THEMA Hospitality-Kommunikationslösungen müssen vor allem sicher sein Kleine und mittlere Unternehmen nutzen heute verstärkt die Möglichkeiten von Unified Communications & Collaboration (UCC). Dieser Trend zeigt sich auch im Hospitality-Sektor, der die Hotellerie und das Pflegewesen umfasst. Fragen rund um die Sicherheit solcher UCC-Lösungen sind für diese Branche von besonderer Relevanz. Stefan Züger SCHWERPUNKT: KMU Bild: Aastra Unified Communications & Collaboration (UCC) für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) ist seit kurzem kein No-Go mehr. Obwohl in der Vergangenheit auch kleinere Unternehmen Bedarf an UCC-Anwendungen hatten, scheiterte der Einsatz solcher Systeme bis heute am finanziellen und technischen Aufwand. Somit blieb UCC meist nur Grossbetrieben vorbehalten. Dabei würde sich eine gezielte Nutzung auch für KMUs lohnen. Die Hotellerie respektive der Pflege- und Betreuungssektor haben einige Gemeinsamkeiten und nicht umsonst werden die beiden Stefan Züger ist Marketing & Communication Manager bei Aastra Telecom Schweiz AG in Solothurn. Bereiche unter dem englischen Begriff «Hospitality» zusammengefasst. Diese Gemeinsamkeiten gelten auch für den technischen Bereich, namentlich für die Kommunikation aller angegliederten Dienstleistungen untereinander. Erwartungen an die Servicequalität eines Hotels steigen Die Erwartungen der Kunden hinsichtlich der vom Hotel gebotenen Serviceleistungen steigen, egal ob im Business- oder im Freizeitbereich. Gefragt sind benutzerfreundliche Kommunikationsdienste, die über die Direktverbindung zum Empfang oder den Weckruf hinausgehen. Gäste möchten im Hotel auf die gleichen Dienste zugreifen können, die sie zuhause oder im Büro nutzen. Um ihnen einen erstklassigen Service bereits bei der Reservierung und am Empfang bieten zu können, gibt es für Hotels massgeschneiderte Kommunikationslösungen in Form neuer Kommunikationsserver, die komplette UCCLösungen in einem Paket anbieten. Solche Lösungen basieren auf Schlüsseltechnologien wie Internetprotokoll (IP), Session Initiation Protocol (SIP), Extensible Markup Language (XML), Fixed Mobile Convergence (FMC) und Wireless Local Area Network (WLAN). Das Zauberwort heisst: Standardisierung. Sie ermöglicht die einfache Integration externer Anwendungen sowohl für die Hotelrezeption als auch für den Verwaltungsbereich. Beispiele sind eine Analysesoftware für den Nachrichtenverkehr, Alarmserver, CRM, ERP und Software. Zudem können Hotels IPTV-Videoserver und kommerziell erhältliche Internet-Gateways einfach integrieren. Kombiniert mit den marktüblichen Property-Management-Systemen (PMS) bieten die Lösungen die für die Anwendung im Hotel geforderten Hauptfunktionen. Angenehmer Aufenthalt in Spitälern ein Muss Ähnliche Bedürfnisse haben Spitäler und Pflegeheime, deren Ziel es ist, den Aufenthalt im Spital für die Patienten möglichst angenehm zu 13/2012 © netzmedien ag 26 THEMA SCHWERPUNKT: KMU gestalten. Dazu gehört bereits, die Aufnahme zügig und ohne lange Wartezeiten abzuwickeln. Zudem werden verwaltungstechnische Informationen über Station und Zimmer und den aktuellen Status des Patienten zur Verfügung gestellt. Spezialisierte Hersteller bieten Einrichtungen des Gesundheitswesens Lösungen, die auf der Internetportal-Technologie basieren und eine interaktive, vernetzte Aufnahme mittels Unified Messaging, automatisierter Telefonzentrale und interaktivem Informationssystem ermöglichen. Existierende Datenbanken, Analysesoftware für den Nachrichtenverkehr oder Kundenbeziehungsmanagement werden so zu nützlichen Gesamtkonzepten zusammengefügt. 2. Sicherheit der Erreichbarkeit Im Notfall muss die Erreichbarkeit des benötigten Personals jederzeit gewährleistet sein. Sowohl für Notrufe in Kliniken und Spitälern als auch im Alarmfall für Hotels ist es äussert wichtig, die verantwortlichen Personen schnell zu erreichen oder zu informieren. Im Bereich Erreichbarkeit und Alarmierung gibt es eine ganze Palette von Alarmservern, die von der einfachen Schnittstelle zu bestehenden Haussystemen bis hin zum komplexen, redundanten Alarmsystemen mit allen Möglichkeiten des Eskalationsmanagements reichen. Mit einer flächendeckenden Inhouse-Cordless-Infrastruktur lassen sich die Erreichbarkeit und die Übermittlung der Informationen am leichtesten garantieren. Schutz von Daten und Gesprächen Mitunter einer der wichtigsten Aspekte in der Evaluation eines neuen, innovativen Kommunikationssystems ist die Sicherheit. Alle reden vom persönlichen Datenschutz, Sicherheit im Unternehmen, in der Cloud oder Datenschutzmechanismen. Im Gesundheitswesen sowie in Pflegeeinrichtungen kommt dem Sicherheitsaspekt besondere Bedeutung zu, da enorme Mengen an Informationen (wie Patientendaten, Konten oder medizinische Ergebnisse) verwaltet werden. Diese persönlichen und vertraulichen Informationen müssen einerseits mit unterschiedlichen Krankenhauseinheiten ausgetauscht und andererseits gegen Angriffe von aussen geschützt werden. Grundsätzlich müssen wir zwei Arten von Sicherheit unterscheiden: jene für das Hospitality-Unternehmen selbst und jene für die Gäste respektive Patienten. Die