Neues Quartier im Zentrum von Stuttgart

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Bauen im Land
Staatsanzeiger · Freitag, 19. September 2014 · Nr. 37
Im Viertel arbeiteten
einst die Gerber
Verein will die Vorzüge des Quartiers hervorheben
STUTTGART. In diesem alten
Stadtteil von Stuttgart waren früher
Gerber ansässig: Wichtig war für
ihre Tätigkeit das fließende Wasser
des Nesenbachs, der heute unterirdisch verläuft.
Der Zweite Weltkrieg zog das
Gerberviertel stark in Mitleidenschaft. Danach entstanden einfache Arbeiterunterkünfte, und es
siedelten sich verschiedene Handwerker, Händler und Dienstleister
an. In den 1980er-Jahren sanierte
die Stadt das Gerberviertel als
Wohnquartier. Zurzeit leben rund
800 Menschen hier.
Die Großbaustelle des neuen Geber brachte zunächst Lärm und
Staub ins Gerberviertel. Für die Ge-
Das Südportal des Gerber an der Paulinenbrücke in Stuttgart. Hier entsteht auch ein neuer Stadtplatz. VISUALISIERUNGEN: ALDINGER & WOLF
Das Gerber
Neues Quartier im
Zentrum von Stuttgart
Am Dienstag wird das Einkaufs- Gerber hatte er 2008/2009 einen
ausgelobt, den Bernd
zentrum Gerber im Zentrum von Wettbewerb
Albers aus Berlin gewann. Albers
Stuttgart nach genau drei Jahren hat das Wettbewerbsergebnis in
Bauzeit eröffnet. Die Büros und Zusammenarbeit mit der EPA PlaWohnungen in dem einen gan- nungsgruppe aus Stuttgart weiterzen Gebäudeblock umfassen- entwickelt.
den Komplex sind Ende 2014 Die Baugrube hatte eine Tiefe
bezugsbereit.
von bis zu 20 Metern
STUTTGART. Das Quartier, das die
nördliche und die südliche Innenstadt Stuttgarts verbinden soll, bietet ein Einkaufszentrum, Büros und
Wohnungen sowie eine Tiefgarage
über mehrere Geschosse mit 650
Parkplätzen. Oberhalb der Einkaufsebenen sammeln sich um einen Innenhof die Geschäftshäuser
mit Büros und Stadthäuser mit
Wohnungen.
Der Bauherr des Gerber ist die
Württembergische
Lebensversicherung, die früher in dem Areal
zwischen Paulinenbrücke, Marien-,
Sophien- und Tübinger Straße ihren Hauptsitz hatte (siehe Artikel
folgende Seite).
Das Grundstück hat eine Fläche
von insgesamt 14 000 Quadratmetern, die Gesamtbauhöhe des
Komplexes beträgt 46 Meter. Rund
250 Millionen Euro investiert der
Bauherr. Für die Architektur des
Die Herausforderung dabei war laut
einer Sprecherin des Projektentwicklers Phoenix Real Estate aus
Stuttgart, die gemischten Nutzungen in einem Gebäude unterzubringen – und dieses so zu gestalten,
dass es in das Umfeld der Stuttgarter Innenstadt passt. Dies gelte insbesondere für das Gerberviertel, für
das es als Magnet wirken soll.
Im Jahr 2011, am Beginn der nun zu
Daten und Fakten auf einen Blick
Maßnahme: Das Gerber, Einkaufszentrum mit Büros und Wohnungen
Bauherr: Württembergische Lebensversicherung, Stuttgart
Architekten: Bernd Albers, Berlin, mit
EPA Planungsgruppe, Stuttgart
Projektentwicklung: Phoenix Real
Estate, Stuttgart
Ausführungsplanung
Gesamtprojekt
Ende gegangenen Bauarbeiten,
stand der Abriss der bestehenden
Gebäude des Blocks und das Ausheben der großen Baugrube. Da die
neue Bebauung wegen der drei
Parkgeschosse tiefer ist als die vorherige, hob man die Grube nach
dem unterirdischen Abbruch noch
weiter aus.
