KIRCHE Gründung der Kirche In der Tradition vertrat man vielfach die Meinung, daß die Kirche als Ganze und ihre wesentlichen Teile (Amt, Sakramente..) auf ausdrückliche Aussagen Jesu zurückgeführt werden können: Jesus ernennt in Petrus den ersten Papst, er sammelt mit den Aposteln das erste Bischofskollegium um sich und überträgt der so verfaßten Kirche ganz bestimmte Vollmachten zur Feier der Sakramente und für das Lehramt. (Bibeltext: Mt 16,18; 18,17) Einwände der neueren Bibelwissenschaften: Einwand gegen die Petrusberufung: Mt 16,18 dürfte nicht authentisch von Jesus sein, sondern die tatsächliche Stellung des Petrus in der nachösterlichen Gemeinde widerspiegeln. Wenn dieses Wort aber nicht vom historischen Jesus ist, so kann es auch nicht als der Erweis einer unmittelbaren und direkten Stiftung der Kirche durch den vorösterlichen Jesus gewertet werden. Einwand durch die Naherwartung: Wenn Jesus unter dem Eindruck des nahen Endes stand, konnte er dann überhaupt an die Organisation einer Kirche denken, die die Zeiten überdauern sollte? JESUS HAT KEINE KIRCHE ORGANISIERT DIE KIRCHE HAT ABER IHREN URSPRUNG IN JESU LEBEN UND WIRKEN Jesus sammelt das endzeitliche Gottesvolk. • Jesus und das Volk Israel Jesu Botschaft ist durch die drängende Naherwartung bestimmt. Allerdings drängt nicht wie bei Johannes dem Täufer das Gericht heran, sondern das Heil. Das Reich Gottes ist genaht, ja es wird durch Jesus bereits Gegenwart. Israel muß sich zum wahren Gottesvolk sammeln lassen, weil die entscheidende Stunde gekommen ist. Um dieser Sammlung willen konzentriert sich Jesus zunächst ganz auf Israel. • Die Aussendung der Zwölf Die Auserwählung der Zwölf aus einem größeren Jüngerkreis hat besondere Bedeutung. Jesus setzt durch sie ein Zeichen für die endzeitliche Neuschöpfung Israels (Mk 3,14). Die Zwölfzahl bezieht sich auf die zwölf Stämme. Damit wird eine endzeitliche Hoffnung Israels angesprochen. Die Zwölf sollen das Reich Gottes verkünden und es durch das Austreiben der Dämonen gegenwärtig machen. Sie selbst und ihre Tätigkeit sind Zeichen, Beginn und in gewissem Sinn auch Vorwegnahme der jetzt aufscheinenden Gottesherrschaft. Durch die Zwölf beginnt bereits die Existenz des endzeitlichen Israel. Die Gottesherrschaft braucht ein Volk, in dem sie sich durchsetzen kann, in dem sie aufstrahlt. Sonst wäre sie ortlos. • Die Jünger Jesu Auch angesichts der Gleichgültigkeit des Volkes seiner Botschaft gegenüber, versucht Jesus nicht, seinen Jüngerkreis zum Kern einer späteren Kirche zu machen. Die Jünger sind nicht der heilige Rest Israels und erst recht keine neue Gemeinde außerhalb des Gottesvolkes. Die Jünger sind Mitarbeiter Jesu zur Sammlung Israels angesichts der nahen Gottesherrschaft. Darüber hinaus sollen sie in ihrer Existenz als einzelne und als Gemeinschaft zeichenhaft darstellen, was in Gesamt-Israel geschehen soll: völlige Hingabe an das Evangelium vom Reich Gottes, radikale Umkehr zu einer neuen Lebensordnung. • Tod Jesu Jesus versteht seinen Tod, die Hingabe seines Lebens als Sühne für jenes Israel, das sich seiner Botschaft verweigert und das sich jetzt anschickt, ihn zu töten. Jesu gesamte Existenz war zuerst Dasein für Israel und dadurch Dasein für die Völker (Joh 11,50-52). Warum geht Jesus diesen Weg? Israel hat die Gottesherrschaft zurückgewiesen. Angesichts dieser Situation