Smarte Städte und grüne Architektur

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24/02/2016
Die Presse Seite F1
Auflage: 83.190 Erscheinung: Täglich Artikelwerbewert 18597.19
Planen und bauen. Neue Lehrgänge beschäftigen sich mit intelligenten, ökologischen Lösungen für Städte und Bauwerke
sowie behaglicher Gebäudetechnik. Dabei ist Hightech kein Selbstzweck, im Fokus steht der Nutzen für die Bewohner.
Smarte Städte und grüne Architektur
VON ANTONIA NAVAL
Welt wird immer smarter: Smartphones, Smart
Working oder Smart Cities
sind nur einige der Schlagworte.
Was aber steckt hinter dem englischen Wörtchen smart, das laut
Wörterbuch unter anderem mit
klug, gewitzt oder schmuck übersetzt werden kann? Und was bedeutet es im Bereich Architektur
und Stadtplanung? Thomas Reiter
von der Fachhochschule Salzburg
ist Studiengangsleiter des neuen
Masterstudiums Smart Cities Interaktion Mensch/Energie/Umwelt
und er erklärt den Begriff Smart
Cities als "optimale Verbindung
von Technik, Energie, Natur und
Mensch". Er betont: "Es geht dabei
nicht darum, was alles rein an
Hightech möglich ist, sondern immer um die Verbindung mit
Mensch und Natur."
Der berufsbegleitende Masterlehrgang startet im kommenden
Herbst zum ersten Mal, Zielgruppe
sind neben den Absolventen des
Bachelorstudiums Smart Building
auch Absolventen technischer oder
architektonischer Studien, etwa
aus den Bereichen Maschinenbau
oder Energiesysteme. "Der Masterstudiengang rückt das Quartier für
die Umsetzung nachhaltiger Stadtentwicklung in den Mittelpunkt",
sagt Reiter. Zwei Vertiefungen werden im Rahmen des Lehrganges
angeboten: Integrierte Energiesysteme ist die eine, Gebäude- und
Quartierserneuerung die andere.
finden, sondern auch bei bauausführenden Unternehmen oder in
der Bauindustrieforschung.
Ebenfalls einen neuen Lehrgang gibt es an der Fachhochschule Burgenland. Hier startet am
Standort Pinkafeld im Herbst der
Bachelorlehrgang Gebäudetechnik
und Gebäudeautomation. "Das
Ziel ist es, Fachleute auszubilden,
die sich mit der Planung, Installation oder dem laufenden Betrieb
technischer Einrichtungen in Gebäuden beschäftigen",erklärt Gernot Hanreich, Studiengangsleiter
und Rektor der FH Burgenland. Die
Absolventen sollen Gebäude zu behaglichen und komfortablen (Arbeits-)Plätzen machen, und dabei
"so energieeffizient, ressourcenschonend und ökologisch wie
möglich sein". Gebäudetechnik
umfasst Heizen, Klimatisieren,
Lichttechnik und elektronische
Installationstechnik. Die Gebäudeinformation betrifft die Steuerung der Technik und die Rege-
Die
-
SchwerpunktSanierung
Wobei gerade im Bereich der Erneuerung viel Arbeit auf die Absolventen warten dürfte. "98 Prozent
aller Gebäude in Österreich sind
Bestand", erklärt Reiter "und davon sind drei Viertel älter als 25
Jahre, was bedeutet, dass die Sanierungsquote in den nächsten
fünf bis 15 Jahren deutlich steigen
wird." Reiter sieht daher die ganzheitliche Sanierung von Bestandsbauten und städtischer Infrastruktur als zentrale Herausforderung
für die Bauwirtschaft in den kommenden Jahren.
Damit solche Quartierserneuerungen nicht nur technisch gelingen, sondern auch von den Bewohnern mitgetragen werden, finden
lungssysteme.
One Central Park
in Sydney:welt-
Module für Technikneulinge
Studieren können dies alle, die ein
technisches Interesse mitbringen,
technische Vorbildung ist kein
Buildings.