An der Marienstraße erreichte die
Baugrube eine Tiefe von 20 Metern.
Die letzten Arbeiten am Aushub
konnten im August 2012 abgeschlossen werden – nachdem innerhalb eines knappen Jahres 8000 Lkw
Materialien und Erde abtransportiert hatten.
Die Baustelle und die Fortschritte
der Arbeiten konnten von Interessierten besucht werden: Es gab
Webcams im Internet, Gucklöcher
und Sichtschlitze im Bauzaun, eine
Investitionskosten: rund 250 Millionen Euro
Bauzeit: 9/2011 bis 9/2014
Grundstücksfläche: 14 000
Quadratmeter
Anzahl Läden und Lokale: 85
Anzahl Wohnungen: 70
Fläche Büros: 7000 Quadratmeter
ein Jahr lang bestehende Aussichtsplattform sowie Baustellen- und Architekturführungen.
Nachhaltigkeitszertifikat
wird angestrebt
Den verantwortlichen Baubeteiligten ist auch die Nachhaltigkeit des
Gebäudekomplexes wichtig. „Das
Gerber soll nachhaltig gebaut werden. Wir lassen es deshalb nach den
Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V.
(DGNB) zertifizieren und streben
dabei das Zertifikat in Silber an“,
heißt es vonseiten des Bauherrn
und des Projektentwicklers. Das
Gerber sei eines der ersten Projekte
in dieser Größenordnung mit einer
echten Mischnutzung, das sich einer solchen Prüfung unterziehe.
Als Beispiele für nachhaltiges
Bauen dienen schadstoffarme und
umweltfreundliche Baustoffe beim
Roh- und beim Ausbau. Mit deutlich höheren Anforderungen an Beschichtungen, Farben und Kleber
als der Gesetzgeber es vorgibt, will
man laut Bauherrn sowohl die Gesundheit der Arbeiter auf der Baustelle als auch die der Mieter und
Kunden schützen. Im Innenraum
soll eine geringe Schadstoffbelastung erreicht und mit Raumluftmessungen überprüft werden. (sta)
schäftsleute ist nach Angaben des
Projektentwicklers Phoenix Real
Estate aus Stuttgart jedoch der dritte Eingang zum Einkaufskomplex
wichtig. Er verbindet ihn mit dem
Gerberviertel. Im Rahmen des Neubaus wurden auch die umgebenden Straßen und Plätze verschönert, vor allem die Tübinger Straße
und die Marienstraße.
Inzwischen gibt es eine Initiative
von Menschen, die im Viertel arbeiten oder wohnen. Sie gründeten im
Frühjahr 2013 den Verein „Gerberviertel“. Man will das Potenzial ausschöpfen, über welches das Viertel
verfügt. Es gab bereits zwei Gerberviertel-Feste sowie Ausstellungen
und Führungen. (sta)
Architekt nimmt
Stadthaus als Vorbild
Fassadengestaltung orientiert sich an Eckhaus
STUTTGART. Seit August ist die
Fassade des Neubaus fertiggestellt.
„Beim Gerber ist die Fassade ein
Blickfang – und fügt sich gleichzeitig in die Umgebung ein“, heißt es
vonseiten des Bauherrn, der Württembergischen
Lebensversicherung in Stuttgart.
Dem Architekten – Bernd Albers,
Berlin, mit EPA Planungsgruppe,
Stuttgart – diente das Eckhaus Tübinger Straße 22 als Vorbild für die
Fassadengestaltung des Gebäudekomplexes. Dieses historische
Stadthaus wurde in das Gerber integriert und ist typisch für viele
Häuser in der Stuttgarter Innenstadt. Es hat einen mehrgeschossigen Handelssockel und kleinteilige
Wohnungen und Büros darüber.
Auch die Fensterfront, das Motiv
der Bögen und die Farbgebung war
den Planern wichtig. Die Farbe des
Natursteins, mit dem die Fassade
des Neubaus verkleidet ist, orientiert sich an der Farbe des Sandsteins des historischen Gebäudes.