hilft nur eine Heilssetzung Gottes, die trotz alledem unverdient Leben einräumt. Erst im Tod Jesu erweist sich endgültig das Wesen des Reiches Gottes: trotz der schuldhaften Vernichtung seines Repräsentanten bedeutet das Reich Gottes unwiderruflich geschenktes Heil. • Nach der Auferstehung Jesu wird in der Bibel die Geistsendung berichtet. Die Mitteilung des Hl.Geistes war Israel als die endzeitliche Gabe Gottes verheißen. Die Urkirche, die nun diese Erfahrung machte, verstand sich gerade darin als das endzeitliche Israel. Vom Geist geführt, entwickeln sich schon bald drei Grundvollzüge urkirchlichen Lebens, die bleibende Bedeutung haben: ⇒ Verkündigung des Evangeliums ⇒ Gemeinschaft des Gottesvolkes in konkreten Gemeinden ⇒ Gottesdienst und Feier der Liturgie. Sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden wußten sich die Jünger zunehmend geführt, selbständige Lebenszentren im kritischen Gegenüber zu Israel zu entwickeln. Dennoch blieb der Bezug zu Israel deutlich. Die Urkirche wollte den Volk-GottesGedanken der atl-jüdischen Überlieferung weiterführen. Die urchristlichen Gemeinden wurden meist nach dem Vorbild der jüdischen Synagogengemeinden organisiert. Schon bald wurden sie als "Ekklesia" bezeichnet. Damit wurde das gleiche griech. Wort verwendet, das die Septuaginta benützte, um das hebräische Wort "qahal" (Volksgemeinde Jahwes) aus der hebräischen Bibel zu übersetzen. Mit dieser Kennzeichnung beanspruchte die Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden, Volk Gottes zu sein. Kirche und Reich Gottes Die Kirche ist nicht das Reich Gottes. Die Kirche ist ein Zeichen, daß das Reich Gottes schon gegenwärtig ist. Es ist in der Kirche präsent in der Form des Anbruchs, der Vorläufigkeit, der Verborgenheit. Gottes Herrschaft und Reich ist in der Welt (wirksam) überall da, wo geschieht, was die Verheißungen und Forderungen Jesu enthalten. Dies ist nicht auf die Kirche beschränkt, es ist in der Welt unter Menschen möglich; es wird erkennbar in ihren Taten der Selbstlosigkeit, des Engagements für Gerechtigkeit, Versöhnung, Freiheit und Frieden. Das Reich Gottes ist das Ziel, auf das die Kirche zugehen soll. Reich Gottes ist die Zukunft der Kirche und der Welt ("Dein Reich komme"). Die Kirche steht so im Dienste des Reiches Gottes. Daraus ergibt sich, daß die Kirche sich immer erneuern muß; sie ist auf Pilgerschaft in dieser Geschichte. "Credo Ecclesiam" - "Kirche" im Glaubensbekenntnis Die Kirche wird in den Glaubensbekenntnissen als Anfügung an den Heiligen Geist genannt. "Ich glaube an den Heiligen Geist, die (eine,) heilige, katholische (und apostolische) Kirche“. Das Glaubensbekenntnis zeigt: Christen glauben an den Heiligen Geist, der die Kirche heiligt und sie in die Wahrheit führt. Eine Vergöttlichung der Kirche und ihres institutionellen Charakters ist deshalb unmöglich. Die Kirche ist "nur" Beziehungspunkt des Glaubens, sie ist kein Ziel in sich, sondern Instrument des Geistes Christi, der die soziale Struktur der Kirche verwendet. Der Wandel des Selbstverständnis der Kirche durch das Vaticanum II Das bisherige Kirchenbild Hierarchie, Papst als unfehlbarer Souverän, Zentralistische Verwaltung (Rom) römisch - katholisch Eingliederung des einzelnen in die Kirche Kirche verstanden als "Kleruskirche" (Ecclesia ordinata) Ecclesia triumphans (Gegenreformation) Amtsträger