Referat von Jürg Stöcklin, Präsident/Grossrat Grüne BS Finanzpolitik – sparsam, nachhaltig, den staatlichen Gestaltungsspielraum beibehalten Spare in der Zeit, so hast du in der Not Als Folge der Finanzkrise präsentieren sich die Staatsfinanzen zahlreicher Länder, des Bundes und vieler Kantone tiefrot. Auch das Budget des Kantons Basel-Stadt für 2010 geht –seit vielen Jahren zum ersten Mal – von roten Zahlen aus. Trotzdem ist zuerst festzuhalten, dass sich die Finanzen des Kantons in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt haben. Die in den Neunzigerjahren angehäuften Schulden wurden in der letzten Legislatur um über eine Mia. Franken reduziert, die Netto-Schuldenquote hat sich von über 7.9 Promille auf 5 Promille reduziert und der Kanton war erst noch in der Lage, den Arbeitnehmeranteil für die Sanierung der Pensionskasse aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Dank dem kräftigen Wirtschaftswachstum und einer vorsichtigen Ausgabenpolitik hat sich während der letzten Legislatur auch die Staatsquote reduziert und im Unterschied zu früher ist die Zahl der Staatsangestellten (dank Headcount) unter Kontrolle geblieben. Hinzu kommen die beschlossenen Steuersenkungen, die sich erstmals in der laufenden Steuerperiode zu Gunsten der Bevölkerung und der basel-städtischen Wirtschaft auswirken werden. Es darf trotzdem davon ausgegangen werden, dass auch die Rechnung 2009 noch – wie budgetiert, deutlich schwarze Zahlen schreiben wird. Es soll hier auch nochmals betont werden, dass die bisherigen Steuersenkungsmassnahmen gerecht und im Interesse aller ausgestaltet wurden. Basel-Stadt hat als erster Kanton in der Schweiz die Einkommen unter dem Existenzminimum steuerbefreit, der maximale Gewinnsteuersatz der Unternehmen, ein wichtiger Faktor der Standortsattraktivität, wurde um 2,5 Prozent gesenkt. Sehr positiv ist, dass durch die soziale Ausgestaltung des Steuerpakets die Steuersenkungen die Folgen der Finanzkrise mildern werden. Auch ist die steuerliche Belastung im interkantonalen Vergleich kein Grund mehr aus Basel-Stadt wegzuziehen. Insgesamt also eine äusserst positive Bilanz der letzten rot-grünen Legislatur, die nachwirkt, auch wenn jetzt finanzpolitisch ein kälterer Wind weht. Gestaltungsspielraum beibehalten Entscheidend ist für SP, Grüne und BastA!, dass dank der vorsichtigen und sparsamen Ausgabenpolitik der letzten Jahre, der staatliche Gestaltungspielraum auch in Krisenzeiten beibehalten werden kann. Es ist richtig, dass jetzt die Investitionen nicht zurückgefahren werden. Es ist ebenfalls richtig, dass in der Krise die Anstrengungen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit nicht vernachlässigt werden. Erst recht ist es notwendig, dass diejenigen, die am meisten unter der Krise leiden, diejenigen, die durch die bestehenden sozialen Netze fallen und von der Sozialhilfe abhängig werden, nicht ausgegrenzt werden. Nachhaltige Finanzpolitik bedeutet, dass wir erwarten, dass der Regierungsrat bei der Verfolgung seiner Schwerpunkte nicht nachlässt. Die Frühförderung oder die Zielsetzung einer 2000 Watt-Gesellschaft beispielsweise dürfen wegen der Krise nicht hinten angestellt werden. Der Ersatz fossiler Energie bei Gebäuden und beim Verkehr sind die Herkulesaufgabe der nächsten Jahrzehnte. Investitionen für energetische Sanierungen sind wie geplant durchzuführen. Die Verbesserungen im öffentlichen Verkehr, beim Ausbau von S-Bahn und Tram bleiben zukunftsweisend. Wir wollen bei der Bildung und bei den Verbesserungen von Lebensqualität und Wohnlichkeit nicht nachlassen. Bekenntnis zur Schuldenbremse SP, Grüne und BastA! bekennen sich ausdrücklich zur bestehenden Schuldenbremse. Der Plafond von maximal 7.5 Promille Verschuldung gemessen am nationalen BIB soll nicht überschritten werden. Der bestehende Mechanismus der Schuldenbremse schliesst aber ein, dass der Kanton in Zeiten der Rezession Schulden machen kann. Angestrebt ist nicht ein «Hüst und Hott» bei den Staatsausgaben, sondern eine Verstetigung der Ausgabenentwicklung, wie sie von Rot-Grün praktiziert wurde und wird. Deshalb finden wir es unverständlich, ja systemwidrig, wenn die bürgerlichen Parteien jetzt den Plafond der Schuldenbremse senken wollen, nur weil wir deutlich darunter liegen. Überhaupt ist die bürgerliche Finanzpolitik geprägt von Verantwortungslosigkeit und fehlendem Augenmass. Der Kanton muss handlungsfähig bleiben, ein weiterer Schuldenabbau ist wünschbar, Steuersenkungen von über 150 Millionen wurden bereits getätigt. Wir sehen deshalb im Moment wenig Spielraum für weitere Steuersenkungen, erst recht lehnen wir einseitige Steuersenkungen wie die Abschaffung der Dividendenbesteuerung oder die Anrechnung der Gewinn- an die Kapitalsteuer ab. Richtig ist hingegen, jede weitere Senkung des Gewinnsteuersatzes bei den Unternehmen an die weitere Entwicklung der Wirtschaft und der Netto-Schuldenquote zu binden. Die Politik von SP, Grünen und Basta! zielt darauf ab, die in den letzten Jahren grösser gewordene Differenz zwischen Arm und Reich zu reduzieren, jedenfalls nicht noch durch eine ungerechte Steuerpolitik zu vergrössern.