KIRCHE Gründung der Kirche In der Tradition vertrat man vielfach

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KIRCHE
Gründung der Kirche
In der Tradition vertrat man vielfach die Meinung,
daß die Kirche als Ganze und ihre wesentlichen Teile
(Amt, Sakramente..) auf ausdrückliche Aussagen Jesu
zurückgeführt werden können: Jesus ernennt in Petrus
den ersten Papst, er sammelt mit den Aposteln das
erste Bischofskollegium um sich und überträgt der so
verfaßten Kirche ganz bestimmte Vollmachten zur
Feier der Sakramente und für das Lehramt. (Bibeltext:
Mt 16,18; 18,17)
Einwände der neueren Bibelwissenschaften:
Einwand gegen die Petrusberufung: Mt 16,18 dürfte nicht
authentisch von Jesus sein, sondern die tatsächliche Stellung
des Petrus in der nachösterlichen Gemeinde widerspiegeln.
Wenn dieses Wort aber nicht vom historischen Jesus ist, so
kann es auch nicht als der Erweis einer unmittelbaren und
direkten Stiftung der Kirche durch den vorösterlichen Jesus
gewertet werden.
Einwand durch die Naherwartung: Wenn Jesus unter dem
Eindruck des nahen Endes stand, konnte er dann überhaupt
an die Organisation einer Kirche denken, die die Zeiten
überdauern sollte?
JESUS HAT KEINE KIRCHE ORGANISIERT
DIE KIRCHE HAT ABER IHREN URSPRUNG
IN JESU LEBEN UND WIRKEN
Jesus sammelt das endzeitliche Gottesvolk.
• Jesus und das Volk Israel
Jesu Botschaft ist durch die drängende Naherwartung
bestimmt. Allerdings drängt nicht wie bei Johannes
dem Täufer das Gericht heran, sondern das Heil. Das
Reich Gottes ist genaht, ja es wird durch Jesus bereits
Gegenwart. Israel muß sich zum wahren Gottesvolk
sammeln lassen, weil die entscheidende Stunde
gekommen ist. Um dieser Sammlung willen
konzentriert sich Jesus zunächst ganz auf Israel.
• Die Aussendung der Zwölf
Die Auserwählung der Zwölf aus einem größeren Jüngerkreis hat besondere Bedeutung. Jesus setzt durch
sie ein Zeichen für die endzeitliche Neuschöpfung
Israels (Mk 3,14). Die Zwölfzahl bezieht sich auf die
zwölf Stämme. Damit wird eine endzeitliche Hoffnung
Israels angesprochen. Die Zwölf sollen das Reich
Gottes verkünden und es durch das Austreiben der Dämonen gegenwärtig machen. Sie selbst und ihre
Tätigkeit sind Zeichen, Beginn und in gewissem Sinn
auch Vorwegnahme der jetzt aufscheinenden
Gottesherrschaft. Durch die Zwölf beginnt bereits die
Existenz des endzeitlichen Israel.
Die Gottesherrschaft braucht ein Volk, in dem sie sich
durchsetzen kann, in dem sie aufstrahlt. Sonst wäre sie
ortlos.
• Die Jünger Jesu
Auch angesichts der Gleichgültigkeit des Volkes
seiner Botschaft gegenüber, versucht Jesus nicht,
seinen Jüngerkreis zum Kern einer späteren Kirche zu
machen. Die Jünger sind nicht der heilige Rest Israels
und erst recht keine neue Gemeinde außerhalb des
Gottesvolkes. Die Jünger sind Mitarbeiter Jesu zur
Sammlung
Israels
angesichts
der
nahen
Gottesherrschaft. Darüber hinaus sollen sie in ihrer
Existenz als einzelne und als Gemeinschaft
zeichenhaft darstellen, was in Gesamt-Israel geschehen
soll: völlige Hingabe an das Evangelium vom Reich
Gottes, radikale Umkehr zu einer neuen
Lebensordnung.
• Tod Jesu
Jesus versteht seinen Tod, die Hingabe seines Lebens
als Sühne für jenes Israel, das sich seiner Botschaft
verweigert und das sich jetzt anschickt, ihn zu töten.
Jesu gesamte Existenz war zuerst Dasein für Israel und
dadurch Dasein für die Völker (Joh 11,50-52).
