DEVISENFOKUS Japanischer Yen

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Helaba Volkswirtschaft/Research
DEVISENFOKUS
21. August 2014
Japanischer Yen
AUTOR
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
[email protected]
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
REDAKTION
Markus Reinwand, CFA
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung
Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44

Der US-Dollar konnte zuletzt ähnlich wie die Norwegen-Krone aufwerten. Unter den
Schwellenländern verloren osteuropäische Währungen, die asiatischen legten dagegen zu.
Der Japanische Yen erholte sich in diesem Jahr etwas von den massiven Verlusten 2013.
Dabei hat sich die konjunkturelle Situation in Japan verschlechtert, die Zweifel an der Wirksamkeit der „Abenomics“ wachsen. Während das globale Umfeld den Yen in den letzten
Monaten eher stützte, dürfte ihn die sich abzeichnende US-Zinswende gegenüber dem USDollar belasten. Gegenüber dem Euro könnte sich der Yen jedoch weiter erholen.
Helaba Währungsprognosen
Euro-Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 22.07. bis zum 20.08.2014)
US-Dollar
1,6
Japanischer Yen
-0,7
Britisches Pfund
-1,2
Schweizer Franken
0,3
Kanadischer Dollar
-0,6
Australischer Dollar
0,4
Neuseeland-Dollar
-1,9
Schwedische Krone
0,6
Norwegische Krone
1,5
Tschechische Krone
-1,5
Polnischer Zloty
-1,2
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Ungarischer Forint
-2,1
Russischer Rubel
-2,4
Türkische Lira
-2,1
Koreanischer Won
1,9
2,4
0,9
0,0
Chinesischer Yuan
Indische Rupie
Südafrikanischer Rand
Brasilianischer Real
-0,7
0,1
Mexikanischer Peso
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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DEVISENF OKUS JAPANISCHER YEN
JPY: Währungspfeil verfehlt das Ziel
Im vergangenen Jahr stand der Japanische Yen noch im Fokus des Devisenmarktes. Damals zählte die Währung weltweit zu den schwächsten. 2014 konnte der Yen – entgegen der allgemeinen
Erwartungen – wieder etwas Boden gutmachen. Die Erholung basiert in erster Linie auf markttechnischen Argumenten denn auf einer positiven fundamentalen Entwicklung in Japan. Sein Status
als sicherer Anlagehafen hat dem Yen hingegen bislang nicht sonderlich geholfen. Eine Währungsabwertung gilt als wesentlicher Bestandteil der sogenannten „Abenomics“, der Wirtschaftspolitik des Ende 2012 ins Amt gewählten Ministerpräsidenten Abe. Im Zuge des schwächeren Yen
kletterten die Aktienkurse und verbesserten sich die Konjunkturdaten in Japan. 2014 sind all diese
Entwicklungen ins Stocken geraten. Sind die „Abenomics“ gescheitert?
Politisch herbeigeführte
Yen-Abwertung 2013
Die japanische Notenbank erhöhte 2013 ihr Inflationsziel auf 2 %. Um dies zu erreichen, beschloss
die Bank of Japan eine massive Ausweitung ihres Wertpapierkaufprogramms. Neben einer Zinsreduktion war das – wenn auch nicht offiziell erklärte – Ziel eine Yen-Abwertung. Diese trat im Vorjahr mit Kursverlusten von über 17 % gegenüber dem US-Dollar und mehr als 20 % gegenüber
dem Euro ein. Das Ausmaß hat womöglich sogar die Notenbanker überrascht. Während der globalen Finanzkrise bzw. der europäischen Schuldenkrise hatte der Yen kräftig an Wert gewonnen und
galt im Herbst 2012 insgesamt als überbewertet.
