei aufgrund seiner materialtypischen Schönheit und Langlebigkeit als Baumetall für die Bedachung, die Verglasung und die Verzierung insbesondere für Pracht- und Sakralbauten verwendet. So sind der Kölner Dom, der Felsendom in Jerusalem oder die Hagia Sophia in Istanbul in Blei eingedeckt, um nur einige der schönsten und bedeutendsten Beispiele zu nennen. Und auch für moderne Bauanwendungen ist Blei ein unverzichtbares Material. Wenn es darum geht den Dach- und Wandbereich vor Witterungs- und Umwelteinflüssen optimal zu schützen, machen die hohe Korrosionsbeständigkeit und leichte Verarbeitung Produkte aus Blei zur ersten Wahl für Bauexperten. Darüber hinaus schützt Blei effektiv und zuverlässig vor Strahlen und Schall. Zum Schutz vor Röntgenund Gammastrahlung wird es daher im medizinischen Bereich zum Bei- spiel bei der Abschirmung von Röntgenräumen verwendet. In kritischen Anwendungsgebieten wie in Trinkwasserleitungen oder im Benzin ist Blei jedoch seit langer Zeit zu Recht verschwunden. Für die heutigen Verwendungszwecke ist der sachgemäße Umgang mit dem metallischen Werkstoff Blei jedoch unbedenklich. In Sachen Nachhaltigkeit kann der Werkstoff Blei insbesondere mit seiner sehr hohen Langlebigkeit und ausgezeichneten Recyclingfähigkeit punkten. Im Außenbereich angewendet zeichnet sich Blei als korrosions- und UV-beständig aus und hält jahrzehntelang jeder Witterung stand. Für Walzblei-Produkte verwendet Röhr+Stolberg zu 100% Blei, das aus recycelten Altbleiprodukten gewonnen wird. Diese werden von Hütten mit modernster Filtertechnologie aufgearbeitet und anschließend zu neu- en Produkten verarbeitet. Bleiabfälle aus der eigenen Produktion und vom Kunden werden bei Röhr+Stolberg ebenfalls in den Produktionskreislauf zurückgeführt. Natürliche Ressourcen und die Umwelt werden auf diese Weise geschont, da bereits im Umlauf befindliches Material genutzt wird und kein neuerlicher Abbau von Rohstoffen erfolgt. Der niedrige Schmelzpunkt und die leichte Formbarkeit von Blei ermöglichen zudem eine energieschonende Produktion. Über diese und weitere Details liefert die EPD für Walzblei-Produkte transparent Aufschluss. Bauherren, Planern und Architekten steht damit ein validiertes Dokument zur Verfügung, das produktspezifische Angaben für den Einsatz von Blei im Rahmen von nachhaltigen Bauprojekten liefert. Blei beweist sich als traditioneller Werkstoff mit Zukunft. Infos: www.roehr-stolberg.de 13 Hotel der Extraklasse macht nachhaltig Eindruck Das Düsseldorfer Hyatt Regency erhielt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) das Vorzertifikat in Silber und ist somit das erste Hotel, das sich diese Auszeichnung auf die Fahne schreiben darf. Gestaltet wurde das Hotel unter anderem mit Caparol Produkten. Ein Hotel der Extraklasse, gigantische Glasfassaden, prominente Lage, extravagante Innengestaltung, über 300 Zimmer, 19 Stockwerke und 175 Arbeitsplätze – das neue 5-Sterne-Hyatt Regency steht neben seinem Zwilling, einem spiegelverkehrten Bürogebäude, auf einer Landzunge im Rhein, die mit einer Fußgängerbrücke an die Innenstadt Düsseldorfs anschließt. Die entstandene Symbiose aus Funktion und Ästhetik schmeichelt den Sinnen. Das beginnt schon mit den sogenannten Lift Landings, dem Bereich, der die Aufzüge und das Entree räumlich klammert. Die Portale der vier Lifte sind in schwarzem Marmor gefasst, die Wände dazwischen lässt Capadecor Metallocryl Interior silbrig glänzen. Die mit metallischen Pigmenten angereicherte Dispersionsfarbe verwandelt den Untergrund in eine schillernde Fläche. Die in der Güte Q3 hergestellten Wände und Decken der Gästezimmer wurden mit 14 der Güte Q3 hergestellt, mit CapaSilan. Das emissionsminimierte und lösemittelfreie Produkt gehört zu einer neuen Generation der Innenfarben: Während der Verarbeitung ist sie lange offen, so dass sie ansatzfrei auf die Wand kommt, selbst bei ungünstigen Lichtverhältnissen wie Streiflicht. Somit können Anstriche mit dieser Komposition aus Siliconharz-Emulsion und spezieller Kunststoffdispersion auch ganz leicht ausgebessert werden. Besonders in Hotels handelt es sich bei Fluren um höher beanspruchte Areale. Deshalb wurde auf den Etagenfluren das für die mechanische Belastung konzipierte PremiumColor verwendet. Das Produkt ist umweltfreundlich, verlängert die Renovierungsintervalle und spart damit Kosten im Nutzungszeitraum. Auch diese Pluspunkte unterstützen maßgeblich den bereits bei der Planung beabsichtigten Nachhaltigkeitsgedanken. Bei diesem Bau gab es überdurchschnittlich viel malerfreundliche Bausubstanz, für die auch viele unterschiedliche Kreativtechniken gefragt waren. Außerdem wurde viel mit Naturbaustoffen gearbeitet, ausgekleidet und letztendlich veredelt, was den Wohlfühleffekt auf ein sehr hohes Niveau hebt. Dass dieser Hotelbau ein außergewöhnliches Objekt ist, belegt auch die Vorzertifizierung der DGNB, Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V., in Silber, die nachhaltige Gebäude plant und/oder zertifiziert. Betrachtet wird in diesem Vorgang die „ganzheitliche und performanceorientierte“ Bauumsetzung, bei dem das Objekt mit 70,3 Prozent abschnitt. Maßgeblich war hierfür auch das ausgeklügelte Heizungs- und Lüftungssystem sowie die Kühlung mithilfe von Rheinwasser. Weitere Informationen unter: www.daw.de 15 BAUPRODUKTE FÜR DAS NACHHALTIGE BAUEN. Die Voraussetzung für eine Nachhaltigkeitsbewertung von Bauwerken sind sachgerechte Kenntnisse über die eingesetzten Bauprodukte. Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) des IBU stellen ein dafür zugeschnittenes Informationssystem dar. GEMEINSAM FÜR MEHR NACHHALTIGKEIT: Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. Dämmung. Leidenschaft. Lösungen. Bundesverband Leichtbeton e.V. ®� PLANEN UND BAUEN SIE NACHHALTIG: FRAGEN SIE NACH BAUPRODUKTEN MIT UMWELT-PRODUKTDEKLARATION (EPD) IBU – Institut Bauen und Umwelt e.V. Rheinufer 108 53639 Königswinter [email protected] www.bau-umwelt.com