Warum geht Jesus diesen Weg? Israel hat die
Gottesherrschaft zurückgewiesen. Angesichts dieser
Situation hilft nur eine Heilssetzung Gottes, die trotz
alledem unverdient Leben einräumt. Erst im Tod Jesu
erweist sich endgültig das Wesen des Reiches Gottes:
trotz
der
schuldhaften
Vernichtung
seines
Repräsentanten
bedeutet
das
Reich
Gottes
unwiderruflich geschenktes Heil.
• Nach der Auferstehung Jesu
wird in der Bibel die Geistsendung berichtet. Die
Mitteilung des Hl.Geistes war Israel als die
endzeitliche Gabe Gottes verheißen. Die Urkirche, die
nun diese Erfahrung machte, verstand sich gerade
darin als das endzeitliche Israel. Vom Geist geführt,
entwickeln sich schon bald drei Grundvollzüge
urkirchlichen Lebens, die bleibende Bedeutung haben:
⇒ Verkündigung des Evangeliums
⇒ Gemeinschaft des Gottesvolkes in konkreten
Gemeinden
⇒ Gottesdienst und Feier der Liturgie.
Sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden
wußten sich die Jünger zunehmend geführt,
selbständige Lebenszentren im kritischen Gegenüber
zu Israel zu entwickeln. Dennoch blieb der Bezug zu
Israel deutlich. Die Urkirche wollte den Volk-GottesGedanken
der
atl-jüdischen
Überlieferung
weiterführen. Die urchristlichen Gemeinden wurden
meist nach dem Vorbild der jüdischen Synagogengemeinden organisiert. Schon bald wurden sie als
"Ekklesia" bezeichnet. Damit wurde das gleiche
griech. Wort verwendet, das die Septuaginta benützte,
um das hebräische Wort "qahal" (Volksgemeinde
Jahwes) aus der hebräischen Bibel zu übersetzen. Mit
dieser Kennzeichnung beanspruchte die Gemeinschaft
der an Jesus Glaubenden, Volk Gottes zu sein.
Kirche und Reich Gottes
Die Kirche ist nicht das Reich Gottes. Die Kirche ist
ein Zeichen, daß das Reich Gottes schon gegenwärtig
ist. Es ist in der Kirche präsent in der Form des Anbruchs, der Vorläufigkeit, der Verborgenheit. Gottes
Herrschaft und Reich ist in der Welt (wirksam) überall
da, wo geschieht, was die Verheißungen und Forderungen Jesu enthalten. Dies ist nicht auf die Kirche
beschränkt, es ist in der Welt unter Menschen möglich;
es wird erkennbar in ihren Taten der Selbstlosigkeit,
des Engagements für Gerechtigkeit, Versöhnung,
Freiheit und Frieden.
Das Reich Gottes ist das Ziel, auf das die Kirche
zugehen soll. Reich Gottes ist die Zukunft der Kirche
und der Welt ("Dein Reich komme"). Die Kirche steht
so im Dienste des Reiches Gottes. Daraus ergibt sich,
daß die Kirche sich immer erneuern muß; sie ist auf
Pilgerschaft in dieser Geschichte.
"Credo Ecclesiam" - "Kirche" im Glaubensbekenntnis
Die Kirche wird in den Glaubensbekenntnissen als
Anfügung an den Heiligen Geist genannt. "Ich glaube
an den Heiligen Geist, die (eine,) heilige, katholische
(und apostolische) Kirche“.
Das Glaubensbekenntnis zeigt: Christen glauben an
den Heiligen Geist, der die Kirche heiligt und sie in
die Wahrheit führt. Eine Vergöttlichung der Kirche
und ihres institutionellen Charakters ist deshalb
unmöglich. Die Kirche ist "nur" Beziehungspunkt des
Glaubens, sie ist kein Ziel in sich, sondern Instrument
des Geistes Christi, der die soziale Struktur der Kirche
verwendet.