Geldpolitisch bedingte Yen-Schwäche erlahmt
Verhältnis
Höhere Steuern und Importpreise trieben Inflation
JPY
* Annahme: Fed beendet Kaufprogramm im 11/2014, BoJ behält Käufe bei
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
„Abenomics“ mit
Anfangserfolgen
% gg. Vorjahr
% gg. Vorjahr
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Neben der expansiven Geldpolitik basieren die „Abenomics“ auf staatlichen Ausgabenprogrammen
zur Konjunkturstimulierung, die entsprechend umgesetzt wurden. Als sogenannter dritter Pfeil dieser Politik sind strukturelle Reformen vorgesehen. Die Stimmung in der Wirtschaft verbesserte sich
dank dieser Maßnahmen spürbar, das Wachstum sprang bereits Anfang 2013 an. Mit der YenAbwertung schwollen die Unternehmensgewinne an, der japanische Aktienmarkt haussierte. Sogar
die Inflationsrate erhöhte sich wie angestrebt: Während Anfang 2013 die Preise in Japan im Vorjahresvergleich – wie so häufig in den letzten Jahren – noch rückläufig waren, lag die Teuerung
Ende 2013 bereits bei 1,6 %. Die Währungsabwertung wirkte sich direkt auf die Inflation aus, da
sich die Importe um rund 18 % verteuerten. Zudem ist Japan nach der Abschaltung aller Atomkraftwerke stärker auf die Einfuhr von Energiegütern angewiesen, die gewöhnlich in US-Dollar abgerechnet werden. Auf den ersten Blick schienen die „Abenomics“ ein Erfolg zu werden.
Um die gewachsenen Staatsausgaben zu refinanzieren bzw. das hohe Haushaltsdefizit von rund
9 % am BIP 2013 zu senken, wurde in Japan Anfang April die Mehrwertsteuer von 5 auf 8 % angehoben. Die Inflation sprang deswegen in der Spitze auf 3,7 %. Im Vorfeld der Steuererhöhung
wuchs erwartungsgemäß der private Konsum kräftig. Der darauf folgende Einbruch fiel jedoch
schärfer aus als der vorherige Anstieg. Zudem schwächten sich auch die Unternehmensinvestitionen ab, so dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal mit -6,8 % annualisiert den stärksten
Einbruch nach dem Tsunami 2011 verzeichnete. Im zweiten Halbjahr zeichnet sich zumindest wie-
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der eine Verbesserung ab. Die Stimmungsindikatoren haben sich von dem kurzzeitigen Einbruch
erholt, auch erste reale Daten signalisieren wieder Wachstum. Damit dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2014 um magere 1 % zulegen, für das kommende Jahr ergeben sich ähnliche Aussichten. Die
konjunkturellen Folgen der „Abenomics“ fallen damit eher ernüchternd aus.
Nur kurzer Wachstumsschub durch „Abenomics“
Anhaltendes Handelsdefizit trotz schwächeren Yens
% gg. Vorjahr, Vorquartal
% am BIP
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Außenhandel profitiert
kaum von Yen-Abwertung
Selbst die Yen-Abwertung gab dem Export wenig Impulse. Zwar stiegen die Ausfuhren 2013 nominal um rund 10 %, vor allem weil der in US-Dollar fakturierte Handel in Yen umgerechnet höher
ausfiel. Die realen Exporte schrumpften dagegen leicht. Da die Importe aufgrund einer höheren
Nachfrage nach Energieprodukten real wuchsen, vergrößerte sich das Handelsbilanzdefizit Japans. Sogar der einst so stolze Leistungsbilanzüberschuss verkehrte sich kurzeitig in einen Fehlbetrag. Nachlassende Energieimporte sprechen dafür, dass sich die Außenhandelsbilanzen 2014
wieder etwas verbessern. Sollten 2015 tatsächlich erste Atomkraftwerke wieder hochgefahren
werden, wird diese Tendenz auch im kommenden Jahr anhalten.
Die Strukturreformen überzeugen bislang kaum. So werden u.a. Veränderungen bei den Unternehmenssteuern sowie bei Anlagerichtlinien des staatlichen Pensionsfonds angestrebt. Die Verhandlungen über das transpazifische Freihandelsabkommen ziehen sich hin. Ein höheres Lohnwachstum zur Bekämpfung der Deflation kann die Regierung auch nicht einfach anordnen, selbst
wenn die jüngst ausgehandelten Tariflöhne überdurchschnittlich zulegen. Nominal stiegen die
Löhne zuletzt zwar leicht, inflationsbereinigt fielen sie trotz einer niedrigen Arbeitslosenquote jedoch so deutlich wie selten zuvor. Die höhere Teuerung beruht weitgehend auf der Mehrwertsteueranhebung sowie auf gestiegenen Importpreisen. Beide Effekte sollten bis ins nächste Jahr nachlassen, so dass sich die Inflation dann wieder der Nullmarke nähert, bevor im Oktober 2015 dann
die nächste Stufe der Mehrwertsteueranhebung auf 10 % erfolgen soll. Ein nachhaltig inflationärer
Prozess in Japan zeichnet sich damit nicht ab. Die fiskalischen Probleme Japans – die Staatsverschuldung beträgt mehr als 240 % des BIP – sind weiter ungelöst.