als Pontifex zwischen Gott und Mensch Messe: Opfermahl, statisch-sakral Formulierung von Dogmen, Verurteilung von Häresien Index librorum prohibitorum Kirchenbann Das Selbstverständnis der Kirche nach dem Vaticanum II • Die Kirche ist primär ein Mysterium / Sakrament und nicht ein Heilsmittel. • Die Kirche ist das gesamte Volk Gottes, nicht nur die Hierarchie. • Das ganze Volk Gottes hat Anteil an der Sendung Christi und nicht nur an der Sendung der Hierarchie. • Die Sendung der Kirche umfaßt den Dienst an den Bedürftigen und nicht nur die Predigt des Evangeliums oder das Spenden der Sakramente. • Die Kirche ist wahrhaft gegenwärtig sowohl auf lokaler als auch auf universaler Ebene. Eine Diözese oder Pfarre ist nicht nur eine administrative Unterabteilung der Gesamtkirche. • Die Sendung der Kirche umfaßt die Verkündigung des Evangeliums, das Spen-den der Sakramente, das individuelle und institutionelle Zeugnisablegen für das Evangelium und die Hilfeleistung den Bedürftigen gegenüber. Alle Autorität ist zum Zwecke des Dienstes, nicht zum Zwecke der Herrschaft verliehen. • Religiöse Wahrheit ist auch außerhalb der Kirche zu finden. Niemand darf gezwungen werden, den christlichen oder katholischen Glauben anzunehmen. • Die Kirche besteht immer um des Gottesreiches willen und ist nicht selbst das Reich Gottes. • Zentralbegriff des Konzils: Kirche ist Communio (Gemeinschaft). Die Grundvollzüge (-funktionen) der Kirche Die Kirche ist ein Sakrament: d.h. daß Gott den Menschen Heil gewährt, indem er sich ihnen kundtut. Jesus Christus ist das Ursakrament Gottes, denn in seinem Leben und Sterben ist Gott selbst den Menschen nahegebracht worden. Als Auferstandener setzt er das Wirken des Vater fort, ermöglicht er Begegnung mit ihm. Die konkrete Art und Weise, wie dieser Zugang zu Gott im Auferstandenen vermittelt wird, ist die Kirche. Kirche als Sakrament meint "das Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit (LG 1). Aus dieser Wirklichkeit ergibt sich für die Kirche die Sendung, die Menschen und die Welt der Fülle des Lebens entgegenzuführen. Das Kirchenbild der konziliaren Erneuerung Bischöfe (Bischof von Rom); Betonung der Ortskirchen römisch - katholisch (Universalisierung) Inkulturation der Kirche in verschiedene Kulturen Kirche verstanden als das "pilgernde Gottesvolk“ (Gemeinschaft aller Gläubigen) Ecclesia peccatorum Ecclesia semper reformanda Dienstamt mit und für den Laien, gemeinsam in der Anfechtung des Glaubens Opfermahl, dynamisch-biblisch Pastorale Weisungen Gesprächsbereitschaft Bildung, Information KIRCHE Die Heilssendung Jesu Christi weiterführen ZEICHEN und WERKZEUG des HEILES sein 1. Heil für die Welt sein 2. Heil wirken 3. zeigen, was Heil ist Wege der Verwirklichung dieser Sendung; Grundvollzüge / Grundfunktionen der Kirche: 1. Martyria - Verkündigung und Zeugnis 2. Liturgia - Gottesdienst, Sakramente und Gebet 3. Diakonia - Dienst der Liebe und geschwisterlichen Gemeinschaft. Martyria: Es gehört zur Sendung der Kirche, das Wort Gottes der Welt zu verkünden und zu bezeugen. Ohne Verkündigung gäbe es keinen rettenden Glauben. Die Verkündigung erstreckt sich von der Wortverkündigung (Bibel, Auslegung der Schrift, Katechese,...) bis hin zum gelebten Zeugnis der Glaubenden. Dazu gehört auch das prophetische Wort des Christen in allen Bereichen des Lebens (Politik, Wirtschaft, Kultur...). Liturgie: Die Eucharistie als höchster Ausdruck des Dankes und der Feier des Glaubens ist zugleich die intensivste Form der Selbstdarstellung der Kirche. Zur Liturgie gehört auch die Heiligung des einzelnen durch die Sakramente und die verschiedensten Formen des Gebetes. Diakonie: Das alltägliche Leben, der Einsatz für die Notleidenden und Unterdrückten, die Sorge für die Mitmenschen, die gelebte Nächstenliebe und auch die Gestaltung der Welt und all ihrer Bereiche sind Auftrag des Christen. DIE EIGENSCHAFTEN DER KIRCHE Kirche lebt in der Kraft des Auferstandenen, aus dem Geist, der das Christusgeschehen durch die Zeiten hindurch zu immer neuer Wirksamkeit und Vollendung bringt. Die Eigenschaften (Kennzeichen) der Kirche sind "Bekenntniszeichen"; sie stellen einen Versuch dar, jene Wirklichkeit zu ergründen, die den Gläubigen als Christen durch den Empfang des Geistes geschenkt ist. Einheit Weil Christus - Haupt und Mitte der Kirche einzigartig ist, kann auch die Kirche nur eine sein und hat einen bleibenden Auftrag zur Einigkeit und Überwindung von Spaltungen. Die Einheit ist der Kirche durch den Geist gegeben, aber sie muß in der geschichtlichen Wirklichkeit immer neu realisiert werden. Diese Einheit betrifft das Leben der Mitglieder innerhalb der Kirche, aber auch die Einheit der christlichen Kirchen in der ökumenischen Bestrebung. Einheit meint nicht Gleichmacherei oder Uniformität, sondern es ist eine Einheit in Fülle und Verschiedenheit. Einig ist die Kirche, wenn sie sich mit allen Unterdrückten und Entzweiten vereint, wenn sie zum Ort des Friedens und der Versöhnung inmitten einer gespaltenen Welt wird. Heiligkeit Weil Christus heilig ist, ist auch die Kirche der Sünder durch ihre Teilhabe an ihm wesenhaft geheiligt. Die Gabe der Heiligkeit wird aber auch zum Auftrag. Es gehört zur Kirche, daß sie sich ihrer menschlichen Unzulänglichkeit und Schuld bewußt wird und durch Umkehr sich immer neu zur Heiligkeit der Kirche - zu Christus - zuwendet. Katholizität Weil Christus das Heil für die ganze Menschheit ist, muß die Kirche von ihrem Wesen her katholisch (wörtl: was dem Ganzen entspricht) sein. Katholisch ist die Kirche aber auch durch ihre räumliche Ausdehnung, sie ist am ganzen Erdkreis vertreten. Die Konfessionsbezeichnung "katholisch" ist erst seit der Reformation verengt worden. Apostolizität Die Kirche ist apostolisch, weil sie die Gesandtschaft Christi in ihrer Verkündigung bis ans Ende der Welt weiterzuführen hat. Die Kirche ist apostolisch, weil der Inhalt ihrer Verkündigung auf dem Zeugnis der Apostel beruht. Die Verbindung mit dem Ursprung zeigt sich am deutlichsten in der sog. apostolischen Nachfolge. Das Ziel des apostolischen Auftrags liegt darin, den Menschen ihre letzte Erfüllung zu vermitteln, die ihnen in der Gemeinschaft mit dem Auferstandenen zuteil werden soll. DIE HIERARCHISCHE VERFASSUNG DER KIRCHE (STRUKTUREN DER KIRCHE) Jesus verkündete die Botschaft vom Reich Gottes in einer konkreten geschichtlichen Situation. Er sammelte Menschen in seine Nachfolge, die sein Werk nach seinem Tod weiterführen sollten. Die Apostel führten die Sendung Jesu weiter und so entstanden Gemeinden, in denen versucht wurde aus dem Geist Jesu zu leben. Es ist eine soziologische Wirklichkeit, daß sich in solchen Gemeinden Strukturen und Ordnungen herausbilden, damit