Der Wandel des Selbstverständnis der Kirche durch das Vaticanum II
Das bisherige Kirchenbild
Hierarchie, Papst als unfehlbarer Souverän,
Zentralistische Verwaltung (Rom)
römisch - katholisch
Eingliederung des einzelnen in die Kirche
Kirche verstanden als "Kleruskirche"
(Ecclesia ordinata)
Ecclesia triumphans (Gegenreformation)
Amtsträger als Pontifex zwischen Gott und Mensch
Messe: Opfermahl, statisch-sakral
Formulierung von Dogmen,
Verurteilung von Häresien
Index librorum prohibitorum
Kirchenbann
Das Selbstverständnis der Kirche nach dem
Vaticanum II
• Die Kirche ist primär ein Mysterium / Sakrament
und nicht ein Heilsmittel.
• Die Kirche ist das gesamte Volk Gottes, nicht nur
die Hierarchie.
• Das ganze Volk Gottes hat Anteil an der Sendung
Christi und nicht nur an der Sendung der Hierarchie.
• Die Sendung der Kirche umfaßt den Dienst an den
Bedürftigen und nicht nur die Predigt des Evangeliums
oder das Spenden der Sakramente.
• Die Kirche ist wahrhaft gegenwärtig sowohl auf
lokaler als auch auf universaler Ebene. Eine Diözese
oder Pfarre ist nicht nur eine administrative
Unterabteilung der Gesamtkirche.
• Die Sendung der Kirche umfaßt die Verkündigung
des Evangeliums, das Spen-den der Sakramente, das
individuelle und institutionelle Zeugnisablegen für das
Evangelium und die Hilfeleistung den Bedürftigen
gegenüber. Alle Autorität ist zum Zwecke des
Dienstes, nicht zum Zwecke der Herrschaft verliehen.
• Religiöse Wahrheit ist auch außerhalb der Kirche
zu finden. Niemand darf gezwungen werden, den
christlichen oder katholischen Glauben anzunehmen.
• Die Kirche besteht immer um des Gottesreiches
willen und ist nicht selbst das Reich Gottes.
• Zentralbegriff des Konzils: Kirche ist Communio
(Gemeinschaft).
Die Grundvollzüge (-funktionen) der Kirche
Die Kirche ist ein Sakrament: d.h. daß Gott den
Menschen Heil gewährt, indem er sich ihnen kundtut.
Jesus Christus ist das Ursakrament Gottes, denn in
seinem Leben und Sterben ist Gott selbst den
Menschen nahegebracht worden. Als Auferstandener
setzt er das Wirken des Vater fort, ermöglicht er
Begegnung mit ihm. Die konkrete Art und Weise, wie
dieser Zugang zu Gott im Auferstandenen
vermittelt wird, ist die Kirche. Kirche als Sakrament
meint "das Zeichen und Werkzeug für die innigste
Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen
Menschheit (LG 1). Aus dieser Wirklichkeit ergibt
sich für die Kirche die Sendung, die Menschen und die
Welt der Fülle des Lebens entgegenzuführen.
Das Kirchenbild der konziliaren Erneuerung
Bischöfe (Bischof von Rom); Betonung der Ortskirchen
römisch - katholisch (Universalisierung)
Inkulturation der Kirche in verschiedene Kulturen
Kirche verstanden als das "pilgernde Gottesvolk“
(Gemeinschaft aller Gläubigen)
Ecclesia peccatorum
Ecclesia semper reformanda
Dienstamt mit und für den Laien,
gemeinsam in der Anfechtung des Glaubens
Opfermahl, dynamisch-biblisch
Pastorale Weisungen
Gesprächsbereitschaft
Bildung, Information
KIRCHE
Die Heilssendung Jesu Christi
weiterführen
ZEICHEN und WERKZEUG des
HEILES sein
1. Heil für die Welt sein
2. Heil wirken
3. zeigen, was Heil ist
Wege der Verwirklichung dieser Sendung;
Grundvollzüge / Grundfunktionen der Kirche:
1. Martyria - Verkündigung und Zeugnis
2. Liturgia - Gottesdienst, Sakramente und Gebet
3. Diakonia - Dienst der Liebe und geschwisterlichen
Gemeinschaft.
Martyria: Es gehört zur Sendung der Kirche, das
Wort Gottes der Welt zu verkünden und zu bezeugen.