Es wurden insgesamt 5200 Quadratmeter Muschelkalk aus Portugal verbaut.
Die Projektentwickler haben
eine Statistik veröffentlicht: Die
Fassade besteht außerdem aus
3900 Quadratmetern vorgehängter
Putz- und Wärmedämmfläche und
2200 Quadratmetern Metallblechverkleidungen und Attiken. Insgesamt gibt es in dem neuen Gebäudekomplex 5700 Quadratmeter Türen und Fenster, über einen Kilometer Geländer, 2700 Quadratmeter Dach-, Balkon- und Terrassenflächen sowie 4000 Quadratmeter
Sonnenschutzanlagen. (sta)
Der dritte Eingang des Gerber an der Ecke soll das Tor zum Gerberviertel bilden. Das
Gebäude mit seiner historistischen Fassade blieb im Wesentlichen erhalten.
KBK Architekten
Belz | Lutz
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für Gebäudetechnik, die begeistert….
Wir gratulieren
dem Bauherrn und den Projektbeteiligten zu diesem gelungenen
und ansprechenden Bauvorhaben.
Wir wünschen
den Nutzern und Betreibern viel Erfolg für den künftigen Betrieb.
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uns bei allen für das uns entgegengebrachte Vertrauen und bei
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Bauen im Land
Staatsanzeiger · Freitag, 19. September 2014 · Nr. 37
Das Gerber
Einkaufszentrum
mit 86 Geschäften
Schon seit einigen Wochen ist
das Einkaufszentrum im neuen
Gerber in Stuttgart vollständig
vermietet. Wenn es am Dienstag
öffnet, stehen den Kunden –
neben einer fast einen Kilometer
langen Schaufensterfront – drei
Geschosse zur Verfügung. Außer
Bekleidungsgeschäften gibt es
einen Gastronomiebereich und
Geschäfte der Nahversorgung.
drei Ebenen zu vermieten“, sagt planer Gerd Pfarré aus München.
Thomas Schmid, Sprecher des ProDie Ausrichtung des Angebots im
jektentwicklers.
Einkaufszentrum orientiert sich laut
Die Fußgänger gelangen durch Projektentwickler sowohl an Läden,
drei Eingänge in das dreigeschossi- die in der Region verankert sind, als
ge Einkaufszentrum mit großem auch an internationalen Marken,
Oberlicht. Im Inneren des Gebäu- darunter sehr viele, die es in Stuttdes, in der dreigeschossigen Mall, gart noch nicht gebe. „Die Einzelhändler hatreffen sie
ben
erauf eine Flakannt,
dass
niermeile.
„Wir haben innerhalb von
das ShopZentrale
drei Jahren restlos alle der
ping-CenElemente
ter eine eindieser neu- rund 25 000 Quadratmeter
zigartige
er Mall sind
Shoppingflächen auf drei
Lage in der
ein BrunCity hat und
nen im Un- Ebenen vermietet.“
man
betergeschoss
Thomas Schmid, Sprecher des Projektentwicklers
quem von
sowie eine
hier
aus
Säule, die
durch den Luftraum aller Geschos- weiter die Königstraße entlang flase reicht und diese somit verbindet. nieren kann“, sagt Klaus Betz von
„Großzügige Ladenstraßen und der Württembergischen Lebensvereine Schaufensterfront, die fast ei- sicherung.
nen Kilometer lang ist“, mit diesen
Dabei konnte man im WesentliWorten wirbt Phoenix für den chen neue Marken gewinnen. So
Standort. Das Design der Mall sind im Erdgeschoss über 90 Prozent
stammt von der Ippolito Fleitz der angesiedelten Marken solche,
Group aus Stuttgart und dem Licht- die bisher in Stuttgart noch gar nicht
STUTTGART. Auf rund 25 000 Quadratmetern entstand im Gerber das
Einkaufszentrum mit 86 Läden und
Lokalen. Entsprechend hoch sind
auch die Erwartungen: Durchschnittlich 25 000 Kunden pro Tag
sollen ins Gerber kommen. Laut
Projektentwickler Phoenix Real
Estate sind bereits 100 Prozent der
Flächen vermietet. „Das bedeutet:
Es ist gelungen, innerhalb von drei
Jahren restlos alle der rund 25 000
Quadratmeter Shoppingflächen auf
oder nicht mit eigenen Läden vertreten waren.