Sicherheitsaspekte im HospitalityBereich sind sehr breit gefächert. Drei Beispiele erläutern die wichtigsten Themen im Unternehmen selbst: 1. Ausfallsicherheit Von zentraler Bedeutung ist, dass das UCCSystem redundant ausgelegt ist, damit Unterbrechungen und Systemausfälle umgangen werden können. Das heisst, dass bei Ereignissen wie beispielsweise Feuer, Wasser oder Stromunterbrechungen das System geografisch verteilt sein sollte. So kann das zweite System störungsfrei die Steuerung im Falle eines Ereignisses am ersten Standort übernehmen. Qualitativ hochwertige UCC-Systeme bieten für alle Grössen eine unterbrechungsfreie Re­dundanz an – auf einem einzelnen System, wie auch verteilt auf verschiedene Standorte. Somit sind die höchsten Sicherheitsanforderungen bezüglich Ausfallsicherheit jederzeit gewährleistet. Alle relevanten Daten werden doppelt abgespeichert und synchronisiert. 3. Sicherheit bei heiklen Gesprächen Vor allem im Gesundheitswesen müssen krankheitsbezogene Informationen vertraulich behandelt werden. Es ist deshalb wichtig, die Kommunikationswege sicher zu gestalten und den Missbrauch von vertraulichen Informationen zu verhindern. Gespräche, die über UCC-Systeme geführt werden, können mittels Kryptierung abhörsicher gemacht werden. Auch die funkübermittelten Gespräche sind verschlüsselt und somit vor unberechtigten Zugriffsversuchen geschützt. Die DECT-Technologie (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) kann bedenkenlos auch dort eingesetzt werden, wo andere Funkquellen aufgrund möglicher Interferenzen eine Gefahr für verschiedene medizinische Geräte und damit den Patienten sein könnten. Mitunter müssen Mitarbeiter oder Patienten ausfindig gemacht werden. Über das integrierte und standardisierte Session Initiation Protocol (SIP) können Lokalisierung von Personen, Videoüberwachung und Alarmortung für das Personal ganz einfach in die Lösungen integriert werden. Organisation bei mehreren Standorten Abteilungen grösserer Kliniken oder Hotels sind oft über mehrere Gebäude verteilt und bedingen deshalb die Installation von mehreren Kommunikationsservern. Bestimmte Serviceeinrichtungen, zum Beispiel Labore, befinden sich häufig an anderen Standorten. Ein gutes Präsenzmanagement-Tool ist deshalb besonders wichtig. Es liefert, unabhängig vom physikalischen Standort der Gebäude, Informationen über die Verfügbarkeit von darin arbeitenden Personen. Die Vernetzung dieser Standorte ist in der Zwischenzeit auch erschwinglich geworden und vor allem technisch einfach realisierbar. Die Vernetzung auf Basis des offenen, globalen SIP-Protokolls ist die universelle Art, mehrere Systeme miteinander über das private Datennetz oder das Internet zu verbinden. SIP wird weltweit von vielen Herstellern unterstützt. Solche Kommunikationsplattformen erlauben die Vernetzung mit bis zu 100 weiteren Systemen oder SIP-fähigen Fremdsystemen. Diese Vernetzung bringt zwei ganz wesentliche Vorteile: Es stehen zum einen mehr Funktionen zur Verfügung als bei normalen Wählverbindungen über das öffentliche Netz, und zum anderen können erhebliche Kosteneinsparungen realisiert werden, da das Telefonieren über das Internet oft deutlich günstiger ist. Eine virtuelle Vernetzung bietet sich insbesondere bei Unternehmen mit geografisch verteilten Standorten ohne übergreifendes Datennetzwerk an. Sinnvoll ist sie vor allem dann, wenn die einzelnen Standorte untereinander ein eher geringes Telefonaufkommen haben, sodass sich Mietleitungen oder der Aufbau eines privaten Datennetzes nicht lohnen. Das virtuelle Netzwerk ist so eingerichtet, dass Mitarbeitende anderer Standorte mit ihren internen Rufnummern angewählt werden können. Die Verbindung wird vom System automatisch über das öffentliche Netz aufgebaut. Viele Netzwerkbetreiber stellen für Kunden mit Filialstrukturen besondere Angebote bereit, was auch einen Beitrag zur Kosteneffizienz leistet. Die Vorteile hier: standortübergreifende interne Rufnummern; zentrale Dienste (z. B. Vermittlung); minimaler Aufwand für Einrichtung und Wartung der Vernetzung; keine monatlichen Gebühren für Standleitungen. Um den Investitionsaufwand gering zu halten, empfiehlt sich für eine Unified-Communications- & Collaboration-Lösung eine zentrale sowie eine dezentrale Installation. Sie nutzt vernetzte Kommunikationsserver, die über das IP-Netzwerk der Einrichtung miteinander verbunden sind. Die Funktionsweise des gesamten Systems ist für den Benutzer vollständig transparent und der Informationsaustausch auch über unterschiedliche Gebäude oder Standorte hinweg gewährleistet. Bei der Konfiguration für mehrere Standorte einer Pflegeeinrichtung – um zum Beispiel zurückzukehren – wird zwischen dem Nachrichtenverkehr von Verwaltungsmitarbeitern und Pflegepersonal einerseits und von Patienten und Bewohnern andererseits unterschieden. Jeder Nutzergruppe können separate Mechanismen und Ressourcen für einund abgehende Anrufe zugewiesen werden. Sensible Bereiche können gegebenenfalls mit erhöhter Priorität auf das Kommunikationssystem zugreifen, um auch in Notfällen eine lückenlose Kommunikation sicherzustellen. < 13/2012 © netzmedien ag 27