Vorwort Aus unserer Wirtschaftswelt sind uns Inventuren geläufig: In Kfz-Betrieben werden an einem Stichtag alle Ersatzteile bis hin zu jeder Schraube gezählt, in Lebensmittelgeschäften werden Butterpakete, Backpulvertüten und Salamibestände erfasst, um zu einem bestimmten Zeitpunkt das tatsächlich vorhandene Kapital genau zu kennen. Und wie ist das mit dem Wald? Können denn an einem Stichtag alle Bäume gezählt werden, um das derzeitige Kapital der Forstwirtschaft zu ermitteln? Kann dann auch unterschieden werden, ob Eiche, ob Buche, alt oder jung, groß oder klein, geschädigt oder vital? Schnell gelangt man zu der Einsicht, dass dies Wohl ein schwieriges Unterfangen ist, dass zudem die Kosten / Nutzen – Relation in eine erhebliche Schieflage bringen würde. Weil trotz dieser Schwierigkeiten verlässliche Informationen über den Zustand unserer Wälder notwendig sind, behilft man sich mit einer Stichprobenaufnahme und einer anschließenden Hochrechnung, wie es etwa bei Wahlprognosen oder in der Meinungsforschung üblich ist. Die Bundeswaldinventur ist ein Netz von Stichprobeflächen im Raster von 4x4 km, welches über ganz Deutschland gelegt wird. 1 Vorwort Nach § 41 a Bundeswaldgesetz sind die Bundesländer zur Durchführung einer Bundeswaldinventur verpflichtet, um „einen Gesamtüberblick über die großräumigen Waldverhältnisse und forstlichen Produktionsmöglichkeiten nach einem einheitlichen Verfahren“ zu erhalten. Erstmals wurde in den Jahren 1986 bis 1990 die Bundeswaldinventur 1 in den alten Bundesländern durchgeführt. Die Bundeswaldinventur 2 wurde als Wiederholungsinventur in den alten Bundesländern und als erste Inventur in den neuen Bundesländern in den Jahren 2001 und 2002 durchgeführt. Nutzen der Bundeswaldinventur: Mit der Bundeswaldinventur 1 und der Wiederholungsinventur BWI 2 erhält man eine verlässliche Datengrundlage über den derzeitigen Status und die Möglichkeit, Entwicklungen der Vergangenheit zu verfolgen. Daraus ergibt sich auch die Chance vorsichtige Prognosen zu erstellen. Diese drei Komponenten sind unerlässlich, um wirtschaftlich und politisch handeln zu können. 2 Vorwort Wirtschaftlich: Die BWI bietet einen Überblick über Menge und Qualität des Rohholzaufkommens für die nächsten Jahrzehnte. Damit ist sie eine Grundlage für strategische Unternehmensentscheidungen der Waldbesitzenden. Sie erfasst das derzeitige Gesamtkapital der Branche und ermöglicht einen Ausblick auf das zukünftige Finanzpotential. Investitionen können zielgerichteter getätigt werden. Die nachhaltige Holzernte und die Vermarktung des Holzsortimentes basiert u.a. auf diesen Zahlen. Ebenso sind die Zahlen für die Holzverarbeitenden Industrie von Interesse. Beispielsweise bietet die BWI eine Entscheidungshilfe für die Wahl des Standortes oder für Investitionen. Politisch: Erst mit der Bestandaufnahme des Holzvorrates, kann eine die Nachhaltigkeit der Nutzung überprüft werden. Ebenso können umweltpolitisch Aussagen zur CO2-Speicherkapazität erst mit diesen Zahlen getroffen werden. Steuernde Anweisungen für die Bewirtschaftung und Pflege des Waldes im Landeseigentum können getroffen werden. Strategien für Empfehlungen und Förderungen in Gemeinde- und Privatwäldern werden u.a. auf dieser Datenbasis entwickelt. Naturschutzpolitisch können Ressourcen zielgerichteter eingesetzt werden, wenn Entwicklungen beobachtet werden, die dann begleitet, gefördert oder entgegengesteuert werden. 3 Vorwort