Ohne Verkündigung gäbe es keinen rettenden
Glauben. Die Verkündigung erstreckt sich von der
Wortverkündigung (Bibel, Auslegung der Schrift,
Katechese,...) bis hin zum gelebten Zeugnis der
Glaubenden. Dazu gehört auch das prophetische Wort
des Christen in allen Bereichen des Lebens (Politik,
Wirtschaft, Kultur...).
Liturgie: Die Eucharistie als höchster Ausdruck des
Dankes und der Feier des Glaubens ist zugleich die
intensivste Form der Selbstdarstellung der Kirche. Zur
Liturgie gehört auch die Heiligung des einzelnen durch
die Sakramente und die verschiedensten Formen des
Gebetes.
Diakonie: Das alltägliche Leben, der Einsatz für die
Notleidenden und Unterdrückten, die Sorge für die
Mitmenschen, die gelebte Nächstenliebe und auch die
Gestaltung der Welt und all ihrer Bereiche sind
Auftrag des Christen.
DIE EIGENSCHAFTEN DER KIRCHE
Kirche lebt in der Kraft des Auferstandenen, aus dem
Geist, der das Christusgeschehen durch die Zeiten
hindurch zu immer neuer Wirksamkeit und Vollendung bringt. Die Eigenschaften (Kennzeichen) der
Kirche sind "Bekenntniszeichen"; sie stellen einen
Versuch dar, jene Wirklichkeit zu ergründen, die den
Gläubigen als Christen durch den Empfang des Geistes
geschenkt ist.
Einheit
Weil Christus - Haupt und Mitte der Kirche einzigartig ist, kann auch die Kirche nur eine sein und
hat einen bleibenden Auftrag zur Einigkeit und Überwindung von Spaltungen. Die Einheit ist der Kirche
durch den Geist gegeben, aber sie muß in der
geschichtlichen Wirklichkeit immer neu realisiert
werden. Diese Einheit betrifft das Leben der
Mitglieder innerhalb der Kirche, aber auch die Einheit
der christlichen Kirchen in der ökumenischen
Bestrebung. Einheit meint nicht Gleichmacherei oder
Uniformität, sondern es ist eine Einheit in Fülle und
Verschiedenheit. Einig ist die Kirche, wenn sie sich
mit allen Unterdrückten und Entzweiten vereint, wenn
sie zum Ort des Friedens und der Versöhnung inmitten
einer gespaltenen Welt wird.
Heiligkeit
Weil Christus heilig ist, ist auch die Kirche der Sünder
durch ihre Teilhabe an ihm wesenhaft geheiligt. Die
Gabe der Heiligkeit wird aber auch zum Auftrag. Es
gehört zur Kirche, daß sie sich ihrer menschlichen
Unzulänglichkeit und Schuld bewußt wird und durch
Umkehr sich immer neu zur Heiligkeit der Kirche - zu
Christus - zuwendet.
Katholizität
Weil Christus das Heil für die ganze Menschheit ist,
muß die Kirche von ihrem Wesen her katholisch
(wörtl: was dem Ganzen entspricht) sein. Katholisch
ist die Kirche aber auch durch ihre räumliche
Ausdehnung, sie ist am ganzen Erdkreis vertreten. Die
Konfessionsbezeichnung "katholisch" ist erst seit der
Reformation verengt worden.
Apostolizität
Die Kirche ist apostolisch, weil sie die Gesandtschaft
Christi in ihrer Verkündigung bis ans Ende der Welt
weiterzuführen hat. Die Kirche ist apostolisch, weil
der Inhalt ihrer Verkündigung auf dem Zeugnis der
Apostel beruht. Die Verbindung mit dem Ursprung
zeigt sich am deutlichsten in der sog. apostolischen
Nachfolge. Das Ziel des apostolischen Auftrags liegt
darin, den Menschen ihre letzte Erfüllung zu
vermitteln, die ihnen in der Gemeinschaft mit dem
Auferstandenen zuteil werden soll.