Must-have. Im Gegenteil, es gibt im
(FrasersProperty/Mipim 2015]
Studienplan Module, die speziell
für diejenigengestaltet sind, die im
hem künstlerischenAnspruch" sol- technischen Bereich noch nicht
len die Absolventen erarbeiten firm sind. Neben den Kernthemen
können. Und sie werden auch im Gebäudetechnik und -automation
Low-Tech-Bereich firm sein. Damit stehen auf dem Stundenplan auch
ist "eine simple Bauweise ohne viel Wirtschaft und Recht, eine FremdTechnikaufwand,bei der die Nut- sprache sowie Projektmanagezerbedürfnisse im Vordergrund ment. Absolventen können in techstehen" gemeint, wie Bodvay er- nischen Planungsbüros, bei Herkläutert. Denn Hightech lasse die stellern der jeweiligen Techniken,
Lebenszykluskosten oft steigen, als Gebäudemanager oder Energieund nicht alles, was die Systeme berater Arbeit finden.
können, sei auch für die Nutzer
Großer Wert wird in Pinkafeld
wesentlich, so die Fachbereichslei- auch auf die praktische Arbeit im
terin.
Labor gelegt. Dort wird beispielsGenerell spezialisierensich die weise erprobt, wie genau die UmFH-Studierenden auf Projekte im weltwärme zum Wärmen oder
Hochbau, etwa Wohn- oder Ge- Kühlen genutzt werden kann. Und
werbegebäude. Und neben Sozio- im Energetikum, einem 850 m2
logie, Gebäudephysikund urbanen großen Forschungsbau, ermögliEnergiesystemen finden sich auf chen es über 2000 Sensoren, an der
dem Lehrplan auch Fächer wie Behaglichkeitund Energieeffizienz
mehrgeschoßiger Holzbau, Frei- des Gebäudes zu forschen, währaumplanung oder Ethik für Archi- rend es gleichzeitig genutzt wird.
tekten. Die Absolventen des Green- "Wir haben damit ein ModellgeBuilding-Masters der FH Campus bäude im l:l-Maßstab", erklärt
Wien können nicht nur in Archi- Hanreich. Klingt eigentlich auch
tektur- oder Ingenieurbüros Arbeit sehr smart.
weit bekanntes
Aushängeschild
für Green
sich im Curriculum der FH Salzburg neben den technischen Fächern auch Lehrveranstaltungen
wie demografischer Wandel und
gesellschaftliche Transformationen, Soziologie im urbanen Umfeld oder Bürgerbeteiligungsverfahren. Ebenfalls gelehrt werden
INFORMATION
Neue Lehrgänge
Master: Smart Cities Interaktion
Mensch/Energie/Umwelt;berufsbegleitend,www.fh-salzburg.ac.at
Master: Architektur Green Building:
Vollzeit, www.fh-campuswien.ac.at
Bachelor: Gebäudetechnik und
Gebäudeautomation: Vollzeit oder
berufsbegleitend,www.fh-burgenland.at
-
-
Event: Urban Future Conference
Am 2. und 3. März findet in der Messe
Graz ein internationaler Kongress zum
Thema Stadt der Zukunftstatt. Es
werden 180 Vortragende und 1500 Teilnehmererwartet, www.urbanfuture.at
Konfliktlösungsstrategien und zielorientiertesModerieren.
Neu ist ab kommendem Wintersemester auch das Masterstudium Architektur Green Buildingan
der FH Campus Wien, das an den
bestehenden gleichnamigen Bachelor anschließt. Auch in diesem
als Vollzeitstudium zu absolvierenden Masterprogramm geht es um
"die Verbindung ökonomischer,
ökologischer und sozialer Kriterien", erklärt Andrea Bodvay, Fachbereichsleiterin Gestalten und Entwerfen an der FH Campus Wien.
Lebenszyklus im Blick
Im Gegensatz zu reinen Architekturstudien, bei denen der Entwurf
im (künstlerischen) Mittelpunkt
steht, werden laut Bodvay an der
FH das Bewusstsein für den Lebenszyklus der Gebäude und die
nachhaltige Gestaltung gleichrangig wie das Entwerfen behandelt.
"Energieoptimierte und ressourcenschonende Lösungen mit ho-
,
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