das Leben funktionieren kann. So kam es auch in den christlichen Gemeinden zu Ordnungen und Strukturen, um dem Auftrag Jesu gerecht zu werden. Menschliche Ordnungen stehen in der Kirche aber unter der ständigen Kritik des Geistes Jesu, sodaß man heute von einer Spannung zwischen Charisma und Amt spricht. In der Geschichte der Kirche kam es oft zu einseitigen Betonungen des Amtes (Hierarchie) oder der charismatischen Wirklichkeit der Kirche. Der hierarchische Aufbau der Kirche Im Lauf der Zeit bildete sich in den Gemeinden, die von Jüngern Jesu gegründet wurden, eine hierarchische Ordnung heraus. Im 5. Jh wird eine theologische Hierarchie festgeschrieben, die in der folgenden Zeit der Kirche ihre Bedeutung beibehielt. Neu eingesetzt wurde diese Hierarchie in der Zeit der Reformation, als Abgrenzung gegen die Relativierung durch die Reformatoren. Das Vaticanum II beschreibt die Hierarchie, wobei das dreigestufte Amt (Bischof, Priester, Diakon) als auf die apostolische Zeiten zurückgehend bezeichnet wird. Hierarchie heißt eigentlich: "heiliger Ursprung", heilige Ordnung. Das Kirchenverständnis des Konzils legt wert darauf, daß die Laien nicht nur Adressaten, sondern auch Partner der Hierarchie sind. DIE KIRCHE - AUFBAU UND IHRE DIENSTE AUS DER SICHT DES VATICANUM II Das Konzil betont die fundamentale Gleichheit aller Getauften, die den Laien und dem Bischof in Entscheidungen auf das gleiche Niveau hebt. Das Konzil formuliert die Gleichheit aller als "Teilhabe am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Jesu Christi". Durch die Taufe und Firmung bekommt jeder Christ Anteil an den drei Ämtern Christi. Deshalb ist die Kirche nicht Sache der Kleriker, sondern sie geht alle Mitglieder an; in der "Communio", im gemeinschaftlichen Wirken für das Reich Gottes liegt ihre Sendung. 1. Die Laien Der Ausdruck "Laie" wird im NT nicht verwendt. Ende des 1. Jh wird er erwähnt als Bezeichnung des einfachen Gläubigen im Unterschied zu einem Diakon oder Priester. Die ursprüngliche Bedeutung meint: "zum Volk gehörig". Später bekommt das Wort die Bedeutung: nicht gebildet, nicht unterrichtete Masse. So wird der nicht-geweihte Christ deutlich vom Klerus abgegrenzt. Das Konzil legt die Gemeinsamkeit und die Unterschiedenheit von Klerus und Laien neu fest. Die Sendung der Laien kann nicht vom Priestertum abgeleitet werden, sie ist eine besondere aufgrund der Taufe und Firmung. Den Laien ist der Weltcharakter besonders eigen (LG 31). Alles, was die zeitliche Ordnung ausmacht, berufliches Schaffen, die Einrichtung der politischen Gemeinschaft, die internationalen Beziehungen und ähnliches mehr, sowie die Entwicklung und der Fortschritt von alledem sind das besondere Handlungsfeld des Laien. In diesem Handlungsfeld ist er "Amtsträger", er soll seine Handlungskompetenz gebrauchen und ausschöpfen. 2. Dienstämter in der Kirche Die kirchlichen Dienstämter sind in der heutigen Form nicht vom vorösterlichen Jesus konzipiert; sie sind in unterschiedlichen Situationen der Kirche entstanden. Bestimmte Ämter haben sich schon relativ früh bewährt und sind bis heute geblieben: BischofPriester-Diakon. In den Dienstämtern der Kirche gilt auf verschiedenen Ebenen das Prinzip der Kollegialität. D.h. der Träger des Dienstamtes ist eingebunden in die gemeinsame Verantwortung eines Kollegiums für das Ganze. Der