DIE HIERARCHISCHE VERFASSUNG DER
KIRCHE (STRUKTUREN DER KIRCHE)
Jesus verkündete die Botschaft vom Reich Gottes in
einer konkreten geschichtlichen Situation. Er sammelte
Menschen in seine Nachfolge, die sein Werk nach
seinem Tod weiterführen sollten. Die Apostel führten
die Sendung Jesu weiter und so entstanden
Gemeinden, in denen versucht wurde aus dem Geist
Jesu zu leben. Es ist eine soziologische Wirklichkeit,
daß sich in solchen Gemeinden Strukturen und
Ordnungen
herausbilden,
damit
das
Leben
funktionieren kann. So kam es auch in den christlichen
Gemeinden zu Ordnungen und Strukturen, um dem
Auftrag Jesu gerecht zu werden. Menschliche
Ordnungen stehen in der Kirche aber unter der
ständigen Kritik des Geistes Jesu, sodaß man heute
von einer Spannung zwischen Charisma und Amt
spricht. In der Geschichte der Kirche kam es oft zu
einseitigen Betonungen des Amtes (Hierarchie) oder
der charismatischen Wirklichkeit der Kirche.
Der hierarchische Aufbau der Kirche
Im Lauf der Zeit bildete sich in den Gemeinden, die
von Jüngern Jesu gegründet wurden, eine
hierarchische Ordnung heraus. Im 5. Jh wird eine
theologische Hierarchie festgeschrieben, die in der
folgenden Zeit der Kirche ihre Bedeutung beibehielt.
Neu eingesetzt wurde diese Hierarchie in der Zeit der
Reformation, als Abgrenzung gegen die Relativierung
durch die Reformatoren. Das Vaticanum II beschreibt
die Hierarchie, wobei das dreigestufte Amt (Bischof,
Priester, Diakon) als auf die apostolische Zeiten
zurückgehend bezeichnet wird.
Hierarchie heißt eigentlich: "heiliger Ursprung",
heilige Ordnung.
Das Kirchenverständnis des Konzils legt wert darauf,
daß die Laien nicht nur Adressaten, sondern auch
Partner der Hierarchie sind.
DIE KIRCHE - AUFBAU UND IHRE DIENSTE
AUS DER SICHT DES VATICANUM II
Das Konzil betont die fundamentale Gleichheit aller
Getauften, die den Laien und dem Bischof in
Entscheidungen auf das gleiche Niveau hebt.
Das Konzil formuliert die Gleichheit aller als
"Teilhabe am priesterlichen, königlichen
und
prophetischen Amt Jesu Christi". Durch die Taufe und
Firmung bekommt jeder Christ Anteil an den drei
Ämtern Christi. Deshalb ist die Kirche nicht Sache der
Kleriker, sondern sie geht alle Mitglieder an; in der
"Communio", im gemeinschaftlichen Wirken für das
Reich Gottes liegt ihre Sendung.
1. Die Laien
Der Ausdruck "Laie" wird im NT nicht verwendt.
Ende des 1. Jh wird er erwähnt als Bezeichnung des
einfachen Gläubigen im Unterschied zu einem Diakon
oder Priester. Die ursprüngliche Bedeutung meint:
"zum Volk gehörig". Später bekommt das Wort die
Bedeutung: nicht gebildet, nicht unterrichtete Masse.
So wird der nicht-geweihte Christ deutlich vom Klerus
abgegrenzt. Das Konzil legt die Gemeinsamkeit und
die Unterschiedenheit von Klerus und Laien neu fest.
Die Sendung der Laien kann nicht vom Priestertum
abgeleitet werden, sie ist eine besondere aufgrund der
Taufe und Firmung.
Den Laien ist der Weltcharakter besonders eigen (LG
31). Alles, was die zeitliche Ordnung ausmacht,
berufliches Schaffen, die Einrichtung der politischen
Gemeinschaft, die internationalen Beziehungen und
ähnliches mehr, sowie die Entwicklung und der
Fortschritt von alledem sind das besondere
Handlungsfeld des Laien. In diesem Handlungsfeld ist
er "Amtsträger", er soll seine Handlungskompetenz
gebrauchen und ausschöpfen.
2. Dienstämter in der Kirche
Die kirchlichen Dienstämter sind in der heutigen Form
nicht vom vorösterlichen Jesus konzipiert; sie sind in
unterschiedlichen Situationen der Kirche entstanden.
Bestimmte Ämter haben sich schon relativ früh
bewährt und sind bis heute geblieben: BischofPriester-Diakon.
In den Dienstämtern der Kirche gilt auf verschiedenen
Ebenen das Prinzip der Kollegialität. D.h. der Träger
des Dienstamtes ist eingebunden in die gemeinsame
Verantwortung eines Kollegiums für das Ganze.