Der Gastronomiebereich des Einkaufszentrums nennt sich „Food
Halls“ und befindet sich im Erdgeschoss, direkt erreichbar durch das
Südportal. Man hat sich in diesem
Bereich für ein Markthallenkonzept
entschieden. Dort sollen die Kunden die Wahl zwischen internationalem und regional ausgerichtetem
Angebot haben: Es gibt Spezialitäten
von der schwäbischen bis zur japanischen Küche. Auch Nahversorgungsunternehmen sind im Untergeschoss des Gerber angesiedelt. Es
gibt einen großen Lebensmittel-, einen Getränke- und einen Drogeriemarkt sowie eine Apotheke.
Bis zur Eröffnung sind die umliegenden Straßenbereiche fertig.
Diese Aufgabe hatte die Stadt übernommen. Insgesamt kostet der
Straßenbau im Gerberviertel zwischen vier und viereinhalb Millionen Euro; einen Teil davon bezahlt
der Bauherr des Gerber, die Württembergische Lebensversicherung
Stuttgart. (sta)
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Einer der Eingänge in das dreigeschossige Einkaufszentrum in Stuttgart von der Tübinger
Straße aus. Auf dieser Ebene beginnt die Mall. VISUALISIERUNGEN: ALDINGER & WOLF
Büros und Wohnungen
auf 14500 Quadratmetern
Bauherr hatte im Viertel
seinen Unternehmenssitz
Vier Eingänge, vier Stockwerke und fünf Stadthäuser
Versicherung und Stadt arbeiteten zusammen
STUTTGART. Über dem Einkaufszentrum entstehen bis Ende des
Jahres verschieden große Büroräumlichkeiten, auf rund 7000 Quadratmeter und auf vier Stockwerke
verteilt. Sie sind über vier verschiedene Eingänge zu erreichen.
Die Geschäftsgebäude gruppieren sich zusammen mit den Wohngebäuden um einen begrünten Hof.
Dort werden ab 2015 bis zu 400
Menschen arbeiten können. Die
Räume sind drei Meter hoch und 13
STUTTGART. Das Grundstück, auf
dem das Gerber entstand, gehört
der Württembergischen Lebensversicherung aus Stuttgart. Sie hatte hier ihren Hauptsitz, damals
noch unter der Firmierung Ara Allgemeine Rentenanstalt.
In Gebäuden, die größtenteils
aus der Nachkriegszeit stammten,
waren in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Büros untergebracht, neben wenigen Einzelhändlern. Die Württembergische
Meter tief. Büros in den Größen von
150 bis 2100 Quadratmeter auf einer
Ebene sind möglich.
Etwa 70 Wohnungen entstanden
auf rund 7500 Quadratmetern. Sie
werden ausschließlich vermietet
und im ersten Quartal 2015 bezugsfertig sein. Unter anderem gibt es
fünf freistehende Stadthäuser. Von
ihnen aus wird man einen Blick auf
die Stadt und ihre Umgebung haben, als befände man sich in einem
Hochhaus. (sta)
Ein Teil der Büros im neuen Gerber liegt zum begrünten Innenhof hin. Ab Anfang 2015
können sie bezogen werden.
Lebensversicherung wollte nach eigenen Angaben diese Struktur
durch ein Zentrum zum Einkaufen,
Arbeiten und Wohnen ersetzen.
Diese Idee, die zuerst unter dem
Namen Tübinger Tor und später
Quartier S lief, stieß im Rathaus auf
offene Ohren. Die Stadt lobte
2008/2009 einen Architektenwettbewerb aus und stellte 2010 einen
Bebauungsplan auf – Anfang 2011
schließlich konnte der Abbruch der
Bestandsgebäude beginnen. (sta)
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Die Innenarchitekten des »GERBER« bedanken sich für
das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit.
Wir gratulieren zur Fertigstellung!
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