Papst - Unfehlbarkeit Von Petrus zum Papst Die biblischen Schriften zeigen, daß Petrus eine besondere Autorität im Apostelkreis und in der Urgemeinde hatte. Im Laufe des 2. Jh bekam Rom immer mehr eine führende Rolle in Streitfragen der Lehre und Praxis des Glaubens. Daneben hatte auch noch der Bischof von Antiochien und Alexandrien eine besondere Bedeutung. In Konfliktfällen wurde Rom eine Vorrangstellung eingeräumt. Im 3. Jh berief sich der römische Bischof auf Mt 16,18. In der Gregorianische Reform im 11. Jh trat an die Stelle des territorialen Eigenkirchentums immer mehr das zentralistische römische Recht. An die Stelle der Abhängigkeit der Ortskirche von territorialen Herren trat die Abhängigkeit von der römischen Kirche. Das Papsttum verstand sich analog zu politischen, d.h. zu dieser Zeit monarchischen Gewalten. Beim Vaticanum I (1870/1871) wurde die Unfehlbarkeit und die Vorrangstellung des Papstes neu definiert: • dem Papst kommt die volle und oberste Leitungsgewalt (d.h. Hirtengewalt oder Jurisdiktion in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung) zu; • der Papst übt die der Kirche verliehene Unfehlbarkeit in Lehrentscheidungen aus, wenn er kraft seines Amtes handelt. Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit am Vaticanum I (NR 454) "Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluß an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils: Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand - was Gott verhüte - herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen. Gegenstand der Unfehlbarkeit ist: Glaubens- und Sittenlehre; Dogmen (sie müssen sich aus Schrift und Tradition nachweisen lassen). Träger der Unfehlbarkeit: • der Gesamtepiskopat, wenn er unter seinem Haupt, dem Papst, als ganzer etwas vorträgt; • ein allgemeines Konzil • der Papst (ex cathedra) Die meisten unfehlbaren Entscheidungen wurden durch Konzilien festgelegt. Die letzten beiden Jh brachten nur zwei unfehlbare Entscheidungen von einem Papst: Dogma der unbefleckten Empfängnis (1854), und das Dogma von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel (1950) Das Vaticanum II rückte die einseitige Festlegung der Bedeutung des Papstes wieder ins rechte Maß, indem es betonte, daß unbeschadet der vollen Leitungsgewalt, die dem Papst unmittelbar zukommt, auch dem Kollegium der Bischöfe eine nicht auf den Papst zurückführbare, also eine unmittelbare, höchste und volle Leitungsgewalt zukommt. Es gibt zwei nicht aufeinander zurückführbare oberste Leitungs- und Lehrgewalten, die im gleichen gründen: im sakramentalen Zeichen, das die Kirche selber ist. Papstwahl: Grundsätzlich kann jeder getaufte, männliche und rechtgläubige Katholik Papst werden; seit 1389 sind jedoch nur Kardinäle gewählt worden. Wahlberechtigt sind seit 1971 alle Kardinäle, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben (=Konklave). Gewählt ist, wer 2/3 der Stimmen auf sich vereinigt. Der Papst wird auf Lebenszeit gewählt, einen Stellvertreter besitzt er nicht. Bis zum 11. Jh wurde der Bischof von Rom durch Klerus und Volk gewählt. Hierarchie der Wahrheiten Dieser Ausdruck ist eine Formel für die Tatsache, daß zwar alle Dogmen gleich verbindlich und alle Glaubensaussagen wahr sind, daß sie aber inhaltlich nach ihrer Nähe zu Grundaussagen des christlichen Glaubens von verschiedenem Gewicht sind.