Der Papst - Unfehlbarkeit
Von Petrus zum Papst
Die biblischen Schriften zeigen, daß Petrus eine
besondere Autorität im Apostelkreis und in der
Urgemeinde hatte.
Im Laufe des 2. Jh bekam Rom immer mehr eine
führende Rolle in Streitfragen der Lehre und Praxis
des Glaubens. Daneben hatte auch noch der Bischof
von Antiochien und Alexandrien eine besondere
Bedeutung. In Konfliktfällen wurde Rom eine
Vorrangstellung eingeräumt.
Im 3. Jh berief sich der römische Bischof auf Mt
16,18.
In der Gregorianische Reform im 11. Jh trat an die
Stelle des territorialen Eigenkirchentums immer mehr
das zentralistische römische Recht. An die Stelle der
Abhängigkeit der Ortskirche von territorialen Herren
trat die Abhängigkeit von der römischen Kirche. Das
Papsttum verstand sich analog zu politischen, d.h. zu
dieser Zeit monarchischen Gewalten. Beim Vaticanum
I (1870/1871) wurde die Unfehlbarkeit und die
Vorrangstellung des Papstes neu definiert:
• dem Papst kommt die volle und oberste Leitungsgewalt (d.h. Hirtengewalt oder Jurisdiktion in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung) zu;
• der Papst übt die der Kirche verliehene Unfehlbarkeit in Lehrentscheidungen aus, wenn er kraft
seines Amtes handelt.
Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit am Vaticanum I
(NR 454)
"Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der
katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker
lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten
Glaubenssatz, in treuem Anschluß an die vom Anfang des
christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter
Zustimmung des heiligen Konzils: Wenn der römische
Bischof in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das
heißt, wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller
Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt
endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten
sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus
verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche
Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in
Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese
endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind
daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der
Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand - was Gott verhüte
- herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen.
Gegenstand der Unfehlbarkeit ist: Glaubens- und
Sittenlehre; Dogmen (sie müssen sich aus Schrift und
Tradition nachweisen lassen).
Träger der Unfehlbarkeit:
• der Gesamtepiskopat, wenn er unter seinem Haupt,
dem Papst, als ganzer etwas vorträgt;
• ein allgemeines Konzil
• der Papst (ex cathedra)
Die meisten unfehlbaren Entscheidungen wurden
durch Konzilien festgelegt. Die letzten beiden Jh
brachten nur zwei unfehlbare Entscheidungen von
einem Papst: Dogma der unbefleckten Empfängnis
(1854), und das Dogma von der leiblichen Aufnahme
Marias in den Himmel (1950)
Das Vaticanum II rückte die einseitige Festlegung der
Bedeutung des Papstes wieder ins rechte Maß, indem
es
betonte,
daß
unbeschadet
der
vollen
Leitungsgewalt, die dem Papst unmittelbar zukommt,
auch dem Kollegium der Bischöfe eine nicht auf den
Papst zurückführbare, also eine unmittelbare, höchste
und volle Leitungsgewalt zukommt. Es gibt zwei nicht
aufeinander zurückführbare oberste Leitungs- und
Lehrgewalten, die im gleichen gründen: im
sakramentalen Zeichen, das die Kirche selber ist.
Papstwahl: Grundsätzlich kann jeder getaufte,
männliche und rechtgläubige Katholik Papst werden;
seit 1389 sind jedoch nur Kardinäle gewählt worden.
Wahlberechtigt sind seit 1971 alle Kardinäle, die das
80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben
(=Konklave). Gewählt ist, wer 2/3 der Stimmen auf
sich vereinigt. Der Papst wird auf Lebenszeit gewählt,
einen Stellvertreter besitzt er nicht.
Bis zum 11. Jh wurde der Bischof von Rom durch
Klerus und Volk gewählt.
Hierarchie der Wahrheiten
Dieser Ausdruck ist eine Formel für die Tatsache, daß
zwar alle Dogmen gleich verbindlich und alle
Glaubensaussagen wahr sind, daß sie aber inhaltlich
nach ihrer Nähe zu Grundaussagen des christlichen
Glaubens von verschiedenem Gewicht sind.
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