Gesunkene US-Renditen nur temporäre Yen-Stütze
Yen gegenüber Euro sogar mit Renditevorteil
JPY
JPY
%-Punkte
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
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%-Punkte
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
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DEVISENF OKUS JAPANISCHER YEN
Yen-Abwertung
gegenüber US-Dollar
Die Bank of Japan wird ihr Wertpapierkaufprogramm noch bis auf weiteres fortsetzen. Angesichts
des konjunkturellen Rückschlags und einer demnächst wieder sinkenden Teuerung ist sogar eine
leichte Ausweitung nicht unwahrscheinlich. Weil die US-Notenbank ihre Käufe bald beenden wird,
spricht die quantitative Geldpolitik wieder für einen schwächeren Yen. Global sinkende Kapitalmarktrenditen stützen traditionell die Niedrigzinswährung aus Japan. Die Zinsspreads signalisieren
aktuell sogar einen stärkeren Yen gegenüber dem US-Dollar und vor allem gegenüber dem Euro.
Zumindest in den USA dürften jedoch die Treasury-Renditen mit Blick auf eine Zinswende 2015
wieder ansteigen, so dass sich der Dollar-Yen-Kurs von aktuell knapp 104 wohl wieder erhöhen
wird. Da der Yen nach seiner letztjährigen Abwertung jedoch mittlerweile auf Basis adjustierter
Kaufkraftparitäten oder realer Wechselkursindizes eher als günstig anzusehen ist, hält sich sein
Verlustpotenzial in Grenzen. So dürfte der Dollar-Yen-Kurs bis Jahresende auf 105 und 2015 etwas darüber hinaus ansteigen. Gegenüber dem Euro könnte der Yen dagegen zulegen, da wohl
diesmal die EZB die extremere Geldpolitik vollziehen wird. Bei kürzeren Laufzeiten rentieren japanische Staatsanleihen mittlerweile sogar höher als Bundesanleihen. Der Euro-Yen-Kurs wird von
aktuell 138 vermutlich auf unter 130 im ersten Halbjahr 2015 fallen. Große Wachstumsimpulse für
die japanische Wirtschaft wären von dieser Seite daher nicht zu erwarten. Hierfür muss sich Ministerpräsident Abe schon mehr einfallen lassen, als Geld zu drucken.
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
31.12.13
22.07.14
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q3/2014
Q4/2014
Q1/2015
Q2/2015
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
3,7
1,6
1,33
1,30
1,25
1,20
1,20
Japanischer Yen
5,2
-0,7
138
133
131
126
128
Britisches Pfund
3,9
-1,2
0,80
0,80
0,79
0,78
0,78
Schweizer Franken
1,3
0,3
1,21
1,25
1,25
1,25
1,25
Kanadischer Dollar
0,4
-0,6
1,45
1,42
1,38
1,33
1,32
Australischer Dollar
7,9
0,4
1,43
1,44
1,42
1,36
1,36
Neuseeland-Dollar
5,7
-1,9
1,58
1,55
1,52
1,50
1,54
Schwedische Krone
-3,5
0,6
9,17
9,20
9,00
8,80
8,70
Norwegische Krone
1,6
1,5
8,21
8,10
7,90
7,80
7,70
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
1,5
-2,2
104
102
105
105
107
Schweizer Franken
-2,2
-1,2
0,91
0,96
1,00
1,04
1,04
Kanadischer Dollar
-3,2
-2,1
1,10
1,09
1,10
1,11
1,10
Schwedische Krone
-6,9
-1,0
6,92
7,08
7,20
7,33
7,25
Norwegische Krone
-2,0
-0,1
6,20 1,57
6,23
6,32
6,50
6,42
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
0,2
-2,8
1,66
1,63
1,58
1,54
1,54
Australischer Dollar
4,1
-1,1
0,93
0,90
0,88
0,88
0,88
Neuseeland-Dollar
1,9
-3,4
0,84
0,84
0,82
0,80
0,78
*20.08.2014
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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